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1.4 Strategien der Beschaffungs- und Liefererpo- litik - Kiehl

1.4 Strategien der Beschaffungs- und Liefererpo- litik - Kiehl

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<strong>Beschaffungs</strong>-Marketing <strong>und</strong> Marktrecherchen<br />

Marketingstrategien <strong>der</strong> Beschaffung<br />

S trategiekomplex: I nhalte:<br />

Entscheidungsparameter:<br />

Information <strong>und</strong><br />

Kommunikation<br />

Markt<br />

- auftreten<br />

- verhalten<br />

Vertragsgestaltun<strong>und</strong><br />

Kon-<br />

ditionenpo<strong>litik</strong><br />

Absatz- u. Produktionsprogramm<br />

Eigenfertigung/Fremdbezug<br />

Technologieanwendung<br />

Fertigungstiefe <strong>und</strong> -breite<br />

Marktanteils- u. Mengenstrategien<br />

Qualitätspo<strong>litik</strong><br />

<strong>Beschaffungs</strong>po<strong>litik</strong><br />

Festlegungen zu den<br />

Lieferern:<br />

Art, Form <strong>und</strong> Logistik<br />

<strong>der</strong> Beschaffung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Arbeitsteilung zwischen<br />

Lieferer <strong>und</strong> Ab-<br />

nehmer<br />

Festlegungen <strong>und</strong> Regeln<br />

zum sachlichen<br />

<strong>und</strong> persönlichen Um-<br />

gang mit externen Part-<br />

nern<br />

Marktrecherchen<br />

Bedarfsangebote<br />

Liefererbeziehungen<br />

Liefererför<strong>der</strong>ung<br />

Festlegungen zu den<br />

vertraglichen Voraussetzungen,<br />

Bedingun-<br />

gen <strong>und</strong> Zielen<br />

<strong>Beschaffungs</strong>programmpo<strong>litik</strong><br />

Festlegungen zum<br />

<strong>Beschaffungs</strong>programm:<br />

Gesamtheit <strong>der</strong> Be-<br />

schaffungsgüter nach<br />

Qualität, Menge <strong>und</strong><br />

Periodenbedarf<br />

Bereitstellungsstrategien<br />

Sourcingstrategien<br />

Logistikstrategien<br />

Versorgungssicherungsstrategien<br />

Liefererselektion<br />

Kauf o<strong>der</strong> Miete<br />

Verhalten <strong>und</strong> Beziehungen<br />

Kooperation <strong>und</strong> Administration<br />

Verhandlungen<br />

Konfliktmanagement<br />

Public Relations<br />

Unternehmenspo<strong>litik</strong><br />

<strong>Beschaffungs</strong>po<strong>litik</strong><br />

Wettbewerbspo<strong>litik</strong><br />

Vertragsarten<br />

Leistung <strong>und</strong> Gegenleistung<br />

Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

Finanzierungsstrategien<br />

<strong>1.4</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Beschaffungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Liefererpo</strong><strong>litik</strong><br />

Der Lieferer wird immer mehr zu einem Kooperationspartner, <strong>der</strong> nicht nur Waren<br />

liefert, son<strong>der</strong>n auch wesentliche Beiträge<br />

❑ zur Verbesserung <strong>der</strong> Produkte <strong>und</strong> Prozesse<br />

❑ zur Optimierung <strong>der</strong> Kosten-/Leistungsrelationen<br />

❑ zur Flexibilität <strong>und</strong> Versorgungssicherheit<br />

❑ zum Fortschritt <strong>und</strong> zur Erhaltung <strong>der</strong> eigenen Wettbewerbsfähigkeit<br />

❑ zur Realisierung von Synergien<br />

einbringen kann. Diese Verlagerung des Leistungsverhaltens unterstützt gleichzeitig<br />

auch die strategische Beschränkung auf eigene Kernkompetenzen.


<strong>Beschaffungs</strong>marketing<br />

<strong>Beschaffungs</strong>marketing ist vorwiegend eine Motivationsaufgabe.<br />

Die <strong>Beschaffungs</strong>po<strong>litik</strong> formuliert <strong>und</strong> organisiert die<br />

❑ Funktionen <strong>und</strong> Aufgaben<br />

❑ Vorgaben für Verhalten <strong>und</strong> Handeln<br />

❑ Regeln <strong>der</strong> Beziehungsgestaltung<br />

❑ Kriterien <strong>der</strong> Entscheidungsfindung<br />

❑ Kontrollverpflichtungen<br />

<strong>und</strong> gibt die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Verfahrensweisen für die Realisierung <strong>der</strong> <strong>Beschaffungs</strong>ziele<br />

vor. Daraus werden die orientierenden <strong>Strategien</strong> für das Beeinflussen,<br />

Steuern <strong>und</strong> Gestalten formuliert. Die <strong>Strategien</strong> des <strong>Beschaffungs</strong>marketing wirken<br />

❑ nach innen, auf die betrieblichen Gegebenheiten <strong>und</strong> Potenziale<br />

❑ nach außen, auf Anbieter <strong>und</strong> Marktbeziehungen.<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzlichen Verhaltensalternativen dazu sind<br />

❑ ignorieren o<strong>der</strong> anpassen<br />

❑ akzeptieren o<strong>der</strong> einwirken.<br />

Die <strong>Liefererpo</strong><strong>litik</strong> beschreibt ein Konzept von <strong>Strategien</strong> <strong>und</strong> Maßnahmen, die<br />

die optimale Versorgung <strong>und</strong> Weiterentwicklung des Unternehmens sichern sollen.<br />

Die <strong>Liefererpo</strong><strong>litik</strong> ist auf die Interessen <strong>und</strong> Absichten <strong>der</strong> Anbieter <strong>und</strong> Lieferer<br />

gerichtet. Sie soll diese für die Versorgung des eigenen Bedarfs interessieren,<br />

aber auch den Anbieterwettbewerb för<strong>der</strong>n.<br />

Mit <strong>der</strong> Liefererstruktur-Po<strong>litik</strong> werden Vorgaben <strong>und</strong> <strong>Strategien</strong> zur Liefererauswahl<br />

definiert.<br />

Lieferer-Auswahl-Vorgaben<br />

B eschaffungskriterium: Strategiealternativen:<br />

Beschaffenheit <strong>der</strong><br />

Ware o<strong>der</strong> Leistung<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Ware o<strong>der</strong> Leistung<br />

Kompetenz<br />

<strong>der</strong> Lieferer<br />

Qualitäten, Substitute, Kombinationen<br />

Rohmaterial <strong>und</strong> Halbzeuge<br />

Komponenten, Module <strong>und</strong> Systeme<br />

Handelswaren<br />

r<br />

Technologieführe<br />

Marktführer<br />

Systemlieferer


<strong>Beschaffungs</strong>-Marketing <strong>und</strong> Marktrecherchen<br />

Leistungsspektrum<br />

Versorgungssicherung<br />

Region<br />

Lieferer<br />

Qualitätssicherung<br />

Abhängigkeit<br />

Preise<br />

<strong>und</strong> Konditionen<br />

Festlegungen<br />

Allroun<strong>der</strong><br />

Spezialist<br />

Voll-Service<br />

Single Sourcing<br />

Multiple Sourcing<br />

Regional Sourcing<br />

International Sourcing<br />

Global Sourcing<br />

Hersteller o<strong>der</strong> Händler<br />

Vermittler<br />

Einkaufskooperationen<br />

Nachweis von QS-Systemen<br />

Zertifizierungen<br />

Total Quality Management<br />

Gegengeschäftspotenziale<br />

Kooperationsmöglichkeiten<br />

Konzernzugehörigkeit<br />

Austauschbeziehungen<br />

Vorteilsmaximierung<br />

Materialgruppenmanagement<br />

Einzelfall-Entscheidungen<br />

langfristige Verträge<br />

C-Artikel-Management<br />

Das strategische Marketing soll auch die Anpassung an die<br />

❑ dynamischen Problemstrukturen <strong>der</strong> (<strong>Beschaffungs</strong>-) Märkte, sowie<br />

❑ Innovationen <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Produkte <strong>und</strong> Technologien<br />

unterstützen <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s die aktiven Einwirkungsmöglichkeiten för<strong>der</strong>n.<br />

1.5 Management <strong>der</strong> Liefererbeziehungen<br />

<strong>Beschaffungs</strong>management bedeutet hauptsächlich das Management <strong>der</strong> Lieferer-<br />

Abnehmer-Beziehungen durch den Einkauf. Lieferer <strong>und</strong> Abnehmer in einer Marktwirtschaft<br />

wollen jeweils <strong>und</strong> prinzipiell ihre eigenen Erfolge optimieren. Allerdings<br />

braucht je<strong>der</strong> den an<strong>der</strong>en, um seine Geschäftszwecke zu erfüllen: Je<strong>der</strong> will<br />

❑ seinen Bedarf an Vorleistungen bestmöglich versorgen bzw.<br />

❑ die eigenen Leistungen durch Verkauf vorteilhaft verwerten.<br />

Soweit suchen die realen Lieferer-Abnehmer-Beziehungen einen Ausgleich, <strong>der</strong> sich<br />

aus dem Spannungsfeld <strong>der</strong> individuellen Interessen <strong>und</strong> Absichten, nach dem


<strong>Beschaffungs</strong>marketing<br />

Gr<strong>und</strong>satz von Geben <strong>und</strong> Nehmen, ergibt. Die Zusammenarbeit muss sich für beide<br />

Seiten vorteilhaft ergeben, mindestens langfristig gesehen.<br />

Die Kriterien <strong>und</strong> Ansätze dazu sind Leistung <strong>und</strong> Preis. Allerdings nicht alleine,<br />

weil noch an<strong>der</strong>e Konditionen, Nebenleistungen <strong>und</strong> immaterielle Aspekte entscheidend<br />

sind, die selbstverständlich ebenfalls wertige Güter sind.<br />

Faktoren des Lieferer-Abnehmer-Interessensausgleichs<br />

materielle<br />

Faktoren<br />

Lieferbedingungen<br />

Leistungsumfang<br />

<strong>und</strong> -qualität<br />

Einkaufsbedingungen<br />

Preis <strong>und</strong><br />

Konditionen<br />

immaterielle Faktoren<br />

Zuverlässigkeit<br />

Perspektiven<br />

gemeinsame Interessen<br />

Technologietransfer<br />

Kontinuität<br />

Image<br />

Das Gr<strong>und</strong>problem des kaufmännischen Handelns ist, die Ausgewogenheit <strong>der</strong><br />

angemessenen Leistung, mit dem als gerecht empf<strong>und</strong>enen Preis zu erreichen <strong>und</strong><br />

zu vereinbaren. Das ist von <strong>der</strong> subjektiven Nutzenerwartung aus zu sehen <strong>und</strong><br />

wird von <strong>der</strong> Dringlichkeit <strong>der</strong> spezifischen Nachfrage bzw. des Angebots <strong>und</strong> von<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Marktmacht korreliert.<br />

