Das Geheimnis von Stift Vorau
Unterirdische_Gaenge_in_Vorau.pdf
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G E H E I M G Ä N G E<br />
Es ist ein<br />
imposantes<br />
Bauwerk, das<br />
oststeirische <strong>Stift</strong><br />
<strong>Vorau</strong> (re.).<br />
Im Bild unten: Die<br />
Forscherin Ingrid<br />
Kusch in einem der<br />
neu entdeckten<br />
geheimen Stollen.<br />
Fortsetzung <strong>von</strong> Seite 15<br />
tersuchen allerdings noch genauer, ob<br />
es doch welche gibt, die offen sind.“<br />
Viele, einst offene Gänge in diesem<br />
gewaltigen System wurden, das steht<br />
fest, im 16. oder 17. Jahrhundert <strong>von</strong><br />
die Filmaufnahmen in den Bohrlöchern<br />
gemacht hat, haben dieses Unternehmen<br />
möglich gemacht.“ Dazu<br />
kamen persönliche Ersparnisse der<br />
Forscher selbst.<br />
Wer hat die Gänge zur Unterwelt aus<br />
„Dabei sind wir auf einen unterirdischen<br />
Gang in 8,7 Meter Tiefe und ei-<br />
welchem Grund verschlossen?<br />
nen größeren Raum in 12,8 Meter<br />
Tiefe gestoßen. Leider waren alle<br />
Hohlräume bis zur Decke mit verfestigtem,<br />
wässrigem Schlamm gefüllt.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet leider, dass die Gänge<br />
und Kammern unter dem <strong>Stift</strong> heute<br />
nicht mehr zugänglich sind. Wir un-<br />
32 K R O N E B U N T<br />
Menschen absichtlich mit bis zu 15<br />
Meter starken Verfüllungen versehen.<br />
Diese bestehen aus Trockenmauern,<br />
Geröll und Sediment. Kusch: „Ein<br />
weiteres Rätsel. Warum verschließt<br />
man plötzlich die Zugänge zu einem<br />
unterirdischen Reich? Wollte man da-<br />
mit vielleicht etwas verbergen, das damals<br />
nicht in die kirchliche oder weltliche<br />
Weltanschauung passte. Es ist<br />
schon eigenartig. Denn Jahrhunderte<br />
zuvor hatte man – wie Dokumente belegen<br />
– die unterirdische Anlage und<br />
eine darin enthaltene <strong>Stift</strong>s-Krypta<br />
noch uneingeschränkt benutzt. Und<br />
dann – warum dieser Aufwand? Um<br />
einen Zugang abzusperren, hatte man<br />
gewaltige Steine <strong>von</strong> weit her gewälzt,<br />
diese mit kleineren verkeilt und die<br />
Zwischenräume mit Lehm abgedichtet.“<br />
Der Forscher könnte sich vorstellen,<br />
„dass man damals gemeint<br />
hat, der Teufel selbst würde dort unten<br />
sein Unwesen treiben. Es war ja<br />
um die Zeit der Hexenverfolgung . . .“<br />
Die Sagen berichten <strong>von</strong> unermesslichen<br />
Goldschätzen unter der Mariensäule<br />
Um jenen Ort, an dem Kusch & Co.<br />
ihre ersten Bohrungen unternommen<br />
hatten – den Platz neben der Frauensäule<br />
vor dem <strong>Stift</strong>stor –, rankt sich<br />
auch eine Sage. In einem gewölbten<br />
unterirdischen Raum soll es viele mit<br />
Gold und Silber gefüllte Fässer geben.<br />
Es könnte so viel Edelmetall sein, dass<br />
man damit das gesamte <strong>Stift</strong> dreimal<br />
neu aufbauen könnte. Den Zugang<br />
sollen nur die alten Chorherren gekannt<br />
haben, denen ein schwarzer<br />
Mann zur Seite stand, der sie auf<br />
Wunsch zu den Schätzen bringen<br />
konnte. In uralten Zeiten, so heißt es<br />
in der Sage, wurde der so genannte<br />
<strong>Stift</strong>sbinder mit verbundenen Augen<br />
in diese Schatzkammer geführt. Dort<br />
musste er die lockeren Reifen an den<br />
Bottichen und Fässern neu anschlagen.<br />
Heinrich Kusch glaubt an den<br />
wahren Kern, der in jeder Sage steckt.<br />
„Den Schatz, wenn er je überhaupt<br />
existiert hat, gibt es heute wohl nicht<br />
mehr. Sehr wohl existiert aber eine<br />
Felskammer, auch mehrere andere<br />
Kammern und Gänge gibt es dort, die<br />
in Tiefen bis zu 70 Metern verlaufen.<br />
Einen Teil da<strong>von</strong> haben unsere Bohrungen<br />
ja bereits bestätigt.“<br />
<strong>Das</strong> vom „<strong>Vorau</strong>-Fieber“ gepackte<br />
Forscherquartett macht weiter. Noch<br />
hat man keine Ahnung, wer dieses unterirdische<br />
Labyrinth zu welchem<br />
Zweck geschaffen hat. Und vor allem,<br />
wie alt es ist. Kusch: „Da wird es, wenn<br />
wir unsere weiteren Forschungen finanzieren<br />
können, mit Sicherheit noch einige<br />
große Überraschungen geben . . .<br />
Fotos: Jürgen Radspieler, Heinrich Kusch