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ZU DEN WERKEN<br />

Jean Sibelius: Finlandia op. 26<br />

Rund hundert Jahre, bis zu seiner Unabhängigkeit 1917, war<br />

Finnland ein Teil des Russischen Reiches. Seit 1809 herrschte<br />

der Zar als Großfürst über das Land. Zwar genoß Finnland politisch<br />

und wirtschaftlich Autonomie, doch leitete die Regierung<br />

in den 1890er Jahren Russifizierungsmaßnahmen ein, die<br />

1899 im sogenannten Februarmanifest gipfelten. Es bedeutete<br />

de facto die Auflösung der bisher für das Großfürstentum geltenden<br />

Sonderrechte. Bedroht war unter anderem die Pressefreiheit.<br />

Das Manifest rief in der finnischen Öffentlichkeit massive<br />

Proteste hervor und wurde damit zum Auslöser für die<br />

Unabhängigkeitsbewegung.<br />

Im September 1899 verboten die russischen Machthaber die liberale<br />

Zeitung Päivälehti, das Organ der Jungfinnischen Partei. Am<br />

4. November veranstalteten die finnischen Protestler im Schwedischen<br />

Theater von Helsinki ein Benefizkonzert zu Gunsten des<br />

Rentenfonds der Journalisten. Zu denen, die sich auf diese Weise<br />

gegen das Februarmanifest und für die Pressefreiheit engagierten,<br />

gehörte Jean Sibelius. Sein Beitrag zu dem Konzert war<br />

die Musik zu den Pressefeiern (Musiikkia Sanomalehdistön päivien<br />

juhlanäytäntöön), eine Ouvertüre und sechs weitere Orchesterstücke,<br />

die zur Untermalung von Tableaux vivants mit Szenen<br />

aus der finnischen Geschichte dienten. Jedes der Tableaux widmete<br />

sich einem bestimmten Jahrhundert, so schilderte das<br />

zweite etwa die Christianisierung der Finnen im 13. Jahrhundert,<br />

das vierte Die Finnen im Dreißigjährigen Krieg. Das letzte Stück –<br />

Finnland erwacht (Suomi herää) – hatte das 19. Jahrhundert zum<br />

Gegenstand. Dieses Jahrhundert wurde unter anderem durch<br />

eine Dampflok versinnbildlicht, die während des Stücks auf der<br />

Bühne stand. Sibelius überarbeitete Finnland erwacht ein Jahr<br />

später für den Konzertgebrauch und ebnete ihm so den Weg zu<br />

einer beispiellosen Karriere in den Konzertsälen der Welt: Unter<br />

dem Titel Finlandia wurde es zu einem der Werke, die seinen<br />

Namen auch außerhalb Finnlands schnell bekannt machten.<br />

Als Sibelius die Musik zu den Pressefeiern schrieb, war er in den<br />

politischen und intellektuellen Zirkeln Finnlands bereits eine<br />

Berühmtheit. Von 1889 bis 1891 hatte er in Berlin und Wien unter<br />

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