Lieferermanagement ist ein Aspekt des <strong>Beschaffungs</strong>marketing <strong>und</strong> schließt die<br />

Aufnahme, Gestaltung, Bewertung, Beeinflussung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lieferer-<br />

Abnehmer-Beziehungen ein. Das Ziel ist, Kooperation <strong>und</strong> Partnerschaft zu erreichen,<br />

mit <strong>der</strong> die Versorgungsaufgaben<br />

❑ vorteilhaft <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />

❑ dauerhaft <strong>und</strong> zuverlässig<br />

❑ fortschrittlich <strong>und</strong> aussichtsreich<br />

ausgeführt werden sollen. Alle wesentlichen <strong>und</strong> längerfristigen Liefer- <strong>und</strong> Leistungsbeziehungen<br />

sind meist auch komplex <strong>und</strong> weniger transparent, weil sie vom<br />

individuellen Vorteilsstreben <strong>und</strong> oft von unterschiedlichen o<strong>der</strong> verdeckten Interessen<br />

<strong>und</strong> Absichten gesteuert werden, gelegentlich auch mit Inkompetenz. Für<br />

ein aktives Beziehungsmanagement müssen die Faktoren, die diese Beziehung ausprägen,<br />

erkannt <strong>und</strong> gestaltet werden:<br />

❑ die Sachebene, die den Güteraustausch als Prozess versteht<br />

❑ die Beziehungsebene, die den freien Handel zwischen unabhängigen Unternehmen<br />

bzw. <strong>der</strong>en Mitarbeitern kommunikativ ausführt<br />

❑ die Formalebene, die die rechtlichen <strong>und</strong> politischen Rahmenbedingungen beschreibt<br />

❑ die Sozialebene <strong>der</strong> gesellschaftlichen Konventionen, Erwartungen <strong>und</strong> Akzeptanzen,<br />

weil sich die Unternehmen in diesem Umfeld realisieren <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

abhängig sind, jedenfalls auf Dauer.


<strong>Beschaffungs</strong>-Marketing <strong>und</strong> Marktrecherchen<br />

Der Einkauf hat damit eine erweiterte <strong>und</strong> zentrale Bedeutung für die externe<br />

Wertschöpfung in den Wertschöpfungsketten <strong>der</strong> Erzeugnisse erhalten.<br />

Sachebene<br />

Waren<br />

Dienstleistungen<br />

Rechte<br />

Güteraustausch<br />

Beziehungsmanagement<br />

Beziehungsebene<br />

Sozialebene<br />

Formalebene<br />

Informieren<br />

Bewerten<br />

Verhandeln<br />

Motivieren<br />

Erwartungen<br />

Konventionen<br />

Image<br />

Akzeptanz<br />

Politische<br />

Rechtliche<br />

Konventionale<br />

Kommunikation<br />

Gesellschaft<br />

Rahmenbedingungen<br />

Markt Lieferer Öffentlichkeit<br />

Elemente <strong>und</strong> Faktoren <strong>der</strong> Lieferer-/Abnehmer-Beziehungen<br />

Lieferermanagement bedeutet professionelles koordinieren von Absichten, Motivationen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten <strong>der</strong> beteiligten Menschen, Technologien <strong>und</strong> Organisationen,<br />

ausgerichtet auf ein strategisches Ziel. Die methodischen Ansätze dazu sind<br />

❑ Liefereranalyse <strong>und</strong> -bewertung<br />

❑ Liefererentwicklung <strong>und</strong> -optimierung<br />

❑ Liefererkooperation <strong>und</strong> -integration.<br />

Die Art <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong> Beziehung wird persönlich getragen, ist aber geschäftlich<br />

orientiert. Der Wettbewerb unter den Anbietern <strong>und</strong> Lieferern muss jedenfalls wirksam<br />

bleiben. Sonst entstehen Abhängigkeiten <strong>und</strong> die Anreize zur Verbesserung<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung verkümmern.<br />

Beide Seiten haben ein selbstverständliches Interesse am eigenen Vorteil, allerdings<br />

in den Rahmen einer breiten gesellschaftlichen Konvention eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Geschäftsbeziehungen sind keine Spielfel<strong>der</strong> für Harmoniebedürfnisse.


<strong>Beschaffungs</strong>marketing<br />

Das Marketing <strong>der</strong> Verkäufer wirbt aufwendig um neue K<strong>und</strong>en, die möglichst langfristig<br />

geb<strong>und</strong>en werden sollen. Diesem Strategiesystem kann die Beschaffung ein<br />

gleichwertiges entgegensetzen. Das sind <strong>Beschaffungs</strong>marketing <strong>und</strong> Lieferermanagement.<br />

Der Markt ist die Plattform dafür.<br />

Konkurrenzstrategien<br />

Kooperationsstrategien<br />

ausführlich<br />

häufig<br />

systematisch<br />

umfassend<br />

breit<br />

variabel<br />

Marktrecherchen<br />

Lieferer-<br />

Spektrum<br />

klein<br />

konstant<br />

gering<br />

sporadisch<br />

Know-how-<br />

Austausch<br />

ausgiebig<br />

kontinuierlich<br />

fallweise<br />

günstigster<br />

Anbieter<br />

Bestellvergabe<br />

kontinuierlich<br />

Vertragspartner<br />

kontrahieren<br />

Beziehungen<br />

kooperieren<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> Lieferer-Abnehmerbeziehungen<br />

Für die inhaltliche Gestaltung <strong>der</strong> Liefererbeziehungen können einige Gr<strong>und</strong>muster<br />

beispielhaft beschrieben werden:<br />

❑ Wissen recherchieren:<br />

Für die Auswahl des bestgeeigneten Lieferers <strong>und</strong> die vorteilhafte Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Bestellungen <strong>und</strong> Vertragsbeziehungen braucht <strong>der</strong> Einkäufer ausreichende<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> möglichst einen geeigneten Informationsvorteil. Sie sollen ihm<br />

die für die <strong>Beschaffungs</strong>verhandlungen, aber auch die für die anschließende Vertragsabwicklung<br />

för<strong>der</strong>liche Unabhängigkeit vermitteln.<br />

❑ Kompetenzen erwerben:<br />

Bei den konventionellen konkurrenzstrategischen Liefererbeziehungen werden<br />

die freiwillig gegebenen Kompetenzen des Lieferers einseitig genutzt. Ein Wissensaustausch<br />

ergibt sich nur gelegentlich. Die Instrumente <strong>und</strong> Methoden zur<br />

Kooperation sind


- Leistungsbeschreibungen<br />

- Angebotsanalyse <strong>und</strong> -bewertung<br />

- Angebotsverhandlungen<br />

- Benchmarkingvorgaben<br />

- Technologievergleiche<br />

- Vertragsgestaltung <strong>und</strong> Know-how-Nutzung<br />

- Liefererwechsel.<br />

❑ Wissen austauschen:<br />

Der vorteilhafte Austausch von Kenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen f<strong>und</strong>iert regelmäßig<br />

auf einer langfristigen <strong>und</strong> kooperativen Geschäftsbeziehung. Das bedeutet<br />

eine enge Lieferer-Abnehmer-Bindung <strong>und</strong> setzt eigentlich ein konsequentes<br />

Single Sourcing 2) voraus. Die Ansprüche an die Lieferer sind hoch, Führungskompetenz<br />

in <strong>der</strong> jeweiligen Technologie wird meist erwartet. So ergibt sich statt<br />

eines breiten <strong>und</strong> variablen Liefererspektrums eine enge <strong>und</strong> dauerhafte Gruppe<br />

von sorgfältig ausgewählten Key-Suppliern: Instrumente dazu sind<br />

- Technologie- <strong>und</strong> Systempartnerschaften<br />

- Key-Supplier-Relationship<br />

- Know-how-Management.<br />

<strong>Beschaffungs</strong>-Marketing <strong>und</strong> Marktrecherchen<br />

❑ Kompetenzen initiieren:<br />

Mit <strong>der</strong> Beschränkung auf Kernkompetenzen wird eine arbeitsteilige Kooperation<br />

angestrebt, aber auch gegenseitige Abhängigkeit geschaffen. Durch kontinuierliche<br />

Entwicklung <strong>und</strong> intensiven Informations- <strong>und</strong> Wissensaustausch werden<br />

Lieferer <strong>und</strong> Abnehmer enger an <strong>und</strong> in das technologische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Betriebssystem des jeweiligen Partners integriert <strong>und</strong> geb<strong>und</strong>en. Instrumente<br />

dazu sind<br />

- gemeinsame Projekt- <strong>und</strong> Teamarbeit<br />

- System- <strong>und</strong> Modulpartnerschaften<br />

- Just-in-Time-Verfahren<br />

- Lieferer-Abnehmer-Integration.<br />

Motive Ziele<br />

Absichten<br />

Verfahren<br />

Prozesse<br />

Organisation<br />

Administration<br />

Kompetenzen<br />

Lieferer-Management<br />

Leistungsbewertung<br />

Kooperation<br />

Optimierung<br />

Integration<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong><br />

<strong>Strategien</strong><br />

Lieferermanagement: Arbeitsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>Strategien</strong><br />

2) Bezug eines Artikels o<strong>der</strong> einer Artikelgruppe ausschließlich bei einem Lieferer.


