Kleine Einführung in die Vererbungslehre - von der Keltenschanze
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Weil Rassehunde durch Züchtung <strong>in</strong> vielen Merkmalen re<strong>in</strong>erbig s<strong>in</strong>d und deshalb nur noch <strong>die</strong>ses<br />
e<strong>in</strong>e Merkmal weiter vererben können, s<strong>in</strong>d Wurfgeschwister <strong>von</strong> Rassehunden meist ähnlicher als<br />
Menschengeschwister. Je enger e<strong>in</strong> Hund gezüchtet ist und je mehr se<strong>in</strong>er Gene re<strong>in</strong>erbig s<strong>in</strong>d, umso<br />
eher wird er se<strong>in</strong>e so „gefestigten“ Merkmale und Eigenschaften weitervererben. Die Züchter sprechen<br />
dann <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em starken Vererber.<br />
Tafel B zeigt uns zwei gemischterbige Hunde (aus <strong>der</strong> F1-o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-Generation <strong>von</strong> Tafel A) als<br />
Elterntiere. Beide s<strong>in</strong>d im Phänotyp und im Genotyp gleich, aber wegen <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong>anz <strong>von</strong> schwarz<br />
über hell, s<strong>in</strong>d beide im Ersche<strong>in</strong>ungsbild schwarzhaarig, tragen im Genotyp aber das überdeckte<br />
(rezessive) Allel b für <strong>die</strong> helle Fellfarbe <strong>der</strong> Großmutter (= Mutter <strong>von</strong> Tafel A) weiter. Das heißt, dass<br />
sie <strong>die</strong>ses Allel verdeckt weitervererben.<br />
Nun wird wie<strong>der</strong> jedes Allel des Rüden mit jedem Allel <strong>der</strong> Hünd<strong>in</strong> zu neuen Allelpaaren<br />
verschmelzen. Weil auch hier ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en Allelkomb<strong>in</strong>ationen möglich s<strong>in</strong>d, ergeben sich für <strong>die</strong><br />
F2- bzw. Enkel-Generation Komb<strong>in</strong>ationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten logischen Zahlenverhältnis.<br />
2. Mendel’sche Regel: Spaltungsregel<br />
Bei <strong>der</strong> Verpaarung <strong>von</strong> 2 Individuen, <strong>die</strong> beide mischerbig (heterozygot) s<strong>in</strong>d, spalten<br />
<strong>die</strong> Genotypen sowie <strong>die</strong> Phänotypen <strong>der</strong> Nachkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten logischen<br />
Zahlenverhältnis auf.<br />
Die Spaltungsregel übertragen auf <strong>die</strong> Hundezucht am Beispiel e<strong>in</strong>es dom<strong>in</strong>ant/rezessiven Gens für<br />
e<strong>in</strong> Farbmerkmal würde lauten:<br />
S<strong>in</strong>d beide Eltern mischerbig für schwarzes bzw. helles Fell, so werden<br />
25% aller (möglichen) Nachkommen re<strong>in</strong>erbig für das dom<strong>in</strong>ante Gen se<strong>in</strong> und schwarzes Fell<br />
im Phänotyp zeigen,<br />
50% <strong>der</strong> Nachkommen werden mischerbig se<strong>in</strong> und zwar <strong>die</strong> Anlage für helles Fell verdeckt<br />
tragen, aber weil schwarz dom<strong>in</strong>ant über hell ist, werden sie im Phänotyp schwarz se<strong>in</strong>,<br />
25% <strong>der</strong> möglichen Nachkommen werden re<strong>in</strong>erbig für das rezessive Gen se<strong>in</strong> und im<br />
Phänotyp helles Fell zeigen.<br />
Rezessiver Erbgang<br />
Wie auf Tafel B ersichtlich, kommt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> F2-Generation zu Allelkomb<strong>in</strong>ationen, <strong>die</strong> sich sowohl<br />
<strong>von</strong> Vater und Mutter als auch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden. Auch im Ersche<strong>in</strong>ungsbild (im Phänotyp)<br />
unterscheiden sich <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zum Teil untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> Teil ähnelt we<strong>der</strong> dem Vater noch <strong>der</strong><br />
Mutter. Trotzdem war ke<strong>in</strong> frem<strong>der</strong> Rüde am Hof. Diese Enkel (F2), <strong>die</strong> we<strong>der</strong> Vater noch Mutter<br />
ähneln, gleichen sowohl phänotypisch wie genotypisch ihrer Großmutter (P-Generation/Tafel A). Die<br />
Eigenschaft <strong>der</strong> Großmutter, helles Fell, ist also „verdeckt“ weitervererbt worden. In solch e<strong>in</strong>em Fall,<br />
wenn <strong>die</strong> Vererbung e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere Generationen überspr<strong>in</strong>gt, sagt man auch salopp, das<br />
betreffende Merkmal habe sich „durchgemendelt“. In <strong>der</strong> praktischen Hundezucht kommt es meist<br />
erst <strong>in</strong> späteren Generationen und meist zufällig zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong>artigen Zusammentreffen zweier<br />
Mischerbiger (=Anlageträger) wie <strong>in</strong> Tafel B und damit zu solch e<strong>in</strong>em überraschenden „neuen“<br />
Phänotyp wie unser heller Welpe rechts unten.<br />
Dieser „Überraschungseffekt“ ist das typische Phänomen des rezessiven Erbgangs.<br />
Damit es zur Manifestation e<strong>in</strong>es rezessiven Merkmals im Ersche<strong>in</strong>ungsbild kommen kann, bedarf es<br />
immer zweier Anlageträger, an<strong>der</strong>s ausgedrückt: Tritt e<strong>in</strong> rezessiv vererbtes Merkmal auch nur e<strong>in</strong><br />
Mal auf, beweist <strong>die</strong>s beide Elterntiere als Anlageträger.<br />
Weil Hundezüchter bei e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Wurf jeweils nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en zufälligen Ausschnitt <strong>der</strong><br />
möglichen Nachkommen erhalten, ist für sie <strong>die</strong> 2.Mendel’sche Regel und das beschriebene<br />
Aufspalten <strong>der</strong> Phänotypen und Genotypen nicht immer leicht nachvollziehbar.