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<strong>Facharbeit</strong> <strong>Chemie</strong>:<br />

<strong>Oszillieren<strong>de</strong></strong> <strong>Chemische</strong> Reaktionen<br />

am Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Belousov-Zhabotinsky-Reaktion<br />

Jan Krieger<br />

5. Mai 2001<br />

1


1<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 2<br />

1.1 Was sind oszillieren<strong>de</strong> Reaktionen ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2 Zur Geschichte oszillieren<strong>de</strong>r chemischer Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

2 Die Belousov-Zhabotinsky-Reaktion 3<br />

2.1 Grundmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r oszillieren<strong>de</strong>n Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2 Reaktionsmechanismus <strong>de</strong>r BZR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.3 Versuche: zeitliche Oszillation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.3.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.3.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.4 Versuche: räumliche Oszillation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.4.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.4.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.4.3 Deutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3 Mathematische Mo<strong>de</strong>lle und Simulation 17<br />

3.1 Grundüberlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.2 Rechenmo<strong>de</strong>lle für die zeitliche Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.2.1 Der Brüsselator“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

”<br />

3.2.2 Das Mo<strong>de</strong>ll von Field, Körös und Noyes (FKN-Mo<strong>de</strong>ll) . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.2.3 Ein eigenes Mo<strong>de</strong>ll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.2.4 Vergleich zwischen <strong>de</strong>n Simulationsmo<strong>de</strong>llen und <strong>de</strong>n Messergebnissen . . . . . . . . . 23<br />

3.3 Simulation <strong>de</strong>r räumlichen Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.3.1 Grundüberlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.3.2 Die Theorie zellulärer Automaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.3.3 Anwendung auf <strong>de</strong>n Brüsselator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.3.4 Vergleich zwischen Simulation und Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

4 Zusammenfassung und Ausblicke 30<br />

A Strukturformeln erwähnter Chemikalien 31<br />

B Beschreibung <strong>de</strong>r erstellten Software 32<br />

C Schaltpläne <strong>de</strong>s Messsystems 33<br />

D Quellen und weiterführen<strong>de</strong> Literatur 36


2<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Was sind oszillieren<strong>de</strong> Reaktionen ?<br />

<strong>Chemische</strong> Reaktionen können in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen. So gibt es etwa sehr schnelle<br />

Vorgänge, wie Explosionen o<strong>de</strong>r über längere Zeit verzögert ablaufen<strong>de</strong> Reaktion, wie die Landoldt’sche<br />

Zeitreaktion [Schunk 1998]. Aber all diese Reaktionen gehen kontinuierlich von einem Ausgangszustand in<br />

einen Endzustand über. <strong>Oszillieren<strong>de</strong></strong> Reaktionen än<strong>de</strong>rn ihren Zustand hingegen rhythmisch, während sie<br />

ablaufen, was man zum Beispiel an einem periodischen Farbwechsel erkennen kann.<br />

Die Belousov-Zhabotinsky-Reaktion war das erste homogene oszillieren<strong>de</strong> System, das genauer untersucht<br />

wur<strong>de</strong>. Es wur<strong>de</strong> eher zufällig von <strong>de</strong>m Russen Boris Pavlovich Belousov ent<strong>de</strong>ckt, worauf im nächsten<br />

Abschnitt (1.2) eingegangen wird. Seit<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n viele weitere Beispiele für oszillieren<strong>de</strong>s Verhalten<br />

in chemischen Systemen gefun<strong>de</strong>n. Dazu zählen etwa Chlorit-Oszillatoren [Baird 1997], o<strong>de</strong>r oszillatorisch<br />

ablaufen<strong>de</strong> Oxidationen (z.B. von Kohlenmonoxid, o<strong>de</strong>r Wasserstoff) auf Platin-Aluminium-Katalysatoren<br />

[Franck 1978]. Diese <strong>Facharbeit</strong> soll das Thema anhand <strong>de</strong>r sehr gut erforschten, auf <strong>de</strong>r Bromierung von<br />

Malonsäure basieren<strong>de</strong>n Belousov-Zhabotinsky-Reaktion behan<strong>de</strong>ln. Im zweiten Teil, <strong>de</strong>r sich mit mathematischen<br />

Mo<strong>de</strong>llen für diese Gruppe von Reaktionen befasst, wird allgemeiner auf die gemeinsame Grundlage<br />

solcher oszillieren<strong>de</strong>r Systeme eingegangen. Zunächst wird im ersten Teil dieser Arbeit <strong>de</strong>r Chemismus <strong>de</strong>r<br />

Belousov-Zhabotinsky-Reaktion erklärt und von mir durchgeführte Versuche und <strong>de</strong>ren Ergebnisse beschrieben.<br />

1.2 Zur Geschichte oszillieren<strong>de</strong>r chemischer Systeme<br />

Diese Einleitung stützt sich vor allem auf die folgen<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Veröffentlichungen:<br />

[Franck 1978] und [Kuhnert, Nie<strong>de</strong>rsen 1999, Seiten 10 - 47]. Bereits Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n<br />

oszillieren<strong>de</strong> chemische Systeme gefun<strong>de</strong>n und beschrieben. So berichtete Fechner bereits 1828 über oszillieren<strong>de</strong><br />

Elektro<strong>de</strong>nprozesse. 1899 und 1900 legte dann Ostwald eine genauere Untersuchung von Spannungsund<br />

Korrosionsoszillationen an Chrom in Salzsäure und Eisen in Salpetersäure vor. Jedoch han<strong>de</strong>lte es sich<br />

bei all diesen Oszillationen um heterogene Reaktionen. So basieren etwa die von Ostwald untersuchten Reaktionen<br />

darauf, dass sich an Elektro<strong>de</strong>n (fest/solid) Deckschichten periodisch aus Lösungen heraus bil<strong>de</strong>n<br />

und wie<strong>de</strong>r auflösen. Dadurch ergeben sich periodische Schwankungen im Strom, <strong>de</strong>r durch die Elektro<strong>de</strong>n<br />

fließt. 1920 beobachtete dann Bray eine Oszillation bei <strong>de</strong>r Umsetzung von Wasserstoffperoxid mit Iodsäure<br />

und Iod als Katalysatoren. Man vermutete, dass hier Gasbläschen, o<strong>de</strong>r Staubkörner die Grenzflächen bil<strong>de</strong>ten,<br />

da man homogene oszillieren<strong>de</strong> Systeme für ausgeschlossen hielt.<br />

Um 1950 ent<strong>de</strong>ckte Boris Pavlovich Belousov 1 die Belousov-Zhabotinsky-Reaktion eher zufällig. Er<br />

konnte bei <strong>de</strong>r Oxidation von Zitronensäure mit schwefelsaurer Bromatlösumg und Cer-Ionen als Katalysator<br />

einen periodisch auftreten<strong>de</strong>n Wechsel <strong>de</strong>r Farbe <strong>de</strong>r Lösung zwischen gelb und farblos beobachten. Da diese<br />

Beobachtung aus <strong>de</strong>mselben Grund wie bei Bray als zu unwahrscheinlich erschien, gelang es Belousov<br />

erst 1959, einen kurzen Artikel darüber zu veröffentlichen [Belousov 1959]. S. E. Schnoll erkannte die<br />

Be<strong>de</strong>utung dieser Reaktion und beauftrage A. M. Zhabotinsky 2 mit <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>s beschriebenen<br />

Phänomens.<br />

Langsam zeigten auch nicht-russische Wissenschaftler Interesse an oszillieren<strong>de</strong>n Reaktionen, und eine<br />

umfassen<strong>de</strong> Erforschung <strong>de</strong>r mit ihnen zusammenhängen<strong>de</strong>n Phänomene begann. So wur<strong>de</strong>n etwa Raumstrukturen<br />

(kreisförmige Muster) ent<strong>de</strong>ckt, die sich in einer dünnen Schicht einer Lösung <strong>de</strong>r Belousov-<br />

Zhabotinsky-Reaktion bil<strong>de</strong>n können (siehe 2.4 und 3.3).<br />

1977 erhiehlt dann Ilya Prigogine (geb. 1917 in Moskau, belgischer Physikochemiker) <strong>de</strong>n Nobelpreis<br />

für <strong>Chemie</strong> für seine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Forschungen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Thermodynamik. Er untersuchte weit<br />

vom Gleichgewicht entfernte Systeme (sog. dissipative Strukturen), die sowohl in <strong>de</strong>r <strong>Chemie</strong> (die Belousov-<br />

Zhabotinsky-Reaktion gehöhrt zu dieser Klasse von Vorgängen), als auch in <strong>de</strong>r Physik, <strong>de</strong>r Biologie (z.B.<br />

Lotka-Volterra-Mo<strong>de</strong>ll für Räuber-Beute-Systeme) und <strong>de</strong>r Soziologie vorkommen [Brockhaus 1993]. Nach<br />

diesem Nobelpreis wur<strong>de</strong>n 1980 Belousov (posthum), Zhabotinsky und mit ihnen Zaikin, Krinsky und<br />

Ivanitzky gemeinsam mit <strong>de</strong>m Lenin-Preis, <strong>de</strong>r höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung <strong>de</strong>r Sowjetunion,<br />

geehrt.<br />

1 Boris Pavlovich Belousov (1883-1970) studierte <strong>Chemie</strong> an <strong>de</strong>r Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich,<br />

erlangte aber aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n keinen Abschluss. Nach <strong>de</strong>r Oktoberrevolution (1917) kehrte er nach Russland zurück<br />

und arbeitete bis 1939 in einer Forschungseinrichtung <strong>de</strong>s Militärs. Danach leitete er ein Labor im Institut für Biophysik <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Gesundheitswesen in Moskau.<br />

2 Anatol Markovich Zhabotinsky (geb. 1938 in Moskau), Physiker, ist seit 1980 Professor am MoskauerPhysikalisch-<br />

Technischen Institut und Leiter <strong>de</strong>s Labors für mathematische Mo<strong>de</strong>llierung am Institut für biologische Untersuchung chemischer<br />

Verbindungen in Moskau. Zwischen 1962 und 1973 arbeitete er am Institut für Biologische Physik und veröffentlichte dort seine<br />

grundlegen<strong>de</strong>n Arbeiten zum Thema Oszillationen und Wellenerscheinungen in chemischen Systemen. Heute arbeitet er an <strong>de</strong>r<br />

amerikanischen Bran<strong>de</strong>is University in <strong>de</strong>r Forschungsgruppe von I. R. Epstein über oszillieren<strong>de</strong> Reaktionen.


3<br />

2 Die Belousov-Zhabotinsky-Reaktion<br />

2.1 Grundmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r oszillieren<strong>de</strong>n Reaktionen<br />

Bei oszillieren<strong>de</strong>n chemischen Systemen kann man drei Hauptgruppen unterschei<strong>de</strong>n: biologische (enzymatische),<br />

heterogene und homogene Systeme. Enzym-Reaktionen laufen oft in Schüben ab. Beispiele hierfür<br />

sind etwa <strong>de</strong>r Dunkelprozeß <strong>de</strong>r Photosynthese o<strong>de</strong>r die Glykolyse. Hier entstehen die für eine Oszillation erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Rückkopplungen z.B. durch Produkthemmung (Autoinhibition). Bei heterogenen oszillieren<strong>de</strong>n<br />

Systemen han<strong>de</strong>lt es sich meist um Elektro<strong>de</strong>nprozesse, wie sie in <strong>de</strong>r Einleitung beschrieben wur<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r<br />

um Reaktionen an ionenleiten<strong>de</strong>n Membranen [Franck 1978].<br />

Homogene chemische Oszillatoren, wie die Belousov-Zhabotinsky-Reaktion (BZR) basieren auf autokatalytischen<br />

Reaktionssystemen, die aus mehreren gekoppelten Reaktionsschritten bestehen, wobei sich alle<br />

Teilnehmer im selben Aggregatszustand befin<strong>de</strong>n. Die Teilreaktionen sind <strong>de</strong>rart gekoppelt, dass die Produkte<br />

einer Reaktion eine an<strong>de</strong>re hemmen o<strong>de</strong>r erst ermöglichen. Somit enthalten die Systeme positive und/o<strong>de</strong>r<br />

negative Rückkopplungen.<br />

Damit sich eine Oszillation einstellt, muss das System fern vom Gleichgewicht gehalten wer<strong>de</strong>n, da sich<br />

dieses sonst rasch einstellen wür<strong>de</strong>. Um nun einen gleichgewichtsfernen Zustand zu erreichen, kann man<br />

entwe<strong>de</strong>r ein Fließgleichgewicht 3 herstellen o<strong>de</strong>r die Edukte in einer Konzentration bereitstellen, die weit über<br />

die eigentlich benötigte hinausgeht. Das letztere Verfahren wird bei <strong>de</strong>n späteren Versuchen angewandt, weil<br />

es bei <strong>de</strong>r Betrachtung von kurzen Zeiträumen (einige Minuten) eine gute Näherung an ein Fließgleichgewicht<br />

bietet, aber wesentlich leichter als dieses herzustellen ist. Erst bei <strong>de</strong>r Beobachtung über längere Zeiträume<br />

tritt <strong>de</strong>r geschlossene Charakter dieses Systems in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund, in<strong>de</strong>m es sich <strong>de</strong>m Gleichgewichtszustand<br />

nähert und diesen schließlich erreicht. Dann hören die Oszillationen auf.<br />

Man kann bei <strong>de</strong>r BZR zwei verschie<strong>de</strong>ne Phänomene in unterschiedlichen Versuchen beobachten. Zum<br />

einen in einem gerührten System, <strong>de</strong>n periodischen Farbwechsel, <strong>de</strong>r die gesamte Flüssigkeit betrifft. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren kann man chemische Wellenstrukturen (Spiralwellen, o<strong>de</strong>r konzentrische Kreiswellen) beobachten,<br />

wenn man eine dünne, sich in Ruhe befindliche Schicht <strong>de</strong>s Reaktionsansatzes untersucht.<br />

2.2 Reaktionsmechanismus <strong>de</strong>r BZR<br />

Belousov bromierte 1950 Citronensäure in Gegenwart von Cer-Ionen. Man hat seit<strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>ne<br />

Möglichkeiten gefun<strong>de</strong>n, sowohl die Citronensäure als auch das Cer zu ersetzen. Darum wer<strong>de</strong> ich im folgen<strong>de</strong>n<br />

die BZR mit <strong>de</strong>r einfacheren Malonsäure statt mit Citronensäure darstellen (Strukturformeln siehe<br />

Anhang A). Dieser Austausch <strong>de</strong>r Reaktan<strong>de</strong>n hat aber auf <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Mechanismus <strong>de</strong>r Reaktion<br />

keinen Einfluss.<br />

Zunächst die Reaktionsgleichungen <strong>de</strong>s Systems [Field u.a. 1972, Field 1973]:<br />

2Br − + BrO − 3 + 3H + + 3HMal −→ 3HBrMal + 3H 2O (I)<br />

BrO − 3 + 4 Ce<br />

} {{ 3+<br />

}<br />

+HMal + 5H + −→ 4 Ce<br />

} {{ 4+<br />

}<br />

+HBrMal + 3H 2O<br />

farblos<br />

gelb<br />

4 Ce<br />

} {{ 4+<br />

}<br />

+HBrMal + H 2O −→ 4 Ce<br />

} {{ 3+<br />

}<br />

+HCOOH + 2CO 2 ↑ +5H + + Br −<br />

gelb<br />

farblos<br />

(II)<br />

(III)<br />

3BrO − 3 + 5HMal + 3H + −→ 3HBrMal + 2HCOOH + 4CO 2 ↑ +7H 2O (IV)<br />

OH<br />

O<br />

OH<br />

O<br />

Dabei be<strong>de</strong>utet HMal Malonsäure<br />

O<br />

OH<br />

und HBrMal Brommalonsäure<br />

O<br />

Br<br />

OH<br />

Die Gleichungen (I) und (II) bil<strong>de</strong>n die eigentliche Reaktion, nämlich die Bromierung <strong>de</strong>r Malonsäure.<br />

Dieser Schritt alleine wür<strong>de</strong> aber noch kein oszillatorisches Verhalten zeigen. Erst Schritt (III) bil<strong>de</strong>t das<br />

entstan<strong>de</strong>ne Ce 4+ wie<strong>de</strong>r zu Ce 3+ und das in (I) verbrauchte Bromid (Br − ) wie<strong>de</strong>r zurück. Er erzeugt also<br />

die zur Oszillation nötigen Rückkopplungen im System.<br />

Hat man die Edukte (Bromid, Bromat, Malonsäure, Ce 4+ und konzentrierte Schwefelsäure) in wässriger<br />

Lösung zusammengeführt, so beginnt die BZR zu oszillieren. Abblidung 1 ver<strong>de</strong>utlicht das Geschehen.<br />

Nach einer Induktionsperio<strong>de</strong> erreicht das System Zustand A mit maximaler Ce 3+ und fast minimaler<br />

Br − -Konzentration. Die Lösung ist klar. Nun laufen zuerst Reaktion (II) und (III) ab (Phase AB). Reaktion<br />

(I) kann nicht ablaufen, weil kein Bromid vorhan<strong>de</strong>n ist. Mit steigen<strong>de</strong>r Br − -Konzentration (durch Ablaufen<br />

3 konstanter Zustrom von Edukten und Wegnahme <strong>de</strong>r Produkte, sobald sie gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, d.h. es han<strong>de</strong>lt sich um ein<br />

thermodynamisch offenes System.


