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forum - Technische Mitteilungen

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<strong>forum</strong><br />

<strong>Technische</strong> <strong>Mitteilungen</strong> ThyssenKrupp Juli 2001<br />

TK


02<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

ThyssenKrupp AG<br />

Zentralbereich Technik<br />

August-Thyssen-Straße 1<br />

40211 Düsseldorf<br />

Postfach 10 10 10<br />

40001 Düsseldorf<br />

Telefon 0211/8 24-3 62 91<br />

Telefax 0211/8 24-3 62 85<br />

Erscheinungsweise<br />

„<strong>forum</strong> – <strong>Technische</strong> <strong>Mitteilungen</strong><br />

ThyssenKrupp“ erscheint<br />

ein- bis zweimal jährlich<br />

in deutscher und<br />

englischer Sprache.<br />

Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung des<br />

Herausgebers.<br />

Fotomechanische<br />

Vervielfältigung<br />

einzelner Aufsätze<br />

ist erlaubt.<br />

Der Versand des<br />

„<strong>forum</strong> – <strong>Technische</strong> <strong>Mitteilungen</strong><br />

ThyssenKrupp“<br />

erfolgt über eine<br />

Adressdatei, die mit<br />

Hilfe der automatisierten<br />

Datenverarbeitung<br />

geführt wird.<br />

ISSN 1438-5635<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Titelbild<br />

Die elektronische Geschäftsabwicklung und<br />

Kundenbetreuung über Internet und Intranet<br />

bietet Produktions-und Dienstleistungsunternehmen<br />

die Grundlage für eine Revolutionierung<br />

von Leistungserstellungsprozessen<br />

und Geschäftsbeziehungen. Die<br />

Einsatzmöglichkeiten reichen von Firmenpräsentationen<br />

im Internet als virtuellem<br />

Schaufenster über die Integration des Beschaffungswesens<br />

mit den E-Commerce-<br />

Anwendungen der Lieferanten, Verkaufsaktivitäten<br />

via Internet bis hin zu Dienstleistungen<br />

für den Kunden durch spezialisierte<br />

Serviceangebote.<br />

In der vorliegenden Ausgabe von <strong>forum</strong> –<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Mitteilungen</strong> ThyssenKrupp<br />

stellen wir netzwerkbasierte Problemlösungen<br />

und innovative Dienstleistungen unserer<br />

Konzernunternehmen vor, die für den<br />

diesjährigen ThyssenKrupp Innovationswettbewerb<br />

eingereicht wurden.<br />

Als besonders anerkennenswerte Leistung<br />

wurden folgende Vorschläge ausgezeichnet:<br />

● „E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing<br />

der Zukunft von Thyssen<br />

Schulte“ mit dem ersten Preis,<br />

● „SerKom – die mobile Kommunikationslösung<br />

für den Servicetechniker“<br />

und „Die neue, modulare<br />

Lenksäule von Krupp Presta“ mit dem<br />

zweiten Preis,<br />

● „Serviceprodukt ‚Schlagleistung‘ –<br />

Hydraulikhammer mit Fernübertragung<br />

der Leistungsdaten durch integrierte<br />

Auswerteelektronik“ mit dem dritten<br />

Preis.<br />

Einzelheiten hierzu können Sie den Beiträgen<br />

dieses Heftes entnehmen.


03<br />

Vorwort<br />

Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Schulz, Vorsitzender des Vorstands der ThyssenKrupp AG<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

innovative Dienstleistungen, die kundenorientiert<br />

effiziente Poblemlösungen bieten,<br />

schaffen neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung.<br />

Über Internet und Intranet können Geschäftsprozesse<br />

einfacher, flexibler, effizienter<br />

und schneller gestaltet werden. In Anbetracht<br />

der Bedeutung dieser Potenziale wurde<br />

der diesjährige Innovationswettbewerb<br />

des ThyssenKrupp Konzerns unter das<br />

Motto „Dienstleistungen und E-Business“<br />

gestellt, dessen Ergebnisse wir Ihnen in der<br />

vorliegenden Ausgabe von „<strong>forum</strong> – <strong>Technische</strong><br />

<strong>Mitteilungen</strong> ThyssenKrupp“ vorstellen<br />

möchten.<br />

Systemgeschäft als Dienstleistung hat sich<br />

Krupp Presta mit der Entwicklung einer modularen<br />

Lenksäule zur Aufgabe gemacht.<br />

Ein Beispiel für völlig neuartige Dienstleistungs-Produkte<br />

ist die Bereitstellung von<br />

Schlagleistung statt des Verkaufs von Bauhämmern<br />

bei Krupp Berco Bautechnik.<br />

Online-Verkauf über das Internet bringt Anbietern<br />

und Kunden Vorteile: Die Vetriebskosten<br />

sinken und der Kunde gewinnt an Flexibilität<br />

und Reaktionsfähigkeit beim Einkauf.<br />

ThyssenKrupp Stahl hat eine E-Commerce-<br />

Plattform im Internet errichtet, über die in<br />

Online-Auktionen Stahl aus Lagerbeständen<br />

verkauft und freie Walzkapazitäten angeboten<br />

werden.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Im TS-Online-Shop von Thyssen Schulte<br />

können sich die Kunden rund um die Uhr<br />

über 120.000 verschiedene Produkte informieren<br />

und diese direkt bestellen.<br />

Auch in anderen Bereichen werden E-Business-Lösungen<br />

eingesetzt: bei Krupp VDM<br />

und Hoesch Hohenlimburg zur Produktinformation,<br />

bei Krupp Bilstein im Aftermarketgeschäft<br />

von Stoßdämpfern, bei Krupp<br />

Polysius im Vertrieb von Ersatzteilen für<br />

Zementwerke und bei Timtec Telematik für<br />

telematikbasierte Systeme in der Transportwirtschaft.<br />

Auf der Beschaffungsseite – Stichwort:<br />

E-Procurement – nutzt eine Vielzahl von<br />

Unternehmen die Vorteile des Inter- und Intranets,<br />

indem z.B. für Verbrauchsmaterialien<br />

interne wie externe Bestellungen auf Basis<br />

elektronischer Produktkataloge erfolgen<br />

und Angebote über Online-Ausschreibungssysteme<br />

eingeholt werden.<br />

Die genannten Beispiele zeigen, dass „New<br />

Economy“ und „Old Economy“ keine Gegensätze<br />

sind, sondern im Zusammenspiel<br />

Kundennutzen und Geschäftserfolg erheblich<br />

steigern.<br />

Ekkehard Schulz<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Ekkehard Schulz,<br />

Vorsitzender des<br />

Vorstands der<br />

ThyssenKrupp AG


04<br />

Inhalt<br />

Daphne Dorighi,<br />

MSS/ECC/E-Promotion Services,<br />

Dr.-Ing. Stefanie Wippermann,<br />

MSS/ECC/E-Promotion Services,<br />

Thyssen Krupp Stahl AG, Duisburg<br />

Seite 9<br />

Online-Verkauf bei ThyssenKrupp<br />

Stahl<br />

ThyssenKrupp Stahl bietet seit Anfang<br />

des letzten Jahres mit dem TKS Online-<br />

Verkauf als erstes Qualitäts-Flachstahlunternehmen<br />

in Europa die Möglichkeit,<br />

Stahl über das Internet zu kaufen. Die Verkaufsaktionen<br />

laufen in Form von Auktionen<br />

ab, bei denen der Kaufinteressent für<br />

die vom Verkauf TKS eingestellten Materialstücke<br />

oder Kapazitäten in einem definierten<br />

Zeitraum sein Gebot abgibt. Nach<br />

Ablauf der Verkaufsaktion werden die Gebote<br />

durch die Verkäufer gesichtet und der<br />

Zuschlag in der Regel nach dem Höchstgebot<br />

erteilt.<br />

Mit dem Online-Verkauf gibt TKS seinen<br />

Kunden die Gelegenheit, von jedem Ort der<br />

Welt den Stahleinkauf einfacher, flexibler<br />

und effizienter zu gestalten.<br />

Zurzeit werden Vorratsmaterial aus der<br />

gesamten Produktpalette, Warmband aus<br />

kurzfristig anstehender Produktion sowie<br />

Ia-Grobblech-Walzkapazität online verkauft.<br />

Als nächster Schritt steht das „Offer-tosell“<br />

auf dem Plan, mit dem gezielt Kunden<br />

mit speziell geschnürten Angeboten über<br />

Internet angesprochen werden können.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Andre-Thorsten Hebel,<br />

Abteilungsleiter Materialwirtschaft,<br />

Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff,<br />

Abteilungsleiter Informatik-Anwendungen,<br />

Thyssen Krupp Stahl AG, Duisburg<br />

Seite 13<br />

E-Purchasing bei ThyssenKrupp<br />

Stahl durch das internetbasierte<br />

Online-Ausschreibungssystem<br />

„W3AS“<br />

Seit Ende 2000 steht für Ausschreibungen<br />

bei TKS das Online-Ausschreibungssystem<br />

„W3AS“ zur Verfügung. Das System<br />

ist so konfiguriert, dass grundsätzlich<br />

alle Bedarfe an Hilfs- und Betriebsstoffen,<br />

Reserveteilen, Werksgeräten, Produktionsstoffen,<br />

Betriebs- und Geschäftsausstattung,<br />

Investitionsgütern und Dienstleistungen<br />

hierüber ausgeschrieben werden<br />

können.<br />

Durch Integration in das SAP-System<br />

werden alle Aktionen von W3AS automatisch<br />

dort abgebildet. Eine vom Einkäufer<br />

im SAP-System angelegte Anfrage wird<br />

nach W3AS übertragen und dort als „offene“,<br />

d.h. für alle interessierten Lieferanten<br />

zugängliche, oder „geschlossene“, d.h. nur<br />

für vom Einkäufer ausgewählte Lieferanten,<br />

Ausschreibung freigeschaltet.<br />

Die online eingegebenen Angebote werden<br />

automatisch von W3AS in das SAP-<br />

System übertragen. Erst nach Ablauf der<br />

Angebotsfrist erhält der Einkäufer Zugang<br />

zu den eingegangenen Angeboten, wobei<br />

das System automatisch ein Ranking aller<br />

Angebote erstellt.<br />

W3AS führt zu Einsparungen durch Verbesserung<br />

der Einkaufskonditionen infolge<br />

„grenzenlosen“ Wettbewerbs sowie zu einer<br />

Reduzierung der Prozesskosten durch<br />

geringeren administrativen Aufwand.<br />

Ralf Jacke,<br />

Abteilungsleiter Materialwirtschaft,<br />

Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff,<br />

Abteilungsleiter Informatik-Anwendungen,<br />

Thyssen Krupp Stahl AG, Duisburg<br />

Seite 17<br />

E-Procurement bei ThyssenKrupp<br />

Stahl mittels elektronischer Kataloge<br />

im Intranet/Internet<br />

Die Beschaffung von C-Artikeln wird bei<br />

TKS zukünftig weitestgehend durch direkten<br />

Abruf aus elektronischen Produktkatalogen<br />

erfolgen, die im „Materialwirtschaft<br />

e-shop“ im Intranet zur Verfügung stehen.<br />

Abrufe können alle betrieblichen Mitarbeiter<br />

auslösen, denen vom Kostenstellenverantwortlichen<br />

ein Budget zugewiesen<br />

wurde.<br />

Umfangreiche Suchfunktionen ermöglichen<br />

das schnelle Auffinden der benötigten<br />

Artikel.<br />

Ausgewählte Artikel werden in einem<br />

Warenkorb zwischengespeichert, von dem<br />

aus der direkte Abruf beim Lieferanten erfolgt.<br />

Jeder berechtigte Nutzer kann sich<br />

eigene Warenkörbe anlegen, auf die er jederzeit<br />

ohne weitere Katalogsuche zugreifen<br />

kann.<br />

Die Wareneingänge werden in SAP erfasst<br />

und stoßen dort Gutschriften an, Einbuchung<br />

und Rechnungsprüfung entfallen.<br />

Die Vorteile des Materialwirtschaft e-shop-<br />

Konzepts liegen vorrangig in der erheblichen<br />

Straffung des Beschaffungsprozesses<br />

von Katalogteilen – mit einer wesentlichen<br />

Verkürzung der Beschaffungszeit für<br />

beim Lieferanten gelagerte Artikel – und<br />

der damit einhergehenden Reduzierung<br />

der entsprechenden Prozesskosten.


05<br />

Inhalt<br />

Dipl.-Kfm. Klaus Hedding,<br />

Stellvertretender Marketingleiter,<br />

Hoesch Hohenlimburg GmbH, Hagen<br />

Seite 21<br />

E-Business@Hoesch Hohenlimburg<br />

Mit drei E-Business-Lösungen hat<br />

Hoesch Hohenlimburg eine inhaltliche Verknüpfung<br />

zu den Bereichen Beschaffung,<br />

Service und Vertrieb über das Internet hergestellt.<br />

Das E-Procurement für C-Materialien<br />

wurde eingeführt, um bei der großen Anzahl<br />

von Bestellungen die Prozesskosten<br />

und Durchlaufzeiten zu minimieren. Die Lösung<br />

besteht in einem für jeden Mitarbeiter<br />

zugänglichen elektronischen Katalog für<br />

Büromaterial, Werbemittel und Werkzeuge.<br />

Mit der direkten Auslösung der Bestellung<br />

wird diese automatisch an den Lieferanten<br />

übermittelt; gelieferte Positionen werden<br />

automatisch in SAP R/3 erfasst.<br />

Zielsetzung des Mittelband-Internetauftritts<br />

war die Schaffung einer kommunikativen<br />

Plattform für den Informationsaustausch<br />

zwischen dem Geschäftsbereich<br />

Mittelband und dessen Kunden. Dem Kunden<br />

wird ein tiefer Einblick in den Fertigungsprozess<br />

mit tagesaktueller Verfolgung<br />

des Fertigungsfortschritts seines bestellten<br />

Produkts ermöglicht.<br />

Mit der Implementierung eines Supply-<br />

Chain-Management im Geschäftsbereich<br />

Spezialprofile wurde eine Lösung geschaffen,<br />

einen ständigen und transparenten<br />

Informationsaustausch zwischen dem Endverbraucher,<br />

dem Distributor GSP in USA<br />

(Joint-Venture-Partner) und Hoesch Hohenlimburg<br />

zu gewährleisten. Dem Endverbraucher<br />

stehen über die GSP-Datenbank<br />

für die unterschiedlichsten Fragestellungen<br />

aktuelle Informationen zeitnah zur Verfügung.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Uriel Batres,<br />

CENDI-Promotion Coordinator,<br />

Carlos Hernandez,<br />

Commercial Director,<br />

Mexinox S.A. de C.V., San Luis Potosi, Mexiko<br />

Seite 27<br />

CENDI – eine zur Förderung der<br />

Marktentwicklung von nichtrostendem<br />

Stahl in Mexiko gegründete<br />

Organisation<br />

Mit der Gründung von CENDI ( Centro<br />

Nacional para el Desarollo del Acero Inoxidable)<br />

hat Mexinox gemeinsam mit weiteren<br />

Unternehmen ein nationales Zentrum<br />

zur Förderung nichtrostenden Stahls in<br />

Mexiko geschaffen.<br />

CENDI kanalisiert und koordiniert die<br />

Bemühungen von Produzenten, Zwischenhändlern,<br />

Verarbeitern und Endverbrauchern<br />

in den Bereichen Forschung, Ausbildung<br />

und Werbung für nichtrostenden<br />

Stahl.<br />

CENDI verfügt über eigene Einrichtungen<br />

für praktische Schulungen, in denen Mitarbeiter<br />

mexikanischer Unternehmen zum<br />

„Spezialtechniker für nichtrostenden Stahl“<br />

ausgebildet werden. Außerdem wird ein<br />

Spezialprogramm für das Vertriebspersonal<br />

der Mitgliedsunternehmen angeboten mit<br />

dem Ziel, vorhandenen und potentiellen<br />

Kunden die Vorzüge von nichtrostendem<br />

Stahl aufzuzeigen.<br />

Um das Zusammenwirken der Mitglieder<br />

zu verstärken und die Kontakte zum Kunden-<br />

und Interessentenkreis zu fördern, hat<br />

CENDI eine eigene Website im Internet eingerichtet,<br />

auf der regelmäßig über die Aktivitäten<br />

von CENDI berichtet wird und aktuelle<br />

Informationen zum Thema nichtrostender<br />

Stahl veröffentlicht werden.<br />

Prof. Dr. Heinz Humberg,<br />

Dekan des Fachbereiches Informations- und<br />

Kommunikationstechnik,<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung<br />

Bocholt<br />

Dr.-Ing. habil. Ulrich Brill,<br />

Leiter Entwicklung und Qualitätsmanagement,<br />

Krupp VDM GmbH, Werk Altena<br />

Seite 31<br />

WDISweb: Suche nach dem optimalen<br />

Werkstoff im Internet<br />

WDISweb ist ein für die Kommunikation<br />

mit Kunden entwickeltes über Internet und<br />

Intranet zugängliches System, um im Vorfeld<br />

des Beratungsgesprächs den Kunden<br />

schnell zu den Werkstoffen zu führen, die<br />

für die jeweilige Aufgabenstellung am geeignetsten<br />

sind.<br />

Basis für die in WDISweb abrufbaren<br />

Daten sind die in den Werkstofflabors von<br />

Krupp VDM ermittelten Versuchsergebnisse,<br />

die ständig aktuell gehalten werden.<br />

Daneben sind die kompletten Werkstoffdatenblätter<br />

hinterlegt und von WDISweb<br />

aus zugänglich.<br />

Die Werkstoffsuche ist über Werkstoff-<br />

Nummer bzw. Werkstoffbezeichnung, mechanische<br />

Eigenschaften, Einsatzmedien<br />

und Schweißen möglich.<br />

Das Teilsystem SISSY (Schweißinformationssystem)<br />

enthält Informationen über die<br />

Schweißbarkeit von Werkstoffen, Schweißverfahren,<br />

Zusatzwerkstoffe und Mengenbedarf,<br />

unterstützt von Schweißprotokollen.


06<br />

Inhalt<br />

Dr.-Ing. Kurt Orthmann,<br />

Leiter E-Business,<br />

Krupp Bilstein GmbH, Ennepetal<br />

Seite 36<br />

Bilstein-Dämpfer über<br />

www.Bilstein.de<br />

Das Aftermarketgeschäft von Stoßdämpfern<br />

für den Verschleißersatz und<br />

Fahrwerkverbesserung ist eine wichtige<br />

Stütze in der Strategie von Krupp Bilstein.<br />

Um die Ansprache der verschiedenen Zielgruppen<br />

in diesem Geschäft zu verbessern,<br />

wird hierfür eine E-Business-Lösung entwickelt,<br />

die sowohl die Präsenz bei den<br />

Handelsstufen und Endverbrauchern als<br />

auch die Qualität der Anfragen und der<br />

Auftragsbearbeitung deutlich steigern soll.<br />

Der Internetauftritt von Krupp Bilstein ist<br />

sehr genau auf die unterschiedlichen Anforderungen<br />

der einzelnen Zielgruppen<br />

ausgerichtet. Jeder Kunde kann auf eine<br />

speziell für seine Bedürfnisse zugeschnittene<br />

Plattform zugreifen. Das Werkstatt-<br />

Portal stellt den Werkstätten einen schnellen<br />

und professionellen Service bereit. Ziel<br />

des Bilstein-Clubs ist es, motorsportnahe<br />

Kunden anzuziehen, ihnen die gewünschte<br />

Information optimal aufbereitet zu liefern<br />

und zum Kauf zu animieren. Der werkseigene<br />

Bilstein-Shop in Ennepetal ist das<br />

Testzentrum für den Internetauftritt. Hier<br />

werden die neuen Abläufe und Werkzeuge<br />

getestet, bevor sie für die Kunden freigeschaltet<br />

werden.<br />

Die von Krupp Bilstein gewählte Internet-<br />

Lösung ist höchst innovativ, da sie Werkstattkunden,<br />

Einzelhändler und Endverbraucher<br />

direkt anspricht, ohne dabei die<br />

Zwischenhändler zu verlieren.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Arndt Birkert,<br />

Leiter Sparte Umformtechnik,<br />

Dipl.-Ing. Sven Leonhardt, Teamleiter Methode<br />

IHU,<br />

Klaus Truetsch, Projektleiter,<br />

Krupp Drauz GmbH, Heilbronn<br />

Dipl.-Ing. Ralf Sünkel, Koordination Technologie<br />

Blechumformung,<br />

Thyssen Krupp Automotive AG, Bochum<br />

Seite 41<br />

Wissensspeicher Hydroforming<br />

Das Innenhochdruck-Umformen ist eine<br />

wirtschaftliche Alternative zu konventionellen<br />

Fertigungsverfahren der Blechumformung.<br />

Für eine breite Anwendung fehlen<br />

z.Zt. noch qualifiziertes Personal und Erfahrungswissen.<br />

Mit dem „Wissensspeicher Hydroforming“<br />

wird von Krupp Drauz ein System<br />

geschaffen, mit dem die in unterschiedlichsten<br />

Projekten gesammelten Erfahrungen<br />

in Datenbanken – Prozessdatenbank, Materialdatenbank,<br />

Vertriebsdatenbank und<br />

Literaturdatenbank – erfasst werden, die<br />

miteinander verknüpft sind. Bei der Programmierung<br />

der System-Software wurde<br />

großer Wert auf Benutzerfreundlichkeit gelegt,<br />

um neue Daten und Erfahrungen problemlos<br />

in das System einpflegen zu können.<br />

Nach Fertigstellung soll das System über<br />

Intranet allen Konzernunternehmen, die<br />

Hydroforming praktizieren, zur Verfügung<br />

gestellt werden, sodass alle im System gespeicherten<br />

Daten von allen Teilnehmern<br />

bei der Entwicklung neuer Bauteile genutzt<br />

werden können.<br />

Edith Ludescher, Einkauf,<br />

Armin Baumann, Materialwirtschaft,<br />

Hans Giger, Einkauf,<br />

Peter Laukas, Einkauf,<br />

Ivo Solèr, SAP-Applikation,<br />

Dieter Thelen, Leiter Einkauf,<br />

Krupp Presta AG, Eschen, Liechtenstein<br />

Seite 46<br />

Organisiertes dezentrales Einkaufen<br />

via Internet bei Krupp Presta<br />

Zur Gewährleistung eines kostenoptimalen<br />

Einkaufs wurde bei Krupp Presta eine<br />

Trennung des Bestellwesens in einen vom<br />

aktuellen Bedarfsfall losgelösten strategischen<br />

Einkaufsteil mit Ausschreibungen,<br />

Vergabeverhandlungen und Konditionsfestlegungen<br />

und einen operativen Einkaufsteil,<br />

bei dem die Verantwortung auf<br />

den Bedarfsträger übertragen wird, eingeführt.<br />

Dieser operative Teil umfasst Artikel<br />

und Material, welche nicht systemtechnisch<br />

innerhalb der bestehenden SAP-Lösung<br />

dispositiv bewirtschaftet werden müssen<br />

(C-Teile). Für jede Warengruppe wurde ein<br />

passender Lieferant festgelegt und das<br />

Sortiment dieser Lieferanten in einem Katalog<br />

zusammengefasst. Online-Bestellungen<br />

seitens der Bedarfsträger gehen an einen<br />

Provider, der den entsprechenden Lieferanten<br />

mit der direkten Lieferung an KPR<br />

beauftragt. Die Abrechnung der einzelnen<br />

Lieferanten erfolgt mit dem Provider, der<br />

wiederum monatlich per Sammelfaktura,<br />

sortiert nach Kostenstellen, mit KPR<br />

abrechnet. Hierdurch wird eine wesentliche<br />

Senkung der Abwicklungskosten erzielt.<br />

Der gewählte Ablauf führt zu erheblichen<br />

Reduzierungen der Lagerbestände bei<br />

gleichzeitiger Beschleunigung der Bestellund<br />

Lieferabwicklung.


07<br />

Inhalt<br />

Dipl.-Ing. HTL Siegfried Dejaco,<br />

Projektmanager Lenkungen,<br />

Krupp Presta AG, Eschen, Liechtenstein<br />

Seite 51<br />

Die neue, modulare Lenksäule<br />

von Krupp Presta<br />

Die Aufgabenstellung lautete, ein modulares<br />

Lenksystem zu entwickeln, das sich<br />

gleichzeitig für Fahrzeuge von drei unterschiedlichen<br />

Automobilherstellern eignet.<br />

Dabei sollte ein höchstmöglicher Anteil an<br />

Gleichteilen erzielt werden.<br />

Die Problemlösung besteht in einem gemeinsamen<br />

Lenkstrang für alle Fahrzeuge<br />

und zwei unterschiedlichen Anbindungen<br />

an das Cockpit. Für das leistungsoptimierte<br />

Fahrzeugsegment wird eine Aluminium-<br />

Anbindung, für die übrigen Fahrzeuge eine<br />

kostenoptimierte Stahlblech-Anbindung<br />

eingesetzt.<br />

Die Weiterentwicklung der modularen<br />

Idee für den Einsatz bei weiteren Fahrzeugplattformen<br />

von Ford führte zu einer im Design<br />

an die Montageabläufe bei Ford angepassten<br />

Lenksäule, die dort „in house“<br />

gefertigt werden kann und somit zu einem<br />

Erhalt gewerkschaftlich abgesicherter<br />

Arbeitsplätze führt.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Jörg Schulz,<br />

Vertriebs- und Serviceleitung,<br />

Thyssen Aufzüge GmbH, Neuhausen<br />

Seite 54<br />

SerKom – die mobile Kommunikationslösung<br />

für den Servicetechniker<br />

In der Aufzugsbranche ist die Effizienz<br />

des Kundenservice ein wettbewerbsbestimmender<br />

Faktor.<br />

Um den Einsatz beim Kunden zu konzentrieren<br />

und kurze Aktivierungs- und Reaktionszeiten<br />

des Servicepersonals zu realisieren,<br />

wurde bei Thyssen Aufzüge mit<br />

„SerKom“ eine mobile E-Commerce-<br />

Lösung für die Service-Abwicklung entwickelt.<br />

Diese Lösung besteht aus einem mit<br />

Notebook, Drucker und Handy ausgestatteten<br />

SerKom-Koffer und einer mit dem<br />

firmeneigenen SAP-System kommunizierenden<br />

Software. Der Servicetechniker hat<br />

damit die Möglichkeit, sich am Einsatzort in<br />

das SAP-System einzuklinken und tagesaktuelle<br />

Auftragsdaten zu laden und nach<br />

Bearbeitung an das System zur Auswertung<br />

zurückzusenden.<br />

Mit einer installierten Diagnosesoftware<br />

können vor Ort Abfragen des Systemzustandes<br />

einer Aufzugsanlage durchgeführt<br />

und Störungen schnell und zielsicher lokalisiert<br />

und behoben werden. Ersatzteilbestellungen<br />

bzw. die Erteilung von Reparaturaufträgen<br />

können direkt beim Servicetechniker<br />

erfolgen.<br />

Mit SerKom wird eine wesentliche Beschleunigung<br />

des Informations- und Datenflusses<br />

bei gleichzeitiger Minimierung<br />

des administrativen Aufwandes erzielt.<br />

Hierdurch werden höhere Kundenzufriedenheit<br />

und engere Kundenbindung erzeugt.<br />

Dipl.-Ing. Lothar Jungemann, Fachbereichsleiter<br />

Service/Ersatzteile,<br />

Dipl.-Ing. Kurt Lemm, Leiter Ersatzteiltechnik,<br />

Dipl.-Ing. Bernd Kripzak, Ersatzteiltechnik,<br />

Krupp Polysius AG, Beckum<br />

Seite 58<br />

B2B im Großanlagenbau –<br />

Vertrieb von Ersatzteilen für<br />

Zementwerke<br />

B2B (Business-to-Business) über<br />

Online-Shops ist mittlerweile ein gängiges<br />

Medium im Vertrieb. Die eigentliche<br />

Herausforderung ist dabei jedoch der<br />

zugrunde liegende Katalog.<br />

Für Händler und Serienhersteller bedeutet<br />

die Erstellung von Katalogen nur die<br />

Umstellung von Papier auf elektronische<br />

Medien. Für Anlagenbauer sind Kataloge<br />

jedoch in der Regel wie ihre Produkte erstellte<br />

Einzelanfertigungen, die direkt auf<br />

einen Kunden zugeschnitten werden.<br />

Man unterscheidet hier zwischen General<br />

E-Catalogues und Tailor-made E-Catalogues.<br />

Ziel eines Online-Shops für Händler und<br />

Serienhersteller ist die möglichst breite<br />

Streuung ihrer Produktinformationen, um<br />

viele Kunden zu erreichen. Gleichzeitig soll<br />

den Kunden die Barriere zum Kauf der Produkte<br />

gesenkt werden.<br />

Im Anlagenbau ist die Kundenbindung in<br />

der Regel schon vorhanden. Ersatzteile<br />

braucht nur, wer bereits eine Anlage betreibt.<br />

Ziel des Online-Shops ist daher vor<br />

allem die Reduzierung der Prozesskosten,<br />

da sowohl auf Hersteller- wie auch auf Betreiberseite<br />

oftmals erheblicher Aufwand<br />

für die Beschaffung von Ersatzteilen betrieben<br />

wird. Das kann nur durch eine möglichst<br />

enge Verzahnung der Vertriebs- und<br />

Beschaffungsprozesse der beiden Handelspartner<br />

geschehen, wobei das heutige<br />

Medium für die Kommunikation der Tailormade<br />

E-Catalogue ist.


