09.03.2014 Aufrufe

Von Hand verstehen

Diplomarbeit von Isabell Thoma Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Studiengang Industrial Design Sommersemester 2013

Diplomarbeit von Isabell Thoma
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Studiengang Industrial Design
Sommersemester 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Von</strong> <strong>Hand</strong> Verstehen //<br />

Szenen aus dem ländlichen Indien<br />

Bedeutung und Umgang mit Täglichen<br />

Arbeiten im Haushalt am Beispiel Indiens<br />

1


Inhaltsverzeichnis.<br />

Seite 4 -5<br />

Seite 6 -7<br />

Seite 8 -9<br />

Seite 10 -15<br />

Seite 16 -25<br />

Seite 26 -33<br />

Seite 34 -41<br />

Seite 42 -65<br />

Seite 66 -67<br />

Seite 68 -89<br />

Seite 90 -95<br />

Seite 98 -99<br />

Exposé / Entwicklung und Ausrichtung der Arbeit<br />

Allgemeine Informationen zu Indien<br />

Die indische Dorfgemeinschaft / Beispieldorf in Südostindien<br />

Exkurs. Auszüge aus ländlichen Leben in Indien<br />

Exkurs. Die indische Küche<br />

Analyse der Hygiene beim Kochen<br />

Analyse und Gestaltung von Küchenstruktur<br />

Analyse der Kochgewohnheiten // Gestaltung von Kochgeschirr<br />

Exkurs. Tiere<br />

Analyse und Gestaltung einer textilen Küchenhilfe<br />

Waschen in Indien<br />

Resume der Arbeit


Exposé.<br />

Zielsetzung des Projekts<br />

Indien – von <strong>Hand</strong> <strong>verstehen</strong>.<br />

Szenen aus dem ländlichen Indien.<br />

Bedeutung und Umgang mit täglichen Arbeiten<br />

im Haushalt am Beispiel Indiens<br />

Jeder der Indien bereits besucht hat, oder aus<br />

Reportagen kennt, wird einen anderen Eindruck<br />

von dem das Land gewonnen haben. Entsprechend<br />

ist Indien auf keine allgemeingültige Aussage<br />

zu reduzieren. Das Gefälle zwischen Reich<br />

und extrem Arm ist sehr hoch. Ober- und Unterschicht<br />

leben in parallel existierenden Realitäten.<br />

Zudem sind große kulturelle Unterschiede<br />

besonders zwischen Nord- und Südindien und<br />

jeweils andere Moral- und Wertvorstellungen<br />

entsprechend der Religion und dem gesellschaftlichen<br />

Status festzustellen. Auch große Unterschiede<br />

bei Klima und Ressourcenvorkommen<br />

bestimmen <strong>Hand</strong>werk und Industrie. Zudem<br />

beeinflusst die jeweils andere gesellschaftliche<br />

Struktur die eigene Gemeinschaft. Allgemein<br />

kann man sagen, dass je höher der Lebensstandard<br />

desto mehr spielen auch westliche Einflüsse<br />

eine Rolle.<br />

Zu meiner Arbeit:<br />

Am Anfang meiner Arbeit setzte ich mich mit<br />

den Arbeiten rund um den Haushalt auseinander<br />

und es interessierte mich, welche Veränderungen<br />

sich in unserem Verhalten und unserer Empfindung<br />

von Hausarbeit in den letzten 100 Jahren<br />

vollzogen haben. Als Teilergebnis meiner Recherche<br />

kam ich zu dem Schluss, dass wir durch<br />

die Technisierung unseren Bezug zu den Materialien,<br />

die wir bearbeiten - wie Textilien beim<br />

Waschen oder das Essen beim Kochen- verloren<br />

haben und dass wir uns vollkommen von natürlichen<br />

Abläufen entfremden, da wir nicht mehr<br />

Teil eines großen Kreislaufs sind, wo wir Dinge,<br />

die in unser Haus kommen selbst produziert haben<br />

oder deren genauen Ursprung kennen und<br />

Nebenprodukte, die im Haushalt anfallen, weiter<br />

selbst verwerten oder rückführen.<br />

Anstatt eine Rückführung der Technisierung in<br />

unserem Haushalt zu inszenieren, bearbeite ich<br />

die Fragestellung aus einer anderen Perspektive.<br />

Aus dem Blickwinkel der Menschen, die noch<br />

am Anfang einer Technisierung ihrer Haushalte<br />

stehen und den Kreislauf um ihren Haushalt<br />

komplett nachvollziehen können oder selbst diesen<br />

Kreislauf aufrecht erhalten.<br />

Im Folgenden recherchierte ich in einem indischen<br />

Dorf, in dem man diesen Kreislauf vorfinden<br />

kann, vor Ort die Lebensweise und Bräuche<br />

der Dorfbewohner.<br />

Viele Dörfer bilden hier eine weitgehend autarke,<br />

außerhalb der Geldwirtschaft stehende und<br />

deshalb sozial und funktionell hoch differenzierte<br />

Einheit.“ Notwendige Güter und Dienstleistungen<br />

werden in ihrer Mehrzahl im Dorf selbst<br />

produziert, jeweils von spezialisierten Gruppen<br />

und im Rahmen des wechselseitigen, genau geregelten<br />

Austauschsystems von Agrarprodukten,<br />

Gütern und Dienstleistungen. So werden ausgeübte<br />

Berufe oder <strong>Hand</strong>werk meist durch Kastenzugehörigkeit<br />

bestimmt.<br />

Je nach Dorf, ausgeübtem <strong>Hand</strong>werk und vorhandenen<br />

Ressourcen, müssen heute mehr oder<br />

weniger viele Produkte von außerhalb bezogen<br />

werden, die dann auf den lokalen oder regionalen<br />

Märkten zu kaufen sind. Das können Lebensmittel,<br />

Haltshaltsutensilien oder Dienstleistungen<br />

sein.<br />

Das gewählte Beispieldorf befindet sich im östlichen<br />

Bundesstaat Orissa, der zu 95 % hinduistisch<br />

ist. Orissa umfasst eine Fläche von 155.000<br />

km²-, etwa der Hälfte von Deutschland und hat<br />

41 Millionen Einwohner. <strong>Von</strong> Orissa zu sprechen<br />

ist also bereits mit einer starken Verallgemeinerung<br />

verbunden. Viele Menschen arbeiten hier in<br />

der Landwirtschaft; auf eigenem Grund und Boden<br />

oder als Landarbeiter in temporären Arbeitsverhältnissen.<br />

Zudem ist Orissa eine rohstoffreiche<br />

Region, die rund 20% aller in Indien<br />

vorkommenden Kohle- und Eisenerzvorkommen<br />

besitzt.<br />

Das Problem in den Dörfern ist heute, dass immer<br />

mehr junge Menschen das Dorf auf der Suche<br />

nach Arbeit verlassen. Sie möchten keine<br />

Feldarbeit verrichten oder weil durch die Bereitstellung<br />

von Infrastruktur auch Abhängigkeiten<br />

geschaffen werden, die Kosten erzeugen wie<br />

z.B. die Lieferung von Strom, verbesserte Straßen,<br />

Motorräder, Fernseher, u. v. m. Andererseits<br />

sind Existenzen auf dem Land bedroht, weil<br />

Großkonzerne mit menschen-unwürdigen Strategien<br />

den Dörflern ihre Lebensgrundlage entziehen.<br />

So z.B. Coca Cola, die den Menschen ihr<br />

Grundwasser entzieht und an sie zu hohen Preisen<br />

zurück verkauft. Mikrokredite werden vergeben,<br />

die armen Menschen dazu verhelfen sollen<br />

unternehmerisch zu handeln. Durch hohe<br />

Zinsbelastungen stellt dieses Konzept allerdings<br />

heute vermehrt eine Armutsfalle dar.<br />

Die Menschen, die ihre Dörfer auf der Suche<br />

nach Arbeit verlassen oder oft auch nur als Saisonarbeiter<br />

in der Stadt oder touristischen Regionen<br />

arbeiten, verlassen ihre Familie für mehrere<br />

Monate, um oft während der Regenmonate<br />

(Monsun: etwa Juni – September, entsprechend<br />

der Region) nach Hause zurückzukehren. Sie<br />

bringen neue Ideen und Vorstellungen mit in die<br />

oft vollkommen in Parallel- Realitäten existierenden<br />

Dörfern. Dadurch und durch Medien wie<br />

das Fernsehen hält die Globalisierung auch langsam<br />

Einzug in die indischen Dörfer. Westliche<br />

Produkte gewinnen heute immer mehr an Bedeutung<br />

und besitzen eine starke Anziehungskraft:<br />

„it´s very good, it´s all imported“. Doch westliche<br />

oder in China produzierte Produkte zerstören<br />

tradierte Produktkulturen und für sie ist keine<br />

Infrastruktur, z. B. für die Reparatur oder<br />

Entsorgung der Produkte, vorhanden.<br />

Während heute lokale <strong>Hand</strong>werker, wie Töpfer<br />

oder Korbflechter an urtraditionellen Fertigungstechniken<br />

und Objektformen festhalten und diese<br />

nicht weiter entwickeln (Artefacts as categories<br />

von Daniel Miller, form and function<br />

S.51ff), finden wir heute eine Vielzahl an leuchtenden<br />

Kunstartikeln auf den Märkten, die weder<br />

natürlich noch regionalen Ursprungs sind. Dennoch<br />

sind sie Sinnbild für westliches, modernes<br />

Leben und Plastiktüten werden gerne vor dem


Haus entsorgt oder verbrannt als Zeichen, dass<br />

man sich moderne Marken leisten kann. ( z.B.<br />

chips von Lays , Waschmittel von Ariel)<br />

Um die Menschen nicht vor die Entscheidung<br />

zwischen urtraditionellen Produkten oder modernen<br />

Produkten stellen zu müssen, sollte eine<br />

Weiterentwicklung urtraditioneller Gestaltung<br />

angestrebt werden, wo nach Bedarf neue Produktvarianten<br />

aus der bestehenden Produktwelt<br />

heraus entwickelt werden, die an der Idee des<br />

natürlichen Kreislaufs festhalten. Diese Produkte<br />

sollten sowohl ästhetisch als auch inhaltlich<br />

durch Anerkennung beider Realitäten (dem traditionellen<br />

sowie dem modernen, westlich geprägten<br />

Indien) gekennzeichnet sein.<br />

Im Rahmen meiner Arbeit möchte ich den natürlichen<br />

Kreislauf um den ländlichen Haushalt<br />

darstellen und punktuell Produkte skizzieren, die<br />

Teil eines Kreislaufs sind, diesen fortführen,<br />

oder so verbessern, dass die Lebensqualität der<br />

Menschen steigt.<br />

5


Indien.<br />

Allgemeine Fakten<br />

über Indien / Bharat<br />

Indira Ghandi und die grüne Revolution<br />

„Special agricultural innovation programs and<br />

extra government support launched in the 1960s<br />

finally transformed India‘s chronic food shortages<br />

into surplus production of wheat, rice, cotton<br />

and milk“<br />

Indira Ghandi wünschte sich dass die gesamte<br />

indische Bevölkerung genug zu essen hat und<br />

nicht mehr abhängig von Lieferungen aus USA<br />

ist.<br />

In ganz Indien wurden Verpachtungsregelungen<br />

zugunsten der Bauern verändert. Statt Abgaben<br />

in höhe von 70% an den Großgrundbesitzer,<br />

mussten nunmehr nur noch 30% an diesen abgegeben<br />

werden. Teilweise wurde aber auch Land<br />

ganz den Bauern überschrieben.<br />

Mikrokredite/<br />

Gegen Armut<br />

Mikrokredite waren als Instrument der Armutsbekämpfung<br />

