Das Werte stiften Interview: Transparenz im Stiftungswesen
Das Werte stiften Interview: Transparenz im Stiftungswesen
Das Werte stiften Interview: Transparenz im Stiftungswesen
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<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong><br />
www.werte-<strong>stiften</strong>.de<br />
12.2012 . 4. Jahrgang<br />
5,80 Euro<br />
Magazin für Stifter, Stiftungen<br />
und engagierte Menschen<br />
Mehr als ein Restaurant<br />
Restaurantprojekt der AIDS-Hilfe<br />
schafft Zukunftsperspektiven<br />
„Dein Einsatz ist<br />
auch mein Einsatz“<br />
Katholische Familienstiftung<br />
für Soldaten<br />
<strong>Das</strong> christliche Hilfswerk Nehemia hilft weltweit Menschen in Not<br />
Damit sie leben<br />
können
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
„Es ist noch Luft nach oben“, meinte der Nürnberger Stadtkämmerer<br />
Harald Riedel während des 2. Nürnberger Stiftertages<br />
in Bezug auf das <strong>Stiftungswesen</strong> in der Frankenmetropole.<br />
Sein Amt habe ausgerechnet, dass hier in Nürnberg,<br />
wenn ein Prozent des in zehn Jahren erworbenen<br />
Vermögens gestiftet werden würde, die Stadt 300 Millionen<br />
Euro für gute Zwecke übrig hätte. Bei einer Durchschnittsverzinsung<br />
von vier Prozent wären das 12 Millionen<br />
Euro jedes Jahr, die zur Verfügung stünden, das vierfache<br />
der aktuellen kommunalen Stiftungen. Nürnberg will<br />
deshalb am Ball bleiben, die Zahl der Stiftungen soll sich erhöhen.<br />
Deswegen wurde während der Tagung ein „Nürnberger<br />
Appell zum <strong>Stiftungswesen</strong>“ verabschiedet, um<br />
künftig noch mehr Menschen zu ermutigen, Geld für die<br />
gute Sache bereit zu stellen. Die Verantwortlichen in Nürnberg<br />
zeigten sich aber mit der bisherigen Entwicklung<br />
nicht unzufrieden. Denn die Zahl der von der Stadt verwalteten<br />
Stiftungen hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als<br />
verdoppelt und zwar von damals 20 auf nunmehr 44. Auf<br />
der Tagung wurde darauf hingewiesen, wie wichtig die Zusammenarbeit<br />
mit den verschiedensten Menschen und Organisationen<br />
auch <strong>im</strong> <strong>Stiftungswesen</strong> ist. <strong>Das</strong> ist eben nicht<br />
nur die Stadt, nicht nur die Banken, es sind auch die Kirchen,<br />
die Unternehmen und viele privat engagierte Menschen,<br />
die sich in diesem Netzwerk austauschen und ergänzen<br />
können. (Aus dieser Zusammenarbeit ergibt sich<br />
zwangsweise auch das Thema Kooperationen.)<br />
Luft nach oben scheint es auch bundesweit zu geben.<br />
Denn die deutschen Verbraucher lassen sich die Konsumlaune<br />
von der abflachenden Konjunktur nicht verderben.<br />
Aus Angst vor einer Inflation flüchten viele nach wie vor<br />
in Immobilien, Schmuck und in die unterschiedlichsten<br />
Sachwerte. Die St<strong>im</strong>mung der deutschen Verbraucher jedenfalls<br />
ist nach einer Erhebung der Nürnberger Gesellschaft<br />
für Konsumforschung GfK so gut wie seit Jahren<br />
nicht mehr. Die Angst auch vor einer Inflation lässt viele<br />
Verbraucher aber auch Altersruheständler nach Möglichkeiten<br />
Ausschau halten, ihr Geld sicher anzulegen. Viele<br />
haben sich zum Ziel gesetzt, ihr Vermögen erhalten zu wollen<br />
und dennoch Erträge zu erwirtschaften. Einer der Möglichkeiten<br />
so ein Vermögen anzulegen, ist eine Stiftung. Da<br />
nur die Erträge aus der Kapitalanlage für Projektarbeit zur<br />
Verfügung stehen, bleibt das Vermögen auf Dauer erhalten.<br />
Stiftungen können so besonders nachhaltig arbeiten. Ihr<br />
eigenes Kapital macht sie unabhängig von politischen Strömungen<br />
und/oder wirtschaftlichen Zwängen. <strong>Das</strong>s der Stifter/die<br />
Stifterin sicher sein kann, dass seine/ihre Stiftung<br />
seine/ihre Absichten auch nach dem Tod weiter umsetzt,<br />
sorgt auch die staatliche Stiftungsaufsicht, die die Aktivitäten<br />
der Stiftung überprüft. Wo anders sonst gibt es eine<br />
derartige Sicherheit?<br />
In diesem Sinne<br />
Dr.Wolf-R. Scharff<br />
Chefredakteur<br />
dr.wolf-r.scharff@werte-<strong>stiften</strong>.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 3
4 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong><br />
Tabaluga Haus Duderstadt:<br />
Professor Hans Georg Näder<br />
engagiert sich gemeinsam<br />
mit Peter Maffay für Kinder.<br />
Seite 50
Inhalt<br />
Portraits<br />
8 Ein bisschen mehr als ein normales Restaurant<br />
Restaurantprojekt der AIDS-Hilfe schafft<br />
Zukunftsperspektiven<br />
14 Engagiert für und in der Region<br />
MAUSS-Daeschler-Stiftung unterstützt regionale<br />
Projekte aus u. a. Kunst, Kultur, Wissenschaft<br />
24 Handicap International<br />
25 15.000 Euro Preisgelder vergeben<br />
25 „Eine Chance für Kinder“ mit neuer Schirmherrin<br />
Aktuelles<br />
26 Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth schüttet aus<br />
16 „Dein Einsatz ist auch mein Einsatz“<br />
Soldat sein betrifft die ganze Familie:<br />
Die Katholische Familienstiftung für Soldaten<br />
18 Therapeut auf vier Pfoten<br />
Stiftung fördert Projekte mit Therapie- und<br />
Begleithunden<br />
Meldungen<br />
22 Familienentlastung wird groß geschrieben<br />
22 Jeder Antrag ein Schicksal<br />
23 Stiftung hautnah<br />
30 Kein Kind darf verloren gehen<br />
Entdecken, entwickeln, fördern<br />
32 <strong>Das</strong> <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> <strong>Interview</strong>:<br />
<strong>Transparenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Stiftungswesen</strong><br />
34 Die Bernhard Lang-Stiftung<br />
Schicksal eines jungen Menschen soll anderen helfen<br />
36 Stiftungen <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />
Der zweite Nürnberger Stiftertag<br />
37 Vielfältige Weihnachtsdarstellungen<br />
Krippenausstellung der Sankt-Lukas-Stiftung<br />
23 Hilfe für ehemalige Stubentiger<br />
24 Kampfkunst trotz Handicap<br />
24 Fördermittelführer 2013 erschienen<br />
38 Mit gutem Beispiel voran<br />
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz gegründet<br />
40 Dauerhaft <strong>Werte</strong> schaffen<br />
17 Bürgerstiftungen <strong>im</strong> Landkreis Schweinfurt<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 5
42 José Carreras Leukämie-Stiftung<br />
43 Damit sie leben können<br />
Hilfswerk Nehemia<br />
Berichte und Kampagnen<br />
57 Lernen und dazulernen<br />
Die Stiftungswelt auf dem Weg<br />
zur Lerngemeinschaft<br />
44 Der 3. Stiftertag der Sparkasse Leipzig<br />
46 Gemeinschaft hilft krebskranken Jugendlichen<br />
und deren Geschwistern<br />
47 Mit Weitsicht gegen den Hunger<br />
Cash-for-Work-Projekt für afrikanische Kleinbauern<br />
48 Stiften hilft dauerhaft<br />
Neuer Stifter in der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong><br />
50 <strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt<br />
Kinder gehören in unsere Mitte<br />
52 Weihnachtszeit, Spendenzeit, Stifterzeit<br />
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein-Nahe<br />
53 „Stiftung der Gemeinde Benediktbeuern“<br />
54 Stätte der Zeitzeugenschaft und Ort des Schönen<br />
Porträt der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung<br />
56 Gut.es zu tun.<br />
Gala-Abend der Sparkasse Dachau für Engagierte<br />
58 Suchtprävention 2.0<br />
Stiftung SehnSucht<br />
59 Deutschlands Beste Arbeitgeber<br />
Bayernstift nahm wiederholt<br />
Auszeichnung entgegen<br />
60 Qualvolle Hundetransporte aus Thailand<br />
nach Laos und Vietnam<br />
Tierschutzorganisation KowaNeu e. V.<br />
61 Ein Zufluchtsort<br />
Haifa-He<strong>im</strong> für verarmte Holocaustüberlebende<br />
62 Damit alt sein nicht in Not sein heißt<br />
Vermögen und Finanzen<br />
63 Hoch professionell und konservativ<br />
Studie zum Anlageverhalten von Stiftungen<br />
Recht und Steuern<br />
64 Wird das Gemeinnützigkeitsrecht wirklich<br />
„entbürokratisiert“?<br />
Kommentar zu einem Gesetzentwurf<br />
der Bundesregierung<br />
Herausgeber (V. i. S. d. P.):<br />
Dieter Weisner (dieter.weisner@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />
Stephan Bühring (stephan.buehring@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />
Verlag:<br />
Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR<br />
Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen<br />
Telefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89<br />
www.werte-<strong>stiften</strong>.de, info@werte-<strong>stiften</strong>.de<br />
Chefredakteur:<br />
Dr. Wolf-R. Scharff (dr.wolf-r.scharff@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />
Impressum<br />
Redaktion:<br />
Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,<br />
Andrea Löb, Johannes Eichhammer, Jennifer Kohlert<br />
Autoren:<br />
Andrea Drese, Klaus Schulz, Dr. Rupert Graf Strachwitz,<br />
Christiane Esch-Rupprecht,Andrea Rupprecht<br />
Anzeigen:<br />
Monika Rockrohr (monika.rockrohr@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />
Petra Lutter (petra.lutter@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />
Telefon 0 91 31.5 30 20-83<br />
Produktion:<br />
bühring design und werbeagentur, Erlangen<br />
www.buehring-media.de<br />
Abonnement:<br />
Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus<br />
Auflage 10.000 Stück. <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> erscheint vier Mal<br />
<strong>im</strong> Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft<br />
GbR und die Anzeigenpreisliste vom<br />
01.01.2011<br />
6 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Portraits<br />
Ein bisschen mehr als ein<br />
normales Restaurant<br />
Restaurantprojekt der AIDS-Hilfe schafft Zukunftsperspektiven<br />
von Michael Kniess<br />
„Ich bin Koch aus Leidenschaft“, sagt Mario Löscher. Allein<br />
wenn der 39-jährige Nürnberger über Lebensmittel und deren<br />
Zubereitung spricht, wird diese Leidenschaft greifbar. Wenn er<br />
sich an den Herd stellt, erst recht. Aus vermeintlich langweiligen<br />
Erbsen kreiert Mario Löscher <strong>im</strong> Handumdrehen eine<br />
gar nicht mehr öde Vorspeise: Erbsen- und Forellenmousse an<br />
Friseesalat. „Dazu eine schöne Vinaigrette.“ Mario Löscher<br />
gerät ins Schwärmen. „Ich liebe das Zusammenspiel von süß,<br />
sauer und scharf“, sagt er. „Da ergeben sich wahre Geschmacksexplosionen<br />
<strong>im</strong> Mund.“<br />
Egal ob Sternegastronomie oder gehobene asiatische<br />
Küche, bekannte Restaurants in Deutschland oder <strong>im</strong> benachbarten<br />
Ausland: Ausprobiert hat Mario Löscher auf seiner<br />
kulinarischen Reise bereits vieles. „Für mich stand <strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />
Vordergrund, so vieles wie möglich an Erfahrung mitzunehmen,<br />
mich weiterzuentwickeln und in die verschiedensten<br />
Kochtöpfe hineinzuschnuppern, egal ob indisch, thailändisch,<br />
orientalisch oder gut bürgerlich.“<br />
Wenn ein persisches Gericht für die Karte gesucht wird,<br />
muss Mario Löscher nicht <strong>im</strong> Internet suchen oder dicke<br />
Kochbücher wälzen. „Ich bin ein wandelndes Kochbuch“, sagt<br />
er. Couscous, Tofu, Halloumikäse mit gerilltem Gemüse. Die<br />
Einflüsse aus seiner Zeit als weltenbummelnder Koch bringt<br />
Mario Löscher heute <strong>im</strong> he<strong>im</strong>ischen Franken auf die Karte.<br />
Er steht nicht in der Küche eines großen Hotels oder eines<br />
mit Stern dekorierten Restaurants. Mario Löscher arbeitet <strong>im</strong><br />
Nürnberger Gastronomieprojekt Estragon. Als Koch über eine<br />
„Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung“. Für<br />
einen Stundenlohn von 1,25 Euro. Mario Löschers kleines Küchenparadies<br />
ist eines auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Auf dem<br />
ersten hat er keine Chance. Er ist stark eingeschränkt. Aufgrund<br />
seiner fortgeschrittenen HIV-Infektion.<br />
Von seiner Erkrankung erfährt Mario Löscher, als er seinen<br />
Traum gerade erst zu leben beginnt. Als 21-jähriger Kochazubi,<br />
in einem renommierten Nürnberger Hotel. Die Diagnose<br />
wird ihm „an den Kopf geknallt“, wie er sagt. Ohne Vorwarnung.<br />
Sein Traum scheint beendet zu sein, noch bevor er<br />
überhaupt richtig begonnen hat. Er bricht seine Ausbildung<br />
ab. „Ich konnte sie einfach nicht zu Ende machen, ich musste<br />
erstmal selbst damit klar kommen und verstehen was es heißt,<br />
HIV-positiv zu sein.“<br />
Doch nicht nur seine eigene Psyche verhindert ein Fortführen<br />
der Ausbildung. „Meine Kollegen haben sehr schnell<br />
mitbekommen, dass ich HIV-positiv bin. Ein normales Arbeiten<br />
war so nicht mehr möglich“, sagt Mario Löscher. Kein Einzelfall,<br />
wie eine aktuelle, von der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung beauftragte Studie der Deutschen AIDS-<br />
Hilfe belegt.<br />
Der passionierte Koch ist<br />
zur Untätigkeit verdammt<br />
Diese zeigt, dass 61 Prozent der befragten HIV-Positiven<br />
ihre Infektion am Arbeitsplatz verschweigen – häufig aus Angst<br />
vor Benachteiligung. Eine Befürchtung, die nicht unbegründet<br />
ist, haben 77 Prozent der befragten Menschen mit HIV <strong>im</strong> Jahr<br />
vor der Erhebung Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>im</strong> Alltag erlebt.<br />
Auch zuhause findet Mario Löscher keinen Rückhalt. Vielmehr<br />
ist er auch dort nur mit weiteren Vorurteilen konfrontiert.<br />
Von seinen Eltern wird er regelrecht isoliert. „Ich hatte<br />
8 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Portraits<br />
„Ich bin Koch aus Leidenschaft“: Im Estragon kann Mario Löscher endlich wieder das tun, was er am liebsten<br />
macht: Am Herd stehen und eigene Gerichte kreieren. Fotos: AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V.<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 9
Portraits<br />
mein eigenes Geschirr, darauf war mit wasserfestem Stift mein<br />
Name geschrieben.“ Dieses durfte sonst niemand benutzen.<br />
Seine Wäsche wurde gesondert gewaschen.<br />
Mario Löscher bricht seine Zelte in Nürnberg ab. „Ich<br />
konnte so nicht mehr leben und musste erstmal weg“, sagt<br />
er. „Was willst du jetzt eigentlich“ – diese Frage habe er sich<br />
<strong>im</strong>mer wieder gestellt. „Es fehlt einem ja erstmal nichts, man<br />
hat nur die Diagnose.“ Mario Löscher schiebt seine Erkrankung<br />
in den Hintergrund. Er beginnt seine kulinarische Erfahrungsreise,<br />
die ihn bis an die äußersten Grenzen seiner Belastbarkeit<br />
führt. Zunächst verdingt sich Mario Löscher als<br />
Küchenhilfe, Saisonkraft und Beikoch. In München beendet<br />
er die angefangene Ausbildung schließlich doch. Erfolgreich.<br />
Seine Erkrankung macht er in dieser Zeit nie zum Thema. Er<br />
hat sie für sich selbst ausgeblendet. „Ich habe keinen Gedanken<br />
mehr an den Virus verschwendet, ihn nach einer gewissen<br />
Zeit nicht einmal mehr akzeptiert. Er war für mich<br />
schlichtweg nicht existent.“<br />
Mario Löscher funktioniert, wie man funktionieren muss,<br />
um erfolgreich in der Gastronomie zu sein. Er gibt Vollgas, hält<br />
dem Leistungsdruck stand, weil er merkt, dass es funktioniert.<br />
„Für mich war es kein Problem, 14 Stunden zu arbeiten, sechs<br />
Tage in der Woche, ohne Pause.“ Lange Zeit geht es gut. Bis<br />
der Punkt erreicht ist, an dem sein Körper die Notbremse<br />
zieht. Mario Löscher erleidet einen Zusammenbruch, sein<br />
Leben hängt am seidenen Faden.<br />
„Meine <strong>Werte</strong> waren katastrophal“, sagt er. Mario Löscher<br />
bekommt eine doppelseitige Lungenentzündung, liegt lange<br />
Zeit <strong>im</strong> Krankenhaus. Dazu kommen psychische Probleme.<br />
Kein Mitleidsbonus: <strong>Das</strong> Estragon will mit Qualität überzeugen. Mit Erfolg, es hat sich<br />
den Ruf eines Feinschmeckerlokals erworben. 2007 wurde das Restaurantprojekt von<br />
der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet.<br />
Mit dem schwindenden Traum verliert Mario Löscher zunehmend<br />
auch seinen Lebensmut. „<strong>Das</strong> war wie ein Strudel, der<br />
einen <strong>im</strong>mer weiter nach unten zieht“, sagt er. Die finanzielle<br />
Lage verschärft sich, die Tagesstruktur geht verloren. „<strong>Das</strong><br />
Schl<strong>im</strong>mste war, dass ich nicht mehr in meinem geliebten<br />
Beruf arbeiten konnte.“ Der passionierte Koch ist zur Untätigkeit<br />
verdammt.<br />
Fragen nach der Zukunftsgestaltung<br />
<strong>im</strong> Fokus<br />
Sein Arzt macht Mario Löscher klar, dass er seine Leistung<br />
entweder komplett zurückfahren und mit einer Therapie beginnen<br />
muss oder das nächste Silvester nicht erleben wird.<br />
„Dann hat es bei mir <strong>im</strong> Kopf Klick gemacht, so lebensmüde<br />
war ich dann doch nicht.“ Er beschließt seinem Körper die<br />
nötige Ruhe zu geben. Es beginnt ein langer, steiniger Weg.<br />
Mario Löscher kehrt zurück nach Nürnberg, fängt bei null<br />
an. Ohne eigene Wohnung, ohne ein soziales Umfeld, ohne<br />
Kontakt zu den Eltern. Halt findet Mario Löscher bei der AIDS-<br />
Hilfe. Dort engagiert er sich ehrenamtlich. Und er lernt Helmut<br />
Ehrhardt kennen. Genau zur richtigen Zeit. Im Jahr 2005.<br />
Helmut Ehrhardt, der seit 1994 bei der AIDS-Hilfe tätig ist,<br />
kommt selbst aus der Gastronomie. Er ist gelernter Hotelfachmann<br />
und initiiert zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit<br />
Kollegen das Restaurantprojekt Estragon.<br />
„Der Grund war, dass sich das Bild des Immunschwächevirus<br />
verändert hatte“, sagt der 39-jährige Nürnberger Helmut<br />
Ehrhardt. Durch neue Therapien ging es vielen Betroffenen zunehmend<br />
besser und auch die Lebenserwartung<br />
stieg deutlich an. Heute leben nahezu<br />
doppelt so viele Menschen mit HIV bzw.<br />
AIDS in Deutschland, als noch vor 15 Jahren.<br />
Dadurch haben sich auch die Aufgaben der<br />
Beratungsstellen gewandelt. „Vielen unserer<br />
Klienten ging es dank der neuen Therapiemöglichkeiten<br />
besser und sie haben vermehrt<br />
nach neuen Aufgaben oder einer Beschäftigungsmöglichkeit<br />
gesucht.“ Standen<br />
in den Beratungsstellen einst die Themen<br />
Sterben, Tod und Trauer <strong>im</strong> Fokus, waren es<br />
nun Fragen nach der Zukunftsgestaltung.<br />
„Die meisten unserer Klienten waren schon<br />
lange Zeit <strong>im</strong> Arbeitslosengeldbezug, in der<br />
Grundsicherung oder bereits verrentet. Demnach<br />
war uns klar, dass wir diese nicht ohne<br />
Weiteres wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
positionieren können, weil es auf diesem<br />
schlichtweg keine Chance auf passende Arbeitsplätze<br />
gibt“, sagt Helmut Ehrhardt. <strong>Das</strong>s<br />
es ein Beschäftigungsprojekt <strong>im</strong> gastronomi-<br />
