Aktuelle Verhaltenstherapie - Heft 16 - Anorexia und Bulimia nervosa
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untersucht. Obwohl einzelne Symtome gestörten Essverhaltens wie z.B. Un<br />
zufriedenheit mit Figur <strong>und</strong> Gewicht, gezügeltes Essverhalten, Diäten, Heiß<br />
hungeranfälle, Erbrechen oder Laxantieneinnahme in der Normalbevölkerung<br />
relativ weit verbreitet sind, sind die Häufigkeiten der vollständigen klinischen<br />
Syndrome sehr viel seltener. Auf Gr<strong>und</strong> der hohen Dunkelziffer <strong>und</strong> metho<br />
discher Probleme ist es schwierig, zuverlässige <strong>und</strong> repräsentative epidemiolo<br />
gische Daten zu gewinnen. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass ca.<br />
1% der 15- bis 30-jährigen Frauen in westlichen Industrienationen von einer<br />
<strong>Anorexia</strong> <strong>nervosa</strong> betroffen sind <strong>und</strong> ca. 2 bis 3 % unter einer <strong>Bulimia</strong> <strong>nervosa</strong><br />
leiden. In speziellen Risikogruppen wie Balletttänzer, Modells, Jockeys, Ringer<br />
oder Leistungssportler liegen die Häufigkeiten vermutlich deutlich höher.<br />
Die Diagnostik von Essstörungen erfolgt in der ambulanten <strong>und</strong> stationären<br />
Praxis nach ICD-10 (Dilling et al., 1993). In Tabelle 1 <strong>und</strong> 2 sind die diagnosti<br />
schen Kriterien der <strong>Anorexia</strong> <strong>nervosa</strong> <strong>und</strong> <strong>Bulimia</strong> <strong>nervosa</strong> wiedergegeben. Als<br />
Bewertungsmaßstab zur Beurteilung des Körpergewichts wird der Body-Mass-<br />
Index (BMI) verwendet. Er errechnet sich nach der Formel BMI = Körpergewicht<br />
(kg)/Körpergröße (m) 2 . Eine Person mit 42,9 kg <strong>und</strong> 1,75 m Körpergröße hat z.B.<br />
einen BMI von 14 kg/m 2 .<br />
Beide Essstörungsformen sind durch ein unermüdliches Streben nach Schlank<br />
heit, eine hohes Bedürfnis, perfekt zu sein, eine zwanghafte Beschäftigung mit<br />
Nahrung <strong>und</strong> eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers gekennzeich<br />
net.<br />
Unterschiede zwischen den beiden Essstörungs-Diagnosen bestehen haupt<br />
sächlich im Körpergewicht, da das Krankheitsbild der <strong>Anorexia</strong> <strong>nervosa</strong> mit<br />
starkem Untergewicht verb<strong>und</strong>en ist, während Patientinnen mit <strong>Bulimia</strong> ner<br />
vosa in der Regel im Gewicht zwischen unterem Normalgewicht <strong>und</strong> leichtem<br />
Übergewicht liegen.<br />
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