4<br />

Farbe <strong>de</strong>r<br />

Lösung<br />

vorwiegen<strong>de</strong><br />

Reaktion(en)<br />

I III II I III II I<br />

III<br />

III<br />

III<br />

II<br />

III<br />

Konzentration<br />

Reaktionsphase<br />

B<br />

C A B C<br />

A B C A<br />

-<br />

c(Br )<br />

3+<br />

c(Ce )<br />

Abb. 1: Reaktionsmechanismus <strong>de</strong>r BZR. Die Großbuchstaben kennzeichnen wichtige Punkte im Reaktionsverlauf,<br />

auf die im Text Bezug genommen wird. Die Abbildung zeigt i<strong>de</strong>alisierte Konzentrationskurven und basiert auf meinen<br />

Versuchsergebnissen und auf [Field 1973].<br />

Zeit<br />

von Reaktion (III)) wird nun Reaktion (II) gehemmt und kommt zum Erliegen. Reaktion (III) läuft langsamer<br />

ab, als Reaktion (II) und verbraucht so weniger Ce 4+ als von (II) gebil<strong>de</strong>t wird. Darum färbt sich die<br />

Lösung gelb (Zustand B). Nun kann Reaktion (I) einsetzen und die Br − -Ionen aufbrauchen (Phase BC).<br />

Danach (Zustand C) wird Reaktion (III) überwiegend und beginnt das Ce 3+ wie<strong>de</strong>r aufzubauen (Phase CA).<br />

Reaktion (II) kann mangels Ce 3+ -Ionen nicht ablaufen. Reaktion (I) läuft jetzt in sehr geringem Maße ab<br />

und hält die Br − -Konzentration in etwa konstant. Wenn alles Ce 4+ wie<strong>de</strong>r zu Ce 3+ umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>, ist<br />

<strong>de</strong>r Ausgangszustand A wie<strong>de</strong>r erreicht und die Lösung hat sich wie<strong>de</strong>r entfärbt. Neben Brommalonsäure in<br />

(I) und (II) entstehen in (III) noch Ameisensäure (HCOOH) und Kohlendioxid (CO 2 ). Das Kohlendioxid<br />

entsteht als Gas und perlt aus. Gleichung (IV) ist die Summengleichung <strong>de</strong>r BZR. Man sieht, dass das System<br />

Ce 3+ /Ce 4+ aus <strong>de</strong>n Gleichungen herausfällt und also als Katalysator interpretiert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Man kann Reaktion (II) auch als RedOx-System mit zwei Teilgleichungen schreiben:<br />

+ III<br />

+IV<br />

4 Ce 3+ Ox<br />

4 Ce 4+<br />

+<br />

4 e -<br />

(II.1)<br />

+V<br />

COOH<br />

-II<br />

CH 2<br />

-<br />

BrO 3<br />

+ + 4 e - + 5 H + Red CHBr + 3 H 2<br />

O<br />

COOH<br />

COOH<br />

0 -I<br />

COOH<br />

(II.2)<br />

+V<br />

COOH<br />

-II<br />

+ III<br />

-<br />

BrO 4 Ce 3+<br />

4 Ce 4+<br />

3<br />

+ CH 5 H + 2 + + CHBr + 3 H 2<br />

O + (II)<br />

COOH<br />

COOH<br />

0 -I<br />

Hier sieht man nun die Aufgaben <strong>de</strong>r einzelnen Substanzen in <strong>de</strong>r BZR. Bromat dient als Oxidationsmittel,<br />

das selber reduziert wird (II.2). Die organische Säure (hier wie<strong>de</strong>r Malonsäure) ist das Reduktionsmittel,<br />

das oxidiert wird. Die Oxidation fin<strong>de</strong>t durch die Substituierung <strong>de</strong>s Broms an das C 2 -Atom statt. Es än<strong>de</strong>rt<br />

seine Oxidationszahl von -2 nach 0. Das Cer dient im gesamten System als Elektronenüberträger. Es wird in<br />

(II.1) oxidiert und in (III) wie<strong>de</strong>r reduziert. Zur Ansäuerung <strong>de</strong>s Systems wird konzentrierte Schwefelsäure<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

Es gibt heute mehrere Möglichkeiten das organische Reduktionsmittel zu variieren. Die einzige Bedingung<br />

scheint zu sein, dass die entsprechen<strong>de</strong> Substanz eine o<strong>de</strong>r mehrere aktive Methylengruppen (CH 2 -Gruppen)<br />

besitzt, die bromiert wer<strong>de</strong>n können, o<strong>de</strong>r solche leicht bei <strong>de</strong>r Oxidation bil<strong>de</strong>t [Zhabotinsky 1964]. Eine<br />

Liste solcher Verbindungen fin<strong>de</strong>t sich in Tabelle 1.<br />

Aber nicht nur das Reduktionsmittel kann verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Man kann ebenso das Elektronenüberträgersystem<br />

austauschen. Zhabotinsky benutzte statt Ce 3+ /Ce 4+ auch Mn 2+ /Mn 3+ . Eine weitere Möglichkeiten<br />

ist hier Ferroin/Ferriin (2-/3-fach gela<strong>de</strong>nes Tri-1,10-Phenanthrolin-Eisen-Ionen).<br />

COOH<br />

+IV


5<br />

org. Reduktionsmittel Elektronenüberträger<br />

Malonsäure<br />

Ce 3+ /Ce 4+ (farblos/gelb))<br />

Citronensäure<br />

Mn 2+ /Mn 3+ (farblos/rosa)<br />

Apfelsäure<br />

Ferroin/Ferriin (rot/blau)<br />

Gallussäure Ru(bpy) 2+<br />

3 /Ru(bpy)3+ 3<br />

∗<br />

Aceton Ru(phen) 2+<br />

3 /Ru(phen)3+ 3<br />

Acetessigester<br />

Acetondicarbonsäure<br />

2,4-Pentandion<br />

2,5-Hexandion<br />

∗ bpy = 2,2’-Bipyridin; phen = 1,10-Phenantrolin<br />

∗<br />

Tab. 1: Modifizierungen <strong>de</strong>r BZR. Die Raumstrukturen einiger dieser Substanzen fin<strong>de</strong>n sich in Anhang A.<br />

[Franck 1978, Zhabotinsky 1964]<br />

Der folgen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r Arbeit beschreibt die Versuche, die ich durchgeführt habe. Dabei gibt es zwei<br />

Klassen. Zum einen habe ich <strong>de</strong>n Reaktionsablauf von homogenen gerührten Systemen aufgezeichnet (2.3).<br />

Zum an<strong>de</strong>ren habe ich Fotos <strong>de</strong>r Raumstrukturen aufgenommen, die sich in einer dünnen Schicht bil<strong>de</strong>n<br />

(2.4).<br />

2.3 Versuche: zeitliche Oszillation<br />

2.3.1 Versuchsaufbau<br />

Der Versuchsaufbau zur Messung <strong>de</strong>s Reaktionsablaufes in einem gerührten System ist relativ kompliziert.<br />

Da sich eine Oszillationsperio<strong>de</strong> in einer Zeit von 1 s bis zu 1 min abspielt, musste eine Möglichkeit gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>rart schnelle Vorgänge mit einer möglichst hohen zeitlichen Auflösung aufzuzeichnen. Dazu<br />

habe ich ein PC-gestütztes Messsystems entwickelt und aufgebaut. Die Schaltpläne dazu und eine kurze<br />

Erläuterung <strong>de</strong>r Elektronik fin<strong>de</strong>n sich im Anhang C.<br />

Ich habe mich für die Messung von zwei Parametern <strong>de</strong>r Reaktion entschie<strong>de</strong>n, die bei<strong>de</strong> recht aussagekräftig<br />

sind. Das markanteste Phänomen <strong>de</strong>r BZR ist <strong>de</strong>r Farbwechsel <strong>de</strong>s Elektronenüberträgersystems. Bei<br />

Verwendung von Ferroin/Ferriin kann ein klarer Wechsel zwischen rot und blau beobachtet wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

starke Farbän<strong>de</strong>rung kann man sehr leicht aufzeichnen, in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Ansatz mit <strong>de</strong>m einfarbigem Licht<br />

einer Leuchtdio<strong>de</strong> (LED) durchstrahlt und die Transmission, also das durchgelassene im Verhältnis zum<br />

eingestrahlten Licht 4 , mit einem Phototransistor misst. Man erhält dann eine von <strong>de</strong>r Transmission linear<br />

abhängige Spannung.<br />

Die zweite Größe, die ich aufgenommen habe ist die Spannungsdifferenz zwischen zwei Elektro<strong>de</strong>n. Da<br />

ich keine (sehr teure) Ionen-selektive Elektro<strong>de</strong> zur Verfügung hatte, konnte ich nur die Spannungsdifferenz<br />

zwischen einer Platin- und einer Kupferelektro<strong>de</strong> messen. Diese Spannungsdifferenz ist hier von <strong>de</strong>r Konzentration<br />

aller Ionen in <strong>de</strong>r Lösung abhängig und nicht, wie bei einer selektiven Elektro<strong>de</strong>, nur von <strong>de</strong>r<br />

Konzentration einer Spezies. Aber die so gemessenen Kurven reichen aus, um Aussagen über die Reaktion<br />

machen zu können.<br />

Daraus ergibt sich <strong>de</strong>r Versuchsaufbau, wie er in Abbildung 2 gezeigt ist. Der Ansatz befin<strong>de</strong>t sich in<br />

einem Becherglas, in das eine Platinelektro<strong>de</strong> eingelassen ist. Ein Kupferstab taucht als Elektro<strong>de</strong> ebenfalls in<br />

<strong>de</strong>n Ansatz ein. Das Becherglas steht auf einem Magnetrührer. Am gleichen Stativ, an <strong>de</strong>m die Cu-Elektro<strong>de</strong><br />

montiert ist sind auch noch zwei Holzblöcke (rechts und links vom Glas) montiert, die <strong>de</strong>n Phototransistor<br />

und die LED enthalten.<br />

Die Anordnung zur Messung <strong>de</strong>r Spannungsdifferenz ist sehr einfach: Die Cu-Elektro<strong>de</strong> wird auf Masse<br />

(GND) gelegt. Die Spannung, die an <strong>de</strong>r Pt-Elektro<strong>de</strong> gegen die Cu-Elektro<strong>de</strong> – also gegen Masse – abfällt,<br />

wird noch einmal verstärkt (≈ 4-fach) und vom PC aufgezeichnet. Dazu verwen<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Messverstärker in<br />

Anhang C.<br />

Die Anordnung zur Messung <strong>de</strong>r Transmission ist wesentlich schwieriger. Hier ist das Hauptproblem,<br />

<strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s Umgebungslichts auszuschließen. Dies geschieht, in<strong>de</strong>m die Lichtintensität <strong>de</strong>r LED mit<br />

ca. 5 kHz moduliert wird und <strong>de</strong>r Empfänger nur die modulierte Photospannung herausfiltert. Danach wird<br />

über einen Messgleichrichter und einen Anpassverstärker diese Wechselspannung in eine <strong>de</strong>r Transmission<br />

proportionale Gleichspannung verwan<strong>de</strong>lt und ebenfalls vom PC aufgezeichnet. Das Licht wird von einer<br />

4 Die Apparatur wird jeweils mit einer Wasserfüllung auf 100% geeicht.


6<br />

Verstärker<br />

A = 2<br />

Pt<br />

Cu<br />

GND<br />

Elektro<strong>de</strong>n<br />

f 5 kHz<br />

LED<br />

nm<br />

Gleichrichter<br />

Rechteckgenerator<br />

Photo-<br />

Transistior<br />

+9V<br />

<br />

<br />

Verstärker<br />

A = 2 .. 200<br />

100<br />

50<br />

200<br />

300<br />

U/min<br />

Kanal 6<br />

Kanal 5<br />

Magnetrührer/<br />

Heizung<br />

Messsystem<br />

und PC<br />

Stativ mit<br />

Befstigungsklemmen<br />

Becherglas mit<br />

Reaktionsansatz<br />

Cu-Elektro<strong>de</strong><br />

Rote LED<br />

in Holzblock<br />

Phototransistor<br />

in Holzblock<br />

Pt-Elektro<strong>de</strong><br />

(ins Glas eingelassen)<br />

Magnetrührer<br />

mit Heizung<br />

“Fischlein” <strong>de</strong>s<br />

Magnetrührers<br />

Abb. 2: Versuchsaufbau zu BZR als gerührtes System. Oben: Schemazeichnung <strong>de</strong>s Aufbaus, unten: eine Photographie<br />

<strong>de</strong>s Aufbaus


7<br />

roten (λ = 626 nm) ”<br />

superhellen“ LED 5 erzeugt. Als Phototransistor wird <strong>de</strong>r Silizium-NPN-Standardtyp<br />

BP 103 6 benutzt. Der Schaltplan hierzu fin<strong>de</strong>t sich ebenfalls in Anhang C.<br />

Für <strong>de</strong>n Ansatz habe ich das meistzitierte Rezept benutzt, das Richard J. Field in [Field 1973] angibt:<br />

Reaktand Konzentration <strong>de</strong>r eingesetzte<br />

Vorratslösung [mol/l] Menge [ml]<br />

KBrO 3 0,5 8,0<br />

HMal 1,5 10,0<br />

H 2 SO 4 5 10,0<br />

H 2 O — 7,0<br />

KBr 0,3 4,0<br />

Ferroin 0,01 1,0<br />

Tab. 2: Rezept für die BZR nach [Field 1973]. Ergibt etwa 40 ml.<br />

Man fügt die Lösungen einfach in <strong>de</strong>r angegebenen Reihenfolge in einem Becherglas o.ä. zusammen.<br />

Nach <strong>de</strong>r Zugabe <strong>de</strong>r Br − -Lösung wechselt die Farbe nach gelb-braun, weil elementares Brom nach folgen<strong>de</strong>r<br />

Gleichung entsteht [Belousov 1981]:<br />

5Br − + BrO − 3 + 5H+ −→ 3Br 2[aq] + 3H 2 O<br />

Das Brom löst sich nach 1-2 Minuten wie<strong>de</strong>r auf, während <strong>de</strong>rer man das Glas verschlossen halten sollte.<br />

Erst jetzt gibt man das Elektronenüberträger-System im reduzierten Zustand hinzu, in diesem Fall Ferroin-<br />

Lösung.<br />

2.3.2 Ergebnisse<br />

Standardansatz<br />

Abbildung 3 zeigt eine Reihe von Fotos eines Becherglases mit einem Standardansatz <strong>de</strong>r BZR (siehe<br />

Tabelle 2). Man kann <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>n Farbwechsel von rot nach blau beim Übergang von Ferroin nach Ferriin<br />

erkennen. Die Fotos entstan<strong>de</strong>n in einem Abstand von etwa 5 s. Damit ergibt sich die Perio<strong>de</strong>ndauer <strong>de</strong>r<br />

Reaktion zu ungefähr 30 s.<br />

t = 0 t = 5s t = 10s t = 15s t = 20s<br />

t = 25s t = 30s t = 35s t = 40s t = 45s<br />

Abb. 3: Fotos <strong>de</strong>s Verlaufs <strong>de</strong>r BZR mit Ferroin<br />

Abbildung 4 zeigt Messkurven von vier Schwingungen eines Standardansatzes, bei <strong>de</strong>m die Menge <strong>de</strong>s<br />

Ferroins von 1 ml auf 0,5 ml halbiert wur<strong>de</strong>. Die untere (blaue) Kurve stellt die Schwankungen <strong>de</strong>r Spannungsdifferenz<br />

zwischen <strong>de</strong>r Cu- und <strong>de</strong>r Pt-Elektro<strong>de</strong> dar. Sie bezieht sich auf die rechte Achse. Die linke<br />

Achse gehört zur oberen (roten) Kurve und gibt die Transmission bei λ = 626 nm an. Die gemittelte Perio<strong>de</strong>ndauer<br />

beträgt 13,9 s, was einer Frequenz von 0,072 Hz entspricht. Aus mehreren an<strong>de</strong>ren Messreihen<br />

5 LED: rote AlInGaP-LED, λ = 626 nm, Leuchtkraft: 6500 mcd von Hewlett-Packard: HLMP-GG10 (Conrad electronic: 18<br />

65 97-88)<br />

6 Phototransistor: größte Empfindlichkeit bei λ = 420..1130 nm (Conrad electronic: 18 40 47-88)


8<br />

100<br />

90<br />

A B C A B C A B C A B C<br />

1,2<br />

80<br />

Transmission [%]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

12,1 s 15 s 14,5 s<br />

1,1<br />

1<br />

Spannung (Cu/Pt) [V]<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 4: Messkurve <strong>de</strong>s Standardansatzes. Transmissionskurve bei λ = 626 nm (rot) und Spannungsdifferenz;<br />

Messintervall: 10ms; Temperatur: 23 ◦ C ; Die Großbuchstaben kennzeichnen die gleichen wichtigen Punkte im Reaktionsverlauf,<br />

wie in Abbildung 1. [Datum: 1.12.2000]<br />

0,9<br />

hat sich ergeben, dass die Abweichungen <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong>ndauer vom jeweils errechneten Mittelwert bis zu 8<br />

% beträgt. Die durchschnittliche Abweichung liegt zwischen 2 % und 3 % . Zhabotinsky gibt für die<br />

Frequenzstabilität über einige Perio<strong>de</strong>n ”<br />

1 % und höher“ [Zhabotinsky 1964] an.<br />

Vergleicht man die Kurve <strong>de</strong>r Spannungsdifferenz mit Kurven die für die Bromidkonzentration in <strong>de</strong>r<br />

Literatur [Field u.a. 1972, Field, Schnei<strong>de</strong>r 1988, Kon<strong>de</strong>pudi, Prigogine 1998] angegeben wer<strong>de</strong>n (siehe auch<br />

Abbildung 1), so erkennt man, dass sich diese weitgehend entsprechen. Die gemessene Spannungsdifferenz ist<br />

also ein Maß für die Bromidkonzentration. Es haben zwar auch die an<strong>de</strong>ren Ionen einen Einfluss auf diesen<br />

Wert, er scheint aber für seine Än<strong>de</strong>rung fast nicht von Be<strong>de</strong>utung zu sein.<br />

Schnelle Schwankungen <strong>de</strong>r Lichtkurve (rot) um <strong>de</strong>n Mittelwert machen diese zu einem breiten Band.<br />

Die Breite <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s beträgt je etwa 5 % <strong>de</strong>s Mittelwertes nach oben bzw. nach unten. Diese Abweichungen<br />

entstehen durch die CO 2 -Gasbläschen, die während <strong>de</strong>r Reaktion im Gefäß aufsteigen und <strong>de</strong>n Stru<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n<br />

das ”<br />

Fischlein“ <strong>de</strong>s Magnetrührers verursacht. Bei<strong>de</strong> streuen das eingestrahlte Licht und än<strong>de</strong>rn folglich die<br />