gedacht, erdacht von dem Wirtschaftswissenschaftler<br />

Muhammad Yunus, der<br />

den Friedensnobelpreis dafür bekam. Im Unterschied<br />

zu klassischen Bankkrediten basieren<br />

Kleinkredite auf der Annahme, dass auch arme<br />

Menschen unternehmerisch handeln können<br />

und grundsätzlich kreditwürdig sind. Der Mikrofinanzsektor,<br />

der die Armen, aber nicht die<br />

Allerärmsten erreicht, ist in den vergangenen<br />

Jahren rapide gewachsen. Heute haben weltweit<br />

etwa 100 Millionen Menschen einen Mikrokredit,<br />

doch wird das Potenzial auf eine Milliarde<br />

Kreditnehmer geschätzt. Mikrokredite werden<br />

meist an Frauen vergeben, weil diese zuverlässiger<br />

und vorsichtiger als Männer sind. Ein großes<br />

Problem ist, dass zwar viele Menschen diese<br />

Kredite in Anspruch nehmen, sie aber nicht<br />

zurückzahlen können, da die Zinsbelastung bei<br />

25 – 50% liegt. Der letzte Ausweg ist für viele<br />

Selbstmord. Der größte indische Mikrokredit-<br />

Finanzierer, SKS Microfinance, geht jetzt sogar<br />

an die Börse.<br />

www.humane-wirtschaft.de<br />

SEWA/Zur Stärkung der Frauen<br />

Self Employed Women’s Association<br />

SEWA ist eine Gewerkschaft, die1972 gegründet<br />

wurde. Es handelt sich um einen Zusammenschluss<br />

armer Arbeiterinnen, die ihren Lebensunterhalt<br />

mit kleinen Unternehmen selbst<br />

verdienen. Sie stehen nicht in einem geregelten<br />

Arbeitsverhältnis mit staatlichen Unterstützungsprogrammen<br />

wie das der Fall ist bei organisierten<br />

Arbeitern.<br />

Sie gehören zu den ungeschützten Arbeitskräften<br />

Indiens. 93% aller Arbeitskräfte sind nicht<br />

gewerkschaftlich organisiert und diese Situation<br />

betrifft mehr als 94% aller Frauen. Allerdings<br />

bleibt ihre Arbeit unbeachtet und daher unsichtbar.<br />

Ethnische, sprachliche und religiöse Vielfalt<br />

ist in Indien gegeben, wie in keinem anderen<br />

Land der Erde. Indien vereint nicht nur alle<br />

Welt-sowoe viele Minderheitsreligionen, es beherbergt<br />

auch rund 1.650 Sprachen, wobei alle<br />

Schriften verwendet werden (Alphabetische wie<br />

Englisch, Abjad wie das Arabische, Abugadi im<br />

Devangari, woraus u.a. Hindi und Sanskrit bestehen<br />

u.v.m.)<br />

2001 gab es 80,5 % Hindus, 13,4 % Muslime,<br />

2,3 % Katholiken, 1,9 % Sikhs 0,8 % Buddisten,<br />

weniger ls 1 % Juden, Parsen. **<br />

Arm und Reich<br />

Während es in den indischen Metroploen modernste<br />

Krankenhäuser auf höchstem medizinischen<br />

Niveau gibt, die sich allerdings nur eine<br />

kleine Minderheit leisten kann, hat der Großteil<br />

der Bevölkerung kaum Zugang zu adäquater<br />

medizinischer Versorgung. So sind etwa 60 %<br />

aller Geburten in Indien Hausgebruten ohne<br />

professionelle medizinische Betreuung. Dabei<br />

sterben jährlich 78.000 Frauen.***<br />

Wasser<br />

Indiens wachsende Bevölkerung ist eine schwere<br />

Belastung für alle natürlichen Resourcen des<br />

Landes. Die meisten Gewässer sind verschmutzt<br />

durch ungeklärte Abwässer aus Industrie, Haushalten<br />

und der Landwirtschaft. Indien hat zwar<br />

Fortschritte bei der Versorgung seiner Bevölkerung<br />

mit sauberem Trinkwasser gemacht, aber<br />

man geht davon aus, dass immer noch 21% der<br />

Krankheiten auf unsauberes Wasser zurückgehen.<br />

Allein Durchfälle fordern mehr als 1.600<br />

Tote pro Tag .Mangelnde Hygiene ist ein weiteres<br />

Problem. In ländlichen Gebieten haben<br />

nur 14% der Bevölkerung Zugang zu Latrinen.<br />

Die Hände werden sehr selten gewaschen was<br />

ebenfalls zu einer Ausbreitung von Krankheiten<br />

führt. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen<br />

ist es nötig, Trinkwasser, die Zahl der Latrinen<br />

und die Hygiene parallel zu verbessern.


Indien - Religionen, Sprachen und Analphabetismus<br />

7


Leben auf dem Dorf<br />

Über Leben, Arbeit und Religion im<br />

ländlichen Indien.<br />

Dorfwirtschaft<br />

Das dörfliche Leben zeigt in ganz Indien ähnliche<br />

Funktionsweisen und Sozialstrukturen.<br />

„Fast überall findet man eine dominante Bauerngruppe,<br />

die gewohnheitsrechtlich den Großteil<br />

des kultivierten und kultivierbaren Bodens<br />

kontrolliert. Diese Gruppe ist dominant, weil sie<br />

zahlenmäßig eine gewisse Stärke aufweist und<br />

an der Spitze einer sozialen Hierarchie und eines<br />

Systems der Arbeitsteilung steht, die beide<br />

die Dorfkultur prägen.“<br />

Das einzelne Dorf bzw. eine Gruppe von Dörfern<br />

bilden eine weitgehend autarke, außerhalb<br />

der Geldwirtschaft stehende und deshalb sozial<br />

und funktionell hoch differenzierte Einheit.<br />

Diese Arbeitsteilung wird als Jajmani – System<br />

bezeichnet.<br />

Güter und Dienstleistungen werden im Dorf<br />

selbst produziert. <strong>Hand</strong>werker oder Dienstleistende<br />

erfüllen die Versorgungswünsche der dominanten<br />

Bauern und der übrigen Dorfbewohner<br />

und erhalten als Gegenleistung Naturalien<br />

oder aber eine Parzelle, auf der sie Obst und<br />

Gemüse anbauen können.<br />

Das Dorf muss auch Abgaben leisten an den<br />

Herrscher des Regionalreiches. Die Brahmanen<br />

erhalten von den Herrschern Land zur Verfügung<br />

und übernehmen dafür administrative und<br />

politische Aufgaben.<br />

Landarbeiter und Erntehelfer sind von dem System<br />

der Gegenseitigkeit – dem Jajmani-System<br />

ausgeschlossen. Ohne sie wäre aber das Funktionieren<br />

dieser autarken Dorfgemeinschaft nicht<br />

möglich.Sie siedeln außerhalb des Dorfes.<br />

Die niederen Wanderarbeiter, die in einem bestimmten<br />

Rhythmus die Dörfer einer Region besuchen,<br />

um die Dörfer mit bestimmten Dienstleistungen<br />

zu versorgen, sind ganz unten in der<br />

sozialen Hierarchie angesiedelt. Sie sind von<br />

Beruf Ziegelbrenner, Metallarbeiter oder Korbflechter.<br />

Dieses weitgehend autarke dörfliche System,<br />

das auf Leistung und Gegenleistung basiert,<br />

erweist sich als ausgesprochen resistent gegen<br />

Krisen jeglicher Art. Trotz dieser starken Verflechtung<br />

sind die verschiedenen Gruppen, die<br />

diese Dorfgemeinschaft unterstützen, streng getrennt.<br />

Sie sind zwar für einander unverzichtbar,<br />

folgen aber einer sozialen Rangordnung, die an<br />

Macht, Besitz und soziales und rituelles Prestige<br />

gebunden ist.<br />

Die Bedeutung der Kaste<br />

„Das Sanskritwort‘ jati‘ bedeutet ursprünglich<br />

Geburt, Entstehung. Mit jati bezeichnen die<br />

Inder eine durch die Geburt im Sinne der gemeinsamen<br />

Abkunft gekennzeichnete soziale<br />

Einheit (Genus), deren Mitglieder gemeinsame<br />

Merkmale besitzen, die sie von anderen jatis<br />

unterscheidbar machen. „Der einzelne Mensch<br />

wird in eine jati hinein geboren, und durch diese<br />

geburtsmäßige Gruppenzugehörigkeit wird ihm<br />

eine Identität zugeschrieben. Sie entscheidet<br />

über Ehe- Bildungs- und Berufschancen. Durch<br />

seine Zugehörigkeit zu einer jati wird ihm auch<br />

seine Berufstätigkeit zugewiesen. Innerhalb<br />

der jati werden die Ehen arrangiert und nur mit<br />

seinesgleichen wird gemeinsam gegessen. Die<br />

Kastenzugehörigkeit lässt kaum soziale Mobilität<br />

zu.<br />

Die jati ist damit Lebens-, Berufs- und Heiratsgemeinschaft.<br />

Die Zugehörigkeit zu einer jati<br />

begründet die Rechte und Pflichten ihrer Mitglieder.<br />

Leben, Arbeit und Heirat eines Kastenmitglieds<br />

findet meist im Dorf statt. Wobei die<br />

Kaste selbst im gesamten Land gleich definiert<br />

ist.<br />

Reinheit und Unreinheit<br />

Im Dorf stehen die jatis in einer zumeist eindeutigen,<br />

durch die Höhe der Entlohnung, die<br />

Rangfolge bei Ritualen und die Privilegien bei<br />

Festen festgelegte Hierarchie, die zugleich entlang<br />

einer Skala der Reinheit und Unreinheit<br />

begründet wird.<br />

Als unrein gilt, wer beispielsweise Tiere tötet<br />

und Fleisch isst, wer Palmschnaps destilliert<br />

oder trinkt, wer zum Beispiel mit abgeschnittenen<br />

Haaren und Zehennägeln (der Barbier), mit<br />

Menstruationsblut (der Wäscher) oder mit Toten<br />

(Leichenbestatter) in Berührung kommt, wer<br />

als Straßenfeger arbeitet und die Fäkalien der<br />

höheren Kasten beseitigt, wer die Tierkadaver<br />

beseitigt, aus Armut von ihnen isst und Leder<br />

verarbeitet, gilt ebenfalls als unrein.<br />

Sie bestimmen entscheidend die Art der Lebensführung<br />

eines Menschen, das was er machen<br />

darf und soll und was nicht (Marriott/Inden<br />

1977; 1991).<br />

Ein Kontakt mit einem Menschen aus einer<br />

niedrigen Kaste oder gar mit einem Unreinen<br />

verbietet sich, um die Gefahr zu bannen,<br />

schlechte Substanzen in sich aufzunehmen,<br />

Reinheit ist gleichbedeutend mit Ordnung und<br />

Ritual, Unreinheit mit Chaos und Veränderung<br />

(Michaels 1998).<br />

Der Verlust oder Gewinn an Macht und Besitz<br />

bilden fast immer den Ausgangspunkt für den<br />

Verlust oder Gewinn an ritueller Reinheit. Das<br />

heißt, einzelne Bauern kommen zu mehr Reichtum.<br />

Sie sind dadurch in der Lage einen Brahmanen<br />

zu beschenken und für rituelle Aufgaben<br />

zu bezahlen. Sie trinken keine berauschenden<br />

Getränke mehr, leben vegetarisch, meiden ihre<br />

Kastengenossen und bemühen sich um mehr soziales<br />

Prestige.<br />

Der Glaube an die Wiedergeburt<br />

Der Einzelne wird in seine Kaste hineingeboren.<br />

Durch die Geburt ist ihm sein Lebensweg<br />

vorgegeben. Auf seinem Lebensweg sollte er<br />

im eigenen Interesse den Berufs- und Verhaltensvorschriften<br />

seiner Kaste – dharma - streng<br />

folgen.<br />

Wenn er diese Vorschriften verletzt, so erwirbt<br />

er negatives Karma. Wenn er Vorschriften befolgt<br />

oder sogar übererfüllt, so erwirbt er positives<br />

Karma.


