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Vorlesung Kinder- und Jugendpsychiatrie Intelligenzminderung ...

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<strong>Vorlesung</strong> <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendpsychiatrie</strong><br />

<strong>Intelligenzminderung</strong><br />

Gliederung<br />

•! Definition der <strong>Intelligenzminderung</strong><br />

•! Klassifikation<br />

•! Prävalenz <strong>und</strong> Ursachen der IM<br />

(Beispiele)<br />

•! Prävalenz der psychischen Störungen<br />

(Beispiele)<br />

PD Dr. Michele Noterdaeme<br />

Klinik für <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendpsychiatrie</strong> <strong>und</strong> Psychotherapie<br />

•! Therapie<br />

Januar 2011<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

<strong>Intelligenzminderung</strong>- ICD-10<br />

Eine <strong>Intelligenzminderung</strong> ist eine sich in der Entwicklung<br />

manifestierende, stehen gebliebene oder unvollständige<br />

Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten, mit besonderer<br />

Beeinträchtigung von Fertigkeiten, die zum Intelligenzniveau<br />

beitragen wie z.B.<br />

•! Kognition<br />

•! Sprache,<br />

•! Motorische<br />

•! soziale Fähigkeiten<br />

Die <strong>Intelligenzminderung</strong> kann zusammen mit anderen<br />

psychischen <strong>und</strong>/oder körperlichen Störungen auftreten.<br />

<strong>Intelligenzminderung</strong><br />

Intelligenz ist kein einheitliches Phänomen,<br />

sondern setzt sich aus verschiedenen,<br />

spezifischen Fertigkeiten zusammen<br />

•! Sprache<br />

•! Geschicklichkeit<br />

•! Visuell-räumliche Fertigkeiten<br />

•! Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

•! Arbeitsgedächtnis<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010


Auswirkungen der <strong>Intelligenzminderung</strong><br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Intelligenzniveau<br />

•! Sehr hohe Intelligenz (IQ>129)<br />

•! Hohe Intelligenz (IQ 115-129)<br />

•! Normvariante (IQ 85-114)<br />

•! Niedrige Intelligenz (IQ 70-84)<br />

•! Leichte IM (IQ 50-69)<br />

•! Mittelgradige IM (IQ 35-49)<br />

•! Schwere IM (IQ 20-34)<br />

•! Schwerste IM (IQ


Klassifikation<br />

Klassifikation<br />

Adaptives Verhalten (Spreen 1978)<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Adaptives Verhalten<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010


Adaptives Verhalten<br />

<strong>Intelligenzminderung</strong><br />

•! Intelligenzgeminderte Personen können<br />

an allen psychiatrischen Störungen<br />

erkranken<br />

•! Das Anpassungsverhalten ist meist<br />

eingeschränkt (Schutz!)<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

<strong>Intelligenzminderung</strong> Prävalenz<br />

•! Gesamtbevölkerung: bis 3% in<br />

Feldstudien (IQ < 70%)<br />

–!Mehr in Landpopulationen<br />

–!Mehr in Unterschicht<br />

–!Mehr bei Jungen<br />

–!Mehr im Jugendalter<br />

•! Gesamtbevölkerung: 0,5 bis 1% (IQ<br />


<strong>Intelligenzminderung</strong> Prävalenz<br />

•! 0 bis 3 Jahre 0,13%<br />

•! 4 bis 6 Jahre 0,31%<br />

•! 6 bis 16 Jahre 0,71%<br />

•! 17 bis 21 Jahre 0,84%<br />

Ätiologie<br />

Pränatal entstandene Formen geistiger Behinderung<br />

1. Genmutationen (PKU, Neurofibromatose, Fra-X,etc..)<br />

2. Monogen <strong>und</strong> multifaktoriell bedingte Störungen (PWS, SMS,..)<br />

3. Fehlbildungen des ZNS (Porenzephalie, Mikrozephalie,..)<br />

4. Chromosomenanomalien (Down, Türner,..)<br />

5. Exogen verursachte pränatale Entwicklungsstörung (Zytomegalie, Alkohol,..)<br />

6. Idiopathische geistige Behinderung<br />

Perinatale Komplikationen als Ursache geistiger Behinderung<br />

Geburtstrauma, Frühgeburt, Erkrankungen des Neugeborenen<br />

Postnatale Ursachen geistiger Behinderung<br />

Entzündungen, Schädel-Hirn Trauma, Tumoren, Intoxikationen<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Tuberöse Sklerose<br />

