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Präsentation Dr. Rainer Gießübel - Evangelisches Bauernwerk in ...

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Vortrag<br />

von Herrn <strong>Dr</strong>. <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong> <strong>Gießübel</strong><br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung und Landwirtschaft<br />

Anlass:<br />

Term<strong>in</strong>:<br />

Ort:<br />

Thema:<br />

Teilnehmer /<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen:<br />

Hohebucher Agrargespräch<br />

9. Januar 2014, 10:00 – 15:30 Uhr<br />

<strong>Evangelisches</strong> <strong>Bauernwerk</strong>,<br />

74638 Waldenburg-Hohebuch<br />

Agrarpolitische Leitbilder im Wandel: vom<br />

bäuerlichen Familienbetrieb zur<br />

Nachhaltigkeit?<br />

70 Teilnehmende<br />

Rededauer:<br />

40 M<strong>in</strong>uten<br />

Gliederung:<br />

Seite<br />

1. E<strong>in</strong>leitung: Leitbilder <strong>in</strong> der Agrarpolitik 1<br />

2. Stellenwert bäuerlicher Landwirtschaft heute 7<br />

3. Lebensmittelsicherheit, Tierwohl und Umweltschutz - zu viele<br />

Vorschriften für landwirtschaftliche Betriebe? 16<br />

4. Perspektiven bäuerlicher Landwirtschaft 27<br />

5. Fazit 30<br />

16:48/F:\Org\A1\UA12\UAL\OrgE<strong>in</strong>heit\Divers\Vorträge_Veranstaltungen_Artikel\Veranstaltungen<br />

Term<strong>in</strong>e\Hohebuch 2014-01-09\12 Vortrag 2014-01-09 Hohebuch.docx/Bleeck, Eir<strong>in</strong>/14.01.2014


Es gilt das gesprochene Wort!<br />

Anrede!<br />

<strong>Dr</strong>. Dirscherl,<br />

Herr Voß (MdL SH, Bundesvorsitzender AbL)<br />

Präsident Tschimpke (NABU)<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. Spiller (Institut für Agrarökonomie und rurale Entwicklung<br />

der Universität Gött<strong>in</strong>gen)<br />

1. E<strong>in</strong>leitung: Leitbilder <strong>in</strong> der Agrarpolitik<br />

Me<strong>in</strong>e sehr geehrten Damen und Herren,<br />

als ich me<strong>in</strong>e berufliche Laufbahn im Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />

Landwirtschaft und Forsten 1989 begann, war der bäuerliche<br />

Familienbetrieb unbestritten das Leitbild der Agrarpolitik <strong>in</strong> der<br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

1989 waren <strong>in</strong> der alten Bundesrepublik von den rund 650<br />

Tausend Betrieben rund 47 % kle<strong>in</strong>er als 10ha, rund 46 % größer<br />

10ha bis 50ha und nur rund 7 % bewirtschafteten 50ha und mehr. 1<br />

1 Statistisches Jahrbuch für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 1990, S. 31.<br />

16:48/F:\Org\A1\UA12\UAL\OrgE<strong>in</strong>heit\Divers\Vorträge_Veranstaltungen_Artikel\Veranstaltungen<br />

Term<strong>in</strong>e\Hohebuch 2014-01-09\12 Vortrag 2014-01-09 Hohebuch.docx/Bleeck, Eir<strong>in</strong>/14.01.2014<br />

. . .


- 2 -<br />

Bundesm<strong>in</strong>ister Kiechle und die Bundesregierung unter Kanzler<br />

Helmut Kohl standen nach 1983 geradezu für kle<strong>in</strong>e und mittlere<br />

landwirtschaftliche Betriebe, die von Familien mit allenfalls<br />

wenigen familienfremden Beschäftigten bewirtschaftet wurden: „…<br />

wir wollen vor allem den bäuerlichen Familienbetrieb erhalten“ 2 , so<br />

im Agrarpolitischen Programm der CDU von 1983.<br />

Ganz oben stand das Ziel, die E<strong>in</strong>kommen der bäuerlichen<br />

Familien zu sichern.<br />

Die Ausrichtung der Agrarpolitik an marktwirtschaftlichen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien oder Wettbewerbsfähigkeit waren damals <strong>in</strong> der<br />

praktischen Agrarpolitik noch ke<strong>in</strong> großes Thema. Daran änderten<br />

auch die teilweise heftigen Kontroversen mit der<br />

„wissenschaftlichen Agrarpolitik“ wenig.<br />

Auch die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft wurde seit den<br />

siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts sehr kontrovers<br />

diskutiert, vor allem <strong>in</strong> der Wissenschaft und bei den Kritikern der<br />

landwirtschaftlichen Praxis.<br />

Es fand auch <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Diskussion über die<br />

Umweltauswirkungen der Landwirtschaft statt, <strong>in</strong>sbesondere des<br />

Pflanzenschutzes und der Düngung.<br />

2 Ulrich Kluge (1989): Vierzig Jahre Agrarpolitik <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland Band 2, S. 286).<br />

. . .


- 3 -<br />

Das neue Pflanzenschutzgesetz trat 1987 <strong>in</strong> Kraft, 25 Jahre nach<br />

dem Ersche<strong>in</strong>en des legendären Buches „Der stumme Frühl<strong>in</strong>g“<br />

von Rachel Carson. Es sollte durch verschärfte Anforderungen<br />

e<strong>in</strong>en besseren Schutz des Naturhaushaltes und des Menschen<br />

gewährleisten. Dies sollte durch bessere Zulassung,<br />

Kennzeichnung und Anwendung von PSM – den<br />

Sachkundenachweis – sowie höhere Anforderungen an<br />

Pflanzenschutzgeräte erreicht werden.<br />

Ebenfalls 1987 wurden von Ländern und Bund Grundsätze der<br />

ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung verabschiedet.<br />

Auch der Begriff der "Guten fachlichen Praxis" stammt aus den<br />

Vorschriften des Pflanzenschutz- und des Düngemittelrechts, wo<br />

er bereits <strong>in</strong> den 1980ern Verwendung fand.<br />

Die erste Düngeverordnung trat 1996 <strong>in</strong> Kraft und setzte die EU-<br />

Nitratrichtl<strong>in</strong>ie von 1991 um.<br />

Gute fachliche Praxis wurde und wird bis heute häufig mit<br />

bäuerlicher Landwirtschaft gleichgesetzt. E<strong>in</strong>e genaue<br />

Beschreibung dessen, was bäuerliche Landwirtschaft ist, bleibt<br />

jedoch schwierig.<br />

. . .


