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Programm Kolleg Friedrich Nietzsche 2013 - Klassik Stiftung Weimar

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<strong>Programm</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>


Zum <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> 3<br />

<strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> – Ort der Vielfalt 2010 4<br />

Der Verein der Fellows des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> e.V. 5<br />

Tagungen<br />

Spinoza: Ethik, Bücher III und IV 7<br />

<strong>Weimar</strong>: Demokratie und rechter Terror:<br />

Welche Demokratiekultur brauchen wir heute? 8<br />

Anfragen an <strong>Nietzsche</strong> 9<br />

Werkstatt der Grenzfragen 10<br />

Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt 12<br />

Vortragsreihe<br />

Jean-François Kervégan 15<br />

Philosophicum Schloss Ettersburg<br />

Zur Genealogie der Moderne 17<br />

Fellowships »Vom Denken der Welt«<br />

Hans Heinz Holz: Zur Aktualität der Metaphysik 19<br />

Remo Bodei: Gedächtnis und persönliche Identität.<br />

Vier Große Vorlesungen 21<br />

Fellows in residence<br />

Diana Aurenque 25<br />

Mathias Buß 26<br />

Peggy Fiebich 27<br />

Hannah Große Wiesmann 29<br />

Kerrin A. Jacobs 31<br />

Christina Lissmann 33<br />

Henry W. Pickford 35<br />

Anna L. Roethe 37<br />

Katja Stuckatz 38<br />

Jean Yhee 40


Gäste<br />

Rossella Attolini: Über <strong>Nietzsche</strong> mit Giorgio Colli 43<br />

Die Rückkehr der Fellows in Residence<br />

Ulrike Eichler: Poesie des Begehrens. 47<br />

Łukasz Musiał: Sprachen der Gewalt 49<br />

Nachtrag/Archiv<br />

Mathias Buß: Gebaute Heilkunst versus Krankenhaus 50<br />

Publikationen 52<br />

Kooperationspartner 58<br />

Kontakt 60


2<br />

»Philosophie, die einmal<br />

überholt schien, erhält sich<br />

am Leben, weil der Augenblick<br />

ihrer Verwirklichung<br />

versäumt ward.«<br />

theodor w. adorno


Zum <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

3<br />

Vom Denken der Welt<br />

Das <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> versteht sich, um ein Wort unseres Fellows<br />

Dieter Henrich aufzugreifen, als ein intellektueller Konzentrations-<br />

und Kreuzungspunkt, in dessen Zentrum auf der einen Seite die<br />

kritische Gegenwartsreflexion, auf der anderen Seite die produktive<br />

Erkundung von Vergangenheit und Zukunft stehen soll. Im <strong>Kolleg</strong> wollen<br />

wir die philosophische Frage nach dem Weltganzen stellen und<br />

ihre Bedeutung nicht nur für die westliche Kultur thematisieren. So<br />

lädt das <strong>Kolleg</strong> Denker unterschiedlicher nationaler, theoretischer und<br />

philosophischer Herkunft ein, im Rahmen einer großen Vorlesungsreihe<br />

über die Möglichkeit, Notwendigkeit oder auch Unmöglichkeit des<br />

Denkens von Welt zu reflektieren. Bisher antworteten Gianni Vattimo,<br />

Peter Sloterdijk, Slavoj Žižek, Michael Hardt, Ernst Tugendhat, Jean<br />

Baudrillard, Ágnes Heller, Dieter Henrich, Klaus Theweleit, Eveline<br />

Goodman-Thau, Julian Nida-Rümelin, Bazon Brock, Giorgio Agamben,<br />

Boyan Manchev,Hans Heinz Holz, Ryôsuke Ôhashi und Wolfgang<br />

Welsch auf diese Frage. Fortgesetzt wird die Reihe »Vom Denken der<br />

Welt« mit Remo Bodei.<br />

Rüdiger Schmidt-Grépály<br />

Leiter des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>


4<br />

Ort der Vielfalt <strong>2013</strong><br />

<strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> – Ort der Vielfalt 2010<br />

Aus dem Text der Mitteilung der Stadt <strong>Weimar</strong><br />

(Rathaus Kurier, Amtsblatt der Stadt <strong>Weimar</strong>, Nr. 3, 6. Februar 2010):<br />

Am Donnerstag, dem 21. Januar 2010, wurde das <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

von Oberbürgermeister Stefan Wolf durch die Initiative »<strong>Weimar</strong><br />

– Ort der Vielfalt« ausgezeichnet. »Im <strong>Nietzsche</strong> <strong>Kolleg</strong> versammeln<br />

sich seit zehn Jahren Philosophen und philosophische Geister aus aller<br />

Welt zum offenen Gespräch über die Gegenwart und Zukunft.« Das<br />

<strong>Kolleg</strong> im ehemaligen <strong>Nietzsche</strong>-Archiv »Villa Silberblick« in der Humboldtstraße<br />

ist deshalb ein besonderes Beispiel für den »Ort der Vielfalt«<br />

<strong>Weimar</strong>. Der Oberbürgermeister erinnerte in diesem Zusammenhang<br />

auch daran, dass nicht zuletzt das <strong>Weimar</strong>er Dreieck, die Zusammenarbeit<br />

Frankreichs, Polens und Deutschlands zur Förderung des<br />

gegenseitigen Verständnisses in Europa, in der Zusammenarbeit des<br />

<strong>Nietzsche</strong> <strong>Kolleg</strong>s mit der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan, Polen<br />

und dem von Jacques Derrida gegründeten Collège International de<br />

Philosophie in Paris lebendig geworden sei.<br />

Gemeinsam mit den polnischen Wissenschaftlern der Adam-Mickiewicz-Universität<br />

in Poznan, Polen arbeitet das <strong>Kolleg</strong> an der Frage,<br />

inwieweit humanistische Werte nach Auschwitz und Buchenwald neu<br />

formuliert werden können. Dabei ist sich das <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

mit der Gedenkstätte Buchenwald darin einig, dass gerade in<br />

<strong>Weimar</strong> Kulturpolitik ohne das Wissen um das Versagen humanistischer<br />

Kultur heute nicht möglich ist.<br />

Zum Hintergrund<br />

Seit 2008 trägt die Stadt <strong>Weimar</strong> den offiziellen Titel eines »Ortes der<br />

Vielfalt«. Verliehen wurde er der Stadt <strong>Weimar</strong> und ihren Bürgerinnen<br />

und Bürgern wegen ihrer zahlreichen Initiativen und Aktionen für<br />

Mitmenschlichkeit, Weltoffenheit und Demokratie von der Bundesregierung.<br />

Seitdem zieht das <strong>Weimar</strong>er Ortsschild »der Vielfalt« innerhalb<br />

<strong>Weimar</strong>s von Station zu Station: an Orte die beispielhaft für die Vielfalt<br />

der Kulturstadt Europas stehen. Das <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> ist<br />

der 10. <strong>Weimar</strong>er Ort der Vielfalt.


Der Verein der Fellows des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> e.V.<br />

5<br />

Der Verein der Fellows des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> e.V.<br />

Der seit Juni 2009 bestehende Verein versteht sich als internationales<br />

Netzwerk der ehemaligen und aktuellen Fellows des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong><br />

<strong>Nietzsche</strong> der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>. Ihm gehören Philosophen, Wissenschaftler<br />

und Künstler aus bisher acht Nationen an (Bulgarien,<br />

Deutschland, England, Italien, Polen, Schweiz, Slowenien und USA).<br />

Der Verein hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Wissenschaftler, die als<br />

Fellows im <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> über die Jahre seines Bestehens<br />

geforscht und in der »Villa Silberblick« in der Humboldtstraße 36<br />

gewohnt haben, auch über die Zeiten ihrer Fellowships hinaus miteinander<br />

in Verbindung zu setzen. Es soll die positive Energie und intellektuelle<br />

Verve durch die Vermittlung des Vereins auch nach außen<br />

wirken. Der Verein wird sich auch in Zukunft weiter mit eigenen Initiativen<br />

aktiv ins internationale Kulturleben wie auch in das der Stadt<br />

<strong>Weimar</strong> einbringen. So wurde bereits im Herbst 2009 eine Vortragsreihe<br />

an verschiedenen öffentlichen Orten in <strong>Weimar</strong> initiiert. 2011 kam<br />

es zu einer Fortsetzung. Des Weiteren fungierte der Verein der Fellows<br />

als Herausgeber der Festschrift zum zehnjährigen Jubiläum des <strong>Kolleg</strong>s<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> (»Die Glücklichen sind neugierig« – Zehn Jahre<br />

<strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>. Hrsg. v. Julia Wagner u. Stefan Wilke.<br />

<strong>Weimar</strong> 2009; Eine zweite Festschrift, herausgegeben von B.- Christoph<br />

Streckhardt mit dem Titel »Die Neugier des Glücklichen« erschien<br />

<strong>Weimar</strong>, 2012.).<br />

Der hohen Identifikation mit dem <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> wegen<br />

gehört es zu den wichtigen Aufgaben des Vereins, dieses nach den<br />

gegebenen Möglichkeiten hin zu unterstützen.


6<br />

Tagungen


Tagungen<br />

7<br />

Workshop<br />

Spinoza: Ethik, Bücher III und IV<br />

In Kooperation mit der Universität Bamberg, Lehrstuhl für Philosophie<br />

Freitag | 22.03. bis Sonntag | 24.03.<strong>2013</strong><br />

Unter der Leitung von Sandra Frey M. A. (Universität Bamberg) und<br />

Dr. Marko J. Fuchs (Universität Bamberg)<br />

Spinozas Ethica more geometrico demonstrata ist einer der Schlüsseltexte<br />

der modernen Philosophie. Kein geringerer als Hegel empfahl ein<br />

»Bad im Äther der einen spinozischen Substanz« als eigentlichen Einstieg<br />

in das Studium der Philosophie. Ganz in diesem Sinne finden seit<br />

dem Sommersemester 2011 in Kooperation der Universitäten Bamberg<br />

und Jena Workshops statt, in denen interessierten Studierenden schrittweise<br />

ein Einstieg in diesen schwierigen Text gegeben werden soll. Der<br />

erste Workshop, der im Sommersemester 2011 in Bamberg stattgefunden<br />

hat, widmete sich dem ersten Buch dieses intrikaten Texts und hatte<br />

damit Spinozas monistische Metaphysik und Ontologie zum Gegenstand.<br />

In konzisen Lektüren wurden neben methodologischen Problemstellungen<br />

streng systematischen Philosophierens basale Strukturen der<br />

spinozischen Philosophie wie das Verhältnis von Substanz, Attribut<br />

und Modus, die Differenzen integrierende Identitätsform Gottes oder<br />

die unterschiedlichen Hervorbringungsweisen von Endlichem und<br />

Unendlichem herausgearbeitet. Der zweite Workshop, der im Sommersemester<br />

2012 in <strong>Weimar</strong> und Jena stattgefunden hat, knüpfte an diesen<br />

Lektürestand an und richtete nunmehr den Blick auf Buch II, wo<br />

Spinoza auf der Grundlage des im ersten Buch errichteten Fundaments<br />

seine Epistemologie und Theorie des menschlichen Geistes entwirft, die<br />

nicht nur innovative Antworten auf Probleme beinhaltet, die bis heute<br />

die philosophischen Diskussionen bestimmen – etwa das Leib-Seele-<br />

Problem oder die Fragen nach Selbst- und Welterkenntnis und deren<br />

Verbindung –, sondern im Zuge dessen weitere Bestandstücke zur<br />

Schließung des spinozischen Systems bereitstellt. Im März <strong>2013</strong> stehen<br />

mit zentralen Stücken aus den Büchern III und IV nunmehr Spinozas<br />

auf den ersten beiden Büchern der Ethica gegründete Affektenlehre,<br />

politische Philosophie und die Ethik im Zentrum des Interesses. Fortsetzung<br />

im Sommersemester <strong>2013</strong>. (Sandra Frey, Marko J. Fuchs)<br />

Die Kooperation wurde initiiert von Frau Dr. Kerstin Andermann<br />

(Leuphana Universität Lüneburg).


