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Masterarbeit Tobias Winiger - Institut für Raum - ETH Zürich

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Vorwort<br />

Zum Thema <strong>Raum</strong>entwicklung stiess ich während meines Geographiestudiums mit Vertiefung<br />

Wirtschaftsgeographie an der Uni Zürich. Durch die Belegung von zahlreichen<br />

Vorlesungen an der <strong>ETH</strong> Zürich hatte ich die Möglichkeit mich mit dem Thema <strong>Raum</strong>entwicklung<br />

vertieft auseinanderzusetzen und <strong>Raum</strong>planung als Nebenfach zu meinem<br />

Geographiestudium zu absolvieren.<br />

Die Mitarbeit in der Vorerhebungsphase des Projektes <strong>Raum</strong>+ SZ im Rahmen meiner Anstellung<br />

als Hilfsassistent am <strong>Institut</strong> für <strong>Raum</strong>- und Landschaftsentwicklung (IRL) der<br />

<strong>ETH</strong> von Juli 08 bis Februar 09 ermöglichte mir, mich mit dem Projekt und den damit zusammenhängenden<br />

Fragen vertraut zu machen. Daraus entstanden schlussendlich Idee<br />

und Motivation für diese <strong>Masterarbeit</strong>.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben,<br />

dass diese Arbeit so verwirklicht werden konnte. Insbesondere möchte ich mich bei<br />

André Odermatt von der Uni Zürich und Hany Elgendy vom IRL für die Betreuung dieser<br />

Arbeit bedanken. Bedanken möchte ich mich auch bei Fahrländer Partner, speziell<br />

bei Dominik Matter und Corinna Heye, für die Bereitstellung der Nachfragedaten sowie<br />

für wertvolle Inputs und Anregungen und zu guter Letzt bei meinem persönlichen Umfeld<br />

für die Unterstützung während der Zeit des Schreibens dieser Arbeit.<br />

Wil, im Oktober 2009<br />

<strong>Tobias</strong> <strong>Winiger</strong>


Zusammenfassung<br />

Trotz vielfältiger Bemühungen nimmt die Siedlungsfläche entgegen den Zielen der <strong>Raum</strong>entwicklung<br />

stetig zu. An den Siedlungsrändern werden immer neue Flächen in Anspruch<br />

genommen und die Siedlungen wachsen weiter in die Fläche, obwohl im Inneren<br />

der bestehenden Siedlungskörper bedeutende Reserven an nicht oder falsch genutzten<br />

Flächen zur Verfügung stehen würden. Die Nutzung dieser Flächen würde es ermöglichen,<br />

die Inanspruchnahme von immer neuen Flächen zu bremsen und somit Freiflächen<br />

und Landschaft zu schonen. Wichtige Voraussetzung für die Nutzung der Flächen im Inneren<br />

der Siedlungen ist eine Übersicht über diese Flächen. Eine solche Übersicht über<br />

sämtliche zur Verfügung stehenden Bauzonenflächen wurde im Rahmen des Projektes<br />

<strong>Raum</strong>+ SZ des <strong>Institut</strong>s für <strong>Raum</strong>- und Landschaftsentwicklung (IRL) der <strong>ETH</strong> für den<br />

Kanton Schwyz erarbeitet.<br />

Basierend auf dieser Übersicht beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit dem Ausmass<br />

der zur Verfügung stehenden Innenentwicklungsflächen und der daraus entstehenden<br />

Bedeutung dieser Flächen für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Ausserdem werden<br />

notwendige Voraussetzungen und geeignete Instrumente für eine aktive Innenentwicklung<br />

der Gemeinden betrachtet.<br />

Um Ausmass und Bedeutung der Innenentwicklungsflächen zu bestimmen, wird das<br />

aktuell verfügbare Angebot an Bauzonenflächen mit einer künftigen Nachfrage nach<br />

diesen Flächen verglichen. Die dazu verwendeten Angebotsdaten stammen aus dem<br />

Projekt <strong>Raum</strong>+ Schwyz. Die Nachfragedaten stammen aus einer Studie von Matter et<br />

al. (2008), die im Auftrag des Bundesamtes für <strong>Raum</strong>entwicklung die Frage untersuchten,<br />

wieviele Bauzonen die Schweiz brauche, und dafür ein Modell zur Abschätzung der<br />

künftigen Nachfrage nach Bauzonen entwickelten.<br />

Dieser Vergleich von Angebot und Nachfrage von Bauzonenflächen für die nächsten 15<br />

Jahre zeigt, dass ein Grossteil der Gemeinden über deutlich zu grosse Bauzonenreserven<br />

aufweist, vor allem bei den Arbeits- aber auch bei den Wohnflächen. Diese überdimensionierten<br />

Bauzonenreserven bergen die Gefahr von weiterschreitender Zersiedlung<br />

und damit einer Reihe von negativen Konsequenzen für die Gemeinden wie Ver-


8<br />

lust von Freiflächen und Landschaftsqualität, zunehmender Verkehr und nicht zuletzt<br />

enormen Kosten für Bereitstellung und Unterhalt von Infrastruktur. Es kann ausserdem<br />

gezeigt werden, dass oftmals alleine die Flächenreserven im Inneren der Siedlungen für<br />

eine künftige Nachfrage ausreichen. Insgesamt stellen die Innenentwicklungsflächen im<br />

Kanton Schwyz damit einen bedeutenden Anteil der verfügbaren Bauzonenreserven dar<br />

und müssen daher für die künftige Siedlungsentwicklung dringend mitberücksichtigt<br />

werden.<br />

Um differenziertere Aussagen als nur für den gesamten Kanton zu machen, werden die<br />

Gemeinden in Gemeindetypen eingeteilt. Es werden vier Gemeindetypen identifiziert,<br />

die sich bezüglich Angebot von Flächenreserven im Inneren der Siedlung und künftiger<br />

Nachfrage nach Siedlungsflächen unterscheiden. Für diese vier Gemeindetypen werden<br />

aufgrund ihrer Ausgangslagen und dem Grundsatz der Innenentwicklung Handlungsempfehlungen<br />

zur Entwicklung ihrer Siedlungsflächen beschrieben.<br />

Die sehr unterschiedliche Ausgangslage der verschiedenen Gemeindetypen zeigt ausserdem,<br />

dass Verfahren für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung nicht nur auf Gemeindeebene,<br />

sondern vor allem auf einer interkommunalen oder regionalen Stufe ansetzen<br />

sollten. Mit der interkommunalen Landumlegung (Sprecher 2007) wird dazu ein<br />

Verfahren vorgeschlagen. Voraussetzung für einen Test eines solchen Verfahrens ist es<br />

allerdings, dass es gelingt, die Gemeinden von den Vorteilen solcher interkommunalen<br />

Vorhaben zur gemeinsamen Siedlungsentwicklung zu überzeugen. Das Aufzeigen der<br />

Angebots- und Nachfragesituation könnte wesentlich dazu beitragen.<br />

Da die Entwicklung von Flächen im Inneren der Siedlungen mit mehr Schwierigkeiten<br />

und Hürden verbunden ist als die Entwicklung von Aussenflächen, sind Unterstützung<br />

und aber auch Rahmenbedingungen durch den Kanton notwendig. Der kantonale Richtplan<br />

stellt ein wesentliches Instrument dafür dar. Der Vergleich von Angebot und Nachfrage<br />

nach Bauzonenflächen zeigt, dass die aktuell gültigen Bestimmungen zur Neuausweisung<br />

von Flächen im Sinne einer nachhaltigen Siedlungsentwickung angepasst<br />

werden sollten.<br />

Zu den grössten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Innenentwicklung gehört<br />

für die Gemeinden die Blockade von Flächen durch Eigentümerinteressen, speziell<br />

die Baulandhortung. Da diese oft auf unrealistische Vorstellungen bezüglich Immobilienpreisen<br />

und Nachfrage nach Bauland zurückzuführen sind, bestehen grosse Chancen,<br />

dass es mittels geeigneter Kommunikation der Angebots- und Nachfragesituation gelingen<br />

könnte, blockierte Flächen in den Innenbereichen zu mobilisieren.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 5<br />

1.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.2 Stand der aktuellen Übersichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.3 Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

1.4 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2 Grundlagen 11<br />

2.1 Räumliche Ordnung als Folge von Handlungen und Entscheidungen . . . 11<br />

2.2 Ökonomische Konsequenzen der Zersiedlung . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.3 Innenentwicklung vor Aussenentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.4 Massnahmen zur Eindämmung der Zersiedlung . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.4.1 Flächenzertifikate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.4.2 Interkommunale Gewerbegebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.4.3 Interkommunale Landumlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

2.4.4 Siedlungsflächenmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.5 Das Projekt <strong>Raum</strong>+ Schwyz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage 23<br />

3.1 Angebot an Bauzonenflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.1.1 Unüberbaute Bauzonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.1.2 Innere Reserven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.1.3 Potenziale ausserhalb der Bauzone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.2 Übersicht über die Gesamtsiedlungsreserven . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.2.1 Innenentwicklungspotenziale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.2.2 Aussenreserven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.2.3 Baulücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.3 Wohn- und Arbeitsflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.3.1 Wohnflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31


ii<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

3.3.2 Arbeitsflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.4 Künftige Nachfrage nach Bauflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.4.1 Unsicherheit in Zukunftsbetrachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.4.2 Bevölkerungsszenarien des BfS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.4.3 Bevölkerungsentwicklung im Kanton Schwyz . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.5 Modellierung der künftigen Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.5.1 Aktuelle Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.5.2 Künftige Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3.5.3 Entwicklung wichtiger Einflussfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4 Lagebeurteilung 41<br />

4.1 Verfügbarkeit der Flächen über die Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

4.2 Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

5 Gemeindetypen 47<br />

5.1 Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

5.2 Gemeindetypen Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

5.3 Gemeindetypen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

5.4 Charakterisierung der Gemeindetypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

5.4.1 Gemeindetyp 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.4.2 Gemeindetyp 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

5.4.3 Gemeindetyp 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

5.4.4 Gemeindetyp 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

6 Fazit 61<br />

6.1 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

6.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Literaturverzeichnis 67<br />

A Anhang Liste der Spezialzonen 71<br />

B Anhang Richtplan SZ 73<br />

C Anhang Erklärungen 75


Abbildungsverzeichnis<br />

2.1 Modell Planungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2 Interkommunale Landumlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.1 Flächentypen <strong>Raum</strong>+ SZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.2 Definitionen Flächentypen <strong>Raum</strong>+ SZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.3 Gesamtsiedlungsreserven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.4 Innenentwicklungsflächen Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.5 Blockierte Innenentwicklungsflächen Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

3.6 Innenentwicklungsflächen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.7 Blockierte Innenentwicklungsflächen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

4.1 Dargestellte Zeitstände und Szenarien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.2 Definition Nutzungsreserven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.3 Differenz von Angebot und Nachfrage, Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.4 Differenz von Angebot und Nachfrage, Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

5.1 Schema Gemeindetypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

5.2 Merkmalsraum Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

5.3 Gemeindetypen Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

5.4 Merkmalsraum Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

5.5 Gemeindetypen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

5.6 Flächenangebot der Gemeindetypen Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.7 Flächenangebot der Gemeindetypen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.8 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 1 Wohnen . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

5.9 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 1 Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

5.10 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 2 Wohnen . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

5.11 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 2 Wohnen . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

5.12 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 3 Wohnen . . . . . . . . . . . . . . 57


2 Abbildungsverzeichnis<br />

5.13 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 3 Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

5.14 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 4 Wohnen . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

5.15 Angebot und Nachfrage: Gemeindetyp 4 Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . 60


Tabellenverzeichnis<br />

3.1 Zu Innenenwicklungspotenzialen erhobene Merkmale . . . . . . . . . . . 26<br />

3.2 Zu Baulücken erhobene Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.3 Zu Aussenentwicklungsflächen erhobene Merkmale . . . . . . . . . . . . . 27


1 Einleitung<br />

Entgegen den Zielen der <strong>Raum</strong>entwicklung wachsen die Siedlungsflächen stetig nach<br />

aussen, die Siedlungsdichte nimmt ab, Siedlungen wachsen zu Agglomerationen zusammen.<br />

Die Folgen davon sind Versiegelung von Boden, Zerschneidung von Landschaftsräumen,<br />

eine disperse Siedlungsstruktur (Zersiedlung) sowie ein anhaltend hoher Siedlungsdruck<br />

auf Landschaft und freie Flächen. Es ist davon auszugehen, dass die Faktoren,<br />

die zu dieser Entwicklung beitragen, auch für die Zukunft bestehen bleiben und ihre<br />

Wirkung ausüben. So wird für die nächsten 20 bis 30 Jahre mit einer weiteren Zunahme<br />

der Bevölkerungszahl sowie des spezifischen Flächenverbrauchs gerechnet (BfS 2007 a).<br />

Zeitgleich zu dieser anhaltenden Beanspruchung von immer neuen Flächen sind im Inneren<br />

der bestehenden Siedlungen viele Flächen nicht oder zu wenig genutzt, es bestehen<br />

also grosse Nutzungsreserven im Bestand. Die Nutzung dieser Innenentwicklungsflächen<br />

würde es erlauben, Freiflächen und Landschaft zu schonen. Die Forderungen der<br />

<strong>Raum</strong>entwicklung sind denn folglich: ’Wachstum im Bestand statt in die Fläche’ oder:<br />

’Innenentwicklung vor Aussenentwicklung’. In der Fachwelt besteht ein breiter Konsens<br />

über Innenentwicklung vor Aussenentwicklung als minimaler raumplanerischer Strategie,<br />

ebenso darüber, dass die zentralen offenen Fragen in der Umsetzung zu finden sind.<br />

(Elgendy et al. 2009)<br />

Mit der Erarbeitung einer Übersicht über die zur Verfügung stehenden Innenentwicklungsflächen<br />

beabsichtigt das Projekt <strong>Raum</strong>+ SZ (vgl. Kap.2.5), im Kanton Schwyz eine<br />

wichtige Grundlage zu einer nachhaltigen <strong>Raum</strong>entwicklung zu etablieren. Diese Arbeit<br />

beschäftigt sich darauf aufbauend mit der Frage nach dem Ausmass dieser Innenentwicklungsflächen<br />

im Kanton Schwyz und den Möglichkeiten und Voraussetzungen,<br />

diese bevorzugt zu nutzen.


6 1 Einleitung<br />

1.1 Problemstellung<br />

Boden ist eine knappe und nicht erneuerbare Ressource. Die Schweizer Bundesverfassung<br />

schreibt daher eine haushälterische Nutzung der Ressource Boden vor. 1 Eine haushälterische<br />

Bodennutzung als Ziel der <strong>Raum</strong>entwicklung soll die fortschreitende Zersiedlung<br />

des Landes verhindern, sowie offene Landschaften und fruchtbare Ackerböden<br />

erhalten. Trotz bisherigen Bemühungen hat die Flächeninanspruchnahme zu Siedlungszwecken<br />

(Wohngebiete und Industrieareale, Erholungs- und Grünanalgen, sowie Verkehrsflächen)<br />

stetig zugenommen. Gemäss Arealstatistik (BfS 2007 a) betrug zwischen<br />

1979/85 und 1992/97 die Zunahme 13%. Zum Zeitpunkt der zweiten Erhebung umfasste<br />

die gesamte Siedlungsfläche der Schweiz rund 360’000 ha oder knapp 7% der<br />

schweizerischen Landesfläche. Dies entsprach wiederum durchschnittlich ca. 400 Quadratmetern<br />

pro Kopf der Bevölkerung, wobei allerdings grosse regionale Unterschiede<br />

bestehen. Die für Wohnzwecke genutzten Flächen (Gebäude und Umschwung) nahmen<br />

innert 12 Jahren um über einen Viertel zu. Die Entwicklung der Wohngebiete übersteigt<br />

damit das durchschnittliche Wachstum aller Siedlungsflächen um fast das Doppelte. In<br />

derselben Zeit betrug die Bevölkerungszunahme ca. 9%, der zusätzliche Platzbedarf für<br />

Wohnzwecke lässt sich damit also nur zu einem Teil erklären. Wesentlich ist, dass die<br />

spezifische Wohnfläche zugenommen hat, d.h. jede und jeder Einzelne durchschnittlich<br />

mehr Wohnfläche beansprucht (Schultz, Dosch 2005). Dazu geführt haben der wachsende<br />

Wohlstand, die wachsende Zahl der Haushalte und damit verbunden die sinkende<br />

durchschnittliche Haushaltsgrössen, sowie die Tatsache, dass rund 60% des neu erstellten<br />

Wohnraumes auf Ein- und Zweifamilienhäuser in den Umlandgemeinden der Agglomerationen<br />

entfallen. (ARE 2008 c, S.13)<br />

Der <strong>Raum</strong>entwicklungsbericht 2005 (ARE 2005) hält als Beurteilung der Nachhaltigkeit<br />

der <strong>Raum</strong>entwicklung fest, dass in der Schweiz die Entwicklung nicht nachhaltig sei.<br />

Die Überprüfung von vorgeschlagenen Kriterien zeigte (Auswahl):<br />

- In den Agglomerationen besteht die Tendenz zur sozialen und funktionalen Entmischung.<br />

- Die Agglomerationen dehnen sich weiter aus. Die Folgen sind: Grosser Bodenverbrauch,<br />

wachsende Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsort, zunehmender<br />

1 Art. 75. BV: Der Bund legt Grundsätze der <strong>Raum</strong>planung fest. Diese obliegt den Kantonen und dient der<br />

zweckmässigen und haushälterischen Nutzung des Bodens und der geordneten Besiedlung des Landes.