10 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Portraits<br />
Bringt seine Erfahrung als gelernter Hotelfachmann<br />
ins Restaurant ein: Helmut<br />
Ehrhardt, Prokurist des Estragon, initiierte<br />
das Beschäftigungsprojekt 2005 gemeinsam<br />
mit Kollegen der AIDS-Hilfe.<br />
schen Bereich wurde,<br />
war schnell klar. „Fahrräder<br />
reparieren oder<br />
Kleidungsstücke<br />
nähen konnte niemand<br />
aus unserem<br />
Team, also haben wir<br />
gesagt, wir machen<br />
das, was wir wenigstens<br />
halbwegs können.“<br />
Dann geht alles<br />
schnell: Innerhalb von<br />
vier Monaten wird gemeinsam<br />
mit einer Sozialarbeiterin<br />
ein Konzept<br />
erstellt, ein passendes<br />
Lokal <strong>im</strong> Herzen<br />
Nürnbergs gefunden,<br />
renoviert und<br />
schließlich <strong>im</strong> Februar<br />
vor sieben Jahren eröffnet. In Eigenregie und mit viel ehrenamtlichem<br />
Engagement der späteren Mitarbeiter, denn der Start<br />
des Estragon fällt in eine Zeit, in der Beschäftigungsprojekte<br />
nicht <strong>im</strong> Fokus der Förderungen stehen. „Zudem waren wir zu<br />
klein, um Festanstellungen schaffen zu können, welche es wiederum<br />
ermöglicht hätten, anderweitig Gelder abzurufen.“<br />
Nach einem schwierigen Start entwickelt sich das Estragon<br />
zu einer kleinen Erfolgsgeschichte. Sind es in den Anfangszeiten<br />
gerade einmal fünf Gäste, die am Abend an den Tischen Platz<br />
nehmen, muss man heute lange <strong>im</strong> Voraus reservieren, um<br />
einen der begehrten 50 Plätze <strong>im</strong> Restaurant zu bekommen.<br />
„Wir wollen mit Qualität überzeugen und keinen Mitleidsbonus“,<br />
sagt Helmut Ehrhardt, der seine Erfahrung aus der Branche<br />
als Prokurist in das Projekt einbringt. <strong>Das</strong> Konzept geht auf.<br />
Im Jahr 2007 wird das Projekt von der Initiative „Deutschland<br />
– Land der Ideen“ ausgezeichnet. Darauf, dass die Gäste nicht<br />
aufgrund des Sozialtouchs kommen, ist Helmut Ehrhardt besonders<br />
stolz. Mittlerweile hat sich das Restaurant den Ruf eines<br />
richtigen Feinschmeckerlokals erworben.<br />
Aus den anfänglich fünf Projektteilnehmern wurden mittlerweile<br />
31, die gemeinsam mit acht Auszubildenden ein bisschen<br />
mehr als nur ein Restaurant auf die Beine stellen. Denn<br />
das Estragon bietet nicht nur Menschen in schwierigen Lebenslagen<br />
beruflich neue Perspektiven. Ein Rabattkartensystem<br />
ermöglicht es auch mit wenig Einkommen vergünstigt<br />
in den Genuss von gesunden, frischen und vitaminreichen<br />
Speisen zu kommen. Darüber hinaus können Klienten der lokalen<br />
AIDS-Hilfe seit Kurzem bis zu zehnmal <strong>im</strong> Jahr kostenlos<br />
<strong>im</strong> Estragon essen. Immer dann, wenn in akuten Notlagen<br />
gar kein Geld mehr vorhanden ist.<br />
Mehr als ein Job:<br />
Schritt zurück in den Alltag<br />
Daran, dass dies überhaupt möglich wurde, habe die Deutsche<br />
AIDS-Stiftung einen großen Anteil, sagt Helmut Ehrhardt.<br />
„Gerade in den Anfangszeiten hat uns die Stiftung hohe Beträge<br />
zugeschossen, um dieses Rabattsystem überhaupt anbieten zu<br />
können.“ Auch hinsichtlich der Qualifizierung und Schulung<br />
der HIV-positiven Mitarbeiter sei die Deutsche AIDS-Stiftung in<br />
finanzieller Hinsicht <strong>im</strong>mer eine große Hilfe gewesen.<br />
Und Schulungsbedarf gibt es großen. Die wenigsten der Mitarbeiter<br />
<strong>im</strong> Estragon kommen aus der Gastronomie, von einer<br />
abgeschlossenen Berufsausbildung ganz zu schweigen. Gemeinsam<br />
haben sie alle eines: Es ist eine bunte Mischung aus<br />
Menschen mit starken Vermittlungshemmnissen, die andernorts<br />
kaum eine Möglichkeit bekommen, sich zu beweisen.<br />
Denn nicht nur für Menschen mit HIV-Infektion bietet das<br />
Estragon einen ersten Schritt zurück in den Arbeitsalltag und<br />
darüber in einen strukturierten Alltag. „Wir haben in unserem<br />
Team auch Jugendliche mit Lernbehinderung, ehemalige Drogenabhängige<br />
oder Menschen, deren Lebensweg bisher aus<br />
anderen Gründen nicht in geordneten Bahnen verlaufen ist“,<br />
sagt Helmut Ehrhardt. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen<br />
und finden <strong>im</strong> Estragon eine sinnvolle Beschäftigung und<br />
damit eine neue Perspektive.<br />
Mehr Förderung, weniger Leistungsdruck<br />
Menschen wie Mario Löscher. Der passionierte Koch kann<br />
endlich wieder das tun, was er liebt. Als er gefragt wird, ob das<br />
Projekt nicht etwas für ihn sei, muss er nicht lange überlegen.<br />
Mithilfe des Projekts der AIDS-Hilfe schafft es Mario Löscher<br />
trotz der Krankheit in seinen erlernten Beruf zurückzukehren.<br />
12 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Portraits<br />
„Ich bin wieder Teil der Gesellschaft“, sagt Mario Löscher. Vorbei<br />
die Zeiten, in denen er tagelang nicht aus dem Haus ging,<br />
vorbei die Lethargie und Antriebslosigkeit. Besonders glücklich<br />
ist er darüber, dass er seine Krankheit nicht mehr verhe<strong>im</strong>lichen<br />
muss. „<strong>Das</strong> Versteckspiel hat ein Ende, diese Last<br />
ist endlich weg“, sagt er. Er kann sich mit seinen Kollegen austauschen.<br />
Statt Ablehnung trifft er auf Verständnis.<br />
20 bis 30 Stunden pro Woche arbeitet Mario Löscher <strong>im</strong><br />
Estragon, je nachdem, wie viel sein momentaner Gesundheitszustand<br />
zulässt. Im Restaurantprojekt kann er seinem<br />
Körper die benötigten Ruhepausen geben, ohne dabei um seinen<br />
Job fürchten zu müssen.<br />
Denn bei aller Perfektion und Professionalität gibt es <strong>im</strong><br />
Estragon Grenzen. „Wir nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse<br />
unserer Projektteilnehmer“, sagt Helmut Ehrhardt. Wenn sich<br />
ein Mitarbeiter während der Arbeitszeit nicht gut fühlt, weil<br />
er beispielsweise mit den Nebenwirkungen seiner HIV-Medikamente<br />
zu kämpfen hat, kann er sich eine Auszeit nehmen.<br />
„In der normalen Gastronomie ist das undenkbar, weil<br />
alles so eng getaktet ist, dass selbst normale Pausen oft<br />
schlichtweg unmöglich sind“, sagt Mario Löscher. Im Estragon<br />
bedeutet dagegen auch ein längerer Krankheitsausfall<br />
nicht das Aus. „Wenn ich krank werde, dann richtig. Nicht selten<br />
falle ich gleich längere Zeit aus“, sagt Mario Löscher. Im<br />
Estragon stellt man sich darauf ein. Anderswo bräuchte er<br />
schnell nicht wieder zu kommen. „Ich bin vielleicht nicht<br />
ganz so leistungsfähig, wie ein kerngesunder Mensch, dennoch<br />
kann und will ich etwas leisten.“<br />
<strong>Das</strong>s gerade dies <strong>im</strong>mer noch weitgehend verkannt wird,<br />
deckt sich mit den Erfahrungen von Helmut Ehrhardt. Einer<br />
der Hauptgründe, warum es Menschen mit einer HIV-Infektion<br />
auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer haben, sei jene verminderte<br />
Leistungsfähigkeit. Diese Rückmeldung bekomme er<br />
<strong>im</strong>mer wieder. „Da muss meiner Meinung nach mehr gefördert<br />
werden. Zudem muss sich gesellschaftlich etwas verändern.<br />
Der generelle Leistungsdruck in der Arbeitswelt, der<br />
auch gesunde Menschen <strong>im</strong>mer öfter an die Grenzen der Belastbarkeit<br />
bringt, muss verringert werden.“ Nicht zuletzt aufgrund<br />
dieser Erfahrungen hat sich auch die Zielsetzung des<br />
Restaurantprojekts geändert. Vom ursprünglichen Anspruch,<br />
alle Projektteilnehmer nach einer Verweildauer von rund<br />
einem Jahr wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren,<br />
hat man Abstand genommen. „Ein Teil schafft den Sprung in<br />
den ersten Arbeitsmarkt, wir sind aber zunehmend auch gefordert,<br />
Dauerarbeitsplätze zu schaffen“, sagt Helmut Ehrhardt.<br />
Auch für Mario Löscher ist der erste Arbeitsmarkt kein<br />
Thema mehr. „Da komme ich trotz aller Qualifikation nicht<br />
mehr rein“, sagt er. <strong>Das</strong> Resultat seines inzwischen offenen Umgangs<br />
mit der Infektion. „Es ist <strong>im</strong>mer noch ein Tabuthema. Man<br />
wird nach wie vor diskr<strong>im</strong>iniert.“ Zwar bekomme er selbstverständlich<br />
nie eine direkte Absage aufgrund seiner Erkrankung,<br />
„als Gründe werden stattdessen <strong>im</strong>mer die vermehrten<br />
Ausfalltage oder die verminderte Leistungsfähigkeit angeführt.“<br />
Eine Festanstellung ist auch für das Restaurantprojekt der<br />
AIDS-Hilfe nicht zu stemmen. Nur zwei Mitarbeiter und ein<br />
Auszubildender können derzeit frei finanziert werden. Alle anderen<br />
Beschäftigten sind über Maßnahmen oder Förderungen<br />
<strong>im</strong> Projekt. Was Mario Löscher bleiben sind seine 1,25<br />
Euro Gehalt pro Stunde, die er zusätzlich zu seinem Arbeitslosengeld<br />
II bekommt. Wenig zwar, doch mit der Entlohnung<br />
ist für ihn weit mehr verbunden.<br />
Der größte Wunsch:<br />
Weiterhin am Herd stehen<br />
„Für mich ist nur wichtig, dass ich am Herd stehen kann und<br />
etwas mache, wovon andere einen Nutzen haben“, sagt Mario<br />
Löscher. Sein einziger Wunsch: Weiterhin eigene Gerichte kreieren.<br />
„Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, wenn die Leute<br />
davon begeistert sind, dass sie etwas auf den Teller bekommen,<br />
was es vielleicht sonst nirgends gibt.“ Mario Löscher, das ist<br />
nicht der HIV-Positive, sondern der Koch aus Leidenschaft. ◆<br />
www.estragon-nuernberg.de, www.aidshilfe-nuernberg.de,<br />
www.aids-stiftung.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 13
Portraits<br />
Engagiert für und in der Region<br />
MAUSS-Daeschler-Stiftung unterstützt regionale Projekte aus u. a. Kunst, Kultur, Wissenschaft<br />
von Jennifer Kohlert<br />
Ein hochwertiges kulturelles Angebot ist ein Merkmal für die<br />
gehobene Lebensqualität in einer Stadt. Da aber Kunst und<br />
Kultur heute auf Unterstützung angewiesen sind, ist ein Engagement<br />
der ansässigen Wirtschaft notwendig. In Erlangen<br />
ist hier in besonderer Weise die MAUSS-Daeschler-Stiftung<br />
aktiv. Sie engagiert sich für und in der Region und hilft so, den<br />
Lebensstandard in Erlangen auf einem konstant hohen Niveau<br />
zu halten.<br />
Gegründet wurde die Stiftung <strong>im</strong> Jahr 2005 vom MAUSS-<br />
Inhaber Reinhard Daeschler. Der Fokus der Stiftungsarbeit<br />
liegt auf der Förderung regionaler Einrichtungen und Projekte<br />
aus den Bereichen Kunst,<br />
Kultur, Wissenschaft und<br />
Naturschutz. Die Spendengelder<br />
für die förderungswürdigen<br />
Einrichtungen<br />
Reinhard Daeschler (rechts), der bis<br />
2007 an der Spitze des Familienunternehmens<br />
MAUSS Bau Erlangen<br />
stand, erhielt bereits <strong>im</strong> Jahr 2008<br />
von Oberbürgermeister Dr. Siegfried<br />
Balleis die Bürgermedaille der Stadt<br />
Erlangen. Foto: glasow fotografie<br />
stammen aus den Zinserlösen<br />
des Stiftungskapitals,<br />
das bei der Gründung<br />
307.000 Euro betrug. Im<br />
Jahr 2008 wurde Reinhard<br />
Daeschler die Bürgermedaille<br />
der Stadt Erlangen<br />
verliehen. Zum Dank für<br />
diese Ehrung hat der Stiftungsgründer<br />
das Kapital<br />
um weitere 200.000 Euro<br />
auf 507.000 Euro erhöht. Zum 125-jährigen Jubiläum des Unternehmens<br />
MAUSS erhöhte Reinhard Daeschler 2012 das<br />
Stiftungskapital erneut: auf 1.000.000 Euro, was nun deutlich<br />
umfangreichere Zuwendungen ermöglicht.<br />
„In einer langfristigen, nachhaltigen Partnerschaft kann einiges<br />
mehr bewegt werden, als mit einer kurzfristigen Unterstützung“,<br />
erklärt Reinhard Daeschler die Spendenphilosophie<br />
der Stiftung. Aus diesem Grund werden Förderungen<br />
nur auf Basis einer fundierten Analyse des jeweiligen Projekts<br />
zugesagt. Schließlich übern<strong>im</strong>mt die Stiftung eine langfristige<br />
Partnerschaft – und damit auch viel Verantwortung. Nur durch<br />
eingehende Prüfung kann festgestellt werden, welches Projekt<br />
sich für eine langjährige Kooperation eignet. „Daher können<br />
wir kurzfristige Anfragen zumeist nicht berücksichtigen“,<br />
sagt Reinhard Daeschler. Im Herbst jeden Jahres wird entschieden,<br />
wie die Spendengelder verteilt werden.<br />
Seit Gründung der Stiftung wurden auf diesem Weg bereits<br />
123.000 Euro an verschiedene Einrichtungen gespendet.<br />
Unter den Begünstigten finden sich beispielsweise das Erlanger<br />
Musikinstitut e.V., der gVe (Gemeinnütziger Theater- und<br />
Konzertverein Erlangen) e.V. sowie die Kulturstiftung Erlangen,<br />
deren Kunstpreisvergabe unterstützt wurde. Die Spenden<br />
der Stiftung beschränken sich aber nicht nur auf Kunst<br />
und Kultur. So finden sich unter den Begünstigten auch Einrichtungen<br />
aus dem sozialen Bereich, wie beispielsweise das<br />
Zentrum für Selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben Behinderter e.V., das <strong>im</strong><br />
Jahr 2008 eine Spende erhielt. Mit jeder Spendenvergabe ist<br />
es das Anliegen der MAUSS-Daeschler-Stiftung, dazu beizutragen,<br />
dass es allen Erlangern ermöglicht wird, die hohe Lebensqualität<br />
der Stadt zu genießen. ◆<br />
www.mauss-bau.de
Portraits<br />
„Dein Einsatz<br />
ist auch mein Einsatz“<br />
Soldat sein betrifft die ganze Familie: Die Katholische Familienstiftung für Soldaten<br />
von Michael Kniess<br />
Wird meine Ehe die monatelange Trennung überstehen? Wird<br />
mich der Einsatz verändern? Komme ich heil und gesund<br />
nach Hause? Und wer hilft meinem Partner, den Kindern und<br />
meinen in die Jahre gekommenen Eltern <strong>im</strong> Alltag, während<br />
ich weg bin? – Fragen, die für Soldaten Teil des Alltags sind. Sie<br />
sind Teil ihres Berufs.<br />
Der Dienst in Uniform fordert von den Soldaten ein hohes<br />
Maß an Einsatz und Verantwortungsbereitschaft. Und die Belastungen<br />
steigen: Immer häufiger ist die Bundeswehr <strong>im</strong> Ausland<br />
<strong>im</strong> Einsatz, beinahe täglich werden Soldaten in Kampfhandlungen<br />
verwickelt. Selbst in Friedensmissionen kommen<br />
vermehrt Waffen zum Einsatz.<br />
Soldat sein ist kein Beruf wie jeder andere, er betrifft die<br />
ganze Familie. Dies hat häufig schwerwiegende Folgen: Monatelange<br />
Auslandseinsätze entfremden Eheleute sowie Eltern<br />
und Kinder voneinander. Traumatische Erlebnisse verletzen<br />
die Seele und können die Persönlichkeit verändern. Ängste<br />
vor Verwundung und Tod belasten nicht nur die Soldaten, sondern<br />
auch die Menschen, die sie lieben. Und wiederkehrende<br />
Versetzungen an andere Standorte reißen Familien aus ihrem<br />
sozialen Umfeld oder führen dazu, dass Partner und Familien<br />
sich nur selten sehen.<br />
Die <strong>im</strong> Mai 2012 gegründete Katholische Familienstiftung<br />
für Soldaten hilft den Soldaten dabei, jene besonderen beruflichen<br />
Herausforderungen mit ihrer Verantwortung in Beziehung,<br />
Ehe und Familie besser in Einklang bringen zu können.<br />
„Ehen und Familien von Soldaten müssen besonders stark<br />
sein, um die Bewährungsproben zu bestehen und ihren Kindern<br />
ein stabiles Zuhause zu bieten“, sagt Rainer Krotz, Geschäftsführer<br />
der Stiftung. „Denn jede Familie hat das Potenzial,<br />
glücklich zu werden. Es muss nur gestärkt werden.“<br />
Genau das leistet die kirchliche, unselbstständige Förderstiftung<br />
bürgerlichen Rechts, die unter dem Dach der vom Katholischen<br />
Militärbischof Franz-Josef Overbeck gegründeten<br />
Dachstiftung Katholische Soldatenseelsorge agiert. „Soldaten<br />
und deren Familien erhalten von der Stiftung unbürokratisch<br />
und konkret Hilfe, damit diese die berufsbedingten Herausforderungen<br />
gestärkt bestehen können“, sagt Rainer Krotz.<br />
Diese Angebote richten sich an alle Angehörigen der Bundeswehr,<br />
deren Partner und Verwandte.<br />
Drei Institutionen, die gemeinsam ihre<br />
Erfahrung und ihr Know-how einsetzen<br />
Forschungsvorhaben widmen sich den komplexen Auswirkungen,<br />
die Auslandseinsätze, Wochenendbeziehungen<br />
und existenzielle Ängste auf die Beziehung zwischen Partnern<br />
und Familienmitgliedern haben. <strong>Das</strong> so gewonnene Wissen<br />
bildet das Fundament für die Weiterbildung von Militärseelsorgern<br />
und für die Entwicklung wirksamer Unterstützungsangebote<br />
für Paare und Familien.<br />
Vor, während und nach belastenden Einsatz- und Trennungszeiten<br />
begleiten erfahrene Experten die Soldaten und<br />
deren Familien. Sie haben ein offenes Ohr für ihre Anliegen,<br />
helfen den Familienmitgliedern einander zu verstehen und<br />
über schwierige Themen zu sprechen. Die Angebote reichen<br />
von mehrtägigen Intensivkursen über die Begleitung <strong>im</strong> Einsatzgebiet<br />
bis zur Paar- und Familienberatung <strong>im</strong> Krisenfall.<br />
Familienwochenenden und Familienfreizeiten bieten Eltern<br />
und Kindern darüber hinaus gemeinsame Erlebnisse und stärken<br />
ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. „Bei Sport, Spiel und<br />
Spaß vertiefen Kinder ihr Vertrauen in Vater und Mutter, auch<br />
wenn diese als Soldaten nicht <strong>im</strong>mer bei ihnen sein können“,<br />
sagt Rainer Krotz.<br />
Die Stiftung unterstützt Soldatenfamilien auch dabei, Kontakt<br />
zu Gleichgesinnten zu finden und setzt sich anwaltschaftlich<br />
für ihre Interessen ein. „Damit tragen wir dazu bei,<br />
dass diese Familien Verständnis und gesellschaftliche Unter-<br />
16 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Portraits<br />
Soldat sein ist kein Beruf wie jeder andere, er betrifft die ganze<br />
Familie: Ehen und Familien von Soldaten müssen besonders stark<br />
sein, um die Bewährungsproben zu bestehen und ihren Kindern<br />
ein stabiles Zuhause zu bieten.<br />
stützung erfahren“, sagt Rainer Krotz. „Schließlich leisten Soldaten<br />
ihren Dienst für uns alle.“<br />
Um diese konkreten Hilfestellungen leisten zu können,<br />
haben sich in der Stiftung drei Institutionen zusammengefunden,<br />
die gemeinsam ihre Erfahrung und ihr Know-how<br />
einsetzen: die Katholische Militärseelsorge, die Katholische<br />
Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) und das<br />
Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft der Katholischen<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt. „Mit dieser einzigartigen<br />
Zusammenarbeit können Seelsorge, Hilfsprojekte und<br />
wissenschaftliche Forschung ineinander übergreifen und die<br />
besten Ergebnisse für die Familien erzielen“, sagt der frühere<br />
Generalinspekteur der Bundeswehr, General a.D. Wolfgang<br />
Schneiderhan, der Schirmherr der Stiftung.<br />
Unterstützung, damit Beziehungen<br />
nicht auseinanderbrechen<br />
Wege, um die Stiftungsarbeit sinnvoll zu unterstützen, gibt<br />
es viele. Mit einer Zuwendung in Höhe von 85 Euro kann man<br />
