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Ein Gespräch mit der Schriftstellerin Felicitas Hoppe - Kirchen.ch

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Neue Z}r<strong>ch</strong>er Zeitung FEUILLETON Mittwo<strong>ch</strong>, 11.10.2000 Nr.237 61<br />

Werkstatt<br />

Das Unheil auf dem Papier<br />

<strong>Ein</strong> Gesprä<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>riftstellerin</strong> <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong><br />

<strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> ist <strong>mit</strong> ihrer einfa<strong>ch</strong>en, vertrackten Prosa zu einer <strong>der</strong> bekanntesten<br />

Autorinnen ihrer Generation geworden. Im Gesprä<strong>ch</strong> gibt sie Auskunft über den Unters<strong>ch</strong>ied<br />

zwis<strong>ch</strong>en Lügen und Erfinden; sie verrät, warum <strong>der</strong> Vater in ihren Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

so viel S<strong>ch</strong>naps trinkt und was S<strong>ch</strong>reiben <strong>mit</strong> Klavierüben zu tun hat.<br />

<strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> ma<strong>ch</strong>t kein Geheimnis aus <strong>der</strong><br />

Literatur. Ges<strong>ch</strong>lagene drei Stunden lang gibt sie<br />

in ihrer hellen Kü<strong>ch</strong>e im Prenzlauer Berg Auskunft<br />

über ihr S<strong>ch</strong>reiben. Der Zettel <strong>mit</strong> den vorbereiteten<br />

Fragen bleibt in <strong>der</strong> Tas<strong>ch</strong>e, und wäre<br />

uns <strong>der</strong> Hunger ni<strong>ch</strong>t dazwis<strong>ch</strong>en gekommen,<br />

hätten wir wohl no<strong>ch</strong> einmal drei Stunden geredet.<br />

Tabus gibt es keine. Man darf <strong>Felicitas</strong><br />

<strong>Hoppe</strong> sogar fragen, warum sie s<strong>ch</strong>reibt, au<strong>ch</strong><br />

wenn es darauf keine s<strong>ch</strong>nelle Antwort gibt. «I<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>reibe ni<strong>ch</strong>t aus Not, aber es gibt für mi<strong>ch</strong> eine<br />

Notwendigkeit, die sogenannte Wirkli<strong>ch</strong>keit zu<br />

verwandeln, zu überspringen, über sie hinauszugehen.<br />

Bes<strong>ch</strong>reiben o<strong>der</strong> erklären will i<strong>ch</strong> sie<br />

ni<strong>ch</strong>t.» Die grotesken Miniaturen im Erzählband<br />

«Picknick <strong>der</strong> Friseure» wurden 1996 <strong>mit</strong> dem<br />

Aspekte­Literaturpreis ausgezei<strong>ch</strong>net. In den Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

passiert Ungeheuerli<strong>ch</strong>es und Unvorhersehbares,<br />

als würde man einem Kind in <strong>der</strong><br />

Puppenstube beim Spielen zus<strong>ch</strong>auen o<strong>der</strong> einem<br />

Erwa<strong>ch</strong>senen beim Träumen. Mit den Figuren<br />

lässt si<strong>ch</strong> alles anstellen, denn sie haben keine<br />

eigene Seele, genau wie das Personal im Roman<br />

«Pigafetta» (1999), in dem <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> im<br />

Erzählen eine Seereise erfindet, die sie tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

unternommen hat.<br />

Familiendramolette<br />

«Aber es ist ni<strong>ch</strong>ts erlogen, i<strong>ch</strong> habe alles ehrli<strong>ch</strong><br />

erfunden», so heisst <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>önste Satz in<br />

«Pigafetta». Lügen tun jene Bü<strong>ch</strong>er, die ihren fiktiven<br />

Charakter verheimli<strong>ch</strong>en und vorgeben, uns<br />

das Leben zu erzählen, meint <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong>.<br />

Man<strong>ch</strong>e Leser missverstehen die abgründigen<br />

Familiendramolette denno<strong>ch</strong> als Psy<strong>ch</strong>odrama.<br />

Sie denken, die Autorin sei ein traumatisiertes<br />

<strong>Ein</strong>zelkind und verarbeite in ihrer Literatur das<br />

eigene S<strong>ch</strong>icksal. Mitni<strong>ch</strong>ten. «Wir sind eine<br />

Quasselfamilie, fünf Kin<strong>der</strong>, ständig <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong><br />

im Austaus<strong>ch</strong>.» Sie sei so katholis<strong>ch</strong> aufgewa<strong>ch</strong>sen,<br />

dass sie als Kind das Wort S<strong>ch</strong>eidung ni<strong>ch</strong>t<br />

kannte. «Und dann bin i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Westlerin.<br />

Die Osteuropäer haben ja alle eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.»<br />

