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und Sozialgeschichte der ungarischen Juden vom 18 ... - EPA

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L. Marjanucz: Zur Siedlungs- <strong>und</strong> <strong>Sozialgeschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>ungarischen</strong> <strong>Juden</strong> 89<br />

<strong>und</strong> Nordosten des Landes auf, wo die Zahl <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> am höchsten war.<br />

Angehörige <strong>der</strong> deutschen Nation <strong>und</strong> Vertreter <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />

waren demnach beinahe ausschließlich Angehörige <strong>der</strong> israelitischen Religion.<br />

Zu nennen sind die Komitate Trencsén, Árva, Liptó, Turócz <strong>und</strong> Zólyom.<br />

In den Komitaten Sáros <strong>und</strong> Zemplén war <strong>der</strong> Prozentsatz bei<strong>der</strong><br />

Gruppen fast gleich: 7 Prozent Deutsche <strong>und</strong> 8 Prozent <strong>Juden</strong> in Sáros, 6<br />

Prozent Deutsche <strong>und</strong> 8 Prozent <strong>Juden</strong> in Zemplén. Dort, wo eine sehr<br />

hohe Zahl von <strong>Juden</strong> lebte, wie in den Bezirken Tokaj (16 Prozent) <strong>und</strong> Sátoraljaújhely<br />

(15,5 Prozent), bekannten sich nur 1 beziehungsweise 6 Prozent<br />

als Deutsche. Bei einem ähnlichen prozentualen Anteil in den Komitaten<br />

Ung <strong>und</strong> Bereg verschmolzen die dortigen <strong>Juden</strong> weitgehend mit<br />

den Magyaren. In den obigen Fällen kam ein natürlicher soziologischer<br />

Trend Fallen zur Geltung: Die jüdische Bevölkerung ging sprachlich immer<br />

in dem stärkeren lokalen ethnischen Umfeld auf. Je tiefer wir uns in das<br />

ungarische Sprachgebiet hineinbegeben, desto mehr Angehörige <strong>der</strong> jüdischen<br />

Religion bekannten sich zur <strong>ungarischen</strong> Nation. Für weite Teile<br />

Nordostungarns ist bezeichnend, daß die römisch-katholische Religion<br />

zwar eine hegemoniale Position einnahm, die am weitesten verbreitete Religionsgemeinschaft<br />

aber die israelitische war, da sie in jedem Bezirk des<br />

Gesamtraumes aufzufinden war.<br />

Die Lage in Transdanubien unterschied sich davon entscheidend. Zwei<br />

Drittel <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> (etwa 17.000 Personen), die sich alle als Magyaren verstanden,<br />

lebten auf dem Territorium <strong>der</strong> Komitate Győr, Vas <strong>und</strong> Sopron.<br />

Das übrige Drittel, r<strong>und</strong> 7.000 Personen in den Komitaten Vas <strong>und</strong> Moson<br />

bekannten sich als Deutsche. Noch eindeutiger war das Fortschreiten <strong>der</strong><br />

Assimilation in den Komitaten Zala, Somogy <strong>und</strong> Baranya. Hier zählten<br />

sich von insgesamt 33.000 <strong>Juden</strong> 30.000 zu den Magyaren <strong>und</strong> 3.000 zu den<br />

Deutschen hinzu. Eine Ausnahme bildete das Komitat Tolna, wo 2.000 <strong>der</strong><br />

10.000 <strong>Juden</strong> Deutsch als ihre Muttersprache angaben. <strong>Juden</strong> lebten auch<br />

hier in allen Bezirken <strong>und</strong> Komitaten, allerdings betrug ihr Anteil im Unterschied<br />

zum Nordosten überall weniger als 10 Prozent <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung.<br />

Wie<strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es Bild ergibt sich jenseits <strong>der</strong> Theiß, im östlichen Teil<br />

Ungarns. In den Komitaten Máramaros <strong>und</strong> Ugocsa wurden insgesamt<br />

54.000 Deutsche gezählt, von denen 49.000 <strong>der</strong> jüdischen Religion angehörten,<br />

während sich etwa 5.000 zur römisch-katholischen rechneten. Die<br />

große Zahl <strong>der</strong> formal deutschsprachigen, tatsächlich aber jiddischsprachigen<br />

<strong>Juden</strong> hing mit den unter ihnen vorherrschenden orthodoxen Glaubensvorstellungen<br />

zusammen, die zu einer Verlangsamung <strong>der</strong> Assimilation<br />

führte. Jüdische Religionsangehörige bildeten in beiden Komitaten die<br />

zweitgrößte Bevölkerungsgruppe nach <strong>der</strong> griechisch-katholischen Gemeinschaft.<br />

<strong>18</strong>90 lag ihr Anteil an <strong>der</strong> Bevölkerung in <strong>der</strong> Stadt Sighet<br />

(Máramarossziget, Sighetu Marmaţiei) bei r<strong>und</strong> 25 Prozent.

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