Klinikum_Akut_Frühjahr_Sommer_2013 - Klinikum Saarbrücken
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Aus den Kliniken<br />
pressionen und Ängsten neigen und sich häufig<br />
hilflos ausgeliefert fühlen, dazu neigen,<br />
ein Schmerzsyndrom zu entwickeln. Neben<br />
der Tatsache, dass man auf die Art Aufmerksamkeit<br />
und Mitgefühl bei den Mitmenschen<br />
erhält, verstärkt auch die Konzentration auf<br />
die Schmerzen das Empfinden. Ängstliche<br />
Menschen und solche, die durch ihren familiären<br />
Hintergrund stärker darauf geeicht sind,<br />
auf körperliche Symptome zu achten, empfinden<br />
Schmerzen stärker als solche, die schon in<br />
der Kindheit gelernt haben, dass Schmerzen<br />
auszuhalten sind und – wenn man sie nicht<br />
überbewertet – auch wieder vergehen. Je abgehärteter<br />
jemand erzogen wurde, desto besser<br />
seine Chance, wieder Distanz zu solchen<br />
Fehlinterpretationen des Nervensystems und<br />
des Gehirns zu finden.<br />
Was hilft?<br />
Das wichtigste jeder Therapie ist erst mal die<br />
Diagnose: Handelt es sich hier wirklich um<br />
eine chronische Schmerzerkrankung, bei der<br />
sich Schmerzen verselbständigt haben oder<br />
liegt den Schmerzen eine organische Ursache<br />
zu Grunde?<br />
Sind andere Ursachen ausgeschlossen, stellt<br />
sich die Frage: Wie kann ich dem Gehirn beibringen,<br />
dass das, was es mir da meldet, eine<br />
„Fehlinterpretation“ ist? Prof. Dr. Grotemeyer<br />
macht an dieser Stelle Hoffnung: „Niemand<br />
kann chronische Schmerzen heilen. Aber:<br />
Man kann sich entscheiden, mit Hilfe eines erfahrenen<br />
Arztes und Therapeuten den langen<br />
Weg des „Umprogrammierens“ zu gehen.“<br />
Der Schlüssel zur Besserung oder Heilung liegt<br />
ebenfalls im Gehirn und bei der Fähigkeit des<br />
lebenslangen Lernens. Lernt der Patient oder<br />
die Patientin, die Aufmerksamkeit von den<br />
Schmerzen auf andere Dinge zu richten, die<br />
Schmerzen aus dem Zentrum seiner Wahrnehmung<br />
und aus dem Mittelpunkt seines Lebens<br />
zu verdrängen, sie für sich selbst und seine<br />
Umgebung zu bagatellisieren, dann hat er<br />
eine Chance. Der Schlüssel ist der absolute<br />
Wille zur Gesundung, und hier sind einige<br />
Klippen zu umschiffen. So muss der zentrale<br />
Stellenwert der Schmerzen gerade bei Patienten,<br />
die schon jahrelang darunter leiden,<br />
vermindert werden. Prof. Grotemeyer: „Die<br />
„Umprogrammierung“ funktioniert nur, wenn<br />
der Betroffene nach Aufklärung um die Zusammenhänge<br />
vergessen lernen will. Dabei kann<br />
man ihm als Arzt helfen – mehr nicht.“ Medikamente<br />
sind hier - geschickt vorübergehend<br />
eingesetzt – nie mehr als „Türöffner“ zur Lösung<br />
des Problems.<br />
(1) die zitierten Daten stammen aus der Informationsschrift<br />
„Schmerz – eine Herausforderung. Informationen<br />
für Betroffene und Angehörige“, 2012 im<br />
Verlag Springer Medizin erschienen.