<strong>Beschaffungs</strong>marketing<br />

A. Liefererstruktur-Analyse <strong>und</strong> -Planung<br />

Selbstverständlich sollen strategische Ansätze immer auch ganzheitlich ausgerichtet<br />

sein. Nicht nur einzelne Lieferer werden betrachtet, son<strong>der</strong>n ihre Gesamtheit.<br />

Konventionelle Einkaufsfunktionen arbeiten mit mehreren hun<strong>der</strong>t Lieferern zusammen.<br />

Dazu sind vielseitige Kontakte <strong>der</strong> administrativen Interaktion notwendig.<br />

Die Aufteilung <strong>der</strong> Umsätze beschränkt allerdings die strategischen Möglichkeiten.<br />

In <strong>der</strong> Praxis haben sich oft Kostensenkungen <strong>und</strong> Verbesserungen ergeben,<br />

wenn die Anzahl <strong>der</strong> Lieferer wesentlich eingeschränkt wurde.<br />

Mindestens bei den administrativen Aufwendungen können erhebliche Einsparungen<br />

erreicht werden, wenn die Liefererstruktur verdichtet wird.<br />

Auch das Konzept des Materialgruppenmanagement (MGM) zielt in diese Richtung:<br />

MGM-Teams sollen, auf die jeweilige Warengruppe spezialisiert,<br />

❑ das Bedarfsprogramm <strong>und</strong> die <strong>Beschaffungs</strong>prozesse analysieren<br />

❑ die Vereinbarungen mit den Lieferern gestalten<br />

❑ die Bedarfsstruktur nach Arten, Mengen <strong>und</strong> Terminen optimieren<br />

❑ die <strong>Beschaffungs</strong>vorgänge koordinieren.<br />

Eine Analyse <strong>der</strong> Liefererstruktur ist regelmäßig auch mit einer Klassifizierung<br />

verb<strong>und</strong>en, die helfen soll, gegebene Komplexitäten aufzulösen <strong>und</strong> ihre Zusammensetzung<br />

neu zu ordnen. Die zu berücksichtigenden Merkmale sind nach den<br />

erwarteten Aussagen auszuwählen <strong>und</strong> zu bestimmen. Das kann einfach nur über<br />

Umsatz <strong>und</strong> Einkaufsvolumen mit einer ABC-Analyse, aber auch aufwendiger über<br />

die relevanten Leistungskriterien <strong>und</strong> -potenziale gemacht werden:<br />

Lieferer <strong>und</strong> Anbieter:<br />

Allgemeine Merkmale<br />

<strong>Beschaffungs</strong>marketing, Struktur-Analyse<br />

Lieferer:<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Beziehungsmerkmale<br />

Branche <strong>und</strong> Produkte<br />

Leistungsumfang <strong>und</strong> -angebot<br />

Unternehmensgröße <strong>und</strong> Kapazitäten<br />

Standorte, Infrastruktur <strong>und</strong> Logistik<br />

Kapital- <strong>und</strong> Interessenbeziehungen<br />

Marktanteil <strong>und</strong> -bedeutung<br />

Geschäfts- <strong>und</strong> Marketingpo<strong>litik</strong><br />

Entwicklung <strong>und</strong> Potenziale<br />

Informationsverhalten<br />

Gegenseitiges Geschäftsvolumen nach Wert<br />

Bedeutung <strong>der</strong> eigenen Bezüge<br />

Anteil am Umsatz des Lieferers<br />

Kontinuität des Bedarfs<br />

Leistungsverhalten<br />

Kooperationsverhalten<br />

Qualitätsmanagement<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach neuen Potenzialen, die Aufwendungen <strong>und</strong> Leistungen zu verbessern,<br />

wird man auch die außerhalb des eigenen Betriebes vor- <strong>und</strong> nachgeschaltete<br />

Wertschöpfungskette unternehmensübergreifend betrachten müssen. Effiziente


<strong>Beschaffungs</strong>-Marketing <strong>und</strong> Marktrecherchen<br />

<strong>und</strong> flexible Prozesse sollen geschaffen werden, die die Beteiligten an <strong>der</strong> Wertschöpfungskette,<br />

Hersteller, Dienstleister <strong>und</strong> Abnehmer, ganzheitlich einbeziehen. Zur<br />

Vereinfachung <strong>der</strong> Güterströme müssen gleichzeitig auch die Informationssys-teme<br />

angepasst <strong>und</strong> vernetzt werden.<br />

Ein häufig beschriebenes Instrument <strong>der</strong> strategischen <strong>Beschaffungs</strong>planung ist<br />

die Portfolio-Analyse. Sie ist geeignet, strategische Handlungsfel<strong>der</strong> abzugrenzen:<br />

Regelmäßig werden strategische Dimensionen definiert, für die dann (Standard-)<br />

<strong>Strategien</strong> ermittelt werden. Eine Dimension bezieht sich auf Gegebenheiten <strong>und</strong><br />

Einwirkungen, die an<strong>der</strong>e auf Chancen, Wertigkeiten o<strong>der</strong> Fähigkeiten.<br />

Materialposition<br />

niedrig<br />

Versorgungsbeitrag<br />

hoch<br />

<strong>Beschaffungs</strong>risiko<br />

hoch<br />

niedrig<br />

Bevorraten<br />

Bedarf kumulieren<br />

Sicherheitsbestände<br />

intensive Marktrecherchen<br />

multiple sourcing<br />

Vorräte minimieren<br />

nach Bedarf bestellen<br />

ship to line-Verfahren<br />

fallweise Marktrecherchen<br />

langfristige Verträge<br />

Kooperationen<br />

Wertschöpfungspartnerschaften<br />

extensive Marktrecherchen<br />

Abrufverträge<br />

C-Artikel-Management<br />

Preiswettbewerb<br />

Liefererwettbewerb<br />

Portfolio: <strong>Beschaffungs</strong>- <strong>und</strong> Versorgungsstrategien<br />

1.6 Preis- <strong>und</strong> Vertragspo<strong>litik</strong><br />

Die wirtschaftliche Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Beschaffungs</strong>ausgaben braucht eine strategische<br />

Einstellung zu den Preisen <strong>und</strong> Konditionen. Zu den Marketingaufgaben <strong>der</strong> <strong>Beschaffungs</strong>funktion<br />

gehören auch<br />

❑ Preisanalysen<br />

❑ Preisstrukturanalysen<br />

<strong>und</strong> Diagnosen des preispolitischen Verhaltens <strong>der</strong> Anbieter <strong>und</strong> Lieferer. Die Kriterien<br />

dazu sind<br />

❑ die Preisunterschiede zwischen den Anbietern<br />

❑ die Preisentwicklungen <strong>und</strong> -tendenzen<br />

❑ die Abweichungen zwischen Angebots- <strong>und</strong> Abschlusspreisen.


1 Bedarfsmitteilung<br />

1.1 Definition des Bedarfs<br />

Bedarf muss betriebswirtschaftlich versorgt werden. Idealerweise hat <strong>der</strong> Einkauf<br />

schon vor <strong>der</strong> endgültigen Beschreibung <strong>und</strong> Festlegung die entsprechenden Vorarbeiten<br />

<strong>der</strong> Marktrecherche <strong>und</strong> Liefererauswahl geleistet. Jede Materialverwendung<br />

muss<br />

❑ die konstruktiv-funktionalen Parameter des Produkts,<br />

❑ die Erwartungen des K<strong>und</strong>en an das Erzeugnis,<br />

❑ die technischen <strong>und</strong> betriebswirtschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen des Betriebes,<br />

❑ das Angebot <strong>und</strong> die Versorgungsmöglichkeiten des Marktes<br />

berücksichtigen. Bedarf <strong>und</strong> externe Versorgung können ohne die gründliche <strong>und</strong><br />

umfassende Kenntnis <strong>der</strong> relevanten Marktsegmente, des Angebots <strong>und</strong> <strong>der</strong> Alternativen,<br />

we<strong>der</strong> inhaltlich noch wirtschaftlich optimal definiert <strong>und</strong> ausgeführt werden.<br />

Das bedeutet, dass schon bei <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> zu beschaffenden Güter eine umfassende<br />

Marktkenntnis in die Auswahl <strong>der</strong> Vorprodukte einfließen muss. Ein professionelles<br />

<strong>Beschaffungs</strong>-Marketing gehört dazu.<br />

Attraktivität<br />

Technologien<br />

Verfahren<br />

Versorgung<br />

Abnehmer<br />

Leistung<br />

Nutzen<br />

Prestige<br />

Preis<br />

Verkauf<br />

Marketing<br />

Aktualität<br />

Verfügbarkeit<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Entwicklung<br />

Konstruktion<br />

Qualität<br />

Flexibilität<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Produktion<br />

Qualitätssicherung<br />

Flexibilität<br />

Kontinuität<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Einkauf<br />

Beschaffung<br />

Bedarfskriterien<br />

Faktoren <strong>der</strong> qualitativen Bedarfsdefinition<br />

Jede <strong>Beschaffungs</strong>aufgabe hat zwei strategische Dimensionen: die Bedarfsdefinition<br />

<strong>und</strong> die Versorgungsqualität. Sie bedingen sich gegenseitig <strong>und</strong> müssen ganzheitlich<br />

optimiert werden.


<strong>Beschaffungs</strong>vorbereitung<br />

Bedarfsdefinition<br />

Markt-<br />

<strong>und</strong> Käuferorientierung<br />

<strong>Beschaffungs</strong>aufgabe<br />

Versorgungsqualität<br />

Markt- <strong>und</strong> Anbieterorientierung<br />

= technische, logistische <strong>und</strong> wirtschaftliche Optimierung<br />

Beide Aspekte sind strategisch bedeutend, weil sie die<br />

❑ Qualität <strong>der</strong> Erzeugnisse<br />

❑ die Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

❑ die Kontinuität <strong>der</strong> Versorgung<br />

❑ die Lieferbereitschaft <strong>und</strong> Anpassungsflexibilität<br />

❑ die Attraktivität <strong>der</strong> Produkte<br />

<strong>und</strong> damit die Kernkompetenzen des Unternehmens beeinflussen.<br />

Das sind Aufgaben, die professionell <strong>und</strong> arbeitsteilig geleistet werden müssen.<br />

Pragmatisch bedeutet das, koordinierter Wissensaustausch <strong>und</strong> konstruktive Zusammenarbeit<br />

zwischen den Funktionen, die den Bedarf beschreiben <strong>und</strong> denen die<br />

ihn versorgen sollen: technisch, logistisch <strong>und</strong> wirtschaftlich.<br />

Erzeugnisbedarf<br />

Produktionsmaterial<br />

Material<br />

Halbzeuge<br />

Einzelteile<br />

Baugruppen (Module)<br />

Verpackungen<br />

Systeme<br />

Bedarfsarten <strong>und</strong> Bedarfsgüter<br />

Handelswaren<br />

Erzeugnisse<br />

Ersatzteile<br />

Zubehör<br />

Betriebsbedarf<br />

Material<br />

Investitionsgüter<br />

Betriebsstoffe<br />

(Energien)<br />

Betriebsmittel<br />

Büromaterial<br />

Dienstleistungen<br />

Datenverarbeitung<br />

Gebäudewartung<br />

Beratung<br />

Sicherheit<br />

Leasing<br />

Logistik<br />

Produktionsmaterial wird für die Serienproduktion meist kontinuierlich disponiert<br />

<strong>und</strong> gewöhnlich än<strong>der</strong>n sich mittelfristig nur die Bestell- o<strong>der</strong> Abruf-Mengen<br />

<strong>der</strong> Artikel. Spätestens die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Lieferer, Preise o<strong>der</strong> Konditionen zu<br />

än<strong>der</strong>n, wird <strong>der</strong> Einkauf als Anstoß zu ihrer Abwehr <strong>und</strong> zur Suche nach einem<br />

besseren Angebot nehmen. Selbstverständlich sollen auch Kostensenkungs- <strong>und</strong> Ablaufverbesserungs-Programme<br />

hier ansetzen.<br />

Betriebsmittel, Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffe werden sporadisch von vielen Bedarfsstellen<br />

in meist kleinen Mengen mit geringem Wert angefor<strong>der</strong>t. Wenn die eigene<br />

Lagerhaltung nicht sinnvoll ist <strong>und</strong> das Wertvolumen einen beson<strong>der</strong>en Aufwand<br />

nicht rechtfertigt, kann die Beschaffung direkt vom Kostenstellen-Verantwortlichen<br />

organisiert werden, um die vielfältige Abarbeitung <strong>der</strong> Belege <strong>und</strong> Prüfvorgänge zu<br />

vereinfachen. Das wird z. B. mit einer Purchasing Card 1) o<strong>der</strong> den Konzepten des<br />

C-Artikel-Managements unterstützt.<br />

1) Purchasing Card = Zahlungssystem mit Kreditkarten, das beson<strong>der</strong>s für die dezentrale Abwicklung<br />

von Kleinbestellungen als Finanzdienstleistung angeboten wird.


