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Kirche – ein Netz mit vielen Knoten - KH-Konrath.de

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Evangelisch-Lutherische <strong>Kirche</strong> in Thüringen<br />

Zweites Theologisches Examen<br />

Examenslehrprobe Religionspädagogik<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Netz</strong> <strong>mit</strong> <strong>vielen</strong> <strong>Knoten</strong><br />

Gottesdienst, Sakramente und kirchliche Handlungen<br />

8. Klasse <strong>de</strong>r Regelschule „Otto Ludwig“ in Eisfeld<br />

Andreas <strong>Konrath</strong><br />

Lange Wiesen Weg 5<br />

98673 Merbelsrod<br />

Vikarskurs 2007<br />

Mentorat:<br />

Studienleitung:<br />

Kathrin Rosenbaum<br />

Dorothee Zimmermann<br />

Eisfeld, am 17. Juni 2005 um 10.35 Uhr


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. STELLUNG DES THEMAS IM GESAMTPLAN DER KLASSE 1<br />

2. ZUR KONZEPTION DER ARBEIT MIT SCHÜLERN IN DER SCHULE 2<br />

3. AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM THEMA 4<br />

3.1. PERSÖNLICHE AUSEINANDERSETZUNG MIT THEMA 4<br />

3.2. FACHWISSENSCHAFTLICHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM THEMA 5<br />

3.2.1. theologische Aspekte 5<br />

3.2.2. anthropologische Aspekte 6<br />

3.2.3. Zusammenfassung 7<br />

4. DIDAKTISCHE REFLEXION 7<br />

4.1. SITUATION DER KLASSE 7<br />

4.1.1. soziologische Beschreibung <strong>de</strong>r Klasse 7<br />

4.1.2. entwicklungspsychologische Beschreibung <strong>de</strong>r Klasse 10<br />

4.1.3. religionspsychologische Beschreibung <strong>de</strong>r Klasse 11<br />

4.2. DIDAKTISCHE ANALYSE 13<br />

4.2.1. exemplarische Be<strong>de</strong>utung 13<br />

4.2.2. Gegenwarts- und Zukunftsbe<strong>de</strong>utung 13<br />

4.2.3. Was erschwert <strong>de</strong>n Schülern Zugänge zum Thema? 14<br />

4.2.4. Was erleichtert <strong>de</strong>n Schülern Zugänge zum Thema? 14<br />

5. FORMULIERUNG DES STUNDENZIELES MIT TEILZIELEN 15<br />

5.1. FORMULIERUNG DES STUNDENZIELES 15<br />

5.2. FORMULIERUNG DER TEILZIELE 15<br />

6. DIDAKTISCHE EINZELENTSCHEIDUNGEN 16<br />

7. VERLAUFSPLANUNG 18<br />

8. BIBLIOGRAPHIE I<br />

9. EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG II


1. STELLUNG DES THEMAS IM GESAMTPLAN DER KLASSE<br />

Als Gesamtplan wird von m<strong>ein</strong>er Mentorin und mir <strong>de</strong>r Thüringer Lehrplan benutzt,<br />

innerhalb <strong>de</strong>ssen das Thema »<strong>Kirche</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Netz</strong> <strong>mit</strong> <strong>vielen</strong> <strong>Knoten</strong>« (7/8-3) als das erste<br />

von fünf Pflichtthemen vorgegeben ist, das wir aber für das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schuljahres reserviert<br />

haben. Ursprünglich aus <strong>de</strong>m Lernbereich »Leben <strong>mit</strong> <strong>Kirche</strong> und Religion« stammend<br />

ist diese Einheit nämlich zugleich <strong>ein</strong>gebun<strong>de</strong>n in das Schwerpunktthema »<strong>Kirche</strong>,<br />

<strong>Kirche</strong>n und Sekten«. Dieses wie<strong>de</strong>rum soll die Einzelthemen <strong>de</strong>s gesamten Schuljahres<br />

inhaltlich zusammenbin<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die Entstehung und Geschichte <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> erarbeitet<br />

sowie Auftrag und Sinn <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>de</strong>r Gesellschaft heute erörtert wer<strong>de</strong>n. Der anschließen<strong>de</strong><br />

Blick in die Ökumene und zu <strong>de</strong>n »Sekten«, <strong>de</strong>r im Lehrplan 1 vorgeschlagen<br />

ist, wird aus inhaltlichen Grün<strong>de</strong>n in das folgen<strong>de</strong> Schuljahr (9-4 bzw. 9-6) verlagert.<br />

Direkt vorausgegangen ist die Einheit »Allah ist groß…«, die darauf zielte, durch<br />

Gem<strong>ein</strong>samkeiten und Unterschie<strong>de</strong> von Islam und Christentum sowohl I<strong>de</strong>ntität <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r<br />

eigenen als auch Toleranz hinsichtlich frem<strong>de</strong>r religiöser Positionen zu entwickeln. Daran<br />

anschließend wur<strong>de</strong> das Schwerpunktthema da<strong>mit</strong> eröffnet, daß die Ausbreitung <strong>de</strong>s<br />

Christentums Gegenstand von vier Unterrichtsstun<strong>de</strong>n war. Insbeson<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong> dabei <strong>de</strong>r<br />

Blick auf die Entstehung <strong>de</strong>r Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong> in Eisfeld gelenkt, die bis an die Zeit Bonifatius’<br />

heranreicht. Auf die Reformation als <strong>de</strong>n zweiten Akzent <strong>de</strong>s Schwerpunktes wur<strong>de</strong> im<br />

Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Reformationsfest bereits ausführlich <strong>ein</strong>gegangen, da <strong>ein</strong>er <strong>de</strong>r<br />

hiesigen Reformatoren Justus Jonas war, <strong>de</strong>ssen 450. To<strong>de</strong>stages <strong>de</strong>rzeit gedacht wird.<br />

Nach <strong>de</strong>r inzwischen erfolgten Eröffnung »Ausbreitung <strong>de</strong>s Christentums« also ist<br />

nun die Einheit »<strong>Kirche</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Netz</strong> <strong>mit</strong> <strong>vielen</strong> <strong>Knoten</strong>« begonnen wor<strong>de</strong>n, für welche neun<br />

Stun<strong>de</strong>n <strong>ein</strong>geplant sind <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ziel, daß die Schüler 2 ent<strong>de</strong>cken, daß Glaube Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

braucht. Sie lernen die Botschaft und die Angebote kirchlichen Han<strong>de</strong>lns kennen,<br />

die unser menschliches Leben begleiten. Die Schüler haben bereits aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r<br />

Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong> Erfahrungen und Informationen zusammengetragen. Sie haben auch überlegt,<br />

wie Menschen in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> verschie<strong>de</strong>ne Aufgaben wahrnehmen, und wie auf diese Weise<br />

die <strong>Kirche</strong> als Team Menschen an wichtigen <strong>Knoten</strong>punkten <strong>de</strong>s Lebens <strong>mit</strong> Gottes<br />

Wort begleiten will. Inhalt <strong>de</strong>r Lehrprobestun<strong>de</strong> als <strong>de</strong>r fünften Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einheit sind<br />

Gottesdienst, Sakrament und kirchliche Handlungen als Zeichen <strong>de</strong>r Treue Gottes auf unserem<br />

Lebensweg. Danach wer<strong>de</strong>n die Schüler Möglichkeiten kennenlernen, in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

<strong>mit</strong>zuwirken. Neben <strong>de</strong>r eigenen <strong>Kirche</strong> vor Ort auch Vertreter <strong>de</strong>r katholischen und <strong>de</strong>r<br />

baptistischen Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong> zu erleben, schließt das Schuljahr ab.<br />

1 Lehrplan, S.56f.<br />

2 Hier<strong>mit</strong> sind bei<strong>de</strong> Geschlechter bezeichnet.<br />

1


2. ZUR KONZEPTION DER ARBEIT MIT SCHÜLERN IN DER SCHULE<br />

Ich selber, weil ich Abitur gemacht habe, kenne die Regelschule erst seit <strong>de</strong>m Vikariat.<br />

Konzeptionell bin ich daher anfangs auf streng kognitive Wissensver<strong>mit</strong>tlung orientiert<br />

gewesen. Das hat sich geän<strong>de</strong>rt. Wie m<strong>ein</strong>e jetzige Konzeption zustan<strong>de</strong> kam, sei<br />

kurz skizziert. Abitur ist in Eisfeld direkt nicht möglich, doch die Schüler hier nehmen sehr<br />

wohl wahr, daß <strong>ein</strong>ige Altersgenossen nach Hildburghausen o<strong>de</strong>r Schleusingen zum Unterricht<br />

fahren. Daß von dort auch schon Schüler zurückgekommen sind, die <strong>de</strong>n gymnasialen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen nicht gewachsen waren, nährt das Bewußts<strong>ein</strong>, selbst eher unterdurchschnittlich<br />

zu s<strong>ein</strong>. Viele sind nämlich <strong>de</strong>r Ansicht, die gymnasiale Bildung sei heute<br />

Standard. Außer<strong>de</strong>m haben sich alte Freun<strong>de</strong> am Gymnasium neu sozialisiert und in Eisfeld<br />

ist <strong>de</strong>r »Rest« geblieben. Die Motivation, an <strong>de</strong>r Regelschule etwas lernen zu wollen,<br />

ist entsprechend niedrig. Außer<strong>de</strong>m verbreitet sich <strong>–</strong> beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n älteren Klassenstufen<br />

<strong>–</strong> die Hoffnungslosigkeit, auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt überhaupt <strong>ein</strong>e Chance zu bekommen.<br />

Die Vorteile <strong>de</strong>r Regelschule wer<strong>de</strong>n größtenteils von <strong>de</strong>n Schülern wie <strong>de</strong>n Eltern ignoriert<br />

o<strong>de</strong>r negiert. Daß z.B. <strong>ein</strong> gutes Zeugnis von <strong>de</strong>r Regelschule bei Bewerbungen <strong>ein</strong>en<br />

besseren Eindruck hinterläßt als <strong>ein</strong> nur ausreichen<strong>de</strong>s Zeugnis vom Gymnasium, erachten<br />

viele lediglich als Trostpflaster.<br />

Dieses grobe Stimmungsbild ist <strong>de</strong>r Hintergrund für <strong>de</strong>n Religionsunterricht. Bei<br />

konzeptionellen Überlegungen kann für mich <strong>de</strong>shalb nicht nur Verhältnis von schulischem<br />

Unterricht zu Christenlehre o<strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>nunterricht im Blick s<strong>ein</strong>. Vielmehr<br />

sind die Schüler <strong>mit</strong> ihren Talenten und Entwicklungspotentialen <strong>de</strong>r Maßstab <strong>ein</strong>er Konzeption<br />

<strong>de</strong>r Arbeit an <strong>de</strong>r Schule. Evangelische Religion als <strong>ein</strong>es <strong>de</strong>r sogenannten »weichen«<br />

Fächer wie Sport, Kunst o<strong>de</strong>r Musik bietet nämlich die Möglichkeit, neben <strong>de</strong>r r<strong>ein</strong>en<br />

Wissensver<strong>mit</strong>tlung über diverse Religionen auch die obengenannten Sichtweisen<br />

anzusprechen, zu thematisieren und daraus Perspektiven zu eröffnen, daß es außer <strong>de</strong>r<br />

Moral <strong>de</strong>s pädagogischen o<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Funktionieren-Müssens auch die christliche<br />

Botschaft gibt, als geliebtes Geschöpf Gottes und als Schwester bzw. Bru<strong>de</strong>r Christi<br />

unschätzbar wertvoll zu s<strong>ein</strong>. Entsprechend wertschätzend will ich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Schülern umgehen.<br />

Insofern ist Religionsunterricht sehr wohl kirchlich, sprich seelsorgerlich geprägt.<br />

Ich wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Schülern hier wie dort entsprechend m<strong>ein</strong>em Menschenbild begegnen, das<br />

k<strong>ein</strong>en Unterschied zwischen Konfirman<strong>de</strong>n und Schülern macht, ohne jedoch die Objektivität<br />

für die Leistungserwartung und -bewertung <strong>ein</strong>er staatlichen Schule <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>em Bildungsauftrag<br />

aus <strong>de</strong>n Augen zu verlieren. Schließlich erachte ich es als m<strong>ein</strong>e Aufgabe in<br />