1.1 Problemstellung 7<br />

Druck auf unbebaute Landschaften, Anstieg des motorisierten Individualverkehrs<br />

sowie wachsender Energieverbrauch.<br />

- Die heutige <strong>Raum</strong>ordnung trägt nicht zu einer stärkeren Nutzung der umweltverträglichsten<br />

Verkehrsmittel bei, sondern erhöht vielmehr die Zwangsmobilität.<br />

- Die Kosten der heutigen Siedlungsentwicklung sind sehr hoch und belasten die<br />

öffentliche Hand immer stärker (vgl. dazu Kap.2.2.)<br />

- Die Bauzonen sind zu gross und liegen zudem teilweise an strategisch ungünstigen<br />

Orten.<br />

(ARE 2005, S.66)<br />

Vor dieser Vielzahl an negativen Effekten im Zusammenhang mit dem steigenden Flächenverbrauch<br />

und der Zersiedelung ist es wichtig, sich mit den Ursachen dieser Entwicklungen<br />

auseinanderzusetzen. Eine wesentliche Ursache für den steigenden Flächenverbrauch<br />

ist die steigende Mobilität der Bevölkerung. Die individuelle Verfügbarkeit<br />

über Verkehrsmittel hat dazu geführt, dass sich Siedlungs- und Verkehrsentwicklung<br />

weitgehend entkoppelt haben. Andererseits führen stetig erhöhte Reisegeschwindigkeiten<br />

dazu, dass bei vergleichbarem Zeitaufwand für die Mobilität die zurückgelegten<br />

Strecken und damit die gesamte Verkehrsleistung stetig zunehmen. (Gust 2005, S.2)<br />

Im Einzugsbereich grösserer Städte üben zudem Bauland- und Immobilienpreise einen<br />

Einfluss auf das Verhalten Vieler aus. Dem Preisdruck wird vielfach ausgewichen, indem<br />

günstigeren Angeboten im Umland gefolgt wird. Dieses Gefälle der Preise führt schlussendlich<br />

mit dazu, dass sich die Städte ins Umland ausdehnen (Suburbanisierung). Die<br />

Wohnpräferenzen der Bevölkerung leisten ebenfalls einen Beitrag zu dieser Entwicklung.<br />

Es besteht eine grosse Nachfrage nach ländlichem Wohnraum, dem klassischen<br />

Einfamilienhaus im Grünen. Damit wird eine tiefe Einwohner- bzw. Überbauungsdichte<br />

nachgefragt. (Gust 2005, S.2) (ARE 2008, S.6-8)<br />

Die Nutzungsplanung fällt in den Kompetenzbereich der Gemeinden. Diese können<br />

unter dem Grundsatz, dass allen Gemeinden vergleichbare Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zustehen, Bauzonen ausscheiden und somit ihre Siedlungsflächenreserven vergrössern.<br />

Die Gemeinden werden durch den Steuerwettbewerb zu einem Wachstumswunsch verleitet.<br />

Obwohl es aus einer übergeordneten Sicht sinnvoller wäre, sich klare Vorstellungen<br />

zu machen, wo Siedlungsentwicklung gefördert und wo begrenzt werden sollte,<br />

konkurrieren sich Gemeinden und Kantone bei der Ansiedlung von Unternehmen und


8 1 Einleitung<br />

Einwohnern um die damit erhofften Steuereinnahmen. (Sprecher 2007, S.2) (ARE 2005,<br />

S.103) (ARE 2008b, S.7)<br />

Auch neben den Gemeinden sind nicht sämtliche Akteure primär an einer nachhaltigen<br />

<strong>Raum</strong>entwicklung interessiert. Mit Einzonungen und dem Überbauen von Flächen lässt<br />

sich Geld verdienen. So stehen partikuläre Interessen oftmals im Konflikt mit dem öffentlichen<br />

Interessen eines nachhaltigen Umgangs mit der Ressource Boden. (ARE 2008,<br />

S.7)<br />

Die in der Summe zu grossen Bauzonen sind heute sehr schwierig rückgängig zu machen,<br />

da Auszonungen von baureifen Flächen als materielle Enteignungen im Sinne von<br />

Art. 5 Abs. 2 RPG gemäss <strong>Raum</strong>planungsgesetz entschädigungspflichtig sind. 2<br />

1.2 Stand der aktuellen Übersichten<br />

Im <strong>Raum</strong>entwicklungsbericht 2005 hat das Bundesamt für <strong>Raum</strong>entwicklung (ARE) darauf<br />

hingewiesen, dass es fraglich sei, ’ob sich die Bauzonenreserven an jenen Orten befinden,<br />

wo der Baulandbedarf am grössten sein wird und eine Zunahme der Überbauung<br />

als zweckmässig erachtet werden kann’(ARE 2005, S.36). Mit der Bauzonenstatistik<br />

Schweiz (ARE 2008 a) standen erstmals detailliertere Daten zu den Bauzonenreserven<br />

zur Verfügung, die Angaben über die räumliche Verteilung der Bauzonen sowie der<br />

Bauzonenreserven für die gesamte Schweiz auf Gemeindeebene machen. Im Auftrag des<br />

ARE haben darauf Matter et al.(2008) im Rahmen einer Studie die Dimensionierung und<br />

Lage der Bauzonen in der Schweiz untersucht. Dazu wurden das Angebot an Bauzonenreserven<br />

3 verglichen mit einer Nachfrage, die mit einem Prospektivmodell 4 geschätzt<br />

werden kann. Im folgenden Abschnitt sollen die Resultate dieser Studie kurz dargestellt<br />

werden.<br />

Gemäss Matter et al. (2008) sind die aktuell verfügbaren Bauzonenreserven in der Schweiz<br />

insgesamt deutlich grösser als die zukünftige Nachfrage nach Bauzonenfläche. Das aktuelle<br />

Angebot an verfügbaren Bauzonenreserven (unüberbaute Bauzonen und innere<br />

2 Gestützt auf Art. 26 BV: Eigentumsgarantie<br />

3 Datenquelle: Bauzonenstatistik (ARE 2008 a)<br />

4 Datenquelle: Fahrländer Partner (Matter et al. 2008)


1.3 Fragestellungen 9<br />

Reserven 5 ) beläuft sich auf 52’800 ha, wovon 32’500 ha Wohnzonen und 20’400 ha Arbeitszonen<br />

sind. Die Nachfrage nach diesen Bauzonenfläche im Zeitraum 2005 bis 2030<br />

wird auf 27’300 ha (23’600 ha Wohnzonen, 3’700 ha Arbeitszonen) geschätzt. Werden die<br />

Bauzonenreserven unterteilt in Wohn- und Arbeitsflächen betrachtet lassen sich vor allem<br />

im Bereich Wohnnutzung beträchtliche regionale Unterschiede feststellen. Einerseits<br />

finden sich weite Gebiete mit zu grossen Flächenreserven, andererseits zeigt die Auswertung<br />

aber auch, dass in einzelnen Kantonen, darunter auch dem Kanton Schwyz, die bis<br />

2030 zu erwartende Nachfrage die aktuell verfügbaren Bauzonenreserven deutlich übersteigt.<br />

Die Reserven an Arbeitsflächen sind deutlich überdimensioniert. Dies gilt sowohl<br />

für die gesamte Schweiz wie auch für den Kanton Schwyz. Die räumliche Verteilung<br />

stimmt weitestgehend mit der Verteilung der künftigen Nachfrage überein. (Matter et al.<br />

2008, S.31-37) Es wurde zudem die Frage aufgeworfen, wo die Bauzonen in der Schweiz<br />

sein müssten. Auf eine Beantwortung dieser Frage wurde jedoch verzichtet, da verschiedene<br />

Ansprüche (ökonomische, raumplanerische, verkehrspolitische, umweltpolitische)<br />

an die räumliche Verteilung der Bauzonen gestellt werden, deren Gewichtung letztlich<br />

durch die Gesellschaft erfolgen müsse. (Matter et al. 2008, S.III-IV)<br />

1.3 Fragestellungen<br />

Die für diese Arbeit verwendeten Daten zu den Bauzonenreserven im Kanton Schwyz<br />

stammen aus der Erhebung des Projektes <strong>Raum</strong>+ SZ (vgl. Kap2.5). Vor dem Hintergrund<br />

der Strategie Innenentwicklung vor Aussenentwicklung (vgl. Kapitel 2.3) wurden<br />

die erhobenen Flächen im Projekt <strong>Raum</strong>+ SZ je nach Grösse und Lage im Ort in<br />

Innenentwicklungspotenziale, Baulücken und Aussenreserven unterteilt. Aufgrund der<br />

im Rahmen des Projekts <strong>Raum</strong>+ SZ erhobenen Daten können also Aussagen zur Eignung<br />

der Flächen für die Siedlungsentwicklung gemacht werden, die mit den Daten<br />

der Bauzonenstatistik noch nicht möglich waren. Die <strong>Raum</strong>+ Daten berücksichtigen zudem<br />

die Verfügbarkeit der Flächen. So kann das Ausmass der unbebauten Bauzonenflächen<br />

und das Angebot der tatsächlich verfügbaren Innenentwicklungsflächen detailliert<br />

dargestellt werden. Mit dem Prospektivmodell (Matter et al. 2008) stehen zudem Daten<br />

zur Nachfrage zur Verfügung, die es erlauben, durch einen Vergleich von Angebot<br />

und Nachfrage Rückschlüsse über Strategien zur Siedlungsentwicklung zu ziehen. Es<br />

5 Nutzungsreserven in überbauten Bauzonen, vgl. Kap.3.1.2


10 1 Einleitung<br />

stellen sich dazu die Fragen, welches das Ausmass der Innenentwicklungsflächen ist,<br />

ihr Anteil zum gesamten Angebot an Siedlungsflächen, wie dieses zu einer künftigen<br />

Nachfrage steht und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit diese Innenentwicklungsflächen<br />

im Sinne einer nachhaltigen Siedlungs- und <strong>Raum</strong>entwicklung genutzt<br />

werden können.<br />

Es werden folgende Fragestellungen untersucht:<br />

- Welcher Anteil einer künftigen Nachfrage nach Bauzonenflächen (Wohn- und Arbeitszonen)<br />

kann mit Innenentwicklungsflächen abgedeckt werden?<br />

- Welche strategische Bedeutung erhalten die Innenentwicklungsflächen dadurch?<br />

- Wie lässt sich die Mindeststrategie ’Innenentwicklung vor Aussenentwicklung’ für<br />

die Gemeinden im Kanton Schwyz präzisieren? Welche Vorgehen und unterstützenden<br />

Massnahmen sind für die Gemeinden dafür geeignet?<br />

1.4 Aufbau der Arbeit<br />

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in die Kapitel Grundlagen, Übersichten über Flächenangebot<br />

und Nachfrage, Lagebeurteilung, Gemeindetypen und ein Fazit. Im Kapitel<br />

Grundlagen wird in einem ersten Schritt auf für die Fragestellungen relevanten<br />

Grundlagen eingegangen. Dies sollen insbesondere dazu dienen, den im Projekt <strong>Raum</strong>+<br />

SZ und folglich auch für diese Arbeit verwendeten Zugang zu erläutern und in einem<br />

Feld von verschiedenen Zugängen zu verorten. Das Kapitel Übersichten über Flächenangebot<br />

und Nachfrage beschreibt darauf in einem zweiten Schritt die Methodik zu Erhebung<br />

und Aufbereitung der Angebotsdaten, ebenso wird die Methodik zur Modellierung<br />

der verwendeten Nachfragedaten kurz erläutert. Daran anschliessend werden<br />

erste Übersichten zu Angebot und Nachfrage von Bauzonenflächen dargestellt. In den<br />

Kapiteln Lagebeurteilung und Gemeindetypen folgt darauf der Vergleich von Angebot<br />

und Nachfrage sowie die Handlungsempfehlungen, die daraus gezogen werden können.<br />

Im abschliessenden Kapitel werden Schlussfolgerungen gezogen und offene oder<br />

weiterführende Fragestellungen angesprochen.


2 Grundlagen<br />

Im folgenden Kapitel werden für die Fragestellung relevante Grundlagen zusammengestellt.<br />

In einem ersten Teil wird ein Handlungsmodell, das als Modell für einen Planungsprozess<br />

dient, dargestellt und darin die grundlegenden Begriffe verortet, die relevant<br />

für das methodische Vorgehen sind. Daran anschliessend wird die bereits angesprochene<br />

raumplanerische Mindeststrategie Innenentwicklung vor Aussenentwicklung genauer<br />

erläutert. Zusammen mit der darauf folgenden Diskussion der Konsequenzen und<br />

der in Fachdebatten thematisierten Massnahmen und Instrumente zur Eindämmung des<br />

steigenden Flächenverbrauchs und der Zersiedlung bildet sie die Grundlage für den empirischen<br />

Teil dieser Arbeit.<br />

2.1 Räumliche Ordnung als Folge von Handlungen und<br />

Entscheidungen<br />

Mit der Zersiedlung steht ein Problem mit räumlicher Ausprägung im Fokus dieser Arbeit.<br />

Es genügt an dieser Stelle jedoch nicht, räumliche Ordnungen zu untersuchen. Vielmehr<br />

ist Landschaft (Kulturlandschaft) und damit auch das Phänomen der Zersiedlung<br />

als ’vom Menschen geschaffen’, also als Folgen von menschlichen Handlungen zu betrachten.<br />

’<strong>Raum</strong>probleme’ können so als Probleme des Handelns verstanden werden<br />

(Werlen 2000 S.279).<br />

Handlungstheorie (vgl. Werlen 2000) versteht ’Handeln’ im Vergleich zu ’Verhalten’ als<br />

intentionale Tätigkeiten, als Tätigkeiten die von einer Vorstellung, einem Ziel geleitet<br />

sind. Dabei orientiert sich die handelnde Person mehr oder weniger bewusst an einem<br />

intersubjektiven Bedeutungszusammenhang, also einem gesellschaftlich und kulturell<br />

vorbereiteten Orientierungsraster, das Werte, Normen und Postulate sowie ein bestimmtes<br />

Erfahrungswissen umfasst. Die handelnde Person plant die zu verwirklichende Tätigkeit<br />

in einem Handlungsentwurf. In Bezug auf das Handlungsziel wird die gegebene<br />

Situation definiert. Gewisse Elemente dieser Situation werden als Mittel für das Errei-


12 2 Grundlagen<br />

chen des Ziels identifiziert und, falls verfügbar, ausgewählt. Sind zielrelevante Elemente<br />

nicht verfügbar, wirken diese als ’Zwänge’ des Handelns. Das Resultat der Handlung<br />

umfasst schlussendlich beabsichtigte und aber auch nicht beabsichtigte Folgen der<br />

durchgeführten Handlung (Werlen 2000, S.279-288 ).<br />

Scholl stellt mit dem nachfolgend gezeigten Modell eine für raumplanerische Tätigkeiten<br />

angepasste Version eines Handlungsmodells zur Verfügung, indem ein Handlungsmodell<br />

als Modell für einen Planungsprozess (Planung als Abfolge von Handlungen<br />

und Entscheidungen (Scholl, 1995)) verwendet wird. Dabei können folgende Prozess-<br />

Sequenzen unterschieden werden: Fortlaufende Aktualisierung von Übersichten, Lagebeurteilung<br />

als Meilensteine, Konzentrationsentscheide (Schwerpunkte setzen, von Strategien<br />

geleitet), Realisierung.<br />

Abbildung 2.1: Modell Planungsprozess; Wilske 2008<br />

Zentrale Aufgabe der <strong>Raum</strong>planung ist die Koordination von raumwirksamen Tätigkeiten.<br />

Diese bedarf einerseits der Koordination der Kriterien und Ziele, worauf hin abzustimmen<br />

sei, andererseits sind laufend nachgeführte Übersichten unerlässliche Voraussetzungen<br />

für eine zweckmässige Koordination. Übersichten können dabei in unterschiedlichster<br />

Form gestaltet sein, bspw. als Pläne (räumlich), Organigramme (organisatorisch),<br />

Ablaufpläne (zeitlich) oder Tabellen (quantitativ). Oftmals fehlen problemori-


2.2 Ökonomische Konsequenzen der Zersiedlung 13<br />

entierte Übersichten und müssen parallel zur Klärung von Aufgaben gemacht werden.<br />

(Scholl 2009 b) 6<br />

Lagebeurteilungen sind Voraussetzung für überlegtes Handeln und Entscheiden. Sie erfordern<br />

Übersichten über alle für die Lösung von Aufgaben wesentlichen Gegenstände,<br />

die Offenlegung von Wissensdefiziten und die Konzentration auf Arbeitsschwerpunkte.<br />

Ziel von Lagebeurteilungen sollen Beschlüsse über Handlungen sein, die unter den gegebenen<br />

Umständen zu bestmögliche Resultaten führen. Lagebeurteilungen können als<br />

operationale Basis von aktionsorientierter <strong>Raum</strong>planung gesehen werden. (Scholl 1995)<br />

(Scholl 2009 a)<br />

Handeln als intentionale Tätigkeit wird von einem Ziel geleitet. In diesem allgemeinen<br />

Modell für Planungsprozesse, die von einem einheitlichen Ziel geleitet werden, wird<br />

statt eines subjektiven Ziels einer Handlung der Begriff der raumplanerischen Strategie<br />

verwendet. Es wird so angedeutet, dass, obwohl jede Handlung schlussendlich nur von<br />

einem Individuum ausgeführt werden kann, hier als Bezugsrahmen Normen und Werte<br />

gemeint sind, über die in der Disziplin <strong>Raum</strong>planung breiter Konsens (Elgendy et al.<br />

2009) besteht. Die dieser Arbeit zugrunde liegende Strategie Innenentwicklung vor Aussenentwicklung<br />

wird im Kapitel 2.3 genauer erläutert.<br />

Das von Scholl vorgeschlagene Handlungsmodell erfüllt, neben der Funktion als Analysewerkzeug<br />

im Sinne von Werlen (2000), vor allem die der methodischen Grundlage für<br />

das Projekt <strong>Raum</strong>+ SZ und damit auch für diese Arbeit.<br />

2.2 Ökonomische Konsequenzen der Zersiedlung<br />

Neben den bereits im Kapitel 1 aufgezeigten ökologischen und gesellschaftlichen Folgen<br />

des Flächenverbrauchs und der Zersiedlung, hat ein Wachstum der Siedlungen in<br />

die Flächen auch starke ökonomische Auswirkungen. Diesen wird an dieser Stelle besondere<br />

Aufmerksamkeit gewidmet, da sie die Gemeinden unmittelbar betreffen.<br />

Obwohl die massiven öffentlichen Infrastrukturfolgekosten von disperser Siedlungsentwicklung<br />

bereits früh kritisiert wurden, fanden gemäss Schiller und Seidentop (2005<br />

S.85) empirische Untersuchungen zur Kostenwirksamkeit unterschiedlicher Formen der<br />

6 Den Grund des oftmaligen Fehlens der wichtigen Übersichten sieht Scholl (2009 b) darin, dass in unübersichtlichen<br />

Situationen viele Akteure zu oberflächlichen Vereinfachungen neigen, und beginnen, sich auf<br />

ihr Territorium oder ihre Fachgebiete zurückzuziehen oder in Aktionismus flüchten. Aktionismus beruht<br />

auf keiner systematischen und korrekten Auswertung des für die Lösung komplexer Aufgaben<br />

bedeutsamen Wissens (Scholl 1995, S.210).


