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Die Kraft der Sprache (Hullermann) - Katholischer Pflegeverband e.V.

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Pflegesymposium BV Pflegemanagement<br />

<strong>Katholischer</strong> <strong>Pflegeverband</strong><br />

Neue Herausfor<strong>der</strong>ungen Meistern<br />

DIE KRAFT DER<br />

SPRACHE<br />

Günzburg, 26.11.2013<br />

Bildung. Kompetenz. Motivation.<br />

48282 Emsdetten<br />

Rotdornweg 59<br />

Telefon 0 2572. 9605862<br />

Telefax 0 2572. 9606309<br />

www.birgithullermann.de<br />

mail@birgithullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Inhalt<br />

1. Fehlen <strong>der</strong> Pflege wirklich die Worte?<br />

2. <strong>Sprache</strong>, Medizin und Pflege<br />

3. <strong>Sprache</strong> Ökonomie und Pflege<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„In dem man etwas sagt,<br />

tut man etwas und erschafft dadurch Wirklichkeiten.“<br />

(Austin 1997)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

mangelnde o<strong>der</strong> fehlende Versprachlichung<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Problem <strong>der</strong> Berufsangehörigen<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

schlechte Verständigung<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

grundlegende Schwierigkeit<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Aus: B. Klamke: Klamkes gepflegte Welt, Schlütersche,2002<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„<strong>Die</strong> Benennung eines Gegenstandes ist erster Akt <strong>der</strong><br />

geistigen Bewältigung.“ (Bollnow 1966)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„<strong>Sprache</strong> kann verstanden werden als Folge von<br />

Zeichen und Lauten, die Menschen verwenden um<br />

ihre gesellschaftlichen Ziele zu verfolgen.“ (Rorty 1992)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„Wenn wir es nicht benennen können, können wir es<br />

nicht beherrschen, finanzieren, lehren, erforschen<br />

o<strong>der</strong> es in politische Entscheidungen einbringen.”<br />

(Norma Lang 1992)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Kommunikationsbeispiel<br />

<strong>Die</strong> Patientin:<br />

Ich habe starke Rückenschmerzen,<br />

können Sie mir nicht eine Spritze geben?<br />

<strong>Die</strong> Pflegeperson:<br />

Sie haben hier über die Spritzenpumpe<br />

schon ein Schmerzmittel laufen. Ich kann<br />

die Dosis noch ein wenig erhöhen. Aber<br />

man muss dann schon aufpassen, dass<br />

es nicht zu einer Atemdepression, zu<br />

einer flachen Atmung kommt. Daraus<br />

könnte dann eine Pneumonie entstehen.<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Kommunikationsbeispiel<br />

<strong>Die</strong> Patientin:<br />

Ich habe starke Rückenschmerzen,<br />

können Sie mir nicht eine Spritze geben?<br />

<strong>Die</strong> Pflegeperson:<br />

Sie haben hier über die Spritzenpumpe<br />

schon ein Schmerzmittel laufen. Ich kann<br />

die Dosis noch ein wenig erhöhen. Aber<br />

man muss dann schon aufpassen, dass<br />

es nicht zu einer Atemdepression, zu<br />

einer flachen Atmung kommt. Daraus<br />

könnte dann eine Pneumonie entstehen.<br />

<strong>Die</strong> Patientin:<br />

Ich habe starke Rückenschmerzen,<br />

können Sie mir nicht eine Spritze<br />

geben?<br />

<strong>Die</strong> Pflegeperson:<br />

Wo genau sind Ihre Schmerzen? <strong>Die</strong>se<br />

Betten machen, wenn man länger<br />

liegen muss, häufig<br />

Rückenschmerzen. Haben Sie zu<br />

Hause schon einmal im Bett<br />

Rückenschmerzen gehabt und was<br />

unternehmen sie zu Hause dagegen?<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„Unter Pflegfachsprache wird die Definition von<br />

disziplinspezifischen Pflegkonzepten in einer eindeutigen,<br />

kulturell angemessen, beruflichen <strong>Sprache</strong> verstanden, die<br />

durch Konsens von Pflegeexpertinnen festlegt, überprüft und<br />

innerhalb <strong>der</strong> Disziplin akzeptiert worden ist.“<br />

(Van Maanen 2005)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Beispiel: Pflegebericht<br />