08<br />

Inhalt<br />

Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop,<br />

Geschäftsführer Technik,<br />

Dipl.-Ing. Thomas Deimel,<br />

Leiter Entwicklung/Konstruktion,<br />

Krupp Berco Bautechnik GmbH, Essen<br />

Seite 62<br />

Serviceprodukt „Schlagleistung“<br />

– Hydraulikhammer mit Fernübertragung<br />

der Leistungsdaten durch<br />

integrierte Auswerteelektronik<br />

Schwere Hydraulikhämmer werden zunehmend<br />

zur sprengstofflosen Gesteinsgewinnung<br />

in Steinbrüchen eingesetzt. In<br />

derartigen Einsätzen sind die Betriebskosten<br />

von verschiedenen Einflussgrößen abhängig<br />

und schwer abschätzbar. Es besteht<br />

daher der Kundenwunsch, nicht den Hydraulikhammer<br />

zu erwerben, sondern für<br />

die tatsächlich abgeforderte Leistung zu<br />

bezahlen. Für ein derartiges Geschäft fehlte<br />

bisher ein geeignetes Abrechnungssystem.<br />

Ein neu entwickelter elektronischer<br />

Schlagzähler ermittelt Betriebsdaten, die<br />

u.a. eine Aussage über Einsatzdauer,<br />

Schlagzahl und Einsatzart des Hydraulikhammers<br />

sowie über die Arbeitsweise des<br />

Bedieners machen. Die über eine Infrarotschnittstelle<br />

auslesbaren Daten sind die<br />

Grundlage für eine in diesem Markt vollkommen<br />

neue Produktidee, den Vertrieb<br />

von „Schlagleistung“ im Rahmen eines<br />

Full-Service-Angebotes.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Dr. rer. pol. Claus Algenstaedt,<br />

Abteilungsdirektor Zentrales Marketing,<br />

Thyssen Schulte GmbH, Düsseldorf<br />

Seite 67<br />

E-Commerce als Erfolgsfaktor im<br />

Werkstoff-Marketing der Zukunft<br />

von Thyssen Schulte<br />

In onlinebasierten Geschäftskonzepten<br />

greifen traditionelle Ansätze von Kundenkommunikation<br />

und Marketingstrategien<br />

nur unzureichend. Deshalb ist die konsequente<br />

Ausrichtung der Online-Kundenpflege<br />

nach den Prinzipien des „One-to-<br />

One-Marketing“ erforderlich. Hierfür sind<br />

vielfältige personalisierte Informationen der<br />

Kunden ebenso notwendig wie die Absicherung,<br />

dass alle Kundenkontakte im Unternehmen<br />

in einem geschlossenen Regelkreis<br />

genutzt werden.<br />

Bei der Entwicklung derartiger Online-<br />

Strukturen kommt dem Einsatz von „digitalen<br />

Agenten“ nach der CyberSmart-Technologie<br />

zentrale Bedeutung zu. Diese Software-Tools<br />

arbeiten system- und plattformunabhängig<br />

in neuronalen Netzen und verbundenen<br />

statistischen Strukturen.<br />

„Digitale Software-Agenten“ sammeln,<br />

speichern und verwalten Daten selbstständig<br />

oder nach vorstrukturierten Regeln der Verkaufsabteilungen.<br />

Sie sind in der Lage,<br />

durch Mechanismen der Wiedererkennung<br />

in Echtzeit kundenindividuelle Informationstransfers<br />

für das Unternehmen zu steuern<br />

und durchzuführen, z.B. in Echtzeit die Angebotssteuerung,<br />

die Vorlage von Alternativprodukten<br />

sowie Feedback-Operationen.<br />

Parallel entstehen auf diese Weise dynamisch-gepflegte<br />

Kundendatenbanken ohne<br />

manuelle Bearbeitung und Datenpflege.<br />

Die CyberSmart-Technologie dürfte inzwischen<br />

einen Entwicklungsstand erreicht haben,<br />

der ihre Berücksichtigung bei der Weiterentwicklung<br />

von „TS Online“ als erfolgversprechend<br />

erscheinen läßt. Es ist eine<br />

mehrjährige Vorlaufphase einzuplanen.<br />

Dr.-Ing. Andreas Bastin,<br />

Geschäftsführer,<br />

Axel Cebulla,<br />

Salesmanager,<br />

Timtec Telematik GmbH, Lünen<br />

Seite 73<br />

E-Business-Lösung für die Transportwirtschaft:Telematikgestütztes<br />

Flottenmanagement via<br />

Internet und Online-Disposition<br />

Um dem zunehmenden Kostendruck<br />

entgegenzuwirken, müssen Transportunternehmen<br />

die Einsparmöglichkeiten in<br />

Fuhrpark und ihrer Organisation durch<br />

optimalen Einsatz von Personal, Fahrzeugen<br />

und Gerät konsequent nutzen.<br />

Mit dem System ATIS MT II hat Timtec<br />

Telematik das erste „intelligente“ Telematiksystem<br />

für den intermodalen Verkehr<br />

entwickelt. Mit diesem System ist ein automatischer<br />

Soll-Ist-Vergleich zwischen den<br />

Plandaten der Disposition und den Ist-<br />

Daten des Transportverlaufes möglich.<br />

Hieraus ergeben sich erhebliche Einsparpotenziale.<br />

ATIS-Trailer ist ein telematikbasiertes<br />

Flottenmanagementsystem für den Betrieb<br />

und die Überwachung von Sattelaufliegern.<br />

Es besteht aus der Trailer-Box, dem Telematiksystem<br />

am Fahrzeug und dem Internetportal<br />

CargoView, über das alle für den<br />

Nutzer erforderlichen Informationen zur<br />

Verfügung gestellt werden. Neben logistischen<br />

Optimierungseffekten wie Auslastung,<br />

Umlaufoptimierung, Just-in-time-<br />

Kontrolle und Kundenservice liegt ein wesentlicher<br />

Nutzen in der technischen Überwachung<br />

des Fahrzeugs durch die Datenübernahme<br />

aus der Fahrwerkselektronik.


09<br />

Daphne Dorighi,<br />

Dr.-Ing. Stefanie Wippermann<br />

Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Präsentation der E-Commerce-Aktivitäten von ThyssenKrupp Stahl<br />

im Internet-Café auf der Hannover Messe 2001 (Bild 1)


10<br />

1 Einleitung<br />

Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl<br />

Old Economy – unter dieser Rubrik werden<br />

Stahlproduzenten immer noch allzu<br />

häufig eingestuft. Dass es sich bei diesen<br />

Unternehmen heute um High-Tech-Firmen<br />

handelt, muss verstärkt in die Öffentlichkeit<br />

getragen werden. ThyssenKrupp Stahl<br />

(TKS) geht hier unkonventionelle Wege und<br />

hat den frischen Wind der New Economies<br />

eingefangen. Seit Februar 2000 bietet TKS<br />

als erstes Qualitäts-Flachstahlunternehmen<br />

in Europa die Möglichkeit, Stahl via Internet<br />

zu kaufen. E-Commerce mit dem TKS Online-Verkauf<br />

(Bild 2).<br />

Mit dem TKS Online-Verkauf ist die<br />

Thyssen Krupp Stahl AG Vorreiter in der<br />

Stahlindustrie. Das Unternehmen konnte<br />

sich hierdurch in kürzester Zeit eine herausragende<br />

Position mit Alleinstellungsmerkmal<br />

erarbeiten.<br />

Denn seit längerem ist absehbar, dass<br />

E-Commerce keine Eintagsfliege ist und die<br />

Geschäftsbeziehungen in Zukunft maßgeblich<br />

beeinflussen, wenn nicht sogar revolutionieren<br />

wird. Wer da nicht am Ball bleibt,<br />

wird überrollt. Die Zahlen sprechen für sich:<br />

Gemäß einer Studie der Deutschen Bank<br />

werden im Jahre 2006 mehr als 50 Prozent<br />

der prognostizierten weltweiten Stahlproduktion<br />

von über 800 Mio Tonnen über<br />

E-Commerce-Marktplätze verkauft.<br />

Oberstes Ziel der E-Sales&Service Funktionalitäten<br />

von ThyssenKrupp Stahl ist der<br />

erweiterte Service für die Kunden: Mit dem<br />

Stahleinkauf via Internet wird dem Kunden<br />

ein Wettbewerbsvorteil durch direkten und<br />

schnellen Zugriff auf attraktives Material verbunden<br />

mit kurzen Lieferzeiten verschafft.<br />

Für TKS steht vor allem die Prozessoptimierung<br />

im Vordergrund. Durch den hohen<br />

Anteil automatisierter Vorgänge bei der<br />

E-Commerce-Anwendung kann eine deutli-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Stahleinkauf via Internet mit dem TKS Online-Verkauf (Bild 2)<br />

che Effizienzsteigerung des Vertriebsprozesses<br />

erzielt werden.<br />

2 Stahleinkauf per Mausklick –<br />

weltweit<br />

Nach der Registrierung durch die Abteilung<br />

E-Commerce Services können interessierte<br />

Kunden mit ihrer User-ID und ihrem<br />

Kennwort an den Verkaufsaktionen bei TKS<br />

teilnehmen. Es handelt sich hierbei um so<br />

genannte „Sealed Bid Auctions“, das heißt<br />

die Kunden geben für die eingestellten<br />

Materialstücke oder Kapazitäten in einer<br />

definierten Zeit Gebote ab, die nur für TKS<br />

intern sichtbar sind. Nach Ablauf der jeweiligen<br />

Verkaufsaktion werden die Gebote<br />

durch die verantwortlichen Verkäufer<br />

gesichtet und der Zuschlag in der Regel an<br />

das Höchstgebot erteilt.<br />

Die Materialstücke werden von der<br />

Redaktion des TKS Online-Verkaufs im<br />

E-Competence Center über ein „Redaktions“-Programm<br />

zusammen- und ins Internet<br />

gestellt. Im Vorfeld jeder Verkaufsaktion<br />

können sich die Kunden im Internet über<br />

den genauen Ablauf jeder Verkaufsaktion<br />

informieren. Pro Gebotsseite stehen zwischen<br />

vier und sieben Materialstücke zum<br />

Verkauf an. Die Zeit, in der die Kunden für<br />

bestimmte oder auch für alle Stücke Gebote<br />

abgeben können, variiert je nach Aktion<br />

zwischen vier und sechs Minuten. Um optimale<br />

Sicherheit zu gewährleisten, werden<br />

die Gebote erst durch die Bestätigung mit<br />

einer individuellen Transaktions-ID durch<br />

den Kunden verbindlich. Unter der Rubrik<br />

„Gebote/Zuschläge“ können die Kunden<br />

jederzeit verfolgen, für welche Materialstücke<br />

bzw. Kapazitäten sie bereits Gebote<br />

abgegeben haben.<br />

Nach Ablauf der jeweiligen Aktion erfolgt<br />

bei TKS die Zuschlagsvergabe (Bild 5). Das<br />

Redaktionsprogramm bereitet die eingegangenen<br />

Gebote pro Materialstück in absteigender<br />

Reihenfolge auf, sodass das<br />

Höchstgebot immer an erster Stelle erscheint.<br />

Zeitnah nach der Verkaufsaktion können<br />

die Kunden im Internet unter der Lasche


11<br />

Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl<br />

„Gebote/Zuschläge“ einsehen, ob und für<br />

welches Materialstück/Kapazität sie den<br />

Zuschlag erhalten haben. Alle Kunden werden<br />

außerdem gesondert per E-Mail über<br />

den Ausgang ihrer Gebote informiert. Eine<br />

Auftragsbestätigung zu den bezuschlagten<br />

Stücken erhalten die Kunden wie gewohnt<br />

per Post.<br />

Die Anwendung TKS Online-Verkauf ging<br />

im Februar 2000 mit dem Verkauf von Vorratsmaterial<br />

jeden Mittwoch online. Durch<br />

permanente Weiterentwicklung besteht seit<br />

Juni 2000 die Möglichkeit, montags auch<br />

Ia-Walzkapazitäten für Warmband zu ersteigern<br />

(Bild 3). Im November letzten Jahres<br />

startete der Verkauf von Ia-Grobblech-Walzkapazität.<br />

Der Veranstaltungskalender gestaltet sich<br />

zurzeit wie folgt:<br />

Montags: 09.00–10.00 Uhr<br />

Ia-Grobblech-Walzkapazität<br />

10.00–10.30 Uhr<br />

Warmband aus kurzfristig<br />

anstehender Produktion<br />

Mittwochs: 10.00–12.30 Uhr<br />

Vorratsmaterial aus gesamter<br />

Produktpalette<br />

3 Kundennutzen<br />

ThyssenKrupp Stahl bietet seinen Kunden<br />

mit dem TKS Online-Verkauf die Möglichkeit,<br />

von jedem Ort der Welt den Stahleinkauf<br />

einfacher, flexibler und effizienter zu<br />

gestalten. Verbunden hiermit ist der Zugriff<br />

auf eine attraktive Angebotspalette aus<br />

Warm- und Kaltwalzerzeugnissen, die zielgruppen-<br />

und produktgruppenorientiert<br />

kontinuierlich erweitert wird.<br />

Zum Service des TKS Online-Verkaufes<br />

gehört die einfache Handhabung der Internet-Anwendung<br />

genauso wie die zügige Auf-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Gebotsseite für Material aus kurzfristig anstehender Produktion (Bild 3)<br />

Gebotsseite für la-Grobblech-Walzkapazität (Bild 4)


12<br />

Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl<br />

tragsabwicklung und die kurzen Lieferzeiten.<br />

Die Verkaufsseiten sind übersichtlich aufbereitet<br />

und einfach zu bedienen.<br />

Die schnelle Zuschlagsvergabe seitens<br />

TKS ermöglicht den Kunden eine frühzeitige<br />

Disposition. Attraktive, kurze Lieferzeiten<br />

verschaffen einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil<br />

– denn Zeit ist Geld.<br />

Flexibilität im Einkauf ist für die Kunden<br />

gegeben: Bei Bezug von ungebeiztem und<br />

gebeiztem Warmband haben die Kunden<br />

nach Zuschlagserhalt einen kompletten Tag<br />

Zeit, ihre gewünschten Walzabmessungen<br />

anzugeben. Bei Geboten für Ia-Grobblech-<br />

Walzkapazität haben Abnehmer die Möglichkeit,<br />

zwischen Abmessungen, Menge,<br />

Zeugnis/Abnahmeart sowie der gewünschten<br />

Transportart auszuwählen (Bild 4).<br />

4 Prozessoptimierung<br />

Deutliche Vorteile des elektronischen Verkaufs<br />

sind Kosteneinsparungen im Vertriebsprozess,<br />

die zurzeit jedoch noch nicht<br />

quantifizierbar sind. So ist der Wegfall<br />

manueller Tätigkeiten durch diverse automatisierte<br />

Vorgänge ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Prozessoptimierung. Am<br />

Anfang steht die automatische Übergabe<br />

der E-Commerce-fähigen Vorratsmaterialien<br />

bzw. Walzkapazitäten aus einem zentralen<br />

komissionslosen Bestand an die Redaktionsanwendung.<br />

Nach Zusammenstellung<br />

der Aktion erfolgt die automatische Übergabe<br />

der jeweiligen Aktion aus der Redaktionsanwendung<br />

an die Internet-Applikation<br />

TKS Online-Verkauf. Die Datenrückführung<br />

der eingegangenen Gebote an das Redaktionssystem<br />

nach Aktionsende erfolgt ebenso<br />

automatisch wie die Rückführung der<br />

Zuschlagsergebnisse an personifizierte<br />

Kunden-Webseiten einschließlich der<br />

E-Mail-Benachrichtigung der Kunden. Wei-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Zuschlagsvergabe beim TKS Online-Verkauf (Bild 5)<br />

terhin ist die automatische Übergabe der<br />

online veräußerten Materialien an das kaufmännische<br />

Auftragsabwicklungssystem<br />

(IAB) geplant.<br />

Weiteres Potenzial liegt in der Einsparung<br />

von Vertriebsprovisionen sowie in der<br />

Erlösmaximierung durch das Prinzip des<br />

gesteigerten Wettbewerbs. Die Reduktion<br />

von Lagerkosten durch schnelleren und<br />

höheren Warenumschlag ist ebenfalls<br />

gegeben.<br />

5 Fazit<br />

In dem stark anwachsenden Online-<br />

Markt besteht die Notwendigkeit, aktiv die<br />

E-Entwicklung mitzugestalten, Know-how<br />

aufzubauen und auszuweiten. Das TKS<br />

Online-Verkaufssystem ist ein weiteres<br />

Instrument zur Sicherung und Stärkung der<br />

TKS-Wettbewerbsfähigkeit und zur Untermauerung<br />

der Wachstumsstrategie für die<br />

Zukunft.<br />

Insgesamt konnte bisher über den TKS<br />

Online-Verkauf eine signifikante sechsstel-<br />

lige Tonnage mit gutem Erfolg verkauft<br />

werden. Der Online-Absatzanteil an Warmbandvorratsmaterial<br />

beträgt heute bereits<br />

30 %.<br />

Als nächster Entwicklungsschritt steht<br />

das so genannte „Offer-to-sell“ (OTS) auf<br />

dem Plan. Mithilfe diese Verfahrens kann<br />

der Verkauf gezielt Kunden mit speziell<br />

geschnürten Angeboten via Internet<br />

ansprechen. Dadurch lassen sich die<br />

Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden noch<br />

besser abdecken.


13<br />

Andre-Thorsten Hebel,<br />

Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff<br />

E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte<br />

Online-Ausschreibungssystem „W3AS“<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

E-Business-Portal der Thyssen Krupp Stahl AG (Bild 1)


14<br />

E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem „W3AS“<br />

1 Generelle Entwicklung<br />

Angesichts der verstärkten Globalisierung<br />

der Märkte und des verschärften<br />

internationalen Wettbewerbs ist ein internetbasiertes<br />

Ausschreibungssystem im<br />

weltweiten B2B-Netz für den industriellen<br />

Einkauf von herausragender Bedeutung, ja<br />

unerlässlich. Je nach erreichtem Organisationsgrad<br />

bzw. Preis-Leistungs-Niveau können<br />

die Unternehmen hierüber zum Teil<br />

signifikante Einsparpotenziale bei Prozesskosten,<br />

mehr aber noch bei den Beschaffungskosten<br />

(Einkaufskonditionen) erzielen.<br />

Auch für den interessierten potenziellen<br />

Lieferanten lohnt es sich, seine Produkte<br />

und Leistungen über das Internet anzubieten.<br />

Das von den Zentralbereichen Materialwirtschaft<br />

und Informatik-Anwendungen<br />

der Thyssen Krupp Stahl AG (TKS) konzipierte<br />

und inzwischen in Betrieb genommene<br />

internetbasierte Online-Ausschreibungssystem<br />

„W3AS“ ermöglicht grundsätzlich<br />

allen interessierten Lieferanten weltweit<br />

(internetweit), Angebote zu den darin plat-<br />

Systemarchitektur von W3AS (Bild 2)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

zierten Ausschreibungen direkt über eine<br />

vorgegebene Eingabemaske online abzugeben.<br />

Die Angebote stehen dem Einkäufer<br />

nach Ablauf der Angebotsabgabefrist mit<br />

einem im System erstellten Angebotsvergleich<br />

zur weiteren Bearbeitung inklusive<br />

einer ggf. möglichen bzw. sinnvollen Auktion<br />

(Reverse Auction) zur Verfügung.<br />

2 Ausgangssituation bei<br />

ThyssenKrupp Stahl<br />

Bisher ist für Ausschreibungen je Lieferant,<br />

der zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert<br />

werden soll, eine Anfrage im<br />

SAP-System zu generieren. Die Anfragen<br />

werden einzeln ausgedruckt, unterschrieben<br />

und ohne oder ggf. mit Spezifikationen<br />

bzw. Dokumentationen auf dem normalen<br />

Postweg an die zur Angebotsabgabe aufgeforderten<br />

Lieferanten gesendet. Die<br />

ebenfalls auf Papier eingehenden Angebote<br />

der Lieferanten werden vom Einkäufer im<br />

SAP-System manuell erfasst. Nach Ablauf<br />

der Angebotsfrist ist ein Angebotsvergleich<br />

zu erstellen, auf dessen Grundlage verhan-<br />

delt wird. Im Anschluss an Vergabeverhandlungen<br />

erfolgt die Bestellung über das<br />

SAP-System.<br />

Die konventionelle Vorgehensweise<br />

bedeutet<br />

● einen eingeschränkten, häufig regional<br />

begrenzten Wettbewerb,<br />

● lange Postwege für Anfragen und Angebote<br />

sowie<br />

● lange Vorgangsbearbeitungszeiten im<br />

Einkauf und beim Lieferanten.<br />

3 Das internetbasierte<br />

Ausschreibungssystem „W3AS“<br />

der Thyssen Krupp Stahl AG (TKS)<br />

3.1 Konzeption<br />

Seit September/Oktober 2000 erfolgen<br />

Ausschreibungen mit steigender Tendenz<br />

über das in 5 Monaten entwickelte Online-<br />

Ausschreibungssystem „W3AS“. Das<br />

System ist so konzipiert, dass grundsätzlich<br />

alle Bedarfe an Hilfs- und Betriebsstoffen,<br />

Reserveteilen, Werksgeräten, Produktionsstoffen,<br />

Betriebs- und Geschäftsausstattung,<br />

Investitionsgütern (Anlagen) und<br />

Dienstleistungen hierüber ausgeschrieben<br />

werden können. Für Dienstleistungen ist<br />

eine Ausbaustufe für umfangreiche Leistungsverzeichnisse/-kataloge<br />

und Aufmaßblätter<br />

auf dem Weg der Realisierung<br />

(Fertigstellung Ende Juni 01).<br />

Bei der Entwicklung von „W3AS“ wurde<br />

Wert auf die Verwendung zukunftsweisender<br />

Technologien und die Anbindung an<br />

das ERP-System SAP gelegt, wie die Systemarchitektur<br />

(Bild 2) zeigt.<br />

Durch Integration in das operative SAP-<br />

System werden alle Aktionen und Aktivitäten<br />

von „W3AS“ automatisch dort abgebil-


15<br />

E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem „W3AS“<br />

det, so auch die online eingegebenen<br />

Angebote. Das zusätzliche Speichern der<br />

Beleghistorie gewährleistet Revisionssicherheit.<br />

Funktionalität und Benutzeroberfläche<br />

sind auf skalierbarer und internettypischer<br />

Umgebung (SUN/Bea/JAVA/<br />

HTML) realisiert. Über das TKS-Portal<br />

http://www.thyssen-krupp-stahl.de (Bild 1)<br />

bzw. direkt über http://w3as.thyssenkrupp-stahl.com<br />

(Bild 3) steht das System<br />

im Internet zur Verfügung.<br />

3.2 Funktionalitäten<br />

Der Einkäufer legt im SAP-System eine<br />

Anfrage an, die per Mausklick nach<br />

„W3AS“ übertragen wird. Dort erfolgt die<br />

Freischaltung für alle Interessenten internetweit<br />

als „offene“ oder „geschlossene“<br />

Ausschreibung.<br />

„Offene“ Ausschreibungen sind für jeden<br />

interessierten Lieferanten zugänglich,<br />

„geschlossene“ können nur die vom Einkäufer<br />

aus bestimmten Gründen ausgewählten<br />

Lieferanten einsehen. Grundsätzlich<br />

werden „offene“ Ausschreibungen<br />

platziert, „geschlossene“ nur in begründeten<br />

Ausnahmefällen, z.B. wegen des Vorhandenseins<br />

eines besonderen Know-hows<br />

auf Seiten der Lieferanten oder bei TKS<br />

selbst.<br />

Der Einkäufer kann auch bei „offenen“<br />

Ausschreibungen bestimmte Lieferanten<br />

vorgeben, von denen er ein Angebot<br />

erwartet. Das System verfügt über<br />

Tracking-Funktionen, wodurch alle vorgewählten<br />

Lieferanten – ob in einer „offenen“<br />

oder in einer „geschlossenen“ Ausschreibung<br />

– automatisch per E-Mail über die sie<br />

betreffenden Ausschreibungen informiert<br />

werden.<br />

Interessierte Lieferanten können sich auf<br />

der Login-Seite des Systems (Bild 3) als<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Login-Seite des Online-Ausschreibungssystems „W3AS“ (Bild 3)<br />

„registrierte“ User oder als Gäste einloggen.<br />

Beide haben Einblick in die „offenen“<br />

Ausschreibungen, nur registrierte User<br />

auch in die „geschlossenen“, sofern sie<br />

vom Einkäufer fallweise für diese ausgewählt<br />

worden sind.<br />

Möchte ein bisher unbekannter Lieferant<br />

(„Gast“) zu einem „offen“ ausgeschriebenen<br />

Bedarf ein Angebot abgeben, muss er<br />

sich vorher registrieren lassen. Dazu ist ein<br />

Online-Fragebogen auszufüllen, in dem<br />

Angaben zum Unternehmensprofil abgefragt<br />

werden. Die Angaben werden dem<br />

Einkäufer per Mausklick übermittelt. Dieser<br />

prüft, ob es sich um einen geeigneten<br />

Geschäftspartner handeln könnte und veranlasst<br />

im positiven Fall das Anlegen eines<br />

Anbieterstammsatzes durch den Systemadministrator<br />

sowie die User-Freigabe per<br />

E-Mail unter Angabe einer Identnummer<br />

und eines Passwords.<br />

Die Online-Eingabe von Angeboten ist<br />

nur registrierten Usern/Lieferanten möglich!<br />

Anbieter können online eingegebene<br />

Angebote auch zwischenspeichern, um sie<br />

bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt –<br />

jedoch vor Ablauf der Angebotsfrist – weiter<br />

zu bearbeiten und freizugeben. Zu jeder<br />

Ausschreibungsposition sind Anmerkungen<br />

in einem besonderen Feld möglich, etwa<br />

der Hinweis auf technische Abweichungen<br />

oder auf qualitativ vergleichbare aber preiswertere<br />

Alternativen.<br />

Die online eingegebenen Angebote werden<br />

automatisch aus „W3AS“ in das SAP-<br />

System übertragen, wodurch der gesamte<br />

Vorgang im führenden ERP-System transparent<br />

und nachvollziehbar ist.<br />

Für die Auftragsvergabe kommen nur<br />

online eingegebene Angebote infrage, es<br />

sei denn, es handelt sich bei der Ausschreibung<br />

um eine Informationsanfrage,<br />

was in der Ausschreibung kenntlich<br />

gemacht werden kann.<br />

Der Einkäufer erhält erst nach Ablauf der<br />

Angebotsfrist mittels Mausklick Zugang zu


16<br />

E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem „W3AS“<br />

den Online-Angeboten und dem vom<br />

System gleichzeitig automatisch generierten<br />

Preis-Angebots-Vergleich. Der Preis-<br />

Angebots-Vergleich berücksichtigt ein Ranking,<br />

sodass die günstigsten Angebote<br />

immer an erster Stelle erscheinen (Bild 4).<br />

Sofern bestimmte Voraussetzungen<br />

erfüllt sind – hierzu gehören im Wesentlichen<br />

die Eindeutigkeit der Bedarfsdefinition<br />

sowie die für alle Anbieter gleichen preislichen,<br />

terminlichen und gewährleistungsmäßigen<br />

Rahmenbedingungen für einen<br />

eventuellen Auftrag – kann der Preis-<br />

Angebots-Vergleich auch Basis für eine im<br />

„W3AS“ ebenfalls konzipierte Vergabeauktion<br />

(Reverse Auction) sein, beispielsweise<br />

mit den drei günstigsten Anbietern.<br />

4 Einführung<br />

Der Erfolg eines internetbasierten Ausschreibungssystems<br />

wie das der Thyssen<br />

Krupp Stahl AG hängt wesentlich von dessen<br />

Bekanntheitsgrad ab. Bei der Informa-<br />

Preis-Angebots-Vergleich (Bild 4)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Entwicklung der Lieferantenzugriffe (Bild 5)<br />

tionsfülle im World Wide Web ist nicht ohne<br />

weiteres zu erwarten, dass mögliche neue<br />

Geschäftspartner selbst bei intensiver<br />

Suche unmittelbar auf die gewünschten<br />

Webseiten stoßen. Vor diesem Hintergrund<br />

hat die Materialwirtschaft von TKS parallel<br />

zur Installation von „W3AS“ eine gezielte<br />

Informationskampagne geführt, und zwar<br />

im Internet selbst, in Suchmaschinen, in<br />

Fachzeitschriften sowie in allen Bestellschreiben<br />

seit Oktober 2000. Im Februar<br />

2000 wurden alle aktuellen Lieferanten mit<br />

einem wesentlichen Einkaufsvolumen<br />

nochmals gezielt angeschrieben mit der<br />

Aufforderung, sich als User im „W3AS“<br />

registrieren zu lassen, da Ausschreibungen<br />

in Zukunft in der Regel nur noch hierüber<br />

erfolgen werden.<br />

Im März 2001 wurden 235, im April 361<br />

Ausschreibungen im „W3AS“ platziert, im<br />

April sind 1.300 Angebote online abgegeben<br />

worden. Die Entwicklung der Lieferantenzugriffe<br />

zeigt Bild 5.<br />

5 Auswirkungen<br />

Die Auswirkungen des internetbasierten<br />

Online-Ausschreibungssystems „W3AS“<br />

bestehen<br />

● vorrangig darin, signifikante Einsparungen<br />

durch Verbesserung der Einaufskonditionen<br />

infolge „grenzenlosen“ Wettbewerbs<br />

erzielen zu können und<br />

● nachrangig in der Reduzierung der Prozesskosten<br />

infolge des voll elektronischen<br />

Ausschreibungsverfahrens statt<br />

der bisherigen, größtenteils manuellen<br />

Papierorganisation.<br />

Quantitative Prognosen sind schwierig.<br />

Promoter, Provider, Profiteure aber auch<br />

Praktiker nennen durchschnittliche Einsparpotenziale<br />

bis in hohe zweistellige Prozentsätze.<br />

Dies ist – von Ausnahmen abgesehen<br />

– unseriös, zumal es abhängig ist von<br />

dem jeweils erreichten Preisniveau einerseits<br />

und dem Organisationsgrad andererseits.<br />

Unstrittig sind jedoch durchschnittliche<br />

Einsparpotenziale im unteren einstelligen<br />

Prozentbereich auch für die Unternehmen,<br />

die bereits ein jeweils gutes Niveau<br />

erreicht haben. Das heißt: Das internetbasierte<br />

Online-Ausschreibungssystem<br />

„W3AS“ ist eine höchst lohnenswerte Investition!