- 4 -<br />

Seit den 90iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die<br />

Agrarpolitik dann über mehrere Reformschritte<br />

marktwirtschaftlicher ausgerichtet. Ohne die Stufen der Reformen<br />

beg<strong>in</strong>nend 1988 im E<strong>in</strong>zelnen zu schildern, g<strong>in</strong>g mit den Reformen<br />

auch e<strong>in</strong>e Änderung des Leitbildes e<strong>in</strong>her. Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Unternehmereigenschaft der Landwirte traten mehr <strong>in</strong> den<br />

Vordergrund.<br />

In Deutschland g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> zusätzlicher großer Impuls von der<br />

Wiedervere<strong>in</strong>igung aus, der das agrarpolitische Leitbild<br />

fundamental veränderte.<br />

1993 griff der damalige Bundesm<strong>in</strong>ister Borchert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Grundsatzpapier „Der künftige Weg“ diese Veränderungen auf. 3<br />

Zentrales Ziel war nun „e<strong>in</strong>e leistungs- und wettbewerbsfähige,<br />

marktorientierte und umweltverträgliche Landwirtschaft“ und zwar<br />

unabhängig von Betriebs- und Unternehmensform sowie der<br />

Betriebsgröße. Zu den weiterh<strong>in</strong> maßgebenden Pr<strong>in</strong>zipien<br />

bäuerlichen Wirtschaftens gehörten „e<strong>in</strong>e umweltverträgliche, auf<br />

Nachhaltigkeit ausgerichtete kostengünstige Wirtschaftsweise, die<br />

Bodenb<strong>in</strong>dung der Tierhaltung sowie e<strong>in</strong> verantwortlicher Umgang<br />

mit den landwirtschaftlichen Nutztieren.“<br />

3 BMELF (1993): Der zukünftige Weg. Agrarstandort Deutschland sichern. Agrarpolitische Mitteilungen 4/93.<br />

. . .


- 5 -<br />

Unternehmertum, Nachhaltigkeit des Wirtschaftens und auch das<br />

„Tierwohl“ sollen seither zentral für die Beurteilung agrarpolitischer<br />

Maßnahmen se<strong>in</strong>.<br />

Auch der aktuelle Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD für die<br />

18. Legislaturperiode steht <strong>in</strong> dieser Denkrichtung. Dort ist zu<br />

lesen:<br />

„Unser Ziel ist e<strong>in</strong>e multifunktional ausgerichtete, bäuerlich<br />

unternehmerische Landwirtschaft, die ressourcen- und<br />

umweltschonend produziert, die Tierwohl, Nachhaltigkeit und<br />

Wettbewerbsfähigkeit mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>det. Leitbild ist e<strong>in</strong>e von<br />

Familien betriebene, regional verankerte, flächendeckende<br />

Landwirtschaft unterschiedlicher Strukturen und<br />

Produktionsweisen. Sie trägt zur Wertschöpfung, gut bezahlter<br />

Arbeit und sicheren E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> den ländlichen Räumen bei.“ 4<br />

Dieses Leitbild korrespondiert mit dem „Leitbild der nachhaltigen<br />

Landbewirtschaftung“ des Nachhaltigkeitsrates, wie es dieser 2012<br />

formuliert hat. 5<br />

Das Fragezeichen im Titel me<strong>in</strong>es Vortrages kann ich demnach<br />

streichen.<br />

4<br />

5<br />

Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD 18. Legislaturperiode, S. 121.<br />

http://www.nachhaltigkeitsrat.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/dokumente/pdf/Landwirtschaft_Leitbild.pdf<br />

. . .


- 6 -<br />

Es stimmt, das agrarpolitische Leitbild hat sich vom bäuerlichen<br />

Familienbetrieb weg zum nachhaltigen unternehmerisch geführten<br />

Betrieb entwickelt.<br />

Geblieben ist das Leitbild bäuerlicher Wirtschaftsweise, das nach<br />

wie vor mit Nachhaltigkeit gleichgesetzt wird.<br />

Auch wird bäuerlicher Landwirtschaft die Fähigkeit zugeschrieben,<br />

sich gut an Änderungen anzupassen, sie aufzunehmen und sich<br />

aktiv damit ause<strong>in</strong>ander zu setzen, um so neue Möglichkeiten zu<br />

eröffnen (Resilienz). Hiervon jedoch später.<br />

. . .


- 7 -<br />

2. Stellenwert bäuerlicher Landwirtschaft heute<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

bäuerliches Wirtschaften bleibt also e<strong>in</strong>e Konstante <strong>in</strong> der<br />

agrarpolitischen Diskussion.<br />

Dennoch gibt es ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> anerkannte Def<strong>in</strong>ition bäuerlicher<br />

Landwirtschaft.<br />

Auch das AGRARBÜNDNIS hat 2001 festgestellt: „Bäuerliche<br />

Landwirtschaft“ ist e<strong>in</strong> lebensweltlicher Begriff. Es ist unmöglich<br />

und es ist auch nicht s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong> exaktes Bild zu entwickeln, wie<br />

e<strong>in</strong> bäuerlicher Leitbildbetrieb auszusehen hat und daraus die<br />

notwendigen agrarpolitischen Maßnahmen abzuleiten. Bäuerliche<br />

Landwirtschaft ist nur <strong>in</strong> ihrem Kern zu def<strong>in</strong>ieren, nicht vom Rand<br />

her, an ihren Übergängen zu anderen Wirtschaftsformen.“<br />

Der NEULAND e.V. äußert sich ähnlicher Weise: „Mit dem Begriff<br />

bäuerliche Landwirtschaft wird e<strong>in</strong>e Arbeitsverfassung,<br />

Wirtschaftsweise und Lebensweise beschrieben, die <strong>in</strong> der Regel<br />

auf der Betriebsleiterfamilie und deren Mitarbeitern beruht.“<br />

Woran liegt es, dass bäuerliche Landwirtschaft augensche<strong>in</strong>lich<br />

schwer greifbar ist?<br />

. . .