Stirbt er, so entscheidet die Höhe seines positiven<br />

oder negativen Karmas über den Grad seiner<br />

höheren oder niedereren Wiedergeburt.<br />

Er kann zum einen als Gras, als Insekt, zum<br />

anderen als Krieger, als Brahmane oder in der<br />

Götterwelt wiedergeboren werden.<br />

Man nimmt hin, was man hat, der Wunsch nach<br />

Änderung kommt nicht auf. Als letztes Ziel dieser<br />

Lehre gilt die Befreiung (moksha) aus dem<br />

„Rad der Wiedergeburten“ (samsara).<br />

Die gesellschaftliche Struktur<br />

Man unterscheidet vier gesellschaftliche „Stände“,<br />

varna genannt: An der Spitze stehen die<br />

Priester (Brahmana), ihnen folgen die Krieger<br />

(Kshatriya), die Händler und Bauern (Vaishya)<br />

und die <strong>Hand</strong>werker (Shudra). Die außerhalb<br />

und unterhalb des Modells stehen, werden als<br />

kastenlos (a-varna: keine varna habend) und unberührbar<br />

(a-sprishya: nicht zu berühren) charakterisiert.<br />

Der Brahmane steht einerseits an der Spitze der<br />

Gesellschaft, und ohne seine Beratung und seine<br />

Opfer kann der König Recht und Ordnung<br />

nicht aufrechterhalten. Er kann heilige Schriften<br />

lesen und auslesen.<br />

Zugleich steht der Brahmane gegen die und<br />

außerhalb der Gesellschaft, denn sein höchstes<br />

und ihm persönlich aufgetragenes Lebensziel<br />

ist die Erlösung. Brahmane und König erhalten<br />

gemeinsam die Ordnung der Welt.<br />

9


Kreislauf.<br />

Herstellung und Verarbeitung von<br />

Lebensmitteln<br />

Indikatoren für Unterentwicklung<br />

In Indien ist auch am Beginn des 21.Jahrhunderts<br />

ein Agrarland geblieben. Mehr als 60%<br />

der Erwerbstätigen arbeiten im Agrarsektor.<br />

Das sind über 600 Millionen Menschen. Ein<br />

Großteil davon sind Bauern und Landlose, die<br />

als Tagelöhner nur einen Hungerlohn verdienen.<br />

Viele enden in der an sich verbotenen Schuldknechtschaft.<br />

Dürren und Missernten und hohe<br />

verschuldung führen vielerorts zu suiziden.<br />

Zigtausende ziehen saisonal oder dauerhaft auf<br />

der suce nach arbeit in die slums der indischen<br />

großstädte. Die meisten landflüchtlinge finden<br />

arbeit im dienstleistungssektor (20-25 % der<br />

erwerbstätigen) und nur sehr wenige in der industrie<br />

(10-15 % der erwerbstätigen)<br />

1<br />

2<br />

1,2,4 Eigenproduktion von Lebensmittel // Linsen<br />

werden zum trocknen auf der Dorfstraße vor<br />

den Häusern zum Trocknen ausgelegt, danach<br />

werden die Linsen mit stocken herausgelöst. anschließend<br />

reinigen die Frauen mit Sieben die<br />

Hülsenfrüchte.<br />

3 Saatgut wird an der decke aufbewahrt, um es<br />

vor ungeziefer oder Tieren zu schützen<br />

3 4


Das Land und die erde<br />

sind für die inder von größter bedeutung und<br />

werden in vielen liedern besungen. Bis heute<br />

verrichten die Bauern ihre Arbeit oft von <strong>Hand</strong>.<br />

Vor einem wichtigen Ereignis ist es Brauch, die<br />

Erde zu berühren, um mit Glück gesegnet zu<br />

werden.<br />

5<br />

6 7<br />

5 Kuhstall hinter dem Haus. Hier wird die Kuh<br />

gemolken und gefüllert mit Stroh<br />

6-7 Auf der Plantage wachsen Bananen,<br />

Mangos,Limetten,u.v.m.<br />

8 9<br />

8-9 Werkzeug für Feldarbeiten<br />

11


Märkte.<br />

Verkauf und Lagerung von Lebensmitteln<br />

Auf dem Markt.<br />

Märkte<br />

Auf den Märkten werden Meerestiere aus dem<br />

lokaln Fischfang oder aus Fischzucht verkauft.<br />

Meist vollkommen ungekühlt lagern diese hier<br />

den ganzen Tag.<br />

1<br />

2<br />

1-3 Muscheln und Kleine Fische werden auf lokalen<br />

Märkten verkauft.<br />

2 Live & Dressed Broilers<br />

Hühner werden hier gehalten. Im gleichen Laden<br />

werden die tiere geschlachtet und verkauft.<br />

2 3


4<br />

2<br />

4 Hier wird getreide und Reis verkauft<br />

5 auf dem lokalen Markt, in Orissa<br />

5 6<br />

6 Gemüsehändler Fahren mit dem Fahrrad von<br />

Haus zu Haus und verkaufen Gemüse//...<br />

13


Exkurs.<br />

Die Cocospalme<br />

Und Gängige Verarbeitung.<br />

Die Cocospalme als Ursprung<br />

vieler „Produkte“. Palmblätter werden zu Matten<br />

verarbeitet, das Fruchtfleisch der Cocosnuss<br />

wird für die zubereitung von essen verwendet,<br />

aus dem stamm der palme wird saft gewonnen<br />

der zur herstellung von alkohol dient und aus<br />

den Fasern der Cocosnuss werden Taue gedreht,<br />

die als Aufhängung oder befestigung im haushalt<br />

sowie in der Schiffahrt dienen.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

2 - 6 Palmmatten<br />

Die Palmblätter werden mit den jeweils<br />

nebenliegenden Ästen verflochten zu einer<br />

Matte, die häufig als Sichtschutz, Sonnenschirm<br />

oder Sitzmatte verwendet wird.<br />

4<br />

5


6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

2 - 6 Kokostaue<br />

Die Herstellung von Cocosnussfaser-Tauen.<br />

Zunächst wird die cocosnuss gespalten<br />

und dann werden die Fasern zu Tauen verflochten,<br />

die zu Hängematten oder Schiffstauen<br />

oder aufhängung für töpfe verwendet<br />

werden<br />

15


Die Küche.<br />

Basiswissen über die indische Küche<br />

und das Essen in Indien.


