Der Weg von der Schule in die Arbeitswelt ... - KIBB
Der Weg von der Schule in die Arbeitswelt ... - KIBB
Der Weg von der Schule in die Arbeitswelt ... - KIBB
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16. Hochschultage Berufliche Bildung<br />
Workshop 10:<br />
Bildungspersonal<br />
<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>:<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
für <strong>die</strong> pädagogischen Fachkräfte<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
Osnabrück, 24.03.2011<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Übersicht<br />
BIBB-Forschungsprojekt<br />
„Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>die</strong> Professionalität des Bildungspersonals im<br />
Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>“<br />
1. Kontext:<br />
Bildungspolitische und pädagogische Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
2. Forschungsdesign:<br />
Projektziele, theoretische Basis und methodisches Vorgehen<br />
3. E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Zwischenergebnisse:<br />
Kooperation/Zusammenarbeit <strong>der</strong> Berufsgruppen<br />
und Netzwerkarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />
4. Weiterarbeit:<br />
Vertiefung und abschließende Auswertung<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Bildungspolitische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
Gestaltung des gesamten Übergangsbereichs:<br />
„För<strong>der</strong>ketten aufbauen statt Warteschleifen herzustellen“<br />
• Abstimmung <strong>der</strong> unterschiedlichen Akteure und Transparenz<br />
<strong>der</strong> Bildungsangebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em regionalen Übergangsmanagement;<br />
• Aufbau <strong>von</strong> dauerhaften, vernetzten Strukturen, für e<strong>in</strong>e<br />
passgenaue Beratung und Vermittlung <strong>von</strong> Jugendlichen;<br />
• präventive Angebote durch e<strong>in</strong>e gezielte Berufsorientierung<br />
(mit Potenzialanalyse), bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong>;<br />
• <strong>in</strong>dividuelle Bildungsbegleitung bis h<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> Berufsausbildung.<br />
(Siehe dazu <strong>die</strong> BMBF-Initiative „Bildungsketten“ und das För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument des<br />
BMAS zur „Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleitung“)<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Pädagogische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
Verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
<strong>die</strong> pädagogischen Fachkräfte<br />
Welche Kompetenzen brauchen<br />
<strong>die</strong> pädagogischen Fachkräfte,<br />
um <strong>die</strong>se anspruchsvolle Aufgabe<br />
erfüllen zu können?<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Ziele des BIBB-Forschungsprojektes<br />
Ziel ist es, <strong>die</strong> verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>die</strong> Professionalität<br />
des Bildungspersonals im Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong><br />
zu ermitteln und Kompetenzprofile herauszuarbeiten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser<br />
spezifischen Aufgabe entsprechen.<br />
Folgende Berufsgruppen werden e<strong>in</strong>bezogen<br />
(als zentrale Akteure e<strong>in</strong>es regionalen Übergangsmanagements):<br />
• Lehrkräfte <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong>n<br />
• und Lehrkräfte aus beruflichen <strong>Schule</strong>n<br />
• Sozialpädagog<strong>in</strong>nen und -pädagogen beim Bildungsträger<br />
• sowie Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong> (Praktikabetreuung).<br />
E<strong>in</strong> Ergebnis des Forschungsprojektes:<br />
Empfehlungen für <strong>die</strong> <strong>in</strong>haltliche Ausrichtung und Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Aus-, Fort- und Weiterbildung <strong>die</strong>ser vier Berufsgruppen.<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Zentrale forschungsleitende Annahme<br />