<strong>de</strong>r Schule, die Schüler in die Lage zu versetzen, die Tradition, die Gesellschaft sowie das<br />

kulturelle Erbe, in <strong>de</strong>m sie stehen, zu verstehen und Toleranz für Frem<strong>de</strong>s zu entwickeln.<br />

2


Dieser Auftrag wird von mir als Grundbildung verstan<strong>de</strong>n. „Um diese Grundbildung<br />

zu sichern, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Schule Kompetenzen ausgebil<strong>de</strong>t, wobei die Entwicklung von<br />

Lernkompetenz im Mittelpunkt steht. Lernkompetenz hat integrative Funktion. Sie ist bestimmt<br />

durch Sach-, Sozial-, Selbst- und Metho<strong>de</strong>nkompetenz.“ 3 Dieses Kompetenzmo<strong>de</strong>ll<br />

hat wesentlichen Einfluß auf m<strong>ein</strong> konzeptionelles Verständnis von Arbeit <strong>mit</strong> Schülern<br />

gewonnen. Schlagen sich nämlich in <strong>de</strong>r Notengebung hauptsächlich kognitive Leistungen<br />

nie<strong>de</strong>r, ermöglicht das Kompetenzmo<strong>de</strong>ll hingegen, <strong>de</strong>n Schülern ihre Stärken bewußt zu<br />

machen z.B. hinsichtlich Problemlösungen, Zusammenarbeit, Sorgfalt o<strong>de</strong>r Selbstreflexion,<br />

die weit über die r<strong>ein</strong>e Lernarbeit hinausgehen. Die oben beschriebene Frustration <strong>de</strong>r<br />

Schüler kann so in Motivation verwan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, sich zu verantwortungsbewußten Bürgern<br />

<strong>mit</strong> selbstbestimmter persönlicher Lebensführung zu entwickeln und sich im wirtschaftlichen<br />

Beschäftigungssystem als ausbildungsfähig und -willig zu erweisen. 4<br />

Ich habe also <strong>ein</strong>en erweiterten Bildungsbegriff, <strong>de</strong>nn in m<strong>ein</strong>em bisherigen Vikariat<br />

habe ich nämlich erfahren, daß Wissen all<strong>ein</strong> noch lange nicht Gewißheit be<strong>de</strong>utet,<br />

wenn ich zwar weiß, aber nirgends erlebe, daß ich z.B. angenommen bin. Insofern ist es<br />

mir <strong>ein</strong>e Pflicht, auch in <strong>de</strong>r Schule <strong>–</strong> wie in <strong>de</strong>r Christenlehre o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>narbeit<br />

<strong>–</strong> nicht nur Wissen über Gott und die Religion Christentum zu ver<strong>mit</strong>teln, son<strong>de</strong>rn die<br />

Schüler als Mitgeschöpfe ernst- und anzunehmen, gera<strong>de</strong> weil sie sich vielleicht weniger<br />

durch distanzierte Kognitionsleistungen hervorheben, son<strong>de</strong>rn eher durch Verläßlichkeit,<br />

Fairneß, Interesse und Kreativität.<br />

M<strong>ein</strong>e Rolle als Lehren<strong>de</strong>r sehe ich aber weniger als die <strong>ein</strong>es Begleiters, <strong>de</strong>r bei allem<br />

<strong>mit</strong>geht, son<strong>de</strong>rn als die <strong>ein</strong>es Hirten, <strong>de</strong>r sehr wohl <strong>mit</strong>geht, aber lenkend und leitend<br />

auf das Ziel hin, um nicht nur die Konfirman<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Christenlehrekin<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn alle<br />

Interessierten <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Botschaft <strong>de</strong>s christlichen Glaubens bekannt bzw. <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m kirchlichen<br />

Leben vertraut zu machen. Da<strong>mit</strong> folge ich im Grun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Didaktik <strong>de</strong>s sozialisationsbegleiten<strong>de</strong>n<br />

Religionsunterrichtes <strong>–</strong> in Ergänzung <strong>de</strong>s thematisch-problemorientierten<br />

Ansatzes von Nipkow u.a., wonach ebenfalls die Kompetenz und Lebenssituation <strong>de</strong>r<br />

Lernen<strong>de</strong>n ernstgenommen wird, jedoch stärker im Zusammenhang von Individuum, Christentum<br />

und Gesellschaft. Das nämlich dürfen m<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach die Schüler erwarten,<br />

daß sie darauf vorbereitet wer<strong>de</strong>n, Aufgaben zu übernehmen in Familie sowie <strong>–</strong> falls sie<br />

getauft sind <strong>–</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> als auch in Staat und Gesellschaft.<br />

3 Lehrplan, S.5<br />

4 vgl. Einschätzung, S.9<br />

3


3. AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM THEMA<br />

3.1. PERSÖNLICHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM THEMA<br />

»<strong>Kirche</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Netz</strong> <strong>mit</strong> <strong>vielen</strong> <strong>Knoten</strong>« ist für mich <strong>ein</strong> faszinieren<strong>de</strong>s Bild, um <strong>ein</strong>erseits<br />

<strong>de</strong>n biblischen Auftrag (Lk.5,1ff. / Mt.28,19f.) und an<strong>de</strong>rerseits das Mit<strong>ein</strong>an<strong>de</strong>r von<br />

<strong>Kirche</strong> zu veranschaulichen. In diesem Bild geht es eben nicht um lückenlose Schulterschlüsse,<br />

son<strong>de</strong>rn um Berührungspunkte verschie<strong>de</strong>n orientierter Handlungsstränge im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s <strong>ein</strong>en Herren. Manches verläuft in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> durchaus parallel zu<strong>ein</strong>an<strong>de</strong>r,<br />

an<strong>de</strong>res durchkreuzt sich gegenseitig. Doch in erster Linie kommt die Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong> in ihrer Vielfalt zum Ausdruck. Mir persönlich ist diese in ihrer Vielfältigkeit verbun<strong>de</strong>ne<br />

<strong>Kirche</strong> sehr wichtig. Ich selbst habe <strong>Kirche</strong> in <strong>ein</strong>er eher volksfrommen Form kennengelernt,<br />

welche inzwischen aber immer seltener wird. An<strong>de</strong>ren Formen kirchlicher Wirklichkeit<br />

wird es vielleicht ebenso ergehen. Dadurch nimmt aber <strong>de</strong>r Reichtum <strong>de</strong>r kirchlichen<br />

Vielfalt ab und die »Maschen« <strong>de</strong>s <strong>Netz</strong>es wer<strong>de</strong>n immer größer.<br />

Doch <strong>–</strong> um auf <strong>de</strong>n biblischen Auftrag zurückzukommen <strong>–</strong> ist <strong>Kirche</strong> nicht Selbstzweck<br />

o<strong>de</strong>r fromme Nabelschau. <strong>Kirche</strong> ist immer auf Menschen hin orientiert. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die kirchlichen Handlungen, Gottesdienste und Sakramente richten sich an Menschen<br />

aus. Mit m<strong>ein</strong>em Namen begleitet mich von Kin<strong>de</strong>s B<strong>ein</strong>en an das Bild <strong>de</strong>r Fischer,<br />

die Jesus zu <strong>de</strong>n Menschen schickt (Mk.1,16f.). Sie sind für mich <strong>de</strong>r Maßstab kirchlichen<br />

Han<strong>de</strong>lns. In m<strong>ein</strong>er theologischen Examensarbeit habe ich dieses Thema an <strong>de</strong>m Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Gebär<strong>de</strong>nsprachbenutzer bearbeitet. Auch für Hör- o<strong>de</strong>r Sprachgeschädigte sind<br />

kirchliche Handlungen kommunikationsgerecht möglich und nötig. Das ist <strong>ein</strong> urreformatorisches<br />

Anliegen: <strong>de</strong>n Leuten auf’s Maul schauen <strong>–</strong> wie Luther sagte <strong>–</strong> und so das Wort<br />

zu <strong>de</strong>n Menschen bringen. Menschen begegnen Gott in<strong>mit</strong>ten ihrer Realität.<br />

Diese theologischen Einsicht hat sich seither vermehrt in m<strong>ein</strong>en persönlichen Erfahrungen<br />

bestätigt. Lebhaft erinnere ich mich an die Taufe unseres Sohnes vor wenigen<br />

Wochen o<strong>de</strong>r, wie voriges Jahr m<strong>ein</strong>e Großmutter zu Grabe getragen wur<strong>de</strong> und <strong>ein</strong> Jahr<br />

davor m<strong>ein</strong> Großvater. Unvergeßlich sind für mich aber auch die Hochzeiten m<strong>ein</strong>er Geschwister<br />

und natürlich m<strong>ein</strong>e eigene Trauung. Das wichtige und hilfreiche dabei war, daß<br />

durch diese kirchlichen Handlungen mich das Wort Gottes erreichte und begleitet. Ähnliches<br />

erlebe ich in <strong>de</strong>n wöchentlichen Gottesdiensten: Momente <strong>de</strong>r Besinnung, <strong>de</strong>s Lauschens<br />

wie <strong>de</strong>s Betens und Singens lassen die alltäglichen Nebensächlichkeiten in <strong>de</strong>n g1<br />

Hintergrund treten und m<strong>ein</strong> Bewußts<strong>ein</strong> weit wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Gewißheit um die Gegenwart<br />

Gottes bei uns Menschen. Durch ihn haben wir im Wort, im Sakrament, im Segen<br />

<strong>ein</strong> bejahtes, beschenktes und befreites Leben.<br />

4


3.2. FACHWISSENSCHAFTLICHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM THEMA<br />

3.2.1. theologische Aspekte<br />

Wie bereits unter 3.1. ange<strong>de</strong>utet, bietet das Thema ausreichend Potential für <strong>ein</strong>e<br />

ganze Examensarbeit 5 . Letztes Jahr ist <strong>ein</strong>e Veröffentlichung <strong>mit</strong> ca. 700 Seiten dazu erschienen.<br />

6 Ich wer<strong>de</strong> mich hier auf unterrichtsrelevante Aspekte konzentrieren.<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> leitet sich von <strong>de</strong>m griechischen Wort »kyriakos« her, das<br />

soviel be<strong>de</strong>utet wie »zum Herren gehörig«. 7 So ist <strong>Kirche</strong> bis heute die Selbstbezeichnung<br />

<strong>de</strong>rer, die sich zu Christus als ihrem Herrn bekennen. In s<strong>ein</strong>em Auftrag und Namen han<strong>de</strong>ln<br />

sie (Mt.28,19f., 22,38f.). Darin kommt <strong>Kirche</strong> zu ihrem Wesen, daß sie durch ihr Han<strong>de</strong>ln<br />

z.B. im Sprechen <strong>de</strong>s Bekenntnisses o<strong>de</strong>r im Lehren, im Taufen und im Liebesdienst<br />

in Ersch<strong>ein</strong>ung tritt. Bereits die ersten Christen waren in <strong>de</strong>rartigen Handlungen ver<strong>ein</strong>t<br />

(Apg.2,42). <strong>Kirche</strong> ist also weniger <strong>ein</strong> Zustand als vielmehr tätiges Han<strong>de</strong>ln im Glauben.<br />

Den Höhepunkt im alltäglichen Vollzugs christlichen Glaubens stellt <strong>de</strong>r Gottesdienst dar,<br />

nämlich als das »Herzstück« 8 <strong>de</strong>s Glaubenslebens. Der griechische Begriff dafür ist »leiturgía«,<br />

<strong>de</strong>r bereits in <strong>de</strong>r Septuaginta, <strong>de</strong>r griechischen Übersetzung <strong>de</strong>s Alten Testamentes<br />

zu fin<strong>de</strong>n ist als Bezeichnung für „<strong>de</strong>n kultischen Dienst, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gott Israels in <strong>de</strong>r<br />

