Umweltverträglichkeitsprüfung UVP
06_UVP_Teil_IV.pdf
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<strong>Umweltverträglichkeitsprüfung</strong><br />
<strong>UVP</strong><br />
Prof. Dr. Adrienne Grêt-Regamey<br />
Gustav Nussbaumer<br />
gret@nsl.ethz.ch<br />
nussbaumer@nsl.ethz.ch
Wirkungsanalyse<br />
Wirkungs- und strukurbezogene Betrachtungsweise<br />
Anlage<br />
Umwelt<br />
Gesamturteil<br />
Wirkungsanalyse<br />
Aggregation nach<br />
Syntheseregeln<br />
2<br />
Wertebene<br />
with-without-Prinzip als Rahmen
Inhalt heute<br />
Vertiefte Betrachtung & beispielhafte Anwendung der Wirkungsanalyse<br />
• Qualitative Wirkungsanalyse (am Bsp. der ökologischen<br />
Risikoanalyse)<br />
• Definitionen zur ökologischen Risikoanalyse<br />
• Vorgehen bei der ökologischen Risikoanalyse<br />
• Fallbeispiel: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
• Einbettung in das RPG und USG<br />
• Einbettung in die Wissenschaft<br />
• Qualitative Wirkungsanalyse<br />
• Quantifizieren von Umweltrisiken<br />
• Fallbeispiel: Deep Water Horizon – Oil Spill<br />
3
Ökologische Risikoanalyse<br />
Definition: Ökologische Risikoanalyse = planerische Beurteilung der<br />
ökologischen Nutzungsverträglichkeit<br />
→ Instrument für die übergeordnete Zielsetzung der<br />
Raumordnung<br />
4
Definitionen zur ökologische Risikoanalyse<br />
2-stufige Betrachtung des Wirkungsgefüges<br />
Verursacher<br />
Auswirkung<br />
Betroffener<br />
5<br />
1. Umweltrelevante Auswirkungen von Nutzungsansprüchen als<br />
Ursache – Veränderungen von Quantitäten natürlicher<br />
Ressourcen als Wirkung => Gefährdungspotential<br />
2. Veränderte Quantitäten und Qualitäten natürlicher Ressourcen<br />
als Ursache – veränderte Nutzungsmöglichkeiten bzw.<br />
Nutzungsqualitäten als Wirkung => Schutzwürdigkeit
Definitionen zur ökologische Risikoanalyse<br />
Nutzungsansprüche<br />
Natürliche Ressourcen<br />
6
Definitionen zur ökologische Risikoanalyse<br />
Definition: Gefährdungspotenzial<br />
Gefährdungspotenzial = Intensität potenzieller<br />
Beeinträchtigungen<br />
-> Intensität der Änderung von Quantitäten oder Qualitäten<br />
natürlicher Ressourcen, die nach Art und Ausmass die<br />
Befriedigung der von anthropogenen Raumnutzungen<br />
ausgehenden Ansprüche an natürlichen Ressourcen<br />
erheblich erschweren oder unmöglich machen.<br />
Je grösser die Menge UND/ODER je gefährlicher die<br />
Beeinträchtigungswirkungen, desto höher die Intensität.<br />
7
Definitionen zur ökologische Risikoanalyse<br />
Definition: Schutzbedürftigkeit<br />
Schutzbedürftigkeit = Empfindlichkeit<br />
gegenüber Beeinträchtigungen<br />
→<br />
Nutzungseignung natürlicher Ressourcen geht vom<br />
Knappheitsgrad aus. Je geringer die Nutzungsreserven<br />
relativ zum Nutzungsgrad sind, desto höher sind die<br />
Empfindlichkeiten von nutzbaren Vorkommen der<br />
natürlichen Ressourcen zu bewerten. Hier wird<br />
deutlich, dass die Beeinträchtigungsempfindlichkeit<br />
durch den Einbezug der Nutzungseignung normative<br />
Bestandteile erhält.<br />
Je geringer die Nutzungsreserven relativ zum Nutzungsgrad<br />
sind, desto höher ist die Empfindlichkeit von nutzbaren<br />
