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Predigt 1.11.11, Allerheiligen, Pfr. Stephan Guggenbühl

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Es sind das keine Forderungen und keine Du-sollst-Ansprüche in einem<br />

moralischen Sinn, sondern sie beschreiben nur das, was dem<br />

Menschen, dem Armen, dem Traurigen, dem Demütigen, dem nach<br />

Gerechtigkeit Sich-Sehnenden, möglich ist und was er erhoffen darf,<br />

wenn er sich voll und ganz auf Gott einlässt.<br />

In der Vorbereitung zur heutigen <strong>Predigt</strong> ist mir einmal mehr aufgefallen,<br />

wie unterschiedlich diese Seligpreisungen von den Exegeten, den<br />

Bibelwissenschaftlern, mit je verschiedenen Akzenten übersetzt werden.<br />

Die Einheitsübersetzung, zum Beispiel, hat wie gehört die dritte<br />

Seligpreisung wie folgt formuliert: "Selig, die keine Gewalt anwenden,<br />

denn sie werden das Land erben", früher hiess die offizielle Version:<br />

"Glücklich die Demütigen" Ein zeitgenössischer Übersetzer aber meint,<br />

es müsste heissen "Glücklich die Ge-demütigten – und folgert dann<br />

weiter - "Glücklich sind die Wehrlosen und Ausgesetzten" – er wählt also<br />

bewusst eine passive Form und denkt an Menschen, die eigentlich als<br />

unglücklich gelten müssten, wenn sie ihren Zustand nicht von Gott her<br />

ganz anders zu erleben wüssten. Von der Lutherübersetzung her lautet<br />

in anderen Bibelausgaben die Formulierung: "Selig sind die<br />

Sanftmütigen" und wieder andere schreiben nur "Selig sind die Sanften"<br />

Und diese Sanften – im Hebräischen anawim genannt – bezeichnen<br />

andere wieder als die "Gewaltlosen" -<br />

Alle diese Formulierungen zeigen einmal mehr sehr deutlich, wie die<br />

biblische Sprache nicht eindeutig und eingrenzend ist, sondern schon<br />

durch ihre Übersetzungen viel Spielraum lässt zur eigenen Reflexion<br />

und Aneignung. Ist das nicht auch ein Hinweis darauf, dass die<br />

Lebensmodelle dieser Seliggepriesenen – also der von der Kirche<br />

besonders verehrten Heiligen – eben auch sehr vielfältig sind und dass<br />

sie sich manchmal geradezu durch gegensätzliche Eigenschaften und

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