Stiftshütte bzw. im Tempel erwiesen wird.“ 9 Im Neuen Testament wird er u.a. beschrieben<br />

als priesterlicher Dienst am Kult (Lk.1,23), als Liebesdienst am Nächsten (2.Kor.9,20) und<br />

als gottesdienstliche Handlung aller Gläubigen (Apg.13,2). Im Zentrum steht <strong>de</strong>r Auftrag,<br />

<strong>de</strong>n Herrn zu verkün<strong>de</strong>n, gem<strong>ein</strong>sam zu ihm zu beten sowie in s<strong>ein</strong>em Namen das Brot zu<br />

brechen. „Christlicher Gottesdienst vollzieht sich seither in <strong>de</strong>r spannungsvollen Einheit<br />

von Wort und Mahl, Verkündigung <strong>de</strong>s Evangeliums und eucharistischer Tischgem<strong>ein</strong>schaft.“<br />

10 Die gottesdienstliche Handlung wur<strong>de</strong> bis heute immer stärker auf Sprechakte<br />

und wenige symbolische Einheiten konzentriert. Dadurch wird aber <strong>de</strong>utlich, daß es sich<br />

um <strong>ein</strong> Beziehungsgeschehen han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>nn im Sprechen ereignet sich Personalität, die<br />

sich sodann in Beziehung setzt. In s<strong>ein</strong>er Komplexität kann dies hier nicht erörtert wer<strong>de</strong>n.<br />

11 Durch das Wort Gottes aber, das sich damals wie heute ereignet, wer<strong>de</strong>n Menschen<br />

in Beziehung zu Gott gestellt. Gottes »Du« vergewissert das »Ich« <strong>de</strong>s Menschen. Gottes<br />

Zuspruch stiftet Gem<strong>ein</strong>schaft. Darin erweist sich <strong>de</strong>r Dienst Gottes, <strong>de</strong>r uns Menschen in<br />

die Lage versetzt zu reagieren. Aus Gottes Zuwendung erwächst <strong>de</strong>r Lobpreis.<br />

5 http://www.gehoerlosengem<strong>ein</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>/Gottesdienst.zip<br />

6 Es han<strong>de</strong>lt sich um »Liturgik« von Karl-H<strong>ein</strong>z Bieritz, das <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Ausführungen zugrun<strong>de</strong> liegt.<br />

7 Benseler, S.464<br />

8<br />

vgl. Brunner, P.: Lehre vom Gottesdienst, S.115 ff.; Volp, R.: Liturgik 2, S. 911 f. u. a.<br />

9 Brunner, Lehre vom Gottesdienst, S.107, vgl. Bieritz: Liturgik, S.2<br />

10 Bieritz: Liturgik, S.305<br />

11 vgl. dazu Bieritz, Liturgik, S. 242ff.<br />

5


Die kirchlichen Handlungen wer<strong>de</strong>n sinnfällig, wenn sie optisch, akustisch usw.<br />

wahrnehmbar sind. Dafür wer<strong>de</strong>n liturgische Räume gestaltet und sinnstiften<strong>de</strong> Impulse<br />

gesetzt. Die Diskussion um Zeichen <strong>–</strong> Symbole <strong>–</strong> Ikone kürze ich an dieser Stelle ab. 12 Relevant<br />

ist primär die Tatsache, daß durch die Sakramente und an<strong>de</strong>re Symbole <strong>ein</strong>e an<strong>de</strong>re<br />

als die vor<strong>de</strong>rgründige Wirklichkeit wahrnehmbar wird, wofür bzw. von <strong>de</strong>r das Symbol<br />

zeugt. Das Kreuz z.B. zeugt von <strong>de</strong>r Gegenwart Christi und ist Symbol für die Wirksamkeit<br />

s<strong>ein</strong>es Erlösungswerkes. Die Abendmahlselemente, die eigentlich k<strong>ein</strong>en nennenswerten<br />

Sättigungswert mehr haben, füllen die Teilnehmer <strong>de</strong>s Abendmahls <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r durch Christi<br />

Tod und Auferstehung erwirkten Gna<strong>de</strong>, so sie daran glauben. Das Wasser <strong>de</strong>r Taufe ist<br />

Symbol von <strong>de</strong>r lebensschaffen<strong>de</strong>n und geistver<strong>mit</strong>teln<strong>de</strong>n Wirkung für jene, die sich dazu<br />

bekennen. Insofern eignet <strong>de</strong>n Symbolen (im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Zeichen) bruchstückhaft<br />

die ihnen zugeordnete Be<strong>de</strong>utung. Doch ohne das Wort bleibt sie bruchstückhaft. Sie entfaltet<br />

sich erst im <strong>de</strong>m Ereignis <strong>de</strong>r Verkündigung bzw. <strong>de</strong>s Bekenntnisses. Und selbst das<br />

Wort hat metaphorisch-symbolischen Charakter, wenn es bezeugt, daß dieses Brot Christi<br />

Leib ist. All<strong>ein</strong> aber schon die Tatsache, von göttlichen Dingen in irdischen Zusammenhängen<br />

zu sprechen, be<strong>de</strong>utet wie<strong>de</strong>rum, in Symbolen zu re<strong>de</strong>n <strong>–</strong> selbst im Bekenntnis. 13<br />

<strong>Kirche</strong> in <strong>de</strong>r Welt und beson<strong>de</strong>rs in ihren Handlungen macht sinnfällig, daß Gott als ihr<br />

Grund und Ursprung durch die Zeiten hindurch treu zu uns Menschen hält, in<strong>de</strong>m er stets<br />

neu Gem<strong>ein</strong>schaft anbietet in Wort und Sakrament und so <strong>de</strong>n Menschen dienen will.<br />

3.2.2. anthropologische Aspekte<br />

Gottesdienst so verstan<strong>de</strong>n setzt Menschen in kommunikative Beziehung zu Gott<br />

und zu<strong>ein</strong>an<strong>de</strong>r. Die Personalität kommt darin nicht nur zum Ausdruck, son<strong>de</strong>rn wird stets<br />

neu gegrün<strong>de</strong>t 14 . In Zeiten existentieller Verunsicherung durch Trauer o<strong>de</strong>r Not, aber auch<br />

vor grundlegen<strong>de</strong>n Entscheidungen <strong>de</strong>s weiteren Lebensweges wie Partnerschaft o<strong>de</strong>r<br />

elterliche Verantwortung suchen Menschen personale Vergewisserung und Orientierung.<br />

Zeitweise haben Menschen versucht bzw. versuchen noch, diese Konstante, die höchste<br />

Instanz an sich zu bin<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m sie kultische Handlungen vollziehen. Da<strong>mit</strong> sind gottesdienstliche<br />

Vorgänge im evangelischen Sinne nicht zu verwechseln, son<strong>de</strong>rn diese setzen<br />

vielmehr <strong>ein</strong>e Struktur sowohl im vegetativ-kosmischen Zyklus als auch situativ im Leben<br />

<strong>de</strong>s <strong>ein</strong>zelnen Menschen als Zeichen <strong>de</strong>r treuen Begleitung. Ebenso genuin menschlich ist<br />

das Grundbedürfnis <strong>de</strong>s Feierns. Gottesdienst will eben diesen Bedürfnisse begegnen.<br />

12 vgl. dazu die Bieritz: Liturgik, S.36ff.<br />

13 Verwiesen sei hier auf das Symbolon Romanum, das s<strong>ein</strong>erzeit <strong>de</strong>n Glauben selbst symbolisiert.<br />

14 vgl. Bieritz: Liturgik, S.246ff.<br />

6


3.2.3. Zusammenfassung<br />

<strong>Kirche</strong> ist sowohl ohne Menschen als auch ohne Gott un<strong>de</strong>nkbar. Sie wird vielmehr<br />

als Ergebnis <strong>ein</strong>es fortlaufen<strong>de</strong>n Kommunikationsprozesses verstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r von Gott ausgeht.<br />

Kirchliche Handlungen wie <strong>de</strong>r Gottesdienst sind <strong>de</strong>mnach k<strong>ein</strong>e Leistung <strong>de</strong>s Menschen<br />

für Gott, son<strong>de</strong>rn sie verkörpern die Zuwendung Gottes zu <strong>de</strong>n Menschen und da<strong>mit</strong><br />

das Zentrum kirchlicher Existenz. Speziell in <strong>de</strong>n Sakramentsfeiern bietet Gott Vergebung<br />

und Gem<strong>ein</strong>schaft an. Das Wort bezeugt Gottes Treue. In <strong>de</strong>n Elementen als <strong>de</strong>n sichtbaren<br />

Zeichen s<strong>ein</strong>es Bun<strong>de</strong>s begegnet uns Gott ganz individuell. Darauf antworten wir <strong>mit</strong><br />

Gebet und Lobgesang. Wir können Gott alles bringen und vor s<strong>ein</strong>e Füße legen, was uns<br />

beschäftigt. Gott macht uns s<strong>ein</strong>er Fürsorge und Begleitung gewiß. Insbeson<strong>de</strong>re in Zeiten<br />

von Trauer o<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> ist Gott <strong>de</strong>n Menschen nahe <strong>mit</strong> s<strong>ein</strong>em Wort und Segen. Auf<br />

Menschen hin ist Gottes Dienst orientiert, wenn sich aus Kommen und Gehen, Wort und<br />

Antwort, Nehmen und Geben die Einladung entfaltet, sich auf Gottes Nähe <strong>ein</strong>zulassen.<br />

4. DIDAKTISCHE REFLEXION<br />

4.1. SITUATION DER KLASSE<br />

Der Religionsunterricht <strong>de</strong>r achten Klassenstufe fin<strong>de</strong>t in Eisfeld dienstags und freitags<br />

vor<strong>mit</strong>tags in <strong>ein</strong>em Raum statt, <strong>de</strong>r auch für an<strong>de</strong>re Fächer vorgesehen ist. Entsprechend<br />

neutral ist er gestaltet. Platz ist für etwa 20 Schüler. Die Bänke und Stühle sind in<br />

U-Form angeordnet, um die streng schulische Atmosphäre aufzubrechen und dadurch Gesprächs<strong>ein</strong>heiten<br />

zu begünstigen. Licht kommt durch <strong>ein</strong>e großzügige Fensterfront an <strong>de</strong>r<br />

<strong>–</strong> in Blickrichtung zum Lehrerplatz <strong>–</strong> linken Seite <strong>de</strong>s Raumes, durch die man auf die <strong>Kirche</strong><br />

und das Pfarrhaus blicken kann. Verdunkelungsmöglichkeiten fehlen. Hinter <strong>de</strong>m Lehrerplatz<br />

befin<strong>de</strong>t sich die Tafel, die jedoch nicht auszuklappen ist. Daneben ist <strong>ein</strong>e Tür, die<br />

zum Lehrerzimmer führt. Deshalb wird <strong>de</strong>r Raum vom Kollegium auch als Durchgang benutzt.<br />

Die Schüler kennen diesen Raum als Religionsraum erst seit diesem Schuljahr und<br />

betreten ihn eher selten. Die meiste Zeit in <strong>de</strong>r Schule verbringen sie nämlich in ihren<br />

Klassenräumen, die durchaus individuell gestaltet sind.<br />

4.1.1. soziologische Beschreibung <strong>de</strong>r Klasse<br />

Die Klasse besteht aus zehn Schülern <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n achten Klassen <strong>de</strong>r Eisfel<strong>de</strong>r Regelschule,<br />

wobei sieben Schüler aus <strong>de</strong>r 8a und drei aus <strong>de</strong>r 8b kommen. Ebenfalls drei<br />

Schüler stammen nicht aus Eisfeld, son<strong>de</strong>rn aus umliegen<strong>de</strong>n Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong>n. Das gleiche<br />

Verhältnis besteht hinsichtlich <strong>de</strong>r Geschlechter. In <strong>de</strong>r Klasse befin<strong>de</strong>n sich drei Mädchen<br />

7


und sieben Jungen. Außer in <strong>de</strong>n Pausen haben sie <strong>mit</strong><strong>ein</strong>an<strong>de</strong>r nur im Sportunterricht<br />

