Journal Ausgabe 01/2013 - Deutsches Tierschutzbüro eV
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TIERSCHUTZ HINTERGRÜNDE<br />
Kaninchenmast in Deutschland<br />
Die meisten Verbraucher stellen sich<br />
beim Gedanken an Kaninchen wohl muntere<br />
Tiere vor, die über üppige grüne<br />
Wiesen hoppeln, Männchen machen und<br />
sich wohlfühlen. Kaninchenfleisch jedoch,<br />
was in Deutschland und Europa verkauft<br />
wird, kommt nicht von hier. Woher es<br />
wirklich stammt, bleibt für den Verbraucher<br />
meist verborgen.<br />
Videoaufnahmen, die in Deutschland<br />
entstanden, zeigen deutlich, wie es zugeht<br />
in Kaninchenmastbetrieben. Unter<br />
katastrophalen Bedingungen wird hier<br />
produziert: die Industrialisierung hat vor<br />
der Kaninchenmast nicht haltgemacht;<br />
in dunklen Hallen werden Mastkaninchen<br />
in engen Drahtgitterkäfigen gehalten, Tageslicht<br />
kriegen die Tiere selten zu sehen.<br />
Unter den Käfigreihen türmen sich Berge<br />
aus Futterresten, Kot und Schmutz, die<br />
Luft ist ammoniakgeschwängert, viele<br />
Tiere sind krank oder sterben noch vor<br />
Ende der Mastperiode.<br />
Über 40.000 Tonnen Kaninchenfleisch<br />
werden jedes Jahr in Deutschland verzehrt.<br />
Je nach Rechnung sind das mehr<br />
als 30 Millionen Tiere; der Großteil aus<br />
Deutschland. Umso unverständlicher ist<br />
es da, dass es trotz anderslautender<br />
Ankündigungen noch immer keine gesetzliche<br />
Haltungsvorschrift gibt, die ein<br />
Mindestmaß an die Anforderungen der<br />
Kaninchenmast verbindlich vorschreibt.<br />
Seit Jahren fordern Tierschützer die<br />
verantwortlichen Behörden auf, endlich<br />
zu handeln - doch bis heute leiden Kaninchen<br />
in deutschen Mastanlagen unter<br />
katastrophalen Umständen, die schon<br />
durch das Tierschutzgesetz verboten<br />
werden müssten.<br />
Kaninchen, in der Freiheit Fluchttiere, haben<br />
in der Mastanlage nicht mehr Platz<br />
als in einem Schuhkarton. Die dünnen<br />
Drahtgitterböden, auf denen sie ohne<br />
Einstreu leben müssen, schneiden tief in<br />
die empfindlichen Pfoten ein, viele Tiere<br />
leiden an Entzündungen vor allem der<br />
Schleimhäute. Bis zu 50% der Kaninchen<br />
sterben schon vor Mastende, doch der<br />
hohe Verlust wird einfach einkalkuliert<br />
und durch noch weniger Platz für jedes<br />
einzelne Tier ausgeglichen.<br />
Dringend müsste das Tierschutzgesetz,<br />
welches eine artgerechte Unterbringung<br />
und Vermeidung der Zufügung<br />
von Schmerzen lediglich allgemein vorschreibt,<br />
durch eine entsprechend detailierte<br />
Verordnung ergänzt werden.<br />
Nachdem die verantwortliche Bundesministerin<br />
Ilse Aigner bereits im Frühjahr<br />
eine Verbesserung im Rahmen des<br />
„Tierschutzpaketes“ versprochen hatte,<br />
waren die Hoffnungen unter Tierschützern<br />
groß. Ein wenig später vorgestelltes<br />
Eckpunktepapier jedoch hielt weiterhin<br />
an der Käfighaltung fest, auch die Mindestgrößen<br />
der Käfige veränderten sich<br />
demnach nur geringfügig.<br />
Wieder sind nun Gerüchte im Umlauf,<br />
dass eine Verbesserung der unhaltbaren<br />
Umstände geplant sein soll. Doch angesichts<br />
der Tatsache, dass eine artgerechte<br />
Haltung in der Mastanlage nicht<br />
möglich ist, bleibt vor allem die Frage,<br />
ob wenigstens die Einzelhaltung im Käfig<br />
endlich abgeschafft werden wird. Vorbild<br />
für den Umgang mit Kaninchenfleisch<br />
aus Käfighaltung ist derweil die Schweiz.<br />
Die Käfighaltung ist hier wie auch in Österreich<br />
verboten, Fleisch, das aus deutschen<br />
Mastbetrieben importiert wird,<br />
darf nur noch mit dem deutlich sichtbaren<br />
Hinweis: „Aus in der Schweiz nicht<br />
zugelassener Haltungsform“ vermarktet<br />
werden.<br />
Auch in Deutschland kämpfen Tierschützer<br />
darum, die Käfigmast für Kaninchen<br />
endlich abzuschaffen und eine artgemäßere<br />
Haltung verbindlich einzuführen. Die<br />
Aufklärung über dieses sensible Thema<br />
ist daher wichtig und brandaktuell.<br />
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