Die Küche.<br />

Basiswissen über die indische Küche<br />

und das Essen in Indien.<br />

Ayurveda<br />

die Kunst, gesund zu leben und<br />

sanft zu heilen.<br />

Der Brahmane isst nur was Mitglieder seiner<br />

Kaste oder gar nur Angehörige seiner Familie<br />

zubereitet haben. Menschen also, die im Zweifel<br />

rein sind und auch niemals ein Essen während<br />

des Kochens probieren würden, schon gar<br />

nicht mit der linken hand.<br />

Außnahme sind jegliche Kuhmilchprodukte,<br />

wie Yogurt, Lassi oder Raita. „Denn Kuhmilch<br />

ist stets rein; wegen der Hieligkeit des Tiers, und<br />

weil so ein Lebewesen als „Durchlauferhitzer“<br />

gilt, frische milch also immer „gekocht“ ist.<br />

Und gekochtes ist alle zeit reiner als rohes, außer<br />

eben es wird mit Milchprodukten zubereitet<br />

wie Raita. Das aus der Milch gewonnene Butterfett<br />

Ghee gilt gar als Universalreinemacher.“<br />

Aus diesem Grund bekommt man in Indien so<br />

wenig Rohkost und so viele zu essen, das über<br />

eine lange zeit weichgekocht wurde. Zudem tötet<br />

dies Bakterien.<br />

Etwa 85 % der indischen bevölkerung sind hindus,<br />

die meisten von ihnen sind vegetarier. Für<br />

sie ist ahimsa, das gesetz der nichtgewalt, die<br />

erste pflicht gegenüber gott und der göttlichen<br />

schöpfung. Die liebe zu den tieren und deren<br />

schutz sind im hinduismus von zentraler bedeutung,<br />

und schon in alter zeit wurde jene gottheit<br />

mit einem tier in verbindung gebracht, das es zu<br />

schützen und zu bewahren galt. Die götter und<br />

göttinnen im hinduismus werden von einem tier<br />

begleitet oder befördert. Shiva reitet<br />

auf einem stier, Durga auf löwe oder tiger, ganesha<br />

auf der ratte...[..]<br />

Doch nicht alle hindus sind vegetarier, denn<br />

auch kaste und wohnort bestimmen die lebensweise.<br />

Was die küchen der verschiedenen regionen indiens<br />

verbindet, ist die Verwendung von gewürzen.<br />

Ursprünglich wurden damit speisen haltbar<br />

gemacht.[...] wie und wann man ein gewürz<br />

beim kochen zugibt, verrät meist, aus welcher<br />

provinz das gericht stammt und für wen es bestimmt<br />

ist.<br />

Zudem glauben Hindus, dass alle Taten – auch<br />

die Wahl der speisen – Einfluss auf unser Karma<br />

haben. Die lehre vom Karma besagt, dass<br />

man erntet was man gesät hat. Somit wird jede<br />

unserer Taten in einem späteren Leben belohnt<br />

oder bestraft.<br />

Im gegensatz zu den meisten hindus essen<br />

christen, Juden und Parsen fleisch. Besonders<br />

redikale vegetarier findet man dagegen in der<br />

gemeinsachft der Jains, die sogar zwiebeln oder<br />

knoblach ablehnt. Diese Nahrungsmittel, so<br />

glauben die Jains, fördern die leidenschaft und<br />

unterdrücken die spiritualität.<br />

In Indien sollte nicht mit der linken <strong>Hand</strong> gegessen<br />

werden, da diese als unrein gilt. Bei zubereiten<br />

der Speisen kommt man oft nicht umhin die<br />

linke <strong>Hand</strong> für die Zubereitun zu verwenden.<br />

In ländlichen Gebierten ist es zudem üblich,<br />

dass der Mann nur gemeinsam mit Männern<br />

speist. und Dass die Frau nach dem Mann<br />

speist. Oft verzehren die Frauen auch die Reste<br />

der Männer/ Während der Mann oft in einem nebenan<br />

liegenden Raum speist. Speisen die Frau<br />

oftmals in der Küche.<br />

Ayurveda, das ist die „Die Wissenschaft vom<br />

langen Leben“, stammt aus der uralten vedischen<br />

Hochkultur Indiens und gilt mit seiner<br />

4.000 Jahre währenden Tradition als das älteste<br />

bekannte Gesundheitssystem.<br />

Das Ayurvedische Gesundheitssystem basiert<br />

auf dem Prinzip der fünf elemente Luft, Feuer,<br />

Wasser, Erde, und äther, welche die schöpfung<br />

bestimmen. Sie kommen in der Natur, den Speisen<br />

und unseren Körpern vor. Sind alle elemente<br />

in unserem Körper im gleichgewicht, sind wir<br />

gesund.<br />

Ayurveda glaubt nicht an die eine Diät, sie sämtliche<br />

Probleme lösen kann. […] Kohlenhydrate,<br />

Fette, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine können<br />

die gesundheit dienen oder schaden. Was<br />

wirklich zählt, ist der einfluss den die Nahrung<br />

auf Konstitution und Zusatnd eines Menschen<br />

ausübt. Des einen Nahrung ist des andern Giftstoff.<br />

Das übergeordnete Prinzip ayurvedischer<br />

Ernährungsweise ist, dass diejenige Nahrung<br />

gesundheitsfördernd ist, welche das delikate<br />

Gleichgewicht der Körpergewebe erhält und zur<br />

eliminierung der störenden Faktoren beiträgt.<br />

1 Waschen von Reis<br />

2 Abfluss im Garten<br />

3 Mörser um linsen zu mahlen<br />

4 Küche<br />

5 Lagerung der Ernte im Haus<br />

6 Außenbereich. Töpfe die für Lagerung und<br />

Transport von Wasser verwendet werden.


1 2 3<br />

4 5 6<br />

19


Exkurs.<br />

Kochen auf<br />

offenem Feuer.<br />

Tandoor Ofen. Hier werden Naan Fladenbrote<br />

bebacken. Diese werden zum Garen an die<br />

Wand des Ofens geklebt.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4


Zum Kochen auf dem offenen Feuer<br />

werden Holzkohle// Holzreste oder Kuhdung<br />

verwendet. Aufgrund seiner organischen Bestandteile<br />

wird Kuhmist als Düngemittel verwendet;<br />

zusätzlich kann das bei der Vergärung<br />

dieser Exkremente unter Sauerstoffabschluss<br />

entstehende Methan zur Erzeugung von Biogas<br />

dienen. Ein Kuhfladen enthält so viel thermisch<br />

verwertbare chemische Energie, dass man daraus<br />

0,1 Kilowattstunden Strom erzeugen kann.<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

21


Exkurs.<br />

Die Mobile Küche.<br />

Heisse Küche.<br />

1,2<br />

hier wird für eine große Anzahl an Menschen<br />

gekocht, meist finden wir solche Situationen an<br />

Tempeln vor, z.B. am Goldenen Sikh Tempel in<br />

Amritsar. hier wird täglich umsonst Essen für<br />

bis zu 80 000 Menschen ausgegeben. Finanziert<br />

wird dieses aus Spenden wohlhabender Inder.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3-5 Zubereitung von Puris./ Broten die sich im<br />

Fett abfblasen. 4<br />

5


6<br />

7<br />

8<br />

6-8 Verkauf von Masala Chai<br />

23


Exkurs.<br />

Die Mobile Küche.<br />

Kalte Küche.<br />

Verpackt in Zeitungspapier, Blättern, flachen<br />

Metalltellern oder Eistüten werden die typischen<br />

Strßengerichte gereicht.<br />

1<br />

1-6 Händler die Pani Puri, Bhel Puri, Bhagi<br />

Puri, Icecream oder Fruits verkaufen. 2<br />

3


14<br />

5<br />

6<br />

25


Analyse Küche.<br />

Indischen Gerichte<br />

und deren Zubereitung in einer<br />

Küche oder Kochnische<br />

Die Menschen auf dem Land werden jeden<br />

Tag stark körperlich gefordert durch ihr<br />

<strong>Hand</strong>werk oder Feldarbeit. Ihr Körper ist<br />

ihr einziges Kapital, und wichtigstes Ziel<br />

ist diesen stark und gesund zu halten. Wenn<br />

jedoch eines der Familienglieder erkrankt,<br />

kann eine aufwendige ärztliche Behandlung<br />

die gesamten Ersparnisse der Familie<br />

aufzehren. Essentiellste Aufgabe ist also<br />

die Erhaltung der Gesundheit durch mehr<br />

Hygiene, sauberes Wasser und Aufklärung<br />

über gesunde Ernährung.<br />

Während Aufklärung über gesunde Ernährung<br />

die Lehre des Ayurveda bieten kann,<br />

kann sauberes Wasser heute durch eine<br />

Vielzahl von Entwürfen der Wasserreinigung<br />

gewährleistet werden. So z.B. durch<br />

spezielle Tonwasserfilter, die Menschen<br />

selbst im Feuer brennen können oder das<br />

Lagern von Wasser in klaren Wasserbehältern,<br />

in denen das Wasser durch mehrstündige<br />

Sonneneinstrahlung gereinigt wird.<br />

Ansonsten kann eine Vielzahl von natürlichen<br />

Produkten um den Haushalt z. B.<br />

von der Kuh geliefert werden: wie z .B.<br />

Milch für den Masala Chai, Kuhdung für<br />

das Düngen der Felder oder als Brennstoff<br />

beim Kochen, natürliche Kuhdungseife<br />

oder Zahnpasta aus Kuhdungasche nach<br />

ayurvedischem Rezept und Biogas, welches<br />

durch Lagern von Kuhdung in Tanks<br />

entsteht und zum Kochen auf dem Gasherd<br />

verwendet werden kann.


Küche.<br />

Indische Gerichte<br />

und deren Zubereitung.<br />

Hygiene<br />

An <strong>Hand</strong> der Fotoreihe wird festgehalten, wie<br />

bei unterschiedlichen Gerichten gerbeitet wird.<br />

Erkannt werden soll wo und wann Kreuzübertragungn<br />

von Bakterien stattfindet in der Küche<br />

und beim Reinigen und Aufbewahren von Küchenzubehör,<br />

um durch eine strukturelle Veränderung<br />

der küche und der arbeitsgänge, eine erhöhte<br />

hygiene zu gewährleisten.<br />

Hier im beispiel die klassische Landliche Küche<br />

in Südindien, bei der sich der Lehm- oder Gasherd<br />

auf dem Boden befindet.<br />

Auch gibt es Küchen die erhöhte Arbeitsflächen<br />

haben, doch auch hier sind die Hygieneproblem<br />

nicht gelöst.<br />

Beobachtungen<br />

Waschen und Spülen.<br />

das waschen von lebensmitteln und von kochgeschirr<br />

findet in einem anderen raum statt. gewöhnlich<br />

aber im außenbereich, weil es keinen<br />

abfluss gibt/ Draußen verisckert das Spülwasser<br />

in der Erde.<br />

In der küche wird wenig mit wasser hantiert. Lebensmittel<br />

kommen bereits gesäubert in die küche<br />

und alles kochgeschirr erst nach dem kochen<br />

gereinigt wird. daher kommt es öfters vor, dass<br />

man den löffel oder teller eher mit der sari abwischt,<br />

als dass man aufsteht und nach außen<br />

geht um ihn dort zu waschen.<br />

Arbeitsfläche<br />

dadurch, dass man auf dem boden das Essen vorbereitet,<br />

hat man große Arbeitsflächen, die verloren<br />

gehen, wenn man die arbeitsfläche auf möbel<br />

überträgt, da man hier nicht mehr den gesamten<br />

raum, der oft kleinen küche, verwenden kann, da<br />

der Raum teilweise auch für andere Arbeiten<br />

oder zum Schlafen genutzt werden muss.<br />

Sitzen / Stehen<br />

das sitzen auf dem boden zum kochen entspricht<br />

dem sitzen zum essen// zum Reinigen von Dal/<br />

Linsen// uvm.<br />

selten verwendet man einen hocker/ nie einen<br />

stuhl. oft sind die hocker auch nur zwischen 7-<br />

25 cm hoch.<br />

Dennoch schränkt das sitzen beim kochen ein.<br />

alles muss in greifbarer nähe sein, damit man<br />

sich nicht umsetzen muss. dann stellt man alle<br />

töpfe, die gebraucht werden um sich herum. und<br />

kann sich im grunde nicht mehr bewegen ohne<br />

etwas umzustoßen oder mit dem sari in den gerichten<br />

zu hängen.<br />

Geschirr und Hände<br />

Da die meisten gerichte, lange auf hoher flamme<br />

gekocht werden, müssten hier die meisten<br />

bakterien absteben. doch kommt es zu durchfall<br />

uvm. Hände und Kochgeschirr muss demnach<br />

gründlicher gereinigt werden und vom kontakt<br />

mit ungeziefer befreit werden.<br />

1-9 Abendessen.<br />

aus Reis / Dal / Raita / Salat / Chicken Korma /<br />

Chapati und Masala Dosa.


. . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Farbe: Weiß<br />

Mikroorganismen aus dem Essen: Erde, Schimmel,<br />

Salmonellen, Milchsäurebakterien<br />

Farbe: Schwarz<br />

Mikroorganismen aus Garten, Händen: Erde,<br />

Fakalien, Urin, Ungeziefer<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7 8 9<br />