Bedarfsmitteilung<br />

Investitionsgüter werden nicht selten so beschafft, dass <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>er „genau<br />

weiß“, was er braucht, nämlich die Maschine X von <strong>der</strong> Firma Y. Der Verkäufer<br />

vielleicht, hat ihm das plausibel gemacht, weil er darauf trainiert wird, seine Produkte<br />

gegen an<strong>der</strong>e durchzusetzen. Die Bedarfsmitteilung sieht dann gelegentlich<br />

so aus: „1 Perpetuum-Drehmaschine Super X 3 nach beil. Angebot 195.000 €“.<br />

Ein herstellerneutrales „Pflichtenheft“ 2) mit den benötigten Merkmalen allerdings<br />

würde dem Einkauf ermöglichen, das bestgeeignete <strong>und</strong> wirtschaftliche Produkt zu<br />

finden.<br />

Dienstleistungen werden als Projekte o<strong>der</strong> langfristige Verträge vereinbart <strong>und</strong><br />

erreichen oft ein hohes Auftragsvolumen. Langfristige Bindung <strong>und</strong> ein oft schwieriger<br />

o<strong>der</strong> aufwendiger Wechsel erfor<strong>der</strong>n einen ausführlichen Preis-/Leistungsvergleich<br />

<strong>und</strong> die sorgfältige Abwägung vor <strong>der</strong> Festlegung auf einen Anbieter.<br />

Schon bei <strong>der</strong> ersten Erkenntnis eines Bedarfs <strong>und</strong> vor <strong>der</strong> Festlegung von technischen<br />

Parametern, soll die Beratungs- <strong>und</strong> Recherchefunktion des Einkaufs beansprucht<br />

werden. Entsprechend <strong>der</strong> sachlichen o<strong>der</strong> strategischen Bedeutung von<br />

❑ Wertigkeit <strong>und</strong> Ergebniseinfluss<br />

❑ Versorgungsanspruch <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />

❑ Komplexität <strong>und</strong> Spezifikationen<br />

❑ Dringlichkeit <strong>und</strong> Langfristigkeit<br />

wird <strong>der</strong> Einkauf unter an<strong>der</strong>em<br />

❑ Produkt-, Markt- <strong>und</strong> Liefererinformationen als verfügbare Unterlagen anfor<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> bereitstellen<br />

❑ Versorgungs- <strong>und</strong> Zuverlässigkeitskriterien abwägend einbringen<br />

❑ angemessene Marktrecherchen ausführen<br />

❑ Angebote beschaffen <strong>und</strong> auswerten<br />

❑ Beratung durch Lieferer o<strong>der</strong> Dritte vermitteln.<br />

Er wird dies professionell mit seiner beschaffungsstrategischen Verantwortung<br />

machen, weil er für die logistische <strong>und</strong> für die wirtschaftliche Versorgung ganzheitlich<br />

verantwortlich ist.<br />

Bedarfsarten <strong>und</strong> Bedarfskategorien<br />

E rzeugnisbedarf:<br />

Betriebsbedarf:<br />

Projektbedarf<br />

Fertigungsanläufe<br />

Musterbau<br />

Fertigungsbedarf<br />

Produktionsmaterial<br />

Zubehör<br />

Investitionen<br />

Betriebsmittel<br />

Dienstleistungen<br />

= sporadischer Bedarf = kontinuierlicher Bedarf<br />

= sporadischer Bedarf<br />

2) Lasten- <strong>und</strong> Pflichtenheft = Leistungsbeschreibung für komplexe <strong>Beschaffungs</strong>güter, z. B. Anlagen<br />

o<strong>der</strong> Software-Programme.


<strong>Beschaffungs</strong>vorbereitung<br />

1.2 Bedarfsmeldungen für kontinuierlichen Bedarf<br />

Erzeugnisbedarf wird entwe<strong>der</strong> als Projekt- o<strong>der</strong> als kontinuierlicher Bedarf ermittelt.<br />

Für laufend verwendetes Produktionsmaterial werden regelmäßig Anfor<strong>der</strong>ungslisten<br />

erstellt, die aus Produktions-Planungs- o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bedarfsermittlungssystemen<br />

berechnet werden.<br />

Je nach den eingesetzten Systemen erhält <strong>der</strong> Einkauf zur Bearbeitung<br />

❑ Bedarfspläne mit Materialverfügbarkeit <strong>und</strong> Bestellbeständen<br />

❑ Bestellvorschläge nach technischen Losgrößen<br />

❑ Bestellvorschläge mit wirtschaftlich optimierten Bestellmengen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Die Verfahren wie<strong>der</strong>holen sich <strong>und</strong> sind soweit vereinheitlicht. Beson<strong>der</strong>e<br />

Genehmigungsverfahren sind nicht nötig, wenn sich <strong>der</strong> Bedarf aus bereits<br />

freigegebenen Programmen o<strong>der</strong> Aufträgen ergibt.<br />

1.3 Bedarfsmeldung für sporadischen Bedarf<br />

Für die Güter, die nicht Produktionsmaterial sind o<strong>der</strong> spontan benötigt werden,<br />

gibt es regelmäßig keine aus Fertigungsaufträgen, Stücklisten o<strong>der</strong> Rezepturen zu<br />

ermittelnden Vorgaben. Sie sind vielfältig in ihren Inhalten <strong>und</strong> Wertigkeiten, nach<br />

den Verfahren <strong>und</strong> ihrer Verwendung.<br />

Alle wichtigen Angaben müssen deshalb ausreichend beschrieben werden. Danach<br />

hat sich die Form einer möglichst einheitlichen Bedarfsmitteilung, zu richten (siehe<br />

Abb. S. 227).<br />

Das Formular kann schon für die Anfor<strong>der</strong>ung von Angeboten beim Einkauf verwendet<br />

werden. Die Anzahl <strong>und</strong> die Verteilung <strong>der</strong> Kopien muss sich an den betriebsinternen<br />

Gegebenheiten orientieren. Es ist außerdem zweckmäßig, eine Durchschrift,<br />

gegebenenfalls mit <strong>der</strong> Bestellkopie, an den Anfor<strong>der</strong>er zurückzugeben.<br />

Eine Checkliste <strong>der</strong> benötigten Angaben auf <strong>der</strong> Rückseite kann für den Anfor<strong>der</strong>er<br />

hilfreich sein <strong>und</strong> Fehler, Rückfragen bzw. Verzögerungen einschränken (siehe Abb.<br />

S. 203 u. <strong>und</strong> S. 204).


Bedarfsmitteilung<br />

❑<br />

❑<br />

Bestellung<br />

Anfrage<br />

Bedarfsmitteilung an Einkauf (Beispiel)<br />

v on: (Abt./Name)<br />

Eingangs-Datum:<br />

M enge:<br />

T erminvorgabe:<br />

Preisrahmen:<br />

Beschreibung (ggf. mit Anlagen):<br />

Bemerkungen <strong>und</strong> Hinweise:<br />

Voraussichtlicher Bedarf:<br />

Jahresbedarf:<br />

Vorhandene Angebote (bitte im Original beilegen):<br />

Kauf-Vorschlag (bitte begründen):<br />

Bereitstellung/ Anlieferung bei:<br />

Kostenstelle:<br />

Kostenträger:<br />

A nfor<strong>der</strong>er:<br />

(Abt./ Name / Unterschrift)<br />

G enehmigungsvermerke: (Datum / Abt./ Name / Unterschrift)<br />

I nterne Einkaufsvermerke: berücksichtigte Angebote:<br />

bestellt bei Firma:<br />

Datum:<br />

Bestell-Nr.:<br />

Produkt-<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Checkliste für die Inhalte von Bedarfs-Mitteilungen<br />

Die folgenden Hinweise sollen helfen, die für die Bestellung o<strong>der</strong> Angebotsanfrage<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Angaben zu machen, um Rückfragen, Verzögerungen <strong>und</strong> Falschlieferungen<br />

zu vermeiden. Nur die notwendigen Angaben sind zu spezifizieren.<br />

Liefererbezeichungen reichen nicht aus, da sie einseitige <strong>und</strong> nachteilige Festlegungen<br />

bewirken.<br />

Nicht spezifizierte Eigenschaften sind für den Einkauf <strong>und</strong> für den Lieferer frei.<br />

Produkt-Beschreibung:<br />

Material<br />

Abmessungen<br />

Qualität<br />

Gewicht<br />

Systembeschreibung


<strong>Beschaffungs</strong>vorbereitung<br />

Bitte legen sie nur fest, was wichtig ist <strong>und</strong> wirklich gebraucht wird.<br />

Beschreiben sie herstellerneutral <strong>und</strong> sorgen sie selbst für die vorgesehenen Genehmigungsvermerke.<br />