Normalität ist langweilig, so lautet das eherne Gesetz<br />

des Erzählens. «Wer kein S<strong>ch</strong>icksal hat, ri<strong>ch</strong>tet<br />

auf dem Papier Unheil an.»<br />

<strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> sagt in ihren Erzählungen<br />

s<strong>ch</strong>wierige Dinge <strong>mit</strong> einfa<strong>ch</strong>en Worten. Sie<br />

nennt es «Fibelworts<strong>ch</strong>atz»: die klaren, bildhaften<br />

Worte, <strong>mit</strong> denen man Mär<strong>ch</strong>en und Träume erzählt.<br />

So trinkt zum Beispiel <strong>der</strong> Vater in vielen<br />

Erzählungen S<strong>ch</strong>naps – ni<strong>ch</strong>t aus Trunksu<strong>ch</strong>t,<br />

son<strong>der</strong>n weil die Autorin eine S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e für das<br />

Wort S<strong>ch</strong>naps hat. «Das ist ein Wort <strong>mit</strong> Kraft,<br />

Ents<strong>ch</strong>iedenheit. Hätte i<strong>ch</strong> einen Hund, würde i<strong>ch</strong><br />

ihn S<strong>ch</strong>naps nennen.»<br />

Der Satz «In <strong>der</strong> Tür steht mein Vater» sei stärker<br />

als <strong>der</strong> Satz «In <strong>der</strong> Tür steht mein Freund<br />

Peter». «Worte wie Vater und Mutter sind elementar,<br />

sie lösen einen Reflex aus.» Ihre Vater­<br />

Mutter­Kind­Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten behandeln keine Familienprobleme,<br />

son<strong>der</strong>n nutzen die Konstellation<br />

als dramatis<strong>ch</strong>es Versatzstück. Die Figuren haben<br />

«ni<strong>ch</strong>t diesen psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Tunnel», ihr literaris<strong>ch</strong>es<br />

Verfahren ist – in den Worten <strong>der</strong> Autorin<br />

– vereinfa<strong>ch</strong>end, plakativ, antidialogis<strong>ch</strong>, <strong>der</strong><br />

Ästhetik des Stummfilms verwandt. Das erzählende,<br />

erfindende I<strong>ch</strong> ist keine Person, ges<strong>ch</strong>weige<br />

denn das biographis<strong>ch</strong>e I<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Autorin. «Es<br />

ist ein objekthaftes I<strong>ch</strong>, das si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu dem ins<br />

Verhältnis setzt, was es erzählt. Es geht als Wahrnehmungsmas<strong>ch</strong>ine<br />

dur<strong>ch</strong> die Welt, unverwundbar<br />

wie ein Träumer, <strong>der</strong> im Traum merkt, dass er<br />

träumt.»<br />

<strong>Ein</strong>er <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>önsten Sätze in «Picknick <strong>der</strong> Friseure»<br />

wird von einem Grossvater gespro<strong>ch</strong>en.<br />

«Wir können ni<strong>ch</strong>t knien, wir sind s<strong>ch</strong>on klein.»<br />

Woher sol<strong>ch</strong>e Sätze kommen, kann <strong>Felicitas</strong><br />

<strong>Hoppe</strong> ni<strong>ch</strong>t sagen. «Es ist keine Ambition. I<strong>ch</strong><br />

spre<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> so.» Notizen ma<strong>ch</strong>t sie si<strong>ch</strong> keine.<br />

«I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>mit</strong>.» <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong><br />

hat im Gesprä<strong>ch</strong> etwas Drahtiges, Sprungbereites.<br />

Sie lässt si<strong>ch</strong> auf jede Frage ein, reagiert sofort.<br />

«I<strong>ch</strong> bin kein Mens<strong>ch</strong>, <strong>der</strong> dasitzt und na<strong>ch</strong>­<br />

© 2000 Neue Zür<strong>ch</strong>er Zeitung AG Blatt 1


Neue Z}r<strong>ch</strong>er Zeitung FEUILLETON Mittwo<strong>ch</strong>, 11.10.2000 Nr.237 61<br />

denkt.» Sie s<strong>ch</strong>reibt aus dem Kopf, ohne si<strong>ch</strong> vorher<br />

Konzepte aufzuzei<strong>ch</strong>nen. Trockens<strong>ch</strong>reiben,<br />

wie sie es nennt, ist ihre Sa<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t. Die Materialfülle<br />

zum Thema Seereise erfülle sie <strong>mit</strong> Panik.<br />

«I<strong>ch</strong> bin kein Sammler, son<strong>der</strong>n i<strong>ch</strong> folge meinem<br />

Instinkt. I<strong>ch</strong> gehe in den Wald und su<strong>ch</strong>e mir<br />

einen Baum, aus dem ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> dann was.» Vor<br />