Vorkommen der natürlichen Ressourcen.<br />
8
Vorgehen bei der Ökologische Risikoanalyse<br />
1) Bestandesaufnahme<br />
Identifizierung der Teilsysteme (Konfliktbereiche), in denen sich die<br />
(durch unzureichende Quantitäten und Qualitäten natürlicher<br />
Ressourcen ausgelösten) Konflikte zwischen Nutzungsansprüchen<br />
konzentrieren.<br />
• Klima<br />
• Boden<br />
• Wasser<br />
• Ökotope<br />
• Land- und Forstwirtschaft<br />
• Erholung<br />
• Wohnen<br />
• …<br />
9
Vorgehen bei der Ökologische Risikoanalyse<br />
2) Aggregation<br />
Definition:<br />
Schutzbedürftigkeit und Gefährdungspotenzial sind komplexe Grössen,<br />
welche durch Aggregation der jeweiligen Indikatoren ermittelt werden.<br />
Gründe dafür:<br />
• Gesamtheit der Beeinträchtigungswirkungen ist wichtig<br />
• Beim Auftreten neuer Beeinträchtigungswirkungen oder Intensivierung<br />
einer Nutzung, darf diese nicht isoliert betrachtet werden<br />
• Einfluss einzelner Interdependenzfaktoren muss präzisierbar sein<br />
Methode:<br />
10<br />
Relevanzbaum
Vorgehen bei der Ökologische Risikoanalyse<br />
2) Aggregation - Relevanzbaum<br />
1. Einzelmerkmale (Indikatoren)<br />
werden in der Reihenfolge ihrer<br />
Relevanz für das<br />
Gesamtergebnis von oben nach<br />
unten aufgelistet.<br />
2. Klassifikation der Merkmale<br />
3. Die Klassenanzahl, in die der<br />
Gesamtsachverhalt eingeteilt<br />
werden soll, wird festgelegt.<br />
4. Zuordnung der Einzelmerkmale<br />
(1.) und ihrer Klassifikationen<br />
(2.) zu den festgelegten Klassen<br />
der komplexen Größe (3.) nach<br />
Wenn-dann-Regeln.<br />
11
Vorgehen bei der Ökologische Risikoanalyse<br />
3) Präferenzmatrix / Risikomatrix<br />
Ergebnis der Verknüpfung der Intensität potentieller Beeinträchtigungen<br />
und der Empfindlichkeit gegenüber Beeinträchtigungen beschreibt das<br />
Aussmass der zu erwartenden Beeinträchtigungen natürlicher Ressourcen<br />
= Risiko<br />
12
Vorgehen bei der Ökologische Risikoanalyse<br />
3) Präferenzmatrix / Risikomatrix<br />
13
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Grenze des Untersuchungsgebietes<br />
14
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Schutzbedürftigkeit – Schutzgut Vegetation<br />
Naturräumliche Bestandesaufnahme (Ist - Zustand)<br />
15
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Schutzbedürftigkeit – Schutzgut Vegetation<br />
Klassifikation gemäss Bedeutung für den Naturschutz<br />
Vegetationseinheiten und<br />
Waldbestände<br />
Ökologische<br />
Wertstufe<br />
Wirtschaftsgrünland 1.0<br />
Fichtenjungbestand 1.0<br />
Fichtenjungdurchforstungsbestand 1.0<br />
Fichtendurchforstungsbestand 1.0<br />
Wirtschaftsgrünland, feucht 2.0<br />
Glatthaferwiese, ruderalisiert 2.0<br />
Fichtenaltbestand 2.0<br />
Kohldistelwiese 3.0<br />
Hochstaudenflur, feucht mit Ruderalarten 3.0<br />
Schlagflora mit Einzelbäumen 3.0<br />
Schlagflora mit Einzelbäumen, feucht 3.0<br />
Erlengruppe 3.0<br />
Freifläche mit Schlagflora 3.0<br />
Freifläche mit Schlagflora, feucht 3.0<br />
Feuchtwiese 3.5<br />
Vegetationseinheiten und<br />
Waldbestände<br />
Ökologische<br />
