heruntergeladen - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
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| Im Gespräch<br />
Restaurant „Schwan“ am <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Hafen und lassen das Mobiltelefon <strong>in</strong> der<br />
Tasche. Gutes Stichwort für <strong>Ev</strong>a Brunken:<br />
„Die Jugendsprache heute hat sehr<br />
viel mit facebook und Kurznachrichten<br />
zu tun – sie ist mir damit aber auch<br />
fremd.“ Nicht nur Kürzel und Begriffe,<br />
„auch ganze Satzstellungen“. Das <strong>in</strong>teressiert<br />
die Bildungsreferent<strong>in</strong>, das f<strong>in</strong>det<br />
sie spannend. Und sie kommt mit Jugendlichen<br />
darüber <strong>in</strong>s Gespräch. „Aber<br />
ganz klar – me<strong>in</strong>e Sprache ist das nicht.“<br />
<strong>Kirche</strong> und facebook – da ist Kirst<strong>in</strong>e<br />
Fratz skeptisch. „Ich glaub’ nicht, dass<br />
e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de dabei se<strong>in</strong> und vielleicht<br />
sogar noch twittern muss.“ Sofort kontert<br />
Nico Szameitat: „Die Organisation der<br />
Jugendarbeit funktioniert nur noch über<br />
facebook.“ Und mehr noch: „Wenn ich<br />
e<strong>in</strong>e Predigt geschrieben habe am Samstagabend,<br />
dann stelle ich den Anfang<br />
bei facebook re<strong>in</strong> – als Predigt-Preview.“<br />
Zum Ausstieg der H<strong>in</strong>weis auf die Fortsetzung<br />
im Gottesdienst am Sonntag.<br />
„Und zwei, drei Jugendliche kommen<br />
dann manchmal tatsächlich, nur um zu<br />
erfahren, wie’s weitergeht. Klar“, räumt<br />
der Pastor e<strong>in</strong>, „manche sagen, das sei<br />
manipulativ. Aber ich liebe es, damit zu<br />
spielen.“<br />
Und was ist mit <strong>Kirche</strong> im Radio? Die<br />
überzeugte Katholik<strong>in</strong> Ina Tenz weiß<br />
vom Wunsch der Hörerschaft nach Lebenshilfe,<br />
nach Orientierung, nach Interaktion.<br />
Und genau den erfüllt auch der<br />
<strong>Ev</strong>angelische <strong>Kirche</strong>nfunk Niedersachsen.<br />
Der ekn beliefert ffn mit Beiträgen<br />
und Sendungen, die Programmdirektor<strong>in</strong><br />
freut sich über die Zusammenarbeit:<br />
„<strong>Kirche</strong> soll ihren Markenkern auch im<br />
Radio erfüllen.“<br />
Für Trendforscher<strong>in</strong> Kirst<strong>in</strong>e Fratz ist es<br />
ke<strong>in</strong> Wunder, dass <strong>Kirche</strong>nbeiträge im<br />
Hörfunk ihr Publikum erreichen: „Es<br />
gibt e<strong>in</strong> großes Bedürfnis nach Spiritualität.“<br />
Sagt sie nicht nur so, begründet sie<br />
auch. „Diese ewige Selbst-Optimierung,<br />
diese Individual-Konkurrenz – das ist<br />
so anstrengend für den E<strong>in</strong>zelnen.“ Ob<br />
Kopf oder Geist, ob Ausbildung oder<br />
Aussehen, ob „e<strong>in</strong> weiterer Bachelor <strong>in</strong><br />
Chicago oder e<strong>in</strong>e neue Nase“: Das sei<br />
„alles e<strong>in</strong>e Richtung – nämlich, mich auf<br />
dem Markt bestmöglich zu platzieren“.<br />
Und dann? „Dann kommt die unglaubliche<br />
Erschöpfung.“<br />
Früher oder später merkten alle, „dass<br />
auch Selbstverwirklichung e<strong>in</strong>e Utopie<br />
ist, die sich irgendwann selbst entmystifiziert“.<br />
Was folgt, sei „e<strong>in</strong>e Sehnsucht,<br />
dass da etwas se<strong>in</strong> muss, was größer ist<br />
als ich“. Die Kulturwissenschaftler<strong>in</strong><br />
hat e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>ige Semester Religionswissenschaften<br />
studiert, der <strong>Kirche</strong> macht<br />
sie Mut – nicht trotz der Traditionen,<br />
sondern gerade wegen der klaren Regeln:<br />
„Diese Ritualisierung hat heutzutage was<br />
unheimlich Entlastendes.“<br />
Was auch für K<strong>in</strong>der gilt und längst nicht<br />
<strong>in</strong> lebenslangen Erfahrungen begründet<br />
se<strong>in</strong> muss. <strong>Ev</strong>a Brunken: „Schon für den<br />
K<strong>in</strong>dergottesdienst braucht es e<strong>in</strong>e feste<br />
Liturgie mit Ritualen.“ So vermittelt sie<br />
es den Teams. „Das hat auch mit Heimat<br />
zu tun – mit dem Wissen, hier b<strong>in</strong> ich<br />
gut aufgehoben.“ Eben auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
K<strong>in</strong>dergottesdienst, „wo e<strong>in</strong>e Geschichte,<br />
die gut erzählt wird, e<strong>in</strong>en guten Platz<br />
hat, damit die K<strong>in</strong>der sich von Anfang<br />
bis zum Schluss beheimaten können und<br />
gern wieder kommen“.<br />
Perfekte Vorlage für die Trendforscher<strong>in</strong>,<br />
die e<strong>in</strong>en Bogen schlägt: „Früher gab es<br />
e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derwelt mit Phantasie und <strong>in</strong><br />
Geschichten verpackt – das große emotionale<br />
Ahhh.“ Bei Erwachsenen aber<br />
„war alles ernsthaft und anstrengend“.<br />
Das habe sich gewandelt. „Nun wollen<br />
auch wir Erwachsenen dieses Ahhh, weil<br />
das schneller <strong>in</strong>s Blut geht.“ Gerade die<br />
jungen Studierenden „haben e<strong>in</strong> Defizit<br />
an D<strong>in</strong>gen, die überdauern“, beobachtet<br />
Dozent<strong>in</strong> Kirst<strong>in</strong>e Fratz. „Die lesen Biografien<br />
von verstorbenen Persönlichkeiten<br />
auf Papier, die kaufen Antiquitäten,<br />
die beschäftigen sich mit ayurvedischen<br />
Tees und sammeln Jadeste<strong>in</strong>e.“<br />
Genau dieser Trend sei vor vielen Jahren<br />
vorhergesagt worden, berichtet Ina<br />
Tenz von e<strong>in</strong>em Radiokongress Ende der<br />
1990er <strong>in</strong> den USA. „Der Country-Lifestyle,<br />
dass man wieder Plätzchen backen<br />
wird, das ganze Heimelige, das Gesunde,<br />
die Kräuter – all das ist mittlerweile wirklich<br />
so gekommen.“<br />
Und welchen nächsten Trend hat Kirst<strong>in</strong>e<br />
Fratz jetzt schon ausgemacht? „Wir<br />
sehen, dass die Philosophie e<strong>in</strong>en riesigen<br />
Aufw<strong>in</strong>d bekommt.“ Die Psychologie<br />
h<strong>in</strong>gegen bef<strong>in</strong>de sich eher <strong>in</strong> der Krise.<br />
„Es s<strong>in</strong>d Philosophen, die heute öko<br />
Pastor Nico Szameitat<br />
<strong>Ev</strong>a Brunken<br />
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