Das Magazin 07/08 2013 - Kölner Philharmonie
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Titelthema<br />
Seine Musik<br />
ist Theatermusik<br />
Porträtkonzertreihe zum 70. Geburtstag von Peter Eötvös<br />
»Meine Beziehung zu Musik, Geräuschen, Tönen ist wie die Beziehung<br />
eines Fisches zum Wasser. Ich lebe darin und könnte mir etwas anderes<br />
nicht vorstellen.« Schon als Vierjähriger will Peter Eötvös Komponist<br />
werden. Zehn Jahre später, 1958, ist es dann soweit. Er besteht an der<br />
Budapester Musikakademie die Aufnahmeprüfung, bei Zoltán Kodály.<br />
Doch nicht der damalige Doyen der neuen Musik in Ungarn unterrichtet<br />
den jungen Peter, sondern dessen Schüler. 1966 verlässt Eötvös Ungarn<br />
– Richtung Rheinland. Ausgestattet mit einem Kompositionsdiplom und<br />
dem Wunsch, die andere Seite derselben Medaille zu erlernen – »Komponieren<br />
ist kreativ, Dirigieren ist rekreativ«, sagt Eötvös –, geht er mit<br />
einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />
nach Köln, um an der dortigen Musikhochschule Orchesterleitung zu<br />
studieren. Hier lernt er Karlheinz Stockhausen kennen, empfängt von<br />
ihm wichtige Anregungen für die eigene Musik, ist allerdings nie ein<br />
offizieller Stockhausen-Schüler gewesen. Dafür spielt er viele Jahre in<br />
dessen Ensemble Klavier und Schlagzeug, bedient das elektronische<br />
Soundequipment, begleitet ihn auf ausgedehnte Klangreisen, wie 1970<br />
zur Weltausstellung nach Osaka, und arbeitet als Techniker im renommierten<br />
Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks.<br />
1978 lädt ihn Pierre Boulez nach Paris ein, um das Konzert zur Eröffnung<br />
des »Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique« (IR-<br />
CAM) zu leiten. Obgleich noch ein recht unerfahrener Dirigent, erahnt<br />
Boulez bereits Eötvös’ Potenzial. <strong>Das</strong> Konzert ist ein großer Erfolg, und<br />
ihm wird die Leitung des Ensemble intercontemporain anvertraut. Bis<br />
1991 leitet Eötvös das Ensemble intercontemporain und bringt unzählige<br />
Werke jüngerer Provenienz zur Uraufführung – ein unermüdliches<br />
Engagement für die neue Musik und die klassische Moderne. Es währt<br />
bis heute.<br />
»Für mich ist es eine<br />
wunderbare Vorstellung, dass<br />
wir Sichtbares hörbar oder<br />
Hörbares sichtbar machen.«<br />
Peter Eötvös<br />
Während seiner Pariser Zeit debütiert er bei den London Proms, wird<br />
Erster Gastdirigent des SWR Radio-Sinfonieorchesters und des BBC<br />
Symphony Orchestra. 1991 gründet er das »Internationale Eötvös Institut«,<br />
um sein erworbenes Wissen und Können als »Orchestererzieher«,<br />
wie er sich gerne bezeichnet, an den Nachwuchs weiterzugeben. Austausch<br />
und Gespräch, gegenseitiges Verständnis, auch Vertrauen und<br />
Wertschätzung nützen der lebendigen Musik und der Lebendigkeit von<br />
Musik ungemein. Lange lehrt Eötvös zudem an den Musikhochschulen<br />
Karlsruhe und Köln, parallel zu seiner Tätigkeit als Chefdirigent des Radiokammerorchesters<br />
Hilversum (1994-2005) und den zahlreichen Engagements<br />
bei den renommiertesten Klangkörpern weltweit.