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Süchtiges Verharren im gemütlichen Elend - Klinikmagazin

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Abteilung Gerontopsychatrie<br />

36 Prozent der verschriebenen Medikamente<br />

stellen sich <strong>im</strong> Rückblick als verzichtbar<br />

heraus. Und 30 Prozent erweisen sich<br />

sogar als inadäquate Verordnungen nach<br />

der sogenannten Priscus-Liste – einer Aufstellung<br />

zur Vermeidung ungünstiger Medikamente<br />

<strong>im</strong> Alter.<br />

Eine britische Studie hat darüber hinaus<br />

nachgewiesen, dass sich wegen unerwünschter<br />

Nebenwirkungen von Medikamenten<br />

25 Prozent der Krankenhausaufenthalte<br />

verlängern. Und laut einer schwedischen<br />

Untersuchung sind drei Prozent der<br />

Gesamtsterblichkeit der Bevölkerung auf<br />

die jeweilige Medikation zurückzuführen.<br />

Die Liste solcher Studien könnte noch<br />

verlängert werden. Doch schon dieser erste<br />

Einblick in die neueste Forschung sollte uns<br />

zum Nachdenken bringen und dazu auffordern,<br />

aus den Ergebnissen Konsequenzen<br />

für den eigenen therapeutischen Alltag zu<br />

ziehen. Und dies insbesondere dann, wenn<br />

wir den ökonomischen und – noch wichtiger<br />

– persönlichen Schaden, nämlich die<br />

Minderung der Lebensqualität der Betroffenen,<br />

ins Auge nehmen (Deutsches Ärzteblatt,<br />

August 2012; S3 Leitlinie Demenz).<br />

So begeben wir uns in der Abteilung<br />

Gerontopsychiatrie <strong>im</strong>mer wieder in ein<br />

Spannungsfeld zwischen Beschwerden depressiver<br />

Art und einem erschwerten Umgang<br />

mit Patienten aufgrund demenz-bedingter<br />

Verhaltensauffälligkeiten einerseits<br />

sowie der Begrenzung der Medikation<br />

aus oben angeführten Gründen andererseits.<br />

Es gibt jedoch Möglichkeiten, auch<br />

vor dem Hintergrund dieses Dilemmas eine<br />

sinnvolle und tragfähige Therapie zu gewährleisten.<br />

Standort Lippstadt<br />

Station Geb. Merkmale Behandlungsschwerpunkt<br />

GL01 15 geschützt Neuropsychiatrische Erkrankungen, affektive Störungen<br />

Standort Warstein<br />

Station Geb. Merkmale Behandlungsschwerpunkt<br />

GW01 12 geschützt Neuropsychiatrische und neurodegenerative Erkrankungen,<br />

psychiatrische Notfälle und Krisenintervention<br />

GW02 12 offen Neuropsychiatrische Erkrankungen, Depressionsbehandlung<br />

Ansprechpartner<br />

Helene<br />

Unterfenger<br />

Chefärztin<br />

Telefon<br />

02945 981-1424<br />

02902 82-1880<br />

So bringt jeder Patient seine individuelle<br />

Biografie mit, befindet sich in einer individuellen<br />

körperlichen Konstitution und<br />

reagiert sehr unterschiedlich auf Medikamente.<br />

In diesem Zusammenhang erarbeiten<br />

wir gemeinsam mit dem Umfeld der<br />

Betroffenen sinnvolle Behandlungsstrategien<br />

und Milieuveränderungen. Die rein<br />

medikamentöse Behandlung rückt dabei<br />

in den Hintergrund, denn: Eine geeignete<br />

Beschäftigung, eine Strukturierung des Tagesablaufs,<br />

das (Wieder-)Eingliedern des<br />

Patienten in ein soziales Netzwerk oder<br />

auch eine Konfliktbearbeitung mittels Psychotherapie<br />

können bereits maßgebliche<br />

Verbesserungen der Situation bewirken.<br />

Hierfür sieht sich die Abteilung Gerontopsychiatrie<br />

als Gesamtteam verantwortlich.<br />

Natürlich wird eine medikamentöse<br />

Therapie dadurch nicht überflüssig. Aber<br />

Guido Langeneke<br />

Leiter d. Pflegedienstes<br />

Standort Warstein,<br />

Stellv. Pflegedirektor<br />

Tel. 02902 82-1011,<br />

02945 981-1004<br />

Petra Spiekermann<br />

Leiterin d. Pflegedienstes<br />

Standort<br />

Lippstadt<br />

Telefon<br />

02945 981-1015<br />

sie muss eingebettet werden in die ineinandergreifenden<br />

Behandlungsmaßnahmen<br />

und sich an den aktuellen Problemen des<br />

Klienten orientieren. Hier gilt das alte Prinzip:<br />

„So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“<br />

Von dem Gedanken, mit Medikation alleine<br />

die Situationen zu bewältigen, müssen<br />

wir uns also verabschieden. Auch ein<br />

interessierter Seitenblick auf Ratgeber, z. B.<br />

zu depressiven Erkrankungen als Eigenlektüre<br />

für die Betroffenen, oder auf Literatur<br />

zur Milieu-Therapie, zu veränderten Baulichkeiten<br />

in Einrichtungen und zu Möglichkeiten<br />

aus der Naturheilkunde kann dabei<br />

sinnvoll sein. Wir sehen es als unseren Auftrag,<br />

diese Maßnahmen mit umzusetzen,<br />

um in fortwährender Entwicklung unseren<br />

Patienten und deren Umfeld zu helfen.<br />

Im Leben zu Hause<br />

Foto: Gerd Altmann /pixelio.de<br />

Eine ausschließlich medikamentöse „Reparatur“ kann nicht zum Erfolg führen.<br />

<strong>Klinikmagazin</strong> Nr. 16 2013<br />

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Wir sind für Sie da!<br />

Telefon (02943) 2117<br />

Aspenstraße 3 – 3a<br />

59597 Erwitte – Bad Westernkotten<br />

www.hausamosterbach.de<br />

15<br />

<strong>Klinikmagazin</strong> 16_2013_60x89mm_ISOcoated_v2.indd 1 07.12.12 19:45

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