14 2 Grundlagen<br />

Siedlungsentwicklung im deutschen Sprachraum über lange Zeit nur wenig Beachtung.<br />

In Zeiten stabilen Wohlstands- und Wirtschaftswachstums waren die Kosten zu Bereitstellung<br />

und Unterhalt von technischer und sozialer Infrastruktur nur von geringem<br />

öffentlichem Interesse. Durch den Eindruck der zunehmend angespannten Situation der<br />

öffentlichen Haushalte nimmt in den letzten Jahren die Sensibilität in Sachen Infrastrukturkosten<br />

jedoch zu. Die Finanzierung der zukünftigen Bestandserhaltung rückt nach<br />

Jahrzehnten eines kontinuierlichen Ausbaus des Bestands an Infrastruktur zunehmend<br />

in den Blickpunkt der Politik. 1996 hält der Schweizerische Bundesrat fest, dass eine<br />

Fortführung der gegenwärtigen Trends der <strong>Raum</strong>entwicklung infrastrukturell nicht finanzierbar<br />

sei. ’Mit der Zersiedlung drohen steigende Kosten für den Bau, den Betrieb<br />

und den Unterhalt von Infrastrukturanlagen’ (Bundesrat 1996).<br />

ECOPLAN (2000) zeigen in einem Gutachten im Auftrag des ARE die Bedeutung der<br />

Infrastrukturkosten der Zersiedlung: Gemäss ihrer Untersuchung kann eine disperse<br />

Siedlungsentwicklung in den Bereichen Abwasserentsorgung, Wasserversorgung, Verkehr<br />

und Stromversorgung zu bis zu drei Mal höheren Kosten pro Kopf führen, als eine<br />

verdichtete, nach innen gerichtete Siedlungsentwicklung. 7 Gemäss einer Studie von Pro<br />

Natura (2005) führt in der Schweiz eine Siedlungsstruktur mit freistehenden Einfamilienhäusern<br />

(AZ 8 0,34) anstelle von dreigeschossigen Mehrfamilienhäuern (AZ 1) zu 60%<br />

höheren Infrastrukturkosten pro Kopf und Jahr. 9 Da die Infrastruktur nicht vollständig<br />

durch die Benutzung finanziert wird, belasten diese höheren Kosten vor allem die öffentliche<br />

Hand, grossteils die Gemeinden.<br />

2.3 Innenentwicklung vor Aussenentwicklung<br />

In der Diskussion um Nachhaltigkeit in der <strong>Raum</strong>- und Siedlungsentwicklung (vgl. Kap.<br />

1) sind die Innenbereiche der Siedlungen in den Fokus gerückt, so dass in vielen ge-<br />

7 Zudem zeigt die Untersuchung, dass Abgaben- und Gebührensysteme zur Finanzierung der Infrastrukturanlagen<br />

vielfach nicht ausreichend verursacherorientiert sind. Einwohnerinnen und Einwohner von<br />

aus der Sicht der Infrastruktur kostengünstigen, kompakten Siedlungen tragen die Kosten der Zersiedlung<br />

durch Quersubventionierungen mit.<br />

Das Verursacherprinzip ist in der Schweiz in der Bundesverfassung (Art. 74 Abs. 2 BV) sowie im Gesetz<br />

(u.a. Art 2 USG, Umweltschutzgesetz) verankert.<br />

8 Ausnützungsziffer: Verhältnis von anrechenbarer Geschossfläche zu anrechenbarer Grundstücksfläche.<br />

Die Ausnützungsziffer regelt so die maximale Bebauungsdichte von Bauzonenflächen.<br />

9 Betrachtet wurden die Infrastrukturkosten im engeren Sinne: Wasser- und Stromversorgung, Abwasserentsorgung<br />

und Verkehrserschliessung. Berücksichtigt wurden sowohl die Investitionskosten wie auch<br />

laufende Kosten für Unterhalt und Betrieb.


2.3 Innenentwicklung vor Aussenentwicklung 15<br />

genwärtigen Planungsvorhaben die Mindeststrategie Innenentwicklung vor Aussenentwicklung<br />

auftaucht und sich daher die Frage stellt, welche Möglichkeiten für die künftige<br />

Entwicklung die Innenbereiche noch bieten. Veränderte Rahmenbedingungen wie<br />

rückgängige Bevölkerungsentwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel stellen zudem<br />

neue Anforderungen an die räumliche Planung, die möglicherweise mit weniger<br />

Flächenverbrauch befriedigt werden können als in der Vergangenheit (Wilske 2003). Ziel<br />

der Mindeststrategie Innenentwicklung vor Aussenentwicklung ist die Begrenzung und<br />

Konzentration des Siedlungswachstums, also den zunehmenden Flächenbedarf zu befriedigen,<br />

ohne dabei die Bauzonen zu vergrössern. Insgesamt soll durch Reduktion von<br />

Land- und Ressourcenverbrauch für die Siedlungsentwicklung eine nachhaltige Siedlungsentwicklung<br />

angestrebt werden. (www.re.ethz.ch/raumplus_sz/) (ARE 08 b, S.19)<br />

Möglichkeiten diese Ziele zu erreichen, sind vor allem die unüberbauten Bauzonen in<br />

den bestehenden Siedlungskörpern zu mobilisieren und zu nutzen, andererseits die Inneren<br />

Reserven, die sich durch Unternutzung der Flächen in bereits überbauten Bauzonen<br />

geben, zu realisieren. In ARE 08 b (S. 19-20) wird darüber hinaus als Vorschlag<br />

der Begriff der städtebaulichen Nutzungsreserve definiert. Im Unterschied zu baurechtlichen<br />

Reserven, die die tatsächliche Ausnutzung mit einer rechtlich möglichen (Zonenplan)<br />

vergleicht, könnte eine städtebauliche Nutzungsreserve in bestimmten Fällen eine<br />

aus funktionaler, städtebaulicher Sicht mögliche Dichte als Messlatte nehmen.<br />

Die Strategie ’Innenentwicklung vor Aussenentwicklung’ hat vielfältige Auswirkungen<br />

auf die Planungsprozesse. An die Stelle von grossen zusammenhängender Neuentwicklungen<br />

im Aussenbereich (’auf der grünen Wiese’) tritt eine Vielzahl von unterschiedlichen<br />

Flächen im Inneren der Siedlungen, deren gleichzeitige Bearbeitung praktisch unmöglich<br />

ist. Es müssen Auswahlen getroffen und Schwerpunkte gesetzt werden. Um<br />

Auswahlen zu treffen sind Übersichten erforderlich, im Falle von Innenentwicklungspotenzialen<br />

bspw. Übersichten über das Angebot an Flächen und Merkmale dieser Flächen<br />

wie Grösse, Lage, Eigentumsverhältnisse, Altlasten, Verfahrensstände (Wilske 2003) (vgl.<br />

auch Kap.3.1.1).<br />

Es hat sich ebenfalls gezeigt, dass es für die im Flächenmanagement aktiven Gemeinden<br />

flankierender Massnahmen seitens der Kantone bedarf. Hierzu ist ebenfalls Wissen um<br />

die Verteilung und Qualität der Siedlungsflächenreserven als materielle Grundlage für<br />

die Entwicklung solcher flankierender Massnahmen notwendig.<br />

(www.re.ethz.ch/raumplus_sz/)


16 2 Grundlagen<br />

2.4 Massnahmen zur Eindämmung der Zersiedlung<br />

Im folgenden Kapitel werden bestehende Ansätze zur Eindämmung des Flächenwachstums<br />

vorgestellt. Massnahmen gegen die Zersiedlung können grob eingeteilt werden<br />

in ökonomische Lenkungsmassnahmen (Flächenzertifikate), kommunale (Siedlungsflächenmanagement)<br />

und regionale oder interkommunale Vorgehen (Siedlungsflächenpools,<br />

Interkommunale Gewerbegebiete, etc).<br />

2.4.1 Flächenzertifikate<br />

Eine sowohl in der Wissenschaft wie auch in der Politik häufig diskutierte Massnahme<br />

sind handelbare Flächenzertifikate (ARE 05, S.107) (Zolliger, Seidl 2005). Die Ausweisung<br />

von Bauland (Einzonung) oder die Nutzung von bereits eingezontem Land (Überbauung)<br />

würde auf eine festzulegende Grösse limitiert und damit künstlich verknappt.<br />

Die so ausgelegte maximal einzonbare oder überbaubare Fläche könnte in Form von<br />

Flächenausweisungs- oder Flächennutzungsrechten an die Gemeinden verteilt und über<br />

Zertifikate auch gehandelt werden. Die Gemeinden hätten die Möglichkeit, zusätzliche<br />

Rechte erwerben, oder nicht benötigte Rechte verkaufen.<br />

Die Umsetzung wirft jedoch etliche Fragen auf, etwa, wie die Erstverteilung der Rechte<br />

zu organisieren wäre, wie regionale Teilmärkte abgegrenzt werden könnten, wer nach<br />

welchen Kriterien Flächenausweisungsrechte erwerben könnte, wie sich Spekulation vermeiden<br />

liesse und vor allem auch, ob dieses Instrument auch die nötige Akzeptanz finden<br />

würde. Ausserdem bestehen Vorbehalte, was die Zweckmässigkeit betrifft. Flächenausweisungsrechte<br />

können nur das Ausmass der Flächeninanspruchnahme begrenzen.<br />

Die Flächenallokation würde ökonomisch optimiert. Es müsste sichergestellt werden,<br />

dass raumplanerische wie verkehrstechnische Aspekte sowie die konkrete Ausprägung<br />

von Natur und Landschaft im <strong>Raum</strong> bei der Flächeninanspruchnahme mitberücksichtigt<br />

würden. (Dosch, Einig 2005)<br />

Praktische Anwendungen finden sich seit längerer Zeit im englischsprachigen <strong>Raum</strong>.<br />

Im deutschsprachigen <strong>Raum</strong> lag erstmals ein auf die praktische Umsetzung ausgerichtetes<br />

Konzept zur Einführung eines Zertifikatssystems mit einer Vorstudie für die Region<br />

Karlsruhe vor. Zolliger und Seidl (2005) untersuchten darauf dessen Übertragbarkeit auf<br />

schweizerische Verhältnisse mit einer Übertragung auf den Kanton Aargau. Aufgrund<br />

der Tatsache, dass die Bauzonenreserven in der Schweiz allgemein zu gross und Neueinzonungen<br />

nur partiell notwendig sind, sind gemäss Zolliger und Seidl in der Schweiz


2.4 Massnahmen zur Eindämmung der Zersiedlung 17<br />

Flächennutzungszertifikate gegenüber den Flächenausweisungszertifikaten nach deutschem<br />

Modell vorzuziehen. Bezüglich der Grösse der Teilmärkte hat sich am Beispiel des<br />

Kantons Aargau gezeigt, dass kantonale Lösungen nicht sinnvoll wären, da die Volumina<br />

für mögliche Flächenzertifikate zu gering wären für einen funktionierenden Markt.<br />

Auf der anderen Seite wäre aber eine gesamtschweizerische Lösung aufgrund der regional<br />

teilweise sehr unterschiedlichen Boden- und Immobilienmärkte ebenfalls nicht<br />

optimal. Als mögliche Alternativen werden kantonsübergreifende Perimeter mit funktionalräumlichen<br />

Verflechtungen 10 gesehen (Pro Natura 2005, S.13-16)<br />

Obwohl Zolliger und Seidl (2005) zeigen, dass eine Übertragung auf die Schweiz zwar<br />

grundsätzlich möglich wäre, zeigen sie aber auch, dass eine wichtige Voraussetzung für<br />

eine hohe Lenkungswirkung nicht gegeben wäre, nämlich der Einbezug möglichst aller<br />

potenziell bebaubaren Flächen. Die Steuerungsmöglichkeiten blieben auf die langfristigen<br />

11 Bauzonenreserven beschränkt. Diese Beschränkung sei zwingend, um den Tatbestand<br />

der materiellen Enteignung auszuschliessen 12 . Den Anteil an langfristigen Bauzonenreserven<br />

am Total der Bauzonenreserven schätzen Zolliger und Seidl auf schweizweit<br />

ca. 25%, was bedeutet, dass drei Viertel der gesamten Bauzonenreserven in der<br />

Schweiz von einem Zertifikatssystem gar nicht betroffen wären. (Zollinger, Seidl 2005,<br />

S.274-278)<br />

2.4.2 Interkommunale Gewerbegebiete<br />

In Sprecher (2007) werden zwei Fallbeispiele 13 zur interkommunalen Zusammenarbeit<br />

bei der Nutzung von Arbeitsflächen untersucht und dabei speziell die Faktoren herausgearbeitet,<br />

welche diese Zusammenarbeit begünstigen. In den gezeigten Beispielen<br />

wurde in beiden Fällen eine interkommunale Arbeitszone an günstiger Lage geschaffen,<br />

doch wurde bei keinem der Fälle die bestehenden, ungünstig gelegenen Bauzonenre-<br />

10 Grossraum Zürich, Zentralschweiz, etc.<br />

11 kurzfristig = innert 5 Jahren baureife Flächen<br />

12 Tatbestand der materiellen Enteignung gemäss Art. 5 Abs. 2 RPG, aufgrund eines möglichen temporären<br />

Bauverbots in Ermangelung von Zertifikaten<br />

13 Beispiel 1: ZARD (Zone d’activités régionale de Delémont): neu ausgeschiedenes interkommunales Gewerbegebiet<br />

(15ha) an der zukünftigen Autobahn A16 (Transjurane) in Courroux, nahe Delsberg. Beispiel<br />

2: Regionale Zusammenarbeit Allgäuer Land: interkommunale Allianz (Zweckverband). Kernprojekt:<br />

Schaffung eines interkommunalen Gewerbe- und Industrieparks (ca. 30ha) auf einem nicht mehr<br />

genutzten Bundeswehrareal in Füssen, daneben weitere Projekte.


18 2 Grundlagen<br />

serven aufgehoben. Statt einer Verschiebung der Bauzonenreserven an günstige Lagen<br />

wurde nur eine Erweiterung der Reserven erreicht. Insgesamt wurde also das Problem<br />

der bestehenden, zu grossen Bauzonenreserven an ungünstigen Lagen nicht genügend<br />

angegangen. Dieselbe Kritik kann auch am Konzept der regionalen Flächenpools, wie<br />

sie in Gust (2005) oder Kröger (2007) vorgestellt werden, angebracht werden. Siedlungsflächen<br />

möglichst vieler Städte und Gemeinden sollen zu regionalen Flächenpools zusammengefasst<br />

und gemeinsam vermarktet werden. Durch Einbringung von finanziellen<br />

Einlagen oder von Brachflächen ist es z.T. auch Gemeinden ohne Flächenreserven<br />

möglich, sich am Pool zu beteiligen und so landschaftlich empfindliche Flächen zu schonen.<br />

Gemeinsame Flächenpools können die Konkurrenz zwischen den Gemeinden vermindern,<br />

indem die Gewinne des Pools geteilt werden, und so insgesamt verhindern,<br />

dass jede Gemeinde an der Ausweisung von immer neuen Flächen interessiert ist. Es<br />

kann zwar sichergestellt werden, dass neue Siedlungsflächen an günstigen Lagen ausgewiesen<br />

werden, bestehende Bauzonenreserven an ungünstigen Lagen bleiben jedoch<br />

ebenfalls weiterhin bestehen. Um sich dieser Problematik anzunehmen schlägt Sprecher<br />

(2007) das Instrument der interkommunalen Landumlegung vor.<br />

2.4.3 Interkommunale Landumlegung<br />

Mittels interkommunaler Landumlegung soll erreicht werden, Bauzonen über Gemeindegrenzen<br />

hinweg so zu verschieben, dass sie an strategisch günstigen und gut erschlossenen<br />

Lagen angeboten werden können, ohne dafür die Summe der bestehenden Bauzonen<br />

zu vergrössern. Zudem ist es durch die Schaffung von konzentrierten Flächen<br />

mit einer gewissen Grösse möglich, ein attraktiveres Angebot bereitzustellen, als es mit<br />

verteilt liegenden, ungünstiger gelegenen Flächen möglich wäre.


2.4 Massnahmen zur Eindämmung der Zersiedlung 19<br />

Abbildung 2.2: Interkommunale Landumlegung. Quelle: Sprecher 2007<br />

Ein weiterer Vorteil der bestehenden Landumlegungsverfahren ist es dabei zudem, dass<br />

sie auch zustande kommen können, wenn nicht jeder einzelne Grundeigentümer einverstanden<br />

ist, da sie über Mehrheitsentscheide oder auch durch behördliche Anordnung<br />

ausgelöst werden können 14 . Die interkommunale Landumlegung unterscheidet sich jedoch<br />

in zwei Punkten grundlegend von den bekannten Landumlegungsverfahren, in<br />

dem sie einerseits über Gemeindegrenzen hinweg sowie andererseits über verschiedene<br />

Zonen durchgeführt werden müssten, was offene Fragen mit sich bringt. Aus Sicht der<br />

Grundeigentümer wie auch der Gemeinden stellen sich die Fragen, wie ein Kosten- und<br />

Nutzenausgleich geregelt werden kann, welche Trägerorganisationen für diese Art von<br />

Verfahren geeignet sind, sowie auch die Fragen nach den genauen rechtlichen Rahmenbedingungen.<br />

(Sprecher 2007, S.16-19)<br />

Die von Sprecher (2007; S. 6-8) untersuchten Beispiele haben gezeigt, dass Kooperationen<br />

im Bereich von Gewerbe- und Industriezonen Auslöser für breitere und langfristige<br />

regionale Zusammenarbeit sein können. Durch einen Anfang über Gewerbegebiete können<br />

die Kooperationen in einem nächsten Schritt bspw. auch auf Wohnflächen ausgebaut<br />

werden. Zudem können im laufe der Zeit weitere Kooperationspartner dazukommen.<br />

Thierstein et al. (2004) hat dies auch bei der Untersuchung von verschiedenen Agglomerations<br />

- Modellvorhaben (u.a. ZARD) festgestellt. So überzeugen wirksame und effizi-<br />

14 nach Art. 20 RPG


20 2 Grundlagen<br />

ente Agglomerations Modellvorhaben die beteiligten Kommunen und Akteure, dieser<br />

positive Leistungsausweis wiederum werde nach aussen kommuniziert und motiviere<br />

so weitere Gemeinden ebenfalls am Erfolgsmodell teilzuhaben. Er bezeichnet dies insgesamt<br />

als Warteschlangeneffekt.<br />

2.4.4 Siedlungsflächenmanagement<br />

Durch die weitreichenden Kompetenzen der Gemeinden im Bereich der Nutzungsplanung<br />

spielt die kommunale Ebene eine entscheidende Rolle im Zusammenhang mit der<br />

Siedlungsentwicklung und damit auch der Problematik des Flächenverbrauchs und der<br />

Zersiedlung. Auf diese kommunale Ebene zielen Management-Ansätze, die darauf angelegt<br />

sind, die kommunalen Planungsprozesse durch den verstärkten Einsatz informeller,<br />

kooperativer und projektorientierter Instrumente zu unterstützen (Wilske 2007).<br />

Flächenmanagement trägt dazu bei, dass die kommunale Planung über ihre grundlegende<br />

Aufgabe, die Bereitstellung von Bauland, hinausgeht und Flächennutzung und<br />

Baulandproduktion nach sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien steuert<br />

und optimiert. Zudem erlaubt ein Flachenmanagement die zeitliche Koordination verschiedener<br />

Massnahmen, was im Zusammenhang mit der Innenentwicklung von grosser<br />

Bedeutung ist, da im Vergleich zu Entwicklungen im Aussenbereich eine ungleich<br />

grössere Anzahl von Massnahmen zu koordinieren ist. (Wilske 2007, S.22)<br />

Als wesentliche Instrumente des kommunalen Flächenmanagements nennt Wilske (2007,<br />

S.24f) einerseits die bestehenden formellen Verfahren der Nutzungsplanung, zusätzlich<br />

aber diese ergänzende Instrumente wie Flächenübersichten, ressortübergreifende<br />

Arbeits- und Lenkungsgruppen, Projektsteuerung und nicht zuletzt eine aktive Bodenpolitik<br />

und Stadt- oder Quartierentwicklungskonzepte.<br />

Die Ausgestaltung dieser Instrumente ist im Detail von verschiedenen Randbedingungen,<br />

bspw. von der Nachfragesituation, vor allem aber von der lokalen Planungskulur<br />

abhängig. So zeigt Wilske an Beispielen, dass sich in verschiedenen Kommunen sehr<br />

spezifische Vorgehen herausbildeten und Flächenmanagement nicht als abgeschlossene<br />

Methode betrachtet werden kann. Gemeinsam ist jedoch allen Beispielen, dass durch den<br />

Einsatz von wiederverwendbaren Verfahrensbausteinen und der Routinisierung und<br />

Optimierung von internen Abläufen eine wesentliche Voraussetzung geschaffen wird,<br />

um von einer Angebotsplanung zu einem aktiven und reaktionsschnellen Flächenmanagement<br />

zu kommen.