Intensität <strong>de</strong>s ausgestrahlten Lichtes. Auf <strong>de</strong>n bereits am Anfang beschriebenen Fotos <strong>de</strong>r BZR (Abb. 3)<br />

kann man die eben erwähnten Gasbläschen gut sehen. Den Stru<strong>de</strong>l kann man beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r blauen Phase<br />

als dunklen, keilförmigen Schatten am oberen Flüssigkeitsrand erkennen.<br />

Die Transmissionskurve muss <strong>de</strong>r Konzentration <strong>de</strong>r roten Ferroin-Ionen proportional sein, da diese die<br />

Transmission im roten Spektralbereich <strong>de</strong>r LED ”<br />

steuern“.<br />

Standardansatz mit Temperaturerhöhung<br />

Es ist bekannt, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit vieler Reaktionen durch die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Umgebungstemperatur<br />

beeinflussen lässt. Dasselbe gilt auch für die BZR. Darum habe ich ein Experiment durchgeführt,<br />

in <strong>de</strong>m ich die Temperatur eines Standardansatzes kontinuierlich von etwa 23 ◦ C (Zimmertemperatur) auf 44<br />

◦ C erhöht habe. Die Aufheizung erfolgte durch die im Magnetrührer eingebaute Heizung. Zur Messung habe<br />

ich ein einfaches Quecksilber-Thermometer verwen<strong>de</strong>t. Das Vorgehen beim Versuch blieb sonst unverän<strong>de</strong>rt.<br />

Abbildung 5 zeigt die Ergebnisse.<br />

Im oberen Diagramm zeigt die blaue Kurve <strong>de</strong>n Anstieg <strong>de</strong>r Temperatur und die rote die Frequenz<br />

<strong>de</strong>r Schwingungen zum jeweiligen Zeitpunkt. Die Temperaturen wur<strong>de</strong>n per Hand mitprotokolliert und in<br />

Abbildung 5 als Graph dargestellt. Die Werte für die Frequenzkurve wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Spannungskurve durch<br />

Ausmessen und Umrechnen bestimmt. Das untere Diagramm zeigt die Transmission bei λ = 626 nm und<br />

die Spannungsdifferenz zwischen Pt und Cu. Wie man sieht, nimmt die Frequenz <strong>de</strong>r Schwingungen rapi<strong>de</strong><br />

zu, wenn man die Temperatur erhöht. Trägt man die Frequenz (als Maß für die RG) gegen die Temperatur<br />

auf, so erkennt man einen exponentiellen Zusammenhang, wie ihn die Arrhenius-Gleichung (k = A · e −Ea/RT


9<br />

Temperatur [°C]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

100<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0<br />

Frequenz [Hz]<br />

Transmission [%]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

0,9<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 5: Messung an <strong>de</strong>r BZR mit Temperaturerhöhung. Oben: Temperatur (blaue Kurve) und Frequenz (rote<br />

Kurve). Unten: Transmission (rote Kurve) und Spannungsdifferenz (blaue Kurve); Messintervall: 10ms; Anfangstemperatur:<br />

23 ◦ C ; Endtemperatur: 44 ◦ C ; für die Darstellung wur<strong>de</strong> jeweils über 6 Messwerte gemittelt [Datum: 1.12.2000]<br />

1<br />

0,96<br />

0,92<br />

0 6 12<br />

1,05<br />

1<br />

0,95<br />

Spannungsdifferenz (Pt/Cu) [V]<br />

nach [Mortimer 1987]) beschreibt. Abbildung 6 zeigt diesen Graphen. In <strong>de</strong>r Fortführung <strong>de</strong>s beschriebenen<br />

Experiments konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass sich die ursprüngliche Perio<strong>de</strong>ndauer erneut einstellt, wenn man<br />

die Lösung wie<strong>de</strong>r abkühlt. Die ”<br />

Ausfransungen“ <strong>de</strong>r Transmissionskurve wer<strong>de</strong>n umso stärker, je höher<br />

die Temperatur wird. Bei hohen Temperaturen kann man die eigentlichen Schwingungen gar nicht mehr<br />

ausmachen. Dies liegt daran, dass durch die Erhöhung <strong>de</strong>r RG auch mehr CO 2 ensteht, das <strong>de</strong>n Lichtstrahl,<br />

wie vorher beschrieben, beeinflusst.<br />

Die Frequenzstabilität nimmt mit <strong>de</strong>m Anstieg <strong>de</strong>r Temperatur ab. Dies sieht man am nicht mehr so<br />

glatten Verlauf <strong>de</strong>r Frequenzkurve.<br />

0,45<br />

0,4<br />

0,35<br />

Frequenz [Hz]<br />

0,3<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

20 25 30 35 40 45 50<br />

Temperatur [°C]<br />

Abb. 6: Oszillationsfrequenz als Funktion <strong>de</strong>r Temperatur <strong>de</strong>r Lösung. Rote Punkte: gemessene Werte. Schwarze<br />

Kurve: angepasste Exponentialfunktion.


10<br />

Standardansatz mit Erhöhung <strong>de</strong>s pH-Wertes<br />

Eine weitere Möglichkeit, die Oszillationsfrequenz <strong>de</strong>r BZR zu variieren, ist die Erhöhung <strong>de</strong>s pH-Wertes.<br />

Für diesen Versuch habe ich wie<strong>de</strong>r einen Standardansatz verwen<strong>de</strong>t, diesmal allerdings mit 1 ml Ferroin.<br />

Die Säure habe ich in 1 ml-Schüben (3 M H 2 SO 4 ) aus einer Handpipette zugegeben.<br />

Spannungsdifferenz [V] zugegebene Säure [ml]<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

Frequenz [Hz]<br />

0,9<br />

0 150 300 450 600 750 900 1050 1200<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 7: Mesuung an <strong>de</strong>r BZR mit schrittweiser Erhöhung <strong>de</strong>s pH-Wertes. Oben: zugegebene Säuremenge mit<br />

c(H 2SO 4) = 3M (rote Kurve) und Frequenz (blaue Kurve). Unten: Spannungsdifferenz (blaue Kurve); Messintervall:<br />

50ms; Anfangstemperatur: 24 ◦ C ; [Datum: 1.12.2000]<br />

Abbildung 7 zeigt die Ergebnisse <strong>de</strong>s Versuches. Die rote Kurve im oberen Diagramm stellt die Zugabe <strong>de</strong>r<br />

Säure dar. Die blaue Kurve ist wie<strong>de</strong>r die Frequenzkurve. Das untere Diagramm zeigt nur die Spannungsdifferenz,<br />

da die Transmissionskurve durch die Zugabe von Flüssigkeit sehr gestört und somit fast unbrauchbar<br />

ist. Zuerst fällt auf, dass sich die Spannungsdifferenz verkleinert. Sie ist am Schluss nicht einmal mehr halb so<br />

groß, wie am Anfang. Dies rührt wohl daher, dass sich die zugegebenen H 3 O + -Ionen ebenfalls auf die Spannungsdifferenz<br />

auswirken, und somit <strong>de</strong>r Effekt, <strong>de</strong>n die restlichen Ionen auf diesen Wert haben, geringer<br />

wird. Dies wird dadurch untermauert, dass die Amplitu<strong>de</strong> in Sprüngen abnimmt, die <strong>de</strong>r Zugabe <strong>de</strong>r Säure<br />

entsprechen. Des weiteren kann man sehen, dass sich die Frequenz <strong>de</strong>r Oszillationen ebenfalls in Sprüngen<br />

mit <strong>de</strong>r pH-Wert-Zunahme erhöht. Dabei fällt auch auf, dass hohe Säure-Konzentrationen die Stabilität <strong>de</strong>r<br />

Oszillationen beeinflussen. Dies sieht man daran, dass die Frequenz umso stärker schwankt, je mehr Säure<br />

zugegeben wur<strong>de</strong>.Die Perio<strong>de</strong>ndauer betrug am Anfang – also ohne zugegebene Säure – ca. 23,3 s ( ˆ=0, 043<br />

Hz). Sie fiel bis auf etwa 5,5 s ( ˆ=0, 182 Hz). Dies stellt fast eine Verfünffachung <strong>de</strong>r Frequenz dar.<br />

Standardansatz mit verän<strong>de</strong>rter Ferroin-Konzentration<br />

Dieser Absatz soll nur eine kurze Ergänzung zu <strong>de</strong>n vorangegangenen Beschreibungen sein. Man kann nämlich<br />

aus <strong>de</strong>n vorherigen Ausführungen noch eine weitere Möglichkeit zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Oszillationsfrequenz herauslesen.<br />

Diese ist die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Ferroin-Konzentration, <strong>de</strong>nn es dauert ja schließlich länger, mehr Ferroin<br />

zu oxidieren/reduzieren.<br />

Im letzten Versuch (pH-Erhöhung) wur<strong>de</strong> doppelt soviel Ferroin (1 ml) verwandt, wie in <strong>de</strong>n vorrausgegangenen<br />

(0,5 ml). Stellt man nun die Anfangsperio<strong>de</strong>ndauern gegenüber, so stellt man fest, dass diese<br />

bei doppelter Ferroin-Konzentration auch fast doppelt so hoch sind. In <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Versuchen hatte<br />

die erste Schwingung eine Länge von 13,9 s bzw. 12,6 s. Im letzten Versuch hingegen dauerte die erste<br />

Schwingung 23,3 s.


11<br />

Standardansatz mit Mn 2+ /Mn 3+ als Katalysator<br />

Die nun folgen<strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Versuche befassen sich mit <strong>de</strong>r Variation <strong>de</strong>s Elektronenüberträgersystems.<br />

Zuerst habe ich statt <strong>de</strong>r Ferroin-Lösung eine etwa gleichkonzentrierte (0,001 M) Mn 2+ -Lösung verwen<strong>de</strong>t.<br />

Diese erhält man aus 2 mg MnSO 4 · H 2 O auf 10 ml Wasser. Von dieser Lösung habe ich etwa 1 ml eingesetzt.<br />

3<br />

2,5<br />

100<br />

Spannungsdifferenz (Cu/Pt) [V]<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

90<br />

Transmission [%]<br />

0,5<br />

80<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 8: Standardansatz <strong>de</strong>r BZR mit 1 ml 0,001 M-Mn 2+ -Lösung als Elektronenüberträgersystem. Rote Kurve:<br />

Transmission. Blaue Kurve: Spannungsdifferenz (Cu/Pt). Messintervall: 50 ms [Datum: 1.12.2000]<br />

Abbildung 8 zeigt die Ergebnise <strong>de</strong>s Versuches. Die Transmission (blaue Kurve) än<strong>de</strong>rt sich kaum sichtbar<br />

um 2-3%. Dafür ist die Amplitu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Spannungskurve (rot) mit 0,2 V etwa vier mal so hoch, wie bei<br />

Ferroin (≈ 0,05 V). Die Störungen am Anfang <strong>de</strong>r Lichtkurve gehen darauf zurück, dass erst dort die<br />

Mn 2+ -Lösung zugegeben wur<strong>de</strong>. Darum wird bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong>ndauern die erste Perio<strong>de</strong> als<br />

Einschwingperio<strong>de</strong> nicht mitgewertet. Die durchschnittliche Perio<strong>de</strong>ndauer beträgt 34,8 s ( ˆ= 0,029 Hz) bei<br />

einer durchschnittlichen Abweichung von ± 0,7 s ( ˆ= 2,0 %). Damit ist die Perio<strong>de</strong>ndauer etwa 1,5-mal so<br />

groß, wie bei einem Ansatz mit Ferroin <strong>de</strong>r gleichen Konzetration.<br />

Da die Transmissionskurve hier horizontal spiegelverkehrt zur Transmissionskurve bei Ferroin verläuft,<br />

ist wohl die oxidierte DForm <strong>de</strong>s Elektronenüberträgersystem (also Mn 3+ ) farbbestimmend.<br />

Standardansatz mit Ce 3+ /Ce 4+ als Katalysator<br />

Dieser Versucht gleicht <strong>de</strong>mjenigen mit Mn 2+ -Lösung. Nur wird hier statt <strong>de</strong>m System Mn 2+ /Mn 3+ das<br />

System Ce 3+ /Ce 4+ verwen<strong>de</strong>t. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n 2 ml Ce 4+ -Lösung zugegeben, da bei Zugabe von 1 ml<br />

die Oszillation nach 2 Perio<strong>de</strong>n aufhörte. Die gelbe, 0,001 M Ce 4+ -Lösung erhält man, wenn man 0,055g<br />

Ammonium-Cer-Nitrat ((NH 4 ) 2 Ce(NO 3 ) 6 ) in 10 ml Wasser löst.<br />

Abbildung 9 zeigt nur die Spannungskurve. Das Cer verursachte in <strong>de</strong>r eingesetzten geringen Konzentration<br />

keine messbare Transmissionsschwankung. Die durchschnittliche Perio<strong>de</strong>ndauer liegt bei 31,7 s ( ˆ=<br />

0,032 Hz) mit einer durchschnittlichen Abweichung von ± 0,9 s ( ˆ= 2,8 %). Durch die Zugabe von 2 ml<br />

Ce 4+ -Lösung können diese Werte wegen mangeln<strong>de</strong>r Standardisierung nicht mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Ferroins o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Mangans verglichen wer<strong>de</strong>n.


12<br />

1,1<br />

Spannungsdifferenz (Cu/Pt) [V]<br />

1,05<br />

1<br />

0,95<br />

0,9<br />

0,85<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 9: Standardansatz <strong>de</strong>r BZR mit 2 ml 0,001 M Ce 4+ -Lösung als Elektronenüberträgersystem. Blaue Kurve:<br />

Spannungsdifferenz (Cu/Pt). Messintervall: 50ms [Datum: 1.12.2000]<br />

Der ursprüngliche Ansatz von Belousov<br />

Abbildung 10 zeigt ein Becherglas mit <strong>de</strong>m Ansatz für die BZR <strong>de</strong>n Belousov in seinem ersten Artikel<br />

angibt. Lei<strong>de</strong>r ist <strong>de</strong>r Farbunterschied nur schwer auszumachen. Deshalb wur<strong>de</strong>n die Bil<strong>de</strong>r digital etwas<br />

nachbearbeitet. Das Zeitintervall zwischen zwei Bil<strong>de</strong>rn beträgt etwa 5 s.<br />

t = 0 s<br />

t = 5 s<br />

t = 15 s<br />

t = 20 s<br />

t = 25 s<br />

t = 30 s<br />

t = 35 s<br />

t = 40 s<br />

Abb. 10: Ursprünglicher Ansatz von B. P. Belousov . Der Abstand zwischen <strong>de</strong>n Aufnahmen beträgt 5 s.<br />

Belousov gibt folgen<strong>de</strong>s Rezept an: ”<br />

Nach unserer Erfahrung eignet sich für die Beobachtung <strong>de</strong>r<br />

Verfärbung bei Zimmertemperatur beson<strong>de</strong>rs gut eine wäßrige Lösung, von <strong>de</strong>r 10,0 ml neben Wasser 2,00 g<br />

Zitronensäure, 0,16 g Cersulfat, 0,20 g Kaliumbromat und 2,0 ml verdünnte Schwefelsäure (1:3) enthalten“<br />

[Belousov 1959, Übersetzt von E. Gey, Berlin]. Die Oszillationsperio<strong>de</strong> beträgt hier etwa 25 s.


13<br />

2.4 Versuche: räumliche Oszillation<br />

2.4.1 Versuchsaufbau<br />

Um die Wellenmuster, die sich in einer dünnen Schicht <strong>de</strong>r BZR bil<strong>de</strong>n, beobachten zu können, habe ich das<br />

folgen<strong>de</strong> Experiment durchgeführt. Ein abgewan<strong>de</strong>lter Ansatz wird etwa 0,5 - 2 mm hoch in eine saubere<br />

Petrischale gegossen. Man achtet dabei darauf, dass sich die Lösung gleichmäßig über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schale<br />

verteilt. Danach lässt man das Ganze einfach stehen und wartet.<br />

Um die zu erwarten<strong>de</strong>n Wellenmuster zu fotografieren kann man die Schale entwe<strong>de</strong>r auf einen Tageslichtprojektor<br />

stellen und direkt o<strong>de</strong>r indirekt (Projektion) aufnehmen, o<strong>de</strong>r man stellt sie auf ein Blatt<br />

weißes Papier und fotografiert von oben.<br />

Als Rezept habe ich wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ansatz von Richard J. Field benutzt, <strong>de</strong>r in Tabelle 3 angegeben ist.<br />

Reaktand Konzentration <strong>de</strong>r eingesetzte<br />

Vorratslösung [mol/l] Menge [ml]<br />

KBrO 3 0,5 15,0<br />

HMal 1,5 3,0<br />

H 2 SO 4 5 2,0<br />

KBr 0,3 5,0<br />

Ferroin 0,01 5,0<br />

Tab. 3: Rezept für die BZR mit räumlicher Reaktionsführung nach [Field 1973]. Die Gesamtmenge ist 30 ml. Diese<br />

Menge reicht aus, um eine Schale mit 14 cm Durchmesser zu füllen.<br />

2.4.2 Ergebnisse<br />

Die folgen<strong>de</strong>n zwei Abbildungen 12 und 13 zeigen die Ergebnisse meiner Versuche in einer Schale mit <strong>de</strong>m<br />

Durchmesser 10 cm. Außer<strong>de</strong>m lege ich dieser <strong>Facharbeit</strong> einige Abzügen von meinen Photos bei.<br />

90°<br />

t = 0 s<br />

t = 40 s<br />

t = 80 s<br />

t = 120 s<br />

t = 160 s<br />

t = 200 s<br />

Abb. 11: Musterbildung in <strong>de</strong>r BZR (eigener Versuch). Zeitintervall zwischen <strong>de</strong>n Aufnahmen: 40 s. Direkte<br />

Aufnahmen <strong>de</strong>r Schale auf einem weißen Papier. Die Bil<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n digital nachbearbeitet. Die dicken gelben Linien<br />

markieren die Verbindungslinie zwischen zwei benachbarten Störungszentren. Die dünnen gelben Linien markieren<br />

die Stellen an <strong>de</strong>r sich die Wellenfronten dieser Zentren gera<strong>de</strong> berühren.