Lieferer-<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

interne<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Technische<br />

Leistungsdaten:<br />

Sonstige Eigenschaften:<br />

Qualitäts-Sicherung:<br />

Behandlungs-Hinweise:<br />

Leistungen:<br />

Liefer-Vorschriften:<br />

Nebenleistungen:<br />

Rechtsansprüche:<br />

Transport-Vorschriften:<br />

Verpackungs-Vorschriften:<br />

Bedarf:<br />

Beistellungen:<br />

Entsorgung:<br />

Hinweise:<br />

Kosten:<br />

Leistung in Einheiten<br />

Anschlüsse, Passungen,<br />

Einbaudaten<br />

Verwendungshinweise<br />

Nutzungsdauer/Lebensdauer<br />

Normen<br />

gesetzliche Vorschriften<br />

betriebliche Vorschriften<br />

Qualitätsstandards<br />

Sicherheitsauflagen<br />

Pflegehinweise<br />

Lieferung<br />

Montage<br />

Beratung<br />

Wartung / Inspektion<br />

Handbücher (Anzahl)<br />

Muster-Lieferung<br />

Teillieferungen<br />

Bemusterungsfreigabe<br />

Unterlagen<br />

Garantie / Gewährleistung<br />

Schulung<br />

Beratung<br />

Produzentenhaftung<br />

Geheimhaltung<br />

Menge / Zeitraum / Termin<br />

Material<br />

Personal<br />

Transportmittel<br />

Finanzmittel<br />

Rücknahme<br />

Recycling<br />

(Bitte angeben, was aus ihrer<br />

Sicht für den Einkauf <strong>und</strong> den<br />

Lieferer wichtig ist)<br />

e<br />

Kostenstell<br />

Kostenträger


Anfragen <strong>und</strong> Angebote<br />

2 Anfragen <strong>und</strong> Angebote<br />

Allgemeine Informationen über Produkte <strong>und</strong> ihre Lieferer können in <strong>der</strong> Regel<br />

formlos beschafft werden, zumal sie für beide Seiten kaum Verpflichtungen begründen.<br />

Bei <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung von Angeboten ist jedoch eine ganze Reihe von Kriterien<br />

zu bedenken <strong>und</strong> zu beschreiben: Sie betreffen<br />

❑ das Produkt o<strong>der</strong> die Leistung<br />

❑ den Umfang <strong>der</strong> Lieferung o<strong>der</strong> Leistung<br />

❑ die Bestellmengen bzw. Teillieferungen<br />

❑ die Lieferfristen <strong>und</strong> Lieferorte<br />

❑ Frachtvorgaben <strong>und</strong> Lieferbedingungen (z.B. INCOTERMS 1) )<br />

❑ die Zahlungsregelungen nach Fristen <strong>und</strong> Nachlässen<br />

❑ die Verbindlichkeit von Anfrage <strong>und</strong> Angebot<br />

❑ die beson<strong>der</strong>en kaufmännischen <strong>und</strong> technischen Bedingungen.<br />

Bei <strong>der</strong> Bestellmenge ist es zweckmäßig, den voraussichtlichen Jahresbedarf mit<br />

den Abrufmengen anzugeben, weil dies eine vorteilhaftere Angebotsgr<strong>und</strong>lage ergibt.<br />

Ein Angebot ist die Willenserklärung einer natürlichen Person o<strong>der</strong> eines Unternehmens<br />

gegenüber einer an<strong>der</strong>en Person o<strong>der</strong> einem Unternehmen, unter<br />

bestimmten Bedingungen definierte Leistungen zu erbringen o<strong>der</strong> bestimmte<br />

Waren zu liefern.<br />

Juristisch ist das Angebot ein Antrag gemäß § 145 BGB zum Abschluss eines Vertrages,<br />

wenn <strong>der</strong> Wille des Anbieters zur rechtlichen Bindung <strong>und</strong> zum Vertragsabschluss<br />

eindeutig ist.<br />

§ 145 BGB [Bindung an den Antrag] Wer einem an<strong>der</strong>en die Schließung eines Vertrags<br />

anträgt, ist an den Antrag geb<strong>und</strong>en, es sei denn, dass er die Geb<strong>und</strong>enheit<br />

ausgeschlossen hat.<br />

Kataloge, Preislisten, Anzeigen u. Ä. sind keine Angebote, son<strong>der</strong>n sollen zur Abgabe<br />

eines (Kauf-) Angebots (= Antrag) auffor<strong>der</strong>n.<br />

Wenn <strong>der</strong> Bindungswille eingeschränkt o<strong>der</strong> ausgeschlossen werden soll, muss dies<br />

deutlich gemacht werden durch Zusätze wie „freibleibend“, „solange Vorrat reicht“,<br />

„Preise freibleibend“ o<strong>der</strong> entsprechende an<strong>der</strong>e.<br />

1)<br />

INCOTERMS = International Commercial Terms sind internationale Regeln für die Auslegung von handelsüblichen<br />

Vertragsformeln. Sie werden durch die Internationale Handelskammer ICC mit Sitz in Paris <strong>und</strong> Landesgruppen<br />

in vielen Län<strong>der</strong>n zusammengestellt <strong>und</strong> veröffentlicht. Ziel ist dabei, mögliche Missverständnisse<br />

<strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen bei internationalen Handelsverträgen auszuschließen.


<strong>Beschaffungs</strong>vorbereitung<br />

Angebote können mündlich, schriftlich aber auch durch schlüssiges (konkludentes)<br />

Verhalten verbindlich abgegeben werden.<br />

Ein Angebot muss sofort angenommen werden, wenn es rechtswirksame Gr<strong>und</strong>lage<br />

eines Kaufvertrages sein soll. Beim persönlichen bzw. telefonischen Gespräch<br />

ist <strong>der</strong> Anbieter nur für die Dauer des Gesprächs an sein Angebot geb<strong>und</strong>en, wenn<br />

nichts an<strong>der</strong>es dazu bemerkt ist. An schriftliche Angebote ist <strong>der</strong> Anbieter solange<br />

verpflichtet, wie eine Antwort unter allgemeinen Umständen erwartet werden darf.<br />

Diese Unsicherheit kann durch die Angabe einer Bindungsfrist, besser eines Datums,<br />

vermieden werden.<br />

Selbstverständlich ist eine Angebotsanfor<strong>der</strong>ung noch keine Marktanalyse o<strong>der</strong><br />

<strong>Beschaffungs</strong>marktforschung. Dazu wird in <strong>der</strong> Praxis differenziert:<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Beschaffungs</strong>-Marktrecherche<br />

A ktivität:<br />

A nsatz:<br />

Fokus:<br />

<strong>Beschaffungs</strong>-Marktforschung<br />

Marktbeobachtung<br />

Marktuntersuchung<br />

Marktanalyse<br />

Angebotsanfrage<br />

Informationsanfrage<br />

<strong>Beschaffungs</strong>marketing<br />

gr<strong>und</strong>legend<br />

kontinuierlich<br />

objektbezogen<br />

projektbezogen<br />

systematisch<br />

sporadisch<br />

kontinuierlich<br />

Gesamtheit<br />

Marktsegment<br />

Produkt/Leistung<br />

Markt<br />

Bedarf<br />

Lieferer<br />

Versorgung<br />

Im <strong>Beschaffungs</strong>alltag dominieren allerdings die Aktivitäten <strong>der</strong> Marktrecherche,<br />

bezogen auf<br />

❑ bestimmte regionale Märkte<br />

❑ festgelegte Marktsegmente<br />

❑ definierte <strong>Beschaffungs</strong>güter<br />

❑ konkrete Bedarfsversorgungen, sowie<br />

❑ nützliche Informationen.<br />

Anfragen bei den Anbietern ergeben die konkreten Ansätze für die Anbahnung von<br />

Geschäftsbeziehungen <strong>und</strong> damit auch die beson<strong>der</strong>en Anreize für die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Verkäufer.<br />

Nicht nur aus formalen Gründen ist es zweckmäßig, den Anfragen die eigenen<br />

AGB’s 1) beizulegen. Spezifische o<strong>der</strong> wichtige Konditionen sollten im Anfragetext<br />

wie<strong>der</strong>holt werden.<br />

Die individuelle Leistungsfähigkeit verschiedener Anbieter, ihr eigenes Auftragsinteresse,<br />

<strong>der</strong> Wettbewerb <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Faktoren ergeben regelmäßig unterschiedli<br />

1) AGB = Allgemeine Geschäftsbedingungen o<strong>der</strong> Einkaufsbedingungen


Anfragen <strong>und</strong> Angebote<br />

che Angebote für die gleiche Sache. Auch bei guter Kenntnis seiner Marktsegmente<br />

<strong>und</strong> Anbieter wird <strong>der</strong> Einkäufer stets mehrere Angebote anfor<strong>der</strong>n. Wie viele Anbieter<br />

angeschrieben werden, ist von den beson<strong>der</strong>en Gegebenheiten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

abhängig. Das ist entsprechend<br />

❑ <strong>der</strong> Wertigkeit<br />

❑ <strong>der</strong> Bedeutung<br />

❑ den Versorgungskriterien<br />

❑ den strategischen Absichten<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Bedarfsversorgung festlegen.<br />

Der Aufwand für eine Anfrage ist dem Wert bzw. <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> beabsichtigten<br />

Bestellung anzumessen. Für Kleinbestellungen kann ein Grenzwert festgelegt werden,<br />

beispielsweise könnte unter einem Bestellwert von 1.000 € auf Angebote verzichtet<br />

werden.<br />

An<strong>der</strong>e geschäfts- <strong>und</strong> einkaufspolitische Vorgaben können sein: Eine generelle<br />

Anfragepflicht zwischen Konzernunternehmen, Global-Sourcing-<strong>Strategien</strong> o<strong>der</strong><br />

Ausschluss bestimmter Anbieter, weil sie auch Wettbewerber sind.<br />

Allerdings gilt auch, dass ein Lieferer, <strong>der</strong> mehrmals ohne Erfolg angeboten hat,<br />

dies bald einstellen o<strong>der</strong> nur noch Routineangebote schicken wird, auf die eigentlich<br />

verzichtet werden kann. Soweit ergeben sich einige Regeln <strong>der</strong> fairen Geschäftsbeziehung:<br />

Regeln für die Handhabung von Anfragen <strong>und</strong> Angeboten<br />

Anfragen nur an Anbieter geben, die eine faire Chance haben, die Bestellung<br />

zu erhalten<br />

Nichtsachliche Bevorzugung bestimmter Lieferer vermeiden<br />

Nur eindeutige <strong>und</strong> realistische Spezifikationen angeben<br />

Nur die Bedingungen vorschreiben, die wirklich eingehalten werden müssen<br />

Angebotskonditionen nicht an Dritte weitergeben<br />

Offensichtliche Fehler o<strong>der</strong> Irrtümer des Anbieters nicht unfair ausnutzen<br />

Muster o<strong>der</strong> Proben nur anfor<strong>der</strong>n, wenn sie auch geprüft <strong>und</strong> beurteilt werden,<br />

auch weil dem Lieferer ein angemessener Bericht zusteht<br />

Angefor<strong>der</strong>te Angebote, sowie schriftliche <strong>und</strong> telefonische Rückfragen, sollen<br />

unverzüglich beantwortet werden<br />

Nicht berücksichtigten Anbietern soll eine wirkliche <strong>und</strong> angemessene Begründung<br />

gegeben werden<br />

Kritik <strong>und</strong> Beanstandungen sollen offen, direkt <strong>und</strong> sachlich mitgeteilt werden<br />