Die Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion<br />
stellt für alle Berufsgruppen e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
Dimension <strong>von</strong> Professionalität dar.<br />
Sie ist entscheidend dafür, <strong>in</strong>dividuelle<br />
Bildungsprozesse zu gestalten und e<strong>in</strong>e<br />
„benachteiligungssensible Betrachtung“<br />
(Kruse 2010) e<strong>in</strong>nehmen zu können.<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Forschungsschablone<br />
Konzept <strong>der</strong> reflexiven pädagogischen Professionalisierung (Arnold 2005)<br />
Reflektieren<br />
personale Kompetenzen, emotionale<br />
Kompetenzen, Stärken- und<br />
Schwächenanalyse<br />
Strukturebene<br />
Pädagogische<br />
Professionalität<br />
regionales<br />
Bed<strong>in</strong>gungsgefüge<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Konkretisierung <strong>von</strong> Kompetenzbereichen<br />
In Anlehnung an <strong>die</strong> formulierten<br />
Kompetenzen <strong>in</strong> den Bildungswissenschaften (KMK 2004):<br />
• „Unterrichten“<br />
z.B. an den Fähigkeiten und den Lebenswelterfahrungen <strong>der</strong><br />
Jugendlichen anzusetzen;<br />
• „Erziehen“<br />
z.B. ihre Selbst- und Sozialkompetenz (wie Konfliktfähigkeit)<br />
zu för<strong>der</strong>n;<br />
• „Beurteilen/Beraten/Begleiten“<br />
z.B. ihre Lernvoraussetzungen zu diagnostizieren, För<strong>der</strong>pläne zu<br />
entwickeln und Lernprozesse zu reflektieren;<br />
• „Innovieren“<br />
z.B. <strong>die</strong> eigene Professionalität weiter zu entwickeln, <strong>die</strong> eigene<br />
Teamfähigkeit zu stärken, Kooperation und Vernetzung aufzubauen.<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Entwicklung <strong>von</strong> Kompetenzprofilen<br />
Die Kompetenzbereiche be<strong>in</strong>halten jeweils<br />
(Kimmelmann 2010):<br />
‣ Kenntnisse<br />
‣ Fertigkeiten<br />
‣ E<strong>in</strong>stellungen/Haltungen<br />
(Arnold 2007, Oevermann 1996, Vester 2009)<br />
E<strong>in</strong> Kompetenzprofil für<br />
„pädagogisches Übergangshandeln als kooperative Aufgabe“<br />
<strong>der</strong> vier Berufsgruppen<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Methodisches Vorgehen und bisheriger Projektverlauf<br />
Qualitative Verfahren (Lamnek 1995, Witzel 2000, Mayr<strong>in</strong>g 2000)<br />
1. Phase<br />
Sekundäranalytische<br />
Erhebung und Durchführung<br />
<strong>von</strong> Expertengesprächen<br />
Auswahl <strong>von</strong><br />
acht Regionen<br />
2. Phase<br />
Thema:<br />
Kooperation und Vernetzung,<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsebenen<br />
Gruppengespräche<br />
mit Vertreter/-<strong>in</strong>nen aller vier<br />
Berufsgruppen (n = 8)<br />
3. Phase<br />
parallel<br />
Fragestellungen:<br />
Welche Kompetenzen stehen zur<br />
Verfügung, welche werden gebraucht?<br />
Wie werden sie erworben?<br />
Abbildung des (regionalen)<br />
„Bed<strong>in</strong>gungsgefüges“<br />
pädagogischen Handelns<br />
E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews<br />
mit allen vier Berufsgruppen<br />
(n = 32)<br />
Regionale Fallstu<strong>die</strong>n<br />
an den acht Standorten<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Los 1:<br />
nördliche Regionen<br />
Universität Bremen<br />
(Akademie für Arbeit und<br />
Politik)<br />
Forschungskooperation<br />
Hamburg<br />
Lübeck<br />
Los 2:<br />
östliche Regionen<br />
Universität Hildesheim<br />
(Institut für Sozial- &<br />
Organisationspädagogik)<br />
Kreis Lippe<br />
Los 1<br />
Fürstenwalde<br />
Los 2<br />
Los 3:<br />
südliche Regionen<br />
Institut für Arbeitsmarktforschung<br />
und Jugendberufshilfe<br />
(IAJ)<br />
Regionale Fallstu<strong>die</strong>n an<br />
allen acht Standorten<br />
Sozialforschungsstelle<br />
Dortmund (TU Dortmund)<br />
Kreis Offenbach<br />
Freiburg<br />
Los 3<br />
Suhl<br />
Nürnberg<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
1. Forschungsphase: Auswahl <strong>der</strong> Regionen<br />
Auswahlkriterien für <strong>die</strong> Standorte:<br />