14<br />

t = 00:00 min<br />

t = 02:55 min<br />

t = 04:05 min<br />

t = 04:30 min<br />

t = 04:55 min<br />

t = 05:20 min<br />

t = 05:45 min<br />

t = 06:10 min<br />

t = 07:45 min<br />

t = 08:30 min<br />

t = 09:15 min<br />

t = 09:45 min<br />

t = 11:15 min<br />

t = 11:55 min<br />

t = 12:40 min<br />

t = 13:25 min<br />

Abb. 12: Musterbildung in <strong>de</strong>r BZR (eigener Versuch). Das Zeitintervall zwischen <strong>de</strong>n Aufnahmen ist unter <strong>de</strong>n<br />

Bil<strong>de</strong>rn angegeben. Durchmesser <strong>de</strong>r Schale: 10 cm. Aufnahmen <strong>de</strong>r Schale auf einem weißen Blatt Papier. Die Bil<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong>n digital nachbearbeitet.


15<br />

t = 0s<br />

t = 5s<br />

t = 10s<br />

t = 15s<br />

t = 20s<br />

t = 25s<br />

t = 30s<br />

t = 35s<br />

Schalendurchmesser<br />

10 cm<br />

t = 40s<br />

Abb. 13: Musterbildung in <strong>de</strong>r BZR (eigener Versuch). Zeitintervall zwischen <strong>de</strong>n Aufnahmen: 5 s. Die Farben<br />

sind durch die Rotempfindlichkeit <strong>de</strong>s Filmes verfälscht. Aufnahme einer Projektion <strong>de</strong>r Schale mithilfe eines Tageslichtprojektors.<br />

Die Abbildungen 12 und 13 zeigen konzentrische Wellenmuster, wie sie aus <strong>de</strong>r BZR entstehen. Die Farben<br />

<strong>de</strong>r Aufnahmen in Abbildung 13 sind etwas verfälscht, weil das Licht <strong>de</strong>s Tageslichtprojektors einen hohen<br />

Rot-Anteil besitzt, und <strong>de</strong>r Film – ein ASA-100/200-Standardfilm – eine beson<strong>de</strong>rs hohe Empfindlichkeit im<br />

roten Spektralbereich aufweist. Im zweiten Bild ist eine etwas vergrößerte Gruppe von einigen Wellenzentren<br />

zu sehen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit beträgt hier etwa 14 mm/min (gemessen in <strong>de</strong>r rechten Spalte<br />

von Abbildung 13). Die Wellengrenzen sind in bei<strong>de</strong>n Aufnahmenserien ausgefranst, weil sich die Vibrationen<br />

<strong>de</strong>s Ventilators <strong>de</strong>s Overhead-Projektors auf die Lösung übertragen.<br />

Man kann die Reaktion an einer bestimmten Stelle initiieren, wenn man eine heiße Na<strong>de</strong>l, o<strong>de</strong>r einen<br />

heißen Draht kurz in die Lösung taucht. Die Gasbläschen, die entstehen, erkennt man auf diesen Aufnahmen<br />

als dunkle run<strong>de</strong> Flecken, da sie das Licht <strong>de</strong>s Projektors streuen.<br />

2.4.3 Deutung<br />

Im Prinzip läuft bei räumlicher Reaktionsführung die gleiche Reaktion ab, wie bei einem gerührten System.<br />

Der einzige Unterschied besteht darin, dass sich die Reaktion nicht nur über die Zeit, son<strong>de</strong>rn auch über <strong>de</strong>n<br />

Raum ausbreitet. Am Anfang ist die gesamte Schicht im reduzierten Zustand <strong>de</strong>r BZR. Danach bil<strong>de</strong>n sich<br />

an einige Stellen Zentren mit verän<strong>de</strong>rten Konzentrationen, von <strong>de</strong>nen die sichtbaren chemischen Wellen<br />

konzentrisch, o<strong>de</strong>r spiralförmig ausgehen. Dies beruht darauf, dass die Reaktion von einer Raumeinheit<br />

auf eine benachbarte übergreift, in<strong>de</strong>m die Substanzen zwischen <strong>de</strong>n Raumeinheiten diffundieren. Ist zum


Beispiel an einer Stelle gera<strong>de</strong> die Br − -Konzentration sehr hoch, so greift diese hohe Konzentration auch<br />

auf die benachbarten Raumeinheiten über (Ausgleich <strong>de</strong>s Konzentrationsgefälles) usw. So breitet sich ein<br />

gewisser Zustand <strong>de</strong>r Reaktion über <strong>de</strong>n Raum aus. Von innen heraus bil<strong>de</strong>t sich dann aber die hohe Br − -<br />

Konzentration (siehe Beispiel) durch das Ablaufen <strong>de</strong>r BZR wie<strong>de</strong>r zurück. Somit breitet sich ein mehr, o<strong>de</strong>r<br />

min<strong>de</strong>r breites Band mit einer hohen Br − -Konzentration aus, das sich farblich vom Rest <strong>de</strong>r Schicht absetzt.<br />

Passiert dies oft hintereinan<strong>de</strong>r, so beobachtet man mehrere konzentrische Wellenfronten, die vom Zentrum<br />

ausgehen [Walker 1980].<br />

Die Störzentren können, wie im letzten Abschnitt erwähnt wur<strong>de</strong>, durch eine heiße Na<strong>de</strong>l erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Man verän<strong>de</strong>rt dabei durch Verdampfen die Konzentrationen. Aber auch CO 2 -Bläschen, Kratzer im Glas<br />

o<strong>de</strong>r Staubkörner können Störzentren sein.<br />

Anhand von Abbildung 11 kann man einige Aussagen über die Natur von chemischen Wellen machen. Sie<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich nämlich in einigen wichtigen Punkten von an<strong>de</strong>ren Wellenerscheinungen, wie <strong>de</strong>m Schall,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Licht. Zum einen wer<strong>de</strong>n chemische Wellen von Hin<strong>de</strong>rnissen nicht reflektiert. Dies sieht man<br />

daran, dass etwa die Wellen, die in <strong>de</strong>n Aufnahmen auf die Gefäßwand treffen, nicht wie<strong>de</strong>r zurücklaufen,<br />

son<strong>de</strong>rn einfach verschwin<strong>de</strong>n. Ein weiterer Unterschied besteht in <strong>de</strong>r Interaktion von verschie<strong>de</strong>nen Wellenfronten:<br />

Licht- o<strong>de</strong>r Schallwellen können sich durchdringen und interferieren, chemische Wellen löschen<br />

sich grundsätzlich aus. Dies sieht man an <strong>de</strong>n Stellen, die in Abbildung 11 mit einem gelben Strich markiert<br />

sind. Hier treffen jeweils zwei Wellenfronten aufeinan<strong>de</strong>r und löschen sich aus. Dabei bil<strong>de</strong>t sich eine gedachte<br />

Linie, an <strong>de</strong>r die Auslöschung stattfin<strong>de</strong>t, die sich immer in Richtung <strong>de</strong>s Störzentrums mit <strong>de</strong>r nierdrigeren<br />

Frequenz bewegt [Walker 1980].<br />

16


17<br />

3 Mathematische Mo<strong>de</strong>lle und Simulation<br />

3.1 Grundüberlegungen<br />

Bis jetzt wur<strong>de</strong>n die Versuchsergebnisse und die chemische Theorie, die hinter ihnen steckt, beschrieben. Um<br />

sie simulieren zu können, ist es notwendig, chemische Reaktionen mathematisch in Mo<strong>de</strong>lle zu fassen. Über<br />

diesen Weg kann man einerseits überprüfen, ob die Vorstellungen, die man von einem Reaktionsablauf hat,<br />

zutreffen. An<strong>de</strong>rerseits kann man manche Details mit Simulationen erforschen, die im Versuch nur schwer<br />

zu erfassen sind. Dies betrifft vor allem die Bildung von chemischen Wellen (siehe 2.4). Hier kann man etwa<br />

eine dreidimensionale Simulation durchführen, um die Raumstruktur <strong>de</strong>r sich ausbreiten<strong>de</strong>n Spiral- und<br />

Kreiswellen zu erkennen. Dies wäre im Versuch wegen <strong>de</strong>r kleinen Abmessungen eines Zentrums und <strong>de</strong>r<br />

geringen Schichtdicken sehr schwierig.<br />

Der folgen<strong>de</strong> Teil dieser Arbeit soll verschie<strong>de</strong>ne Rechenmo<strong>de</strong>lle vorstellen und ihre Anwendung zur<br />

Simulation verschie<strong>de</strong>ner Versuchsergebnisse beschreiben. Zunächst wer<strong>de</strong>n Rechenmo<strong>de</strong>lle für ein einfaches<br />

gerührtes, gewissermaßen 0-dimensionales System beschrieben. Danach wird ein Mo<strong>de</strong>ll auf einen 1-<br />

dimensionalen (Linie) und schließlich auf einen 2-dimensionalen Raum (Fläche) übertragen.<br />

Die erste Frage, die sich stellt, ist, wie ein mathematisches Mo<strong>de</strong>ll für die BZR aussieht. Zuerst wird ein<br />

Reaktionsmo<strong>de</strong>ll aus verschie<strong>de</strong>nen einfachen ”<br />

Reaktionsgleichungen“ (RG) entworfen. Aus diesem Mo<strong>de</strong>ll<br />

gewinnt man dann ein mehr o<strong>de</strong>r weniger einfaches Differentialgleichungssystem (DGS). Es han<strong>de</strong>lt sich bei<br />

diesen Gleichungen um Ratengleichungen <strong>de</strong>r Form<br />

∆X<br />

∆t<br />

= f(X, Y, . . .);<br />

∆Y<br />

∆t<br />

= g(X, Y, . . .); . . .<br />

Dabei sind X und Y Stoffmengen. Die Gleichungen geben <strong>de</strong>n Stoffumsatz ∆X bzw. ∆Y in einem bestimmten<br />

Zeitintervall ∆t an, was man als Umsatzrate bezeichnen kann (daher die Bezeichnung Ratengleichungen).<br />

Löst man dieses Gleichungssystem numerisch, in<strong>de</strong>m man von Startwerten (x 0 , y 0 , . . .) aus iteriert 7 , und<br />

trägt das aktuelle x t bzw. y t gegen die Zeit t auf, so erhält man eine Kurve, die <strong>de</strong>n Reaktionsverlauf<br />

wie<strong>de</strong>rspiegelt. Daraus ergibt sich folgen<strong>de</strong> Formulierung für die iterative Lösung <strong>de</strong>s Systems:<br />

X t+1 = X t + f(X t , Y t , . . .); Y t+1 = Y t + g(X t , Y t , . . .); . . .<br />

Mathematisch gesehen entspricht dies <strong>de</strong>r iterativen numerischen Integration <strong>de</strong>s DGS.<br />

Damit man einen oszillieren<strong>de</strong>n Zustand erreichen kann, müssen folgen<strong>de</strong> Bedingungen erfüllt sein [Franck 1978]:<br />

1. Die Startwerte X 0 , Y 0 , . . . müssen unabhängig voneinan<strong>de</strong>r vorggebbar sein.<br />

2. Es existiert kein funktionaler Zusammenhang <strong>de</strong>r Form Y t = h(X t ) zwischen <strong>de</strong>n Parametern zur Zeit t.<br />

Sie beeinflussen sich nur in ihren Än<strong>de</strong>rungsgeschwindigkeiten, wie es das oben angegebene DGS angibt.<br />

3. Die kinetischen Zusammenhänge müssen nichtlinear sein und autokatalytische, o<strong>de</strong>r autoinhibitorische<br />

Schritte enthalten.<br />

3.2 Rechenmo<strong>de</strong>lle für die zeitliche Reaktion<br />

3.2.1 Der ”<br />

Brüsselator“<br />

Der sog. Brüsselator 8 ist ein recht einfaches Mo<strong>de</strong>ll für oszillieren<strong>de</strong> Systeme, das zwei oszillieren<strong>de</strong> Variablen<br />

enthält. Er ist nicht direkt auf die BZR übertragbar, liefert aber ähnliche Ergebnisse und ist gut dazu<br />

geeignet, die grundlegen<strong>de</strong>n Techniken <strong>de</strong>r Simulation zu erklären. Das Mo<strong>de</strong>ll basiert auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

” Reaktionsgleichungen“: A −→ k1<br />

X (B.I)<br />

2X + Y<br />

B + X<br />

X<br />

−→ k2<br />

3X (autokatalytsich) (B.II)<br />

−→ k3<br />

Y + D (B.III)<br />

−→ k4<br />

E (B.IV)<br />

Hierbei sind k 1 . . . k 4 Geschwindigkeitskonstanten für die Reaktionen (B.I)...(B.IV). Aus diesen Gleichungen<br />

ergibt sich die Summengleichung:<br />

7 Iterieren be<strong>de</strong>utet, dass die Ergebnisse eines Rechenschrittes beim nächsten Schritt wie<strong>de</strong>r in die Formel eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

und so fort.<br />

8 Der Brüsselator wur<strong>de</strong> von I. Prigogine und R. Lefever an <strong>de</strong>r Université Libre <strong>de</strong> Bruxelles in Belgien entwickelt, daher<br />

<strong>de</strong>r Name.


18<br />

A + B<br />

[X][Y]<br />

−→ D + E (B.V)<br />

Dieses Mo<strong>de</strong>ll wur<strong>de</strong> schon bei seiner Vorstellung 1967 [Prigogine, Lefever 1968] als physikalisch unrealistisch<br />

bezeichnet, weil <strong>de</strong>r trimolekulare Schritt (B.II) in <strong>de</strong>r Natur nicht <strong>de</strong>nkbar ist. Man kann aus (B.V)<br />

leicht ersehen, dass X und Y hier als Katalysatoren fungieren, da sie sich in <strong>de</strong>r Summengleichung herauskürzen.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hier um ein Fließgleichgewicht, weil während <strong>de</strong>r Berechnung die Stoffmengen<br />

von A und B konstant gehalten wer<strong>de</strong>n und die Produkte D und E keine Rückwirkung auf das System<br />

haben.<br />

Aus diesem Mo<strong>de</strong>ll erhält man leicht Terme, die die Geschwindigkeit angeben, mit <strong>de</strong>nen die Reaktionen<br />

abläuft:<br />

v 1 = k 1 · A; v 2 = k 2 · X 2 Y ; v 3 = k 3 · BX; v 4 = k 4 · X;<br />

Daraus ergeben sich die kinetischen Gleichungen für die Stoffmengenumsätze ∆X ∆X<br />

∆t<br />

und<br />

∆t<br />

durch Addieren<br />

und Subtrahieren:<br />

∆X<br />

∆t = 1 · v 1 + (−2 + 3) · v 2 − 1 · v 3 − 1 · v 4 = k 1 A + k 2 X 2 Y − k 3 BX − k 4 X (B.6)<br />

∆X<br />

∆t = 1 · v 3 − 1 · v 2 = k 3 BX − k 2 X 2 Y<br />

Dies be<strong>de</strong>utet für ∆X<br />

∆t , dass mit <strong>de</strong>r Geschwindigkeit v 1 und v 2 je ein X gebil<strong>de</strong>t, aber auch mit v 3 und v 4<br />

je eines verbraucht wird. Bei (B.II) wer<strong>de</strong>n eigentlich 3X gebil<strong>de</strong>t, aber es wer<strong>de</strong>n auch zwei davon wie<strong>de</strong>r<br />

verbraucht, was zu einem gesamten Zugewinn von 1X führt. Das Zustan<strong>de</strong>kommen von ∆X<br />

∆t<br />

lässt sich analog<br />

erklären [Prigogine, Lefever 1968, Franck 1978, Kon<strong>de</strong>pudi, Prigogine 1998].<br />

Dieses DGS habe ich in ein Computerprogramm umgesetzt. Hierbei verwen<strong>de</strong> ich die Lösungsmetho<strong>de</strong>,<br />

die ich in 3.1 ange<strong>de</strong>utet habe. Das Programm hat folgen<strong>de</strong>n Aufbau (abgefasst in einer algorithmische<br />

Pseudosprache, wie sie in einigen Artikeln in <strong>de</strong>r Zeitschrift Spektrum <strong>de</strong>r Wissenschaft“ verwen<strong>de</strong>t wird<br />

”<br />

[Dewdney 1992b]):<br />

(B.7)<br />

1 X ← X 0<br />

2 Y ← Y 0<br />

3 A ← A 0<br />

4 B ← B 0<br />

5 wie<strong>de</strong>rhole<br />

6 n x ← k 1A + k 2X 2 Y − k 3BX − k 4X<br />

7 n y ← k 3BX − k 2X 2 Y<br />

8 X ← X + n x · ∆t<br />

9 Y ← Y + n y · ∆t<br />

10 Zeichne X und Y<br />

11 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

x<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

100 200 t<br />

y<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

100 200<br />

Abb. 14: Funktionsgraphen <strong>de</strong>s Brüsselator-Mo<strong>de</strong>lls mit <strong>de</strong>n in [Kon<strong>de</strong>pudi, Prigogine 1998] angegebenen Paramtern:<br />

A 0 = 1; B 0 = 3; X 0 = 1; Y 0 = 1; k 1 = k 2 = k 3 = k 4 = 1 und ∆t = 0, 01. Blaue Kurve: X; Rote Kurve: Y .<br />

Zeitachse in Rechenschritten.<br />

In <strong>de</strong>n Zeilen (Z.) 1-4 wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Variablen die Startbedingungen zugewiesen. Danach beginnt die Iteration<br />

durch eine Schleife (Z. 5-11), die laufend wie<strong>de</strong>rholt wird: zuerst wer<strong>de</strong>n die Stoffmengenän<strong>de</strong>rungen<br />

t


19<br />

pro Zeiteinheit n X = ∆X<br />

∆t<br />

und n Y = ∆X<br />

∆t<br />

mit <strong>de</strong>n oben genannten Formeln (B.6) und (B.7) berechnet (Z. 6,<br />

7). Danach wer<strong>de</strong>n diese Än<strong>de</strong>rungen mit <strong>de</strong>m Zeitintervall ∆t multipliziert, um die Zeit aus <strong>de</strong>m Nenner zu<br />

kürzen. Es bleiben dann nur die Stoffmengenän<strong>de</strong>rungen ∆X und ∆X während <strong>de</strong>r Zeit ∆t stehen, die zu<br />