8<br />

Gespräch<br />

<strong>Weimar</strong>: Demokratie und rechter Terror:<br />

Welche Demokratiekultur brauchen wir heute?<br />

In Kooperation mit der RESPEKT! – Initiative der IG Metall<br />

Freitag 11.01.<strong>2013</strong><br />

im <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> und der Bibliothek des Hotels Elephant in<br />

<strong>Weimar</strong><br />

Wie kaum ein anderer Ort symbolisiert <strong>Weimar</strong> die Ambivalenz von<br />

humanistischer Hochkultur und barbarischem Zivilisationsbruch. Die<br />

Lehren aus der Vergangenheit müssen immer wieder wirkungsvoll<br />

gezogen werden. Der rechte Terror heute, der sich mitten unter uns so<br />

dramatisch entwickelt hat, zeigt, dass die Frage nach einer wachsamen<br />

und couragierten Demokratiekultur hochaktuell bleibt.<br />

Das <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>, die Respekt! – Initiative und die IG<br />

Metall laden dazu ein, im Rahmen eines Gespräches diese Frage zu diskutieren<br />

und Kooperationen für unser gemeinsames Anliegen und<br />

unseren Aktivitäten in Thüringen auszuloten.<br />

Eröffnet wird das Treffen im <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> in der »Villa<br />

Silberblick« dem ehemaligen <strong>Nietzsche</strong>-Archiv in <strong>Weimar</strong> durch unseren<br />

Fellow in residence Tom Kehrbaum (IG Metall und Fellow in residence)<br />

eingeleitet.<br />

Als Gast für das Salongespräch ist Prof. Dr. Thomasz Polak eingeladen.<br />

Er forscht und lehrt an der Adam Mickiewicz Universität in Poznan<br />

und ist dort Leiter der Werkstatt für Grenzfragen (siehe auch S. ).<br />

Er wirkte in der Glaubenskongregation des Vatikans und arbeitete mit<br />

Kardinal Ratzinger zusammen.


Tagungen<br />

9<br />

Workshop<br />

Anfragen an <strong>Nietzsche</strong><br />

Donnerstag | 11.04. bis Samstag | 13.04.<strong>2013</strong><br />

Unter der Leitung von Prof. Dr. Renate Reschke und<br />

Dr. Rüdiger Schmidt-Grépály<br />

Dieser Workshop soll das neue Format Forum junger <strong>Nietzsche</strong> Forschung<br />

des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> vorbereiten helfen. Im Rahmen<br />

der Veranstaltung soll über die <strong>Nietzsche</strong>-Themen der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer gesprochen werden und gleichzeitig zusammen<br />

nach der Aktualität <strong>Nietzsche</strong>s gefragt werden. Gesprochen werden soll<br />

auch darüber, worüber es sich – im Zusammenhang mit <strong>Nietzsche</strong> –<br />

nicht mehr lohnt zu sprechen. Im genius loci <strong>Weimar</strong> möchte das <strong>Kolleg</strong><br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> junge <strong>Nietzsche</strong>-Forscherinnen und -Forscher<br />

fragen, welche Erwartungen an ein Forum junger <strong>Nietzsche</strong> Forschung<br />

gestellt werden könnten und sollten.<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Dr. phil Diana Aurenque, Eberhard Karls Universität Tübingen<br />

Reina C.G. Brouwer M.A., Leiden University<br />

Hannah Grosse Wiesmann M.A., Humboldt Universität zu Berlin<br />

Jing Huang M.A., Freie Universität Berlin<br />

Tobias Keiling M.A., Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Georgia Mitsika M.A., Universität Erfurt<br />

Nicola Nicodemo M.A., Humboldt Universität zu Berlin<br />

Dennis Peterzelka M.A., Eberhard Karls Universität Tübingen<br />

Ivan Risafi de Pontes M.A., Humboldt Universität zu Berlin<br />

Sabine Scharff M.A., Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe<br />

Jean Yhee M.A., Humboldt Universität zu Berlin<br />

Der Workshop wird begleitet von den ehemaligen Fellows Prof. Dr.<br />

Duncan Large und Prof. Dr. Jörg Gleiter sowie von unserem Kooperationspartner<br />

Prof. Dr. Klaus Vieweg, Institut für Philosophie der<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Universität Jena.<br />

›››


10<br />

Zu Gast im <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

Werkstatt der Grenzfragen (Adam Mickiewicz Universität Poznan)<br />

http://www.graniczne.amu.edu.pl<br />

Samstag | 01.06. und Sonntag | 02.06.<strong>2013</strong><br />

Rektorat der Adam Mickiewicz Universität Poznan<br />

Die Werkstatt der Grenzfragen der Adam Mickiewicz Universität Poznan<br />

wurde im Herbst 2006 ins Leben gerufen als eine nicht fakultätsgebundene<br />

Einheit der Universität, die direkt dem Rektor unterstellt ist,<br />

und eine Schnittstelle der integrierten Forschungs- und Lehraktivitäten<br />

für interessierte Forscher, Lehrer und Studenten aller Fakultäten und<br />

Fächer sein soll.<br />

Die Werkstatt wird zurzeit von einem kleinen Team von Forschern,<br />

Lehrern und Studenten verschiedener Fachrichtungen gebildet, das<br />

Gäste aus anderen polnischen und ausländischen Hochschulen und<br />

andere Mitarbeiter der eigenen Universität zu gemeinsamen Unternehmungen<br />

einlädt.<br />

Die Veranstaltungen der Werkstatt zeichnen sich dabei durch ihre<br />

inter- und transdisziplinären Konzepte aus, und finden deshalb großen<br />

Anklang unter den Studierenden. Wissenschaftlich bleibt die Werkstatt<br />

der Grenzfragen unter der Aufsicht eines vom Rektor der Universität<br />

einberufenen Rates, der von Professoren verschiedener Fakultäten und


Tagungen<br />

11<br />

von eingeladenen Vertretern anderer polnischer und ausländischer akademischer<br />

Einrichtungen gebildet wird. Die Hauptaufgabe des Rates ist<br />

es, die Lehr- und Forschungsprogramme der Werkstatt zu prüfen, auszuwerten<br />

und zur Durchführung freizugeben.<br />

Die Werkstatt nimmt auch an einigen vom polnischen Wissenschaftsministerium<br />

geprüften und finanzierten Forschungsprogrammen<br />

teil (z.B. Die Redefinierung der Grundbegriffe des Humanismus im<br />

Lichte der Shoa).<br />

Auf Einladung des Leiters des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>, der Mitglied<br />

des Rates der Werkstatt der Grenzfragen ist, trifft sich dieser erstmalig<br />

in <strong>Weimar</strong>. Er wird zusammen mit dem <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

an einem beantragten Forschungsprojekt arbeiten mit dem Titel<br />

The transdisciplinary analysis of the notion of 'social machines' – an attempt<br />

to build a theory.<br />

Vom Rat der Werkstatt der Grenzfragen nehmen teil Prof. Jerzy<br />

Brzeziński, Prof. Roman Murawski, Prof. Kazimierz Przyszczypkowski,<br />

Prof. Jan Strzałko, Prof. Antoni Szczuciński, Prof. Michał Głowiński,<br />

Prof. Zbigniew Kwieciński, Prof. Leszek Koczanowicz, Prof. Jaromir<br />

Jeszke, Dr Arkadiusz Żychliński, Mgr Beata Anna Polak, Prof. Tomasz<br />

Polak.


12<br />

Workshop des Berliner <strong>Nietzsche</strong> Colloquiums<br />

<strong>Nietzsche</strong>-Lektüretage <strong>2013</strong><br />

Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt<br />

in Kooperation mit dem Berliner <strong>Nietzsche</strong> Colloquium<br />

unter der Leitung von Helmut Heit und Hannah Große Wiesmann<br />

Mittwoch | 21.08. bis Sonntag | 25.08. <strong>2013</strong><br />

Die Philosophie <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>s ist für viele ein faszinierender<br />

Gegenstand geistiger Auseinandersetzung und bedarf nach wie vor der<br />

Diskussion. Mit den <strong>Nietzsche</strong>-Lektüretagen ist deshalb ein Forum<br />

geschaffen worden, in dem <strong>Nietzsche</strong>s Schriften von fortgeschrittenen<br />

Studenten, Nachwuchswissenschaftlern und Künstlern in gemeinsamer<br />

Lektüre und Diskussion erörtert werden können. Die Lektüretage finden<br />

jeden Sommer an einem Ort statt, der eng mit <strong>Nietzsche</strong>s Biographie<br />

verbunden ist. Nach Naumburg und Sils-Maria in den letzten Jahren<br />

werden sie in diesem Jahr in <strong>Weimar</strong> stattfinden. Gegenstand der<br />

gemeinsamen Arbeit ist <strong>Nietzsche</strong>s Spätschrift Götzen-Dämmerung oder<br />

Wie man mit dem Hammer philosophiert, von der er am 20. Okt. 1888<br />

in einem Brief an Georg Brandes schreibt »diese Schrift ist meine Philosophie<br />

in nuce – radikal bis zum Verbrechen …«<br />

Während der Lektüretage soll der komplette Text mit Hilfe von kurzen<br />

Referaten der Teilnehmenden gemeinsam besprochen werden.<br />

Neben den üblichen diskursiv-akademischen Mitteln der Auseinandersetzung<br />

werden auch künstlerisch-kreative Zugänge zu dieser Schrift<br />

erprobt.<br />

Weitere Informationen unter www.nietzsche-colloquium.de


Tagungen<br />

13


14<br />

Vortragsreihe


Vortragsreihe<br />

15<br />

Hegel Lectures III<br />

Jean-François Kervégan<br />

In Kooperation mit dem Institut für Philosophie der <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Universität Jena<br />

Mittwoch | 27.11.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Jena, Institut für Philosophie, Zwätzengasse 12<br />

Hegel als Theoretiker der normativen Rationalität:<br />

Recht, Handlung, Sittlichkeit<br />

Auf der Grundlage einer Kooperation zwischen dem <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong><br />

<strong>Nietzsche</strong> der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> und dem Institut für Philosophie<br />

der <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Universität Jena referiert einmal pro Jahr ein<br />

international renommierter Vertreter der Geisteswissenschaften an der<br />

Universität in Jena. Im Zentrum der Vorträge stehen Kernfragen und<br />

Schlüsselthemen der Philosophie im 21. Jahrhundert – innovative<br />

Gedanken zur Moderne, Freiheit und Gerechtigkeit, zum Naturverständnis,<br />

dem Dialog der Kulturen oder zur Globalisierung. Nach<br />

Robert B. Pippin und Michael Quante wird Jean-François Kervégan die<br />

Hegel Lectures fortsetzen.<br />

Jean-François Kervégan ist seit 1999 Professor für Deutsche und<br />

Rechtsphilosophie an der Université Paris 1 / Panthéon-Sorbonne. Des<br />

Weiteren ist er Senior Fellow am French National Institute for Advanced<br />

Studies und Vice-Chairman der Internationalen Hegel-Vereinigung.<br />

Als Gastprofessor dozierte er unter anderem an der Università di<br />

Padua, der Université Libre de Bruxelles, dem Istituto Italiano di Scienze<br />

Umane, dem Istituto Italiano degli Studi filosofici, der Humboldt<br />

Universität und der Universidade Porto Alegre. Kervégan war außerdem<br />

an der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem philosophischen<br />

Fachbereich der Harvard University und der Columbia University<br />

sowie dem Wissenschaftskolleg zu Berlin tätig. Zu seinen Übersetzungen<br />

und Veröffentlichungen gehören Hegel, Principes de la Philosophie<br />

du Droit (2003); Hegel, Carl Schmitt. Le politique entre spéculation et<br />

positivité (1992) und L’effectif et le rationnel. Hegel et l’esprit objectif<br />

(2008).<br />

Auf Deutsch liegen u.a. folgende Artikel vor: Wechselseitige Beeinflussungen<br />

und Rezeptionen von Recht und Philosophie in Deutschland<br />

und Frankreich (2001); Jenseits der Demokratie (2008); Rechtliche und<br />

moralische Normativität. Ein ›idealistisches‹ Plädoyer für den Rechtspositivismus<br />

(2008).


16<br />

Philosophicum<br />

Schloss Ettersburg


Philosophicum Schloss Ettersburg<br />

17<br />

Zur Genealogie der Moderne<br />

In Kooperation mit Kultur Schloss Ettersburg<br />

Konzeption: Peter Krause, Rüdiger Schmidt-Grépály<br />

Gemeinsam mit dem <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Weimar</strong> veranstaltet Schloss Ettersburg seit 2011 ein Philosophicum.<br />

Nachdem Wolfgang Welsch und Rüdiger Safranski das neue Projekt<br />

einleiteten, folgten Beiträge von Martin Mosebach, Henning Ritter,<br />

Sigrid Weigel, Norbert Bolz und Hans-Ulrich Gumbrecht.<br />

Im November <strong>2013</strong> wird es ein »Philosophicum« mit unserem<br />

Fellow Remo Bodei geben.<br />

Philosophicum<br />

Mittwoch | 15.05.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Schloss Ettersburg bei <strong>Weimar</strong><br />

Vortrag und Gespräch mit Dr. Peter Krause<br />

Versailles 1919. Der totale Friede oder Die gerechte Verteilung der Welt<br />

Jörg <strong>Friedrich</strong><br />

Jörg <strong>Friedrich</strong> hat in Standardwerken der Zeitgeschichtsschreibung die<br />

Staats- und Kriegsverbrechen des Nationalsozialismus erforscht. Er hat<br />

an der Enzyklopädie des Holocaust mitgewirkt, zahlreiche Fernsehsendungen<br />

über die Kriminologie des Krieges produziert und für seine<br />

Arbeiten internationale Auszeichnungen erhalten, so für Das Gesetz des<br />

Krieges. Das deutsche Heer in Russland 1941 bis 1945 (1993). Danach<br />

erschienen von dem renommierten Zeithistoriker die Bestseller Der<br />

Brand (2002), Brandstätten (2003) und Yalu (2007).