- 8 -<br />

Die deutsche Landwirtschaft ist heute weit überwiegend Teil der<br />

arbeitsteiligen, <strong>in</strong>ternational verflochtenen Wirtschaft und steht im<br />

Wettbewerb. Sie ist meist spezialisiert und teilweise stark räumlich<br />

konzentriert, <strong>in</strong>sbesondere die Tierhaltung.<br />

Der Übergang von der vor<strong>in</strong>dustriellen, überwiegend<br />

kle<strong>in</strong>bäuerlichen Landwirtschaft zur arbeitsteiligen, <strong>in</strong>dustrielle<br />

Verfahren nutzenden Landwirtschaft ist die Voraussetzung<br />

gewesen, die Industriegesellschaften mit ausreichend und<br />

preiswerten Lebensmitteln und aktuell auch mit Bioenergie zu<br />

versorgen.<br />

Die technologische und kommerzielle Entwicklung erzeugt auch<br />

<strong>Dr</strong>uck, gerade auf kle<strong>in</strong>e landwirtschaftliche Betriebe.<br />

Wenn wir uns vor Augen führen, dass 1950 e<strong>in</strong> Landwirt 10<br />

Menschen ernährt hat und es heute rund 160 Menschen s<strong>in</strong>d.<br />

Ohne E<strong>in</strong>fuhr von Futter aus dem Ausland s<strong>in</strong>d es immer noch 140<br />

Menschen, dann zeigt dies welchen Weg die Landwirtschaft <strong>in</strong><br />

Deutschland zurückgelegt hat.<br />

Das Europäische Parlament spricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Berichtsentwurf vom<br />

Oktober 2013 über die Zukunft kle<strong>in</strong>er landwirtschaftlicher Betriebe<br />

von e<strong>in</strong>er „Disagrarisation“. 6<br />

Der Berichterstatter Czeslaw Adam Siekierski me<strong>in</strong>t damit genau<br />

das, was wir <strong>in</strong> Deutschland den „Strukturwandel“ nennen:<br />

6 EP 2013/2096(INI) vom 14.10.2013<br />

. . .


- 9 -<br />

Kle<strong>in</strong>e Tierhaltungen, der Anbau bestimmter gebietseigener<br />

Produkte und die landwirtschaftliche Tätigkeit <strong>in</strong> vielen Dörfern<br />

werden aufgegeben.<br />

Derzeit liegt die Wachstumsschwelle, also die Hektarzahl oberhalb<br />

derer sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe erhöht, <strong>in</strong><br />

Deutschland bei 100 ha.<br />

Der jährliche Verlust an Agrarbetrieben betrug 2,2 %, das ist<br />

weniger als die Abnahmerate von durchschnittlich 3,0 % <strong>in</strong> den<br />

Jahrzehnten zuvor.<br />

Der Strukturwandel im Agrarbereich ist noch voll im Gang, hat sich<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Jahren aber verlangsamt.<br />

Auch die bäuerlichen Betriebe haben sich verändert und<br />

verändern sich weiter:<br />

• Nach unserer „landläufigen“ Vorstellung ist im bäuerlichen<br />

Betrieb e<strong>in</strong>e enge Verb<strong>in</strong>dung zwischen Betrieb und Haushalt,<br />

<strong>in</strong> Familienbetrieben auch zur Familie vorhanden.<br />

Außerhalb der Landwirtschaft trifft dies <strong>in</strong>sbesondere auch für<br />

kle<strong>in</strong>e Dienstleistungsbetriebe wie das Handwerk zu.<br />

• Die Entscheidungen im Betrieb und die Erledigung der Arbeit<br />

liegen <strong>in</strong> den Händen e<strong>in</strong>er oder e<strong>in</strong>iger weniger Personen.<br />

• Die Arbeit kann von den Familienmitgliedern und von wenigen<br />

Lohnarbeitskräften erledigt werden.<br />

. . .


- 10 -<br />

• Weitere Merkmale bäuerlicher Betriebe s<strong>in</strong>d die Bedeutung des<br />

Eigentums, ihre Ausrichtung auf Nachhaltigkeit<br />

(Generationenverpflichtung) und Stabilität vor kurzfristigem<br />

Gew<strong>in</strong>nstreben.<br />

• Die Tierhaltung erfolgt bodengebunden; das Futter für die<br />

gehaltenen Tiere wird überwiegend selbst angebaut, der Dung<br />

für den eigenen Anbau verwendet.<br />

Dagegen s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>ge Arbeitsteilung, Handarbeit und<br />

Betriebsgröße heute kaum noch Kennzeichen für bäuerliche<br />

Betriebe.<br />

Industrietypische Produktionsweisen haben seit langem, verstärkt<br />

nach 1950, E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die gesamte Landwirtschaft gefunden, auch<br />

<strong>in</strong> die ökologische Landwirtschaft.<br />

Wegen des E<strong>in</strong>satzes von Zukauffutter und der Verwendung<br />

technischer E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d heute landwirtschaftliche Betriebe<br />

weit überwiegend spezialisiert und kapital<strong>in</strong>tensiv, e<strong>in</strong> typisches<br />

Kennzeichen <strong>in</strong>dustrieller Betriebe.<br />

Auch der Boden ist längst nicht mehr überwiegend Eigentum,<br />

sondern <strong>in</strong> Deutschland zu 60 % gepachtet. 7<br />

Die überwiegende Mehrheit der Landwirt<strong>in</strong>nen und Landwirte setzt<br />

heute auf Modernisierung und auf Wachstum. Modernisierung hat<br />

selbst Leitbildcharakter.<br />

Landwirtschaftliche Unternehmer<strong>in</strong>nen und Unternehmer<br />

7 Statistisches Bundesamt 2011: Landwirtschaft auf e<strong>in</strong>en Blick. Ergebnisse aus der Landwirtschaftszählung 2010.<br />

. . .


- 11 -<br />

entwickeln ihr Angebot angesichts abnehmender Marktsteuerung<br />

und –regulierung zunehmend entsprechend der Nachfrage. Das<br />

Unternehmerische ist daher e<strong>in</strong>e wesentliche Triebfeder auch für<br />

das Handeln der Landwirt<strong>in</strong>nen und Landwirte geworden. Kritiker<br />

sprechen auch von Industrialisierung der Landwirtschaft.<br />

In der Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und<br />

Sozialwissenschaften des Landbaus im Oktober 2013 war e<strong>in</strong>e<br />

Veranstaltung mit „neue Geschäftsmodelle <strong>in</strong> der Landwirtschaft“<br />

überschrieben.<br />

Die Veranstaltung zielte zwar auf die sehr großen<br />

Agrarunternehmen, die <strong>in</strong> Osteuropa, <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika, <strong>in</strong> Afrika<br />

und vere<strong>in</strong>zelt auch <strong>in</strong> Deutschland entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

Aber auch wenn wir auf die landwirtschaftlichen Familienbetriebe<br />

schauen, die <strong>in</strong> Deutschland 9 von 10 aller Betriebe ausmachen,<br />

f<strong>in</strong>den wir diese Geschäftsmodelle, die zum<strong>in</strong>dest teilweise gar<br />

nicht so neu s<strong>in</strong>d.<br />

Beispielhaft möchte ich nennen:<br />

• Betriebs- oder Betriebsteilgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

• Beteiligungen an anderen Landwirtschaftsunternehmen,<br />

• Beteiligung an Energieunternehmen (W<strong>in</strong>d, Biogas),<br />

• Ausgliederung gewerblicher Betriebsteile,<br />

• Anbau auf zur Bewirtschaftung überlassenen Flächen und<br />

schließlich auch<br />

• vertikale Integration <strong>in</strong> der Lebensmittelkette oder<br />

• Agrarhold<strong>in</strong>gs.<br />

. . .