Wertstufe<br />
Pfeifengraswiese, verkrautet 4.0<br />
Mädesüssflur 4.0<br />
Teichschachtelhalmbestand 4.0<br />
Gewässervegetation 4.0<br />
Laubholzmischbestand 4.0<br />
Pfeifengraswiese 5.0<br />
Grosssegenried 5.0<br />
Schilfbestand 5.0<br />
Rohrkolbenbestand 5.0<br />
16
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Schutzbedürftigkeit – Schutzgut Vegetation<br />
Räumliche Klassifikation (GIS)<br />
Wertstufe Fläche [ha]<br />
1.0 50.2<br />
2.0 28.3<br />
3.0 9.1<br />
3.5 1.2<br />
4.0 8.0<br />
5.0 4.2<br />
17
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Gefährdungspotential – Auswirkung auf die Landschaft<br />
Bewertung der Störungsintensität durch das Vorhaben<br />
Objektbezogenes Vorhaben<br />
Störwert<br />
Sanitätshaus, Supermarkt, Schnellimbiss, Bazar 5.0<br />
Kulturhalle und Tanzoase 5.0<br />
Freilichtmuseum und/oder historische Dörfer 5.0<br />
Hallenbad und Freibad 5.0<br />
Zwergerl- und/oder Erwachsenenpark oder<br />
Abenteuer- und/oder Fahrattraktionspark<br />
5.0<br />
Kinder-Kleintierzirkus 5.0<br />
Bungalowanlage 5.0<br />
Schnellimbiss-Restauraunts 5.0<br />
Parkplatz 5.0<br />
Klassenhäuschen 5.0<br />
Wegflächen (Neubau und Ausbau) 5.0<br />
Objektbezogenes Vorhaben<br />
Störwert<br />
Liegewiese für Freibad und/oder Wassererlebnis 4.0<br />
Kinder-Streichelzoo und kleine Ponyranch 4.0<br />
Biergarten 4.0<br />
Spielplatz 4.0<br />
Minigolf 4.0<br />
Indianer Zeltdorf 4.0<br />
Sportgelände 4.0<br />
Dinosaurierpark 3.0<br />
Gärnerisch gestaltete Parkflächen 3.0<br />
Eisenbahnstrecke 3.0<br />
Extensive genutze oder durchschnittene<br />
Freiflächen und Waldteile<br />
2.0<br />
Ungenutze Freiflächen und Waldbestände 1.0<br />
18<br />
Intensität der beeinträchtigung oder Störung<br />
Störwert<br />
Stark gestörte Fläche - zu 100% verbaut bzw. versiegelt 5.0<br />
Teilversiegelte oder durch Nutzung nachhaltig veränderte/stark gestörte<br />
Fläche<br />
4.0<br />
Gärtnerisch gestaltete Fläche, verändert oder gestört 3.0<br />
Freiflächen und Waldflächen mit geringer Störung 2.0<br />
Unberührte/unveränderte Flächen, keine unmittelbare Störung 1.0
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Gefährdungspotential – Auswirkung auf die Landschaft<br />
Räumliche Bewertung der Störung durch das Vorhaben (GIS)<br />
Störwert Fläche [ha]<br />
1.0 18.4<br />
2.0 13.2<br />
3.0 36.2<br />
4.0 5.2<br />
5.0 27.4<br />
19
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Risikoanalyse<br />
Präferenzmatrix/Risikomatrix bezüglich der Flächen<br />
Gefährdungspotential<br />
(Störwert)<br />
Schutzbedürftigkeit<br />
(Ökologische Wertstufe)<br />
5.0<br />
-<br />
Stark<br />
gestört<br />
4.0 3.0 2.0 1.0<br />
-<br />
Ungestört<br />
[ha] [ha] [ha] [ha] [ha]<br />
1.0 - geringe Bedeutung 18.9 2.6 20.4 2.6 2.8<br />
2.0 4.8 2.5 6.0 4.3 13.6<br />
3.0 2.2 0.008 3.8 3.5 0.8<br />
3.5 0.4 0.0 0.7 0.07 0.004<br />
4.0 0.6 0.0 4.7 1.4 1.4<br />
5.0 - sehr hohe Bedeutung 0.5 0.0 2.1 1.5 0.1<br />
20
Fallstudie: Natur- und Erlebnispark Steingaden<br />
Risikoanalyse<br />
Grafische Flächenbilanzierung (GIS)<br />
21
Ökologische Risikoanalyse<br />
Wieso ist eine ökologische Risikoanalyse<br />