18<br />

Fellowships<br />

»Vom Denken der Welt«


Fellowships<br />

19<br />

Hans Heinz Holz (1927–2011)<br />

Zur Aktualität der Metaphysik.<br />

Sechs Große Vorlesungen (Aufzeichnungen)<br />

Spekulatives Denken – sein Grund und seine Systematik<br />

Das <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> zu Gast in der Berliner Denkerei<br />

Dienstag 26.02. bis Donnerstag 28.02.<strong>2013</strong><br />

Ehrengast: Silvia Markun-Holz<br />

Foto: Stefan Wilke<br />

Das <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> lud Hans Heinz Holz ein, im Rahmen<br />

eines Fellowships eine Vorlesung zur Metaphysik und zum Spekulativen<br />

Denken zu halten. Da der Philosoph nicht mehr reisen konnte,<br />

wurden die sechs Vorlesungen von unserem ehemaligen Fellow in residence<br />

Stefan Wilke in Sant’Abbondio in der Schweiz aufgezeichnet. In<br />

der Berliner Denkerei unseres Fellows Bazon Brock (2010) werden die<br />

sechs Vorlesungen erstmalig gezeigt.<br />

Die Vorlesungen sind gleichzeitig eine Veranstaltung zum Andenken<br />

an Hans Heinz Holz, der im Dezember 2011 verstarb. Mit ihm<br />

zusammen hätten wir am 26. Februar seinen 86. Geburtstag feiern wollen.<br />

Es war seine tiefe philosophische Überzeugung, dass der philosophische<br />

Gedanke, soweit es sich um einen spekulativen handelt, teil hat<br />

an der philosophia perennis. Nicht nur in diesem Sinne bleibt die Philosophie<br />

und das lebendige Philosophieren Hans Heins Holz’, von dem<br />

die Aufzeichnungen der Vorlesungen so beeindruckend Zeugnis ablegen,<br />

aktuell und gültig. ›››


20<br />

›››<br />

Hans Heinz Holz (1927–2011) veröffentlichte zahlreiche Bücher und<br />

Aufsätze zur Geschichte und Systematik der Dialektik, zur Theorie der<br />

Kunst und zu Künstlern der Gegenwart, sowie zu Problemen der Gesellschaftswissenschaften<br />

und Politik. Er war Professor für Philosophie in<br />

Marburg und in Groningen. Dort erhielt er die ehrenvolle Berufung auf<br />

den Helmuth-Plessner-Lehrstuhl. Er war Präsident und Ehrenpräsident<br />

der Internationalen Gesellschaft für dialektische Philosophie sowie<br />

gewähltes Mitglied der Leibniz-Sozietät und der World Academy of Letters.<br />

1991 gründete er mit seiner Frau Silvia Markun-Holz die Fondazione<br />

Centro di Studi Filosofici. Holz gab mit Domenico Losurdo die philosophische<br />

Zeitschrift Topos – Internationale Beiträge zur dialektischen<br />

Theorie heraus. Zuletzt erschienen seine monumentalen Werke Weltentwurf<br />

und Reflexion (2005) und Dialektik: Problemgeschichte von der<br />

Antike bis zur Gegenwart (2010).<br />

Denkerei, Berlin<br />

Dienstag | 26.02.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Was sind und welche Formbestimmtheit haben spekulative Sätze?<br />

Hegel: Das Wahre ist das Ganze<br />

Mittwoch | 27.02.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Parmenides: Dasselbe nämlich sind Denken und Sein<br />

Cusanus: Das Ganze scheint in allen seinen Teilen wider<br />

Donnerstag | 28.02.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Leibniz: Alles Mögliche drängt sich zur Verwirklichung<br />

Marx: Die 11. Feuerbach-These


Fellowships<br />

21<br />

Remo Bodei<br />

Gedächtnis und persönliche Identität.<br />

Vier Große Vorlesungen<br />

Dienstag | 12.11.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Schiller-Museum, Vortragssaal<br />

Erinnern und Vergessen. Ein Schachspiel<br />

Eine Art schnelles Schachspiel soll vorgestellt werden, welches sich in<br />

sieben theoretischen Schritten zwischen Erinnern und Vergessen<br />

bewegt. Es beginnt mit der Beobachtung, dass wir angesichts plötzlicher<br />

und unerwarteter Veränderungen, einstürzender Regimes und verschwindender<br />

Lebensformen oft erstaunt sind von der großen Anzahl<br />

an Frauen und Männern, die, eng mit diesen Veränderungen verbunden,<br />

einen bedeutenden Teil ihrer Geschichte vergessen und die Bedeutung<br />

ihrer Vergangenheit anpassen. Erster Zug soll ein Versuch sein zu<br />

erklären, warum Individuen und Gemeinschaften ihre Vergangenheit<br />

plötzlich verleugnen, vergessen oder reinterpretieren.<br />

Donnerstag | 14.11.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Schiller-Museum, Vortragssaal<br />

Die Zukunft eröffnen<br />

Das Vermögen, eine kollektive Zukunft zu denken und sich diese auch<br />

außerhalb der eigenen privaten Erwartungen vorzustellen, nimmt in<br />

drastischer Weise ab. Folglich erscheint vielen die Geschichte ohne jene<br />

innere Logik, von der man meinte, sie müsse diese auf ein bestimmtes<br />

Ziel hin lenken: den Fortschritt, das Reich der Freiheit oder eine Gesellschaft<br />

ohne Klassen. Eine Kultur geht unter, die Milliarden von Menschen<br />

zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert dazu bewegt hat, zu meinen,<br />

die Ereignisse liefen unabwendbar in eine gewisse angekündigte<br />

oder vorhersehbare Richtung. Wie kann man in diesen Zuständen das<br />

Neue und das Mögliche denken?


22<br />

Montag | 18.11.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Schiller-Museum, Vortragssaal<br />

Dissolution of the Subject and Multiple Personalities<br />

(Vortrag in englischer Sprache)<br />

The genesis of the subject and of its crisis in contemporary culture starting<br />

from a path, not yet explored and not devoid of surprises that will<br />

take us from scientific and psychopathological models to philosophy<br />

and literature will be considered. The distant starting point in the nineteenth<br />

century is physiology, and in particular cytology. Later the so<br />

called medicines-philosophers (Théodoule Ribot, Pierre Janet and Alfred<br />

Binet), who were particularly influential for <strong>Nietzsche</strong>, shall be examined.<br />

Through their research the soul/consciousness ceases to be a<br />

monolithic unit, a simple substance, and becomes an unstable aggregate,<br />

an archipelago of poles of consciousness, of »ilôts de conscience,« a<br />

»conscience de coalition« not unlike that of the coral polyps.<br />

Dienstag | 19.11.<strong>2013</strong> | 18 Uhr<br />

Institut für Philosophie der <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Universität Jena<br />

Raum Z1, Zwätzengasse 12<br />

Reason and Delusion<br />

(Vortrag in englischer Sprache)<br />

Delusion represents an exceptional test case for the principal categories<br />

of common sense and philosophical thought, like »reason«, »truth« and<br />

»reality«. Via an engagement with the legacy of Freud and the most<br />

considered results of twentieth century psychiatry, the aim will be to<br />

analyze its paradoxical forms and to shed light on the logics that underlie<br />

and orient its specific modalities of temporalization, conceptualization<br />

and argumentation. It will be shown how an hospitable and expansive<br />

reason – more humble, but no less rigorous – may be capable of<br />

recognizing the nuclei of truth, the typicality and the rich variety of<br />

delusions. In fact, this kind of reason is aware of an asymmetry that<br />

works to its advantage: it can comprehend delusion, while delusion<br />

cannot comprehend it. It is thereby able to account simultaneously for<br />

its own truth and its apparent negation (like the theory of heliocentrism,<br />

which explains how it is that we continue inevitably to see the<br />

sun move around the earth).


Fellowships<br />

23<br />

Remo Bodei unterrichtete viele Jahre als<br />

Professor für Philosophie und Ästhetik an<br />

der Scuola Normale Superiore und der Universität<br />

Pisa, wo er auch sein Studium<br />

absolvierte und promovierte. Er lehrt an<br />

der University of California, Los Angeles.<br />

Als Gastprofessor lehrte er an verschiedenen<br />

europäischen und amerikanischen Universitäten<br />

(Ottawa University, Toronto University,<br />

New York University, Université<br />

Libre de Bruxelles, École Normale Supérieure<br />

Paris, Universitat de Girona, Universidad<br />

Autónoma de México, Columbia University). Anfänglich lag sein wissenschaftlicher<br />

Fokus auf Klassischer Deutscher Philosophie, Idealismus<br />

und der Kultur, Politik und Ästhetik der Goethezeit und des späten<br />

neunzehnten Jahrhunderts; später dann auf Politischer Philosophie.<br />

In den letzten zwei Jahrzehnten arbeitete er speziell zu Ästhetik, der<br />

Theorie und Geschichte von Erinnerung, Vergessen, Einbildung, Individualität<br />

und der Natur von Leidenschaft und Begehren. Seine Bücher<br />

wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und schließen u.a. folgende<br />

Titel ein: La filosofí a y lo trágico (1990); Ordo amoris (1991); Le prix de<br />

la liberté (1995); Dekompositionen. Formen des modernen Individuums<br />

(1996); Géometrie des passions (1997); La forma de lo bello (1998); La<br />

philosophie au XXe siècle (1999); Logiques du délire (2002); Destini personali<br />

(2002); Una scintilla di fuoco (2005); We, the Divided. Ethos, Politics<br />

and Culture in Post War Italy (2006); La sensation de Déjà vu<br />

(2007); Paesaggi sublimi. L’uomo di fronte alla natura selvaggia (2008);<br />

La vita delle cose (2009); La passione furente (Il Mulino 2011).


24<br />

Fellows in residence


Fellows in residence<br />

25<br />

Diana Aurenque<br />

<strong>Nietzsche</strong>s Medizinische Moralkritik und ihre Aktualität in der<br />

modernen Medizinethik<br />

Das Projekt will die medizinischen Einflüsse in der Entstehung von<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>s moralkritischem Denken herausstellen, die Bedeutung<br />

seiner medizinisch-philosophischen Moralkritik klären sowie die<br />

Rezeption und Aktualität von <strong>Nietzsche</strong>s moralkritischem Denken in<br />

der modernen Medizinethik erforschen.<br />

<strong>Nietzsche</strong>s Rezeption der Medizin seiner Zeit muss innerhalb des<br />

revolutionären Wandels der Medizin im 19. Jahrhundert betrachtet<br />

werden. In diesem Zusammenhang ergeben sich drei Ziele: erstens die<br />

Identifizierung derjenigen Fragestellungen <strong>Nietzsche</strong>s, die seine<br />

Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der physiologischen Medizin<br />

seiner Zeit motivieren. Weiterhin gilt es, sowohl die medizinischen<br />

Quellen, die <strong>Nietzsche</strong> kennt und mit denen er sich beschäftigt, wie<br />

auch die Umstände seines Bezuges zu diesen Quellen zu dokumentieren<br />

(pathographische oder akademische Quellen – z.B. vermittelt durch<br />

Schopenhauer, Lange oder Koberstein). Schließlich wird drittens eine<br />

Zusammenstellung derjenigen Begriffe und Phänomene aufgelistet, die<br />

für <strong>Nietzsche</strong> von besonderem Interesse sind. <strong>Nietzsche</strong>s Denken wird<br />

somit im Hinblick auf die Genealogie medizinischer Metaphorizität in<br />

seinen moralkritischen Schriften expliziert.<br />

Diana Aurenque wurde am 29.08.1981 in Santiago de Chile geboren.<br />

Sie studierte Philosophie mit anschließendem Staatsexamen an der<br />

Universidad de Santiago de Chile. 2010 promovierte sie an der Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg mit einer Arbeit zu Heideggers Ethosdenken.<br />

2006–2010 war sie Promotionsstipendiatin der chilenischen Regierung<br />

»Beca Presidente de la República«. Zurzeit ist sie wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der<br />

Eberhard Karls Universität Tübingen und habilitiert sich mit einem<br />

Projekt zu <strong>Nietzsche</strong> (Titel des Habilitationsprojekts: »<strong>Nietzsche</strong>s medizinische<br />

Moralkritik und ihre Aktualität in der modernen Medizinethik«).<br />

Ihre Forschungsschwerpunkte sind philosophische und medizinische<br />

Ethik, Lebensphilosophie, Hermeneutik und Phänomenologie.