- 12 -<br />

Trotz oder wegen dieser gravierenden wirtschaftlichen und<br />

sozialen Veränderungen <strong>in</strong> der Landwirtschaft s<strong>in</strong>d strukturelle<br />

Leitbilder, wie es <strong>in</strong>sbesondere der bäuerliche Familienbetrieb bis<br />

<strong>in</strong> die 80-iger Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> war, nach wie vor bedeutsam.<br />

Dies liegt auch daran, dass bäuerlicher Landwirtschaft die<br />

Fähigkeit zugeschrieben wird, sich gut an Änderungen<br />

anzupassen, sie aufzunehmen und sich aktiv damit ause<strong>in</strong>ander<br />

zu setzen, um so neue Möglichkeiten zu eröffnen (Resilienz) 8 .<br />

Und deshalb ist es auch e<strong>in</strong> Widerspruch unserer Zeit, „dass e<strong>in</strong>e<br />

mehrheitlich städtisch-<strong>in</strong>dustrielle Gesellschaft, die alle Vorzüge<br />

e<strong>in</strong>er technisch-<strong>in</strong>dustriell gestützten Lebensweise genießt, der sie<br />

ernährenden Landwirtschaft schlechth<strong>in</strong> die Industrialisierung zum<br />

Vorwurf macht.“ 9<br />

„Bäuerliche Lebens- und Wirtschaftsformen werden durch die<br />

derzeitige Entwicklung zwar zurückgedrängt, erhalten aber<br />

gleichzeitig neue Aktualität angesichts der S<strong>in</strong>n- und Ökologiekrise<br />

der modernen Industriegesellschaft.“ 10 - oder aber auf e<strong>in</strong>e ebenso<br />

schlichte wie unpräzise Größendiskussion verkürzt wird – wie zum<br />

Beispiel „Massentierhaltung“.<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Vgl. DARNHOFER (2003) Resilienz und die Attraktivität des Biolandbaus für Landwirte, BABF Wien.<br />

HABER (2011).<br />

Vgl. REIMER (1991) Bäuerliche Landwirtschaft – überholt oder e<strong>in</strong>e Vision für die Zukunft. Bauernstimme<br />

01/92, Seite 9<br />

. . .


- 13 -<br />

Es sollte also nachvollziehbar se<strong>in</strong>, dass es angesichts der<br />

existierenden Vielfalt der Betriebs- und Unternehmensformen<br />

schwerfällt, e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> und politisch akzeptiertes Leitbild für die<br />

Landwirtschaft abzuleiten.<br />

Dies umso mehr, als „bäuerliche Landwirtschaft“ häufig sehr stark<br />

mit Gruppen<strong>in</strong>teressen aufgeladen wird.<br />

Agrarpolitische Maßnahmen müssen e<strong>in</strong>em pragmatischen Ansatz<br />

folgend den bestehenden Problemen der Agrarerzeugung<br />

begegnen.<br />

Die im <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb stark auf Kostenm<strong>in</strong>imierung<br />

gerichtete Agrarproduktion und die wachsende<br />

Bioenergieerzeugung haben auch Probleme geschaffen.<br />

Problematisch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere:<br />

• e<strong>in</strong>e zunehmende Arbeitsverdichtung und –vere<strong>in</strong>zelung<br />

(soziale und psychische Auswirkungen),<br />

• e<strong>in</strong>e fortschreitende Trennung von Futtererzeugung und<br />

Tierhaltung (Umweltprobleme),<br />

• die Tendenz zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriellen Fleischerzeugung<br />

(Tierwohl, Medikamentene<strong>in</strong>satz) oder<br />

• die Reduzierung der Kulturen und der Landschaftsvielfalt im<br />

Ackerbau (Biodiversität).<br />

Die Rücksichtnahme auf soziale Beziehungen auf dem Land,<br />

Natur und Umwelt, Böden und Gewässer sowie auf den Tierschutz<br />

sollten zentrale Ziele der Agrarpolitik se<strong>in</strong>.<br />

. . .


- 14 -<br />

Das heißt nicht, dass Pr<strong>in</strong>zipien bäuerlicher Wirtschaftsweise<br />

ke<strong>in</strong>e Geltung mehr haben. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Leitschnur auch für<br />

agrarpolitische Problemlösungen können bäuerliche Pr<strong>in</strong>zipien<br />

dennoch dienen. Diese Pr<strong>in</strong>zipien bäuerlicher Wirtschaftsweise<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

- Unternehmertum und Eigentum,<br />

- Nachhaltigkeit und Generationenverpflichtung,<br />

- Bodengebundenheit und Regionalität.<br />

So verstandene bäuerliche Landwirtschaft kann alle nachhaltigen<br />

Formen der Landwirtschaft <strong>in</strong> verschiedenen Rechtsformen und<br />

Betriebsgrößen e<strong>in</strong>schließen.<br />

An dieser Stelle möchte ich e<strong>in</strong>en Beitrag des<br />

Nachhaltigkeitsexperten SPINDLER zitieren, der <strong>in</strong> der Internet-<br />

Konsultation der Agrarsozialen Gesellschaft zum Thema „Welche<br />

Landwirtschaft wollen wir?“ im November 2013 schrieb: 11<br />

„Die zukünftigen Konfliktfelder im Agrarbereich liegen nicht so sehr<br />

zwischen bäuerlicher und <strong>in</strong>dustrieller Landwirtschaft, sondern<br />

werden von der Kontroverse um nachhaltiges Wirtschaften<br />

geprägt.“<br />

11<br />

SPINDLER (2013) ASG-Onl<strong>in</strong>e-Konsultation November 2013 zum Thema<br />

„Welche Landwirtschaft wollen wir? http://www.asg-goe.de/Onl<strong>in</strong>e-Konsultation.shtml<br />

. . .


- 15 -<br />

Und:<br />

„Auch die Landwirtschaft muss sich <strong>in</strong> Zukunft den negativen<br />

Folgen- und Nebenwirkungen ihrer Tätigkeit stellen und sich<br />

fragen lassen, welchen Beitrag sie zum Geme<strong>in</strong>wohl leistet.“ …<br />

„Dabei müssen von allen Betrieben (ob bäuerlich oder <strong>in</strong>dustriell,<br />

ob ökologisch oder konventionell wirtschaftend, ob groß oder<br />

kle<strong>in</strong>) vorrangig die landwirtschaftsspezifischen Umweltleistungen<br />

dokumentiert und kommuniziert werden.“<br />

Was ist zu dokumentieren und zu kommunizieren? Es s<strong>in</strong>d letztlich<br />

die vom Staat verordneten oder die selbst gegebenen Standards,<br />

die ihren Ursprung <strong>in</strong> den Anforderungen der Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger, der Konsument<strong>in</strong>nen und Konsumenten haben.<br />

. . .