17<br />

Ralf Jacke,<br />

Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff<br />

E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels<br />

elektronischer Kataloge im Intranet/Internet<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Elemente und Funktionen des E-Procurement im<br />

„Materialwirtschaft e-shop“ von ThyssenKrupp Stahl (Bild 1)


18<br />

E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet<br />

1 Generelle Entwicklung<br />

Beschaffungsprozesse sind seit Jahren<br />

Gegenstand betrieblicher Reorganisationsmaßnahmen<br />

mit hohem Stellenwert. Dabei<br />

gilt die elektronisch gestützte Beschaffung<br />

von Waren und Dienstleistungen als ein<br />

wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Neben<br />

internetbasierten Ausschreibungssystemen<br />

zur verstärkten Nutzung des globalen Wettbewerbs<br />

kommt dem Einsatz elektronischer<br />

Produktkataloge und deren Bereitstellung<br />

über das jeweilige Intranet oder auf internetbasierten<br />

Marktplätzen besondere<br />

Bedeutung zu. Der von den Strategen und<br />

Promotern des E-Business hierfür besetzte<br />

Begriff heißt „E-Procurement“.<br />

Durch E-Procurement entfällt eine Reihe<br />

von Schritten des konventionellen Beschaffungsprozesses.<br />

So können Genehmigungsabläufe<br />

erheblich verkürzt werden.<br />

Die Suche nach geeigneten Artikeln und<br />

deren schnelle Beschaffung direkt durch<br />

den Bedarfsträger im Betrieb beseitigt die<br />

oft aufwendige Papierorganisation über<br />

den Einkauf. Unternehmen, die E-Procurement-Lösungen<br />

einsetzen, profitieren somit<br />

vor allem von beschleunigten rationelleren<br />

Bildschirmmaske der Suchfunktionen (Bild 2)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Beschaffungsprozessen. Durch die Hinterlegung<br />

einer Vielzahl von Produktkatalogen<br />

im Intranet bzw. Internet ergibt sich zudem<br />

ein besserer Produkt- und Preisüberblick.<br />

Der Einstieg in E-Procurement im Sinne<br />

der Nutzung elektronischer Produktkataloge<br />

erfolgt zunächst und vorrangig für den Bedarf<br />

an so genannten „C-Artikeln“, so auch<br />

bei der Thyssen Krupp Stahl AG (TKS).<br />

2 Ausgangssituation bei<br />

ThyssenKrupp Stahl<br />

Die herkömmliche Beschaffung von<br />

C-Artikeln ist bei TKS wie folgt organisiert:<br />

● Hilfs- und Betriebstoffläger<br />

Gelagerte bzw. vom Lieferanten in Form<br />

der Direktversorgung* anzuliefernde Artikel<br />

werden von den Betrieben über SAP<br />

reserviert (= abgerufen).<br />

● Sammelverrechnungsabkommen<br />

Nicht gelagerte Artikel mit einem Einzelwert<br />

< 100 € können mittels Materialanforderungsbeleg<br />

über den Einkauf bei<br />

lokalen Vertragslieferanten abgerufen<br />

werden.<br />

● Bestellanforderung<br />

Alle anderen Artikel werden über eine<br />

SAP-Bestellanforderung (BANF) beim<br />

Einkauf zur Beschaffung angefordert.<br />

Die Prozesszeiten für die Beschaffung<br />

von C-Artikeln von der Bedarfsentstehung<br />

bzw. -ermittlung über Anforderung, Genehmigung,<br />

interne Postwege, Bestellung und<br />

Lieferung bis hin zur Wareneingangsbuchung<br />

liegen in dieser Form – ausgenommen<br />

bei der Direktversorgung* – im Durchschnitt<br />

bei 7 Tagen. Hinzu kommen Rechnungsprüfung<br />

und Bezahlung.<br />

* Direktversorgung: Ehemals bei TKS<br />

gelagerte Artikel wurden bereits in großem<br />

Umfang auf Lieferantenläger übertragen.<br />

Der TKS-Bedarfsträger im Betrieb reserviert<br />

seinen Bedarf wie gehabt in SAP. Die<br />

Reservierung wird elektronisch dem Lieferanten<br />

übermittelt, der die angeforderte<br />

Ware arbeitstäglich anliefert und anschließend<br />

eine Gutschrift erhält.<br />

3 E-Procurement im „Materialwirtschaft<br />

e-shop“ der<br />

Thyssen Krupp Stahl AG (TKS)<br />

In Zukunft erfolgt die Beschaffung von<br />

C-Artikeln bei TKS mehr und mehr durch<br />

den direkten elektronischen Abruf seitens<br />

der betrieblichen Bedarfsträger aus den vom<br />

Einkauf bepreisten elektronischen Produktkatalogen.<br />

Materialwirtschaft schließt hierzu<br />

Rahmenverträge bzw. Konditionsabkommen<br />

über Katalogartikel ab (bzw. benutzt die bereits<br />

in großem Umfang vorhandenen Verträge)<br />

und stellt die entsprechenden Kataloge<br />

den Bedarfsträgern im so genannten<br />

„Materialwirtschaft e-shop“ im Intranet und/<br />

oder ggf. auch auf internetbasierten Marktplätzen<br />

zum Abruf zur Verfügung (Bild 1).


19<br />

E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet<br />

Abruf beim Lieferanten (Bild 3)<br />

Der von den Zentralbereichen Materialwirtschaft<br />

und Informatik-Anwendungen<br />

der TKS konzipierte „Materialwirtschaft<br />

e-shop“ ist so gestaltet, dass sich berechtigte<br />

User (= betriebliche Bedarfsträger)<br />

über einen Standard-Internet-Browser in<br />

das System einloggen und benötigte Artikel<br />

per Mausklick abrufen können. Die Menüführung<br />

des Systems ist für die User<br />

grundsätzlich selbsterklärend, sodass<br />

umfassende Schulungsmaßnahmen nicht<br />

unbedingt erforderlich sind.<br />

Umfangreiche Suchfunktionen (Bild 2)<br />

ermöglichen den betrieblichen Bedarfsträgern<br />

das schnelle Auffinden von Artikeln.<br />

Neben der Artikelsuche über die Kataloghierachie,<br />

die sich am Klassifizierungsschema<br />

eCl@ss ausrichtet, kann auch innerhalb<br />

eines Katalogs oder über mehrere Kataloge<br />

mittels komplexer Suchmaschinen nach<br />

Artikeln gesucht werden. Außer über die<br />

klassische Suchfunktion nach Text (Volltextsuche),<br />

besteht die Möglichkeit, nach Lieferanten-,<br />

Hersteller- und/oder TKS-Artikelnummer<br />

sowie über Synonyme zu suchen.<br />

Das Suchergebnis (den Artikel) kann sich<br />

der User auf Wunsch mit Bildansichten<br />

anzeigen lassen. Darüber hinaus ist für<br />

jeden Artikel eine ausführliche technische<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Benutzerspezifischer Warenkorb (Bild 4)<br />

Beschreibung hinterlegt.<br />

Alle ausgewählten Artikel werden in<br />

einem Warenkorb zwischengespeichert.<br />

Von diesem Warenkorb aus gelangt der<br />

User in den direkten Abruf beim Lieferanten<br />

(Bild 3). Der Abruf ist mit einer gültigen<br />

Kostenstelle oder einer Auftragskontierung<br />

und der entsprechenden Anlieferstelle zu<br />

ergänzen. Das SAP-Sachkonto „hängt“ für<br />

den Nutzer unsichtbar an der Warengruppe<br />

und wird automatisch mitgeführt. Im Abruf<br />

werden der Gesamtbestellwert und das<br />

aktuell noch verfügbare Budget des<br />

betrieblichen Bedarfsträgers angezeigt.<br />

Jeder berechtigte Nutzer kann individuelle<br />

Standardartikel definieren und sich<br />

eigene („favorisierte“) Warenkörbe (Bild 4)<br />

anlegen, auf die er jederzeit ohne weitere<br />

Katalogsuche direkt zugreifen und einen<br />

Abruf generieren kann.<br />

Abrufe über den „Materialwirtschaft<br />

e-shop“ können nur solche betrieblichen<br />

Mitarbeiter (User/Nutzer) auslösen, für die<br />

der jeweilige Kostenstellenverantwortliche<br />

ein Budget eingerichtet hat und solange<br />

dieses Budget nicht überschritten ist.<br />

Jeder berechtigte Nutzer (Bedarfsträger)<br />

kann sich die von ihm generierten externen<br />

Abrufe und internen Reservierungen – aus-<br />

gewertet nach Zeitraum, Katalog, Artikel,<br />

Kontierung und Budget – zur Selbstkontrolle<br />

am Bildschirm anzeigen lassen.<br />

Der Kostenstellenverantwortliche ist<br />

ebenfalls in der Lage, sich jederzeit auf<br />

Knopfdruck anzeigen zu lassen, wofür und<br />

von wem die von ihm vergebenen Budgets<br />

genutzt werden bzw. bis dahin genutzt worden<br />

sind. Hierdurch wird ihm ein Controllinginstrument<br />

an die Hand gegeben,<br />

das das bisherige, zeitaufwendige Genehmigungsverfahren<br />

(Unterschreiben jeder<br />

einzelnen Anforderung für extern zu beziehende<br />

Güter bzw. jedes einzelnen Materialentnahmescheins<br />

für die Artikel im TKSeigenen<br />

Lager oder die über Sammelverrechnungsabkommen<br />

zu beziehenden Artikel)<br />

auf rationelle Weise ersetzt. Außerdem<br />

ist sichergestellt, dass das von ihm vorgegebene<br />

Budget ohne seine Erlaubnis nicht<br />

überschritten werden kann.<br />

Alle Wareneingänge, die aufgrund der<br />

Abrufe aus dem „Materialwirtschaft<br />

e-shop“ erfolgen, werden wie üblich in SAP<br />

erfasst. Die Wareneingangsbuchung stößt<br />

eine Gutschrift an. Einbuchung und Prüfung<br />

von Rechnungen entfallen.<br />

Die Materialwirtschaft kann über alle<br />

getätigten Abrufe und Reservierungen per


20<br />

E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet<br />

Knopfdruck für jeden Katalog oder jede<br />

Warengruppe eine ABC-Analyse erstellen<br />

(Bild 5). Dies räumt ihr u. a. die Möglichkeit<br />

ein, mit den Lieferanten eine differenzierte<br />

(z.B. umschlagabhängige) günstigere<br />

Preisgestaltung zu vereinbaren.<br />

Da jede E-Procurement-Lösung nur so<br />

gut ist wie ihre Integration in das bestehende<br />

ERP-System, ist ein wichtiger Bestandteil<br />

des „Materialwirtschaft e-shop“ von<br />

TKS die Schnittstelle zum bestehenden<br />

SAP-System. Jeder Abruf erzeugt automatisch<br />

eine Bestellung oder alternativ, wenn<br />

der benötigte Artikel in der Materialwirtschaft<br />

von TKS noch gelagert ist, eine<br />

Reservierung im SAP-System. Hierdurch<br />

entfällt das Springen zwischen zwei Systemen.<br />

Der betriebliche Bedarfsträger kann<br />

vielmehr neben externen Abrufen gleichzeitig<br />

auf die Artikel der unternehmenseigenen<br />

Materialwirtschaftsläger zugreifen.<br />

Per Klick wird der Abruf vom „Materialwirtschaft<br />

e-shop“-System an SAP übertragen<br />

und verbucht. Dort erfolgt die obligatorische<br />

Prüfung auf Kontierung, Warenempfänger<br />

und ggf. TKS-Artikelnummer.<br />

Bei positiver Prüfung meldet SAP eine entsprechende<br />

Abrufnummer oder bei Waren<br />

mit TKS-Artikelnummer eine Reservierungsnummer<br />

an den „Materialwirtschaft e-shop“<br />

zurück. Unmittelbar danach wird der Abruf<br />

an den jeweiligen Lieferanten wahlweise per<br />

E-Mail im Format EDI, HTML, XML (z.B.<br />

opentrans, idoc etc.), als Text mit oder<br />

ohne Satzstruktur oder über einen internetbasierten<br />

Marktplatz übertragen.<br />

Das System ist so konzipiert, dass neben<br />

den im „Materialwirtschaft e-shop“ von<br />

TKS liegenden Katalogen auch auf allgemeinen<br />

oder branchenspezifischen Internetmarktplätzen<br />

liegende Kataloge zugegriffen<br />

werden kann. Techniken, die dieses<br />

ermöglichen, werden von den marktführen-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

ABC-Analyse (Bild 5)<br />

den Software-Herstellern „Punch out“ oder<br />

„Round Trip“ genannt und verfolgen die<br />

Vision, dass alle Materialien und Produktbeschreibungen<br />

in Zukunft über das Internet<br />

aufzufinden sein werden.<br />

4 Einführung und Nutzung<br />

Das System ist seit langem ausgetestet<br />

und betriebsbereit. Die Nutzung ist jedoch<br />

abhängig von der Verfügbarkeit von Katalogen.<br />

Die Erstellung von Katalogen durch<br />

die Lieferanten ist trotz Orientierung an<br />

Standards – gemessen an der Entwicklungszeit<br />

des Systems selbst – sehr zeitaufwendig.<br />

Selbst weltweit operierende Unternehmen<br />

haben Schwierigkeiten, ihre Kataloge<br />

kurzfristig in der geforderten Datenstruktur<br />

zur Verfügung zu stellen. Die Wahrnehmung<br />

dieser Aufgabe durch spezielle<br />

Provider (Catalogue-Factories) ist – wiederum<br />

gemessen an dem Entwicklungsaufwand<br />

für das System selbst – extrem teuer<br />

und daher möglichst zu vermeiden. TKS<br />

geht davon aus, etwa 15 Kataloge (von ca.<br />

30) bis Ende Juli 2001 eingestellt zu<br />

haben.<br />

5 Auswirkungen<br />

Durch die vollelektronische Abwicklung<br />

wird die Beschaffungszeit für beim Lieferanten<br />

gelagerte Artikel von der Bedarfsfeststellung<br />

bis zum Wareneingang und<br />

zur Gutschrift auf 2 Tage (statt bisher ca.<br />

7 Tage + Rechnungsprüfung) verkürzt. Im<br />

Notfall kann die Anlieferung sogar am Tage<br />

des Abrufs erfolgen. Darüber hinaus wird<br />

es möglich sein, die Mittelbindung durch<br />

die weitere Verlagerung bisher noch eigener<br />

Bestände auf Lieferanten zu reduzieren.<br />

Von großem Wert für den Einkauf ist<br />

zudem die Artikel-, Preis- und Kostentransparenz,<br />

die für Katalogartikel in dieser Form<br />

erstmalig zur Verfügung stehen wird.<br />

Die Vorteile des „Materialwirtschaft e-shop“-<br />

Konzepts der Thyssen Krupp Stahl AG liegen<br />

somit vorrangig in der erheblichen<br />

Straffung des Beschaffungsprozesses für<br />

Katalogartikel/C-Artikel bis hin zur Gutschrift<br />

und der damit einhergehenden Reduzierung<br />

der entsprechenden Prozesskosten.<br />

Alles in allem handelt es sich – wie im<br />

Falle des Online-Ausschreibungssystems<br />

„W3AS“ – um eine höchst wirtschaftliche<br />

Investition!


21<br />

Dipl.-Kfm. Klaus Hedding<br />

E-Business@Hoesch Hohenlimburg<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

E-Business-Lösungen von Hoesch Hohenlimburg (Bild 1)


22<br />

1 Einleitung<br />

E-Business@Hoesch Hohenlimburg<br />

An dem diesjährigen Innovationswettbewerb<br />

war das Unternehmen Hoesch<br />

Hohenlimburg mit dem Beitrag „E-Business@HoeschHohenlimburg“<br />

vertreten.<br />

Inhaltlich reichte das Spektrum dabei vom<br />

● E-Procurement für C-Materialen<br />

● über den Internetauftritt des Geschäftsbereichs<br />

Mittelband<br />

● bis hin zum Supply-Chain-Management<br />

im Geschäftsbereich Spezialprofile<br />

Schwerte<br />

und stellte damit die Verknüpfung zu den<br />

Bereichen Beschaffung, Service und Vertrieb<br />

her.<br />

Alle drei nachfolgend näher vorgestellten<br />

Projekte befinden sich inzwischen im<br />

erfolgreichen praktischen Einsatz.<br />

2 E-Procurement<br />

Die Forderung nach einer E-Procurement-Lösung<br />

resultierte aus dem hohen<br />

Aufwand für die Beschaffung von Materialien<br />

und Dienstleistungen jeglicher Art.<br />

Zunächst konzentrierte man sich dabei auf<br />

C-Materialien, worunter Artikel definiert<br />

werden, die sich in einem elektronischen<br />

Katalog abbilden lassen, für die feste Preisvereinbarungen<br />

getroffen werden können<br />

und die keinen besonderen Sicherheitsvorschriften<br />

unterliegen (Bild 2).<br />

Ziel war es, bei der hohen Anzahl von<br />

Bestellungen die Prozesskosten sowie die<br />

langen Durchlaufzeiten zu minimieren. Für<br />

die Realisierung dieses Projektes wurde ein<br />

Projektteam, bestehend aus Vertretern der<br />

Bereiche Einkauf, Controlling, Rechnungswesen<br />

und Informationstechnik, ins Leben<br />

gerufen. Neben Standard-Kriterien, wie<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

E-Procurement: Ausgangssituation (Bild 2)<br />

z.B. kostenstellenbezogene Abrechnung<br />

und Budgetkontrolle, sollte die HHO-<br />

Lösung voll in die vorhandene SAP R/3-<br />

Umgebung integrierbar sein, wobei die<br />

Softwarekosten je Arbeitsplatz möglichst<br />

klein zu halten waren (Bild 3).<br />

Nach vier Monaten Realisierungszeit und<br />

einer 6-monatigen Pilotphase war im September<br />

2000 das Projekt abgeschlossen<br />

(Bild 4). Von da an stand allen mit Lotus<br />

Notes arbeitenden Mitarbeitern ein Programm<br />

zur Verfügung, auf dessen Basis<br />

Büromittel, Werbemittel und Werkzeuge<br />

über einen elektronischen Katalog zunächst<br />

ausgesucht und dann bestellt werden<br />

E-Procurement: Konzeption (Bild 3)<br />

konnten. Die Bedienbarkeit des neu<br />

geschaffenen Moduls erwies sich dabei als<br />

äußerst anwendungsfreundlich, sodass nur<br />

ein geringer Schulungsaufwand für die Mitarbeiter<br />

erforderlich wurde.<br />

Mit dieser E-Business-Lösung ist es<br />

gelungen, den gesamten logistischen Prozess,<br />

angefangen bei der Bestellung bis hin<br />

zur verursachungsgerechten Verbuchung<br />

des Warenwerts, automatisch in komprimierter<br />

und übersichtlicher Form im SAP<br />

R/3 abzubilden. Sämtliche Transaktionen<br />

sowohl durch den Bestellenden als auch<br />

durch dessen Vorgesetzten sind jederzeit<br />

nachvollziehbar und abrufbar.


23<br />

E-Business@Hoesch Hohenlimburg<br />

E-Procurement: Realisierung (Bild 4)<br />

Die Prozesskosten konnten dank der<br />

nunmehr direkten Auslösung der Bestellung<br />

und der damit automatischen Übermittlung<br />

an den Lieferanten, der automatischen<br />

Erfassung aller gelieferten Positionen<br />

in SAP R/3 sowie der Begleichung der<br />

Forderungen mittels Gutschriftverfahren um<br />

60 % gesenkt werden. Infolge des hieraus<br />

resultierenden teilweisen Wegfalls zeitaufwendiger<br />

Arbeiten, ließen sich auch die<br />

Durchlaufzeiten im administrativen Bereich<br />

spürbar verkürzen. Insgesamt verringerte<br />

sich die Prozessdauer von ehemals 1 bis 2<br />

Wochen auf jetzt nur noch 3 Tage.<br />

Neben diesen messbaren Kostenvorteilen<br />

ist mit der Umsetzung dieses E-Business-Projektes<br />

gleichzeitig aber auch ein<br />

komfortables und fortschrittliches Beschaffungsinstrumentatrium<br />

geschaffen worden,<br />

das inzwischen ca. 720 Mitarbeitern zur<br />

Verfügung steht.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

3 Internetauftritt des Geschäftsbereichs<br />

Mittelband<br />

Ein weiterer Schritt in Richtung E-Business<br />

war der im Dezember letzten Jahres<br />

fertig gestellte neue Internetauftritt des Geschäftsbereichs<br />

Mittelband (Bilder 5 bis 7).<br />

Zielsetzung war es, eine kommunikative<br />

Plattform zu schaffen, die sich einerseits an<br />

den Bedürfnissen der Kunden orientiert,<br />

gleichzeitig aber auch den Informationsbedarf<br />

potenzieller Interessenten bzw. möglicher<br />

Neukunden befriedigt. Insbesondere<br />

Internetauftritt Mittelband: Ausgangssituation (Bild 5)<br />

auf Grund der produktspezifischen Gegebenheiten<br />

ist ein intensiver und regelmäßiger<br />

Informationsaustausch zwischen dem<br />

Geschäftsbereich Mittelband und dessen<br />

Kunden zwingend notwendig.<br />

So wurden auch der Inhalt und die Form<br />

des Internetauftritts schwerpunktmäßig auf<br />

die Belange der Hauptabnehmergruppen,<br />

nämlich der Kaltwalzindustrie und der<br />

Direktverarbeiter, abgestimmt. Durch<br />

gezielte Informationsaufbereitung und<br />

einem daraus resultierenden unmittelbaren<br />

zusätzlichen Kundennutzen galt es, weitere<br />

Kundenbindungspotenziale auszuschöpfen.<br />

Als interessant für den bereits bestehenden<br />

Kunden erweist sich vor allem der tiefe<br />

Einblick in den Fertigungsprozess, was<br />

bedeutet, dass über einen dem Kunden<br />

zugeteilten Zugangscode nicht nur seine<br />

fertigen Produkte online gesehen, sondern<br />

auch der Fertigungsfortschritt (walzen, beizen,<br />

spalten usw.) tagesaktuell verfolgt<br />

werden können. Hierfür stehen unterschiedlichste<br />

Selektionskriterien zur Verfügung.<br />

So ist es beispielsweise möglich, alle<br />

gebuchten Aufträge, nur Aufträge mit versandbereiten<br />

Mengen oder nur Aufträge,<br />

die bereits versandt wurden, aufzurufen.<br />

Innerhalb dieser Gruppen können weitere


24<br />

E-Business@Hoesch Hohenlimburg<br />

Internetauftritt Mittelband: Konzeption (Bild 6)<br />

Einschränkungen nach dem jeweiligen<br />

Bestellzeichen und der Abmessung vorgenommen<br />

werden. Um dabei die Aktualität<br />

der Daten zu gewährleisten, werden alle<br />

erforderlichen Informationen in kontinuierlichen<br />

Zeitabständen aus dem internen Auftragsabwicklungs-<br />

und PPS-System auf<br />

den entsprechenden Internetserver transferiert.<br />

Internetauftritt Mittelband: Realisierung (Bild 7)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Darüber hinaus müssen natürlich auch<br />

allgemeine Informationen rund um das<br />

Produkt zur Verfügung gestellt werden. Ein<br />

wichtiges Kriterium ist dabei vor allem das<br />

Güten- und Abmessungsspektrum, das in<br />

übersichtlicher, tabellarischer Form aufbereitet<br />

wurde. Zusätzlich sind innerhalb einzelner<br />

Gütengruppen noch weiter reichende<br />

Informationen, wie metallurgische Eigen-<br />

schaften und/oder chemische Zusammensetzungen,<br />

abrufbar.<br />

Ergänzt wird der Auftritt auch durch bildlich<br />

dargestellte Anwendungsbeispiele, die<br />

über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />

im Bereich der Direktverarbeitung informieren.<br />

In Form eines so genannten Anwendungs-Showrooms<br />

sind unterschiedlichen<br />

Gütengruppen mehrere konkrete Anwendungen<br />

zugeordnet. Selbst ein Blick in die<br />

Fertigung bleibt dem Betrachter nicht verborgen.<br />

Über eine schematische Anlagenübersicht,<br />

die den gesamten Fertigungsablauf<br />

skizziert, können einzelne Aggregate<br />

aufgerufen und bildlich dargestellt werden.<br />

Zusätzlich lässt sich zu jedem Bild noch eine<br />

kurze textliche Beschreibung einblenden.<br />

Um den Anforderungen einer gezielten<br />

und detaillierten Kundenanfrage zu entsprechen,<br />

musste zudem ein anwendungsfreundliches<br />

Anfrageformular entwickelt<br />

werden, und zwar in Form eines einfachen<br />

und sich zum Teil selbst erklärenden Bedienungsmoduls.<br />

Voraussetzung war, möglichst<br />

viele Spezifikationen über ein Auswahlfeld<br />

zur Verfügung zu stellen. Mit der<br />

nunmehr gezielten Umsetzung dieses Formulars<br />

ist es gelungen, dem Kunden ein<br />

Instrument an die Hand zu geben, bei dem<br />

seine Anfragen schnell und unbürokratisch<br />

beantwortet werden können.<br />

Durch die hier beschriebene konsequente<br />

Ausrichtung auf die Belange und Bedürfnisse<br />

der Kunden, die insbesondere durch<br />

die gezielte und teilweise auch individuelle<br />

Informationsbereitstellung zum Ausdruck<br />

kommt, ist der Internetauftritt des<br />

Geschäftsbereichs Mittelband für die Kunden<br />

inzwischen zu einem wichtigen, zeitunabhängigen<br />

Kommunikationselement<br />

geworden. Für den Geschäftsbereich selbst<br />

bedeutet dies aber auch, weitere Kundenbindungspotenziale<br />

erzielen zu können.


25<br />

E-Business@Hoesch Hohenlimburg<br />

Supply-Chain-Management: Ausgangssituation (Bild 8)<br />

4 Supply-Chain-Management<br />

Eine dem Kunden jederzeit zur Verfügung<br />

stehende präzise und zeitnahe Auskunft<br />

war auch Gegenstand der dritten hier vorgestellten<br />

E-Business-Lösung (Bilder 8 bis<br />

10). So einfach diese Anforderungen bei<br />

Verfügbarkeit von funktionierenden Planungs-<br />

und Fertigungssteuerungssystemen<br />

im eigenen Unternehmen zu erfüllen sind,<br />

so schwierig wird die Realisierung, wenn<br />

die Auskunft gebende Funktion bei einem<br />

Dritten angesiedelt und zudem noch über<br />

mehrere Zeitzonen entfernt ist.<br />

Mitte 1999 hat die Firma GSP (German<br />

Supply-Chain-Management: Konzeption (Bild 9)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Special Profiles), ein Joint Venture mit<br />

Owen Industries, seinen Betrieb in Atlanta,<br />

Georgia, aufgenommen. GSP bedient den<br />

amerikanischen Markt mit Spezialprofilen<br />

aus Schwerte, betreut Kunden, ist aber<br />

auch in der Neuakquisition tätig.<br />

Mit der Implementierung eines Supply-<br />

Chain-Management mit und für GSP sollte<br />

eine Lösung geschaffen werden, die es<br />

ermöglichte, einen ständigen Informationsaustausch<br />

zwischen dem Endverbraucher<br />

und dem Distributor GSP auf der einen<br />

Seite sowie Hoesch Hohenlimburg als Hersteller<br />

auf der anderen Seite zu gewährleisten.<br />

Für diesen Zweck wurde im November<br />

1999 in enger Abstimmung mit dem amerikanischen<br />

JV-Partner ein Team, bestehend<br />

aus dem Vertrieb Spezialprofile und der DV-<br />

Abteilung, zusammengestellt, um das Projekt<br />

zu realisieren.<br />

Zunächst war es erforderlich, alle notwendigen<br />

Daten entsprechend den möglichen<br />

Fragestellungen entlang der Supply-<br />

Chain zu erfassen. Fragestellungen etwa<br />

nach der Auftragsnummer und den Materialnummern<br />

des Endverbrauchers, der<br />

Auftragsnummer von GSP, den GSP-eigenen<br />

Materialnummern und letztlich den<br />

Auftrags- und Materialnummern des<br />

Geschäftsbereichs Spezialprofile bei HHO.<br />

Da die originären Planungs- und Steuerungssysteme<br />

aller beteiligten Partner<br />

unterschiedlich sind und darüber hinaus<br />

auf diese Systeme bei Dritten grundsätzlich<br />

kein Einfluss besteht, erfolgte die Realisierung<br />

mit Hilfe einer Datenbank der Groupware<br />

Lotus Notes, die sich sowohl bei HHO<br />

als auch bei GSP bereits im Einsatz befand.<br />

Um den grundlegenden Gedanken der<br />

Supply-Chain-Datenbank, nämlich der Auftrags-<br />

und Fertigungssteuerungsinformation<br />

in SAP R/3, ergänzt um die Auftragsund<br />

Materialinformation von GSP und<br />

gegebenenfalls auch des Endverbrauchers,<br />

Rechnung zu tragen, wurden zunächst entsprechende<br />

Partnerrollen definiert. Über<br />

eine ins Lotus Notes und SAP integrierte<br />

Schnittstelle konnte somit die SAP-Information<br />

zeitgleich auch in der Supply-Chain-<br />

Datenbank zur Verfügung gestellt und an<br />

den amerikanischen Partner verteilt werden.<br />

Die Verteilung erfolgt generell über Replikation<br />

zwischen dem Datenbank-Exemplar<br />

bei HHO einerseits und dem Exemplar bei<br />

GSP andererseits. Dabei werden genau die<br />

Daten selektiv übertragen, die GSP betref-


26<br />

E-Business@Hoesch Hohenlimburg<br />

Supply-Chain-Management: Realisierung (Bild 10)<br />

fen, d.h. Daten über eigene Aufträge und<br />

über Aufträge von durch GSP betreute Kunden.<br />

Die Verteilzeitpunkte sind so gewählt,<br />

dass bei minimalem Kostenaufwand für<br />

den Abgleich der Auftragsinformationen<br />

über eine Wählverbindung eine optimale<br />

Aktualität der verfügbaren Informationen<br />

existiert. Die Aktualisierung erfolgt jeweils<br />

zu Geschäftsbeginn in USA und Büroschluss<br />

in Deutschland.<br />

Ist darüber hinaus beim Endverbraucher<br />

Lotus Notes im Einsatz, kann die verfügbare<br />

Auftragsinformation ohne großen Aufwand<br />

einen weiteren Schritt entlang des<br />

Supply-Chain verteilt werden. Dadurch<br />

bedingt ist es möglich, endverbraucherspezifische<br />

Auftragsinformationen aus der<br />

Datenbank des amerikanischen Partners<br />

abzurufen.<br />

Über die standardmäßige Eigenschaft<br />

von Lotus Notes Datenbanken, vorhandene<br />

Informationen auch mit Hilfe eines Internet-<br />

Browsers anzusehen, lässt sich für den<br />

Endverbraucher eine Selbstauskunft auch<br />

über das Internet einholen.<br />

Alle Elemente der Informationsdaten-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

bank, wie zum Beispiel Masken, Ansichten<br />

und Meldungen sind grundsätzlich mehrsprachig<br />

angelegt und können aktuell in<br />

den Sprachen Deutsch und US-Amerikanisch<br />

verfolgt werden. Die im Dialog mit<br />

der Datenbank konkret verwendete Sprache<br />

wird automatisch entsprechend der<br />

Sprachversion des Bedienerarbeitsplatzes<br />

selektiert.<br />

Damit stehen speziell dem Endverbraucher<br />

jederzeit für die verschiedensten Fragestellungen,<br />

sei es nach eigenen Bestellnummern<br />

gegenüber dem Verkauf von GSP<br />

oder nach der Verfügbarkeit von Material<br />

anhand von eigenen Materialnummern<br />

gegenüber der Logistik von GSP, aktuelle<br />

Informationen zeitnah zur Verfügung.<br />

Unabhängig von der Fragestellung können<br />

die erforderlichen Informationen kurzfristig<br />

auch über vorliegende Suchkriterien ermittelt<br />

werden.<br />

Auch als eigene Informationsquelle findet<br />

die Datenbank bei GSP Verwendung,<br />

um jederzeit über den Status von Aufträgen<br />

gegenüber dem Geschäftsbereich Spezialprofile<br />

bei HHO im Bilde zu sein. Des Weite-<br />

ren sind Informationen über ausgewählte<br />

Standardprofile in der Datenbank mit aktuellen<br />

Lagerbestandsdaten angereichert, die<br />

für die Disposition bei GSP selbst und hinsichtlich<br />

der Lieferfähigkeit gegenüber dem<br />

Endverbraucher von Bedeutung sind.<br />

Das im November 1999 begonnene Projekt<br />

war im Februar 2000 abgeschlossen<br />

und konnte damit seinen Routinebetrieb<br />

mit all den oben beschriebenen Vorteilen<br />

aufnehmen.<br />

Unabhängig von dem konkreten Anwendungsfall<br />

beim Partner GSP, für den die<br />

Supply-Chain-Anwendung entwickelt<br />

wurde, steht mit dieser Anwendung auch<br />

ein Prototyp bereit, der in ähnlich gelagerten<br />

Konstellationen bei anderen Partnern<br />

ohne nennenswerten Aufwand adaptiert<br />

und kurzfristig zum Einsatz gebracht werden<br />

kann.<br />

5 Fazit<br />

Mit den hier vorgestellten drei E-Business-Lösungen<br />

sollte beispielhaft verdeutlich<br />

werden, wie Hoesch Hohenlimburg sich<br />

auf die schnelllebigen Veränderungsprozesse<br />

insbesondere im Bereich der Informationstechnologie<br />

einstellt und damit gleichzeitig<br />

eine aktive Rolle innerhalb der Stahlverarbeitungsbranche<br />

einnimmt. Der hieraus<br />

resultierende Nutzenzuwachs für die<br />

Kunden bedeutet gleichzeitig auch ein Ausschöpfen<br />

weiterer Kundenbindungspotenziale.<br />

Für diesen Zweck hat Hoesch Hohenlimburg<br />

inzwischen eine multimediale CD<br />

entwickelt. Mit dieser vertonten Präsentation<br />

sollen Lieferanten, Kunden und Interessenten<br />

aufgefordert werden, sich als Partner<br />

von Hoesch Hohenlimburg an den aufgezeigten<br />

Möglichkeiten einer modernen<br />

Kunden-Lieferantenbeziehung aktiv zu<br />

beteiligen.