26<br />

Mathias Buss<br />

Gebaute Heilkunst versus Krankenhaus<br />

Mit seiner Promotionsarbeit Gebaute Heilkunst versus Krankenhaus<br />

untersucht Mathias Buß den Einfluss der Krankenhausarchitektur auf<br />

den Heilungsverlauf des Patienten. Dazu wird der »Heilungsfaktor<br />

Architektur« ausgelotet: Wie lassen sich Architektur und Medizin zu<br />

einer gebauten Heilkunst verbinden? Welche Erkenntnisse existieren<br />

dazu in der Geschichte? Welcher neue Architekturansatz kann daraus<br />

abgeleitet werden? In ihrer Beantwortung stützt sich die Arbeit u. a.<br />

auf ein systematisches Fundament der Philosophie <strong>Nietzsche</strong>s. Mit seinem<br />

Gesundheitsbegriff lässt sich das heute vorherrschende biomedizinische<br />

und dichotome Krankheitsmodell kritisch hinterfragen.<br />

Für <strong>Nietzsche</strong> gilt die Krankheit nicht als eine bloße Störung und<br />

ebensowenig als der Gegensatz zur Gesundheit. Gleichzeitig steht für<br />

<strong>Nietzsche</strong> die Krankheit in einem engen Zusammenhang mit dem<br />

Erkennen und besitzt eine heuristische Bestimmung – eine Botschaft,<br />

die erkannt werden soll. Als prägnante Lebensphase führt die Krankheit<br />

nach <strong>Nietzsche</strong> zu einer vertieften Selbsterkenntnis und zu einer<br />

veränderten Lebenseinstellung. Er sieht die Krankheit nach <strong>Nietzsche</strong><br />

als Möglichkeit an, die »Psychologie in die Tiefe zu treiben«, wo es ihr<br />

sonst »an Mut oder Feinheit fehlt«. Der Heilungsprozess wird als<br />

Wandlung begriffen, die eine innere Transformation darstellt: eine Perspektive,<br />

die architektonische Konsequenzen hat.<br />

Mathias Buß, hat an der Bauhaus-Universität und an der Hochschule<br />

für bildende Künste Hamburg Architektur studiert. Als Architekt arbeitete<br />

er in den Büros von Prof. Peter Baumbach / Rostock und Prof. Rainer<br />

Pagel / <strong>Weimar</strong>. Im Europäischen Kulturstadtjahr <strong>Weimar</strong> 1999<br />

gründete er Radio LOTTE <strong>Weimar</strong>, das er zehn Jahre leitete. Seine laufende<br />

Promotion wird binational an der TU Delft und an der Bauhaus-<br />

Universität <strong>Weimar</strong> betreut. Mathias Buß lebt und arbeitet in Rostock,<br />

Kairo und Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate).


Fellows in residence<br />

27<br />

Peggy Fiebich<br />

Querdenken. Literaturunterricht und Bildung zu<br />

Transversaler Vernunft<br />

Ein Bildungskonzept, das der radikalen Pluralität gegenwärtiger Kultur<br />

gerecht wird, muss den Heranwachsenden eine Vielfalt an Zugängen<br />

zur Wirklichkeit eröffnen und die Fähigkeit vermitteln, diese mannigfaltigen,<br />

teils disparaten, Rationalitäten, Diskurse und Denkmuster<br />

reflektierend aufeinander zu beziehen. Nur so sind Identitätsbildung,<br />

Verantwortungsfähigkeit, kulturelle und soziale Integration möglich.<br />

Diese Anforderungen erfüllt ein Bildungskonzept, das das Fellowship,<br />

basierend auf Wolfgang Welschs Begriff der ›transversalen Vernunft‹<br />

entwickelt. Es versetzt in die Lage, die verschiedenen diskursiv erzeugten<br />

Welten in Synthesen zu bringen, sie zu hinterfragen, sich möglicher<br />

Alternativen bewusst zu bleiben, auch inner- und interdiskursive<br />

Konflikte zu bearbeiten und unauflösbare Widersprüche auszuhalten –<br />

insgesamt also eine selbstkritische, tolerante, zu Reflexion und Dialog<br />

bereite Haltung einzunehmen. Damit gleicht es Defizite des derzeit<br />

dominierenden Bildungskonzeptes des Kompetenzerwerbs aus, das einseitig<br />

und unzusammenhängend auf das Training von Teilleistungen<br />

des instrumentellen Verstandes abzielt.<br />

Als ein Lernbereich, der zur Bildung ›transversaler Vernunft‹ beiträgt,<br />

wird der Literaturunterricht herausgestellt und damit neu legitimiert.<br />

Es wird untersucht, inwiefern dieser in den Umgang mit radikaler<br />

Pluralität einführt und damit die Integration in eine vielgestaltige,<br />

widersprüchliche, bewegliche Kultur ermöglicht. Dazu wird auf diskurstheoretischer<br />

Ebene nach der kulturellen Funktion der Literatur<br />

gefragt und mit Hilfe rezeptionsästhetischer Theorien den Aktivitäten<br />

des Lesers beim Rezeptionsakt nachgegangen. Literatur ist weder ein<br />

konventionell geregelter Diskurs unter anderen noch ein distanzierter<br />

Metadiskurs, der über allen anderen steht. Vielmehr bewegt Literatur<br />

sich frei zwischen den vielfältigen Diskursen der Kultur, um die Möglichkeit<br />

offenzuhalten, diese neu zueinander zu positionieren und zu<br />

integrieren, dabei zugleich ihre irreduzible Pluralität und Relativität zu<br />

erkennen. So verhindert sie die Erstarrung, Verarmung und Abschottung<br />

der Kultur sowie auch die Auflösung ihres Zusammenhaltes; sie<br />

hilft, die Vielfalt und innere Struktur der Kultur, ihre Offenheit nach<br />

außen und Wandlungsfähigkeit zu bewahren. Literatur erfüllt somit in<br />

›››


28<br />

›››<br />

ihrer ganz eigenen Form die Funktion ›transversaler Vernunft‹, nämlich,<br />

die Pluralität zur Geltung zu bringen, Zusammenhang im Diskurssystem<br />

zu stiften und dabei für Gerechtigkeit zwischen den einzelnen<br />

Positionen zu sorgen. ›Transversale Vernunft‹ hat ihren Ort nicht nur<br />

in lebenspraktischen Zusammenhängen und philosophischer Reflexion:<br />

sie erfolgt in einer eigentümlichen, unersetzlichen Weise auch im Rahmen<br />

literarischer Rezeption. Die Qualitäten literarischer Rezeption weisen<br />

diese als wesentlichen Beitrag zu einer zeitgemäßen schulischen<br />

Bildung aus – einer Bildung zu ›transversaler Vernunft‹. Damit steht<br />

sie einer Vorstellung von Bildung als Kompetenzerwerb diametral<br />

gegenüber und kann deren entscheidende Mängel ausgleichen.<br />

Peggy Fiebich studierte Germanistik, Philosophie und Erziehungswissenschaft<br />

an der Universität Jena, nachdem sie zuvor ein Lehramtsstudium<br />

an der Pädagogischen Hochschule Erfurt absolviert hatte. Sie promovierte<br />

2006 über Gefährten im Unglück. Die Protagonisten narrativer<br />

Texte von E. T. A. Hoffmann sowie von Novalis, Goethe und Kleist; die<br />

Arbeit wurde 2007 im Verlag Königshausen und Neumann veröffentlicht.<br />

Schwerpunkte ihrer Forschung sind auf literaturwissenschaftlichem<br />

Gebiet <strong>Klassik</strong> und Romantik, Erzählforschung, Hermeneutik<br />

und Literaturtheorie, im Bereich Literaturdidaktik die Konzeptionen<br />

literarischer Bildung und Unterrichtsplanung. In diesem Horizont<br />

arbeitet sie an ihrem literaturdidaktischen Habilitationsprojekt Querdenken.<br />

Literaturunterricht und Bildung zu Transversaler Vernunft, dem<br />

sich auch ihr Fellowship am <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> widmet. Von<br />

2001 an war sie Mitarbeiterin an den germanistischen Instituten der<br />

Universitäten Jena und Hannover.


Fellows in residence<br />

29<br />

Hannah Grosse Wiesmann<br />

<strong>Nietzsche</strong>s Spinoza-Rezeption in ihrer Bedeutung für die Konzeption<br />

des Willens zur Macht<br />

Emphatisch bekannte sich <strong>Nietzsche</strong> 1881 zur Philosophie Spinozas:<br />

»Ich bin ganz erstaunt, ganz entzückt! Ich habe einen Vorgänger und<br />

was für einen! […] Meine Einsamkeit, die mir, wie auf ganz hohen Bergen,<br />

oft, oft Athemnoth machte und das Blut hervorströmen ließ, ist<br />

wenigstens jetzt eine Zweisamkeit. – Wunderlich!«. Die Gemeinsamkeiten<br />

zwischen Spinoza und sich selbst charakterisierte <strong>Nietzsche</strong> wie<br />

folgt: »Nicht nur, daß seine Gesamttendenz gleich der meinen ist – die<br />

Erkenntniß zum mächtigsten Affekt zu machen – in fünf Hauptpunkten<br />

seiner Lehre finde ich mich wieder, dieser abnormste und einsamste<br />

Denker ist mir gerade in diesen Dingen am nächsten: er leugnet die<br />

Willensfreiheit –; die Zwecke –; die sittliche Weltordnung –; das<br />

Unegoistische –; das Böse […]«.<br />

<strong>Nietzsche</strong>s Bekenntnis zu Spinoza weicht nach 1881 einer kritischen<br />

Auseinandersetzung mit dem ›Vorgänger‹, deren Schauplätze nur vereinzelt<br />

in den veröffentlichten Schriften zu finden sind, während sie im<br />

Nachlass intensiv ausgetragen wird. Ein Wechselspiel von Aneignung<br />

und Abgrenzung setzt ein, das Spinoza für <strong>Nietzsche</strong> zur zentralen philosophischen<br />

Bezugsfigur werden lässt. Dennoch verspürt <strong>Nietzsche</strong><br />

kein Bedürfnis, seinen Autor im Original zu lesen, sondern konstruiert<br />

sich ein Spinoza-Bild anhand von Sekundärquellen, deren wichtigste<br />

Kuno Fischers Geschichte der neuern Philosophie ist.<br />

Die Arbeit untersucht <strong>Nietzsche</strong>s indirekte Spinoza-Rezeption in<br />

ihrer Bedeutung für die Konzeption des Willens zur Macht. Leitend ist<br />

dabei die These, dass die Auseinandersetzung mit Spinoza eine Wende<br />

in <strong>Nietzsche</strong>s Machtkonzeption herbeiführt: Sie befähigt <strong>Nietzsche</strong><br />

dazu, den Begriff des Willens zur Macht inhaltlich auszuarbeiten und<br />

als Prinzip der Machtsteigerung kritisch gegen den neuzeitlichen<br />

Selbsterhaltungsgedanken zu profilieren. Der rezeptionsgeschichtliche<br />

Ansatz wird mit einer hermeneutischen Perspektive auf <strong>Nietzsche</strong>s<br />

Machtkonzeption verbunden; die Untersuchung soll damit zu einer<br />

inhaltlichen Neubewertung dieser Konzeption beitragen.<br />

›››


30<br />

›››<br />

Hannah Große Wiesmann schloss ihr Studium der Philosophie, Neueren<br />

Deutschen Literatur und Romanistik in Paris und Freiburg 2007<br />

mit einer Arbeit über Descartes’ und Spinozas Begriff der Substanz ab.<br />

An der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert sie mit Stipendium<br />

der Studienstiftung des deutschen Volkes über <strong>Nietzsche</strong>s Spinoza-<br />

Rezeption in ihrer Bedeutung für die Konzeption des Willens zur<br />

Macht. Sie war Mitarbeiterin am <strong>Nietzsche</strong>-Kommentar der Heidelberger<br />

Akademie der Wissenschaften (Freiburg) und ist derzeit Redakteurin<br />

der <strong>Nietzsche</strong>-Online-Edition des de Gruyter-Verlags in Berlin.<br />

Zusammen mit Helmut Heit organisiert sie seit 2011 die »<strong>Nietzsche</strong>-<br />

Lektüretage«, die diesen Sommer in <strong>Weimar</strong> stattfinden werden (siehe<br />

oben, S. 12).