<strong>de</strong>n alten X- und Y -Werten addiert wer<strong>de</strong>n (Z. 8, 9). Je nach<strong>de</strong>m, ob n X bzw. n Y positiv o<strong>de</strong>r negativ sind,<br />

erniedrigt o<strong>de</strong>r erhöht sich dann die Stoffmenge von X und Y. Danach wer<strong>de</strong>n die Werte auf <strong>de</strong>m Bildschirm<br />

ausgegeben (Z. 10). Wenn die Schleife das nächste Mal durchlaufen wird, sind die eben berechneten Werte<br />

die alten und wer<strong>de</strong>n in die Rechnung eingesetzt.<br />

Ich habe das gera<strong>de</strong> beschriebene Programm in <strong>de</strong>r Programmiersprache Delphi (Objekt-Pascal für Windows)<br />

umgesetzt. Es gibt <strong>de</strong>n Graphen in Abb. 14 für <strong>de</strong>n Brüsselator aus:<br />

Eine eingehen<strong>de</strong>r Vergleich aller Rechenmo<strong>de</strong>lle mit <strong>de</strong>n Versuchsergebnissen erfolgt in Abschnitt 3.2.4.<br />

Das beschriebene Programm befin<strong>de</strong>t sich zusammen mit <strong>de</strong>n Programmen für die folgen<strong>de</strong>n Rechenmo<strong>de</strong>lle<br />

auf <strong>de</strong>r beigelegten CD-ROM. Die Bedienung wird in Anhang B beschrieben.<br />

3.2.2 Das Mo<strong>de</strong>ll von Field, Körös und Noyes (FKN-Mo<strong>de</strong>ll)<br />

Richard J. Field, Endre Körös und Richard M. Noyes haben ein an<strong>de</strong>res Mo<strong>de</strong>ll für <strong>de</strong>n Ablauf<br />

<strong>de</strong>r BZR entworfen, als dasjenige, das in 2.2 beschrieben wur<strong>de</strong>. Es eignet sich sehr gut dazu ein DGS,<br />

wie es im letzten Abschnitt beschrieben wur<strong>de</strong>, zu gewinnen. Sie geben das folgen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll an. Unter <strong>de</strong>n<br />

chemischen Gleichungen stehen jeweils die vereinfachten Gleichungen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls, die sich daraus ergeben<br />

[Kon<strong>de</strong>pudi, Prigogine 1998].<br />

• Erzeugung von HBrO 2<br />

BrO − 3 + Br − + 2H + −→ HBrO 2 + HBrO (FKN.1)<br />

• autokatalytische Erzeugung von HBrO 2<br />

⇒ A + Y k 1<br />

−→ X + P (FKN.2)<br />

BrO − 3 + HBrO 2 + H + −→ 2BrO·2 + H 2O (FKN.3)<br />

BrO·2 + Ce 3+ + H + −→ HBrO 2 + Ce 4+ (FKN.4)<br />

⇒ A + X k 2<br />

−→ 2X + 2Z (FKN.5)<br />

• Aufbrauchen von HBrO 2<br />

HBrO 2 + Br − + H + −→ 2HBrO (FKN.6)<br />

• Oxidation <strong>de</strong>r beteiligten organischen Stoffe<br />

2HBrO 2 −→ BrO − 3 + BHBrO + H + (FKN.7)<br />

⇒ X + Y k 3<br />

−→ 2P (FKN.8)<br />

⇒ 2X k 4<br />

−→ A + P (FKN.9)<br />

HMal + Br 2 −→ HBrMal + H + + Br − (FKN.10)<br />

Ce 4+ + 1 2 [HMal + HBrMal] −→ f 2 Br− + Ce 3+ + Produkte (FKN.11)<br />

⇒ B + Z<br />

k 5<br />

−→<br />

f<br />

2 Y (FKN.12)<br />

Dabei be<strong>de</strong>ute: HMal Malonsäure, HBrMal Brommalonsäure,<br />

A = BrO − 3 , B = organisch, X = HBrO 2, Y = Br − , Z = Ce 4+ und P = HBrO, mit f = 0, 5 − 2, 4.<br />

Bei diesem Mo<strong>de</strong>ll han<strong>de</strong>lt es sich um ein drei-Variablen-System mit <strong>de</strong>n oszillieren<strong>de</strong>n Bestandteilen X<br />

(HBrO 2 ), Y (Br − ) und Z (Ce 4+ ). Dieses Mo<strong>de</strong>ll ist viel stärker an <strong>de</strong>r BZR orientiert, als <strong>de</strong>r Brüsselator.<br />

Aus <strong>de</strong>m obigen Reaktionsgleichungen ergibt sich analog zum letzten Kapitel folgen<strong>de</strong>s DGS:<br />

∆X<br />

∆t<br />

∆X<br />

∆t<br />

dz<br />

∆t<br />

= k 1AY + k 2AX − k 3XY − 2k 4X 2 (FKN.13)<br />

= −k 1AY − k 3XY + f k5BZ (FKN.14)<br />

2<br />

= 2k 2AX − k 5BZ (FKN.15)<br />

Wie man sieht, han<strong>de</strong>lt es sich wie<strong>de</strong>r um ein Fließgleichgewicht, weil A und B während <strong>de</strong>r gesamten<br />

Simulation konstant gehalten wer<strong>de</strong>n. Setzt man dieses DGS in ein Programm um, wie es im letzten Kapitel<br />

beschrieben wur<strong>de</strong>, so erhält man Kurven, wie Abbildung 15 sie zeigt. Der Vergleich mit <strong>de</strong>n Messergebnissen<br />

erfolgt wie<strong>de</strong>r in Kapitel 3.2.4.


20<br />

0,0001<br />

0,00009<br />

0,00008<br />

0,00012<br />

-<br />

X = HBrO 2 Y = Br<br />

0,0001<br />

0,00007<br />

0,00008<br />

0,00006<br />

0,00005<br />

0,00006<br />

0,00004<br />

0,00003<br />

0,00004<br />

0,00002<br />

0,00002<br />

0,00001<br />

0<br />

1 1001 2001 3001<br />

t<br />

0<br />

1 1001 2001 3001<br />

t<br />

0,0016<br />

0,0014<br />

4+<br />

Z = Ce<br />

0,0016<br />

0,0014<br />

0,0012<br />

0,0012<br />

0,001<br />

0,001<br />

0,0008<br />

0,0008<br />

0,0006<br />

0,0006<br />

0,0004<br />

0,0004<br />

0,0002<br />

0,0002<br />

0<br />

1 1001 2001 3001<br />

t<br />

Abb. 15: Funktionsgraphen <strong>de</strong>s FKN-Mo<strong>de</strong>lls mit <strong>de</strong>n Paramtern: A 0 = 0, 06; B 0 = 0, 02; X 0 = 2 · 10 −7 ; Y 0 =<br />

2 · 10 −5 ; Z 0 = 1 · 10 −4 ; f = 1, 5; k 1 = 1, 28; k 2 = 8, 0; k 3 = 8, 0 · 10 5 ; k 4 = 2 · 10 3 ; k 5 = 1, 0 und ∆t = 0, 01. Zeitachse<br />

in Rechenschritten. Ein gezeichneter Punkt entspricht 30 Rechenschritten.<br />

0<br />

1 1001 2001 3001<br />

t<br />

3.2.3 Ein eigenes Mo<strong>de</strong>ll<br />

Der folgen<strong>de</strong> Teil beschreibt ein Mo<strong>de</strong>ll, das ich selber entwickelt habe. Es simuliert einen etwas an<strong>de</strong>ren<br />

Aspekt <strong>de</strong>r BZR. Die bei<strong>de</strong>n ersten Mo<strong>de</strong>lle (Brüsselator und FKN) bil<strong>de</strong>n thermodynamisch offene<br />

Fließgleichgewichtssysteme nach. Im I<strong>de</strong>alversuch wird die BZR auch so durchgeführt. Wegen <strong>de</strong>s großen<br />

apparativen Aufwands, <strong>de</strong>r zur Herstellung eines Fließgleichgewichtes erfor<strong>de</strong>rlich wäre (Durchflussreaktor<br />

...) habe ich sie allerdings in einem geschlossenen System (Becherglas) angesetzt. In<strong>de</strong>m man die Konzentrationen<br />

<strong>de</strong>r Edukte im Vergleich zu <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Katalysators Ce 3+ sehr hoch ansetzt, kommt man hier einem<br />

Fließgleichgewicht sehr nahe. Dabei wer<strong>de</strong>n durch die geringe Konzentration <strong>de</strong>s Katalysators immer nur sehr<br />

kleine Stoffportionen umgesetzt. Nun war die Frage interessant, ob man auch ein Mo<strong>de</strong>ll entwickeln könnte,<br />

das ein solches geschlossenes System simuliert. Meine ersten Versuche, bei <strong>de</strong>nen ich die schon vorgestellten<br />

Mo<strong>de</strong>lle einfach um Gleichungen für die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Edukt- und Produktkonzentrationen erweitert habe,<br />

hatten keinen Erfolg. Die Systeme näherten sich immer ohne Oszillation <strong>de</strong>m Gleichgewichtszustand an.<br />

Ich habe dann einen ganz an<strong>de</strong>ren Ansatz zur Simulation verwen<strong>de</strong>t. Wie im ersten Teil <strong>de</strong>r Arbeit<br />

beschrieben, kann man die BZR so erklären, dass mehrere Reaktionen gleichzeitig ablaufen (Reaktionsgleichungen<br />

I-III, Seite 3). Von diesen wird Reaktion (II) durch Bromid-Ionen inhibiert, die in Reaktion (I)<br />

abgebaut und in Reaktion (III) rückgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dieses Konzept habe ich nun in ein Simulationsmo<strong>de</strong>ll<br />

umgewan<strong>de</strong>lt. Nur die Produktion von HCOOH und CO 2 wird nicht mitsimuliert. Ich habe um <strong>de</strong>n oben<br />

beschriebenen Mechanismus für die BZR einen sog. Automaten aufgebaut. Ein Automat ist ein theroretisches<br />

Gebil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Informatik. Er ist eine Art Black-Box, die eine Reihe von Eingangszustän<strong>de</strong>n in eine<br />

Reihe von Ausgangszustän<strong>de</strong>n wan<strong>de</strong>lt. Dabei besitzt ein Automat einen inneren Zustand, <strong>de</strong>r angibt, wie


21<br />

die Eingangszustän<strong>de</strong> zu verarbeiten sind. Am En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Verarbeitung geht dann <strong>de</strong>r Automat in einen<br />

neuen inneren Zustand über, o<strong>de</strong>r bleibt im aktuellen [Mittelbach 1997].<br />

Der Automat, <strong>de</strong>n ich verwen<strong>de</strong> hat die Stoffmengen zur Zeit t als Eingangszustän<strong>de</strong> und gibt die neuen<br />

Stoffmengen zur Zeit t + 1 aus. Sein innerer Zustand gibt jeweils an, ob Reaktion (I), (II) o<strong>de</strong>r (III) gera<strong>de</strong><br />

abläuft. Es sind auch Kombinationen <strong>de</strong>r Reaktionen möglich. Der Automat ersetzt also im in 3.2.1<br />

beschriebenen Grundprogramm das DGS. Seinen Aufbau zeigt Abbildung 16.<br />

Einganszustän<strong>de</strong><br />

-<br />

c<br />

t(Br )<br />

-<br />

c<br />

t(BrO 3)<br />

c (HMal)<br />

t<br />

c (HBrMal)<br />

t<br />

+<br />

c(H<br />

t<br />

)<br />

3+<br />

c<br />

t(Ce )<br />

4+<br />

c<br />

t(Ce )<br />

innerer Zustand<br />

(0), (1), (2),<br />

(01), (02), (12),<br />

(012)<br />

0 Reaktion I läuft ab<br />

1 Reaktion II läuft ab<br />

2 Reaktion III läuft ab<br />

Automat<br />

Ausgangsganszustän<strong>de</strong><br />

-<br />

c<br />

t+1(Br )<br />

-<br />

c<br />

t+1(BrO 3<br />

)<br />

c (HMal)<br />

t+1<br />

c (HBrMal)<br />

t+1<br />

+<br />

c<br />

t+1(H )<br />

3+<br />

c<br />

t+1(Ce )<br />

4+<br />

c<br />

t+1(Ce )<br />

Abb. 16: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>ten Automaten<br />

Die Bedingungen für das Ablaufen <strong>de</strong>r einzelnen Reaktionen sind:<br />

• Reaktion (I) läuft immer ab, wenn die Ausgangssubstanzen in genügen<strong>de</strong>r Konzentration vorliegen:<br />

n(Br − ) > 0; n(HMal) > 0; n(BrO − 3 ) > 0; n(H + ) > 0;<br />

• Reaktion (II) läuft immer ab, wenn die Ausgangssubstanzen in genügen<strong>de</strong>r Konzentration vorliegen und (fast)<br />

kein Bromid vorhan<strong>de</strong>n ist:<br />

n(BrO − 3 ) > 0; n(HMal) > 0; n(Ce 3+ ) > 0;<br />

n(HMal) > 0; n(H + ) > 0; n(Br − ) → 0;<br />

• Reaktion (III) läuft immer ab, wenn die Ausgangssubstanzen in genügen<strong>de</strong>r Konzentration vorliegen:<br />

n(HBrMal) > 0; n(Ce 4+ ) > 0;<br />

Reaktion (II) wird durch Bromidionen inhibiert. Sie läuft nur ab, wenn keine Bromid-Ionen vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind, darum gilt die Bedingung n(Br − ) → 0. Um festzustellen, ob eine Konzentration gegen null geht,<br />

wird sie mit einer vorher festgelegten Grenze verglichen. Liegt sie darunter, so wertet <strong>de</strong>r Automat diese<br />

Konzentration als gegen null gehend. Der Grenzwert wird in Prozent <strong>de</strong>r Ausgangskonzentration angegeben<br />

(Grenzstoffmenge). Es ist übrigens egal, ob man von Konzentrationen, o<strong>de</strong>r Stoffmengen spricht, weil das<br />

betrachtete Volumen gleich bleibt.<br />

Für die drei möglichen Reaktionen erhält man folgen<strong>de</strong> Ablaufgeschwindigkeiten:<br />

v 1 = k 1 · c(Br − ) 2 · c(BrO − 3 ) · c(HMal) 3 · c(H + ) 3<br />

v 2 = k 2 · c(BrO − 3 ) · c(Ce 3+ ) 4 · c(HMal) · c(H + ) 5<br />

v 3 = k 3 · c(HBrMal) · c(Ce 4+ ) 4<br />

Daraus ergeben sich folgen<strong>de</strong> Konzentrationsän<strong>de</strong>rungen (DGS):<br />

Reaktion I Reaktion II Reaktion III<br />

dc(Br − )<br />

∆t<br />

−2 · v 1 0 v 3<br />

dc(Ce 3+ )<br />

∆t<br />

0 −4 · v 2 4 · v 3<br />

dc(Ce 4+ )<br />

∆t<br />

0 4 · v 2 −4 · v 3<br />

dc(BrO − 3 )<br />

−v<br />

∆t 1 −v 2 0<br />

dc(HMal)<br />

−3 · v<br />

∆t 1 −v 2 0<br />

dc(H + )<br />

−3 · v<br />

∆t 1 −5 · v 2 5 · v 3<br />

dc(HBrMal)<br />

3 · v<br />

∆t 1 v 2 −v 3


22<br />

Das Simulationsprogramm (Listing folgt weiter unten), das im Grun<strong>de</strong> <strong>de</strong>mjenigen für <strong>de</strong>n Brüsselator<br />

entspricht wird in <strong>de</strong>r Haupt-Schleife (Z. 2-19) also folgen<strong>de</strong>s tun: Zuerst wer<strong>de</strong>n die Geschwindigkeiten<br />

v 1 . . . v 3 für die Reaktionen (I). . .(III) ausgerechnet (Z. 3-5) Danach wird überprüft, ob Reaktion (I) ablaufen<br />

könnte (Z. 6). Falls ja, dann läuft sie ab (Z. 7-9). Danach wird dasselbe Spiel für Reaktion (II) (Z.10-13) und<br />

(III) (Z.14-17) durchgeführt. Zum Schluss wer<strong>de</strong>n die Än<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>m Bildschirm ausgegeben (Z. 18):<br />

1 setzen <strong>de</strong>r Simulationsvariablen auf Startwerte<br />

2 wie<strong>de</strong>rhole<br />

3 v 1 ← k 1 · c t(Br − ) 2 · . . .<br />

4 v 2 ← k 2 · c t(BrO − 3 ) · . . .<br />

5 v 3 ← k 3 · c t(HBrMal) · c t(Ce 4+ ) 4<br />

6 wenn Reaktion I ablaufen kann, dann<br />

7 c t+1(Br − ) ← c t(Br − ) + ∆c(Br− )<br />

∆t<br />

8 . . .<br />

9 En<strong>de</strong> wenn<br />

10 wenn Reaktion II ablaufen kann, dann<br />

11 c t+1(BrO + 3 ) ← ct(BrO+ 3 ) + ∆c(BrO+ 3 )<br />

∆t<br />

12 . . .<br />

13 En<strong>de</strong> wenn<br />

14 wenn Reaktion III ablaufen kann, dann<br />

15 c t+1(Br − ) ← c t(Br − ) + ∆c(Br− )<br />

∆t<br />

16 . . .<br />

17 En<strong>de</strong> wenn<br />

18 Zeichne Graphen <strong>de</strong>r berechneten Stoffmengen<br />

19 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

Auch dieses Programm habe ich in Delphi umgesetzt. Es gibt die Kurven in Abbildung 17 als Ergebnis<br />

aus. Graph a) zeigt <strong>de</strong>n Verlauf von drei Oszillationsperio<strong>de</strong>n. Es sind die Stoffmengen von Bromid (blau),<br />

Brommalonsäure (rot) und Ce 3+ (grün) gegen die Anzahl <strong>de</strong>r Reaktionszyklen ( ˆ= Zeit) aufgetragen. Graph<br />

b) zeigt <strong>de</strong>n Verlauf einer Simulation bis zur Einstellung <strong>de</strong>r Oszillation (≈ 1, 5 · 10 6 Zyklen). Hier sind die<br />

Stoffmengen <strong>de</strong>r Edukte Bromat (grün) und Malonsäure (blau) und <strong>de</strong>s Produktes Brommalonsäure (rot)<br />

gegen die Zeit aufgetragen. Die Geschwindigkeitskonstanten k 1 . . . k 3 habe ich experimentell bestimmt, in<strong>de</strong>m<br />

ich von <strong>de</strong>n ungefähren Verhältnissen <strong>de</strong>r Geschwindigkeiten ausgegangen bin die sich aus <strong>de</strong>m Mechanismus<br />

<strong>de</strong>r BZR ergeben (siehe Abschnitt 2.2).<br />

Ein Vergleich mit <strong>de</strong>m Experiment erfolgt im nächsten Abschnitt. Hier soll aber auf einige Erkenntnisse<br />

über das beschriebene Mo<strong>de</strong>ll hingewiesen wer<strong>de</strong>n, die sich aus <strong>de</strong>n Graphen ergeben: Zum einen sieht man<br />

vor allem an Diagramm a), dass die Produktion <strong>de</strong>r Brommalonsäure (jeweils die rote Kurve) in kleinsten<br />

Schüben vor sich geht. Insgesamt nähert sich die Konzentration <strong>de</strong>r Brommalonsäure immer langsamer einem<br />

bestimmten Grenzwert an, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Ausgangskonzetration an Malonsäure und <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten<br />

organischen Produkte (HCOOH und CO 2 ) abhängt. Der kleine Einbruch bei <strong>de</strong>r Brommalonsäure rührt<br />

daher, dass diese in Reaktion (III) wie<strong>de</strong>r verbraucht wird. Die Oszillation kommt zum erliegen, weil sich die<br />

Bromat-Konzentration gegen null bewegt. Das gesamte System enthält vier oszillieren<strong>de</strong> Variablen. Diese<br />

sind die gezeigte Bromid- (blau) und Ce 3+ -Konzentration (grün). Dazu kommt die <strong>de</strong>r Ce 3+ -Konzentration<br />

spiegelverlehrt verlaufen<strong>de</strong> Ce 4+ -Konzentration. Außer<strong>de</strong>m oszilliert <strong>de</strong>r pH-Wert, weil in Reaktion (I) und<br />

(II) H + -Ionen aufgebraucht und in (III) wie<strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Betrachtet man aber die Bilanz, so nimmt<br />

<strong>de</strong>r pH-Wert leicht ab, weil mehr H + -Ionen verbraucht, als gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (siehe Summengleichung (IV)).


