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Kriminalistik-SKRIPT

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<strong>Kriminalistik</strong>-<strong>SKRIPT</strong>: <strong>Kriminalistik</strong><br />

Die primäre Prävention zielt insbesondere darauf ab,<br />

eine Normenverdeutlichung/Stabilisierung des Rechtsbewusstseins<br />

(i. S. der positiven Generalprävention) hervorzurufen.<br />

Im Rahmen der primären Prävention sollen tieferliegende<br />

Ursachen für die Kriminalität (z. B. sozio-strukturelle<br />

Mängel) beseitigt werden.<br />

Die sekundäre Prävention strebt an, täterbezogen gefährdete<br />

oder tatbereite Personen durch Veränderung der<br />

Tatgelegenheitsstruktur oder durch aktive Stützung von<br />

normenangepasstem Verhalten von der Straftatenbegehung<br />

abzuhalten.<br />

Bezogen auf die Tatgelegenheitstruktur zum Nachteil<br />

des potentiellen Täters wird zum Beispiel versucht<br />

– das Vorhandensein von Zielobjekten kriminellen Verhaltens<br />

zu verringern,<br />

– den Schwellenwert der erforderlichen kriminellen Energie/Zugänglichkeit<br />

der Tatobjekte zu erhöhen,<br />

– das Risiko der Tataufklärung/Tatüberführung (Misserfolgsrisiko)<br />

zu erhöhen,<br />

– den Tatertrag dem Täter zu entziehen.<br />

Durch direkte oder indirekte „Stützung“ sozialadäquaten<br />

Verhaltens (z. B. Streetwork, Polizeipräsenz) gefährdeter<br />

oder tatbereiter Personen soll verhindert werden, dass sie<br />

Straftaten begehen. Dabei erfolgt eine aktive Einwirkung<br />

auf potentielle Täter.<br />

bezogen auf die<br />

Tatgelegenheitsstruktur<br />

zum Nachteil<br />

des potentiellen Täters<br />

Veränderung der<br />

Strukturelemente<br />

Zielobjekte<br />

Zugänglichkeit<br />

Schwellenerhöhung<br />

Misserfolgsrisiko<br />

Tatertrag<br />

Da die Polizei insbesondere im Rahmen der sekundären<br />

Prävention ihr Haupttätigkeitsfeld besitzt, soll die sekundäre<br />

Prävention etwas ausführlicher dargestellt werden.<br />

Als Tatgelegenheitsstruktur kann man solche Umweltelemente<br />

und deren Verknüpfungen bezeichnen, die<br />

als Tatanreiz bzw. als Tathemmnis für den Tatentschluss<br />

des mehr oder weniger rational handelnden Täters relevant<br />

sind.<br />

Tatgelegenheiten können als objektive Bedingungen<br />

und subjektiv wahrgenommene Chancen für kriminelles<br />

Verhalten angesehen werden.<br />

Die Strukturelemente der Tatgelegenheiten sind:<br />

– Zielobjekte<br />

Potentielle Opfer sollen aus dem Zugriffsbereich des<br />

potentiellen Täters herausgehalten werden. Dies kann<br />

rein physisch aber auch durch „Immunisierung“ (Beratung<br />

und Aufklärung) erfolgen.<br />

– Zugänglichkeit, Schwellenerhöhung<br />

Es soll die Erhöhung der Schwelle der für die Tatbegehung<br />

notwendigen kriminellen Energie erfolgen. Hierzu<br />

<strong>Kriminalistik</strong> 11/00<br />

Sekundäre Prävention<br />

Zielgruppen<br />

Täter<br />

Opfer<br />

Dritte<br />

Abbildung 3: Sekundäre Prävention<br />

direkte oder indirekte „Stützung“<br />

sozialadäquanten Verhaltens<br />

gefährdeter oder tatbereiter<br />

Personen<br />

(Streetwork, Polizeipräsenz)<br />

Weitere Mittel<br />

Eingriff<br />

einseitig gewährte<br />

positive Anreize<br />

zählt z. B. der Einsatz von Sicherungstechnik oder Überwachungskameras.<br />

– Misserfolgsrisiko<br />

Das Misserfolgsrisiko zielt auf eine Abschreckung des<br />