Fellows in residence<br />

31<br />

Kerrin A. Jacobs<br />

Zur Bedeutung von <strong>Nietzsche</strong>s »Einsamkeitsfragmenten«<br />

für die Philosophie der Psychiatrie<br />

Das Forschungsprojekt untersucht philosophische Konzeptionen der<br />

Einsamkeit und folgt der Zielsetzung, ihr explanatorisches und integratives<br />

Potenzial für eine neuartige Systematisierung von Einsamkeitserfahrung<br />

zu nutzen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Rolle der<br />

Einsamkeit im Werk <strong>Nietzsche</strong>s. Unbestritten ist <strong>Nietzsche</strong> als großer<br />

Kenner der Entwicklungsgeschichte des Phänomens der Einsamkeit zu<br />

würdigen. Und wenn ein Schaffen auch Spiegel des Gemüts ist, mag<br />

man <strong>Nietzsche</strong> sicherlich zuschreiben, dass er Einsamkeit tief verstanden<br />

haben muss. Obgleich sein Werk keine systematische Bearbeitung<br />

der Einsamkeit enthält, vielmehr eine Vielzahl an »Einsamkeitsfragmenten«<br />

vorfindlich sind, werden basale Aspekte von <strong>Nietzsche</strong>s Einsamkeitskonzeption<br />

rekonstruiert und in ein systematisches Verhältnis<br />

zueinander gestellt. Die Prototypen der Einsamkeit, die <strong>Nietzsche</strong> vorzeichnet,<br />

sind nicht nur auf ihre spezifische Verweisungsqualität hinsichtlich<br />

der geistesgeschichtlichen Entwicklung der Einsamkeitskonzeption<br />

in <strong>Nietzsche</strong>s Werk selbst zu untersuchen, sondern werden in<br />

ihrer konzeptuellen Relation zu anderen Begriffen (wie etwa der Entfremdung)<br />

beleuchtet, die ein ähnlich hohes Potenzial zur Beschreibung<br />

pathogener Prozesse aufweisen. Für die Philosophie der Psychiatrie<br />

sind <strong>Nietzsche</strong>s Einsamkeitsbeschreibungen bedeutsam, weil durch<br />

sie die Dimension des subjektiven Leidens aufgedeckt und begriffliche<br />

Verknüpfungen gelegt werden. Sie stellen wichtige Bezugspunkte für<br />

die Bearbeitung des Einsamkeitskonzepts dar und sind wegweisend für<br />

eine systematische Erfassung der heterogenen Phänomenalität und<br />

Intentionalität pathologischen Einsamkeitserlebens.<br />

›››


32<br />

›››<br />

Kerrin Artemis Jacobs studierte Philosophie und Deutsche Sprachund<br />

Literaturwissenschaft in Mannheim und Heidelberg und arbeitete<br />

während der Zeit ihres Studiums als Betreuerin in sozialpsychiatrischen<br />

Einrichtungen der Stadt Mannheim. Ihre Arbeitsschwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen der Philosophie der Psychiatrie, der (Angewandten)<br />

Phänomenologie und der Psychoanalyse. Als Stipendiatin des<br />

Landes Baden-Württemberg wurde sie 2011 an der Universität Mannheim<br />

promoviert und veröffentlichte ihre Dissertationsschrift 2012<br />

unter dem Titel Soziopathie: Eine Untersuchung moralischer Unfähigkeit.<br />

Die letzen drei Jahre forschte sie zur Thematik des veränderten<br />

affektiven Erlebens in der Psychopathologie als Postdoc im interdisziplinären<br />

Forschungsprojekt Animal Emotionale II »Existential Feelings,<br />

Psychopathology, and the Range of Evolutionary Explanations«, das<br />

durch die Volkswagen <strong>Stiftung</strong> im Rahmen der Initiative »Schlüsselthemen<br />

der Geisteswissenschaft« gefördert und am Institut für Kognitionswissenschaft<br />

der Universität Osnabrück durchgeführt wurde. Für<br />

ihre Untersuchung Depressive Comportment and the Experience of Existential<br />

and Atmospheric Feelings wurde sie neben anderen Autoren ausgezeichnet<br />

mit dem ersten Platz des Essay-Preises für »Philosophy of<br />

Psychiatry« der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie,<br />

Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).<br />

Weitere ausgewählte Veröffentlichungen sind: Psychopathic Comportment<br />

and Moral Incapacity in: Thomas Schramme (Hg.): Being<br />

Amoral, Cambridge/Mass.: MIT Press <strong>2013</strong>; Zum kritischen Potenzial der<br />

Depression in Alain Ehrenbergs »Unbehagen in der Gesellschaft«, in:<br />

Sic et Non <strong>2013</strong>; Natürlich defekt? Zweck und Natur in Moralphilosophie<br />

und Krankheitstheorie mit S. Walter, in: Schlicht, T. (Hg.): Zweck und<br />

Natur, München: Fink, 2011; Zur Freiheitskonzeption in Karl Jaspers’<br />

Psychopathologie, mit J. Thome, in: Fortschritte für Neurologie und<br />

Psychiatrie, 2003.


Fellows in residence<br />

33<br />

Christina Lissmann<br />

Der Traum von der Stille und der Verlangsamung der Zeit<br />

Innehalten verändert die Wahrnehmung, Nachdenken tritt an die Stelle,<br />

wo blinder Aktivismus und partikulares Interesse Scheinlösungen<br />

produzieren. Die Sehnsucht nach mehr Muße und die Kunst, sich Zeit<br />

zu nehmen, gewinnen langsam Aufmerksamkeit. Gebeutelt von Burnout<br />

und Depression als Folge unserer Sucht nach Geschwindigkeit hinterfragen<br />

wir das Motto »Schneller Leben« zur Mehrung des Geldes<br />

sowie die Technisierung und Materialisierung des Daseins.<br />

Insbesondere <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> war in seiner strikten Ablehnung<br />

eines sinnentleerten Materialismus ein rigoroser Verfechter eines materiell<br />

einfachen Lebens zum Zweck der Steigerung der spirituellen Kräfte<br />

des Menschen. Als eine Metapher hierfür schuf <strong>Nietzsche</strong> den Typus<br />

des »Zarathustra« als den schöpferischen Überwinder jener Form des<br />

Nihilismus, die einen Mangel an nicht-materialistischen Lebenszielen<br />

mit dem Streben nach materiellen Gütern zu kompensieren versucht.<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> träumte von einem »Kloster für freie Geister«.<br />

Anstelle eines Klosters nutzt das Kunstprojekt das Internet und die<br />

Social Media. Zielgruppe sind jene freien Geister, die sich um eine<br />

Transformation der Gesellschaft bemühen und sich als ersten Schritt<br />

aus dem Turbokapitalismus und seiner globalen Zerstörungskraft auf<br />

Entschleunigung und Achtsamkeit verständigen.<br />

Es entstehen Texte und visuelle Anregungen, die der modernen<br />

Komplexität, Hast und Hektik, permanent eingeforderter Effektivität<br />

etwas entgegensetzen. Somit geht es in der Arbeit um die Wiederentdeckung<br />

der Langsamkeit als einem Weg zu innerem Frieden, Seelenruhe<br />

und Gelassenheit. Das internetbasierte Kunstprojekt baut auf Partizipation<br />

und Interaktion der Community im Sinne einer sozialen Plastik.<br />

›››


34<br />

›››<br />

Christina Lissmann studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Ethnologie<br />

an den Universitäten Köln und Wien. Sie wurde mit einer Studie<br />

Der Traum bei <strong>Nietzsche</strong> promoviert. Weitere Forschungsschwerpunkte<br />

sind Ästhetische Theorie und zeitgenössische Kunst. Als Fernsehkulturjournalistin<br />

veröffentlichte sie zahlreiche Künstlerportraits, kulturhistorische<br />

Dokumentationen und Filmessays für für u.a. arte und die ARD<br />

im Rahmen der Sendereihe »Philosophie heute« beim Westdeutschen<br />

Rundfunk. Sie konzipiert und realisiert Kultur-TV-Formate, Printmagazine<br />

und erstellt Kulturkonzepte.<br />

Als Entrepreneurin gründete sie die Firma Ludic Philosophy, die<br />

das geobasierte Multiplayer-Online-Browsergame »TwinKomplex« mit<br />

multimedialem Storytelling entwickelt. Ihre künstlerische Arbeit verortet<br />

sich an den Schnittstellen zwischen Kunst, Wissenschaft und Philosophie.<br />

Im Sommersemester <strong>2013</strong> leitet sie die Lehrveranstaltung »Traumbilder<br />

in Kunst und Philosophie« an der Universität der Künste Berlin.<br />

Christina Lissmann lebt als Kulturjournalistin und Medienkünstlerin in<br />

Berlin.


Fellows in residence<br />

35<br />

Henry W. Pickford<br />

Adorno: A Critical Life<br />

Both ›criticism‹ and ›life‹ are recurrent motifs in Adorno’s work.<br />

Adorno criticizes the contemporary social world because it has been<br />

denuded of life, that is, of the possibility of living a genuinely good life,<br />

as for instance in his famous sentence: »Es gibt kein richtiges Leben im<br />

falschen« (»there is no right living in the false life«). At the same time<br />

Adorno argues that the only life rightly lived under present circumstances<br />

is a life of criticism, a life spent exposing and resisting the tendencies<br />

of society and culture unwittingly to co-opt subjects to prevailing<br />

norms and ideas.<br />

Focussing on Adorno’s home, the idea of ›being at home‹, or thematically<br />

related ideas, e.g. homelessness, homesickness, exile, alienation,<br />

together with Adorno’s critical reflections on linguistic, national,<br />

ethnic, and personal identity, the fellowship-sponsored research will<br />

elaborate and investigate critique/criticism as the unifying factor<br />

behind Adorno’s theoretical work on the one hand, and his practical<br />

life as a broadcaster, educator, and public intellectual in the nascent<br />

democracy of the Federal German Republic on the other.<br />

This specific topic of this project relates complexly and critically to<br />

<strong>Nietzsche</strong>’s exhortation to be “multiperspektivisch und kosmopolitisch".<br />

Examining and evaluating theory and practice of criticism as the heart<br />

of Adorno's life-work, the project, among other things, explores the limits<br />

of cosmopolitanism in the context of the multiple perspectives of<br />

identity and displacement in Adorno’s life.<br />

›››


36<br />

›››<br />

Henry W. Pickford ist Assistenzprofessor am Department of Germanic<br />

and Slavic Languages and Literatures an der University of Colorado in<br />

Boulder. Seine Studien in Russischer Sprache und Literatur, Mathematik<br />

und Philosophie, Vergleichender Literaturwissenschaft und Philosophie<br />

führten ihn von Dartmouth, Yale, Stanford und Pittsburgh auch<br />

nach Leningrad, Potsdam, Berlin und Tübingen. Seine wissenschaftliche<br />

Arbeit behandelt speziell die Gebiete der Kritischen Theorie der<br />

Frankfurter Schule, Adorno, Benjamin, Philosophische Ästhetik, Wittgenstein,<br />

Marx und Marxismus, Kant, Hegel, den Deutschen Idealismus<br />

und <strong>Nietzsche</strong>.<br />

Ausgewählte Veröffentlichungen: The Sense of Semblance: Philosophical<br />

Analyses of Holocaust Art. Fordham University Press, 2012. Mit<br />

Robert Hanna, Andrew Chapman, Addison Ellis, Tyler Hildebrand: In<br />

Defense of Intuitions: A New Rationalist Manifesto, Palgrave Macmillan<br />

Press, <strong>2013</strong>. Kritische Ausgabe und Übersetzung: Critical Models: Interventions<br />

and Catchwords by Theodor W. Adorno, Columbia University<br />

Press, Zweite überarbeitete Auflage 2005. Kritische Ausgabe und Übersetzung:<br />

Selected Early Poems of Lev Loseff, Spuytenduyvil Press, <strong>2013</strong>.<br />

Im kommenden Jahr soll in Zusammenarbeit mit J.G. Finlayson<br />

erscheinen Theodor W. Adorno: A Critical Life.


Fellows in residence<br />

37<br />

Anna L. Roethe<br />

»Im Doppelgehirn der Kultur«: Kulturphilosophische Grundlagen<br />

einer medizinischen Poetik zwischen Wissenschaft und Kunst im<br />

Anschluss an die Schriften <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>s<br />

Die Behandlung der Themen »Krankheit« und »Sterben« hat in der<br />

Kulturgeschichte eine lange Tradition. Parallel zu den wissenschaftshistorischen<br />

Entwicklungen unterliegt jedoch auch sie einer Reihe von<br />

einschneidenden Paradigmenwechseln. Gerade in der Gegenwartskultur<br />

des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts lässt sich eine<br />

Vielzahl von Beispielen aus Literatur und anderen Medien anführen,<br />

die exemplarisch für eine neue Form der »Wissenspoetik« zu stehen<br />

scheinen und den intensiven Dialog zwischen poetischen und wissenschaftlichen<br />

Darstellungsmitteln zum ästhetischen Gestaltungsprinzip<br />

erheben. Das Fellowship am <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> intendiert die<br />

Untersuchung einer kulturphilosophischen Modellbildung, die im<br />

Anschluss an <strong>Nietzsche</strong>s Überlegungen zu einem »Zweikammersystem<br />

der Kultur« (Rüdiger Safranski) nicht nur den Wissenstransfer aus den<br />

Fachdisziplinen (wie etwa der Medizin) in die Kunst in den Blick<br />

nimmt, sondern auch umgekehrt nach den Einflussnahmen künstlerischer<br />

Darstellungspraxis auf die wissenschaftliche Kommunikation und<br />

Methodik fragt. Die philosophischen Grundlegungen in <strong>Nietzsche</strong>s<br />

Schriften, in vorderster Linie in Menschliches, Allzumenschliches bieten<br />

einen Ausgangspunkt für die Analyse wissenschafts- und kunsttheoretischer<br />

Implikationen, entlang deren Wirkungsgeschichte im 20. Jahrhundert<br />

sich ein erstes kulturwissenschaftliches Modell einer »medizinischen<br />

Poetik« erarbeiten lässt.<br />

Anna L. Roethe ist Literatur-/Kulturwissenschaftlerin und Ärztin. Sie<br />

studierte Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft,<br />

Jüdische Studien und Medizin in Berlin und Potsdam und<br />

schloss ihr Magisterstudium mit einer Arbeit zum Thema Die Anatomie<br />

des Stils. Konzepte zur praktischen Anwendung von Stiltheorien in der<br />

postmodernen Literaturwissenschaft am Beispiel von Judith Hermann<br />

und Wilhelm Genazino ab. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u. a. Literatur-,<br />

Kultur- und Wissenschaftstheorie sowie interdisziplinäre Berührungsbeziehungen<br />

zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Seit<br />

<strong>2013</strong> ist sie Mitglied im PhD-Net Das Wissen der Literatur an der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin.