einer Familie oder einem Paar zu einer Familiencoachingsitzung<br />
verhelfen, in der die Teilnehmenden lernen, den Herausforderungen<br />
und Belastungen begegnen zu können.<br />
Mit einer Spende von 150 Euro<br />
ermöglicht man beispielsweise<br />
einer kinderreichen Soldatenfamilie<br />
einen Tag erholsamen Familienurlaub<br />
mit seelsorgerlicher<br />
Begleitung. „Die Familie erlebt<br />
dabei intensive Gemeinschaft<br />
und kann sichere Bindungen<br />
untereinander aufbauen, die<br />
auch über Zeiten der Abwesenheit<br />
tragen“, sagt Rainer Krotz.<br />
„Nach einem Einsatz hilft ein solcher<br />
Urlaub, wieder in den Alltag<br />
zu finden.“<br />
Mit 10 000 Euro kann man <strong>im</strong><br />
Unbürokratische und konkrete<br />
Hilfe: Die Angebote der<br />
Stiftung richten sich an alle<br />
Angehörigen der Bundeswehr.<br />
Rainer Krotz ist deren<br />
Geschäftsführer.<br />
Rahmen eines neunmonatigen Forschungsprojekts die Untersuchung<br />
spezifischer Fragestellungen unterstützen, so zum<br />
Beispiel die Erforschung, wie sich Ängste von Kindern <strong>im</strong><br />
Kontext von Einsätzen auswirken. Eine Unterstützung, die den<br />
Soldaten hilft, mit den drängenden Fragen umgehen zu können<br />
und eines nicht erleben zu müssen: dass ihre Beziehungen<br />
auseinanderbrechen. ◆<br />
www.katholische-familienstiftung.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 17
Portraits<br />
18 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Portraits<br />
Therapeut<br />
auf vier Pfoten<br />
Stiftung fördert Projekte mit Therapie- und Begleithunden<br />
von Klaus Schulz<br />
Bereits seit seiner frühen Kindheit hat Helmut Lindner Hunde<br />
als treue Begleiter erleben dürfen. Am 10. November des vergangenen<br />
Jahres ging für den Bankbetriebswirt und zertifizierten<br />
Stiftungsmanager ein lang gehegter Traum in Erfüllung:<br />
Er gründete seine eigene Stiftung, die staatlich anerkannte<br />
HundeHelfenHeilen-Stiftung.<br />
„Es hat mich sehr betroffen gemacht, dass emotional bedürftige<br />
Menschen von der Gesellschaft häufig alleine gelassen<br />
werden“, sagt Helmut Lindner. „Unsere schnelllebige Zeit<br />
ist geprägt von Profit und Stress. Aufgrund der veränderten<br />
Familiensituationen leiden inzwischen, neben älteren Menschen<br />
in Senioren- und Pflegehe<strong>im</strong>en sowie Menschen mit<br />
Behinderungen, auch <strong>im</strong>mer mehr Kinder und Jugendliche<br />
an großer Einsamkeit.“ Mit seiner Stiftungsgründung möchte<br />
Helmut Lindner dafür ein Bewusstsein schaffen und diesem<br />
Trend nachhaltig entgegen wirken.<br />
Durch die Förderung und Unterstützung von Besuchs- und<br />
Therapiehunden will die HundeHelfenHeilen-Stiftung die Lebensqualität<br />
von Menschen in Senioren- und Pflegehe<strong>im</strong>en<br />
deutlich verbessern, damit diese wieder mehr Lebensfreude<br />
erhalten. Die Hunde werden dabei zum „Seelsorger“, denn<br />
das Streicheln des Tieres ruft Erinnerungen an die Vergangenheit<br />
wach und bewirkt eine positive Grundst<strong>im</strong>mung.<br />
Auch gemeinsame Unternehmungen werden gefördert, beispielsweise<br />
mit kurzen Ausflügen gemeinsam mit dem Therapiehund.<br />
Bei bettlägrigen Patienten hilft das Streicheln des<br />
Tieres: Es gibt den schwerkranken Patienten emotionalen Halt<br />
und diese gewinnen wieder mehr Lebenskraft. Nicht zuletzt<br />
wirken die Hunde der Vereinsamung entgegen.<br />
Des Weiteren hat sich die HundeHelfenHeilen-Stiftung das<br />
Ziel gesetzt, behinderten und psychisch erkrankten Menschen<br />
wieder Mut zum Leben zu geben und auch deren Lebens-<br />
„Es hat mich sehr betroffen gemacht, dass emotional bedürftige<br />
Menschen von der Gesellschaft häufig alleine gelassen werden“:<br />
Mit seiner Stiftungsgründung möchte Helmut Lindner diesem<br />
Trend nachhaltig entgegen wirken. Foto: HundeHelfenHeilen-Stiftung<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 19
Portraits<br />
Aufs Lesen gekommen: Durch das „LeseHund-Projekt“ des Münchner Vereins Tiere-helfen-Menschen<br />
wird Kindern nicht nur Spaß am Lesen vermittelt, sondern sie bekommen vor allem auch<br />
eine große Portion Selbstvertrauen. Foto: Tiere-helfen-Menschen<br />
qualität zu erhöhen. Durch den regelmäßigen Kontakt mit den<br />
Hunden können physische und psychische Leiden gelindert<br />
werden. Der Körperkontakt zu den Tieren verstärkt die Sinneswahrnehmung<br />
und wirkt beruhigend und ausgleichend.<br />
Bei Kindern mit Mehrfachbehinderungen helfen die Therapiehunde,<br />
indem sie die Feinmotorik stärken und verbessern.<br />
Hunde helfen Heilen:<br />
Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten<br />
In Einrichtungen des Erziehungs- und Unterrichtswesens<br />
sollen zudem die soziale Entwicklung der Schüler verbessert<br />
und die Kommunikation der Schüler<br />
untereinander erhöht werden. Der<br />
„Schulhund“ gibt den Kindern emotionalen<br />
Halt und durch den Kontakt erhalten<br />
sie neues Selbstvertrauen. Die<br />
Tiere helfen auf diese Weise bei der Ausbildung<br />
der eigenen Persönlichkeit.<br />
Auch der Schulalltag wird bereichert.<br />
Durch die Anwesenheit des Hundes<br />
entsteht ein effektiveres und disziplinierteres<br />
Arbeiten <strong>im</strong> Klassenverband.<br />
Therapieeinsatz von<br />
Hunden ist nicht neu<br />
Der Hund sorgt dafür, dass Ängste abgebaut,<br />
Vertrauen aufgebaut, Zutrauen gewonnen<br />
und Gefühle ausgetauscht werden.<br />
Daneben können Verhaltensauffälligkeiten<br />
reduziert und die soziale Entwicklung<br />
der Schüler gefördert werden.<br />
Durch das Erlernen eines verantwortungsbewussten<br />
Umgangs mit dem<br />
Hund wird die Kommunikation der<br />
Schüler untereinander erhöht.<br />
„Die besonders positive Wirkung des Hundes auf Menschen<br />
jeden Alters wird heutzutage selbst wissenschaftlich nicht<br />
mehr in Frage gestellt“, sagt Helmut Lindner. „Es ist inzwischen<br />
belegt und allgemein anerkannt, dass die tiergestützte<br />
Therapie eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität zu<br />
Folge hat. Ebenso nachgewiesen sind die positiven Auswirkungen<br />
des Einsatzes von Besuchs- und Therapiehunden <strong>im</strong><br />
Schulalltag.“<br />
Der Einsatz von Tieren in Therapie und Pädagogik ist<br />
dabei nicht neu. Die Anfänge reichen weit in die Geschichte<br />
zurück. So berichten schon Florence Nightingale (1820 bis<br />
1910, Begründerin der modernen westlichen Kranken-
Portraits<br />
pflege) und John Locke (1632 bis<br />
1704, englischer Philosoph und Vordenker<br />
der Aufklärung) über die positive<br />
Wirkung von Tieren auf Menschen,<br />
vor allem auf Kinder und Jugendliche.<br />
„Ein Hund steigert das Wohlbefinden<br />
erheblich und erhöht spürbar<br />
die Lebensfreude. <strong>Das</strong> Tier begegnet<br />
einem Menschen <strong>im</strong>mer völlig wertfrei“,<br />
sagt Helmut Lindner. „Er ist ein<br />
Vermittler zwischen Menschen, ein<br />
Therapeut auf vier Pfoten und für<br />
viele ein unentbehrlicher Begleiter.“<br />
Hunde bringen Kindern<br />
Spaß am Lesen<br />
Hunde als „Seelsorger“: Durch die Förderung und<br />
Unterstützung von Besuchs- und Therapiehunden<br />
will die HundeHelfenHeilen-Stiftung die Lebensqualität<br />
von Menschen in Senioren- und Pflegehe<strong>im</strong>en<br />
verbessern..<br />
Foto: Therapiehunde Franken e.V.<br />
Derzeit ist die Stiftung neben<br />
ihren eigenen operativen Aktivitäten,<br />
zudem fördernd bei gemeinnützigen<br />
Vereinen engagiert. Darunter ist unter anderem<br />
das ehrenamtliche „LeseHund-Projekt“ des Vereins Tierehelfen-Menschen.<br />
Es bietet Schülern<br />
die Möglichkeit, wöchentlich kostenlos<br />
einem „LeseHund“ eine Geschichte<br />
vorzulesen. „Mein Sohn<br />
geht in die 3. Klasse. Er ist begeisterter<br />
Lesehunde-Fan, obwohl das<br />
Lesen nicht wirklich seine Stärke ist.<br />
Dadurch hat er Spaß am Lesen bekommen<br />
und vor allen Dingen eine<br />
große Portion Selbstvertrauen“, so<br />
ein Elternbericht.<br />
Zu den weiteren Kooperationspartnern<br />
zählen die Therapiehunde<br />
Franken e.V., die Streichelbande e.V.<br />
sowie der Tierschutzverein München<br />
mit seiner Stiftung. „Unser Anliegen<br />
ist es nicht nur Projekte <strong>im</strong><br />
gesamtbayerischen Raum zu fördern<br />
und auch selbst umzusetzen“, sagt<br />
Helmut Lindner. „Wir möchten<br />
zudem die Idee ‚Hunde <strong>im</strong> Therapieeinsatz‘<br />
in ganz Deutschland bekannter machen.“ ◆<br />
www.hundehelfenheilen-stiftung.de
Meldungen<br />
Familienentlastung wird<br />
groß geschrieben<br />
Die Bärenherz Stiftung fördert zwei<br />
Kinderhospize und ein Kinderhaus<br />
Philipp* war sechs Monate alt als er <strong>im</strong> Herbst 2012 <strong>im</strong> Kinderhospiz<br />
Bärenherz in Wiesbaden verstarb. Ein ähnlich<br />
schweres Schicksal teilten auch die Kinder der rund 200 Familien,<br />
die seit dem Jahr 2002 <strong>im</strong> Kinderhospiz Aufnahme gefunden<br />
haben. Für diese lebensverkürzend erkrankten und<br />
mehrfach-behinderten Kinder, die der dauerhaften medizinischen<br />
Pflege und interdisziplinärer Betreuung bedürfen, setzt<br />
sich die Bärenherz Stiftung ein. Sie unterstützt Einrichtungen<br />
für Familien mit Kindern, die unheilbar erkrankt sind und nur<br />
noch eine geringe Lebenserwartung haben.<br />
Die Bärenherz Stiftung fördert, größtenteils mit Spendengeldern<br />
sowie aus den Erlösen des Stiftungskapitals, derzeit<br />
die Kinderhospize in Wiesbaden, Markkleeberg bei Leipzig<br />
und ein Kinderhaus in Heidenrod-Laufenselden <strong>im</strong> Rheingau-<br />
Taunus-Kreis, eine Dauerpflegeeinrichtung für schwerstbehinderte<br />
und -kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.<br />
Familienentlastung spielt in den Einrichtungen eine besonders<br />
wichtige Rolle. Von der Betreuung der Geschwisterkinder<br />
bis hin zu Trauerwochenenden reicht das Angebot für<br />
die Familien. Für die drei Häuser, die nur zum Teil pflegesatzfinanziert<br />
sind, werden derzeit von der Stiftung pro Jahr rund<br />
zwei Millionen Euro ausgeschüttet, Tendenz steigend. Öffentliche<br />
Gelder gibt es keine.<br />
„Bärenherz hat uns ein Stück Lebensqualität zurückgebracht<br />
…“ – ein schönes Fazit einer betroffenen Mutter, die<br />
auf den Punkt bringt, was ein Kinderhospiz bieten möchte:<br />
Sterbenskranken Kindern einen menschenwürdigen Abschied<br />
aus dem Leben zu ermöglichen und den leidgeprüften<br />
Eltern liebevolle Beratung, ganzheitliche Entlastung, Beistand<br />
und Trost zu geben, von der Diagnose bis hin zum Tod<br />
des Kindes und darüber hinaus. Spendenkonto 70 700 bei der<br />
Wiesbadener Volksbank, BLZ 510 900 00. ◆<br />
* Name geändert<br />
www.baerenherz.de<br />
Jeder Antrag ein Schicksal<br />
75.000ste Hilfsanfrage an die<br />
Deutsche AIDS-Stiftung<br />
Man stelle sich alle abgehefteten Hilfsanfragen aus 25 Jahren<br />
Deutsche AIDS-Stiftung übereinander gestapelt vor – es wäre<br />
ein Aktenturm von 225 Metern Höhe. Zum Vergleich: der Kölner<br />
Dom ist 160 Meter hoch. In jedem Zent<strong>im</strong>eter und jedem<br />
einzelnen Antrag steckt ein Schicksal. Denn viele, die sich an<br />
die Stiftung wenden, haben gleich mehrere Päckchen zu tragen.<br />
Nicht selten ist Diskr<strong>im</strong>inierung und ein ständiges Verstecken<br />
der Krankheit eines davon, je nach Stadium der Infektion<br />
und Therapie belasten auch heftige körperliche Beschwerden<br />
den Alltag. Eine schwere Last ist <strong>im</strong>mer Gepäck der<br />
betroffenen Menschen, die sich an die Deutsche AIDS-Stiftung<br />
wenden: finanzielle Sorgen. Es fehlt deshalb nicht selten am<br />
Nötigsten zum Kochen, Schlafen oder für die Kinder. Mit ihrer<br />
finanziellen Unterstützung kann die Stiftung diese Menschen<br />
wenigstens erst einmal von einer ihrer Sorgen befreien. In diesem<br />
Jahr, in dem die Stiftung 25 Jahre alt geworden ist, hatten<br />
die Mitarbeiter die 75.000ste Hilfsanfrage in den Händen.<br />
Nicht nur zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember ist Solidarität<br />
mit betroffenen Menschen gefragt – und Spenden, damit die<br />
Deutsche AIDS-Stiftung möglichst vielen Männern und Frauen<br />
helfen kann. Spendenkonto 400 bei der Bank für Sozialwirtschaft<br />
Köln, BLZ 370 205 00. ◆<br />
www.aids-stiftung.de<br />
22 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Meldungen<br />
Hilfe für ehemalige Stubentiger<br />
Katzenschutzbund Köln sucht Unterstützer<br />
<strong>Das</strong> Ehepaar Dr. Elisabeth und Reiner Kunze mit Renate Braun (li.)<br />
und Dr. Hartmann Beck (re.)<br />
Stiftung hautnah<br />
Die Sparkasse Passau startet eine neue<br />
Veranstaltungsreihe zum Thema<br />
Stiftungen und Stiftergemeinschaft<br />
Die „Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung“ stand <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />
der Veranstaltung „Stiftung hautnah“, zu der die Sparkasse<br />
Passau am 21. November in ihr „Beratungszentrum<br />
Neue Mitte“ geladen hatte.<br />
Reiner Kunze erzählte in bewegenden und sehr persönlichen<br />
Worten aus dem familiären Leben in der früheren DDR<br />
und den Gründen, die seine Gattin und ihn dazu bewogen,<br />
die „Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung“ als eine „Stätte der<br />
Zeitzeugenschaft und des Schönen“ zu gründen. Renate<br />
Braun, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau, moderierte<br />
die Gesprächsrunde mit Dr. Reiner Kunze.<br />
Im Jahr 2006 gründeten Dr. Elisabeth und Reiner Kunze die<br />
Stiftung um sicherzustellen, dass nach ihrem Tod die in ihrem<br />
Besitz befindlichen Bild-, Ton- und Schriftdokumente, Kunstwerke<br />
und andere Zeitzeugnisse, die Auskunft geben über das<br />
Leben <strong>im</strong> geteilten und wiedervereinigten Deutschland, in<br />
ihrem Haus in Erlau bei Passau der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht werden können. In Dauerausstellungen sollen sie der<br />
Verklärung der Vergangenheit entgegenwirken und nachvollziehbar<br />
machen, woher die Kraft kam zu widerstehen.<br />
Mit der abschließenden halbstündigen Lesung, die einen<br />
Querschnitt aus seinem Werk wiedergab, bot Dr. Reiner Kunze<br />
den Besuchern einen emotionalen Höhepunkt am Veranstaltungsabend.<br />
Die Zuhörer dankten dem Schriftsteller mit lang<br />
anhaltendem Applaus. Bevor Dr. Reiner und Elisabeth Kunze<br />
den Abend bei Gesprächen ausklingen lassen konnten, erfüllte<br />
Dr. Kunze zahlreiche Signierwünsche mit sehr persönlichen<br />
Worten. (siehe auch Artikel auf Seite 55) ◆<br />
www.sparkasse-passau.de<br />
Sie leben auf Friedhöfen, Fabrikgeländen, in Hinterhöfen oder<br />
Schrebergärten – geschätzt 20.000 verwilderte Katzen gibt<br />
es allein in Köln. Meist sind es ehemalige Hauskatzen, entlaufen<br />
oder von ihren Besitzern ausgesetzt, sowie deren Nachwuchs.<br />
Sie sind hungrig, scheu, krank und verenden oft elendiglich.<br />
Leider sind <strong>im</strong>mer noch viele Menschen der Meinung,<br />
Katzen kämen auch ohne menschliche Hilfe zurecht.<br />
Hilfe leistet hier der Katzenschutzbund e.V. aus Köln, der<br />
allerdings kein eigenes Tierhe<strong>im</strong> betreibt, sondern die Tiere<br />
in Privathaushalten und Pflegestellen aufn<strong>im</strong>mt, bis neue Besitzer<br />
gefunden wurden. Per Tageszeitung, Mundpropaganda<br />
und auch über das Internet wird dann ein neues liebevolles<br />
He<strong>im</strong> für die Katzen gesucht. „Bei einer Vermittlung sind unsere<br />
Katzen in der Regel kastriert, tätowiert, ge<strong>im</strong>pft und<br />
selbstverständlich parasitenfrei“, sagt Cerstin Heinrichs, 2. Vorsitzende<br />
des Vereins. Der Verein bittet herzlich um Spenden<br />
für Tierarzt- und Futterkosten: Spendenkonto 554461000 bei<br />
der Kölner Bank eG, BLZ 37160087. ◆<br />
www.katzenschutzbund-koeln.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 23
Meldungen<br />
Fördermittelführer 2013<br />
Neue erweiterte und aktualisierte Ausgabe<br />
des Förderlotse-Verlags erschienen<br />
Schwertkampf-Workshop für Menschen mit Handicap<br />
Kampfkunst trotz Handicap<br />
Spendenerlöse von Kampfkunst-Benefiz-<br />
Seminaren ermöglichen kostenloses<br />
Training für Menschen mit Handicap<br />
Der Nürnberger Sportverein ZANCHIN-Kampfkunst e.V. organisierte<br />
am 3. November 2012 sein fünftes Kampfkunst-<br />
Benefiz-Seminar. Über fünfzig Kampfkunst-Begeisterte kamen<br />
und „kämpften“ sich einen Tag lang durch unterschiedliche<br />
Kampfkunst-Workshops mit japanischer, europäischer und<br />
chinesischer Schwertkunst. Aber auch das sanfte Taichi, die<br />
wirbelnde philippinische Stockkampfkunst Escr<strong>im</strong>a und Ju-<br />
Jitsu standen auf dem Programm. Die Teilnahme am Seminar<br />
war kostenlos – als „Gegenleistung“ wurde gern gespendet.<br />
Die Spendenerlöse ermöglichen das gebührenfreie Kampfkunst-Training<br />
für Menschen mit Handicap, das ZANCHIN<br />
Kampfkunst e.V. in Kooperation mit Nürnberger Behinderteneinrichtungen<br />
anbietet. Denn fast jeder Mensch mit Handicap<br />
ist in der Lage, eine Kampfkunst zu erlernen. Be<strong>im</strong> Regenschirm-Taichi<br />
liegt der Trainingsschwerpunkt <strong>im</strong> Erlernen<br />
von Selbstverteidigungsmethoden.<br />
Die Partnerübungen sind bei allen Angeboten ein wichtiger<br />
Bestandteil der Trainingsstunden, zusätzlich zum Vermitteln<br />
der einzelnen Bewegungen und Techniken. Kampfkunst-Training<br />
ist nicht nur eine interessante Abwechslung<br />
zur Monotonie des Alltags, sondern auch ein Weg zu lernen,<br />
Schwächen und Schwierigkeiten als Herausforderung und<br />
nicht als unüberwindbare Hindernisse zu erleben. Be<strong>im</strong><br />
Üben stößt man oft an seine persönlichen Grenzen und<br />
muss sich mit seiner Behinderung auseinandersetzen. Dabei<br />
erwirbt man die Fähigkeit, sich klar und realistisch einzuschätzen<br />
und sich trotz seiner Einschränkungen anzunehmen.<br />
Man lernt, die eigenen Stärken einzusetzen und schafft<br />
es so, sein Ziel zu erreichen. ◆<br />
www.zanchin.de<br />
Für den Fördermittelführer wurden<br />
von Experten über 1.800 Finanzierungsquellen<br />
auf die Wichtigkeit<br />
für den gemeinnützigen Bereich<br />
geprüft. Die dabei ausgewählten<br />
Ausschreibungen werden<br />
in praktischer Steckbriefform dargestellt.<br />
58 Förderinstitutionen<br />
und 70 Finanzierungsmöglichkeiten<br />
– davon 40 Förderprogramme<br />
– wurden neu in das Nachschlagewerk<br />
aufgenommen. Erstmals wurden auch die 30 wichtigsten<br />
Förderpreise und Förderwettbewerbe für den gemeinnützigen<br />
Bereich in Deutschland berücksichtigt.<br />
Förderlotse Fördermittelführer 2013 für gemeinnützige<br />
Organisationen und Projekte, Hardcover, 272 Seiten, ISBN<br />
