âBaader-Meinhof-Komplexâ - Kojala
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„Baader-<strong>Meinhof</strong>-Komplex“<br />
Filmbesuch und Zeitzeugengespräche mit dem<br />
Anna-Essinger-Gymnasium Ulm und<br />
Senioren/innen des Ulmer Lernnetzwerks KOJALA<br />
Gemeinsam mit Schüler/innen der Oberstufe des Anna-Essinger-<br />
Gymnasium besuchten interessierte Senioren/innen den Film<br />
„Baader-<strong>Meinhof</strong>-Komplex“ am 16.10.2008. Anschließend wurden<br />
mit mehreren Schulklassen Zeutzeugengespräche geführt.<br />
Hierbei ging es nicht nur um den Flim sondern auch um das<br />
persönliche Erleben dieser Zeit. Im Mittelpunkt stand dabei die<br />
Frage, welche Haltung die Älteren damals und heute zu der<br />
Studentenbewegung und der RAF hatten bzw. haben.<br />
Gemeinsam wurde für die Schüler/innen so ein Stück deutsche<br />
Geschichte lebendig.<br />
Film „Baader-<strong>Meinhof</strong>-Komplex“<br />
Nach dem ultimativen Bestseller von Stefan Aust erzählt Uli Edel Entstehung und Geschichte der<br />
Baader <strong>Meinhof</strong> Gruppe von der Kaufhaus-Brandstiftung 1968 in Frankfurt bis zum Tod der<br />
Gefangenen im Hochsicherheitstrakt von Stammheim und der Ermordung von Arbeitgeberpräsident<br />
Hanns-Martin Schleyer.<br />
Sie wollten die Welt verändern und besser machen und endeten in blutigem Terror: Die Baader<br />
<strong>Meinhof</strong> Gruppe brachte in den 70er Jahren die Grundfesten des Staates zum Wanken. "Abenteurer"<br />
Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), die ehemalige Starkolumnistin Ulrike <strong>Meinhof</strong> (Martina Gedeck)<br />
und die Pastorentochter Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) kämpften gegen die Politik in Vietnam, im<br />
Nahen Osten und in der Dritten Welt, erklärten der "imperialistischen" Gesellschaft und den führenden<br />
Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie den Krieg. Die von ihnen gegründete RAF (Rote<br />
Armee Fraktion) knackt Autos, überfällt Banken, lässt Bomben explodieren, entführt und ermordet<br />
Repräsentanten der Gesellschaft.<br />
Der Film beschränkt sich dabei nicht auf die Chronologie der Ereignisse, sondern versucht ein<br />
spannendes Psychogramm von den verlorenen Kindern der Revolution, die sich in Radikalität, Gewalt<br />
und Gesetzlosigkeit flüchteten, zu liefern.<br />
Mehr Informationen zum Film unter www.bmk.film.de<br />
Schülerbericht von einem Zeitzeugengespräch am 21.10.2008<br />
Der „Baader-<strong>Meinhof</strong>-Komplex“ und die Eindrücke von Zeitzeugen<br />
Neulich statteten unserer Klasse (11d) drei nette, ältere Zawiw-Mitglieder einen Besuch im<br />
Gemeinschaftskundeunterricht ab, um mit uns über den zuvor gemeinsam gesehenen Film<br />
„Der Baader-<strong>Meinhof</strong>-Komplex“ zu sprechen. Doch das geplante Gespräch mit Herrn K. und<br />
dem Ehepaar H. entwickelte sich bereits nach kurzer Zeit zu einer lebhaften Diskussion über<br />
deren persönliche Erlebnisse zur RAF-Zeit.<br />
Bevor wir jedoch anfangen euch von dieser Unterrichtstunde zu berichten, wäre der Begriff<br />
„RAF“ erst einmal zumindest grob zu klären, denn es wissen bestimmt nicht alle, worum es<br />
sich dabei handelt (was dann allerdings eine echte Allgemeinbildungslücke ist =-) ). Die RAF<br />
( = Rote Armee Fraktion) war eine deutsche Studentenvereinigung in den 70ern, die zum Teil<br />
mit extremster Gewalt hauptsächlich gegen den Kapitalismus rebellierte (Anschläge,<br />
Entführungen...), weshalb man sie als deutsche Terroristen bezeichnete. Da genau diese<br />
Rebellion in dem Film „Der Baader-<strong>Meinhof</strong>-Komplex“, der von den RAF-Terroristen handelt,<br />
sehr gewalttätig und übermäßig aggressiv dargestellt wird, begannen sich einige in unserer<br />
Klasse zu fragen, ob es in Wirklichkeit auch so war, was einen regelrechten „Frageregen“<br />
nach sich zog, der auf unsere Zawiw-Gäste hereinprasselte.
