Taschenbuch Industriekultur Augsburg - Regio Augsburg
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INDUSTRIEKULTUR<br />
Die kunstgewerbliche Sparte der Maschinenbaufabrik kreierte Beleuchtungskörper<br />
und Bronzewaren, die europaweit begehrt waren.<br />
Zu den viel bewunderten Unikaten in prominenten Bauwerken gehörten<br />
der mit Elektrolampen bestückte Leuchter in der Fürstenherberge<br />
„Drei Mohren“ in <strong>Augsburg</strong>, 1894 die riesigen Bronzeleuchter für den<br />
Reichstag in Berlin (jede Leuchte mit einem anderen Entwurf) und<br />
eine drei Tonnen schwere Deckenleuchte aus Muranoglas mit 250<br />
Lampen im Zuschauerraum des Theaters <strong>Augsburg</strong>.<br />
Karl Riedinger war kreativ und rastlos wie sein Vater August. Ab 1894<br />
wurden auf dem Gelände der Maschinenbaufabrik am Senkelbach<br />
„Fluggeräte“ entwickelt. Es begann mit einem „Lenkballon“ für militärische<br />
Zwecke. Bald wurde ein Flugzeug konstruiert. Es kam aber nur<br />
zu einem Versuchsexemplar. Ein windstabiler Drachenballon folgte.<br />
Diese Entwicklungen fanden in der stilvollen Halle statt, die ursprünglich<br />
die Kunstgewerbesammlung Karl Riedingers aufnehmen sollte.<br />
1897 wurde auf dem Firmengelände eine Ballonfabrik gegründet. Der<br />
Major von Parseval war ein erfahrener Konstrukteur und der Partner<br />
Riedingers. Bis 1931 wurden 28 zusammenlegbare Parseval-Luftschiffe<br />
gebaut, die meisten für das Militär. Auf einer Reise nach Süddeutschland<br />
landete die „Parseval III“ im Oktober 1909 in <strong>Augsburg</strong>. Dieses<br />
75 Meter lange, zigarrenähnliche Luftschiff mit 5600 m 3 Volumen wollten<br />
damals Tausende sehen. Aus der Ballonfabrik Riedinger von 1897<br />
ging die Ballonfabrik <strong>Augsburg</strong> hervor, die bis 2009 existierte und sich<br />
auf See- und Luftausrüstungen spezialisiert hat.<br />
4<br />
Die Riedinger-Buntweberei<br />
Ludwig August Riedinger hatte reichlich Erfahrung im Textilbereich,<br />
war er doch schon 1842 zum technischen Direktor der Mechanischen<br />
Baumwoll-Spinnerei und Weberei <strong>Augsburg</strong> (SWA) berufen worden,<br />
dem damals größten Textilbetrieb in Bayern. Dort schied er 1852 aus<br />
und gründete 1857 seine große Maschinenfabrik südlich der heutigen<br />
Riedingerstraße. Anno 1865 folgte – ebenfalls am Senkelbach – eine<br />
Weberei nördlich der Riedingerstraße. Anfänglich firmierte sie unter<br />
dem Namen „Mechanische Baumwollweberei“ und produzierte mit<br />
200 Webstühlen. Sie wurde bald in eine Buntweberei umgewandelt.<br />
1869 zählte man 430 Webstühle mit knapp 600 Arbeitern. Die Weberei<br />
war ein integrierter Betrieb mit Spinnerei, Bleicherei, Färberei und<br />
Appretur. Für diesen komplexen Betrieb standen anfänglich kein geeignetes<br />
Führungspersonal und auch nur wenig geschulte Arbeiter<br />
zur Verfügung. Doch Ludwig August Riedinger überwand alle Hindernisse.<br />
Ein Drittel seiner Produktion bestand aus Artikeln in Türkisch