Nummer: 978-3-9814394-4-1, Preis: 68,00 Euro. ◆<br />
www.foerdermittelfuehrer.de<br />
Unter allen „<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>“-Lesern verlosen wie drei Exemplare<br />
des neuen Fördermittelführers. Interessierte melden sich<br />
bitte bis 12.12.2012 per E-Mail unter info@werte-<strong>stiften</strong>.de.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Handicap International<br />
Thomas Schiffelmann übern<strong>im</strong>mt Marketingleitung<br />
der humanitären Hilfsorganisation<br />
Der 34-jährige Diplom-Kaufmann und erfahrene Nonprofit-<br />
Management-Experte Thomas Schiffelmann ist seit Anfang Juli<br />
Leiter der Marketingabteilung der humanitären Hilfsorganisation<br />
Handicap International in Deutschland. Die französische<br />
Organisation mit Hauptsitz<br />
in Lyon setzt sich in über 60 Ländern<br />
mit mehr als 300 Projekten<br />
insbesondere für Menschen mit<br />
Behinderung ein. Präventionsund<br />
Rehabilitationsmaßnahmen<br />
fördern deren Autonomie und<br />
echte Integration in die Gesellschaft<br />
für ein aufrechtes Leben. ◆<br />
www.handicap-international.de<br />
24 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Meldungen<br />
„Eine Chance für Kinder“<br />
mit neuer Schirmherrin<br />
Fernsehmoderatorin Gabi Bauer<br />
übern<strong>im</strong>mt Amt von von Bettina Wulff<br />
Stifter und Preisträger bei der feierlichen Preisverleihung des Kroschke<br />
Förderpreises „Beispielhafte Hilfe für kranke Kinder“ in Braunschweig.<br />
Foto: Kroschke Stiftung/Susanne Hübner<br />
15.000 Euro Preisgelder<br />
vergeben<br />
Projekt Fuge erhält Kroschke Förderpreis<br />
Feierliche St<strong>im</strong>mung herrschte bei der 9. Verleihung des<br />
Kroschke Förderpreises „Beispielhafte Hilfe für kranke Kinder“.<br />
Rund 250 Besucher waren in die 800 Jahre alte St. Martini<br />
Kirche am Braunschweiger Altstadtmarkt gekommen, um<br />
die Preisverleihung zu verfolgen. Der mit 10.000 Euro dotierte<br />
Förderpreis ging in diesem Jahr an das Bremer Projekt Fuge,<br />
Familienassistenz in Familien mit chronisch kranken Kindern<br />
der Kinder- und Jugendhilfe Bremen. Ausgebildete, ehrenamtliche<br />
Helfer unterstützen bei diesem Projekt Familien mit<br />
chronisch kranken Kindern bei<br />
der Umsetzung der medikamentösen<br />
Therapie und bei der<br />
Bewältigung des Alltags. Die<br />
beiden Anerkennungspreise in<br />
Höhe von je 2.500 Euro wurden<br />
dem Verein „Anderes<br />
Sehen“ aus Berlin verliehen<br />
und dem Verein „Große Hilfe<br />
für kleine Helden“ aus Heilbronn.<br />
In einer Talkrunde, moderiert<br />
von Stiftungs-Geschäftsführer<br />
Gerd-Ulrich Hartmann,<br />
hatten die Gewinner Gelegenheit,<br />
Arbeitsweise und Ziele<br />
ihrer Projekte vorzustellen. ◆<br />
www.kinderstiftung.de<br />
www.afj-jugendhilfe.de<br />
www.anderes-sehen.de<br />
www.grosse-hilfe.de<br />
Die ARD-Fernsehmoderatorin<br />
Gabi Bauer ist neue Schirmherrin<br />
der Stiftung „Eine Chance<br />
für Kinder“ in Hannover. Sie tritt<br />
die Nachfolge von Bettina Wulff<br />
an. Die Ehefrau des früheren<br />
Bundespräsidenten Christian<br />
Wulff hatte das Amt von 2008 an<br />
inne. Die <strong>im</strong> Jahr 2000 gegründete<br />
Stiftung will Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung<br />
verhindern. Unter dem Leitwort „Stark machen für<br />
die Schwächsten“ konzentrierte sie sich laut eigenen Angaben<br />
auf Einsatz und Qualifikation von Familienhebammen.<br />
Diese betreuen Frauen und Familien in besonders belasteten<br />
Lebenssituationen bis zum ersten Geburtstag der Kinder.<br />
„Ich möchte dazu beitragen, dass möglichst viele Kinder<br />
von Anfang an gesund in ihren Familien aufwachsen können“,<br />
so Gaby Bauer. Als Mutter von Zwillingen wisse sie, wie viel<br />
Kraft in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt<br />
nötig sei, um Säuglingen gerecht zu werden. Deshalb müssten<br />
Mütter und Väter stark gemacht werden für einen liebevollen<br />
Umgang mit dem Nachwuchs. ◆<br />
www.eine-chance-fuer-kinder.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 25
Aktuelles<br />
Mit einer soliden Ausbildung in Schulen und in der Vorbereitung<br />
auf den Beruf, kann man die Zukunft von Kindern<br />
und Jugendlichen auf ein solides Grundgerüst stellen.<br />
Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />
Fürth schüttet über 39.250 Euro aus<br />
Die vor sechs Jahren gegründete Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth lässt<br />
zahlreiche Institutionen aus der Region von ihren Erträgen profitieren<br />
Am 20. November wurden bei der Sparkasse Fürth wieder die<br />
Erträge der Stiftergemeinschaft ausgeschüttet. Die Stiftungen<br />
von Dietmar und Margit Rothe, Eva Maria Popper und Luise<br />
Beck unterstützen die Gesellschaft zur Förderung des Klinikums<br />
Fürth, die Rolf Mergenthaler Stiftung die Kinder- und<br />
Jugendklinik Fürth, die Hildegard und Hans-Georg Mathias<br />
Stiftung das Stadtmuseum Fürth und die Peter und Else Wirl<br />
Stiftung die Fürther Tafel.<br />
Stiftungen deren Gründer anonym bleiben möchten, bedachten<br />
den Patriarchalischen Orden vom Heiligen Kreuz zu<br />
Jerusalem, die Altstadtfreunde Nürnberg, die Katholische Kirchenstiftung<br />
St. Johannes in Oberasbach, den Landeskirchlichen<br />
Gemeinschaftsverband e. V., den Markt Roßtal und die<br />
Stadt Oberasbach für Jugendarbeit, Besonders begabte Kinder<br />
e.V. und die Stiftung „Der Schülercoach“. Aus Themenstiftungen<br />
wurden die Kinderarche Fürth gGmbH und das<br />
Kinderhe<strong>im</strong> St. Michael begünstigt. „Die Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Fürth ist keine Stiftung der Sparkasse, sondern<br />
sie besteht aus einzelnen Namens- oder Themenstiftungen unserer<br />
Kunden“, betonte Hans Wölfel, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums<br />
ausdrücklich. „Mit der Errichtung einer Stiftung<br />
in eigenem Namen kann jede gemeinnützige, mildtätige<br />
oder kirchliche Institution unterstützt werden. Die Stiftergemeinschaft<br />
bietet den Stiftern die Möglichkeit, gemeinnütziges<br />
Wirken individuellen Interessen und Bedürfnissen anzupassen.<br />
Dabei ist von Vorteil, dass Stifter den geförderten Zweck ihren<br />
Lebensumständen entsprechend verändern können“, berichtete<br />
Horst Ohlmann von der Deutschen Stiftungstreuhand AG<br />
in Fürth. Bereits mit Beträgen ab 25.000 Euro kann eine Stiftung<br />
schon zu Lebzeiten in eigenem Namen errichtet werden.<br />
Auch die Änderungen verbesserten Abzugsmöglichkeiten <strong>im</strong><br />
Bereich der Einkommensteuer machen die Gründung einer Stiftung<br />
überlegenswert.<br />
Der Schulleiter der Martin-Segitz-Schule (Staatliche Berufsschule<br />
III) kommentierte: „Wir können endlich für unsere Kfz-<br />
Lehrwerkstatt ein neues Analysegerät zur Kfz-Mechatroniker-<br />
26 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Ausbildung anschaffen. Für unser altes gibt es keinerlei Software-Updates<br />
mehr. Unsere Lehrkräfte bilden in diesem Bereich<br />
<strong>im</strong>merhin 300 Lehrlinge aus, die auf dem neuesten Stand der<br />
Technik sein müssen. Außerdem fließt ein Teil des Geldes in<br />
soziale Projekte, die z. B. die Teamfähigkeit unserer Berufsschüler<br />
fördern soll.“ Die Martin-Segitz-Schule bildet junge<br />
Menschen in den Bereichen Elektrotechnik, IT-Technik, Medientechnik<br />
und Metalltechnik aus. In der Ottostraße in Fürth<br />
werden rund 1.700 Schülerinnen und Schüler, insbesondere<br />
aus der Stadt und dem Landkreis Fürth, unterrichtet.<br />
Gemeinsam helfen wir Kindern<br />
in Stadt und Landkreis Fürth<br />
mit der Stufenzins-Stifteranleihe<br />
Unter dem Slogan „Ein Geschenk, das allen Freude<br />
macht!“ hat die Sparkasse Fürth wieder Ihre beliebte Stufenzins-Stifteranleihe<br />
aufgelegt. Bis 21.12.2012 können sich Interessierte<br />
hieran beteiligen. Dabei werden pro 1.000 Euro<br />
Anlagesumme 3 Euro an die Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />
Fürth überwiesen und zwischen den nachfolgend genannten<br />
sechs Stiftungen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen<br />
in Stadt und Landkreis Fürth aufgeteilt:<br />
Kinderhe<strong>im</strong> St. Michael. Nicht alle Kinder haben die Wurzeln,<br />
die sie brauchen, um sich – wie ein Baum – zu entwickeln und<br />
zu ihrer eigenen Stärke finden zu können. Ihnen fehlt die familiäre<br />
Sicherheit. Gerade diese Jungen und Mädchen brauchen<br />
dringend Geborgenheit und Rückhalt. Zum Beispiel <strong>im</strong><br />
Kinderhe<strong>im</strong> St. Michael. Die Kosten der Unterbringung werden<br />
staatlich über Mittel der Jugendämter finanziert. Diese reichen<br />
jedoch bei weitem nicht aus, um ein familienähnliches<br />
Leben zu gestalten: mit Geschenken, Ausflügen oder Feiern.<br />
Hinzu kommen dringend notwendige Neubau- und Sanierungsmaßnahmen.<br />
Hier ist das Kinderhe<strong>im</strong> auf Spenden und<br />
Stiftungszuwendungen angewiesen, um diese Einrichtung<br />
auch weiterhin als Zufluchtsort in unserer Region zu erhalten.<br />
Kinderarche Fürth. Die Familie, wie wir sie uns als Idealbild<br />
vorstellen, existiert kaum noch. Hierfür sind gesellschaftliche<br />
Veränderungen, individuelle Voraussetzungen aber auch der<br />
Verlust der Generationen-Gemeinschaft verantwortlich. Ein<br />
harmonisches Familienleben ist durch den alltäglichen Stress<br />
<strong>im</strong>mer schwerer zu realisieren. Grundlegende Bedürfnisse unserer<br />
Kinder nach Zuwendung und Begleitung werden mittlerweile<br />
viel zu oft hinten angestellt. Die Folge sind: familiäre<br />
Konflikte und Entwicklungsdefizite bei den Heranwachsenden.<br />
Hier bietet die Kinderarche akute und auch langfristige<br />
Unterstützung an. Ziel der Stiftung Kinderarche Fürth ist es,<br />
die wichtige Arbeit dieser Einrichtung zu unterstützen und<br />
auszubauen.
Aktuelles<br />
Landkreis-Stiftung Fürth. Etwas von dem weitergeben,<br />
was man <strong>im</strong> Leben erhalten hat, gesellschaftliche<br />
Verantwortung übernehmen<br />
und damit ein persönliches Andenken an die<br />
Nachkommen schaffen. Als Stifter und Spender<br />
kann man aus den Erträgen der Zuwendung<br />
zu fördernde Einrichtungen individuell<br />
best<strong>im</strong>men oder auch persönlich repräsentieren<br />
– z. B. bei der Überreichung eines<br />
Schecks an die geförderte Einrichtung oder<br />
durch Mitwirkung <strong>im</strong> Stiftungsrat. Die Landkreis-Stiftung<br />
Fürth wirkt in der He<strong>im</strong>at mit<br />
Förderschwerpunkten für gemeinnützige Projekte<br />
von Jugend und Familie.<br />
Foto: Sparkasse Fürth<br />
Hans Wölfel (Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Fürth) freut sich gemeinsam mit<br />
Dr. Thomas Jung (Oberbürgermeister der Stadt Fürth), Matthias Dießl (Landrat des Landkreises<br />
Fürth), Horst Ohlmann (Vorstandsvorsitzender DT Deutsche Stiftungstreuhand AG)<br />
und Vertretern der begünstigten Einrichtungen bei der Überreichung der Spendenschecks.<br />
Fürther Stiftung für Menschen mit Down-<br />
Syndrom.Alle 800 Geburten kommt ein Kind<br />
mit Down-Syndrom zur Welt. In Deutschland<br />
leben rund 50.000 Menschen mit Down-Syndrom,<br />
in Europa 350.000 und weltweit<br />
5.000.000. Die Fürther Stiftung für Menschen mit Down-<br />
Syndrom sammelt Kapital für den langfristigen Unterhalt der<br />
Thomas-Benjamin-Kinle-Beratungsstelle und möchte sicher<br />
stellen, dass die Menschen dort auch in Zukunft Rat und Begleitung<br />
finden. Die Thomas-Benjamin-Kinle-Beratungsstelle<br />
ist seit 2010 geöffnet. Sie steht Menschen mit Down-Syndrom<br />
und ihren Familien offen. Ziel ist es, Eltern zu stärken und<br />
ihnen zu vermitteln, dass sie das Leben mit einem betroffenen<br />
Kind bewältigen können Sie hilft bei der Diagnosebewältigung,<br />
in Krisen- oder Überlastungssituationen. Begleitet<br />
Menschen bis es ihnen wieder besser geht. Hilft auch dann,<br />
wenn sich die verletzte und belastete Seele über chronische<br />
Beschwerden an die Oberfläche meldet.<br />
Stiftung „Der Schülerchoach“ nach dem „Cadolzburger Modell“.<br />
Um Schüler auf den richtigen Weg zu bringen ist heutzutage<br />
weitaus mehr gefragt als bloße Nachhilfe. Mangelnde<br />
Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Schulabbruch und fehlende<br />
Perspektiven der Jugendlichen haben sich zu gesellschaftlichen<br />
Problemen entwickelt. Bei dieser Stiftung steht die Wegbegleitung<br />
der Kinder und Jugendlichen nach dem dreigliedrigen<br />
„Cadolzburger Modell“ <strong>im</strong> Vordergrund: Persönlichkeit<br />
– Schule – Beruf. Ein Coach steht seinem Schützling (Schülerinnen<br />
und Schülern ab der 7. Klasse) bei der persönlichen<br />
Entfaltung und in allen Lebensbereichen zur Seite.<br />
Begabtenförderung Fürth. Diese Stiftung fördert begabte Kinder<br />
in Stadt- und Landkreis Fürth. Zweck der Stiftung ist die Erkennung<br />
und Förderung besonders begabter Kinder und Jugendlicher<br />
<strong>im</strong> kommunalen Bildungswesen, wobei unter Begabung<br />
nicht nur kognitive, sondern auch musischkreative, handwerklich-technische<br />
und soziale Begabungen zu verstehen sind.<br />
Spendenkonto 9 953 563 für Stiftungen der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Fürth, BLZ 762 500 00. ◆<br />
www.die-stifter.de, www.sparkasse-fuerth.de
Aktuelles<br />
Kein Kind darf verloren gehen<br />
Entdecken, entwickeln, fördern: Die Stiftung Persönlichkeit will<br />
Kinder zu vielfältigen Persönlichkeiten machen<br />
von Michael Kniess<br />
„Für uns war schon <strong>im</strong>mer klar, dass wir uns <strong>im</strong> Kinder- und<br />
Jugendbereich engagieren müssen, wenn wir an der Gesellschaft<br />
nachhaltig etwas ändern wollen“, sagt Helmut Gierse.<br />
„Wenn man wirklich etwas zum Positiven verändern möchte,<br />
dann muss man den Teufelskreis durchbrechen, dass Kinder<br />
in dieselben Fußstapfen treten, wie ihre Eltern.“ Eine Idee,<br />
die Helmut Gierse und seine Frau Gerlinde schon seit Studentenzeiten<br />
mit sich herumtragen. Eine Überzeugung, die<br />
beide 2007 schließlich zu Stiftern machte. Sie gründeten die<br />
Stiftung Persönlichkeit.<br />
Kinder- und Jugendprojekte fördern, das ist das Anliegen<br />
der Stiftung. Die Idee hinter dem Engagement: Kindern einen<br />
bunten Strauß an Erfahrungen aus den Bereichen Musik, Theater,<br />
Kunst und Sport anzubieten, damit diese sich zu vielfältigen<br />
Persönlichkeiten entwickeln können. Von der Wichtigkeit<br />
einer vielseitig ausgeprägten Persönlichkeit ist der Diplom-<br />
Ingenieur nicht zuletzt aufgrund von 37 Jahren Industrieerfahrung,<br />
davon 32 bei Siemens zuletzt als Vorsitzender des<br />
Heute an morgen denken: „Für uns war schon <strong>im</strong>mer klar, dass wir uns <strong>im</strong> Kinder- und Jugendbereich<br />
engagieren müssen, wenn wir an der Gesellschaft nachhaltig etwas ändern wollen“, sagt Stiftungsgründer<br />
Helmut Gierse (Mitte). Foto: Peter Roggenthin<br />
Bereichs Automation and Drives, überzeugt. „Während meines<br />
gesamten Berufslebens konnte ich <strong>im</strong>mer wieder feststellen,<br />
dass Menschen, die ihre Kraft nicht nur aus deren<br />
Fachgebieten, sondern auch aus anderen Bereichen schöpfen<br />
können, ein Team, das unter höchstem Druck arbeiten muss,<br />
viel stärker machen, als solche, die nur exzellente Ingenieure<br />
oder exzellente Finanzfachleute sind“, sagt Helmut Gierse. „Es<br />
ist natürlich einfacher diese Vielfalt einem jungen Menschen<br />
zu vermitteln, als einem 50-Jährigen.“<br />
Nach dem Anstoß folgten das finanzielle und persönliche<br />
Engagement. Seit Mitte 2010 fördert die Stiftung beispielsweise<br />
das Programm „MUBIKIN“ (Musikalische Bildung für Jugendliche<br />
in Nürnberg). <strong>Das</strong> Programm steht für eine umfassende<br />
musikalische Bildung aller Kinder und Jugendlichen in der<br />
fränkischen Metropole, ergänzend zu den bestehenden Angeboten<br />
in den Kindertageseinrichtungen und dem regulären<br />
Musikunterricht an den Schulen. Wesentliche Elemente sind<br />
neben der Ausstattung der Teilnehmer mit Musikinstrumenten,<br />
die spezifische Weiterbildung<br />
der Erzieher und Lehrer sowie der<br />
Unterricht durch externe Musikpädagogen,<br />
der <strong>im</strong> Tandem mit den Erziehern<br />
und Lehrern abgehalten<br />
wird. Im aktuellen Schuljahr erhalten<br />
bereits etwa 1.200 Kinder eine<br />
intensivere musikalische Bildung.<br />
„Die erfolgreiche Zwischenbilanz<br />
von MUBIKIN bestätigt uns in der<br />
Entscheidung vom letzten Jahr, dieses<br />
Projekt in einer Partnerschaft<br />
zwischen Stadt, Stiftungen und<br />
Hochschulen auf den Weg zu bringen“,<br />
sagt Ulrich Maly, Oberbürgermeister<br />
der Stadt Nürnberg. „Wir<br />
sehen <strong>im</strong> Programm einen echten<br />
Gewinn für die Nürnberger Bildungslandschaft<br />
und ein bundesweites<br />
Vorzeigeprojekt.“<br />
Mittelfristig sollen alle Kinder und<br />
Jugendlichen in Nürnberg erreicht<br />
30 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
werden. „Um sich in der <strong>im</strong>mer komplexer werdenden Welt<br />
zurecht finden und diese mitgestalten zu können, ist die<br />
durch das Programm geförderte vielfältige Persönlichkeit<br />
enorm wichtig“, sagt Helmut Gierse.<br />
Den Kindern Kultur näher bringen<br />
Mit dem „Kulturrucksack“, einem weiteren von der Stiftung<br />
Persönlichkeit seit 2009 geförderten Projekt, wird Drittklässlern<br />
in Nürnberg bei gemeinsamen Ausflügen Kulturgenuss<br />
ermöglicht. Pro Schuljahr werden jeweils vier Kulturausflüge<br />
und vier vertiefende pädagogische Workshops in unterschiedlichen<br />
Kulturbereichen angeboten. Die Ausflüge führen<br />
zu Theater-, Museums-, Konzert-, Ausstellungs- und Tanzveranstaltungen.<br />
„<strong>Das</strong> erfolgt <strong>im</strong>mer nach demselben Strickmuster: Kinder<br />
erleben ein Thema mit den jeweiligen Topprofis aus der Region“,<br />
sagt Helmut Gierse. „Sie erleben Theater <strong>im</strong> Theater<br />
Mummpitz und spielen dann selbst Theater, sie erleben Tanz<br />
in der Tafelhalle und tanzen selbst, sie erleben Kunst <strong>im</strong><br />
Neuen Museum und machen selbst Kunst, sie erleben Musik<br />
<strong>im</strong> Opernhaus und machen selbst Musik. Dieses Wechselspiel<br />
aus Aufnehmen und aktivem Erklären finde ich spannend und<br />
bringt ungemein viel.“<br />
Der Vorstand der Stiftung Persönlichkeit: Helmut, Gerlinde und Tochter<br />
Cora Gierse. Foto: Stiftung Persönlichkeit<br />
Mit ihren unterstützten Projekten verfolgt die Stiftung Persönlichkeit<br />
<strong>im</strong>mer einen ähnlichen Ansatz: Kinder werden jeweils<br />