23<br />

a)<br />

n(HBrMal) [mol]<br />

0,00027<br />

0,00022<br />

0,00017<br />

0,00012<br />

0,0362<br />

0,0361<br />

0,036<br />

0,0359<br />

0,0358<br />

-<br />

3+<br />

n(Br ) und n(Ce ) [mol]<br />

b)<br />

Stoffmenge [mol]<br />

0,00007<br />

0 100 0,0357<br />

0,3<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

0<br />

n(HMal)<br />

n(HBrMal)<br />

-<br />

n(BrO 3 )<br />

Zeit [Simulationszyklen]<br />

6<br />

10<br />

Zeit [Simulationszyklen]<br />

Abb. 17: Funktionsgraphen meines eigenen Mo<strong>de</strong>lls. Startwerte (entsprechen <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r Experimente<br />

aus 2.3): k 1 = 5 · 10 3 ; k 2 = 2 · 10 12 ; k 3 = 8 · 10 11 ; ∆t = 1; n(Br − ) = 0, 024mol; n(BrO − 3 ) = 0, 08mol; n(Ce3+ ) =<br />

0, 0002mol; n(Ce 4+ ) = 0; n(HMal) = 0, 3mol; n(HBrMal) = 0; n(H + ) = 1mol; Grenzkonzentration: 1% ·c 0 ; a)<br />

Rechenschritte/Punkt = 1; b) Rechenschritte/Punkt = 10000;<br />

3.2.4 Vergleich zwischen <strong>de</strong>n Simulationsmo<strong>de</strong>llen und <strong>de</strong>n Messergebnissen<br />

Brüsselator: Auf <strong>de</strong>n ersten Blick erzeugt <strong>de</strong>r Brüsselator Kurven, <strong>de</strong>ren Verlauf <strong>de</strong>n Messungen am<br />

nächsten kommt. So ist <strong>de</strong>r Konzentrationsverlauf von X <strong>de</strong>r gemessenen Potentialdifferenz, also <strong>de</strong>r Bromidkonzentration<br />

sehr ähnlich. Bei<strong>de</strong> Kurven weisen ein großes Stoffmengenmaximum in je<strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> auf.<br />

Die Kurve <strong>de</strong>r Substanz Y entspricht in ihrem Verlauf in etwa <strong>de</strong>rjenigen <strong>de</strong>r Transmission, also <strong>de</strong>r Ferroinkonzentration.<br />

Auch die zeitliche Koordination <strong>de</strong>r Kurven stimmt in etwa, weil das Maximum <strong>de</strong>r X-Kurve<br />

mit <strong>de</strong>m plötzlichen Abfall in <strong>de</strong>r Y-Kurve zusammenfällt. Somit ist <strong>de</strong>r Brüsselator ein Mo<strong>de</strong>ll, das sich<br />

zwar nicht am chemischen Mechanismus <strong>de</strong>r BZR (siehe 2.2) festmachen lässt und von seinen Erfin<strong>de</strong>rn für<br />

physikalisch unrealistisch erklärt wur<strong>de</strong>, aber trotz<strong>de</strong>m ähnliche Ergebnisse wie das Experiment liefert.<br />

FKN: Da dieses Mo<strong>de</strong>ll auf einer Interpretation <strong>de</strong>r Vorgänge bei <strong>de</strong>r BZR beruht ist es recht nah an <strong>de</strong>r<br />

Wirklichkeit und liefert auch entsprechen<strong>de</strong> Kurven. Die Kurven <strong>de</strong>r Substanzen Y (Br − ) und Z (Ce 4+ )<br />

entsprechen wie<strong>de</strong>r ihren Pendants in <strong>de</strong>n Messungen. So zeigt <strong>de</strong>r Graph <strong>de</strong>r Substanz Y (Br − ) die typischen<br />

Maxima. Allerdings steigt die Kurve <strong>de</strong>s FKN-Mo<strong>de</strong>lls stärker an als im Experiment. Insofern ist das<br />

Mo<strong>de</strong>ll also etwas von <strong>de</strong>r Wirklichkeit entfernt. Um die Kurve <strong>de</strong>r Substanz Z (Ce 4+ ) mit <strong>de</strong>n Ce 3+ -Kurven<br />

<strong>de</strong>s Experiments vergleichen zu können, muss man sie horizontal spiegeln, wie es in Abbildung 18 bereits<br />

geschehen ist. Man erkennt <strong>de</strong>n typischen langsamen Anstieg <strong>de</strong>r Feroin-Konzentration und ihren plötzlichen<br />

Abfall. Somit ist auch dieses Mo<strong>de</strong>ll sehr gut zur Simulation <strong>de</strong>r BZR geeignet.<br />

Eigenes Mo<strong>de</strong>ll: Mein eigenes Mo<strong>de</strong>ll gibt, <strong>de</strong>n Reaktionsverlauf nicht ganz so exakt, wie die ersten bei<strong>de</strong>n<br />

Mo<strong>de</strong>lle wie<strong>de</strong>r. Beim Bromid existiert eine Unstimmigkeit. Hier ist die Synchronisation dieser Kurve und<br />

<strong>de</strong>r Ce 3+ -Kurve nicht richtig. Der Anstieg <strong>de</strong>s Bromids setzt zu spät ein. Ein weiterer Schwachpunkt meines<br />

Mo<strong>de</strong>lls ist das abrupte Einsetzen <strong>de</strong>r Reaktion (II). Dies ist mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit nicht zu vereinen, weil<br />

hier <strong>de</strong>r Übergang zwischen <strong>de</strong>r Reaktionen fließend ist. Diese Simplifizierung <strong>de</strong>s Inhibitionsmechanismus<br />

stellte sich mir aber als die einzige Möglichkeit dar, ein geschlossenes System zu simulieren. Dafür zeigt


24<br />

Experiment<br />

Brüsselator<br />

FKN-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Eigenes Mo<strong>de</strong>ll<br />

Abb. 18: Vergleichen<strong>de</strong> Gegenüberstellung <strong>de</strong>s Experiments und <strong>de</strong>r drei beschriebenen Mo<strong>de</strong>lle (Brüsselator,<br />

FKN, eigenes Mo<strong>de</strong>ll). Die roten Kurven entsprichen <strong>de</strong>n Ce 3+ -Konzentrationen. Die blauen Kurven zeigen die<br />

Bromid-Konzentrationen.<br />

mein Mo<strong>de</strong>ll, <strong>de</strong>n langsamen Anstieg <strong>de</strong>r Produkt- und <strong>de</strong>n langsamen Abfall <strong>de</strong>r Eduktkonzentrationen mit<br />

<strong>de</strong>n für chemische Reaktionen typischen exponentiellen Graphen. Somit ist das Mo<strong>de</strong>ll offensichtlich dazu<br />

geeignet, die Vorgänge in einem geschlossenen System zu simulieren.<br />

Übertragung <strong>de</strong>r Umgebungsparameter: Die Übertragung <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Umgebungsparamter (Temperatur<br />

und pH-Wert) auf die Simulationsmo<strong>de</strong>lle erfolgt, in<strong>de</strong>m man die Geschwindigkeitskonstanten k n <strong>de</strong>r<br />

Reaktionen än<strong>de</strong>rt. So kann man etwa beim Brüsselator alle k n -Werte auf 2 verdoppeln ( ˆ= z.B. Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Temperatur um 10 ◦ C ) und erhält folglich die doppelte Frequenz. Die Software kann allerdings bei einigen<br />

Mo<strong>de</strong>llen abstürzen, wenn man die k n -Werte zu stark erhöht. Dies passiert etwa beim FKN-Mo<strong>de</strong>ll und<br />

10-fachen k n -Werten. Eine Erniedrigung <strong>de</strong>r Konstanten sollte aber nie ein Problem darstellen.<br />

3.3 Simulation <strong>de</strong>r räumlichen Reaktion<br />

3.3.1 Grundüberlegungen<br />

Dieser Teil <strong>de</strong>r Arbeit befasst sich damit, eines <strong>de</strong>r eben beschriebenen Mo<strong>de</strong>lle auf mehrdimensionale Systeme<br />

(Linie, Fläche, Raum) zu übertragen. Dabei bil<strong>de</strong>t man sog. Reaktions-Diffusions-Systeme mit <strong>de</strong>n<br />

oben beschriebenen Mo<strong>de</strong>llen. Dies be<strong>de</strong>utet, dass nicht nur die chemischen Reaktionen die Stoffmengen an<br />

einem bestimmten Punkt r <strong>de</strong>s Raumes beeinflussen, son<strong>de</strong>rn auch die Diffusion, also <strong>de</strong>r Stoffaustausch,<br />

mit <strong>de</strong>m Nachbarraum (Ausgleich von Konzentrationsunterschie<strong>de</strong>n auf einen Mittelwert). Physikalisch wird


25<br />

die Diffusion durch das 2. Ficksche Gesetz beschrieben. Es lautet nach [Gerthsen 1960]:<br />

dc<br />

dt = D d2 c<br />

dr 2<br />

(RD.1)<br />

Die Konzentrationsän<strong>de</strong>rung dc<br />

dt<br />

ist also <strong>de</strong>r zweiten Ableitung <strong>de</strong>r Stoffkonzentration c nach <strong>de</strong>m Raum r<br />

proportional (Proportionalitätsfaktor D = Diffusionskonstante). Vereinfacht man dies für einen eindimensionalen<br />

Raum (Linie), wie es in [Weimar 1997] und [Meinhardt 1995] angegeben wird, so erhält man:<br />

∆c<br />

∆t = D · [(c r−1 − c r ) + (c r+1 − c r )]<br />

(RD.2)<br />

Dabei be<strong>de</strong>utet c r die Stoffkonzentration an einem bestimmten Raumpunkt r. Also ist die Konzentrationsän<strong>de</strong>rung<br />

durch die Diffusion ∆c<br />

∆t<br />

<strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r Konzentrationsunterschie<strong>de</strong>zu <strong>de</strong>n benachbarten<br />

Raumpunkten proportional. Der Faktor 1 2<br />

ist in D enthalten. Wenn man mit diesen Erkenntnissen das<br />

grundlegen<strong>de</strong> DGS aus 3.1 um die Diffusion erweitert, erhält man nach [Meinhardt 1995] formal:<br />

∆X<br />

∆t = f(X, Y, . . .) + D ∆ 2 X<br />

X<br />

∆r 2 ;<br />

∆X<br />

∆t = g(X, Y, . . .) + D ∆ 2 Y<br />

Y<br />

∆r 2 ; . . .<br />

3.3.2 Die Theorie zellulärer Automaten<br />

Zur Lösung <strong>de</strong>s eben angegebenen DGS wird wie<strong>de</strong>r ein iteratives Verfahren verwen<strong>de</strong>t. Allerdings spielt sich<br />

die Simulation in einem zellulären Automaten (ZA) ab. Ein ZA ist ein Automat, <strong>de</strong>r als Eingangszustand<br />

ein Feld von Zellen (1,2,3,...n-dimensional) in unterschiedlichen Zustän<strong>de</strong>n hat und ein ebensolches ausgibt.<br />

Je<strong>de</strong> Zelle entspricht dabei einem Raumpunkt. Man kann sich z.B. ein solches zweidimensionales Feld wie ein<br />

Schachbrett vorstellen. Je<strong>de</strong>s Quadrat dieses Schachbrettes (eine Zelle) enthält die dortigen Konzentrationen<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Stoffe und wird über seine zwei Koordinaten angesprochen. Der Automat än<strong>de</strong>rt nun diese<br />

Konzentrationen, in<strong>de</strong>m er das Reaktions-Diffusions-System auf je<strong>de</strong>s Feld anwen<strong>de</strong>t. Pro Zeiteinheit än<strong>de</strong>rn<br />

sich also die Konzentrationen je<strong>de</strong>r Zelle genau einmal (durch Diffusion und Reaktion). Wur<strong>de</strong>n alle Zellen<br />

bearbeitet, so wird das nun erzeugte neue Feld wie<strong>de</strong>r als Eingangsfeld <strong>de</strong>m Automaten zugeführt (Iteration).<br />

Als Startfeld (t = 0) wird eine zufällige Konzentrationsverteilung auf <strong>de</strong>m Feld eingesetzt [Weimar 1997].<br />

Abbildung 19 ver<strong>de</strong>utlicht dieses noch einmal.<br />

Eingansfeld<br />

Reaktions-Diffusions-Automat<br />

Diffusionsautomat<br />

Reaktionsautomat<br />

Ausgangsfeld<br />

2. Ficksches<br />

Gesetz<br />

Betrachtung von<br />

Zellengruppen<br />

DGS<br />

(Brüsselator, ...)<br />

Betrachtung von<br />

einzelnen Zellen<br />

c(A) = 0 c(A) = 2<br />

Abb. 19: Zellulärer Automat für ein Reaktions-Diffusions-System<br />

3.3.3 Anwendung auf <strong>de</strong>n Brüsselator<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll, das ich auf einen zellulären Automaten übertragen habe, ist <strong>de</strong>r Brüsselator. Dies erfolgte nach<br />

<strong>de</strong>m Prinzip, das ich in <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Abschnitten beschrieben habe. Ich habe <strong>de</strong>n Brüsselator zuerst<br />

für einen eindimensionalen Raum (Linie) implementiert. Das Programm dazu sieht wie folgt aus:


26<br />

1 A ← A 0<br />

2 B ← B 0<br />

3 wie<strong>de</strong>rhole für r = 0 bis r =Länge<br />

4 X t[r] ← X 0+ Zufallsabweichung<br />

5 Y t[r] ← Y 0+ Zufallsabweichung<br />

6 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

7 wie<strong>de</strong>rhole<br />

8 wie<strong>de</strong>rhole für r = 1 bis r =Länge −1<br />

9 X t+1[r] ← X t[r] + D x · {(X t[r − 1] − X t[r]) + (X t[r + 1] − X t[r])} · ∆t<br />

10 Y t+1[r] ← Y t[r] + D y · {(Y t[r − 1] − Y t[r]) + (Y t[r + 1] − Y t[r])} · ∆t<br />

11 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

12 wie<strong>de</strong>rhole für r = 1 bis r =Länge −1<br />

13 n X ← k 1 · A + k 2 · X t[r] 2 · Y t[r] − k 3 · B · X t[r] − k 4 · X t[r]<br />

14 n Y ← k 3 · B · X t[r] − k 2 · X t[r] 2 · Y t[r]<br />

15 X t+1[r] ← X t[r] + n x · ∆t<br />

16 Y t+1[r] ← Y t[r] + n y · ∆t<br />

17 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

18 Zeichne X t[r] und Y t[r] für alle r als Linie<br />

19 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

Hierbei be<strong>de</strong>utet X t [r] (bzw. Y t [r]) die Stoffmenge von X (bzw. Y ) am Raumpunkt r zur Zeit t. In<br />

<strong>de</strong>n Zeilen 1-6 <strong>de</strong>s Programmes wer<strong>de</strong>n die Zellen <strong>de</strong>s Raumes (Fel<strong>de</strong>s) mit <strong>de</strong>n Ausgangswerten X 0 und<br />

Y 0 plus einer zufälligen Abweichung (pos./neg.) gesetzt. A und B bleiben wie<strong>de</strong>r an allen Raumpunkten<br />

gleich, um ein Fließgleichgewicht zu erreichen. Danach beginnt die Hauptschleife (Z. 7-19). In ihr wird<br />

zuerst die Diffusionsformel (RD.2) auf die X- und Y -Stoffmenge je<strong>de</strong>r Zelle <strong>de</strong>r Linie angewen<strong>de</strong>t (Z. 8-11).<br />

Danach wer<strong>de</strong>n die Reaktionsformeln für <strong>de</strong>n Brüsselator (siehe 3.2.1) auf je<strong>de</strong> Zelle (je<strong>de</strong>n Raumpunkt)<br />

angewen<strong>de</strong>t (Z. 12-17). Die bei <strong>de</strong>r Diffusion auf X t+1 und Y t+1 zugewiesenen Werte wer<strong>de</strong>n jetzt als X t und<br />