Alle Geschäfte sind in einer konsequenten aber fairen Wettbewerbslage zu behandeln


<strong>Beschaffungs</strong>vorbereitung<br />

Nur wer als Kontrahent auch fair erscheint, wird seine betrieblichen Interessen<br />

glaubhaft <strong>und</strong> energisch vermitteln können.<br />

Anfragen sollen das Interesse <strong>der</strong> Anbieter erreichen, Geschäftsbeziehungen<br />

zu begründen o<strong>der</strong> zu erhalten. Eine Angebotsanfrage sollte nach Bedarf <strong>und</strong><br />

Aufmachung so attraktiv ankommen, dass positives Interesse aktiviert wird.<br />

2.1 Anfor<strong>der</strong>ung von Produktinformationen<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ung von gedruckten Produktinformationen wie Prospekte, Datenblätter,<br />

Kataloge usw. ergibt meist die erste Kontaktaufnahme zwischen einem neuen<br />

Anbieter <strong>und</strong> möglicherweise künftigen Lieferern. Wenn dies telefonisch, o<strong>der</strong> persönlich,<br />

z.B. auf einer Messe, gemacht wird, ergeben sich zusätzliche Erkenntnisse<br />

für beide Seiten.<br />

Schriftliche Anfor<strong>der</strong>ungen sollten, neben den sachlichen Angaben, auch Informationen<br />

über das anfragende Unternehmen mitteilen. Gut geeignet ist beispielsweise<br />

ein Faltblatt (Flyer) mit Angaben zum Unternehmen <strong>und</strong> seinen Produkten, das<br />

PR-Charakter haben sollte, <strong>und</strong> einen Hinweis auf eigene (Einkaufs-)Webseiten<br />

geben kann.<br />

Je nach Zweckmäßigkeit sollten bei einer Anfrage<br />

❑ <strong>der</strong> technische Bedarf nach Art <strong>und</strong> Qualität<br />

❑ <strong>der</strong> vorgesehene Anwendungs- o<strong>der</strong> Verwendungszweck<br />

❑ das Bedarfsvolumen<br />

❑ eine Frist o<strong>der</strong> ein Termin<br />

❑ die kaufmännischen Kriterien<br />

❑ Informationen zum eigenen Unternehmen<br />

❑ ein Hinweis, wer Auskünfte geben kann<br />

angegeben, aber auch nach Alternativen gefragt werden, falls <strong>der</strong> Empfänger die<br />

Erzeugnisse o<strong>der</strong> Leistungen so nicht anbieten kann. Manchmal ist es für den Anbieter<br />

auch wichtig zu erfahren, woher seine Anschrift bekannt wurde.<br />

Textvorschlag für die Anfor<strong>der</strong>ung von Produktinformationen<br />

Ihr Erzeugnisprogramm<br />

Guten Tag,<br />

für ein Projekt, das unsere erfolgreiche Produktreihe XXL ergänzen soll, beabsichtigen<br />

wir auf Edelstahl-Verbindungselemente nach DIN ... umzustellen.<br />

Unser Bedarf wird ca. 100.000 Einheiten pro Jahr erreichen.


Anfragen <strong>und</strong> Angebote<br />

Wir haben Ihre Anschrift im Messekatalog <strong>der</strong> Interscrew gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bitten<br />

Sie, uns Ihre technischen Informationen für diese Produkte bis zum ... zu<br />

senden. Ein Vertreterbesuch ist noch nicht zweckmäßig. Danke.<br />

Wir sind marktführen<strong>der</strong> Hersteller von Bearbeitungsmaschinen für die Forschungsbereiche<br />

aller großen Produzenten von mikroelektronischen Bauelementen.<br />

Ein Informationsblatt zu unserem Unternehmen <strong>und</strong> über unsere Erzeugnisse<br />

liegt bei.<br />

Bei Rückfragen können Sie sich an unseren zuständigen Einkäufer, Herrn Max<br />

Bayer, wenden.<br />

Fre<strong>und</strong>liche Grüße<br />

2.2 Anfor<strong>der</strong>ung von Angeboten<br />

Anlässe für Angebotsanfragen ergeben sich unter an<strong>der</strong>em<br />

❑ bei sporadischem o<strong>der</strong> einmaligem Bedarf, z. B. wenn<br />

- neuartige Güter gebraucht werden<br />

- das Wertvolumen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kriterien diesen Aufwand beanspruchen<br />

- keine ausreichenden Informationen über die Liefermöglichkeiten bestehen<br />

- wichtige Konditionen erfragt werden müssen<br />

- Informationen für eine Entscheidung gebraucht werden<br />

❑ bei projektbezogenen Markt-Erk<strong>und</strong>ungen, z. B. wenn<br />

- neue Produkte entwickelt <strong>und</strong> konstruiert<br />

- Informationen über neues Produktionsmaterial ermittelt<br />

- bestehende Produkte verbessert<br />

- Schwierigkeiten mit an<strong>der</strong>em Material o<strong>der</strong> neuen Lieferern beseitigt<br />

- produktbezogene Kostensenkungsmaßnahmen realisiert<br />

- allgemeine Verbesserungen <strong>der</strong> Konditionen erreicht werden sollen<br />

❑ marktbezogene Erk<strong>und</strong>igungen, z. B. wenn<br />

- allgemeine Informationen über Produkte, Produktgruppen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Marktentwicklungen<br />

ermittelt, auch im Zusammenhang mit <strong>Beschaffungs</strong>-Marktforschungs-Maßnahmen<br />

- durch Kostensenkungsprogramme Verbesserungen erzielt<br />

- neue, z.B. ferne regionale Marktsegmente erk<strong>und</strong>et<br />

- Fixierungen auf bestimmte „Haus- <strong>und</strong> Hof“-Lieferer überprüft werden sollen<br />

❑ Investitionsgüter-Anfragen, z. B. wenn<br />

- langfristig wirkende Investitionen bestmöglich eingesetzt<br />

- auf an<strong>der</strong>e Produktionssysteme umgestellt werden sollen


E-Commerce <strong>und</strong> Bestellabwicklung<br />

1 E-Commerce <strong>und</strong> Bestellabwicklung<br />

E-Commerce beschreibt die geschäftlichen Austauschbeziehungen zwischen eigenständigen<br />

Unternehmen über Elektronische Medien.<br />

Begriff<br />

Business to Business<br />

Customer to Customer<br />

Business to Customer<br />

Business to Government<br />

E-Commerce-Formen<br />

Kürzel<br />

BtoB, B2B<br />

CtoC, C2C<br />

BtoC, B2C<br />

BtoG, B2G<br />

Geschäftsbeziehungen<br />

Unternehmen mit Unternehmen<br />

Endverbraucher mit Unternehmen<br />

Unternehmen mit Endverbraucher<br />

Unternehmen mit Behörden<br />

Die Netzwerk-Begriffe für Elektronische Medien sind<br />

❑ Internet: offenes <strong>und</strong> öffentliches Netzwerk<br />

❑ Extranet: geschlossene unternehmensübergreifende Netzwerke<br />

❑ Intranet: unternehmensinterne Netzwerke.<br />

Die Formen <strong>der</strong> Netzintegration gehen von <strong>der</strong> einfachen Informationsbeschaffung<br />

bis zu Kooperationen zwischen Lieferern <strong>und</strong> Abnehmern.<br />

Intranet Extranet Internet<br />

Internet-<br />

Anschluss<br />

organisatorische<br />

Voraussetzungen<br />

Suchmaschinen<br />

Datenbanken<br />

Intranet<br />

im Betrieb<br />

<strong>Beschaffungs</strong>marketing<br />

Versorgungsangebot<br />

Informationsbeschaffung<br />

Einkaufs-<br />

Homepage<br />

Outsourcing<br />

<strong>Beschaffungs</strong>funktionen<br />

Internet-<br />

Marktplätze<br />

Auktionen<br />

Ausschreibungen<br />

Restbörsen<br />

Informationsaustausch<br />

C-Artikel-<br />

Management<br />

Kooperation<br />

über<br />

Internet-<br />

Plattformen<br />

Administration<br />

Lieferungen<br />

Zahlungen<br />

Kooperation<br />

Netzintegration <strong>der</strong> Einkaufsfunktionen


Beschaffung <strong>und</strong> Internet<br />

E-Commerce bietet wesentliche Erfolgspotenziale die zu erschließen sind:<br />

strategische<br />

Markttransparenz<br />

Informationsmanagement<br />

Marketing<br />

Chancen/Risiken<br />

E-Commerce-Potenziale<br />

operative<br />

Versorgung<br />

Verfügbarkeit<br />

Qualität<br />

Logistik<br />

Flexibilität<br />

Angebot<br />

Zeit<br />

Entscheidungen<br />

Prozesse<br />

Anpassung<br />

Kosten<br />

Abwicklung<br />

Preise<br />

Administration<br />

Für das <strong>Beschaffungs</strong>management bedeutet E-Commerce die mehrstufige Abwicklung<br />

<strong>der</strong> Geschäftsprozesse zwischen den Unternehmen über das Internet. Das<br />

umfasst unter an<strong>der</strong>em<br />

❑ Anfragen <strong>und</strong> Angebote<br />

❑ Bestellungen <strong>und</strong> Auftragsbestätigungen<br />

❑ Bestellabwicklung <strong>und</strong> Statuskontrolle<br />

❑ Lieferanzeigen <strong>und</strong> Bezahlungen.<br />

Dazu werden die interaktiven Möglichkeiten des Digitalen Informationsaustauschs<br />

genutzt. Das Ziel ist, die Informations- <strong>und</strong> Austauschprozesse zu vereinfachen, zu<br />

beschleunigen, zu verbilligen <strong>und</strong> zu verbessern.<br />

Markttransparenz<br />

Wertschöpfung<br />

Umsatzsicherung<br />

Kostenminimierung<br />

ZIELE<br />

AUFGABEN<br />

Marketing<br />

Anfragen<br />

Bestellungen<br />

Zahlungen<br />

Intra-<br />

Extra-<br />

Inter-NET<br />

E-COMMERCE-MANAGEMENT<br />

Marketing<br />

Angebote<br />

Lieferungen<br />

Rechnungen<br />

AUFGABEN<br />

PROZESSE<br />

Informationen<br />

Kommunikation<br />

Abschluss<br />

Ausführung<br />

E-Commerce-Management


E-Commerce <strong>und</strong> Bestellabwicklung<br />

Technisch handelt es sich um eine Vernetzung <strong>der</strong> eigenständigen Datenverarbeitungssysteme<br />

von Lieferern <strong>und</strong> Abnehmern. Je<strong>der</strong> hat sein eigenes System <strong>und</strong><br />

viele hun<strong>der</strong>t Geschäftspartner. Würden die Verknüpfungen zwischen jedem Abnehmer<br />