mit Topprofis zusammengebracht. Denn ein solcher<br />
könne einen für alles begeistern, so die Idee.<br />
„Wenn wir die Ressourcen in Deutschland wirklich nutzen<br />
wollen, ist es ein Witz, dass wir eine flächendeckende Talentförderung<br />
nur <strong>im</strong> Fußball machen, weshalb wir <strong>im</strong> Fußball<br />
auch so gut sind“, sagt Helmut Gierse. „Auch in anderen Bereichen<br />
müssen wir das hinbekommen.“<br />
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Aktuelles<br />
<strong>Das</strong> <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> <strong>Interview</strong>: <strong>Transparenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Stiftungswesen</strong><br />
Müssen die deutschen Stiftungen transparenter werden? Wenn es nach Helmut Gierse geht, gibt es auf diese Frage nur eine Antwort:<br />
Ja. Seine eigene Stiftung, die Stiftung Persönlichkeit, misst der <strong>Transparenz</strong> höchste Bedeutung bei. Diese verpflichtet sich<br />
zu den Grundsätzen der guten Stiftungspraxis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Im <strong>Interview</strong> mit <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> erklärt<br />
Helmut Gierse, warum deutsche Stiftungen mehr <strong>Transparenz</strong> zeigen und ihre Effizienz offenlegen müssen.<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>: Ist das Thema <strong>Transparenz</strong> für Stiftungen Ihrer<br />
Meinung nach eine Grundvoraussetzung oder eher in die Kategorie<br />
„nice to have“ einzuordnen?<br />
Helmut Gierse: Für mich ist <strong>Transparenz</strong> eine Verpflichtung und<br />
demnach keinesfalls nur „nice to have“. Aus meiner Sicht wird<br />
das eines der Themen in der Zukunft sein. Wir bekommen Menschen<br />
nur dann motiviert sich zu engagieren, wenn sie sehen,<br />
was mit ihrem Einsatz passiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob<br />
sich jemand finanziell engagiert oder mit seiner Zeit einbringt.<br />
Jeder möchte die Wirkmächtigkeit seines Tuns erleben.<br />
Hinsichtlich der <strong>Transparenz</strong> gegenüber staatlichen Stellen,<br />
wie der Stiftungs- oder Finanzaufsicht, gibt es gesetzliche Regelungen.<br />
Inwiefern lohnt es sich für eine Stiftung darüber<br />
hinaus gegenüber der Gesellschaft, Spendern bzw. Zustiftern<br />
oder Kooperationspartnern transparent zu sein?<br />
Hinsichtlich der Gesellschaft ist die Überlegung die, dass derjenige,<br />
der finanziell in eine Stiftung investiert, sei es in Stiftungskapital<br />
oder in Spenden, <strong>im</strong> Prinzip der Gesellschaft<br />
Steuerabgaben entzieht. Wenn man davon ausgeht, dass derjenige,<br />
der in der Bundesrepublik die Steuern verteilt, das Gemeinwohl<br />
<strong>im</strong> Sinn hat. Vor diesem Hintergrund sollte man der<br />
Gesellschaft klar erklären, wie man unterwegs ist und dass<br />
man sein Geld einer sinnvollen und effizienten Verwendung<br />
zuführt. Man gewinnt somit gesellschaftliche Akzeptanz.<br />
Dem entgegen spricht, meiner Meinung nach, das tradierte<br />
und falsche Verständnis, dass man Dinge sehr gut alleine machen<br />
kann. Da gibt es einen schönen Satz, der das auf den<br />
Punkt trifft: Wer einen 100-Meter-Lauf läuft, der tut das am besten<br />
alleine ohne Partner, diese lenken nur ab. Wer dagegen<br />
einen Marathon läuft, der tut das am besten in einer Gruppe,<br />
um sich von den anderen mitziehen zu lassen. Mit den Stiftungen<br />
laufen wir <strong>im</strong> übertragenen Sinne einen Marathon.<br />
Demnach ist es besser, zu kooperieren. Die Vorteile sieht<br />
man genauso bei Industrieunternehmen: Solche, die auf Augenhöhe<br />
miteinander kooperieren, sind extrem erfolgreich.<br />
Und diejenigen, die versuchen alles alleine zu machen, verschwinden<br />
über kurz oder lang von der Bildfläche. Eine solche<br />
Kooperation funktioniert auch nur dann effizient und erfolgreich,<br />
wenn man transparent ist. <strong>Das</strong> ist der Punkt. Dann<br />
weiß nämlich derjenige, mit dem man zusammenarbeitet, wie<br />
man funktioniert. <strong>Das</strong> erspart unnötige Umwege und Missverständnisse,<br />
weil man sich von Beginn an richtig versteht.<br />
Auf diese Weise kommt eine Stiftung schneller zu erfolgreichen<br />
Kooperationsvereinbarungen und damit einhergehend<br />
haben die einzelnen Projekte auch eine höhere Qualität. Ich<br />
lerne jemanden kennen und merke, dass derjenige in meinem<br />
Sinne arbeitet. So gewinne ich ihn als Kooperationspartner<br />
oder Co-Finanzier. Dieses Vertrauen bekomme ich wieder<br />
über die <strong>Transparenz</strong>.<br />
Was gilt für Spender bzw. Zustifter?<br />
Mit Blick auf potenzielle Spender und Zustifter ist der Gedanken<br />
folgender: Ich bin überzeugt, dass es nur dann gelingen<br />
wird, in Deutschland <strong>im</strong> Stiftungsbereich wirklich nachhaltig<br />
etwas in Gang zu bringen, wenn man transparent ist. Uns entgeht<br />
ein riesiges Potenzial. Wenn ich die Zahl richtig <strong>im</strong> Kopf<br />
habe, spendet jeder Deutsche, der als Spender in Frage kommt,<br />
30 Euro <strong>im</strong> Jahr. <strong>Das</strong> muss man sich mal vorstellen, das ist eigentlich<br />
ein Skandal. Viele könnten ohne eigene Einschränkungen<br />
20 Prozent ihres zu versteuernden Einkommens spenden.<br />
Deshalb stellt sich die Frage, wie man die Menschen dazu<br />
bekommt. Die Antwort: Nur dann, wenn ich ihnen ganz konkret<br />
sage, was das Thema meiner Stiftungsarbeit ist. Letztlich<br />
generiere ich auf diese Art ein höheres Spendenaufkommen.<br />
Wie sieht es ganz konkret mit den Kooperationspartnern aus?<br />
Als Drittes gilt es Kooperationspartner mit ins Boot zu holen.<br />
Wie können Stiftungen nun <strong>Transparenz</strong> zeigen?<br />
Als erstes muss eine Stiftung ganz klar sagen, welche Ziele sie<br />
verfolgt. Und das nicht blumig, sondern möglichst präzise.<br />
Dann muss eine Stiftung zudem genauso präzise erklären, wie<br />
sie diese Ziele erreichen will. Als Drittes muss eine Stiftung<br />
ganz konkret Auskunft darüber geben, wo sie hinsichtlich der<br />
jeweiligen Zielerreichung steht. Und eine Stiftung muss natürlich<br />
erklären, woher ihre finanziellen Mittel stammen. All<br />
das muss transparent sein.<br />
Wie gehen Sie in Ihrer Stiftungsarbeit ganz konkret mit dem<br />
Thema <strong>Transparenz</strong> um?<br />
Zum einen bemühen wir uns darum, die <strong>Transparenz</strong> generell<br />
empfängerorientiert zu gestalten. <strong>Das</strong> heißt nicht, dass<br />
jeder sofort mit der Satzung erschlagen wird. Es bringt überhaupt<br />
nichts, wenn ich sage ich bin transparent und die Interessierten<br />
müssen sich durch zig Seiten wühlen, bis sie an<br />
32 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
die Daten kommen, die sie interessieren. Wer auf unsere<br />
Homepage geht, sieht auf den ersten Blick unsere Vision,<br />
unsere Mission, unser Ziel und kann unsere Mittelvergabe<br />
nachvollziehen. Alles ohne Umschweife. Wer sich beispielsweise<br />
das Testat unseres Wirtschaftsprüfers ansehen<br />
möchte, der findet das.<br />
Dann erklären wir ganz präzise woher unser Stiftungskapital<br />
und unsere Spenden stammen. <strong>Transparenz</strong> heißt für<br />
mich aber nicht, dass ich den Namen jedes Spenders nennen<br />
muss. Möchte das jemand nicht, ist das völlig in Ordnung.<br />
Problematisch würde es in meinen Augen nur dann,<br />
wenn dieser 80 oder 90 Prozent unserer gesamten Spendensumme<br />
ausmachen würde. In diesem Fall würde ich den<br />
Namen genannt haben wollen. Genau aus diesem Grund<br />
sind bei unserer Stiftung übrigens die Spenden von meiner<br />
Frau und mir auch deutlich als solche gekennzeichnet.<br />
Auch wie man ein Projekt einreichen und eine Förderung<br />
beantragen kann, ist bei uns ganz klar gegliedert. Wir zeigen<br />
transparent auf, was wir fördern und was nicht. In diese Reihe<br />
gehört auch das Thema Evaluation beziehungsweise Projektabschlussbericht.<br />
Wir schreiben einen solchen zwingend vor,<br />
sonst fließt kein Geld. Ein solches Vorgehen ist auch ganz<br />
wichtig, um die Arbeit zu reflektieren und das Ziel eines Projekts<br />
nicht aus den Augen zu verlieren. Nur über solche Prozesse<br />
kann man kontinuierlich besser werden. Nur so bekommt<br />
man einen schärferen Blick für sinnvolle Projekte.<br />
Ihren Ausführungen folgend wäre es nur logisch, wenn jede<br />
Stiftung größtes Augenmerk auf <strong>Transparenz</strong> legen würde.<br />
Sie sagen selbst, dass weniger als 50 Prozent der deutschen<br />
Stiftungen ausreichend transparent sind. Warum ist dies<br />
Ihrer Ansicht nach der Fall?<br />
Viele Stifter verweigern sich der <strong>Transparenz</strong>, weil sie in der<br />
Sekunde, in der sie transparent sind, überprüfbar sind. Sie<br />
machen sich messbar. Und das machen sie nur, wenn sie<br />
stark und sich ihres Tuns sicher sind. Nur wer Diskussionen<br />
aushält, was beispielsweise eine Förderzusage und -absage<br />
angeht, handelt transparent. Es gibt <strong>im</strong>mer noch den ein<br />
oder anderen Stifter, der es genießt, Geld nach Gutsherrenart<br />
zu verteilen. <strong>Das</strong> geht natürlich leichter, wenn man nicht<br />
transparent ist. Eine weitere, ganz s<strong>im</strong>ple Erklärung: Viele<br />
Stiftungen sind schlicht und einfach noch gar nicht mit der<br />
überzeugenden Logik der <strong>Transparenz</strong> konfrontiert worden<br />
und haben daher bisher noch nicht intensiv darüber nachgedacht.<br />
Ich erlebe <strong>im</strong>mer wieder Stifter, die ganz überrascht<br />
sind, wenn ich zum Thema <strong>Transparenz</strong> referiere. Der<br />
Weg vom überzeugt sein bis zur Umsetzung ist dann natürlich<br />
<strong>im</strong>mer noch ein weiter. <strong>Das</strong> erklärt vielleicht auch<br />
ein wenig, warum bisher auch nur etwa 15 Prozent der<br />
deutschen Stiftungen leitlinienorientiert sind. ◆<br />
<strong>Das</strong> <strong>Interview</strong> führte Michael Kniess.<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 33
Aktuelles<br />
Sparkassendirektor Stephan Kirchner, Johannes und Monika Lang, Ines<br />
Hofferberth, Staatssekretärin Melanie Huml und Jochen Hack, Stiftungsberater<br />
der Sparkasse Bamberg (v.l.n.r.)<br />
Die Eltern Monika und Johannes Lang sowie Schwester Kristina sind<br />
froh, dass die neue Stiftung auch an das Schicksal ihres verstorbenen<br />
Sohnes bzw. Bruders Bernhard erinnert.<br />
Die Bernhard Lang-Stiftung<br />
<strong>Das</strong> Schicksal eines jungen Menschen soll anderen helfen<br />
von Andrea Rupprecht<br />
Schicksale berühren uns. Sie machen betroffen. Oft sind sie<br />
nur schwer zu ertragen. Schicksale können aber auch helfen.<br />
Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch scheint, löst<br />
sich bei genauerem Hinsehen jenes Schicksals auf:<br />
Ein junger Mann scheidet freiwillig aus dem Leben. Es geschah<br />
am 18. April 2009. Sein Name war Bernhard Lang. Er<br />
wurde nur 28 Jahre alt. Dreieinhalb Jahre später erinnern<br />
seine Eltern Johannes und Monika Lang an sein Schicksal.Anlass<br />
ist die Gründung einer Stiftung, die seinen Namen trägt<br />
und die psychisch kranke Kinder und Jugendliche unterstützen<br />
will. „Wir hoffen, dass mit der Stiftung diesen Patienten<br />
frühzeitig geholfen werden kann und sich bei ihnen das<br />
Schicksal unseres Sohnes nicht wiederholt“, sagte Johannes<br />
Lang in der Sparkasse Bamberg, die zur Errichtung der Stiftung<br />
eingeladen hat. Der Freundes- und Förderkreis der Kinderklinik<br />
Bamberg e.V. hat die Stiftung, die unter dem Dach<br />
der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg angesiedelt<br />
ist, ins Leben gerufen.<br />
Bernhard Lang war ein Sohn, wie ihn sich Eltern nur wünschen<br />
können, erinnert sich der Vater: zielstrebig, pflichtbewusst,<br />
korrekt. Nach seiner Ausbildung <strong>im</strong> Groß- und Außenhandel,<br />
die er in Rekordzeit absolvierte, machte er neben seinem<br />
Job den Handelsfachwirt und begann eine universitäre<br />
Ausbildung <strong>im</strong> Bereich internationales Management. „Bernhard<br />
führte ein Leben auf der Überholspur“, erinnert sich<br />
seine Schwester Kristina. Doch eines Tages habe seine Freun-
Bernhard Lang bei seinem<br />
USA-Urlaub<br />
din bemerkt, dass irgendetwas mit<br />
ihm nicht st<strong>im</strong>mte und er völlig<br />
überarbeitet war. Ein konsultierter<br />
Psychiater stellte die Diagnose Burnout.<br />
Daraufhin unterzog sich<br />
Bernhard Lang einer dreiwöchigen<br />
Therapie in Erlangen. Danach<br />
schien alles wieder in Ordnung zu<br />
sein. Mit seiner Freundin unternahm<br />
Bernhard eine achtwöchige<br />
Reise durch die USA. Am 18. April<br />
2009 kam er zurück und sprang an<br />
jenem Samstag von einer Autobahnbrücke in den Freitod.<br />
Die Bernhard Lang-Stiftung soll an das Schicksal jenes jungen<br />
Mannes erinnern und psychisch kranken Kindern und Jugendlichen<br />
helfen. Initiiert hatte sie der Vater von Bernhards<br />
Freundin mit Unterstützung von Professor Gerhard Seitz,<br />
einem langjährigen Freund der Familie Lang. Mit Spenden anlässlich<br />
des Todes wurde der erste Grundstock für die Stiftung<br />
gelegt. Als Schirmherrin konnte Melanie Huml, Bayerische<br />
Staatssekretärin für Umwelt und Gesundheit, gewonnen werden.<br />
Während der Gründungsfeier betonte sie: „Bereits bei 22<br />
Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gibt es<br />
heute Hinweise auf allgemeine psychische Auffälligkeiten.<br />
Über die Hälfte der Betroffenen weist Anzeichen einer spezifischen<br />
psychischen Störung auf. Umso wichtiger ist eine professionelle<br />
und vor allem mitmenschliche Hilfe.“ So stehen<br />
bayernweit insgesamt 31 Einrichtungen mit 577 Betten und<br />
413 tagesklinischen Plätzen zur Verfügung. Dazu zählt auch<br />
die neue Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in<br />
Bamberg, die vor kurzem eröffnet wurde.<br />
Bereits seit 17 Jahren unterstützt der Freundes- und Förderkreis<br />
der Kinderklinik Bamberg kranke Kinder. In den letzten<br />
zehn Jahren hat er die Kinderklinik mit einem sechsstelligen<br />
Betrag unterstützt. Schon 2006 hat der Verein eine Stiftung<br />
für chronisch kranke Kinder unter dem Dach der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Bamberg ins Leben gerufen.<br />
Vorsitzende Ines Hofferberth dankte daher der Sparkasse für<br />
ihr Engagement und der stetigen Unterstützung, mit der auch<br />
die Gründung der Bernhard Lang-Stiftung ermöglicht wurde.<br />
Direktor Stephan Kirchner hob hervor, dass sich die Sparkasse<br />
Bamberg nicht nur dem Bankgeschäft widmet, sondern sich<br />
auch für die Region engagiert, beispielsweise mit der Stiftergemeinschaft,<br />
die mittlerweile 49 Stiftungen mit einem Stiftungsvermögen<br />
von 6,5 Millionen Euro umfasst. „Hinter jeder<br />
Stiftung steckt eine Geschichte. Mit einer Stiftung, die dauerhaft<br />
und nachhaltig angelegt ist, soll ideell aber natürlich auch<br />
mit Geld geholfen werden“, so Kirchner. Für die Bernhard<br />
Lang-Stiftung spendete die Sparkasse Bamberg anlässlich der<br />
Stiftungserrichtung 2.500 Euro. ◆<br />
www.sparkasse-bamberg.de<br />
Medizinrecht<br />
Stiftungsrecht<br />
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezialisierte<br />
Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwerpunktmäßig<br />
auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizinrecht<br />
und dem Stiftungsrecht.<br />
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählen<br />
Ärzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behörden<br />
und Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unserer<br />
beratenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir für<br />
unsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mit<br />
denen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />
stellen können.<br />
Unser Beratungsangebot <strong>im</strong> Stiftungsrecht richtet sich<br />
an Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen und<br />
andere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegehe<strong>im</strong>e,<br />
Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnützige<br />
Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.<br />
Preißler Ohlmann & Partner Rechtsanwälte<br />
Alexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.<br />
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0<br />
Telefax: 09 11 / 7 40 76-76<br />
E-Mail: kanzlei@proh.de<br />
www.medizinrecht-kanzlei.de
Aktuelles<br />
Stiftungen <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />
Der zweite Nürnberger Stiftertag bot ein breites Programm für Stifter und Interessierte<br />
„STIFTUNG.MACHT.STADT“ – unter diesem Motto stand der<br />
zweite Nürnberger Stiftertag <strong>im</strong> September. Beleuchtet wurde<br />
die konkrete Praxis von einzelnen Stiftungen, von Stiftungskooperationen<br />
und von Partnern der Stiftungen. <strong>Das</strong> breite<br />
Informationsprogramm mit 16 Foren und einer frühabendlichen<br />
Festveranstaltung für Stiftungen, Stiftungsinteressierte<br />
und die Partner von Stiftungen, stieß – wie schon die Premiere<br />
<strong>im</strong> Vorjahr – auf reges Interesse.<br />
„Die traditionsreichen Stiftungen sind in den letzten Jahren<br />
zu <strong>im</strong>mer wichtigeren Partnern für Innovationen und Engagement<br />
geworden – nicht nur, aber besonders auch auf kommunaler<br />
Ebene“, so Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly.<br />
„Sie gestalten die Stadt in bedeutendem Umfang mit und üben<br />
dabei Einfluss aus.“ Diese Doppelrolle wurde in der Überschrift,<br />
„STIFTUNG.MACHT.STADT“, zum Ausdruck gebracht.<br />
Darauf bezogen standen viele Fragen angesichts der Rolle<br />
von Stiftungen in der Gesellschaft <strong>im</strong> Vordergrund: Haben Stiftungen<br />
genug Einfluss oder haben sie schon zu viel Macht?<br />
Sind Stiftungen demokratisch und transparent genug aufgebaut?<br />
Ist die Förderung von Stiftungen zu gering?<br />
Wie bereits <strong>im</strong> Vorjahr war auch der Stiftertag in diesem<br />
Jahr in die „Woche des Bürgerschaftlichen Engagements“ eingebettet.<br />
Die Stadt hat sich viel vorgenommen: Im <strong>Stiftungswesen</strong><br />
sollen noch mehr Bürger ins Boot einer „solidarischen<br />
Stadtgesellschaft“ mitgenommen werden. In diesem Zusammenhang<br />
wurde ein so genannter „Nürnberger Appell zum<br />
<strong>Stiftungswesen</strong>“ unterzeichnet, der sich an die Öffentlichkeit<br />
richtet. „Wir wollen damit erneut dokumentieren, dass Stiftungen<br />
für uns untrennbar zur solidarischen Stadtgesellschaft<br />
gehören“, so der Nürnberger Stadtkämmerer Harald Riedel.<br />
