PFARRBLATT BRAUNAU â ST. STEPHAN
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Die etwas andere Harmonielehre<br />
Den Akkord der Gottes-, Nächsten- und<br />
Selbstliebe zum Klingen bringen<br />
Die Harmonielehre ist ein Teilgebiet der Musiktheorie<br />
und beschäftigt sich vorwiegend mit Dreiklängen – mit<br />
Dur- und Moll-Dreiklängen, die wir als harmonisch<br />
empfinden, und mit verminderten oder übermäßigen<br />
Dreiklängen, die durch das Verschieben eines Tones<br />
entstehen, die in sich nicht stabil sind, die wir als<br />
Dissonanzen hören.<br />
Eine Harmonielehre eigener Art entdecke ich in den<br />
Worten Jesu: In ihrem Zentrum steht ein großer<br />
Dreiklang, aufgebaut aus den Tönen Gottes-,<br />
Nächsten- und Selbstliebe. Durch jede und jeden<br />
von uns soll dieser Akkord angeschlagen werden,<br />
deshalb sein Auftrag: »Du sollst den Herrn, deinen<br />
Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und<br />
mit all deinen Gedanken.« Und: »Du sollst deinen<br />
Nächsten lieben wie dich selbst.«<br />
Hermann Hesse nennt diesen letzten Satz »das<br />
weiseste Wort, das je gesprochen wurde«, den<br />
»Inbegriff aller Lebenskunst«. Er beschreibt aber auch<br />
sehr treffend, wie dieser harmonische Akkord durch<br />
das Verschieben eines Tones vermindert oder<br />
übermäßig werden kann, welche Dissonanzen sich<br />
einschleichen können:<br />
»Man kann den Nächsten weniger lieben als sich<br />
selbst – dann ist man der Egoist, der Raffer,�und<br />
man kann zwar Geld und Macht sammeln, aber kein<br />
frohes Herz haben, und die feinsten und<br />
schmackhaftesten Freuden sind einem verschlossen.<br />
Oder man kann den Nächsten mehr lieben als sich<br />
selbst – dann ist man ein armer Teufel, voll von<br />
Minderwertigkeitsgefühlen, voll Verlangen, alles zu<br />
lieben, und doch voll Plagerei gegen sich selbst und<br />
lebt in einer Hölle, die man täglich selber heizt.<br />
« Die Harmonie kann aber auch verloren gehen,<br />
wenn der dritte Ton – die Gottesliebe – zum<br />
Misston wird, wenn das Gespür für das Geschenk<br />
des Lebens auf der Strecke bleibt, wenn Beten und<br />
Danken zu kurz kommen.<br />
Die Theorie ist einleuchtend: Ein schiefer Ton<br />
verändert den ganzen Akkord. Wer sich selbst nicht<br />
mag, kann auch andere nicht mögen und wird ständig<br />
mit dem hadern, der ihm dieses Leben zumutet.<br />
Umgekehrt gilt in der Harmonielehre Jesu aber auch:<br />
Ein guter Ton macht die Musik und sorgt für<br />
Harmonie. Wer zu sich selbst ›ja‹ sagen kann mit<br />
seinen Licht- und Schattenseiten, kann sich auch über<br />
das Gute am anderen freuen und Unzulänglichkeiten<br />
akzeptieren und wird schließlich den Weg annehmen,<br />
den Gott mit ihm gehen will.<br />
Ob jemand sich auf dem Gebiet der Harmonielehre<br />
auskennt, zeigt sich in seinem Klavier- oder<br />
Orgelspiel. Das Bewährungsfeld der Harmonielehre<br />
Jesu ist unser Verhalten im Alltag. Deshalb:<br />
Akkordarbeiterinnen und Akkordarbeiter gesucht!<br />
Frauen und Männer, die an diesem Akkord der<br />
Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe arbeiten und<br />
üben. Frauen und Männer, die dafür sorgen, dass der<br />
große Dreiklang Jesu in unserer Welt nicht<br />
verstummt.<br />
Letzte Worte<br />
Bilanz ziehen<br />
»Auf der einen Seite hast du mich genug gebraten,<br />
dreh mich auf die andere, damit ich gar werde!« Das<br />
soll – einer Legende zufolge – der römische Diakon<br />
Laurentius zu dem Folterknecht gesagt haben, der<br />
ihn auf einem glühenden Rost zu Tode marterte.<br />
Spricht so jemand, der weiß, dass er in wenigen<br />
Augenblicken sterben wird?<br />
Glaubhafter klingt ein anderer Satz, den man diesem<br />
Märtyrer zuschreibt: »Ich danke dir, Herr, dass du<br />
mich für würdig befunden hast, in dein Reich<br />
einzutreten.«<br />
Letzte Worte lassen oft ahnen, was einem Menschen<br />
im Lauf seines Lebens wichtig war; was er geglaubt,<br />
worauf er gehofft, woran er sich gehalten hat. Viele<br />
ziehen vor ihrem Tod noch einmal Bilanz und denken<br />
dankbar zurück an markante Stationen ihres Weges.<br />
Letzte Worte können aber auch von unerfüllten<br />
Wünschen reden, von Träumen, die nicht wahr<br />
geworden sind, von Versäumnissen, die einem<br />
plötzlich bewusst werden: »Ach, ich würde gerne allen<br />
Beifall, den ich geerntet habe, hingeben, wenn ich<br />
dafür eine gute Tat mehr getan hätte«, bekannte der<br />
spanische Dichter Lope de Vega auf seinem<br />
Sterbebett.<br />
Letzte Worte beinhalten häufig eine Bitte und einen<br />
Auftrag an die, von denen man Abschied nehmen<br />
muss: »Meine Lieben, seid gut zueinander!« – das<br />
konnte ein Familienvater gerade noch auf einen<br />
kleinen Zettel schreiben, bevor er bei einem<br />
Flugzeugabsturz ums Leben kam. Das Stückchen<br />
Papier mit diesem Vermächtnis hielt er fest<br />
umklammert, als man ihn fand.<br />
Einen ähnlichen Wunsch überliefert uns der<br />
Evangelist Johannes, wenn er Jesus in einem<br />
Abschiedsgebet sagen lässt: »Alle sollen eins<br />
sein!« Was ihm selbst am Herzen lag, das erhoffte<br />
Jesus sich von allen, die in seinem Sinne leben<br />
wollten. Er hatte immer wieder Gemeinschaft gestiftet,<br />
Kranke berührt, Verachtete an seinen Tisch<br />
eingeladen, Reiche an ihre Verantwortung für die<br />
Armen erinnert, zu Respekt und Toleranz aufgefordert<br />
– jetzt sollten sich seine Freunde dieses Anliegen zu<br />
eigen machen.<br />
Letzte Worte machen betroffen und nachdenklich. Sie<br />
lenken den Blick auf uns selbst und stellen uns<br />
Fragen: Welches letzte Wort würde denn zu meinem<br />
Leben passen? Für welche guten Erfahrungen und<br />
schönen Augenblicke kann ich dankbar sein? Welche<br />
Möglichkeiten habe ich bisher noch nicht genutzt,<br />
welche Talente brachliegen lassen? Was möchte ich<br />
als Vermächtnis gerne an andere<br />
weitergeben?<br />
EINLADUNG ZUM SUPPENESSEN<br />
Anlässlich des Familienfasttages lädt<br />
die kfb zum Suppenessen am<br />
Bauernmarkt ein. Hr. Josef Gann<br />
(Gasthaus Schüdlbauer) stellt wieder<br />
die Suppe zur Verfügung.<br />
Freitag, 18. März ab 11.00 Uhr