Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8 <strong>contigo</strong> Nr.3 | 20<strong>13</strong> DOSSIER<br />
Simon Bodea<br />
Mut von heute erleichtert das Leben von morgen<br />
Urs Walter<br />
«Wir müssen heute uns mutig <strong>für</strong> unsere Rechte<br />
einsetzen, damit die Enkel nicht die gleichen Kämpfe<br />
bestehen müssen»: Aus dieser Haltung setzt sich<br />
Simon Bodea * in Benin <strong>für</strong> die Rechte der Landbevölkerung<br />
ein. Das macht Mut – und bringt Erfolg.<br />
Mit Optimismus und Hartnäckigkeit erreicht die Bauerngewerkschaft<br />
Synpa Erfolge. Wie gehen Sie vor?<br />
Ein erster Punkt ist, die Strategie des Gegenübers genau<br />
zu entziffern. Nur wenn ich weiss, was mein Gegner macht<br />
und wie er denkt, kann ich erfolgreich kämpfen. Wichtig ist<br />
auch, im Voraus genau festzulegen, auf welchen Inhalt, auf<br />
welche Person wir uns ausrichten. Von ihr müssen wir Stärken<br />
und Schwächen festhalten.<br />
Was planen die Käufer auf dem Land? Wollen sie anbauen<br />
– und welche Kulturen? Wie hoch ist der da<strong>für</strong> beanspruchte<br />
Anteil, wo bleibt freie Fläche? Komitees in <strong>alle</strong>n Gemeinden,<br />
wo Synpa arbeitet, melden dem Hauptsitz <strong>alle</strong> Geschäfte und<br />
Projekte. So wissen wir, was geschieht und können reagieren.<br />
Die Bauern wagen es, sich gegen Landgeschäfte zu wehren?<br />
Ja, die Informationen stammen von den Bauern selber<br />
und aus ihrem Umfeld. Erfolg bringt nur, wenn man direkt<br />
mit den betroffenen Menschen vor Ort zusammenarbeitet.<br />
Landnahmen sind eine ganz konkrete Sache. Sendet jemand<br />
Aussenstehende in die Gebiete mit Land Grabbing, erhalten<br />
diese Leute nur theoretisches Wissen. Alle Meldungen und<br />
Erkenntnisse analysieren wir dann bei Synpa. Danach gehen<br />
wir mit unseren Ergebnissen zurück in die Dörfer.<br />
Bei Landproblemen haben Sie es mit Konzernen aus dem<br />
Ausland oder starken staatlichen Stellen zu tun. Genügt da die<br />
skizzierte Strategie?<br />
Wir gehen davon aus, dass wir <strong>alle</strong>s ändern und immer<br />
einen Wandel anstossen können. Dabei warten wir nicht ab<br />
– aber wir überstürzen das Vorgehen auch nicht. Als Gewerkschaft<br />
versuchen wir uns gut zu organisieren und die bestgeeignete<br />
Strategie mit den richtigen Menschen umzusetzen.<br />
2008 hat Synpa in Benin den Widerstand gegen Landraub<br />
aufgenommen und informiert darüber. Zuvor wurden<br />
viele Projekte und Vorhaben<br />
entwickelt – doch im Versteckten.<br />
Die Öffentlichkeit wusste nichts. Seit<br />
unserem Einsatz stellen wir eine grosse<br />
Veränderung fest. Die Personen<br />
hinter den Projekten wissen, dass sie<br />
achtsamer vorgehen müssen.<br />
Und wie kommen Sie zu den nötigen Informationen?<br />
Unsere Aufgabe ist, unsere Mitglieder von Synpa und<br />
die Zivilgesellschaft zu stärken. Dazu gehört, dass <strong>alle</strong> lernen,<br />
ihre Augen zu öffnen und genau hinzusehen: An wen<br />
verkauft die Gemeinschaft oder die Gemeinde Agrarland?<br />
«Wir denken nicht<br />
an Gefahren»<br />
Simon Bodea<br />
Wie verlässlich sind diese Einzelstimmen?<br />
Kehren wir mit den Analysen zurück, überprüfen wir unsere<br />
Erkenntnisse nochmals im Gespräch mit den Bäuerinnen<br />
und Bauern. Sind wir sicher, dass <strong>alle</strong> Informationen vollständig<br />
sind und stimmen, dann nehmen wir den Kontakt mit<br />
den Unternehmen, die investieren wollen, oder mit den neuen<br />
Landbesitzern auf. Der enge Kontakt mit den Leuten in den<br />
Dörfern und unsere Analyse zeigen auch, welche Land Grabbing-Vorhaben<br />
die bedeutendsten sind oder diejenigen mit<br />
den gravierendsten Folgen. Bei denen setzen wir als Erstes an.<br />
Drohen den Bäuerinnen und Bauern<br />
oder Synpa keine Repressionen?<br />
Wer von einer Sache sehr überzeugt<br />
ist, denkt nicht an die Gefahren.<br />
Wir wehren uns mit den Bauern gegen<br />
Landraub und sorgen uns nicht. Bringen<br />
wir nicht den Mut auf, uns heute<br />
diesen Gefahren von Repression auszusetzen<br />
und uns zu engagieren, so werden auch unsere Kinder<br />
unter diesen Gefahren und den Belastungen der Landnahmen<br />
leiden. Und unsere Enkelkinder werden weiterhin<br />
in Armut leben. Das wollen wir nicht und unternehmen <strong>alle</strong>s,<br />
um das Leben unserer Kinder zu verbessern.