Kontakt <strong>–</strong> dort jedoch Mädchen für sich und die Jungen für sich. Insofern ist die Konstellation<br />

während <strong>de</strong>s Religionsunterrichts für sie etwas außergewöhnlich. Fünf Schüler sind<br />

kürzlich gem<strong>ein</strong>sam konfirmiert wor<strong>de</strong>n, während <strong>ein</strong> Schüler bereits letztes Jahr diese<br />

Entscheidung für sich getroffen hat. Demzufolge sind vier Schüler nicht konfirmiert und<br />

davon zwei auch nicht getauft. Trotz all dieser Spezifika bil<strong>de</strong>n sie tatsächlich <strong>ein</strong>e Gruppe,<br />

in <strong>de</strong>r alle Mitschüler akzeptiert wer<strong>de</strong>n. Das Maß dieser Akzeptanz steht jedoch in<br />

direktem Verhältnis zu <strong>de</strong>r Position, die sie in <strong>de</strong>r Klasse haben.<br />

Roberto hat <strong>ein</strong><strong>de</strong>utig die Leitfunktion inne, da er als Wie<strong>de</strong>rholer <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Schülern entwicklungsbedingt überlegen ist <strong>–</strong> insbeson<strong>de</strong>re körperlich. S<strong>ein</strong>e kognitive<br />

Bequemlichkeit aber macht es für Jessica möglich, die Rolle <strong>de</strong>r »Grauen Eminenz« <strong>ein</strong>zunehmen.<br />

Sie wird von Roberto geschätzt, weil sie <strong>–</strong> wie er auch <strong>–</strong> nicht zu <strong>de</strong>n »Strebern«<br />

gehört und ihn vor allzu großen Dummheiten bewahrt. Die sorgenlose Kindheit haben sie<br />

vor langer Zeit schon hinter sich gelassen. Doch während Jessica umsichtig ist und sich für<br />

an<strong>de</strong>re stark macht z.B. in <strong>de</strong>n Tsunami-Krisengebieten, hat Roberto <strong>ein</strong>e Haltung angenommen,<br />

die von Resignation und Gleichgültigkeit geprägt ist. Ob dies ggf. auch <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>er<br />

Schwerhörigkeit zusammenhängt, muß offen gelassen wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>nfalls nutzt er <strong>mit</strong> entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Rücksichtslosigkeit s<strong>ein</strong>en Altersvorsprung, um wenigstens von <strong>de</strong>n Schülern<br />

respektiert zu wer<strong>de</strong>n, während die Lehrkräfte ihn oft nur als lästigen Störer ansehen.<br />

Die Schüler aber, obwohl o<strong>de</strong>r weil sie um Robertos »Extrarun<strong>de</strong>« wissen, schätzen s<strong>ein</strong>e<br />

Courage in <strong>de</strong>n Aus<strong>ein</strong>an<strong>de</strong>rsetzungen <strong>mit</strong> Lehrkräften. Darin ist er sogar Vorbild für jene,<br />

welche die sogenannten Gamma-Positionen besetzen, die nämlich ähnlich selbstbewußt<br />

s<strong>ein</strong> wollen, sich aber in <strong>de</strong>m Ringen um Ansehen gegenseitig <strong>de</strong>nunzieren und bloßstellen.<br />

Speziell Christopher <strong>–</strong> <strong>ein</strong> erfolgsorientierter und z.T. zum Egoismus neigen<strong>de</strong>r Schüler<br />

ohne erkennbare kirchliche Sozialisation <strong>–</strong> lotet die Grenzen <strong>de</strong>r Toleranz <strong>de</strong>r Lehrkräfte<br />

wie <strong>de</strong>r Schüler gern <strong>ein</strong>mal aus zur Erheiterung Robertos und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren. Weniger<br />

subtil präsentiert sich Tobias Gü., <strong>de</strong>r als <strong>ein</strong>er <strong>de</strong>r drei Nicht-Eisfel<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> spontanen Aktionen<br />

die Anerkennung in <strong>de</strong>r Gruppe sucht. Bei<strong>de</strong> scheuen sich in<strong>de</strong>s nicht, auf Kosten<br />

<strong>ein</strong>es Dritten <strong>de</strong>r Gamma-Position <strong>–</strong> genannt Felix <strong>–</strong> die Klasse zu unterhalten. Dieser sorgt<br />

selbst schon für ausreichend Gelegenheiten, wenn er plötzlich in die Rolle <strong>de</strong>s Klassenclowns<br />

wechselt. Doch ebenso überraschend bringt er s<strong>ein</strong> umfangreiches Allgem<strong>ein</strong>wissen<br />

sinnvoll in <strong>de</strong>n Unterrichtsprozeß <strong>ein</strong>, um dann plötzlich wie<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> Christopher o<strong>de</strong>r<br />

Tobias lauthals provozierend um die Anerkennung von Roberto und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren zu konkurrieren.<br />

Ähnlich unstet verhält sich Tobias Ge., <strong>de</strong>r jedoch nie <strong>de</strong>n Klassenkasper mimt.<br />

Aufgrund s<strong>ein</strong>er physischen Charakteristik bringt er sich stärker kognitiv <strong>ein</strong> und wür<strong>de</strong><br />

8


wohl am liebsten die sogenannte Beta-Position wie Jessica <strong>ein</strong>nehmen, wenn <strong>ein</strong>e solche<br />

frei wäre. So aber muß er <strong>de</strong>n Erwartungen an die Gamma-Position bedienen, wenn er<br />

nicht im Abseits stehen will. An<strong>de</strong>rs verhält es sich da bei Julia, die viele kirchliche Erfahrungen<br />

<strong>ein</strong>bringen kann und größtenteils von <strong>de</strong>r Gruppe akzeptiert wird. Ihre Auffassungsgabe<br />

ist aber <strong>de</strong>r ihrer Mitschüler teils weit unterlegen. Daher zieht sie sich lieber<br />

zurück und träumt vor sich hin, wodurch sie sich aber von <strong>de</strong>r Klasse entfernt. Dabei hat<br />

sie aber Gesellschaft von Susanne, die sich gleich aus mehreren Grün<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Gruppe<br />

distanziert. Einerseits ist sie we<strong>de</strong>r getauft noch konfirmiert. Sie hat <strong>de</strong>mnach k<strong>ein</strong>e entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Gruppenkontakte. An<strong>de</strong>rerseits stammt sie aus Harras statt aus Eisfeld, so<br />

daß ihr auch außerschulisch kaum Kontakte zur Verfügung stehen. Zum Dritten ist sie in<br />

<strong>de</strong>r Schule sehr interessiert und motiviert, also die »Streberin«. Daher läßt sie sich selten<br />

durch die an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r Klasse vom Unterricht abhalten, son<strong>de</strong>rn nutzt ihre Fähigkeiten<br />

zur Unterstützung von Julia, wenn die Lehrkraft <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Jungen beschäftigt ist. Dadurch<br />

ersch<strong>ein</strong>t sie als die vernünftigste dieser Gruppe. Sie stellt quasi die Opposition zu Robertos<br />

Verhalten und da<strong>mit</strong> <strong>ein</strong>e alternative Alpha-Rolle dar, ohne aber <strong>ein</strong>e zweite Gruppe zu<br />

initiieren. Gänzlich abseits, also auf <strong>de</strong>r Omega-Position stehen Mario und Martin. Als Außenseiter<br />

halten sie sich stark im Hintergrund, wobei Martin <strong>–</strong> auch aus Harras kommend<br />

<strong>–</strong> in letzter Zeit häufiger hervorgetreten ist, seit er im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Konfirmation<br />

mehr Selbstvertrauen ausstrahlt. Da war er nämlich plötzlich ebenbürtig <strong>mit</strong> Tobias Gü.,<br />

Tobias Ge., Julia und Felix. Mario in<strong>de</strong>s ist wie Roberto älter als die an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r Klasse.<br />

S<strong>ein</strong>en teils autistischen Zügen verdankt er aber nicht nur die Wie<strong>de</strong>rholung <strong>ein</strong>er Klassenstufe,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Begleitung durch <strong>ein</strong>en son<strong>de</strong>rpädagogischen Dienst. Er wird<br />

jedoch von <strong>de</strong>r Klasse <strong>de</strong>swegen nicht zum Gespött gemacht. Dafür stellt sich schon oft<br />

genug Felix zur Verfügung.<br />

In <strong>de</strong>n Gesprächen übernehmen vorrangig Roberto, Christopher und Susanne <strong>ein</strong>e<br />

Trägerrolle. Sie <strong>de</strong>nken <strong>mit</strong> und bringen sich gerne <strong>ein</strong>. Als Kontrapunkt dazu verhalten<br />

sich Martin, Mario und Julia zurückhaltend bis passiv, wenn es darum geht, sich in <strong>de</strong>r<br />

Gruppe auszutauschen. Diese Haltung resultiert aus <strong>de</strong>n oben beschriebenen Umstän<strong>de</strong>n<br />

und darf nicht <strong>mit</strong> Desinteresse verwechselt wer<strong>de</strong>n. Wer<strong>de</strong>n die Gespräche in stark kontroverser<br />

Weise geführt, reagieren Jessica und Tobias Ge. als ausgleichen<strong>de</strong> und auf Harmonie<br />

bedachte Charaktere, in<strong>de</strong>m sie das Verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diskussionsbeiträge in <strong>de</strong>n<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund stellen und so <strong>de</strong>r Problemlösung näher kommen wollen, während Felix und<br />

Tobias Gü. dagegen dysfunktionale, also kreativ-unruhige wie auch störend-verwirren<strong>de</strong><br />

Positionen beziehen. Sie bringen vielfältige Impulse und da<strong>mit</strong> Schwung in die Gespräche.<br />

9


4.1.2. entwicklungspsychologische Beschreibung <strong>de</strong>r Klasse<br />

Die Schüler <strong>de</strong>r achten Klassenstufe sind <strong>de</strong>rzeit <strong>–</strong> unterschiedlich stark <strong>–</strong> in pubertären<br />

Umbruchsprozessen befindlich. Kennzeichen <strong>de</strong>ssen sind die <strong>de</strong>utlich hervortreten<strong>de</strong>n<br />

Geschlechterrollen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n jeweiligen Attributen. 15 Während die Jungen z.B. durch<br />

angeblichen Alkoholkonsum und Rivalitätsverhalten sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r traditionellen Männerrolle<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren beginnen, achten die Mädchen verstärkt darauf, wie sie wirken (wollen)<br />

16 . Die Akzeptanz <strong>de</strong>r eigenen körperlichen Ersch<strong>ein</strong>ung ist aber we<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Jungen<br />

noch von <strong>de</strong>n Mädchen abschließend vollzogen, da sich alle in <strong>ein</strong>er Situation befin<strong>de</strong>n,<br />

die von Vorläufigkeit gekennzeichnet ist. Die Phase, als sich die Eltern um sie kümmerten,<br />

neigt sich zwar <strong>de</strong>m En<strong>de</strong>. Aber die tatsächliche Eigenständigkeit ist noch weit entfernt.<br />

Die Schüler schweben in <strong>ein</strong>em Zustand <strong>de</strong>s We<strong>de</strong>r-Noch. Sie fangen daher nun erst an,<br />

Fragen zu stellen wie: Wo will ich hin? Wo komme ich her? Wer bin ich eigentlich? 17 Das<br />

begünstigt die Einstellung zum Thema, insofern die Schüler ihr eigenes Leben be<strong>de</strong>nken.<br />

Im Blick auf E. H. Eriksons entwicklungspsychologische Aufteilung <strong>de</strong>s Lebenszyklus’<br />

sind Jungen und Mädchen trotz ihrer differieren<strong>de</strong>n Reife <strong>de</strong>rselben Lebensphase<br />

zuzuordnen <strong>–</strong> nämlich <strong>de</strong>r Stufe <strong>de</strong>r »Adoleszenz«. Erikson, <strong>de</strong>r die Lebensphasen anhand<br />

bestimmter »Entwicklungsaufgaben« charakterisiert und jeweils zwei Pole benennt, in<br />

<strong>de</strong>ren Spannungsfeld sich die Entwicklung vollzieht, umschreibt die Stufe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten<br />