27<br />

Uriel Batres,<br />

Carlos Hernandez<br />

CENDI – eine zur Förderung der Marktentwicklung von<br />

nichtrostendem Stahl in Mexiko gegründete Organisation<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Eingangshalle des Bürogebäudes von CENDI, überdacht von einer aus<br />

Edelstahl gefertigten Struktur aus Rohren (Bild 1)


28<br />

CENDI – eine zur Förderung der Marktentwicklung von nichtrostendem Stahl in Mexiko<br />

gegründete Organisation<br />

Ansicht der Fassade des Bürogebäudes von CENDI (Bild 2)<br />

1 Hintergrund<br />

Die tiefen und radikalen Änderungen,<br />

welche die mexikanische Wirtschaft in den<br />

letzten Jahren erfahren hat, einschließlich<br />

der verschiedenen Freihandelsabkommen<br />

(wie z.B. das von den USA und Kanada mit<br />

unterzeichnete NAFTA-Abkommen, und<br />

das mit der Europäischen Union unterzeichnete<br />

Abkommen) verlangen nach<br />

neuen Zielen und Herausforderungen, die<br />

wiederum zu ihrer Realisierung verbesserte<br />

Strategien erfordern.<br />

Eine solide und nachhaltige Entwicklung<br />

des mexikanischen Marktes für nichtrostenden<br />

Stahl erfordert die ständige Verfügbarkeit<br />

von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

und technischer Unterstützung für<br />

vorhandene und potentielle Kunden.<br />

Mexinox entschloss sich daher, eine<br />

Organisation ins Leben zu rufen, um ihren<br />

Kunden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

sowie technische Schulungen zur<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Verfügung zu stellen. Zu ihren Kunden<br />

zählen sowohl die Direktkunden der Walzwerke<br />

als auch die Zwischenhändler und<br />

die kleineren Verbraucher, die wiederum<br />

von den Zwischenhändlern beliefert werden.<br />

Die anfängliche Zielsetzung war, eine<br />

Organisation zu gründen, die selbst den<br />

kleinsten Verarbeiter von nichtrostendem<br />

Stahl in Mexiko erreichen kann (Bilder 1<br />

und 2).<br />

Langfristig werden Geschäftsleute und<br />

Anleger angesichts besserer Bildungsvoraussetzungen<br />

auf dem Markt und zufriedenerer<br />

Kunden dazu bereit sein, mehr finanzielle<br />

Mittel in die mexikanische Industrie<br />

für nichtrostenden Stahl zu investieren.<br />

Der Name des im Januar 2000 gegründeten<br />

Verbandes lautet „Centro Nacional<br />

para el Desarrollo del Acero Inoxidable,<br />

A.C. (CENDI)“ (Nationales Zentrum für die<br />

Förderung nichtrostenden Stahls) und<br />

schließt die folgenden Unternehmen ein:<br />

● Mexinox, der mexikanische Hersteller von<br />

Kaltwalzerzeugnissen aus nichtrostendem<br />

Stahl,<br />

● Aceros Anglo, der mexikanische Hersteller<br />

von Langprodukten,<br />

● die acht wichtigsten Zwischenhändler<br />

für nichtrostenden Stahl in Mexiko,<br />

einschließlich Mexinox Trading,<br />

● Fischer Mexicana, Hersteller von Rohren<br />

aus nichtrostendem Stahl (ebenfalls ein<br />

Unternehmen der Mexinox-Gruppe).<br />

Grundriss des Bürogebäudes von CENDI mit den verschiedenen Bereichen für<br />

Büros, Besprechungszimmer und Informationszentrum sowie den Schulungsräumlichkeiten<br />

und Ausbildungswerkstätten (Bild 3)


29<br />

CENDI – eine zur Förderung der Marktentwicklung von nichtrostendem Stahl in Mexiko<br />

gegründete Organisation<br />

2 Hauptziele von CENDI<br />

CENDI ist eine gemeinnützige Organisation<br />

mit dem Ziel, den Verbrauch von nichtrostendem<br />

Stahl in Mexiko zu fördern und<br />

zu entwickeln, und zwar auf der Grundlage<br />

von Forschung und Ausbildung, sowie der<br />

Förderung von nichtrostendem Stahl<br />

durch eine Kanalisierung und Koordinierung<br />

der Bemühungen von Produzenten,<br />

Zwischenhändlern, Herstellern und<br />

Endverbrauchern.<br />

Tag für Tag stärkt CENDI seine Beziehungen<br />

zu gleichartigen Organisationen mit<br />

ähnlichen Zielsetzungen in der ganzen Welt<br />

wie z.B. NiDI in Kanada, Euro Inox in<br />

Europa, SASSDA in Südafrika, CEDINOX<br />

in Spanien, usw.<br />

3 Wesentliche Merkmale von<br />

CENDI<br />

Die wesentlichen Merkmale von CENDI<br />

sind:<br />

● Die aktive Beteiligung sämtlicher Mitglieder<br />

an allen Projekten<br />

Im Vorstand sind alle Mitgliedskategorien<br />

vertreten: Produzenten, Zwischenhändler,<br />

Hersteller und Endverbraucher.<br />

● Aktive finanzielle Beteiligung der Produzenten<br />

und der Vertriebskette<br />

Die Mexinox-Gruppe beteiligt sich mit<br />

maximal 50 % an dem verabschiedeten<br />

Jahresbudget. Die verbleibenden 50 %<br />

werden von der Vertriebskette durch eine<br />

Abgabe in Höhe von US-$ 10,00 finanziert,<br />

die von Mexinox im Auftrag von<br />

CENDI auf jede Tonne nichtrostenden<br />

Stahls erhoben wird, die an einen der<br />

beteiligten Zwischenhändler geliefert<br />

wird.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

In Fachzeitschriften veröffentlichte Anzeige einer für<br />

Edelstahlküchen entwickelten Idee (Bild 4)<br />

● Eigens eingerichtete Räumlichkeiten<br />

Das Bürogebäude von CENDI wurde von<br />

Anfang an mit der spezifischen Zielsetzung<br />

konzipiert und entworfen, die geeignetsten<br />

Einrichtungen für Vorlesungen<br />

und praktische Schulungen zu bieten,<br />

um einen hohen Ausbildungsstandard zu<br />

gewährleisten. Diese Einrichtungen stehen<br />

allen Institutionen der mexikani-<br />

Titelseite der CENDI-Zeitschrift „Enfoque Inoxidable“<br />

mit der Darstellung verschiedener Anwendungsmöglichkeiten<br />

in der Küche (Bild 5)<br />

schen Industrie für nichtrostenden Stahl<br />

zur Verfügung. Eigene Schulungsräumlichkeiten<br />

und Ausbildungswerkstätten<br />

sind vorhanden (Bild 3).<br />

● Schulungsprogramme<br />

CENDI hat ein vollständiges und spezifisch<br />

ausgerichtetes Programm für alletechnischen<br />

Bereiche des nichtrostenden<br />

Stahls entwickelt. Nach erfolgreichem<br />

Abschluss aller Kurse verleiht CENDI den<br />

technischen Mitarbeitern das Zertifikat<br />

eines „Spezialtechnikers für nichtrostenden<br />

Stahl“, mit dem sie ihre Kompetenzen<br />

in Bezug auf nichtrostenden Stahl in<br />

der mexikanischen Industrie unter Beweis<br />

stellen können.<br />

Darüber hinaus steht auch ein Spezialprogramm<br />

für das Vertriebspersonal der<br />

Mitgliedsunternehmen zur Verfügung, um<br />

diesen Kreis mit den erforderlichen Instrumenten<br />

und Informationen auszustatten,<br />

die sie in die Lage versetzen, bestehende<br />

und potentielle Kunden von den Vorzügen<br />

des nichtrostenden Stahls zu überzeugen.<br />

4 Management und Organisation<br />

CENDI ist in drei Bereiche unterteilt, die<br />

alle an einen einzigen Direktor berichten.<br />

Diese Bereiche haben unterschiedliche Verantwortungen<br />

und Einsatzgebiete. Die<br />

Schwerpunkte dieser Bereiche sind im Folgenden<br />

beschrieben.<br />

● Bereich für Verkaufsförderung<br />

Die Aufgabe des Bereichs Verkaufsförderung<br />

schließt den engen Kontakt zu Universitäten,<br />

Beratern, Architekten, Ingenieuren<br />

und ganz allgemein zu all jenen<br />

Institutionen und Behörden ein, die für


30<br />

CENDI – eine zur Förderung der Marktentwicklung von nichtrostendem Stahl in Mexiko<br />

gegründete Organisation<br />

Die Webseite von CENDI wurde eingerichtet, um das Zusammenwirken der Mitglieder zu fördern und ihnen<br />

Informationen, Neuigkeiten und Links auf Websites zum Thema Edelstahl zur Verfügung zu stellen (Bild 6)<br />

Materialspezifikationen und -normung<br />

zuständig sind. Dieser Bereich fördert<br />

nichtrostende Stahlprodukte, die von den<br />

CENDI-Mitgliedsunternehmen hergestellt<br />

werden, indem er neue Geschäftsmöglichkeiten<br />

durch Beiträge in Magazinen,<br />

Broschüren, Videos, im Internet usw.<br />

sucht (Bilder 4, 5).<br />

● <strong>Technische</strong>r Bereich<br />

Dieser Bereich ist für die Entwicklung von<br />

technischen und Marktforschungsprojekten<br />

zuständig, um neue Anwendungen<br />

für nichtrostenden Stahl zu finden. Ständige<br />

Kommunikation mit ähnlichen Organisationen<br />

in der ganzen Welt ermöglicht<br />

es diesem Bereich, neue, in anderen Teilen<br />

der Welt zur Verfügung stehende<br />

Möglichkeiten auch auf den mexikanischen<br />

Markt zu bringen. Die Schulungsprogramme<br />

werden ebenfalls von diesem<br />

Bereich geleitet und entwickelt.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

● Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich<br />

Dieser Bereich ist für die Verwaltung und<br />

Gesamtführung des CENDI-Informationszentrums<br />

verantwortlich, einschließlich<br />

der statistischen Berichterstattung, die<br />

es den Mitgliedern ermöglicht, die Weiterentwicklung<br />

der Industrie für nichtrostenden<br />

Stahl zu verfolgen. Eine schnelle<br />

Bearbeitung der Anforderungen aller Mitglieder<br />

erfolgt ebenfalls durch diesen<br />

Bereich.<br />

5 Internationales Seminar<br />

Am 19. und 20. April 2001 hielt CENDI<br />

sein erstes internationales Seminar ab, das<br />

den nationalen Servicezentren und Verarbeitern<br />

gewidmet war. Mehr als 200 Teilnehmer<br />

besuchten das Seminar und zeigten<br />

damit das zunehmende Interesse für<br />

nichtrostenden Stahl in der mexikanischen<br />

Industrie.<br />

In diesem Seminar wurden die Teilnehmer<br />

mit der aktuellen Situation der Industrie<br />

für nichtrostenden Stahl in der ganzen<br />

Welt vertraut gemacht. Die Vorträge wurden<br />

von einigen der weltweit angesehensten<br />

Experten für nichtrostenden Stahl wie Heinz<br />

H. Pariser, Thomas Pauly, David Slater,<br />

Barry Waters, Alfred Otto, Gary Coates,<br />

Sonsoles Fernandez und Francisco Castillo<br />

gehalten.<br />

Mit dieser Art von internationalen Seminaren<br />

will CENDI den mexikanischen Herstellern<br />

ein vollständigeres Bild und Verständnis<br />

für die Möglichkeiten vermitteln,<br />

die diese viel versprechende und moderne<br />

Industrie bietet.<br />

6 Website<br />

Die Entwicklungen in der Kommunikation<br />

haben die Art des Informationsaustausches<br />

in den Unternehmen verändert. Aus diesem<br />

Grunde ist eines der ersten Projekte<br />

von CENDI die Einrichtung der eigenen<br />

Website. Mit diesem Projekt möchte CENDI<br />

das Zusammenwirken verstärken zwischen<br />

allen Mitgliedern und den Leuten, die daran<br />

interessiert sind, mehr über die Industrie<br />

für nichtrostenden Stahl in Mexiko zu erfahren.<br />

Auf dieser Website werden regelmäßig<br />

Berichte über die Aktivitäten von CENDI<br />

sowie über all die Innovationen und<br />

Geschäftsmöglichkeiten beim nichtrostenden<br />

Stahl veröffentlicht, die für die Mitglieder<br />

von Interesse sein könnten (Bild 6).<br />

Generell sind alle bei CENDI Beschäftigten<br />

verpflichtet, mit ihren Anstrengungen<br />

zur Förderung des mexikanischen Wirtschaftswachstums<br />

durch den Einsatz von<br />

nichtrostendem Stahl beizutragen. Diese<br />

Aufgabe wird zu einem leidenschaftlichen<br />

Ziel und bestärkt durch die tagtägliche<br />

Arbeit die Existenzberechtigung von CENDI.


31<br />

Prof. Dr. Heinz Humberg,<br />

Dr.-Ing. habil. Ulrich Brill<br />

WDISweb: Suche nach dem optimalen Werkstoff im Internet<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Hochleistungswerkstoffe der Krupp VDM GmbH<br />

finden jetzt auch ihren Weg zum Kunden durch<br />

das Intra- und Internet (Bild 1)


32<br />

1 Einleitung<br />

WDISweb: Suche nach dem optimalen Werkstoff im Internet<br />

Das für die Kommunikation mit Kunden<br />

entwickelte System WDISweb ist eine<br />

E-Business-nahe Anwendung, die im Vorfeld<br />

des Beratungsgesprächs dem Kunden<br />

bereits Entscheidungshilfen über die technische<br />

Eignung der Krupp VDM-Produkte<br />

für seine Aufgabe gibt.<br />

Somit dient dieses Internet-Recherche-<br />

System den Zielen, sowohl kompetent und<br />

aktuell über die technischen Parameter zu<br />

informieren, als auch die Mitarbeiter des<br />

Vertriebs und Marketings von Standardanfragen<br />

zu entlasten.<br />

Der Kundennutzen liegt in der uneingeschränkten<br />

Verfügbarkeit des Systems über<br />

das Internet und in der Aktualität der dem<br />

System zugänglichen Daten. Diese werden<br />

nämlich direkt aus den Labordaten ermittelt.<br />

Um die versehentliche Veröffentlichung<br />

sensibler Daten zu vermeiden, muss die<br />

jeweilige Fachabteilung die den Kunden<br />

zugänglichen Daten gezielt freigeben.<br />

Das in WDISweb integrierte Informationssystem<br />

über Schweißtechniken und<br />

Schweißverfahren wird die Kundenbindung<br />

erhöhen. Nicht nur versierte Schweißfachleute,<br />

sondern auch Konstrukteure finden<br />

hier Antworten auf Grundsatzfragen der<br />

Verbindungstechnik.<br />

Ein derartiges Recherchesystem für die<br />

Suche nach Werkstoffen bei Vorgabe der<br />

technologischen Anforderungen ist bisher<br />

nicht bekannt, erst recht nicht im Internet<br />

verfügbar. Dies zeigte u.a. die entsprechende<br />

Resonanz bei der Vorstellung des<br />

Systems auf der ACHEMA 2000.<br />

Die zur Realisierung des Systems eingesetzten<br />

Techniken entsprechen dem<br />

modernen Stand der Entwicklungswerkzeuge<br />

für das Internet. Zur dynamischen<br />

Generierung der Internetseiten wurde die<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Sprache PHP eingesetzt. Die Daten, die<br />

sich aus der Anfrage an die Datenbank<br />

ergeben, werden sowohl in tabellarischer<br />

Übersicht als auch grafisch aufbereitet in<br />

vorbereitete Schablonen eingetragen. Der<br />

Nutzer des Systems sieht in seinem Standard-Web-Browser<br />

eine in sich schlüssige<br />

Darstellung der angeforderten Informationen,<br />

dargestellt nach den Richtlinien des<br />

Corporate Design von ThyssenKrupp.<br />

Das System wurde entwickelt in enger<br />

Kooperation mit der Arbeitsgruppe von<br />

Prof. Dr. Heinz Humberg an der Fachhochschule<br />

Gelsenkirchen, Abteilung Bocholt.<br />

An der Entwicklung beteiligt waren maßgeblich<br />

die Herren Christian Ida, Thomas<br />

Gouders von der FH, Frau Anna Liebelt<br />

sowie Thomas Hartung und Herr Dr. Ulrich<br />

Brill von Krupp VDM, bei dem auch die Leitung<br />

des Projekts lag.<br />

Im Folgenden wird das System WDISweb<br />

näher beschrieben.<br />

Struktur von WDIS (Bild 2)<br />

2 Aufbau von WDISweb<br />

WDISweb ist das Werkstoffdaten-Informationssystem<br />

der Krupp VDM, zugänglich<br />

über Inter- und Intranet. Es wurde auf der<br />

Basis der internen Werkstoffdatenbank<br />

WDIS für die Kunden von Krupp VDM entwickelt,<br />

um sie schnell zu den Werkstoffen<br />

zu führen, die für die jeweiligen Aufgabenstellungen<br />

am geeignetsten sind.<br />

Hierzu greift WDISweb unmittelbar auf die<br />

in den Werkstofflaboren ermittelten Versuchsergebnisse<br />

zu, sodass eine ständige<br />

Aktualität der Daten gesichert ist. Daneben<br />

sind die kompletten Werkstoffdatenblätter<br />

hinterlegt und von WDISweb aus zugänglich.<br />

Bild 2 veranschaulicht die modulare<br />

Struktur von WDIS. Hier sind unter dem<br />

gemeinsamen Dach der Werkstoffgrunddaten<br />

die Teilbereiche mechanische Eigenschaften,<br />

Korrosionsverhalten und


33<br />

WDISweb: Suche nach dem optimalen Werkstoff im Internet<br />

Schweißbarkeit dargestellt. Diese Module<br />

sind direkt einzelnen Fachlaboren zuzuordnen,<br />

die WDIS nutzen, um Versuchsergebnisse<br />

zu erfassen und zu verwalten.<br />

WDISweb ist eine Entwicklung, die letztlich<br />

auf denselben Daten wie WDIS aufsetzt,<br />

diese Daten aber einem größeren<br />

Nutzerkreis zugänglich macht.<br />

Während das Fachlabor eine Probe eines<br />

Werkstoffs erhält, Untersuchungen durchführt<br />

und dann die Ergebnisse in der<br />

Datenbank ablegt, will ein (Werkstoff-)<br />

Anwender in der Regel genau den umgekehrten<br />

Weg gehen: Ausgehend von seinen<br />

Anforderungen will er den geeigneten<br />

Werkstoff finden, also den Werkstoff, der<br />

die technologischen Forderungen mindestens<br />

erfüllt. Neben diesen unterschiedlichen<br />

Sichten auf die Daten sind noch<br />

Mechanismen zur Aufbereitung und Nutzung<br />

der Daten durch Externe vorzusehen.<br />

Die Sicht des Anwenders wurde in Internettechnologie<br />

realisiert und wird im Folgenden<br />

beschrieben.<br />

3 Die Suchwege<br />

Wer bereits die Werkstoffnummer, Herstellerbezeichnung<br />

oder die Alloy-Bezeichnung<br />

eines Werkstoffes kennt, kann direkt<br />

mit diesen Daten eine Anfrage starten.<br />

Sind seine Vorgaben eindeutig, wird er<br />

sofort zum gesuchten Werkstoff geführt,<br />

ansonsten kann er den Werkstoff aus einer<br />

Liste auswählen, Letzteres insbesondere<br />

bei unvollständigen Suchvorgaben. Danach<br />

kann er sich die zu diesem Werkstoff in den<br />

Laboren ermittelten und freigegebenen<br />

Daten anzeigen lassen.<br />

Zudem erhält er hier die Informationen<br />

über die für diesen Werkstoff international<br />

benutzten Bezeichnungen und den Zugriff<br />

auf die Werkstoffdatenblätter (Bild 3).<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Internationale Werkstoffbezeichnungen eines ausgewählten Werkstoffes (Bild 3)<br />

Wird ein Krupp VDM-Werkstoff mit spezifischen<br />

mechanischen Eigenschaften<br />

gesucht, so reicht die Angabe der Mindestanforderung,<br />

z.B. der Festigkeit bei vorliegender<br />

Temperatur.<br />

WDISweb entscheidet automatisch, ob<br />

unter den vorliegenden Voraussetzungen<br />

zeitunabhängige Zugfestigkeiten oder zeitabhängige<br />

Zeitstandfestigkeiten Rm/x angegeben<br />

werden müssen.<br />

Information über die Werkstoffeigenschaften bei verschiedenen Temperaturen (Bild 4)


34<br />

WDISweb: Suche nach dem optimalen Werkstoff im Internet<br />

Ist der Werkstoff ausgewählt, gibt WDISweb<br />

auch eine tabellarische Übersicht über<br />

das umgebende Temperaturspektrum, wie<br />

beispielsweise in Bild 4 gezeigt.<br />

Bei Fragen im Umfeld korrosiver Belastungstests<br />

können Vorgaben hinsichtlich<br />

des Mediums und der Temperatur gemacht<br />

werden. WDISweb findet die Werkstoffe, für<br />

die Prüfungen durchgeführt wurden, und<br />

zeigt die Ergebnisse in einer übersichtlichen<br />

Tabelle an (Bild 5). Dies Bild zeigt die<br />

Abtragsgeschwindigkeit von Nimofer 6928,<br />

der als geeigneter Werkstoff für 60%-ige<br />

30 °C warme Schwefelsäure ermittelt<br />

wurde.<br />

Neben der tabellarischen Ausgabe von<br />

Korrosionswerten ist auch die komfortablere<br />

und informativere Darstellung als so<br />

genanntes ISO-Korrosionsdiagramm, wie<br />

beispielhaft in Bild 6 dargestellt, möglich.<br />

Für schweißtechnische Fragestellungen<br />

liefert WDISweb im Teilsystem SISSY<br />

(Schweiß-Informations-System) Informationen<br />

über die Schweißbarkeit zweier<br />

Werkstoffe, gibt Informationen über vorliegende<br />

Zulassungen, geeignete Schweißverfahren,<br />

Schweißzusatzwerkstoffe und<br />

den Mengenbedarf an Schweißzusatzwerkstoff<br />

für eine genauer vorgegebene<br />

Schweißaufgabe, mit einem konkreten<br />

Schweißprotokoll unterstützt.<br />

Diesem können dann die erforderlichen<br />

Schweißlagen und die Schweißparameter<br />

entnommen werden.<br />

Bild 7 zeigt ein Beispiel für die Schweißaufgabe<br />

einer artgleichen Verbindungsschweißung<br />

von 5 mm dicken Nicrofer<br />

6025 HT-Blechen. Im oberen Teilbild werden<br />

zunächst die geeigneten Schweißzusatzwerkstoffe<br />

angezeigt, nach weiteren<br />

Vorgaben werden die Schweißverfahren<br />

und das Nahtgewicht zur Ermittlung der<br />

benötigten Schweißzusatzmenge ausge-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Ergebnisse korrosiver Belastungstests (Bild 5)<br />

wiesen. Das untere Teilbild gibt die exakten<br />

Schweißparameter für Wurzel-, Füll- und<br />

Decklage an.<br />

Für den in der Schweißtechnik nicht ganz<br />

ISO-Korrosionsdiagramm (Bild 6)<br />

so versierten Nutzer ist in WDIS ein Informationssystem<br />

Schweißtechnik hinterlegt,<br />

in dem Basiswissen über Schweißverfahren,<br />

Nahtvorbereitung usw. erfragt werden kann.


35<br />

4 Technik<br />

WDISweb: Suche nach dem optimalen Werkstoff im Internet<br />

Basis des Informationssystems ist die<br />

mit ORACLE realisierte Datenbank WDIS.<br />

Parallel zur Datenbank wartet ein Webserver<br />

auf eine über Internet oder Intranet<br />

gestellte Anfrage. Dieser startet dann spezielle<br />

Programme, die die Anfrage auswerten<br />

und die jeweiligen Teilsysteme von<br />

WDISweb ansteuern. So werden die Suchanfragen<br />

in Anfragen an die relationale<br />

Datenbank umgesetzt, die von der Datenbank<br />

erhaltenen Daten ausgewertet und<br />

hiermit letztendlich dynamisch die über<br />

Inter- und Intranet verschickten Seiten<br />

generiert.<br />

5 Perspektiven<br />

WDISweb wurde das erste Mal öffentlich<br />

auf der ACHEMA 2000 in Frankfurt vorgestellt.<br />

Seitdem befand sich das System als<br />

interne Testphase im Intranet der Krupp<br />

VDM. Ziel dieser nun abgeschlossenen<br />

Testphase war es, mit den internen Kollegen<br />

und Nutzern im Dialog WDISweb auf<br />

die sachliche Richtigkeit der Aussagen, den<br />

problemlosen Umgang mit dem Programm<br />

und eine ansprechende Darstellung der<br />

Ergebnisse zu prüfen.<br />

Seit Mai 2001 ist WDISweb sowohl in<br />

deutscher als auch englischer Sprache<br />

im Internet aufrufbar.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Informationssystem für schweißtechnische Fragestellungen (Bild 7)


36<br />

Dr.-Ing. Kurt Orthmann<br />

Bilstein-Stoßdämpfer über www.Bilstein.de<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Produktpalette von Krupp Bilstein (Bild 1)


37<br />

Bilstein-Stoßdämpfer über www.Bilstein.de<br />

1 Ausgangssituation<br />

Die Krupp Bilstein GmbH ist ein Unternehmen<br />

der ThyssenKrupp Automotive<br />

Gruppe und trägt gemeinsam mit anderen<br />

Konzernunternehmen zur umfassenden<br />

Kompetenz im Fahrwerksbereich bei. Innovative<br />

Produkte wie das Luftfeder-Dämpfermodul,<br />

das im Jahr 2000 den Innovationspreis<br />

von ThyssenKrupp gewann und in der<br />

S-Klasse von DaimlerChrysler eingesetzt<br />

wird, und das bekannte sehr starke Engagement<br />

von Krupp Bilstein im Motorsport<br />

führten zu einem hohen Bekanntheitsgrad<br />

bei den Automobilherstellern wie auch den<br />

Fahrwerkprofis. Krupp Bilstein ist in der<br />

Erstausrüstung bei vielen Automobilherstellern<br />

vertreten.<br />

Das Aftermarketgeschäft ist eine wichtige<br />

Stütze in der Strategie von Krupp Bilstein<br />

und soll in der Zukunft noch stärker<br />

ausgebaut werden. Krupp Bilstein bietet<br />

Produkte sowohl für den Ersatz der verschlissenen<br />

Dämpfer an, als auch Dämpfer,<br />

die das Fahrverhalten deutlich über den<br />

Standard der Serienausrüstung hinaus verbessern<br />

sollen (Bild 2).<br />

Das Marktvolumen für Ersatz-Stoßdämpfer<br />

(Original Bilstein) im Aftermarket<br />

wird in Deutschland eindeutig von Sachs<br />

und Monroe beherrscht. Im Tuning-Bereich<br />

Einsatzgebiete der Stoßdämpfer von Krupp Bilstein (Bild 2)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

(Sport, Sprint, PSS9) hingegen spielt Krupp<br />

Bilstein neben H&R, Vogtland eine dominante<br />

Rolle. Das gesamte Marktvolumen<br />

für Stoßdämpfer in Deutschland liegt bei<br />

ca. 350 Mio €.<br />

2 Aufgabenstellung<br />

Der Marktanteil von Krupp Bilstein am<br />

gesamten Stoßdämpfermarkt für das Aftermarketgeschäft<br />

in Deutschland ist nicht<br />

zufrieden stellend. In der aktuellen<br />

Vertriebsstruktur werden die Dämpfer in<br />

Deutschland über Gebietsvertreter an den<br />

Großhandel verkauft, der seinerseits die<br />

Dämpfer an den Einzelhandel bzw. an die<br />

Werkstatt weitergibt – mit den jeweiligen<br />

Margen für die einzelnen Handelsstufen.<br />

Umfragen bei den Werkstätten und Einzelhändlern<br />

haben eine Unzufriedenheit der<br />

letzten Handelsstufe (d.h. Werkstätten und<br />

Einzelhändler) ergeben. Die häufigen Kritiken<br />

dieser Handelsstufe lagen in der mangelnden<br />

Betreuung:<br />

● keine Präsenz im Markt – „Wir wollen seit<br />

langem Bilstein kaufen, aber wir kommen<br />

an euch nicht ran!“<br />

● keine Teileverfügbarkeit – „Ihr könnt<br />

nicht liefern, und wenn, dann dauert das<br />

3 Tage!“<br />

● keine Schulungen – „Wir verkaufen aus<br />

dem Katalog heraus, ohne die Produkteigenschaften<br />

genau zu kennen. Wie<br />

sollen wir da den Autofahrer kompetent<br />

beraten?“<br />

Analysen in der eigenen Auftragsabwicklung<br />

haben ähnliche Aussagen ergeben.<br />

Die meisten Anfragen der Kunden waren:<br />

● Haben Sie den Dämpfer verfügbar?<br />

● Was kostet der Dämpfer?<br />

● Um wie viel kann ich mit dem Dämpfer<br />

mein Fahrzeug tiefer legen?<br />

● Gibt es für das Fahrzeug mit dem Dämpfer<br />

ein Gutachten?<br />

Krupp Bilstein kam zu dem Schluss, dass<br />

sich mit dem neuen Medium Internet<br />

sowohl die Präsenz bei der Handelsstufe<br />

Werkstatt/Einzelhandel als auch die Qualität<br />

der Anfragen und Auftragsbearbeitung<br />

deutlich verbessern lässt. Die Aufgabenstellung<br />

an das E-Commerce-Team lautete,<br />

diese Handelsstufe und den Endverbraucher<br />

über das Internet direkt anzusprechen,<br />

aber eine Lösung zu finden, die die<br />

Zwischenhändler mit einbindet.<br />

3 Segmentierung der „Kunden“<br />

Die erfolgskritische Komponente im Verkauf<br />

ist die gezielte Ansprache der Bedürfnisse<br />

der Kunden. Hier müssen die genauen<br />

Bedürfnisse erkannt und befriedigt werden.<br />

Eine unklare Ansprache des Durchschnittskunden<br />

führt häufig zu unbefriedigenden<br />

Ergebnissen, da sich letztendlich<br />

kein Kunde in seinen Bedürfnissen richtig<br />

angesprochen fühlt. So wurden bei dem<br />

geplanten Internetauftritt im ersten Schritt<br />

die Zielkunden und ihre Bedürfnisse sehr<br />

genau analysiert.