• breite regionale Streuung (Verteilung<br />
auf mehrere Bundeslän<strong>der</strong>);<br />
• E<strong>in</strong>bezug unterschiedlicher Regionstypen<br />
bzw. Gebietskörperschaften;<br />
• möglichst große Bandbreite h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> Situation auf dem regionalen<br />
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt;<br />
• Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es entwickelten und<br />
erprobten Modells e<strong>in</strong>es regionalen<br />
Übergangsmanagements;<br />
• Kooperationserfahrungen aller vier<br />
Berufsgruppen.<br />
unterschiedliche Modelle<br />
e<strong>in</strong>es regionalen<br />
Übergangsmanagements<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>von</strong><br />
beschriebenen<br />
Qualitätsdimensionen<br />
(Kühnle<strong>in</strong> 2009)<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
2. Forschungsphase: Exploration des Forschungsfeldes<br />
Durchführung <strong>von</strong> Expertengesprächen <strong>in</strong> den acht Regionen<br />
1. Präzisierung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsebenen<br />
2. Zusammensetzung <strong>der</strong> Untersuchungspopulation<br />
3. Durchführung <strong>der</strong> Gruppengespräche <strong>in</strong> den acht Regionen<br />
4. Auswahl <strong>der</strong> Personen für <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Übergangsgestaltung<br />
Zwei Komponenten,<br />
<strong>die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsebenen<br />
für <strong>die</strong> pädagogischen Fachkräfte darstellen:<br />
1. Individuelle Übergangsbegleitung<br />
(fallbezogene Begleitung)<br />
2. Strukturelles Übergangsmanagement<br />
(Vernetzung, Kooperation, Abstimmung)<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
1. Individuelle Übergangsbegleitung<br />
Biografische Berufswegebegleitung<br />
‣ mit dem Ziel, geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong>/dem Jugendlichen realistische Bildungsund<br />
Ausbildungswünsche zu entwickeln (system- und ressourcenorientiert).<br />
allgeme<strong>in</strong><br />
bildende<br />
<strong>Schule</strong><br />
Bildungsträger / Berufliche <strong>Schule</strong><br />
Betrieb<br />
<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> den Beruf und <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong><br />
Berufsorientierung<br />
schulische +<br />
außerschulische<br />
Berufsvorbereitung<br />
betriebliche +<br />
außerbetriebliche<br />
Berufsausbildung<br />
<strong>Arbeitswelt</strong>/<br />
Erwerbsleben<br />
Präventive Funktion<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
2. Strukturelles Übergangsmanagement<br />
Vernetzung und Kooperation aller beteiligten Akteure<br />
Zusammenarbeit<br />
ist charakterisiert<br />
durch jeweils<br />
unterschiedliche<br />
• Handlungslogiken<br />
• gesetzliche Grundlagen<br />
• Zugänge zum Handlungsfeld<br />
und zur<br />
Zielgruppe<br />
• professionelles<br />
Selbstverständnis<br />
• Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für pädagogisches<br />
Handeln<br />
Bildungsträger<br />
Gewerkschaft,<br />
Eltern,<br />
MSO<br />
Wirtschaft,<br />
Betriebe,<br />
Kammern<br />
Allgeme<strong>in</strong><br />
bildende <strong>Schule</strong><br />
STEUERUNG<br />
und<br />
KOORDINATION<br />
Träger <strong>der</strong><br />
Grundsicherung:<br />
ARGEn /<br />
Optionskommunen<br />
Berufliche<br />
<strong>Schule</strong><br />
Agentur<br />
für Arbeit /<br />
Berufsberatung<br />
Jugendämter<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Zusammensetzung <strong>der</strong> Untersuchungspopulation<br />
Gruppengespräche (n = 8), <strong>in</strong>sges. 52 Teilnehmende (4-10 pro Region)<br />
Berufsgruppen:<br />
• 15 Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen<br />
• 13 Lehrkräfte allgeme<strong>in</strong> bildende <strong>Schule</strong><br />
• 12 Lehrkräfte berufliche <strong>Schule</strong><br />
• 12 Sozialpädagog<strong>in</strong>nen/-pädagogen<br />
Geschlecht:<br />
• 28 Männer<br />
• 24 Frauen<br />
Bisherige berufliche Tätigkeiten<br />