»I<strong>de</strong>ntität gegen I<strong>de</strong>ntitätskonfusion«. 18 I<strong>de</strong>ntität wird hierbei als sowohl innere wie äußere<br />

Stabilität verstan<strong>de</strong>n, daß nämlich die bisherige Selbstbestimmung »zu s<strong>ein</strong> wie…« (Eltern<br />

o<strong>de</strong>r Idole usw.) ergänzt wird, durch die »Ich-I<strong>de</strong>ntität«. Bei <strong>de</strong>n Schülern ist diese<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung unterschiedlich weit vorangeschritten. Während Jessica und Susanne relativ<br />

stabile Persönlichkeiten darstellen, die relativ genau im ihre Wirkung in <strong>de</strong>r Gruppe<br />

wissen, sind Roberto und Christopher, stärker die bei<strong>de</strong>n Tobias und beson<strong>de</strong>rs Felix darauf<br />

aus, das zu s<strong>ein</strong>, was man »cool« nennt <strong>–</strong> also »zu s<strong>ein</strong> wie…«. Martin, Mario und Julia<br />

in<strong>de</strong>s versuchen bei diesem Trend <strong>mit</strong>zuhalten, wobei ihnen aber sch<strong>ein</strong>bar noch k<strong>ein</strong>e<br />

Vorstellung gefällt, »wie« sie s<strong>ein</strong> wollen. Bemerkenswerterweise wechselt die Tagesverfassung<br />

z.T. sehr stark. So gibt es Tage, an <strong>de</strong>nen die Klasse sich ausgesprochen »erwachsen«<br />

verhält, während sie tags darauf schon wie<strong>de</strong>r eher »kindlich« reagiert. Insofern<br />

ist <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r nötigen Sensibilität und Geduld darauf zu achten, daß je<strong>de</strong>r Schüler in s<strong>ein</strong>er<br />

Beson<strong>de</strong>rheit akzeptiert wird, sich also niemand gar auf Kosten an<strong>de</strong>rer produziert.<br />

15 vgl. Oerter / Montada: Entwicklungspsychologie, S.270<br />

16 Ähnliches berichtet auch Fraas, S.229<br />

17 Fraas, S.239<br />

18 vgl. Schweitzer, S. 78.<br />

10


Im Blick auf kognitionspsychologische Aspekte ordnet Jean Piaget Schüler dieses<br />

Alters <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>s »formal-operationalen Denkens« zu. 19 Sie sind zu abstraktoperativen<br />

Verknüpfungen in <strong>de</strong>r Lage, in ihrer Anwendung also nicht mehr auf konkrete<br />

Anschauungen angewiesen. Nach Piaget sind die Altersangaben jedoch zurückhaltend zu<br />

betrachten, da die Entwicklungsstufen abhängig von <strong>de</strong>r Anregung durch die Umwelt sind.<br />

Die Schüler wer<strong>de</strong>n zum Großteil <strong>de</strong>r formal-operationalen Phase zuzuordnen s<strong>ein</strong>, 20 auch<br />

wenn ihnen an manchen Stellen das konkret-operationale Denken leichterfällt. Daher<br />

sch<strong>ein</strong>t es mir wichtig, Anstöße in Richtung <strong>ein</strong>er Weiterentwicklung ihres Denkvermögens<br />

zu geben und stärker Impulse formal-operationalen Denkens zu setzen.<br />

Was die Entwicklung <strong>de</strong>s moralischen Denkens betrifft, sind die Schüler nach Untersuchungen<br />

Lawrence Kohlbergs auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r »konventionellen Moral«. 21 In dieser<br />

Phase orientieren sich die Schüler stark an <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Ordnungsschemata ihrer<br />

Bezugspersonen in Gruppe und Gesellschaft. Sie versuchen, Rollenerwartungen zu erfüllen,<br />

und orientieren sich an moralischen Prinzipien, die <strong>de</strong>r »Gol<strong>de</strong>nen Regel« vergleichbar<br />

sind. Ein »wie du mir <strong>–</strong> so ich dir«-Denken ist in <strong>de</strong>r Klasse gut zu beobachten. 22 Die<br />

erweiterte Stufe <strong>de</strong>r konventionellen Moral hat ihren Bezugspunkt im sozialen Mit<strong>ein</strong>an<strong>de</strong>r.<br />

Schüler urteilen nach <strong>de</strong>m »Law-and-Or<strong>de</strong>r«-Prinzip und sind darum bemüht, Regeln<br />

auch um <strong>de</strong>s sozialen Systems willen <strong>ein</strong>zuhalten. So for<strong>de</strong>rn z.B. auch die Schüler in Eisfeld<br />

die Einhaltung <strong>de</strong>r Rituale und Regeln <strong>de</strong>r Gruppe <strong>ein</strong>. 23<br />

4.1.3. religionspsychologische Beschreibung <strong>de</strong>r Klasse<br />

In religionspsychologischer Hinsicht befin<strong>de</strong>n sich die Schüler auf <strong>de</strong>n Stufen I bis<br />

IV <strong>de</strong>s von Fritz Oser und Paul Gmün<strong>de</strong>r erstellten Mo<strong>de</strong>lls. 24 Die erste Stufe religiösen<br />

Urteilens wird <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Schlagwort »Deus ex machina« beschrieben. In ihr wird Gott als<br />

höchste Instanz wahrgenommen, die direkt in das Weltgeschehen <strong>ein</strong>greift und das Han<strong>de</strong>ln<br />

<strong>de</strong>r Menschen auf schlichtes Reagieren beschränkt. Dabei übertragen zumeist Kin<strong>de</strong>r<br />

das Regelverhalten, das sie von Eltern und Lehrern lernen, auf ihr Gottesbild. Gott bestimmt<br />

nach diesen Regeln und ohne Bezug auf das Tun und Lassen <strong>de</strong>r Menschen <strong>de</strong>n<br />

Lauf <strong>de</strong>r Welt. 25 Die zweite Stufe wird als »Do-ut-<strong>de</strong>s«-Phase bezeichnet, die sich durch<br />

19 vgl. Schweitzer, S. 110.<br />

20 Julia hat da<strong>mit</strong> noch die größten Probleme. Mario kann ich aufgrund s<strong>ein</strong>er autistischen Züge nicht <strong>ein</strong>schätzen.<br />

Aber ich vermute, daß er sehr wohl zu Abstraktionen fähig ist.<br />

21 vgl. Schweitzer, S. 114<br />

22 Ein beschädigter Radiergummi sorgte solange für Unruhe, bis <strong>ein</strong> weiterer Gummi beschädigt war.<br />

23 Sie ermahnen sich zum Zuhören und benutzen wortwörtlich die Wendung „Wenn je<strong>de</strong>r das täte …“.<br />

24 vgl. Schweitzer, S. 128<br />

25 So wird im Blick auf vertraute Regeln z.B. gesagt: „Was Gott versprochen hat, das muß er auch halten...“<br />

vgl. Schweitzer, S. 126<br />

11


<strong>ein</strong>e aufkommen<strong>de</strong> Subjektivität im religiösen Urteilen bemerkbar macht. 26 Im Unterschied<br />

zur Stufe I hat das menschliche Han<strong>de</strong>ln nun <strong>ein</strong>en höheren Stellenwert, <strong>de</strong>r fast<br />

sogar auf gleicher Höhe <strong>mit</strong> Gott liegt. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch kann<br />

nämlich <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>er Han<strong>de</strong>lsbeziehung verglichen wer<strong>de</strong>n, die auf <strong>ein</strong>em „wechselseitigen<br />

Wohlverhalten“ beruht. 27 Bei<strong>de</strong> Seiten, Gott und Mensch, können ihre Beziehung aktiv<br />

gestalten. 28 Dagegen läßt sich die Stufe III als Ablehnung eben dieses Han<strong>de</strong>lns charakterisieren.<br />

Hier herrscht die Ansicht vor, daß es zwar Gott gibt, <strong>de</strong>r aber kaum Einfluß auf<br />

irgend jeman<strong>de</strong>n hat. Der Mensch han<strong>de</strong>lt entsprechend <strong>de</strong>r eigenen vernünftigen Maximen<br />

und k<strong>ein</strong> Gott hin<strong>de</strong>rt ihn daran. Bei<strong>de</strong> leben in getrennten Bereichen. Von daher wird<br />

diese Stufe entsprechend <strong>de</strong>r Aufklärungszeit »Deismus« genannt. 29 In <strong>de</strong>r Klasse gehören<br />

die meisten Schüler dieser Stufe an, während die ersten bei<strong>de</strong>n Stufen nur ver<strong>ein</strong>zelt zu<br />

beobachten sind. Noch sporadischer tritt die Stufe IV in Ersch<strong>ein</strong>ung. Sie stellt die Fähigkeit<br />

dar, sich selbst im Verhältnis zu Gott zu reflektieren. 30 Schüler dieser Stufe verstehen<br />

Gottes Han<strong>de</strong>ln als Rahmen, innerhalb <strong>de</strong>ssen sie frei sind, wo sie aber Gott nicht begegnen.<br />

Gott ist eher passiv im Abseits. 31 Die notwendige Entwicklung <strong>–</strong> auch über die vierte<br />

Stufe hinaus <strong>–</strong> bei allen Schülern zu unterstützen, sehe ich als didaktische Aufgabe an.<br />

Nach <strong>de</strong>n von James W. Fowler erarbeiteten Stufen <strong>de</strong>s Glaubens bewegen sich<br />

Schüler ab 13 Jahren zwischen <strong>de</strong>r zweiten und vierten Stufe. 32 Er charakterisiert die zweite<br />

Stufe als »mythisch-wörtlichen Glauben« 33 , auf <strong>de</strong>r Mythen, Geschichten und Symbole<br />

<strong>ein</strong>e zentrale Be<strong>de</strong>utung für die Orientierung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Welt gewinnen, die entsprechend<br />

<strong>de</strong>s konkret-operationalen Denkens wörtlich aufgefaßt wer<strong>de</strong>n. Deshalb wird<br />

Gott anthropomorph verstan<strong>de</strong>n, was sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Untersuchungen Osers und Gmün<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>ckt. Die Trennung von Realität und Geschichte bzw. kritisches Nach<strong>de</strong>nken über das<br />

Wahrgenommene fällt in dieser Phase jedoch schwer. Es herrscht <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>dimensionalwörtliches<br />

Symbolverständnis vor. 34 Fowlers dritte Stufe wird <strong>mit</strong> »synthetisch-konventioneller<br />

Glaube« überschrieben, da <strong>de</strong>r Glaube stark von an<strong>de</strong>ren Bezugspersonen abhängig,<br />

also konventionell ist. Es wird noch k<strong>ein</strong> eigenes kritisches Urteil gefällt. Einan<strong>de</strong>r<br />

wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Glaubensaussagen müssen daher »synthetisiert« wer<strong>de</strong>n. Die Schüler<br />

26 Schweitzer, S. 126f.<br />

27 Schweitzer, S. 127.<br />

28 Eine Schüleräußerung lautet z.B. so: „Wenn wir gut zu Gott sind, dann hilft er uns auch..“ Ähnliche Äußerungen<br />

fin<strong>de</strong>n sich auch bei Schweitzer, S. 126f.<br />

29 Schweitzer, S.127<br />

30 Schweitzer, S.129<br />

31 Ein Beleg dafür ist die <strong>–</strong> scherzhaft gem<strong>ein</strong>te <strong>–</strong> Bemerkung: „Was stört es Gott, wenn ich schwarz Moped<br />

fahre, schließlich ist er ja dafür verantwortlich, daß es Mopeds gibt!“<br />

32 Schweitzer, S. 153<br />

33 Schweitzer, S. 145<br />

34 Schweitzer, S. 142<br />

12


dieser Stufe sind zu mehrdimensional-symbolischen Verstehen in <strong>de</strong>r Lage. 34 Auf dieser<br />