38<br />

Bilstein-Stoßdämpfer über www.Bilstein.de<br />

Kundensegmente und -eigenschaften (Bild 3)<br />

Es gibt für Krupp Bilstein viele Kunden:<br />

– Kunden, die kaufen wollen, – Automobilhersteller,<br />

die wissen wollen, wie die Kundenprojekte<br />

bei Krupp Bilstein gerade stehen,<br />

– Lieferanten, die gerne ihre Leistungen<br />

an Krupp Bilstein anbieten wollen,<br />

– Bewerber, die gerne im Bilstein-Team<br />

mitarbeiten wollen (Bild 3).<br />

Der neue Bilstein-Internetauftritt, der in<br />

der Zeit von April bis Oktober 2001 aufgebaut<br />

wird, versucht daher, seine Angebote<br />

sehr genau entsprechend der Kundenbedürfnisse<br />

auszurichten (Bild 4).<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

4 Krupp Bilstein’s Internetauftritt<br />

für die Handelsstufe Werkstatt/<br />

Einzelhändler<br />

Die Kunden dieses Portals sind die Werkstätten,<br />

Einzelhändler, die schnell und professionell<br />

die Stoßdämpfer von Krupp<br />

Bilstein beziehen wollen. Sie legen großen<br />

Wert auf Informationen, die schnell verfügbar<br />

sind, sofort geladen werden können und<br />

keiner langen Ladezeiten bedürfen (Bild 5).<br />

Die Werkstatt hat ein elementares Interesse<br />

daran, ihrem Kunden schnell eine<br />

Lösung für dessen Problem anzubieten und<br />

Jeder Kunde – ob intern oder extern – erhält bei Bilstein die auf<br />

seine Bedürfnisse zugeschnittene Plattform<br />

Kundensegmentierung des Internetauftritts von Krupp Bilstein (Bild 4)<br />

möchte sich nicht in langen Sitzungen<br />

durch viele Seiten „durchklicken“, bis es<br />

zum Ergebnis kommt. So hat die Werkstatt<br />

die Möglichkeit, wenn die Artikelnummer<br />

bekannt ist, auf der 1. Startseite bereits die<br />

Nummer eingeben zu können und den<br />

aktuellen Preis und die Teileverfügbarkeit<br />

abzufragen. Die Werkstatt kann aber auch<br />

zusätzliche Informationen aus dem Werkstattbereich<br />

abfragen wie:<br />

● Einbauanweisungen für die jeweiligen<br />

Artikel<br />

● Stundenwerte für den Einbau<br />

● monentane Aktionen<br />

● Status der aktuellen Aufträge<br />

● Verfügbarkeit spezieller Werkzeuge<br />

● Marketing- und Verkaufsunterlagen<br />

– und das alles kostenlos.<br />

Der Schwerpunkt im Bereich Werkstatt<br />

ist, schnell und professionell Informationen<br />

und Teile zu erhalten. Obwohl der gesamte<br />

Auftritt erst im Oktober online sein soll,<br />

werden Teile davon jetzt schon stückweise<br />

implementiert. So sind zum Beispiel bereits<br />

Kataloge und aktuelle Preislisten im Netz<br />

unter www.Bilstein.de verfügbar.<br />

5 Krupp Bilsteins Internetauftritt<br />

für die Endverbraucher<br />

Der zweite große Kundenbereich beinhaltet<br />

die sportlichen Autofahrer und Motorsportclubs.<br />

Der Schwerpunkt liegt hier bei<br />

den Autofahrern im Alter von 20 bis 30<br />

Jahren, die mit dem Fahrwerk der Serienausrüstung<br />

nicht zufrieden sind. Diese<br />

Kunden wollen technische Informationen<br />

und Hintergründe über ihr Fahrzeug. Sie<br />

entscheiden sich zu 99 % vor dem Betreten<br />

eines Ladens oder der Werkstatt aus Zeitungen,<br />

Katalogen und Testberichten.


39<br />

Bilstein-Stoßdämpfer über www.Bilstein.de<br />

Diese Kunden sind meist hervorragend<br />

informiert und wissen genau, was sie wollen.<br />

Die Information wird seitens Krupp<br />

Bilstein so aufbereitet, dass die Inhalte<br />

selbstsprechend sind und die Hintergründe<br />

klar sind. Die Darstellung nur des Kataloges<br />

im Internet ist hier nicht ausreichend.<br />

Das Prinzip des Auftrittes ist hier ein ganz<br />

anderer als bei den Werkstätten – nämlich<br />

informativ und unterhaltend. Hier sollen<br />

auch größere Grafiken und Videos übertragen<br />

werden (Bild 6).<br />

Der „Club-Auftritt“, der ab September<br />

2001 online sein soll, beinhaltet auch Teile,<br />

die eine „Heimat“ für die Zielkunden aufbauen<br />

sollen. Viele Gespräche mit den<br />

Motorsportclubs haben gezeigt, was die<br />

Kunden wollen: Informationen, Bilder und<br />

die Möglichkeit, direkt im Internet bestellen<br />

zu können. Sie wollen weniger Informationen<br />

über das Unternehmen, sondern<br />

primär über das Produkt.<br />

In den seltensten Fällen bauen die Endverbraucher<br />

die Dämpfer selbst ein. Hier<br />

helfen die Werkstätten bzw. Zwischenhändler,<br />

die dem Endverbraucher den Einbau<br />

abnehmen. Ein komplexes Rabattsystem<br />

gibt sowohl dem Endverbraucher einen<br />

günstigeren Preis, als auch der Werkstatt<br />

bzw. Zwischenhändlern eine Unterstützung<br />

für den Einbau seitens Krupp Bilstein,<br />

sodass sich der Einbau auch für die Partnerwerkstatt<br />

lohnt. Ansonsten besteht die<br />

Gefahr, dass die Werkstatt an dem Einbau<br />

der fremd beigestellten Teile nicht interessiert<br />

ist und den Endverbraucher mit den<br />

gekauften Teilen abweist. Damit ist weder<br />

dem Endverbraucher, noch der Werkstatt,<br />

noch Krupp Bilstein gedient. Der Endverbraucher<br />

ist verärgert – über die „hochnäsige“<br />

Werkstatt, zu der er wohl kaum mehr<br />

fährt, und über Krupp Bilstein, die ihm zwar<br />

die Dämpfer verkauft haben, aber nicht<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Angebote für Werkstätten (Bild 5)<br />

sein Problem gelöst haben, die Dämpfer in<br />

das Auto einzubauen. Krupp Bilstein selbst<br />

ist auch unzufrieden, da der Kunde sicher<br />

nicht mehr bei Krupp Bilstein kauft und<br />

dies auch in seinem Bekanntenkreis entsprechend<br />

artikuliert. Damit dies nicht passiert,<br />

bekommt die Werkstatt, die den Einbau<br />

durchführt, eine finanzielle Unterstützung<br />

seitens Krupp Bilstein, die den Einbau<br />

Angebote für Endverbraucher (Bild 6)<br />

attraktiv macht, ohne dass die Werkstatt<br />

einen Aufwand für die Kundenberatung<br />

und Abwicklung hat.<br />

6 Logistik<br />

Die Lieferung an Werkstätten/Einzelhändler<br />

und Endverbraucher erfordert eine<br />

ganz andere Logistik als die herkömmliche


40<br />

Bilstein-Stoßdämpfer über www.Bilstein.de<br />

an Großhändler und Automobilhersteller.<br />

Letztere bekommen ihre Waren auf Paletten<br />

in großen Gebinden. Häufig werden die<br />

Waren in automatisierten Lägern gelagert<br />

und dort auf Paletten zusammengestellt,<br />

um die Lkws komplett zu beladen und<br />

abzuschicken. Das Grundprinzip baut auf<br />

voll beladene Lastwagen auf, um die Logistikkosten<br />

niedrig zu halten. Das gleiche<br />

Grundprinzip lässt sich auf die vielen kleinen<br />

Lieferungen an Werkstätten/Einzelhändler<br />

und Endverbraucher jedoch nicht<br />

anwenden. Hier gehen kleine Mengen an<br />

den Kunden mit einem hohen Zeitdruck.<br />

Die Ware muss am nächsten Tag beim<br />

Kunden sein – egal in welcher Menge. Die<br />

Erfahrung anderer Firmen im E-Commerce<br />

zeigt, dass der Versand der kleinen Mengen<br />

aus dem herkömmlichen Lager für Großmengen<br />

nicht funktioniert. Krupp Bilstein<br />

hat daher aus der Erfahrung dieser Firmen<br />

gelernt und einen Logistikdienstleister ausgesucht,<br />

der die Teile selbst vorrätig lagert<br />

und den Versand mit Express-Speditionen<br />

wie DPD, UPS durchführt. Wenn der Kunde<br />

bis 17 Uhr bestellt, hat er seine Waren am<br />

nächsten Tag oder gegen eine Beteiligung<br />

am nächsten Morgen bis 8 Uhr – garantiert.<br />

7 Der Bilstein Shop in Ennepetal<br />

als Test<br />

Der Bilstein Shop im Werk in Ennepetal<br />

bei Wuppertal, in dem selbst Kunden und<br />

ThyssenKrupp Mitarbeiter (zu den günstigen<br />

Mitarbeiterrabatten) bedient werden,<br />

ist das Testzentrum für den Internetauftritt.<br />

Dort werden in der Werkstatt die neuen<br />

Abläufe und Werkzeuge getestet, bevor die<br />

Auftritte und Lösungen für alle Kunden freigeschaltet<br />

werden (Bild 7).<br />

Dies ist für Krupp Bilstein eine einzigartige<br />

Möglichkeit, Fehler im Vorfeld auszu-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Der Bilstein-Shop als Nucleus (Bild 7)<br />

schließen und auch praktische Erfahrungen<br />

mit den Kunden und ihren Wünschen zu<br />

sammeln.<br />

8 Krupp Bilsteins Internetauftritt<br />

für neue Mitarbeiter<br />

Das Internet hat bei Krupp Bilstein im<br />

Bereich der Personalsuche und Einstellung<br />

bereits erfolgreich Einzug gehalten. Der<br />

Auftritt wurde bewusst im Sinne der Krupp<br />

Bilstein-Werte gestaltet. Die Startseite<br />

spricht den Teamgedanken, Sportlichkeit<br />

und Hochleistung an. Im weiteren Verlauf<br />

bekommt der Interessent Informationen<br />

über die Krupp Bilstein-Organisation, das<br />

Entwicklungsprogramm für junge Mitarbeiter<br />

mit Potenzial (JUMP) sowie den Auswahlprozess<br />

und Bilder vom Krupp Bilstein-<br />

Event am Hockenheimring – Bilstein-Menschen<br />

zum Anfassen! Hiermit soll dem<br />

Bewerber transparent gemacht werden,<br />

welche Kultur ihn bei Krupp Bilstein empfängt<br />

und wie seine Bewerbung oder seine<br />

Karriere bei Krupp Bilstein verlaufen kann.<br />

9 Zeitplanung des Auftritts<br />

Krupp Bilstein verfolgt eine höchst innovative<br />

Internetlösung, da diese die Handelsstufe<br />

Werkstatt/Einzelhändler und auch<br />

Endverbraucher direkt anspricht, ohne<br />

dabei die Zwischenhändler zu verlieren.<br />

Teile des neuen Auftrittes wie der Personalbereich<br />

sind schon online, während die<br />

anderen Module ab Juni 2001 Stück für<br />

Stück umgesetzt werden. Der neue Auftritt<br />

soll in seiner kompletten Funktionalität im<br />

Dezember online sein, sodass alle Kunden<br />

– Werkstätten, Händler, Endverbraucher,<br />

Automobilfirmen, Lieferanten, Bewerber,<br />

Interessierte – darauf zugreifen und ihre<br />

Bedürfnisse stillen können – egal ob kaufen,<br />

Spaß haben oder sich informieren.<br />

Das Wichtigste ist: Die Besucher behalten<br />

Krupp Bilstein als kompetenten Partner im<br />

Hinterkopf und entscheiden sich beim<br />

nächsten Stoßdämpferkauf – natürlich – für<br />

Krupp Bilstein.


41<br />

Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Arndt Birkert,<br />

Dipl.-Ing. Sven Leonhardt,<br />

Wissensspeicher Hydroforming<br />

Prozessdatenbank<br />

Kalibrieren<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Klaus Truetsch,<br />

Dipl.-Ing. Ralf Sünkel<br />

Wissensspeicher<br />

Hydroforming<br />

Vertriebsdatenbank<br />

Literaturdatenbank Materialdatenbank<br />

Module des Wissensspeichers Hydroforming (Bild 1)


42<br />

1 Einleitung<br />

Wissensspeicher Hydroforming<br />

Die wirkmedienbasierte Umformung,<br />

speziell das Innenhochdruck-Umformen,<br />

zählt mittlerweile zu den etablierten Verfahren<br />

der Blechumformung und wird zunehmend<br />

als wirtschaftliche Alternative zu konventionellen<br />

Fertigungsverfahren wie dem<br />

Tiefziehen angesehen.<br />

Nach wie vor steigt die Zahl der Anwendungen<br />

dieser innovativen Technologie<br />

rasant an, wobei sich als wachstumshemmende<br />

Faktoren der Mangel an qualifiziertem<br />

Personal und das Fehlen von Erfahrungswissen<br />

erweisen.<br />

Neben der Verwaltung und Bereitstellung<br />

technischer Prozessdokumentationen spielt<br />

beim Hydro-Umformen die Nutzung von<br />

Erfahrungswissen eine wesentliche Rolle in<br />

der Optimierung des Planungsvorgangs.<br />

Diese Optimierung ist unerlässlich, wenn<br />

die anspruchsvollen Ziele bei der Reduzierung<br />

der Durchlaufzeit und der Bauteilqualität<br />

erreicht werden sollen.<br />

Um diese Ziele zu verwirklichen, wurde<br />

von der Krupp Drauz GmbH das Projekt<br />

„Wissensspeicher Hydroforming“ initiiert,<br />

das im Folgenden kurz vorgestellt wird.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

2 Konzept des „Wissensspeichers<br />

Hydroforming“<br />

Da das Wissen, welches bei der Durchführung<br />

der unterschiedlichsten Projekte<br />

gesammelt wird, sich im Allgemeinen nicht<br />

in feste Regeln fassen lässt, wird ein<br />

System benötigt, welches die Erfahrungswerte<br />

sinnvoll erfassen und miteinander<br />

verbinden kann.<br />

Die Erfahrungswerte können in folgender<br />

Form vorliegen:<br />

● Texte<br />

Prozesskette eines IHU-Bauteils (Quelle: ULSAC-Projekt) (Bild 2)<br />

● Zeichnungen und Fotos<br />

● Formulare und Protokolle<br />

● Simulationsergebnisse<br />

usw.<br />

Diese Daten müssen in das System eingegeben<br />

werden können, und es muss<br />

möglich sein, gezielt nach bestimmten<br />

Attributen (z.B. Werkstoffe, Geometrien<br />

und Verfahren) zu suchen. Des Weiteren<br />

soll es möglich sein, Inhalte des Wissensspeichers<br />

in Vertriebspräsentationen zu<br />

übernehmen.<br />

Um diesen Anforderungen gerecht zu<br />

werden, gliedert sich das System in die vier<br />

Module<br />

● Prozessdatenbank,<br />

● Materialdatenbank,<br />

● Vertriebsdatenbank,<br />

● Literaturdatenbank,<br />

welche alle miteinander verknüpft sind.<br />

2.1 Prozessdatenbank<br />

Die Prozessdatenbank bildet die Basis<br />

des Systems. Mit diesem Modul ist es<br />

möglich, anhand der eingesetzten Prozessschritte<br />

die Herstellung eines Bauteils vollständig<br />

zu beschreiben. Ausgangspunkt ist<br />

dabei die Prozesskette, welche die einzelnen<br />

Schritte der Bauteilherstellung enthält.<br />

In Bild 2 ist beispielhaft die Prozesskette<br />

eines Bauteils (ULSAC-Studie) dargestellt.<br />

In der Prozessdokumentation gibt es zu<br />

jedem einzelnen Prozessschritt ein Datenblattmodell,<br />

in dem alle relevanten Daten<br />

allgemeiner Natur und für den jeweils<br />

untersuchten Prozessschritt zur untersuchten<br />

Position aufgenommen werden. Außerdem<br />

enthalten die Datenblätter Bereiche<br />

für Grafiken und Fotos zur Visualisierung<br />

relevanter Daten. In Bild 3 ist ein Beispiel<br />

eines solchen Datenblatts für den Prozessschritt<br />

„Kalibrieren“ dargestellt.<br />

Es ist möglich, die gesamte Prozesskette<br />

eines Bauteils für die Prozessbeschreibung<br />

in relevanten Schritten zu durchlaufen und<br />

so die Auswirkungen der einzelnen Prozessschritte<br />

auf bestimmte Bauteilmerkmale<br />

(wie z.B. die Wanddickenverteilung) zu<br />

betrachten. Dies erleichtert es auch dem<br />

fachfremden Interessierten, die umformtechnischen<br />

Zusammenhänge zu begreifen<br />

und auf ähnliche Prozessketten und Bauteile<br />

zu übertragen. Ferner sind Bauteilfehler,


43<br />

Wissensspeicher Hydroforming<br />

Prozessdatenbank, Beispiel eines Datenblatts (Bild 3)<br />

wie Oberflächenbeschaffenheit, Faltenbildung,<br />

Einschnürung, beschrieben.<br />

Wichtig bei der Gestaltung der Datenblätter<br />

ist die Beschränkung auf die wichtigsten<br />

prozessrelevanten Parameter, um eine aus-<br />

Materialdatenbank, Beispiel eines Werkstoffdatenblatts (Bild 4)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

reichende Übersichtlichkeit der Datenblätter<br />

zu gewährleisten. Zusätzliche Informationen<br />

können zum Teil in den anderen Modulen<br />

des Wissensspeichers abgelegt werden. So<br />

können z.B. weitere Werkstoffparameter<br />

wie Fließkurven oder Ähnliches im Modul<br />

„Materialdatenbank“ abgelegt werden. Da<br />

die Module untereinander verknüpft sind,<br />

ist es ohne Probleme möglich, die ausführlichen<br />

Werkstoffparameter für den betreffenden<br />

Werkstoff mittels Aufruf des entsprechenden<br />

Materialdatenblatts aus dem<br />

Modul „Prozessdatenbank“ heraus anzeigen<br />

zu lassen.<br />

Hierdurch wird eine Anwenderfreundlichkeit<br />

erreicht, durch die gewährleistet wird,<br />

dass das System auch möglichst häufig<br />

eingesetzt und gepflegt wird.<br />

2.2 Materialdatenbank<br />

Bei der Herstellung eines Bauteils durch<br />

Hydro-Umformen spielt die Wahl des richtigen<br />

Halbzeugs eine entscheidende Rolle in<br />

Bezug auf die Bauteilqualität. Mit dem<br />

Materialdatenbankmodul ist die Möglichkeit<br />

eines schnellen Zugriffs auf allgemeine und<br />

spezielle Werkstoffinformationen gegeben.<br />

Diese sind in Form von Werkstoffdatenblättern<br />

abgelegt. Dadurch wird man in die<br />

Lage versetzt, schon zu einem sehr frühen<br />

Projektstadium, bei dem noch keine Prototypen-<br />

oder Simulationsergebnisse vorliegen,<br />

einen für den jeweiligen Anwendungsfall<br />

geeigneten Werkstoff auszuwählen.<br />

Dies reduziert die Anzahl der erforderlichen<br />

Änderungsschleifen sowohl bei der Durchführung<br />

von Simulationen als auch beim<br />

Prototyping.<br />

Zusätzlich zu den Werkstoffkennwerten<br />

müssen Grafiken, insbesondere in der<br />

Form von Fließkurve und Grenzformänderungsdiagramm,<br />

eingebunden werden können.<br />

Ein Beispiel für ein Werkstoffdatenblatt<br />

zeigt Bild 4.


44<br />

Wissensspeicher Hydroforming<br />

2.3 Vertriebsdatenbank<br />

Qualitativ hochwertige, aussagefähige<br />

und technisch fundierte Präsentationen im<br />

Themenbereich Hydroforming zu erstellen,<br />

erfordert in der Regel viel Zeit und die Einbeziehung<br />

mehrerer Mitarbeiter, die über<br />

das entsprechende Expertenwissen verfügen.<br />

Aus diesem Grund entstand die Überlegung,<br />

mit Hilfe der Informationen aus<br />

dem „Wissensspeicher Hydroforming“ auf<br />

einfache und schnelle Weise Vertriebsdatenblätter<br />

zu erstellen, mit denen die Vertriebsmitarbeiter<br />

beim Kunden vor Ort verfahrenstechnischeKonstruktionsanforderungen<br />

und umformtechnische Möglichkeiten<br />

erläutern können. Des Weiteren kann<br />

unter Verweis auf ähnliche in der Vergangenheit<br />

durchgeführte Projekte dargestellt<br />

werden, was derzeit mit dem Stand der<br />

Technik machbar ist. Hierdurch wird der<br />

Vertrieb in die Lage versetzt, schon zu<br />

einem sehr frühen Anfragezeitpunkt (am<br />

besten schon beim ersten Kundenkontakt)<br />

den Kunden bestmöglich und in vertrauensbildender<br />

Art und Weise zu beraten.<br />

In Bild 5 sieht man einen Auszug aus<br />

einem mehrseitigen Vertriebsdatenblatt.<br />

2.4 Literaturdatenbank<br />

In der Literaturdatenbank (Bild 6) werden<br />

unterschiedliche Informationen verwaltet,<br />

welche in bestimmte Hauptbereiche, wie<br />

Veröffentlichungen, Versuchsberichte, wissenschaftliche<br />

Texte, technische Informationen,<br />

Patente, Firmeninformationen usw.,<br />

unterteilt werden. Damit die gewünschten<br />

Informationen auch schnell gefunden werden,<br />

ist dieses Modul mit einer intelligenten<br />

Suchmaschine verknüpft. Als Beispiel hierfür<br />

wäre die Internet-Suchmaschine „Google“<br />

zu nennen. Hierdurch ist es möglich,<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Vertriebsdatenbank, Beispiel eines Vertriebsdatenblatts (Quelle: ULSAC-Projekt) (Bild 5)<br />

sich durch Eingabe bestimmter Suchbegriffe,<br />

welche mit einer beliebigen Anzahl von<br />

Nebenbegriffen über logische Verknüpfungen<br />

erweitert werden können, gezielt Informationen<br />

aus dem „Wissensspeicher<br />

Hydroforming“ zu beschaffen.<br />

Struktur der Literaturdatenbank (Bild 6)<br />

Um veröffentlichte Texte ohne Zugriff auf<br />

die entsprechende Datei sinnvoll und<br />

schnell in das System übernehmen zu können,<br />

muss eine Möglichkeit gegeben sein,<br />

diese Texte einzuscannen und über eine<br />

geeignete OCR-Software in den „Wissens-


45<br />

Wissensspeicher Hydroforming<br />

speicher Hydroforming“ einzupflegen.<br />

Alle eingepflegten Texte sollten sowohl<br />

als Office-Dokumente als auch im HTML-<br />

Format auslesbar beziehungsweise editierbar<br />

sein. Dies ist insbesondere für das<br />

Modul „Vertriebsdatenbank“ erforderlich,<br />

damit hier in bedienerfreundlicher Art und<br />

Weise Texte übernommen werden können,<br />

ohne dass ein großer Aufwand zur Nachbearbeitung<br />

erforderlich ist.<br />

Systemarchitektur (Bild 7)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

3 Systemarchitektur und<br />

Umsetzung<br />

Der „Wissensspeicher Hydroforming“<br />

wird derzeit als Windows 9x/NT/2000basiertes<br />

System erstellt. Die Eingabe<br />

erfolgt hier über eine speziell dafür programmierte<br />

Software, wobei die Daten und<br />

Informationen in einer Datenbank hinterlegt<br />

sind. Gleichzeitig ist die Datenbank mit<br />

einem Webserver gekoppelt, welcher die<br />

Ausgabe steuert, demzufolge die Ausgabe<br />

im HTML-Format erfolgt. Dies bedeutet<br />

wiederum, dass auf allen Rechnern, auch<br />

UNIX- und Macintosh-Systemen, welche für<br />

die Ausgabe der Informationen berechtigt<br />

sind, ein Browser der 4. Generation mit<br />

eingeschalteter Javascript-Funktion installiert<br />

sein muss. Das von Krupp Drauz eingesetzte<br />

Konzept ist in Bild 7 visualisiert.<br />

Die Entscheidung, das HTML-Format als<br />

Ausgabemedium einzusetzen, ist erstens<br />

auf die zunehmende Verbreitung des Internets<br />

und zweitens auf die zukünftig konzernweite<br />

Nutzung des Systems, wo die<br />

Informationen im Intranet zur Verfügung<br />

stehen werden, zurückzuführen. Bei der<br />

Programmierung der System-Software<br />

wurde großer Wert auf Benutzerfreundlichkeit<br />

gelegt. Die Benutzung des Systems<br />

sowohl bei der Eingabe als auch bei der<br />

Ausgabe soll selbsterklärend sein. Derzeit<br />

wird der Prototyp des Systems bei Krupp<br />

Drauz an einem Arbeitsplatz eingesetzt und<br />

auf seine Tauglichkeit für den täglichen Einsatz<br />

geprüft.<br />

4 Ausblick<br />

Nach Fertigstellung des „Wissensspeichers<br />

Hydroforming“ wird das System allen<br />

Firmen des ThyssenKrupp Konzerns, welche<br />

Hydroforming praktizieren, über Intranet<br />

zur Verfügung gestellt werden. Diese<br />

können damit die von ihnen durchgeführten<br />

Projekte dokumentieren. Somit können<br />

die im System gespeicherten Informationen<br />

von allen Teilnehmern bei der Entwicklung<br />

neuer Bauteile vorteilhaft genutzt werden.


46<br />

Edith Ludescher,<br />

Armin Baumann,<br />

Hans Giger,<br />

Organisiertes dezentrales Einkaufen via Internet bei<br />

Krupp Presta<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Peter Laukas,<br />

Ivo Solèr,<br />

Dieter Thelen<br />

Von der Artikelsuche zur Bestellung (Bild 1)


47<br />

Organisiertes dezentrales Einkaufen via Internet bei Krupp Presta<br />

1 Ausgangssituation<br />

Am Freitag Nachmittag um 17:30 Uhr<br />

informiert bei Krupp Presta (KPR) der Leitstand<br />

die Instandhaltung über einen<br />

Maschinenschaden: Produktionsstillstand<br />

droht. Zur Reparatur wird ein Teil benötigt,<br />

das im Lager nicht auf Vorrat liegt. Alle Einkäufer<br />

befinden sich bereits im Wochenende,<br />

ebenso die Ansprechpartner beim<br />

Lieferanten/Händler.<br />

In der Not wird die Besorgung des Teils<br />

über das Internet in die Wege geleitet.<br />

Nach 15 Minuten gezielter Suche wird ein<br />

Anbieter gefunden, der in seinem Katalog<br />

das benötigte Teil führt, einen Lagerbestand<br />

anzeigt und anbietet, eine elektronisch<br />

erteilte Bestellung innerhalb von zwei<br />

Stunden auszuführen. Sogar die Expresszustellung<br />

ist im Angebot enthalten. Das<br />

Teil wird bestellt. Nach pünktlichem Eintreffen<br />

wird das Teil umgehend eingebaut und<br />

damit das Risiko eines Bandstillstands<br />

beim Kunden vermieden.<br />

Am Montag Morgen werden die zuständigen<br />

Stellen über die Umgehung sämtlicher<br />

Vorschriften zu einem geordneten Einkauf<br />

mit Bedarfsmeldung, mindestens drei<br />

Angeboten, Kaufentscheidung, Bestellung,<br />

Lieferung, Wareneingangsbuchung etc.<br />

informiert.<br />

Diese Situation, wenn auch gestellt, spiegelt<br />

nur allzu deutlich die Nöte und unterschiedlichen<br />

Prioritäten innerhalb der<br />

gesamten Versorgungskette wider. In<br />

einer nicht vernetzten Abwicklung versucht<br />

jede beteiligte Funktion ohne Rücksicht auf<br />

vor- und nachgelagerte Bereiche, für sich<br />

die optimale Lösung zu realisieren. Zielkonflikte<br />

sind vorprogrammiert.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

2 Die Projektidee<br />

Im Zuge der in mehreren Stufen durchgeführtenBestandsoptimierungen/-reduktionen<br />

verlagerte sich die Tätigkeit der am<br />

gesamten Beschaffungsprozess beteiligten<br />

Mitarbeiter immer mehr in Richtung Terminsicherung.<br />

Ein dem ursprünglichen<br />

Gedanken folgender kostenoptimaler Einkauf<br />

war in der Folge aus Zeitmangel nicht<br />

mehr durchführbar.<br />

Das Ziel war die Trennung des strategischen<br />

Teils des Einkaufs mit Ausschreibungen,<br />

Vergabeverhandlungen und Konditionenfestlegung<br />

vom eigentlichen Beschaffungsvorgang.<br />

Wichtig ist in diesem<br />

Zusammenhang das klare Bewusstsein des<br />

Einkaufs, seine Rolle als Dienstleister zu<br />

den betriebsinternen Kunden neu zu definieren<br />

und das Leistungsangebot entsprechend<br />

anzupassen. Darin sind alle von den<br />

Tätigkeiten eines Beschaffungsvorgangs<br />

betroffenen Kollegen von der Instandhaltung<br />

über das Lager bis hin zum Wareneingang<br />

und der Buchhaltung eingeschlossen.<br />

Prozessbeteiligte (Bild 2)<br />

Weiterhin sollten die rapide zunehmenden<br />

Möglichkeiten des elektronischen Einkaufs<br />

einbezogen werden.<br />

3 Prozessanalyse<br />

3.1 Zeitaufwand der Bestellabwicklung<br />

Entsprechend dem klassisch festgelegten<br />

Beschaffungsablauf wurde bisher bei<br />

KPR jeder Materialeinkauf mit einer separaten<br />

Bestellung oder einem Abruf auf einen<br />

Rahmenvertrag mit dem für jeden einzelnen<br />

Artikel festgelegten Lieferanten durchgeführt.<br />

Dem schlossen sich die gesamten<br />

folgenden Buchungsvorgänge an. Ebenso<br />

klassisch erfolgte die Bestandsführung<br />

innerhalb des vorgegebenen Bewirtschaftungssystems<br />

(SAP R/3) mittels min/max-<br />

Beständen in Abhängigkeit der Wiederbeschaffungszeit<br />

jedes Artikels (Bild 2).