Es gelte Potenziale und Ziele zu nennen, „die wir gemeinsam<br />
in unserer Stadt be<strong>im</strong> Thema Stiftungen realisieren wollen“.<br />
Zu den Festrednern gehörten unter anderem auch der Publizist<br />
Christian Nürnberger, der unter anderem für die Süddeutsche<br />
Zeitung und Die Zeit schreibt und die Geschäftsführerin<br />
der Robert-Bosch-Stiftung, Ingrid Hamm. Christian Nürnberger<br />
verteidigte in seinem hintergründigen Vortrag, der die<br />
Dokumentieren, dass Stiftungen untrennbar zur solidarischen Stadtgesellschaft<br />
gehören: Im Rahmen des Stiftertags wurde der Nürnberger Appell<br />
unterzeichnet. Es unterschreibt Ingrid Hamm, die Geschäftsführerin<br />
der Robert-Bosch-Stiftung, beobachtet von Oberbürgermeister Ulrich<br />
Maly (links daneben) sowie weiteren Erstunterzeichnern (rechts).<br />
Besucher gleichzeitig mit vielen Pointen <strong>im</strong>mer wieder auch<br />
zum Schmunzeln und Lachen brachte, das Gutmenschentum.<br />
„Die entscheidende Frage für mich heute ist:Was werden<br />
meine Kinder und deren ganze Generation mal sagen können,<br />
wenn sie 60 sind und auf ihr Leben zurückblicken? Werden<br />
sie auch sagen können, nie etwas anderes kennengelernt<br />
zu haben als Frieden und Freiheit und Wohlstand?“, so Christian<br />
Nürnberger. Nach dem Motto „seid realistisch, versucht<br />
das Unmögliche“, seien alle dazu angehalten, als Gutmenschen<br />
einen Beitrag zu leisten, damit der Traum der künftigen<br />
Generation, gefahrlos, friedlich, in Wohlstand und zufrieden<br />
leben zu können, wahr werden könne. Ingrid Hamm unterstrich<br />
in ihrem Vortrag die wichtige Rolle der Stiftungen für<br />
die Gesellschaft. „Stifter übernehmen mit ihren Stiftungen<br />
eine enorme Verantwortung für und gegenüber der Gesellschaft.<br />
Viele Stifter und Wohltäter fühlen sich <strong>im</strong> besonderen<br />
Maße der Erfüllung des Artikels 14 des Grundgesetzes verbunden:<br />
Eigentum verpflichtet.“ Stiftungen seien wie keine<br />
andere Organisationsform dafür prädestiniert, Eigeninitiative<br />
zu mobilisieren, indem sie Eigentum und Vermögen mit der<br />
Wahrnehmung sozialer Verantwortung verbinden.◆<br />
www.stifterinitiative.nuernberg.de
Aktuelles<br />
Vielfältige Weihnachtsdarstellungen<br />
Die Bad Wörishofer Sankt-Lukas-Stiftung macht <strong>im</strong> Dezember und Januar erneut mit<br />
einer Krippenausstellung auf sich aufmerksam, die ihresgleichen sucht. Gezeigt wird ein<br />
Ausschnitt aus einer der größten Privatsammlungen religiöser Kunst in Deutschland.<br />
Es ist wohl die besondere Zusammenstellung<br />
von Krippen, Kunstobjekten<br />
und Andachtsgegenständen, verbunden<br />
mit der aufwendigen Gestaltung von<br />
Räumen, die seit vielen Jahren die Besuchermassen<br />
anlockt, wenn der Bad<br />
Wörishofer Hotelier Bartholomäus<br />
Ernst Krippenausstellungen veranstaltet.<br />
In diesem Jahr ist es wieder soweit:<br />
Mittlerweile ist ein Teil der riesigen Privatsammlung<br />
der gemeinnützigen<br />
Sankt-Lukas-Stiftung übertragen worden.<br />
Die Stiftung soll für den Erhalt der<br />
Sammlung sorgen sowie von Zeit zu<br />
Zeit Objekte präsentieren. <strong>Das</strong> Ziel von<br />
Bartholomäus Ernst ist die Auseinandersetzungen<br />
mit den christlichen Inhalten.<br />
Die religiöse Kunst, egal ob von<br />
großen Künstlern oder aus dem Bereich der Volkskunst stammend,<br />
versteht der passionierte Kunstsammler als ein Vehikel,<br />
mit Hilfe dessen der Glaube vermittelt werden kann.<br />
„Wenn ich eine Krippe betrachte, dann wird die frohe Botschaft<br />
greifbar, sie wird sinnlich erfahrbar“, erklärt Bartholomäus<br />
Ernst.<br />
Viele Krippen aus allen Kontinenten werden auch in der<br />
diesjährigen Ausstellung zu sehen sein. Sie trägt ihr Motto, das<br />
aus dem Johannesevangelium stammt: „Und das Wort ist<br />
Fleisch geworden“. Im Zentrum stehen dieses Jahr gemalte<br />
Krippen, Krippen aus Papier oder auf Porzellan. Aber auch<br />
die bei Kindern, wie bei Erwachsenen<br />
beliebte bewegliche Krippe wird erneut<br />
zu sehen sein. „Wir wollen zeigen,<br />
wie unterschiedlich Weihnachten dargestellt<br />
wird“, betont Bartholomäus<br />
Ernst, der bei der Vorbereitung und<br />
Durchführung der Ausstellung auf rund<br />
50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer<br />
bauen kann. Über mehrere Wochen<br />
hinweg sind diese Mitarbeiter, darunter<br />
mehrere Floristen, mit dem Aufbau<br />
und der Gestaltung der Krippen beschäftigt.<br />
Dabei gilt es, in kurzer Zeit<br />
ein Hotel in einen Ausstellungsraum zu<br />
verwandeln. Gleichzeitig können die<br />
Hotelz<strong>im</strong>mer genutzt werden, um die<br />
Krippen in einer he<strong>im</strong>eligen Atmosphäre<br />
zu platzieren. „Darum geht es ja<br />
an Weihnachten. Gott kam zu uns, in diese Welt“, hebt Bartholomäus<br />
Ernst hervor und hofft auf viele Besucher, die sich<br />
für die Kunst, aber besonders auch für die Glaubensinhalte,<br />
die die Sankt-Lukas-Stiftung vermitteln will, interessieren.<br />
Die Ausstellung ist vom 8. Dezember 2012 bis zum 13. Januar<br />
2013 täglich, außer montags, von 14.30 Uhr bis 18 Uhr<br />
geöffnet. Am 24. und am 25. Dezember, sowie an Neujahr ist<br />
sie geschlossen. Gruppen können Führungen unter der Telefonnummer<br />
08247 96180 buchen. ◆<br />
www.sankt-lukas-stiftung.de<br />
von Bernhard Ledermann
Aktuelles<br />
Mit gutem Beispiel voran<br />
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz gegründet –<br />
Sparkasse betritt mit eigener Mitarbeiterstiftung ab 2013 Neuland<br />
Mit der „Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz“ hat<br />
die Sparkasse Vorderpfalz eine Möglichkeit für Bürgerinnen<br />
und Bürger geschaffen, eigene Stiftungen ohne großen Aufwand<br />
einzurichten. „Die Sparkasse Vorderpfalz leistet damit<br />
Pionierarbeit in Ludwigshafen und Schifferstadt und startet mit<br />
einer Stiftergemeinschaft, deren Erträge vielfältigen Zwecken<br />
<strong>im</strong> Geschäftsgebiet zu Gute kommen sollen“, erläutert Thomas<br />
Traue, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftergemeinschaft<br />
und Vorstandsmitglied der Sparkasse Vorderpfalz. Die<br />
neue Stiftergemeinschaft wurde mit einem anfänglichen Dotationskapital<br />
in Höhe von 50.000 Euro ausgestattet.<br />
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse bietet für private<br />
Stifter viele Vorteile: Ab einem Kapital von 10.000 Euro kann<br />
bereits eine eigene Stiftung eingerichtet werden. Der Stifter<br />
legt dabei den Namen seiner Stiftung und den Empfänger der<br />
Stiftungserträge fest. Um Stiftungsmanagement und Vermögensverwaltung<br />
kümmert sich der Stiftungstreuhänder DT<br />
Deutsche Stiftungstreuhand AG, die Sparkasse Vorderpfalz und<br />
der persönliche Geldberater, auch nach dem Ableben des Stiftungsgründers.<br />
„Bei der Festlegung des Stiftungszweckes<br />
muss sich der Stifter nicht auf alle Zeit binden, sondern kann<br />
bei geänderten Bedürfnissen auch andere Satzungszwecke<br />
der Stiftergemeinschaft auswählen“, betont Traue. „Diese Flexibilität<br />
unterscheidet unsere Stiftergemeinschaft deutlich<br />
von klassischen Stiftungen.“<br />
Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Linnebank (rechts) und Vorstandsmitglied<br />
Thomas Traue freuen sich gemeinsam mit ihren Mitarbeitern<br />
über die Errichtung der neuen Mitarbeiterstiftung. Foto: Stefan Blume<br />
Doch damit nicht genug:Auf<br />
Vorschlag eines Mitarbeiters<br />
der Sparkasse wird zum 1.<br />
Januar 2013 eine Mitarbeiterstiftung<br />
innerhalb der<br />
Stiftergemeinschaft gegründet.<br />
„Die Sparkasse Vorderpfalz<br />
wird <strong>im</strong> kommenden<br />
Jahr 125 Jahre alt. Dieses<br />
Jubiläum nehmen wir zum<br />
Anlass, um <strong>im</strong> Bereich der<br />
Stiftungsarbeit abermals<br />
Pionierarbeit zu leisten“,<br />
so Thomas Traue, der sich,<br />
ebenso wie der Vorstandsvorsitzende<br />
Dr. Rüdiger<br />
Linnebank, auch persönlich<br />
an der Gründung beteiligt.<br />
s Sparkasse<br />
Vorderpfalz<br />
Ludwigshafen - Schifferstadt<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> mit der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Vorderpfalz<br />
In der ausführlichen Broschüre zur<br />
Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />
Vorderpfalz erfahren Interessierte<br />
alles rund um die neue Treuhandstiftung<br />
der Sparkasse Vorderpfalz.<br />
Die Idee der Mitarbeiterstiftung ist einfach, aber effektiv:<br />
Formal erfolgt eine Stiftungsgründung innerhalb der Stiftergemeinschaft.<br />
Der Clou: Stifter ist in diesem Fall keine Einzelperson,<br />
sondern ein Kollektiv aus eigenen Mitarbeitern,<br />
welche einen Betrag ab 250 Euro beisteuern. Ein eigens gegründeter<br />
Stiftungsrat, der aus einigen der beteiligten Mitarbeiter<br />
besteht, entscheidet jährlich über die Verwendung des<br />
Stiftungserlöses. Bis Ende November war es möglich, sich als<br />
Gründungsmitglied zu beteiligen, jedoch ist eine spätere Beteiligung<br />
jederzeit noch möglich. Darüber hinaus kann die<br />
Mitarbeiterstiftung auch mit Spenden in beliebiger Höhe unterstützt<br />
werden.<br />
Mitarbeiterstiftung kommt<br />
bei den Kollegen gut an<br />
<strong>Das</strong> Mindestkapital in Höhe von 10.000 Euro konnte kurz<br />
nach dem Aufruf, sich als Mitarbeiter an der Stiftung zu beteiligen,<br />
erreicht werden. Sehr zur Freude des Vorstandes:<br />
„<strong>Das</strong> Zustandekommen der Mitarbeiterstiftung zeigt, dass unsere<br />
Mitarbeiter mit dem Haus und der Region verbunden<br />
sind, und die Chance nutzen wollen, Ludwigshafen und Schifferstadt<br />
voranzubringen“, so Traue. ◆<br />
www.sparkasse-vorderpfalz.de<br />
38 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
Gemeinde Euerbach<br />
Gemeinde Niederwerrn<br />
von links: Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer), Arthur Arnold<br />
(1. Bürgermeister), Johannes Rieger (Vorstandsvorsitzender),<br />
Jürgen Wagenpfahl (Marktbereichsleiter, stv. Vorstandsmitglied)<br />
von links: Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer), Johannes<br />
Rieger (Vorstandsvorsitzender), Peter Seifert (1. Bürgermeister),<br />
Nadine Schemmel (Leitung Filiale Niederwerrn)<br />
Dauerhaft <strong>Werte</strong> schaffen<br />
Unter dem Dach einer Stiftergemeinschaft der Sparkasse Schweinfurt wurden<br />
bereits 17 kommunale Bürgerstiftungen <strong>im</strong> Landkreis ins Leben gerufen<br />
Nach dem Motto „aus der Region, für die Region“ hat die Sparkasse<br />
Schweinfurt in diesem Jahr eine Stiftergemeinschaft auf<br />
den Weg gebracht, unter deren Dach die Kommunen <strong>im</strong> Landkreis<br />
Schweinfurt ohne großen bürokratischen Aufwand aber<br />
mit voller Hoheit über die Mittelverwendung eigene Bürgerstiftungen<br />
errichten können. „Wir gehen hiermit verstärkt auf<br />
die Bedürfnisse der Menschen in unserem Geschäftsgebiet<br />
ein“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Schweinfurt,<br />
Johannes Rieger. „Gutes zu tun n<strong>im</strong>mt einen <strong>im</strong>mer<br />
höher werdenden Stellenwert in unserer Gesellschaft ein.“<br />
Die Kommunen <strong>im</strong> Landkreis Schweinfurt, die das Angebot<br />
zur Errichtung einer Bürgerstiftung bereits in Anspruch<br />
genommen haben, können dies bestätigen - in kürzester Zeit<br />
wurden 17 Bürgerstiftungen ins Leben gerufen: Gerolzhofen,<br />
Werneck, Dittelbrunn, Schonungen, Euerbach, Bergrheinfeld,<br />
Schwebhe<strong>im</strong>, Grettstadt, Stadtlauringen, Niederwerrn, Waigolshausen,<br />
Poppenhausen, Geldershe<strong>im</strong>, Üchtelhausen, Röthlein-Heidenfeld-Hirschfeld,<br />
Wasserlosen sowie Sennfeld<br />
1,50 Euro je Bürger als Anreiz<br />
Neben der Bereitstellung des administrativen Rahmens engagiert<br />
sich die Sparkasse Schweinfurt zudem dadurch, dass<br />
sie sich am Gründungskapital, das mindestens bei 20.000 Euro<br />
liegen muss, beteiligt. Der Betrag der Sparkasse orientiert sich<br />
an der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde. „Mit diesem<br />
Verfahren erreichen wir eine Gleichbehandlung aller Gemeinden<br />
gemäß ihrer Einwohnerzahl“, sagt Johannes Rieger.<br />
Jeder kann Stifter werden<br />
Hierfür ist kein großes Vermögen nötig. Stifter investieren<br />
nachhaltig in gemeinnützige und soziale Projekte. Bürgerstiftungen<br />
bieten den Kunden und auch Nichtkunden der Sparkasse<br />
Schweinfurt eine große Bandbreite an Möglichkeiten,<br />
um Gutes zu tun und die Zukunft nachhaltig zu verbessern.<br />
Mit einem Beitrag wird das Stiftungsvermögen erhöht und<br />
somit auch der jährlich zur Verfügung stehende Stiftungsertrag,<br />
mit dem Vereine, Organisationen oder Projekte unterstützt<br />
werden können. Zuwendungen bis zu einer Höhe von<br />
200 Euro werden direkt ausgeschüttet.<br />
Stiftungstreuhand bürgt<br />
Welche Rolle spielt in der Konstruktion eigentlich die Stiftergemeinschaft<br />
als Dachorganisation? Sie wurde mit einem<br />
40 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Gemeinde Schonungen<br />
Aktuelles<br />
Gemeinde Schwebhe<strong>im</strong><br />
von links: Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer),<br />
Johannes Rieger (Vorstandsvorsitzender), Stefan Rottmann<br />
(1. Bürgermeister), Adolf Walter (Leitung Filiale Schonungen)<br />
von links: Mario Müller (Leitung Filiale Schwebhe<strong>im</strong>), Hans Fischer<br />
(1. Bürgermeister), Johannes Rieger (Vorstandsvorsitzender),<br />
Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer)<br />
Gründungskapital von 50.000 Euro ausgestattet und steht für<br />
landkreisweite Ausschüttungen <strong>im</strong> gesamten Geschäftsgebiet<br />
bereit. In diese können die Kunden Geld einbringen oder auch<br />
eigene Namensstiftungen gründen, wenn sie den Stiftungszweck<br />
nicht auf konkrete kommunale Projekte oder einzelne<br />
Gemeinden beschränken wollen. Auch hier wird das Geld<br />
„konservativ“ angelegt und damit gesichert. Die beteiligten<br />
Partner garantieren den Stiftungszweck über den Tod hinaus.<br />
„Stiftungen müssen ewig funktionieren“, sagt Johannes<br />
Rieger. Im konkreten Fall bürgt hierfür nicht nur die Sparkasse<br />
Schweinfurt mit der Dachstiftung, sondern auch die DT Deutsche<br />
Stiftungstreuhand AG als Stiftungstreuhänderin.Die Sparkasse<br />
wiederum steht den einzelnen Bürgerstiftungen unter<br />
dem Dach ihrer Stiftergemeinschaft vielfältig zur Seite. Neben<br />
der Beteiligung am Gründungskapital schießt sie bei unterschiedlichen<br />
Anlässen<br />
zusätzliche Mittel in den<br />
Kapitalstock ein. In Gerolzhofen<br />
geschah dies<br />
<strong>im</strong> Rahmen der Gründung<br />
anlässlich des<br />
175-jährigen Jubiläums<br />
der einstigen Kreissparkasse<br />
Gerolzhofen.<br />
Für Werneck sind <strong>im</strong><br />
Jahr 2014 aus demselben<br />
Anlass ebenfalls<br />
10.000 Euro versprochen.<br />
„Wir sind eine<br />
kommunale Sparkasse,<br />
In der Broschüre der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Schweinfurt erhalten<br />
Interessierte Antworten auf Fragen, die sich <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit einer Stiftungserrichtung stellen.<br />
unsere Eigentümer sind die Bürgerinnen und Bürger“, so<br />
Johannes Rieger.<br />
Finanzielle Unterstützung für<br />
die erste Ausschüttung<br />
Die gemeinnützigen Ausschüttungen werden jährlich und<br />
nur aus den Erträgen vorgenommen. Um diese kurz nach<br />
Gründung der Bürgerstiftungen zu erhöhen, erhalten alle 17<br />
Bürgerstiftungen, die unter dem Dach der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Schweinfurt bisher errichtet wurden, eine finanzielle<br />
Unterstützung durch die Sparkasse Schweinfurt in<br />
Höhe von je 2.000 Euro. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung<br />
mit einem Vortrag von Herrn Dieter Weisner, DT<br />
Deutsche Stiftungstreuhand AG, am 13. Dezember 2012, werden<br />
die Spenden in den Räumlichkeiten der Sparkasse<br />
Schweinfurt an die jeweiligen Bürgermeister/-innen und Stiftungsräte<br />
übergeben. ◆<br />
www.sparkasse-sw.de<br />
Ehrgeiziges Ziel: Die Stiftungsberater der Sparkasse Schweinfurt Erich<br />
Kuhn und Georg Voit sowie der Kommunalkundenbetreuer Norbert<br />
Reuß wollen bis Anfang 2013 insgesamt 20 Bürgerstiftungserrichtungen<br />
begleitet haben. (von links)<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 41
Aktuelles<br />
José Carreras Leukämie-Stiftung<br />
José Carreras: „Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem.“<br />
Diagnose Leukämie. Blutkrebs. Danach ist alles anders. Die<br />
Sicht auf das Leben – die Aussicht auf den Tod? Jedes Jahr erkranken<br />
in Deutschland rund 12.000 Menschen. Doch sicher<br />
ist: Gegen Leukämie lässt sich etwas unternehmen. Nicht<br />
<strong>im</strong>mer und nicht bei jedem endet der Kampf erfolgreich. Jedenfalls<br />
noch nicht. Einer, der das ändern will, weil er selbst die<br />
Leukämie besiegt hat, ist der spanische Tenor José Carreras.<br />
1987 traf den Weltstar die schockierende Diagnose. Eine<br />
Knochenmarktransplantation rettete ihm das Leben. Seither<br />
widmet er sich aus Dankbarkeit und mit ganzer Kraft dem<br />
Kampf gegen die Leukämie. 1995 initiierte er die Deutsche<br />
José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. mit Sitz in München.<br />
Deren Ziel hat der Künstler klar formuliert: „Leukämie muss<br />
heilbar werden. Immer und bei jedem.“ Seit ihrer Gründung<br />
Foto: Philipp Lahm Camp Babirad Pictures<br />
hat die Stiftung über 900 Projekte gefördert. Wissenschaftler,<br />
die Ursachen und Therapiemöglichkeiten erforschen, sowie<br />
Kliniken und Nachsorgestationen wurden und werden<br />
ebenso unterstützt wie Elterninitiativen, Selbsthilfegruppen<br />
und vieles mehr. Finanziert wird das Engagement ausschließlich<br />
aus Spenden, Vermächtnissen und Einnahmen aus Benefizaktionen,<br />
wobei das DZI Spenden-Siegel und eine jährliche<br />
freiwillige Prüfung durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
sicher stellen, dass die Spenden tatsächlich<br />
dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden.<br />
Zur <strong>Transparenz</strong> gehört auch der bewusste öffentliche<br />
Auftritt. So veranstaltete die DJCLS 2011 und 2012 gemeinsam<br />
mit der Philipp Lahm Stiftung Sommercamps für junge<br />
Leukämiepatienten. Und <strong>im</strong> Juli 2012 starteten zahlreiche Prominente<br />
be<strong>im</strong> 1. José Carreras International Yacht Race vor<br />
der Küste Mallorcas. Höhepunkt<br />
der Aktionen ist die jährliche<br />
„José Carreras Gala“. 2012 strahlt<br />
die ARD die Show am 13. Dezember<br />
um 20.15 Uhr aus. Und auch<br />
hier hat José Carreras ein klares<br />
Ziel vor Augen: „Mit unserem<br />