38<br />

Katja Stuckatz<br />

Transatlantisches Antiquariat: Fremde Erinnerungsorte in der<br />

deutschsprachigen Literatur nach dem 11. September 2001<br />

Einen »Riss im Gewebe der Zeit« nennt Christa Wolf die Anschläge auf<br />

das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001. Dabei<br />

sind es nicht nur die Anschläge selbst und der internationale War On<br />

Terror, der ihnen folgte, sondern auch das Ende der USA als globaler<br />

Supermacht, die jenen Tag zur Chiffre eines weltpolitischen Krisenereignisses<br />

machen. Der Angriff auf die Zwillingstürme gilt heute vielen<br />

als Schwellenereignis zum »post-amerikanischen Zeitalter« (Fareed<br />

Zakaria). Er bildet deshalb zugleich eine Zäsur für Deutschland, das im<br />

Zuge der zwei Weltkriege zu einem Sonderfall der Amerikanisierung<br />

und des Anti-Amerikanismus wurde. Der gewaltsame Anbruch des 21.<br />

Jahrhunderts im Zeichen des Terrors hat deshalb eine Welle der erneuten<br />

Vergangenheitsbewältigung in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur<br />

(2001–2012) ausgelöst.<br />

Vor dem Hintergrund dieses epochalen Einschnitts geht das Projekt<br />

zwei Fragen nach: Wie gestaltet sich die erinnernde Bewältigung des<br />

20. Jahrhunderts in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur nach<br />

dem 11. September? An welche Orte der Erinnerung bindet sich die<br />

Geschichte des alten Jahrhunderts und wie werden diese Orte in den<br />

Romanen der Gegenwart präsentiert? Den Fokus bilden dabei Prosatexte,<br />

die auf die eigene Geschichte im 20. Jahrhundert zurückschauen –<br />

und zwar aus der Fremde, aus Reisen in ferne Länder, aus dem Exil –<br />

aus der Ortlosigkeit der Bewegung. Ohne konkret thematisiert zu werden,<br />

markieren die Anschläge dennoch erkennbar die Schwelle, von<br />

der aus die Autoren auf eine endgültig vergangene Vergangenheit<br />

zurückblicken. Sie tun es, um der Bestimmungslosigkeit der eigenen<br />

Gegenwart Kontur zu verleihen.<br />

Angesiedelt an den Schnittstellen zwischen transnationaler Zeitgeschichte<br />

und globalisierter Erinnerungstopographie versteht sich das<br />

Forschungsprojekt »Transatlantisches Antiquariat« als aktueller Beitrag<br />

zur jüngsten deutschen Literaturgeschichte: als kritische Auseinandersetzung<br />

mit der Gegenwartsliteratur aus der Perspektive einer neuformulierten<br />

Vergangenheitsbewältigung.


Fellows in residence<br />

39<br />

Katja Stuckatz studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte<br />

in Jena und Kopenhagen, Abschluss als Magistra Artium 2007 an der<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Universität Jena. Derzeit arbeitet sie an der Pennsylvania<br />

State University an ihrer Dissertation – Ein Beitrag zur modernen<br />

Weltpoesie – über Ernst Jandls Rezeption der internationalen Avantgarde<br />

und Neo-Avantgarde. Als Stipendiatin der Botstiber Foundation for Austrian-American<br />

Studies war sie im Frühjahr 2011 am Literarturarchiv<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte<br />

und Publikationen liegen im Bereich der internationalen<br />

Avantgardeforschung, der Performanztheorie und Ästhetik sowie der<br />

Poetologie literarischer Mehrsprachigkeit. Zuletzt erschienen Atemschrift<br />

– Ernst Jandl’s Experimental Poetics of Affirmation (Journal of<br />

Austrian Studies, 2012).


40<br />

Jean Yhee<br />

Der europäische Nihilismus im 19. Jahrhundert und der Begriff<br />

»Wille« bei <strong>Nietzsche</strong>, Schopenhauer und ihrer Spinoza-Rezeption<br />

Der Diskurs des europäischen Nihilismus im 19. Jahrhundert bietet eine<br />

interessante Perspektive auf unsere Moderne, in der kein einheitliches<br />

Wertesystem herrscht bzw. herrschen soll, und trotzdem nach einem<br />

gemeinsamen kommunikativen Horizont für akzeptable Werte von<br />

anderen Bürgern, Gesellschaften und Kulturen dringend verlangt wird.<br />

Nicht nur, weil inner- und nicht-europäische Elemente wie die naturwissenschaftliche<br />

Entwicklung, die Kritik an den christlichen Werten<br />

und die buddhistische Sichtweise zur Implosion der damaligen Wertekriterien<br />

Europas geführt haben; sondern auch, weil sich Menschen als<br />

unsere Vorgänger mit der neuen ethisch-moralischen und sozio-politischen<br />

Lage kritisch auseinandergesetzt haben. Als ein Auftakt zum<br />

Habilitationsprojekt »Die Kritik des politischen Nihilismus« soll kontextualisiert<br />

werden, inwieweit <strong>Nietzsche</strong> Spinozas Denken neu bewertet<br />

hat.<br />

Schopenhauer zufolge hat »jede bisherige Philosophie das Eine oder<br />

das Andere vertreten«, d.h. entweder die alttestamentliche Theodizee<br />

wie bei Spinoza oder ein Plädoyer der Willensfreiheit mit der spekulativen<br />

Annahme des transzendentalen Gottes. Die Berechtigung seiner<br />

Philosophie sieht Schopenhauer genau darin, dass er einen dritten Weg<br />

gefunden hat, und zwar mit seinem neuen Konzept ›des Willens‹.<br />

<strong>Nietzsche</strong> zufolge ist dieser neu konzipierte Wille zum Leben bei Schopenhauer<br />

jedoch in seiner Philosophie vorbestimmt, verneint zu werden.<br />

Zwar hat Schopenhauer den Terminus Willen stark thematisiert.<br />

Aber Schopenhauers Pessimismus symbolisiert nach <strong>Nietzsche</strong> einen<br />

Sieg des Determinismus, der den Willen auf »Reflexbewegungen« reduziert.<br />

So wird keine menschliche Freiheit möglich, sei es im Sinne der<br />

Willensfreiheit oder nicht. Während Schopenhauer mit Jacobi Spinozas<br />

Fatalismus und seinen Intellektualismus kritisiert hat, gilt der Fall<br />

Schopenhauer selbst für <strong>Nietzsche</strong> als ein weiteres Beispiel des Fatalismus<br />

in einer pessimistischen Variante. Ihm erscheint Schopenhauers<br />

Philosophie in diesem Kontext als eine problematische Widerspiegelung<br />

des resignativen Fatalismus im 19. Jahrhundert, solange dort »die<br />

Leugnung des Willens als ›wirkende Ursache‹« vertreten wird, wohingegen<br />

Spinozas Denken von ihm als ein »freudige[r] Fatalismus«<br />

bezeichnet wird.


Fellows in residence<br />

41<br />

Dies zeigt die Konstellation und die Zusammenhänge beider Aufgaben<br />

von <strong>Nietzsche</strong>, sich von der resignativen Seite des Fatalismus abzugrenzen<br />

und zugleich seinen bejahenden Moment zur Geltung zu bringen.<br />

Diese »Selbstüberwindung des Nihilismus« hängt mit dem Entwurf des<br />

neuen Konzept des Willens zusammen, der nicht Wille zum Leben wie<br />

bei Schopenhauer, sondern Wille zur Macht heißen soll – zur schöpferischen<br />

Macht, die neue Werte schaffen kann.<br />

Jean Yhee studierte Rechtswissenschaft und Philosophische Ästhetik<br />

an der Korea University und Seoul National University in Seoul, Südkorea.<br />

Er war Generalsekretär der Hegel Gesellschaft Koreas 2002–<br />

2003. Als Stipendiat der Kim Hee-Kyung Scholarship Foundation for<br />

European Humanities wird er über die denkgeschichtlichen Leitmotive<br />

und ihre Entwicklung in <strong>Nietzsche</strong>s Spinoza-Rezeption mit dem Titel<br />

<strong>Nietzsche</strong> contra Spinoza an der Humboldt Universität zu Berlin unter<br />

Betreuung von Prof. Dr. Renate Reschke <strong>2013</strong> promovieren. Er hielt<br />

Vorträge und veröffentlichte Aufsätze und Rezensionen über Philosophie,<br />

Ästhetik, Bühnenkunst und Ausstellungen in Berlin, Peking und<br />

Seoul. Zuletzt erschien: Spinozas »Maskerade«: <strong>Nietzsche</strong> über »Spinozas<br />

psychologischen Hintergrund«, in Georg/ Zittel (Hg.): <strong>Nietzsche</strong>s<br />

Philosophie des Unbewussten (De Gruyter 2012).


42<br />

Gäste


Rosella Attolini<br />

Über <strong>Nietzsche</strong> mit Giorgio Colli<br />

Gäste<br />

43<br />

Die kritische Ausgabe der <strong>Nietzsche</strong>-Werke, die Giorgio Colli zusammen<br />

mit Mazzino Montinari seit den 60er Jahren realisierte, beabsichtigte<br />

nicht nur, die falsche Maske, die dem Philosophen im Laufe der<br />

Jahre des Nationalsozialismus gegeben wurde, wegzunehmen, sondern<br />

überhaupt durch die Verbreitung seines Denkens fortzusetzen, was<br />

<strong>Nietzsche</strong> beginnen wollte: den Kampf gegen den Ruin des Menschen.<br />

Nach Colli ging es darum »nicht nur einfach <strong>Nietzsche</strong> zu verstehen,<br />

aber etwas in seiner Richtung zu tun«. Colli zeigte eine geistige Verwandtschaft<br />

mit <strong>Nietzsche</strong>. Er dachte, dass dieser Philosoph »unsere<br />

Gedanken über das Leben auf ein höheres Allgemeinniveau gehoben<br />

hat…so dass wir nun gezwungen sind, von der Ebene auszugehen, die<br />

er uns angewiesen hat.« Die Lektüre von Collis Dopo <strong>Nietzsche</strong> (1974)<br />

und La ragione errabonda. Quaderni postumi (1982), öffnet den Weg,<br />

seinen Dialog mit dem Philosophen zu entdecken. Colli hat <strong>Nietzsche</strong><br />

kritisiert, weil er über die wichtigsten philosophischen Probleme, wie<br />

beispielswiese die Bedingungen der Erkenntnis, nicht nachgedacht<br />

habe. Er, behauptet Colli, habe zwar die Dogmen der Vernunft kritisiert,<br />

aber nicht Vernunft an sich. Colli denkt, dass <strong>Nietzsche</strong>s Argumente<br />

in Wirklichkeit Intuitionen, nicht Deduktionen seien, deswegen<br />

sei er eigentlich kein richtiger Philosoph: “er konnte keine theoretische<br />

Struktur finden, um seinen dyonisischen Optimismus zu stützen”.<br />

Durch eine Neuinterpretation des Apollinischen und des Dionysischen<br />

hat Colli die Intuitionen <strong>Nietzsche</strong>s weiterentwickelt und <strong>Nietzsche</strong>s<br />

Beziehung mit Schopenhauers Philosophie betont. Der »Wille zur<br />

Macht« ist nach Colli nur ein anderer Name für den »Wille zum<br />

Leben« und nicht ein ernster Aspekt in <strong>Nietzsche</strong>s Philosophie.<br />

So hat Colli eine neue Anschauung der Dinge und eine eigene Philosophie<br />

hervorgebracht, in der die Kritik der Vernunft einen wichtigen<br />

Platz findet. Er stützt seine Gedanken auf eine neue Auslegung der<br />

alten Philosophie (die griechische Weisheit). Damit ist für Colli die ganze<br />

Realität rappresentazione, in dem Sinn, dass sie etwas Anderes ausdrückt.<br />

Das beste Beispiel ist die rationale Rede, die Erinnerung an eine<br />

Erfahrung oder ein Objekt bedeutet und versucht diese zum Ausdruck<br />

zu bringen. Wenn bewiesen worden wäre, dass die rationale Rede sich<br />

widersprechen kann und kein Fundament der Wahrheit sein kann, sei<br />

der Weg zur künstlerischen Freiheit gelöscht. Die Kunst kann sich mit<br />

der ursprünglichen Dimension der Realität verbinden, in der es weder<br />

›››


44<br />

›››<br />

Differenz noch Trennung von Objekten gibt und wo Spiel und Gewalt,<br />

Freude und Leid und Notwendigkeit und Zufälligkeit verflochten sind.<br />

Colli denkt, dass es uns möglich ist, die Fülle des Lebens wieder zu entdecken.<br />

Dies bedeutet den contatto (Pathos) in den Dingen wieder zu<br />

finden und sich aus dem Gefängnis der Vorstellungen zu befreien. Das<br />

ist nach Colli der Weg zur eigenen Innerlichkeit (Physis) und zur Wiedergeburt<br />

der Kultur. In einer Zeit des Deliriums der Vernunft, in welcher<br />

der Mensch in dem Labyrinth der Abstraktionen eingesperrt ist,<br />

fühlen wir die Notwendigkeit, Collis Philosophie zu überdenken.<br />

Rossella Attolini hat Philosophie an der Universität zu Bari und an der<br />

Universität zu Köln studiert. Sie hat ihre Bachelorarbeit über <strong>Nietzsche</strong><br />

und die ewige Wiederkehr des Gleichen im Zusammenhang mit der Auslegung<br />

Giorgio Collis geschrieben. Im Juli 2012 hat sie das Masterstudium<br />

mit einer Arbeit über Parmenides abgeschlossen. In dieser Arbeit<br />

interessiert sie sich für die Anschauung Collis über den Ursprung und<br />

die Bedeutung der rationalen Erkenntnis.<br />

Besonderer Dank gilt dem Leonardo Da Vinci EU-<strong>Programm</strong> für berufliche<br />

Bildung, das den Aufenthalt Rossella Attolinis am <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong><br />

<strong>Nietzsche</strong> ermöglichte.


