Havarie Biogasanlage Riedlingen - Kreisfeuerwehrverband ...
Havarie Biogasanlage Riedlingen - Kreisfeuerwehrverband ...
Havarie Biogasanlage Riedlingen - Kreisfeuerwehrverband ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Information<br />
<strong>Kreisfeuerwehrverband</strong><br />
Landkreis Unterallgäu e.V.<br />
Schwere <strong>Havarie</strong> der Riedlinger Gemeinschaftsbiogasanlage<br />
Am Sonntag, 16.12.2007, zwischen 2.00 und 3.00 Uhr, ist an der B 312 von <strong>Riedlingen</strong><br />
Richtung Zwiefalten die Gemeinschaftsbiogasanlage havariert. Die BGA <strong>Riedlingen</strong> war mit<br />
1,05 MW el. die größte BGA im Landkreis Biberach. Die BGA war erst in der Aufheiz- und<br />
Inbetriebnahmephase und hatte am Freitag den 14.12.2007 zum ersten mal Strom aus Biogas<br />
ins Netz eingespeist. Verletzt wurde niemand, da sich zum Zeitpunkt des Ereignisses<br />
keine Person auf dem Gelände der BGA aufhielt.<br />
Nach einer vorerst nur oberflächlichen Inaugenscheinnahme kann noch keine genaue Ursache<br />
für diese außergewöhnliche <strong>Havarie</strong> genannt werden. Die kriminal- und physikalischtechnischen<br />
Ermittlungen sind erst angelaufen. Die Staatsanwaltschaft wird einen noch zu<br />
bestimmenden Sachverständigen Gutachter beauftragen. Der Schaden liegt nach bisherigen<br />
Schätzungen bei ca. 1,5 Mio €.<br />
Bis jetzt ist nur offensichtlich, dass der ca. 22 m hohe Hauptfermenter mit einem Bruttovolumen<br />
von ca. 4.000 m 3 aus miteinander verschraubten emaillierten Stahlplatten buchstäblich<br />
zerrissen wurde. Dabei ist der Inhalt der Erstfüllung (ein Teil Wasser, ein Teil Rindergülle<br />
und ein Teil Impfsubstrat aus anderen <strong>Biogasanlage</strong>n) offensichtlich schlagartig ausgelaufen.<br />
Die Wucht der auslaufenden Flüssigkeit erinnert in der Zerstörungswirkung an einen kleinen<br />
"Tsunami". Durch das so im Fermenter entstehende Vakuum muss Luft in den entstandenen<br />
Fermenterhohlraum eingeströmt sein. Dadurch hat sich wahrscheinlich mit dem noch vorhandenen<br />
Restgas eine zündfähige Methan-Luft-Mischung gebildet. Aufeinander reibende<br />
Eisenteile oder ein abgerissenes Leistungskabel des Rührwerkes könnten die Zündung ausgelöst<br />
haben.<br />
<strong>Havarie</strong> <strong>Biogasanlage</strong> <strong>Riedlingen</strong><br />
30.12.07, Seite 1
Information<br />
<strong>Kreisfeuerwehrverband</strong><br />
Landkreis Unterallgäu e.V.<br />
Die Wucht der Verpuffung, die bei solchen Gemischen eine Druckwelle von ca. 6 bar aufbaut,<br />
lässt auf ein wesentlich größeres zündfähiges Gemisch-Volumen schließen, als nur<br />
der Gasraum des substratgefüllten Fermenters.<br />
Die Zündung ging offensichtlich nicht vom BHKW-Raum aus. Die Beschädigungen im<br />
BHKW-Raum sind im Wesentlichen von der Flutwelle aus Gärsubstrat verursacht. Dies alles<br />
sind jedoch vor den abgeschlossenen Ermittlungen der Sachverständigen vorerst nur vorläufige<br />
Mutmaßungen und Hypothesen zum Schadensereignis.<br />
Tatsache ist, dass Teile des Fermenters oder auch tonnenschwere Komponenten wie z.B.<br />
die Fütterungs-Stopfpresse bis zu 50 m weit von ihrem ursprünglichen Montageort gefunden<br />
werden konnten. Nach Aussagen der Betreiber war am Donnerstagbend eine Gasanalyse<br />
durchgeführt worden. Dabei waren der Methangehalt bei 52% und der Sauerstoffgehalt bei<br />
ca. 0,5 %. In einem solchen Gemisch ist eine Verpuffungs-Zündung nicht möglich weil sie<br />
dazu viel zu "fett" wäre. Die Betreiber hatten die ÜUS noch am Freitagabend kontrolliert und<br />
mit einer Mischung 50% Wasser-50% Glysanthin eingestellt.<br />
Der Nachgärer einschließlich der Doppelmembran-Gasspeicherhaube weisen nur verhältnismäßig<br />
geringe Beschädigungen auf. Offensichtlich befand sich im Gasraum des Nachgärers<br />
kein zündfähiges Gemisch.<br />
Ein Öltank der zur Versorgung der mobilen Heizung für die Erstaufheizung auf dem Gelände<br />
aufgestellt war, wurde von dem "Substrat-Tsunami" umgerissen. Dadurch liefen ca. 700 Liter<br />
leichtes Heizöl aus, was zu einer Kontamination des umgebenden Erdreichs führte. Ob eine<br />
Gefährdung des Grundwassers vorliegt, wird der Kreischemiker des Landratsamtes Biberach<br />
durch Boden- und Grundwasserproben noch feststellen.<br />
Vorläufiger Bericht:<br />
Anton-Rupert Baumann, Neuravensburg<br />
Betriebssicherheits-. Explosionsschutz- und Immissionsschutzbeauftragter<br />
<strong>Havarie</strong> <strong>Biogasanlage</strong> <strong>Riedlingen</strong><br />
30.12.07, Seite 2