(vgl. Brünner, Gisela; Oesterlen, Lena 2006)<br />

Auszüge aus einem Pflegebericht<br />

Interpretation<br />

Pat. kommt mit Mamma Ca.<br />

Labor gerichtet<br />

Pat. soll nach <strong>der</strong> OP durchunters.<br />

werden<br />

Pat. soll noch ein MTR bds. haben<br />

Pat. hat ø Wünsche zur Zeit<br />

Pat. hatte keine Wünsche hat gut<br />

geschlafen<br />

wenig Information, Pat. ist nur durch<br />

die Diagnose charakterisiert,<br />

Labor gerichtet wozu ist dies<br />

Information hier wichtig?<br />

Welche OP, was wird von wem, wann<br />

untersucht? Von wem ist die<br />

Inormation, Wieso Untersuchung erst<br />

nach <strong>der</strong> OP?<br />

….<br />

….<br />

….<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen Monat 2010 | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„Vor dem Hintergrund ökonomischer Tendenzen sind die<br />

Managementstrategien in <strong>der</strong> Pflege zu sehen. Das äußert sich<br />

zunächst in <strong>der</strong> <strong>Sprache</strong>. Aus abhängigen Patienten werden<br />

kritische mündige Kunden, das Krankenhaus wird zum<br />

Gesundheitszentrum und die Pflegenden zu Erbringern von<br />

Service- und <strong>Die</strong>nstleistungen.“ (Fiesacher 2008)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Plastikwörter nach Schernus 1997<br />

Wörter mit „Maximalisierungstendenz“<br />

z. B. flächendeckend, umfassend, Maximierung, Resultate,<br />

Ablaufoptimierung etc.<br />

Wörter mit „Tendenz zur Linearität“<br />

z. B. kontinuierliche Verbesserungsprozess,<br />

Schnittstellenregulierung, Outcome etc.<br />

„marktorientierte“ Wörter<br />

z. B. Kaufkraft, Kunden, Nutzer, Konkurrenzfähigkeit,<br />

Wertschöpfungsprozess, Humankapital, Pflegemarkt etc.<br />

Wörter mit „Atomisierungstendenz“<br />

z.B. Modul, Baustein, Leistungspaket etc.<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„<strong>Die</strong> Mündigkeitsmetapher, dass <strong>der</strong> Patient zum Kunden mutiert<br />

ist euphemistisch. Sie verwandelt den SparZWANG in ein<br />

vermeidliches GesundheitsANGEBOT und Leistungskürzungen in<br />

Wahlfreiheit und Selbstbestimmung.“ (Fiesacher 2008)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

„Pflegeleistungen, die unter rein ökonomischen Gesichtpunkten gesehen<br />

werden, müssen wie Produkte des sekundären Sektors definiert und auf<br />

dem Markt angeboten werden.<br />

Dann wird die Qualität <strong>der</strong> Pflege sich nach <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> zeitlichen<br />

standardisierten Vorgaben unter rein wirtschaftlichen Aspekten richten<br />

müssen.<br />

Qualität ergibt sich damit nicht mehr aus <strong>der</strong> situationsbezogenen<br />

Sinnhaftigkeit <strong>der</strong> pflegerischen Entscheidungen und Handlungen,<br />

son<strong>der</strong>n aus einem vorgegebenen Angebotskatalog mit genehmigten<br />

Leistungen.<br />

Unter diesen Bedingungen ist Pflege in <strong>der</strong> Erbringung pflegerischer<br />

Leistungen eingeschränkt und erinnert an rein produktionsbezogene<br />

Tätigkeiten.<br />

Ein reduziertes Verständnis von professioneller Pflege, die als<br />

personengebunden, individuell und interaktionsorientiert ist, wird<br />

zwangsläufig zum Maßstab werden.“ (vgl. Schöniger 1999)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de


DIE KRAFT DER SPRACHE<br />

Konfuzius und die <strong>Sprache</strong>:<br />

Man fragte Konfuzius einmal, womit es beginnen würde, wenn er ein<br />

Land zu verwalten hätte. „Ich würde den Sprachgebrauch verbessern“<br />

antwortete <strong>der</strong> Meister. Seine Zuschauer waren erstaunt. „Das hat<br />

doch mit unserer Frage nichts zu tun“ sagten sie, „was soll die<br />

Verbesserung des Sprachgebrauchs?“<br />

Konfuzius antwortete:<br />

„Wenn die <strong>Sprache</strong> nicht stimmt, so ist das was gesagt wird, nicht das,<br />

was gemeint ist. Ist das was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist, so<br />

kommen die Werke nicht zu zustande. Kommen die Werke nicht zu<br />

zustande, so gedeihen Moral und Kunst nicht. Gedeihen Moral und<br />

Kunst nicht, so trifft die Justiz nicht. Trifft die Justiz nicht, so weiß die<br />

Nation nicht, wohin sie Hand und Fuß setzen soll. Also dulde man<br />

keine Willkür in den Worten. Das ist es, worauf es ankommt.“<br />

(Sitzmann 1995)<br />

© Birgit <strong>Hullermann</strong> | Management im Gesundheits- und Sozialwesen | www.birgit-hullermann.de

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