keine Risikoanalyse?<br />
Und wieso wird sie „Risikoanalyse“<br />
benannt?<br />
Zu zweit – Besprechung in 3 Minuten<br />
22
Quantitative Analyse<br />
Risiko = Schadenspotenzial x Eintretenswahrscheinlichkeit<br />
• Abschätzung der Belastung durch das Ereigniss nach<br />
Umweltqualitätszielen (Grenzwerte)<br />
• Abschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis eintritt<br />
→ QUANTITATIVE Risikoanalyse<br />
→ Quantifizierung von Unsicherheiten bei der Analyse und<br />
Prognose von Wirkungen (naturwissenschaftliche<br />
Sichtweise)<br />
23
Quantifizieren von Umweltrisiken<br />
Risk release = Freisetzen des Schadstoffes (Emission)<br />
Risk exposure = Verteilung des Schadstoffes in Raum und Zeit (Transmission)<br />
Human health and Environmental damage = Wirkung des Schadstoffes auf<br />
Mensch und Umwelt (Immission)<br />
24
Quantifizieren von Umweltrisiken<br />
Mögliche Quellen<br />
Kontaminierte Böden<br />
Kontaminiertes<br />
Wasser<br />
Leckende Behälter<br />
Industrielle Schadstoff-<br />
Ausstösse<br />
…<br />
Mögliche<br />
Ausbreitungspfade<br />
Luft<br />
Wasser<br />
Boden<br />
Nahrungskette<br />
…<br />
Mögliche Empfänger<br />
Bevölkerung<br />
Boden<br />
(öffentlich/privat)<br />
Infrastruktur<br />
Ökosysteme<br />
Tiere<br />
Pflanzen<br />
Gewässer<br />
...<br />
Environmental fate models:<br />
• Air pollution models (ex. Plume models)<br />
• Multimedia fate (ex. Mass balance models)<br />
25<br />
Exposure models:<br />
• Bioaccumulation models (partitioning<br />
models, equilibrium models)<br />
• Physiologically based pharmacokinetic<br />
models (PBPK)
Quantifizieren von Umweltrisiken<br />
Predicted Environmental Concentration ><br />
Predicted No Effect Concentration<br />
Risiko-Indikator:<br />
RISK = PEC/PNEC<br />
PEC<br />
= Predicted Environmental Concentration<br />
-> Exposure assessment<br />
-> type of release (point source, diffuse source, continuous release,<br />
semi-continuous, intermittent)<br />
-> if possible, use monitoring data<br />
PNEC = Predicted No Effect Concentration<br />
-> Ecotoxicity data<br />
→ Durchführung für jeden Umweltbereich<br />
26
27<br />
Quantifizieren von Umweltrisiken
28<br />
Deep Water Horizon – Oil Spill
Oil Spill – Exposure Assessment<br />
Punktquelle<br />
Konzentration = Emissionsrate / Abflussvolumen + Verdünnungsvolumen<br />
-> PEC in mg/L<br />
3D-Ausbreitungsmodell der Ölpartikel-<br />
Konzentration<br />
-> PEC in ppm (parts per million)<br />
29
30<br />
Oil Spill – Exposure Assessment: Total affected area
31<br />
Oil Spill – Exposure Assessment: Aquatic Toxicity
Oil Spill – Exposure Assessment: Aquatic Toxicity<br />
Naphthalene<br />
…<br />
Biphenyl<br />
Acenaphthylene<br />
Acenaphthene<br />
Dibenzofuran<br />
Fluorene<br />
…<br />
Anthracene<br />
Phenanthrene<br />
...<br />
Benzo[b]fluoranthene<br />
Benzo[k]fluoranthene<br />
Benzo[e]pyrene<br />
Benzo[a]pyrene<br />
Perylene<br />
Indeno[1,2,3-cd]pyrene<br />
Dibenz(a,h)anthracene<br />
Benzo[g,h,i]perylene<br />
32
33<br />
Oil Spill – Exposure Assessment
34<br />
Oil Spill – Environmental damage
35<br />
Deep Water Horizon – Oil Spill