Ausgabe 3/2011 - Karrieremagazin.net
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02 <strong>2011</strong> Sommersemester<br />
staufenbiel<br />
Karriere magazin<br />
..<br />
Das Magazin fUr Ihre Karriereplanung<br />
Zeigen, was<br />
man draufhat<br />
Von Lady Gaga lernen:<br />
Selbstmarketing für die Karriere<br />
Versicherungswirtschaft<br />
Branchenreport:<br />
Wen die Versicherer suchen<br />
staufenbiel.de<br />
MINT-Special<br />
Die Absolventenlücke<br />
wird größer<br />
Very Important Studis<br />
Das haben Promis studiert<br />
mba-master.de
Are you auto-motivated?<br />
Welcome!<br />
www.facebook.com/ContinentalKarriere<br />
www.continental-karriere.de<br />
11
Peter Grünberg *1939 in Pilsen<br />
(Tschechien)<br />
Nobelpreisträger Physik<br />
1962 bis 1969<br />
Studium der Physik in Frankfurt und<br />
Darmstadt<br />
1972<br />
Einstieg beim Forschungszentrum Jülich<br />
2007<br />
Nobelpreis Physik für seine Arbeiten zur Giant<br />
Mag<strong>net</strong>oresistance<br />
Marijn Dekkers *1957 in Tilburg (Holland)<br />
Vorstandsvorsitzender bei Bayer<br />
Studierte Chemie und Chemie Ingenieurwesen<br />
in Nijmegen und Eindhoven<br />
1985<br />
Beginn der Forschungslaufbahn als<br />
Wissenschaftler bei General Electric in den USA<br />
Seit 2010<br />
Vorstandsvorsitzender bei Bayer<br />
Hans-Georg Musmann *1935 in Vienenburg<br />
War maßgeblich beteiligt an der<br />
Entwicklung von MP3<br />
Studierte Elektrotechnik an der TU Braunschweig<br />
1966 Doktortitel<br />
seit 1988-1992<br />
Entwicklung des Audiokodierstandards<br />
MP3<br />
Tim Berners-Lee *1955 in<br />
London (england)<br />
Erfinder der HTML und Begründer des<br />
World Wide Web<br />
Studierte Physik an der<br />
Universität Oxford<br />
1989/90 Entwicklung von HTML, HTTP<br />
Christiane Nüsslein-Volhard *1942<br />
in Heyrothsberge<br />
Nobelpreisträgerin Medizin<br />
Studierte Biologie in Frankfurt und<br />
Biochemie in Tübingen<br />
Simone Auer, 30, arbeitet als Aktuarin bei der 0<br />
Hannover Rückversicherung. Studium:<br />
Wirtschaftsmathematik in Duisburg<br />
Nach meinem Studium der Wirtschaftsmathematik mit den Schwerpunkten<br />
Finanz- und Versicherungsmathematik wollte ich in einem mathematischen<br />
Bereich arbeiten. Ich entschied mich für eine Tätigkeit bei einer Versicherung,<br />
weil sie international und vielseitig ist. Bei meiner Arbeit spielt Mathematik<br />
eine zentrale Rolle. Ich entwickle Modelle, mit denen sich potenzielle<br />
Schäden schätzen lassen und die wichtige Erfolgs- und Bilanzkennzahlen<br />
ermitteln. Dadurch ermöglichen wir eine realistische Darstellung des Unternehmens<br />
sowie seines Marktumfelds und können Risiken besser einschätzen.<br />
Wichtig sind vor allem Problemlösungsfähigkeit und kommunikative<br />
Fähigkeiten, um die Ergebnisse in den Kontext des Unternehmens einzuordnen<br />
und andere Bereiche von Ideen zu überzeugen. Einsteigern empfehle<br />
ich eine berufsbegleitende Ausbildung bei der Deutschen Aktuarvereinigung<br />
(DAV). Damit schlägt man eine Brücke von der Theorie zur Praxis und<br />
kann angrenzende Themengebiete besser verstehen.<br />
© W3C<br />
..<br />
Naturwissenschaftler: 41 000 – 43 999 Euro (22 Prozent)<br />
Ingenieure: 41 000 – 43 999 Euro (33 Prozent)<br />
Informatiker: 38 000 – 40 999 Euro (27 Prozent)<br />
Quelle: Studie Staufenbiel JobTrends Deutschland <strong>2011</strong><br />
Ingenieure<br />
13 % 7 %<br />
45 %<br />
35 %<br />
Quelle: Studie Staufenbiel JobTrends Deutschland <strong>2011</strong><br />
Henrike Ertel arbeitet als Technical Account<br />
Manager bei Microsoft Deutschland. Studium:<br />
Informatik an der Hochschule Darmstadt.<br />
Quelle: VDI<br />
Informatiker<br />
Naturwissenschaftler<br />
1 %<br />
13 % 7 %<br />
10 % stark steigend<br />
33 %<br />
steigend<br />
16 %<br />
gleichbleibend<br />
46 %<br />
33 %<br />
rückläufig<br />
41 %<br />
stark rückläufig<br />
Nach meinem Studium an der Hochschule Darmstadt bewarb ich mich bei<br />
einem international ausgerichteten Software- und Service-Unternehmen. Als<br />
Technical Account Manager unterstütze ich unsere Kunden bei vorbeugenden<br />
Maßnahmen zur Schwachstellen-Analyse in ihrer IT-Umgebung und bei IT-Problemen.<br />
Dafür arbeite ich mich in die IT-Infrastruktur und Geschäftsprozesse<br />
der Kunden ein, um sie mit entsprechenden Services zu unterstützen. Meine<br />
Kunden erhalten von mir regelmäßige Security-Updates sowie aktuelle, auf<br />
die von ihnen eingesetzten Produkte abgestimmte Informationen. Zu meinen<br />
Aufgaben gehört es auch, mit dem Kunden zusammen einen Service-Plan für<br />
die gesamte Vertragslaufzeit zu erstellen, der alle geplanten Projekte und<br />
Prozesse beinhaltet. Auf Basis dieser Planung arbeiten wir gemeinsam die<br />
passende Unterstützung durch unser Unternehmen heraus. Dabei kommt es<br />
nicht nur auf IT-Kenntnisse an, auch Soft Skills, wie aufmerksames Zuhören<br />
und eine gute Kommunikation mit dem Kunden, sind sehr wichtig.<br />
13 % 7 %<br />
45 %<br />
35 %<br />
stark steigend<br />
stark steigend Im Schnitt verlassen 20 % der Studenten die Universität ohne Abschluss<br />
stark steigend<br />
(Hauptursachen: bei steigend den MIN-Fächern Leistungsprobleme und fehlende Motivation, bei steigend den T-Fächern berufliche Neuorientierung – bei allen spielen als unzureichend steigend empfundene Studienbedingungen eine Rolle)<br />
Quelle: Stifterverband für gleichbleibend<br />
die deutsche Wissenschaft, 2008<br />
gleichbleibend<br />
gleichbleibend<br />
rückläufig<br />
rückläufig<br />
rückläufig<br />
stark rückläufig<br />
stark rückläufig<br />
stark rückläufig<br />
WS 1999/2000 WS 2001/2002 WS 2003/2004 WS 2005/2006 WS 2007/2008 WS 2009/2010<br />
50 %<br />
50<br />
FRAUENANTEIl<br />
GESAMT<br />
40 %<br />
40<br />
FRAUENANTEIl<br />
MATHEMATIK<br />
NATURWISSENScHAFTEN<br />
30%<br />
30<br />
1973<br />
Promotion im Fach Ge<strong>net</strong>ik an der Uni Tübingen<br />
20 %<br />
FRAUENANTEIl<br />
20<br />
INGENIEURWISSEN-<br />
1995<br />
ScHAFTEN<br />
Nobelpreis für Medizin<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt 2010<br />
2008<br />
Mercator-Professur an der Universität Duisburg-Essen 10<br />
Birgit Ritter, 27 Jahre, Deutsches Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt, Institut für Luft- und<br />
Raumfahrtmedizin, Doktorandin; Studium:<br />
Physik (Bonn und Kiel)<br />
Naturwissenschaften haben mich schon immer fasziniert und für mich<br />
stand früh fest, dass ich Physik studieren wollte. Direkt nach dem Diplom<br />
habe ich mit meiner Promotion angefangen. Sie wird drei Jahre dauern und<br />
findet in einem interdisziplinären Umfeld statt, was interessante Einblicke<br />
in andere Naturwissenschaften liefert. Für die Doktorarbeit arbeite ich an<br />
meinem eigenen Projekt. Es besteht darin, ein aktives Personendosimeter,<br />
also ein Gerät zur Messung der Strahlendosis, zu entwickeln. Dies ermöglicht<br />
mir viel Freiraum zum eigenständigen Arbeiten. Dabei hilft mir, dass<br />
während des Physikstudiums besonders das analytische und problemlösende<br />
Denken geschult wurden. Eine gute Betreuung und Feedback zur<br />
eigenen Arbeit bleibt jedoch für einen Berufseinsteiger mit das Wichtigste.<br />
Viel Spaß macht es auch, an Konferenzen teilzunehmen und sich mit anderen<br />
Wissenschaftlern auszutauschen. Gute Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten<br />
sind dabei besonders hilfreich.<br />
staufenbiel.de<br />
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
eDiTOrial<br />
IMPRESSUM<br />
ICH TUE, ALSo BIn ICH<br />
LIEBE LESERInnEn UnD LESER<br />
Die einen halten es für gaga. Die anderen für Selbstmarketing par excellence. Die 25-jährige<br />
lady gaga vermarktet sich bis zur Unkenntlichkeit und feiert so erfolge, von denen andere nur<br />
träumen. Sie ist ein Star der Superlative. Wenn sie ein neues album herausbringt, berichtet die<br />
Tagesschau. Mit zehn Millionen fans beim Kurznachrichtendienst Twitter und fast 40 Millionen<br />
fans bei facebook ist die Sängerin unangefochten die Social-Media-Königin. auf der neuen<br />
„Celebrity 100“-liste des US-Wirtschaftsmagazins „forbes“ führt sie nun gar die liste der einflussreichsten<br />
prominenten an und hat die Moderatorin Oprah Winfrey hinter sich gelassen.<br />
Der hype um die pop-Diva ist vielen unheimlich. Und so lauern sie schon darauf, dass es mit ihrem<br />
erfolg bald bergab geht. Man mag ihre Musik mögen oder auch nicht, für ihr Selbstmarketing<br />
verdient lady gaga applaus. Obwohl die gebote der eigen-pr schon längst kein geheimnis mehr<br />
sind, verzichten allzu viele absolventen und einsteiger darauf, sich selbst richtig zu vermarkten.<br />
Wer erfolg haben will, kann sich aber nicht darauf verlassen, entdeckt zu werden – auch wenn<br />
das größte Talent in ihm schlummert. Deswegen ist es so wichtig, sich ins rechte licht zu setzen.<br />
„nicht ich bin, sondern ich tue“, sagt Selbstmarketing-expertin Sabine asgodom gegenüber dem<br />
„<strong>Karrieremagazin</strong>“. Vorausgesetzt, es ist Substanz dahinter. Viel heiße luft um nichts bringt niemanden<br />
weiter, und Blender werden meist schnell enttarnt. Wie Sie die Kunst der Selbstdarstellung<br />
richtig üben, steht im artikel „zeigen, was man draufhat“ (Seite 32).<br />
Wer was kann, will auch angemessen bezahlt werden. aber nur wenige Chefs bieten von sich aus<br />
ein fürstliches gehalt an. Wie Sie richtig verhandeln, damit Sie das bekommen, was Sie verdienen,<br />
lesen Sie ab Seite 18. Die Versicherungswirtschaft gilt bei den meisten absolventen nicht<br />
als besonders hip. Doch es tut sich was. nicht zuletzt wächst der anteil der beschäftigten akademiker<br />
seit Jahren in der Branche kontinuierlich (mehr dazu ab Seite 12).<br />
alle reden vom fachkräftemangel in den MinT-fächern (Mathematik, informatik, naturwissenschaften<br />
und Technik). Wie sich das bemerkbar macht und wie gut die Chancen von MinT-absolventen<br />
tatsächlich sind, haben wir in einer Themenstrecke zusammengestellt (ab Seite 24).<br />
Viel Spaß beim lesen<br />
Stefanie zimmermann, Chefredakteurin<br />
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> · gegründet 2001 · 11. Jahrgang<br />
Das Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> berichtet für Studierende,<br />
absolventen und Young professionals aktuell über<br />
Wissenswertes aus den Bereichen Studium, Job und Karriere.<br />
es erscheint mit einer auflage von 130.000 exemplaren<br />
bundesweit viermal jährlich. Die nächste ausgabe<br />
ist im September erhältlich. Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
ist unabhängig und wird an hochschulen und im Umfeld<br />
sowie auf fach- und hochschulmessen kostenfrei verbreitet.<br />
es kann von Dozenten, Studenteninitiativen und<br />
hochschuleinrichtungen kostenfrei im abonnement bezogen<br />
werden.<br />
copyright <strong>2011</strong> by Staufenbiel Institut gmbh<br />
herausgegeben von Staufenbiel institut gmbh<br />
postfach 10 35 43, 50475 Köln<br />
Tel.: +49 (0)221/91 26 63 0, fax: +49 (0)221/91 26 63 9<br />
e-Mail: karrieremagazin@staufenbiel.de<br />
inter<strong>net</strong>: www.staufenbiel.de/karrieremagazin<br />
iSSn 1860-7667<br />
Chefredakteurin (V.i.S.d.p.): Stefanie zimmermann (Sz)<br />
redaktion: eva flick (ef), Thomas friedenberger (Tf),<br />
Kirsten gregus (Kg), Susann Kobs (SK), natalia<br />
Kotischewski (nK), heinz peter Krieger (hK), Katrin<br />
Mingels (KM), edgar naporra (en), ina Oberhoff (iO)<br />
lektorat: natalia Kotischewski, edgar naporra<br />
herausgeberin: Birgit giesen<br />
Sales Director: holger fäßler, Telefon: 0221/91 26 63 33,<br />
e-Mail: holger.faessler@staufenbiel.de<br />
anzeigenmarketing: Bert alkema, Jana Becker, Christina<br />
elsner, nadine eppmann, Christiane fuchs, anne Moog,<br />
nina Otto vor dem gentschen felde, Thorsten Volpers<br />
Client Support: Maria gorki, natascha Wiedenfeld<br />
finanz- und rechnungswesen: Britta Janshen<br />
Marketing/Distribution: Karen herold, Melanie perrone<br />
Design: Yvonne Bäumgen, Simon pietsch<br />
leitung grafik und produktion: Simon pietsch<br />
Online-redaktion: Maurice hein, Johanna nowak<br />
Titelfoto: © istockfoto/andrew Cribb<br />
redaktion und Verlag sind stets bemüht, sowohl redaktionelle<br />
Beiträge als auch anzeigen daraufhin zu prüfen,<br />
dass formulierungen nicht gegen geltendes recht, insbesondere<br />
gegen das allgemeine gleichbehandlungsgesetz<br />
verstoßen. Sollte im einzelfall eine formulierung<br />
von der rechtsprechung als diskriminierend bewertet<br />
werden, weisen wir bereits jetzt darauf hin, dass wir<br />
uns von jeder art der Diskriminierung distanzieren und<br />
dies jedenfalls nicht die ansicht der redaktion darstellt.<br />
Soweit in redaktionellen Beiträgen und in Beiträgen von<br />
Kunden ausschließlich oder überwiegend die maskuline<br />
form verwendet wird, erfolgt dies lediglich aus gründen<br />
der lesbarkeit und stellt in keinem fall eine Wertung<br />
gegenüber weiblichen personen dar. entsprechend ist<br />
02 <strong>2011</strong> Sommersemester<br />
staufenbiel<br />
Karriere<br />
DaS Magazin fUr ihre KarriereplanUng magazin<br />
ZeIgeN, waS<br />
MaN draufhaT<br />
Von Lady gaga lernen:<br />
Selbstmarketing für die Karriere<br />
Versicherungswirtschaft<br />
Branchenreport:<br />
Wen die Versicherer suchen<br />
staufenbiel.de<br />
<strong>Karrieremagazin</strong><br />
MINT-Special<br />
Die Absolventenlücke<br />
wird größer<br />
SCHauFeNSTer<br />
MINT<br />
Zahlen, Fakten, Insider-Infos – Das Poster zum Herausnehmen<br />
MINT aN Der SPITZe<br />
risiken einschätzen<br />
© Bayer AG<br />
© Forschungszentrum<br />
Jülich<br />
© Universität Duisburg-E sen<br />
© Bayer AG<br />
eINSTIeGSGeHäLTer<br />
Mathematiker: 35 100 – 47 600 Euro<br />
Quelle: Personalmarkt Gehaltszahlen 02/<strong>2011</strong><br />
BeDarFSeNTwICkLuNG<br />
aBBreCHerquoTeN<br />
28 % Studienabbrecher eines Studienanfängerjahrgangs<br />
FraueN uND MINT<br />
IT-Probleme lösen<br />
mit dem gebrauch des Begriffs „Young professionals“<br />
keine Diskriminierung hinsichtlich des alters intendiert,<br />
sondern es soll lediglich die gruppe der Berufseinsteigerinnen<br />
und Berufseinsteiger angesprochen werden.<br />
Sofern Sie sich durch inhalte dieser publikation benachteiligt<br />
fühlen, bitten wir Sie, sich mit unserer Beauftragten<br />
für gleichbehandlung, frau nadine eppmann,<br />
nadine.eppmann@staufenbiel.de, in Verbindung zu setzen.<br />
alle rechte vorbehalten. nachdruck, aufnahme in Online-<br />
Dienste und inter<strong>net</strong> sowie Vervielfältigung auf Datenträgern<br />
wie CD-rOM, DVD-rOM etc. dürfen nur nach vorheriger<br />
schriftlicher genehmigung des Verlages erfolgen.<br />
Die einzige ausnahme ist das fotokopieren mit Quellennachweis<br />
durch Career Services und hochschulteams,<br />
hochschulmitarbeiter und studentische Vereine zum<br />
zweck der Berufsberatung.<br />
Die inhalte der artikel geben nicht notwendigerweise die<br />
Meinung der redaktion wieder. Die informationen in dieser<br />
publikation sind sorgfältig recherchiert und geprüft<br />
worden, dennoch kann keinerlei garantie übernommen<br />
werden. eine haftung für personen-, Sach- und Vermögensschäden<br />
ist ausgeschlossen. Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
wird von Staufenbiel institut als Teil der group<br />
gTi herausgegeben. gTi ist europas führender Karriere-<br />
Verlag für nachwuchsakademiker.<br />
Very Important Studis<br />
Das haben Promis studiert<br />
mba-master.de<br />
BeDarF<br />
58 400 – so groß ist die Ingenieurlücke im Jahr <strong>2011</strong> Stand: 02/11<br />
80 600 – offene Ingenieurstellen für Maschinenbau-,<br />
Fahrzeugbau- und Elektroingenieure Stand: 03/11<br />
INSIDer-INFoS: MeIN eINSTIeG<br />
Sehr faszinierend<br />
© PRTRäTS (VON LINkS NACH RECHTS): HANNOVER RüCkVERSICHERUNG/PRIVAT/PRIVAT © ILLUSTRATIONEN: ISTOCkPHOTO/PIALHOVIk/MONECA/RADOMA<br />
© ILLUSTRATION: SHUTTERSTOCk/PAGINA<br />
© ILLUSTRATION: FOTOLIA/IMAGETEAM<br />
staufenbiel.de<br />
3
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
inhalT<br />
© rainer STUrM/pixeliO.De<br />
TITEL 32<br />
Liebe auf den zweiten Blick 12<br />
Branchenreport Versicherungswirtschaft<br />
Immer die gleichen Fehler 20<br />
Wie Sie in der probezeit anfängerfehler<br />
auslassen<br />
TITEL<br />
zeigen, was man draufhat 32<br />
Ohne Selbstmarketing geht es nicht mehr:<br />
pr für die eigene Karriere<br />
KoMPAKT<br />
Karrierekalender, Leserfrage,<br />
Web-Schaukasten,<br />
Inter<strong>net</strong> splitter 06<br />
EInSTIEg<br />
„Beziehungen sind kein zufall“ 10<br />
autor Stefan gross im interview über das<br />
Mega-Soft-Skill Beziehungsintelligenz<br />
Liebe auf den zweiten Blick 12<br />
Versicherungsbranche: Die Versicherer<br />
haben sich zu modernen finanzdienst -<br />
leis tern gewandelt<br />
Über geld reden 18<br />
Mit Selbstbewusstsein: Wie Sie gehaltsverhandlungen<br />
erfolgreich führen<br />
Immer die gleichen Fehler 20<br />
Die schlimmsten anfängerfehler in der<br />
probezeit vermeiden<br />
per Qr-Code direkt<br />
auf ihr Smartphone<br />
staufenbiel.de/<br />
karrieremagazin<br />
THEMA: MInT<br />
Mangelware MInT 24<br />
Des anderen freud: Unternehmen suchen<br />
MinT-nachwuchs – und absolventen haben<br />
beste Job-aussichten<br />
Schaufenster MInT 26<br />
zahlen, fakten, insider-infos zum Thema<br />
MinT – zum herausnehmen<br />
„Hightech statt<br />
Schraubenschlüssel“ 28<br />
Was die Wirtschaft jetzt gegen den MinTfachkräftemangel<br />
tun muss und womit<br />
Bewerber punkten können, erzählt Siemenspersonalchefin<br />
Brigitte ederer im interview<br />
CAMPUS<br />
„ohne erhobenen zeigefinger“ 38<br />
Wirtschaft und ethik gehören zusammen,<br />