Psychiatrische Störungen<br />

•! Erstbeschreibung 1880 Bourneville<br />

•! 1/6000 live births<br />

•! Multisystemische, genetische Störung<br />

•! Mutation TSC1 (9q34) oder TSC2<br />

(16p13)<br />

•! TSC1 Angststörungen<br />

•! TSC2 Aufmerksamkeitsprobleme<br />

•! <strong>Intelligenzminderung</strong> <strong>und</strong> Epilepsie als<br />

Risikofaktoren für erhöhte<br />

psychiatrische Komorbidität<br />

•! Hamartome in Niere, Lunge, Herz, Haut<br />

<strong>und</strong> ZNS<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010


Fetales Alkoholsyndrom<br />

Fetales Alkoholsyndrom<br />

FAS/E ist eine<br />

Schädigung des<br />

Kindes, die durch<br />

Alkoholgenuss der<br />

Mutter während der<br />

Schwangerschaft<br />

entstanden ist.<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Fetales Alkoholsyndrom<br />

•! Geringes Geburtsgewicht<br />

•! Kleinwüchsigkeit<br />

•! Kleinköpfigkeit<br />

•! Epilepsie<br />

•! Gedeihstörungen<br />

•! Körperliche Missbildungen<br />

•! Verhaltensstörungen<br />

•! Defizite in der geistigen Entwicklung<br />

Körperliche Mißbildungen<br />

•! Nierenschaden<br />

•! Herzfehler<br />

•! Genitalfehlbildung<br />

•! Augenfehlbildung<br />

•! Muskelhypotonie<br />

•! Gesichtsveränderungen<br />

•! Lippen- <strong>und</strong> Gaumenspalte<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010


Prävention<br />

Indikation zur genetischen Beratung<br />

1. Die Eltern haben bereits ein krankes oder behindertes Kind<br />

2. In der Familie ist eine genetisch bedingte Krankheit bekannt<br />

3. Die Eltern sind ges<strong>und</strong>e Träger einer genetisch bedingten Krankheit<br />

4. Es ist eine Belastung mit Teratogenen <strong>und</strong> Mutagenen gegeben<br />

5. Die Eltern sind enge Blutsverwandte<br />

6. Es sind habituelle Aborte vorausgegangen<br />

7. Die Eltern mit <strong>Kinder</strong>wunsch haben ein höheres Lebensalter<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

<strong>Intelligenzminderung</strong><br />

<strong>Intelligenzminderung</strong><br />

Die Einschätzung soll auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage von mehreren<br />

Informationen geschehen<br />

•! klinischer Eindruck<br />

•! Psychometrische Leistungsfähigkeit<br />

•! schulische Leistungen<br />

•! Anpassungsverhalten<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010


Verhaltensphänotypen<br />

Multiaxiales Klassifikationsschema<br />

•! Achse I:<br />

•! Achse II:<br />

•! Achse III:<br />

•! Achse IV:<br />

•! Achse V:<br />

•! Achse VI:<br />

psychiatrisches Syndrom<br />

Umschr. Entwicklungsstörungen<br />

Intelligenzniveau<br />

Körperliche Symptomatik<br />

psychosoziale Umstände<br />

psychosozialen Anpassung<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010<br />

Verhaltensauffälligkeiten<br />

22q11 Deletionssyndrom<br />

•! Mindestens 30% bis 45 %<br />

•! Je schwerer die geistige Behinderung,<br />

desto mehr psychische Auffälligkeiten<br />

–!Hyperkinetische Störungen<br />

–!Autistische Störungen<br />

–!Stereotypien, Autoaggressionen<br />

–!Aggressivität<br />

–!Anpassungsstörungen<br />

–!Depressive Störungen<br />

–!Misshandlung, Missbrauch<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010


Störung<br />

Häufigkeit<br />

Aggressivität 23%<br />

Zerstörerisches Verhalten 12%<br />

Selbstverletzung 24%<br />

Wutanfälle 36%<br />

Überaktivität 26%<br />

Schreien 29%<br />

Durchschlafstörung 18%<br />

Belastende Gewohnheiten 20%<br />

Antisoziales Verhalten 11%<br />

Aufmerksamkeit ford. Verhalt. 38%<br />

Behandlung<br />

•! Heilpädagogische Förderung, Tagestätte,<br />

Frühförderung, Heime<br />

•! Ergotherapie, Sprachtherapie<br />

•! Verhaltenstherapie<br />

•! Medikation<br />

•! Angemessene Beschulung<br />

•! Beschützende Werkstätten<br />

•! Juristische Begleitung (Betreuung ab den<br />

18. LJ)<br />

Noterdaeme, Tuberöse Sklerose 2010

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