(aller Teilnehmenden)<br />
4<br />
2 3<br />
16<br />
berufsbezogene Tätigkeit(en)<br />
berufsfremde Tätigkeit(en)<br />
Leitungstätigkeit(en)<br />
berufsbezogene und<br />
berufsfremde Tätigkeit(en)<br />
berufsbezogene und<br />
Leitungstätigkeit(en)<br />
14<br />
2<br />
7<br />
berufsfremde und<br />
Leitungstätigkeit(en)<br />
berufsbezogene, berufsfremde<br />
und Leitungstätigkeiten<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Die pädagogischen Fachkräfte<br />
Sozialpädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />
Sie sehen sich als „<strong>die</strong> Netzwerker“, nehmen<br />
Vermittlerfunktion e<strong>in</strong> und stellen Kooperationsbeziehungen<br />
zwischen den Institutionen,<br />
verschiedenen Aufgabenbereichen und den<br />
Fachkräften her. Sie nehmen e<strong>in</strong>e subjektorientierte<br />
Sichtweise den Jugendlichen<br />
gegenüber e<strong>in</strong> und „(...) alles, was <strong>in</strong>tensivere<br />
Beziehungspflege betrifft – <strong>die</strong> Lebensweltorientierung“<br />
sehen sie als ihre Aufgabe an.<br />
Lehrkräfte (berufl. <strong>Schule</strong>n)<br />
Sie bewerten ihre Arbeit, als e<strong>in</strong>e, <strong>die</strong> „über<br />
Pflicht und Engagement h<strong>in</strong>aus“ geht und „e<strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>es Selbstverständnis“ for<strong>der</strong>t. Ihre<br />
Aufgabe verstehen sie sehr berufsbezogen<br />
(„Kompetenz zur beruflichen Diagnose“). E<strong>in</strong><br />
„persönliches Netzwerk“ verbessere ihre<br />
Arbeit; Schulsozialarbeit sei „e<strong>in</strong> unglaublicher<br />
Gew<strong>in</strong>n für <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>“, s<strong>in</strong>nvoll wäre auch,<br />
wenn „alles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hand bleiben“ könnte.<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
Lehrkräfte (allg. bild. <strong>Schule</strong>n)<br />
Sie geben sich e<strong>in</strong>e wichtige Rolle im Berufswahlprozess<br />
(„wir kennen <strong>die</strong> Schüler am<br />
besten“); BO ist eng mit Personen verknüpft:<br />
„Lehrkräfte müssen Lust haben, sich am Nachmittag<br />
um <strong>die</strong> Berufsorientierung zu kümmern“,<br />
unterstützend s<strong>in</strong>d: <strong>die</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s Kollegium,<br />
<strong>die</strong> Schulform und e<strong>in</strong> Schulprogramm.<br />
„För<strong>der</strong>lehrer s<strong>in</strong>d Allroun<strong>der</strong>“ und sehen ihre<br />
Aufgabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen För<strong>der</strong>ung.<br />
Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen<br />
Sie wünschen sich klarere Strukturen <strong>der</strong><br />
Zusammenarbeit, zusätzliche Unterstützung<br />
und e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Ansprache; <strong>die</strong> Lehrkräfte<br />
sollten <strong>die</strong> „Sprache <strong>der</strong> Betriebe“ sprechen.<br />
Ihre Arbeit be<strong>in</strong>halte immer mehr e<strong>in</strong>e „soziale<br />
Aufgabe“, was nicht ihr eigentlicher Auftrag sei.<br />
Fachliche und soziale „Grundvoraussetzungen“<br />
könnten nicht im Betrieb bearbeitet und<br />
Probleme dort nicht „ausgebügelt“ werden.<br />
®
Die Kooperation und Zusammenarbeit <strong>der</strong> Berufsgruppen<br />
Die Kooperation<br />
gestaltet sich nicht gleichermaßen <strong>in</strong>tensiv zwischen allen Berufsgruppen.<br />
Die Zusammenarbeit f<strong>in</strong>det eher konkret auf <strong>der</strong> unmittelbaren Arbeitsebene statt<br />
(häufig aufgrund e<strong>in</strong>er Problemlage des Jugendlichen), d.h. im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Case<br />
Managements, weniger auf <strong>der</strong> strukturellen Ebene.<br />
Als för<strong>der</strong>lich erweisen sich <strong>in</strong>stitutionalisierte Kooperationsverhältnisse zwischen den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Kooperationspartnern (z.B. AK <strong>Schule</strong>/Wirtschaft) o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