sagt Sneep-Mitglied Christian friedrich<br />
im interview<br />
Mangelware MInT 24<br />
Beste Chancen für MinT-absolventen<br />
Keine Lebenslaufkosmetik 40<br />
außeruniversitäres engagement sollte<br />
authentisch sein, raten unsere hoch schulexperten<br />
Kurvige Karrieren 42<br />
Von prince William bis Claudia roth –<br />
prominente und ihre Studienfächer<br />
Der Lift für die Botschaft 44<br />
elevator pitch: in 90 Sekunden<br />
eindruck machen<br />
Hochschule 1.5 48<br />
noch ist Social Media nicht richtig bei<br />
den hochschulen angekommen<br />
RUBRIKEn<br />
Impressum 3<br />
Karrierefragebogen 50<br />
„Karrieren sind nur bedingt leistung“:<br />
erfindungen und Werke beindrucken<br />
Jung-von-Matt-geschäftsführerin Karen<br />
heumann<br />
staufenbiel.de<br />
mba-master.de<br />
staufenbiel.de/twitter<br />
staufenbiel.de/facebook<br />
4 staufenbiel.de
Das Traineeprogramm der BayernLB<br />
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Die BayernLB ist ein starker und verlässlicher Finanzpartner – verwurzelt in Bayern, geprägt durch<br />
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trainee@bayernlb.de . www.bayernlb.de
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
KOMPAKT Meldungen<br />
interview<br />
© PriVAT<br />
„Nicht zur Nachahmung“<br />
Wenig Fachwissen und viel Egoismus bringen die Karriere voran. Das<br />
sagt zumindest Buchautor Wolfgang Schur („Wahnsinnskarriere“,<br />
Heyne). Im Interview erzählt er, warum.<br />
Sie haben 17 Regeln für die Karriere aufgestellt. Eine heißt: „Arbeite<br />
nie selbst am Computer.“ Das meinen Sie doch nicht ernst?<br />
Natürlich handelt es sich nicht um ein reines Regelwerk. Es war mir<br />
und meinem Co-Autor Günter Weick wichtig, romantische Vorstellungen<br />
vom Dasein als Manager über Bord zu werfen. Da gab es auch<br />
Missverständnisse: Viele Leser haben die Regeln als bare Münze genommen<br />
und versäumt, sich zu fragen, ob Karriere für sie überhaupt<br />
notwendig ist.<br />
Aber ist denn jetzt etwas dran an Ihrer Regel, die Finger vom Computer<br />
zu lassen?<br />
Ja. Eine Sekretärin kann nicht nur besser Briefe tippen, sondern es gehört<br />
ja auch zu ihrer Position. Bei einem Manager wäre eine solche Arbeit<br />
oft reine Geldverschwendung. Jede ankommende E-Mail hat einen<br />
Kontextwechsel zur Folge. Vor allem Smartphones können in dieser<br />
Hinsicht problematisch werden, weil sie eine ständige Ablenkung sind.<br />
Fachkenntnisse sind Ihrer Ansicht nach für angehende Manager hinderlich.<br />
Das klingt nicht sehr plausibel.<br />
Je besser ich in einer Tätigkeit bin, desto wertvoller bin ich für meinen<br />
Vorgesetzten. Beim nächsten Schritt auf der Karriereleiter muss ich aber<br />
Wolfgang Schur: „Der beste Buchhalter ist<br />
nicht automatisch auch der beste Chef.“<br />
Weitsicht entwickeln und dieses Fachwissen möglichst schnell loslassen.<br />
Der beste Buchhalter ist nicht automatisch auch der beste Chef.<br />
Das kann doch nicht gutgehen, wenn Manager nur an den eigenen Erfolg<br />
und nicht an den des Unternehmens denken.<br />
Darum geht es doch gar nicht. Wir beschreiben, wie junge Manager<br />
Blitzkarrieren hinlegen können. Wir zeigen, wie Machtstrukturen und<br />
Führungskulturen gestrickt sind, raten aber nicht zur Nachahmung.<br />
Haben Sie noch einen Tipp aus dieser harten Schule?<br />
Ja, aber er ist nicht von mir, sondern ein Tipp, den Vorgesetzte ihren<br />
Nachfolgern häufig geben: Aufsteiger sollten den ehemaligen Chef<br />
schlechter aussehen lassen als sich selbst.<br />
EN<br />
Lese-Tipp<br />
Der Spion, der sie kriegte<br />
Geheimagent James Bond zieht die Menschen schon seit Jahrzehnten<br />
in den Bann. Diesen Spionage-Glamour macht sich nun auch Ex-Agent<br />
Leo Martin für sein Buch „Ich krieg Dich!“ zunutze. Darin überträgt er<br />
Erfolgsmethoden aus der Welt der Spione auf die berufliche Karriere.<br />
Eine gelungene Selbstpräsentation kann seiner Ansicht nach helfen,<br />
Menschen für sich zu gewinnen und damit beruflich und privat zu<br />
mehr Erfolg zu kommen. Denn egal ob verdeckter Ermittler oder Manager:<br />
Ohne Überzeugungskraft kann sich kein Mensch durchsetzen.<br />
Neben konkreten Ratschlägen zu Vertrauensbildung und gezielter<br />
Manipulation berichtet der Autor, der unter Pseudonym<br />
schreibt, ausführlich von seiner Agententätigkeit<br />
für einen Nachrichtendienst. Das Buch<br />
lebt vor allem von der Geheimdienst-Thematik,<br />
Leser können aber durchaus auch etwas über<br />
die Vorzüge einer gelungenen Selbstvermarktung<br />
lernen. Neue Erkenntnisse zum Thema<br />
Kommunikation sollte jedoch niemand erwarten.<br />
(Ariston <strong>2011</strong>, 14,99 €)<br />
EN<br />
© ARISTON<br />
Die Irrenhaus GmbH<br />
Die Mitarbeiter äffen den Vorstand nach und der Chef frisiert noch<br />
schnell die Quartalszahlen. Das ist der Büro-Wahnsinn, den der Autor<br />
und Karriere-Coach Martin Wehrle in seinem Buch „Ich arbeite in<br />
einem Irrenhaus“ beschreibt. Deutsche Unternehmen bekommen darin<br />
ihr Fett weg. Denn die Theorie des Autors: Der Ruf deutscher Unternehmen<br />
sei umso besser, je weiter man sich in die Welt begibt. Schaut<br />
der Mitarbeiter jedoch genauer hin, sieht er die Fassade bröckeln. Ob<br />
mittelständisch oder Großkonzern – überall findet Wehrle Spuren des<br />
Irrsinns. In diesem Buch hat der Wahnsinn Methode: Eine Irrenhaus-<br />
Ordnung mit 41 Paragrafen hält Weisheiten über neue Chefs, den<br />
Dienstweg oder Meetings bereit. Zusätzlich dazu<br />
serviert der Autor durchaus amüsante Erlebnisse<br />
von Mitarbeitern aus der Welt der Unternehmen,<br />
einen Selbsttest und Tipps, wie man den täglichen<br />
Wahnsinn erkennt und ihm entgegenwirken kann.<br />
Das Spiel mit den Job-Klischees wirkt manchmal<br />
ein wenig zu banal. Unterhaltsam ist das Buch<br />
aber allemal. (Econ Verlag <strong>2011</strong>, 14,99 €) SK<br />
© Econ<br />
6<br />
staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Meldungen KOMPAKT<br />
LESERFRAGE<br />
Den FuSS in der Tür<br />
© photocase/tm<br />
Sie haben Fragen zur Karriereplanung, Bewerbung<br />
oder Arbeitsrecht? Unsere Experten<br />
sind für Sie da. Schicken Sie Ihre Frage an:<br />
karrieremagazin@staufenbiel.de – und vielleicht<br />
lesen Sie schon im nächsten Heft die<br />
Antwort darauf.<br />
DIE FRAGE: Ich hatte vor Kurzem ein Vorstellungsgespräch.<br />
Während ich meinen Werdegang<br />
darstellte und auf die Fragen des<br />
Personalers antwortete, wirkte er ein wenig<br />
gelangweilt. Ich habe die Stelle dann auch<br />
nicht bekommen. Kann ich mich in einer bestimmten<br />
Art und Weise präsentieren oder besondere<br />
Sachen sagen, die mich interessanter<br />
machen? Susanne L. aus Reutlingen<br />
DIE ANTWORT: Ihr Werdegang war für den<br />
besagten Personaler so interessant, Sie zu<br />
einem Vorstellungsgespräch einzuladen.<br />
Dass er gelangweilt wirkte, kann mit Ihnen zu<br />
tun haben, muss aber nicht. Ein solches Verhalten<br />
sollte in einem professionellen Umfeld<br />
keinen Platz finden.<br />
Die Selbstdarstellung ist ein wichtiger Bestandteil<br />
jeder Bewerbung. Werden Sie eingeladen,<br />
haben Sie den ersten Fuß in der Tür.<br />
Nun kommt es darauf an zu wirken, sich als<br />
Persönlichkeit darzustellen, ohne sich zu verstellen,<br />
authentisch zu sein und zu bleiben.<br />
Dynamisches Auftreten ist in der Selbstpräsentation<br />
wichtig, dennoch kann auch Zurückhaltung<br />
gefragt sein. Das hängt von dem<br />
Kontext und der Stelle ab, für die Sie sich bewerben.<br />
Was jedoch immer gilt: Sie selbst sollen von<br />
dem, was Sie präsentieren, überzeugt sein.<br />
Dazu gehört auch, Ausrutscher im Lebenslauf<br />
gekonnt zu begründen und mit dem Blick von<br />
heute zu reflektieren. Aus dem eigenen Leben<br />
und den darin besetzten Rollen und Positionen<br />
müssen Sie überzeugend berichten, mit<br />
kleinen Anekdoten und passenden persönlichen<br />
Elementen.<br />
unsere expertin<br />
Sylvia Schnödewind, Bewerbungs-Coach aus<br />
Köln, beantwortet für das <strong>Karrieremagazin</strong><br />
Fragen zu Karriere und Bewerbung.<br />
Was Sie nicht tun sollten: Ihren Werdegang<br />
abspulen. Lesen kann der Personaler selbst.<br />
Präsentieren Sie sich klar und offensiv und<br />
machen Sie deutlich, wieso gerade Ihr Werdegang<br />
auf die ausgeschriebene Stelle passt.<br />
MEin Tipp: Üben Sie zu Hause eine etwa zehnminütige<br />
Selbstdarstellung – vor dem Spiegel<br />
oder vor Freunden.<br />
Karrierekalender Sommersemester <strong>2011</strong><br />
(Juni bis Oktober)<br />
27.–28.06.<strong>2011</strong> bonding, Bochum, bonding.de<br />
28.–30.06.<strong>2011</strong> Ikom, München, ikom.tum.de<br />
30.06.<strong>2011</strong> Absolventenkongress Norddeutschland<br />
Hamburg, absolventenkongress.de/nord<br />
01.07.<strong>2011</strong> Karrieretag Familienunternehmen, Nürnberg,<br />
karrieretag-familienunternehmen.de<br />
04.–06.07.<strong>2011</strong> Firmenkontaktgespräch, München,<br />
fkg-muenchen.com<br />
06.07.<strong>2011</strong> Absolventenkongress Berlin<br />
Berlin, absolventenkongress.de/berlin<br />
15.–25.09.<strong>2011</strong> IAA, Frankfurt, iaa.de<br />
21.–23.09.<strong>2011</strong> EBS Symposium, Oestrich-Winkel,<br />
ebs-symposium.de<br />
08.10.<strong>2011</strong> e-fellows MBA-Day, Frankfurt, e-fellows.<strong>net</strong><br />
Studierendensurvey<br />
Gestresst, aber zufrieden<br />
Jeder zweite Student klagt über Prüfungsstress und macht<br />
sich Sorgen, ob er sein Studium schaffen wird. Das ist ein Ergebnis<br />
des elften Studierendensurvey. Für die im Auftrag<br />
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)<br />
durchgeführte Studie wurden rund 8 000 Studenten an Unis<br />
und FHs befragt. Demnach geht es stressiger als früher an den<br />
deutschen Unis zu. Aber die Mühe lohnt sich: Die Studie zeigt<br />
auch, dass die Befragten mit der inhaltlichen Qualität ihres Studiums<br />
zufrieden sind. Hohen Stellenwert hat heute das Thema<br />
finanzielle Sicherheit. „Dass die Arbeitsplatzsicherheit als sehr<br />
wichtig bewertet wird, mag damit zusammenhängen, dass die<br />
Befragten noch unter dem Eindruck der jüngsten Finanzkrise<br />
standen“, vermutet Bildungsstaatssekretär Thomas Rachel.<br />
Viele Bachelor-Studenten sind der Studie zufolge unsicher über<br />
ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Rachel zufolge „muss noch<br />
offensiver herausgestellt werden, welche Berufschancen der<br />
Bachelor tatsächlich bietet.“ Aber gleichzeitig betont der Bildungsstaatssekretär:<br />
„Bachelor-Absolventen gelingt der Einstieg ins<br />
Berufsleben recht reibungslos, und die Mehrzahl ist nach einem<br />
Jahr im Beruf mit Job und Vergütung zufrieden.“<br />
EN<br />
©sxc.hu/svilen001<br />
staufenbiel.de<br />
7
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
KOMpaKT inter<strong>net</strong>-Splitter<br />
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KURzInTERVIEW<br />
„NachhaLTIgKeIT IM auge BehaLTeN“<br />
im interview: Sandro günther, 29, hat mit seiner Social-<br />
Media-agentur das erste deutsche Content-Management-<br />
System für facebook veröffentlicht. er gründete das Unternehmen<br />
nach seinem BWl-Studium.<br />
Sie arbeiteten ursprünglich im Bereich Mergers & Acquisitions.<br />
Danach haben Sie sich dazu entschieden, ein eigenes<br />
Unternehmen zu gründen. Warum?<br />
Sandro günther: „Social<br />
Media war noch nie eine<br />
wirkliche goldgrube.“<br />
Vor der gründung war ich als Berater in einer Unternehmensberatung tätig und habe mich dabei viel<br />
mit dem inter<strong>net</strong>, mit Social Media und mit Start-ups beschäftigt. Das hat mich beeinflusst. im März<br />
2010 haben wir Werbeboten Media offiziell gegründet und beschäftigen heute sieben feste Mitarbeiter.<br />
Wozu braucht man überhaupt ein Content Management System für Facebook (CMF)?<br />
Mit unserem CMf kann man ohne programmierkenntnisse eine fanpage gestalten und sich<br />
damit als Unternehmen optimal präsentieren. 600 Millionen nutzer sind schließlich ein massives<br />
potenzial für Unternehmen. Manche davon sind sogar komplett auf die sozialen Medien<br />
angewiesen.<br />
Sie sind Absolvent der Handelshochschule Leipzig (HHL). Dort gibt es eine gründerschmiede.<br />
Welche Unterstützung haben Sie von dort erhalten?<br />
Die hochschule hat ein ausgezeich<strong>net</strong>es <strong>net</strong>zwerk aus erfahrenen gründern, die auch als gastredner<br />
in den Vorlesungen auftreten. Das gründer<strong>net</strong>zwerk an der hhl funktioniert sehr gut.<br />
finanzielle Unterstützung haben wir aber keine beantragt.<br />
Ist Social Media nicht nur ein Hype oder ist es tatsächlich eine langfristige Perspektive für die<br />
Unternehmen?<br />
Social Media war noch nie eine wirkliche goldgrube. Ohne einen originellen ansatz hat man hier<br />
langfristig keinen erfolg. aber man sollte nicht vergessen, dass sich eine Menge Chancen und<br />
Möglichkeiten bieten. allerdings sollte man immer die nachhaltigkeit im auge behalten, denn<br />
von der profitiert letzten endes der einzelne User.<br />
EN<br />
STUDEnTSToRIES<br />
1 000 AnTWoRTEn AUF ABRUF<br />
ein Studium zu beginnen ist keine einfache Sache. für<br />
ausländische Studenten ist die herausforderung besonders<br />
groß, vor allem, wenn es an der Sprache noch<br />
hapert. Das projekt Studentstories.de der Universität<br />
augsburg, unterstützt durch den Deutschen akademischen<br />
austauschdienst (DaaD), setzt genau da an.<br />
es hilft internationalen Studenten, sich durch lehrreiche hörspiele möglichst schnell und<br />
einfach in das augsburger hochschulleben zu integrieren. „es ist eine ganz moderne art, sich<br />
über studienrelevante Themen zu informieren“, erklärt die 26-jährige natia Tsikelashvili, eine<br />
Studentin aus georgien. Mit etwa 20 weiteren ausländischen und deutschen Studenten arbeitet<br />
sie ehrenamtlich am projekt. „Mit den podcasts bekommt man sogar unterwegs antworten<br />
auf 1 000 fragen rund ums Studium. Und das auf eine originelle und unterhaltsame Weise.“<br />
in den 16 kostenlos abrufbaren podcasts geht es neben den fragen zur Studienfinanzierung<br />
und Wohnungssuche auch um inhalte wie heimweh oder fernbeziehungen. zu jedem podcast<br />
gibt es Skripte in verschiedenen Sprachen zum Mitlesen.<br />
NK<br />
© priVaT<br />
© iSTOCKphOTO/naUTilUS Shell STUDiOS<br />
8 staufenbiel.de
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Beziehungsintelligenz<br />
„Beziehungen<br />
sind kein Zufall“<br />
Bestsellerautor Stefan F. Gross:<br />
„Beziehungsintelligenz® ist eine<br />
Art Mega Soft Skill“<br />
Herr Gross, in Ihrem Buch schreiben Sie,<br />
Berufsleben sei Beziehungsleben. Ist das<br />
nicht etwas übertrieben?<br />
Nein. Natürlich darf die fachliche<br />
Kompetenz als Basis nicht fehlen, sonst<br />
braucht man mit anderen Dingen gar<br />
nicht erst anzufangen. Aber nehmen<br />
Sie die großen Themen wie Vertrieb,<br />
Verkauf, Service und Führung. Hier<br />
kommt es immer ganz entscheidend<br />
auf den richtigen Umgang mit Menschen<br />
an, also auf die persönliche Beziehungsintelligenz.<br />
Gehört Beziehungsintelligenz zu den üblichen<br />
Soft Skills?<br />
Beziehungsintelligenz ist eine Art<br />
Mega-Soft-Skill. Es bezeich<strong>net</strong> die<br />
Fähigkeit, andere Menschen in der<br />
Kommunikation und Kooperation zu<br />
begeistern und für sich zu gewinnen.<br />
Wie oft wird in Deutschland über Egoismus<br />
und Unfreundlichkeit geklagt.<br />
Empathie ist für den eigenen Erfolg<br />
immens wichtig. Sie versetzt einen in<br />
die Lage, Menschen so zu behandeln,<br />
dass sie im Gegenzug Wertschätzung,<br />
Loyalität und Unterstützung zeigen.<br />
© PriVAT<br />
10<br />
Kann man das lernen?<br />
Ausnahmen gibt es natürlich immer,<br />
aber die meisten Menschen können das<br />
lernen. Denken Sie an den enormen<br />
Bedarf nach Anerkennung. Zeigen Sie<br />
Ihrem Gegenüber Anerkennung, so<br />
dass er Ihre Achtung und Wertschätzung<br />
spürt, dann haben Sie sich einen<br />
staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Beziehungsintelligenz EINSTIEG<br />
Muffel, Bremser und Rechthaber verderben Buchautor Stefan Gross<br />
(„Beziehungs intelligenz – Wie Sie im Berufsleben Freunde und Verbündete gewinnen“)<br />
nicht die Laune. Wie er das macht, erklärt er im Interview.<br />
Freund gemacht. Das kann man üben<br />
und das kann man lernen.<br />
Ich bin dann also immer <strong>net</strong>t zu meinen<br />
Kollegen.<br />
Das hat weniger mit <strong>net</strong>t sein zu tun. Es<br />
gibt ganz einfache Regeln. Nehmen Sie<br />
das ganze Kapitel Lästern. Sie können<br />
sich sicher sein, dass das ganze Maß an<br />
Klatsch und an negativen Äußerungen,<br />
die Sie über andere getan haben, auf<br />
Sie zurückfallen wird. Also verzichten<br />
Sie lieber darauf. Wer aber angegriffen<br />
oder unfair behandelt wird,<br />
sollte die eigene Position entschlossen<br />
verteidigen.<br />
In Ihrem Buch schreiben Sie von Muffeln,<br />
Rechthabern und Bremsern. Was machen<br />
Sie mit denen?<br />
Die gibt es in der Tat überall. Aber<br />
zum Glück auch Regeln, wie man so<br />
mit ihnen umgeht, dass es erträglich<br />
bleibt. Bei den Muffeln sollte man<br />
zwar höflich sein, aber nicht zu viel<br />
Energie investieren und sie im Zweifel<br />
einfach weniger beachten. Bei den<br />
Rechthabern ist es vor allem wichtig,<br />
sich auf keine Diskussion einzulassen.<br />
Ein abschließender Satz wie „Ich bin<br />
da anderer Meinung. Wir sollten es<br />
dabei bewenden lassen“, hilft mehr.<br />
Einen Bremser kann man am besten<br />
aushebeln, indem man die Beweislast<br />
umkehrt. Sagt er etwa: „Das schaffen<br />