29


Küche.<br />

Indische Gerichte<br />

und deren Zubereitung.<br />

Chapati<br />

Paratha / Chapati<br />

Salz<br />

Mehl<br />

Wasser<br />

1 Prisa Salz mit Mehl und Wasser zu einem lockeren,<br />

weichen Teig verkneten mit der <strong>Hand</strong>.<br />

Teig eine Stunde ruhen lassen. In kleine Stücke teilen<br />

und dünn auswellen. Dünn mit Butter bestreichen.<br />

Zusammenfalten nochmals auswellen und wiederrum<br />

mit Butter bestreichen und auswellen.<br />

2 messerspitzen Butter in die Pfanne und das Chapati<br />

anbraten bis es knackig ist.<br />

Küchenzubehör<br />

Brett zum auswellen<br />

Wellholz<br />

Pfanne<br />

Servierschale/Teller<br />

Wasserkelch<br />

tiefer teller zubereitung teig<br />

Anspruch an Arbeitsplatz<br />

Wasser kommt auf arbeitsfläche. ansonsten<br />

mehl ist nicht belastet<br />

Neuordnung.<br />

Chapati wird heiß gebraten, doch da es zum<br />

schluss wieder mit dem händen serviert wird,<br />

kontakt mit Bakterien<br />

Wellholz liegt zwischen den arbeiten immerzu<br />

auf dem boden<br />

Hygiene Analyse.<br />

Mehl auf Teller<br />

Kontakt: Hände, Teller<br />

Hände reinigen<br />

Kontakt: <strong>Hand</strong>, Sari<br />

mit Händen Wasser zugeben<br />

Kontakt: Topf, <strong>Hand</strong>, Teller<br />

Teig auswellen<br />

Kontakt: Brett, Wellholz, Hände<br />

Chapati anbraten<br />

Kontakt: Hände, Pfanne<br />

Chapati wenden<br />

Kontakt Hände<br />

Servieren:<br />

Kontakt: <strong>Hand</strong>


. .<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

. ..<br />

.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

. ..<br />

. . ..<br />

.<br />

4<br />

5<br />

. ..<br />

.<br />

. .<br />

. .<br />

6<br />

. ..<br />

.<br />

. ..<br />

.<br />

. ..<br />

.<br />

7<br />

8 9<br />

. .<br />

. .<br />

. ..<br />

.<br />

10<br />

11<br />

12<br />

.<br />

13<br />

14<br />

31


Küche.<br />

Indische Gerichte<br />

und deren Zubereitung.<br />

Der Abwasch.<br />

Gesammtes Küchengeschirr<br />

Schale zum vermengen<br />

Pfanne<br />

Servierschale/Teller<br />

Mörser/Stab<br />

Löffel<br />

bratstab<br />

Wasserkelch<br />

Messer<br />

Schneidbrett<br />

Kochtopf<br />

Mörserbrett<br />

Wellbrett<br />

Wellholz<br />

Eimer für Lebensmittelreste<br />

Anspruch an Arbeitsplatz<br />

Arbeitsgeräte werden mit Bakterien und Salmonellen<br />

belastet.<br />

Wasser und die Hände verteilen die bakterien<br />

auf Arbeitsflächen und an allem was angefasst<br />

wird.<br />

schale von zwiebel belastet doberfläche, weil sie<br />

vor dem schneiden nicht gewaschen wird!<br />

> es werden also auch nicht vollständig gereinigte<br />

lebensmittel mit in die Küche gebracht.<br />

eigene arbeitsfläche für besonders kritsche sachen<br />

wie Käse, Fisch, Fleisch,... - die werden<br />

auf den kleinen schaufeln gelagert und geschnitten<br />

und kommen so mit der anderen arbeitsfläche<br />

nicht in kontakt!


. . . ..<br />

.<br />

. ..<br />

.<br />

. ..<br />

1 2 .<br />

3<br />

1-3 Reinigung des Bodens<br />

mit <strong>Hand</strong> und Wasser<br />

Beim Kochen, und nach dem Essen wird von <strong>Hand</strong><br />

mit Wasser der Boden gesäubert.<br />

4-9 Spülen des Gechirrs.<br />

nach dem Essen ist vor dem Essen.<br />

Das geschirr wird mit Stroh und Wasser<br />

gereinigt.<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

33


Die Küche.<br />

Gestaltung der Gesamtstruktur


Die Küche.<br />

Experiment Gestaltung<br />

Gesamtstruktur<br />

Experiment.<br />

wie muss eine Küche strukturell ausfgebaut sein<br />

,um hygienischer arbeiten zu können


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

37


Die Küche.<br />

Gestaltung der Gesamtstruktur<br />

Die Backsteinhäuser im Beispieldorf werden<br />

von innen mit Lehm verkleidet. Auf den Boden<br />

in der Küche werden zusätzlich in mehrtägiger<br />

Arbeit dünne Schichten aus einer Mischung aus<br />

Lehm und Kuhdung aufgetragen, die den Boden<br />

versiegelt. Reiner Lehmboden ist porös und<br />

staubig. Zudem hilft Kuhdung gegen Schimmel.<br />

Heute wird auch Lackfarbe zum Versiegeln des<br />

Bodens verwendet.<br />

Aufbau der Küche<br />

Auf dem Dorf wird sowohl draußen als auch<br />

drinnen gekocht, manchmal steht ein Raum zur<br />

Verfügung, der speziell als Küche dient, manchmal<br />

muss der Raum zusätzlich zum Schlafen<br />

oder Sonstigem verwendet werden. Manchmal<br />

ist die Küche Durchgangsraum, manchmal befindet<br />

sich die Kochstelle in einer Nische. Somit<br />

ist es unmöglich feste Strukturen für einen<br />

Raum zu gestalten, die in unterschled. Situationen<br />

funktionieren können. Ziel einer Struktur<br />

ist hygienischeres Kochen ohne hohen Materialoder<br />

Kostenaufwand.<br />

ein alleiniges Erhöhen der Arbeitsebene, bei der<br />

im Stehen gearbeitet werden muss, bringt keine<br />

große hygienische Verbesserung und entspricht<br />

auch nicht den Gewohnheiten des Kochens auf<br />

dem Boden. Zudem steht mehr Platz zum Kochen<br />

zur Verfügung, wenn man den gesamten<br />

Boden als Ablagefläche verwenden kann, und<br />

der Raum zu anderen Tageszeiten umgenutzt<br />

werden.<br />

Basierend auf der Idee der Großküche, in der<br />

Hygiene gehalten wird indem nur momentan<br />

verwendete Geräte am Arbeitsplatz stehen und<br />

danach sofort entfernt werden, soll die Küche<br />

einen komplett leeren Raum oder Außenbereich<br />

darstellen, in dem außerhalb der Kochzeiten<br />

nichts gelagert wird. Die Gegenstände sollen<br />

nur zum Kochen in den Raum gebracht werden<br />

und danach draußen an der Waschstelle gesäubert<br />

und aufgehängt werden.Die Küche ist damit<br />

nach der Benutzung leer und kann gereinigt<br />

werden.<br />

Auch heute ist es weiterhin sinnvoll an der Idee<br />

des Kochens auf dem Boden festzuhalten. Auf<br />

dem Boden wird nicht nur gekocht, sondern<br />

auch gegessen und gearbeitet. Möbelstücke<br />

kommen in der ländlichen Kultur kaum vor und<br />

aktive Arbeitsfläche. Farbe entspricht dem<br />

Grundton des Materials, z.B. Holz, gepresst<br />

Palmblätter (Beige bis dunkelbraun)<br />

Ablagefläche. Farbe entspricht mit Kuhdung<br />

verputztem Lehm, und grenzt sich von boden<br />

nur durch seine Erhöhung ab.<br />

Fußboden. Farbe entspricht mit Kuhdung verputztem<br />

Lehm, der dunkelgrün bis schwarze<br />

Anmutung hat.<br />

Wand. Im Beispieldorf ist grün eine häufig verwendete<br />

Wandfarbe, in anderen Regionen //<br />

Kasten werden andere Wandfarben verwendet


Die Küche.<br />

Gestaltung der Gesamtstruktur<br />

Ablageflächen für Lebensmittel oder bereits<br />

gekochte Gerichte sollten Teil der Architektur<br />

sein und in Form von Backstein und Lehm integriert<br />

werden. So werden heute auch Regale<br />

oder Zwischenebenen als Teil der Architektur<br />

integriert.<br />

Während heute Geschirr im Haus oder an der<br />

Kochstelle gelagert wird, sollte es an der Waschstelle<br />

eine Aufhängung geben aus Kokosfasertauen<br />

z.B. in denen das gewaschene Geschirr<br />

aufbewahrt wird.<br />

Da jede Küche, wie beschrieben, anders aufgebaut<br />

ist, können Arbeitsplatten an keinem festen<br />

Punkt in der Küche integriert werden, sondern<br />

sollten beweglich bleiben. Hierzu wurden kleine<br />

Schaufeln skizziert, die auf Formgestaltung von<br />

Sieben basieren, die zum Reinigen von Getreide<br />

verwendet werden. Diese Schaufeln sollen<br />

sowohl als Schneidbrett als auch als Schale vor<br />

der Weiterverarbeitung der Lebensmittel dienen.<br />

Hier sollen lebensmittel wie Fleisch zubereitet<br />

werden.<br />

Beige.<br />

steht für eine erhöhte Fläche, die aus lehm geformt<br />

wird und fester bestandteil des Bodens ist.<br />

durch die erhöhung grenzt er sich von boden ab<br />

und kann als ablagefläche genutzt werden. die<br />

farbe ist nahezu identisch mit dem boden, da auf<br />

beide Flächen Dung mit lehm aufgetragen wird.<br />

Gelb.<br />

steht für einen relativ hellen untergrund, der sich<br />

farblich auf vorhandene aktive objekte im raum<br />

beziehen soll, wie Alu / Messing Behälter oder<br />

Tontöpfe. Diese flächen schweben über dem<br />

Boden und dienen der aktiven nutzung. Die Farbe<br />

entspricht dem Grundton des Materials, z.B.<br />

Holz, gepresst Palmblätter.<br />

Wand.<br />

Im Beispieldorf ist grün eine häufig verwendete<br />

Wandfarbe, in anderen Regionen // Kasten werden<br />

andere Wandfarben verwendet<br />

Fußboden.<br />

Farbe entspricht mit Kuhdung verputztem<br />

Lehm, der dunkelgrün bis schwarze Anmutung<br />

hat.