Gäste<br />

45


46<br />

Die Rückkehr<br />

der Fellows in residence<br />

»So schreibt der Kodex vor, dass die Jedi Friedenswächter<br />

der Galaxis seien und ihre Kraft und Macht nur<br />

der Verteidigung und dem Schutz anderer zu<br />

dienen hat.«<br />

»Setzt ein Jedi die Macht im Zorn ein – auch im<br />

Glauben, dass dies im Rahmen einer guten Sache<br />

geschehe – so besteht die Gefahr, dass er auf die dunkle<br />

Seite der Macht wechselt und dem Bösen verfällt.«<br />

Wikipedia, Stichwort Jedi, 10. April <strong>2013</strong>


Die Rückkehr der Fellows in residence<br />

47<br />

Ulrike Eichler<br />

Poesie des Begehrens<br />

Im Jahr 2007 stand Ulrike Eichlers Fellowship unter dem Titel »Poesie<br />

des Begehrens« und ging der Frage nach Transzendenz als Möglichkeitsraum<br />

eines Anderen zur angeblichen Alternativlosigkeit der Wirklichkeit<br />

nach, die in der Diesseitigkeit der Erfahrung aufzufinden sein<br />

sollte. Diese Dimension von Erfahrung zeigt sich im Begehren.<br />

Die Ausgangsfrage lautete: Wenn das, wovon wir wollen, dass es<br />

sein soll, das Mögliche, das Gute, sich nicht einfach mit den Mitteln der<br />

Kritik finden lässt und auch nicht durch eine universale Idee, dann<br />

muss es etwas zu tun haben mit dem einzelnen und je besonderen,<br />

dem einzelnen Wünschen und Begehren. Denn das birgt eine Differenz<br />

in sich zum Vorfindlichen, zu dem, was ist. Das Poetische ist dem auf<br />

der Spur: als Wahrnehmung des Wirklichen, als Aufmerksamkeit für<br />

das Mögliche.<br />

Mit der Frage nach der Poesie war bereits die nach der Sprache,<br />

nach den Bedingungen der Möglichkeit, sich selbst zur Sprache bringen<br />

zu können, gestellt. Hannah Arendt bestimmt solchen Selbstausdruck,<br />

gemeinsam mit dem Handeln, als die beiden wesentlichen<br />

Momente menschlicher Freiheit. Das heißt für sie als die beiden<br />

wesentlichen Momente des Sinns menschlicher Existenz.<br />

Während des »Rückkehr-Fellowships« 2012 sollte die angedeutete<br />

Fragestellung nun differenztheoretisch ausgelotet werden. Mit dem<br />

Horizont von Differenzdenken ist bereits <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> aufgerufen,<br />

der als einer der ersten maßgeblichen Denker gegenwärtigen Differenz-Denkens<br />

verstanden werden kann. Im Anschluss an Arendt und<br />

an <strong>Nietzsche</strong> soll die Frage nach der Möglichkeit, sich sprechend selbst<br />

zum Ausdruck bringen zu können, im Sinne der sexuellen Differenz<br />

zugespitzt werden. Sie lautet dann: Wie ist unter den Bedingungen der<br />

herrschenden symbolischen Ordnung ein Gespräch zwischen Männern<br />

und Frauen möglich, in dem der jeweilige geschlechtlich bestimmte<br />

Selbstausdruck zum Tragen kommen und Verständigung möglich werden<br />

kann? Oder im Horizont des Denkens der italienischen Philosophinnen<br />

von DIOTIMA und der Libreria delle donne di Milano gesprochen,<br />

denen die Überlegungen gelten sollen: Wie kann das Symbolische<br />

selbst auf eine neue Weise so in den Blick genommen werden,<br />

dass Selbstausdruck und Verständigung möglich werden, ohne dass die<br />

sexuelle Differenz im Dialog zwischen den Geschlechtern verschwindet,<br />

geleugnet oder gelöscht werden muss? ›››


48<br />

›››<br />

<strong>Nietzsche</strong>s Balkon ist für diese Fragen nicht nur ein besonders inspirierter<br />

– <strong>Nietzsche</strong> selbst zeigt sich ja nicht nur als ein Denker der Differenz<br />

sondern eben auch als einer der Geschlechterdifferenz – und inspirierender<br />

Ort zu verstehen, sondern ist vor allem auch selbst ein Ort<br />

des Dialogs. So ist mit dem Fellowship auch die Idee verbunden, einen<br />

Dialog im oben skizzierten Sinn zu führen und zu dokumentieren – als<br />

Fortsetzung eines offenen Denkens an diesem besonderen Ort, der<br />

selbst Eröffnungen ermöglicht.<br />

Ulrike Eichler studierte Theologie in Berlin und Heidelberg. Sie ist wissenschaftliche<br />

Assistentin im Fach Systematische Theologie mit dem<br />

besonderen Schwerpunkt Feministische Theologie an der kirchlichen<br />

Hochschule Bethel und arbeitet im Rahmen einer Dissertation mit dem<br />

Titel »Poesie des Begehrens« zu Hannah Arendt, Luce Irigaray, Luisa<br />

Muraro und dem biblischen hohen Lied der Liebe. Ihre theologischen<br />

Schwerpunkte gelten dem Verständnis der Schrift, der mittelalterlichen<br />

Mystik der Frauen und dem Denken der Differenz. Zurzeit ist sie an<br />

der Philosophischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum im Bereich<br />

Feministische Theologie und theologische Genderforschung tätig. Ulrike<br />

Eichler ist von Oktober 2012 bis Juni <strong>2013</strong> als Studienleiterin am<br />

Centro Melantone in Rom.


Die Rückkehr der Fellows in residence<br />

49<br />

Łukasz Musiał<br />

Sprachen der Gewalt<br />

Łukasz Musiał bereitet für die Posener Deutsche Bibliothek einen Band<br />

mit dem Titel »Sprachen der Gewalt« vor. Dieser Band ist ein Versuch,<br />

das Gewaltphänomen aus Sicht der deutschen Sozial-, Politik- und<br />

Geschichtswissenschaft, sowie der Kulturanthropologie, Philosophie<br />

usw. darzustellen.<br />

Die Posener Deutsche Bibliothek ist eine seit 1995 herausgegebene<br />

Schriftenreihe, die sich zum Ziel setzt, polnischen Lesern Schlüsseltexte<br />

der deutschen Kultur- und Wissenschaftstradition näherzubringen. Einzelne<br />

Bände sind entweder einem Autor (u.a. W. Benjamin, M. Weber,<br />

E. Troeltsch, G. Benn, Th. Mann, R. Koselleck) oder einem Problemfeld<br />

(u.a. deutschsprachige Theologie, politische Kultur in Deutschland,<br />

Konservative Revolution 1918–1933, deutsche Identität nach 1945)<br />

gewidmet und aus zwei Teilen bestehend – einer umfangreichen Einführung<br />

in die Problematik sowie einer Auswahl von, ins Polnische<br />

übersetzten, Texten.<br />

Łukasz Musiał ist seit 2005 Mitarbeiter des Instituts für Germanische<br />

Philologie an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznan, an welchem<br />

er auch promovierte und sich 2012 habilitierte. Er studierte Kulturwissenschaften<br />

an der Europa-Universität in Frankfurt/Oder und anschließend<br />

Germanistik an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznan. Seine<br />

Forschungsgebiete sind die Geschichte der Konservativen Revolution<br />

in Deutschland, das Werk von Ernst Jünger und Franz Kafka, deutsche<br />

Philosophie im 19. und 20. Jahrhundert, vergleichende Literaturwissenschaft,<br />

Literaturtheorie und Philosophie der Literatur. Weiter ist<br />

er als Übersetzer (deutsche Prosa und Fachbücher) und Autor von<br />

Novellen und Erzählungen tätig. Von Oktober 2007 bis Januar 2008<br />

war er Fellow in residence. Auf »<strong>Nietzsche</strong>s Balkon« arbeitete er über<br />

»Was heißt es, auf einem Holzweg zu sein? Räume des Philosophierens«.<br />

Der Aufsatz erschien im Band Auf <strong>Nietzsche</strong>s Balkon. Fellows in<br />

residence des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> (Hrsg.: Rüdiger Schmidt-<br />

Grépály. Verlag der Bauhaus Universität <strong>Weimar</strong>, 2009.)


50<br />

Nachtrag/Archiv


Nachtrag/Archiv<br />

51<br />

Gast<br />

Mathias Buss<br />

Gebaute Heilkunst versus Krankenhaus<br />

Mathias Buß war 2012 für einen Monat Gast des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong><br />

<strong>Nietzsche</strong>. Ermöglicht wurde diese Einladung durch die Förderung der<br />

Ernst-Abbe-<strong>Stiftung</strong> (Jena).<br />

Die Einladung schloss sich an den Kongress »<strong>Nietzsche</strong> und die psychiatrische<br />

Welt« an (August 2011, konzipiert von Matthias Bormuth).<br />

Der Kongress wurde ebenfallsvon der Jenenser <strong>Stiftung</strong> gefördert, der<br />

auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich gedankt sei. Mathias<br />

Buß ist <strong>2013</strong> Fellow in residence des <strong>Kolleg</strong>s (siehe oben, S. 28).


52<br />

Publikationen


Publikationen<br />

53<br />

Aus dem Kontext der <strong>Weimar</strong>er Vorlesungen<br />

Schriften unserer Fellows<br />

Martin Jörg Schäfer: Die Gewalt der Muße. Zürich-Berlin <strong>2013</strong>.<br />

Wolfgang Welsch: Mensch und Welt. Eine evolutionäre Perspektive.<br />

München 2012.<br />

Boyan Manchev: L’altération du monde. Pour une esthétique radicale.<br />

Fécamp 2009.<br />

Giorgio Agamben: Signatura rerum. Über die Methode.<br />

Frankfurt/Main 2009.<br />

Dieter Henrich: Denken und Selbstsein. Vorlesungen über Subjektivität.<br />

Frankfurt/Main 2007.<br />

Hrsg. von Thomas Jefferson: Declaration of Independence.<br />

Hrsg. von Michael Hardt (u. a.). London 2007.<br />

Slavoj Žižek: Parallaxe. Frankfurt/Main 2006. (3. Kapitel)<br />

Ágnes Heller: The three logics of modernity and the double bind of the<br />

modern imagination. Collegium Budapest 2005.<br />

(In: Thesis eleven. N° 81. S. 63–80)<br />

Klaus Theweleit: Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell. Köln 2004.<br />

Ernst Tugendhat: Egozentrizität und Mystik. München 2003.<br />

Klaus Theweleit: Der Knall. 11. September, das Verschwinden der Realität<br />

und ein Kriegsmodell. Frankfurt/Main 2002.<br />

Slavoj Žižek: Die Revolution steht bevor: Dreizehn Versuche über Lenin.<br />

Frankfurt/Main 2002.<br />

Peter Sloterdijk: Das Menschentreibhaus. Stichworte zur prophetischen<br />

Anthropologie. Vier große Vorlesungen. Fellowship des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong><br />

<strong>Nietzsche</strong>. Hrsg. von Claus Pias, Joseph Vogl, Lorenz Engell.<br />

Medien, 5. <strong>Weimar</strong> 2001.<br />

Peter Sloterdijk: Über die Verbesserung der frohen Nachricht: <strong>Nietzsche</strong>s<br />

fünftes »Evangelium«. Rede zum 100. Todestag von <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>,<br />

gehalten in <strong>Weimar</strong> am 25. August 2000.<br />

Edition Suhrkamp, Sonderdruck. Frankfurt/Main 2001.


