28.02.2014 Aufrufe

Luxemburger Autorenlexikon Helminger, Guy

Luxemburger Autorenlexikon Helminger, Guy

Luxemburger Autorenlexikon Helminger, Guy

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Luxemburger</strong> <strong>Autorenlexikon</strong><br />

des Centre national de littérature in Mersch<br />

http://www.autorenlexikon.lu/page/author/490/4909/DEU/index.html<br />

Zuletzt geändert 12.07.2013<br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

<strong>Helminger</strong>, Gi<br />

20.01.1963 Esch/Alzette<br />

G. H. ist der jüngere Bruder von Nico <strong>Helminger</strong>. Er besuchte in Esch/Alzette die Grundschule<br />

und das Lycée de garçons, bevor er Germanistik und Philosophie in Luxemburg (1982-1983),<br />

Heidelberg (1983-1985) und Köln (1985-1988) studierte. Danach arbeitete er bis 1990 als<br />

Schauspieler beim Georg-Büchner-Ensemble in Köln, wo er u. a. den Baal in Brechts<br />

gleichnamigem Stück spielte. Er war zudem Regieassistent beim Fernsehen und Barkeeper in<br />

der Punkkneipe Station. Seitdem arbeitete er als 3D-Grafiker. Zahlreiche Reisen führten ihn nach<br />

Afrika, Asien, Indien, in die USA und nach Neuseeland. G. H. ist seit 1985 Mitglied des<br />

<strong>Luxemburger</strong> Schriftstellerverbandes, des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) sowie seit<br />

2007 des P.E.N. Zentrum Deutschland und lebt als freier Schriftsteller in Köln. Von Januar 2010<br />

bis Juli 2012 moderierte G. H. die Sendung Kultur für den Fernseher RTL Luxemburg, seit<br />

November 2012 moderiert er die erste <strong>Luxemburger</strong> Krimisendung DNA.<br />

G. H. schreibt Gedichte, Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher und Romane in deutscher<br />

Sprache, veröffentlicht in deutschsprachigen Zeitschriften (ndl, Krautgarten, Das Gedicht,<br />

Streckenläufer) und ist in nationalen wie internationalen Anthologien vertreten. Er legte bisher<br />

fünf, in Gedichtzyklen konzipierte Lyrikbände mit experimentellen, sprachreflektierten<br />

Textgebilden vor (Die Gegenwartsspringer, Entfernungen (in Zellophan) , Leib, eigener Leib, Ver-<br />

Wanderung, Libellenterz). Ausgehend von einer Poetik der Sprachvernetzung, der zufolge Bilder,<br />

<strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong><br />

Foto: Paolo Leoni<br />

Worte, Laute in freier Assoziation mit anderen Sprachelementen verknüpft werden, verbindet er oftmals aufgrund phonetischer<br />

Affinitäten mehrere Sprachen, die zueinander in Beziehung gesetzt werden, und integriert fachsprachliche Ausdrücke und<br />

Soziolekte. G. H.s Gedichte konstruieren den Vorgang der Wahrnehmung ("Synapsennetz") durch Parallelisierung verschiedener<br />

Sinneswahrnehmungen. Folgerichtig gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den syntaktischen Wegweisungen der Gedichte<br />

und ihren Themen: Körper, Reisen, Bewegung. Die Themen seiner Theaterstücke sind Kommunikationsstörungen, innerfamiliäre<br />

Zerrüttung, Gewaltanwendung und gesteigerte Angstempfindungen. Das Theaterstück Morgen ist Regen, das 2002 mit dem<br />

Jugendtheaterpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde, wurde in London unter dem Titel Venezuela uraufgeführt,<br />

dann in New York, Wien und Luxemburg aufgeführt. Das Stück Wer noch glaubt wurde an der Studiobühne in Köln 1992<br />

uraufgeführt. 2011 wurde das Stück Das Leben hält bis zuletzt Überraschungen bereit in Les Théâtres de la Ville de Luxembourg<br />

uraufgeführt und ebenfalls in Salon5Wien gespielt. G. H. schrieb u.a. mit Marc Limpach das Drehbuch für die erste Sitcom in<br />

luxemburgischer Sprache Weemseesdet (2011/2012).<br />

In seiner Prosa variiert G. H. das Spiel der sich wechselseitig aufhebenden Fiktions- und Realitätsgrenzen. In seinem Roman Die<br />

Ruhe der Schlammkröte wie auch in den Erzählbänden Rost und Etwas fehlt immer beschreibt er absurde Gewalttaten, das<br />

Ausgeliefertsein von Randexistenzen und Außenseitern an Sexualität, Alkohol sowie brüchige soziale Bindungen und bedient sich<br />

dabei einer ironisch-distanzierenden Sprache. Seit 2005 thematisiert <strong>Helminger</strong> Migrations- und Alteritätserfahrungen, was auch mit<br />

seinen Reisen zusammenhängt. Von Juni bis Juli 2006 war <strong>Helminger</strong> Stadtschreiber in Hyderabad (Indien), von Februar bis März<br />

2007 hielt er sich im Rahmen des Deutsche Welle-Projektes westöstlicher diwan in Teheran auf und von Dezember 2008 bis Januar<br />

2009 war er zu Gast in der Autorenresidenz im Deutschen Haus Sana'a in Jemen. In diesem Rahmen sind jeweils Reiseberichte,<br />

Blogs und ein Internet-Tagebuch erschienen, in denen die Faszination des Fremden und Formen kultureller Alterität geschildert<br />

werden. Im Roman Neubrasilien, der 2011 ins Serbokroatische übersetzt wurde, werden zwei abwechselnd erzählte<br />

Handlungsstränge miteinander verknüpft: zum einen die scheiternde Auswanderungsgeschichte einer luxemburgischen<br />

Bauernfamilie nach Brasilien zwischen April 1828 und März 1831, zum anderen die sich zwischen November 1999 und August 2003<br />

abspielende, ebenfalls scheiternde Geschichte der montenegrinischen Familie Kaljevic, die in Luxemburg politisches Asyl<br />

beantragt. Die Recherche vor Ort in Montenegro erfolgte mit einem Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung. <strong>Helminger</strong><br />

entwirft im Roman die Geschichte des europäischen Kontinents als eine Geschichte der Migration in Vergangenheit und<br />

Gegenwart, schildert vor dem Hintergrund von ca. 25 Schicksalen generationelle und genderspezifische Migrationserfahrungen und<br />

Bewältigungsversuche von Alterität und zeigt ein differenziertes Bild von Migrationstraumata, Hoffnungen, aber auch Freuden.<br />

G. H. schreibt Hörspiele, die vom Saarländischen (Habicht) , Westdeutschen (Wasser, Fluggeräte, Rekonstruktion Kresch) und<br />

Hessischen Rundfunk (Nachbarn) produziert wurden. 5 Sekunden Leben (WDR) wurde als Hörspiel des Monats März 2001<br />

ausgezeichnet. Für die Hörspiele Klapperschlange und Morgen ist Regen (WDR) erhielt er von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen<br />

jeweils ein Autorenstipendium. 2002 wurde Rost mit dem Servais-Preis ausgezeichnet. G. H. nahm 2004 an den 28. Tagen der<br />

deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil, wo er den 3sat-Preis erhielt. 2006 erhielt er den Prix du mérite culturel de la Ville<br />

d'Esch.<br />

Werke<br />

Titel Jahr Sprache Genres<br />

©<br />

Claude D. Conter<br />

Die Gegenwartsspringer. [Gedichte]<br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Die Ruhe der Schlammkröte. Roman <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