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

41


Der Haushalt<br />

Behältnisse für den Haushalt


Behältnisse für den Haushalt<br />

Verwendung //<br />

Vorkommen //<br />

Eigenschften //<br />

Geschichte.<br />

Aufbau der Gefässe<br />

Ton als ökonomischer<br />

und ökologischer Faktor<br />

Tee wurde üblicherweise in einfachsten, winzigen<br />

Tonschalen serviert, die nur kurz gebrannt<br />

und unglasiert waren. Nach Gebrauch wurden<br />

sie einfach weg geworfen. Im heißen Sommer<br />

oder der Regenzeit lösten sich diese Schalen<br />

dann einfach wieder auf und wurden wieder zu<br />

Erde.<br />

Diese umweltfreundlichen Teeschalen verschwanden<br />

dann, um Plastikbechern Platz zu<br />

machen, die<br />

Straßen und Plätze verschmutzen.<br />

Heute werden diese „Einweg-Tonschalen“ wieder<br />

hergestellt.<br />

Sie bedeuten wirtschaftliches Überleben für<br />

verarmte Dorfbewohner und damit auch bessere<br />

Zukunftschancen für deren Kinder .Eine<br />

Tonschale herzustellen dauert etwa 10 Sekunden,<br />

und<br />

die Arbeit kann auch von ungelernten Kräften<br />

ausgeführt werden.<br />

Der Gewinn ist nicht hoch, aber die Nachfrage<br />

nach den<br />

Tonschalen ist groß. Heute werden diese Teeschalen<br />

in den Zügen wieder verwendet. Viele<br />

Inder sind der Meinung, dass nur diese Tonschalen<br />

den richtigen Geschmack geben – „the taste<br />

of Mother India“.<br />

Form und Funktion<br />

Die Frage ist, in welcher Beziehung stehen<br />

Form und Funktion zu einander? In wie weit ist<br />

die Besonderheit einer Form nachvollziehbar?<br />

Hat die Funktion einen zwingenden Einfluss<br />

auf die Form? Grundsätzlich folgt die Form der<br />

Funktion. Bei einer Untersuchung von Töpferware<br />

kam man zu dem Ergebnis, dass es kaum<br />

außergewöhnliche oder abweichende Formen<br />

gibt. Die Formen sind sehr stark festgelegt, weil<br />

sie ihren Zweck genau erfüllen, und der Töpfer<br />

verändert die Form eines Gefäßes nicht um der<br />

Schönheit willen. Die Funktion ist der wichtigste<br />

Aspekt, sowohl für den Hersteller als auch für<br />

den Konsumenten. Wobei aber eine bestimmte<br />

Form nicht nur eine bestimmte Funktion zulässt.<br />

Dieselben Formen werden für verschiedene<br />

Zwecke verwendet und bestätigen damit, dass<br />

eine bestimmte Form nicht nur einen Verwendungszweck<br />

zulässt, bzw. der Zweck die Form<br />

bestimmt.<br />

Beispiel: Ein Wasserbehälter (Gagra),der typischerweise<br />

einen bauchigen Körper mit engem<br />

Hals hat, wird nicht nur für den Transport von<br />

Wasser verwendet, sondern auch zum Kochen<br />

von Reis, da hier das überschüssige Wasser<br />

leichter abgegossen werden kann.<br />

Tongeschirr<br />

Bereits im Altertum wurde fast im gesamten<br />

asiatischen Raum mit Tongeschirr gekocht. Der<br />

Tontopf ist unglasiert und wird vor dem Gebrauch<br />

gewässert, um während<br />

des Garvorgangs das Wasser in Form von Dampf<br />

an das Gargut abzugeben. Das Gargut bleibt so<br />

saftiger und die Aromen bleiben besser erhalten.<br />

Wegen der guten Kochergebnisse werden diese<br />

Töpfe bis heute verwendet.<br />

1 Lassi Stand, Delhi<br />

an einem Stand in Delhi, wird Lassi ( Yogurtgetränk,<br />

das hier in großen Metallschalen präsentiert)<br />

wird in Tonbechern gereicht, die man nach<br />

dem Gebrauch auf die Erde werfen kann. 1


Haushalt.<br />

Behältnisse für die Küche.<br />

aus Ton Gedreht<br />

Maman<br />

Schwarz<br />

Wasser<br />

Goli<br />

Rot bemalt<br />

Wasser<br />

Divali matka<br />

Rot bemalt<br />

Wasser Transport<br />

matka<br />

Rot bemalt<br />

Wasser<br />

Akhartij gagra<br />

Rot bemalt<br />

Wasser Transport<br />

Gagra<br />

Rot bemalt<br />

Wasser Transport<br />

Batloi<br />

Rot<br />

Wasser Transport<br />

Kareli<br />

Schwarz<br />

Kochen<br />

Karela<br />

Schwarz<br />

Kochen<br />

chayra dohni<br />

Schwarz<br />

Kochen<br />

Bhartiya<br />

Black<br />

Milch kochen<br />

Dohni<br />

Schwarz<br />

Kochen<br />

Dhatri<br />

Black<br />

Teig<br />

Barnai<br />

Schwarz<br />

Kochen<br />

Wariya<br />

Schwsrz<br />

Essen servieren<br />

45


Behältnisse für den Haushalt<br />

aus Metall<br />

Gegossen oder Gedrückt<br />

Batloi<br />

Metall<br />

Wasser<br />

Gagra<br />

Alu<br />

Wasser<br />

-<br />

Metall<br />

Milch Container<br />

Wariya<br />

Stahl<br />

Container<br />

Bhartiya<br />

Metall<br />

Kochen<br />

Bandia<br />

Metall<br />

Kochen<br />

Lota<br />

Metall<br />

Wasser<br />

Lota<br />

Alu<br />

Wasser<br />

Dabba<br />

Stahl<br />

Conainer<br />

Wariya<br />

Stahl<br />

Container<br />

<strong>Hand</strong>i<br />

Alu.<br />

Wasser<br />

Dohni<br />

Alu<br />

Kochen<br />

Maman<br />

Kupfer<br />

Wasser<br />

-<br />

Alu<br />

Wasser<br />

Dabba<br />

Stahl<br />

Container<br />

Katora<br />

Stahl<br />

Schale<br />

Dohni<br />

Alu<br />

Kochen<br />

Dohni<br />

Alu<br />

Kochen<br />

Gagra<br />

Kupfer<br />

Wasser<br />

-<br />

Alu<br />

Wasser<br />

Dhatri<br />

Metall<br />

Teller<br />

Kulhra<br />

Stahl<br />

Schale<br />

-<br />

Metall<br />

Wasser<br />

Kareli<br />

Alu<br />

Kochen<br />

Karai<br />

Gusseisen<br />

Kochen


1,2 Trinkgefäß aus Messing<br />

3 Servierschale aus Messing/<br />

grau ist die Gusshaut<br />

4 Tiffin/ für den Transport von Lebensmittel /<br />

mit Partitionen für unterschiedl. gerichte<br />

5 kleine Milchkanne<br />

6 Dose zur Aufbewahrung von Gewürzen<br />

7/9 kleine Schalen z<br />

um Servieren von Bhel Puri/ Pani Puri<br />

8 Servierschalen<br />

10/11 Transport von Milch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9 10 11<br />

47


Behältnisse für den Haushalt<br />

und Deren Benutzung<br />

Behältnisse<br />

werden in Indien meist an der Innenseite angefasst-<br />

dadurch kommt Essen häufiger in Kontakt<br />

mit unters. Bakterien, die über die Hände übertragen<br />

werden.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

25 Greifen<br />

typischste Art ein Gefäß anzufassen ist hineinzugreifen<br />

5<br />

6<br />

25<br />

7<br />

8


9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

49


Küche.<br />

Gestaltung<br />

Topf und Deckel<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1-15 Formfindung des Kochgeschirr<br />

6


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

51


Küche<br />

Gestaltung<br />

Topf und Deckel<br />

1-15 Formfindung des Kochgeschirrs


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

53


Exkurs<br />

Herstellung von Tonbehältern in<br />

Südindien.<br />

Die Herstellung von Tongefäßen für den Haushalt<br />

Die Werkzeuge<br />

Zum Schlagen benutzt der Töpfer Ambosse aus<br />

Stein und hölzerne Löffel, die eine flache und<br />

eine gerundete Seite haben und so auf beiden<br />

Seiten benutzt werden können. Die Töpferscheibe<br />

wird mit einem Stock angetrieben. Zum Polieren<br />

werden Glasperlen oder Nüsse verwendet.<br />

Die Rohmaterialien<br />

Der Töpfer holt etwa zweimal pro Monat frische<br />

Tonerde. Das Land, von dem er die Erde nimmt,<br />

gehört ihm zwar nicht, aber er hat traditionell das<br />

Recht kostenlos Tonerde zu entnehmen. Zum<br />

Transport werden Esel verwendet.<br />

Man unterscheidet verschiedene Tonarten: Pilimitti<br />

(gelbe Erde), Lalmitti (rote Erde), dhamnemitti<br />

(Mischerde) und Kalimitti(schwarze Erde).<br />

Die Herstellung der Grundmasse<br />

Die Tonerde wird mit Eseldung gemischt. Das<br />

Mischungsverhältnis liegt etwa bei vier Teilen<br />

Erde und einem Teil Dung.<br />

Eine Mischung aus schwarzer Tonerde und Sand<br />

wird zur Herstellung von Böden für Kochtöpfe<br />

verwendet, die auf offenen Feuerstellen verwendet<br />

werden und besonders viel Hitze aushalten<br />

müssen.<br />

Das Drehen auf der Drehscheibe<br />

Der Tontopf wird auf der Drehscheibe geformt.<br />

Besondere Aufmerksamkeit gilt der ‚Schulter‘ ,<br />

dem Hals und dem Rand des Tontopfes. Nach<br />

Fertigstellung des Gefäßes wird es auf Asche<br />

zum Trocknen abgelegt.<br />

Schlagen und Färben<br />

Nach dem Drehen sind die Wände der Gefäße<br />

noch zu dick. Durch das Schlagen erreicht man<br />

eine Dicke von einem halben Zentimeter oder<br />

weniger. Für den Erfolg ist der richtige Feuchtigkeitsgehalt<br />

des Gefäßes wichtig um zu verhindern,<br />

dass das Gefäß bricht.<br />

Schwarze Töpfe erhält man, indem während des<br />

Brennvorgangs eine Sauerstoffzufuhr verhindert<br />

wird, bzw. der Rauch in der Brenngrube bleibt.<br />

Ist die maximale Temperatur von 790 - 880°C<br />

erreicht, wird Ziegenkot, Gummi oder Teer verwendet<br />

um zusätzlichen Rauch zu produzieren.<br />

1/ 8-10 Schlagen des Behälters<br />

mit sog. Paddeln wir der Behälter in form geschlagen.<br />

denn große Formen wie die des Goli können nicht gedreht<br />

werden.<br />

2-4 Kneten des Lehme mit Kuhdung<br />

Lekm wird je nach Verwendung ausgewählt und mit<br />

Kunhdung vermischt<br />

5-7 Drehen eines Gefäßes<br />

manche Formen werdn komplett auf der Drehscheibe<br />

gefertigt, ohne Nachbearbeitung<br />

1


26<br />

73 84<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

55


Modellbau<br />

in der Keramikwerkstatt<br />

In der Keramikwerkstatt<br />

wird der 6 Teilige Entwurf gedreht. Der Ton<br />

entält 25 % Schamotte, um eine autentischere<br />

Darstellung der Tonqualität zu erzeugen.<br />

1 2<br />

3


4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8 9<br />

57


Haushalt.<br />

Gestaltung<br />

Topf und Schale<br />

Die Verwendung von Ton, gerät heute mehr<br />

und mehr in Vergessenheit und hauptsächlich<br />

werden noch Behältnisse aus Kupfer, Aluminium<br />

und Edelstahl für den Haushalt verwendet.<br />

Ton ist eine leicht zugänglich, lokale Ressource<br />

und kann umweltverträglich rückgeführt<br />

werden. Ton hat nebenbei besondere Eigenschaften,<br />

die von Vorteil sind für indisches Essen,<br />

das oft stundenlang eingekocht wird. So<br />

speichern Tonbehälter aufgrund eines hohen<br />

Schamotteanteils(Sand) die Wärme und geben<br />

sie relativ gleichmäßig wieder ab. Wenn über<br />

offenem Feuer gekocht wird, wird durch den<br />

Tontopf das schwer zu kontrollierende Feuer reguliert.<br />

Zudem muss beim Kochen weniger Fett<br />

verwendet werden als in Aluminium- oder Edelstahlpfannen,<br />

weil das Essen nicht einbrennt.<br />

Das Essen wird eher gedämpft, da es nötig ist,<br />

die Töpfe vor dem Kochen zu wässern. Zudem<br />

wird das lokale Töpfer <strong>Hand</strong>werk gefördert.<br />

1


2<br />

59


Haushalt.<br />

Gestaltung<br />

Topf und Schale<br />

In den Behältnissen 1,2 und 3 sollen Gerichte<br />

wie Reis, Gemüse oder Roti/ Fladenbrot zubereitet<br />

werden. Jeweils passend zum Objekt gibt<br />

es eine Abdeckung, die auch als Servierschale<br />

dient. Die Größe der Servierschale entspricht<br />

der Servierportion für etwa 4 Personen. Oft<br />

kommt es aber auch vor, dass die Familienmitglieder<br />

jeweils einzeln essen, zunächst der<br />

Mann/Männer, dann die Kinder und im Anschluss<br />

die Frauen. Gemeinsames Essen ist im<br />

ländlichen Indien wenig verbreitet, bzw. es gilt<br />

als respektlos, wenn die Frau mit ihrem Mann<br />

zusammen isst.<br />

Die Gefäße sind in klassischer indischer Formgebung<br />

für Kochgeschirr aufgebaut und weichen<br />

teilweise ab um eine veränderte <strong>Hand</strong>habung<br />

oder Umgang herbeizuführen. So haben<br />

sie einen rundlichen Boden um sich an unterschiedliche<br />

Herdformen wie lehmherd oder<br />

Gasherd anzupassen, ein Seitenprofil mit Kante<br />

für das Greifen der Behältnisse, und über dem<br />

Deckel einen markanten Abschluss.<br />

Der Deckel soll neben dem Servieren der Gerichte<br />

auch zum Ablegen von Kochbesteck oder<br />

Zutaten die später beigefügt werden sollen, dienen,<br />

damit diese nicht auf dem Boden liegen.<br />

Objekt1 dient der Größe entsprechend der Zubereitung<br />

von Gemüsegerichten.<br />

Objekt 2 dient der Größe entsprechend der Zubereitung<br />

von klassischen Beilagen wie Reis<br />

Objekt 3 entspringt der Gewohnheit Kochgefäße<br />

umzudrehen oder deren runden Boden als<br />

Fläche zum Braten von Roti zu verwenden. Ruß<br />

und Dreck setzen sich somit im Inneren des Gefäßes<br />

fest. Daher der Entwurf einer heißen Platte,<br />

die zur Speicherung der Wärme eine gefäßartige<br />

Form hat. Auf der Fläche können flache<br />

Fladenbrote angebraten werden. Als Kochgefäß<br />

soll dieses Objekt nicht verwendet werden.