wunderbaren Publikum möchten<br />
wir die Gesamtsumme von 100<br />
Millionen Euro an Spenden erreichen<br />
und damit nach 18 Galas in<br />
der ARD einen in Deutschland<br />
Stiftungsgründer und<br />
Star-Tenor José Carreras<br />
einmaligen Spendenrekord als Höhepunkt setzen.“ Spendenkonto<br />
319 966 601 bei der Commerzbank, BLZ 700 800 00. ◆<br />
www.carreras-stiftung.de
Aktuelles<br />
Nehemia bringt Freude in das Leben von Kindern. Nehemia Kinderhe<strong>im</strong> in Tansania.<br />
Damit sie leben können<br />
<strong>Das</strong> christliche Hilfswerk Nehemia setzt sich zusammen mit nationalen und internationalen<br />
Partnern seit über 20 Jahren auf 4 Kontinenten in rund 40 Ländern für Menschen in Not ein<br />
Hunger, Seuchen, Katastrophen, bewaffnete Konflikte: am<br />
stärksten betroffen sind Kinder. Nehemia leistet bedürfnisorientierte<br />
humanitäre Hilfe: schnell, unbürokratisch und effektiv.<br />
Hilfe für alle Generationen: <strong>Das</strong> Arbeitsspektrum von Nehemia<br />
ist breit gefächert und umfasst Hilfe für alle Generationen;<br />
Kindern gilt besondere Fürsorge. Hier ein kleiner Einblick<br />
in die umfangreiche Arbeit von Nehemia. Kinder- und Waisenhe<strong>im</strong>e<br />
geben Kindern Halt und ein liebevolles Zuhause. Schulprojekte<br />
ermöglichen tausenden Kindern den Zugang zu Bildung<br />
und dadurch einen hoffnungsvollen Start in die Zukunft.<br />
Ausbildungsprojekte sind der zweite Schritt zu einem selbstständigen<br />
Leben. Straßenkinder erhalten aufrichtige Zuwendung<br />
und umfangreiche Hilfe. Brunnenbauprojekte, Suppenküchen<br />
und ambulante Kliniken helfen nicht nur Kindern, sondern<br />
allen Generationen. Hilfe, die ankommt. Die Zusammenarbeit<br />
mit Partnern in den betroffenen Ländern garantiert,<br />
dass die Hilfe bei den Bedürftigen wirklich ankommt.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe eröffnet den Betroffenen den Weg zu<br />
einem selbstbest<strong>im</strong>mten, menschenwürdigen Leben. In Katastrophenfällen<br />
arbeitet Nehemia seit vielen Jahren erfolgreich<br />
mit dem Auswärtigen Amt zusammen.<br />
Nehemia finanziert sich durch Spenden. Jede einzelne<br />
trägt dazu bei, dass Not gelindert werden kann. Bedürftige in<br />
aller Welt brauchen unsere und Ihre Unterstützung – damit<br />
sie leben können. Spendenkonto 4001508 bei der Evangelischen<br />
Kreditgenossenschaft eG, BLZ 52060410. ◆<br />
www.nehemia.org<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 43
Aktuelles<br />
Der 3. Stiftertag der Sparkasse Leipzig<br />
Experten des Kreditinstituts trumpfen mit eigenem Know-how<br />
von Andrea Drese<br />
Von 1930 bis 1937 prägte Carl Friedrich Goerdeler als Stadtoberhaupt<br />
die Entwicklung Leipzigs. Und auch heute ist sein<br />
Name allgegenwärtig. Zahlreiche Straßen oder Denkmäler erinnern<br />
an den Juristen. Seit 1995 bewahrt zudem die Carl und<br />
Anneliese Goerdeler-Stiftung sein Wirken. Mittlerweile gibt<br />
es bundesweit fast 19.000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />
Rechts. Rund 40 davon – darunter auch die Carl und Anneliese<br />
Goerdeler-Stiftung – folgten am 6. Oktober der Einladung<br />
zum 3. Stiftertag der Sparkasse Leipzig in den Mediencampus<br />
Villa Ida.<br />
Gekommen waren insgesamt rund 90 Gäste. Dabei trafen<br />
Menschen mit ganz verschiedenen Motivationen, um zu Stiften<br />
aufeinander. Eines hatten sie dennoch gemeinsam: Sie alle<br />
haben den Wunsch, etwas zu bewegen. Daher nutzten sie den<br />
Stiftertag, um Neues und Wissenswertes aus der Stiftungslandschaft<br />
zu erfahren. Zu den Referenten der Veranstaltung<br />
zählte beispielsweise die Gastrednerin Dr. Helga Breuninger.<br />
Die Geschäftsführerin der Breuninger Stiftung GmbH Stuttgart<br />
ermöglichte Einblicke in ihre Stiftungsarbeit und gab den<br />
Teilnehmern wertvolle Hinweise für das eigene Stiftervorhaben.<br />
Ihren Fokus richtete die engagierte Volkswirtin und Politologin<br />
auf die Möglichkeiten, eine Stiftung modern zu halten.<br />
Gleichzeitig unterstrich sie die große Bedeutung, regionale<br />
Mitstreiter für den guten Zweck zu gewinnen.<br />
Federführend bei der Organisation der Veranstaltung<br />
waren die Private Banking-Experten der Sparkasse Leipzig.<br />
<strong>Das</strong> Besondere: Neben der reinen Planung der Fachveranstaltung,<br />
waren es vor allem die Private Banker selbst, die inhaltlich<br />
das Programm füllten. Als Referenten führten sie die zahlreichen<br />
Gäste durch die Workshops. Dabei standen folgende<br />
Inhalte <strong>im</strong> Mittelpunkt: „Rücklagenbildung bei gemeinnützigen<br />
Körperschaften“ (mit Unterstützung der IQ Steuerberatungsgesellschaft<br />
mbH), "Nachfolgeplanung und Stiftungsgründung<br />
zu Lebzeiten", "Kapitalerhalt des Stiftungsvermögens"<br />
und "Die Bedeutung von Testamentsvollstreckung bei<br />
der Stiftungsgründung nach dem Tod".<br />
<strong>Das</strong> Generationenmanagement<br />
als interne Expertise<br />
Die Private-Banking-Experten der Sparkasse Leipzig bieten umfassende<br />
Beratung <strong>im</strong> Stiftungsmanagement von der Stiftungsgründung über die<br />
Stiftungsbetreuung bis hin zur Vermögensverwaltung.<br />
Dieses interne Know-how bündelt die Sparkasse Leipzig<br />
seit 2006 in der Abteilung Private Banking. Dort erhalten vermögende<br />
Kunden eine ganzheitliche Vermögensbetreuung.<br />
Die in ein 18-köpfiges Team eingebetteten fünf Private Banking-Spezialisten<br />
der Sparkasse beraten ihre Kunden zu den<br />
Themen Finanzplanung, Finanzierungen, Vorsorgeplanung, Liquiditätsplanung<br />
Vermögensverwaltung und Generationenmanagement.<br />
Die Nachfrage der Kunden nach diesen Beratungsleistungen<br />
nahm in den vergangenen sechs Jahren stetig<br />
zu. „<strong>Das</strong>s wir mit unserem Private Banking weiter auf der<br />
Überholspur sind, belegen die Zahlen. <strong>Das</strong> Volumen der neu<br />
eingeworbenen Kundengelder betrug 2011 über 41 Millionen<br />
Euro“, so Ute Endesfelder, Leiterin des Private Banking der<br />
Sparkasse Leipzig.<br />
Entsprechend dem deutschlandweiten Trend, spielt das<br />
Thema Stiftung eine <strong>im</strong>mer größere Rolle in den Beratungs-<br />
44 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
gesprächen. Der deutschlandweite<br />
Stiftungsboom ist auch in Leipzig<br />
spürbar. Um den Weg zur eigenen<br />
Stiftung zu erleichtern, begleitet der<br />
Bereich Generationenmanagement<br />
der Sparkasse Leipzig Stiftungsinteressenten<br />
von der ersten Gründungsidee<br />
bis zur Umsetzung. „In unserem<br />
Stiftungsmanagement betreuen wir<br />
derzeit rund 60 aktive Stiftungen.<br />
Unser Portfolio umfasst unter anderem<br />
die Errichtung und Betreuung<br />
der Stiftung sowie die Verwaltung<br />
des Stiftungsvermögens. Auf Wunsch<br />
der Stifter können zusätzlich ausgewählte<br />
Fachleute unseres Hauses <strong>im</strong><br />
Stiftungsvorstand mitwirken“, so Ute<br />
Endesfelder.<br />
Der wichtigste Grund, eine Stiftung<br />
ins Leben zu rufen, besteht<br />
meist darin, sein Vermögen oder<br />
einen Teil davon für wohltätige<br />
Zwecke zur Verfügung zu stellen. Solch bürgerschaftliches Engagement<br />
war es auch, das die Impulse für die Gründung der<br />
„Insbesondere als Instrument<br />
der Unternehmensnachfolge<br />
gewinnen Stiftungen<br />
zunehmend an Bedeutung.“<br />
Martin Bücher, Privatkundenvorstand<br />
der Sparkasse Leipzig<br />
ersten Sparkassen vor rund 200 Jahren<br />
gab. Noch heute ist dieser öffentliche<br />
Auftrag grundlegendes Wesensmerkmal<br />
aller Sparkassen. Sparkassenstiftungen<br />
sind ein zentrales Element<br />
des damit verbundenen gesellschaftlichen<br />
Engagements. Mit der<br />
Medienstiftung, der Kultur- und Umweltstiftung<br />
Leipziger Land und der<br />
Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz<br />
erweitert die Sparkasse<br />
Leipzig nachhaltig ihr vielfältiges gesellschaftliches<br />
Engagement.<br />
In Zeiten, in denen öffentliche<br />
Haushalte häufig an ihre Grenzen<br />
stoßen, sind Stiftungen ein wichtiges<br />
Signal und ein wesentlicher Baustein<br />
für soziale und gesellschaftliche Projekte.<br />
Die Sparkasse Leipzig unterstützt<br />
Stifter bei ihrem Vorhaben von<br />
Beginn an, leistet mit ihren eigenen<br />
Stiftungen einen zusätzlichen wichtigen<br />
gesellschaftlichen Beitrag und tut so dauerhaft Gutes. ◆<br />
www.sparkasse-leipzig.de
Aktuelles<br />
Gemeinschaft hilft krebskranken<br />
Jugendlichen und deren Geschwistern<br />
Unterstützung für Betroffene durch „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e. V.“<br />
Wenn ein junger Mensch an Krebs erkrankt, verändert sich<br />
von einem Tag auf den anderen sein ganzes Leben – nichts<br />
bleibt mehr wie es war. Die existenzielle Bedrohung durch<br />
die Krankheit, verbunden mit Schmerzen, Krankenhausaufenthalten,<br />
langen belastenden Therapien mit starken Nebenwirkungen<br />
und Zukunftsängsten, best<strong>im</strong>men das Denken und<br />
Fühlen der Jugendlichen.<br />
Gesunde junge Menschen setzen sich <strong>im</strong> Jugendalter mit<br />
den Eltern um neue Freiheiten auseinander und beginnen,<br />
sich abzunabeln. Krebskranke Jugendliche hingegen geraten<br />
in Unsicherheit und eine engere Abhängigkeit. Sie werden<br />
durch die Erkrankung aus einer entscheidenden Entwicklungsphase<br />
herausgerissen. Die Heilungschancen für junge<br />
Krebspatienten haben sich aufgrund der medizinischen Fortschritte<br />
deutlich verbessert – sie liegen heute bei nahezu 80 %.<br />
Somit gewinnt die Erhaltung der Lebensqualität und Normalität<br />
während der Erkrankung für Kinder und Jugendliche eine<br />
<strong>im</strong>mer größere Bedeutung.<br />
Jugendliche Patienten erfahren die Krankheit und die belastende<br />
Therapie in anderer Weise als kleinere Kinder. Aber<br />
auch die heranwachsenden Geschwister krebskranker Kinder<br />
und Jugendlicher haben einige Krisen zu bewältigen. Sie<br />
müssen zurückstecken, sind oft alleine, werden von Eifersucht<br />
und Neid geplagt, weil die Eltern sich auf das kranke Kind<br />
Die positive St<strong>im</strong>mung in der Gemeinschaft macht sich auch <strong>im</strong><br />
Miteinander der Jugendlichen deutlich bemerkbar.<br />
konzentrieren und leiden häufig an diffusen Schuldgefühlen<br />
und Ängsten. Deshalb ist ein besonderes Angebot für diese<br />
Altersgruppe außerordentlich wichtig, nicht zuletzt für die<br />
psychische Stabilität der jungen Menschen.<br />
Der 1983 von betroffenen Eltern gegründete Verein „Hilfe<br />
für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.“ bietet den betroffenen<br />
Jugendlichen diverse Aktivitäten <strong>im</strong> Familienzentrum, ein umfangreiches<br />
Freizeitprogramm, Workshops zu best<strong>im</strong>mten Themen<br />
und eine jährlich stattfindende 6-tägige Städtereise an.<br />
Diese Jugendfahrt ist für die Jugendlichen das wichtigste Ereignis,<br />
denn dabei können sie ein annähernd normales <strong>Das</strong>ein<br />
mit Freiheit, Abenteuer und Unbeschwertheit erleben.<br />
Heilungchancen junger<br />
Krebspatienten bei nahezu 80 %<br />
In der Gruppe haben die krebskranken Jugendlichen,<br />
deren Geschwister, aber auch die Geschwister, die eine<br />
Schwester oder einen Bruder durch Krebs verloren haben,<br />
die Möglichkeit, sich zwanglos mit anderen Betroffenen über<br />
ihre Erfahrungen auszutauschen. Sie alle teilen das gleiche<br />
Schicksal und können sich gegenseitig eine große Hilfe und<br />
Stütze sein.<br />
Die gemeinsamen Unternehmungen lassen die seelischen<br />
und körperlichen Belastungen für die jungen Menschen eine<br />
gewisse Zeit in den Hintergrund treten und sie helfen, aus<br />
dem Gefühl der Hilflosigkeit, der Passivität und der Isolation<br />
herauszukommen. Die Jugendlichen haben Spaß miteinander,<br />
sie lachen und feiern zusammen.Aber sie teilen auch ihre Sorgen<br />
und Ängste und unterstützen sich gegenseitig, sie setzen<br />
sich mit dem Sterben und dem Tod auseinander und trauern<br />
gemeinsam um verstorbene Freundinnen und Freunde aus<br />
der Gruppe.<br />
Die Jugendgruppe des Vereins „Hilfe für krebskranke Kinder<br />
Frankfurt e.V.“ mit den vielen Treffs und Aktivitäten ist ein<br />
wichtiger Bestandteil in der psychosozialen Begleitung der<br />
Betroffenen während und nach der langen Krebstherapie geworden<br />
und ist aus dem Angebot des Vereins nicht mehr wegzudenken.<br />
Der Verein finanziert seine Arbeit ausschließlich<br />
aus Spendengeldern. Spendenkonto 620050 bei der Frankfurter<br />
Sparkasse, BLZ 50050201. ◆<br />
www.kinderkrebs-frankfurt.de<br />
46 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
Die Projekte von Caritas international geben dem Kleinbauern Sekou<br />
Coulibaly die Möglichkeit, zusätzlich Geld für Lebensmittel zu verdienen.<br />
Ein Glück für die Kleinsten: Die Hungerkatastrophe blieb aus.<br />
Fotos: Caritas international<br />
Mit Weitsicht gegen den Hunger<br />
Caritas international setzt sich mit Cash-for-Work-Projekt für afrikanische Kleinbauern ein<br />
Die befürchtete Hungerkatastrophe in Westafrika blieb 2012<br />
aus. Projekte zur Armutsbekämpfung und zum Wassermanagement<br />
sollen langfristig helfen.<br />
Der Kleinbauer Sekou Coulibaly hebt Schaufel für Schaufel<br />
trockenen Sand aus. Bald wird ein weiterer Abschnitt des Bewässerungskanals<br />
fertig gestellt sein. Schweiß rinnt ihm über<br />
Gesicht und Körper. Es ist eine harte Arbeit, aber sie lohnt sich<br />
– für den verarmten Bauern und für die gesamte Region.<br />
Wie Sekou Coulibaly haben über 4.000 Männer und Frauen<br />
in Projekten von Caritas international, dem Hilfswerk der deutschen<br />
Caritas, Arbeit gefunden. In fünf Regionen Malis führt<br />
das Hilfswerk mit seinem lokalen Partner ENDA sogenannte<br />
Cash-for-Work-Maßnahmen (Geld für Arbeit) durch. <strong>Das</strong> Besondere:<br />
Mit dem Bargeld, das sie für diese Arbeit erhalten, können<br />
sich die Kleinbauern, die wegen des letztjährigen schlecht<br />
verteilten Regen keine Ernte eingefahren haben und denen<br />
die Nahrungsmittelvorräte ausgegangen sind, mit einer sinnvollen<br />
Arbeit auf würdevolle Weise Geld verdienen. <strong>Das</strong> Geld<br />
geben sie auf den lokalen Märkten aus und stützen somit die<br />
regionalen Handelsstrukturen. Dies ist ein gewaltiger Vorteil<br />
gegenüber Hilfslieferungen von Nahrungsmitteln, die sich<br />
<strong>im</strong>mer fatal auf den vorhandenen, lokalen Handel auswirken.<br />
Denn es gibt genug Lebensmittel auf den afrikanischen Märkten.<br />
Doch nach den Ernteausfällen <strong>im</strong> vergangenen Jahr sind<br />
die Preise extrem in die Höhe geschnellt und für die Ärmsten<br />
kaum erschwinglich. Durch das Cash-for-Work-Projekt können<br />
sich Menschen wie Sekou Coulibaly mit eigener Kraft helfen.<br />
Sie verdienen insgesamt rund 150 Euro, das reicht zum Beispiel<br />
für vier 50-Kilogramm-Säcke Reis.<br />
So haben Sekou Coulibalys und viele andere Familien die<br />
Dürrezeit überstanden. Im Herbst ist <strong>im</strong> Sahel der langersehnte<br />
Regen gefallen. <strong>Das</strong> ist wichtig, denn <strong>im</strong> Juli hatten<br />
die Bauern ihre Saat auf die Felder gebracht. Jetzt wachsen<br />
Getreide und Gemüse. Und mehr noch: Durch die gebauten<br />
Kanäle und Dämme können die Menschen künftig den<br />
Regen besser nutzen. Wasserrückhaltebecken, Deiche und<br />
Bewässerungssysteme sollen, so die Zielsetzung von Caritas<br />
international, die landwirtschaftliche Produktivität in der Region<br />
dauerhaft verbessern. Damit auch die nächste Dürre<br />
nicht zur Katastrophe wird. Spendenkonto 202, BFS Karlsruhe,<br />
BLZ 660 205 00. ◆<br />
www.caritas-international.de
Aktuelles<br />
Stiften hilft dauerhaft<br />
„Junge Familien in Not“ – mit der Pfarrer-Wolfgang-Kuntze-Stiftung gibt es<br />
einen neuen Stifter in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong><br />
von Christiane Esch-Rupprecht<br />
Ein Faltblatt informiert Interessierte über<br />
die Stiftung „Junge Familien in Not“ von<br />
Pfarrer Wolfgang Kuntze<br />
He<strong>im</strong>at ist geprägt vom zwischenmenschlichen Miteinander<br />
der Bürgerinnen und Bürger. Wenn die Lebensqualität einer<br />
Region sinkt, weil Kindergärten geschlossen, Schulen baufällig<br />
oder Vereine wegen Nachwuchsmangel aufgelöst werden,<br />
dann verliert die He<strong>im</strong>at an Attraktivität. Spätestens dann sind<br />
diejenigen gefragt, die <strong>im</strong> Leben mit hoher Leistungsbereitschaft<br />
und viel Verantwortung für andere beweisen, wie man<br />
Dinge zum Wohle einer Region verändert. Mit der Stiftergemeinschaft<br />
unter dem Motto „Spuren in der Zukunft hinterlassen“<br />
will die Sparkasse Forchhe<strong>im</strong> das bürgerschaftliche<br />
Engagement in der Region fortwährend<br />
stärken. Die Stiftung „Junge Familien<br />
in Not“, gegründet von Wolfgang<br />
Kuntze, Pfarrer <strong>im</strong> Ruhestand,<br />
aus Weißenohe, ist die jüngste Stiftung<br />
in der Gemeinschaft. Kuntze<br />
freut sich sehr: „Nun können Eltern,<br />
die ihre Kinder zu Hause erziehen<br />
möchten, auch finanziell unterstützt<br />
werden.“ Er selbst hat 30.000 Euro<br />
in die Stiftung eingebracht und<br />
hofft nun auf weitere Stiftungszuwendungen<br />
oder Spenden. Der Caritasverband <strong>im</strong> Landkreis<br />
Forchhe<strong>im</strong> ist die begünstigte Einrichtung der Stiftung. Peter<br />
Ehmann, Geschäftsführer des Verbandes, freut sich sehr darüber<br />
und dankt Pfarrer Kuntze für die Initiative. Dr. Ewald<br />
Maier, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong>, würdigte<br />
ebenfalls das Engagement des Pfarrers und zeigte sich<br />
begeistert über die inzwischen 13 Einzelstiftungen, die unter<br />
dem Dach der Stiftergemeinschaft treuhänderisch verwaltet<br />
werden. Sein Ziel für die Zukunft: 50 Stiftungen bis zum Ende<br />
seiner Amtszeit.<br />
Spuren hinterlassen<br />
Schon länger arbeitet die Sparkasse Forchhe<strong>im</strong> daran, den<br />
Stiftungsgedanken stärker in der Region zu verankern und<br />
damit die Lebensqualität in vielen Bereichen der Gesellschaft<br />
zu verbessern. Dr. Ewald Maier betont: „Als größter Finanzdienstleister<br />
in der Region verbindet die Sparkasse Forchhe<strong>im</strong><br />
Kompetenz und Vertrauen in Finanzfragen mit sozialer Verantwortung<br />
und nachhaltigem Denken und Handeln.“ Zum<br />
einen gründete die Sparkasse eine eigene Zukunftsstiftung<br />
zur Förderung verschiedener Projekte in Stadt und Landkreis<br />
Forchhe<strong>im</strong>. Mit einem Stiftungsvermögen von mittlerweile<br />
drei Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren Projekte<br />