wir nie“, muss man eine Gegenfrage<br />
stellen. „Warum glaubst du das? Was<br />
würdest du vorschlagen?“ Meistens<br />
sind sie dann ausgehebelt, weil ihnen<br />
nämlich gar nichts dazu einfällt.<br />
Trotzdem können solche Zeitgenossen auf<br />
die Stimmung schlagen.<br />
Das stimmt natürlich. Es ist aber wichtig,<br />
die Verhältnismäßigkeit im Blick<br />
zu behalten. Wenn eine von zehn Begegnungen<br />
unangenehm ist, bleiben<br />
noch immer neun angenehme. Macht<br />
man sich das bewusst, wird die Laune<br />
schlagartig besser. Außerdem hat meiner<br />
Meinung nach niemand ein Recht<br />
darauf, seine schlechte Laune an anderen<br />
Menschen auszulassen.<br />
Weil das dann auch auf einen selber zurückfällt?<br />
Das fällt garantiert auf einen zurück.<br />
Jeder Mensch sollte sich selbst kritisch<br />
hinterfragen. Nehmen Sie ein Meeting,<br />
an dem mehrere Personen teilnehmen.<br />
Fragen Sie sich doch selbst einmal, wie<br />
Sie auf die wirken. Meinen Sie, Sie sind<br />
ein Gewinn für die Stimmung? Oder<br />
stehen die anderen kurz vor der Depression,<br />
weil Sie permanent schlechte<br />
Laune verbreiten?<br />
Sie sagten, Beziehungsintelligenz ist erlernbar.<br />
Was können Studenten schon während<br />
ihres Studiums dafür tun, damit sie bei der<br />
Bewerbung oder im Job davon profitieren?<br />
Sie müssen ihre Kontakte und Beziehungen<br />
von Anfang an intensiv pflegen.<br />
Gute Beziehungen sind kein Zufall.<br />
Und bei der Bewerbung ist das Zuhörenkönnen<br />
eine wichtige Fähigkeit.<br />
Warum ausgerech<strong>net</strong> das Zuhören?<br />
Im Vorstellungsgespräch geht es darum,<br />
sich selbst zu präsentieren. Aber<br />
es geht auch darum, zuhören zu können.<br />
Was will der Personalchef genau<br />
von mir wissen? Wem Sie intensiv zuhören,<br />
dem beweisen Sie Ihr Interesse<br />
an ihm und gewinnen ihn so für sich.<br />
Das gilt fürs Vorstellungsgespräch genauso<br />
wie für die weitere Karriere.<br />
Und wenn ich gar keine Karriere machen<br />
möchte?<br />
Auch dann brauchen Sie Beziehungsintelligenz.<br />
Angenommen, Sie machen<br />
zehn Jahre Ihren Job perfekt. Irgendwann<br />
passieren immer Fehler. Und<br />
dann brauchen Sie andere Menschen,<br />
die Ihnen helfen. Wenn Sie dann keine<br />
Beziehungen aufgebaut haben, ist es<br />
zu spät.<br />
Interview: Eva Flick<br />
staufenbiel.de<br />
11
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Versicherungsbranche<br />
Liebe<br />
Wer seinen Kommilitonen erzählt, dass er<br />
bei einer Versicherung anfängt, erntet leicht<br />
ein müdes Lächeln. Doch die Versicherer<br />
haben sich – eher unbemerkt – zu modernen<br />
finanzdienstleistern gewandelt.<br />
Image ist nicht alles, aber es kann helfen. Auch der Versicherungsbranche<br />
– vor allem, wenn sie attraktiv für<br />
Absolventen sein will. Michael Gold, Geschäftsführer<br />
und Leiter der Abteilung Volks- und Betriebswirtschaft<br />
beim Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen<br />
in Deutschland (AGV), sagt: „Die Versicherungswirtschaft<br />
scheint auf den ersten Blick nicht so sexy wie andere Branchen<br />
zu sein. Sie wird in der breiten Öffentlichkeit oft unterschätzt.<br />
Dass es ‚Liebe auf den zweiten Blick’ war, würden<br />
wahrscheinlich jedoch die meisten der in der Assekuranz<br />
tätigen Akademiker sofort unterschreiben.“<br />
Also: Liebe, wenn auch nur auf den zweiten Blick. Und<br />
das in einer stabilen Branche, in der seit Jahren der Anteil der<br />
beschäftigten Akademiker kontinuierlich wächst. 2010 verfügten<br />
rund 40 000 Mitarbeiter in deutschen Versicherungsunternehmen<br />
über den Abschluss einer Universität oder<br />
Fachhochschule. Das entspricht einem Akademikeranteil<br />
von rund 18 Prozent. Die gefragtesten akademischen Einsteiger<br />
sind Absolventen der Wirtschafts wissenschaften,<br />
Rechtswissenschaften und Mathematik.<br />
© Photocase/ k_t<br />
Risikomanagement und Controlling<br />
Ein Fünftel der Versicherungsunternehmen gab 2010<br />
in einer Umfrage des Arbeitgeberverbands an, dass<br />
ein Mangel an Fachkräften mit branchenspezifischen<br />
Kenntnissen herrscht: vor allem an Spezialisten in den<br />
Bereichen Lebens-, Sach- und Krankenversicherung.<br />
Experten mit branchenübergreifenden Kenntnissen<br />
werden überwiegend für die Bereiche Risikomanagement,<br />
Rechnungslegung und Controlling gesucht.<br />
Innerhalb der nächsten fünf Jahre erwartet rund<br />
ein Viertel der befragten Unternehmen große Belastungen<br />
durch einen Engpass an Versicherungsfach-<br />
12<br />
staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Versicherungsbranche EINSTIEG<br />
auf den<br />
zweiten Blick<br />
An meine Versicherung:<br />
„Ich habe noch nie Fahrerflucht<br />
begangen; im Gegenteil, ich musste<br />
immer weggetragen werden.“<br />
kräften. Dabei prognostizieren die Unternehmen besonders<br />
den Mangel an Aktuaren, Mathematikern, Informatikern<br />
und Spezialisten im Risikomanagement – denn die fehlen<br />
teilweise heute schon. „Der Fachkräftemangel als Folge des<br />
demografischen Wandels ist eine der größten Herausforderungen,<br />
vor der die Versicherungswirtschaft steht“, bestätigt<br />
AGV-Geschäftsführer Michael Gold.<br />
Förderung von Talenten<br />
Der AGV fragte die Versicherungsunternehmen auch danach,<br />
wie sie im Bereich der Personalentwicklung auf den<br />
drohenden Fachkräftemangel reagieren. Ein Großteil der<br />
Unternehmen will mit innerbetrieblicher Weiterbildung gegensteuern.<br />
Sie möchten mit ihren Weiterbildungsangeboten<br />
einerseits neue Fachkräfte gewinnen und andererseits<br />
Mitarbeiter aus den eigenen<br />
Reihen weiterentwickeln.<br />
Für Absolventen<br />
besonders interessant: Die<br />
Versicherungsunternehmen beabsichtigen<br />
auch, die Zahl ihrer<br />
Trainee-Programme zu erhöhen. Außerdem werde die Identifizierung,<br />
Entwicklung und Förderung von Talenten, das<br />
Talentmanagement also, zu einem wichtigen Bestandteil der<br />
Personalarbeit in der Branche.<br />
Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die Versicherungswirtschaft<br />
mit gut 215 000 festangestellten Mitarbeitern zwar<br />
eine eher kleinere Branche. Doch für die deutsche Wirtschaft<br />
hat sie mit einem jährlichen Prämienvolumen von<br />
rund 160 Milliarden Euro eine herausragende Funktion. Sie<br />
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Ideensprühende<br />
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13
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Versicherungsbranche<br />
INSIDER-SICHT<br />
Gefahrenerhöhung?<br />
„Ich möchte Ihnen<br />
hiermit mitteilen, dass<br />
ich geheiratet habe. Eine<br />
Gefahrenerhöhung ist nicht<br />
eingetreten.“<br />
sorgt durch die Übernahme von Risiken für einen möglichst<br />
reibungslosen Wirtschaftskreislauf, entlastet die sozialen<br />
Sicherungssysteme und stabilisiert Finanzmärkte durch die<br />
langfristige Orientierung ihrer Anlagepolitik.<br />
Jahrestreffen in Monte Carlo<br />
Versicherungen lassen sich in zwei Bereiche gliedern: Erst- und<br />
Rückversicherer. Rückversicherer übernehmen dabei einen<br />
Teil der Risiken, die Erstversicherer im direkten Kundenkontakt<br />
eingegangen sind – entweder weil für den Erstversicherer<br />
die volle Übernahme der Risiken finanziell nicht tragbar ist<br />
oder ein Schwankungsausgleich im Schadensverlauf erzielt<br />
werden soll. Die klassische Trennlinie zwischen Erst- und<br />
Rückversicherungsgeschäft weicht durch die zunehmende<br />
Verflechtung innerhalb der Branche immer mehr auf.<br />
Jobchancen gibt es für Wirtschaftsabsolventen sowohl<br />
bei Erst- wie auch bei Rückversicherern. Die Rückversicherungsunternehmen<br />
suchen häufig Einsteiger mit mathematischen,<br />
technischen oder informationstechnischen<br />
Zusatzqualifikationen, wenn es um die Bewertung von Risiken<br />
geht. Das Geschäft der Rückversicherer wird zugleich<br />
komplexer und riskanter, da Erstversicherer und Großunternehmen<br />
teils weniger Risiken an die Rückversicherer abgeben.<br />
Steigend ist aber der Deckungsbedarf für komplexe<br />
Großrisiken wie Naturkatastrophen oder Infrastrukturprojekte.<br />
Einmal im Jahr trifft sich die Branche standesgemäß<br />
in Monte Carlo, um mit Erstversicherern und Kundenunternehmen<br />
über Preise und Prämien zu sprechen.<br />
Internationale Tätigkeiten<br />
Besonders in den Rückversicherungsfirmen (oft erkennbar<br />
am Zusatz „RE“ für Reinsurance), wo die Zusammenarbeit<br />
vieler Spezialisten gefordert ist, gibt es eine breite Palette<br />
von Berufen. Für die anspruchsvollen, oft international geprägten<br />
Tätigkeiten, suchen Rückversicherer häufig Top-<br />
Nachwuchskräfte aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften,<br />
Jura oder Mathematik.<br />
Stephan Steiger, 44, ist stellvertretender<br />
Leiter Personalmarketing bei der Allianz<br />
Deutschland in München.<br />
Bandbreite an Jobprofilen<br />
Das Attraktive an großen Versicherungsunternehmen ist die Bandbreite<br />
an Jobprofilen und beruflichen Perspektiven. Juristen und Informatiker<br />
arbeiten hier ebenso wie Inhouse Consultants, Aktuare oder<br />
Risikomanager. Typischerweise bieten breit aufgestellte Konzerne<br />
eine ganze Reihe von Einstiegsmöglichkeiten: vom klassischen Direkteinstieg<br />
über Traineeships bis hin zu High-Potential-Programmen, die<br />
mittelfristig den Weg ins Senior Management ermöglichen. Absolventen<br />
sollten außerdem darauf achten, dass sich der potenzielle Arbeitgeber<br />
um Themen wie Weiterentwicklung oder die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf kümmert. Ob man als Absolvent zu einem Unternehmen<br />
passt, lässt sich heute leichter denn je herausfinden. Umfangreiche<br />
Karriereseiten im Web, Fanpages auf Facebook oder der direkte Kontakt<br />
auf Karrieremessen stillen fast jeden Wissensdurst.<br />
Schadensbericht<br />
„In der Küche hat alles<br />
gebrannt, selbst der<br />
frische Lachs war plötzlich<br />
geräuchert.“<br />
Gefragt ist auch die Kombination<br />
von Wirtschaftsmathematik<br />
und Informatik, da häufig<br />
praxisorientierte Lösungen mathematischer,<br />
informationstechnischer und<br />
wirtschaftswissenschaftlicher Probleme<br />
anstehen. „Machen Sie frühzeitig Erfahrungen<br />
in der Versicherungswirtschaft durch Praktika oder<br />
eine praxis orientierte Abschlussarbeit“, rät der promovierte<br />
Ökonom und Versicherungsfachmann Michael Gold.<br />
Branche der 100 Berufe<br />
Bewerber sollten gute Sprachkenntnisse und die Bereitschaft zu<br />
Mobilität mitbringen. Risiken abzuschätzen und zu managen,<br />
wird zu einer zentralen Aufgabe. Absolventen mit erster Berufserfahrung<br />
in der Branche und fundierten mathematischen<br />
Kenntnissen haben gute Startchancen. Doch die Branche sucht<br />
nicht allein Absolventen, die Zahlen über alles lieben.<br />
>>><br />
© Allianz Deutschland<br />
© istockphoto/AntiMartina<br />
14 staufenbiel.de
Wie könnten Sie Ihrer Karriere Flügel verleihen?<br />
Wenn Sie sich den großen Herausforderungen der Welt stellen<br />
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Durch alle der genannten Punkte<br />
Unsere Stärke liegt im Wissen unserer interdisziplinären Teams. Wissen, mit dem<br />
wir komplexe Herausforderungen aus allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft<br />
meistern, von Großbauprojekten über den Klimawandel bis hin zur Raumfahrt. So<br />
entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen für Risiken, die die Menschheit heute<br />
und in Zukunft beschäftigen. Wenn Sie gemeinsam mit 13.000 Kollegen Projekte<br />
von globaler Tragweite bewegen wollen, freuen wir uns über Ihre Bewerbung.<br />
Was wir im Rahmen unseres Traineeprogramms von Ihnen erwarten und welche<br />
Chancen wir Ihnen bieten, erfahren Sie unter munichre.com/karriere
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Versicherungsbranche<br />
© istockphoto/Aaltazar/Mervana<br />
Rückversicherer: Erdbeben, Tsunami und Reaktorunglücke<br />
Der Gesamtschaden, den das Erdbeben und der Tsunami in Japan anrichteten, wird von Fachleuten auf 200 bis 300 Milliarden Euro geschätzt.<br />
Von dieser Summe sind nach Expertenschätzung etwa zehn Prozent versichert. Der Schaden, für den die Versicherungsbranche weltweit geradestehen<br />
muss, beläuft sich also auf 20 bis 30 Milliarden Euro. Das Erstaunliche: Für Erdbeben- und Tsunami-Schäden an Reaktorgebäuden<br />
selbst müssen Versicherer nicht zahlen. Sie sind vertraglich ausgeschlossen. Und noch etwas ist bemerkenswert: Die Reaktor katastrophe<br />
kann für die Rückversicherer sogar etwas Positives haben – einerseits steigen die Prämien (und damit die Einnahmen) und andererseits<br />
werden nach solchen Ereignissen erfahrungsgemäß insgesamt mehr neue Versicherungsverträge abgeschlossen.<br />
Michael Gold vom Arbeitgeberverband: „Die Branche wird<br />
nicht umsonst als ‚Branche der 100 Berufe’ bezeich<strong>net</strong>. Eine<br />
Abgrenzung auf eine Fachrichtung ist daher schwierig. Es<br />
gibt aber Fachrichtungen, bei denen ein besonders hoher<br />
Bedarf besteht. Dies sind vor allem Mathematiker und Informatiker.“<br />
Doch auch Wirtschaftswissenschaftler und Juristen<br />
haben laut AGV hervorragende Perspektiven. „Selbstverständlich<br />
sind versicherungsspezifische Kenntnisse gerne<br />
gesehen und können den Einstieg erleichtern. Und die Branche<br />
bietet auch Sozialwissenschaftlern und Ingenieuren vielfältige<br />
Einstiegsmöglichkeiten.“<br />
Bodenständige Angelegenheit<br />
Liberalisierung und Deregulierung der Versicherungsmärkte<br />
führen zu hohem Wettbewerbsdruck bei den Versicherern.<br />
Flexible Nachwuchskräfte, die erste Branchenerfahrung<br />
mitbringen und den Wandel in den Unternehmen aktiv gestalten<br />
wollen, können im Vorstellungsgespräch punkten.<br />
Für den attraktiven Posten des Vorstandsassistenten suchen<br />
die Unternehmen in erster Linie Absolventen, die an einem<br />
renommierten Versicherungslehrstuhl promoviert haben.<br />
Doch auch ohne Promotion oder MBA-Titel auf der Visitenkarte<br />
bieten sich Möglichkeiten für den Direkteinstieg<br />
oder den Start in einem Trainee-Programm. Bewerber, die<br />
ers te Erfahrungen im Außendienst gesammelt haben, können<br />
sich aus der Masse der Bewerbungen hervorheben.<br />
Denn der Verkauf von Versicherungen ist und bleibt – vor<br />
allem im Privatkundengeschäft – eine bodenständige Angelegenheit,<br />
die Vertriebsgeschick und besondere Stärken in<br />
der Kommunikation erfordert.<br />
Erfahrung im Außendienst<br />
Mit einigen Jahren Erfahrung im Außendienst steigen die<br />
Chancen auf eine Führungsposition im Innendienst. Gern<br />
gesehen ist etwa eine studienbegleitende Tätigkeit als Versicherungsvermittler<br />
oder eine Versicherungs- oder Banklehre.<br />
Wirtschaftsabsolventen finden im Versicherungsinnendienst<br />
auch interessante und gut bezahlte Jobs in der Vermögensverwaltung<br />
und der Kapitalanlage.<br />
Die Fähigkeit, auf neue Kundenanforderungen, neue Produkte<br />
und auch neue Vertriebswege – unterstützt durch das<br />
Inter<strong>net</strong> – einzugehen, gewinnt weiter an Bedeutung. Eigenverantwortliches<br />
Arbeiten und ein hohes Maß an Selbstmotivation<br />
ist bei Außendienstmitarbeitern besonders gefragt,<br />
da sie meist weniger direkten Kontakt mit ihren Kollegen<br />
haben als andere Einsteiger im Versicherungsunternehmen.<br />
Manchmal kann es Liebe auf den zweiten Blick sein.<br />
Thomas Friedenberger<br />
Papierkrieg<br />
„Ich habe nun so viele Formulare ausfüllen<br />
müssen, dass es mir bald lieber wäre,<br />
mein geliebter Mann wäre überhaupt nicht<br />
gestorben.“<br />
Inter<strong>net</strong><br />
Weitere Infos über die Branche und ein Themen-Dossier finden Sie unter staufenbiel.de/<br />
versicherungen. Das Dossier Rückversicherung enthält zahlreiche Links und informiert<br />
unter anderem über:<br />
• Jobs in der Rückversicherung: Wer arbeitet was?<br />
• Bewerben bei einer Rückversicherung<br />
• Einsteigen: Start in der Rückversicherung<br />
• Fachbegriffe im Glossar: Rückversicherung.<br />
16<br />
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üBer<br />
geLd<br />
redeN<br />
gehaltsverhandlung – nur bei dem gedanken daran wird manchem Bewerber flau.<br />
Das rezept: Sprechen Sie mit Selbstbewusstsein über geld.<br />
Jeder Bewerber kennt die Situation: Das Vorstellungsgespräch<br />
ist gut gelaufen, die Gehaltsverhandlung<br />
steht an. Jetzt geht es ums Geld. Je nach Verhandlungsgeschick<br />
kann es enorme Unterschiede bei gleicher<br />
Qualifikation geben. Laut der Studie Staufenbiel JobTrends<br />
Deutschland <strong>2011</strong> liegen etwa die Einstiegsgehälter von<br />
Wirtschaftswissenschaftlern zwischen 38 000 und 47 000<br />
Euro. Einige Einsteiger mit Wirtschaftsabschluss verdienen<br />
sogar mehr als 59 000 Euro.<br />
Über geld spricht man nicht<br />
Ein gutes Ergebnis hängt aber nicht allein vom Verhandlungsgeschick<br />
ab. „Das Entscheidende ist, gut informiert zu<br />
sein. Bewerber müssen Einstiegsgehälter recherchieren und<br />
ihren eigenen Marktwert ermitteln“, sagt Nicola Holzapfel,<br />
Autorin des Buchs „Ich verdiene mehr Gehalt!“. „Außerdem<br />
sollten sie wissen, wie sich ein Gehalt zusammensetzt:<br />
Es gibt etwa Weihnachtsgeld oder leistungsbezogene Boni,<br />
die oft erst im Folgejahr gezahlt werden.“<br />
Doch es ist gar nicht so einfach, den eigenen Wert zu<br />
bestimmen. Leider scheinen sich gerade beim Thema Gehalt<br />
alle an den Spruch ‚Über Geld spricht man nicht’ zu halten.<br />
Das bestätigt auch Nicola Holzapfel: „Es herrscht eine<br />
Scheu, das eigene Gehalt offenzulegen. Unter Kollegen ist<br />