54<br />

Verlag der Bauhaus-Universität <strong>Weimar</strong><br />

Schriften aus dem <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

Im Verlag der Bauhaus-Universität <strong>Weimar</strong> erscheint seit 2005<br />

die Reihe »Schriften aus dem <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>«,<br />

herausgegeben von Rüdiger Schmidt-Grépály.<br />

Auf <strong>Nietzsche</strong>s Balkon 2.<br />

Hrsg. von Claudia Wirsing, <strong>2013</strong>.<br />

»Die Neugier des Glücklichen« Eine Festschrift für den Gründer des <strong>Kolleg</strong>s<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>.<br />

Hrsg. von B.-Christoph Streckhardt. 2012.<br />

Naturästhetik interkulturell. Ausgehend von der ästhetischen Kulturfiguration<br />

in Japan.<br />

Hrsg. von Ryôsuke Ôhashi. <strong>Weimar</strong> 2011.<br />

Universalismus.<br />

Hrsg. von Klaus Vieweg. <strong>Weimar</strong> 2011.<br />

Moderne und Historizität.<br />

Hrsg. von Stefan Wilke. <strong>Weimar</strong> 2011.<br />

Nicht-Arbeit. Politiken, Konzepte, Ästhetiken.<br />

Hrsg. von Jörn Etzold u. Martin Jörg Schäfer. <strong>Weimar</strong> 2010.<br />

»Die Glücklichen sind neugierig« – Zehn Jahre <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>.<br />

Hrsg. von Julia Wagner u. Stefan Wilke. <strong>Weimar</strong> 2009.<br />

Bibliographie des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> 1993–2009.<br />

Hrsg. von Marina Sawall. <strong>Weimar</strong> 2009.<br />

Auf <strong>Nietzsche</strong>s Balkon. Fellows in residence des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>.<br />

Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály unter Mitarbeit von Marina<br />

Sawall. <strong>Weimar</strong> 2009.<br />

Duncan Large: <strong>Nietzsche</strong>s Renaissance-Gestalten. Shakespeare, Kopernikus,<br />

Luther. <strong>Weimar</strong> 2009.<br />

Babette Babich: »Eines Gottes Glück voller Macht und Liebe« – Beiträge zu<br />

<strong>Nietzsche</strong>, Hölderlin, Heidegger. <strong>Weimar</strong> 2009.<br />

Jean Baudrillard: Das Ereignis.<br />

<strong>Weimar</strong> 2007.


Publikationen<br />

55<br />

Hegel und <strong>Nietzsche</strong>. Eine philosophisch-literarische Begegnung.<br />

Hrsg. von Klaus Vieweg u. Richard T. Gray. <strong>Weimar</strong> 2007.<br />

Grenzen des Denkens – Zwölf Gespräche zwischen den Disziplinen Philosophie,<br />

Theologie, Medizin, Psychiatrie, Germanistik, Neurophysiologie, Kunst, Medienwissenschaft.<br />

Hrsg. von Donata Schoeller u. Matthias Michel. Unter<br />

Mitarbeit von Inga von Staden. <strong>Weimar</strong> 2007.<br />

Selbstachtung oder Anerkennung.<br />

Hrsg. von Henning Hahn. <strong>Weimar</strong> 2005.


56<br />

Im Verlag der Bauhaus-Universität <strong>Weimar</strong> erschienen ferner<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>. Schreibmaschinentexte. Vollständige Edition. Faksimiles<br />

und kritischer Kommentar.<br />

Aus dem Nachlass hrsg. von Stephan Günzel u. Rüdiger Schmidt-<br />

Grépály. <strong>Weimar</strong> 2002. 2. Aufl. 2003. 3. Aufl. 2009.<br />

<strong>Nietzsche</strong> – Text-Kontext.<br />

Hrsg. von Djavid Salehi u. Rüdiger Schmidt-Grépály. <strong>Weimar</strong> 2000.<br />

Weitere Publikationen<br />

<strong>Nietzsche</strong>s <strong>Nietzsche</strong>. Werke letzter Hand.<br />

Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály. Lagerfeld Steidl Druckerei Verlag.<br />

Göttingen 2014.<br />

Gefühle als Atmosphären. Neue Phänomenologie und philosophische<br />

Emotionstheorie.<br />

Hrsg. von Kerstin Andermann u. Undine Eberlein. (In: Deutsche Zeitschrift<br />

für Philosophie. Sonderbd. 29). Akademie Verlag. Berlin 2011.<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> und die Literatur der klassischen Moderne.<br />

Hrsg. von Thorsten Valk. Berlin 2009.<br />

Technobilder und Kommunikologie. Die Medientheorie Vilém Flussers.<br />

Hrsg. von Michael Hanke, Oliver Fahle und Andreas Ziemann.<br />

Berlin 2009.<br />

An Bord der Bauhaus. Zur Heimatlosigkeit der Moderne.<br />

Hrsg. von Sonja Neef. Bielefeld 2009. (Kultur- und Medientheorie)<br />

<strong>Friedrich</strong> Schlegel und <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>. Transzendentalpoesie und Dichtkunst<br />

mit Begriffen.<br />

Hrsg. von Klaus Vieweg. Paderborn [u. a.] 2009.<br />

Was ist ein Medium?<br />

Hrsg. von Alexander Roesler und Stefan Münker.<br />

Frankfurt/Main 2008.<br />

Für alle und keinen. Lektüre, Schrift und Leben bei <strong>Nietzsche</strong> und Kafka.<br />

Hrsg. von <strong>Friedrich</strong> Balke, Joseph Vogl, Benno Wagner.<br />

Zürich 2008.<br />

Topologie. Zur Raumbeschreibung in den Kultur- und Medienwissenschaften.<br />

Hrsg. von Stephan Günzel. Bielefeld 2007.


Publikationen<br />

57<br />

Anthropologie. Zur Vorgeschichte eines Menschen nach Maß.<br />

Hrsg. von Gert Theile. München 2005. (<strong>Weimar</strong>er Editionen)<br />

Per imaginem. Bildlichkeit und Souveränität.<br />

Hrsg. von Anne von der Heiden. Zürich 2005. ([Se]qu[enzia])<br />

<strong>Nietzsche</strong> – Radikalaufklärer oder radikaler Gegenaufklärer? Internationale<br />

Tagung der <strong>Nietzsche</strong>-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Kant-<br />

Forschungsstelle in Mainz und der <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong> und Kunstsammlungen<br />

vom 15.–17. Mai 2003 in <strong>Weimar</strong>.<br />

Berlin 2004.<br />

<strong>Nietzsche</strong> im Christentum. Theologische Perspektiven nach <strong>Nietzsche</strong>s<br />

Proklamation des Todes Gottes.<br />

Hrsg. von Daniel Mourkojannis und Rüdiger Schmidt-Grépály. Basel<br />

2004. (In: Beiträge zu <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>. Hrsg. von David Marc Hoffmann.<br />

Bd. 8)<br />

Über Menschen. Zur Zukunft des Humanen. 2. Bd.<br />

Hrsg. von andrea dietrich, Julia Draganovic, justus h. ulbricht.<br />

Jena 2003.<br />

Gesetz und Urteil. Beiträge zu einer Theorie des Politischen.<br />

Hrsg. von Lorenz Engell, Claus Pias und Joseph Vogl. <strong>Weimar</strong> 2003.<br />

(Medien i; 14)<br />

Europa: Kultur der Sekretäre.<br />

Hrsg. von Bernhard Siegert und Joseph Vogl.<br />

Zürich 2003. ([Quantum])<br />

<strong>Nietzsche</strong> im Exil. Übergänge in gegenwärtiges Denken.<br />

Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály und Steffen Dietzsch.<br />

<strong>Weimar</strong> 2001.<br />

Widersprüche. Zur frühen <strong>Nietzsche</strong>-Rezeption.<br />

Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály und Andreas Schirmer.<br />

<strong>Weimar</strong> 2000.<br />

Entdecken und Verraten. Zu Leben und Werk <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>s.<br />

Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály und Andreas Schirmer.<br />

<strong>Weimar</strong> 1999.


Kooperationspartner


Kooperationspartner<br />

59<br />

Wir danken unseren zahlreichen Kooperations- und Projektpartnern<br />

··<br />

Bauhaus-Universität <strong>Weimar</strong><br />

··<br />

Berliner <strong>Nietzsche</strong> Colloquium<br />

··<br />

Collège International de<br />

Philosophie, Paris<br />

··<br />

Denkerei Berlin<br />

··<br />

Deutsches Literaturarchiv,<br />

Marbach<br />

··<br />

Fakultät Medien der Bauhaus<br />

Universität <strong>Weimar</strong><br />

··<br />

Forum Texte. Zeichen. Medien,<br />

Universität Erfurt<br />

··<br />

Forschungsstelle Europäische<br />

Romantik an der <strong>Friedrich</strong>-<br />

Schiller-Universität Jena<br />

··<br />

Frege Centre for Structural<br />

Sciences, <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Universität Jena<br />

··<br />

Freundeskreis des Goethe-<br />

Nationalmuseums e.V.<br />

··<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Universität Jena<br />

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German Stanford Alumni<br />

··<br />

gGmbH Collegium »FRIEDRICH<br />

NIETZSCHE«<br />

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Graduiertenkolleg Mediale<br />

Historiographien an der Universität<br />

Erfurt, Bauhaus Universität<br />

<strong>Weimar</strong> und der <strong>Friedrich</strong> Schiller<br />

Universität Jena<br />

··<br />

Hermann-Cohen-Akademie für<br />

Religion, Wissenschaft und Kunst<br />

··<br />

Institut für Allgemeine und Vergleichende<br />

Literaturwissenschaft<br />

der Universität Erfurt<br />

··<br />

Institut für Ethik und Geschichte<br />

der Medizin der Universität<br />

Tübingen<br />

··<br />

Institut für Philosophie der<br />

Akademie der Wissenschaften<br />

der Tschechischen Republik<br />

··<br />

Institut für Philosophie der<br />

<strong>Friedrich</strong> Schiller-Universität Jena<br />

··<br />

Kultur Schloss Ettersburg<br />

··<br />

Landesprogramm »Proexellenz«<br />

an der <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Universität<br />

Jena, Bereich: »Laboratorium<br />

Aufklärung«<br />

··<br />

<strong>Nietzsche</strong> Source (ehem. Association<br />

Hyper<strong>Nietzsche</strong>) der École<br />

normale supérieure in Paris<br />

··<br />

Pacownia Pytan Granicznych/<br />

Werkstatt der Grenzfragen der<br />

Adam-Mickiewicz-Universität<br />

Poznan/Polen<br />

··<br />

Universität Bamberg<br />

··<br />

Resepekt!-Initiative der IG-Metall<br />

··<br />

Stadt <strong>Weimar</strong><br />

··<br />

<strong>Stiftung</strong> Gedenkstätten Buchenwald<br />

und Mittelbau-Dora<br />

··<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

(»Zukunftsfragenkontrovers«)<br />

··<br />

Tel-Aviv University<br />

··<br />

Verein der Fellows des <strong>Kolleg</strong>s<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> e.V.


60<br />

<strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Humboldtstraße 36 | 99425 <strong>Weimar</strong><br />

TEL +49 (0) 36 43 | 545-630<br />

FAX +49 (0) 36 43 | 545-639<br />

kolleg-nietzsche@klassik-stiftung.de<br />

www.klassik-stiftung.de/kolleg-friedrich-nietzsche<br />

Dr. Rüdiger Schmidt-Grépály<br />

Leiter des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong><br />

<strong>Nietzsche</strong>-Archiv<br />

Museumsteil: Van-de-Velde-Salon<br />

Humboldtstraße 36 | 99425 <strong>Weimar</strong><br />

TEL +49 (0) 36 43 | 545-634<br />

APR–OKT Di–So 11–17 Uhr<br />

NOV–MRZ geschlossen<br />

<strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Referat Kommunikation<br />

Burgplatz 4<br />

99423 <strong>Weimar</strong><br />

TEL +49 (0) 36 43 | 545-400<br />

FAX +49 (0) 36 43 | 41 98 16<br />

kommunikation@klassik-stiftung.de<br />

www.klassik-stiftung.de<br />

Redaktion & Lektorat<br />

Magdalena Müller und Alexa Straus<br />

Gestaltung<br />

WWW.GOLDWIEGE.DE<br />

Für ihre freie Mitarbeit sei Michael Kletta, Johannes Korngiebel,<br />

Peter Maier, Magdalena Müller und Alexa Straus gedankt.


www.klassik-stiftung.de<br />

»Ein ›freier Geist‹ – dies kühle Wort tut in<br />

jenem Zustande wohl, es wärmt beinahe.«<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>, »Menschliches, Allzumenschliches«, Vorrede

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