- 16 -<br />

3. Lebensmittelsicherheit, Tierwohl und Umweltschutz - zu<br />

viele Vorschriften für landwirtschaftliche Betriebe?<br />

Me<strong>in</strong>e sehr geehrten Damen und Herren,<br />

anknüpfend an diese Gedanken wird klar, dass jede<br />

Leitbilddebatte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialen und politischen Umfeld<br />

stattf<strong>in</strong>det.<br />

Je nachdem, welche landwirtschaftliche Praxis mit dem e<strong>in</strong>en oder<br />

anderen Leitbild verbunden wird, löst dies auch Forderungen<br />

nach staatlichem E<strong>in</strong>greifen aus.<br />

• Konsument<strong>in</strong>nen und Konsumenten, Tierschützer, umwelt- und<br />

entwicklungspolitisch Engagierte und ihre Lobbygruppen fordern<br />

mehr gesetzliche Regelungen, um Sicherheit für Mensch, Tier<br />

und Umwelt zu erreichen.<br />

• Der Lebensmittele<strong>in</strong>zelhandel setzt eigene Standards, um<br />

Kund<strong>in</strong>nen und Kunden z.B. von der Nachhaltigkeit se<strong>in</strong>es<br />

eigenen Sortiments zu überzeugen.<br />

• Landwirte, Lebensmittelunternehmer, die Betreiber von<br />

Nachwachsenden-Rohstoff-Anlagen fordern Rechtssicherheit<br />

für ihr Handeln, auch das mit Regeln verbunden.<br />

Ökonomische, soziale, ökologische Aspekte der Entwicklung <strong>in</strong> der<br />

Landwirtschaft <strong>in</strong> den Blick nehmen und Agrarpolitik darauf<br />

ausrichten, heißt immer auch „Regulierung“.<br />

. . .


- 17 -<br />

In Frankreich wird der Begriff „Regulierung“ ganz<br />

selbstverständlich <strong>in</strong> den Mund genommen und ist fast positiv<br />

besetzt.<br />

Anders <strong>in</strong> Deutschland, wo e<strong>in</strong>e größere Skepsis gegenüber dem<br />

Handeln der Regierungen besteht, <strong>in</strong>sbesondere wenn die eigene<br />

Wirtschaftsfreiheit betroffen ist.<br />

Ökonomisch gesehen, bedeuten höhere Anforderungen zunächst<br />

höhere Kosten, die sich bei größerer Menge an Produkten besser<br />

verteilen lassen.<br />

Die wesentlichen Regelungsbereiche s<strong>in</strong>d heute<br />

Lebensmittelsicherheit, Tierwohl und Umweltschutz, wenn auch <strong>in</strong><br />

unterschiedlicher Intensität und Regelungstiefe.<br />

Seit 2003 s<strong>in</strong>d auch die EU-Agrarzahlungen an Verpflichtungen im<br />

Umweltschutz, bei der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit, bei<br />

Tiergesundheit und im Tierschutz gebunden ("Cross-Compliance").<br />

Verbraucher<strong>in</strong>nen und Verbraucher erwarten selbstverständlich<br />

e<strong>in</strong>wandfreie und sichere Lebensmittel und zwar unabhängig<br />

davon, wer sie herstellt und wie sie hergestellt werden.<br />

Für die Landwirtschaft s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Vorschriften der<br />

Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit bedeutsam.<br />

. . .


- 18 -<br />

Kerngedanken des <strong>in</strong> allen Mitgliedstaaten geltenden EU-<br />

Lebensmittelhygienerechts oder auch des Futtermittelrechts s<strong>in</strong>d<br />

die Stärkung der Eigenverantwortung der<br />

Lebensmittelunternehmer<strong>in</strong>nen und -unternehmer und die<br />

E<strong>in</strong>beziehung der gesamten Lebensmittelkette nach dem Motto<br />

"vom Stall bis auf den Tisch".<br />

Dabei trägt das neue EU-Lebensmittelhygienerecht, das <strong>in</strong> der EU<br />

seit 2006 anzuwenden ist, den besonderen Bed<strong>in</strong>gungen kle<strong>in</strong>er<br />

und mittlerer Betriebe angemessen Rechnung.<br />

Die Regelungen des geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Lebensmittelhygienerechts s<strong>in</strong>d so gestaltet, dass sie e<strong>in</strong> hohes<br />

Maß an Flexibilität im H<strong>in</strong>blick auf die e<strong>in</strong>zuhaltenden<br />

Hygieneanforderungen ermöglichen.<br />

Für e<strong>in</strong>e Vielzahl von E<strong>in</strong>zelfällen s<strong>in</strong>d angemessene und<br />

sachgerechte <strong>in</strong>dividuelle Lösungen <strong>in</strong> Bezug auf die Realisierung<br />

von Hygieneanforderungen des Geme<strong>in</strong>schaftsrechts zulässig.<br />

So s<strong>in</strong>d z.B. starre und detaillierte Anforderungen an die räumliche<br />

und apparative Ausstattung als Voraussetzung für die Zulassung<br />

von Schlachtbetrieben, wie sie <strong>in</strong> den früheren EG-<br />

Fleischhygienevorschriften festgelegt waren, abgeschafft worden.<br />

. . .


- 19 -<br />

Daraus ergeben sich für die Zulassungsbehörden<br />

Beurteilungsspielräume, durch die den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Gegebenheiten des zuzulassenden Betriebs, <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

handwerklich strukturierten Metzgereien, im jeweiligen E<strong>in</strong>zelfall<br />

durch Festlegung „maßgeschneiderter“ Anforderungen Rechnung<br />

getragen werden kann.<br />

Es kommt aber vor, dass Überwachungs- oder<br />

Zulassungsbehörden andere Vorstellungen im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Ausgestaltung hygienisch akzeptabler Lösungen (z.B. im H<strong>in</strong>blick<br />

auf Gebäude, Ausrüstung, oder Betriebsabläufe) als z.B. e<strong>in</strong><br />

betroffener Direktvermarkter haben.<br />

Derartige Differenzen lassen sich nur durch den konstruktiven<br />

Dialog zwischen Behörden und Unternehmen lösen.<br />

Voraussetzung für die Nutzung der erwähnten Flexibilität ist es,<br />

dass die für den Vollzug der Rechtsvorschriften zuständigen<br />

Behörden die Beurteilungsspielräume des geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Hygienerechts nutzen.<br />

Um dies zu erleichtern, hat das BMEL auf nationaler Ebene <strong>in</strong> der<br />

Allgeme<strong>in</strong>en Verwaltungsvorschrift Lebensmittelhygiene<br />

Auslegungsh<strong>in</strong>weise als Hilfestellung für die zuständigen<br />

Behörden erarbeitet.<br />

Diese mit der Flexibilität verbundenen Beurteilungsspielräume für<br />

die zuständige Behörde s<strong>in</strong>d so gestaltet, dass auch für<br />

Kle<strong>in</strong>stbetriebe angemessene und verhältnismäßige Lösungen<br />

gefunden werden können.<br />

. . .