eigenen Berufsgruppe (z.B. „Netzwerk engagierter Betriebe“ <strong>der</strong> Kammer) sowie<br />
geme<strong>in</strong>same Arbeitsprojekte („Suchtprävention“) und themenbezogene Arbeitskreise<br />
(AK „Häusliche Gewalt“).<br />
Die Sicht auf <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e Berufsgruppe<br />
erfolgt aus <strong>der</strong> jeweils eigenen Perspektive heraus, <strong>die</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Professionssicht, dem spezifischen Arbeitszusammenhang und Arbeitsauftrag<br />
sowie <strong>von</strong> <strong>der</strong> „eigenen“ Institution ausgehend und den kontextuellen Bed<strong>in</strong>gungen,<br />
bestimmt werden.<br />
Es sche<strong>in</strong>en spezifische Arbeits- und auch Lebenswelten aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu treffen.<br />
Die bestehende Skepsis <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en Berufsgruppe sche<strong>in</strong>t mit <strong>der</strong> (positiven)<br />
Erfahrung e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit abzunehmen und Bewertungen sich zu verän<strong>der</strong>n.<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Die Netzwerkarbeit und <strong>der</strong> Stellenwert des Netzwerkes<br />
<strong>Der</strong> Aufbau <strong>von</strong> Netzwerken<br />
wird als „zentral für <strong>die</strong> Übergangsgestaltung“ betrachtet.<br />
Zu erkennen ist e<strong>in</strong> unterschiedliches Netzwerkverständnis: Häufig bleibt unklar, wie das<br />
Netzwerk arbeitet, wie stabil es ist, welchen Status es hat. Es wird häufig <strong>von</strong> „persönlichen<br />
Netzwerken“ (auch: „Beziehungen“) gesprochen. Je mehr Berufserfahrung<br />
vorliegt, desto enger kann das persönliche und berufliche Netzwerk se<strong>in</strong>.<br />
Teilweise existieren mehrere, verschiedene Netzwerke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />
<strong>die</strong> nicht unbed<strong>in</strong>gt wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em regionalen Netzwerk verbunden s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>e überschaubare Kommunikationsstruktur ist för<strong>der</strong>lich für <strong>die</strong> Zusammenarbeit,<br />
auch e<strong>in</strong>e zentrale Stelle, mit e<strong>in</strong>er festen Ansprechperson (entlastende Funktion).<br />
Die Netzwerkpartner<br />
erhalten e<strong>in</strong>e unterschiedliche Wertigkeit (Bedeutungszuschreibung). Die Betriebe<br />
nehmen e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert e<strong>in</strong> („Zentral ist, dass <strong>die</strong> Betriebe nicht verschreckt<br />
werden“, BL). Es bestehen unterschiedliche Zugänge zu e<strong>in</strong>zelnen Netzwerkpartnern<br />
(„schwierige Netzwerkpartner“), auch Konkurrenzen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> („Sie arbeiten lieber<br />
mit den Bildungsträgern zusammen, weil sie dort mehr Vorgaben machen können“,<br />
BL) und spezifische Erwartungen („Die Jugendlichen werden dort nicht betreut,<br />
son<strong>der</strong>n verwaltet“, SP). E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Grundverständnis und e<strong>in</strong> „respektvoller<br />
Umgang“ (AL) wird als Voraussetzung für <strong>die</strong> Zusammenarbeit betrachtet.<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
Zwischenergebnisse<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen Übergangsbegleitung und e<strong>in</strong>es strukturellen Übergangsmanagements<br />
stellen sich allen am Übergangsgeschehen beteiligten Institutionen<br />
und Berufsgruppen.<br />
Berufswegebegleitung<br />
wird zur Querschnittsaufgabe, e<strong>in</strong> Coach hat entlastende Funktion und fungiert als<br />
Schnittstelle zwischen den Berufsgruppen.<br />
Kooperation <strong>der</strong> Berufsgruppen<br />
f<strong>in</strong>det eher auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen (konkrete Problemlage) als auf <strong>der</strong> strukturellen<br />
Ebene (vernetzte Zusammenarbeit) statt.<br />
Netzwerkverständnis<br />
ist bei allen Beteiligten unterschiedlich ausgeprägt, sowohl bezogen auf <strong>die</strong> Arbeit<br />