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

61


Haushalt.<br />

Gestaltung<br />

Topf und Schale<br />

<strong>Hand</strong>habung der Objekte:<br />

Die klassische Art einen Topf zu halten, ist hinein<br />

zugreifen. Dadurch gelangen jedoch Bakterien<br />

in das gekochte Essen . Das Entziehen des<br />

Randes an beiden Gefäßen soll mit der Gewohnheit<br />

brechen in den Topf zu fassen. Stattdessen<br />

sollen diese von außen, an der schrägen Kante<br />

gehalten werden.<br />

Der Abschluss von Objekt 1 fehlt und wird<br />

durch den Deckel als Gesamtform vollendet.<br />

Der kleine Topf ist sehr leicht und die große<br />

Schräge lädt zum Greifen von außen ein.<br />

Der Abschluss von Objekt 2 ist, anstatt wie gewöhnlich<br />

bei Kochgefäßen zur Seite hin, nach<br />

oben hin verlängert, sodass ein Greifen nach<br />

innen eher ungeschickt wird. Durch das höhere<br />

Gewicht ist es angenehmer das Gefäß mit beiden<br />

Händen zu greifen.<br />

Objekt 3 wird sowohl von außen angefasst, als<br />

auch von außen verwendet und kann ebenfalls<br />

an der Schräge mit einer <strong>Hand</strong> gegriffen werden.<br />

1-11Verwendung des Kochgeschirrs.<br />

Zubereitung von Reis // Gemüse // Roti (Brot<br />

aus Mehl, Wasser und Salz)<br />

2


3<br />

4<br />

5<br />

6 7 8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

63


Haushalt.<br />

Gestaltung<br />

Topf und Schale


Exkurs.<br />

Folgen fehlender Hygiene<br />

Hygiene Fördernde mittel<br />

und deren Anwendung<br />

„Nach Auswertung der Datensammlung kennt<br />

Prof. Alex die Hauptkrankheitsursachen in dieser<br />

Region. „Am häufigsten wurden Fieber, Erkältungen<br />

und grippale Infekte sowie Erkrankungen<br />

des Verdauungstraktes angegeben“, fasst<br />

sie ihr Ergebnis zusammen. Moderne Zivilisationskrankheiten<br />

spielen dagegen so gut wie keine<br />

Rolle.<br />

Tuberkulose.<br />

übertragen durch tröpfcheninfektion, aber auch über<br />

befallene Tiere, wie kakerlaken oder milch von befallenen<br />

Kühen. Schlechte Lebensbedingungen – wie<br />

Mangel an sauberem Trinkwasser, Unterernährung und<br />

beengte dunkle feuchte Behausungen – tragen sehr zur<br />

Ausbreitung der Krankheit bei.<br />

Cholera.<br />

Übertragen durch Wasser, kontaminierte Nahrungsmittel<br />

und Getränke. Fäko-oral Übertragung, d. h. Cholera-Vibrionen<br />

werden mit dem Stuhl ausgeschieden und<br />

gelangen bei ungenügenden hygienischen Bedingungen<br />

(fehlender Wasser-, Abwasser- und Abfallhygiene)<br />

in die Nahrung und ins Wasser. Starker Durchfall tritt<br />

auf und führt unbehandelt in bis zu 50 % der Fälle zum<br />

Tode.<br />

Hepatitis.<br />

Übertragung des Virus erfolgt fäkal-oral. D. h. eine<br />

Ansteckung erfolgt entweder durch den Kontakt zu<br />

Fäkalien (gemeinsam benutzte Toiletten, ungewaschene<br />

Hände) bei engem Personenkontakt oder durch mit<br />

verunreinigtem Wasser in Kontakt gekommene Lebensmittel,<br />

wie beispielsweise kontaminiertes Trinkwasser<br />

(Eiswürfel etc.) oder Früchte und Salate, die<br />

mit diesem Wasser gewaschen wurden.<br />

Übertragung/Risikofaktoren<br />

Typhus wird durch das Bakterium Salmonella typhi<br />

hervorgerufen. Dies ist eine Salmonellenart, die nur<br />

beim Menschen vorkommt und im Stuhl und Urin<br />

ausgeschieden wird. Etwa 1-3 % aller Typhus-Kranken<br />

werden zu Dauerausscheidern der Erreger und damit<br />

zur wichtigsten Ansteckungsquelle für andere. Durch<br />

direkten Kontakt oder über infizierte Gegenstände,<br />

Nahrungsmittel werden die Erreger übertragen.<br />

1 Seife<br />

2 Salz<br />

3 Gewürze wie Chili<br />

Scharfes ist gesund. Bei heißem und feuchtem<br />

Wetter vermehren sich Bakterien schnell. Die<br />

Schärfe (Capsaicinoide lösen sich in Alkohol<br />

und Fett, aber nicht in Wasser. Sie haben eine<br />

antibakterielle und fungizide Wirkung und wirken<br />

somit konservierend) ist das natürliche Gegenmittel,<br />

denn sie wirkt gegen Bakterien in<br />

Essen und Magen. Schärfe regt die Magensäfte<br />

an, was die Verdauung erleichtert und den Mikroben<br />

ordentlich Feuer macht.<br />

4 Kupfer /Legierung wie Messing<br />

Türklinken aus Messing, so wie früher in Krankenhäusern.<br />

5 UV-Licht. bei längerem kontakt mit der sonne<br />

reinigt UV-Licht Oberflächen und tötet Bakterien.<br />

Wenn Mikroorganismen UV-Strahlung ausgesetzt<br />

werden, wird der Zellkern so verändert,<br />

dass eine Zellteilung unmöglich wird, was folglich<br />

die Reproduktion verhindert.<br />

6 Alkohol<br />

7 heißes/kochendes Wasser<br />

1<br />

3<br />

6


2<br />

4<br />

5<br />

1-8 Lebewesen in und um das Haus:<br />

Kakerlaken sind gefährlich und können eine Vielzahl<br />

gefährlicher Krankheiten wie Tuberkulose, Salmonellose,<br />

Typhus, Ruhr, Schimmelsporen und Wurmparasiten<br />

auf den Menschen übertragen. Zudem verursacht<br />

der Kot von Kakerlaken Ekzeme und Asthma. Kakerlaken<br />

sind Meister des Versteckspiels und verbergen<br />

sich in allen denkbaren Spalten<br />

Ansonsten sind noch Affen/ Katzen/ steunende Hunde/<br />

Fledermäuse/ Kühe/ Schweine/ Hühner im Garten<br />

und um das Haus zu finden.<br />

7<br />

8<br />

67


Die Küche.<br />

und der Sari.<br />

Traditionelle indische Kleidung<br />

Die traditionelle indische Kleidung unterscheidet<br />

sich sehr stark von europäischer Kleidung.<br />

Männer tragen einen Dhoti, ein hosenartiges<br />

Beinkleid, einen Lungi, ein rockartiges Gewand,<br />

das um die Hüfte gebunden wird und eine Kurta,<br />

ein kragenloses Hemd. Frauen tragen in den<br />

meisten Teilen Indiens einen Sari. Er besteht<br />

aus einem 5-8 m langen und etwa 1,10m breiten<br />

Tuch, das durch die entsprechende Wickeltechnik<br />

wie ein Kleid wirkt. Man unterscheidet drei<br />

Designelemente: das Endstück (Pallav), den<br />

Mittelteil und die Bordüre an der oberen und<br />

unteren Längsseite des Stoffes.<br />

Unter dem Sari werden ein Unterrock und eine<br />

enge Bluse getragen. „This deceptively simple,<br />

two dimensional length of cloth comes alive the<br />

moment it is draped around a woman´s body,<br />

lending grace and dignity to the wearer.”<br />

Daneben tragen Frauen das Salwar Kamiz, welches<br />

eine dreiteilige Kombination aus einem<br />

langen Hemd, einer Hose und einem breiten<br />

Schal ist.<br />

Schmuck<br />

Fester Bestandteil des traditionellen Auftretens<br />

ist auch das Bindi, welches sowohl von<br />

Mädchen als auch Frauen auf der Stirn getragen<br />

wird. Der Name Bindi leitet sich aus dem<br />

Sanskrit ab und bedeutet „Punkt“. Traditionell<br />

besteht es aus einem zinnoberroten Puder und<br />

wird als Symbol der Göttin Parvati angesehen.<br />

Es steht für die weibliche Energie und soll als<br />

Schutz für die Frau und ihren Ehemann dienen.<br />

Obwohl es ursprünglich verheirateten Frauen<br />

vorbehalten war, ist es heute unter jungen Frauen<br />

und Mädchen sehr beliebt. Die Farbe Rot<br />

wird dabei häufig durch andere Farben ersetzt<br />

und passend zur Kleidung gewählt.<br />

Der Nasenstecker gilt als Zeichen der Reinheit<br />

und der Ehe. Heute wird er vielfach auch von<br />

unverheirateten Frauen als Schmuck getragen.<br />

Eine Kette aus schwarzen Perlen (Mangalsutra)<br />

ist ein weiteres Zeichen der Ehe. Sie wird vom<br />

Ehemann angelegt und soll vor Bösem schützen<br />

und die Ehe bewahren. Diese Kette wird nur von<br />

verheirateten Frauen getragen.