1986 DEU Lyrik<br />

[1995] DEU Prosa > Roman


Titel Jahr Sprache Genres<br />

Entfernungen (in Zellophan). Gedichte<br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Leib, eigener Leib. Gedichte <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Rost. Kurzgeschichten <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Ver-Wanderung. Gedichte. Illustrationen von Michel Geimer <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Venezuela <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Etwas fehlt immer. Erzählungen <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Morgen war schon. Roman <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Eine Tasse für Nofretete Nilpferd<br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Libellenterz. Gesammelte Gedichte mit CD. Mit einem Vorwort<br />

von Stefan Weidner <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

Neubrasilien. Roman. <br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong> aut.<br />

1998 DEU Lyrik<br />

2000 DEU Lyrik<br />

2001 DEU Prosa > Kurzprosa (Erzählung,<br />

Novelle, Kurzgeschichte…)<br />

2002 DEU Lyrik<br />

2004 DEU Drama<br />

2005 DEU Prosa > Kurzprosa (Erzählung,<br />

Novelle, Kurzgeschichte…)<br />

2007 DEU Prosa > Roman<br />

2010 DEU Kinder- und Jugendliteratur<br />

Prosa > Kurzprosa (Erzählung,<br />

Novelle, Kurzgeschichte…)<br />

2010 DEU Lyrik<br />

2010 DEU Prosa > Roman<br />

Mitarbeit bei Zeitungen<br />

Titel der Zeitung<br />

Artic-Magazin. Zeitschrift für Kunst, Literatur und Philosophie<br />

Galerie. Revue culturelle et pédagogique<br />

Gedicht (Das). Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik<br />

Krautgarten. Forum für junge Literatur im deutschen Sprachgebiet<br />

ndl (Neue deutsche Literatur). Zeitschrift für deutschsprachige Literatur<br />

Sprache im technischen Zeitalter<br />

Streckenläufer. Hrsg. PoCul, Verein für Politik und Kultur, Saarbrücken<br />

Benutzte Namen<br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

<strong>Helminger</strong>, <strong>Guy</strong><br />

Sekundärliteratur in Auswahl (Autor & Gesamtwerk).<br />

Rezensionen zu einem einzelnen Werk befinden sich bei diesem Werk.<br />

Autor Jahr Info<br />

Weidner,<br />

Stefan<br />

2002 Kurz und gut. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 08.05.2002<br />

Schulz, Tom 2002 Zwischen die Farne einen Strauß Harn. Aufreizende Wortlust. <strong>Helminger</strong>s “Ver-Wanderung”. In: ndl<br />

(neue deutsche literatur) 50 (2002), H. 6/02, S. 177-179.<br />

Manderscheid,<br />

Roger<br />

2003 der aufstand der allliteraten. eine subjektive chronologie des zickzackkurses der federhalter. notizen<br />

zur entwicklung der luxemburger literatur in der zweiten jahrhunderthälfte<br />

Scheck, Denis 2003 <strong>Helminger</strong>s negative Telelogie des Verfalls ist ein würdiges Thema. In: Remise du Prix Servais 2002<br />

à Monsieur <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>, S. 9-15.<br />

Conter,<br />

Claude D.<br />

Conter,<br />

Claude D.<br />

Guntermann,<br />

Gunter<br />

Hansen,<br />

Josée<br />

Rossum,<br />

Walter von<br />

2004 Experimentalpoesie, Poetik des Augenblicks, Irrationalität und Nachtseiten des Menschen.<br />

Einführung in das Werk von <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>. In: Deutsche Bücher. Forum für Literatur 34 (2004), H.<br />

4, S. 263-270.<br />

2004 Gespräch mit dem <strong>Luxemburger</strong> Schriftsteller <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>, 3sat-Preisträger beim diesjährigen<br />

Literaturwettbewerb zum Ingeborg-Bachmann-Preis. In: Deutsche Bücher. Forum für Literatur 34<br />

(2004), H. 4, S. 263-270.<br />

2004 Grenzübergang als Form. Ein Versuch zu <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>s Lyrik (und Prosa). In: Über Grenzen, S.<br />