Y t angesprochen. Das be<strong>de</strong>utet, dass zu <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s Eingangsfel<strong>de</strong>s zuerst die Diffusion addiert wird und<br />

dann die Konzentrationsän<strong>de</strong>rung durch die Reaktion, also<br />

X t+1 [r] = X t [r] + D X<br />

∆ 2 X[r]<br />

∆r 2 + f(X[r], Y [r]); . . .<br />

Die so erhaltenen Ausgangsfel<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Stoffmengen X t+1 [r] und Y t+1 [r] wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Ausgabe auf<br />

<strong>de</strong>m Bildschirm (Z. 18) wie<strong>de</strong>r als Eingansfel<strong>de</strong>r eingesetzt (Iteration). Interessant ist die Betrachtung <strong>de</strong>r<br />

Randbedingungen <strong>de</strong>s ZA. Diese beschreiben das Verhalten <strong>de</strong>r Randzellen <strong>de</strong>r Linie, da diese ja auf einer<br />

Seite eine nicht existente, also auch in Bezug auf X[r] und Y [r] un<strong>de</strong>finierte Zelle“ haben, die aber in die<br />

”<br />

Formeln eingeht. Im Falle meiner Implementierung verhalten sich diese Randzellen so, als hätten sie immer<br />

die Startkonzentrationen X 0 und Y 0 .<br />

Das eben beschriebene Programm habe ich wie<strong>de</strong>r in Delphi umgesetzt. Abbildung 20 zeigt das ausgegebene<br />

Ergebnis. Entlang <strong>de</strong>r Zeit-Achse (nach unten) wer<strong>de</strong>n einfach die Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zellen aufgetragen<br />

(Raumachse nach rechts). Wie man sieht, bil<strong>de</strong>n sich ineinan<strong>de</strong>r verschachtelte Dreiecke. Dieses Bild be<strong>de</strong>utet,<br />

dass Konzentrationswellen vom Rand aus (Störstelle) nach innen laufen und sich dort auslöschen.<br />

Dies ist ein Ergebnis, das schon Zhabotinsky im Experiment beschrieben hat. Er führte die BZR in einer<br />

dünnen Kanüle durch [Zaikin, Zhabotinsky 1970].<br />

Nun habe ich <strong>de</strong>n Brüsselator auf einen zweidimensionalen Raum (Fläche) übertragen. Daraus folgt, dass<br />

nun je<strong>de</strong>r Raumpunkt r zwei Koordinaten hat, nämlich r x und r y . Damit ist r formal <strong>de</strong>r Vektor ⃗r = ( r x<br />

)<br />

ry<br />

.<br />

Somit stelle ich die Konzentration von X an <strong>de</strong>r Stelle ⃗r zur Zeit t als X t [r x , r y ] dar. Da ein Punkt auf einer<br />

Fläche mehr als nur zwei Nachbarn (wie bei <strong>de</strong>r Linie) hat, muss man die Diffusionsformel entsprechend erweitern.<br />

Auf die Reaktionsformel hat die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Dimension keinen Einfluss, da sie sich ja nur auf eine<br />

Zelle bezieht. Wie ich bereits anfangs geschrieben habe, wird die Diffusion in meinem Programm implementiert,<br />

in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r Konzentrationsän<strong>de</strong>rungen zu <strong>de</strong>n Nachbarzellen, zur Konzentration<br />

<strong>de</strong>r betrachteten Zelle addiert. Bei <strong>de</strong>r Fläche stellt sich nun die Frage, welche Zellen man als Nachbarn<br />

ansieht. Für die Fläche gibt es hier hauptsächlich zwei verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten [Weimar 1997]:<br />

Ich verwen<strong>de</strong> die einfachere von-Neumann-Nachbarschaft. Daraus ergibt sich folgen<strong>de</strong> Formel für die<br />

Konzentrationsän<strong>de</strong>rung ∆c<br />

∆t<br />

durch die Diffusion:<br />

( )<br />

∆c<br />

∆t = D · ct [r x + 1, r y ] + c t [r x − 1, r y ] + c t [r x , r y + 1] + c t [r x , r y − 1]<br />

− c t [r x , r y ] (RD.3)<br />

4


27<br />

Raum r<br />

. . . . . . .<br />

Zustand zu einer<br />

bestimmten Zeit t<br />

Zeit t<br />

Konzentrationswellen<br />

Abb. 20: Der Brüsselator als Reaktions-Diffusions-System auf einem eindimensionalen Raum (Linie). Parameter:<br />

k 1 = k 2 = k 3 = k 4 = 1; X 0 = 1; Y 0 = 1; A 0 = 1; B 0 = 3; ∆t = 0, 1; D X = 0, 1; D Y = 0, 01; Abweichung<br />

= ±1%; Länge = 100 Pixel; Farben: schwarz ˆ= X[r] = 0; weiß ˆ= X[r] = 5; eine Reihe zeigt <strong>de</strong>n Stand nach jeweils<br />

4 Rechenschritten<br />

Nachbarschaftsmo<strong>de</strong>lle:<br />

von Neumann<br />

Moore<br />

betrachtete Zelle<br />

Nachbarzelle<br />

Um ein Programm zu schreiben, das obige Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllt, kann man das Gerüst <strong>de</strong>s Brüsselators auf<br />

<strong>de</strong>r Linie verwen<strong>de</strong>n. Man muss nur zwei Dinge än<strong>de</strong>rn: 1. Die Diffusionsformel für die Linie muss durch<br />

Formel (RD.3) ersetzt wer<strong>de</strong>n. 2. Die Schleifen, die bisher die Linie anhand von r durchlaufen haben, müssen<br />

jetzt die Fläche anhand von ⃗r durchlaufen. Es muss also je eine zweite verschachtelte Schleife eingefügt<br />

wer<strong>de</strong>n, damit r x und r y durchlaufen wer<strong>de</strong>n. Dieses abgeän<strong>de</strong>rte Programm sieht wie folgt aus:<br />

1 A ← A 0<br />

2 B ← B 0<br />

3 wie<strong>de</strong>rhole für r x = 0 bis r x =Breite<br />

4 wie<strong>de</strong>rhole für r y = 0 bis r y =Länge<br />

5 X t[r x, r y] ← X 0+ Zufallsabweichung<br />

6 Y t[r x, r y] ← Y 0+ Zufallsabweichung<br />

7 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

8 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

9 wie<strong>de</strong>rhole<br />

10 wie<strong>de</strong>rhole für r x = 1 bis r x =Breite −1<br />

11 wie<strong>de</strong>rhole für r y = 1 bis r y =Länge −1<br />

12 X t+1[r x, r y] ← X t[r x, r y] + D x ·<br />

13 Y t+1[r x, r y] ← Y t[r x, r y] + D y ·<br />

14 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

15 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

16 wie<strong>de</strong>rhole für r x = 1 bis r x =Breite −1<br />

17 wie<strong>de</strong>rhole für r y = 1 bis r y =Länge −1<br />

4<br />

)<br />

− c t[r x, r y]<br />

)<br />

· ∆t<br />

· ∆t<br />

(<br />

c t [r x+1,r y]+c t [r x−1,r y]+...<br />

(<br />

c t [r x+1,r y]+c t [r x−1,r y]+...<br />

4<br />

− c t[r x, r y]


28<br />

18 n X ← k 1 · A + k 2 · X t[r x, r y] 2 · Y [r x, r y] − k 3 · B · X t[r x, r y] − k 4 · X t[r x, r y]<br />

19 n Y ← k 3 · B · X t[r x, r y] − −k 2 · X t[r x, r y] 2 · Y t[r x, r y]<br />

20 X t+1[r x, r y] ← X t[r x, r y] + n X · ∆t<br />

21 Y t+1[r x, r y] ← Y t[r x, r y] + n Y · ∆t<br />

22 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

23 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

24 Zeichne X t[r x, r y] und Y t[r x, r y] für alle ⃗r als Fläche<br />

25 En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhole<br />

Diesmal sind die Randbedingungen so gewählt, dass <strong>de</strong>n Randzellen auf die gleiche Weise, wie <strong>de</strong>n<br />

normalen Zellen zufällig schwanken<strong>de</strong> X- und Y -Konzentrationen zugewiesen wer<strong>de</strong>n, die aber während <strong>de</strong>r<br />

gesamten Simulation wie A und B konstant bleiben. Die Umsetzung <strong>de</strong>s obigen Programmes in Delphi ergibt<br />

die Ausgabe in Abbildung 21. Unter <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn sind jeweils die verstrichenen Rechenschritte (Generationen)<br />

angegeben.<br />

10 100 200<br />

300<br />

400 500 600 700<br />

800 900 1000 1500<br />

Abb. 21: Der Brüsselator als Reaktions-Diffusions-System im zweidimensionalen ZA. Aufgetragen ist die Konzentration<br />

von X. Zwei Spiralstrukturen sind jeweils vergrößert dargestellt. Parameter: k 1 = k 2 = k 3 = k 4 = 1; X 0 = 1;<br />

Y 0 = 1; A 0 = 1; B 0 = 3; ∆t = 0, 2; D x = 0, 2; D y = 0, 02; Abweichung = ±1000%; Breite = 100 Pixel; Farben: blau<br />

ˆ= X[⃗r] = 0; rot ˆ= X[⃗r ] = 5.<br />

Auf <strong>de</strong>m ersten Bild (10. Generation) sieht man <strong>de</strong>n zufälligen Ausgangszustand <strong>de</strong>s ZA. Auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Bil<strong>de</strong>rn entstehen dann stabile Spiralenmuster. Der Rand wirkt aufgrund <strong>de</strong>r Randbedingungen ebenfalls<br />

als Störzentrum. Von ihm gehen konzentrische Kreiswellen aus. Treffen zwei Wellenfronten aufeinan<strong>de</strong>r, so<br />

löschen sie sich gegenseitig aus. Die Farbgebung wur<strong>de</strong> in Anlehnung an das Experiment mit Ferroin/Ferriin<br />

gewählt.


29<br />

3.3.4 Vergleich zwischen Simulation und Experiment<br />

Die vom Brüsselator erzeugten Wellen (sowohl im ein-, als auch im zweidimensionalen Raum) gleichen in<br />

ihren Eigenschaften <strong>de</strong>n chemischen Wellen, die ich im Experiment beobachtet habe (siehe Abbildungen 11<br />

bis 13). Bei<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n konzentrische Kreise, die von Störzentren ausgehen und sich gegenseitig auslöschen,<br />

aber nicht von Hin<strong>de</strong>rnissen reflektiert wer<strong>de</strong>n. Die Simulation bil<strong>de</strong>t auch Spiralwellen aus, die ich lei<strong>de</strong>r im<br />

Experiment nicht erzeugen konnte, über die aber in <strong>de</strong>r Literatur berichtet wird [Kauffman 1996]. Abbildung<br />

22 zeigt solche Spiralmuster in <strong>de</strong>r BZR.<br />

Abb. 22: gegenüberstellung <strong>de</strong>r Spiralmuster in <strong>de</strong>r BZR (Quelle: [Kauffman 1996, Seite 87]) und <strong>de</strong>r Simulationsergebnisse.<br />

Der Brüsselator ist also auch in ein- und zweidimensionalen Systemen dazu geeignettrotz seiner Einfachheit<br />

die komplexen Phänomene <strong>de</strong>r BZR nachzubil<strong>de</strong>n. Die Umsetzung meines eigenen und <strong>de</strong>s FKN-Mo<strong>de</strong>ll<br />

schlug fehl. Bei<strong>de</strong> zeigten keine sich ausbreiten<strong>de</strong>n Wellenstrukturen. Somit sind sie wohl eher dazu geeignet<br />

gerührte Systeme zu simulieren.


30<br />

4 Zusammenfassung und Ausblicke<br />

Ich habe in dieser Arbeit oszillieren<strong>de</strong>s Verhalten von chemischen Reaktionen am Beispiel <strong>de</strong>r BZR erklärt.<br />

Dieses erstaunliche Phänomen ist ein Beispiel dafür, wie aus einfachen chemischen Systemen komplexes Verhalten<br />

entstehen kann. Wie gezeigt wur<strong>de</strong>, han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r BZR um ein nichtlineares System. Diese<br />

nichtlinearen Systeme haben aber nicht nur in <strong>de</strong>r <strong>Chemie</strong> Be<strong>de</strong>utung. Man weiß heute, dass biologische Organismen<br />

auf <strong>de</strong>r Interaktion und Selbstorganisation von vielen einzelnen chemischen Regelkreisen beruhen.<br />

Diese komplexen Systeme zeigen oft oszillieren<strong>de</strong>s Verhalten. Beispiele hierfür sind etwa <strong>de</strong>r Herzschlag, <strong>de</strong>r<br />

Tag-und-Nacht-Rhytmus (innere Uhr), o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zyklisch ablaufen<strong>de</strong> Dunkelprozess <strong>de</strong>r Photosynthese. Man<br />

stellt fest, dass all diese Systeme selbstorganisatorisch sind. Sie bil<strong>de</strong>n aus variieren<strong>de</strong>n Umgebungsbedingungen<br />

heraus immer ähnliche Muster. So kann das Herz etwa auf Belastungen reagieren, in<strong>de</strong>m es seine<br />

Pumpfrequenz erhöht. Das Pumpen an sich ist also nicht von Umgebungsfaktoren abhängig, es wird durch<br />

diese nur beeinflusst und gesteuert [Mainzer 1998, Kauffman 1996]. Dieses Verhalten zeigt auch die BZR,<br />

wenn man zum Beispiel <strong>de</strong>n Säuregrad erhöht.<br />

Abb. 23: Eine Schale <strong>de</strong>r Olivia porphyria und die Simulation ihrer Muster (Quelle: [Meinhardt 1995])<br />

Ein weiteres sehr ästetisches Phänomen <strong>de</strong>r biologischen Selbstorganisation sind die Muster auf Muschelschalen.<br />

Hans Meinhardt entwirft in seinem Buch ”<br />

The Algorithmic Beauty of Sea Shells“ [Meinhardt 1995]<br />

Reaktions-Diffusions-Systeme, mit <strong>de</strong>nen sich diese Muster exakt nachbil<strong>de</strong>n lassen. Die Mathematik, die<br />

hinter seinen Systemen steckt, ist die selbe, mit <strong>de</strong>r ich die BZR beschrieben habe (siehe Abb. 23).<br />

Man kann mit <strong>de</strong>r beschriebenen Mathematik auch Ökologische Systeme simulieren. Hier ist das Lotka-<br />

Voltera (LK)-Gleichungssystem für die Populationen von Räuber-Beute-Systemen erwähnenswert. Es zeigt<br />

ebenfalls oszillieren<strong>de</strong>s Verhalten und beschreibt ein selbstorganisatorsches System. Die Populationen von<br />

Räubern und Beute beeinflussen sich gegenseitig und schwanken um einen Mittelwert. Stabilisieren sich diese<br />

Schwankungen, so än<strong>de</strong>rn sich zwar weiterhin die Populationen, sie löschen sich aber nicht gegenseitig aus<br />

[May 1976].<br />

Stört man nun aber diese stabilisierten Systeme, wie es etwa eine heiße Na<strong>de</strong>l in einem flächigen Ansatz<br />

<strong>de</strong>r BZR tut, so können sich diese Störungen aufschaukeln und entwe<strong>de</strong>r zu neuen stabilen Mustern, wie in<br />

<strong>de</strong>r BZR, führen, o<strong>de</strong>r ins Chaos abgleiten. Ein Beispiel hierfür wäre etwa, wenn man die Zahl <strong>de</strong>r Räuber in<br />

einem LK-System soweit erhöht, dass sie alle Beutetiere fressen und folglich selber aussterben müssen. Diese<br />

Än<strong>de</strong>rungen müssen aber gar nicht so gravierend sein. Wie man gesehen hat, bil<strong>de</strong>n sich schon an kleinsten<br />

Störstellen in einem flächigen Ansatz regelmäßige Kreismuster aus. Dies zeigt, wie kleinste Än<strong>de</strong>rungen in<br />

komplexen Systemen wie <strong>de</strong>r BZR zu massiven Än<strong>de</strong>rungen ihres Verhaltens führen können. Dies ist nun ein<br />

Aspekt, <strong>de</strong>r in das Gebiet <strong>de</strong>r Chaosforschung hineinreicht, wo es etwa das Bild vom Schmetterlingsschlag<br />

in Peking gibt, <strong>de</strong>r einen Hurikan in New York auslöst [Becker, Dörfler 1989].<br />

Diese abschließen<strong>de</strong>n Bemerkungen sollten zeigen, dass die Betrachtung und Untersuchung von oszillieren<strong>de</strong>n<br />

chemischen Systemen sehr interessant und stark interdisziplinär ist. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Forschungen auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r dissipativen und komplexen Strukturen haben für viele an<strong>de</strong>re Gebiete <strong>de</strong>r Wissenschaften,<br />

wie etwa die Ökologie, die Physik o<strong>de</strong>r die Soziologie ebenfalls Folgen [Pieper 1989, Becker, Dörfler 1989].<br />

Dies zeigt allein schon die Tatsache, dass ich bei dieser Arbeit sowohl Metho<strong>de</strong>n und Theorien <strong>de</strong>r <strong>Chemie</strong>,<br />

als auch <strong>de</strong>r Mathematik und Informatik eingesetzt habe.<br />

Bisher habe ich mit dieser Arbeit folgen<strong>de</strong> Preise im Wettbewerb Jugend forscht gewonnen:<br />

• Regionalsieger München, Ost<br />

• Son<strong>de</strong>rpreis für Systemtechnik <strong>de</strong>s Hasso-Plattner-Instituts (regional)<br />

• Lan<strong>de</strong>ssieger Bayern mit <strong>de</strong>r besten interdisziplinären Arbeit<br />

