Hart aber fair - Im JoAS-Projekt wird auch gekämpft
Hart aber fair - Im JoAS-Projekt wird auch gekämpft
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SPORTBEZIRK OBERPFALZ<br />
<strong>Hart</strong> <strong>aber</strong> <strong>fair</strong> - <strong>Im</strong> <strong>JoAS</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>wird</strong> <strong>auch</strong> gekämpft<br />
Das bayerische Modellprojekt „<strong>JoAS</strong> – bewegt in die Zukunft“ hat mit seinen drei<br />
aktuellen Ausbildungsgruppen ein Fairness-Training absolviert. Alle drei <strong>Projekt</strong>-<br />
Gruppen sind zurzeit mitten in der Ausbildung zum Club-Assistenten. Die Inhalte<br />
dieser von der Bayerischen Sportjugend anerkannten Ausbildung wurden speziell an<br />
die Bedürfnisse der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz angepasst. Dadurch findet<br />
sich neben klassischen Inhalten, wie der Vermittlung verschiedener Lernformen,<br />
Sicherheitsregeln oder Gesundheitsmodellen <strong>auch</strong> Platz für besondere Aktionen, wie<br />
jetzt das Fairness-Training. Ein <strong>fair</strong>er und ehrlicher Umgang mit seinen<br />
Mitmenschen und sich selbst sollte die Basis jedes sportlichen und <strong>auch</strong><br />
beruflichen Miteinanders bilden. Diese Grundhaltung und andere<br />
Schlüsselqualifikationen wie Leistungsbereitschaft und<br />
Verantwortungsübernahme wurden ganz gezielt in diesem Training<br />
behandelt.<br />
Der ausgebildete Fairness–Coach Hannes Ecker besuchte jede Gruppe jeweils einen<br />
Vormittag. Die Methode hieß Kampfesspiele und entsprechend heiß ging es her.<br />
Jungen und Mädchen kämpfen unterschiedlich<br />
Grundlegende Voraussetzung für diese Art von sportpädagogischer Arbeit ist die<br />
Trennung der Geschlechter. Besonders im Kampf, also in der körperlichen<br />
Auseinandersetzung unterscheiden sich Jungen und Mädchen deutlich voneinander<br />
und beide Geschlechter können in getrennten Settings befreiter auftreten. Die<br />
Betreuung der zahlenmäßig geringeren weiblichen Teilnehmer, wurde von der<br />
Berufsschullehrerin Frau Christine Christa übernommen, die den Schwerpunkt auf<br />
Selbstbehauptung und den Umgang mit Gewalt legte. Bei den männlichen<br />
Teilnehmern ging es vor allem darum, eine übereinstimmende Vorstellung von <strong>fair</strong>em<br />
Mit- und Gegeneinander zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurde gleich zu Beginn der<br />
Übungseinheit der Begriff des Inneren Schiedsrichters eingeführt. Die Jugendlichen<br />
mussten eigenes un<strong>fair</strong>es Verhalten schnell selbst erkennen und durch drei<br />
Strafliegestützen sanktionieren. Wenn un<strong>fair</strong>es Verhalten nicht selbst erkannt und<br />
sanktioniert wurde, vergab der Übungsleiter eine deutlich höhere Strafe (10<br />
Liegestützen). Mit diesem und ähnlichen pädagogischen Hilfsmitteln wurde relativ<br />
schnell eine ehrliche und „<strong>fair</strong>e“ Grundhaltung bei den Teilnehmern geschaffen, die<br />
sie dazu befähigte bei den anschließenden Kampfesspielen zwar mit vollem Einsatz<br />
<strong>aber</strong> dennoch respektvoll miteinander umzugehen.<br />
Die eigentlichen Kampfesspiele ähnelten von der Art des Kämpfens Ringkämpfen.<br />
Erlaubt waren alle offenen Griffe an Armen, Oberkörper und Beinen sowie der volle<br />
Einsatz von Körpergewicht und -kraft. Ein hartes Schlagen, wie beim Boxen, sowie
SPORTBEZIRK OBERPFALZ<br />
Seite 2 von 2 vom 04.03.2011<br />
Treten, Beißen, Kratzen und Klammer- oder Hebelgriffe waren verboten. Gekämpft<br />
wurde auf zwei Weichbodenmatten, die nochmals von normalen Turnmatten<br />
eingerahmt wurden. Bei einem der ersten Kämpfe kämpften 6-8 Kämpfer darum,<br />
einen von zwei Medizinbällen in ihre Gewalt zu bringen. Gewonnen hatten diejenigen,<br />
die am Ende der Kampfzeit von 1,5 Minuten einen der Medizinbälle eindeutig in ihrer<br />
Gewalt hatten.<br />
Schon bei diesen Kämpfen fiel auf, dass es den jungen Männern sehr viel Spaß<br />
machte, sich auf so ursprüngliche Art miteinander zu messen. Gewinnen und<br />
Verlieren wurde im Verlauf des Vormittags weniger wichtig, als einen richtig<br />
spannenden, hin und her wogenden Kampf mitzuerleben. Auch die realistische<br />
Einschätzung der eigenen Kräfte wurde im Kampf überprüft. So konnten sich die<br />
Teilnehmer bei einem weiteren Kampf die Zahl der Gegner und die konkreten<br />
Personen aussuchen. Hier wurde deutlich, dass die Jugendlichen nicht nach<br />
einfachem Erfolg gierten, sondern sich besonders schwierige Gegner suchten, um den<br />
Kampf möglichst spannend und den möglichen Erfolg umso süßer zu machen.<br />
Diese Fähigkeit, die eigenen Möglichkeiten und das Anspruchsniveau in Passung zu<br />
bringen, also sich weder zu unter- noch zu überfordern, <strong>wird</strong> in aktuellen<br />
Gesundheitsmodellen als Kernkompetenz für ein gesundes, zufriedenes Leben<br />
betrachtet.<br />
Zum Schluss und einige Kämpfe später waren sich Teilnehmer und Übungsleiter<br />
einig, dass diese praktische Einheit eine absolut gelungene und lehrreiche Ergänzung<br />
des <strong>JoAS</strong>-<strong>Projekt</strong>es darstellt. Zum Abschluss in circa vier Monaten müssen die<br />
Teilnehmer des <strong>Projekt</strong>es dann bei einer selbstorganisierten und durchgeführten<br />
Sportveranstaltung beweisen, dass sie die pädagogischen und organisatorischen<br />
Grundlagen der Arbeit im Sport beherrschen.<br />
<strong>JoAS</strong> einziger bayerischer Gewinner<br />
„<strong>JoAS</strong> - bewegt in die Zukunft“ ist ein <strong>Projekt</strong> zur Verbesserung der<br />
Ausbildungschancen von Jugendlichen ohne Ausbildung am Beruflichen Schulzentrum<br />
Oskar-von-Miller Schwandorf und Förderung freiwilligen Engagements im Sport. Das<br />
Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV) – Bezirk<br />
Oberpfalz mit seinen <strong>Projekt</strong>partnern, dem Programm „Integration durch Sport“, der<br />
Regierung der Oberpfalz, Bayerischen Sportjugend – Bezirk Oberpfalz sowie der oben<br />
genannten Berufsschule wurde beim Förderwettbewerb JETST (Junges Engagement<br />
im Sport) der Deutschen Sportjugend (dsj) als eines von bundesweit 8<br />
Modellprojekten ausgewählt und <strong>wird</strong> vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend finanziell gefördert.