<strong>der</strong> Seereise hatte sie von Pigafetta ni<strong>ch</strong>t mehr gewusst,<br />

als in einem dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Lexikonartikel<br />

steht: Der Italiener Antonio Pigafetta war<br />

<strong>der</strong> Sekretär von Fernando Magellan und s<strong>ch</strong>rieb<br />

als einer von a<strong>ch</strong>tzehn Männern, die von <strong>der</strong> ersten<br />

Weltumseglung zurückkehrten, einen Reiseberi<strong>ch</strong>t.<br />

Als <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> von ihrer Reise zurück<br />

war, holte sie si<strong>ch</strong> Bü<strong>ch</strong>er aus <strong>der</strong> Bibliothek<br />

und las ein halbes Jahr – um dann alles wegzulegen<br />

und die Reise auf eigene Faust in Literatur<br />

zu verwandeln.<br />

Beim S<strong>ch</strong>reiben ist <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> das offene<br />

Ende wi<strong>ch</strong>tig; man<strong>ch</strong>mal s<strong>ch</strong>reibt sie bis tief in<br />

die Na<strong>ch</strong>t hinein, zwölf, dreizehn, vierzehn Stunden.<br />

Am S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong> vergehe die Zeit wahnsinnig<br />

s<strong>ch</strong>nell, es sei eine grosse Anspannung, und sie<br />

rau<strong>ch</strong>e dabei sehr viel, obwohl sie sonst wo<strong>ch</strong>enlang<br />

keine Zigarette anrühre. S<strong>ch</strong>reiben sei kein<br />

Raus<strong>ch</strong>, son<strong>der</strong>n ein kontrollierter, rationaler Prozess<br />

<strong>mit</strong> sehr viel Tempo. Trotzdem kommt sie<br />

langsam voran, denn <strong>der</strong> Text wird ständig überarbeitet,<br />

meist im Ganzen neu ges<strong>ch</strong>rieben, gekürzt,<br />

geklärt. «Das ist wie beim Weitsprung: laufen,<br />

laufen, laufen – und dann hoffen, dass man<br />

diesmal zehn Zentimeter weiter kommt.» S<strong>ch</strong>reiben<br />

sei geistige Bewegung, <strong>der</strong> Bewegungsdrang<br />

gehe in die Wörter. «Wie Klavierüben o<strong>der</strong> Ballett­Training.»<br />

<strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> s<strong>ch</strong>reibt, seit sie<br />

se<strong>ch</strong>s Jahre alt ist – da «sitze» irgendwann die<br />

Te<strong>ch</strong>nik, au<strong>ch</strong> wenn man das bei <strong>der</strong> Literatur nie<br />

so sagen würde.<br />

Als motoris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>reiberin ist <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong><br />

eine «Gefangene des Rhythmus». Die Spra<strong>ch</strong>e<br />

treibt den Text oft geradezu physis<strong>ch</strong> voran: In<br />

<strong>der</strong> Erzählung «Balkon» steigert si<strong>ch</strong> die Spannung<br />

bis zum Ausruf. Die Tante vermietet ihren<br />

Balkon stundenweise «an Fris<strong>ch</strong>luftnärris<strong>ch</strong>e, an<br />

Mens<strong>ch</strong>en, die es lieben, morgens in rotseidene<br />

Bademäntel gekleidet auf Balkone zu treten, si<strong>ch</strong><br />

dort zu recken und zu strecken und die Zähne zu<br />

blecken und auszurufen: GUTEN MORGEN,<br />

DU SCHÖNER TAG, WAS BRINGST DU MIR<br />

HEUTE?». «I<strong>ch</strong> weiss no<strong>ch</strong> genau, wie i<strong>ch</strong> die<br />

Grossbu<strong>ch</strong>staben gedrückt habe und eine Leu<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>rift<br />

sah.»<br />

Seitenstrassenprosa<br />

Längere Texte s<strong>ch</strong>reibt <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> ni<strong>ch</strong>t in<br />

Berlin, denn hier gibt es zu viel Ablenkung. Beide<br />

Bü<strong>ch</strong>er hat sie bei Stipendiatsaufenthalten ges<strong>ch</strong>rieben,<br />