<strong>und</strong> jedem Lieferer nur bilateral gestaltet, ergäbe sich durch die Multiplikation<br />

<strong>der</strong> Schnittstellen ein Koordinationsaufwand, <strong>der</strong> we<strong>der</strong> organisatorisch noch<br />

wirtschaftlich vertretbar ist. Aus diesem Dilemma sind z.B. die Plattformen zwischen<br />

einigen Automobilherstellern <strong>und</strong> ihren Lieferern entstanden. Sie sind weniger<br />

virtuelle Marktplätze son<strong>der</strong>n hauptsächlich administrative Netzwerke.<br />

Konventionelle Beziehungen:<br />

Internet-Plattformen:<br />

L<br />

A<br />

L<br />

A<br />

L<br />

A<br />

L<br />

Internet-<br />

Plattform<br />

A<br />

L<br />

A<br />

L<br />

A<br />

Lieferer-Abnehmer-Vernetzungen<br />

L= Lieferer<br />

A=Abnehmer<br />

E-Commerce ist das unternehmensübergreifende <strong>und</strong> ganzheitliche Management<br />

von Geschäftsprozessen <strong>und</strong> -beziehungen über das Internet.<br />

Das schließt die Anbahnung <strong>der</strong> Geschäfte sowie ihre Finanztransaktionen (E-Cash)<br />

mit ein <strong>und</strong> soll die Aufwendungen<br />

❑ für die zu beschaffenden Güter<br />

❑ für die <strong>Beschaffungs</strong>- <strong>und</strong> Versorgungsprozesse<br />

minimieren helfen. Als Voraussetzungen für E-Commerce sind zwischen den Partnern<br />

zu regeln:<br />

❑ Die Informationspo<strong>litik</strong>, über was man wie informieren will <strong>und</strong> wie mit den Informationen<br />

umgegangen werden soll<br />

❑ den Datenaustausch, welche Daten man mit welchen Inhalten austauschen will<br />

<strong>und</strong> wem sie zugänglich gemacht werden müssen<br />

❑ die administrativen Prozesse, von <strong>der</strong> Anfrage bis zur Zahlung, die damit abgewickelt<br />

werden sollen


Beschaffung <strong>und</strong> Internet<br />

❑ die Schnittstellen zwischen den Unternehmen <strong>und</strong> den einzelnen Funktionen in<br />

<strong>und</strong> zwischen den Unternehmen<br />

❑ die Formen <strong>und</strong> Inhalte <strong>der</strong> zwischenbetrieblichen Informations- <strong>und</strong> Kontaktmöglichkeiten<br />

über Webseiten.<br />

Die Funktionen einer Webseite können bis zu einem Portal o<strong>der</strong> Knotenpunkt für<br />

alle Datenaustausche über die ganze Wertschöpfungskette (Supply Chain) eines<br />

Produktes ausgebaut werden.<br />

Lieferer<br />

A<br />

Abnehmer<br />

1<br />

Waren<br />

Spedition<br />

Waren<br />

Lieferer<br />

B<br />

Sendungsverfolgung<br />

“Tracking”<br />

Abnehmer<br />

2<br />

Information<br />

Kommunikation<br />

INTERNET<br />

Anfragen<br />

Angebote<br />

Bestellungen<br />

Auftragsbestätigungen<br />

Lieferanzeige<br />

Terminmanagement<br />

Qualitätssicherung<br />

Information<br />

Kommunikation<br />

Supply Chain im Internet<br />

Als Instrumente werden eingesetzt<br />

❑ Recherchemedien: Suchmaschinen, Datenbanken, Ausschreibungsportale<br />

❑ Marktplätze <strong>und</strong> Auktionen<br />

❑ Unternehmens- <strong>und</strong> Purchasing-Webseiten<br />

❑ Systeme des E-Procurement 1) , z. B. C-Artikel-Management<br />

❑ Plattformen als Knotenpunkte von Netzwerken zwischen Unternehmen.<br />

Selbstverständlich verlangt die Umstellung auf ein E-Commerce-Management die<br />

Anpassung <strong>der</strong> bestehenden Geschäftsprozesse <strong>und</strong> den Aufbau neuer <strong>Beschaffungs</strong><strong>und</strong><br />

Vertriebswege.<br />

1) Beschaffung von Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen über Elektronische Medien


Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />

2 Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />

<strong>Beschaffungs</strong>aufgaben sind vorwiegend Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsaufgaben.<br />

Der Rest ist Administration <strong>und</strong> Logistik. Das erklärt, warum das Internet ein<br />

unbestritten vorteilhaftes <strong>und</strong> vielseitiges Medium ist: Es unterstützt<br />

❑ das Marketing <strong>und</strong> die Marktrecherchen<br />

❑ die Information durch umfassende Einsicht in die Marktsegmente<br />

❑ die Kommunikation durch verbesserte Information <strong>und</strong> Schnelligkeit<br />

❑ die <strong>Beschaffungs</strong>prozesse zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung<br />

❑ die Marketing-<strong>Strategien</strong> um den Anbieter-Wettbewerb zu för<strong>der</strong>n<br />

❑ zeigt Alternativen zur Optimierung von Aufwand <strong>und</strong> Leistung auf.<br />

Das Internet schafft Markt- <strong>und</strong> Angebotstransparenz.<br />

Selbstverständlich gilt das nicht nur für Informationen wie „Wer kann was liefern?“<br />

son<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s auch für Zusatz- <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>auskünfte, die auch von verschiedenen<br />

Dienstleistern angeboten werden:<br />

❑ Pressemeldungen über Wirtschaft <strong>und</strong> Unternehmen<br />

❑ Aktien- <strong>und</strong> Währungskurse<br />

❑ Börsenkurse für Rohstoffe<br />

❑ Markt- <strong>und</strong> Brancheninformationen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

Auch <strong>der</strong> Anbieter-Wettbewerb wird vom Internet vorzüglich geför<strong>der</strong>t. Die Marketingstrategien<br />

<strong>der</strong> Anbieter wird ein strategisch orientierter Einkauf als Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

erkennen <strong>und</strong> sie mit einem eigenen Marketing behandeln. Das ist auch<br />

das eigentliche Aufgabenfeld <strong>der</strong> Einkäufer im <strong>Beschaffungs</strong>- <strong>und</strong> Versorgungsmanagement.<br />

Unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den Lieferern, von einfachen<br />

Informationskontakten bis zu Kooperationen, werden von den Einrichtungen des<br />

Internet maßgeblich unterstützt.<br />

Das Internet belebt die Konkurrenz unter den Informationsmedien, den<br />

❑ gedruckten Branchenverzeichnissen<br />

❑ Lieferernachweisen auf CD-ROM<br />

❑ Messekatalogen<br />

❑ Fachzeitschriften <strong>und</strong> -büchern<br />

❑ Anbietern von Informations-Datenbanken<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en. Es muss nicht mehr so viel archiviert werden <strong>und</strong> die Informationen<br />

sind so gut <strong>und</strong> so aktuell, wie sie die Anbieter im eigenen Interesse einpflegen.


Beschaffung <strong>und</strong> Internet<br />

Das Internet ist eine riesige <strong>und</strong> dynamische Datenbank, <strong>der</strong>en Informationsinhalte<br />

je<strong>der</strong>zeit <strong>und</strong> sofort verfügbar sind. Es ist auch ein globales <strong>und</strong> interaktives<br />

Medium, das die Kommunikation <strong>und</strong> den Datenaustausch direkter<br />

<strong>und</strong> schneller macht.<br />

Allerdings werden beson<strong>der</strong>e Fähigkeiten verlangt, um das mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

unübersichtliche Angebot pragmatisch <strong>und</strong> effizient zu nutzen. Auch das wird zu<br />

einer elementaren Kompetenz <strong>der</strong> Manager <strong>und</strong> Mitarbeiter.<br />

Informationsrecherche im Internet<br />

Vorteile<br />

Größte <strong>und</strong> globale Datensammlung<br />

weltweit sofortige <strong>und</strong> ständige Verfügbarkeit<br />

Aktualität durch ständiges Updating<br />

objektivierbare Informationen aus verschiedenen<br />

Quellen<br />

kein Zeitverzug für Erstellung <strong>und</strong> Verteilung<br />

von Drucksachen o<strong>der</strong> Datenträgern<br />

geringe laufende Kosten<br />

meist kostenlose Software<br />

einfache Bedienung<br />

Nachteile<br />

oft unübersichtliche Vielfalt<br />

keine einheitlichen Strukturen<br />

keine übergeordnete Normierung<br />

unterschiedlich häufige Aktualisierung <strong>der</strong><br />

Webseiten<br />

gelegentlich langsame Reaktionszeiten zu<br />

den Hauptnutzungszeiten<br />

subjektive Inhalte können ein einseitiges<br />

Markt- o<strong>der</strong> Unternehmensbild prägen<br />

2.1 Lieferer-Webseiten <strong>und</strong> -Kataloge<br />

Mit Suchmaschinen lassen sich weltweit mehrere Millionen Webseiten von Unternehmen<br />

aller Branchen aufzeigen. Auf diesen „Seiten“ werden im Allgemeinen <strong>und</strong><br />

unterschiedlich ausführlich<br />

❑ das Unternehmen vorgestellt<br />

❑ das Erzeugnisprogramm beschrieben<br />

❑ Verkehrsdaten mitgeteilt<br />

❑ Kontaktadressen gegeben.<br />

Über Verzweigungen können meist weitere Einzelheiten eingesehen werden <strong>und</strong><br />

fast immer ist ein E-Mail-Link, die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme, eingebaut.<br />

Beson<strong>der</strong>s im C-Artikel-Bereich bieten die Internet-Kataloge <strong>der</strong> Anbieter eine vereinfachte<br />

Abwicklung <strong>der</strong> <strong>Beschaffungs</strong>vorgänge für geringerwertige Güter. Die<br />

Artikel werden als „Elektronische Kataloge“, meist mit technischen Beschreibun-


Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />

gen <strong>und</strong> mit den kaufmännischen Bedingungen, aufgezeigt. Das verlangt nach einer<br />

benutzerfre<strong>und</strong>lichen Suchwortstruktur, damit die gesuchten Artikel einerseits<br />

mit ihren unterschiedlichen Begriffen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits mit wenig Verweisungen,<br />

gef<strong>und</strong>en werden können.<br />

Der Einkäufer kann über das Internet auf die Kataloge vieler Anbieter zugreifen.<br />