das nachvollziehbar. Wer mehr verdient als andere, weckt<br />
Neid. Wer weniger verdient, ist frustriert. Dazu kommt:<br />
Nicht immer sind unterschiedliche Gehälter von der Leistung<br />
her gerechtfertigt. Selbst Kollegen in vergleichbaren<br />
Positionen können unterschiedlich verdienen.“<br />
Dennoch gibt es Möglichkeiten, ein realistisches Gehalt<br />
herauszufinden – etwa durch Gehaltsstudien. Holzapfel rät<br />
dabei allerdings zur Vorsicht: „Alle in Studien und Umfragen<br />
ermittelten Gehälter sind Durchschnittswerte. Sie können<br />
nur ein Anhaltspunkt sein. Die Höhe des eigenen Gehalts<br />
hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der<br />
Berufserfahrung, der Größe und dem Ort des Arbeitgebers.“<br />
Selbstbewusst auftreten<br />
Ist der Marktwert richtig eingeschätzt, heißt es: handeln.<br />
Nicht ohne Grund lädt ein Unternehmen zur Gehaltsverhandlung<br />
ein. Ähnlich wie ein Händler auf dem Wochenmarkt<br />
muss der Bewerber nun versuchen, seine Ware – in<br />
diesem Fall sich selbst – zu einem guten Preis an den Mann<br />
oder besser: in das Unternehmen zu bringen. Marktschreier<br />
sind allerdings fehl am Platz. Ein gesundes Selbstbewusstsein<br />
schadet hingegen nicht.<br />
18 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Gehaltsverhandlung EINSTIEG<br />
Der Verhandlungspartner<br />
Aber: Selbstbewusstsein allein hilft wenig, wenn man nicht<br />
auch auf sein Gegenüber eingeht. Eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung<br />
hängt auch davon ab, wer einem gegenüber<br />
sitzt. „Nur wer weiß, wie sein Verhandlungspartner tickt,<br />
hat gute Chancen, seine Ziele zu erreichen“, sagt Claudia<br />
Kimich. Die Verhandlungsexpertin und Buchautorin („Um<br />
Geld verhandeln“) kennt verschiedene Verhandlungstypen:<br />
Unter anderem den strategischen Gewinnmaximierer und<br />
das dominante Powerpaket. Bewerber können, so Kimich,<br />
schon am Schreibtisch erkennen, mit wem sie es zu tun haben.<br />
Der Gewinnmaximierer etwa hat einen aufgeräumten<br />
Schreibtisch ohne Schnickschnack. Bei ihm kann man mit<br />
einleuchtenden und nachweisbaren Argumenten punkten.<br />
Dominanten Powerpaketen sind hingegen Statussymbole<br />
und trendige Accessoires wichtig. Sie haben hohe Ansprüche<br />
und schüchtern gerade junge Bewerber schnell durch ihr<br />
Auftreten ein. Hier ist neben einer sehr guten Vorbereitung<br />
Schlagfertigkeit gefragt. Kimich rät: „Hat man mit einem<br />
dominanten Powerpaket zu tun, ist es wichtig, im Vollbesitz<br />
seiner Kräfte zu sein. Wer nicht hundertprozentig fit ist,<br />
sollte das Gehaltsgespräch besser auf einen anderen Termin<br />
verschieben.“<br />
Humor erlaubt<br />
Aber nicht nur der Verhandlungspartner hat eine Persönlichkeit.<br />
Auch der Bewerber darf und muss sich als Person<br />
einbringen. So kann er entscheidend dazu beitragen, dass<br />
das Gespräch in einer angenehmen Atmosphäre verläuft.<br />
Und das wiederum kann dazu führen, dass sein Gegenüber<br />
offener auf Gehaltswünsche reagiert. Um die Spannung aus<br />
einem Gespräch zu nehmen, kann der Bewerber etwa mit<br />
ein wenig Humor ins Gespräch einsteigen. Verhandlungsexpertin<br />
Kimich nennt ein Beispiel: „Wird man gefragt, was<br />
man sich vorstellt, und die Antwort lautet ‚einen Privatjet<br />
und eine Insel in der Südsee’, ist klar, dass die Forderung<br />
übertrieben ist. Aber der Personaler muss schmunzeln und<br />
die gespannte Situation ist entschärft.“<br />
Keine Tiefstapelei<br />
Mit wem es Bewerber auch zu tun haben, letztendlich zählen<br />
souveränes Auftreten und gute Argumente. Leichter gesagt<br />
als getan. Da Berufseinsteiger noch keine Gelegenheit<br />
hatten, sich im Unternehmen zu beweisen, trauen sie sich<br />
oft nicht, eine angemessene Gehaltsvorstellung zu äußern.<br />
Sie fühlen sich unsicher und stapeln eher tief, aus Angst,<br />
den potenziellen Arbeitgeber schon im Vorfeld zu verärgern.<br />
Aber dieses Verhalten ist falsch und kann Bewerber sogar<br />
ins Aus befördern. „Wer zu niedrig in die Gehaltsverhandlung<br />
einsteigt, vermittelt, dass er sich schlecht verkaufen<br />
kann. Die Unternehmen schließen daraus: Wer sich selbst<br />
nicht verkaufen kann, kann unser Unternehmen auch nicht<br />
angemessen präsentieren“, sagt Kimich. Dasselbe gilt für ein<br />
zu hohes Gehalt.<br />
Darf es vielleicht ein bisschen mehr sein? Anders als auf<br />
dem Wochenmarkt, warten Bewerber in einem Gehaltsgespräch<br />
auf diese Frage vergeblich. Deshalb sollten sie nicht<br />
zu niedrig in die Gehaltsverhandlung einsteigen. Schlecht ist<br />
auch, einen Gehaltsspielraum, etwa zwischen 40 000 und<br />
45 000 Euro zu nennen. „So kann der Bewerber sogar bei<br />
38 000 Euro landen, da er dem Verhandlungspartner die<br />
untere Schmerzgrenze auf dem Silbertablett serviert hat“,<br />
so Kimich. Und damit verlässt der Arbeitgeber zufrieden die<br />
Gehaltsverhandlung. Der Bewerber aber sicher nicht.<br />
Kirsten Gregus<br />
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19
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Anfängerfehler<br />
Immer<br />
die gleichen<br />
Fehler<br />
© Photocase/ una.knipsolina<br />
Wer neu im Job ist, will Eindruck machen.<br />
Doch der Weg zum Erfolg hält auch<br />
Stolperfallen bereit. Wie Sie die häufigsten<br />
Anfängerfehler umschiffen.<br />
Neuer Innenminister vergeigt Amtsantritt“, titelte das<br />
„Handelsblatt“ im März. Da hatte Hans-Peter Friedrich,<br />
kaum im Amt des Bundesinnenministers, sich<br />
zu islam-kritischen Äußerungen hinreißen lassen. Ein Affront<br />
gleich zu Beginn der Amtszeit.<br />
Verwundert schüttelten nicht nur Politbeobachter<br />
über diesen Fehlstart den Kopf. Doch was Friedrich vormachte,<br />
ist auch manchem Jobstarter nicht fremd. Die<br />
Gefahr ist groß, dass es gleich zum Start schiefgeht. Da<br />
möchte man schließlich Akzente setzen, schon einmal zeigen,<br />
was man kann und wo es hingehen könnte. Dabei<br />
schießt der ein oder andere über das Ziel hinaus. Eigentlich<br />
ist die Devise ganz einfach: Die Balance zwischen<br />
den lauten und den leisen Tönen halten, sprich: imponieren,<br />
aber sich gleichzeitig auch in die Unternehmenskultur<br />
einfinden. An der Umsetzung dieser Regel aber sind<br />
schon einige gescheitert.<br />
Auffällig ist: Absolventen erleiden im ersten Job nicht wegen<br />
mangelnder Fachkenntnisse Schiffbruch, sondern weil<br />
sie Fehler auf der Beziehungsebene machen. Da kommen die<br />
viel beschworenen Soft Skills ins Spiel. Eigenschaften wie<br />
Teamfähigkeit, kommunikatives Geschick und Eigeninitiative<br />
sind der Schmierstoff im Unternehmensgeflecht. Hier<br />
passieren die meisten Fehltritte. Eine Studie des US-amerikanischen<br />
Unternehmens Leadership IQ belegt dies. Mangelnde<br />
zwischenmenschliche Fähigkeiten stehen danach<br />
ganz oben auf der Liste der Gründe für das Scheitern bei<br />
Neulingen.<br />
Es sind fast immer die gleichen Fehler, mit denen sich<br />
die Neuen ins Abseits begeben. Wer die schlimmsten Anfängerfehler<br />
kennt, ist schon einmal gut für den Arbeitsalltag<br />
gerüstet. Der Fahrplan für die Probezeit muss also sein:<br />
Glänzen, ohne zu blenden. Und die Fettnäpfchen einfach<br />
links liegen lassen.<br />
20 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Anfängerfehler EINSTIEG<br />
Tipps für einen fehlerlosen Start<br />
• Sich in puncto Kleiderordnung und Etikette an den Gepflogenheiten<br />
des Unternehmens orientieren<br />
• Beobachten und lernen, um die informellen Strukturen kennenzulernen<br />
• Engagement zeigen, ohne übereifrig und besserwisserisch zu sein<br />
• To-do-Listen für die wichtigsten Arbeitsschritte anfertigen<br />
• Am Anfang mehr Zeit und Aufwand einplanen<br />
• Vermeiden Sie es, von bestimmten Kollegen vereinnahmt zu werden<br />
• In jeder Situation gelassen bleiben, eventuell eine Ausgleichstätigkeit<br />
nach Feierabend suchen<br />
• Bei Fehlern eine knappe Entschuldigung abgeben und den Schaden<br />
zügig begrenzen<br />
• Sich am Small Talk beteiligen, ohne persönlich zu werden<br />
© istockphoto/auke herrema<br />
1. Fehler:<br />
Den ersten Eindruck verpatzen<br />
Unpünktlichkeit kann den Vorsprung, den sich jemand im<br />
Vorstellungsgespräch erarbeitet hat, schnell wieder relativieren.<br />
Wer ein überzeugendes erstes Bild abgibt, hat dagegen<br />
die Sympathie gleich auf seiner Seite. Für Business-Coach<br />
Carolin Lüdemann aus Stuttgart sind deshalb die ersten<br />
Augenblicke entscheidend: „In den ersten drei Sekunden<br />
entsteht ein Eindruck, der hauptsächlich nichtsprachlich<br />
vermittelt wird. Wir glauben das, was wir sehen.“ Die<br />
Selbstpräsentation ist demnach mindestens so wichtig wie<br />
das Fachwissen, das ein Absolvent mitbringt.<br />
Neben Pünktlichkeit ist deshalb auch die richtige Kleidung<br />
wichtig. Je nach Dresscode wirken neue Kollegen im<br />
Vergleich zu den restlichen Mitarbeitern schnell nachlässig<br />
oder überkorrekt. Wer unsicher ist, sollte sich deshalb nicht<br />
am Knigge, sondern am jeweiligen Betrieb orientieren. Bei der<br />
Vorstellungsrunde im Unternehmen heißt es freundlich sein,<br />
mit festem Händedruck auf die neuen Kollegen zugehen und<br />
die Namen merken. Lockere Sprüche sind hier fehl am Platz.<br />
Wer es sich gleich bei der Vorstellung verscherzt, hat auch<br />
später keine guten Karten bei Kollegen und Vorgesetzten.<br />
2. Fehler:<br />
Auf den Putz hauen<br />
Gerade in den ersten Tagen gibt es viel zu beobachten und<br />
noch mehr zu lernen. Der Umgangston im Betrieb, das Arbeitstempo<br />
und das Verhältnis der Kollegen untereinander<br />
sind Merkmale, die den Alltag im Betrieb prägen. Die ungeschriebenen<br />
Regeln unterscheiden sich von Fall zu Fall stark,<br />
und es braucht eine Weile, bis sich der Einsteiger orientiert<br />
hat. Wer sich erst einmal an den gegebenen Strukturen orientiert,<br />
macht so schnell keine Bemerkungen, die ihm als dumm,<br />
staufenbiel.de<br />
arrogant oder besserwisserisch ausgelegt werden können. Gerade<br />
Übereifer und Besserwisserei nehmen die Kollegen Anfängern<br />
übel. Denn meistens sind ihre brillanten Ideen weder<br />
neu noch besonders genial. Der Ton macht die Musik: Konstruktiven<br />
Vorschlägen wird kaum jemand abgeneigt sein.<br />
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21<br />
>>>
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Anfängerfehler<br />
kurzinterview<br />
„Blinder Aktionismus<br />
kommt nicht gut an“<br />
Katharina Oberrecht, Human Resources Manager<br />
beim Handelsunternehmen Gebrüder Heinemann,<br />
über Fehler im neuen Job.<br />
Kritik von Neuen kommt meist nicht gut an.<br />
Was sollten sie noch vermeiden?<br />
Lästereien werden nicht gern gesehen. Ein<br />
Anfänger sollte sich loyal verhalten und nicht<br />
besserwisserisch sein. Es ist sicher sinnvoll,<br />
sich als neuer Mitarbeiter in das soziale<br />
Netzwerk des Betriebs einzufügen. Selbst<br />
als stiller oder schüchterner Charakter ist es<br />
besser, Small Talk zu Beginn nicht prinzipiell<br />
auszuweichen.<br />
Auch die interne Gruppenbildung gilt es zu beobachten. Es<br />
ist gut zu wissen, wer mit wem besonders gut kann oder<br />
wer als Außenseiter gilt. Schon so manch Ahnungsloser hat<br />
sich an den gesprächigen Kollegen gehalten, nur um bald<br />
herauszufinden, dass er als Anhängsel des unbeliebtesten<br />
Mitarbeiters abgestempelt wurde. „Es ist ratsam, sich mit<br />
möglichst vielen Mitarbeitern zu umgeben, um so nicht von<br />
einer bestimmten Gruppe abhängig zu werden“, rät deshalb<br />
Business-Coach Lüdemann.<br />
3. Fehler:<br />
Untertauchen<br />
Mit Passivität sollte die Beobachterrolle aber nicht verwechselt<br />
werden. „Unternehmen erwarten von Anfängern Initiative<br />
auf fachlicher und menschlicher Ebene“, sagt Gunda<br />
Achterhold, Jobcoach und Autorin aus München. Dazu<br />
gehört auch, sich bei den neuen Kollegen genau über die<br />
Arbeitsabläufe zu informieren. Schüchternheit ist fehl am<br />
Platz. „Wer sich nicht traut, Fragen zu stellen, gibt kein<br />
gutes Bild ab. Mit überlegten Fragen können sich Anfänger<br />
profilieren“, so Achterhold.<br />
© Gebrüder Heinemann<br />
Ist das alles?<br />
Nein, auch blinder Aktionismus kommt nicht<br />
gut an. Es geht nicht darum, alles auf einmal<br />
verstehen und erledigen zu wollen. Einsteiger<br />
sollten lieber zuhören, sich Strukturen<br />
einprägen und danach erst aktiv werden.<br />
Wie wichtig ist eine strukturierte Einarbeitung<br />
für Anfänger?<br />
Je mehr Informationen ein neuer Mitarbeiter<br />
zu seinen Aufgaben, Zuständigkeiten<br />
und dem informellen Gefüge erhält, desto<br />
sicherer wird er. Gibt es keine Einarbeitung,<br />
ist die Einarbeitung unstrukturiert oder nicht<br />
vorhanden, macht sich Frust breit. Motivationseinbruch<br />
und Fehler sind die Folge.<br />
Übertreiben sollte man es aber<br />
auch nicht. Wer eine Frage fünfmal<br />
stellt, strapaziert die Nerven<br />
der Mitarbeiter. Denn die müssen<br />
ihr eigenes Pensum erledigen. Für<br />
unnötige Wiederholungen ist da<br />
keine Zeit. Carolin Lüdemann:<br />
„Eine Einarbeitung findet in den<br />
meisten Firmen nebenbei statt.<br />
Man sollte deshalb jede Frage<br />
nach Möglichkeit nur einmal stellen und sich bei Bedarf<br />
die Antworten notieren.“<br />
4. Fehler:<br />
Den Einzelgänger geben<br />
„An der Uni arbeiten Studenten häufig alleine“, führt Jobcoach<br />
Gunda Achterhold aus. „Der Umgang mit Kunden<br />
und Mitarbeitern ist deshalb oft eine große Herausforderung<br />
für Absolventen.“ Wer sich zurückzieht und nichts<br />
von sich preisgibt, hinterlässt keinen guten Eindruck. Denn<br />
auch Small Talk gehört zum Arbeitsalltag. Auch wenn er<br />
prinzipiell keine wichtigen Themen behandelt, ist Small<br />
Talk alles andere als nutzlos. Gerade ein neuer Kollege sagt<br />
mit ein paar belanglosen Sätzen eine ganze Menge über<br />
sich. Dem Geplauder zwischen Meetingraum und Kaffeeküche<br />
sollte man sich nicht entziehen.<br />
Die gute Nachricht für Kommunikationsmuffel: „Small<br />
Talk kann man lernen“, so Business-Expertin Carolin Lüdemann.<br />
„Die Frage nach dem Wetter bringt dabei wenig. Ein<br />
Gespräch entwickelt sich nur dann, wenn man etwas Persönliches<br />
mitteilt.“ Ähnlich äußert sich auch der Karrierebe-<br />
22 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Anfängerfehler EINSTIEG<br />
© istockphoto/auke herrema<br />
rater und BWL-Professor Jürgen Lürssen:<br />
„Es ist wichtig, nicht nur über die Arbeit<br />
zu sprechen.“ Ausführliche Privatgespräche<br />
sollte der Neue am Anfang<br />
aber eher meiden. Dabei<br />
landet er schnell in einer<br />
Sackgasse und wirkt<br />
nicht mehr souverän.<br />
Also bloß nicht über<br />
die letzte Zechtour<br />
oder gar politische Ansichten<br />
schwadronieren.<br />
5. Fehler:<br />
Sich nicht reinhängen<br />
Wer die wichtigsten Arbeitsschritte systematisch vorausplant,<br />
kann Fehler vermeiden. Das kostet natürlich Zeit.<br />
Carolin Lüdemann dazu: „Der Neue muss sich am Anfang<br />
mehr Zeit nehmen, um mit seinen Aufgaben fertig zu werden.<br />
Überstunden sind am Anfang fast die Regel.“ Besonders<br />
wichtig ist es, auf ein gutes Betriebsklima zu achten. „Man<br />
sollte so schnell wie möglich mit dem Aufbau eines sozialen<br />
Netzwerkes beginnen“, rät Karriereberater Lürssen. „Nur<br />
durch gute Beziehungen kann man auf Unterstützung durch<br />
Mitarbeiter und Vorgesetzte hoffen. Und das wirkt sich<br />
natürlich auf die Qualität der eigenen Aufgabenerledigung<br />
aus.“ Dazu gehört auch, dass Neue sich regelmäßig Feedback<br />
holen. Nur so können sie erfahren, dass ihre Arbeit gut<br />
ankommt oder wo sie sich noch verbessern müssen.<br />
6. Fehler:<br />
Fehler bestreiten<br />
Aber manchmal hilft alle Vorsicht nichts. Was sollte man<br />
tun, wenn ein Fehler passiert ist? Das kommt auf die Situation<br />
an. Kleinere Missgeschicke kann man vielleicht<br />
noch überspielen und die peinliche Situation mit Humor<br />
entschärfen. Bei größeren Angelegenheiten funktioniert das<br />
aber nicht. Wer zum Beispiel einen Termin verpasst hat,<br />
kann kaum darüber hinweglächeln. Karriereberater Lürssen<br />
kommentiert: „Wenn sich der Fehler auf das Arbeitsergebnis<br />
auswirkt, sollte man den direkten Vorgesetzten darauf<br />
ansprechen.“ Aber auch kleinere Fehler sollten unter Umständen<br />
zur Sprache gebracht werden. „Auch wenn es sich<br />
um einen unbedeutenden Fehler handelt, Kollegen ihn aber<br />
bemerkten, sollte der Chef informiert werden. Schließlich<br />
bietet sich dadurch die Möglichkeit, dass Konkurrenten den<br />
Neuling in Misskredit bringen könnten“, so Lürssen.<br />
Besonders wortreich sollte eine Entschuldigung nicht<br />
ausfallen. „Man sollte zu seinen Fehlern stehen. Rechtfertigungen<br />
interessieren niemanden und wirken unangenehm“,<br />
sagt Jobcoach Gunda Achterhold. Wer auf einen Fauxpas<br />
nicht hysterisch reagiert und sich nach einer Analyse schnell<br />
daran macht, den Schaden zu beseitigen, kann damit den<br />
Schaden verringern.<br />
Fehler bieten auch Chancen. Krisenmanagement ist<br />
schließlich ein Zauberwort, das im Bereich Soft Skills besonders<br />
hoch im Kurs steht. „Eine Persönlichkeit, die mit<br />
eigenen Fehlern umgehen kann, ist für Unternehmen besonders<br />
wichtig“, kommentiert Carolin Lüdemann. Ähnlich<br />
äußert sich Gunda Achterhold: „Wer sich in schwierigen<br />
Situationen überlegt verhält und Krisen geschickt meistert,<br />
zeigt Souveränität.“<br />
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23
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
TheMa MinT<br />
MaNgeLware<br />
