heruntergeladen - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
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| Im Gespräch<br />
Warum Tradition im Trend liegt<br />
Ina Tenz<br />
Kirst<strong>in</strong>e Fratz<br />
Bloß ke<strong>in</strong>e Experimente im Gottesdienst.<br />
Struktur und Rituale s<strong>in</strong>d wichtig, geben<br />
Halt. Das Leben ist schon unruhig genug.<br />
Stimmt. Aber <strong>Kirche</strong> muss auch mit<br />
der Zeit gehen, muss junge Menschen<br />
erreichen und überraschen. Nur Mut<br />
bei Inhalt und Ablauf der Gottesdienste.<br />
Stimmt das etwa nicht? Doch – beide Positionen<br />
s<strong>in</strong>d richtig, sagt Kirst<strong>in</strong>e Fratz.<br />
„Grundsätzlich haben wir alle Angst vor<br />
Veränderungen“, weiß die Hamburger<br />
Trendforscher<strong>in</strong>. „Aber genauso haben<br />
wir alle auch e<strong>in</strong> großes Bedürfnis nach<br />
Veränderung.“ Tradition oder Trend?<br />
Sowohl als auch.<br />
Pastor Nico Szameitat schafft den Spagat<br />
zwischen klassisch und cool. Er ist Mitglied<br />
der evangelischen Michaelsbruderschaft,<br />
die sich <strong>in</strong> den 1920er-Jahren formierte<br />
und sehr auf Liturgie bedacht ist.<br />
„Ich muss nicht für jeden Gottesdienst<br />
e<strong>in</strong>en neuen irischen Reisesegen f<strong>in</strong>den“,<br />
spricht sich der Pfarrer der <strong>Ev</strong>angelischlutherischen<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de Heppens<br />
(Wilhelmshaven) auch dafür aus, „das<br />
Vaterunser nicht <strong>in</strong> die heutige Sprache<br />
zu übersetzen“.<br />
Ganz schön konservativ also, dieser<br />
Pfarrer. Und zugleich total progressiv.<br />
Denn Szameitat fordert se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de<br />
auch zu Experimenten heraus, br<strong>in</strong>gt<br />
sie etwa mit se<strong>in</strong>er Dialogpredigt beim<br />
19. Go Special im Kulturzentrum Pumpwerk<br />
zum Klatschen und zum Lachen<br />
– weltweit anzuschauen bei YouTube<br />
im Internet. Pastor Szameitat hat „e<strong>in</strong>e<br />
Abneigung gegen Floskeln“, schreibt se<strong>in</strong>e<br />
Gebete am liebsten selbst. Und zwar<br />
höchst poetisch. Tradition oder Trend?<br />
Weder noch, sondern sehr bewusste<br />
Ansprache verschiedener Zielgruppen<br />
mit verschiedenen Stilmitteln: „Ich kann<br />
nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Format sonntags<br />
von 10 bis 11 Uhr alle Leute begeistern.“<br />
Doch genau das und mehr versucht<br />
Ina Tenz. Die Programmdirektor<strong>in</strong> des<br />
Privatsenders ffn muss stets und ständig<br />
möglichst viele Menschen erreichen.<br />
Wo auch immer. Und wie? „Was uns im<br />
Wettbewerb unterscheidet, ist das Wort.“<br />
Das Wort macht zwar im ffn-Programm<br />
kaum mehr als 20 Prozent aus, doch<br />
alle<strong>in</strong> an der Musik kann man ke<strong>in</strong>en<br />
der großen Radiosender erkennen. „Also<br />
<strong>in</strong>vestieren wir sehr viel Kraft, sehr viel<br />
Zeit, sehr viel Konsequenz und sehr viel<br />
Marktforschung nur <strong>in</strong> dieses Wort.“ Mit<br />
großem Quotenerfolg.<br />
Ina Tenz setzt also auf die Macht der<br />
Worte, widmet sich der Sprache strategisch.<br />
Die Herangehensweise ist bei<br />
allem Aufwand eigentlich simpel: „Man<br />
muss se<strong>in</strong>e Zielgruppe kennen und darf<br />
nicht von sich selbst ausgehen.“ Noch<br />
e<strong>in</strong>e Erkenntnis: „Beim Zuhören s<strong>in</strong>d die<br />
ersten sieben Sekunden entscheidend.“<br />
Was anspruchsvolle Themen und Gedanken<br />
ke<strong>in</strong>eswegs ausschließe, „denn man<br />
muss dafür ja nicht unbed<strong>in</strong>gt auch e<strong>in</strong>e<br />
anspruchsvolle Sprache wählen“. Hauptsache,<br />
die Präsentation ist authentisch.<br />
„Wort und Musik s<strong>in</strong>d für mich meist e<strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>sames Spiel“, erklärt <strong>Ev</strong>a Brunken<br />
und me<strong>in</strong>t dabei weniger die Musik im<br />
Radio, sondern eher die im Gesangbuch.<br />
„Obwohl ich Liedtexte auch als Gedicht<br />
nehmen kann, als Poesie.“ Zugleich mag<br />
sich die Bildungsreferent<strong>in</strong> aus dem Landesjugendpfarramt<br />
der oldenburgischen<br />
<strong>Kirche</strong> „auch auf Musik e<strong>in</strong>lassen, deren<br />
Worte ich nicht verstehe“.<br />
Noch so e<strong>in</strong> Sowohl-als-Auch – nicht<br />
nur <strong>in</strong> Bezug auf Musik. „Die biblischen<br />
Worte haben ihr Recht, auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alten,<br />
e<strong>in</strong>er sperrigen Sprache ausgedrückt<br />
zu werden und <strong>in</strong>terpretationsbedürftig<br />
zu se<strong>in</strong>.“ Gottes Wort muss für <strong>Ev</strong>a<br />
Brunken zwar nicht nur <strong>in</strong> der heutigen<br />
Sprache formuliert se<strong>in</strong>, „aber ich mag<br />
klare, möglichst e<strong>in</strong>deutige Sätze.“ Auf<br />
die Frage nach e<strong>in</strong>er empfehlenswerten<br />
Bibelübersetzung rät sie zur BasisBibel<br />
fürs Neue Testament. „Die Antwort hatte<br />
ich erhofft“, freut sich Nico Szameitat<br />
und verweist aufs Internet, wo die Basis<br />
Bibel komplett zu f<strong>in</strong>den ist.<br />
Vier Profis im Umgang mit dem Wort<br />
denken geme<strong>in</strong>sam nach über Wirkung<br />
und Wandel der Sprache. Sitzen im<br />
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