221-236.<br />

2005 Die Kunst der Utopie. Interview mit <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>. In: d'Lëtzebuerger Land 04.03.2005<br />

2005 Die letzten Welträtsel. <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>s heiter melanscholische Erzählungen über das, was uns<br />

fehlt. In: Die Zeit 10.11.2005


Autor Jahr Info<br />

Datta, Ananya 2006 Datta, Ananya: India. Some clichés needed [zu <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong> in Indien] In: Deccan Chronicle<br />

Hyderabad 17.06.2006.<br />

<strong>Helminger</strong>,<br />

<strong>Guy</strong><br />

2006 Stadtschreiber im indischen Hyderabad. Die improvisierte Ordnung im Gewühl. In: Livres-Bücher 11<br />

(2006) September, S. 20<br />

Jungen, Oliver 2006 Welke Blumen des Bösen. Hundefolterer und Kindsmörder: <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>s neue Erzählungen. In:<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung 06.01.2006.<br />

Conter,<br />

Claude D.<br />

2009 Wege aus der Regionalliteratur - auf dem Weg zur Nationalliteratur? Über die <strong>Luxemburger</strong><br />

Schriftstellerbrüder <strong>Guy</strong> und Nico <strong>Helminger</strong>. In: Arts et Lettres 1 (2009), S. 7-23<br />

Butti, Romain 2013 "Dazwischen [...] wird für uns immer dieses Stück Luxemburg bleiben, wie ein glänzendes,<br />

schönes und unnützes Teil" : Aspekte des Interkulturalität in der luxemburgischen<br />

Gegenwartsliteratur. Erörterungen am Beispiel der Autoren Jean Portante, <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>, Anise<br />

Koltz und Ian de Toffoli [Wissenschaftliche Abschlussarbeit / Thèse]<br />

2014 <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong>. Ein Sprachanatom bei der Arbeit. Hrsg. von Rolf Parr, Thomas Ernst und Claude D.<br />

Conter<br />

Archiv<br />

CNL: L-0234<br />

Weblinks<br />

Name<br />

URL<br />

Persönliche Homepage<br />

Lesung von <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong> aus "Neubrasilien"<br />

Blog des Literatur-Austauschprojektes "Westöstlicher Diwan" in Teheran (März<br />

2007)<br />

Blog von der Autorenresidenz Deutsches Haus Sana'a im Jemen (Januar 2009)<br />

http://www.guyhelminger.com/<br />

http://www.zehnseiten.de/start.php?<br />

dl=1&id=171<br />

http://blogs.dw-world.de/salam-teheran/<br />

http://dasdeutschehaus-jemen.blogspot.com/<br />

18. poet in residence an der Uni: Sprachanatom <strong>Guy</strong> <strong>Helminger</strong> (Juni 2012) http://lyrikzeitung.com/tag/guy-helminger/<br />

Literaturpreise<br />

Name Auszeichnung Ausgezeichnetes Werk Jahr<br />

Autorenstipendium der Filmstiftung NRW Klapperschlange 2000<br />

Autorenstipendium der Filmstiftung NRW Morgen ist Regen 2001<br />

Jugendtheaterpreis des Landes Baden-Württemberg Förderpreis Morgen ist Regen 2002<br />

Prix Servais Servais-Preis Rost 2002<br />

3sat-Preis / Klagenfurter Tage der deutschsprachigen Literatur<br />

(Ingeborg-Bachmann-Preis)<br />

Pelargonien 2004<br />

Mérite culturel Esch/Alzette 2006<br />

Mitgliedschaft<br />

Name<br />

LSV - <strong>Luxemburger</strong> Schriftstellerverband<br />

PEN International. Zentrum Deutschland<br />

VS – Verband deutscher Schriftsteller<br />

Normdatei<br />

VIAF: 15093869<br />

GND: 128473886

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!