- 20 -<br />

Insbesondere im H<strong>in</strong>blick auf die Tierhaltung herrscht bei unseren<br />

Mitbürger<strong>in</strong>nen und Mitbürgern e<strong>in</strong>e sehr kritische Haltung<br />

gegenüber den aktuellen landwirtschaftlichen Haltungsverfahren.<br />

E<strong>in</strong> aktuelles Gutachten des Thünen-Instituts im Auftrag der<br />

Stiftung westfälische Landwirtschaft hat dies erneut belegt. 12 Im<br />

Zusammenhang mit modernen tierhaltenden Betrieben wurden<br />

häufig die Begriffe „groß“, „Massenproduktion“, „Automatisierung“<br />

und „spezialisiert“ genannt.<br />

Aus Sicht der Teilnehmer <strong>in</strong> den Gruppendiskussionen im Rahmen<br />

der Studie wäre sogar e<strong>in</strong>e Umstrukturierung der Landwirtschaft<br />

h<strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong>eren, vielfältigeren Betrieben wünschenswert.<br />

Die Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes hat<br />

im Juni 2013 e<strong>in</strong> Leitbild beschlossen:<br />

• Es be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e gesellschaftlich verankerte Tierhaltung und<br />

betont, dass der Rückhalt der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger für e<strong>in</strong>e<br />

moderne und nachhaltige Tierhaltung notwendig ist.<br />

• Die besondere Verantwortung der unternehmerischen<br />

Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern für das Tierwohl wird herausgestellt,<br />

und zwar im Interesse des Tieres als Teil der Schöpfung und im<br />

Interesse des Landwirts, der mit den Tieren E<strong>in</strong>kommen erzielt.<br />

12<br />

ZANDER, Elisabeth u.a. (2013) Erwartungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft. Gutachten im Auftrag der<br />

Stiftung Westfälische Landwirtschaft. Braunschweig.<br />

. . .


- 21 -<br />

Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik 13 geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Diskussion über e<strong>in</strong> Gutachten „Wege zu e<strong>in</strong>er gesellschaftlich<br />

akzeptierten Tierhaltung“ davon aus, dass vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

des sich veränderten „Mensch-Tier-Verhältnisses“ die<br />

gegenwärtigen Haltungsbed<strong>in</strong>gungen nicht zukunftsfähig seien.<br />

Die Landwirtschaft werde mit steigenden Tierwohlanforderungen<br />

konfrontiert. Der Beirat mahnt <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

Debatte darüber an, wie und von wem die Kosten höherer<br />

Tierwohlanforderungen getragen werden sollen.<br />

E<strong>in</strong>en Teil der Verankerung der Tierhaltung <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />

wird mit dem Tierschutzrecht erreicht.<br />

Hier werden die Standards def<strong>in</strong>iert, die allgeme<strong>in</strong> gültig s<strong>in</strong>d:<br />

• So wurde mit der am 13. Juli 2013 <strong>in</strong> Kraft getretenen Änderung<br />

des Tierschutzgesetzes e<strong>in</strong>e Verpflichtung des Halters zu e<strong>in</strong>er<br />

tierschutzbezogenen Eigenkontrolle anhand von<br />

Tierschutz<strong>in</strong>dikatoren e<strong>in</strong>geführt.<br />

Damit soll der Eigenverantwortung des Tierhalters für die<br />

tierschutzgerechte Haltung und Betreuung der Tiere e<strong>in</strong> höherer<br />

Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt werden.<br />

Das Wohlergehen der Tiere soll anhand der Indikatoren<br />

e<strong>in</strong>geschätzt werden und gegebenenfalls sollen Maßnahmen<br />

zur Verbesserung geplant und umgesetzt werden.<br />

13<br />

WBA (2014) Entwurf für e<strong>in</strong> Gutachten „Wege zu e<strong>in</strong>er gesellschaftlich akzeptierten Tierhaltung“, Kapitel 7,<br />

Empfehlungen.<br />

. . .


- 22 -<br />

• Mit der Änderung des Tierschutzgesetzes im Juli 2013 wurde<br />

auch der Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration<br />

e<strong>in</strong>geleitet. Danach ist die betäubungslose Ferkelkastration ab<br />

2019 verboten.<br />

• Zur Verbesserung des Tierschutzes gehören daneben weitere<br />

Maßnahmen wie zum Beispiel die Festlegung von<br />

Anforderungen an die Haltungsbed<strong>in</strong>gungen der gewerblichen<br />

Kan<strong>in</strong>chenhaltung. Die geänderte Tierschutz -<br />

Nutztierhaltungsverordnung wird <strong>in</strong> Kürze verkündet.<br />

• Das BMEL ändert aber nicht nur das Tierschutzgesetz und die<br />

Haltungsverordnungen.<br />

Die Änderungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e umfassende Strategie<br />

zur Zukunft der Nutztierhaltung.<br />

Sie wird durch e<strong>in</strong> Forschungs- und Innovationskonzept<br />

"Nutztiere" flankiert.<br />

Es soll wissenschaftlich fundierte Grundlagen schaffen, wie zum<br />

Beispiel die Entwicklung von Tierwohl<strong>in</strong>dikatoren oder die<br />

Weiterentwicklung bestehender Haltungssysteme.<br />

Im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD ist der<br />

Tierschutz herausgehoben:<br />

• „Wir nehmen die kritische Diskussion zur Tierhaltung <strong>in</strong> der<br />

Gesellschaft auf und entwickeln e<strong>in</strong>e nationale Tierwohl-<br />

Offensive.“<br />

. . .