MINT<br />
Wer Mathematik, informatik, naturwissenschaften<br />
oder Technik (MinT) studiert hat, ist auf dem arbeitsmarkt<br />
begehrt. Die Unternehmen stehen in harter<br />
Konkurrenz um technisch versierte absolventen.<br />
zehn Bewerbungen, zwei Vorstellungsgespräche, drei<br />
Zusagen – was für viele Bewerber eine Traumbilanz<br />
bleibt, hat Julia Nitschke erlebt. Nach ihrem Master-<br />
Studium Engineering Physics an der TU München absolvierte<br />
die 25-Jährige zunächst ein einmonatiges Schulungsprogramm<br />
in einem Unternehmen der Automobilelektronik,<br />
bevor sie übernommen wurde. Nun testet sie Kunden- und<br />
Systemfunktionen im Auto in der technischen Absicherung.<br />
Und der schnelle Erfolg der Absolventin ist kein Einzelfall.<br />
Ähnlich positive Erfahrungen machten auch ihre Kommilitonen:<br />
„Bei einigen ergab sich aus einem Praktikum oder<br />
einer Werkstudentenstelle ein Arbeitsvertrag nach dem Studium“,<br />
berichtet Julia Nitschke.<br />
Stellen bleiben unbesetzt<br />
Der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar. Insgesamt fehlten<br />
im März 65 500 Ingenieure. Tendenz steigend. Das berech<strong>net</strong>e<br />
der Verband deutscher Ingenieure (VDI). Nicht viel<br />
besser sieht es in der IT-Branche aus. Im Januar blieben rund<br />
23 600 Stellen unbesetzt. Auf ähnlich hohem Niveau bewegen<br />
sich die Ergebnisse des MINT-Trendreport <strong>2011</strong> vom arbeitgebernahen<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).<br />
Etwa 117 400 MINT-Stellen waren im März unbesetzt.<br />
Die Bedeutung der technischen Disziplinen für den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland ist unbestritten. Doch nach wie<br />
vor schließen zu wenig Absolventen ein Studium in den Fächern<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder<br />
Technik ab. Mögliche Gründe sind die Auswirkungen der<br />
Wirtschaftskrise, die hohen Abbrecherquoten, der demografische<br />
Wandel und ein geringer Frauenanteil.<br />
Verschärfter Wettbewerb<br />
Die Unternehmen spüren den Fachkräftemangel deutlich.<br />
Bei Beiersdorf sind neben Ingenieuren besonders qualifizierte<br />
Mitarbeiter für die Forschung und Entwicklung gefragt –<br />
Chemiker, Pharmazeuten, Biologen und Anwendungstechniker.<br />
„Der Wettbewerb um gute Absolventen ist deutlich<br />
schärfer geworden“, stellt Personalchef Markus Bonsels fest.<br />
„Es kommt immer häufiger vor, dass den guten Studenten<br />
schon vor dem Examen Vertragsangebote mehrerer Firmen<br />
vorliegen. Wir sind deswegen darauf angewiesen, schon früh<br />
mit potenziellen Einsteigern in Kontakt zu kommen.“<br />
Das bestätigt auch Volker Drees, Leiter des Personalmarketing,<br />
vom Stahlkonzern Thyssen-Krupp: „Wir haben<br />
ständigen Bedarf an Fachkräften aus technischen Berufen,<br />
etwa Maschinenbau-Ingenieuren und Ingenieuren der Elektrotechnik“,<br />
sagt er. „Uns gelingt es noch relativ gut, ausgeschriebene<br />
Stellen zu besetzen. Aber wir sehen generell<br />
einen Fachkräftemangel im Bereich MINT, der den Standort<br />
Deutschland und uns alle betrifft.“ Um Talente früh zu bin-<br />
© fOTOlia/lighTpOeT<br />
24 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
MINT THEMA<br />
den, hält das Unternehmen Kontakt zu ehemaligen Praktikanten,<br />
unterstützt Doktoranden bei der Promotion und<br />
fördert ambitionierte Studentinnen. Präsenz an Hochschulen<br />
zeigt das Unternehmen außerdem mit etwa fünfzig Campus-Botschaftern.<br />
Diese Mitarbeiter aus allen Hierarchiestufen<br />
– vom Trainee bis zur Führungskraft – informieren<br />
Studenten etwa bei Messen und Vorträgen über bestimmte<br />
Berufsbilder, berichten über Erfahrungen im Job und beantworten<br />
Fragen der Studenten.<br />
Die stärkere Präsenz der Unternehmen an den Hochschulen<br />
fällt auch Hanna Schumacher, Studentin an der<br />
RWTH-Aachen, auf. „Vor fünf Jahren habe ich mein Studium<br />
begonnen. Im Vergleich zu 2006 gibt es viel mehr Veranstaltungen.<br />
Dazu zählen Unternehmenspräsentationen, Exkursionen,<br />
Workshops und Wettbewerbe, aber auch direkte<br />
Recruitingveranstaltungen.“<br />
Die angehende Diplom-Ingenieurin nutzt jetzt schon die<br />
Förderprogramme des Karrierezentrums Femtec. Darüber<br />
kam sie direkt in Kontakt zu führenden Unternehmen. „Ein<br />
reines MINT-Studium ohne außeruniversitäre Erfahrung bereitet<br />
aus meiner Sicht nur eingeschränkt auf eine berufliche<br />
Karriere vor. Durch Unternehmenspraktika und spezielle<br />
Förderprogramme wie Femtec konnte ich mich persönlich<br />
und beruflich sehr stark weiterbilden.“<br />
Günstige Perspektiven<br />
Die Autoren des MINT-Trendreport <strong>2011</strong> schätzen den Arbeitsmarkt<br />
seit dem Jahr 2000 insgesamt optimistisch ein.<br />
Angesichts „hervorragender Abeitsmarktentwicklungen, deutlicher<br />
Abnahme der Arbeitslosigkeit und Zunahme der offenen<br />
Stellen“ in den vergangenen Jahren prognostiziert das<br />
IW Köln günstige Perspektiven.<br />
Den aktuellen positiven Trend und die guten Zukunftsaussichten<br />
bestätigt die Studie Staufenbiel JobTrends<br />
Deutschland <strong>2011</strong>. Im Vergleich zum Vorjahr gaben 45 Prozent<br />
der befragten Unternehmen mit Bedarf an Ingenieuren<br />
einen steigenden Bedarf an, 13 Prozent sogar einen stark<br />
steigenden Bedarf. Und der Blick auf die nächsten fünf Jahre<br />
verspricht noch bessere Aussichten. Ähnlich positiv sieht die<br />
Bedarfsentwicklung bei Informatikern aus. Und auch naturwissenschaftliche<br />
Fachkräfte sind gefragt. Für <strong>2011</strong> gaben<br />
ein Drittel der Unternehmen einen steigenden Bedarf an. Für<br />
die nächsten fünf Jahre sieht sogar fast jedes zweite Unternehmen<br />
eine steigende Nachfrage.<br />
staufenbiel.de<br />
Kurze Halbwertszeit<br />
Gerade im technischen Bereich hat erworbenes Wissen eine<br />
immer kürzere Halbwertszeit. Weiterbildungen sind unerlässlich,<br />
um auf dem neuesten Stand zu sein. „Nur so können<br />
wir im Wettbewerb bestehen“, sagt Markus Bonsels von<br />
Beiersdorf. „Weiterbildung und lebenslanges Lernen spielen<br />
eine große Rolle, um Mitarbeiter fit für ihren Job zu halten.“<br />
Tatsächlich schult fast jeder Betrieb mit Bedarf an Ingenieuren,<br />
Naturwissenschaftlern oder IT-lern seine Mitarbeiter<br />
etwa mit Fach- und Persönlichkeitstrainings, Sprachkursen<br />
und Produktschulungen, so ein Ergebnis der Studie Staufenbiel<br />
JobTrends <strong>2011</strong>. Einsteiger erhalten auf diese Weise<br />
Unterstützung in der Einarbeitungsphase und später bei der<br />
persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung.<br />
Keine Verlegenheitslösung<br />
Ein MINT-Studium ist keine Verlegenheitslösung und ein<br />
Abschluss verhilft nicht jedem Einsteiger im Handumdrehen<br />
zum Traumjob. Doch wie wichtig ambitionierte Absolventen<br />
sind, wird in Boom-Zeiten besonders deutlich. Eine<br />
Vielzahl an Initiativen, Förderungen und Projekten soll den<br />
MINT-Fachkräftemangel auf lange Sicht eindämmen. Außerdem<br />
eröff<strong>net</strong> diese Offensive MINT-Überzeugungstätern<br />
mehr Möglichkeiten, nach dem Studium durchzustarten.<br />
Ina Oberhoff<br />
Mobility Solutions | Energy & Building Technology | Automation & Control | Consumer Goods | Healthcare<br />
Vordenken. Hinterfragen.<br />
Gemeinsam weltweit agieren.<br />
Immer heute schon an<br />
morgen denken.<br />
Immer heute schon an morgen denken.<br />
Für die globalen Herausforderungen unserer<br />
Zeit entwickeln, fertigen und vertreiben<br />
wir energieeffiziente, umwelt- und ressourcenschonende<br />
Lösungen sowie inter<strong>net</strong>basierte Produkte.<br />
Mit 300.000 Mitarbeitern weltweit. Als<br />
führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen<br />
tragen wir unternehmerische, gesellschaftliche<br />
wie ökologische Verantwortung. Wenn Sie<br />
mehr über unser Denken und unsere Werte erfahren<br />
möchten: www.bosch.de/bosch-denken<br />
25
Schaufenster<br />
MINT<br />
<strong>Karrieremagazin</strong><br />
© Illustration: shutterstock/Pagina<br />
© Illustration: Fotolia/imageteam<br />
Zahlen, Fakten, Insider-Infos – Das Poster zum Herausnehmen<br />
MINT an der Spitze<br />
© Forschungszentrum<br />
Jülich<br />
Peter Grünberg *1939 in Pilsen<br />
(Tschechien)<br />
Nobelpreisträger Physik<br />
1962 bis 1969<br />
Studium der Physik in Frankfurt und<br />
Darmstadt<br />
1972<br />
Einstieg beim Forschungszentrum Jülich<br />
2007<br />
Nobelpreis Physik für seine Arbeiten zur Giant<br />
Mag<strong>net</strong>oresistance<br />
Einstiegsgehälter<br />
Naturwissenschaftler: 41 000 – 43 999 Euro (22 Prozent)<br />
Ingenieure: 41 000 – 43 999 Euro (33 Prozent)<br />
Informatiker: 38 000 – 40 999 Euro (27 Prozent)<br />
Quelle: Studie Staufenbiel JobTrends Deutschland <strong>2011</strong><br />
Mathematiker: 35 100 – 47 600 Euro<br />
Quelle: Personalmarkt Gehaltszahlen 02/<strong>2011</strong><br />
© Bayer AG<br />
Marijn Dekkers *1957 in Tilburg (Holland)<br />
Vorstandsvorsitzender bei Bayer<br />
Studierte Chemie und Chemieingenieurwesen<br />
in Nijmegen und Eindhoven<br />
1985<br />
Beginn der Forschungslaufbahn als<br />
Wissenschaftler bei General Electric in den USA<br />
Seit 2010<br />
Vorstandsvorsitzender bei Bayer<br />
Bedarfsentwicklung<br />
Ingenieure<br />
45 %<br />
13 % 7 %<br />
35 %<br />
Informatiker<br />
46 %<br />
13 % 7 %<br />
33 %<br />
Hans-Georg Musmann *1935 in Vienenburg<br />
War maßgeblich beteiligt an der<br />
Entwicklung von MP3<br />
Quelle: Studie Staufenbiel JobTrends Deutschland <strong>2011</strong><br />
1 %<br />
13 % 7 %<br />
Bedarf<br />
45 %<br />
58 400 – so groß ist die Ingenieurlücke im Jahr <strong>2011</strong> Stand: 02/11<br />
80 600 – offene Ingenieurstellen für Maschinenbau-,<br />
Fahrzeugbau- und Elektroingenieure Stand: 03/11<br />
Quelle: VDI<br />
35 %<br />
Naturwissenschaftler<br />
33 %<br />
41 %<br />
10 % stark steigend<br />
steigend<br />
16 %<br />
gleichbleibend<br />
rückläufig<br />
stark rückläufig
© Porträts (von Links nach Rechts): Hannover Rückversicherung/PRIVAT/PRIVAT © Illustrationen: Istockphoto/pialhovik/Moneca/Radoma<br />
Studierte Elektrotechnik an der TU Braunschweig<br />
1966 Doktortitel<br />
seit 1988-1992<br />
Entwicklung des Audiokodierstandards<br />
MP3<br />
Tim Berners-Lee *1955 in<br />
London (England)<br />
Erfinder der HTML und Begründer des<br />
World Wide Web<br />
Studierte Physik an der<br />
Universität Oxford<br />
1989/90 Entwicklung von HTML, HTTP<br />
© Universität Duisburg-Essen<br />
© W3C<br />
© Bayer AG<br />
Christiane Nüsslein-Volhard *1942<br />
in Heyrothsberge<br />
Nobelpreisträgerin Medizin<br />
Studierte Biologie in Frankfurt und<br />
Biochemie in Tübingen<br />
1973<br />
Promotion im Fach Ge<strong>net</strong>ik an der Uni Tübingen<br />
1995<br />
Nobelpreis für Medizin<br />
2008<br />
Mercator-Professur an der Universität Duisburg-Essen<br />
Risiken einschätzen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Simone Auer, 30 Jahre, arbeitet als Aktuarin bei<br />
der Hannover Rückversicherung. Studium:<br />
Wirtschaftsmathematik in Duisburg<br />
Abbrecherquoten<br />
28 % Studienabbrecher eines Studienanfängerjahrgangs<br />
Frauen und MINT<br />
IT-Probleme lösen<br />
Henrike Ertel, 24 Jahre, arbeitet als Technical<br />
Account Manager bei Microsoft Deutschland.<br />
Studium: Informatik an der Hochschule Darmstadt.<br />
Im Schnitt verlassen 20 % der Studenten die Universität ohne Abschluss<br />
(Hauptursachen: bei den MIN-Fächern Leistungsprobleme und fehlende Motivation, bei den T-Fächern berufliche Neuorientierung – bei allen spielen als unzureichend empfundene Studienbedingungen eine Rolle)<br />
Quelle: Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, 2008<br />
50 %<br />
40 %<br />
30%<br />
20 %<br />
WS 1999/2000 WS 2001/2002 WS 2003/2004 WS 2005/2006 WS 2007/2008 WS 2009/2010<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt 2010<br />
INsider-Infos: Mein Einstieg<br />
Sehr faszinierend<br />
Birgit Ritter, 27 Jahre, Deutsches Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt, Institut für Luft- und<br />
Raumfahrtmedizin, Doktorandin; Studium:<br />
Physik (Bonn und Kiel)<br />
Frauenanteil<br />
Gesamt<br />
Frauenanteil<br />
Mathematik<br />
Naturwissenschaften<br />
Frauenanteil<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Nach meinem Studium der Wirtschaftsmathematik mit den Schwerpunkten<br />
Finanz- und Versicherungsmathematik wollte ich in einem mathematischen<br />
Bereich arbeiten. Ich entschied mich für eine Tätigkeit bei einer Versicherung,<br />
weil sie international und vielseitig ist. Bei meiner Arbeit spielt Mathematik<br />
eine zentrale Rolle. Ich entwickle Modelle, mit denen sich potenzielle<br />
Schäden schätzen lassen und die wichtige Erfolgs- und Bilanzkennzahlen<br />
ermitteln. Dadurch ermöglichen wir eine realistische Darstellung des Unternehmens<br />
sowie seines Marktumfelds und können Risiken besser einschätzen.<br />
Wichtig sind vor allem Problemlösungsfähigkeit und kommunikative<br />
Fähigkeiten, um die Ergebnisse in den Kontext des Unternehmens einzuordnen<br />
und andere Bereiche von Ideen zu überzeugen. Einsteigern empfehle<br />
ich eine berufsbegleitende Ausbildung bei der Deutschen Aktuarvereinigung<br />
(DAV). Damit schlägt man eine Brücke von der Theorie zur Praxis und<br />
kann angrenzende Themengebiete besser verstehen.<br />
Nach meinem Studium an der Hochschule Darmstadt bewarb ich mich bei<br />
einem international ausgerichteten Software- und Service-Unternehmen. Als<br />
Technical Account Manager unterstütze ich unsere Kunden bei vorbeugenden<br />
Maßnahmen zur Schwachstellen-Analyse in ihrer IT-Umgebung und bei IT-Problemen.<br />
Dafür arbeite ich mich in die IT-Infrastruktur und Geschäftsprozesse<br />
der Kunden ein, um sie mit entsprechenden Services zu unterstützen. Meine<br />
Kunden erhalten von mir regelmäßige Security-Updates sowie aktuelle, auf<br />
die von ihnen eingesetzten Produkte abgestimmte Informationen. Zu meinen<br />
Aufgaben gehört es auch, mit dem Kunden zusammen einen Service-Plan für<br />
die gesamte Vertragslaufzeit zu erstellen, der alle geplanten Projekte und<br />
Prozesse beinhaltet. Auf Basis dieser Planung arbeiten wir gemeinsam die<br />
passende Unterstützung durch unser Unternehmen heraus. Dabei kommt es<br />
nicht nur auf IT-Kenntnisse an, auch Soft Skills, wie aufmerksames Zuhören<br />
und eine gute Kommunikation mit dem Kunden, sind sehr wichtig.<br />
Naturwissenschaften haben mich schon immer fasziniert und für mich<br />
stand früh fest, dass ich Physik studieren wollte. Direkt nach dem Diplom<br />
habe ich mit meiner Promotion angefangen. Sie wird drei Jahre dauern und<br />
findet in einem interdisziplinären Umfeld statt, was interessante Einblicke<br />
in andere Naturwissenschaften liefert. Für die Doktorarbeit arbeite ich an<br />
meinem eigenen Projekt. Es besteht darin, ein aktives Personendosimeter,<br />
also ein Gerät zur Messung der Strahlendosis, zu entwickeln. Dies ermöglicht<br />
mir viel Freiraum zum eigenständigen Arbeiten. Dabei hilft mir, dass<br />
während des Physikstudiums besonders das analytische und problemlösende<br />
Denken geschult wurden. Eine gute Betreuung und Feedback zur<br />
eigenen Arbeit bleibt jedoch für einen Berufseinsteiger mit das Wichtigste.<br />
Viel Spaß macht es auch, an Konferenzen teilzunehmen und sich mit anderen<br />
Wissenschaftlern auszutauschen. Gute Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten<br />
sind dabei besonders hilfreich.<br />
staufenbiel.de
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
THEMA MINT<br />
„Hightech<br />
statt<br />
© Siemens-Pressebild<br />
Schraubenschlüssel“<br />
Von der Politik in die Wirtschaft: Brigitte Ederer war Staatsekretärin in der Regierung<br />
Österreichs. Die 55-Jährige ist seit einem Jahr Personalvorstand bei Siemens. Im Interview<br />
erklärt sie, wie die Wirtschaft dem Fachkräftemangel gegensteuern kann.<br />
Frau Ederer, Sie waren Politikerin in Österreich,<br />
bevor Sie in die Wirtschaft wechselten.<br />
Wo konnten Sie mehr tun, um technische<br />
Berufe attraktiv zu machen?<br />
Ich möchte da nicht gewichten, Politik<br />
und Wirtschaft können gleichermaßen<br />
einen Beitrag leisten. Die Politik schafft<br />
die Grundlagen, vor allem über eine<br />
solide finanzielle und personelle Ausstattung<br />
von Schulen und Hochschulen.<br />
Die Unternehmen müssen mithelfen,<br />
früh das Interesse an technischen<br />
Berufen zu wecken und zu erhalten.<br />
So verteilen wir Forscher-Kisten in<br />
Kindergärten, damit Kinder spielerisch<br />
Naturwissenschaft und Technik<br />
erleben können. Wir nutzen Veranstaltungen,<br />
um zu zeigen, wie spannend<br />
und abwechslungsreich technische Berufe<br />
sind. Zum Girls’ Day etwa öffnen<br />
wir an vielen Standorten die Türen.<br />
In der Studie „Staufenbiel JobTrends Deutschland<br />
<strong>2011</strong>“ sagen sieben von zehn Unternehmen<br />
für die nächsten fünf Jahre einen<br />
steigenden Bedarf nach Absolventen der<br />
MINT-Fächer voraus. Ist die Nachfrage nach<br />
Fachkräften wirklich so hoch, oder ist das<br />
Thema die nächste große Blase?<br />
Die Nachfrage steigt, denn die demografische<br />
Entwicklung begrenzt das<br />
Angebot an Fachkräften immer stärker.<br />
Im ersten Halbjahr dieses Geschäftsjahres<br />
haben wir allein in Deutschland<br />
rund 6 300 Mitarbeiter neu eingestellt,<br />
fast so viele wie im kompletten Jahr<br />
zuvor. Etwa 2 600 davon waren neue<br />
Jobs. Deshalb setzen wir auch seit<br />
Jahren massiv auf eigene Ausbildung.<br />
Rund 80 Prozent unserer Ausbildungsplätze<br />
entfallen auf technische Berufe.<br />
