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contigo 13-3 - Brot für alle

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20 <strong>contigo</strong> Nr.3 | 20<strong>13</strong><br />

AUS DEM ARCHIV<br />

Das Alphabet des Sultans<br />

Anna Wegelin<br />

Viele Wege führen im Archiv von mission 21 in<br />

die Geschichte ihrer Basler Mission. Schriftsteller<br />

Patrice Nganang aus Kamerun liess sich bei seinem<br />

Besuch Schriftstücke des Sultans zeigen, dem er in<br />

seinem Buch ein Denkmal setzte.<br />

Schriftsteller Patrice Nganang betrachtet mit Archivar Guy Thomas historische Fotos aus Kamerun.<br />

Er habe dem Archiv am Rheinknie schon lange einen<br />

Besuch abstatten wollen, erzählt Nganang: «Viele Europäer<br />

wurden von der Basler Mission ausgesandt», weiss der Autor,<br />

der erforscht hat, was seine Landsleute im Ersten Weltkrieg<br />

erlebten und unternahmen, – zum Beispiel in Berliner<br />

Kinos arbeiten.<br />

Im Kulturgüterraum in Basel finden sich auch die Spuren<br />

zu einer Hauptfigur in seinem neuen Buch: eine handschriftliche<br />

Kopie der Bamum-Schrift.<br />

Njoya, der Sultan von Bamum in<br />

Westkamerun, war während seiner<br />

Herrschaft von 1894 bis 1933 mit drei<br />

Kolonialmächten konfrontiert. Die<br />

deutsche imponierte ihm am meisten.<br />

1908 schenkte er Kaiser Wilhelm II.<br />

seinen Thron; er steht heute im Ethnologischen<br />

Museum in Berlin. 1896/97<br />

begann Njoya, die Bamum-Schrift zu<br />

entwickeln. Ganze sieben Schriftsysteme<br />

schuf er. 1916 wurde sein Schriftsystem<br />

an über zwanzig Schulen im<br />

gesamten Bamum-Territorium unterrichtet.<br />

Nach Njoyas Tod 1933 hörte<br />

deren Gebrauch allmählich auf.<br />

© mission 21<br />

Handschriftliches Dokument der Bamum-Schrift. Referenz: BMA E-20.06,10b; Titel: ‹Sämtliche Zeichen der von König Njoya<br />

erfundenen Schrift›. Im Archiv von mission 21/Basler Mission finden sich auch gedruckte Versionen des Alphabets.<br />

Kürzlich liess sich Patrice Nganang Historisches aus Kamerun<br />

zeigen. Der 1970 in Yaoundé geborene Schriftsteller<br />

war auf Lesetournee, um seinen neu auf Deutsch übersetzten<br />

Roman ‹Der Schatten des Sultans› (Peter Hammer Verlag)<br />

vorzustellen. Nganang hat in Deutschland zu Bertold Brecht<br />

und Wole Soyinka promoviert. Heute ist er in New York Professor<br />

<strong>für</strong> Literatur- und Kulturwissenschaften. Sein Roman<br />

‹Hundezeiten› (dt. 2003) wurde mit dem Grand Prix Littéraire<br />

de l'Afrique noire ausgezeichnet.<br />

Wie ist es <strong>für</strong> Nganang, das Alphabet<br />

des Sultans vor sich zu haben? «Ziemlich<br />

seltsam», antwortet er. Der Schriftsteller<br />

habe nichts ausser Wörtern zum Arbeiten:<br />

«Und jetzt stellen Sie sich vor: König<br />

Njoya von Bamum, der aus derselben<br />

Gegend stammt wie ich, hat ein Alphabet<br />

entwickelt, das ich nicht entziffern kann!» Aber eine solch<br />

unangenehme Erfahrung setze etwas in Gang, meint Patrice<br />

Nganang lächelnd: «In dem Moment, wo ich etwas nicht begreife,<br />

will ich es verstehen – hier beginnt Wissen.»<br />

© mission 21<br />

Unter www.bmarchives.org sind 6700 Karten,<br />

30 000 Bilder und sämtliche Findbücher online.

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