Stufe nehmen Eltern und Lehrer, aber auch Freun<strong>de</strong>, <strong>ein</strong>e wichtige Funktion <strong>ein</strong>. Die vierte<br />

und in <strong>de</strong>r Klasse eher seltene Stufe ist <strong>de</strong>r »individuierend-reflektieren<strong>de</strong> Glaube«. 35 Er<br />

ist gekennzeichnet von <strong>de</strong>r eigenen Autonomie in Glaubensfragen und wird im späten Jugendalter<br />

erwartet wegen <strong>de</strong>s hohen Maßes an Selbstreflexion. Er geht <strong>ein</strong>her <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>em<br />

kritischen Symbolverständnis, das die Be<strong>de</strong>utung von Symbolen von ihrer Ersch<strong>ein</strong>ung<br />

unterschei<strong>de</strong>t. Schülern dieser Stufe „fällt es schwer, sich <strong>mit</strong> an<strong>de</strong>ren verbun<strong>de</strong>n zu fühlen<br />

o<strong>de</strong>r sich im Rahmen <strong>ein</strong>er Tradition zu verstehen.“ 36 Dies kann am ehesten bei Jessica<br />

beobachtet wer<strong>de</strong>n, während die an<strong>de</strong>ren meistens die dritte Stufe repräsentieren.<br />

4.2. DIDAKTISCHE ANALYSE<br />

4.2.1. exemplarische Be<strong>de</strong>utung<br />

Das Thema »<strong>Kirche</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Netz</strong> <strong>mit</strong> <strong>vielen</strong> <strong>Knoten</strong>« zeigt auf, wie <strong>Kirche</strong> ihren Auftrag<br />

aus <strong>de</strong>r Zuwendung Gottes heraus erfüllt. Einerseits veranschaulicht es, daß auch m<strong>ein</strong><br />

Leben von Gott begleitet wer<strong>de</strong>n will. An<strong>de</strong>rerseits wird daran <strong>de</strong>utlich, daß ich nicht all<strong>ein</strong><br />

bin, son<strong>de</strong>rn gem<strong>ein</strong>sam <strong>mit</strong> an<strong>de</strong>ren im Glauben in Verbindung zu Gott stehe. Die<br />

Thematik stellt so<strong>mit</strong> <strong>ein</strong>e Relation zu <strong>de</strong>m ganzen Komplex <strong>de</strong>r biblischen Botschaft <strong>de</strong>r<br />

Treue Gottes her. Seit Gott sich <strong>de</strong>n Menschen bekannt gemacht hat, steht er zu <strong>de</strong>m Versprechen,<br />

immer unser Gott zu s<strong>ein</strong>. Alles, was uns von ihm trennt, hat er in Jesus Christus<br />

überwun<strong>de</strong>n. S<strong>ein</strong>e Treue zeigt sich in <strong>de</strong>n kirchlichen Zeichen und Elementen ebenso wie<br />

in jenen Menschen, die <strong>mit</strong> s<strong>ein</strong>em Wort an<strong>de</strong>ren zur Seite stehen. Zugleich verweist das<br />

Thema auf <strong>ein</strong> Grundbedürfnis <strong>de</strong>s Menschen, z.B. in Zeiten <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r Umbrüche<br />

stabile Bezugspunkte zu haben. Im Auf und Ab <strong>de</strong>s eigenen Lebens braucht <strong>de</strong>r<br />

Mensch neben <strong>de</strong>r Orientierung auf <strong>ein</strong> Ziel auch die Gewißheit, nicht fallen gelassen zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Verbun<strong>de</strong>nheit im Bild <strong>de</strong>s <strong>Netz</strong>es bietet die Zuversicht an, in allen bewegen<strong>de</strong>n<br />

Momenten sicheren Halt fin<strong>de</strong>n bzw. geben zu können. An <strong>de</strong>m Thema kann also<br />

<strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, daß Glaube Gem<strong>ein</strong>schaft be<strong>de</strong>utet, die trägt.<br />

4.2.2. Gegenwarts- und Zukunftsbe<strong>de</strong>utung<br />

Die Beschäftigung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Thema kann dazu verhelfen, aus <strong>ein</strong>em bislang von an<strong>de</strong>ren<br />

übernommenen Glauben heraus <strong>ein</strong>e eigene Glaubenshaltung zu entwickeln. Die<br />

Reflexion <strong>de</strong>r Individualität auch in Glaubensfragen und -erfahrungen lenkt erste Schritte<br />

in Richtung <strong>ein</strong>er Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Glaubensverständnisses.<br />

35 Schweitzer, S.148<br />

36 Schweitzer, S.150<br />

13


Da<strong>mit</strong> <strong>ein</strong>her geht die adäquate Bewertung von Wen<strong>de</strong>- o<strong>de</strong>r <strong>Knoten</strong>punkten im<br />

Leben als menschliche Grun<strong>de</strong>rfahrung. Enttäuschungen und Umwege, Versuche und Irrtümer<br />

als neue Chance zu verstehen, kann die Schüler anleiten auf <strong>de</strong>m Weg zu <strong>ein</strong>em<br />

positiven Selbstverständnis und I<strong>de</strong>ntität. Gera<strong>de</strong> die Einsicht, daß Gott mich auch in solchen<br />

Zeiten begleitet und s<strong>ein</strong> Ja zu m<strong>ein</strong>em Leben spricht, hilft <strong>de</strong>n Schülern, unsinnige<br />

und schädliche Ansichten bzw. Tabuisierungen <strong>de</strong>r Gesellschaft aufzubrechen, in <strong>de</strong>r Menschen<br />

ohne makellos karriereorientierte Biographie abgelehnt und ausgegrenzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Schließlich kann auch das Symbol- und Sakramentsverständnis weiterentwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Be<strong>de</strong>utungskomponente <strong>de</strong>r bislang »an und für sich« als heilig erachteten<br />

Zeichen und Elementen wird differenzierter beurteilt. Die Schüler wer<strong>de</strong>n zunehmend fähig,<br />

tiefer liegen<strong>de</strong> Strukturen kirchlicher Handlungen wahrzunehmen.<br />

4.2.3. Was erschwert <strong>de</strong>n Schülern Zugänge zum Thema?<br />

<strong>Kirche</strong> ist nach M<strong>ein</strong>ung vieler Schüler <strong>ein</strong> alter Hut. Dort sind nur alte Leute. Oft<br />

sind sie als Kin<strong>de</strong>r in kirchlichen Zusammenhängen zurechtgewiesen wor<strong>de</strong>n, endlich still<br />

zu s<strong>ein</strong>. An<strong>de</strong>re haben k<strong>ein</strong>erlei Zugang zur <strong>Kirche</strong>. Sie kennen sie nur aus Erzählungen.<br />

Doch auch sie wissen, daß es in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> Gebote gibt. Daher ist »predigen« größtenteils<br />

synonym <strong>mit</strong> »schimpfen«, weil die Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong> ja immer etwas besser machen soll. Die<br />

Botschaft <strong>de</strong>r Begleitung im Leben durch die <strong>Kirche</strong> kann vor diesem Hintergrund mißverstan<strong>de</strong>n<br />

und abgelehnt wer<strong>de</strong>n. Auch die Frage danach, wo ich mir Gott in m<strong>ein</strong>em Leben<br />

wünsche, wird manche zunächst überfor<strong>de</strong>rn. Ihre eigene Biographie ist eigentlich recht<br />

kurz und zumeist davon bestimmt, Erwartungen zu erfüllen. Selber Erwartungen zu formulieren<br />

ist daher noch ungewohnt. Was kann man <strong>de</strong>nn erwarten? Viele Schüler haben<br />

kaum an<strong>de</strong>re Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong>gruppen, an<strong>de</strong>re Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong>n, geschweige <strong>de</strong>nn an<strong>de</strong>re Frömmigkeiten<br />

erlebt, von <strong>de</strong>nen man sich I<strong>de</strong>en holen könnte. Und kirchliche Handlungen erkennen<br />

die Schüler zwar als unverwechselbar an, aber nur dadurch, weil sie in ihrer Wahrnehmung<br />

immer gleich sind. Taufe, Bestattung, Hochzeit, Konfirmation <strong>–</strong> das ist eben so.<br />

Die Bereitschaft, sich auf solche Themen kritisch <strong>ein</strong>zulassen, ist entsprechend niedrig.<br />

4.2.4. Was erleichtert <strong>de</strong>n Schülern Zugänge zum Thema?<br />

Den Schülern wird <strong>de</strong>r Zugang zum Thema erleichtert, wenn die Inhalte <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />

an ihre eigene Lebenswelt anknüpfen. Beispielweise waren <strong>ein</strong>ige kürzlich bei <strong>ein</strong>er Taufe,<br />

an<strong>de</strong>re vielleicht bei <strong>ein</strong>er Hochzeit dabei. Je<strong>de</strong>nfalls haben fünf Schüler ihre Konfirmation<br />

letzten Monat gefeiert und sind jetzt in <strong>de</strong>r »Jungen Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong>«. Da interessiert es sie, was<br />

es da<strong>mit</strong> auf sich hat. Die oben beschriebene synthetisch-konventionelle Einstellung läßt<br />

14


sie nach Materialen und Baust<strong>ein</strong>en für ihren Glauben suchen. Sie sind offen dafür, von<br />

verschie<strong>de</strong>nen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Glaubensgestaltung zu erfahren, solange es sich nicht<br />

um die traditionelle Variante han<strong>de</strong>lt. Außer<strong>de</strong>m stellen sich in diesem Alter <strong>–</strong> nicht nur<br />

bei Berufsberatungen <strong>–</strong> die Fragen: Wo gehe ich hin? Wo komme ich her? Wer bin ich eigentlich?<br />

37 An solche Überlegungen anzuknüpfen, bietet <strong>ein</strong>e Chance, zunächst die Biographien<br />

<strong>de</strong>r Schülern zu würdigen, alsdann jedoch die egozentrische Sicht zu erweitern<br />

und so <strong>de</strong>n Blick darauf zu lenken, wer auf <strong>de</strong>m Lebensweg bisher die Schüler begleitet<br />

hat. Begünstigend für <strong>de</strong>n Unterricht also ist es, wenn die Schüler in ihrer Ganzheitlichkeit<br />

beteiligt wer<strong>de</strong>n, also nicht nur reflektierend o<strong>de</strong>r sinnierend, son<strong>de</strong>rn auch kreativ, emotional<br />

und sozial. Dadurch gewinnt das Thema erst s<strong>ein</strong>e Glaubwürdigkeit.<br />

5. FORMULIERUNG DES STUNDENZIELES MIT TEILZIELEN<br />

5.1. FORMULIERUNG DES STUNDENZIELES<br />

Die Schüler verstehen Gottesdienst, Sakrament und kirchliche Handlungen als<br />

Zeichen <strong>de</strong>r Treue Gottes auf ihrem Lebensweg.<br />

5.2. FORMULIERUNG DER TEILZIELE<br />

<strong>–</strong> Die Schüler kommen zur Ruhe und lernen die Prüfungskommission kennen.<br />

<strong>–</strong> Die Schüler berichten von gottesdienstlichen Erfahrungen aus Predigt-, Jugend-,<br />

Abendmahls-, Tauf-, Konfirmations-, Trau- o<strong>de</strong>r Trauergottesdiensten.<br />

<strong>–</strong> Die Schüler ent<strong>de</strong>cken Gem<strong>ein</strong>samkeiten und Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gottesdienstformen,<br />

wodurch die (ökumenische) Grundstruktur sichtbar gemacht wird.<br />

<strong>–</strong> Die Schüler erfahren, daß Gottesdienst in erster Linie Gottes Dienst an uns Menschen<br />

ist, wenn Gott sich in <strong>de</strong>n Elementen Wort, Wasser, Brot und W<strong>ein</strong> uns zuwen<strong>de</strong>t.<br />

Sie sind Zeichen s<strong>ein</strong>es Bun<strong>de</strong>s, worauf wir Menschen <strong>mit</strong> Gebet und Gesang<br />

antworten.<br />

<strong>–</strong> Die Schüler verbin<strong>de</strong>n ihr Wissen über gottesdienstliche Handlungen <strong>mit</strong> ihren eigenen<br />

