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Validation von Laborergebnissen

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erreichen oder auszubauen.<br />

Von Interesse ist dabei die Beantwortung<br />

der Frage, inwieweit sich<br />

die Handlungen, die der Expertise<br />

bedürfen, in der Praxis abbilden lassen,<br />

also die Beantwortung der Frage<br />

„Folgt die Praxis der Theorie“?<br />

Zur Klärung dieser Frage wurde eine<br />

Studie durchgeführt, die untersuchte,<br />

welche Handlungsaufgaben<br />

MTLA in der Labordiagnostik wahrnehmen<br />

[12]. Den Ergebnissen dieser<br />

Erhebung zufolge führen MTLA<br />

sowohl in der präanalytischen, analytischen<br />

sowie postanalytischen<br />

Phase anspruchsvolle Handlungen<br />

aus (Abb. 3).<br />

Je anspruchsvoller die Handlungsaufgabe<br />

ist, desto weniger<br />

MTLA nehmen diese Aufgabe wahr.<br />

Ursache hierfür ist, dass einerseits<br />

der Anteil der Tätigkeiten am Gesamtprozess<br />

abnimmt, deren Handlungen<br />

ein besonders hohes Maß an<br />

Expertise erfordert (z. B. Beratung<br />

der Einsender bei der Interpretation<br />

der Laborergebnisse). Andererseits<br />

ist für die Ausführung der Handlungen<br />

das vorhandene Personalstrukturmuster<br />

(Verhältnis <strong>von</strong> akademischem<br />

zu nicht akademischem<br />

Personal) relevant.<br />

Je höher das Maß an Expertise,<br />

desto häufi ger werden diese Aufgaben<br />

durch Akademiker wahrgenommen.<br />

Am Beispiel der medizinischen<br />

<strong>Validation</strong> wird der Einfl uss des Personalstrukturmusters<br />

deutlich. Differenziert<br />

man die Handlungsaufgaben<br />

nach der Personalstruktur, so<br />

kommt man zu einem erstaunlichen<br />

Ergebnis. Führen in einem formal internistisch<br />

geleiteten Labor 60,1 %<br />

der MTLA immer die medizinische<br />

<strong>Validation</strong> durch, so liegt der Anteil<br />

in einem laborfachärztlich geführten<br />

Krankenhauslabor nur bei 32,5 %<br />

der MTLA [12].<br />

Die Mär <strong>von</strong> der<br />

medizinischen <strong>Validation</strong><br />

Häufi g wird in der Praxis der Begriff<br />

der Labordiagnose benutzt. Dies ist<br />

insofern unsinnig, als dass das Labor<br />

gar keine Diagnose stellen kann.<br />

Das Labor, das mit einer diagnostischen<br />

Fragestellung konsultiert<br />

wird, kann allenfalls einen Bericht<br />

über den biologischen Sachverhalt<br />

des Untersuchungsmaterials abgeben.<br />

Abb. 3: Ausgewählte Ergebnisse einer Studie zu Aufgaben <strong>von</strong> MTLA.<br />

Das Datenmaterial wurde durch schriftliche Befragung gewonnen. Postalisch befragt wurden im letzten<br />

Quartal 2005 in einer Stichprobenerhebung im Labor tätige MTLA aus 106 Kliniken (1376 Fragebögen)<br />

der Regel- und Zentralversorgung. Aus 87 Kliniken kamen 462 Antworten in die Auswertung. Die Rücklaufquote<br />

betrug 34 %. Die Auswertung erfolgte mittels des Statistikprogramms SPSS 13.0 für Windows<br />

[12].<br />

Die Interpretation <strong>von</strong> <strong>Laborergebnissen</strong><br />

setzt jedoch die Kenntnis<br />

der Vorgeschichte des Patienten voraus;<br />

dies kann nur unter Einbezug<br />

weiterer diagnostischer Befunde,<br />

des klinischen Bildes und des ärztlichen<br />

Gesprächs mit dem Patienten<br />

erfolgen. Der in der Laborpraxis benutzte<br />

Begriff der medizinischen <strong>Validation</strong><br />

ist daher unpräzise, da dadurch<br />

suggeriert wird, dass das Laborergebnis<br />

im direkten Bezug zum<br />

Patienten laborfachärztlich interpretiert<br />

würde und eine Gewichtung<br />

der Bedeutung des Ergebnisses für<br />

den Einzelfall möglich wäre.<br />

Ein Laborarzt kann dies jedoch<br />

nicht tun, da er den Patienten, dessen<br />

Blutprobe er untersucht, nie gesehen<br />

hat. Bei der medizinischen <strong>Validation</strong><br />

wird lediglich versucht, den<br />

biologischen Sachverhalt einer prognostischen<br />

Wahrscheinlichkeit (als<br />

Ergebnis externer Evidenz) zuzuordnen,<br />

in Unkenntnis der konkreten Si-<br />

tuation des Patienten. Die medizinische<br />

<strong>Validation</strong> durch das Laborpersonal<br />

erfordert selbstredend ein<br />

hohes Maß an Expertise, jedoch<br />

nicht ärztliche Kunstfertigkeit [6].<br />

In Abkehr zum bestehenden<br />

MTAG haben die ärztlichen Fachgesellschaften<br />

in den Ausführungen<br />

für die Akkreditierung nach ISO<br />

15189:2003 <strong>von</strong> medizinischen Laboratorien<br />

anders lautende Festlegungen<br />

über die Zuständigkeit der<br />

<strong>Validation</strong> getroffen, die die medizinische<br />

<strong>Validation</strong> als laborfachärztliche<br />

Aufgabe bzw. die eines Naturwissenschaftlers<br />

vorsehen [13]. Diese<br />

Festlegungen greifen einerseits in<br />

den Tätigkeitsvorbehalt der MTA-<br />

Berufe ein, andererseits sind sie<br />

auch widersprüchlich, denn wenn<br />

die medizinische <strong>Validation</strong> eine<br />

ärztliche Aufgabe wäre (also dem<br />

Heilkundevorbehalt zuzurechnen),<br />

dann dürfte niemals ein Naturwissenschaftler<br />

medizinisch validieren.<br />

MTA Dialog 9 (2006) Jahrgang 7 Fachbeiträge 671

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