Veredelungstechniken bei Gartengehölzen Merkblatt LRA Tir 4 2011
Veredelungstechniken bei Gartengehölzen Merkblatt LRA Tir 4 2011
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Reiserveredelung:<br />
Die Kopulation<br />
Bei dieser Veredelungsmethode müssen Veredelungsunterlage und Edelreis gleich stark sein. In diesem<br />
Fall sind es <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den meist einjährige Triebe, die im Winter oder zeitigen Frühjahr miteinander<br />
veredelt werden. Der Kopulationsschnitt kann in Bodennähe oder in Kronenhöhe erfolgen. Die Edelreiser<br />
müssen während der Vegetationsruhe geschnitten werden (Dezember bis Januar). Eine frostfreie<br />
und kühle Lagerung ist entscheidend für frische und funktionsfähige Reiser zum Veredelungszeitpunkt.<br />
Der Kopulationsschnitt ist ein glatter, elliptischer Schnitt von 3 bis 4 cm Länge (Abb. a, c). Es wird<br />
jeweils ein Längsschnitt am unteren Ende des Edelreises (Abb. c, d) und einer am oberen Ende der<br />
Unterlage (Abb. a, b) durchgeführt. Auf der Rückseite des Schnittes sollte <strong>bei</strong>m Edelreis wie auch<br />
<strong>bei</strong> der Unterlage eine Knospe als Zugauge sitzen (Abb. b, d). Bei der Schnittführung wird das Edelreis<br />
in der linken Hand waagrecht in Bauchhöhe eng am Körper festgehalten. Das Veredelungsmesser<br />
in der rechten Hand setzt mit der ganzen Klinge parallel zum Reis an und der Schnitt wird in<br />
einem Zug waagrecht zum Körper durchgezogen.<br />
Gleichermaßen verfährt man <strong>bei</strong>m Schnitt in die<br />
Unterlage. Es ist sinnvoll, diese Schnittführung vor<br />
dem eigentlichen Veredeln an einjährigen Weidenruten<br />
zu üben. Beim Zusammensetzen von Unterlage<br />
und Edelreis die Schnittflächen nicht berühren<br />
und darauf achten, dass die Schnittflächen sich<br />
decken. Anschließend die Veredelung mit Bast<br />
oder Veredelungsgummi fest verbinden (Abb. f).<br />
Die Zugaugen bleiben frei und die Veredelung wird<br />
mit Wachs verstrichen (Abb. g).<br />
Pfropfen hinter die Rinde<br />
Für das Umpfropfen hat sich <strong>bei</strong> dickeren Ästen (ab 3 cm Durchmesser) diese Veredelungsmethode<br />
bewährt. Wenn die Rinde gut löst, meist Mitte April bis Mitte Mai während der Blüte, kann <strong>bei</strong> trockenem<br />
Wetter veredelt werden. Dafür wird am Edelreis ein Kopulationsschnitt durchgeführt. Er ist ein<br />
glatter Längsschnitt am unteren Ende des Edelreises (Abb. 2a), auf dessen Rückseite ein Zugauge<br />
liegen soll (Abb. 2b). Die Schnittfläche selbst ist etwa 4 bis 5 cm lang, elliptisch, eben und glatt. Sie<br />
darf nicht mit den Fingern berührt werden. Die fertige Länge des Edelreises beträgt 5 Augen. Am<br />
Pfropfkopf erfolgt an der Astoberseite ein Längsschnitt (das Veredelungsmesser wird quasi bis zum<br />
Holzteil eingedrückt) entsprechend der Länge des Kopulationsschnittes am Edelreis (Abb. 3a). Dann<br />
erfolgt das vorsichtige Lösen der Rindenflügel (nicht zu viel Rinde lösen) (Abb. 3a), Nach dem Einschieben<br />
des Edelreises sollte dieses von selbst ausreichend fest sitzen und einige Millimeter seiner<br />
Schnittfläche über den Pfropfkopf herausschauen (Abb. 3b). Anschließend relativ festes Verbinden der<br />
Veredelungsstelle mit Bast (Abb. 3c) und Verstreichen aller offenen Schnittflächen (einschließlich des<br />
angeschnittenen Edelreises) mit Wachs. Da<strong>bei</strong> das Zugauge weder mit dem Bast einbinden, noch mit<br />
dem Wachs überstreichen. Um ein Ausbrechen der Edelreiser durch das Aufsitzen von Vögeln zu<br />
vermeiden, sollte anschließend am obersten Pfropfkopf des Baumes ein Stab als Sitzstangenersatz<br />
angebracht werden. Diese Maßnahme ist <strong>bei</strong> allen Umveredelungen sinnvoll.