Und jeder Dritte unserer Auszubildenden<br />
absolviert einen dualen Studiengang.<br />
MINT steht für Mathematiker, Informatiker,<br />
Naturwissenschaftler und Techniker. Wer<br />
wird besonders gesucht?<br />
Besonders gefragt sind Bewerber mit<br />
einem Abschluss in Elektrotechnik<br />
und Maschinenbau. In Deutschland<br />
haben wir aktuell rund 3 800 offene<br />
Stellen. 80 Prozent davon entfallen auf<br />
Hochschulabsolventen und hiervon<br />
wiederum ein Großteil auf Ingenieurwissenschaften,<br />
Informatik und naturwissenschaftliche<br />
Fächer.<br />
In welchen Unternehmensbereichen fehlen<br />
die Fachkräfte?<br />
Fachkräfte können wir eigentlich überall<br />
gebrauchen, spontan fallen mir der<br />
Bereich Mobility und der Energiesektor<br />
ein. Was wir außerdem verstärkt<br />
suchen, sind kombinierte, interdisziplinäre<br />
Qualifikationen. Wir engagieren<br />
uns deshalb, unsere Mitarbeiter ‚on the<br />
Job’ auszubilden. Auch die Hochschulen<br />
öffnen sich und bieten zunehmend<br />
maßgeschneiderte, berufsbegleitende<br />
Weiterbildungen.<br />
Der Fachkräftemangel ist nicht über Nacht<br />
entstanden. Welche Fehler gab es in der Vergangenheit?<br />
Es herrscht immer noch das Vorurteil,<br />
die Ingenieurfächer seien sehr trocken.<br />
Dabei bietet der Ingenieurberuf nicht >>><br />
28 staufenbiel.de
Wissen freisetzen.<br />
Mit Energie.<br />
Talent verdient das passende Umfeld.<br />
Vielfältige Herausforderungen. Partnerschaftliche Unternehmenskultur. Leistungsstarke<br />
Teams. Das ist die EnBW Energie Baden-Württemberg AG. Als Deutschlands drittgrößtes<br />
Energieversorgungsunternehmen stehen wir mit rund 20.000 Mitarbeitern für Strom, Gas<br />
sowie innovative Energie- und Umweltdienstleistungen. Als engagiertes Unternehmen bieten<br />
wir Studenten berufliche Perspektiven von außergewöhnlicher Bandbreite.<br />
Ob Praktikum, Werkstudententätigkeit oder Abschlussarbeit – bringen auch Sie Ihr Wissen<br />
ein, und arbeiten Sie gemeinsam mit uns an der Energie der Zukunft!<br />
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
THEMA MINT<br />
Brigitte Ederer: „Der Bedarf nach<br />
qualifizierten Mitarbeitern steigt.“<br />
© Siemens-Pressebild<br />
nur großartige Perspektiven, sondern<br />
ist auch unglaublich vielseitig. Außerdem<br />
müssen wir mehr junge Frauen<br />
für diese Berufe begeistern. Viele assoziieren<br />
damit immer noch schwere<br />
körperliche Arbeit. Das stimmt schon<br />
lange nicht mehr. Heute geht es um<br />
Hightech statt Schraubenschlüssel.<br />
Es gibt düstere Prognosen für den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland für den Fall,<br />
dass der Fachkräftemangel sich verstärkt.<br />
Ja, wir dürfen die Entwicklung nicht<br />
auf die leichte Schulter nehmen. Von<br />
qualifizierten Nachwuchskräften<br />
hängt schließlich die Zukunft des<br />
Standorts Deutschland ab. Wir brauchen<br />
eine stabile Qualifikations- und<br />
Wissensstruktur, vor allem auf technischem<br />
Gebiet. Viel<br />
zu wenige junge Leute<br />
entscheiden sich für<br />
naturwissenschaftlichtechnische<br />
Studien- und Ausbildungsgänge.<br />
Hier müssen wir gegensteuern.<br />
Damit meine ich Unternehmen, Politik<br />
und Gesellschaft.<br />
Ein weltweit bekanntes Unternehmen wie<br />
Siemens sollte doch genügend Bewerber finden.<br />
Ist der Fachkräftemangel nicht eher ein<br />
Problem für den Mittelstand?<br />
Siemens ist ein beliebter Arbeitgeber,<br />
was mich natürlich freut. Das ändert<br />
aber nichts an dem grundsätzlichen<br />
Trend, dass der Bedarf nach qualifizierten<br />
Mitarbeitern steigt. Das gilt<br />
für mittelständische Unternehmen wie<br />
für Großkonzerne. Wir müssen alle an<br />
einem Strang ziehen, um mehr junge<br />
Menschen für technische Berufe zu begeistern.<br />
„Die demografische Entwicklung begrenzt das<br />
Angebot an Fachkräften immer stärker.“<br />
Sie stammen aus Österreich. Ist der Fachkräftemangel<br />
in Deutschland besonders ausgeprägt<br />
oder ein generelles Problem in Europa?<br />
Das betrifft nicht nur Deutschland. In<br />
Europa hatten wir zuletzt rund 6 000<br />
offene Stellen. Wir sind aber zuversichtlich,<br />
sie besetzen zu können. Denn wir<br />
haben in den reiferen Märkten Westeuropas<br />
eine solide Kompetenzbasis.<br />
Diese Stärken müssen wir ausbauen<br />
und dabei alle Potenziale nutzen:<br />
Frauen stärker in der Arbeitswelt halten<br />
und fördern, die Jugend bestmöglich<br />
qualifizieren und lebenslanges Lernen<br />
sicherstellen. Außerdem sollten wir<br />
die Beschäftigungsmöglichkeiten für<br />
ausländische Fachkräfte erleichtern.<br />
Derzeit klingt es fast so, als käme jeder in der<br />
Wirtschaft unter, der den richtigen Abschluss<br />
hat. Aber auch MINT-Absolventen sollten doch<br />
sicher außer dem Hochschulzeugnis noch etwas<br />
mitbringen.<br />
Neben guten Noten erwarten wir von<br />
Bewerbern Teamfähigkeit und die Bereitschaft,<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Außerdem eine gute Portion<br />
Neugierde auf neue Aufgaben, neue<br />
Kollegen und neue Einsatzgebiete –<br />
weltweit. Letztlich muss aber einfach<br />
das Gesamtbild eines Bewerbers<br />
stimmen.<br />
Was können Hochschulen und Unternehmen<br />
tun, um Spezialisten auf den Berufseinstieg<br />
vorzubereiten?<br />
Wir können junge Leute früh mit dem<br />
Arbeitsalltag vertraut machen und ihnen<br />
praxisnahe Kenntnisse vermitteln.<br />
So fördern wir in einem Studentenprogramm<br />
potenzielle Nachwuchskräfte<br />
aus dem Kreis unserer Werkstudenten<br />
und Praktikanten mit Workshops,<br />
Seminaren und Netzwerkveranstaltungen.<br />
Unser Graduate Program wendet<br />
sich an hervorragende Absolventen<br />
mit Potenzial für Führungsaufgaben.<br />
Und wie qualifizieren Studenten und Absolventen<br />
sich richtig?<br />
Ein wichtiger Punkt sind praktische<br />
Berufserfahrungen während der Studienzeit.<br />
Sie helfen bei der Orientierung<br />
auf mögliche Spezialgebiete und verbinden<br />
die Theorie mit der Praxis. Außerdem<br />
ergeben sich so Kontakte zum<br />
Unternehmen. Darüber hinaus sind<br />
Studienaufenthalte im Ausland sehr<br />
sinnvoll.<br />
Interview: Heinz Peter Krieger<br />
30 staufenbiel.de
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
TITEL Selbstmarketing<br />
Zeigen, was<br />
man draufhat<br />
32 staufenbiel.de<br />
© Istockphoto/Andrew Cribb AusSchnitt unten: © ChinellatoPhoto/Shutterstock
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Selbstmarketing TITEL<br />
© nick knight/mariano vivanco<br />
Keine Karriere ohne Selbstmarketing.<br />
Tue Gutes und rede darüber, muss das<br />
Motto lauten. Die Substanz darf aber<br />
nicht fehlen.<br />
Kennen Sie Stefani Joanne Angelina Germanotta?<br />
Nein? Kleiner Tipp: 1986 in New York geboren, Sängerin.<br />
Nie gehört? Ob sie unter ihrem bürgerlichen<br />
Namen wohl auch fünf Grammy Awards bekommen und<br />
51 Millionen Singles verkauft hätte? Wahrscheinlich nicht.<br />
Ein erster Schachzug auf dem Weg nach oben war die Wahl<br />
ihres Künstlernamens: Lady Gaga.<br />
Die Dame ist nicht nur musikalisch begabt, sondern<br />
in Sachen Selbstmarketing eine Meisterin. Denn das reine<br />
Sangestalent war es nicht, das sie nach ganz oben auf der<br />
Bekanntheitsskala bugsierte. Für stetigen Gesprächsstoff<br />
sorgten vielmehr ihre exzentrischen Frisuren, ihre (Fleisch-)<br />
Kostüme, die gesamte Show. Singen können viele und<br />
einige auch wesentlich besser als die Pop-Diva. Aber nur<br />
wenige vermarkten sich derart geschickt.<br />
In Sachen Eigen-PR können sich Absolventen<br />
manches von ihr abschauen. Denn Eigen-PR braucht<br />
jede Karriere. Das belegt deutlich eine Studie des IT-<br />
Konzerns IBM. Das Unternehmen befragte Führungspersönlichkeiten,<br />
warum der eine Mitarbeiter Karriere macht,<br />
der andere aber nicht. Das Ergebnis: die Leistung ist zu zehn<br />
Prozent für die Karriere verantwortlich, zu 30 Prozent das<br />
Image, zu 60 Prozent die Bekanntheit.<br />
Wenn die Leistung also nur zu zehn Prozent entscheidet,<br />
dann heißt das: Das wirkliche Können interessiert nur am<br />
Rande. „Falsch“, stellt Sabine Asgodom, Buchautorin und<br />
Coach, klar. „Leistung wird einfach vorausgesetzt.“ Aber<br />
sie ist nicht so entscheidend, wie die anderen Faktoren. Viel<br />
wichtiger – und das entspricht exakt den Ergebnissen der<br />
Studie – sind nach Meinung der Selbstmarketing-Expertin<br />
das Image und die eigene Bekanntheit für einen erfolgreichen<br />
Weg nach oben.<br />
Story-Telling als A und O<br />
Und um den zu ebnen, ist Eigen-PR dringend nötig. Und<br />
zwar bei jedem. „Story-Telling ist das A und O“, betont As-<br />
staufenbiel.de<br />
godom. „Nicht ich bin, sondern ich tue“, lautet das Motto,<br />
zu dem sie rät. Story-Telling heißt, Beweise zu liefern für<br />
Fähigkeiten, ohne die Karriere heute nicht mehr funktionieren<br />
kann. „In einem Coaching für Wirtschaftsinformatiker<br />
erzählte mir ein Teilnehmer beiläufig, er würde nebenbei ein<br />
bisschen Sport treiben“, berichtet Asgodom. „Bei weiteren<br />
Nachfragen kam dann heraus, dass er bayerischer Meister<br />
im Hallenhockey ist.“ Damit kann ein Bewerber nicht nur<br />
beweisen, dass er teamfähig ist und im Sport Stress abbaut,<br />
sondern auch, dass er präzise arbeiten kann. „Auf Präzision<br />
kommt es beim Hallenhockey an. Es ist doch perfekt, Fähigkeiten<br />
so zu begründen.“<br />
„Denn es geht um mehr als nur um die Musik. Die Performance<br />
ist wichtig, die Haltung, der ganze Look – das alles<br />
gehört zusammen. Das ist die Welt, die mir als Künstlerin<br />
vorschwebt; das ist die Richtung, in die ich gehen will.“ Lady Gaga<br />
Der Aha-Effekt beim Zuhörer ist damit garantiert. Viel<br />
mehr, als wenn jemand sagt: „Ich kann präzise arbeiten.“<br />
Studenten und Berufseinsteiger sollten sich nach Meinung<br />
von Sabine Asgodom bei der Bewerbung aus Mangel an beruflicher<br />
Erfahrung nicht scheuen, Dinge aus ihrem Privatleben<br />
zu berichten. Nicht: „Ich bin kontaktfreudig“, sondern:<br />
„Ich habe 2 000 Facebook-Kontakte, um das Event XY zu<br />
promoten.“ Selbst in der Schulzeit kann man in puncto Erfahrungsschatz<br />
fündig werden. Wer als Oberstufenschüler<br />
als Tutor für die Fünftklässler zuständig war, hat Verantwortungsbewusstsein<br />
bewiesen, wer den Abiball auf die Beine<br />
gestellt hat, Organisationstalent. Bei genauerem Nachdenken<br />
gibt es viele solche Beispiele.<br />
Auch Hobbys zählen dazu. „Gerade bei Absolventen<br />
runden Hobbys einen Gesamteindruck ab“, sagt Regine Siemann<br />
vom Motorenbauer Tognum. Sie verantwortet dort<br />
das Personalmarketing und warnt vor allzu glatt gebügelten<br />
Angaben. „Wenn jemand angibt, eine Mannschaftssportart<br />
33<br />
>>>
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
TITEL Selbstmarketing<br />
INSIDER-SICHT<br />
Sehnaz Özden ist Head of Corporate<br />
Employer Branding & Recruiting bei<br />
Continental in Hannover.<br />
© continental<br />
© DFree/Shutterstock<br />
„Mein Ziel als Künstlerin ist, ein Popalbum zu machen und es den<br />
Leuten auf vollkommen neuartige Weise zu präsentieren.“ Lady Gaga<br />
auszuüben, damit er als teamfähig gilt, und das kombiniert<br />
mit etwas Kulturellem und etwas Musischem, dann liegt die<br />
Vermutung nahe, dass sich der Bewerber zu sehr in Bewerbungshandbücher<br />
vertieft hat“, gibt sie zu bedenken. Außerdem<br />
sind Hobbys die perfekten Aufhänger für das spätere<br />
Vorstellungsgespräch. „Wer angibt, sich für Literatur zu<br />
interessieren, den frage ich, welches Buch er zurzeit liest.“<br />
Von Vorteil ist, wenn sich Studenten schon frühzeitig vor<br />
ihrer Bewerbung Gedanken machen, wo in ihrem Lebenslauf<br />
Fallstricke lauern. Wie begründe ich eine zwölfmonatige<br />
Auszeit, wenn mich in dieser Zeit vor allem das Partyleben<br />
der Ostküste Australiens in seinen Bann zog? Wer nicht<br />
gerade Meeresbiologie studiert, kann da ins Stottern geraten.<br />
„Eine australische Rucksacktour später als Studienreise<br />
zu verkaufen, bringt nichts. Das glaubt kein Mensch“,<br />
so Asgodom. „Da müssen Sie sagen: ,Ich habe diese Zeit<br />
für mich gebraucht, um mir selbst klar zu werden, was ich<br />
wirklich will. Das hat eben so lange gedauert.’“ Dann erst<br />
ist es überzeugend und letztlich auch sympathisch.<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
„Wenn das Gesamtbild stimmt, kommt es auf eventuelle<br />
Lücken im Lebenslauf gar nicht an“, betont Expertin Regine<br />
Siemann. Auch sie stellt immer wieder fest, wie unsicher<br />
mancher Bewerber ist, wenn es darum geht, die eigenen<br />
Stärken zu verkaufen. „Man muss sich vorher klarmachen,<br />
wo das eigene Alleinstellungsmerkmal ist, und das dann ins<br />
Die richtige Mischung<br />
Selbstmarketing wird von vielen heute auf einen professionellen<br />
Auftritt in sozialen Netzwerken wie Xing, Linkedin oder Facebook<br />
reduziert. Dabei vergessen die meisten, dass auch im Zeitalter<br />
neuer Medien das Verhalten in persönlichen Gesprächen wie<br />
einem Vorstellungsgespräch wesentlich wichtiger ist.<br />
Natürlich ist Eigen-PR nicht jedermanns Sache. Einsteiger müssen<br />
versuchen, die richtige Mischung zu finden. Ein forscher, zu selbstbewusster<br />
Auftritt ist meist ebenso schädlich wie eine übertriebene, zu<br />
vorsichtige Zurückhaltung. Generell gilt auch hier: Übung macht den<br />
Meister. Präsentieren Sie vor wichtigen Vorträgen im Freundeskreis.<br />
Denn selbst jemand, der nicht im Thema ist, kann Ihnen wertvolle Hinweise<br />
geben.<br />
rechte Licht rücken“, sagt sie. Auch mehrere Stärken dürfen<br />
durchaus genannt werden. „Keine falsche Bescheidenheit!“<br />
Ganz anders sieht es bei den Schwächen aus. Dort ist Bescheidenheit<br />
durchaus eine Zier. „Manche Bewerber neigen<br />
dazu, die eigenen Schwächen in epischer Breite darzulegen“,<br />
berichtet Regine Siemann. Dabei gehe es dem Unternehmen<br />
viel weniger um die Makel an sich, „schließlich haben wir<br />
die alle“, sondern vielmehr um die Art und<br />
Weise, wie jemand damit umgeht. Beispiel:<br />
Aufschieberitis. „Wenn jemand von sich sagt:<br />
Ich erledige ungeliebte Aufgaben erst auf den<br />
letzten Drücker“, so Regine Siemann, ist es<br />
gut zu ergänzen, „ich arbeite aber daran, und bisher konnte<br />
ich auch alles immer pünktlich abgeben“.<br />
Dauerbrenner<br />
Wer nach einem Vorstellungsgespräch einen Arbeitsvertrag<br />
erhält, hat es offensichtlich geschafft, sich selbst ins rechte<br />
Licht zu rücken. Doch das Thema Selbstmarketing bleibt im<br />
weiteren Verlauf der Karriere ein Dauerbrenner. „Manchmal<br />
kommen Leute zu mir, die darüber klagen, dass sie nicht<br />
befördert werden, obwohl sie sich doch immer so viel Mühe<br />
geben“, berichtet die Schweizerin Petra Wüst. Sie beschäftigt<br />
sich als Dozentin und Buchautorin mit dem Thema Selbstmarketing.<br />
„Die fleißigen Bienchen kommen aber nicht automatisch<br />
weiter. Das bringt keine Lorbeeren“, so Wüst. Es<br />
gehe nicht nur darum, seinen Job ordentlich zu machen. Das<br />
ist selbstverständlich und nichts Außergewöhnliches. Entscheidend<br />
ist eine Mehrleistung, die dazu aber auch noch<br />
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
TiTel Selbstmarketing<br />
kommuniziert werden muss, „Man muss darüber sprechen,<br />
dass man etwas gut gemacht hat. Auch vor dem Chef.“<br />
Ein typischer Fehler sei der Glaube, es wisse sowieso jeder,<br />
was man gerade gemacht hat. Das stimme aber nicht.<br />
„Bitten Sie Ihren Chef darum, den Erfolg des letzten Projektes<br />
präsentieren zu dürfen“, rät Petra Wüst. Und auch vor<br />
den Kollegen soll jeder – natürlich auf sympathische Art –<br />
erzählen, wenn ein Projekt gut gelaufen ist.<br />
© JOe Seer/ShUTTerSTOCK<br />
Keine Blender<br />
Denn Selbstmarketing heißt eben auch, auf sympathische<br />
Art mit seinen Pfunden zu wuchern. Nicht zu verwechseln<br />
mit Schaumschlägerei. Denn die fliegt garantiert auf. Vor<br />
15 Jahren war das noch anders. „Da wurde gepredigt, dass<br />
man sich gut darstellen muss“, erinnert sich Asgodom. „Das<br />
Ergebnis ist, dass wir heute so viele Blender in hohen Positionen<br />
haben. Da wird dann ein vierwöchiges Studentenpraktikum<br />
in New York als ‚berufliche Station’ verkauft.“<br />
Wer aber wirklich etwas zu bieten hat und sich für weitere<br />
Aufgaben ins Gespräch bringen möchte, darf nicht<br />
davor zurückschrecken, Präsentationen zu übernehmen.<br />
„Gerade im Kollegenkreis lässt sich das gut üben“, so Petra<br />
Wüst. Getreu dem Motto: Übung macht den Meister.<br />
„Rock und Pop und Theater waren schon immer meine Welt. Als ich<br />
dann Queen und David Bowie entdeckte, machte das auch plötzlich vollkommen<br />
Sinn. An dem Punkt wurde mir nämlich klar, dass ich alle drei<br />
Bereiche miteinander kombinieren kann.“ Lady gaga<br />
„Wenn Sie es nicht machen, macht es ein anderer.“ So gewinnt<br />
man Selbstbewusstsein und scheut auch bei anderen<br />
Gelegenheiten den Mittelpunkt nicht.<br />
Und gerade Präsentationstechniken gehören zu den Fähigkeiten,<br />
die jeder früh üben kann. Bereits im Studium.<br />
Viele Hochschulen bieten Seminare zur Rhetorik an. Wobei<br />
es aber auch ohne professionelle Unterstützung geht. „Bildet<br />
schon an der Uni Erfolgsgruppen. Coacht euch gegenseitig“,<br />
empfiehlt Sabine Asgodom. Denn damit wird wieder<br />
das gepflegt, was zu 60 Prozent für die Karriere verantwortlich<br />
ist: die Bekanntheit. „Ohne Kundenkontakt geht heute<br />
praktisch kein Beruf mehr. Das gilt auch für Informatiker<br />
oder Ingenieure, die früher noch fast einsam ohne Kundenkontakt<br />
arbeiten konnten“, betont die Expertin.<br />