des Netzwerkes, als auch auf den Stellenwert, den es jeweils e<strong>in</strong>nimmt; e<strong>in</strong>zelne<br />
Partner erhalten e<strong>in</strong>e höhere Wertigkeit (Bedeutungszuschreibung).<br />
Neue Inhalte und Sett<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>er Fort- und Weiterbildung<br />
brauchen <strong>in</strong>stitutionen- und berufsgruppenübergreifende sowie prozessbegleitende<br />
Konzepte im regionalen Kontext.<br />
Voraussetzung für <strong>die</strong> „Entfaltung“ <strong>von</strong> Professionalität<br />
s<strong>in</strong>d regionale Strukturen (z.B. regionale Koord<strong>in</strong>ierung sowie Bildungsbüros) und<br />
<strong>in</strong>stitutionelle Unterstützungsformen (z.B. Schulsozialarbeit und Schulprogramm).<br />
®
3. Forschungsphase: Vertiefung<br />
Durchführung <strong>von</strong> E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews und Expertengesprächen<br />
Erschließung subjektiver Deutungsstrukturen:<br />
Durchführung und Auswertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews<br />
• mit den vier Berufsgruppen (n = 4)<br />
• an allen acht Standorten (n = 8)<br />
Abstimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Forschungskooperation<br />
Durchführung <strong>von</strong> Expertengesprächen mit regional<br />
Verantwortlichen und Erstellung <strong>von</strong> regionalen Fallstu<strong>die</strong>n<br />
• zur Erfassung struktureller und <strong>in</strong>stitutioneller<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<br />
• zur Abbildung des (regionalen) Bed<strong>in</strong>gungsgefüges<br />
pädagogischen Handelns<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Abschließende Auswertung<br />
Zusammenführung<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse aus den Interviews mit den<br />
regionalen Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Auswertung<br />
bezogen auf <strong>die</strong> Regionen und<br />
auf <strong>die</strong> Berufsgruppen<br />
Entwicklung<br />
<strong>von</strong> Kompetenzprofilen („pädagogisches<br />
Übergangshandeln als kooperative Aufgabe“)<br />
Empfehlungen<br />
für <strong>die</strong> <strong>in</strong>haltliche Ausrichtung und Gestaltung <strong>der</strong> Aus-,<br />
Fort- und Weiterbildung <strong>der</strong> vier Berufsgruppen<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Vielen Dank<br />
für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
Arbeitsbereich 3.3<br />
Entwicklungsprogramme /<br />
Modellversuche / Innovation und Transfer<br />
Telefon: 0228-107-2628<br />
Email: byl<strong>in</strong>ski@bibb.de<br />
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt:<br />
www.kibb.de/wlk51853.htm<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Literatur<br />
Arnold, Rolf (2005): Didaktik <strong>der</strong> Lehrerbildung. Das Konzept <strong>der</strong> reflexiven pädagogischen Professionalisierung.<br />
In: GEW-Zeitung Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Heft 5/2005, S. XVII-XX<br />
Arnold, Rolf/Gomez Tutor, Claudia (2007): Grundl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>er Ermöglichungsdidaktik. Bildung ermöglichen -<br />
Vielfalt gestalten. Augsburg.<br />
Böhnisch, Lothar (1997): Sozialpädagogik <strong>der</strong> Lebensalter. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung. We<strong>in</strong>heim/München<br />
Bojanowski, Arnulf/ Eckhardt, Peter/Ratsch<strong>in</strong>ski, Günter (2005): Forschung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung.<br />
Son<strong>die</strong>rungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unübersichtlichen Landschaft. In: bwp@, Ausgabe 6, 2004<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung (2008): Von <strong>der</strong> Hauptschule <strong>in</strong> Ausbildung und Erwerbsarbeit:<br />
Ergebnisse des DJI-Übergangspanels. Bonn/Berl<strong>in</strong> 2008<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung (2011): Abschluss und Anschluss - Bildungsketten bis zum<br />
Ausbildungsabschluss. http://www.bmbf.de/de/14737.php<br />
