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Villa Voß.cdr - Stadt Gera

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<strong>Villa</strong> <strong>Voß</strong><br />

Parkstraße 14<br />

Stahlstich von F. Luthmer ( Architekt), um 1875 / <strong>Stadt</strong>archiv; Institut für <strong>Stadt</strong>geschichte Frankfurt a. Main<br />

Ferdinand Luthmer –<br />

<strong>Villa</strong> <strong>Voß</strong> in <strong>Gera</strong><br />

M<br />

it dieser <strong>Villa</strong> wurde in <strong>Gera</strong> in den 1860er Jahren der<br />

Grundstein für die „Toskana des Ostens“ gelegt. In den<br />

folgenden Jahren wurden über 100 repräsentative Villen<br />

mit großzügigen Gärten an den <strong>Stadt</strong>einfahrten, den Elsterterrassen<br />

bis in die Höhenzüge der <strong>Stadt</strong>ränder errichtet. Die<br />

Ausbildung eines mediterranen Flairs wurde auch durch Anpflanzung<br />

von dendrologischen Besonderheiten, insbesondere von<br />

Pyramidenpappeln geprägt.<br />

Der Baumeister, Ferdinand Luthmer, geheimer Baurat, Professor,<br />

Architekt und Kunstpädagoge, geboren 1842 in Köln, gest. 1921 in<br />

Frankfurt am Main war ein Ausnahmekünstler. Im Lebenswerk von<br />

Ferdinand Luthmer hat er nur wenige Gebäude in privatem Auftrag<br />

hinterlassen. Ferdinand Luthmer gehört zu den besten, befähigten<br />

Köpfen jener Zeit. Luthmer besaß hervorragende Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten als Kunstgewerbler,Architekt und Lehrer für Ornament-<br />

Zeichnen. BeimAnblick der <strong>Villa</strong> <strong>Voß</strong> mit bemerkenswerten Gestaltelementen<br />

der Renaissance ist es aus heutiger Sicht sehr bedauerlich,<br />

dass er wegen seinem öffentlichen Dienstverhältnis auf jede<br />

weitere baukünstlerische Tätigkeit verzichten musste.<br />

Die <strong>Villa</strong> ist ein zweigeschossiger Baukörper aus gelbockerfarbenen<br />

Verblendklinkern unter flach geneigten<br />

Walmdach mit weit ausladendem Kransgesims und Oberlicht.<br />

An der Ostseite befindet sich ein großer eingeschossiger,<br />

fünfachsiger Wintergarten. Die Fenstergestaltung erfolgte in<br />

Anlehnung an das Palladio-Motiv. Trotz nutzungsbedingter Eingriffe<br />

in die Bausubstanz mit dem Verlust von Innentüren, der Geländer<br />

der Haupttreppe und der Freitreppenanlage sind wesentliche<br />

Bestandteile der bauzeitlichen wandfesten Ausstattung erhalten<br />

geblieben. Zu dieser zählen die opulenten Stuckierungen in den<br />

Räumen des Erdgeschosses, die große, rechteckige, zweigeschossige<br />

Halle mit umlaufender Galerie unter einem Kappengewölbe<br />

auf Säulen. Beachtenswert ist auch die Nebentreppe mit<br />

ornamentierten Setzstufen aus Eisenguss.<br />

Grundrisse: <strong>Stadt</strong>archiv


Ferdinand Luthmer –<br />

<strong>Villa</strong> <strong>Voß</strong> in <strong>Gera</strong><br />

Zeichnung: Innenansicht von 1878; <strong>Stadt</strong>archiv<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Gera</strong> kann sich glücklich schätzen, dass die <strong>Villa</strong><br />

<strong>Voß</strong> als einziges Gebäude von Ferdinand Luthmer in <strong>Gera</strong><br />

Bestand hat. Lange Zeit nach 1990 war die Zukunft des<br />

Gebäudes nicht gesichert. Mehrere Jahre Leerstand hatte Spuren<br />

hinterlassen. Dass nun nach 20 Jahren trotz großer Substanzverluste<br />

eine Sanierung möglich war, ist kaum noch vorstellbar<br />

gewesen. Die teilweise Entkernung und Stabilisierung war für die<br />

Bauherrschaft ein Wagnis. Es musste sehr behutsam vorgegangen<br />

werden. Bemerkenswert sind die gestalterischen Details an den<br />

Fassaden, mit Palladiomotiv, Girlanden, Balustern und Friesen. Die<br />

schlichten Wandflächen aus gelben Klinkersteinen sind mit roten<br />

tiefliegenden Fugen abgesetzt. Die Gestaltung des Dachüberstandes<br />

ist in der Region ohne Beispiel. Unter dem weit auskragenden<br />

Dach befindet sich ein hölzerner Kassettenfries mit<br />

blauen Rosetten. Die Holzelemente sind in der Farbe des Sandsteins<br />

gestrichen, somit entsteht die Illusion einer steinsichtigen<br />

Traufe. Auch der Eingangsbereich, Foyer mit Atrium und Treppenhaus<br />

sind überliefert. Die restauratorischen Farbbefunde zeigten<br />

überraschend intensive Farbfassungen sowie zum Teil noch erhaltene<br />

Stukkolustro Wandgestaltungen. Luthmers <strong>Villa</strong> hatte nach<br />

ihrer Entstehung sowohl Vorbildwirkung als auch überregionale<br />

Bedeutung, die heute mit großer Strahlkraft wieder entstanden ist.<br />

Foto: UDSB - Archiv, 2002 Fotos: UDSB - Archiv, 2002<br />

Foto:UDSB-Archiv, 2002<br />

Quelle: Kulturdenkmale in Thüringen, <strong>Stadt</strong> <strong>Gera</strong>, Band 3 - 2007; Institut für <strong>Stadt</strong>geschichte Frankfurt a. Main; UDSB <strong>Gera</strong>

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