2.5 Das Projekt <strong>Raum</strong>+ Schwyz 21<br />

Elgendy et al. (2009, S.98f) konnten anhand einer Erhebung im deutschen Bundesland<br />

Baden-Württemberg zeigen, dass Blockade von Flächen und vor allem die Baulandhortung<br />

zu den wichtigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Entwicklung von<br />

Flächen im Inneren der Siedlungen gehören. Sie empfehlen, die Unterstützung der Gemeinden<br />

in folgenden Bereichen zu prüfen :<br />

- Schaffung finanzieller Anreize zur Mobilisierung ungenutzter Grundstücke (fiskalische<br />

Massnahmen, Erhebung von Anschlussgebühren an bereitgestellte Infrastrukturen<br />

auch bei ungenutzten Grundstücken)<br />

- bessere Förderung aktiver Ankaufspolitik seitens der Kommunen<br />

- Entwicklung eines Lösungsansatzes für private Areale mit Altlasten und überhöhten<br />

Buchwerten<br />

- Entwicklungsgesellschaften könnten auf überörtlicher Ebene in bestimmten Teilräumen<br />

ein Ansatz zum Umgang mit den Risiken von Altlasten sein.<br />

Gemäss Elgendy et al. (2009) sind Blockade und Baulandhortung oft auf überzogene<br />

und unrealistische Preisvorstellungen sowie überhöhte Buch- und Bilanzwerte bei institutionellen<br />

Eingentümern zurückzuführen. Besonders Privatpersonen würden bei der<br />

Preisbildung von Annahmen ausgehen, deren langfristige Gültigkeit vor allem in ländlichen<br />

Räumen vielfach nicht plausibel erscheine.<br />

Gespräche mit kommunalen Vertretern hätten darauf gezeigt, dass diese grosse Chanchen<br />

sehen, Innenentwicklungsflächen eher zu mobilisieren, wenn es mittels geeigneter<br />

Kommunikationsstrategien gelänge, die Annahmen der Marktteilnehmer besser an die<br />

tatsächlich herrschendnen Rahmenbedingungen des Marktes anzugleichen.<br />

2.5 Das Projekt <strong>Raum</strong>+ Schwyz<br />

Das Projekt <strong>Raum</strong>+ SZ ist Bestandteil des Modellvorhaben Nachhaltige <strong>Raum</strong>entwicklung<br />

des Bundesamtes für <strong>Raum</strong>entwicklung ARE. Die Initiative zum Projekt ging vom<br />

Kanton Schwyz aus, die Durchführung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem <strong>Institut</strong> für<br />

<strong>Raum</strong>- und Landschaftsentwicklung IRL der <strong>ETH</strong> Zürich. Hintergrund für das Projekt<br />

ist, dass im Rahmen der Richtplananpassung 2006 die Obergrenze der Bauzonenreserve


22 2 Grundlagen<br />

im Kanton Schwyz vom Bund als zu hoch bewertet wurde. Gemäss der Bewertung des<br />

Bundes ist eine Präzisierung und Differenzierung der für die Nutzungsplanung anzunehmenden<br />

Bauzonenreserven erforderlich, dies unter spezieller Berücksichtigung der<br />

inneren Reserven. (www.re.ethz.ch/raumplus_sz/)<br />

Grundidee des Vorhabens ist es, das Prinzip Innenentwicklung vor Aussenentwicklung<br />

als Mindeststrategie einer nachhaltigen <strong>Raum</strong>entwicklung zu etablieren. Das Ziel von<br />

<strong>Raum</strong>+ SZ ist die Erarbeitung einer kantonsweiten Übersicht zu Flächenpotenzialen für<br />

eine nach innen gerichtete Siedlungs- und <strong>Raum</strong>entwicklung. Mit der Übersicht über<br />

die für Innenentwicklung in Frage kommenden Siedlungsflächenpotenziale soll die Voraussetzung<br />

für eine forcierte Innenentwicklung geschaffen werden. Auf dieser Grundlage<br />

wird es ausserdem möglich sein, Schwerpunkte einer nachhaltigen, nach innen gerichteten<br />

Siedlungsentwicklung zu bilden. Damit soll die Grundlage für ein Siedlungsflächenmonitoring<br />

und damit auch ein gezieltes Siedlungsflächenmanagement geschaffen<br />

werden. <strong>Raum</strong>+ SZ wird als handlungsorientiertes Vorhaben verstanden, das, unter<br />

Wahrung der in der Gesetzgebung verankerten Zuständigkeiten für die <strong>Raum</strong>entwicklung,<br />

Möglichkeiten und Grenzen gemeinsamen Zusammenwirkens ausloten soll.<br />

(www.re.ethz.ch/raumplus_sz/)<br />

Der methodische Ansatz von <strong>Raum</strong>+ liegt im Kern darin, den Gemeinden ein Instrument<br />

für das Flächenmanagement zur Verfügung zu stellen. Die Akteure sollen so in die<br />

Lage versetzt werden, eigenständig und ohne grösseren Aufwand die für die räumliche<br />

Entwicklung notwendige Übersicht der Siedlungsflächenpotenziale zu erstellen und zu<br />

aktualisieren. Wesentliches Instrument dazu ist eine internetbasierte Plattform.<br />

Das Projekt basiert grundsätzlich auf der Idee, dass die Gemeinden für den Prozess interessiert<br />

und gewonnen werden müssen, da aus handlungsorientierter Perspektive aufgrund<br />

der Planungshoheit der Gemeinden die Umsetzung des Ziels Innenentwicklung<br />

vor Aussenentwicklung nur auf lokaler Ebene erfolgen kann. Schlussendlich baut das<br />

Vorhaben auf der Zusammenarbeit von Kanton und Gemeinden und der gemeinsamen<br />

Erkenntnis zur Begrenzung des Flächenverbrauchs auf. (Elgendy et al. 2009, S.10-16)<br />

(www.re.ethz.ch/raumplus_sz/)


3 Übersichten über Flächenangebot und<br />

Nachfrage<br />

In diesem (Kap. 3) und dem darauf folgenden Kapitel (Kap. 4) wird das Vorgehen bei der<br />

Bearbeitung der Fragestellungen dargelegt. Dazu werden die Schritte des methodischen<br />

Vorgehens und der Datenbearbeitung erläutert. In einem ersten Schritt wird in Kap. 3.1<br />

gezeigt, woraus sich das aktuelle Angebot an Bauzonenflächen zusammensetzt und wie<br />

die einzelnen Flächentypen operationalisiert wurden. Anschliessend wird in Kap. 3.2<br />

eine Übersicht über dieses bestehende Angebot an Bauzonenfläche im Kanton Schwyz<br />

dargestellt.<br />

In einem zweiten Schritt wird in Kap. 3.4 und Kap. 3.5 darauf eingangen, wie die in dieser<br />

Arbeit verwendenten Nachfragedaten von Matter et al. (2008) modelliert wurden. In<br />

Kap. 4 folgt darauf eine Lagebeurteilung, bei der Angebot und Nachfrage von Bauzonenflächen<br />

miteinander verglichen werden.<br />

3.1 Angebot an Bauzonenflächen<br />

Das aktuelle Angebot an Bauzonenflächen setzt sich grundsätzlich aus den noch unüberbauten<br />

Bauzonen und den aufgrund von Unter- oder Fehlnutzungen bestehenden<br />

Reserven in den überbauten Bauzonen zusammen. Die folgenden Abschnitte zeigen die<br />

Operationalisierung der verschiedenen Bauflächentypen, sowie die Merkmale, die für<br />

die einzelnen Flächen in <strong>Raum</strong>+ SZ erhoben wurden.


24 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

Abbildung 3.1: Flächentypen <strong>Raum</strong>+ SZ (www.re.ethz.ch/raumplus_sz; Zugriff: 28.06.09)<br />

3.1.1 Unüberbaute Bauzonen<br />

Daten zu den unüberbauten Bauzonen stehen aus dem Projekt <strong>Raum</strong>+ zur Verfügung.<br />

Ziel von <strong>Raum</strong>+ ist es primär, eine flächendeckende Übersicht der Innenentwicklungspotenziale<br />

(vgl. Kap 2.5) der Gemeinden zu schaffen. Darüber hinaus wurden aber auch<br />

die bestehenden Entwicklungsmöglichkeiten aus den aktuellen Nutzungsplänen ’auf<br />

der grünen Wiese’, die sog. Potenziale der ’noch nicht realisierten Aussenentwicklung’<br />

erhoben. Insgesamt stehen aus der <strong>Raum</strong>+ SZ Erhebung also sehr detaillierte Daten zu<br />

den gesamten unüberbauten Bauzonen zur Verfügung. Zusätzlich zur Differenzierung<br />

von Innen- und Aussenentwicklungsflächen wurden die Innenentwicklungsflächen aufgrund<br />

der Grösse nochmals in Potenziale und Baulücken unterteilt (vgl. Abbildung 3.2)<br />

Nicht alle unüberbauten Bauzonen sind sofort aktivierbar. Für <strong>Raum</strong>+ SZ wurden deshalb<br />

auch Daten zur Mobilisierbarkeit der Flächen, resp. Hinderungsgründe erhoben.<br />

Als effektives Angebot können Flächen bezeichnet werden, die sofort mobilisierbar sind,<br />

die also sofort an den Markt gebracht werden können.


3.1 Angebot an Bauzonenflächen 25<br />

Abbildung 3.2: Definitionen Flächentypen <strong>Raum</strong>+(www.re.ethz.ch/raumplus_sz; Zugriff:<br />

28.06.09)<br />

Innenentwicklungspotenziale<br />

Im Rahmen von <strong>Raum</strong>+ SZ wurden folgende Potenzialarten im Innenbereich erhoben:<br />

- unbebaute Flächen (z.B. Grünbereiche im Innenbereich, die nicht als Freiraum dienen)<br />

- Brachflächen<br />

- unternutze Flächen (Flächen, für die eine höherwertige Nutzung planerisch angestrebt<br />

wird)<br />

- falsch genutzte Flächen (historisch gewachsene Fehlnutzungen wie Industrie im<br />

Wohngebiet bzw. Wohnen im Gewerbegebiet)<br />

Als Innenentwicklungspotenzial wurden zusammenhängende Flächen ab 2000 m2 erhoben.<br />

Aus dem Projekt <strong>Raum</strong>+ in Baden-Württemberg und dem Vorläuferprojekt MORO-<br />

RESIM 15 hat sich gezeigt, das für kleinere Gemeinden, insbesondere in ländlich geprägten<br />

Gebieten, Flächen ab bereits 2000m2 eine Grössenordnung darstellen, bei denen flankierende,<br />

beratende und unterstützende Massnahmen seitens des Bundeslandes oder<br />

15 Modellvorhaben der <strong>Raum</strong>ordnung, nachhhaltiges regionales Siedlungsflächenmanagement in der Region<br />

Stuttgart


26 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

der Regionen für die Aktivierung notwendig sein können. (Elgendy et al. 2009, S.30)<br />

Aufgrund wiederum auf MORO-RESIM basierenden Erfahrungen wurden zu jedem einzelnen<br />

Potenzial eine Liste von Merkmalen erhoben:<br />

Kategorie<br />

Nutzung<br />

Planungsstand<br />

Lagebeurteilung<br />

Merkmal<br />

Ausweisung im Zonenplan<br />

Folgenutzung<br />

Beurteilung aktuelle Nutzung<br />

Planungsstand/Verfahrensstand<br />

Blockade<br />

Eigentümer, Eigentümerinteresse<br />

Altlasten<br />

Nachfrage<br />

Erschliessung<br />

Umfeld<br />

Gesamtbeurteilung<br />

Tabelle 3.1: Zu Innenenwicklungspotenzialen erhobene Merkmale<br />

Baulücken<br />

Baulücken stellen weitere wichtige Flächenpotenziale für die Innenentwicklung dar. Als<br />

Baulücken gelten voll erschlossene, baureife aber unbebaute Einzelflächen zwischen 200<br />

und 2000m2. Zu den einzelnen Baulücken wurden erhoben:<br />

Kategorie<br />

Nutzung<br />

Blockade<br />

Merkmal<br />

Ausweisung im Zonenplan<br />

Dauer der Blockade<br />

Grund der Blockade<br />

Eigentümerinteresse<br />

Tabelle 3.2: Zu Baulücken erhobene Merkmale


3.1 Angebot an Bauzonenflächen 27<br />

Noch nicht realisierte Aussenentwicklung<br />

Die Innenentwicklungspotenziale bilden den Fokus des <strong>Raum</strong>+ Ansatzes. Trotzdem werden<br />

auch Aussenentwicklungsmöglichkeiten mitberücksichtigt. Als noch nicht realisierte<br />

Aussenentwicklung werden unbebaute Flächen über 2000m2 erfasst, die im Zonenplan<br />

als Bauzone ausgewiesen sind, jedoch ausserhalb des Siedlungskörpers liegen. Zu<br />

Aussenentwicklungsflächen wurde erhoben:<br />

Kategorie<br />

Nutzung<br />

Blockade<br />

Stand der Erschliessung<br />

Merkmal<br />

Ausweisung im Zonenplan<br />

Tabelle 3.3: Zu Aussenentwicklungsflächen erhobene Merkmale<br />

3.1.2 Innere Reserven<br />

Die Bebauungsdichte von Flächen wird über Ausnutzungsziffern geregelt. Ausnutzungsziffern<br />

von Bauzonen sind als maximale Ausnutzung zu verstehen. Oftmals sind die<br />

Bauzonen jedoch nicht maximal ausgenutzt, d.h. es wurde nicht die maximal mögliche<br />

Geschossfläche pro Parzellenfläche erstellt, die Parzellen sind unternutzt. Im Zuge von<br />

Renovationen, Ausbauten oder Abriss und Neubau können diese Inneren Reserven genutzt<br />

werden, indem die Ausnutzung der Flächen erhöht wird. Gemäss Matter et al.<br />

(2008) ist es hauptsächlich vom Zustand und damit meist vom Alter der Liegenschaft<br />

abhängig, ob auf einer überbauten Parzelle ein Ausbau der Liegenschaft vorgenommen<br />

oder ein Ersatzneubau realisiert, und damit die Inneren Reserven ausgenützt werden.<br />

Die Inneren Reserven werden, da der Gebäudebestand bezüglich Bauperioden gemischt<br />

ist, nicht sofort, sondern etappenweise genutzt. (Matter et al. 2008, S.27)<br />

Innere Reserven in Wohnzonen<br />

Für Wohnnutzung wurden in <strong>Raum</strong>+ SZ keine Inneren Reserven erhoben. Matter et al.<br />

(2008) stützen sich für die Quantifizierung dieser Inneren Reserven auf eine Abschätzung<br />

des ARE 16 . Aufgrund von Studien wurden Verdichtungspotenziale für Wohn- und<br />

16 Geschossflächenreserven in überbauten Gebieten (ARE 2008 b)


28 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

Arbeitszonen in den ARE-Gemeindetypen Gross-, Mittel- und Kleinzentren bestimmt,<br />

für die restlichen Gemeindetypen wurden Werte geschätzt. Die so erhaltenen Reserven<br />

an Geschossflächen wurden schlussendlich zwecks Vergleichbarkeit über zonenspezifische<br />

Ausnutzungsziffern in bauzonenäquivalente Flächen umgerechnet (Matter et al.<br />

2008, S.25)<br />

Innere Reserven in Arbeitszonen<br />

Innere Reserven in Arbeitszonen stellen vor allem Flächen dar, die nicht mehr (d.h. die<br />

klassischen Brachen), zu gering oder falsch genutzt (bspw. Parkplatz, Lagerplatz) werden.<br />

Im Rahmen der <strong>Raum</strong>+ SZ Erhebung wurden diese Inneren Reserven in Arbeitszonen<br />

mit erfasst (vgl. Kap. 3.1.1 Erhobene Merkmale: Beurteilung aktuelle Nutzung).<br />

Rund ein Drittel der Potenziale in Arbeitszonen sind bereits überbaute oder zu gering<br />

genutzte Flächen.<br />

3.1.3 Potenziale ausserhalb der Bauzone<br />

Gemäss Matter et al. (2008) befinden sich in der Schweiz ca. 540’000 Gebäude (ca. 23%)<br />

ausserhalb der Bauzone. Der grösste Teil davon (380’000 Gebäude) sind unbewohnt<br />