potentiellen Straftäters ab, weil dieser annehmen muss,<br />

dass er ermittelt und überführt wird. Dadurch verwirklicht<br />

er nicht sein mit der Straftat angestrebtes Ziel<br />

(Misserfolgsrisiko). Als Beispiele seien genannt:<br />

– die Erhöhung des Misserfolgsrisikos durch neue Verfahren<br />

zur Aufklärung eines Sachverhalts (z. B. DNA-<br />

Analyse) oder auch<br />

– die gesetzliche Anzeigepflicht bei Bekanntwerden<br />

bestimmter geplanter Straftaten (§ 138 StGB).<br />

– Minderung des Tatertrags<br />

Ziel ist es den illegalen Tatertrag des Täters zu entziehen<br />

oder ihn zunichte zu machen. Beispielhaft seien genannt:<br />

– die Gewinnabschöpfung bei Rauschgiftdelikten<br />

(§§ 73ff. StGB),<br />

– die Weiterentwicklung der Vermögensbeschlagnahme<br />

(§ 443 StPO),<br />

– die strafbefreiende Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung<br />

(§ 371 AO).<br />

Das Gebiet der sekundären Prävention ist Haupttätigkeitsgebiet<br />

polizeilicher präventiver Arbeit. Aber auch die<br />

Rechtsetzung ist in diesem Bereich gefordert.<br />

Die tertiäre Prävention beschäftigt sich mit der Verhinderung<br />

des Rückfälligwerdens bereits überführter Straftäter.<br />

Es geht dabei um sachgerechte Sanktionen, Behandlungen<br />

und Wiedereingliederung der Täter.<br />

Die tertiäre Prävention greift dann, wenn bereits die Tat<br />

begangen wurde. Sie zielt ab auf das künftige Verhalten des<br />

Straftäters und ist somit sehr eng mit der Prognose verknüpft.<br />

Bei der tertiären Prävention stehen im Vordergrund die<br />

– Sanktionierung,<br />

– Behandlung,<br />

– Wiedereingliederung des Täters.<br />

Formen der tertiären Prävention sind z. B.:<br />

– die Diversion (Ablenkung) als Alternative (zum Strafrecht)<br />

Resozialisierungs- und Strafmöglichkeiten,<br />

– der Täter-Opfer-Ausgleich,<br />

– ambulante Resozialisierungsmaßnahmen (soziale Trainingskurse),<br />

– Geldstrafe/Bewährungshilfe/„Verwahrvollzug“ (Heim),<br />

– Straffälligenhilfe,<br />

– Resozialisierungsfonds.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Vgl. Kaiser, G.: Kriminologie, C.F.Müller Verlag Heidelberg 1997, 10.<br />

Auflage, S.74.<br />

2 Vgl. Göbel, R. und Wallraff-Uzicker, F.: Kriminalprävention – Eine<br />

Auswahlbiographie, BKA-Forschungsreihe Band 45, Bundeskriminalamt<br />

Wiesbaden 1997.<br />

3 Der knappe zeitliche Rahmen ließe eine derartige Auswertung auch nicht<br />

zu.<br />

4 Vgl. Kube, E. und Koch, K.-F.: Grundfragen der Kriminalprävention, In:<br />

Burghard, W. und Hamacher, H.-W.: Lehr- und Studienbriefe Kriminologie<br />

– Heft 3: Kriminalprävention, Verlag Deutsche Polizeiliteratur, Hilden<br />

1992, S. 8.<br />

5 Vgl. Kube, E. und Koch, K.-F.: Grundfragen der Kriminalprävention, In:<br />

Burghard, W. und Hamacher, H.-W.: Lehr- und Studienbriefe Kriminologie<br />

– Heft 3: Kriminalprävention, Verlag Deutsche Polizeiliteratur, Hilden<br />

1992, S. 9ff.<br />

6 Vgl. Kaiser, G.: Kriminologie, C.F.Müller Verlag Heidelberg 1997, 10.<br />

Auflage, S. 79.<br />

7 Vgl. Kube, E. und Koch, K.-F.: Grundfragen der Kriminalprävention, In:<br />

Burghard, W. und Hamacher, H.-W.: Lehr- und Studienbriefe Kriminologie<br />

– Heft 3: Kriminalprävention, Verlag Deutsche Polizeiliteratur, Hilden<br />

1992, S. 9ff.<br />

(Wird fortgesetzt)<br />

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