48<br />

Organisiertes dezentrales Einkaufen via Internet bei Krupp Presta<br />

3.2 Prozesskosten<br />

Diese Analyse führte am Beginn zu einer<br />

sehr umfangreichen Diskussion über Inhalte<br />

und Messgrößen. Letztlich spielt dies<br />

jedoch überhaupt keine Rolle, wenn Klarheit<br />

darüber besteht, den Ist-Zustand und<br />

den nach Realisierung erreichten Status<br />

mit den genau gleichen Kriterien zu messen<br />

und zu bewerten. Nach dem bei KPR<br />

festgelegten Umfang ergab sich somit ein<br />

erhebliches Potenzial zur Senkung der operativen<br />

Kosten (Bilder 3 und 4).<br />

3.3 Materialkosten<br />

Eine stichprobenartige Auswertung der<br />

Artikel auf ihre preisliche Optimierung<br />

ergab zumindest bei den Umsatzträgern<br />

keine nennenswerten Möglichkeiten. Allerdings<br />

zeigte die Analyse Ansätze, die zu<br />

der Entscheidung führten, bei Umsetzung<br />

des Konzepts den Bedarf auf Lieferanten,<br />

die sich als Vollsortimenter anbieten, zu<br />

bündeln. Die mögliche Einsparung über die<br />

Prozesskosten sollte eventuelle preisliche<br />

Nachteile auf Artikelebene überwiegen<br />

(Bild 5).<br />

4 Die Lösung<br />

4.1 Bedarfsbündelung<br />

Das gesamte Paket beinhaltet Artikel und<br />

Material, welche nicht systemtechnisch<br />

innerhalb der bestehenden SAP-Lösung<br />

dispositiv bewirtschaftet werden müssen.<br />

Absteigend nach ihrer Umsatzbedeutung<br />

wurde für jede Warengruppe ein passender<br />

Lieferant ausgewählt, der die Kriterien der<br />

preislichen Attraktivität und vor allem die<br />

Bereitschaft der elektronischen Abwicklung<br />

via Internet erfüllt.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Auszug aus der Prozessanalyse (Bild 3)<br />

Das Sortiment dieser Lieferanten, sei es<br />

KPR-spezifisches Material oder Katalogware,<br />

wird in einem gesamten Katalog<br />

zusammengefasst.<br />

4.2 Bestellabwicklung<br />

Die Analyse der Prozesskosten wies in<br />

diesem Bereich die wirklichen Kostentreiber<br />

aus. Das Konzept sieht eine vereinfachte<br />

Abwicklung mit den über die Bedarfsbündelung<br />

definierten Lieferanten vor. Zur Vereinfachung<br />

des Bestellvorgangs wurden<br />

sämtliche Lagerfächer mit Barcode-Etiketten<br />

versehen. Hierauf sind alle für eine<br />

Bestellung notwendigen Daten gespeichert.<br />

Mittels einer mobilen Scanner-Einheit lassen<br />

sich die bedarfsrelevanten Daten erfas-<br />

sen, an einem Terminal auslesen und<br />

direkt in einen Bestellvorgang umwandeln.<br />

Die Bestellungen erfolgen auf Lagerebene<br />

täglich lieferantenunabhängig als Sammelbestellung<br />

an einen Provider (siehe auch<br />

4.3). Dort erfolgt die Auflösung auf die<br />

jeweiligen Lieferanten. Diese wiederum liefern<br />

innerhalb der vereinbarten Lieferfristen<br />

direkt bei KPR an. Die Lieferung ist entsprechend<br />

gekennzeichnet und passiert<br />

ohne speziellen Buchungsvorgang den<br />

Wareneingang in Richtung Besteller. An<br />

dieser Stelle erfolgt der Abgleich mit der<br />

Bestellung und die Ware wird eingelagert<br />

bzw. sofort an den endgültigen Empfänger<br />

ausgeliefert (Bild 6).<br />

Ein weiterer wesentlicher Beitrag zur<br />

Senkung der Abwicklungskosten kommt


49<br />

Organisiertes dezentrales Einkaufen via Internet bei Krupp Presta<br />

aus dem Bereich der Rechnungsabwicklung.<br />

Wurde bis dahin zu jeder Bestellung<br />

eine Rechnung verarbeitet, ca. 26.000 pro<br />

Jahr, kann durch die Einschaltung des Providers<br />

jetzt mit einer monatlichen Sammelrechnung<br />

abgerechnet werden. Diese läuft<br />

zudem auf elektronischem Wege ein. Es<br />

erfolgt kein Abgleich mit dem Bestellsystem,<br />

da in einem vollelektronischen<br />

Abwicklungssystem von Zahlensicherheit<br />

ausgegangen werden kann. Stichprobenartige<br />

Rechnungsüberprüfungen stellen die<br />

korrekte Abrechnung des Providers mit KPR<br />

sicher. Selbst unter Inkaufnahme eines<br />

möglichen Abrechnungsfehlers ist diese<br />

Form der Abwicklung immer noch kostengünstiger<br />

(Bild 7).<br />

4.3 Einbindung eines externen<br />

Providers<br />

Die geplante Abwicklung via Internet<br />

konnte zum Zeitpunkt der Realisierung nur<br />

mit einem externen Provider dargestellt<br />

werden. Dieser Partner stellt das Bindeglied<br />

für die Anbindung zwischen KPR<br />

und den ausgewählten Lieferanten dar. Auf<br />

Basis der von KPR mit jedem Lieferanten<br />

vereinbarten Rahmenbedingungen werden<br />

Einkaufsvolumen (Bild 5)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Kostentreiber (Bild 4)<br />

dessen Daten als Katalog in das System<br />

eingebunden. Die Datenpflege und jeweilige<br />

Aktualisierung obliegt dem Lieferanten<br />

in Zusammenarbeit mit dem Provider.<br />

4.4 Kosten-Nutzen-Betrachtung<br />

Die Abwicklungsgebühren des Providers<br />

werden auf Basis der seitens KPR abgesetzten<br />

Online-Bestellungen mengenbezogen<br />

verrechnet und in die monatliche Sammelrechnung<br />

einbezogen. Diese Gebühren<br />

werden durch die realisierten Einsparungen<br />

aus dem verschlankten Prozess und den<br />

reduzierten Lagerbeständen weit überkompensiert.<br />

Mit diesem gewählten Ablauf können<br />

die Kunden = Bedarfsträger ohne Zeitverlust<br />

direkt über den Provider bei den<br />

festgelegten Lieferanten zu den fest vereinbarten<br />

Konditionen einkaufen. Dies führt zu<br />

erheblichen Reduzierungen der Lagerbestände<br />

bei gleichzeitiger Beschleunigung<br />

der Bestell- und Lieferabwicklung. Die Verantwortung<br />

für die Bewirtschaftung und<br />

Bestellabwicklung liegt jetzt ohne Schnittstelle<br />

in einer Hand beim Bedarfsträger. Die<br />

hiermit verbundene Wahrnehmung der


50<br />

Bestellablauf (Bild 6)<br />

Auftragspapiere (Bild 7)<br />

Organisiertes dezentrales Einkaufen via Internet bei Krupp Presta<br />

Selbstverantwortung führt zur Steigerung<br />

der Motivation und damit ressourcenschonendem<br />

Umgang mit den zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln.<br />

5 Ausblick auf die weitere<br />

Entwicklung<br />

Die Entwicklung der B2B-Programme zur<br />

Nutzung des Internets macht es mittlerweile<br />

möglich, auch aus dem implementierten<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

SAP-Programm heraus via Intranet/Internet<br />

Bestellungen an eingebundene Lieferanten<br />

zu übertragen. Mit dem kürzlich durchgeführten<br />

Release-Wechsel ergibt sich die<br />

Chance, die aus den Barcode-Informationen<br />

generierten Bestelldaten künftig innerhalb<br />

SAP zu nutzen. Damit würde der<br />

Umweg über einen externen Provider<br />

unnötig. Die ersten Feldversuche hierzu<br />

werden ab Juli 2001 beginnen.<br />

6 Fazit<br />

Der Schlüssel zum Erfolg war die klare<br />

Trennung des Bestellwesens in einen strategischen<br />

Einkaufsteil mit Lieferanten- und<br />

Konditionenfestlegung, losgelöst vom<br />

einem aktuellen Bedarfsfall, und die Übertragung<br />

der Verantwortung für den operativen<br />

Teil auf den Bedarfsträger. Diese Philosophie<br />

ist allerdings nicht beschränkt auf<br />

eine Internet-basierte Beschaffung von C-<br />

Teilen. Sie lässt sich ohne große Schwierigkeiten<br />

auf alle Arten der einzukaufenden<br />

Warengattungen und vor allem auch auf<br />

Dienstleistungen übertragen.


51<br />

Dipl.-Ing. HTL Siegfried Dejaco<br />

Die neue, modulare Lenksäule von Krupp Presta<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Modulare Lenksäule von Krupp Presta (Bild 1)


52<br />

Die neue, modulare Lenksäule von Krupp Presta<br />

1 Ausgangssituation<br />

Krupp Presta (KPR) wurde beauftragt,<br />

eine modulare Lenksäule für die Ford C1-<br />

Plattform zu entwickeln. Diese Plattform<br />

wird voraussichtlich im Jahre 2003 in Serie<br />

gehen. Sie gehört zur Basis für die Weiterentwicklung<br />

des Ford Focus und für die<br />

Volvo-Modelle V40/S40 und für den Mazda<br />

323.<br />

Die Aufgabenstellung lautete, ein modulares<br />

Lenksystem zu entwickeln, das sich<br />

gleichzeitig für drei Autohersteller höchst<br />

unterschiedlicher Industrie-Kulturen eignet.<br />

Es wird in 24 verschiedenen Automodellen<br />

eingesetzt und gleichzeitig auf den drei<br />

Kontinenten Europa, Asien und Amerika<br />

vertrieben. Der Kunde geht von einem<br />

Bedarf von bis zu zwei Millionen Fahrzeugen<br />

pro Jahr aus (Bild 2).<br />

2 Problemanalyse<br />

Die besondere Herausforderung bestand<br />

in der Erwartung des Kunden, trotz unterschiedlicher<br />

Anforderungen einen höchstmöglichen<br />

Anteil an Gleichteilen zu erzielen<br />

(Bild 3). Auf Basis der von KPR durchgeführten<br />

Querschnittsanalysen wurde die<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Die Herausforderung: Maximaler Gleichteileanteil trotz unterschiedlicher Anforderungen (Bild 3)<br />

Zahl der sich überschneidenden Anforderungen<br />

analysiert. Die Analyse führte zu<br />

dem Ergebnis, dass für ein Sicherheitsbauteil<br />

wie eine Lenksäule die Technologie von<br />

Volvo die geeignetste Ausgangsbasis darstellt.<br />

Überschneidungen mit Ford Focus<br />

und mit Mazda 323 waren vor allem regional<br />

auf den US-Märkten und auf dem japanischen<br />

Markt zu berücksichtigen.<br />

Einerseits wurde die Variante einer<br />

Lenksäule gefordert, die in erster Linie auf<br />

Leistung und Sicherheit ausgerichtet war,<br />

Die Aufgabenstellung: Entwicklung einer modularen Lenksäule für die C1-Plattform von Ford (Bild 2)<br />

Niedriges Kosten-Target Focus + Mazda übrige Welt<br />

● Hohe Sicherheits-Anforderungen Volvo<br />

● Strenge Gesetzes-Richtlinien USA + Japan<br />

● Hohe „Performance“-Ansprüche Volvo + US-Markt<br />

andererseits waren niedrigstmögliche<br />

Kosten die geforderte Zielsetzung: Bei<br />

einem erwarteten Anteil von 75 % Gleichteilen<br />

und identischen Schnittstellen ein<br />

Widerspruch in sich.<br />

3 Problemlösung<br />

Das Problem konnte durch den Ansatz<br />

● Umsetzung eines gemeinsamen inneren<br />

Lenkstrangs für alle Fahrzeuge und<br />

● zwei unterschiedliche Anbindungen an<br />

das Cockpit<br />

gelöst werden.<br />

Kosten optimiert<br />

Performance optimiert<br />

Eine Magnesium-Anbindung führte zu<br />

den leistungsoptimierten Fahrzeugsegmenten<br />

wie Ford Focus (USA), Volvo V40/S40<br />

und Mazda 323 (USA und Japan) (Bild 4).<br />

Für die übrigen Fahrzeugsegmente des<br />

Ford Focus und Mazda 323 (übrige Welt)<br />

entschied sich KPR für eine Stahlblech-<br />

Anbindung mit einem kostenoptimierten<br />

Design. Die nahe liegende Forderung des


53<br />

Die neue, modulare Lenksäule von Krupp Presta<br />

Kunden nach einer modularen Lösung, die<br />

möglichst das ganze Produkte-Spektrum<br />

abdeckt, führte zu entsprechenden Ideen<br />

und Vorschlägen: einerseits zu einem<br />

Design, das auf optimale Leistung ausgerichtet<br />

ist und – zur Gegenüberstellung – zu<br />

einem Design, das die Forderung nach<br />

möglichst niedrigen Kosten berücksichtigt.<br />

Damit waren die modularen Plattformziele<br />

von C1 im Grunde genommen erreicht.<br />

Einer Umsetzung derselben für den Ford<br />

Focus, den Volvo V40/S40 und den Mazda<br />

323 stand nichts mehr im Wege.<br />

4 Ergebnis<br />

Dass dies der richtige Lösungsweg war,<br />

wurde kurze Zeit später von Ford bestätigt.<br />

KPR wurde aufgefordert, diese Ideen weiterzuentwickeln,<br />

um sie auch für die Plattformen<br />

des Ford Taurus und des Ford<br />

Mustang anwendbar zu machen. Da es<br />

sich dabei um Plattformen handelt, die<br />

gemäß Vereinbarungen von Ford mit den<br />

Gewerkschaften zur Arbeitsplatzsicherung<br />

„in house“ zu fertigen sind, hieß es nun,<br />

Das Entwicklungsergebnis: Maximale Modularität (Bild 5)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Die Problemlösung: 1 Lenkstrang / 2 Anbindungen (Bild 4)<br />

Performance optimiert<br />

Ford Focus<br />

US<br />

eine Krupp Presta-Lenksäule zu entwickeln,<br />

die von Ford selbst gefertigt werden konnte.<br />

Es galt, das Design der modularen Lenksäule<br />

an die Lohnfertigung bei Ford anzupassen<br />

(Bild 5).<br />

Als besonderer Erfolg ist zu werten, dass<br />

auch dieser weitergehende Teil der Herausforderung<br />

an die Entwicklung der modula-<br />

Erweiterung der<br />

modularen Idee<br />

in Ford<br />

gewerkschaftsgesicherte<br />

Plattformen<br />

Volvo V40/S40<br />

US+übrige Welt<br />

Krupp Presta erbrachte Dienstleistung am Kunden durch maximale<br />

Modularität!<br />

Mazda 323<br />

US+Japan<br />

Ford Focus<br />

übrige Welt<br />

Kosten optimiert<br />

Mazda 323<br />

übrige Welt<br />

ren C1-Lenksäule gelöst und damit zwei<br />

Ziele zugleich erreicht werden konnten:<br />

● Erhalt von Arbeitsplätzen beim Kunden<br />

Ford und<br />

● direkte Lieferung eines konkurrenzfähigen<br />

Bauteils aus der Fertigung von<br />

Krupp Presta.<br />

Vom Kunden wurde besonders anerkannt,<br />

dass sein Zulieferer Krupp Presta in<br />

der Lage war, aus einem Entwicklungsauftrag<br />

zusätzlich eine Dienstleistung zu generieren,<br />

die ihm bei der Suche nach Problemlösungen<br />

direkt zugute kam.<br />

Für diese Entwicklungsleistung wurde<br />

Krupp Presta mit dem zweiten Preis beim<br />

diesjährigen Innovationswettbewerb des<br />

Thyssen Krupp Konzerns ausgezeichnet.


54<br />

Dipl.-Ing. Jörg Schulz<br />

SerKom – die mobile Kommunikationslösung<br />

für den Servicetechniker<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

SerKom-Koffer (Bild 1)


55<br />

1 Einleitung<br />

Die Unternehmensgruppe Thyssen Aufzüge<br />

hat sich mit einem breiten Fertigungsprogramm<br />

auf die Beförderung von Personen<br />

und Lasten spezialisiert.<br />

Das Fertigungsprogramm beinhaltet die<br />

Herstellung, Planung und Projektierung von<br />

intelligenten Aufzugslösungen, Fahrtreppen<br />

und -steigen sowie Fluggastbrücken. In<br />

Deutschland unterhält die Thyssen Aufzüge<br />

Deutschland-Gruppe 7 Vertriebs-/Servicegesellschaften<br />

und 3 Produktionsstandorte.<br />

Thyssen Aufzüge beschäftigt ca. 1.100<br />

Servicetechniker bundesweit.<br />

In der heutigen Zeit ist der Service beim<br />

Kunden ein entscheidendes Standbein für<br />

die Unternehmen im harten Wettbewerb.<br />

Im Servicebereich ist es noch möglich,<br />

Wettbewerbsvorteile zu erlangen.<br />

Um die Qualität und Effizienz im Servicegeschäft<br />

zu verbessern, musste etwas<br />

Innovatives getan werden. Unter Effizienz<br />

im Servicegeschäft verstehen wir die<br />

Konzentration des Serviceeinsatzes sowie<br />

kurze Aktivierungs- und Reaktionszeiten<br />

der Servicetechniker beim Kunden.<br />

2 Projekt SerKom<br />

SerKom – die mobile Kommunikationslösung für den Servicetechniker<br />

Der Name „SerKom“ ist ein Kunstwort,<br />

gebildet aus Service und Kommunikation.<br />

Um den Informations- und Datenfluss zu<br />

beschleunigen sowie den Papieraufwand zu<br />

reduzieren, beschloss Thyssen Aufzüge,<br />

neueste Informationstechnologien einzusetzen<br />

und gab jedem Servicetechniker<br />

einen „SerKom-Koffer“ in die Hand (Bild 1).<br />

Dieser Koffer enthält ein Notebook, Drucker<br />

und Handy.<br />

Mit dieser Hardware und der Kommunikationssoftware<br />

„Mobile3“ hat der Servicetechniker<br />

die Möglichkeit, sich direkt vor Ort<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Funktionalitäten mit SerKom (Bild 2)<br />

in das firmeninterne SAP-System einzuklinken<br />

und tagesaktuelle Auftragsdaten hochzuladen,<br />

zu bearbeiten und sofort für die<br />

weitere Bearbeitung, z.B. Fakturierung und<br />

Lohnberechnung, ohne Medienbrüche zeitnah<br />

wieder in das SAP-System zurückzusenden<br />

(Bild 2). Dabei können nicht nur<br />

Service-Techniker bei der Diagnose einer Aufzugsanlage (Bild 3)<br />

auftragsbezogene Daten bearbeitet, sondern<br />

auch nichtauftragsbezogene Daten ins<br />

SAP-System gesendet werden. Neben der<br />

Kommunikationssoftware „Mobile3“ sind<br />

eine Diagnosesoftware für Aufzugsanlagen<br />

und ein elektronischer Ersatzteilkatalog<br />

installiert.


56<br />

SerKom – die mobile Kommunikationslösung für den Servicetechniker<br />

Maske „Ersatzteilkatalog mit Explosionszeichnung“ (Bild 4)<br />

Mit der installierten Diagnosesoftware<br />

hat der Servicetechniker z.B. die Möglichkeit,<br />

Neuanlagen in Betrieb zu nehmen,<br />

Grundeinstellungen vorzunehmen und Fehlerstapel<br />

vor Ort auszudrucken sowie eine<br />

Abfrage des Systemzustandes durchzuführen<br />

(Bild 3).<br />

Der elektronische Ersatzteilkatalog ersetzt<br />

2 dicke und schwere Aktenordner mit ca.<br />

1.000 Seiten, die der Techniker bisher mitführen<br />

musste.<br />

Über vielfältige Such- und Filterfunktionen,<br />

z.B. Teilebenennung, Baugruppenverwendung,<br />

und mit Abfragen nach Bestandteilen<br />

aus erläuterndem Text lassen sich<br />

Ersatzteile in Sekundenschnelle suchen<br />

und finden. Im Unterschied zum bisherigen<br />

Ersatzteilkatalog sind nun Verkaufspreise<br />

im elektronischen Ersatzteilkatalog eingepflegt.<br />

Der Servicetechniker kann auf<br />

Wunsch dem Kunden unproblematisch und<br />

schnell Preisauskünfte für Ersatzteile erteilen,<br />

ohne bei dem jeweiligen Sachbearbeiter<br />

anfragen zu müssen (Bild 4).<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Mobile3 – Auftragsbearbeitung (Bild 5)<br />

3 Kommunikationssoftware<br />

„Mobile3“<br />

Mobile3 ist das Herzstück von SerKom.<br />

Mit dieser Kommunikationssoftware kann<br />

der Servicetechniker seinen gesamten Auftragsbestand<br />

aus dem SAP R/3 laden,<br />

bearbeiten, verwalten und wieder zurücksenden<br />

(Bild 5). Außerdem kann er<br />

nichtauftragsbezogene Daten, z.B. Abwesenheitszeiten,<br />

Urlaubs- und Krankheitstage,<br />

Spesenabrechung etc., erfassen und<br />

für die Lohnberechnung ins SAP R/3<br />

(Modul HR) zurücksenden.<br />

Über einen Gateway kann Mobile3 mit<br />

dem installierten elektronischen Ersatzteilkatalog<br />

kommunizieren und einzelne<br />

Ersatzteile vom Katalog in die Mobile3-<br />

Rückmeldung des Monteurs übertragen.<br />

Auftragsscheine, die der Kunde unterschreibt,<br />

werden aus Mobile3 mit den<br />

bereits erfassten Daten automatisch generiert<br />

und ausgedruckt. Der administrative


57<br />

SerKom – die mobile Kommunikationslösung für den Servicetechniker<br />

Aufwand für den Servicetechniker reduziert<br />

sich dadurch auf ein Minimum.<br />

Die Software wurde in Zusammenarbeit<br />

mit unseren Servicetechnikern erstellt.<br />

Damit haben wir ein Maximum an Bedienerfreundlichkeit<br />

erreicht.<br />

4 Technik<br />

Die Kommunikationssoftware „Mobile3“<br />

ist mit Java und HTML programmiert worden.<br />

Für die Kommunikation wird die Internettechnologie<br />

verwendet (TCP/IP-Protokolle).<br />

Die Auftragsdaten werden über das<br />

GSM-Netz übertragen. Der Servicetechniker<br />

wählt sich per Handy auf einen Router ein,<br />

dieser prüft die Zugangsberechtigung und<br />

leitet dann die Anfrage über einen Server<br />

ins SAP-System. Das SAP-System (SM-<br />

Modul) sucht sich die benötigten Auftragsdaten<br />

zusammen und leitet diese automatisch<br />

über den Server und Router wieder an<br />

das Handy mit angeschlossenem Notebook<br />

zurück. Momentan werden noch 9.600<br />

bit/sec übertragen. Mit der neuen Übertragungstechnik<br />

HSCSD (Kanalbündelung)<br />

von D2 Vodafone lassen sich Übertragungsraten<br />

von ca. 44.000 bit/sec erreichen.<br />

Um Übertragungsgebühren zu sparen,<br />

wurde ein „Short Hold“ installiert, welches<br />

die Verbindung während der Selektion im<br />

SAP R/3 physikalisch trennt. Bei vollständiger<br />

Selektion (bei einer größeren Anfrage,<br />

z.B. Wartungsbestand der letzten 3 Monate,<br />

kann dies mehrere Minuten dauern)<br />

baut der Router über eine Daten-Nr. die<br />

Verbindung automatisch wieder zu dem<br />

User auf und sendet die angeforderten<br />

Daten (Bild 6).<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Schematische Darstellung der Datenübertragung (Bild 6)<br />

5 Realisierte Vorteile<br />

● deutliche Reduzierung der administrativen<br />

Aufgaben des Services-Technikers<br />

(Lohnscheine, Auftragsscheine)<br />

● schnelle Außendienststeuerung und<br />

-planung mit Übertragung aktueller Aufträge<br />

sowie Rückmeldungen<br />

● hohe Flexibilität<br />

● integrierte Diagnosefunktionalitäten<br />

● elektronischer Ersatzteilkatalog, Vorortverkauf<br />

von Ersatzteilen<br />

● keine Papierberge, da z.B. Montageanweisungen,<br />

SRW-Berichte etc. digital<br />

vorliegen<br />

● fortlaufender Zusatznutzen durch neue<br />

Softwarepakete und Funktionszuwächse<br />

der bestehenden Software<br />

● mehr Informationen für den Kunden<br />

durch bessere Auskunftsfähigkeit des<br />

Servicetechnikers<br />

● schnelle Störungs-/Reparaturbehebung<br />

(höhere Verfügbarkeit)<br />

● Ersatzteilbestellung bzw. Erteilung kleinerer<br />

Reparaturaufträge beim Servicetechniker<br />

● keine Medienbrüche, auftragsbezogene<br />

Daten stehen nach Auftragsbearbeitung<br />

durch Servicetechniker sofort für die<br />

Faktura zur Verfügung.<br />

6 Fazit<br />

Der Kundendienst ist ein wichtiger Faktor<br />

zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen.<br />

Thyssen Aufzüge hat mit dem Projekt<br />

SerKom die Vorreiterrolle in der mobilen<br />

Kommunikation in der Aufzugsbranche<br />

übernommen. Dies schafft uns einen klaren<br />

Wettbewerbsvorteil im Kundendienst.<br />

Durch die verbesserte Servicequalität mit<br />

kurzen Aktivierungs- und Reaktionszeiten,<br />

umfassende Informationsmöglichkeiten<br />

gegenüber dem Kunden und Servicetechnikern<br />

sowie eine schnelle und zielsichere<br />

Problemlösung erzeugen wir eine höhere<br />

Kundenzufriedenheit und engere Kundenbindung.


58<br />

Dipl.-Ing. Lothar Jungemann,<br />

Dipl.-Ing. Kurt Lemm,<br />

Dipl.-Ing. Bernd Kripzak<br />

B2B im Großanlagenbau – Vertrieb von Ersatzteilen für Zementwerke<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Vormontierte Laufringstation für einen Drehofen als ein Beispiel für<br />

komplexe, individuell gefertigte Ersatzteile im Großanlagenbau (Bild 1)


59<br />

1 Einleitung<br />

Die Krupp Polysius AG ist ein Unternehmen<br />

der ThyssenKrupp Technologies im<br />

Bereich Engineering und stellt vor allem<br />

Zementwerke, aber auch Anlagen für die<br />

Rohstoffaufbereitung her.<br />

Diese Großanlagen werden sowohl in<br />

ihrer Struktur als auch in ihren Komponenten<br />

individuell auf den jeweiligen Bedarfsfall<br />

zugeschnitten. Größe und Komplexität<br />

der eingesetzten Komponenten bedingen<br />

ihre individuelle Auslegung.<br />

Nur wenige Anlagenbereiche wie das<br />

automatische Labor zur Qualitätssicherung<br />

in Zementwerken setzen sich aus Standardelementen<br />

zusammen (Bild 2).<br />

Der Vertrieb von Ersatzteilen ist daher<br />

ebenso individuell wie der von Neuanlagen.<br />

Die Anzahl der unterschiedlichen Komponenten<br />

ist im Vergleich zu Serienmaschinen<br />

entsprechend hoch.<br />

Gleichzeitig führt die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

zum Einsatz neuer Lösungen<br />

für bestehende Komponenten.<br />

Großanlagen wie Zementwerke werden in<br />

der ganzen Welt betrieben. Neben der<br />

Sprachenvielfalt schränkt die Zeitverschiebung<br />

oftmals die direkte Kommunikation<br />

zwischen Hersteller und Betreiber ein.<br />

2 B2B im Vertrieb<br />

B2B im Großanlagenbau – Vertrieb von Ersatzteilen für Zementwerke<br />

Der Vertriebsprozess lässt sich allgemein<br />

wie in Bild 3 gezeigt darstellen.<br />

Anhand dieses Modells lassen sich die<br />

Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des<br />

B2B (Business-to-Business) im Vertrieb<br />

von Ersatzteilen für den Großanlagenbau<br />

aufzeigen.<br />

Bedingt durch die hohe Komplexität und<br />

Vielfalt der Komponenten ist die technische<br />

Klärung zwischen Betreiber und Hersteller<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

oft sehr langwierig. Hier gilt es, Prozesskosten<br />

durch die Bereitstellung elektronischer<br />

Auswahlmöglichkeiten zu reduzieren.<br />

Bei der kommerziellen Klärung muss<br />

man zwischen Standardteilen (C-Teilen)<br />

und individuell zu kalkulierenden Komponenten<br />

unterscheiden.<br />

Die C-Teile weisen im Großanlagenbau<br />

oft ein Missverhältnis zwischen ihrem Wert<br />

und den eigentlichen Vertriebskosten auf.<br />

Auch hier muss der Prozess entsprechend<br />

standardisiert und automatisiert werden.<br />

Alle größeren Komponenten werden zum<br />

Vorteil für beide Handelspartner individuell<br />

kalkuliert. Die Anforderungen an die kaufmännische<br />

Abwicklung sowohl auf der Hersteller-<br />

wie auf der Betreiberseite reduzieren<br />

hier die Möglichkeiten für B2B. Hier<br />

seien nur einige Probleme genannt wie<br />

interne Genehmigungsverfahren, rechtlich<br />

wirksames Zustandekommen von Verträgen<br />

oder die Bereitstellung von Akkreditiven<br />

und Bürgschaften.<br />

Automatisches Labor (Bild 2)<br />

Die Vielfalt heute bereits eingesetzter<br />

Lösungen im B2B ist im Großanlagenbau<br />

eingeschränkt:<br />

● Öffentliche Marktplätze, an denen verschiedene<br />

Betreiber wie Hersteller partizipieren,<br />

sind für die eigentliche Geschäftsabwicklung<br />

wenig hilfreich. Die nötige<br />

Abstimmung von Betreiber und Hersteller<br />

widerspricht diesem Konzept.<br />

● General E-Catalogues sind übergeordnete<br />

Kataloge, die technisch für C-Teile<br />

sinnvoll sind. Sie bedingen aber durch<br />

die Vielfalt der kommerziellen Konditionen<br />

eine kundenbezogene Zuordnung<br />

der Preise.<br />

● Tailor-made E-Catalogues, also das Zuschneiden<br />

eines Katalogs auf eine Anlage,<br />

bedeutet für den Geschäftsprozess<br />

eine erhebliche Vereinfachung für beide<br />

Seiten. Hier werden nur Teile und Kom-


60<br />

B2B im Großanlagenbau – Vertrieb von Ersatzteilen für Zementwerke<br />

Vertriebsprozess Ersatzteile im Großanlagenbau (Bild 3)<br />

ponenten gezeigt, die in der jeweiligen<br />

Anlage enthalten sind. Für den Betreiber<br />

bedeutet das eine Vereinfachung der<br />

Auswahl der Teile. Für den Hersteller ist<br />

die Eindeutigkeit in der Zuordnung ebenfalls<br />

hilfreich, wobei man allerdings den<br />

Aufwand für die Erstellung eines individuellen<br />

Kataloges berücksichtigen muss.<br />

● Einzelanfragen sind der Regelfall im Vertrieb<br />

von Ersatzteilen für den Anlagenbau.<br />

Hier bietet die Umstellung auf elektronische<br />

Medien wesentliche Verbesserungen<br />

in Bezug auf Schnelligkeit und<br />

Informationsdichte der Antworten. So<br />

können z.B. digitale Fotos, Zeichnungen<br />

oder Animationen an E-Mails gehängt<br />

werden.<br />

3 B2B-Lösungen der Krupp<br />

Polysius AG<br />

Öffentliche Marktplätze werden derzeit<br />

lediglich als Informationsmedium genutzt.<br />

Kunden können hier allgemein einen Eindruck<br />

über die Krupp Polysius AG gewinnen,<br />

sich aber auch über entsprechende<br />

Links gezielte Informationen über Einzelprodukte<br />

oder Referenzen holen. Da es sich<br />

hier nur um Akquisitionsunterstützung handelt,<br />

kann man eigentlich noch nicht von<br />

B2B sprechen.<br />

General E-Catalogues werden im Online-<br />

Shop der Krupp Polysius AG für diverse<br />

Lager- und Standardprodukte genutzt. Als<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Beispiel wird hier der Online-Shop für die<br />

Laborautomation erläutert.<br />

Alle Teile der Laborautomation sind in<br />

verschiedenen E-Catalogues geordnet, was<br />

die Identifizierung der Teile vereinfacht.<br />

Hier werden Ersatzteile für alle bisher<br />

gebauten Laborautomaten aufgelistet. Bislang<br />

sind diese E-Catalogues in zwei Sprachen<br />

nutzbar, in denen auch übergreifende<br />

Suchfunktionen verfügbar sind. Damit ist<br />

die Bedienung denkbar einfach. Teile werden<br />

per Mausklick ausgewählt und die<br />

benötigte Anzahl eingegeben. Diese Auswahl<br />

ist eindeutig, da sie auch die jeweilige<br />

Produktnummer enthält. Durch die Auswahl<br />

werden die Teile einem Warenkorb<br />

Bildschirmdarstellung Online-Shop (Bild 4)<br />

zugeführt, der Produktbeschreibung,<br />

Anzahl, Einzelpreis und Gesamtpreis<br />

anzeigt. Die so erzeugte Einkaufsliste wird<br />

dann per E-Mail an den Ersatzteilvertrieb<br />

geschickt.<br />

Um den Programmieraufwand klein zu<br />

halten, wurde für den Warenkorb eine<br />

Standard-Software eingesetzt. Der eigentliche<br />

Aufwand steckt in der Erstellung und<br />

Aktualisierung der E-Catalogues einschließlich<br />

der Preislisten (Bild 4).<br />

Die Preislisten unterscheiden sich wegen<br />

der kommerziellen Bedingungen. Zwischen<br />

Lieferung „ab Werk“ und „geliefert verzollt<br />

benannter Bestimmungsort“ irgendwo im<br />

entfernten Ausland ist alles möglich. Die<br />

Festlegung der Preisliste erfolgt in einer<br />

Rahmenvereinbarung mit dem jeweiligen<br />

Betreiber, wobei durch das Login zum<br />

Online-Shop die entsprechende Preisliste<br />

den E-Catalogues zugeordnet wird. Der<br />

Benutzer sieht also nur den für ihn relevanten<br />

Preis.