(v.a. landwirtschaftliche Ökonomiegebäude). Dem zu folge befinden sich in der Schweiz<br />

ca. 150’000 Gebäude mit Wohnnutzung ausserhalb der Bauzone. Aus raumplanerischer<br />

Sicht sind Siedlungsentwicklung ausserhalb der Bauzonen zu verhindern und Gebiete<br />

ausserhalb der Bauzone grundsätzlich von Überbauung freizuhalten. Aus diesem Grund<br />

wird in dieser Arbeit darauf verzichtet, Potenziale ausserhalb der Bauzone zu betrachten.<br />

Die im Rahmen von <strong>Raum</strong>+ erhobenen Daten beziehen sich ebenfalls ausschliesslich<br />

auf Bauzonen.<br />

3.2 Übersicht über die Gesamtsiedlungsreserven 17<br />

Die folgenden zwei Kapitel zeigen erste Übersichten über das Total der Gesamtsiedlungsreserven<br />

sowie über die zu Wohn- und Arbeitszonen aggregierten Flächen.<br />

Im Kanton Schwyz konnten insgesamt 1730 Flächenpotenziale mit einer Gesamtfläche<br />

von ca. 542 ha erhoben werden 18 . Umgerechnet auf eine spezifische Reserve ergeben<br />

17 Datenquelle: <strong>Raum</strong>+ SZ Datenbank, Auswertung: IRL, <strong>ETH</strong><br />

18 Stand 20. Januar 2009


3.2 Übersicht über die Gesamtsiedlungsreserven 29<br />

sich Reserven von 38.4 m2 pro Einwohner. Die Streubreite der erhobenen Flächenpotenziale<br />

bezüglich Anzahl und Flächen ist dabei allerdings sehr gross.<br />

Von den 542 ha Gesamtsiedlungsreserven befinden sich rund 307 ha (57%) im Innenbereich<br />

(209 ha (39%) Innenentwicklungspotenziale, 98 ha (18%) Baulücken) und 235 ha<br />

(43%) im Aussenbereich (Aussenreserven).<br />

Abbildung 3.3: Gesamtsiedlungsreserven; Eigene Darstellung<br />

3.2.1 Innenentwicklungspotenziale<br />

Rund die Hälfte der Innenentwicklungspotenziale liegen in Wohn- und Mischzonen und<br />

weitere 40% in der Arbeitszone (Gewerbe und Industrie). Von den insgesamt 209 ha Innenentwicklungsflächen<br />

sind 122 ha (59%) unüberbaute Flächenpotenziale, 86 ha (41%)<br />

sind bereits überbaute, aber nicht mehr, unter- oder falsch genutzte Flächen (eigentliche<br />

Brachen).<br />

Aufgrund der Erhebung können Aussagen über die Mobilisierbarkeit der Flächen gemacht<br />

werden. Als erstes kann unterschieden werden zwischen Flächen, bei denen keine<br />

Hinderungsgründe für eine Aktivierung auftreten und Flächen, die mit Hinderungsgründen<br />

behaftet sind. Bei rund einem Viertel der Innenentwicklungspotenzialen sind<br />

keine Hinderungsgründe vorhanden, diese Flächen würden grundsätzlich sofort für eine<br />

Entwicklung zur Verfügung stehen, bzw. nach derzeitigem Kenntnisstand müsste<br />

nicht mit grösseren Schwierigkeiten gerechnet werden.<br />

Von den Flächen mit Hinderungsgründen sind 60% mit nur einem Hinderungsgrund behaftet.<br />

In diesen Fällen wiederum ist mit rund 60% die Bereitschaft der Eigentümer, d.h.<br />

die klassische Baulandhortung 19 der einzige Grund für die Blockade. Weitere wichtige<br />

19 Es kann festgestellt werden, dass rund drei Viertel der Innenentwicklungspotenziale in privater Hand<br />

sind und dass über die Hälfte (55%) dieser Flächen als blockiert eingestuft wird.


30 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

Hinderungsgründe sind mit einem Anteil von 25% Altlasten, den Rest machen Probleme<br />

mit der Erschliessung, mögliche Naturgefahren (insbesondere Hochwasser), Lärmbelastung,<br />

Abstandsvorschriften, Nutzungskonflikte und topografische Schwierigkeiten (z.B.<br />

steile Hanglage) aus.<br />

3.2.2 Aussenreserven<br />

Als Aussenreserven, oder noch nicht realisierte Aussenentwicklungsflächen, werden Flächen<br />

bezeichnet, die zwar eingezont sind, aber ausserhalb des bestehenden Siedlungskörpers<br />

(vgl. Abbildung 3.1) liegen. Die Wohn- und Mischzonen machen mit zusammen<br />

52% über die Hälfte der Aussenreserven aus. Weitere 27% sind Arbeitszonen, den Rest<br />

bilden Zonen für öffentliche Bauten (OeBA) sowie Spezialzonen. Im Vergleich zu den<br />

Innenentwicklungsflächen ist mit 45% ein bedeutend grösserer Anteil als nicht blockiert<br />

eingestuft.<br />

3.2.3 Baulücken<br />

Als Baulücken werden baureife (d.h. eingezonte und erschlossene) Parzellen unter 2000m2<br />

bezeichnet. Die Baulücken liegen zum grössten Teil in Wohnzonen (73%) und Mischzonen<br />

(18%). Die Baulandhortung spielt bei den Baulücken eine wichtige Rolle. So sind<br />

48% der Baulücken aufgrund der Eigentümerinteressen auf unbestimmte Zeit blockiert,<br />

weitere 12% durch andere Hinderungsgründe, 33% wären sofort verfügbar.<br />

3.3 Wohn- und Arbeitsflächen<br />

In der Datenbank von <strong>Raum</strong>+ SZ liegen die erhobenen Daten für jede einzelne erhobene<br />

Fläche vor. Sie müssen daher zuerst auf Gemeindeebene aggregiert werden. Den<br />

Flächen wurde ihre Ausweisung im jeweiligen Zonenplan zugewiesen. Da schlussendlich<br />

nicht sämtliche existierenden Zonen, sondern diese zusammengefasst als Wohn- und<br />

Arbeitszonen verglichen werden sollen, wurden die Flächen nach diesen Nutzungen zusammengefasst.<br />

Mischzonen wurden aufgeteilt in 50% Wohnen, 50% Arbeiten 20 . OeBA<br />

werden nicht betrachtet. Bei Spezialzonen wurde von Fall zu Fall 21 unterschieden, ob<br />

die Zonen zu Wohn- oder Arbeitszone oder nicht gezählt wurden.<br />

20 Bei dieser Aufteilung handelt es sich um eine Annahme<br />

21 Liste der Spezialzonen: siehe Anhang A


3.3 Wohn- und Arbeitsflächen 31<br />

Die <strong>Raum</strong>+ SZ Erhebung unterscheidet zwischen blockierten und nicht blockierten Flächen.<br />

Bei den Aussenentwicklungsflächen kommen zudem teilweise blockierte Flächen<br />

vor. Diese werden als 50% blockiert und 50% nicht blockiert betrachtet 22 .<br />

Baulücken liegen per Definition innerhalb des Siedlungskörpers. Aufgrund der Erhebung<br />

würden sie zwar nochmals nach Lage differenziert vorliegen 23 , da sie aber mit den<br />

Innenpotenzialen zusammen als Innenentwicklungsflächen 24 gezählt werden, wird auf<br />

diese zusätzliche Differenzierung verzichtet.<br />

3.3.1 Wohnflächen<br />

In einem ersten Schritt sind die Innenentwicklungsflächen pro Einwohner sowie der<br />

Anteil der blockierten Flächen an den gesamten Innenentwicklungsflächen dargestellt.<br />

Daraus lässt sich lesen, welche Gemeinden über grosse Reserven an nicht blockierten<br />

Flächen resp. einen hohen Anteil an blockierten Innenentwicklungsflächen aufweisen.<br />

Abbildung 3.4: Innenentwicklungsfläche pro Einwohner (m2); Eigene Darstellung<br />

22 wiederum eine Annahme<br />

23 Die Lage der Baulücken wurde unterteilt in: Rand, Innere Bezirke, Kernbereich<br />

24 Die Summe von Innenenpotenzialen, Baulücken und Inneren Reserven wird im Folgenden als Innenentwicklungsflächen<br />

bezeichnet.


32 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

Abbildung 3.5: Anteil blockierter Innenenflächen (%); Eigene Darstellung<br />

Es zeigt sich, dass die meisten Gemeinden über sofort verfügbare Flächen von bis zu<br />

6 m2 pro Einwohner verfügen. Einige Gemeinden verfügen über weit grössere Reserven.<br />

Riemenstalden und Innerthal haben keine Zonenpläne: das Flächenangebot dieser<br />

Gemeinden wird daher als Null bewertet. Der Anteil der blockierten Flächen bewegt<br />

sich in einer sehr grossen Bandbreite und reicht dabei von Gemeinden mit knapp 30%<br />

blockierten Wohnflächen bis zu Gemeinden mit fast 90% blockierten Wohnflächen.


3.3 Wohn- und Arbeitsflächen 33<br />

3.3.2 Arbeitsflächen<br />

Für die Arbeitsflächen sind die sofort verfügbare Fläche pro beschäftigter Person sowie<br />

wiederum der Anteil an blockierten Innenentwicklungsflächen dargestellt.<br />

Abbildung 3.6: Innenentwicklungsfläche pro Nutzer (%); Eigene Darstellung<br />

Abbildung 3.7: Anteil blockierter Innenflächen (%); Eigene Darstellung


34 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

Bei den Arbeitsflächen verfügen ein Grossteil der Gemeinden über Reserven zwischen<br />

4 und 16 m2. Die Reserven der ländlich geprägteren Gemeinden sind z.T. darunter, einige<br />

Gemeinden weisen aber auch deutlich grössere Reserven auf. Die Bandbreite der<br />

Blockadeanteile ist wiederum sehr breit und reicht von keinen blockierten Flächen bis<br />

zu über 90% an blockierten Innenentwicklungsflächen 25 .<br />

3.4 Künftige Nachfrage nach Bauflächen<br />

Die für diese Arbeit verwendeten Nachfragedaten stammen aus Matter et al (2008) . Sie<br />

basieren auf einem Prospektivmodell (vgl. Kap. 1.2), für das die Bevölkerungsszenarien<br />

des BfS 26 eine wichtige Grundlage bilden.<br />

Nachdem im vorangegangenen Kapitel das Angebot an Bauzonenflächen gezeigt wurde,<br />

beschreibt das folgende Kapitel, wie eine künftige Nachfrage nach diesen Bauzonen<br />

von Matter et al. (2008) abgeschätzt wurde.<br />

3.4.1 Unsicherheit in Zukunftsbetrachtungen<br />

Bei der Betrachtung von künftigen Entwicklungen spielt Unsicherheit eine grosse Rolle.<br />

Je weiter der Blick in die Zukunft reicht, desto grösser wird die Unsicherheit. Es ist<br />

daher wichtig, sich mit einer Bandbreite von möglichen Entwicklungen auseinander zu<br />

setzen. Das Vorhandensein dieser Unsicherheiten in Zukunftsbetrachtungen ist auch bei<br />

der Betrachtung der Resultate dieser Arbeit zu beachten.<br />

Es steht keineswegs fest, dass sich aktuelle Trends in der Zukunft gleich fortsetzen werden.<br />

Angesichts ungewisser und weitgehend unvorhersehbarer Einflussgrössen wie bspw.<br />

der Konjunktur, genügen einfache Projektionen der Vergangenheit auf die Zukunft nicht,<br />

es werden vielmehr umfassende und differenzierte Vorstellungen verlangt. Man muss<br />

sich bewusst sein, dass die Entwicklungen sowohl von Zufällen wie auch von menschlicher<br />

Kreativität beeinflusst werden. Die Verwendung von Szenarien erlaubt es, sich von<br />

den Gegebenheiten der Gegenwart zu lösen und mögliche Entwicklungen zu erkunden.<br />

(ARE, 2005, S.67)<br />

25 Riemenstalden und Innerthal verfügen über keine Innenentwicklungsflächen (kein Zonenplan), sie erscheinen<br />

daher nicht in dieser Darstellung.<br />

26 BfS: Bundesamt für Statistik


3.4 Künftige Nachfrage nach Bauflächen 35<br />

3.4.2 Bevölkerungsszenarien des BfS<br />

Nachfolgend werden die 3 Szenarien des BfS zur Entwicklung der ständigen Wohnbevölkerung<br />

in der Schweiz kurz vorgestellt. Das mittlere Szenario beschreibt dabei die<br />

Entwicklung, die für die betrachtete Zeitspanne am plausibelsten scheint. Das hohe und<br />

das tiefe Szenario wiederum zeigen die plausible Bandbreite der zukünftigen Entwicklung<br />

der Bevölkerung. Die Berechnung der demografischen Szenarien beruht dabei auf<br />

der Wahl von Hypothesen über die Entwicklung der Fruchtbarkeit, der Sterblichkeit,<br />

der Ein- und Auswanderung sowie der Erwerbs des Schweizer Bürgerrechts. Diese Hypothesen<br />

ermöglichen die Berechnung der Anzahl Geburten, Todesfälle, Einwanderungen,<br />

Auswanderungen und Einbürgerungen für jedes zukünftige Jahr. Daraus können<br />

schlussendlich die Bevölkerungsstände für den gewünschten Zeitraum vorausberechnet<br />

werden. (BfS 2006)<br />

Gemäss mittlerem Szenario nimmt die Bevölkerung der Schweiz noch bis 2036 zu. Das<br />

Wachstum wird dabei auf 10% geschätzt (Zunahme von 7’415’000 auf 8’162’000 Personen).<br />

Diese Bevölkerungszunahme bis 2036 basiert vor allem auf der Zuwanderung,<br />

nach 2036 wird das Geburtendefizit grösser ausfallen als der Wanderungsgewinn und<br />

die Bevölkerung beginnt wieder zu schrumpfen (8’061’000 Personen im Jahr 2050). Das<br />

hohe Szenario, das von höherer Fruchtbarkeit und Lebenserwartung, sowie höherem<br />

durchschnittlichen Wanderungssaldo ausgeht, zeigt ein kontinuierliches Wachstum der<br />

Bevölkerung der Schweiz bis 2050. Gemäss diesem Szenario ist für das Jahr 2050 mit einer<br />

Bevölkerung von 9’659’000 Personen zu rechnen. Das tiefe Szenario, basierend auf<br />

anhaltend rückläufiger Fruchtbarkeit, weniger stark steigender Lebenserwartung sowie<br />

einem ausgeglichenen Wanderungssaldo, zeigt dagegen einen Anstieg der Bevölkerung<br />

bis 2014 auf 7’565’000 Personen. Bereits danach würde die Bevölkerungszahl bis 2050 auf<br />

6’529’000 Personen abnehmen. (BfS 2007 a)<br />

3.4.3 Bevölkerungsentwicklung im Kanton Schwyz<br />

Das Bevölkerungswachstum betrug in der Schweiz zwischen 1981 und 2001 rund 14%.<br />

Die grösste Bevölkerungszunahme verzeichnete dabei die Zentralschweiz (Kantone Schwyz,<br />

Nidwalden und Zug mit je über 30% Wachstum). (BfS 2007 b)<br />

Gemäss den Prognosen (mittleres Szenario) des Bundesamtes für Statistik nimmt das Bevölkerungswachstum<br />

in der Schweiz allmählich ab, nach 2036 nimmt sogar die absolute<br />

Bevölkerungszahl ab. Der Kanton Schwyz wird mit einer Wachstumsrate von +16,4% bis


36 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

2030 neben Zug, Freiburg, Appenzell Innerrhoden und Nidwalden zu den Kantonen mit<br />

den stärksten Zuwachsraten gehören. (BfS 2007 b)<br />

3.5 Modellierung der künftigen Nachfrage<br />

Wichtiges Ziel dieser Arbeit ist es, die im Rahmen von <strong>Raum</strong>+ erhobenen vorhandenen<br />

Bauzonenreserven mit einer künftigen Nachfrage nach Siedlungsflächen zu vergleichen.<br />

Für diesen Vergleich kann ich zurückgreifen auf Daten aus einem Modell, das von Fahrländer<br />

Partner für die Abschätzung einer künftigen Nachfrage von Siedlungsflächen<br />

entwickelt wurde. Das folgende Kapitel (Kap. 3.5) soll erläutern, wie die schlussendlich<br />

verwendeten Zahlen zu Stande kommen, es basiert daher vollständig auf Matter et<br />

al. (2008).<br />

3.5.1 Aktuelle Nachfrage<br />

Grundlage zur Modellierung einer zukünftigen Nachfrage nach Bauzonenflächen ist ein<br />

Überblick über die aktuelle Nachfrage sowie über die wichtigsten Einflussgrössen, die<br />

diese Nachfrage bestimmen. Gemäss Matter et al. (2008, S.3) werden heute knapp 60%<br />

der überbauten Bauzone für Wohnen und weitere 20% für Arbeitsnutzungen verwendet.<br />

Demzufolge wird eine zukünftige Nachfrage nach Bauzonen weitgehend von der<br />

Bevölkerungsentwicklung (resp. Anzahl Haushalte) und dem Wirtschaftswachstum bestimmt.<br />

Eigentums- und Mietwohnungen<br />

Aufgrund der Daten der Volkszählung 2000 und des Gebäude- und Wohnungsregisters<br />

2007 (BfS) lassen sich die durchschnittlichen Wohnflächen pro Haushalt in Eigentumsund<br />

Mietwohnungen berechnen. Dabei ist eine Differenzierung nach Gemeindetypen<br />

wichtig, da sich die Flächen für die verschiedenen Gemeindetypen teils erheblich unterscheiden.<br />

(Matter et al. 2008, S.3-4)


3.5 Modellierung der künftigen Nachfrage 37<br />

Einfamilienhäuser<br />

Für die Berechnung der Bauzonenfläche pro Haushalt wurden ca. 45’000 Transaktionen<br />

27 von Einfamilienhäusern der letzten sieben Jahre untersucht. Diese enthält Angaben<br />

über die Grundstückfläche der Liegenschaften, so dass die Bauzonenfläche direkt berechnet<br />

werden konnte (Matter et al. 2008, S.4)<br />

Arbeitsnutzungen<br />

Eine nach Branchen differenzierte spezifische Geschossfläche (Arbeitsfläche pro Vollzeitäquivalent)<br />

wurde berechnet aus: Geschossfläche für Büro-, Verkaufs- und Gewerbe-<br />

/Industrienutzung für 621 Gemeinden 28 , Einzelrecords der Gebäudeversicherungsanstalten<br />

der Kantone Aargau, Bern, Jura, St.Gallen, Solothurn und Basel-Landschaft mit<br />