Vorstellungen, in<strong>de</strong>m sie <strong>ein</strong>e mögliche Schulandacht entwerfen. Sie machen<br />

sich so bewußt, daß Gott sie auch in ihrem Leben begleiten will.<br />

6. DIDAKTISCHE EINZELENTSCHEIDUNGEN<br />

a) Begrüßung<br />

Die Begrüßung ist an <strong>de</strong>r Regelschule in Eisfeld standardisiert: die Schüler erheben<br />

sich zum Klingelzeichen, wer<strong>de</strong>n ruhig, die Lehrkraft grüßt und die Klasse antwortet. Da-<br />

37 vgl. 4.1.2<br />

15


nach setzen sich die Schüler. Hier ist es angebracht, die Kommission <strong>mit</strong> kurzen Worten<br />

vorzustellen. Den Schülern sollte bewußt wer<strong>de</strong>n, daß diese Stun<strong>de</strong> wohl wichtig ist, aber<br />

nur für <strong>de</strong>n Vikar. Sie selbst können sich ganz ungezwungen geben. An<strong>de</strong>rerseits ist die<br />

Anwesenheit zu Beginn zu prüfen. Nach fehlen<strong>de</strong>n Schülern erkundigt sich <strong>de</strong>r Vikar. Das<br />

hat aber nicht <strong>de</strong>n Zweck, die Fehlen<strong>de</strong>n als Schwänzer zu enttarnen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>ren Befin<strong>de</strong>n<br />

zu erfahren. Die Schüler erleben so, daß sie als Menschen ernst- und wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dadurch ist die Begrüßung zugleich <strong>ein</strong>e Überleitung zum Stoff <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>.<br />

Der Gesprächcharakter <strong>de</strong>r Begrüßung begünstigt <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Schritt.<br />

b) Einleitung<br />

Die Schüler vergegenwärtigen sich ihre Gottesdiensterfahrungen. Sie aktivieren ihre<br />

Erinnerungen und erleben, wie da<strong>mit</strong> würdigend und verantwortlich umgegangen wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Dies soll beispielhaft ihre Selbstkompetenz erweitern. Doch insbeson<strong>de</strong>re religiöse<br />

Traditionen und kirchliche Lebensäußerungen sind oft für Schüler <strong>ein</strong> Problem. Obwohl<br />

<strong>ein</strong>ige vor kurzer Zeit konfirmiert wur<strong>de</strong>n, haben auch diese Schüler <strong>–</strong> und die an<strong>de</strong>ren<br />

erst recht <strong>–</strong> große Unsicherheiten im Umgang <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Thema. Die Einleitung soll helfen,<br />

die auftreten<strong>de</strong>n Fragen zu thematisieren. Deshalb wer<strong>de</strong>n die Beiträge durch <strong>de</strong>n<br />

Vikar auf Folie festgehalten und für alle sichtbar gemacht. So wird zugleich die Fülle <strong>de</strong>r<br />

Erfahrungen <strong>de</strong>r Schüler anschaulich. Außer<strong>de</strong>m tritt das Thema <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> vor Augen,<br />

in<strong>de</strong>m die Schüler von Gottesdiensten und kirchlichen Handlungen sprechen.<br />

c) Begegnung I<br />

Die Schüler lernen, Zusammenhänge zu verstehen, in<strong>de</strong>m sie die Informationen<br />

nach Gem<strong>ein</strong>samkeiten und Unterschie<strong>de</strong>n strukturieren und bewerten. Sie üben an <strong>de</strong>m<br />

Beispiel <strong>de</strong>r Gottesdiensterfahrungen, wesentliche Inhalte von <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren zu differenzieren.<br />

Dazu wer<strong>de</strong>n die gesammelten Beiträge durch <strong>ein</strong>en Schüler neu zusammengestellt.<br />

Anlässe wer<strong>de</strong>n von Inhalten unterschie<strong>de</strong>n. Die wesentlichen Inhalte setzten die<br />

Schüler in Relation zu<strong>ein</strong>an<strong>de</strong>r und begegnen so <strong>de</strong>m liturgischen Zusammenhang, also<br />

<strong>de</strong>r gottesdienstlichen Grundstruktur. Dabei wird ihnen <strong>de</strong>utlich, daß Gottesdienst <strong>ein</strong><br />

Kommunikationsgeschehen ist aus Gottes Wort und menschliche Antwort.<br />

d) Begegnung II<br />

Die Schüler erfahren in <strong>ein</strong>em Lehrvortrag, daß <strong>de</strong>r Gottesdienst k<strong>ein</strong>e Leistung <strong>de</strong>s<br />

Menschen für Gott ist, son<strong>de</strong>rn umgekehrt die Zuwendung Gottes zu <strong>de</strong>n Menschen verkörpert.<br />

Dazu verstehen sie die Überschrift »GOTTES DIENST« an <strong>de</strong>r Tafel als Impuls, über<br />

<strong>de</strong>n Ursache-Wirkung-Zusammenhang nachzu<strong>de</strong>nken. Speziell in <strong>de</strong>n Sakramentsfeiern<br />

bietet Gott Vergebung und Gem<strong>ein</strong>schaft an. In <strong>de</strong>n Elementen als <strong>de</strong>n sichtbaren Zeichen<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s begegnet uns Gott ganz individuell. Das Wort bezeugt Gottes Treue. Darauf<br />

16


antworten wir <strong>mit</strong> Gebet und Lobgesang. Wir können Gott alles bringen und vor s<strong>ein</strong>e Füße<br />

legen, was uns beschäftigt. Gott macht uns s<strong>ein</strong>er Fürsorge und Begleitung gewiß. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

in Zeiten von Trauer o<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> ist Gott <strong>de</strong>n Menschen nahe <strong>mit</strong> s<strong>ein</strong>em Wort<br />

und Segen. Auf Menschen hin ist Gottes Dienst orientiert, wenn aus Kommen und Gehen,<br />

Wort und Antwort, Nehmen und Geben sich <strong>ein</strong>e Einladung entfaltet, sich auf Gottes Nähe<br />

<strong>ein</strong>zulassen. Durch <strong>de</strong>n Lehrvortrag erleben die Schüler, wie man sprachlich angemessen<br />

und anschaulich <strong>ein</strong>en Sachverhalt darstellen kann. Sie wer<strong>de</strong>n daraufhin in <strong>de</strong>r nächsten<br />

Stun<strong>de</strong> ihre eigenen Präsentationsfähigkeiten trainieren.<br />

e) Anwendung<br />

Die Schüler tauschen sich über ihre Vorstellungen aus und lernen dabei, ihren eigenen<br />

Standpunkt zu vertreten bzw. <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu be<strong>de</strong>nken. Sie entwickeln dadurch<br />

soziales Kompetenzen, die ihnen z.B. in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit hilfreich s<strong>ein</strong> wer<strong>de</strong>n. In<strong>de</strong>m<br />

sie <strong>ein</strong> Gebet für die Schuljahresschlußandacht formulieren, haben sie auch <strong>ein</strong>e Gesamtkonzeption<br />

<strong>de</strong>r Andacht vor Augen, für die sie <strong>ein</strong>e Auswahl und Bewertung von Informationen<br />

vornehmen. Die erste I<strong>de</strong>e, <strong>ein</strong>e Hochzeit zu konzipieren, ist aus Komplexitätsgrün<strong>de</strong>n<br />

fallen gelassen wor<strong>de</strong>n, zumal die Erfahrungswelt <strong>de</strong>r Schüler da<strong>mit</strong> ignoriert<br />

wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Die Schuljahresschlußandacht ersch<strong>ein</strong>t daher praktikabler zu s<strong>ein</strong>. So<br />

erweitert sich das Blickfeld <strong>de</strong>r Schüler über die konkrete Stun<strong>de</strong> hinaus. Sie machen sich<br />

bewußt, daß das Angebot Gottes, Menschen in ihrem Leben zu begleiten, auch für sie besteht.<br />

Die Schüler entschei<strong>de</strong>n aufgrund ihres Wissen, das sie während dieser Einheit erworben<br />

haben, und gemäß ihren kreativen Fähigkeiten, welche Komponenten in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Andachtsentwurf aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Sie beginnen zu reflektieren, inwieweit<br />

sie selbst von Gott angesprochen wer<strong>de</strong>n und darauf antworten wollen.<br />

f) Schluß<br />

Die Stun<strong>de</strong> en<strong>de</strong>t <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ausblick auf die kommen<strong>de</strong> Woche. Die Schüler haben<br />

in <strong>ein</strong>er gewissen Zeit <strong>ein</strong>e gewisse Arbeit geschafft, also <strong>ein</strong>e Leistung erbracht. Diese<br />

Leistung hat Anerkennung verdient. Der Verdacht <strong>de</strong>r Beschäftigung von Schülern soll<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Deshalb wird angekündigt, kommen<strong>de</strong> Woche die Entwürfe zu besprechen.<br />

Zugleich wird <strong>de</strong>n Schülern die Möglichkeit eröffnet, ihre Leistung zu steigern, in<strong>de</strong>m<br />

sie daheim noch offene Aufgaben zu En<strong>de</strong> bringen. Die folgen<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong> wird nämlich<br />

<strong>–</strong> ausgehend von <strong>de</strong>n Entwürfen <strong>–</strong> zu Kasualien im Speziellen vordringen. Die zeichenhaften<br />

Handlungen, Sakramente und an<strong>de</strong>re Symbole wer<strong>de</strong>n in ihrem Be<strong>de</strong>utungsspektrum<br />

im Mittelpunkt stehen. Wie <strong>de</strong>r Beginn ist auch <strong>de</strong>r Schluß standardisiert. Die Schüler<br />

packen ihre Sachen <strong>ein</strong>, stellen die Stühle hoch und verabschie<strong>de</strong>n sich.<br />

17


7. VERLAUFSPLANUNG<br />

Stun<strong>de</strong>: Klasse 8 <strong>de</strong>r Regelschule »Otto Ludwig« in Eisfeld (am 17.6.05 um 10:35 Uhr) Mentorat: Frau Rosenbaum<br />

Vikar: A. <strong>Konrath</strong> Studienleitung: Frau Zimmermann<br />

Stun<strong>de</strong>nziel:<br />

Die Schüler verstehen Gottesdienst, Sakramente und an<strong>de</strong>re kirchliche Handlungen als Zeichen <strong>de</strong>r Treue Gottes auf ihrem Lebensweg.<br />

Zeit Phase / Ziel Lehrerverhalten Schülerverhalten Medien / Metho<strong>de</strong>n Kommentar<br />