Nachteilig ist dabei, dass <strong>der</strong> Aufwand hoch ist, sich mit verschiedenen Katalogsystemen<br />

zu beschäftigen <strong>und</strong> dazu verleitet, immer wie<strong>der</strong> auf den gewohnten Katalog<br />

eines geläufigen Anbieters zuzugreifen.<br />

Auch die chaotische Struktur des Internet macht die Suche nach Erzeugnisartikeln<br />

nicht immer einfach, weil ihre Beschreibungen nicht nach einem einheitlichen Standard<br />

eingegeben werden.<br />

Für die Problematik <strong>der</strong> unterschiedlichen Katalogformate <strong>der</strong> verschiedenen Anbieter,<br />

die nicht immer kompatibel sind, gibt es branchenübergreifende, mehrsprachige<br />

<strong>und</strong> internationale Katalogstandards, beispielsweise den „BMEcat“ des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

Materialwirtschaft Einkauf <strong>und</strong> Logistik o<strong>der</strong> den „E-Class“ des Instituts<br />

<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft Köln.<br />

2.2 Einkaufs-Webseiten<br />

Strategisches <strong>Beschaffungs</strong>management bedeutet nicht nur, nach besten <strong>Beschaffungs</strong>möglichkeiten<br />

zu recherchieren, son<strong>der</strong>n auch den eigenen Bedarf zur Versorgung<br />

aktiv anzubieten.<br />

Das wird von einer Einkaufs-Webseite (Purchasing Homepage) im Internet vorzüglich<br />

unterstützt. Der Einkauf hat die Chance, sein Unternehmen <strong>und</strong> dessen Bedarf<br />

professionell nach außen darzustellen. Neben sachlichen Informations- <strong>und</strong><br />

Kontaktangeboten kann er damit ein Image bewirken, das seine Firma den potenziellen<br />

Anbietern als attraktiven Abnehmer zeigt. Das Ziel ist, zweckorientiert <strong>und</strong><br />

mit wenig Aufwand<br />

❑ neue Liefermöglichkeiten zu erschließen<br />

❑ attraktive Angebote zu erhalten<br />

❑ eigene Informationen den potenziellen Anbietern verfügbar zu machen<br />

❑ eine Vorselektion <strong>der</strong> Liefererqualifikation zu erreichen.<br />

Mit einer eigenen, selbstverständlich mehrsprachigen, Einkaufs-Homepage können<br />

vermittelt werden<br />

❑ inhaltliche <strong>und</strong> werbliche Informationen zum eigenen Unternehmen<br />

❑ Philosophie, Absichten <strong>und</strong> Programme <strong>der</strong> Beschaffung<br />

❑ das <strong>Beschaffungs</strong>sortiment mit seinen Inhalten, Volumen <strong>und</strong> Perspektiven<br />

❑ organisatorische Gegebenheiten, Standorte <strong>und</strong> Wegbeschreibungen


❑ Informationen über sachverantwortliche Mitarbeiter <strong>und</strong> Ansprechpartner<br />

❑ allgemeine Mitteilungen <strong>und</strong> Anregungen<br />

❑ Auffor<strong>der</strong>ungen, Angebote abzugeben<br />

❑ die Möglichkeit gezielt <strong>und</strong> formlos Kontakt aufzunehmen, z. B. über E-Mail.<br />

Ein vorbereitetes Formular, das <strong>der</strong> Interessent mit seinen Angaben füllt, systematisiert<br />

<strong>und</strong> strukturiert dessen Informationen <strong>und</strong> erleichtert die unmittelbare<br />

Kontaktaufnahme. Dieses Instrument wird von manchen Unternehmen bis zu einem<br />

Lieferer-Qualifizierungsprogramm ausgebaut.<br />

Auch Ausschreibungen sind möglich, als<br />

Beschaffung <strong>und</strong> Internet<br />

❑ Auffor<strong>der</strong>ung, ein Angebot zu machen<br />

❑ Auktion, bei <strong>der</strong> die Preise <strong>der</strong> Gebote zum Weiterbieten gezeigt werden<br />

❑ Registriermöglichkeit für Anbieter, über künftige Ausschreibungen informiert<br />

zu werden.<br />

Inhalte einer Einkaufs-Homepage<br />

Unternehmen<br />

Einkauf<br />

Beschaffung<br />

Bedarf <strong>und</strong> Versorgung<br />

Anbieter <strong>und</strong> Lieferer<br />

Datenbanken<br />

allgemeine Informationen<br />

werbliche Angaben<br />

Leitlinien<br />

Standorte<br />

Erzeugnisse<br />

Einkaufspo<strong>litik</strong> <strong>und</strong> -richtlinien<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>und</strong> Einkaufsstellen<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Ansprechpartner<br />

Kommunikationsanschlüsse<br />

Bedarfsspektrum nach Artikelgruppen<br />

Bedarfskatalog nach Artikeln<br />

Artikelbeschreibung (mit Bild)<br />

Verwendung<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Fragebogen<br />

Kontaktaufnahme<br />

Anfrageabwicklung<br />

Bedarfskonkretisierung<br />

Qualifikation <strong>und</strong> Vorselektion<br />

selektiver Zugang zu weiteren technischen <strong>und</strong> kaufmännischen<br />

Informationen


Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />

2.3 Allgemeine Webseiten<br />

Neben den eigentlichen <strong>Beschaffungs</strong>informationen bieten Webseiten auch Informationen,<br />

die die praktische Arbeit erleichtern <strong>und</strong> effizienter machen, beispielsweise:<br />

❑ nationale <strong>und</strong> internationale Adressverzeichnisse für<br />

•Postleitzahlen<br />

•E-Mail-Adressen<br />

•Telefonnummern<br />

•Faxanschlüsse<br />

❑ Übersetzungsdienste für Webseiten o<strong>der</strong> Technische Begriffe<br />

❑ Reiseplaner, die über<br />

•Routenplanungen<br />

•Fahrpläne<br />

•Stadtpläne<br />

•Wettervorhersagen<br />

•Unterkünfte u. a.<br />

informieren o<strong>der</strong><br />

❑ Reisebüros, die direkte Buchungen ermöglichen<br />

❑ Nachrichtendienste <strong>der</strong> Medien<br />

❑ Börsen- <strong>und</strong> Währungskurse<br />

❑ Stellenbörsen mit Angeboten <strong>und</strong> Gesuchen<br />

❑ Mitteilungen <strong>der</strong> Verbände, Institute <strong>und</strong> Behörden.<br />

2.4 Liefererdatenbanken<br />

Sie sind die Internet-Variante <strong>der</strong> bekannten Branchenbücher <strong>und</strong> Liefererverzeichnisse.<br />

Nach <strong>der</strong> Art ihrer Auskünfte gibt es unterschiedliche Arten:<br />

❑ die Gruppe <strong>der</strong> „Gelben Seiten“, die nur Basisinformationen, wie Firmenname,<br />

Anschrift <strong>und</strong> Kommunikationsanschlüsse geben<br />

❑ die Branchenverzeichnisse, die Hersteller <strong>und</strong> Händler nach Produktgruppen<br />

aufzeigen<br />

❑ die Online-Dienstleister mit sehr unterschiedlichen Informationsangeboten<br />

❑ Link-Sammlungen, die Internetadressen <strong>und</strong> Homepages mit direkt anwählbaren<br />

Verbindungen nach Branchen o<strong>der</strong> Produktkategorien anbieten.<br />

Internet-Firmendatenbanken haben wesentliche Vorteile gegenüber den Druck- o<strong>der</strong><br />

CD-ROM-Ausgaben:<br />

❑ praktisch tagesaktuelle Informationen<br />

❑ sachk<strong>und</strong>ige Präsentation durch die Anbieter selbst


Beschaffung <strong>und</strong> Internet<br />

❑ umfassen<strong>der</strong>e <strong>und</strong> ausführlichere Informationen<br />

❑ sofortige <strong>und</strong> stetige Verfügbarkeit<br />

❑ direkte <strong>und</strong> sofortige Kontaktaufnahme.<br />

Die oft angebotene Funktion einer Sammel-E-Mail ist allerdings nur selten sinnvoll:<br />

Es ist zwar vorteilhaft, eine Anfrage nur einmal schreiben zu müssen <strong>und</strong> an<br />

mehrere Firmen zu verschicken, aber die anschließende Bearbeitung <strong>der</strong> vielen<br />

Antworten macht diese Erleichterung praktisch wertlos.<br />

3 Marktplätze <strong>und</strong> Auktionsplattformen<br />

Internet-Auktionen sind dynamische Ausschreibungen. Sie bieten neue <strong>und</strong> interessante<br />

<strong>Beschaffungs</strong>möglichkeiten für die Einkäufer. Als Vorteil gegenüber den<br />

konventionellen Ausschreibungen ergibt sich, dass <strong>der</strong> Preis nicht endgültig ist,<br />

son<strong>der</strong>n sich im Verlauf <strong>der</strong> Ausschreibungsfrist meist weiter reduziert.<br />

Sie werden von unabhängigen Dienstleistern bereitgestellt <strong>und</strong> bieten in diesem<br />

Zusammenhang noch ergänzende Dienstleistungen. Ihre Aufgabe ist, Angebote <strong>und</strong><br />

Nachfragen zusammenzuführen <strong>und</strong> Kaufabschlüsse zu unterstützen. Sie dienen<br />

aber auch <strong>der</strong> Entsorgung von Restposten o<strong>der</strong> Reststoffen durch Ausschreibung.<br />

Die meisten virtuellen Marktplätze wurden erst im Jahre 2000 gegründet. Sie finanzieren<br />

sich unterschiedlich <strong>und</strong> hauptsächlich aus<br />

❑ Gebühren für die Transaktionen<br />

❑ Werbeeinnahmen<br />

❑ Mitglie<strong>der</strong>gebühren<br />

❑ zusätzliche Dienstleistungen<br />

❑ Gebühren für Informationen.<br />

Die Beurteilungs- <strong>und</strong> Auswahlkriterien sind<br />

❑ Geschäftsmodell <strong>und</strong> Leistungsangebot<br />

❑ die Anzahl <strong>der</strong> aktiven Teilnehmer<br />

❑ Bonität <strong>und</strong> Zukunftsstrategien<br />

❑ Dienstleistungsspektrum <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbetreuung<br />

❑ geografischer Wirkungsbereich <strong>und</strong> Marktsegment<br />

❑ Einbindung von Logistik- <strong>und</strong> Finanzdienstleistern<br />

❑ Ausstattung <strong>und</strong> Software<br />

❑ technische <strong>und</strong> kaufmännische Umsetzung.

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