Heft 2.09 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress

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Selbstdenken Selbstdenken und Nachdenken 26 rer erhält beim Lesen des Tagebuchs eine implizite und häufig durchgeführte Evaluation seines Bemühens aus Schülersicht (der man sich regelmäßig mit gutem Gewissen unterziehen sollte). 3.2 Das philosophische Tagebuch als Ort allgemeiner philosophischer Reflexion Das Philosophische Tagebuch steht in seiner gütigen Offenheit aber neben der Reflexion der im Unterricht behandelten und diskutierten Themen und Problemen auch allen anderen philosophischen Fragestellungen offen. Da Unterricht ja immer nur eine Auswahl von zumeist kanonischen Texten, Strömungen und Fragen behandeln kann – und dieses Auswählen nicht zwangsläufig das persönliche Interesse eines jeden Individuums weckt und abdeckt – haben alle Schüler im Tagebuch die Möglichkeit, konkrete für sie offene und interessante philosophische Themen zu benennen, zu kommentieren und zu hinterfragen. Dabei können die Probleme aus der Alltagswelt, dem Philosophielehrbuch, den anderen Schulfächern, den globalen Medien oder auch Fachbüchern entstammen und zum Denken und Nachdenken animieren. Den Schülern wird ein Medium zur Verfügung gestellt, das grundsätzlich verfügbar, vertraut und geduldig ist: Das Tagebuch gleicht einem papiernen Freund, mit dem man, vorerst monologisch, über philosophische Probleme und Fragen sprechen kann, die einen interessieren und beschäftigen. 3.3 Das Tagebuch als Aufgabenheft Neben den weniger kontrollierten und – je nach Unterrichtsstil – freiwilligen Einträgen zur Reflexion des Philosophieunterrichts oder der kritischen Auseinandersetzung mit eigenverantwortlich erarbeiteten philosophischen Fragestellungen kann das Philosophische Tagebuch auch dazu dienen, Schülern einen institutionell vorgegebenen Rahmen für (Haus-)Aufgaben zu
27 schaffen. Wenn Hausaufgaben nicht der Recherche oder der Weiterführung bereits begonnener Unterrichtsprojekte dienen, sondern Themen und Fragen vertiefen und reflektieren sollen, eignet sich das Tagebuch auch als offenes papiernes Ohr für essayistische Versuche und grundlegende Überlegungen und Ausführungen zu philosophischen Themen. Dabei können problemgebundene Fragestellungen ebenso geeignet sein wie textgebundene Aufgaben. Die häufig im Pausenklingeln endende spannende Abschlussdiskussion oder die fragwürdige Argumentation eines Mitschülers (eines Philosophen, des Lehrers
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