Eine wichtige Grundlage für Selbstbewusstsein und damit<br />
Selbstmarketing ist außerdem, die eigenen Stärken zu<br />
kennen. Petra Wüst rät dazu, drei Stärken herauszufinden,<br />
die die eigene Person besonders auszeichnen. Im Idealfall<br />
passt der Job dann auch genau auf diese Stärken.<br />
Wie wichtig sind dabei Ziele? Und wie sollen die aussehen?<br />
„Ich bin nicht unbedingt ein Befürworter dieser starren<br />
Ziele“, betont Sabine Asgodom. Damit sieht sie das Verfolgen<br />
von Zielen deutlich gelassener als manche ihrer Kollegen.<br />
Die Begründung: Die Veränderungen sind<br />
heute ihrer Meinung nach viel stärker als früher.<br />
„Früher konnte man sagen: ,In 15 Jahren möchte<br />
ich in dieser Firma Prokurist sein’, aber das ist<br />
heute nicht mehr realistisch. Kurzfristige Ziele<br />
sind wichtig. In ein bis zwei Jahren möchte ich<br />
eine bestimmte Position erreicht haben.“<br />
glückliche und Ausprobierer<br />
Im Vorteil ist, wer schon früh im Studium weiß, in welche<br />
Richtung er gehen will. Dann fällt Selbstmarketing leichter.<br />
„Das sind die Glücklichen“, meint Regine Siemann. „Die<br />
können ihr Ziel nämlich geradlinig verfolgen.“ Andere<br />
brauchen eben länger. „Das sind die Ausprobierer“, so Siemann.<br />
„Aber das ist auch nicht schlimm. Dann macht man<br />
eben Ausflüge nach rechts und links und weiß danach, was<br />
man genau will.“ Richtig verkauft, ist das kein Problem.<br />
Lady Gaga gehört offensichtlich zur glücklichen Sorte.<br />
„Ich war schon immer eine Entertainerin. Schon als kleines<br />
Mädchen habe ich mich andauernd in Szene gesetzt, und<br />
im Grunde genommen mache ich das auch heute noch“.<br />
Stimmt. Im Grunde genommen macht sie das, die Stefani<br />
Joanne Angelina Germanotta.<br />
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Wirtschaftsethik<br />
„Ohne erhobenen Zeigefin<br />
Ethik und Wirtschaft gehören zusammen, findet Christian Friedrich. Der Student der Wirtschaftspsychologie<br />
und Politikwissenschaften erzählt im Interview, warum er sich im<br />
studentischen Netzwerk Sneep engagiert.<br />
Wofür steht Sneep?<br />
Sneep ist ein Akronym und steht für Student <strong>net</strong>work for<br />
ethics and economics in practice.<br />
Und was heißt das konkret?<br />
Sneep soll Studenten an die Themen Wirtschaftsethik und<br />
nachhaltiges Wirtschaften heranführen – und das ohne erhobenen<br />
Zeigefinger. Wir möchten vor allem mit eindrucksvollen<br />
Projekten Mut machen. Denn es ist kein Widerspruch,<br />
in einem Atemzug über Wirtschaft und Ethik zu sprechen. Es<br />
ist eigentlich nur vernünftig.<br />
Seit wann gibt es das Netzwerk?<br />
Sneep wurde 2003 von Studenten gegründet und hat seitdem<br />
immer weiter an Bedeutung gewonnen. Innerhalb kurzer Zeit<br />
haben sich viele Studenten in Lokalgruppen zusammengefunden,<br />
die mit dem Thema arbeiten wollen und so bei uns<br />
gelandet sind. Inzwischen haben wir mit dem Sneep-Freundeskreis<br />
auch ein Alumni-Netzwerk, das einzelnen Mitgliedern<br />
mit Mentoring-Angeboten und Beratung zur Verfügung<br />
steht. Rat holen wir uns auch immer bei unserem Dachverband,<br />
dem Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik, und unserem<br />
Kuratorium, das aus hochkarätigen Wissenschaftlern<br />
und Praktikern besteht.<br />
Wer kann mitmachen?<br />
Mitmachen kann jeder Student. Sich bei uns zu beteiligen, ist<br />
kein großer administrativer Aufwand und soll auch keiner<br />
sein: Einfach eine Lokalgruppe suchen und los geht‘s!<br />
Was erwartet Studenten, die sich bei Ihnen engagieren wollen?<br />
Jeder, der mitmacht, kann selbst entscheiden, wie sehr er sich<br />
einbringt. Ihn erwartet ein spannendes und interdisziplinäres<br />
Netzwerk. Es ist gut möglich, dass eine Geografin auf einen<br />
Volkswirt und eine Theologie-Studentin trifft, während ein<br />
Psychologie-Student die Veranstaltung anmoderiert. In den<br />
Lokalgruppen kann man zum Beispiel über wirtschafts- und<br />
unternehmensethische Inhalte diskutieren. Oft gibt es Projekte,<br />
an denen man sich beteiligen kann. Und wenn nicht –<br />
jede Lokalgruppe ist immer offen für neue Vorschläge.<br />
Wie sehen die Projekte aus?<br />
Unsere Projekte reichen von Tagungen und Workshops bis zu<br />
interaktiven Veranstaltungen oder Filmreihen mit Diskussionsrunde.<br />
Unser Ziel ist dabei immer: Wirtschafts- und Unternehmensethik<br />
soll in die Köpfe, und wenn auch nur in die<br />
Hinterköpfe.<br />
Ein besonders spektakuläres Projekt hat Sneep im vergangenen<br />
Dezember gestartet, als es Hochschulpräsidenten und Politiker in<br />
einem offenen Brief dazu aufforderte, Wirtschaftsethik stärker<br />
in die akademische Lehre zu integrieren. Welche Reaktionen<br />
gab es darauf?<br />
Die Reaktionen auf den offenen Brief waren<br />
überwältigend. Es gab überwiegend positives<br />
Feedback. Es reichte von „Das war nötig!“ bis<br />
zu einem „Ja, aber...“. Als Folge des Briefes werden<br />
wir demnächst an einer Tagung zum Thema<br />
„Wirtschafts- und Unternehmensethik in der<br />
Lehre“ teilnehmen. Wir freuen uns schon auf die<br />
Gespräche und darauf, unsere studentischen Standpunkte<br />
einzubringen.<br />
Warum sollten die Manager von morgen schon im Studium lernen,<br />
Wirtschaft und Ethik zu verknüpfen?<br />
Gerade wegen der wirtschaftlichen Entwicklungen der<br />
vergangenen Jahre sollte man eigentlich die Gegenfrage<br />
stellen: Warum passiert das immer noch nicht überall?<br />
Ethisches und moralisches Grundverständnis ist die Basis<br />
für unternehmerisches Handeln. Es kann und sollte<br />
in jeden Unternehmensbereich integriert werden – von<br />
Marketing über Produktion und Rohstoffgewinnung.<br />
38<br />
staufenbiel.de
ger“<br />
© Istockphoto/touring<br />
Wie stehen die Unis bis jetzt dazu?<br />
Es gibt schon ein paar gute Beispiele. Die Uni Halle hat einen<br />
eigenen Lehrstuhl für Wirtschaftsethik. In Lüneburg lernt<br />
jeder Bachelor-Student, was Nachhaltigkeit bedeutet. Auch<br />
andere Unis zeigen, wie man das Thema integrieren kann.<br />
Aber insgesamt ist das noch zu wenig. Es kann eigentlich<br />
nicht sein, dass man durch ein BWL-Studium kommt, ohne<br />
von dem Thema gehört zu haben. Das sollte auch nicht im<br />
Interesse der Studenten sein.<br />
Was sagen die denn dazu?<br />
Bei einer Umfrage der Lokalgruppe Köln unter rund 3 400<br />
Studenten im Jahr 2009 kam heraus, dass sich 66 Prozent der<br />
Befragten Wirtschafts- und Unternehmensethik als Pflichtfach<br />
in der Wirtschaftswissenschaft wünschen. Über 70 Prozent<br />
fanden, dass Ethik – speziell Wirtschafts- und Unternehmensethik<br />
– wichtig für ihren späteren Beruf ist. 68 Prozent<br />
der Befragten haben sogar geantwortet, dass sie sich über<br />
verwandte Inhalte schlecht oder gar nicht informiert fühlen.<br />
Das zeigt das Interesse der Studenten mehr als deutlich.<br />
Oft hat man den Eindruck, dass die Studenten viel<br />
weiter sind als ihre Hochschulen.<br />
Und wie könnte man das ändern?<br />
Es gibt verschiedene Ansätze. Sie reichen von einzelnen<br />
Pflichtveranstaltungen über Ringvorlesungen bis zu freiwilligen<br />
Vorträgen aus der Praxis. Wir sind gerne Austauschpartner<br />
und Impulsgeber. Aber es ist natürlich vor<br />
allem Aufgabe der Universitäten, Lösungen zu finden. Es<br />
gibt sicher nicht die ultimative Lösung, mit der das Thema<br />
abgehakt werden kann. Aber sehr viel Potenzial.<br />
Interview: Rebekka Baus<br />
staufenbiel.de<br />
© Privat<br />
Christian Friedrich: „Es kann eigentlich<br />
nicht sein, dass man durch ein BWL-Studium<br />
kommt, ohne von dem Thema gehört zu<br />
haben.“<br />
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39
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Career Services<br />
Keine Lebenslaufkosmetik<br />
Soziales Engagement ist mehr als eine Randnotiz im Lebenslauf. Wer sich für den guten<br />
Zweck einsetzt, hat Vorteile im Bewerbungsmarathon. Drei Hochschulexperten verraten,<br />
warum das so ist.<br />
Simone Hanns ist wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin<br />
im Career Service der<br />
Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften Hamburg.<br />
Nicole Maul ist Leiterin des<br />
Career Service der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg.<br />
Diana Knoch ist Leiterin des<br />
Career Service des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie<br />
(KIT).<br />
Engagement zählt<br />
Personalentscheider bewerten soziales<br />
Engagement meist positiv. Es kann also<br />
vorteilhaft im Bewerbungsprozess sein,<br />
vorausgesetzt Lebenslauf und Jobprofil<br />
stimmen grundsätzlich überein. Bewerber,<br />
die sich neben dem Studium engagieren,<br />
erwerben soziale Kompetenzen,<br />
sammeln Erfahrungen und zeigen<br />
Einsatzbereitschaft. Hier ist oft weniger<br />
wichtig, was man macht, sondern<br />
vielmehr dass man sich engagiert – in<br />
welcher Form und in welchem Kontext<br />
auch immer.<br />
Glaubhaftigkeit ist wichtig<br />
Soziales Engagement sollte jedoch nur<br />
als solches deklariert werden, wenn<br />
es längerfristig und gemeinnützig ist.<br />
Es empfiehlt sich dringend, bei der<br />
Wahrheit zu bleiben und keine Einmalaktion,<br />
passive Mitgliedschaft oder<br />
Jahre Zurückliegendes zu bemühen.<br />
Recherche oder ein gezieltes Nachfragen<br />
im Vorstellungsgespräch entlarven<br />
Lebenslaufkosmetik schnell. Das Engagement<br />
ist glaubhaft und relevant,<br />
wenn der Bewerber reflektiert darstellen<br />
kann, was er aktiv ehrenamtlich gemacht<br />
und welche besonderen, für den<br />
Job wichtigen Kompetenzen er erworben<br />
hat. Motivation und Überzeugung<br />
sollten erkennbar sein.<br />
Starke Persönlichkeit<br />
Wer sich sozial engagiert, bringt meist<br />
eine starke Persönlichkeit mit. Eine<br />
Eigenschaft, die von vielen Arbeitgebern<br />
sehr geschätzt wird. Deswegen<br />
kommt soziales Engagement bei den<br />
meisten Arbeitgebern gut an und sie<br />
sind auf der Suche nach Hochschulabsolventen<br />
mit entsprechenden Qualitäten.<br />
Ihre Persönlichkeit können<br />
Studenten nicht nur während ihres<br />
Studiums entwickeln. Es ist vor allem<br />
wichtig, dass sie neben dem Studium<br />
praktische Erfahrung sammeln und<br />
sich außerdem sozial engagieren.<br />
Oft wird deshalb in Stellenausschreibungen<br />
konkret soziales Engagement<br />
gefordert.<br />
Fachlicher Bezug<br />
Ideal ist natürlich, wenn das Engagement<br />
der Bewerber einen fachlichen<br />
Bezug hat. Aber das ist nicht zwingend<br />
erforderlich. Denn nicht die Art des<br />
Engagements steht für die Arbeitgeber<br />
im Vordergrund. Wichtig ist vor<br />
allem, dass Bewerber ihre gesamten<br />
persönlichen Fähigkeiten nutzen, um<br />
unentgeltlich einen Beitrag für die<br />
Gesellschaft zu leisten. Ob in einem gemeinnützigen<br />
oder fachlich bezogenen<br />
Projekt – soziales Engagement bringt<br />
bei vielen Personalern Pluspunkte.<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Mit außeruniversitärem Engagement<br />
zeigt der Bewerber, dass er sich für<br />
Themen neben seinem Studium interessiert.<br />
Das wird als Indiz für Soft Skills<br />
wie Teamfähigkeit, Einsatzbereitschaft<br />
und Verantwortungsbewusstsein sowie<br />
erste praktische Erfahrungen gewertet.<br />
Durch das Engagement in einer Hochschulgruppe<br />
lernen Studenten Verantwortung<br />
zu übernehmen und in Teams<br />
zu arbeiten. Gleichzeitig können sie<br />
ihre Organisationsfähigkeit unter Beweis<br />
stellen. Vorsicht ist allerdings bei<br />
Parteimitgliedschaften geboten.<br />
Gesamtbild entscheidend<br />
Außeruniversitäres Engagement ist<br />
nicht das alles entscheidende Kriterium,<br />
es trägt aber zum positiven Gelingen<br />
einer Bewerbung bei. Unternehmen<br />
legen neben fachlichen Qualifikationen<br />
immer mehr Wert auf die Persönlichkeit<br />
des Bewerbers. Dennoch: Wer zur<br />
Studienfinanzierung nebenbei arbeiten<br />
muss und dadurch keine zeitlichen<br />
Freiräume für eine ehrenamtliche Aufgabe<br />
hat, kann Teamfähigkeit auch<br />
durch einen qualifizierten Nebenjob<br />
belegen. Letztlich wird der Bewerber<br />
in seinem Gesamtbild betrachtet – außeruniversitäres<br />
Engagement ist ein<br />
Teilaspekt davon.<br />
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Das haben Promis studiert<br />
© Bilderleiste iStockfoto/kinview; Inhalt von oben nach unten: RTL/Dr. House; pixmac; BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN; RTL<br />
Sie machen Karriere. Ob in der<br />
Wirtschaft, in der Politik, in den<br />
Medien oder im Sport – ihre Gesichter,<br />
ihre Arbeit und ihre Erfolge<br />
kennen die meisten. Manche legten<br />
bereits durch ihr Studium das Fundament<br />
für den beruflichen Aufstieg.<br />
Bei anderen verlief die Karriere nicht<br />
schnurgerade, sondern etwas kurviger.<br />
Und der ein oder andere überraschende<br />
Richtungswechsel kam auch vor.<br />
1 Als übellauniger und zynischer<br />
Dr. House drangsaliert Hugh Laurie<br />
Patienten und Mitarbeiter in der<br />
gleichnamigen Fernsehserie. Vor seiner<br />
Karriere als Schauspieler studierte<br />
Hugh Laurie jedoch in Cambridge<br />
Anthropologie und Archäologie. Dort<br />
entdeckte er auch die Schauspielerei<br />
– als Mitglied der Cambridge Footlights,<br />
einer Theatergruppe der Universität.<br />
Bei den Footlights machten<br />
auch einige Mitglieder von Monty<br />
Python, Douglas Adams und Sacha<br />
Baron Cohen ihre ersten Schritte als<br />
Schauspieler. Neben seiner Arbeit als<br />
Schauspieler ist Hugh Laurie Autor<br />
und passio nierter Pianist.<br />
2 Der Doktortitel in seinem<br />
Kampfnamen Dr. Steelhammer kommt<br />
nicht von ungefähr. Wladimir Klitschko,<br />
aktueller Boxweltmeister im Schwergewicht,<br />
promovierte nach seinem<br />
Studium der Sportwissenschaften 2001<br />
an der Universität in Kiew. Zeitgleich<br />
Kurvige<br />
absolvierte Klitschko ein Philosophie-<br />
Studium.<br />
Sport und besonders den Boxsport<br />
hat er jedoch schon viel früher für sich<br />
entdeckt. Mit 14 Jahren begann er zu<br />
boxen und war bereits drei Jahre später<br />
Europameister der Junioren. Noch als<br />
Amateur gewann Wladimir Klitschko<br />
1996 die Goldmedaille im Superschwergewicht<br />
bei den Olympischen Spielen<br />
in Atlanta. Auf sein sportwissenschaftliches<br />
Know-how konnte Klitschko als<br />
Autor eines Fitnessbuchs zurückgreifen.<br />
3 Claudia Roth, Grünen-Chefin,<br />
lockten vor ihrer politischen Karriere<br />
die Bretter, die die Welt bedeuten. Sie<br />
begann ein Studium der Theaterwissenschaften<br />
in München, brach es aber<br />
nach zwei Semestern ab. Anschließend<br />
arbeitete sie an verschiedenen Theatern<br />
in Memmingen, Dortmund und Unna,<br />
bevor sie Anfang der achtziger Jahre<br />
die Band Ton Steine Scherben um Rio<br />
Reiser managte. Über eine Zeitungsanzeige<br />
kam Claudia Roth 1985 dann<br />
zu den Grünen. Zunächst arbeitete sie<br />
vier Jahre als Pressesprecherin. Dann<br />
begann sie ihre politische Karriere.<br />
4 Peter Kloeppel, heute Chefredakteur<br />
bei RTL und Chefmoderator<br />
des Nachrichtenmagazins, studierte<br />
zunächst Agrarwissenschaften an<br />
der Uni Göttingen. Nach fünf Jahren<br />
schloss er mit dem Diplom ab. Doch<br />
sein Interesse für den Journalismus<br />
42 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Das haben Promis studiert CAMPUS<br />
Karrieren<br />
Fürs Leben gelernt: Diese Promis studierten Korallen,<br />
unterrichteten Religion oder kennen sich mit Archäologie aus.<br />
führte ihn nach dem Studium zu einer<br />
Journalistenschule nach Hamburg.<br />
1992 begann er seine Karriere beim<br />
Fernsehsender RTL.<br />
5 Ursula von der Leyen, heute<br />
Bundesministerin für Arbeit und Soziales,<br />
ist promovierte Medizinerin.<br />
Nachdem sie ein VWL-Studium an der<br />
Uni Göttingen und an der Uni Münster<br />
abbrach, begann sie ein Medizinstudium.<br />
Nach dem Staatsexamen und ihrer<br />
Approbation arbeitete von der Leyen<br />
für vier Jahre als Assistenzärztin an der<br />
Medizinischen Hochschule Hannover.<br />
1991 promovierte sie. 2001 kam noch<br />
der Master Public Health hinzu.<br />
6 Alfred Ritter, heute Chef von<br />
Ritter Sport, studierte zunächst einige<br />
Semester VWL in Heidelberg. Dann<br />
schwenkte er auf Psychologie um und<br />
schloss 1981 mit Diplom ab. Er arbeitete<br />
einige Jahre als selbstständiger<br />
Psychotherapeut in Heidelberg. Parallel<br />
dazu übernahm Ritter zeitweise den<br />
Vorsitz im Beirat des Schokoladenherstellers.<br />
Als es dem Unternehmen Mitte<br />
der 80er Jahre schlechter ging, gab er<br />
seine Praxis auf und brachte die Firma<br />
erfolgreich auf nachhaltigen Kurs.<br />
Ritter ist außerdem Mitbegründer und<br />
Hauptgesellschafter eines Herstellers<br />
für Sonnenkollektoren. Sein Engagement<br />
im Bereich erneuerbare Energien<br />
brachte ihm 1997 den Titel „Ökomanager<br />
des Jahres“ ein.<br />
7 William Mountbatten-Windsor<br />
(Prinz William), derzeit an zweiter<br />
Stelle der britischen Thronfolge, ruht<br />
sich scheinbar nicht auf seiner künftigen<br />
Position als König von England<br />
aus. Neben seiner militärischen Laufbahn,<br />
die als Offiziersanwärter an der<br />
Militärakademie Sandhurst begann,<br />
studierte Prinz William zunächst zwei<br />
Jahre lang Kunstgeschichte an der St.<br />
Andrews in Schottland. Nach weiteren<br />
zwei Jahren Geographie-Studium<br />
schloss Prinz William mit einem Master<br />
of Arts ab. In seiner Abschlussarbeit<br />
schrieb er über die Korallenriffe<br />
von Rodrigues im Indischen Ozean.<br />
8 Bevor Désirée Nick ihre Karriere<br />