- 23 -<br />

• „Wir werden die Sachkunde der Tierhalter fördern. Gleichzeitig<br />

erarbeiten wir e<strong>in</strong> bundese<strong>in</strong>heitliches Prüf- und<br />

Zulassungsverfahren für Tierhaltungssysteme.“<br />

• „Ziel ist es außerdem, EU-weit e<strong>in</strong>heitliche und höhere<br />

Tierschutzstandards durchzusetzen.“<br />

• „Wir streben e<strong>in</strong>e flächengebundene Nutztierhaltung an. Ziel ist<br />

es, e<strong>in</strong>e tiergerechte Haltung <strong>in</strong> Deutschland zu fördern.“<br />

• „Wir werden überdies e<strong>in</strong>en wissenschaftlichen Diskurs über<br />

Größen tiergerechter Haltung von Nutztieren auf den Weg<br />

br<strong>in</strong>gen.“<br />

Unbestreitbar führt mehr Tierschutz zu höheren Kosten <strong>in</strong> der<br />

Tierhaltung.<br />

Das Landvolk Niedersachsen schätzt e<strong>in</strong>, das im Zuge der<br />

Umsetzung der EU-Vorschrift zur Gruppenhaltung von Sauen bis<br />

zu 20 % der Sauenhaltungen <strong>in</strong> Niedersachsen aufgegeben<br />

wurden.<br />

Das Landesm<strong>in</strong>isterium geht von 11 % aufgegebenen<br />

Sauenhaltungen aus. 14<br />

Höhere Investitions- und Verfahrenskosten <strong>in</strong>folge höherer<br />

Tierschutzanforderungen begünstigen tendenziell größere<br />

Betriebe, wegen der höheren Kosten je Tier <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />

Haltungen.<br />

14<br />

Hannoversche Allgeme<strong>in</strong>e vom 17.10.2013, Tierschutzplan erfüllt.<br />

. . .


- 24 -<br />

Wer die Diskussion über die entsprechenden Gesetze und<br />

Verordnungen verfolgt - z.B. Tierschutz-<br />

Nutztierhaltungsverordnung und Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Suchmasch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geben - erkennt e<strong>in</strong> Grundmuster: den<br />

Tierschützern gehen die Regelungen nicht weit genug, Tierhaltern<br />

häufig zu weit.<br />

Hier ist vor allem das mite<strong>in</strong>ander reden nötig, wie es z.B. das<br />

BMEL im Jahr 2012 <strong>in</strong>sbesondere mit der Charta für<br />

Landwirtschaft und Verbraucher <strong>in</strong>itiiert hat.<br />

In der Umweltpolitik haben EU, Bundes- und Landesregierungen<br />

e<strong>in</strong> ausgefeiltes System umweltpolitischer Regelungen für Boden,<br />

Wasser und Luft geschaffen.<br />

Das ist nicht neu, sondern geht aus von der umweltpolitischen<br />

Debatte <strong>in</strong> den siebziger Jahren und den festgestellten<br />

Umweltschäden.<br />

Aktuell ist derzeit die Diskussion um die Umsetzung der EU-<br />

Nitratrichtl<strong>in</strong>ie durch die Düngeverordnung <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Nach den Vorgaben der EU-Nitratrichtl<strong>in</strong>ie ist Deutschland<br />

verpflichtet, die Düngeverordnung <strong>in</strong> vierjährigen Abständen auf<br />

ihre Wirksamkeit zu überprüfen.<br />

Das von der EU-Kommission akzeptierte Aktionsprogramm zur<br />

Umsetzung der Richtl<strong>in</strong>ie ist Ende 2013 ausgelaufen.<br />

Die Kommission vertritt die Auffassung, dass mit Blick auf die<br />

. . .


- 25 -<br />

festgestellte Nitratbelastung der Grundwasserkörper <strong>in</strong><br />

Deutschland die bisherigen Bestimmungen der Düngeverordnung<br />

nur zu unwesentlichen Verbesserungen geführt haben. Aus ihrer<br />

Sicht seien daher zusätzliche Maßnahmen im Bereich der<br />

landwirtschaftlichen Düngung notwendig, um die Ziele der<br />

Nitratrichtl<strong>in</strong>ie und der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

überschaubaren Zeitraum zu erreichen.<br />

Die vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung und Landwirtschaft mit<br />

der Prüfung beauftragte Bund-/Länder-Arbeitsgruppe „Evaluierung<br />

der Düngeverordnung“ hat den Abschlussbericht Mitte November<br />

2012 vorgelegt und Empfehlungen zur Überarbeitung der<br />

Düngeverordnung vorschlagen.<br />

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse bereitet das<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung und Landwirtschaft zurzeit e<strong>in</strong>e<br />

Änderung der geltenden Düngeverordnung vor und führt dabei<br />

auch e<strong>in</strong>en engen Dialog mit den Ländern sowie Vertretern der<br />

betroffenen Berufsstände.<br />

Umstritten s<strong>in</strong>d vor allem<br />

• neue Vorgaben zur Düngebedarfsermittlung,<br />

• die Verlängerung der Sperrfristen für die Gülleausbr<strong>in</strong>gung und<br />

<strong>in</strong>sbesondere das Verbot der Gülleausbr<strong>in</strong>gung zu Maisstroh im<br />

Herbst,<br />

• höhere Vorgaben für die Ausbr<strong>in</strong>gungstechnik,<br />

. . .


- 26 -<br />

• die Verschärfung der Vorgaben zur Düngung <strong>in</strong> der Nähe von<br />

Gewässern und<br />

• die Erweiterung der Lagerkapazität für flüssige<br />

Wirtschaftsdünger über sechs Monate h<strong>in</strong>aus.<br />

Die Kommission fordert jedoch zusätzlich Maßnahmen und hat<br />

dazu auch Vorschläge unterbreitet, die <strong>in</strong> vielen Punkten über die<br />

von der Bund-Länder-Arbeitsgruppe vorgeschlagenen<br />

Anpassungen der Düngeverordnung h<strong>in</strong>ausgehen.<br />

Zwischenzeitlich hat die Kommission Mitte Oktober 2013 gegen<br />

Deutschland e<strong>in</strong> Vertrags-Verletzungsverfahren wegen<br />

unzureichender Umsetzung der EU-Nitratrichtl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung und Landwirtschaft möchte<br />

bei der anstehenden Änderung der Düngeverordnung<br />

praxisgerechte Lösungen erreichen, die e<strong>in</strong>er fachlichen<br />

Überprüfung standhalten und auch die Umwelterfordernisse<br />

angemessen berücksichtigen.<br />

Praxisgerecht heißt <strong>in</strong>sbesondere, dass auch kle<strong>in</strong>ere<br />

landwirtschaftliche Betriebe die Anpassungen tragen können.<br />

Bei den weiteren Diskussionen mit der Kommission wird sich das<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung und Landwirtschaft vor allem<br />

auch dafür e<strong>in</strong>setzen.<br />

. . .