Byl<strong>in</strong>ski, Ursula (2008): Herausfor<strong>der</strong>ungen im Übergangssystem: System ohne Regel o<strong>der</strong> Regelsystem? . In:<br />
berufsbildung, 62 (2008) 112, S. 7-10<br />
Byl<strong>in</strong>ski, Ursula (2010): Gestaltung <strong>in</strong>dividueller <strong>Weg</strong>e <strong>in</strong> den Beruf: hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>die</strong><br />
Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleitung. In: berufsbildung, 64 (2010) 125, S. 13-15<br />
Combe, Arno/Helsper, Werner (Hrsg.) (1996): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus<br />
pädagogischen Handelns. Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Freudenberg-Stiftung: We<strong>in</strong>heimer Initiative 2007. Lokale Verantwortung für Bildung und Ausbildung. E<strong>in</strong>e<br />
öffentliche Erklärung. We<strong>in</strong>heim 2007<br />
Kimmelmann, Nicole (2010): Diversity-Kompetenzen <strong>von</strong> Lehrkräften und Ausbil<strong>der</strong>n. Standards für e<strong>in</strong>e neue<br />
Aus- und Weiterbildung des Berufsbildungspersonals. In: berufsbildung Heft 123, S. 8-10<br />
Kremer, Manfred (2009): Bildungsketten wirksam knüpfen! In: BWP (2009) 2, S. 3-4<br />
Kruse, Wilfried & Expertengruppe (2010): Jugend: <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>. Bildungsmanagement als<br />
kommunale Aufgabe. Stuttgart<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®
Literatur<br />
Kühnle<strong>in</strong>, Gertrud (2009): Modelle des regionalen Übergangsmanagements: Merkmale, Qualitätsdimensionen,<br />
Standortprofile. Dortmund<br />
Lamnek, Siegfried (1995): Qualitative Sozialforschung. Band 2. Methoden und Techniken. We<strong>in</strong>heim<br />
Mayr<strong>in</strong>g, Philipp (2000): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. We<strong>in</strong>heim<br />
Niemeyer, Beatrix (2004): Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung zwischen Berufung und Profession. Professionstheoretische<br />
Überlegungen zu e<strong>in</strong>em diffusen Bildungsbereich. In: bwp@ Ausgabe 6, 2004<br />
Oevermann, Ulrich (1996): Theoretische Skizze e<strong>in</strong>er revi<strong>die</strong>rten Theorie professionalisierten Handelns. In: Combe,<br />
Arno/Helsper, Werner (Hrsg.) (1996): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen<br />
Handelns. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, S. 70-82<br />
Schiersmann, Christiane u.a. (2008): Qualität und Professionalität <strong>in</strong> Bildungs- und Berufsberatung. Bielefeld<br />
Sekretariat <strong>der</strong> Ständigen Konferenz <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>ister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland (2004):<br />
Standards für <strong>die</strong> Lehrerbildung: Bildungswissenschaften. Bonn<br />
Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik (<strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft) (Hrsg.) (2009):<br />
Memorandum zur Professionalisierung des pädagogischen Personals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Integrationsför<strong>der</strong>ung aus<br />
berufsbildungswissenschaftlicher Sicht. Bonn<br />
Thiele, Peter (2010): Neue Integrationschancen <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung? In: Wirtschaft und Berufserziehung<br />
(2010) 2.10, S. 19-22<br />
Witzel, Andreas (2000): Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum:<br />
Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228<br />
Vester, Michael (2008): <strong>Der</strong> klassenkampf um <strong>die</strong> Bildungschancen. In: Neue Praxis. Zeitschrift für Sozialarbeit,<br />
Sozialpädagogik und Sozialpolitik, 1/2008, S.80-86<br />
Zabeck, Jürgen (1999): Zur Entwicklung <strong>der</strong> Professionalisierung und Professionalität des Handelslehrers. In:<br />
Tramm, Tade/Sembill, Detlef/Klauser, Fritz/John, Ernst (Hrsg.): Professionalisierung kaufmännischer<br />
Berufsbildung. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, S. 278-291.<br />
Dr. Ursula Byl<strong>in</strong>ski, AB 3.3<br />
®