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Kreuz quer - Kirchengemeinde-thaleischweiler.de

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Begeisterung berichtet er Pfarrer<br />

Norbert Becker, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite <strong>de</strong>s Bettes steht,<br />

von seinen Reisen nach Afrika.<br />

Kenia und Tansania hat er mehr<br />

als 25-mal bereist. Er hat nun<br />

hier seine letzte Heimat gefun<strong>de</strong>n,<br />

ist angekommen am En<strong>de</strong><br />

seines Lebensweges.<br />

Auf <strong>de</strong>m Nachttisch stapeln<br />

sich unzählige CDs, neben <strong>de</strong>m<br />

mo<strong>de</strong>rnen Abspielgerät. Rechts<br />

vom Bett hängt das Bild eines<br />

jungen Brautpaares. Gegenüber<br />

an <strong>de</strong>r Wand richtet eine afrikanische<br />

Maske ihren Blick auf das<br />

Bett von Erich R.. Das sind die<br />

wenigen aber wichtigen Erinnerungen,<br />

die <strong>de</strong>n 72-Jährigen auf<br />

seiner letzten Reise begleiten.<br />

Dinge von wirklichem Belang.<br />

Alles Weitere, was <strong>de</strong>m sterbenskranken<br />

Mann von Be<strong>de</strong>utung<br />

ist, trägt er in seinem<br />

Herzen und in seinen Erinnerungen.<br />

Aus Ro<strong>de</strong>nbach ist er<br />

hierher ins Haus Magdalena<br />

gekommen, um Abschied zu<br />

nehmen – Abschied von <strong>de</strong>r<br />

Welt. Menschlichkeit ist ihm hier<br />

begegnet, sagt Erich R.. Er ist<br />

froh, dass er auf <strong>de</strong>m letzten<br />

Stück seiner Lebensspanne noch<br />

so reich beschenkt wird mit Zeit,<br />

Zuwendung und Verständnis.<br />

Einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Farbtöne und<br />

eine geschmackvolle Einrichtung<br />

empfangen einem, wenn<br />

man durch die massive Eingangstür<br />

das Hospiz betritt. Man<br />

spürt in <strong>de</strong>n Gesprächen mit<br />

<strong>de</strong>m Seelsorger, <strong>de</strong>m Pflegepersonal<br />

und <strong>de</strong>n Ehrenamtlichen,<br />

welche lebensbejahen<strong>de</strong> Grundhaltung<br />

in diesen Räumen<br />

gelebt wird, die soviel Ruhe,<br />

Geborgenheit und Kraft ausstrahlt.<br />

Diese beson<strong>de</strong>re Atmosphäre<br />

von Achtsamkeit,<br />

Mitgefühl, Geduld und Ehrfurcht<br />

vor <strong>de</strong>r Hinfälligkeit eines<br />

Menschen ist in Worten nur<br />

schwer zu fassen.<br />

Leben teilen – bis zuletzt<br />

Die Palliativeinrichtung gehört<br />

zum Pirmasenser Diakoniezentrum<br />

in <strong>de</strong>r Waisenhausstraße.<br />

Das Hospiz kann bis zu sechs<br />

Gäste aufnehmen, die an einer<br />

fortgeschrittenen Erkrankung<br />

lei<strong>de</strong>n und eine Aussicht auf<br />

Genesung nach medizinischem<br />

Ermessen nicht zu erwarten ist.<br />

Auch wenn Angehörige eine<br />

zeitweilige Unterstützung<br />

brauchen, kann in dieser Phase<br />

<strong>de</strong>s Kräftetankens die Pflege und<br />

Betreuung erkrankter Menschen<br />

im Hospiz erfolgen. Insgesamt<br />

verfügt Rheinland-Pfalz nur über<br />

60 Betten in Palliativeinrichtungen<br />

und erst in St. Wen<strong>de</strong>l und<br />

Speyer fin<strong>de</strong>n sich die nächsten<br />

Einrichtungen <strong>de</strong>r stationären<br />

Hospizarbeit.<br />

„Die Betreuung alter, kranker<br />

und hilfsbedürftiger Menschen<br />

hat in <strong>de</strong>n Einrichtungen <strong>de</strong>r<br />

Diakonie eine lange Tradition.<br />

Bevor es das Haus Magdalena<br />

gab, konnten wir Sterben<strong>de</strong><br />

nicht in <strong>de</strong>r Weise betreuen, wie<br />

wir uns das gewünscht hatten.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Sanierung<br />

unseres Seniorenheimes „Haus<br />

Bethanien“ haben wir uns<br />

seitens <strong>de</strong>r Diakonie entschie<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>komplex um<br />

die Palliativeinrichtung zu<br />

erweitern. Im „Haus Magdalena“<br />

können wir seit<strong>de</strong>m die<br />

beson<strong>de</strong>ren Wünsche und<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>r sterbenskranken<br />

Menschen ernst nehmen<br />

und sie erfüllen, so wie wir das<br />

Verständnis <strong>de</strong>r Nächstenliebe<br />

pflegen“, sagt Pfarrer Norbert<br />

Becker, <strong>de</strong>r das Diakoniezentrum<br />

als theologischer Vorstand leitet.<br />

Das „Haus Magdalena“ ist als<br />

Hospiz überkonfessionell<br />

ausgerichtet und nimmt auch<br />

Gäste ohne Kirchenbindung auf.<br />

Die umfassen<strong>de</strong> medizinische<br />

Betreuung, insbeson<strong>de</strong>re die<br />

fachkundige Schmerzlin<strong>de</strong>rung<br />

und die Symptomkontrolle,<br />

übernehmen Hausärzte, Palliativ-Mediziner<br />

und speziell<br />

ausgebil<strong>de</strong>tes Pflegepersonal.<br />

Ehrenamtliche Helfer sind<br />

ebenfalls in die Betreuung <strong>de</strong>r<br />

schwerstkranken Menschen<br />

eingebun<strong>de</strong>n, erklärt Pfarrer<br />

Norbert Becker: „Ehrenamtliche<br />

Hilfe kann vielschichtig sein und<br />

bringt eine Stück Alltag in das<br />

Hospizleben hinein. Ob jemand<br />

einen bunten Blumenstrauß für<br />

die Wohnküche bringt, sich Zeit<br />

für Gespräche mit <strong>de</strong>n Kranken<br />

nimmt, o<strong>de</strong>r die mobilen Gäste<br />

nach draußen begleitet, bleibt<br />

je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r freiwilligen Helfer<br />

selbst überlassen. Wir sind für all<br />

die Teilhabe und Hilfe dankbar.<br />

Wer sich in die Hospizarbeit<br />

einbringen möchte, für <strong>de</strong>n<br />

bieten wir spezielle Seminare an,<br />

die sich mit diesem Thema<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen, das ansonsten<br />

weitgehend aus <strong>de</strong>m<br />

Blickfeld <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

verdrängt wird. Immer wie<strong>de</strong>r<br />

erleben wir, dass die Angehörigen<br />

und Ehrenamtlichen, die<br />

einen Menschen bis zum<br />

Sterben begleiten, diese Zeit als<br />

beson<strong>de</strong>rs kostbar und wertvoll<br />

empfin<strong>de</strong>n. So wird auch wie<strong>de</strong>r<br />

ein Stück Menschlichkeit in die<br />

Gesellschaft hinausgetragen“.<br />

Lebensbegleitung nennen die<br />

Menschen ihre Arbeit im Hospiz.<br />

Es ist für sie das wertvollste<br />

<strong>Kreuz</strong>+<br />

<strong>quer</strong> 2/2011<br />

5

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