61<br />

B2B im Großanlagenbau – Vertrieb von Ersatzteilen für Zementwerke<br />

Die Praxis zeigt aber, dass die beschaffenden<br />

Abteilungen der Betreiber zwar die<br />

technische Auswahl im Online-Shop treffen,<br />

die eigentliche Bestellung aber dann<br />

doch per Fax mit den entsprechenden<br />

Unterschriften absenden.<br />

Trotzdem reduziert der Online-Shop erheblich<br />

die Prozesskosten auf beiden Seiten,<br />

da durch die eindeutige Auswahl praktisch<br />

keine Rückfragen mehr auftreten. Durch die<br />

zugeordneten Preislisten gibt es auch keine<br />

Anfragen mehr, sondern nur noch direkte<br />

Bestellungen, wenn auch per Fax.<br />

Tailor-made E-Catalogues sind für den<br />

Ersatzteilvertrieb im Großanlagenbau deutlich<br />

breiter einsetzbar, wie das folgende<br />

Beispiel zeigt.<br />

Im Rahmen des Neubaus eines kompletten<br />

Zementwerkes in Südamerika wurde<br />

ein Ersatzteilpaket zusammengestellt, das<br />

aus Herstellersicht dem zweijährigen<br />

Betrieb der Anlage entsprach. Das ergab<br />

einen E-Catalogue von über 2.500 Einzelpositionen<br />

(Bild 5). Per E-Mail wurde über<br />

das Internet zwischen Betreiber und der<br />

Krupp Polysius AG festgelegt, in welchem<br />

Datenbankformat der Austausch dieses<br />

E-Catalogues stattfinden sollte.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Der E-Catalogue wurde gleich in der Landessprache<br />

erstellt und jede Einzelposition<br />

gemäß den geltenden Importvorschriften<br />

mit Preisen versehen. Der Versand des<br />

E-Catalogues erfolgte dann per E-Mail über<br />

das Internet, wobei entsprechendes Informationsmaterial<br />

angehängt wurde. Damit<br />

konnte der Betreiber direkt in der gemeinsamen<br />

Datenbasis arbeiten, wodurch diese<br />

an die Bedürfnisse des Betreibers angepasst<br />

wurde, sich aber auch Klärungsbedarf<br />

einstellte.<br />

Durch einen zweitägigen Besuch beim<br />

Betreiber wurden ausstehende technische<br />

und kommerzielle Details geklärt. Die Auftragserteilung<br />

erfolgte dann per E-Mail,<br />

sicherheitshalber auch noch einmal per<br />

Brief, wobei der Wert des Paketes 5 Mio DM<br />

überstieg.<br />

Dieser Tailor-made E-Catalogue kann<br />

jetzt als Datenbasis für die elektronische<br />

Lagerverwaltung beim Betreiber genutzt<br />

werden und stellt damit die Grundlage für<br />

die weitere Zusammenarbeit im Bereich<br />

Ersatzteile mit dem Betreiber dar. Aus diesem<br />

E-Catalogue können noch jahrelang<br />

über die allgemeine Preissteigerung Richtpreise<br />

ermittelt werden.<br />

Ausschnitt aus der „Masterlist“ eines tailor-made E-Catalogues für ein Zementwerk (Bild 5)<br />

<strong>Technische</strong> Neuerungen können dem<br />

Kunden durch Austausch einzelner Positionen<br />

übermittelt werden, wobei die entsprechenden<br />

Zeichnungen und Animationen<br />

angehängt werden können.<br />

Besonders effektiv werden Tailor-made<br />

E-Catalogues, wenn sowohl auf der Betreiber-<br />

wie auf der Herstellerseite Verknüpfungen<br />

zur internen kommerziellen Software<br />

erstellt werden. Der hierarchisch aufgebaute,<br />

listenförmige Katalog weicht damit einer<br />

vernetzten Matrix, wobei die Einzelpositionen<br />

des E-Catalogues nur noch Links auf<br />

die Datenbasis des Herstellers sind. Die<br />

Aktualität des E-Catalogues entspricht<br />

damit der Aktualität des Datenbestandes<br />

des Herstellers.<br />

Neben den E-Catalogues wird aber auch<br />

die Einzelanfrage im Online-Shop Bestand<br />

haben. Bei der Lieferung von komplexen<br />

Komponenten wie der in Bild 1 gezeigten<br />

Laufringstation für Drehöfen mit einem<br />

Gewicht von 150 Tonnen kann man sicherlich<br />

technische Daten, Zeichnungen und<br />

sonstige Informationen über das World-<br />

WideWeb austauschen. Das Geschäft dürfte<br />

aber trotzdem F2F (Face-to-Face) abgeschlossen<br />

werden!


62<br />

Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop,<br />

Dipl.-Ing. Thomas Deimel<br />

Serviceprodukt „Schlagleistung“ – Hydraulikhammer mit Fernübertragung<br />

der Leistungsdaten durch integrierte Auswerteelektronik<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Hydraulikhammer HM 4000 in der sprengstofflosen<br />

Gesteinsgewinnung (Bild 1)


63<br />

Serviceprodukt „Schlagleistung“ – Hydraulikhammer mit Fernübertragung der Leistungsdaten<br />

durch integrierte Auswerteelektronik<br />

1 Kundenwunsch: Mieten auf<br />

Basis „Full-Service“<br />

Ein neuer Markt für Hydraulikhämmer ist<br />

die sprengstofflose Gesteinsgewinnung.<br />

Weltweit wird das Arbeiten mit Sprengstoff<br />

in Steinbrüchen mehr und mehr zum<br />

Problem. Zum einen führen Auflagen des<br />

Umweltschutzes dazu, dass das Sprengen<br />

stark reduziert oder sogar völlig eingestellt<br />

werden muss, zum anderen gibt es in vielen<br />

Ländern strenge und kostenintensive<br />

Sicherheitsauflagen, damit kriminelle Organisationen<br />

in Steinbrüchen nicht auf einfache<br />

Weise an Sprengstoff gelangen.<br />

Will man mit einem Hydraulikhammer<br />

wirtschaftlich Gestein direkt aus dem Fels<br />

gewinnen, so ist eine sehr hohe Schlagleistung<br />

erforderlich. Für derartige Anwendungsfälle<br />

wurde der in Bild 1 gezeigte HM<br />

4000 entwickelt. Als größtes Gerät einer<br />

Baureihe von insgesamt 15 Typen ist der<br />

HM 4000 der derzeit mit Abstand leistungsstärkste<br />

Hydraulikhammer der Welt. Er<br />

wiegt 7 t und wird über einen 65–120 t<br />

schweren Hydraulikbagger geführt (Bild 2).<br />

Der Kolben des HM 4000 wiegt ca. 350 kg,<br />

hat einen Durchmesser von 210 mm und<br />

wird hydraulisch 450-mal pro Minute auf<br />

eine Aufschlaggeschwindigkeit von ca.<br />

9 m/s beschleunigt. Auf den Meißel wirkt<br />

dabei eine Kraft, die ausreicht, zwei beladene<br />

Jumbo-Jets gleichzeitig anzuheben<br />

(das entspricht einem Gewicht von ca.<br />

650 t). Die Schlagleistung (Schlagenergie x<br />

Schlagzahl) des HM 4000 beträgt entsprechend<br />

ca. 106 kW.<br />

Auf Grund der hohen Dynamik und der<br />

außerordentlichen Belastung der Bauteile<br />

sind Hydraulikhämmer technologisch<br />

äußerst anspruchsvoll, vor allem aber<br />

unterliegen sie hohem Verschleiß und sind<br />

wartungsintensiv. Die Betriebskosten sind<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

HM 4000 an einem 80t schweren Hydraulikbagger |(Bild 2)<br />

abhängig von der Einsatzart sowie von der<br />

Arbeitsweise des Bedieners. Im Markt entsteht<br />

daher zunehmend eine Nachfrage, im<br />

Rahmen eines „Full-Service-Angebotes“<br />

für die Inanspruchnahme der Geräteleistung<br />

zu bezahlen, anstatt das Gerät zu kaufen.<br />

Für ein derartiges Geschäft fehlte bisher<br />

ein hinreichendes Abrechnungssystem.<br />

Blockschaltbild des Schlagzählers (Bild 3)<br />

2 Aufgabe: Entwicklung eines<br />

Abrechnungssystems<br />

Die Einsatzdauer eines Hydraulikhammers<br />

wurde bisher über den Betriebsstundenzähler<br />

des Trägergerätes ermittelt. In<br />

besonderen Einsätzen kamen in der Fahrerkabine<br />

installierte Zähler zum Einsatz, die<br />

die Einschaltdauer des Hydraulikhammers<br />

erfassten, indem die Zeiten zwischen Einund<br />

Ausschalten eines Druckschalters in<br />

der Zulaufleitung gemessen wurden. Diese<br />

Methoden eignen sich jedoch nicht als


64<br />

Serviceprodukt „Schlagleistung“ – Hydraulikhammer mit Fernübertragung der Leistungsdaten<br />

durch integrierte Auswerteelektronik<br />

Basis für ein Abrechnungssystem, weil sie<br />

leicht beeinflusst werden können. Darüber<br />

hinaus ist die Zuordnung Trägergerät–Hydraulikhammer<br />

nicht immer gegeben, da in<br />

vielen Betrieben Träger- und Anbaugeräte<br />

einsatzbezogen zusammengestellt<br />

werden.<br />

Es musste daher ein Gerät entwickelt<br />

werden, das die für ein Abrechnungssystem<br />

notwendigen Daten erfasst und eindeutig<br />

einem bestimmten Hydraulikhammer<br />

zuordnet.<br />

3 Lösung: Elektronischer Schlagzähler<br />

im Hydraulikhammer<br />

Zur Erfüllung der Aufgabe wurde ein<br />

Modul entwickelt, das<br />

● Daten ermittelt, auswertet, speichert und<br />

über eine geeignete Schnittstelle zur Verfügung<br />

stellt,<br />

● über einen Zeitraum von mindestens<br />

10 Jahren vollkommen wartungsfrei<br />

arbeitet,<br />

● so in den Kopf eines Hydraulikhammers<br />

eingebaut ist, dass es vom Kunden<br />

weder manipuliert noch unbemerkt entfernt<br />

werden kann.<br />

Bild 3 zeigt das Blockschaltbild der elektronischen<br />

Schaltung. Wesentliche Elemente<br />

sind:<br />

● Piezo-Sensor inkl. Signalaufbereitung<br />

● Microprozessor mit integriertem Speicher<br />

● Echtzeituhr<br />

● Temperatursensor<br />

● Infrarotschnittstelle<br />

● Spannungsversorgung<br />

Als Signal für die Datenermittlung wird<br />

die durch den Schlagvorgang hervorgerufe-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Aufbereitung des Messsignals (Bild 4)<br />

ne Beschleunigung des Schlagwerkes verwendet.<br />

Sie wird mit einem piezoelektrischen<br />

Schocksensor gemessen, wie er in<br />

jedem Laptop als Teil eines Schutzmechanismus<br />

für die Festplatte eingesetzt wird.<br />

Bild 4 stellt dar, wie das Messsignal aufbereitet<br />

und digitalisiert wird, damit es in<br />

einem Microprozessor weiterverarbeitet<br />

werden kann.<br />

Die in Bild 4 dargestellte Schaltung ist<br />

aus zwei Gründen für die Erfüllung der<br />

gestellten Aufgabe besonders geeignet:<br />

● Bis zum Komparator (5) arbeitet sie mit<br />

der vom Piezo-Sensor generierten Spannung.<br />

Bis zu dieser Stelle ist somit keine<br />

externe elektrische Energiezufuhr notwendig.<br />

● Durch das Hochpassfilter (4) erfolgt eine<br />

Verschiebung des Signals, sodass saubere<br />

Nulldurchgänge erfolgen. Dadurch<br />

passt sich die Schaltung adaptiv an das


65<br />

Serviceprodukt „Schlagleistung“ – Hydraulikhammer mit Fernübertragung der Leistungsdaten<br />

durch integrierte Auswerteelektronik<br />

Auslesen und Übermitteln der Daten (Bild 5)<br />

jeweilige Schlagwerk an. Somit kann<br />

dasselbe Modul sowohl an einem größeren<br />

wie auch an einem kleineren Schlagwerk<br />

eingesetzt werden.<br />

Der Spannungsversorgung und dem<br />

Stromverbrauch wurde bei der Entwicklung<br />

besondere Aufmerksamkeit gewidmet.<br />

Grundsätzlich kamen unterschiedliche<br />

Lösungsansätze infrage. Unter anderem<br />

wurde untersucht, ob der Piezo-Sensor in<br />

Verbindung mit einem Kondensator oder<br />

einem wiederaufladbaren Akkumulator als<br />

einzige Spannungsversorgung für die<br />

Schaltung eingesetzt werden kann. Ein<br />

Kondensator würde sich nach längerer<br />

Pause entladen, ein Auslesen des Moduls<br />

wäre dann erst nach erneuter Inbetriebnahme<br />

des Hydraulikhammers möglich. Ein<br />

Akkumulator würde die angestrebte<br />

Lebensdauer von 10 Jahren nicht erreichen.<br />

Zum Einsatz kommen zwei 3,6V/1Ah<br />

Lithium-Thionyl-Chlorid-Batterien. Zur<br />

Überwachung des Ladezustands wird die<br />

Batteriespannung in Abhängigkeit der<br />

jeweiligen Temperatur gemessen und<br />

angezeigt.<br />

Der Stromverbrauch der Schaltung wird<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

weiterhin minimiert, indem der Microprozessor<br />

nur alle 4 Schläge arbeitet und zwischenzeitlich<br />

abgeschaltet wird. Weiterhin<br />

wird er „geweckt“, wenn über die Infrarotschnittstelle<br />

eine Anfrage zum Auslesen<br />

des Speichers erfolgt. Der Stromverbrauch<br />

der Schaltung beträgt 3 µA im „Schlafzustand“<br />

und 2 mA im „Arbeitszustand“.<br />

Die Reichweite der Batterien beträgt ca.<br />

Auswertungs-Software (Bild 6)<br />

500 Mio Schläge bzw. ca. 18.500 Std.<br />

Einschaltzeit des Hydraulikhammers (das<br />

entspricht bei 2-schichtigem Betrieb einer<br />

Lebensdauer von mehr als 10 Jahren).<br />

Dabei kann 10.000-mal über die<br />

IR-Schnittstelle ausgelesen werden bzw.<br />

ca. 3-mal am Tag.<br />

Die Kommunikation erfolgt über eine<br />

Standard-Infrarotschnittstelle (IRDA 1.1).<br />

Sie ermöglicht das Auslesen des Speichers<br />

sowie das Übermitteln von Daten, Programmen<br />

und Befehlen, über die das<br />

Modul initialisiert und modifiziert werden<br />

kann. Die Initialisierung erfolgt vor Auslieferung<br />

im Werk. Dabei wird neben dem Stellen<br />

der Uhr vor allem die Seriennummer<br />

des zugehörigen Hydraulikhammers sowie<br />

das Auslieferdatum eingelesen.<br />

Über die Eingabe von Passwörtern ist ein<br />

Zugriff auf Daten in unterschiedlichen Ebenen<br />

möglich. Das Auslesen erfolgt über ein<br />

handelsübliches Mobiltelefon bzw. Palmtop<br />

oder Laptop, soweit es mit einer Infrarotschnittstelle<br />

ausgerüstet ist (Bild 5). Die


66<br />

Serviceprodukt „Schlagleistung“ – Hydraulikhammer mit Fernübertragung der Leistungsdaten<br />

durch integrierte Auswerteelektronik<br />

Benutzerspezifische Zugriffsebenen (Bild 7)<br />

Daten werden auf dem Display angezeigt,<br />

können gespeichert und per SMS oder<br />

Internet an die Servicestation übermittelt<br />

werden.<br />

Das Modul zählt die Schläge des Hammers<br />

und wertet sie nach unterschiedlichen<br />

Kriterien aus. Es ermittelt die Einschaltdauer<br />

des Hammers, es berechnet alle<br />

4 Schläge (entsprechend dem Schlafintervall)<br />

die Schlagfrequenz und ermittelt die<br />

Einschaltdauer und Pausenlänge je<br />

Arbeitsspiel. Die Werte werden voreingestellten<br />

Klassen zugeordnet (Bild 6). Die<br />

sich ergebenden Profile sind Anhaltswerte,<br />

um die Einsatzart (hartes oder weiches<br />

Material) und die Arbeitsweise des Bedieners<br />

(minutenlanges Schlagen auf einer<br />

Stelle oder rechtzeitig neues Positionieren<br />

des Meißels) abschätzen zu können.<br />

Die Daten werden in drei unterschiedlichen<br />

Ebenen gespeichert (Bild 7). Auf die<br />

oberste Ebene hat der Kunde Zugriff und<br />

kann sie bei Bedarf über sein Mobiltelefon<br />

wie einen Tageskilometerzähler auch<br />

zurücksetzen. Die Serviceebene dient der<br />

Abrechnung und ist nur über ein entsprechendes<br />

Passwort zugänglich. Die unterste<br />

Ebene enthält die Lebensdauerdaten, auf<br />

die nur im Werk zugegriffen werden kann.<br />

Das Modul speichert die Anzahl der Ausle-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

sevorgänge pro Ebene sowie Datum und<br />

Uhrzeit des jeweils letzten Auslesevorganges.<br />

Dabei hält es fest, ob ein Zurücksetzen<br />

der Daten stattgefunden hat.<br />

Die Elektronik ist in ein Aluminiumgehäuse<br />

eingegossen, das auf der Vorderseite<br />

ein Sichtfenster für die IR-Schnittstelle hat.<br />

Hinter dem Sichtfenster befindet sich<br />

zusätzlich ein Steckkontakt, der nach Zerstören<br />

des Sichtfensters zugänglich wird.<br />

So ist sichergestellt, dass auch bei defekter<br />

IR-Schnittstelle ein Auslesen des Speichers<br />

möglich bleibt.<br />

Der Durchmesser des Moduls beträgt<br />

48 mm, die Höhe 40 mm. Der Einbau im<br />

Kopf des Hydraulikhammers erfolgt in eine<br />

entsprechend eingebrachte Bohrung über<br />

zwei Kunststoffelemente, die mit ihren Bun-<br />

Montage im Kopf des Hydraulikhammers (Bild 8)<br />

den in eine Nut einschnappen (Bild 8). Ein<br />

Ausbau ist nur durch Zerstören der Elemente<br />

möglich. Die Abstimmung der<br />

Dämpfungseigenschaften der Kunststoffelemente<br />

und der Vergussmasse gewährleistet<br />

eine hinreichende Dämpfung des<br />

Beschleunigungsspektrums (Amplituden<br />

bis zum 2000-fachen der Erdbeschleunigung)<br />

als Schutz für die Elektronik bei einer<br />

für die Auswertung hinreichenden Weiterleitung<br />

des Signals.<br />

Die Idee, einen Hydraulikhammer mit<br />

einer derartigen Datenerfassung auszurüsten,<br />

wurde in mehreren Ländern zum<br />

Patent angemeldet.<br />

4 Ausblick: Erstellen eines profitablen<br />

Dienstleistungskonzeptes<br />

Mit dem beschriebenen Modul sind die<br />

Voraussetzungen für eine in diesem Markt<br />

vollkommen neue Produktidee, den Vertrieb<br />

von „Schlagleistung“ im Rahmen<br />

eines Full-Service-Angebotes geschaffen.<br />

Für den Kunden ergibt sich daraus der Vorteil<br />

einer kalkulierbaren Inanspruchnahme<br />

der Leistung eines Hydraulikhammers. Im<br />

Weiteren ist es erforderlich, dieses neuartige<br />

Dienstleistungskonzept betriebswirtschaftlich<br />

und statistisch zu hinterfragen<br />

und so zu gestalten, dass es sowohl für<br />

den Kunden als auch für das Unternehmen<br />

zu einem profitablen Geschäftsmodell wird.<br />

Hierbei sind insbesondere die Fragen der<br />

Kapitalbindung sowie der Kosten für Verschleißteile<br />

und Reparaturen zu beantworten.<br />

Weitere Informationen über Hydraulikhämmer<br />

unter:<br />

www.krupp-berco-bautechnik.com


67<br />

Dr. rer. pol. Claus Algenstaedt<br />

E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft<br />

von Thyssen Schulte<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Seit Frühjahr 2000 ist das Online-Informationsund<br />

-Bestellsystem von Thyssen Schulte aktiv.<br />

Der „Business-to-Business“-Ansatz wird zu<br />

einer dialogbasierten Plattform mit Nutzung<br />

modernster, noch in Entwicklung befindlicher<br />

Software-Module ausgebaut (Bild 1)


68<br />

E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft von Thyssen Schulte<br />

1 Ausgangssituation<br />

Thyssen Schulte verfügt seit geraumer<br />

Zeit über einen elektronisch gesteuerten<br />

Informations-, Bestell- und Transaktionskanal<br />

für Werkstoff-Kunden. „TS-Online-<br />

Shop“ ist eine Internet-Anwendung, die auf<br />

einem Linux-Server mit darunter liegender<br />

Oracle-Datenbank betrieben wird. Über<br />

eine Schnittstelle besteht volle Vernetzung<br />

mit dem Warenwirtschaftssystem von Thyssen<br />

Schulte. Der Zugang für die Kunden in<br />

dieses spezielle Intranet ist durch Code<br />

gesichert (Bild 2). Als „Business-to-Business“-Ansatz<br />

(vgl. <strong>forum</strong> Juli 2000, Seite<br />

44 ff.) ist „TS-Online“ längerfristig auf die<br />

Integration der gesamten Geschäftsabwicklung<br />

mit den Kunden angelegt. Besondere<br />

Bedeutung hat dabei die Einbeziehung von<br />

modernen Marketing-Konzepten und von<br />

Maßnahmen zur individuellen Kundenbetreuung.<br />

Die Informationsbasis von „TS-Online“<br />

ist mehrstufig. Neben standardisierten Artikelangaben<br />

und hinterlegten kundenindividuellen<br />

Preisen (brutto/netto) für die elektronische<br />

Platzierung und Verfolgung von<br />

Aufträgen wird „TS-Online“ schrittweise zu<br />

Paletten-Hochregalanlage für Langgut sowie Auftragsabwicklung von<br />

Edelstahl-Kommissionen (Bild 3)<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Einstiegsseite von TS Online-Shop und – zusätzlich vermerkt – die bereits nutzbaren Funktionen (Bild 2)<br />

einer umfangreichen Informationsplattform<br />

ausgebaut. Der Ansatz bezieht sich dabei<br />

auf das gesamte breit gefächerte Werkstoffprogramm<br />

(Bild 3) – Stahl, Rohre,<br />

Edelstahl, NE-Metalle und Kunststoffe –<br />

ebenso wie auf die vielfältigen verbundenen<br />

Dienstleistungen, zum Beispiel die<br />

Anarbeitung (Bild 4), die heute bereits bis<br />

Sägezentrum Dortmund (Bild 4)<br />

hin zum Laserschneiden von Einzelteilen<br />

oder in Serie nach Kundenmaßen reicht<br />

(Bild 5).<br />

Ziel ist es also, die Werkstoff-Kompetenz<br />

von Thyssen Schulte auch über die elektronische<br />

Informationsplattform den Verarbeiter-Kunden<br />

in Handwerk, Industrie und<br />

Bauwirtschaft zur Verfügung zu stellen


69<br />

E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft von Thyssen Schulte<br />

Laserschneiden als besonders materialschonende<br />

Anarbeitung nach Kundenvorgaben bei Thyssen<br />

Schulte (Bild 5)<br />

(Bild 6). Dazu gehört z.B. Hilfe bei der optimalen<br />

Werkstoffauswahl (Bild 7). Jüngst<br />

wurden hierzu erste Programmsequenzen<br />

für die Kunden von TS-Online bereit<br />

gestellt. Mittelfristig soll ein Werkstoff-<br />

Forum entwickelt werden, das allen Kunden<br />

für Fragen rund um die Werkstoffe und<br />

deren Verarbeitung offen steht. Dabei wird<br />

auch an elektronischen Dialog gedacht<br />

(„Chatroom“).<br />

2 Die Aufgabenstellung:<br />

One-to-One-Marketing<br />

Im Internet und bei online-basierten<br />

Business-Konzepten entscheidet der<br />

Benutzer über den von ihm gewünschten<br />

Informations- und Kommunikationsfluss<br />

vom und zum anbietenden Unternehmen.<br />

Gegenüber der klassischen, vielfach persönlich<br />

geprägten Verkaufs- und Kundenbetreuung<br />

tritt also eine inverse Kommunikationssituation<br />

ein: Der Online-Kunde<br />

bestimmt allein, wann, wo, wie, wie lange<br />

und wie oft er das elektronische Angebot<br />

des Unternehmens über Informationen und<br />

Leistungen zu nutzen bereit ist.<br />

Entsprechend greifen traditionelle Marketing-Ansätze<br />

der Kundenbeeinflussung nur<br />

noch unzureichend. Wenn sich Kundenwünsche<br />

weitgehend unbeeinflusst elektro-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

nisch mitteilen und weiterentwickeln können,<br />

wird die individuelle Kundenbetreuung<br />

in den modernen Online-Systemen zum<br />

entscheidenden Erfolgsfaktor für die Sicherung<br />

der zukünftigen Geschäftsbasis. Was<br />

beim persönlichen Verkauf durch intensive<br />

Außen- und Innendiensttätigkeit und langfristig<br />

angelegte Kundenkontakte an Informationen<br />

gesammelt und verfolgt wird,<br />

erfordert bei Online-Geschäftsverbindungen,<br />

die 365 Tage rund um die Uhr jederzeit<br />

verfügbar sind, besondere Vorkehrungen,<br />

will man die individuelle Pflege und<br />

Beeinflussung von Kunden sicherstellen.<br />

Micro- bzw. „One-to-One“-Marketing verlangt<br />

eine weitaus stärkere Personalisierung<br />

und Individualisierung der marketingorientierten<br />

Kundendaten.<br />

Bisher wird die Kundenanalyse vor allem<br />

an produkt- und buchhaltungsrelevanten<br />

Geschäftsdaten aus der Vergangenheit fest<br />

gemacht. Dazu zählen Absatz, Umsatz,<br />

Auftragseingänge oder Zahlungsverläufe.<br />

Allerdings bleibt diese Vorgehensweise mit<br />

Unzulänglichkeiten behaftet, weil sie den<br />

Kunden nur „statisch-historisch“ über<br />

wenige Eckdaten und an wenigen Kontaktpunkten<br />

im Unternehmen abbildet. Die so<br />

gewonnenen Kundeninformationen führen<br />

darüber hinaus häufig zu einer Einordnung<br />

in starre Raster (Segmente).<br />

Anstelle einmaliger statischer Zuordnung<br />

sind Marketing-Maßnahmen auf Basis<br />

dynamischer Informationsprozesse im Hinblick<br />

auf den zu umwerbenden Kunden<br />

wünschenswert. Eine ideale Quelle hierfür<br />

bildet der jeweilige Kunde selbst, der durch<br />

ständigen Dialog und Interaktion mit dem<br />

Unternehmen als Leistungsanbieter vielfältige<br />

bedarfs- und nutzungsrelevante Informationen<br />

bietet. Dies ist der Ansatz für „Customer-Relationship-Management“<br />

(CRM).<br />

Das CRM-Konzept an sich ist nicht neu:<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ver-<br />