Recherche<br />

Der Sari.<br />

Unterschiedliche Wicklungen<br />

1<br />

2<br />

5<br />

6<br />

9<br />

10<br />

1-8 Village Style<br />

Wicklung für Arbeiten auf Feld //<br />

Küche //...<br />

9-16 Normal style<br />

Klassische Sariwicklung<br />

17- 24 Normal style<br />

Klassisches Sariwicklung mit verändertem Abschluss 13<br />

14


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

71


Analyse<br />

Der Sari.<br />

im Kontext der Küche<br />

Der Sari in der Küche.<br />

Der Sari, das traditionelle Kleidungsstück der<br />

indischen Frauen, erfüllt heute in der Küche<br />

viele Aufgaben.<br />

Die Hände werden bei der Arbeit am Sari abgewischt.<br />

Essensreste, Wasser, Dreck auf Tellern,<br />

u. v. m. Zudem wird der Sari als Topflappen verwendet,<br />

um heiße Töpfe vom Herd zu nehmen.<br />

10 Sari im Raum<br />

1-9 Sari als Topflappen / Abwischen von Essensresten<br />

/ Zum Abtrocken der Hände, je nach sitzposition an<br />

anderer Stelle 10


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7 8 9<br />

73


Die Küche.<br />

und das Küchentuch Pallav<br />

Der Pallav<br />

Der Kitchen Pallav ist ein Tuch, das beim Kochen<br />

als <strong>Hand</strong>tuch, Geschirrtuch und Topflappen<br />

verwendet werden soll, so wie gewöhnlich<br />

der Sari, der für die Hausarbeit getragen wird.<br />

Allerdings soll der Sari in der traditionellen<br />

„village“ Wicklung gewickelt werden, die 2 Tücher<br />

vorsieht, also anstatt eines 5-8 Meter langen<br />

Tuches, wird ein 3m langes Tuch zu einem<br />

Rock gewickelt und ein zweites Tuch wird über<br />

Kopf ( 3m) oder über die Schulter (2m) gebunden.<br />

Nach dem Gebrauch in der Küche, soll das<br />

Tuch wie gewohnt abgenommen werden und<br />

gewaschen werden, danach allerdings durch ein<br />

frisches Tuch ersetzt werden während das gewaschene<br />

in der Sonne von UV-Licht vollkommen<br />

gereinigt werden kann.


Analyse<br />

Der Sari.<br />

im Kontext Des Waschens<br />

1<br />

2<br />

Das Waschen des klassischen 5-8 m Sari<br />

Der Sari wird bis zur hälfte abgewicklet, dann<br />

wird der Pallav ins wasser getunkt, auf stein geschrubbt<br />

und nach dem Waschen wieder übergeworfen.<br />

Hierbei halten und vermehren sich nicht<br />

ausgewaschene Bakterien schnell in der Wärme<br />

weiter.<br />

Das Waschen des kitchen Pallav<br />

Nach dem Gebrauch in der Küche, soll das<br />

Tuch wie gewohnt abgenommen werden und<br />

gewaschen werden, danach allerings durch ein<br />

frisches Tuch ersetzt werden während das gewaschene<br />

in der Sonne von UV-Licht vollkommen<br />

gereinigt werden kann.<br />

5<br />

6<br />

1-8 Klassisches Sari waschen nach der Arbeit //<br />

im Eimer oder auf einer Steinplatte<br />

9-20 Sari waschen mit zwei teilen<br />

21 Waschstelle hinter dem Haus<br />

9<br />

10<br />

21<br />

13<br />

14


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

77


Der Pallav.<br />

Zweigeteilte Wicklungen mit<br />

dem Kitchen Pallav<br />

Das Allzwecktuch des Sari soll weiterhin an den<br />

Körper gebunden sein und nicht durch <strong>Hand</strong>tücher<br />

ersetzt werden. Teilweise werden in Haushalten<br />

Stofffetzen zum Kochen als Topflappen<br />

oder Wischlappen verwendet. Diese werden<br />

aber gewöhnlich nie gewaschen. Das Tuch allerdings,<br />

das man am Körper trägt, wird gewöhnlich,<br />

nach dem Kochen oder am Abend gewaschen<br />

und kann wie hier durch ein anderes Tuch<br />

ersetzt werden.<br />

Es entsteht ein anderes Sauberkeitsbedürfnis ,<br />

wenn dieses Tuch am Körper getragen wird und<br />

zudem liegt es nicht auf dem Boden.<br />

9-16 Zweigeteilte Wickung<br />

Klassische Wicklung / Grünes Tuch<br />

17-24 Zweigeteilte Wicklung<br />

Village Style / Rotes Tuch


9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

79


Modellbau<br />

Webtechnik<br />

1<br />

2<br />

Objekt beschreibung:<br />

Das Tuch, das nun als eine art Schürze dienen<br />

soll, ersetzt den klassischen Pallav, Musterteil,<br />

am Ende eines jeden Saris und ist auch im gleichen<br />

Stil aufgebaut.<br />

Das Tuch soll aus Baumwollgarn mit Messingfäden<br />

gewebt werden, die desinfizierend sind<br />

und auf denen sich Bakterien nicht halten, bzw.<br />

nicht vermehren können.<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1-4 Webstuhl in Indien/ Nainital.<br />

Der Sari soll gewebt werden aus Baumwollgarn, dass<br />

mit Metallfäden/ Kupfer/ Messing/ Silber <strong>verstehen</strong><br />

wird<br />

5-8 Modellbau Textildruck. mit Perlglanzdruck mit<br />

Goldpigmenten auf Schaumdruck.<br />

7<br />

8


4<br />

81


Experiment<br />

Der Pallav.<br />

Haptik experimente<br />

Farb und Haptikexperimente<br />

Auf Baumwolle, mit Goldfaden<br />

und im Schaumdruck auf Baumwolle<br />

1-6 Haptik experimente auf Baumwolluntergrund<br />

mit Metallfäden<br />

7- 21 Haptik experimante . aufgreifen von Gestaltungselementen,<br />

die in klassischen Saristoffen<br />

verwendet werden.<br />

1


8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

83


Der Pallav<br />

Aufbau und Gebrauch<br />

Das Tuch das nun als eine art schürze dienen<br />

soll, ersetzt den klassischen Pallav, Musterteil,<br />

am ende eines jeden Saris und ist auch im gleichen<br />

Stil aufgebaut.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

1 Gewebt im Schuss, Messing oder Kupferfänden<br />

/ flach gewebt<br />

2 Gewebt im Schuss, Messing oder Kupferfänden<br />

/mehrfach gewebt<br />

3 Borte / Border, Gewebt in der Kette aus aus<br />

Baumwollfäden / mehfach gewebt


2<br />

3<br />

5<br />

6<br />

8<br />

9<br />

11<br />

12<br />

14<br />

15<br />

85


Der Pallav<br />

Aufbau und Gebrauch<br />

1


2<br />

87


Resume<br />

Perspektivn einer Arbeit<br />

Resume<br />

Perspektiven der Weiterarbeit<br />

Um in diesem oder anderen beispielhaft beschriebenen<br />

Dörfern ein Produkt plazieren zu<br />

können, muss man vorhandene Strukturen erkennen<br />

und entsprechend reagieren. Jedes Dorf<br />

hat einen Vertreter, der meist aus der höchten<br />

Kaste stammt, die in diesem Dorf vertreten ist.<br />

Diesem wiederum unterstehen mehrere Dörfler,<br />

die unterschiedliche Kasten repräsentieren. In<br />

Indien findet man jedoch oft den Fall vor, sowohl<br />

auf dem Land als auch in „modernen“<br />

Städten wie Mumbai, dass es offizielle gewählte<br />

vertreter gibt, während nebenher eine Art Mafia<br />

existiert, die die eigentliche Kontrolle über Politik<br />

und Geldfluss hat. Durch Korrupton bleibt<br />

diese Art von Machtteilung möglich und bestehen.<br />

Jedenfalls ist es in der Entwicklungshilfe eine<br />

wichtige Methode gerade diese Ansprechpartner<br />

in einem Dorf zu finden, die wirkliche Sympathie<br />

oder Einfluss auf die Menschen haben.<br />

Diese Menschen können Veränderungen oder<br />

ein Umdenken in der Bevölkerung bewirken, ob<br />

es sich hierbei nun um ein verändertes Verständnis<br />

von Ehe, veränderte Arbeitsgewohnheiten<br />

oder gemeinschaftliches Verhalten in der Dorfgemeinschaft<br />

handelt. Es geht darum gerade<br />

diese Menschen zu mobilisieren, Kontakte zu<br />

<strong>Hand</strong>werkern, Dorfbewohnern oder Behörden<br />

herzustellen, da diese großes Ansehen und Respekt<br />

genießen. Wer in Indien keine Kontakte,<br />

und somit keine Macht hat, nicht einer hohen<br />

Kaste entstammt oder nicht das nötige Kleingeld<br />

(Korruption) hat, wird trotz viel Engagement,<br />

wenig erreichen können.<br />

Männern essen sondern auch deren Essenreste<br />

essen, und somit die ganzen verunreinigungen<br />

die durch essen mit der <strong>Hand</strong> ins essen gelangten<br />

auch zu sich nehmen. // oder Milchprodukte,<br />

die von Naturas als rein gelten, .. da sie von<br />

heiligen kühen stammt, aber grund vieler Magenverstimmungen<br />

sind.<br />

Wenn es darum geht Beschäftigung für Dorfbewohner<br />

zu generieren, damit diese nicht in die<br />

Städte abwandern, muss bei der Gestaltung der<br />

Produkte ebensfalls darauf eigegangen werden,<br />

dass beispielsweise Frauen tagsüber oft nicht<br />

die Möglichkeit haben, das Haus zu verlassen,<br />

weil sie sich um Kinder kümmern müssen und<br />

deshalb mit leictem Werkzeug die Arbeiten zu<br />

Hause generieren können/ bzw. ungelernt sind<br />

und oft nur ein geringer Zetahmen zur Verfügung<br />

steht um sie zu schulen. Diesbezüglich<br />

gibt es eine Masse an NGO´s / non government<br />

orianisation, die heute die Integration und Beschaffung<br />

von Arbeit für Benachteiligte Frauen<br />

oder Männer erarbeiten.<br />

Bezogen auf mein Projekt und die entstandenen<br />

Produkte muss somit hinzugefügt werden, das<br />

diese nur Skizzen eines Systems darstellen,<br />

dass nur durch Arbeit vor Ort und im Kontakt<br />

mit Lokalen Entscheidungsträgern wirklich lebensnahe<br />

und autentische Formen annehmen<br />

kann. Der nächste Schritt sieht also eine Arbeit<br />

und intensive Auseinandersetzung in Indien vor.<br />

Zudem folgt Entwicklungshilfe dem Drei-<br />

Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung<br />

das von der Vorstellung ausgeht, dass positive<br />

Entwicklung nur durch die gleichzeitige Umsetzung<br />

von umweltbezogenen, wirtschaftlichen<br />

und sozialen Zielen erreicht werden kann. Somit<br />

kann ein veränderter Umgang mit Material und<br />

Produkt, nur über zusätzliche Weiterentwicklung<br />

in Bereichen wie Bildung und Sozialem<br />

bewirkt werden, was sich z.B. in der Gewohnheit<br />

zeigt, dass die Frauen nicht nur nach den


Letzte Seite<br />

Besonderer Dank an<br />

die Werkstattleiter:<br />

Michaela Wirsig<br />

Hannes Nokel<br />

Enno Lehmann<br />

Park<br />

Jule, Sonja, Christiane, Lisa,<br />

Julia und Marc, Eltern und co.<br />

Diplomarbeit<br />

Cynthia Fernandes<br />

devi.fernandes@gmx.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!