Es waren auf einmal unterschiedlichste Kommentare und Fragen im Raum, wie zum Beispiel<br />
zu persönlichen Erfahrungen mit der RAF oder zur allgemeinen Situation damals, allerdings<br />
auch welche zum Film. Doch seht selbst, wir haben hier einige für euch aus dem breiten<br />
Spektrum ausgesucht:<br />
Leo: „Sie (die RAF-Terroristen) waren doch gegen Gewalt, aber sie haben dennoch selbst<br />
Gewalt angewandt.“<br />
Christian: „ Ist die Polizei bei der Demonstration gegen den Schar wirklich so gewalttätig<br />
vorgegangen, wie es im Film gezeigt wurde?“<br />
Frau H. : „Die Gewalt ging von den Jubelpersern aus. Die Polizei wusste nicht, was sie tun<br />
sollte.“<br />
Fabio: „Sie sagten die Polizei ging so damit um, weil sie nicht wussten wie...“<br />
Frau H.: „Ja, damals waren die Polizisten ja noch gar nicht so geschult wie heute, zum<br />
Beispiel mit Psychologen.“<br />
Herr K. : „Ich habe das so empfunden, als wäre die deutsche Polizei da mit hineingerutscht.“<br />
Manuel: „Haben Sie mit der RAF sympathisiert?“<br />
Herr K.: „Nicht mit dem Terror, aber mit manchen Zielen.“<br />
Frau H.: „Wir haben die RAF zum Teil ja gar nicht sprachlich verstanden, Soziologen-<br />
Chinesisch.“<br />
Christian: „Hat sich durch den Terror denn irgendwas verändert?“<br />
Herr H.: „Nicht durch den Terror, aber durch die so enstandenen Diskussionen.“<br />
Manuel: „Haben sich die RAF-Leute selbst umgebracht oder wurden sie ermordet?“<br />
Herr K.: „Sie haben sich selbst umgebracht.“<br />
Herr H.: „Zu der Zeit war Todesstrafe auch ein Thema, einige sagten jedoch ganz klar: Sie<br />
haben sich selbst umgebracht und wollten durch einen mysteriösen Selbstmord Zweifel im<br />
Volk gegenüber dem Staat sähen.“<br />
Wie ihr seht, haben sich die meisten Fragen auf persönlich Erlebtes zur RAF-Zeit bezogen<br />
und genau diese persönlichen Erläuterungen haben uns besonders gut gefallen, denn sie<br />
haben der Unterrichtsstunde einen richtigen, „lebendigen“ Bezug zu dieser Zeit geliefert. Es<br />
war eine sehr spannende, interessante und tolle Stunde, für die wir uns an dieser Stelle im<br />
Namen der gesamten Klasse 11d herzlich bedanken. Wir würden uns jederzeit über eine<br />
weitere Diskussions- bzw Fragestunde mit den Zawiw- Mitgliedern freuen, da uns diese eine<br />
doch sehr kurz erschien.<br />
Ina Fujan & Franka Paulen (Schüler/innen der 11. Klasse)
Der Schulbesuch zum „Baader-<strong>Meinhof</strong>-Komplex“ aus Sicht eines Zeitzeugen<br />
(Beitrag von Manfred Hilsenbeck, SeniorConsultant am ZAWiW):