PC-unterstützte Kundenberatung während der Messe Euroblech in Hannover (Bild 6)


70<br />

E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft von Thyssen Schulte<br />

läuft danach ganzheitlich auf Basis von<br />

Informationen, die das Unternehmen als<br />

Anbieter von Produkten und Leistungen<br />

individuell auf den jeweiligen Bedarf des<br />

Kunden und seiner Geschäftsprozesse ausrichtet.<br />

Dabei ist die übergreifende Zusammenarbeit<br />

aller Abteilungen und Systeme<br />

mit Kundenkontakten erforderlich.<br />

Für die Umsetzung von CRM-Konzeptionen<br />

ist ein geschlossener Regelkreis im<br />

Sinne der „Closed-Loop-Marketing“-Idee<br />

im Unternehmen erforderlich. Ein solcher<br />

Regelkreis erfasst den Kunden an möglichst<br />

allen Kontaktpunkten, die er mit dem<br />

Unternehmen hat (Außendienst, Innendienst,<br />

Telefonverkauf, Key-Account, Web,<br />

Telefon, Fax/E-Mail, Datensysteme etc.).<br />

Auf diese Weise werden alle Daten aus<br />

dem laufenden Geschäft der operativen<br />

Bereiche und der verbundenen Auswertungen<br />

berücksichtigt. Dateninseln gehören<br />

somit im CRM-Konzept der Vergangenheit<br />

an.<br />

3 Die Anforderung: Speicherung<br />

und Nutzung von komplexen<br />

Kundendaten<br />

Bislang bestanden erhebliche Schwierigkeiten,<br />

die individuellen Kundendaten in<br />

ihrer Vielfalt zu erfassen, auszuwerten und<br />

zu speichern. Die rasante Entwicklung leistungsfähiger<br />

Computer- und Speichertechnik<br />

ermöglicht heute die Speicherung und<br />

Analyse von riesigen Datenmengen.<br />

Kombiniert man diese Technologie mit<br />

der des Internets bzw. von Online-Systemen,<br />

so lassen sich Systeme für die Kundenbetreuung<br />

entwickeln, mit denen der<br />

Dialog zwischen Kunde und Lieferant rund<br />

um die Uhr in Echtzeit abgebildet werden<br />

kann (eCRM). Dies erst bietet die Chance<br />

für ein Online-Marketing, das bewusst<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

„One-to-One“ ausgerichtet ist. Basis dafür<br />

sind die Informationen, die mit jedem Kundenkontakt<br />

im Unternehmen generiert und<br />

– soweit sinnvoll – vom System gespeichert<br />

werden.<br />

One-to-One-Online-Marketing als Plattform<br />

für die ganzheitliche Erfassung von<br />

Kundenbedürfnissen setzt die Nutzung<br />

hochleistungsfähiger intelligenter elektronischer<br />

Netzwerke voraus, die als Kommunikations-<br />

und Transaktionsbasis eigenständig<br />

und sensibel arbeiten („neuronale<br />

Netze“).<br />

Solche neuronalen Netze der Cyber-<br />

Smart-Technologie haben Fähigkeiten, die<br />

den Prinzipien des menschlichen Gehirns<br />

ähnlich sind. Künstliche neuronale Netzwerke<br />

arbeiten als „Connected Systems“<br />

auf Grundlage von Verknüpfungen und<br />

mathematischen Funktionalitäten, wobei<br />

interessanterweise vor allem auch nichtlineare<br />

Zusammenhänge und Beziehungen<br />

innerhalb großer Datenmengen erfasst und<br />

genutzt werden können. Die Stärke dieser<br />

Netze liegt in ihrer Lernfähigkeit: Sie passen<br />

sich in einer Art Selbstorganisationsprozess<br />

an die Entwicklung veränderlicher<br />

Datenstrukturen und Bewegungsmuster an<br />

(„Self-Organizing Maps“). Solche Anpassungsmodelle<br />

können auch unter spezifischen<br />

Informations-, Verkaufs- und Marketingaspekten<br />

vorstrukturiert werden.<br />

Ziel ist es, die kundenbezogenen Daten<br />

und interaktiven Prozesse über derartige<br />

Netze zu erfassen und zu bündeln, um sie<br />

so „real time“ direkt in die Unternehmensabläufe<br />

zu integrieren und für alle relevanten<br />

Abteilungen nutzbar zu machen. Mehrfacherfassungen<br />

im Unternehmen entfallen<br />

durch Vernetzung der relevanten Datenspeicher.<br />

Diese Aufgaben übernehmen in neuronalen<br />

Netzwerken Softwarekomponenten,<br />

so genannte „digitale Agenten“, die selbstständig<br />

oder nach vorgegebenen Unternehmensanweisungen<br />

arbeiten. Ihre Auf-<br />

Beispiel für Parameter-orientierte Werkstoffauswahl auf Basis programmierter Datenverknüpfungen mit<br />

Einbeziehung der Materialverfügbarkeit ab Lager (Bild 7)


71<br />

E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft von Thyssen Schulte<br />

CyberSmart-Technologie (Schema): Digitale Software-Komponenten steuern den Kundendialog (Bild 8)<br />

gabe ist die Sammlung und Analyse von<br />

Daten in Echtzeit, die Weiterleitung zur Nutzung<br />

durch Verkauf und Marketing sowie<br />

die Steuerung der Online-Kundenbetreuung<br />

einschließlich Reporting (Bild 8).<br />

„Agenten“ sammeln also selbstständig<br />

Daten über das Benutzerverhalten aus firmeneigenen<br />

Datenbanken oder „bedarfsbezogen“<br />

aus dem Internet und steuern<br />

mit Hilfe aller dieser Informationen das<br />

Angebot für den Kunden so, wie es dem<br />

jeweiligen Bedarfsfall gerecht wird.<br />

Diese Software-Module begleiten die<br />

Nutzer online, speichern und analysieren<br />

alle Transaktionen und geben bei Bedarf<br />

aktive Hilfestellung, wobei auch vordefinierte<br />

Anweisungen („Business-Rules“) zu<br />

Grunde liegen können. Mit Hilfe solcher<br />

Vorgaben können zum Beispiel generelle<br />

oder zeitlich begrenzte Aktionen ausgelöst<br />

werden, selbstständig Alternativ-Produkte<br />

(Bild 9) angeboten oder – parallel hierzu –<br />

die Verkaufsabteilungen auf den konkreten<br />

Bedarfsfall oder den gerade online befindlichen<br />

Kunden aufmerksam gemacht werden.<br />

Ebenso kann das System über vorde-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

finierte Regeln Konditionen verändern und<br />

festgelegte Preisspielräume nutzen.<br />

Die Datenspeicherung folgt nicht starren<br />

Vorgabemodellen, sondern ist dynamisch<br />

und prozessbegleitend angelegt. Auf diese<br />

Weise ist es möglich, individuell auf Kunden,<br />

die das Online-System nutzen, einzugehen<br />

und – abweichend von der derzeit<br />

gängigen Praxis – nicht nur starre, vorgefertigte<br />

Oberflächen mit einheitlichem Layout,<br />

Informationsangeboten oder Interfacegesteuerten<br />

Abläufen zu bieten. Beispielsweise<br />

wäre es für die Kundenbeziehung im<br />

Werkstoffgeschäft sehr nützlich, wenn dem<br />

jeweiligen Kunden eine für ihn individuell<br />

angepasste Website von Thyssen Schulte<br />

gezeigt werden könnte.<br />

Der Einsatz der neuen CyberSmart-Technologie<br />

ermöglicht, Kundenbeziehungen<br />

und Geschäftsprozesse durch Wiedererkennung<br />

von Präferenzen, Kaufgewohnheiten,<br />

Verhaltensmustern bzw. Bedarfsstrukturen<br />

oder anderen wesentlichen Informationen<br />

elektronisch zu analysieren, zu steuern<br />

bzw. zu speichern (Bild 10). Die Wiedererkennung<br />

(„Pattern / Content-Recognition“)<br />

erfolgt auf Grund von Lerneffekten des<br />

Systems oder – wie erwähnt – durch im<br />

System hinterlegte unternehmensspezifische<br />

Anweisungen. Entsprechendes gilt für<br />

Kundenpotenziale bzw. Kundenwertigkeiten<br />

im Sinne der klassischen ABC-Analyse.<br />

Auch diese Daten werden online während<br />

des elektronischen Informations- bzw.<br />

Geschäftsverkehrs miterfasst, ausgewertet<br />

und den zuständigen Abteilungen auf<br />

deren PC-Arbeitsplätzen sofort zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Durch Verknüpfung der Datenquellen<br />

und interaktiver Bewegungsmuster entsteht<br />

langsam eine kundenrelevante Prozessdatenbank.<br />

Dies ermöglicht, die Angebote<br />

über Produkte und Dienstleistungen „maßgenau“<br />

auf den jeweiligen Kunden auszurichten<br />

und laufend nach den aktuellen<br />

Gegebenheiten zu verändern.<br />

Zur Nutzung der hier angedachten Systeme<br />

benötigen die einbezogenen Abteilungen<br />

PC-Arbeitsplätze mit modernen<br />

DHTML-fähigen Browsern („Thin-Client-<br />

Idee“). Das gilt auch für mobile Arbeitsplätze<br />

(Laptops). Die Intelligenz und die Applikation<br />

selbst liegen dabei auf den dafür<br />

vorgesehenen und durch Firewalls gesicherten<br />

Internet-Servern. Zusätzliche<br />

Lager für Kunststoff-Halbzeug in Wuppertal (Bild 9)


72<br />

E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft von Thyssen Schulte<br />

Schematische Darstellung der Verarbeitung von Kundendaten und Geschäftsprozessen<br />

im neuronalen Netz (Bild 10)<br />

Installationsprobleme sind nicht zu erwarten,<br />

da es sich insoweit um bekannte Technologien<br />

handelt.<br />

Weil die CyberSmart-Technologie mit<br />

anonymen Kundendaten arbeitet, sind bei<br />

der Speicherung keine besonderen Probleme<br />

nach dem deutschen Teledienstedatenschutzgesetz<br />

(TDDSG) bzw. nach dem Bundesdatenschutzgesetz<br />

(BDSG) zu befürchten.<br />

4 Fazit<br />

Durch mehr personalisierte Kundenbetreuung<br />

und maßgeschneiderte Ansprache<br />

im Online-Geschäftsverkehr eröffnet sich<br />

für Thyssen Schulte als derzeit führendem<br />

Anbieter von Werkstoffen die Chance, sich<br />

zukünftig von umkämpften Massenmärkten<br />

weiter abzusetzen, um sich noch intensiver<br />

und „zielgenauer“ auf den breiten bzw.<br />

spezialisierten Werkstoffbedarf von lukrativen<br />

Kundengruppen auszurichten.<br />

One-to-One-Marketing bzw. Customer-<br />

Relationship-Management (CRM) ist ein<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

ganzheitlicher Ansatz der Kundenbetreuung<br />

und im Marketing, dessen konsequente<br />

Umsetzung einen erheblichen Wettbewerbsvorsprung<br />

im Werkstoffgeschäft<br />

sichern würde.<br />

Angesichts der umfangreichen Geschäftstätigkeit<br />

von Thyssen Schulte bei Werkstoffen<br />

und Dienstleistungen mit über 80.000<br />

Kundenadressen – der Schwerpunkt liegt<br />

im Sofortbedarf ab Lager – wurde die Nutzung<br />

von Software-Modulen nach der<br />

CyberSmart-Technologie auf der Basis neuronaler<br />

Netze als wesentliche Voraussetzung<br />

für elektronische Verarbeitung der<br />

Massendaten und Online-Kundenbetreuung<br />

identifiziert. Sie arbeiten dialogbasiert, plattformunubhängig<br />

und als offener Standard.<br />

Die CyberSmart-Technologie dürfte in<br />

überschaubarer Zeit einen interessanten<br />

Entwicklungsstand erreichen (Einsatzreife).<br />

Nach Expertenansicht benötigen die Vorbereitung<br />

derartiger Informations- und Steuerungssysteme<br />

und ihre Umsetzung in konkrete<br />

Unternehmensstrukturen einen längeren<br />

Vorlauf.<br />

Glossar<br />

Customer-Relationship-Management (CRM)<br />

Kundenorientierte Geschäftsführung auf<br />

Basis ganzheitlicher Erfassung von Daten<br />

innerhalb und außerhalb des Unternehmens.<br />

CRM arbeitet mit aktuellen Datenbanken<br />

und Software-Modulen, die die<br />

Marktbearbeitung unterstützen. CRM setzt<br />

die Einbeziehung aller kundenbezogenen<br />

Prozesse und Mitarbeiter im Unternehmen<br />

voraus.<br />

eCRM<br />

Hierbei handelt es sich um die Integration<br />

von Internet bzw. Online-Geschäftsverkehr<br />

und CRM. Das Internet wird als technologische<br />

Plattform für das CRM-Konzept eingesetzt.<br />

Die online gewonnenen Daten werden<br />

nahtlos ins CRM-System übernommen<br />

und mit kundenindividuellen Websites nach<br />

dem Prinzip der One-to-One-Kommunikation<br />

mit dem Kunden verbunden.<br />

CyberSmart-Technologie<br />

Informationstechnologie auf Basis natürlicher<br />

Schnittstellen zu Kunden und anderen<br />

Benutzern und deren individuellen<br />

Daten („smarte Inhalte“), die mit „intelligenten“<br />

Software-Komponenten (Smarts /<br />

Agents) arbeitet, um Daten zu verwalten,<br />

wiederzuerkennen und online über „Feedback-Loops“<br />

und Lern-Mechanismen in<br />

Echtzeit zu steuern. CyberSmart-Systeme<br />

können sowohl durch Software-Schnittstellen<br />

als auch durch Anwendungs-„Schnittstellen“<br />

genutzt werden.<br />

Closed-Loop-Marketing<br />

Geschlossener Regelkreis aus Analyse<br />

von Kundendaten sowie Daten und Dokumenten<br />

des operativen Geschäftes und<br />

deren laufende Rückkopplung mit zugrunde<br />

liegenden Netzwerken.


73<br />

Dr.-Ing. Andreas Bastin,<br />

Axel Cebulla<br />

E-Business-Lösung für die Transportwirtschaft: Telematik-gestütztes<br />

Flottenmanagement via Internet und Online-Disposition<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

ATIS MT II, erstes in Serie gefertigtes Telematiksystem für<br />

Eisenbahnwaggons und Wechselbehälter (Bild 1)


74<br />

1 Einführung<br />

E-Business-Lösung für die Transportwirtschaft: Telematik-gestütztes Flottenmanagement<br />

via Internet und Online-Disposition<br />

Der Kostendruck auf die Unternehmen<br />

des Straßengüterverkehrs wächst weiter.<br />

Beispielsweise hat zum 1. Januar 2001 die<br />

Bundesregierung die dritte Stufe der Ökosteuer<br />

eingeführt, und in der Diskussion<br />

steht die Lkw-Maut auf bundesdeutschen<br />

Autobahnen. Auf der anderen Seite fordern<br />

die Kunden der Transportwirtschaft mehr<br />

Informationen zum Transportverlauf und<br />

Daten, die wiederum von Ihren eigenen<br />

EDV-Systemen direkt weiterverarbeitet werden<br />

müssen.<br />

Um diesen Anforderungen gerecht zu<br />

werden und den steigenden Kosten entgegenzuwirken,<br />

müssen die Transportunternehmen<br />

die Einsparmöglichkeiten im Fuhrpark<br />

und in Ihrer Organisation ausnutzen.<br />

Geeignete Werkzeuge für das Fuhrparkmanagement<br />

und die Disposition und Auftragsbearbeitung<br />

müssen angeschafft werden.<br />

Vorrangiges Ziel ist der optimale Einsatz<br />

von Personal, Fahrzeugen und Gerät.<br />

Die Nutzung von automatisierten Betriebsund<br />

Kontrollinstrumenten, wie beispielsweise<br />

telematikbasierte Anwendungen, soll<br />

die Kosten reduzieren und gleichzeitig den<br />

Kundenservice und die Transportleistung in<br />

gleichbleibend hoher Qualität sicherstellen.<br />

Welche Lösungen bieten sich an? Mit<br />

Hilfe der Telematiksysteme an den Fahrzeugeinheiten<br />

bzw. Transportbehältern und<br />

einer integrierten Dispositions- und Flottenmanagement-Software<br />

sind sowohl die<br />

hohen Qualitätsansprüche zu erfüllen, als<br />

auch die Kosteneinsparungen für Transportdienstleistungen<br />

zu erreichen. Im Folgenden<br />

sind die von Timtec Telematik entwickelten<br />

Werkzeuge zur Lösung der<br />

beschriebenen Anforderungen dargestellt.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

2 Telematikbasierte Online-<br />

Disposition von Intermodal<br />

Equipment<br />

Mit dem System ATIS (autarkes Telematik<br />

und Informationssystem) hat die Timtec<br />

Telematik GmbH das erste „intelligente“<br />

Telematiksystem für den intermodalen Verkehr<br />

entwickelt. Intelligent steht hierbei für<br />

eine Funktionalität, die den automatischen<br />

Soll-Ist-Abgleich zwischen den Plandaten<br />

der Disposition und den Ist-Daten aus dem<br />

Betrieb der Fahrzeuge und Ladeeinheiten<br />

abgleicht. In Abhängigkeit dieses Abgleichs<br />

ist somit eine Online-Disposition und eine<br />

erhebliche Automatisierung der logistischen<br />

Planungsvorgänge möglich.<br />

2.1 Systembeschreibung<br />

Die Firmware (Betriebssystem) des Telematiksystems<br />

ATIS wurde in der Form weiterentwickelt,<br />

dass ein automatischer Soll-<br />

Ist-Abgleich zwischen den Plandaten der<br />

Disposition und den Ist-Daten der logistischen<br />

Transportkette möglich ist. Bislang<br />

arbeiteten die am Markt angebotenen Telematiksysteme<br />

– ebenso das von Timtec<br />

Automatischer Soll-Ist-Abgleich (Bild 2)<br />

Telematik angebotene System ATIS – in<br />

der Form, dass in bestimmten Zeitintervallen<br />

Positions- und Ladungszustandsmeldungen<br />

an die Disposition zu Überwachungszwecken<br />

innerhalb der logistischen<br />

Transportkette übertragen wurden. In<br />

bestimmten Anwendungsfällen war auch<br />

die Kopplung mit Sensoren zur Überwachung<br />

der Ladeeinheiten bzw. der Ladung<br />

möglich, sodass bei Über- oder Unterschreitung<br />

bestimmter Schwellwerte eine<br />

„Alarmmeldung“ an die Dispositions- bzw.<br />

Transportüberwachung gesandt werden<br />

konnte.<br />

Die systemtechnische Realisierung einer<br />

automatisierten Soll-Ist-Überwachung<br />

ermöglicht jedoch darüber hinaus einen<br />

funktionalen Betrieb der Telematiksysteme<br />

an den Fahrzeugen und Ladeeinheiten in<br />

exakter Abstimmung mit den Erfordernissen<br />

seitens der Disposition. Beispielhaft<br />

lässt sich dies wie folgt erläutern:<br />

Sobald Fahrzeuge (Güterwagen) oder<br />

Ladeeinheiten (Container, Wechselbrücken<br />

oder Trailer) durch die Disposition für einen<br />

bestimmten Auftrag/Transport eingeplant<br />

werden, werden die Telematiksysteme<br />

exakt für die Überwachung dieser aktuell


75<br />

E-Business-Lösung für die Transportwirtschaft: Telematik-gestütztes Flottenmanagement<br />

via Internet und Online-Disposition<br />

Dienstleistungen im ThyssenKrupp Rechenzentrum (Bild 3)<br />

und tatsächlich geplanten Transportumläufe<br />

„sensibilisiert“, d.h., das Betriebssystem<br />

der Telematiksysteme wird entsprechend<br />

konfiguriert. Für einen Transport beispielsweise<br />

von Neu-Pkws von A nach B wird<br />

exakt der Transportlauf innerhalb der zulässigen<br />

Toleranzen überwacht. Ist der Transport<br />

abgeschlossen, wird das Telematiksystem<br />

wieder in einen „Standardbetrieb“<br />

konfiguriert, und zwar wiederum automatisch.<br />

Möglich wird dies durch eine voll integrierte<br />

Softwarekoppelung zwischen den<br />

Dispositionssystemen und den Telematiksystemen.<br />

Dabei werden die durch den<br />

Disponenten eingestellten Planungsdaten<br />

von der Dispositionssoftware selbstständig<br />

(d.h. ohne zusätzliches, interaktives Einwirken<br />

seitens des Disponenten) übersetzt<br />

und die passenden Konfigurationsmeldungen<br />

per Funk an das Telematiksystem<br />

gesendet. Nach Empfang dieser Meldungen<br />

arbeitet dann das Telematiksystem<br />

exakt nach dieser Konfiguration die Aufgaben<br />

ab und überwacht beispielsweise den<br />

durch den betreffenden Wagen bzw. durch<br />

die betreffende Ladeeinheit gerade abzuarbeitenden<br />

Transportumlauf.<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

2.2 Nutzen für den Anwender<br />

Der automatische Soll-Ist-Abgleich zwischen<br />

den Planungsdaten innerhalb der<br />

logistischen Steuerung und Disposition und<br />

den tatsächlichen Betriebs- und Zustandsdaten<br />

aus dem Transportumlauf bzw. aus<br />

der logistischen Kette bedeutet für die Disposition<br />

von intermodalen Logistikflotten<br />

erhebliche Einsparungspotenziale. Diese<br />

sind insbesondere dadurch begründet,<br />

dass für den Einsatz von Telematik an intermodalen<br />

Flotten keine zusätzlichen Eingaben<br />

seitens der Disposition erforderlich<br />

sind, um die Telematiksysteme optimal der<br />

jeweils aktuellen „Überwachungssituation“<br />

anzupassen. Bislang bzw. bei anderen Produkten<br />

ist hierzu jeweils eine interaktive<br />

Eingabe seitens des Disponenten erforderlich.<br />

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass<br />

beim Einsatz von Telematiksystemen an<br />

intermodalen Flotten (Schienen- und Kombiverkehr)<br />

die Energiethematik das Haupteinsatzproblem<br />

für Telematiksysteme darstellt.<br />

Hintergrund: Intermodale Transporteinheiten,<br />

wie Güterwagen oder Container,<br />

besitzen keine eigene Energieversorgung<br />

an Bord (wie vergleichsweise Lkws<br />

oder Pkws). Aus diesem Grunde muss die<br />

Ressource Energie entsprechend sparsam<br />

gemanagt werden. Mit Hilfe des zuvor<br />

beschriebenen automatisierten Soll-Ist-<br />

Abgleichs ist es gleichzeitig möglich, die<br />

Telematiksysteme immer dann, wenn sie<br />

gerade nicht in einen akuten Transportumlauf<br />

oder Logistikauftrag eingebunden sind,<br />

in eine Art „Sleep-Modus“ zu schalten, d.h.<br />

in einen energiesparenden, deutlich reduzierten<br />

Überwachungsmodus (weniger Einschaltzeiten<br />

der einzelnen Sensoren, der<br />

Funktechnik etc.).<br />

Mit Hilfe dieser zusätzlichen Energiesparmöglichkeiten<br />

ergaben sich weiterhin konstruktive<br />

und technische Möglichkeiten, das<br />

Gesamtgehäuse (l = 200 mm, h = 160 mm,<br />

b = 60 mm ) des Telematiksystems ATIS<br />

deutlich zu reduzieren und mit Hilfe einer<br />

vergleichsweise kleinen Solarfläche eine<br />

Betriebsstandzeit ohne Unterbrechungen<br />

für Nachladung etc. von bis zu 6 Jahren zu<br />

erreichen.<br />

Eine weitere wesentliche Motivation zur<br />

Entwicklung der Konzeption und anschließenden<br />

Umsetzung eines automatischen<br />

Soll-Ist-Abgleichs ist die damit gegebene<br />

Möglichkeit, erhebliche Kommunikationskosten<br />

im Rahmen des Betriebs autarker<br />

Telematiksysteme einzusparen. Dank<br />

des automatischen Abgleichs werden Meldungen,<br />

die gegebenenfalls keinen Nutzen<br />

in der logistischen Kette bringen, erst gar<br />

nicht am Fahrzeug generiert und auch nicht<br />

ATIS T für die Montage im Trailer. Kompakte<br />

All-in-one-Lösung und intergr. Antennen (Bild 4)


76<br />

E-Business-Lösung für die Transportwirtschaft: Telematik-gestütztes Flottenmanagement<br />

via Internet und Online-Disposition<br />

Informationsdienstleistung und Betriebsführung (Bild 5)<br />

kostenpflichtig per Datenfunk übertragen.<br />

Gleichzeitig wird Energie in der Telematikeinheit<br />

gespart. Bezogen auf den Betrieb<br />

größerer Flotten ergibt sich daher hieraus<br />

eine nachhaltige Einsparung der Kommunikationskosten<br />

für den Betrieb von Telematiksystemen.<br />

3 Anwendungsbeispiel:<br />

Trailertelematik mit ATIS T, eine<br />

E-Business-Lösung für die<br />

Transportwirtschaft<br />

ATIS-Trailer ist ein telematikbasiertes<br />

Flottenmanagementsystem für den Betrieb<br />

und die Überwachung von Sattelaufliegern.<br />

Es besteht aus zwei Hauptmodulen, der<br />

Trailertel-Box, dem Telematiksystem am<br />

Fahrzeug, und dem Internetportal Cargo-<br />

View, über das alle für die Nutzer erforderlichen<br />

Informationen zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

3.1 Systembeschreibung<br />

Die Telematikbox besteht aus dem Bordrechner,<br />

einem GPS-Empfänger (Global<br />

Positioning System), dem GSM-Datenfunk-<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

modem (Global System for Mobile Communication),<br />

der Spannungsversorgung (Akku,<br />

Powermanagementsystem) und hochentwickelten<br />

Industrieschnittstellen zu den<br />

technischen Betriebsmitteln am Trailer<br />

(Fahrwerkselektronik, Kühlaggregat, Temperaturschreiber,<br />

Sensorik für spezielle<br />

Anforderungen).<br />

Das System ist speziell für den Einsatz an<br />

Sattelaufliegern und Trailern entwickelt. Es<br />

kann unabhängig von der Bordspannungsversorgung<br />

des Anhängers arbeiten und<br />

stellt somit die permanente Überwachung<br />

E-Logistik mit CargoView (Bild 6)<br />

des Fahrzeuges sicher. Damit ist gewährleistet,<br />

dass das Fahrzeug selbst und die an<br />

Bord befindliche Ladung unter Kontrolle<br />

des Transportdienstleisters bleiben.<br />

Neben den logistischen Optimierungseffekten<br />

(Auslastung, Umlaufoptimierung,<br />

Just-in-time-Kontrolle und Kundenservice)<br />

ist ein wesentlicher Nutzen die technische<br />

Überwachung des Fahrzeuges durch die<br />

Datenübernahme aus der Fahrwerkselektronik.<br />

Damit ist es möglich, online den<br />

aktuellen technischen Zustand des Trailers<br />

zu überwachen, wie z.B. Bremsen, Reifenluftdruck,<br />

Beleuchtung, Luftfederung,<br />

Achslast, Laufleistung, um nur einige wichtige<br />

Daten zu nennen. Aus diesen technischen<br />

Informationen werden zustandsorientierte<br />

Meldungen und Maßnahmen generiert,<br />

die dem Unternehmer einen zuverlässigen<br />

Betrieb seiner Flotte gewährleisten<br />

und einen vorausschauenden, auf die<br />

Transportaufgaben abgestimmten Wartungs-<br />

und Reparaturplan ermöglichen.<br />

Der Zugriff auf die Trailerflotte erfolgt<br />

über das Internet. Hierfür ist ein neues, auf<br />

die Bedürfnisse der Transportwirtschaft<br />

abgestimmtes, Internetportal entwickelt<br />

worden: das Portal CargoView .


77<br />

E-Business-Lösung für die Transportwirtschaft: Telematik-gestütztes Flottenmanagement<br />

via Internet und Online-Disposition<br />

Funktionsgruppen am Trailer (Bild 7)<br />

Das ATIS T Telematiksystem ist über CargoView<br />

in alle Funktionen der logistischen<br />

Kette, das Supply-Chain-Management<br />

(SCM), integrierbar. Damit stehen bei<br />

Bedarf die Fuhrpark-Informationen auch in<br />

allen entsprechenden Softwaresystemen<br />

zur Verfügung. Die Bereitstellung von<br />

Schnittstellen für vorhandene Systeme ist<br />

dabei ebenso gesichert wie die Integration<br />

von Systemen anderer Hersteller.<br />

Bei Bedarf können erforderliche Softwaremodule,<br />

von einfachen Auswertungen,<br />

Disposition und Flottenmanagement bis hin<br />

zu betriebswirtschaftlichen Gesamtsystemlösungen<br />

wie zum Beispiel SAP R/3, bereitgestellt<br />

werden.<br />

Die Telematik für Trailer steht erst am<br />

Anfang einer rasanten Entwicklung und<br />

wird neue Impulse für das technische und<br />

logistische Management von Transportdienstleistungen<br />

setzen.<br />

3.2 Nutzen für den Anwender<br />

Die Gesamtsystemlösung ist als offenes<br />

und für andere Hersteller nutzbares System<br />

konzipiert. Zurzeit laufen Akquisitionsgespräche<br />

mit weiteren Trailerherstellern, die<br />

<strong>forum</strong><br />

ThyssenKrupp 1/2001<br />

Aussichten sind äußerst vielversprechend.<br />

Mit CargoView wird die gesamte Transportwirtschaft<br />

erreicht, mit für den einzelnen<br />

Anwender (vom kleinen Transportunternehmer<br />

bis zu Großunternehmen mit<br />

Konzernstruktur) maßgeschneiderten<br />

Diensteangeboten.<br />

Timtec Telematik liefert die Hardware für<br />

die Fahrzeugausrüstung, auf die Kunden<br />

zugeschnittene Internetdienste und ebenso<br />

komplexe Branchensoftware-Anwendungen.<br />

Darüber hinaus ist Timtec Telematik<br />

Lieferant der Telekommunikation (D-Netz-<br />

Karten, Satellitenkommunikationsdienste).<br />

Timtec Telematik ist im Sinne von „One-<br />

Stop-Shopping“ der Lieferant für Gesamtsystemlösungen.<br />

ATIS T wird zwischenzeitlich von folgenden<br />

Fahrzeugherstellern eingesetzt bzw.<br />

als Erstausführung angeboten: Kögel Fahrzeugwerke<br />

Ulm; Lamberet Constructions<br />

Isotherms, dem bedeutenden französischen<br />

Aufbauhersteller für Kühlfahrzeuge;<br />

Trailmobile Chicago (USA).<br />

Mit DaimlerChrysler FleetBoard besteht die<br />

exclusive Vereinbarung, Truck- und Trailertelematik<br />

zu verbinden, mit dem Ziel, den Kunden<br />

einen einheitlichen Standard anzubieten.

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