Angaben zu Gebäudevolumen, Baujahr und Nutzung 29 sowie der Betriebszählung 2005 30<br />

Dabei muss berücksichtigt werden, dass für jede Branche ein bestimmter Anteil Arbeitsplätze<br />

im Büro zu rechnen ist, der separat betrachtet werden muss, da Büroarbeitsplätze<br />

meist nicht den gleichen Flächenbedarf aufweisen wie die restlichen Arbeitsplätze<br />

der jeweiligen Branche. (Matter et al. 2008, S.5)<br />

Umrechnung der Geschossfläche in Bauzonenfläche<br />

Für die Einfamilienhäuser konnte die Bauzonenfläche über die Parzellenfläche direkt ermittelt<br />

werden. Für die anderen Nutzungen wurden Geschossflächen bestimmt, die in<br />

Bauzonenflächen umgerechnet werden müssen. Dies ist über Ausnutzungsziffern möglich.<br />

Verwendet wurden nach Gemeindetypen differenzierte mittlere Ausnutzungsziffern,<br />

basierend auf Erhebungen von Fahrländer Partner und vom ARE von Bau- und<br />

Zonenordnungen von rund 100 Gemeinden.<br />

27 Quelle: Transaktionsdatenbank Fahrländer Partner<br />

28 Quelle: Wüest & Partner AG<br />

29 Quelle: GVA, Gebäudeversicherungsanstalten der Kantone Aargau, Bern, Jura, St.Gallen, Solothurn und<br />

Basel-Landschaft<br />

30 Quelle: BfS, Bundesamt für Statistik


38 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

3.5.2 Künftige Nachfrage<br />

Modell Wohnnutzung<br />

Die Bevölkerungsperspektiven des BfS (2006) stellen für die Abschätzung der künftigen<br />

Nachfrage nach Wohnflächen eine wichtige Grundlage dar. Durch die Verknüpfung<br />

mit Daten zur künftigen Entwicklung der durchschnittlichen Haushaltsgrösse (Hornung<br />

2004) lässt sich für jeden Zeitpunkt bis 2040 ein schweizweiter Gesamtbedarf an Wohnungen<br />

ableiten (Matter et al. 2008, S.8). Eine Modellierung der Bevölkerungsentwicklung<br />

auf Ebene Gemeinde, die analog über die Haushaltsgrösse in eine Nachfrage nach<br />

Wohneinheiten umgerechnet werden kann, benötigt kleinräumigere Informationen. Diese<br />

stehen mit einer Abschätzung der Bevölkerungsentwicklung auf Stufe Gemeindetyp<br />

des ARE und den kantonalen Bevölkerungsperspektiven des BfS (BfS 2007 a) zur Verfügung.<br />

In Kombination mit einem Mass für die Erreichbarkeit, basierend auf einer Fahrzeitenmatrix<br />

31 , das als Indikator für die Attraktivität einer Gemeinde als Wohnstandort<br />

dient, lässt sich die Bevölkerungsentwicklung auf Gemeindeebene modellieren. (Matter<br />

et al. 2008, S.8-9)<br />

Neben der Anzahl der nachgefragten Wohneinheiten ist die qualitative Struktur der<br />

Nachfrage (Eigentum vs. Mietwohnungen / Einfamilien- vs. Mehrfamilienhäuser) von<br />

Bedeutung, da sich die verschiedenen Wohneinheiten bezüglich Flächeninanspruchnahme<br />

deutlich unterscheiden. Um die Nachfrage so aufschlüsseln zu können, wurden Nachfragersegmente<br />

entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Einteilung der Haushalte in<br />

einen Raster aus den Dimensionen sozialer Status (reich vs. arm), Lebensstil (bürgerlich<br />

traditionell vs. individualisiert) und Lebensphase (Junger Single, Familie mit Kindern,<br />

älteres Paar, etc.). Diese Nachfragersegmente unterscheiden sich in Bezug auf ihre Wohnbedürfnisse<br />

und Möglichkeiten. Durch die Berücksichtigung dieser Nachfragersegmente<br />

kann die Nachfrage detaillierter aufgeschlüsselt werden. (Matter et al. 2008, S.10)<br />

Modell Arbeitsnutzung<br />

Eine künftige Nachfrage nach Bauzonenflächen für Arbeitsnutzungen ist von der Nachfrage<br />

nach Geschossflächen und diese wiederum von der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen<br />

abhängig. Da die Gemeinden unterschiedliche Branchenstrukturen aufweisen,<br />

wird das Beschäftigtenwachstum nach Branchen differenziert betrachtet.<br />

31 Quelle: Fahrländer Partner (Matter et al. 2008)


3.5 Modellierung der künftigen Nachfrage 39<br />

Ausgangslage bildet der spezifische Flächenbedarf in den verschiedenen Branchen. Da<br />

Büroarbeitsplätze separat betrachtet werden, wird zunächst der Anteil Büroangestellte<br />

pro Branche berechnet. Aufgrund der Beschäftigtenzahlen pro Branche und des Flächenbestands<br />

kann die durchschnittliche Geschossfläche pro Arbeitsplatz berechnet werden<br />

(Matter et al. 2008, S.11). Als Grundlage für die Modellierung der künftigen Entwicklung<br />

der Beschäftigtenzahlen dienen die Branchenprognosen der BAK Basel Economics<br />

und des Credit Suisse Economic Research (Matter et al. 2008, S.12). Diese ermöglichen<br />

eine Differenzierung nach 32 Branchen des Produktions- und Wirtschaftssektors. Für die<br />

übrigen Branchen wurden Annahmen getroffen. (Matter et al. 2008, S.13)<br />

3.5.3 Entwicklung wichtiger Einflussfaktoren<br />

Ein Vergleich der Resultate der Volkszählungen von 1990 und 2000 ermöglicht die Entwicklung<br />

der Wohnflächen über die Zeit zu ermitteln. Die mittlere Wohnfläche der Mietwohnungen<br />

hat sich in dieser Zeit um 0,4% pro Jahr erhöht, jene der Eigentumswohnungen<br />

um 0,5% pro Jahr. Für die Modellierung wird davon ausgegangen, dass diese Wachstumsraten<br />

auch für die Zukunft gelten werden. Die durchschnittliche Grundstückfläche<br />

von Einfamilienhäusern dagegen wird konstant gehalten. Die Grundstückflächen sinken<br />

seit längerer Zeit, in der jüngeren Vergangenheit wurde jedoch aufgrund der nahezu<br />

vollständigen Ausnutzung eine Untergrenze erreicht. Da über die Entwicklung der<br />

Geschossflächen pro Arbeitsplatz keine Daten verfügbar sind, werden diese ebenfalls<br />

konstant gehalten. (Matter et al. 2008, S.19)<br />

Basierend auf den Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung macht das Modell bis jetzt Aussagen<br />

über die Entwicklung der Nachfrage nach Erstwohnungen. Um eine effektive<br />

Nachfrage abbilden zu können müssen jedoch zwei weitere Faktoren mit betrachtet werden.<br />

Einerseits weisen die Gemeinden einen Anteil an Zweitwohnungen auf. Für die<br />

Entwicklung des Anteils an Zweitwohnungen muss eine Annahme getroffen werden.<br />

Da keine verwertbaren Studien zur Entwicklung des Zweitwohnungsanteils vorliegen,<br />

wurde die Annahme getroffen, dass der Anteil Zweitwohnungen auf Gemeindeebene<br />

konstant bleibt und dem Anteil aus dem Jahr 2000 (Volkszählung 2000) entspricht. Neben<br />

den Zweitwohnungen muss ein Anteil Leerwohnungen mitberechnet werden, der<br />

für das Funktionieren des Wohnungsmarktes notwendig ist. Es wird ein nach Gemeindetyp<br />

differenzierter zusätzlicher Überschuss an Wohnungen angenommen, so dass die<br />

Nachfrage nach Wohnungen leicht erhöht wird. (Matter et al. 2008, S.20)


40 3 Übersichten über Flächenangebot und Nachfrage<br />

Aus diesem Modell resultieren je drei Szenarien für eine künftige Nachfrage nach Bauzonenflächen<br />

für die Nutzungen Wohnen und Arbeiten. Nach den ihnen zugrunde liegenden<br />

Annahmen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung werden die Szenarien im<br />

Folgenden nach Matter et al. (2008) ’Stagnation’, ’Trend’ und ’Prosperität’ genannt.


4 Lagebeurteilung<br />

Zur Beantwortung der anfangs gestellten Fragestellungen soll eine Lagebeurteilung vorgenommen<br />

in der Angebot und Nachfrage nach Siedlungsflächen miteinander verglichen<br />

werden. Im Fokus stehen die Innenentwicklungsflächen, es soll aufgezeigt werden,<br />

welches Ausmass die Innenentwicklungsflächen im Kanton Schwyz aufweisen und welche<br />

Bedeutung im Hinblick auf eine künftige Nachfrage sie damit erhalten. Im folgenden<br />

Kapitel wird das Vorgehen dabei dargelegt.<br />

4.1 Verfügbarkeit der Flächen über die Zeit<br />

Vor den nachfolgenden Resultate zeigt dieses Kapitel, wie der Aspekt der Zeit in den<br />

Daten von Angebot und Nachfrage mit berücksichtigt wurde. Nicht alle unüberbauten<br />

Bauzonen und Inneren Reserven können automatisch als Angebot von Bauzonenflächen<br />

betrachtet werden. Entscheidend ist die Verfügbarkeit dieser Flächen. Die Erhebung hat<br />

gezeigt, dass ein Grossteil der Flächen bspw. durch Eigentümerinteressen oder andere<br />

Gründe wie Altlasten oder grosse Lärmbelastungen blockiert sind (vgl. Kap. 3.2). Diese<br />

Verfügbarkeit der Flächen muss bei der Betrachtung des Angebots von Flächen ebenfalls<br />

über die Zeit berücksichtigt werden. Aus dem statischen Bild der verfügbaren Flächen<br />

von Anfang 2009 wird so ein Flächenangebot, das sich über die Zeit ändert. Die <strong>Raum</strong>+<br />

Datenbank wird ab Anfang 2009 von den Gemeinden selbständig fortgeschrieben (Monitoring),<br />

was die Wahl eines Stichtages für eine Erhebung notwendig macht. Der Zeitraum<br />

für diese Untersuchung beginnt daher Anfang 2009.<br />

Wichtige Einflussgrösse auf die Modellierung der Nachfrage ist die Bevölkerungsentwicklung.<br />

Aufgrund der Szenarien des BfS (vgl. Kap. 3.4.3) ist davon auszugehen, dass<br />

in den nächsten ca. 25 Jahren sich die Bevölkerungszunahme verlangsamen wird und<br />

nach 2036 die Bevölkerungszahlen sogar wieder abnehmen werden. Es ist also anzunehmen,<br />

dass sich der grösste Teil einer künftigen Nachfrage in dieser Zeitspanne zeigen


42 4 Lagebeurteilung<br />

wird und danach nur noch mit geringen zusätzlichen Nachfragen zu rechnen ist 32 . Dies<br />

stellt neben dem für die kommunalen Nutzungsplanungen verwendeten Zeithorizont<br />

von 15 Jahren einen weiteren Grund dafür dar, die Zeitspanne für den Vergleich von<br />

Angebot und künftiger Nachfrage von Bauzonenflächen bis 2025 zu wählen.<br />

Nicht blockierte Innenentwicklungsflächen sind kurzfristig mobilisierbar, können also<br />

sofort genutzt werden. Ihr Umfang nimmt über die Zeit ab, da davon ausgegangen<br />

werden kann, dass ein Teil dieser Reserven entwickelt wird. Blockierte Flächen sind im<br />

Moment nicht mobilisierbar. Es kann aber angenommen werden, dass mit der Zeit ein<br />

Teil dieser Flächen für Entwicklungen verfügbar werden wird (bps. durch Altlastensanierung,<br />

veränderte Eigentümerinteressen, etc). Beide Entwicklungen müssen geschätzt<br />

werden. Es werden für die Abnahme der verfügbaren Flächen wie auch für das Verfügbarwerden<br />

der blockierten Flächen zwei Szenarien gebildet, je eines mit 5% Zu- resp.<br />

Abnahme der Flächen pro Jahr, eines mit 2%. Daraus resultieren ein minimales resp. ein<br />

maximales Angebot, es kann eine Bandbreite einer möglichen Entwicklung dargestellt<br />

werden.<br />

Bei der Modellierung der Nachfrage wurde eine Entwicklung über die Zeit ebenfalls berücksichtigt<br />

(vgl. dazu Kap. 3.5.2). Die Nachfragedaten liegen für die Perioden 2005 bis<br />

2010, 2010 bis 2015, 2015 bis 2020 und 2020 bis 2025 vor. Die Angebotsdaten aus <strong>Raum</strong>+<br />

repräsentieren eine Momentaufnahme von Anfang 2009, d.h. für die Nachfrage muss<br />

aus der Periode 20052010 das Jahr 2009 abgebildet werden. Als Schätzung wird eine lineare<br />

Entwicklung innerhalb dieser Zeitspanne angenommen, d.h. die Nachfrage in der<br />

Zeitspanne von 2009 bis 2010 wird als Fünftel der Nachfrage von 2005 bis 2010 geschätzt.<br />

Es kann ebenfalls angenommen werden, dass ein Teil der Inneren Reserven im überbauten<br />

Gebiet über die Zeit genutzt werden kann. Matter et al. (2008) gehen davon aus, dass<br />

die Inneren Reserven regelmässig verteilt über einen Zeitraum vom 20 Jahren an den<br />

Markt kommen, dass also pro Jahr 5% der Inneren Reserven zur Verfügung stehen.<br />

4.2 Resultate<br />

Basierend auf den Übersichten über Angebot und Nachfrage nach Siedlungsflächen wurde<br />

eine Lagebeurteilung durchgeführt. Für diese erste Übersicht werden in diesem Kapitel<br />

nur die Zahlen für die Zeitspanne von 2009 bis 2025 des Szenario Trend dargestellt,<br />

32 Mit einer weiteren Zunahme des spezifischen Flächenverbrauchs ist weiterhin zu rechnen.


4.2 Resultate 43<br />

es handelt sich also um das mittlere der drei Szenarien. Im Kapitel 5 werden dann die<br />

Zahlen von allen drei Szenarien, und damit die gesamten Bandbreiten dargestellt.<br />

Abbildung 4.1: Dargestellte Zeitstände und Szenarien; Eigene Darstellung<br />

Aufgrund der Resultate von Matter et al. (2008), die zeigen, dass die Bauzonenreserven<br />

33 grösser sind als eine künftige Nachfrage, werden im Folgenden nur die Innenentwicklungsflächen<br />

und nicht die Gesamtsiedlungsreserven betrachtet. Nachfolgend dargestellt<br />

ist jeweils die Differenz der Nutzungsreserven und der Nachfrage nach diesen<br />

Flächen.<br />

Abbildung 4.2: Definition Nutzungsreserven; Eigene Darstellung<br />

Es kann so festgestellt werden, in welchen Gemeinden die Innenentwicklungsflächen<br />

alleine für eine künftige Nachfrage ausreichen und in welchen Gemeinden weitere Lösungen<br />

für eine nach innen gerichtete Siedlungsentwicklung gefunden werden müssen.<br />

33 gemäss Bauzonenstatistik, Verfügbarkeit nicht mit berücksichtigt


44 4 Lagebeurteilung<br />

Abbildung 4.3: Differenz von Angebot und Nachfrage (qm); Eigene Darstellung<br />

Abbildung 4.4: Differenz von Angebot und Nachfrage (qm); Eigene Darstellung<br />

Es wird ersichtlich, dass viele Gemeinden eine Nachfrage aufweisen, die mit Innenentwicklungsflächen<br />

alleine nicht abgedeckt werden kann, dass aber durchaus auch Gemeinden<br />

existieren, bei denen eine künftige Nachfrage alleine mit den verfügbaren Innenentwicklungsflächen<br />

abgedeckt werden kann. Wiederum wird deutlich, dass zwi-


4.2 Resultate 45<br />

schen Wohn- und Arbeitsnutzung ein klarer Unterschied besteht. Während für die Wohnnutzung<br />

die Nachfrage grösser ausfällt als die Innenentwicklungsflächen, sind die Differenzen<br />

bei der Arbeitsnutzung in den meisten Gemeinden klein. Bei beiden Nutzungen<br />

zeigen sich aber auch Gemeinden, deren Innenentwicklungsflächen entweder alleine<br />

deutlich ausreichen oder gar deutlich überdimensioniert sind, sowie Gemeinden,<br />

deren Innenentwicklungsflächen alleine klar kleiner als die Nachfrage ausfallen.<br />

Gemeinden bei denen sogar die vorhandenen Innenentwicklungslfächen grösser sind<br />

als die zu erwartenden Nachfrage stehen vor grossen Herausforderungen, da mit den<br />

Innenentwicklungsflächen ja nur ein Teil des gesamten Angebots an Bauzonenflächen<br />

betrachtet wurde. Zusammen mit den ebenfalls vorhandenen Reserven in den Aussenbereichen<br />

sowie den aktuell blockierten Flächen sind in diesen Gemeinden die Bauzonenreserven<br />

also deutlich überdimensioniert. Für diese Gemeinden besteht also ein starker<br />

Handlungsdruck, wenn vermieden werden will, dass die zu grossen Bauzonenreserven<br />

dazu führen, dass die weitere Siedlungsentwicklung dispers über die bestehenden<br />

Bauzonenreserven erfolgt, was ein Fortschreiten der Zersiedlung mit ihren negativen<br />

Konsequenzen bedeuten würde.


