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Ein Trainer, der weiss was er will<br />
Ein Trainer, der weiss was er will<br />
1. Liga-Fussball Text: Jörg Lüscher, Foto: NLZ 5<br />
Es wird gemunkelt, der SC Zofingen<br />
habe einen zu grossen Trainerverschleiss.<br />
Verständlich, denn immerhin<br />
versucht nach dem Aufstieg in die<br />
1. Liga im Sommer 2001 jetzt schon<br />
der dritte Fussballexperte die Vorstellungen<br />
und Vorgaben des Vorstandes<br />
in die Tat umzusetzen. Sein Name:<br />
Willy Neuenschwander. Seine Vorgänger:<br />
André Fimian und Erminio Piserchia.<br />
Beide mussten (Fimian)<br />
oder wollten (Piserchia) aus unterschiedlichen<br />
Gründen weg vom SCZ,<br />
ohne die Mannschaft nennenswert<br />
vorwärts gebracht zu haben. Dort<br />
hängt der Neue auch gleich ein: «Wer<br />
in über 40 Meisterschaftsspielen weniger<br />
als fünfmal gewinnen konnte,<br />
hat seine Ligatauglichkeit (noch)<br />
<strong>nicht</strong> unter Beweis gestellt», sagte<br />
der langjährige Trainer des FC Schötz,<br />
dessen Worte als profunder Kenner<br />
der Erstligaszene von niemandem<br />
angezweifelt werden. Eine kritische<br />
Analyse übrigens, die <strong>nicht</strong> nur die<br />
Mannschaft betrifft, sondern auch<br />
den Vorstand miteinbezieht. «Natürlich<br />
sind wir alle gefordert», sagt Präsident<br />
Andreas Holzer und gibt zu,<br />
«dass von einem Verein, der in der 1.<br />
Liga bestehen will, rundum professionelle<br />
Strukturen gefordert sind.»<br />
Die Distanz zum bezahlten Fussball<br />
sei nämlich gar <strong>nicht</strong> mal so gross.<br />
Aber, um im sportlichen Bereich vorwärts<br />
zu kommen, brauche es eben<br />
auch einen Trainer, der ein gutes Beziehungsnetz<br />
im Spielermarkt habe<br />
und von dem der Verein profitieren<br />
könne.<br />
Gerade in dieser Beziehung verspricht<br />
man sich von Willy Neuenschwander<br />
einiges, weil er das Auge<br />
für Fussballer mit Potenzial hat. Er<br />
vermag gute Leute <strong>nicht</strong> nur anzulocken,<br />
während seiner Zeit bei<br />
Schötz haben Spieler wie Thomas<br />
Häberli (YB), Roland Bättig (Xamax),<br />
Pino Nocita (Delsberg, damals<br />
NLA) oder Michael<br />
Budmiger (SC Kriens) auch<br />
den Sprung in eine höhere<br />
Liga geschafft. Trotz dieser<br />
eindrücklichen Bilanz warnt<br />
Willy Neuenschwander vor<br />
zu hohen Erwartungen:<br />
«Spieler mit dem Prädikat<br />
«erstligatauglich» gibt’s<br />
<strong>nicht</strong> ab der Stange und vor<br />
allem <strong>nicht</strong> zum Nulltarif.»<br />
Also gilt es die Finanzen im<br />
Auge zu behalten und das<br />
Optimum aus der bestehenden<br />
Mannschaft herauszuholen.<br />
Das sei nur möglich,<br />
wenn jeder einzelne das eigene<br />
Ego dem Kollektiv unterordne.<br />
«Wer das <strong>nicht</strong><br />
kann oder will, hat in dieser<br />
Mannschaft keinen Platz»,<br />
heisst des Trainers Devise, die<br />
von der Geschäftsleitung einhellig<br />
mitgetragen wird. Schliesslich<br />
will man in der 1. Liga bleiben, <strong>nicht</strong><br />
um jeden Preis, aber unter Ausreizung<br />
sämtlicher verfügbaren Ressourcen.<br />
Unbestritten ist, dass es Verstärkungen<br />
braucht. Spieler, die das<br />
Zeug dazu haben, die qualitative<br />
Substanz des Teams zu heben. Vor allem<br />
im Defensivbereich besteht<br />
Handlungsbedarf, aber auch das Mittelfeld<br />
und die Offensive verfügen<br />
noch <strong>nicht</strong> über die nötige Durchsetzungskraft,<br />
die es braucht, um in der<br />
1. Liga bestehen zu können. «Wir sind<br />
dran», verspricht Präsident und<br />
Sportchef Andreas Holzer, der zusammen<br />
mit dem Trainer lange vor<br />
dem letzten, versöhnlichen Match<br />
der Herbstsaison gegen Kreuzlingen<br />
(0:0) mit Sondiergesprächen begonnen<br />
hat.<br />
Willy Neuenschwander, der in<br />
Oftringen wohnt und in Aarburg arbeitet,<br />
ist in der Region Zofingen tief<br />
Mit Willy Neuenschwander in eine hoffnungsvollere<br />
Zukunft<br />
verwurzelt, was ebenfalls ein Vorteil<br />
für den Verein sein dürfte. «Nach den<br />
beiden «Fremden» Fimian (Solothurn)<br />
und Piserchia (Basel) wollten<br />
wir unbedingt wieder einen Mann,<br />
der auch über seine Arbeit sur place<br />
hinaus eine Identifikationsfigur ist»,<br />
betont Holzer. Und einer, der zwar für<br />
den Fussball lebt, aber <strong>nicht</strong> vom Fussball<br />
leben muss. Als Kadermitglied<br />
einer Bank erfüllt der 55jährige Neuenschwander<br />
auch dieses Kriterium<br />
voll und ganz. Über seine Qualitäten<br />
als Fussballexperte braucht man keine<br />
grossen Worte zu verlieren. Wer einen<br />
Verein wie Schötz in die 1. Liga<br />
geführt hat und dort 7 Jahre lang, regelmässig<br />
für positive Schlagzeilen<br />
sorgen konnte, ist als Trainer über alle<br />
Zweifel erhaben. Willy Neuenschwander,<br />
eine Ideallösung also, die<br />
höchstens noch die Frage offen lässt,<br />
warum der SC Zofingen <strong>nicht</strong> schon<br />
früher bei ihm angeklopft hat.