- 27 -<br />

4. Perspektiven bäuerlicher Landwirtschaft<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

e<strong>in</strong> bäuerlicher Familienbetrieb soll die sozialen Interessen e<strong>in</strong>er<br />

Familie mit den ökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

vere<strong>in</strong>en. Hier gibt es Widersprüche, die der Agrarwissenschaftler<br />

Frieder Thomas aus Konstanz treffend so formuliert hat:<br />

„die Familien waren immer am Erhalt ihrer Höfe als konkrete<br />

langfristige Lebens- und Arbeitsgrundlage <strong>in</strong>teressiert und nicht an<br />

der möglichst hohen Verz<strong>in</strong>sung ihres Kapitals.<br />

Dieses Interesse legt risikoarme Entscheidungen bei Kapital und<br />

Ressourcene<strong>in</strong>satz nahe.“<br />

Das wiederum stehe nicht selten im Widerspruch zu kurzfristigem<br />

betriebswirtschaftlichen Erfolg.<br />

Gerade dieser Unterschied zwischen Familie als sozialer und dem<br />

Betrieb als ökonomischer E<strong>in</strong>heit habe jedoch bäuerliches<br />

Wirtschaften ausgemacht. Dadurch würde die Ökonomie begrenzt,<br />

die <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriellen Prozessen vorherrscht. 15<br />

Dazu kommt wie gerade ausgeführt e<strong>in</strong> immer engeres Netz aus<br />

Regelungen zum Schutz derjenigen Güter, die nicht automatisch<br />

mitgeliefert werden, wenn Lebensmittel oder nachwachsende<br />

15<br />

THOMAS, Frieder (2013) ASG-Onl<strong>in</strong>e-Konsultation November 2013 zum Thema<br />

„Welche Landwirtschaft wollen wir? http://www.asg-goe.de/Onl<strong>in</strong>e-Konsultation.shtml<br />

. . .


- 28 -<br />

Rohstoffe erzeugt werden und gleichzeitig preisgünstig se<strong>in</strong> sollen.<br />

Das s<strong>in</strong>d hohe Standards der Lebensmittelsicherheit, des<br />

Tierwohls und des Umweltschutzes – für die Regierungen und<br />

Politik im Krisenfall oder bei Missständen <strong>in</strong> die Pflicht genommen<br />

werden.<br />

Unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen sprechen manche vom Ende<br />

bäuerlicher Landwirtschaft. 16<br />

Das BMEL geht die offensichtlichen Widersprüche auf zwei Wegen<br />

an.<br />

Zum e<strong>in</strong>en gibt es angepasste Regelungen oder Ausnahmen,<br />

um die Situation kle<strong>in</strong>erer land- und ernährungswirtschaftlicher<br />

Betriebe zu berücksichtigen:<br />

• So gibt es etwa im Steuerrecht umfangreiche<br />

Sonderbestimmungen für kle<strong>in</strong>ere land- und forstwirtschaftliche<br />

Betriebe, z. B. bei der Gew<strong>in</strong>nermittlung, der E<strong>in</strong>kommens- und<br />

Umsatzsteuer, der Versicherungs-, KfZ- oder Erbschaftssteuer.<br />

• E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Bereich ist das bereits erwähnte<br />

Lebensmittelhygienerecht, <strong>in</strong> dem betriebsspezifische und<br />

<strong>in</strong>dividuelle Lösungen für kle<strong>in</strong>ere Betriebe vorgesehen s<strong>in</strong>d.<br />

• Bei der Förderung der erneuerbaren Energien gibt es<br />

größenabhängige Differenzierungen, die den ökonomischen<br />

16 Ste<strong>in</strong>ert, Dieter (2013) Von säuerlich bis bäuerlich. Editorial DLZ-agrarmagaz<strong>in</strong> 9/2013.<br />

. . .


- 29 -<br />

Nachteilen kle<strong>in</strong>er Anlagen Rechnung tragen und e<strong>in</strong>er<br />

Überförderung großer Anlagen entgegenwirken.<br />

• Bei den Umweltauflagen gibt es ebenso spezielle<br />

Ausnahmeregelungen für kle<strong>in</strong>ere Betriebe wie auch im<br />

Tierschutzrecht.<br />

• Im H<strong>in</strong>blick auf die Förderung land- und forstwirtschaftlicher<br />

Betriebe s<strong>in</strong>d im Rahmen der Geme<strong>in</strong>samen Agrarpolitik bzw.<br />

der Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz<br />

ebenfalls Regelungen vorhanden, die kle<strong>in</strong>eren Erzeugern zu<br />

Gute kommen.<br />

• Mit der Umsetzung der jüngsten Agrarreform werden die ersten<br />

Hektare e<strong>in</strong>es Betriebes mit höheren Direktzahlungen gefördert.<br />

Zum zweiten nutzen gerade auch Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern die<br />

Forderungen der Konsument<strong>in</strong>nen und Konsumenten, um sich mit<br />

ihrem Angebot zu präsentieren. Sie heben sich mit ihren<br />

Erzeugnissen und Dienstleistungen von z.B. den standardisierten<br />

Lebensmitteln ab.<br />

Gerade hier s<strong>in</strong>d Tierwohl, regional, öko, nachhaltig – wie es im<br />

Titel dieser Veranstaltung heißt - e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>in</strong> bäuerlichen<br />

Strukturen auch auf globalisierten und immer weniger geschützten<br />

Agrarmärkten zu bestehen.<br />

. . .


- 30 -<br />

5. Fazit<br />

Me<strong>in</strong>e sehr geehrten Damen und Herren,<br />

ich fasse zusammen:<br />

1. Das Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebes hat sich<br />

weiter entwickelt <strong>in</strong> Richtung Vielfalt und Nachhaltigkeit. 17<br />

2. Zielvorgaben und Anforderungen für die Landwirtschaft<br />

werden zunehmend von e<strong>in</strong>er kritischen Öffentlichkeit –<br />

von den Kunden – gestellt.<br />

3. Höhere Anforderungen verursachen Mehrkosten, die über<br />

den Preis abgegolten werden müssen. Dies ist abhängig<br />

von der Betriebsgröße leichter oder schwerer machbar.<br />

Neue Anforderungen befördern <strong>in</strong>soweit die Veränderung<br />

der Landwirtschaft.<br />

4. Und schließlich: BMEL setzt sich für Regeln e<strong>in</strong>, die auch <strong>in</strong><br />

bäuerlichen Betrieben tragbar s<strong>in</strong>d.<br />

17<br />

Im Koalitionsvertrag formulieren CDU/CSU und SPD:<br />

„Unser Ziel ist e<strong>in</strong>e multifunktional ausgerichtete, bäuerlich unternehmerische Landwirtschaft, die<br />

ressourcen- und umweltschonend produziert, die Tierwohl, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit<br />

mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>det. Leitbild ist e<strong>in</strong>e von Familien betriebene, regional verankerte,<br />

flächendeckende Landwirtschaft unterschiedlicher Strukturen und Produktionsweisen. Sie trägt zur<br />

Wertschöpfung, gut bezahlter Arbeit und sicheren E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> den ländlichen Räumen bei.“<br />

. . .

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