als scharfzüngige Kabarettistin<br />
und Entertainerin startete, hatte sie<br />
zeitweise ganz andere berufliche Ziele.<br />
Sie studierte katholische Theologie auf<br />
Lehramt – und unterrichtete nach ihrem<br />
Abschluss als Lehrbeauftragte für<br />
katholische Religionspädagogik sogar<br />
einige Jahre. Doch die Bühne hatte es<br />
© Bilderleiste iStockfoto/kinview; Inhalt von oben nach unten: Bundsministerium für Arbeit und Soziales; pixmac; PIXMAC; ManfredBaumann<br />
Désirée Nick bereits vor ihrem Fernstudium<br />
angetan. Sie absolvierte eine<br />
klassische Ballettausbildung und tanzte<br />
für einige Jahre an der Deutschen<br />
Oper Berlin und an der Staatsoper in<br />
München.<br />
Ina Oberhoff<br />
staufenbiel.de<br />
43
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CaMpUS elevator pitch<br />
© Veer/DMiTrY KUTlaYeV<br />
der LIfT<br />
für dIe<br />
BoTSchafT<br />
Mit dem elevator pitch haben Sie etwa 90 Sekunden<br />
zeit, sich ins rechte licht zu setzen. Wie das geht,<br />
schreibt Buchautor und Coach Joachim Skambraks<br />
im „<strong>Karrieremagazin</strong>“.<br />
Stellen Sie sich vor, Sie fahren Aufzug.<br />
Sie schauen gedankenverloren<br />
auf die blinkende Etagenanzeige.<br />
Dann stoppt der Lift und der<br />
Personaler Ihres Wunschunternehmens<br />
steigt zu. Er fragt Sie harmlos: „Und<br />
was machen Sie beruflich?“ Wenn Sie<br />
jetzt eine Kurzpräsentation in petto<br />
haben, die ihm noch einige Wochen in<br />
Erinnerung bleiben wird, dann können<br />
Sie punkten. Vielleicht sagt er sogar:<br />
„Das klingt interessant, lassen Sie uns<br />
doch einmal in einem persönlichen Gespräch<br />
darüber sprechen.“<br />
Diese Szene ist ein Beispiel für den<br />
sogenannten Elevator Pitch. Es ist eine<br />
wirksame Methode für bildhafte und<br />
emotionale Kommunikation – und<br />
das in der gebotenen Kürze. Am besten<br />
in 90 Sekunden. Studenten können<br />
mit dem Elevator Pitch schon im<br />
Studium überzeugen – beim Einstieg<br />
in ein Referat, bei der Bewerbung um<br />
ein Praktikum, bei Vorstellungsrunden<br />
oder der Präsentation des Themas der<br />
Bachelor- oder Master-Arbeit.<br />
Sie haben schon einen Studienabschluss<br />
oder stehen kurz davor?<br />
Herzlichen Glückwunsch. Das ist aber<br />
noch lange kein Grund für ein Unternehmen,<br />
Sie einzustellen. Schon beim<br />
ersten Kontakt mit einem potenziellen<br />
Arbeitgeber ist es sinnvoll, sich mit außergewöhnlicher<br />
Kommunikation in<br />
den Köpfen der Personalentscheider<br />
im Unternehmen zu positionieren. Sie<br />
sollten dann erklären können, warum<br />
Sie so wertvoll für das Wunschunternehmen<br />
sind.<br />
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44<br />
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Elevator Pitch<br />
Die Vorbereitung<br />
Um diese Botschaft wirkungsvoll zu<br />
platzieren, muss man sich gut vorbereiten.<br />
Schließlich ist der Elevator Pitch ein<br />
bildhaftes und emotionales Extrakt aus<br />
vielen Informationen. Zu Beginn sollten<br />
Sie sich Gedanken über zwei verschiedene<br />
Aspekte machen. Erstens: Wen<br />
will ich ansprechen? Das bedeutet, dass<br />
Sie sich auf eine Branche oder einen bestimmten<br />
Unternehmenstypus festlegen.<br />
Oder auf ein bestimmtes Unternehmen<br />
oder eine definierte Person. Gehen Sie<br />
ins Inter<strong>net</strong> und sammeln Informationen<br />
über Werte und Philosophie der<br />
Unternehmen oder der Personen. Die<br />
zweite Überlegung ist: Was genau will<br />
ich von mir anbieten? Sammeln Sie dazu<br />
Antworten auf folgende Fragen:<br />
• Was habe ich anzubieten?<br />
• Wofür stehe ich?<br />
• Worin bin ich sehr gut?<br />
• Was kann ich besonders?<br />
• Welche besondere Ausbildung<br />
habe ich?<br />
• Welches interessante Projekt habe ich<br />
zum Erfolg gebracht?<br />
• Welches soziale Engagement bringt<br />
dem Arbeitgeber Vorteile?<br />
• Welche zwei auf den ersten Blick<br />
unpassenden Eigenschaften oder<br />
Kenntnisse kann ich zu einem wertvollen<br />
Vorteil für den Arbeitgeber<br />
kombinieren?<br />
Im nächsten Schritt überlegen Sie, wie<br />
Sie Ihre besonderen Merkmale auf<br />
Leistungen oder die Wertschöpfung<br />
für das Unternehmen übertragen können.<br />
Im Idealfall verpacken Sie Ihre<br />
Merkmale und Vorteile für das Unternehmen<br />
in Bilder und Emotionen.<br />
Wenn Sie einige Zeit im Ausland waren,<br />
dann beschreiben Sie, welche<br />
Kenntnisse Sie sich angeeig<strong>net</strong> haben<br />
und was sie für einen neuen Job bedeuten.<br />
Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
heben Sie darauf ab, welche Kompetenzen<br />
sich daraus gewinnbringend bei<br />
der Arbeit umsetzen lassen. Auch ein<br />
spezielles Hobby kann als Qualifikation<br />
für den Job interessant sein.<br />
Die Inhalte eines Elevator Pitches<br />
lassen sich auch als Geschichten darstellen.<br />
Berichten Sie in einer Story<br />
über eine besondere Herausforderung<br />
und darüber, wie Sie sie gelöst haben.<br />
Inter<strong>net</strong><br />
Lange Vorbereitung – kurzer Pitch: Wie Sie sich optimal<br />
auf den Elevator Pitch vorbereiten, lesen Sie unter<br />
staufenbiel.de/karrieremagazin.<br />
Das Ende nutzen<br />
Bitte vergessen Sie am Ende Ihrer<br />
Kurzpräsentation nicht: Die Aufforderung<br />
zur Tat. So verstärken Sie die<br />
Botschaft über das, was Sie erreichen<br />
wollen. Nämlich den Job für sich zu<br />
gewinnen. Sie können das auch elegant<br />
in einer Frage formulieren.<br />
Beispiele: Wann haben Sie Zeit für<br />
ein persönliches Gespräch? Wer in Ihrem<br />
Umfeld wird an meinen Kompetenzen<br />
Interesse haben? Wie können<br />
Sie meine Talente in Ihrem Unternehmen<br />
einsetzen? Was ist für Sie persönlich<br />
wichtig, wenn Sie einen neuen<br />
Mitarbeiter einstellen?<br />
Keine Selbstverherrlichung<br />
Der Elevator Pitch ist keinesfalls nur<br />
Selbstdarstellung und Phrasendrescherei.<br />
Selbstverherrlichung kommt beim<br />
Arbeitgeber meist nicht gut an. Ein<br />
guter Elevator Pitch ist dialogorientiert.<br />
Sicher, Sie geben eine klare Vorstellung<br />
von sich, binden aber danach sofort<br />
den Gesprächspartner ein, etwa durch<br />
eine gute offene Frage. Zeigen Sie Empathie<br />
und interessieren Sie sich für die<br />
Belange des Unternehmens und seine<br />
Bedürfnisse. Geben Sie dem Gesprächspartner<br />
Gründe und Beweise für eine sichere<br />
Entscheidung, Sie einzustellen. Sie<br />
entsteht allerdings über Gefühle, denn<br />
Abitur, Studienabschluss und Berufserfahrung<br />
sind nur Merkmale. Viel interessanter<br />
wird es für den Arbeitgeber,<br />
wenn Sie ihm die Brücke bauen, was<br />
ihre glänzenden Qualifikationen für das<br />
Unternehmen bedeuten.<br />
Auftreten<br />
Ihr Auftreten im Vorstellungsgespräch<br />
ist genauso wichtig wie bei der Aufzugpräsentation.<br />
Sorgen Sie für Klarheit in<br />
Ihrer Kommunikation. Bringen Sie die<br />
Körpersprache in Einklang mit den Inhalten.<br />
Setzen Sie bewusst Emotionen,<br />
Bilder und Geschichten ein. Die wichtigste<br />
Frage ist und bleibt: Was bedeutet<br />
es für den Arbeitgeber? Bewerber sollten<br />
dabei auf keinen Fall ihr Licht unter den<br />
Scheffel stellen, ohne jedoch zu prahlen.<br />
Noch wichtiger ist, authentisch und<br />
glaubwürdig zu wirken. Der Elevator<br />
Pitch sollte auf keinen Fall auswendig<br />
heruntergeleiert werden. Die gründliche<br />
Vorbereitung zahlt sich aus, wenn<br />
Sie verständlich Ihre Botschaft platzieren.<br />
Also üben Sie Ihre eigene Positionierung<br />
und verinnerlichen Sie Ihre<br />
Botschaft. So wirken Sie souverän und<br />
antworten glaubhaft. Gewöhnen Sie<br />
sich selber an Ihren Elevator Pitch, bis<br />
er zu einem Teil von Ihnen wird. Haben<br />
Sie Mut. Dann kommen auch der<br />
Spaß und vor allem der Erfolg.<br />
ÜBER Den AUTOR<br />
Joachim Skambraks nennt<br />
sich selbst Mr. Elevator Pitch<br />
und ist Trainer, Keynote Speaker<br />
und Autor („30 Minuten<br />
für den überzeugenden Elevator<br />
Pitch“, Gabal Verlag).<br />
46 staufenbiel.de
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02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Social Media<br />
Hochschule 1.5<br />
Ihre Studenten können es, die Hochschulen noch nicht: Soziales Netzwerken will gelernt sein.<br />
Das verlangt Zeit, Geld und Mühe. Hier müssen viele deutsche Hochschulen noch investieren.<br />
Hochschulen haben Öffnungszeiten<br />
bei Facebook, der Dozent<br />
lässt seine Studenten über<br />
Twitter wissen, was sie für die nächste<br />
Vorlesung vorbereiten sollen, und in<br />
Seminar-Portalen können Teilnehmer<br />
jederzeit Feedback und Verbesserungsvorschläge<br />
abgeben. Eine Zukunftsvision.<br />
Aber so abwegig ist sie nicht. Die<br />
ehrwürdige Alma Mater und modernes<br />
Social Media werden schon bald<br />
keine Gegensätze mehr sein.<br />
Studenten sind den Unis voraus<br />
Noch sieht die Wirklichkeit anders<br />
aus. Die meisten deutschen Hochschulen<br />
haben das Potenzial von Social Media<br />
zwar erkannt, doch es hapert noch<br />
an der Umsetzung. Dabei sind stolze<br />
99,7 Prozent der Studenten im Social<br />
Web unterwegs. Das ergab eine Studie<br />
des Unternehmens Hochschul-Informations-System<br />
(HIS) – die bisher einzige<br />
Untersuchung über Hochschulen<br />
und ihre Angebote im Web 2.0. Über<br />
die Hälfte der Studenten nutzen verschiedene<br />
Social Communitys. Etwa<br />
zwei Drittel besuchen Wissens- und<br />
Informationsplattformen, allen voran<br />
Wikipedia, auf das 60 Prozent der<br />
Studenten zugreifen. 86 Prozent der<br />
Befragten geben an, schon E-Learning-<br />
Produkte genutzt zu haben.<br />
Potenzial wird nicht genutzt<br />
Doch bei den Hochschulen gibt es offenbar<br />
immer noch Berührungsängste,<br />
wenn es um die sozialen Medien geht.<br />
„Es ist weniger die Frage nach dem<br />
Wollen als die Frage nach dem Können“,<br />
erklärt Gunvald Herdin. Er ist<br />
Projektleiter bei CHE Consult, einem<br />
Beratungsunternehmen für Hochschulen.<br />
„Die Verwaltungen sind zeitlich<br />
nicht für den gewaltigen Apparat des<br />
Social Webs ausgelegt. Es dauert eben,<br />
Texte online zu stellen, seine ‚Fans’<br />
zu betreuen und Diskussionsforen zu<br />
leiten“, führt Herdin fort. „Die Hochschulen<br />
kennen das Potenzial, können<br />
es aber nicht nutzen.“<br />
Hier sieht auch Ramona Wallner,<br />
Studentin der Universität Köln, den<br />
entscheidenden Mangel: „Wenn denn<br />
mal etwas gepostet wird, sind das<br />
schon wertvolle Informationen. So bin<br />
ich etwa vor einem Jahr an meinen<br />
Aushilfsjob gekommen. Diese Hinweise<br />
müsste es aber noch öfter geben.“<br />
Junge Technik, langsame Apparate<br />
Ein weiterer Grund für die zurückhaltende<br />
Nutzung von Social Media: In<br />
den Verwaltungsapparaten der Hochschulen<br />
gibt es nur wenige „Digital<br />
Natives“ – junge Leute, die schon mit<br />
dem Inter<strong>net</strong> groß geworden sind. Die<br />
„Digital Immigrants“, also jene, die mit<br />
der digitalen Welt erst später in Berüh-<br />
48 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 02 <strong>2011</strong><br />
Social Media CAMPUS<br />
© Fotolia/ Stauke<br />
rung gekommen sind, haben oft aber<br />
nur begrenztes Verständnis für Computer,<br />
Hemmungen vor der Technik und<br />
Angst vor virtuellem Kontrollverlust.<br />
Die Mitarbeiter müssten also entsprechend<br />
geschult werden. Das kostet<br />
aber Zeit und Geld. Daher verzichten<br />
viele Hochschulen auf die nötigen<br />
Fortbildungen. „Genau das ist der<br />
Fehler“, wendet Ines Drefs von der Privathochschule<br />
Jacobs University Bremen<br />
ein. „Im Social Web unterwegs zu<br />
sein, ist eine aktive Entscheidung. Die<br />
Pflege der Inter<strong>net</strong>präsenzen erfordert<br />
Disziplin und Zeit. Die Hochschule<br />
muss das durch entsprechendes, qualifiziertes<br />
Personal tragen können.“<br />
Die Bremer Privathochschule ist eine<br />
von wenigen Universitäten in Deutschland,<br />
die sich bereits vollständig auf Social<br />
Media eingestellt hat. Auf Facebook<br />
bietet sie Veranstaltungstipps, Vorlesungen<br />
via Podcast und einen Chat mit<br />
dem Admissions Team an. Hier können<br />
Studieninteressierte mit Studenten der<br />
Hochschule chatten und etwa Fragen<br />
zur Bewerbung stellen.<br />
Uni-Fans im Web<br />
Ein weiteres Beispiel: Mit über 10 000<br />
Fans in den dazugehörigen Gruppen ist<br />
die Universität Köln eine der aktivsten<br />
deutschen Hochschulen bei Facebook.<br />
Allein die Hauptgruppe hat über 5 000<br />
Mitglieder. Dazu gehört auch Ramona<br />
Wallner. „Bei Facebook logge ich mich<br />
täglich ein. Da hab ich alle Infos gleich<br />
auf meiner Startseite und muss nicht<br />
erst danach suchen.“ Diskussionen zu<br />
verschiedenen Themen, Videos von Dozenten<br />
und Hinweise zu besonderen<br />
Veranstaltungen – die Universität Köln<br />
nutzt die Möglichkeiten von Facebook in<br />
vielen Facetten. „Das ist der richtige Ansatz“,<br />
bestätigt Herdin von CHE Consult.<br />
„Denn damit spricht die Uni nicht<br />
nur die aktuellen Studenten an, sondern<br />
auch Studieninteressierte und Alumni.“<br />
Social-Web-Management<br />
Der Sinn von Social Communitys ist<br />
einfach: Menschen sollen sich ver<strong>net</strong>zen<br />
und Informationen austauschen.<br />
„Nun ist es an der Zeit, dass die Hochschulen<br />
auf den Zug aufspringen“, so<br />
Herdin. „Sie müssen Bildung und Medien,<br />
aber auch Privatleben und Karriere<br />
miteinander verbinden.“ Ein internationales<br />
Vorbild ist die University<br />
of Michigan. Aktives Social-Web-Management<br />
betreibt sie durch Öffnungszeiten<br />
bei Facebook, Microblogging<br />
und auf der Plattform iTunes-U. Mit<br />
Erfolg: Etwa eine viertel Million Fans<br />
hat sie auf ihren Pages.<br />
Für Gunvald Herdin ist das der<br />
Weg, den auch die anderen deutschen<br />
Hochschulen einschlagen müssen.<br />
„Social Media bedeutet Fortschritt.<br />
Facebook wurde immerhin selbst an<br />
einer Hochschule entwickelt. Wenn die<br />
Hochschulen sich nun nicht daran beteiligen,<br />
wer dann?“<br />
Neues Zeitalter<br />
Wann den Hochschulen die Umstellung<br />
auf das Social-Media-Zeitalter<br />
gelingt, ist nicht sicher. Ihre Zögerlichkeit<br />
werden sie aber ablegen und sich<br />
aktiv am Geschehen beteiligen müssen.<br />
„Das kommt schließlich nicht nur den<br />
Hochschulen zugute, sondern auch uns<br />
Studenten“, sagt Ramona Wallner. Seit<br />
einiger Zeit richtet sich ihr Interesse<br />
auf den Facebook-Auftritt des Career<br />
Service der Universität Köln. „Die Seite<br />
habe ich abonniert, weil ich bald mit<br />
dem Studium fertig bin. Daher werden<br />
Jobangebote immer wichtiger für mich.<br />
Doch sicherheitshalber“, schmunzelt<br />
sie, „werde ich auch noch auf die Webseite<br />
des Career Service schauen.“<br />
Susann Kobs<br />
staufenbiel.de<br />
49
02 <strong>2011</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
KARRIEREFRAGEBOGEN Karen Heumann<br />
© Tobias Kruse<br />
„Karrieren sind nur<br />
Karen Heumann, 46, gründete<br />
nach ihrem Wirtschafts- und<br />
Germanistikstudium eine eigene<br />
Werbeagentur in Cannes. 2000<br />
wurde sie Geschäftsführerin bei<br />
Jung von Matt, seit 2004 ist sie<br />
Strategievorstand der Werbeagentur.<br />
bedingt<br />
Leistung“<br />
Feuerwehrmann, Lokomotivführer<br />
oder Arzt, das sind die<br />
Traumjobs vieler Kinder: Was<br />
wollten Sie in jungen Jahren einmal<br />
werden?<br />
Archäologe oder Zoologe, weil ich<br />
Altertümer und Tiere liebe, aber<br />
auch, weil es schwierig klang.<br />
Mit welcher Entscheidung haben<br />
Sie am meisten für Ihre Karriere<br />
getan?<br />
Als ich mit 32 eine große Agentur<br />
verließ, um mit drei Kollegen in<br />
einer mir unbekannten Stadt die<br />
Dependance einer renommierten<br />
englischen Agentur zu gründen.<br />
Es gibt keine steilere Lernkurve<br />
als die, wenn man etwas komplett<br />
Neues aufsetzen muss. Ich profitiere<br />
noch heute jeden Tag davon.<br />
Haben Sie sich schon einmal gegen<br />
Ihre Karriere entschieden?<br />
Wenn man unter Karriere ein<br />
permanentes Noch-mehr-Macht-<br />
Bekommen versteht, habe ich<br />
mich schon sehr oft dagegen entschieden.<br />
Was bedeutet beruflicher Erfolg<br />
für Sie?<br />
Er wärmt natürlich, aber mir wäre<br />
nicht kälter ohne ihn.<br />
Wie gehen Sie mit Rückschlägen<br />
um?<br />
Ich ärgere mich und versuche, daraus<br />
zu lernen.<br />
Welche Charaktereigenschaften<br />
haben Ihnen auf dem Weg nach<br />
oben geholfen?<br />
Unbedingtheit, Gestaltungswille<br />
und Neugier.<br />
Was sind die wichtigsten Voraussetzungen,<br />
um Karriere zu<br />
machen?<br />
Die können sehr unterschiedlich<br />
sein. Aber ohne echtes Engagement<br />
geht es in keinem Fall.<br />
Wessen Karriere hat Sie am meisten<br />
beeindruckt?<br />
Mich beeindrucken Leistungen:<br />
Erfindungen und Werke. Karrieren<br />
sind für mich aber nur bedingt<br />
Leistung. Sie haben zu viel<br />
mit Glück und Politik zu tun.<br />
Wann denken Sie überhaupt<br />
nicht an Ihre Arbeit?<br />
Oft. Aber wenn, stört mich der Gedanke<br />
nicht.<br />
Welches Zitat fällt Ihnen zum<br />
Thema Karriere ein?<br />
Jean Anouilh: „Die Dinge sind nie<br />
so, wie sie sind. Sie sind immer<br />
das, was man aus ihnen macht.“<br />
Wie lautet Ihr persönlicher Karriere-Tipp<br />
für junge Akademiker?<br />
Das zum Beruf zu machen,<br />
was man wirklich interessant<br />
findet.<br />
„Es gibt keine steilere Lernkurve als die, wenn<br />
man etwas komplett Neues aufsetzen muss.“<br />
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