10:35 BEGRÜßUNG<br />

Die S. kommen zur Ruhe<br />

und lernen die Prüfungskommission<br />

kennen.<br />

L. wartet, bis sich zum Klingelzeichen alle S.<br />

erhoben und beruhigt haben. Dann begrüßt<br />

er die Klasse und stellt die Kommission vor.<br />

Wir haben heute Gäste, die ich euch gern<br />

vorstellen will.<br />

S. erheben sich zum Klingelzeichen,<br />

beantworten <strong>de</strong>n<br />

Gruß, setzen sich, hören zu. LV<br />

10:35<br />

15’<br />

10:50<br />

10’<br />

EINLEITUNG<br />

Die S. berichten von gottesdienstlichen<br />

Erfahrungen<br />

aus Predigt-, Jugend-,<br />

Abendmahls-, Tauf-, Konfirmations-,<br />

Trau- o<strong>de</strong>r<br />

Trauergottesdiensten.<br />

BEGEGNUNG I<br />

Die S. ent<strong>de</strong>cken Gem<strong>ein</strong>samkeiten<br />

und Unterschie<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Gottesdienstformen,<br />

wodurch die (ökumenische)<br />

Grundstruktur sichtbar gemacht<br />

wird.<br />

Wir haben darüber nachgedacht, daß Gott<br />

Begleitung im Leben anbietet. Woran erinnert<br />

ihr euch?<br />

L. sammelt Beiträge auf Folie<br />

Wie habt ihr diese Feiern erlebt? Was passiert<br />

da? L. schreibt wie<strong>de</strong>r <strong>mit</strong>.<br />

L. läßt Folie zerschnei<strong>de</strong>n, um die Begriffe<br />

frei bewegen zu können:<br />

Ihr habt von unterschiedlichen Erfahrungen<br />

berichtet. Was ist in allen Feiern vorgekommen?<br />

L. legt Untergrundfolie auf und beschriftet<br />

sie.<br />

Was <strong>de</strong>nkt ihr, welche dieser Tätigkeiten<br />

gehen von Gott aus und welche vom<br />

Mensch?<br />

Die S. stellen evtl. Fragen zur<br />

Lehrprobe.<br />

S. nennen sowohl private<br />

Andachten als auch öffentliche<br />

Gottesdienstformen<br />

z.B. Einweihung, Konfirmation,<br />

Taufe, Hochzeit, Beisetzung,<br />

Abendmahls- o<strong>de</strong>r<br />

Predigtgottesdienst.<br />

S. schil<strong>de</strong>rn Gottesdienste<br />

evtl. auch katholische.<br />

Ein S. zerschnei<strong>de</strong>t die Folie.<br />

Ein zweiter S. sortiert die<br />

Begriffe nach »allgem<strong>ein</strong>« &<br />

»beson<strong>de</strong>rs« auf <strong>de</strong>r Folie<br />

nach Vorgaben <strong>de</strong>r Klasse,<br />

die Begriffe aussucht: z.B.<br />

Lesen, Predigen, Beten,<br />

Segen, Musik, Singen, Bekenntnis<br />

o<strong>de</strong>r Kollekte.<br />

Ein dritter S. markiert die<br />

Handlungen Gottes gemäß<br />

<strong>de</strong>n Klassenvorschlägen.<br />

OHP, Folien, Stift,<br />

Brainstorming<br />

Schere<br />

Folienschnipsel auf<br />

Untergrundgrundfolie<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Überschriften<br />

»allgem<strong>ein</strong>« und<br />

»beson<strong>de</strong>rs«<br />

U-Gespräch<br />

noch in <strong>de</strong>r Pause Medien<br />

vorbereiten und Sitzordnung<br />

so gestalten, daß die<br />

Kommission am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Raumes sitzen kann.<br />

Es geht bei Lehrprobe um<br />

<strong>de</strong>n Vikar, nicht um die S.!<br />

Scheu abbauen, vor <strong>de</strong>r<br />

Kommission zu sprechen<br />

für Ernsthaftigkeit sorgen<br />

ruhige S. ermutigen<br />

Beiträge würdigen und<br />

notieren, auch Anfragen<br />

festhalten<br />

weniger auf Gegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>ein</strong>gehen, son<strong>de</strong>rn die<br />

Handlungen in <strong>ein</strong>e Reihenfolge<br />

bringen<br />

Disziplin im Blick behalten<br />

Korrektheit beachten<br />

Gottes Handlungen auf<br />

Folie farbig hervorheben<br />

18


11:00<br />

5’<br />

11:05<br />

10’<br />

11:15<br />

5’<br />

BEGEGNUNG II<br />

Die Schüler erfahren, daß<br />

Gottesdienst in erster Linie<br />

Gottes Dienst an uns Menschen<br />

ist, wenn Gott sich in<br />

<strong>de</strong>n Elementen Wort, Wasser,<br />

Brot und W<strong>ein</strong> uns zuwen<strong>de</strong>t.<br />

Sie sind Zeichen<br />

s<strong>ein</strong>es Bun<strong>de</strong>s, worauf wir<br />

Menschen <strong>mit</strong> Gebet & Gesang<br />

antworten.<br />

ANWENDUNG<br />

Die Schüler verbin<strong>de</strong>n ihr<br />

Wissen über gottesdienstliche<br />

Handlungen <strong>mit</strong> ihren<br />

eigenen Vorstellungen,<br />

in<strong>de</strong>m sie <strong>ein</strong>e mögliche<br />

Schulandacht entwerfen.<br />

Sie machen sich so bewußt,<br />

daß Gott sie auch in ihrem<br />

Leben begleiten will.<br />

SCHLUSS<br />

Wenn ihr jetzt <strong>ein</strong>mal schaut, seht ihr, daß<br />

sich manches im Zentrum befin<strong>de</strong>t und an<strong>de</strong>res<br />

oben bzw. unten.<br />

Im Kern sind nämlich alle Gottesdienste<br />

Gottes Dienst an <strong>de</strong>n Menschen. Speziell in<br />

<strong>de</strong>n Sakramentsfeiern bietet Gott Vergebung<br />

und Gem<strong>ein</strong>schaft an. In <strong>de</strong>n Elementen als<br />

<strong>de</strong>n sichtbaren Zeichen s<strong>ein</strong>es Bun<strong>de</strong>s begegnet<br />

uns Gott ganz individuell. Das Wort<br />

bezeugt Gottes Treue. Darauf antworten wir<br />

<strong>mit</strong> Gebet und Lobgesang. Wir können Gott<br />

alles bringen und vor s<strong>ein</strong>e Füße legen, was<br />

uns beschäftigt. Gott macht uns s<strong>ein</strong>er Fürsorge<br />

und Begleitung gewiß. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

in Zeiten von Trauer o<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> ist Gott <strong>de</strong>n<br />

Menschen nahe <strong>mit</strong> s<strong>ein</strong>em Wort und Segen.<br />

Auf uns Menschen hin ist Gottes Dienst orientiert,<br />

wenn aus Kommen und Gehen, Wort<br />

und Antwort, Nehmen und Geben sich <strong>ein</strong>e<br />

Einladung entfaltet, sich auf Gottes Nähe<br />

<strong>ein</strong>zulassen. Wir notieren also:<br />

L macht Sicht auf Tafel frei.<br />

Entwerft zu zweit <strong>ein</strong>e Schulandacht.<br />

Benutzt dazu Bestandteile von <strong>de</strong>r Folie und<br />

setzt sie so zusammen, wie ihr es gern hättet.<br />

Als kl<strong>ein</strong>er Hinweis: <strong>mit</strong> Gebeten können<br />

wir Danke o<strong>de</strong>r Bitte sagen. Die Musik kann<br />

auch von CD kommen. Vielleicht habt ihr <strong>ein</strong><br />

Symbol, daß Gott in <strong>de</strong>r Schule zeigt? …<br />

Nächste Stun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>t ihr eure I<strong>de</strong>en vorstellen.<br />

Wer heute nicht fertig wird da<strong>mit</strong>, macht<br />

zuhause bitte weiter. Wir wollen ja darüber<br />

beim nächsten Mal sprechen.<br />

Anhand <strong>de</strong>r farbigen Markierung<br />

unterschei<strong>de</strong>n die S.<br />

zwischen Gottes Wort und<br />

unserer Antwort, zwischen<br />

Aktion und Reaktion. Sie<br />

nehmen wahr, daß Gottes<br />

Han<strong>de</strong>ln im Zentrum steht<br />

und unserem Han<strong>de</strong>ln vorausgeht.<br />

S. ent<strong>de</strong>cken Predigt und<br />

Abendmahl als die inhaltliche<br />

Mitte von Gottesdienst.<br />

S. verfolgen <strong>de</strong>n Vortrag.<br />

S. übernehmen Anschrieb<br />

- entwickeln Phantasie für<br />

die Aufgabe in Gesprächen<br />

- beziehen sich und an<strong>de</strong>re<br />

Menschen <strong>ein</strong><br />

- stellen Gottes Han<strong>de</strong>ln in<br />

<strong>de</strong>n Mittelpunkt<br />

S. notieren sich die HA.<br />

Sie fragen ggf. nach.<br />

Folie <strong>mit</strong> markierten<br />

Begriffen<br />

Tafel: GOTTES DIENST<br />

weiße Krei<strong>de</strong><br />

LV<br />

Reli-Hefter<br />

Tafelanschrieb<br />

Christen feiern Gottesdienst,<br />

weil Gott uns<br />

dient. In Brot und W<strong>ein</strong>,<br />

im Wasser und Wort<br />

erkennen wir die Zeichen<br />

s<strong>ein</strong>er Treue.<br />

Ablauf: siehe Folie<br />

Partnerarbeit<br />

LV<br />

Zeit beachten<br />

ggf. Lesbarkeit beachten<br />

bei Zeitdruck<br />

Gruppen bewußt zusammenstellen,<br />

k<strong>ein</strong>e Solisten<br />

k<strong>ein</strong>e engen Vorgaben,<br />

son<strong>de</strong>rn Tips geben<br />

auf Form achten<br />

auf Zeit achten<br />

auf EG 820ff. hinweisen<br />

Plätze aufräumen<br />

Stühle hochstellen<br />

19


8. BIBLIOGRAPHIE<br />

Die Angaben sind nach CIP <strong>–</strong> Einheitsaufnahme <strong>de</strong>r Deutschen Bibliothek alphabetisch angeordnet.<br />

Die Bibel<br />

nach <strong>de</strong>r Übersetzung Martin Luthers: Bibeltext in <strong>de</strong>r revidierten Fassung von 1984 /<br />

hrsg. von <strong>de</strong>r Evangelischen <strong>Kirche</strong> in Deutschland. <strong>–</strong> Son<strong>de</strong>rausgabe <strong>–</strong> Stuttgart:<br />

Deutsche Bibelgesellschaft, 1999<br />

Bieritz, Karl-H<strong>ein</strong>rich:<br />

Liturgik. <strong>–</strong> 1. Aufl. <strong>–</strong> Berlin: Walter <strong>de</strong> Gruyter, 2004.<br />

Brunner, Peter:<br />

Zur Lehre vom Gottesdienst <strong>de</strong>r im Namen Jesu versammelten Gem<strong>ein</strong><strong>de</strong>. <strong>–</strong> Neudr. /<br />

<strong>mit</strong> <strong>ein</strong>em Vorw. von Joachim Stalmann. <strong>–</strong> Hannover: Luth. Verl.-Haus, 1993<br />

(Leiturgia; N.F., Bd. 2)<br />

Fraas, Hans-Jürgen:<br />

Die Religiosität <strong>de</strong>s Menschen: Ein Grundriß <strong>de</strong>r Religionspsychologie. <strong>–</strong> Göttingen:<br />

Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht, 1990.<br />

(UTB für Wissenschaft: Uni-Taschenbücher; 1578)<br />

Lehrplan für die Regelschule und für die För<strong>de</strong>rschulen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bildungsgang <strong>de</strong>r<br />

Regelschule: Evangelische Religionslehre / hrsg. vom Thüringer Kultusministerium. 1999<br />

Oerter, Rolf; Montada, Leo:<br />

Entwicklungspsychologie. <strong>–</strong> 5., vollst. überarbeitete Aufl. <strong>–</strong> W<strong>ein</strong>heim; Basel; Berlin: Beltz<br />

Verlage, 2002.<br />

Benselers Griechisch - Deutsches Wörterbuch /<br />

bearb. v. Adolf Kaegi. <strong>–</strong> 18. Aufl. <strong>–</strong> Leipzig: Enzyklopädie, 1985<br />

Schweitzer, Friedrich:<br />

Lebensgeschichte und Religion: Religiöse Entwicklung und Erziehung im Kin<strong>de</strong>s- und<br />

Jugendalter. <strong>–</strong> 2. Aufl. <strong>–</strong> München: Kaiser, 1991.<br />

I


Volp, Rainer:<br />

Liturgik: die Kunst, Gott zu feiern / Rainer Volp. <strong>–</strong><br />

Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus Mohn<br />

Bd. 1. Einführung und Geschichte. <strong>–</strong> 1992<br />

Bd. 2. Theorie und Gestaltung. <strong>–</strong> 1994<br />

9. EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG<br />

Hier<strong>mit</strong> versichere ich, Andreas <strong>Konrath</strong>, <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Religionsunterrichtsentwurf<br />

eigenständig und ohne frem<strong>de</strong> Hilfe angefertigt zu haben. Ich habe <strong>de</strong>r Arbeit ausschließlich<br />

die in <strong>de</strong>r Bibliographie aufgezeigte Literatur zu Grun<strong>de</strong> gelegt.<br />

Eisfeld, <strong>de</strong>n 10. Juni 2005<br />

II

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