5 Gemeindetypen<br />

Im letzten Kapitel wurde untersucht, wie Angebot und Nachfrage von Bauzonenflächen<br />

in den Gemeinden zueinander stehen, indem die Differenz von Nutzungsreserven und<br />

künftiger Nachfrage gebildet wurde. Welche Strategien für die Siedlungsentwickulng<br />

sich für die Gemeinden eignen, ist aus dieser Differenz allein jedoch nicht bestimmbar.<br />

Eine kleine Differenz kann einerseits bei kleinen Reserven und kleiner Nachfrage<br />

zustande kommen, oder aber bei grossen Reserven und grosser Nachfrage. Beide Situationen<br />

stellen völlig verschiedene Ausgangslagen bezüglich Handlungsdruck und<br />

Handlungsmöglichkeiten für die Gemeinden dar und würden dementsprechend auch<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen mit sich ziehen. Eine genauere Betrachtung von Nutzungsreserven<br />

und Nachfrage ist also notwendig. Dafür sollen in einem nächsten Schritt<br />

die Gemeinden nach ihren Eigenschaften bezüglich Nutzungsreserven und künftiger<br />

Nachfrage in Gemeindetypen eingeteilt werden. 34<br />

5.1 Methodik<br />

Um die Gemeinden einem Gemeindetypen zuzuordnen, werden die Gemeinden in einem<br />

Merkmalsraum mit den Dimensionen ’Nutzungsreserven pro Nutzer’ und ’Nachfrage<br />

pro Nutzer’ verortet. Die Nutzungsreserven bezeichnen dabei die nicht blockierten<br />

Innenentwicklungspotenziale und Baulücken plus die in der betrachteten Zeitspanne<br />

verfügbaren Inneren Reserven. Als Nutzer gelten für die Wohnnutzung die Anzahl Einwohner<br />

der Gemeinde, für Arbeitsnutzung die Anzahl Beschäftigte. Für die Einteilung<br />

wurden die Zahlen des Szenario Trend verwendet und über die Zeitspanne von 2009 bis<br />

2025 betrachtet.<br />

34 Auf die Darstellung der Resultate auf Gemeindeebene muss leider verzichtet werden, da die in <strong>Raum</strong>+<br />

erhobenen Daten aus Datenschutzgründen nicht gemeindescharf in dieser Arbeit erscheinen dürfen. Die<br />

Daten wurden erhoben unter der Voraussetzung, dass sie nur aggregiert veröffentlicht werden. Bezirke<br />

fallen als mögliche Aggregierungsebene weg, da im Kanton Schwyz drei Bezirke aus je einer einzigen<br />

Gemeinde bestehen (Einsiedeln, Gersau und Küssnacht).


48 5 Gemeindetypen<br />

Insgesamt gehört der Kanton Schwyz zu den fünf Kantonen mit den grössten prognostizierten<br />

Bevölkerungszunahmen (vgl. Kap 3.4.3). Absolut gesehen sind also in den meisten<br />

Gemeinden die Nachfragen hoch. Das Festlegen eines Schwellenwertes aus den Zahlen<br />

des Kanton Schwyz wäre daher wenig sinnvoll und um die Nutzungsreserven pro<br />

Kopf absolut zu vergleichen fehlen ähnlich detaillierte Daten aus anderen Kantonen. Gemäss<br />

Bauzonenstatistik (ARE 2007 b, S.30, S.54) sind die Bauzonen sowie die unüberbauten<br />

Bauzonen pro Einwohner im Kanton Schwyz im gesamtschweizerischen Vergleich<br />

als überdurchschnittlich einzuschätzen. Dies ist jedoch als Vergleich nur bedingt aussagekräftig,<br />

da die Bauzonenstatistik die Verfügbarkeit der Flächen nicht berücksichtigt.<br />

Da schlussendlich kommunale und interkommunale Strategien im Fokus stehen sollen,<br />

ist ein Vergleich der einzelnen Gemeinden mit dem Kantonsmittel sinnvoll. Von den<br />

Werten der einzelnen Gemeinden wird jeweils das Kantonsmittel subtrahiert, damit die<br />

Achsen des so aufgespannten Koordinatensystems die Abgrenzung der vier Gemeindetypen<br />

bilden. Grosse bez. kleine Nutzungsreserven bez. Nachfrage sind also relativ zu<br />

verstehen. Es kann so festgestellt werden, wo Nutzungsreserven resp. Nachfrage über<br />

oder unter dem kantonalen Durchschnitt liegen. Jeder Gemeinde wurde für Wohnen und<br />

Arbeiten je ein Gemeindetyp (1 bis 4) zugeordnet. Die Gemeindetypen werden nachfolgend<br />

in Kap. 5.4 genauer charakterisiert und basierend auf dieser Charakterisierung<br />

werden Handlungsempfehlungen für die Gemeindetypen formuliert.<br />

Abbildung 5.1: Schema Gemeindetypen; Eigene Darstellung


5.2 Gemeindetypen Wohnen 49<br />

5.2 Gemeindetypen Wohnen<br />

In einem ersten Schritt wurden die Gemeinden in diesem Merkmalsraum verortet:<br />

Abbildung 5.2: Gemeinden im Merkmalsraum; Eigene Darstellung<br />

Resultierende räumliche Verteilung der Gemeindetypen:<br />

Abbildung 5.3: Gemeindetypen Wohnen; Eigene Darstellung


50 5 Gemeindetypen<br />

5.3 Gemeindetypen Arbeiten<br />

Verortung der Gemeinden in diesem Merkmalsraum:<br />

Abbildung 5.4: Gemeinden im Merkmalsraum; Eigene Darstellung<br />

Daraus ergibt sich folgende räumliche Verteilung der Gemeindetypen:<br />

Abbildung 5.5: Gemeindetypen Arbeiten; Eigene Darstellung


5.4 Charakterisierung der Gemeindetypen 51<br />

5.4 Charakterisierung der Gemeindetypen<br />

Die Gemeinden wurden über die Merkmale ’Nutzungsreserven pro Nutzer’ und ’Nachfrage<br />

nach Siedlungsflächen pro Nutzer’ eingeteilt in vier Gemeindetypen. In diesem Kapitel<br />

werden die Gemeindetypen genauer charakterisiert und für die vier Gemeindetypen<br />

werden Handlungsempfehlungen zur Entwicklung der Siedlungsflächen gemacht.<br />

Der Handlungsspielraum der Gemeinden ist abhängig von der Dynamik der Entwicklung<br />

und variiert daher von Gemeindetyp zu Gemeindetyp stark.<br />

Aufgrund der Strategie Innen- vor Aussenentwicklung (vgl. Kap. 2.3) kann eine Rangfolge<br />

für die Nutzung der verschiedenen Potenzialarten festgelegt werden. Grundsätzlich<br />

sollen Innenentwicklungsflächen den Aussenentwicklungsflächen vorgezogen werden.<br />

Neueinzonungen sollten möglichst vermieden werden. Wird zudem die Verfügbarkeit<br />

der Flächen mitberücksichtigt, ergibt sich folgende Reihenfolge, in der die verschiedenen<br />

Flächen genutzt werden sollten:<br />

1. Innenentwicklungsflächen 35<br />

2. Innenenpotenziale, Baulücken blockiert<br />

3. Aussenentwicklungsflächen nicht blockiert<br />

4. Aussenentwicklungsflächen blockiert<br />

5. Neueinzonungen<br />

Aufgrund der grossen Unterschiede bezüglich dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage<br />

werden Gemeindetypen für die Nutzungen Wohnen und Arbeiten getrennt beschrieben.<br />

2/3 der Gemeinden gehören bei der Nutzung Wohnen zu einem anderen Gemeindetyp<br />

als bei der Nutzung Arbeiten.<br />

Die nachfolgenden Tabellen zeigen die unterschiedlichen Ausgangslagen der Gemeindetypen,<br />

indem die durchschnittlichen verfügbaren wie blockierten Flächen im Innensowie<br />

im Aussenbereich der Gemeindetypen für die Nutzungen Wohnen und Arbeiten<br />

dargestellt sind. Anschliessend werden die Gemeindetypen einzeln genauer beschrieben.<br />

35 Innenpotenziale, Innere Reserven und Baulücken, nicht blockiert


52 5 Gemeindetypen<br />

Abbildung 5.6: Flächenangebot der Gemeindetypen für für Wohnen; Eigene Darstellung<br />

Abbildung 5.7: Flächenangebot der Gemeindetypen für Arbeiten; Eigene Darstellung<br />

5.4.1 Gemeindetyp 1<br />

Gemeindetyp 1 zeichnet sich aus durch eine überdurchschnittliche Nachfrage und ein<br />

unterdurchschnittliches Angebot.<br />

Wohnen<br />

Zum Gemeindetyp 1 gehören die Gemeinden Feusisberg, Freienbach, Ingenbohl, Innerthal,<br />

Riemenstalden und Tuggen. Gemeindetyp 1 umfasst 17% der GSR 36 für Wohnen<br />

im Kanton. Von den gesamten Innenentwicklungsflächen sind 73% als blockiert eingestuft<br />

(höchster Anteil der Gemeindetypen). Die Gemeinden weisen jedoch grosse Aussenentwicklungsflächen<br />

37 auf (sofort verfügbar sind Flächen im Umfang von 170% der<br />

verfügbaren Innenentwicklungsflächen).<br />

36 Gesamtsiedlungsreserven (Total der unüberbauten Bauzonen)<br />

37 verglichen werden die aktuell verfügbaren Innen- und Aussenentwicklungsflächen (AE+ / IE+)


5.4 Charakterisierung der Gemeindetypen 53<br />

Abbildung 5.8: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 1 Wohnen; Eigene Darstellung<br />

Das Angebot an Innenentwicklungsflächen liegt innerhalb der Bandbreite der Nachfrage,<br />

es ist jedoch davon auszugehen, dass die Innentwicklungsflächen alleine nicht vollständig<br />

ausreichen werden 38 .<br />

Der Druck auf Innenentwicklungsflächen erscheint aufgrund der Marktlage (knappes<br />

Angebot) schon hoch, verfügbare Flächen sind zu grossen Teilen bereits überbaut. Die<br />

Blockade von Flächen stellt eine wichtige Herausforderung dar, die Mobilisierung dieser<br />

blockierten Flächen sollte daher gefördert werden. Innenentwicklung muss zudem aktiv<br />

gefördert werden, da in den Aussenbereichen grosse Reserven zur Verfügung stehen.<br />

Die Aktivierung von Flächen im Inneren der Siedlung spielt beim Gemeindetyp 1 die<br />

wichtigste Rolle, da das Angebot an Flächen knapp und der Handlungsdruck damit am<br />

grössten ist. Bemühungen zur Unterstützung der Mobilisierung von blockierten Flächen<br />

sollte daher hier beginnen ,Gemeindetyp 1 kann als Schwerpunkt für Innenentwicklung<br />

betrachtet werden.<br />

38 In den Graphiken dargestellt sind das Angebot an verfügbaren Innenentwicklungsflächen (Innenpotenziale,<br />

Innere Reserven und Baulücken) sowie die Nachfrage nach Siedlungsflächen der Szenarien<br />

Stagnation, Trend und Prosperität für die Zeitspanne bis 2025. Es handelt sich dabei um die Durchschnittswerte<br />

der Gemeinden pro Gemeindetyp.


54 5 Gemeindetypen<br />

Arbeiten<br />

Zum Gemeindetyp 1 gehören die Gemeinden Arth, Einsiedeln, Freienbach, Küssnacht,<br />

Schübelbach, Schwyz, Steinen, Steinerberg, Tuggen und Vorderthal. Gemeindetyp 1 umfasst<br />

47.6% der GSR für Arbeiten im Kanton. Die aktuell zur Verfügung stehenden Arbeitsflächen<br />

im Inneren reichen für einen grossen Teil der zu erwartenden Nachfrage<br />

aus. In Konkurrenz dazu stehen aber Aussenreserven in ähnlichem Umfang (90% der Innenentwicklungsflächen).<br />

Wesentlich grössere Flächen würden ebenfalls im Inneren der<br />

Siedlungen liegen, sind aber blockiert. Der Anteil an blockierten Innenentwicklungsflächen<br />

beträgt 69% (höchster Anteil der Gemeindetypen).<br />

Abbildung 5.9: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 1 Arbeiten; Eigene Darstellung<br />

Es besteht ein sehr hoher Anteil an blockierten Flächen im Innenbereich: Durch gezielte<br />

Aktivierung dieser Flächen kann auf die Nutzung von Aussenreserven verzichtet werden.<br />

Neueinzonungen sollten vermieden werden.


5.4 Charakterisierung der Gemeindetypen 55<br />

5.4.2 Gemeindetyp 2<br />

Gemeindetyp 2 zeichnet sich aus durch überdurchschnittliche Nachfrage wie auch überdurchschnittliches<br />

Angebot.<br />

Wohnen<br />

Zum Gemeindetyp 2 gehören die Gemeinden Altendorf, Oberiberg, Reichenburg, Wangen<br />

und Wollerau. Gemeindetyp 2 umfasst 16% der GSR für Wohnen im Kanton. Der<br />

Anteil der blockierten Innenentwicklungsflächen beträgt 54% der gesamten Innenentwicklungsflächen.<br />

Die verfügbaren Aussenentwicklungsflächen haben einen Umfang<br />

von 70% der Innenentwicklungsflächen und damit der Gemeindetyp 2 das geringste<br />

Verhältnis von verfügbaren Aussenentwicklungs- zu Innenentwicklungsflächen.<br />

Abbildung 5.10: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 2 Wohnen; Eigene Darstellung<br />

Das Angebot an Innenentwicklungsflächen liegt innerhalb der Bandbreite der Nachfrage,<br />

dürfte aber eher knapp ausfallen. Mit der Aktivierung von blockierten Flächen und<br />

der Verwendung eines Teils der Aussenreserven kann aber genügend Angebot geschaffen<br />

werden.<br />

Eine Aktive Innenentwicklungspolitik der Gemeinden ist wichtig, da bei passiver Haltung<br />

der Gemeinden aufgrund der überdurchschnittlichen Nachfrage eher Aussenreserven<br />

aufgebraucht werden könnten, was ein Fortschreiten der Zersiedlung bedeuten<br />

würde. Ziel muss es also sein, Neueinzonungen zu verhindern und so wenig Aussenreserven<br />

wie möglich zu entwickeln.


56 5 Gemeindetypen<br />

Arbeiten<br />

Zum Gemeindetyp 2 gehören die Gemeinden Altendorf, Lachen, Unteriberg und Wangen.<br />

Gemeindetyp 2 umfasst 16% der GSR für Arbeiten im Kanton. Der Anteil blockierter<br />

Innenentwicklungsflächen beträgt 59%. Der Umfang der Aussenentwicklungsflächen<br />

beträgt nochmals 40% der Innenentwicklungsflächen (geringstes Verhältnis).<br />

Abbildung 5.11: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 2 Arbeiten; Eigene Darstellung<br />

Allein die Nutzungsreserven im Inneren sind deutlich grösser als die zu erwartende<br />

Nachfrage. Diese Konstellation birgt die Gefahr von starker Zersiedelung, falls die bestehende<br />

geringe Nachfrage dispers über die grossen zur Verfügung stehenden Flächen<br />

verteilt wird. Entwicklung der Aussenreserven und Neueinzonungen sollte daher vermieden<br />

werden. Zudem sollten Redimensionierungen der Bauzonen geprüft werden.


5.4 Charakterisierung der Gemeindetypen 57<br />

5.4.3 Gemeindetyp 3<br />

Gemeindetyp 3 zeichnet sich durch eine unterdurchschnittliche Nachfrage sowie ein unterdurchschnittliches<br />

Angebot aus.<br />

Wohnen<br />

Zum Gemeindetyp 3 gehören die Gemeinden Arth, Küssnacht, Lachen, Lauerz, Muotathal,<br />

Rothenthurm, Sattel, Schübelbach, Schwyz, Steinen, Steinerberg und Vorderthal.<br />

Gemeindetyp 3 umfasst 35.4% der GSR für Wohnen im Kanton. Der Anteil an blockierten<br />

Flächen beträgt 52% der gesamten Innenenwicklungsflächen, es stehen also nochmals so<br />

viele blockierte Flächen wie nicht blockierte zur Verfügung. Im Aussenbereich stehen<br />

ebenfalls nochmals Flächen im Umfang der aktuell verfügbaren Innenentwicklungsflächen<br />

zur Verfügung.<br />

Abbildung 5.12: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 3 Wohnen; Eigene Darstellung<br />

Die geringe Dynamik bedeutet für die Gemeinden, dass sie über eher geringe Gestaltungsmöglichkeiten<br />

verfügen. Das Angebot an Innenentwicklungsflächen liegt in der<br />

Bandbreite der Nachfrage, deckt die zu erwartende Nachfrage allenfalls nicht vollständig.<br />

Mit der Aktivierung von blockierten Innenfläche und moderater Entwicklung der<br />

Aussenreserven kann die Nachfrage aber gut abgedeckt werden. Die Aussenreserven<br />

sollten möglichst sparsam entwickelt werden, auf Neueinzonungen sollte unbedingt<br />

verzichtet werden.


58 5 Gemeindetypen<br />

Arbeiten<br />

Zum Gemeindetyp 3 gehören die Gemeinden Alpthal, Gersau, Innerthal, Lauerz, Morschach,<br />

Muotathal, Oberiberg, Riemenstalden, Rothenthurm und Wollerau. Gemeindetyp<br />

3 umfasst 10.4% der GSR für Arbeiten im Kanton. Von den Innenentwicklungsflächen<br />

sind 63% als blockiert eingestuft. Es stehen zudem nicht blockierte Aussenreserven<br />

im Umfang von 150% der nicht blockierten Innenreserven zur Verfügung.<br />

Abbildung 5.13: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 3 Arbeiten; Eigene Darstellung<br />

Gemeindetyp 3 zeichnet sich vor allem durch eine sehr geringe Nachfrage aus, z.T muss<br />

mit einer negativen Entwicklung gerechnet werden, was bedeutet, dass das Angebot<br />

an Arbeitsflächen in einigen Gemeinden zunehmen kann. Die Innenreserven liegen im<br />

Bereich der Nachfrage und dürften alleine ausreichen. Zusammen mit den blockierten<br />

Flächen im Inneren sowie den Reserven im Aussenbereich sind die Bauzonen deutlich<br />

überdimensioniert. Die Entwicklung der Aussenreserven sollte ebenso wie Neueinzonungen<br />

vermieden werden. Es sollte zudem geprüft werden, wie die zu grossen Bauzonenreserven<br />

redimensioniert werden könnten.


5.4 Charakterisierung der Gemeindetypen 59<br />

5.4.4 Gemeindetyp 4<br />

Gemeindetyp 4 zeichnet sich aus durch unterdurchschnittliche Nachfrage sowie überdurchschnittliches<br />

Angebot.<br />

Wohnen<br />

Zum Gemeindetyp 4 gehören die Gemeinden Alpthal, Einsiedeln, Galgenen, Gersau,<br />

Illgau, Morschach und Unteriberg. Gemeindetyp 4 umfasst 31.7% der GSR für Wohnen<br />

im Kanton und weist eine blockierten Anteil der Innenentwicklungsflächen von 52% auf.<br />

Die verfügbaren Aussenreseren weisen nochmals etwa den gleichen Umfang (99%) wie<br />

die verfügbaren Innenentwicklungsflächen auf.<br />

Abbildung 5.14: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 4 Wohnen; Eigene Darstellung<br />

Die Innenentwicklungsflächen liegen im Bereich der zu erwartenden Nachfrage, sind<br />

allenfalls leicht zu knapp. Mit ca. 50% blockierten Flächen ist ein weiteres bedeutendes<br />

Potenzial für Innenentwicklung vorhanden. Durch die Aktivierung von blockierten Flächen<br />

im Inneren sollte es daher möglich sein, auf die Entwicklung von Aussenflächen<br />

und auf Neueinzonungen zu verzichten.