«Pigafetta» übrigens im Laurenz­Haus<br />

in Basel. («In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz sitzen und über Seefahrt<br />

zu s<strong>ch</strong>reiben, ist halt s<strong>ch</strong>on Klasse.») Die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten in «Picknick <strong>der</strong> Friseure» enthalten<br />

je in si<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossene Welten. Die Seereise, die<br />

in «Pigafetta» erzählt beziehungsweise ni<strong>ch</strong>t<br />

erzählt wird, hat stattgefunden: In 104 Tagen<br />

reiste <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> <strong>mit</strong> einem Containers<strong>ch</strong>iff<br />

um die Welt. Drei vers<strong>ch</strong>iedene Ansätze s<strong>ch</strong>lugen<br />

fehl, bis es ihr gelang, die Wirkli<strong>ch</strong>keit zu<br />

erfinden. Die stilistis<strong>ch</strong>e Verfremdung wirkt so<br />

stark, dass man<strong>ch</strong>e Leser zweifelten, ob die Reise<br />

überhaupt stattgefunden habe. «Man<strong>ch</strong>mal<br />

kommt es mir selbst erfunden vor.» Das Erzählen<br />

in «Pigafetta» sei, wie in <strong>der</strong> Rahmenges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

von 1001 Na<strong>ch</strong>t, <strong>der</strong> vergebli<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>, etwas<br />

aufzuhalten. «Letztli<strong>ch</strong> geht es um die Angst vor<br />

dem Vergessenwerden, die Grundfrage <strong>der</strong><br />

Odyssee.»<br />

Wenn sie ihre Texte na<strong>ch</strong> ein o<strong>der</strong> zwei Jahren<br />

wie<strong>der</strong> lese, staune sie, wie vers<strong>ch</strong>roben, komplex<br />

und s<strong>ch</strong>wierig sie seien. «Man<strong>ch</strong>e Leser hoffen<br />

auf Identifikationsflä<strong>ch</strong>en – wie bei einer Party,<br />

wo man ni<strong>ch</strong>t ohne Gesprä<strong>ch</strong>spartner herumstehen<br />

will.» <strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> nennt ihre Texte<br />

«Seitenstrassenprosa», die Lust am Abbiegen sei<br />

etwas Motoris<strong>ch</strong>es. Im Grunde aber sei Bü<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>reiben<br />

eine Vermeidung von Kommunikation,<br />

deshalb sei die Begegnung <strong>mit</strong> dem Publikum auf<br />

Lesungen eine unnatürli<strong>ch</strong>e Situation. <strong>Ein</strong>mal<br />

meldete si<strong>ch</strong> ein Mann, dem «Picknick <strong>der</strong> Friseure»<br />

sehr gefallen hatte und <strong>der</strong> von «Pigafetta»<br />

tief enttäus<strong>ch</strong>t war. «Am S<strong>ch</strong>reiben interessiert<br />

mi<strong>ch</strong> nur, dass i<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en kann, was i<strong>ch</strong> will.<br />

Und hier stand ein Mann, den i<strong>ch</strong> enttäus<strong>ch</strong>t<br />

hatte! Was ma<strong>ch</strong>t man da?»<br />

<strong>Felicitas</strong> <strong>Hoppe</strong> s<strong>ch</strong>reibt, seit sie s<strong>ch</strong>reiben<br />

kann, und do<strong>ch</strong> hatte sie nie <strong>S<strong>ch</strong>riftstellerin</strong> werden<br />

wollen. Früher allerdings, als sie no<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Tätigkeiten na<strong>ch</strong>ging, habe das S<strong>ch</strong>reiben<br />

mehr Spass gema<strong>ch</strong>t. «Da habe i<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> gesagt:<br />

Heute s<strong>ch</strong>reibe i<strong>ch</strong> mal wie<strong>der</strong> eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

So wie man si<strong>ch</strong> sagt: Heute fahr i<strong>ch</strong> mal<br />

wie<strong>der</strong> raus, weil man si<strong>ch</strong> bewegen mö<strong>ch</strong>te. Das<br />

geht jetzt ni<strong>ch</strong>t mehr, weil i<strong>ch</strong> diesen blöden Beruf<br />

habe.» Mit zwei s<strong>ch</strong>malen Bü<strong>ch</strong>ern ist <strong>Felicitas</strong><br />

<strong>Hoppe</strong> eine <strong>der</strong> bekanntesten Autorinnen<br />

ihrer Generation geworden. Sie hat Pläne für ein<br />

drittes Bu<strong>ch</strong> («si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> einmal Kurzprosa!»),<br />

fühlt si<strong>ch</strong> aber ni<strong>ch</strong>t unter Produktionsdruck.<br />

Sie sei eine Zeitvers<strong>ch</strong>wen<strong>der</strong>in. «Jemand<br />

hat einmal gesagt, dass je<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>riftsteller eine<br />

bestimmte Anzahl von Bü<strong>ch</strong>ern hat, die er in sei­<br />

© 2000 Neue Zür<strong>ch</strong>er Zeitung AG Blatt 2


Neue Z}r<strong>ch</strong>er Zeitung FEUILLETON Mittwo<strong>ch</strong>, 11.10.2000 Nr.237 61<br />

nem Leben s<strong>ch</strong>reiben wird. Wenn man si<strong>ch</strong> beeilt,<br />

ist man nur zu früh fertig.»<br />

Sieglinde Geisel<br />

© 2000 Neue Zür<strong>ch</strong>er Zeitung AG Blatt 3

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