• Son<strong>de</strong>rpreis für Chaosforschung


31<br />

A<br />

Strukturformeln erwähnter Chemikalien<br />

O<br />

HO<br />

C<br />

H<br />

C<br />

H<br />

C<br />

O<br />

OH<br />

O<br />

C<br />

OH<br />

CH 2<br />

O<br />

OH<br />

C<br />

C<br />

Malonsäure Citronensäure Apfelsäure<br />

HO<br />

CH 2<br />

OH<br />

C<br />

O<br />

HO<br />

HO<br />

C<br />

O<br />

CH<br />

CH 2<br />

O<br />

C<br />

OH<br />

OH<br />

O<br />

OH<br />

C H 3<br />

CH 2<br />

O<br />

C<br />

CH 2<br />

C<br />

O<br />

CH 3<br />

OH<br />

OH<br />

Gallussäure<br />

O O O<br />

C C C<br />

HO CH 2 CH 2 OH<br />

Acetondicarbonsäure<br />

O<br />

Acetessigester<br />

OH<br />

C CH 2 OH<br />

O C C<br />

O O<br />

Oxalessigsäure<br />

N<br />

N<br />

Fe<br />

N<br />

N<br />

2+<br />

N<br />

N<br />

2 +<br />

N<br />

Ru 2+ N<br />

N<br />

N<br />

N<br />

N<br />

Ferroin (rot)<br />

Tri-Bipyridin-Ruthenium-Ion<br />

Abb. 24: Strukturformeln verschie<strong>de</strong>ner Stoffe, die an <strong>de</strong>r BZR beteiligt sein können; Quellen: [Zhabotinsky 1964],<br />

[OMIKRON GmbH 1999], [Seilnacht 2000], [Schunk 2000], [Schöpke 2000], [o.A. 2000]


32<br />

B<br />

Beschreibung <strong>de</strong>r erstellten Software<br />

Auf <strong>de</strong>r beigelegten CD-ROM befin<strong>de</strong>n sich alle Programme, die ich zur Simulation <strong>de</strong>r BZR erstellt habe,<br />

als ausführbare EXE-Dateien. Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n sich alle Quellco<strong>de</strong>s (Delphi 5) auf <strong>de</strong>r CD-ROM. Die<br />

Programme benötigen ein Windows-System ab Version 95. Die Geschwindigkeit <strong>de</strong>s Rechners ist für die<br />

Lauffähigkeit zweitrangig, bestimmt aber die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Programme erheblich.<br />

Die Programme haben alle eine einheitliche Oberfläche. Man kann insgesamt drei Bildschirmseiten über<br />

einen Karteireiter am oberen Fensterrand aufrufen. Die erste enthält Informationen über das simulierte<br />

Mo<strong>de</strong>ll. Auf <strong>de</strong>r zweiten wer<strong>de</strong>n alle zur Simulation nötigen Werte eingetragen. Auf <strong>de</strong>r dritten wird die<br />

Simulation schließlich gesteuert und angezeigt. Hier fin<strong>de</strong>n sich zwei Schaltflächen ( ”<br />

Start“ und ”<br />

Stop“) zum<br />

Starten und Anhalten <strong>de</strong>r Simulation. Mit ”<br />

Go on“ kann man eine angehaltene Simulation fortführen. Die<br />

Schaltfläche ”<br />

one step start“ startet die Simulation im Einzelschrittmodus. Man kann jeweils <strong>de</strong>n nächsten<br />

Einzelschritt mit ”<br />

one step“ ausführen. Standardmäßig sind die in dieser Arbeit verwen<strong>de</strong>ten Parameter<br />

eingegeben. Das Eingabefeld ”<br />

Rechenschritte/gezeichnetem Punkt“ gibt jeweils an, wieviele Rechenschritte<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n sollen, bis das Zwischenergebnis gezeichnet wer<strong>de</strong>n soll. Es dient dazu die Ausführungsgeschwindigkeit<br />

zu steigern, weil bei höheren Werten (z.B. 10) nur gerechnet wird, was weniger Zeit als die<br />

Darstellung in Anspruch nimmt. Allerdings verliert man hiermit an Details.<br />

Um eines <strong>de</strong>r Programme zu starten legen Sie die CD ins Laufwerk und warten, bis das Autostart-<br />

Programm gestartet wur<strong>de</strong> (alternativ die Datei menu.exe auf <strong>de</strong>r CD aufrufen). Nun sollte ein Menü erscheinen,<br />

das Zugriff auf die einzelnen Programme gibt.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist dieser Text als PDF-Datei auf <strong>de</strong>r CD. Um ihn aufzurufen benötigen Sie <strong>de</strong>n Adobe Acrobat<br />

Rea<strong>de</strong>r 4. Er kann von <strong>de</strong>r Adobe Homepage (http://www.adobe.com/) heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.


33<br />

C<br />

Schaltpläne <strong>de</strong>s Messsystems<br />

A/D Inputs<br />

Referenzspannungsquelle<br />

Referenzspannungsausgang<br />

(gepuffert)<br />

+9V<br />

+5V +9V<br />

-5V<br />

-9V<br />

2<br />

VIN<br />

R4<br />

R3<br />

R2<br />

R1<br />

IC1<br />

6<br />

VOUT<br />

REF02<br />

470R<br />

220R<br />

220R<br />

470R<br />

P1<br />

10k<br />

5<br />

TRIM<br />

3 TEMP<br />

GND<br />

4<br />

GND<br />

+9V +5V<br />

-5V -9V<br />

10µF<br />

10µF<br />

GND<br />

10µF<br />

10µF<br />

+9V<br />

+9V<br />

GND<br />

8<br />

Spannungsanzeige<br />

Referenzspannung<br />

7<br />

3<br />

Digital In<br />

3<br />

U2A<br />

1<br />

6<br />

U1<br />

741<br />

GND<br />

P2<br />

2<br />

2<br />

TL082<br />

25k<br />

1 5<br />

4<br />

+9V<br />

digitale Eingänge<br />

GND<br />

P3<br />

10k<br />

-9V<br />

-9V<br />

1N4148<br />

Digital In<br />

5<br />

7<br />

U2B<br />

+5V<br />

GND<br />

P4<br />

6<br />

TL082<br />

Jumper<br />

REF source<br />

D5<br />

4<br />

25k<br />

GND<br />

+5V<br />

6 x 1N4148<br />

-5V<br />

1N5817<br />

D6<br />

GND<br />

Vref 11<br />

AGND 10<br />

V- 9<br />

DGND 8<br />

IC2<br />

LTC 1293<br />

14 CS/<br />

Control<br />

10k<br />

100nF<br />

C5<br />

10k<br />

10k<br />

GND<br />

RS-232<br />

7 RTS ><br />

3 TXD ><br />

8 CTS <<br />

4 DTR ><br />

1 DCD <<br />

6 DSR <<br />

5 GND<br />

COM 7<br />

CH5 6<br />

CH4 5<br />

CH3 4<br />

CH2 3<br />

CH1 2<br />

CH0 1<br />

analog Input MUX<br />

12-bit DAC<br />

12-bit SAR<br />

Abb. 25: Schaltplan <strong>de</strong>s Messinterfaces<br />

COMP<br />

6 x 1k<br />

Sample<br />

& Hold<br />

ZPD 4V7<br />

ZPD 4V7<br />

ZPD 4V7<br />

DIN 12<br />

Input<br />

Shift<br />

Register<br />

Output<br />

Shift<br />

Register<br />

13 DOUT<br />

GND<br />

6 x 1N4148<br />

+5V<br />

15 CLK Vcc 16<br />

-5V<br />

Überspannungsschutz<br />

für Eingänge<br />

100nF<br />

22µF tantal<br />

1N5817<br />

GND<br />

A/D-Wandler<br />

PC-Interface (RS-232)<br />

Die obige Schaltung (Abb. 25) stellt hauptsächlich die Beschaltung <strong>de</strong>s integrierten 12-bit-6-Kanal-A/D-<br />

Wandler LTC 1293 (IC2) von Linear Technologies dar. Der analoge Eingangsteil stellt für je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r sechs<br />

analogen Eingänge (±5 V) einen Überspannungs und -stromschutz (ein Wi<strong>de</strong>rstand und 2 Dio<strong>de</strong>n) bereit. Als<br />

Referenzspannungsquelle (5 V) kommt das IC REF02 (IC1) zum Einsatz. Die (gepufferte) Referenzspannung<br />

ist auch außen abgreifbar. Den zweiten Hauptteil <strong>de</strong>r Schaltung bil<strong>de</strong>n die zwei Komparatoren U2.A und<br />

U2.B, die je einen digitalen Eingang realisieren. Der Interfaceteil zur seriellen RS-232-Schnittstelle <strong>de</strong>s PC<br />

erledigt die Spannungswandlung von ±12 V auf 0/5 V-Pegel.


34<br />

R1<br />

560 R<br />

C2<br />

100 nF<br />

VCC<br />

R2<br />

270 R<br />

6 TH<br />

DIS<br />

7<br />

2 U1<br />

TRIG<br />

NE 555<br />

5 CTRL<br />

Q<br />

4 RES<br />

3<br />

P1<br />

10 k<br />

R4<br />

470 R<br />

D1<br />

LED<br />

GND<br />

VCC<br />

R11<br />

100 k<br />

C3<br />

22 nF<br />

GND<br />

R3<br />

2M2<br />

VCC<br />

VCC<br />

2<br />

3<br />

7<br />

4<br />

U2<br />

355<br />

VDD<br />

6<br />

1N4148<br />

R5<br />

220nF<br />

C5<br />

C4<br />

4,7 µF<br />

D3<br />

1N4148<br />

D2<br />

R7<br />

R8<br />

10 k<br />

10 k<br />

R9<br />

R6<br />

220k<br />

C6<br />

100 nF<br />

3k9<br />

VCC<br />

7<br />

2<br />

3<br />

U3<br />

LF 355<br />

4<br />

1<br />

6<br />

5<br />

P3 10 k<br />

P5<br />

5 k<br />

GND GND<br />

P4<br />

500 k<br />

R10<br />

10 k<br />

P2<br />

25 k<br />

C7<br />

GND<br />

100µF<br />

VDD<br />

+9V<br />

GND<br />

-9V<br />

GND<br />

Ausgang<br />

VDD<br />

VCC<br />

C8<br />

100µF<br />

1M<br />

Modulierung<br />

<strong>de</strong>r LED<br />

T1<br />

BP 103<br />

GND<br />

Empfang und<br />

Filterung<br />

Gleichrichtung Verstärkung<br />

C1<br />

47 nF<br />

GND<br />

R13<br />

75k<br />

C9<br />

100nF<br />

GND<br />

C10<br />

10nF<br />

Abb. 26: Schaltplan <strong>de</strong>r Elektronik zur Transmissionsmessung<br />

Abbildung 26 zeigt die Schaltung, die ich zur Messung <strong>de</strong>r Transmission einsetzt habe. Der NE 555 (U1)<br />

moduliert die superhelle LED D1 mit einer Rechteckspannung bei einer Frequenz von etwa 5 kHz. Der Phototransistor<br />

T1 empfängt Licht und filtert <strong>de</strong>n modulierten Anteil mit C3/R5 heraus. Der Operationsverstärker<br />

U2 (LF 355) besorgt dann die Gleichrichtung <strong>de</strong>r modulierten Spannung. Mit <strong>de</strong>m Operationsverstärker U3<br />

(LF 355) wird die gleichgerichtete Spannung dann noch einmal verstärkt, gefiltert und nach außen zur<br />

Verfügung gestellt.


35<br />

VCC<br />

3<br />

2<br />

7<br />

741<br />

4<br />

Polaritätsanzeige<br />

6<br />

U3<br />

100k<br />

470 R<br />

grün<br />

Duo-LED<br />

rot<br />

VDD<br />

1k<br />

GND<br />

GND<br />

VCC<br />

VCC<br />

VCC<br />

Eingang<br />

2<br />

3<br />

7<br />

356<br />

4<br />

U1<br />

1<br />

6<br />

5<br />

25k<br />

2<br />

3<br />

7<br />

356<br />

4<br />

U4<br />

6<br />

5<br />

1<br />

25k<br />

R1<br />

2<br />

3<br />

7<br />

356<br />

4<br />

U2<br />

1<br />

6<br />

5<br />

25k<br />

GND<br />

Ausgang<br />

GND<br />

VDD<br />

Puffer<br />

Verstärker<br />

R2<br />

VDD<br />

Puffer<br />

GND<br />

VDD<br />

Abb. 27: Schaltplan <strong>de</strong>s Messverstärkers<br />

Abbildung 27 zeigt <strong>de</strong>n Schaltplan <strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>ten Messverstärkers. Eingang (U1) und Ausgang (U2)<br />

sind jeweils über einen Operationsverstärker LF 356 gepuffert. U4 erledigt die Verstärkung selbst. Mit <strong>de</strong>m<br />

Potentiometer R2 kann man <strong>de</strong>n Verstärkungsfaktor zu v = 1 + R1<br />

R 2<br />

einstellen. Der Operationsverstärker U3<br />

zeigt in Verbindung mit einer Duo-LED die Polarität <strong>de</strong>r Eingangsspannung an.


36<br />

D<br />

Quellen und weiterführen<strong>de</strong> Literatur<br />

[o.A. 2000] ”Experiment 6. Luminescence Quenching. Introduction.”(http://www.chemistry.nmsu.edu/studntres/chem435/<br />

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27.02.00)<br />

[Becker, Dörfler 1989] Becker, K.-H., Dörfler, M.: ”Dynamische Systeme und Fraktale.”, Vieweg-Verlag, Braunschweig Wiesba<strong>de</strong>n<br />

3. Auflage 1989<br />

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[Brockhaus 1993] Brockhaus, F. A. (Hrsg.): ”Der Brockhaus in fünf Bän<strong>de</strong>n.”, F.A. Brockhaus, Mannheim Leipzig 8. Auflage<br />

1993<br />

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Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Hei<strong>de</strong>lberg 1992, S. 40 - 43<br />

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[Mainzer 1999] Mainzer, K. (Hrsg.): ”Komplexe Systeme und Nichtlineare Dynamik in Natur und Gesellschaft.”Springer-<br />

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[Max-Planck-Gesellschaft 1998] Max-Planck-Gesellschaft, : ”Laserblitze statt Schwarzer Kunst.”(http://www.mpg.<strong>de</strong>/<br />

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[Meinhardt 1995] Meinhardt, H.: ”The Virtual Laboratory: The Algorithmic Beauty of Sea Shells.”, Springer Verlag, Berlin<br />

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[Mittelbach 1997] Mittelbach, H.: ”Turbo-Pascal in Beispielen. mit mehr als 100 Programmen.”, B. G. Teubner, Stuttgart<br />

1997<br />

[Mortimer 1987] Mortimer, C. E.: ”<strong>Chemie</strong>. Das Basiswissen <strong>de</strong>r <strong>Chemie</strong>.”, Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York 1987<br />

[OMIKRON GmbH 1999] OMIKRON GmbH, : ”Ferroin / Ferroin-Indikatorlösung.”(http://www.omikron-online.<strong>de</strong>/cyberchem/cheminfo/ferroin.htm,<br />

11.06.00)<br />

[Pieper 1989] Pieper, R.: ”Die neue Sozialphysik. zur Mechanik <strong>de</strong>r Solidarität.”, Campus Verlag, Frankfurt/ Main New York<br />

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[Prigogine, Lefever 1968] Prigogine, I., Lefever, R.: ”Symmetry Breaking Instabilities in Dissipative Systems. II.”in: ”The<br />

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[Schunk 2000] Schunk, A.: ”Experiment <strong>de</strong>s Monats Juni 2000: Eisen-Gallus-Tinte.”(http://www.axel-schunk.<strong>de</strong>/experiment/<br />

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[Seilnacht 2000] Seilnacht, T.: ”Citronensäure.”(http://www.seilnacht.tuttlingen.com/<strong>Chemie</strong>/ch citro.htm, 27.12.00)<br />

[Walker 1980] Walker, J.: ”<strong>Oszillieren<strong>de</strong></strong> chemische Reaktionen.”in: ”Spektrum <strong>de</strong>r Wissenschaft”Mai/1980, S. 131 - 137<br />

[Weimar 1997] Weimar, J. R.: ”Simulation with cellular automata.”, Logos-Verlag, Berlin 1997<br />

[Zaikin, Zhabotinsky 1970] Zaikin, A. N., Zhabotinsky, A. M.: ”Ausbreitung von Konzentrationswellen in einem zweidimensionalen<br />

selbstoszillieren<strong>de</strong>n Medium in flüssiger Phase.”in: Kuhnert, Lothar (Hrsg.), Nie<strong>de</strong>rsen, Uwe<br />

(Hrsg.)Selbstorganisation chemischer Strukturen, Verlag Harri Klein, Frankfurt/ Main , 2 1970, S. 83 - 89<br />

[Zhabotinsky 1964] Zhabotinsky, A. M.: ”Eine periodische Oxydationsreaktion in flüssiger Phase.”in: Kuhnert, Lothar (Hrsg.),<br />

Nie<strong>de</strong>rsen, Uwe (Hrsg.)Selbstorganisation chemischer Strukturen, Verlag Harri Klein, Frankfurt/ Main , 2 1964, S. 83 - 89<br />

[Zhabotinsky u.a. 1993] Zhabotinsky, A. M., Buchholtz, F., Kiyatkin, A. B., Epstein, : ”Oscillations and Waves in Metal-Ioncatalyzed<br />

Bromate Oscillating Reactions in Highly Oxidized States.”in: ”J. Phys. Chem.”97, S. 7578 - 84<br />

Eine Liste mit Links ins Internet zu oszillieren<strong>de</strong>n Reaktionen fin<strong>de</strong>t sich auch auf meiner Homepage unter:<br />

http://www.<strong>jkrieger</strong>.<strong>de</strong>/links/chemie.htm<br />

Ich habe auch eine Internetseite ber diese Arbeit eingerichtet. Diese fin<strong>de</strong>n Sie unter:<br />

http://www.<strong>jkrieger</strong>.<strong>de</strong>/bzr/<br />

Danksagung<br />

Ich möchte an dieser Stelle meinem <strong>Chemie</strong>-Lehrer Herrn Schöberl für seine Geduld (vor Allem bei meinen<br />

endlosen nachmittäglichen Experimenten) und meinem Mathematik-Lehrer Herrn Heinrich für seine Hilfe bei <strong>de</strong>n<br />

mathematischen Theorien danken. Außer<strong>de</strong>m möchte ich mich bei Herrn Fuß vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik<br />

in Garching für die Bereitstellung <strong>de</strong>r benötigten Chemikalien bedanken. Ein weiterer Dank gilt <strong>de</strong>r Firma<br />

WTW Weilheim, die mir eine Br − -selektive-Elektro<strong>de</strong> kostenlos zur Verfügung gestellt hat.

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