60 5 Gemeindetypen<br />

Arbeiten<br />

Zum Gemeindetyp 4 gehören die Gemeinden Feusisberg, Galgenen, Illgau, Ingenbohl,<br />

Reichenburg und Sattel. Gemeindetyp 4 umfasst 25.9% der GSR für Arbeiten im Kanton.<br />

Der Anteil der blockierten Innenentwicklungsflächen am Total der Innenentwicklungsflächen<br />

beträgt lediglich 23%<br />

Abbildung 5.15: Angebot und Nachfrage [m2]: Gemeindetyp 4 Arbeiten; Eigene Darstellung<br />

Die verfügbaren Innenentwicklungsflächen allein sind deutlich grösser als die zu erwartende<br />

Nachfrage, dazu kommen nochmals 60% so viele verfügbare Aussenentwicklungsflächen.<br />

Insgesamt bestehen also deutlich zu grosse Reserven. Die Entwicklung der<br />

Aussenreserven sollte möglichst vermieden werden. Neueinzonungen sind gänzlich zu<br />

vermeiden und Redimensionierungen der Bauzonen hier ebenfalls zu prüfen.


6 Fazit<br />

Die Gemeinden im Kanton Schwyz verfügen über beträchtliche Bauzonenreserven (über<br />

300 ha) innerhalb der bestehenden Siedlungen. Die aktuell verfügbaren Innenentwicklungsflächen<br />

stellen im Kanton Schwyz mit ca 85 ha einen bedeutenden Anteil der vorhandenen<br />

Bauzonenreserven dar. Aus der Sicht einer nachhaltigen <strong>Raum</strong>entwicklung<br />

sollten diese Innenentwicklungsflächen, gemäss der raumplanerischen Mindeststrategie<br />

’Innenentwicklung vor Aussenentwicklung’ prioritär entwickelt werden.<br />

Der Vergleich der vorhandenen Innenentwicklungsflächen mit einer künftigen Nachfrage<br />

nach diesen Flächen hat gezeigt, dass bei den Arbeitsflächen die Innenentwicklungsflächen<br />

zu einem grossen Teil für eine künftige Nachfrage ausreichen oder sogar alleine<br />

schon grösser als die zu erwartende Nachfrage sind. Auch bei den Wohnnnutzungen<br />

kann ein bedeutender Teil einer künftigen Nachfrage mit Innenentwicklungsflächen abgedeckt<br />

werden. Durch eine konsequente Bevorzugung der Innenentwicklungsflächen<br />

und die Schaffung und Anwendung von geeigneten Instrumenten, um weitere Flächenreserven<br />

im Inneren durch die Mobilisierung von heute blockierten Flächen zu erreichen,<br />

kann es für die Gemeinden im Kanton Schwyz möglich sein, auf weiteres Flächenwachstum<br />

der Siedlungen weitestgehend zu verzichten und somit ein Weiterschreiten der Zersiedlung<br />

zu verhindern, ohne dabei aber auf Wachstum und Entwicklung verzichten zu<br />

müssen. Insgesamt ist es also unerlässlich, dass die Innenentwicklungsflächen in Fragen<br />

der Siedlungsentwicklung mitberücksichtigt werden.<br />

6.1 Schlussfolgerungen<br />

Die Auswertung der <strong>Raum</strong>+ Daten hat gezeigt, dass Blockade von Flächen und dabei vor<br />

allem die Baulandhortung auch im Kanton Schwyz zu den wichtigen Herausforderungen<br />

für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung gehört. Blockade von Flächen und Baulandhortung<br />

sind oft auf unrealistische Preisvorstellungen der Eigentümer zurückzuführen.<br />

Diese würden oft davon ausgehen, dass sowohl die Immobilienpreise wie auch<br />

die Nachfrage nach Flächen sich konstant halten oder gar steigen würden. Es bestehen


62 6 Fazit<br />

daher Chancen, durch geeignete Kommunikationsstrategien die Annahmen der Grundeigentümer<br />

besser an die tatsächlichen Bedingungen des Marktes heranzuführen und<br />

damit für die Entwicklung ihrer Flächen zu motivieren. Die vorliegende Arbeit zeigt,<br />

wie mittels Übersichten und Vergleich von Angebot und Nachfrage von Flächen eine<br />

geeignete Grundlage dazu erarbeitet werden kann. Die Unterstützung der Gemeinden<br />

zur Erarbeitung von geeigneten Kommunikationsstrategien (gegenüber Grundeigentümern,<br />

Öffentlichkeit) wäre dazu prüfenswert.<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde entstehender Handlungsdruck und Handlungsmöglichkeiten<br />

auf Gemeindeebene betrachtet. Durch den Vergleich von Angebot und Nachfrage<br />

nach Bauzonenflächen konnten Gemeinden identifiziert werden, die Innenentwicklungsflächen<br />

aufweisen, die über die zu erwartende Nachfrage hinausgehen und Gemeinden,<br />

bei denen die bestehenden Innenentwicklungsflächen allein die zu erwartende<br />

Nachfrage nicht werden abdecken können. Grundsätzlich muss aber überlegt werden,<br />

ob es Sinn macht, dass jede Gemeinde ihr Angebot auf das Niveau der zu erwartenden<br />

Nachfrage vergrössert, oder ob es ggf. sinnvoller wäre, eine Nachfrage nicht nur auf<br />

Gemeindeebene, sondern regional zu betrachten. Es kann davon ausgegangen werden,<br />

dass, wenn eine Gemeinde eine Nachfrage nicht befriedigen kann oder will, diese Nachfrage<br />

auf benachbarte Gemeinden übertragen werden kann. In der aktuellen Situation<br />

der Konkurrenz der Gemeinden um Ansiedlung von Einwohnern und Gewerbebetrieben<br />

ist jedoch kaum davon auszugehen, dass dies im Sinne der Gemeinden ist. Es muss<br />

also gelingen, dass das Konkurrenzdenken der Gemeinden zu Gunsten einer an Nachhaltigkeit<br />

orientierten regionalen Sichtweise aufgegeben werden kann. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, scheinen Ansätze zur interkommunalen Siedlungsentwicklung geeignet,<br />

da sie ermöglichen, dass Kosten und Nutzen von gemeinsamen Projekten geteilt werden.<br />

Die Handlungsorientierung des Projekts <strong>Raum</strong>+SZ verlangt dazu Vorgehen, die von lokalen<br />

Akteuren getragen werden können und die sich mit den bestehenden rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen vereinbaren lassen. Ein wesentliches Problem der aktuellen Situation<br />

liegt darin, dass grosse Bauzonenreserven an aus raumplanerischer Sicht ungünstigen<br />

Orten liegen. Ziel von interkommunalen Vorhaben zur gemeinsamen Siedlungsentwicklung<br />

muss es also sein, eine Verlagerung dieser Zonen an vorteilhafte Standorte<br />

zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss es gelingen, die involvierten Akteure<br />

(Grundbesitzer, Gemeinden) von den Vorteilen dieser Vorgehensweise zu überzeugen.<br />

Geeignete Verfahren und Organisationen werden im Einzelfall zu testen sein.


6.1 Schlussfolgerungen 63<br />

Speziell für die Region Ausserschwyz sollte dabei in Betracht gezogen werden, dass interkommunale<br />

Vorgehen zur Siedlungsentwicklung nicht vor Kantonsgrenzen halt machen<br />

sollten, auch wenn sich diese Untersuchung ausschliesslich auf den Kanton Schwyz<br />

bezieht.<br />

Für die in Kap. 2.5 erwähnten notwendigen unterstützenden und flankierenden Massnahmen<br />

für die Siedlungsentwicklung auf Gemeindeebene durch den Kanton stellt der<br />

Richtplan eines der wichtigsten Instrumente dar.<br />

In den Abschnitten zur Entwicklung der Bauzonenflächen im Kantonalen Richtplan<br />

(2008, S. 30f Höfe und S.54f March) ist festgehalten, dass angesichts der zu erwartenden<br />

Bevölkerungszunahme weitere Bauzonen auszuscheiden, dazu aber vorab die Inneren<br />

Nutzungsreserven zu ermitteln seien. Die Erhebung der Siedlungsflächenpotenziale sowie<br />

der Vergleich mit der zu erwartenden Nachfrage haben nun gezeigt, dass der grösste<br />

Teil einer künftigen Nachfrage mittels Innenentwicklungsflächen gedeckt werden kann<br />

und nur in Einzelfällen Neuausscheidungen von Bauzonen notwendig sind. Die aktuell<br />

gültigen Übergangsbestimmungen erlauben den Gemeinden weiterhin grosse Neueinzonungen,<br />

sind also im Sinne einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung unter der Berücksichtigung<br />

der grossen Nutzungreserven im Inneren der Siedlungen anzupassen.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass ein deutliches Überangebot an Arbeitsflächen sowohl<br />

auf Stufe Kanton, sowie auch für die einzelnen Gemeindetypen besteht. Insofern scheint<br />

die Neuausweisung von zusätzlichen Arbeitsflächen wie sie bspw. im kantonalen Richtplan<br />

(2008, S.58) mit dem regionalen Arbeitsplatzgebiet ’Rietli’ vorgesehen sind, wenig<br />

sinnvoll. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage und der Grösse des Gebietes könnte<br />

eine Errichtung eines regionalen Arbeitsplatzgebietes dennoch Sinn machen, wenn im<br />

Zuge eines geeigneten interkommunalen Landumlegungsverfahrens (vgl. Kap 2.4.3) bestehende,<br />

ungünstig gelegene Arbeitsflächen aufgehoben werden und die Summe an<br />

Arbeitsflächen im Kanton dadurch insgesamt im Minimum nicht vergrössert wird. Im<br />

kantonalen Richtplan sollte daher für die Neuausweisung von Flächen die Anwendung<br />

von geeigneten interkommunalen Landumlegungsverfahren vorgeschrieben werden.<br />

Für eine konsequente Umsetzung der Strategie ’Innenentwicklung vor Aussenentwicklung’<br />

ist ein aktive Haltung der Gemeinden sowie des Kantons notwendig. Aus dem Projekt<br />

<strong>Raum</strong>+ SZ steht mit der webbasierten Plattform ein geeignetes Instrument für Siedlungsflächenmonitoring<br />

zur Verfügung. Dieses kann als Grundlage für ein Siedlungs-


64 6 Fazit<br />

flächenmanagement auf kommunaler Stufe dienen. Durch den Kanton Schwyz muss<br />

allerdings sichergestellt werden, dass dieses Instrument in den Gemeinden auch Verwendung<br />

findet.<br />

Von Seiten des Projektes <strong>Raum</strong>+ SZ könnte, bspw. mittels eines Workshops mit Gemeindevertretern<br />

geprüft werden, wie sich die Plattform für die Gemeinden optimieren liesse.<br />

Für die Gemeinden könnte eine Übersicht über die in der Plattform vorhandenen Daten<br />

in Form von Kennzahlen besser zu handhaben sein, als ein vollständiges Exportfile<br />

aus der Datenbank. Es könnte einerseits gezeigt werden, welches relevante Kennzahlen<br />

sind und wie sie interpretiert werden können, andererseits könnte bspw. das Auslesen<br />

aus der Datenbank bereits innerhalb des Projektes <strong>Raum</strong>+ SZ vorgeleistet werden. Ev.<br />

wäre es zudem sinnvoll, die Flächen in der Plattform in Güteklassen zu unterteilen,<br />

bspw. durch Überlagerung eines Layers der ÖV-Erreichbarkeit. So wird den Gemeinden<br />

ermöglicht, relativ einfach zu entscheiden, wo Prioritäten gesetzt werden sollten<br />

(kleinräumige Siedlungsschwerpunkte). Sinnvoll wäre dazu auch die differenzierte Darstellung<br />

der Baulücken nach Lage im Ort. Schlussendlich könnte auch geprüft werden,<br />

welche Anpassungen vorgenommen werden müssen, damit die <strong>Raum</strong>+ SZ Plattform ein<br />

optimales Instrument auch für interkommunale Zusammenarbeit bietet.<br />

6.2 Ausblick<br />

Die offenen Fragen dieser Arbeit betreffen Umzonung, Aufzonung und Auszonung von<br />

Flächen und werden hier abschliessend in einem Ausblick kurz aufgeführt.<br />

Wie gezeigt werden konnte, verfügen die meisten Gemeinden vor allem bei den Arbeitsflächen<br />

über zu grosse Reserven, für die nicht überall mit einer Nachfrage gerechnet<br />

werden kann. Für Gemeinden mit knappen Wohnflächen lohnt es sich daher allenfalls,<br />

zu prüfen, ob Arbeitsflächen in Wohnflächen umgezont werden könnten. Im Sinne der<br />

Innenentwicklung sollten aber nur Arbeitsflächen im Inneren der Siedlungen in Betracht<br />

gezogen werden.<br />

Eine weitere zu prüfende Möglichkeit, Siedlungsentwicklung im Inneren der Siedlungen<br />

zu betreiben ist es, die Ausnützung der Flächen zu erhöhen (Aufzonung). Innenentwicklung<br />

(v.a. Realisierung der Inneren Reserven und Aufzonung) hat einen engen Zusammenhang<br />

mit qualitativen Aspekten der Siedlungen. So kann Innenentwicklung eine<br />

Änderung des Charakters der Siedlung bedeuten, die Gemeinden erhalten einen urbaneren<br />

Charakter. Dies könnte Akzeptanzprobleme mit sich bringen und muss daher muss


6.2 Ausblick 65<br />

bei Planungsprozessen mitberücksichtigt werden. Andererseits bieten sich aber grosse<br />

Chancen, durch Innenentwicklungsprojekte die bestehenden Siedlungen auch qualitativ<br />

aufzuwerten. Dazu muss allerdings sichergestellt sein, das qualitative Aspekte in diesen<br />

Projekten mit berücksichtigt werden.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass ein grosser Teil der Gemeinden v.a. bei den Arbeitsflächen<br />

über deutlich zu grosse Bauzonenreserven verfügt. Diese zu grossen Reserven<br />

bergen das Risiko von weiterer Zersiedlung, da die Gefahr besteht, dass eine künftige<br />

Nachfrage dispers über die vorhandenen Bauzonenreserven verteilt wird. Um dies<br />

zu verhindern müssen Wege gefunden werden, diese Bauzonenreserven zu verkleinern.<br />

Regional können das interkommunale Landumlegungsverfahren sein, kommunal ist die<br />

Redimensionierung von Bauzonen nur über Auszonungen zu erreichen. Da von den bestehenden<br />

Aussenreserven grosse Teile nicht baureif sind, ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für Auszonungen gegeben, da eine Entschädigungspflicht nur bei der Auszonungen<br />

von baureifen Flächen besteht. Unrealistische Vorstellungen bezüglich der künftigen<br />

Nachfrage dürften mitunter auch ein Grund sein, warum es bisher kaum gelang, Bauzonen<br />

mittels Auszonung zu redimensionieren. Es wäre daher analog zu den Blockaden<br />

zu prüfen, wie mittels geeigneter Kommunikation die Gemeinden dazu bewegt werden<br />

können, Auszonungen vorzunehmen.


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A Anhang Liste der Spezialzonen<br />

Alpthal: Andere Zonen UeG (Uebriges Gemeindegebiet) wird nicht betrachtet<br />

Altendorf: Weitere Zonen (Landhauszone), wird nicht betrachtet / Spezialzone wird<br />

nicht betrachtet, wird voraussichtlich ausgezont<br />

Arth: OBZ (offene Bauzone), geschaffen für Bau einer pädagogischen Hochschule, wird<br />

nicht betrachtet (http://www.arth-online.ch/news/599/link_here.html)<br />

Freienbach: Spezialzone GB (Gartenbauzone) wird nicht als Arbeitszone betrachtet.<br />

Galgenen: Spezialzone GZT (Gemischte Zone Tischmacherhor) wird als Mischzone betrachtet<br />

(http://www.galgenen.ch/formulare_reglemente/zonenplan.pdf)<br />

Ingenbohl: Spezialzone Zsch (Zone Schiller) wird nicht betrachtet<br />

Spezialzonen: Baulücken ausserhalb Siedlungskörper werden nicht betrachtet, Spezialzone<br />

Kernzone wird als Mischzonen betrachtet<br />

Küssnacht: Spezialzone Reservezone ZMB ( Zone Missionshaus Bethlehem ) wird nicht<br />

betrachtet<br />

Morschach: Spezialzonen KS / SM und HTZ (Kur- und Sportzone A, B, und C / Spezialzone)<br />

werden nicht betrachtet<br />

Muottathal: Spezialzone PP wird als Potenzial angesehen.<br />

Oberiberg: Spezialzone D (Dorfkernzone) wird als Mischzone betrachtet.<br />

Sattel: Spezialzone wird nicht betrachtet, soll ausgezont werden<br />

Schübelbach: Baulücken in Kernzone werden als Mischzone betrachtet<br />

Tuggen: Spezialzonen sind Kernzonen und werden als Mischzonen betrachtet<br />

Wollerau: Spezialzone ZGG (nur Gartenbaubetrieb möglich) wird nicht als Arbeitszone<br />

betrachtet.


74 B Anhang Richtplan SZ<br />

B Anhang Richtplan SZ


74 B Anhang Richtplan SZ<br />

B Anhang Richtplan SZ


74 B Anhang Richtplan SZ<br />

B Anhang Richtplan SZ


74 B Anhang Richtplan SZ<br />

B Anhang Richtplan SZ


C Anhang Erklärungen<br />

Persönliche Erklärung: Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig<br />

verfasst und die den verwendeten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen<br />

als solche kenntlich gemacht habe.<br />

Ort, Datum , Unterschrift


Beiblatt zu an der <strong>ETH</strong> Zürich verfassten schriftlichen Arbeiten<br />

Ich erkläre mit meiner Unterschrift, das Merkblatt Plagiat zur Kenntnis genommen,<br />

die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und die im betroffenen Fachgebiet<br />

üblichen Zitiervorschriften eingehalten zu haben.<br />

Merkblatt Plagiat: http://www.ethz.ch/students/semester/plagiarism_s_de.pdf<br />

_______________________<br />

Ort, Datum<br />

___________________________________<br />

Unterschrift<br />

4/4

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