mit rund 200.000 Euro gefördert.<br />
48 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
Freuen sich gemeinsam bei der Überreichung der Stiftungsurkunde:<br />
Dr. Ewald Maier, Pfarrer Kuntze und Peter Ehmann (von links)<br />
Der zweite Schritt war die Schaffung einer Stiftungsstruktur,<br />
die es engagierten Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, auf<br />
einfache Art und Weise ihre persönliche Stiftung zu errichten<br />
– die Stiftergemeinschaft unter dem Motto „Spuren in der Zukunft<br />
hinterlassen“, wurde gegründet. Mit den erzielten Erträgen<br />
aus den getätigten (Zu-)Stiftungen oder Spenden für<br />
Vereine, Verbände und Organisationen in der Region Forchhe<strong>im</strong><br />
ist es möglich, lieb gewonnene kulturelle, soziale und<br />
sportliche Einrichtungen zu unterstützen, damit diese auch<br />
für die Zukunft erhalten werden. Der Stifter kann die aus den<br />
Erträgen seines Stiftungskapitals zu fördernde Einrichtung individuell<br />
best<strong>im</strong>men. Selbstverständlich kann er die Stiftung<br />
auch persönlich repräsentieren, zum Beispiel bei der Überreichung<br />
eines Schecks an die geförderte Einrichtung. <strong>Das</strong> Engagement<br />
des Stifters wird vom Staat durch die steuerliche<br />
Abzugsfähigkeit der Stiftungszuwendung innerhalb best<strong>im</strong>mter<br />
Höchstgrenzen gefördert. <strong>Das</strong> Stiftungskapital wird<br />
gemeinsam verwaltet und angelegt, die Verwaltung der Stiftungen<br />
wird von der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG zentral<br />
übernommen.<br />
Ein weiterer Schritt, den Stiftungsgedanken in der Region<br />
zu leben, war die Schaffung der Möglichkeit, gemeinsam mit<br />
den hiesigen Kommunen, das bürgerschaftliche Engagement<br />
vor Ort noch stärker zu unterstützen. <strong>Das</strong> Angebot zur Errichtung<br />
von Bürgerstiftungen unter dem Dach der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong> war somit nur konsequent.<br />
Die Kommunen Eggolshe<strong>im</strong> und Dormitz haben das<br />
Angebot bereits angenommen und ihre Bürgerstiftungen ins<br />
Leben gerufen.<br />
Pfarrer Wolfgang Kuntze wollte Gutes tun. Mit dem Thema<br />
Familie und Erziehung hat er sich lange auseinandergesetzt<br />
und viel Fachliteratur gelesen. Dabei sei er auf Untersuchungen<br />
gestoßen, die belegen, dass Verhaltensstörungen, Konzentrationsmängel<br />
und Interesselosigkeit von Kindern und<br />
Jugendlichen sich vermeiden ließen, wenn Kinder unter drei<br />
Jahren in ihrer Familie elterliche Nähe, Zuwendung, Liebe und<br />
He<strong>im</strong>at erführen. „Leider ist das für etliche Familien nicht<br />
praktikabel. Sie können es sich nicht leisten, auf einen Arbeitslohn<br />
zu verzichten, um für ihr Kind da zu sein“, schildert<br />
der Geistliche seine Erfahrungen. Er ist auch der Ansicht, dass<br />
die Kita-Betreuung nicht das leisten kann, was Eltern leisten.<br />
Und genau für diese Fälle hat er seine Stiftung „Junge Familien<br />
in Not“ ins Leben gerufen. Von diesem Geld sollen die Familien<br />
unterstützt werden, die ihre Kinder zu Hause erziehen<br />
möchten. Bedürftige Eltern können sich mit ihrem Anliegen<br />
an den Caritasverband <strong>im</strong> Landkreis Forchhe<strong>im</strong> e. V. wenden,<br />
der als begünstigte Einrichtung der Stiftung über die Mittelvergabe<br />
entscheidet. „Der Kreis hilfsbedürftiger Familien ist<br />
groß“, betont Peter Ehmann, „und die Familiengründung wird<br />
zunehmend zum Armutsrisiko.“ Daher sei diese Stiftung ein<br />
wertvoller Impuls für unsere Gesellschaft. ◆<br />
www.sparkasse-forchhe<strong>im</strong>.de
Aktuelles<br />
Vertrauen in sich selbst und andere.<br />
Kinder für die Zukunft stark machen.<br />
<strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt<br />
Kinder gehören in unsere Mitte<br />
<strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt bietet Kindern und Jugendlichen<br />
sowie ihren Betreuern auf rund 1.000 Quadratmetern<br />
Wohnfläche erholsame Aktivaufenthalte <strong>im</strong> Eichsfeld. In zwei<br />
frisch renovierten, größtenteils barrierefreien Fachwerkhäusern<br />
finden kranke, behinderte und benachteiligte Kinder mitten<br />
in der Innenstadt Duderstadts einen geschützten Raum, in<br />
dem sie Kraft schöpfen und sich von ihrem belastenden Alltag<br />
erholen können. Individuelle Natur- und Erlebnisprogramme<br />
geben den Kindern neue Erfahrungen, stärken ihr Selbstbewusstsein<br />
und vermitteln einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn<br />
sowie eine positive Lebenseinstellung. Dabei verfolgt das<br />
Projekt Schutzräume für Kinder Duderstadt die Philosophie,<br />
die <strong>im</strong> Eichsfeld ansässigen Institutionen und Organisationen<br />
in den Aufenthalt der Gruppen zu integrieren. Zum festen Programm<br />
des Hauses gehören Ausflüge in die Natur des Eichsfelds.<br />
In Kooperation mit der Heinz Sielmann Stiftung besuchen<br />
die Gruppen eine der zahlreichen Attraktionen der Stiftung<br />
<strong>im</strong> Naturschutzgroßprojekt Grünes Band Eichsfeld-Werratal.<br />
Dort gehen sie auf Tuchfühlung mit bedrohten Tier- und<br />
Pflanzenarten und erfahren viel über die hiesige Natur. Bei Mitmachaktionen<br />
wie der Apfelwerkstatt lernen sie die Ursprünglichkeit<br />
von einfachen Produkten und ihren Herstellungsweg<br />
– vom Pflücken bis in die Flasche – kennen.<br />
Durch Haus und Hecken von Hektik und Lärm geschützt,<br />
können die Kinder <strong>im</strong> Garten des Tabaluga Hauses auf Spielund<br />
Sonnenwiese toben, aber auch entspannen. Am Lagerfeuer-<br />
und Grillplatz können die Gäste die Abende gemütlich<br />
ausklingen lassen. Im eigenen Kräutergarten warten spannende<br />
Gerüche und Geschmäcker, mit denen be<strong>im</strong> gemeinsamen<br />
Kochen fleißig exper<strong>im</strong>entiert werden kann.<br />
Fest in das therapeutische Konzept des Tabaluga Hauses<br />
integriert, stärkt das gemeinsame Einkaufen der Lebensmittel<br />
und die Zubereitung der Mahlzeiten den Jugendlichen und<br />
Kindern den Zusammenhalt der Gruppe. Be<strong>im</strong> Kochen können<br />
sie den Weg vom ursprünglichen zum fertigen Produkt<br />
weiter verfolgen. In der Gemeinschaftsküche lernen die Kinder<br />
einfache Rezepte, die auch zu Hause zusammen mit der<br />
Familie nachgekocht werden können.<br />
Im Wohn- und Aufenthaltsraum des Hauses können Kinder<br />
und Betreuer ihre Freizeit gemeinsam gestalten. Der Multifunktionsraum<br />
bietet mit Matten und ausreichend Platz die<br />
Möglichkeit für Gymnastik und Bewegungsspiele sowie theaterpädagogische<br />
Einheiten.<br />
Die nötige Ruhe und Entspannung finden die Kinder in<br />
der Leseecke, <strong>im</strong> Kaminz<strong>im</strong>mer, oder <strong>im</strong> Meditationsraum des<br />
Hauses. Dort können die Gäste in stillen Momenten Energie<br />
und Kraft schöpfen, mit Klangkörpern exper<strong>im</strong>entieren, die<br />
Erlebnisse des Tages reflektieren und ihren Träumen nachgehen.<br />
Traum und Phantasien verschmelzen be<strong>im</strong> Malen und<br />
Basteln <strong>im</strong> Kreativraum des Hauses oder bei der gemeinsamen<br />
Erkundung der Instrumente <strong>im</strong> Musikraum.<br />
<strong>Das</strong> Tabaluga Haus ermöglicht Kinder- und Jugendgruppen<br />
von vier bis sechzehn Jahren und deren Betreuern fünfbis<br />
zehntägige Aufenthalte. <strong>Das</strong> Haus ist zu großen Teilen bar-<br />
50 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
Kraft schöpfen in vertrauter Umgebung.<br />
rierefrei konzipiert und kann Gruppen bis zu 18 Personen beherbergen.<br />
In neuer Umgebung sind Bezugspersonen oft<br />
wichtig, um den Kindern zusätzliche Sicherheit zu geben,<br />
damit sie ihren Aufenthalt voller Freude genießen und die nötige<br />
Ruhe und Geborgenheit erfahren können. <strong>Das</strong> Angebot<br />
richtet sich neben den Kindern also auch an ihre Betreuerinnen<br />
und Betreuer sowie Eltern. <strong>Das</strong> Tabaluga Haus ergänzt<br />
durch sein Aktivprogramm mit externen Kooperationspartnern<br />
sowie Fachkräften und rundet das Betreuungspaket ab.<br />
Die Unterbringung der Gäste erfolgt in Räumlichkeiten mit<br />
Appartementcharakter. Den Gruppen stehen Schlafräume mit<br />
ein bis zwei Schlafmöglichkeiten sowie jeweils ein vom<br />
Schlafraum zugängliches Badez<strong>im</strong>mer zur Verfügung. Von den<br />
insgesamt sieben Appartements verfügen drei über ein barrierefreies<br />
Bad.<br />
<strong>Das</strong> Tabaluga Haus ist als Projekt unter Freunden entstanden.<br />
Professor Hans Georg Näder, Inhaber der Firmengruppe<br />
Ottobock, hegte bereits lange den Wunsch „Kinder, die nicht<br />
so behütet aufgewachsen sind“, zu unterstützen.Aus dieser Intention<br />
und seiner Freundschaft zu Peter Maffay entwickelte<br />
sich das Projekt Schutzräume für Kinder in Duderstadt. Es ist<br />
Ausdruck ihres gemeinsamen Wunsches, Kindern Selbstbewusstsein<br />
und eine positive Lebenseinstellung zu vermitteln.<br />
Nach der Startfinanzierung durch den Geschäftsführer der<br />
Schutzräume für Kinder Duderstadt gGmbH, Professor Hans<br />
Georg Näder, finanziert sich das Projekt überwiegend durch<br />
Spenden. Neben zahlreichen kleineren Spenden konnten<br />
auch schon Großspender gewonnen werden. So finanzierte<br />
die Sparkasse Duderstadt mit 75.000 Euro einen Großteil der<br />
Einrichtung des Hauses und den Aufenthalt der ersten Kindergruppe<br />
Ende September.<br />
<strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt ist als eigenständig geführte<br />
Einrichtung der Gemeinnützigen Gesellschaft Schutzräume<br />
für Kinder in das Angebot der Peter Maffay Stiftung integriert.<br />
Ergänzend zu den bestehenden Angeboten der Stiftung richtet<br />
sich das Tabaluga Haus in Duderstadt speziell an Kinder<br />
mit eingeschränkter Mobilität. Durch die Reichweite der Stiftung,<br />
die weitere Einrichtungen dieser Art betreibt, verspricht<br />
sich der verantwortliche Gesellschafter Professor Hans Georg<br />
Näder noch mehr Kindern helfen zu können. „Kinder haben<br />
es nicht in der Hand, in welche Lebensumstände sie hineingeboren<br />
werden“, sagt Peter Maffay. „Wir helfen Kindern, die<br />
in Not geraten sind. Bitte helfen auch Sie.“ ◆<br />
www.petermaffaystiftung.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 51
Aktuelles<br />
Weihnachtszeit, Spendenzeit, Stifterzeit<br />
Die <strong>im</strong> Frühling 2009 errichtete Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein-Nahe<br />
möchte weiter wachsen, um die Region unterstützen zu können<br />
Die Abende werden kürzer, die Tage kälter.<br />
Man kommt etwas zur Ruhe, denkt über<br />
das mittlerweile fast vergangene Jahr<br />
nach. Weihnachten kommt mit jedem Tag<br />
ein Stückchen näher – und damit auch die<br />
Zeit des Gebens und Teilens.<br />
Viele Mitmenschen möchten in dieser<br />
Zeit auch anderen Gutes tun, ein bisschen<br />
weitergeben an die, die es dringend notwendig<br />
haben. Die Medien sind voll von<br />
Spendenaufrufen für Projekte der verschiedensten<br />
Art, fast täglich findet man<br />
Spendenzahlscheine in seinem Briefkasten.<br />
Projekte in der ganzen Welt rufen<br />
nach Hilfe.<br />
Im Gegensatz dazu steht die Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Rhein-Nahe, die<br />
mit ihren Ausschüttungen pr<strong>im</strong>är „vor der<br />
Haustüre“ wirken und helfen möchte –<br />
und das Konzept kommt an: Immer mehr<br />
Menschen entscheiden sich dazu, sich<br />
dort zu engagieren, wo sie ihren Lebensmittelpunkt<br />
haben. Unzählige Organisationen<br />
vor Ort, sind für jeden Euro dankbar.<br />
Und Spender und Stifter können sich<br />
vor Ort ansehen, was mit den Fördergeldern<br />
geschieht.<br />
Die regionale Tafel, ein Kindergarten<br />
oder eine Schule die dringend renoviert<br />
werden müssen, ein Sportverein, der neue<br />
Bälle für die Jugendmannschaft benötigt<br />
oder das örtliche Tierhe<strong>im</strong>, das Futter kaufen<br />
muss – dass sind mögliche Projekte,<br />
die durch die Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />
Rhein-Nahe gefördert werden. „Wir<br />
unterstützen Projekte in unserer Region,<br />
Der örtliche Denkmalschutz, das Traditionelle<br />
Brauchtum, die He<strong>im</strong>atpflege und -kunde und<br />
der Karneval sind nur einige Beispiele möglicher<br />
Stiftungszwecke <strong>im</strong> Rahmen der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Rhein-Nahe.<br />
durch Zuwendungen, die wir in unserer<br />
Region von unseren Kunden erhalten<br />
haben“, sagt Sparkassendirektor Peter<br />
Scholten.<br />
Im Sommer diesen Jahres wurden<br />
durch die Stiftergemeinschaft Erträge von<br />
insgesamt 7.500 Euro an gemeinnützige<br />
Organisationen in der Region Bad Kreuznach<br />
ausgeschüttet. Diese Erträge stammen<br />
aus den Kapitalerträgen des Stiftungsvermögens<br />
und aus eingegangenen<br />
Spenden von Sparkassenkunden.<br />
„Auch <strong>im</strong> nächsten Jahr möchten wir<br />
erreichen, dass die Stiftergemeinschaft<br />
einen stolzen Betrag an Institutionen in<br />
unserer Region ausschüttet. Vor dem Hintergrund,<br />
dass die Erträge durch das aktuelle<br />
Zinsniveau deutlich rückläufig sind,<br />
sind Spenden und Zustiftungen wichtiger<br />
denn je“, so Peter Scholten.<br />
Daher wird die Sparkasse Rhein-Nahe<br />
in den nächsten Wochen verstärkt Werbung<br />
für ihre Stiftergemeinschaft machen<br />
und aktiv auf ihre Kunden zugehen. So<br />
werden z. B. Spendenzahlscheine bei der<br />
Ausgabe der traditionellen He<strong>im</strong>atkalender<br />
beiliegen und Sparkassenmitarbeiter<br />
werden Kunden gezielt auf die Möglichkeit<br />
der Spende zu Gunsten der Region<br />
ansprechen.<br />
Selbstverständlich sollen auch weitere<br />
Zustiftungen oder Neugründungen von eigenen<br />
Namensstiftungen erfolgen. „Gerade<br />
in der heutigen unsicheren Zeit sind<br />
Initiativen wie die Stiftergemeinschaft der<br />
Sparkasse eine einfache Möglichkeit, bereits<br />
mit kleinen Beträgen nachhaltig und<br />
sinnvoll in der Region zu wirken und zu<br />
helfen“, erklärt Andreas Baumhardt, Stiftungsexperte<br />
bei der Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Rhein-Nahe. ◆<br />
www.sk-rhein-nahe.de<br />
52 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
Grundstein für „Stiftung der<br />
Gemeinde Benediktbeuern“ gelegt<br />
Neue Stiftung in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen errichtet<br />
Im November letzten Jahres wurde die Stiftergemeinschaft<br />
der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen gegründet und mit<br />
einem Grundkapital von 50.000 Euro ausgestattet. Damit hat<br />
die Sparkasse den Schritt zur Gründung einer Stiftung deutlich<br />
erleichtert, der ansonsten sehr aufwändig und mit vielen<br />
administrativen Aufgaben verbunden ist. In Zusammenarbeit<br />
mit der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, die die Verwaltung<br />
übern<strong>im</strong>mt, kümmert sich die Stiftergemeinschaft um<br />
alle notwendigen Maßnahmen. Rechtliche, steuerliche, organisatorische<br />
und abwicklungstechnische Details werden<br />
somit abgedeckt. Mit der Stiftergemeinschaft können Bürgerinnen<br />
und Bürger sowie Kommunen ohne großen Aufwand<br />
eine Stiftung gründen. Eine Namensstiftung ist ab 25.000 Euro<br />
möglich, eine Bürgerstiftung kann bereits ab 10.000 Euro ins<br />
Leben gerufen werden.<br />
30.000 Euro Startkapital<br />
Der Gemeinderat von Benediktbeuern hat in seiner Sitzung<br />
vom 05.07.2012 die Gründung der „Stiftung der Gemeinde<br />
Benediktbeuern“ beschlossen. Der Kommunalkundenbetreuer<br />
der Sparkasse, Anton Ortlieb, hat die Gemeinde<br />
dabei beraten und begleitet. Den Grundstock legte die Gemeinde<br />
Benediktbeuern mit 25.000 Euro, weitere 5.000 Euro<br />
steuerte die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen<br />
bei, so dass ein Startkapital<br />
von 30.000 Euro zur Verfügung<br />
steht. Bürgermeister Georg<br />
Rauchenberger sowie Dir. Walter<br />
Obinger und Kommunalkundenbetreuer<br />
Anton Ortlieb stellten gemeinsam<br />
die Stiftung der Gemeinde<br />
Benediktbeuern vor. Ein<br />
Flyer hat alle Daten und Fakten<br />
zur Stiftung zusammengefasst, informiert<br />
über die verschiedenen<br />
Zuwendungsmöglichkeiten und<br />
<strong>Das</strong> ausführliche Faltblatt der „Stiftung<br />
der Gemeinde Benediktbeuern“ ist kostenlos<br />
bei der Gemeinde Benediktbeuern<br />
erhältlich.<br />
Übergabe der Stiftungsurkunde an die Gemeinde Benediktbeuern (v. l.):<br />
Dir. Walter Obinger, Bürgermeister Georg Rauchenberger, 2. Bürgermeister<br />
Johann Kiefersauer und Kommunalkundenbetreuer Anton Ortlieb<br />
verweist auf steuerliche Vorteile. Möglich sind Spenden, Zustiftungen<br />
zu Lebzeiten, letztwillige Verfügungen und Zustiftung<br />
durch Erben.<br />
Es gibt viele Bürgerinnen und Bürger, die den Wunsch<br />
haben, etwas dauerhaft zu unterstützen oder der Gesellschaft<br />
etwas zurückgeben wollen. Mit der neuen Stiftung werden<br />
zukünftig Vereine, Organisationen, Institutionen, interessante<br />
Vorhaben und ehrenamtliches Engagement der Gemeinde gefördert.<br />
Jeder kann mit dazu beitragen und jeder Euro zählt.<br />
Über die jährliche Verwendung der Erträge entscheidet der<br />
Gemeinderat. Anträge und Vorschläge kann jeder Benediktbeurer<br />
Bürger einbringen.<br />
„Mit der Stiftung gibt es nun ein interessantes Angebot,<br />
das Leben in der Gemeinde zu unterstützen und noch lebensund<br />
liebenswerter zu machen“, so Bürgermeister Georg Rauchenberger.<br />
„Wir freuen uns auf viele Zustifter bzw. Spender.<br />
Je mehr uns diese hier nachhaltig unterstützen, desto besser<br />
für die Gemeinde und somit für die Bürgerinnen und Bürger“.<br />
Dir. Walter Obinger freute sich über den Schritt der Gemeinde<br />
Benediktbeuern, den die Sparkasse sehr gerne begleitet<br />
hat. „Dafür haben wir die Stiftergemeinschaft ins Leben<br />
gerufen und freuen uns auf weitere Gemeinden, die ebenfalls<br />
eine Stiftung gründen wollen“. Spendenkonto 11 111 176 bei<br />
der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, BLZ 70054306. ◆<br />
www.spktw.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 53
Aktuelles<br />
Stätte der Zeitzeugenschaft<br />
und Ort des Schönen<br />
Porträt der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung. Von Reiner Kunze<br />
Meine Frau und ich, wir verbrachten unser bewusstes Erwachsenendasein<br />
zur einen Hälfte in der DDR, zur anderen in<br />
der Bundesrepublik Deutschland. Meine Frau, geb. 1933 in<br />
Zna<strong>im</strong>/Südmähren, ist Medizinerin, ich, geb. 1933 in Oelsnitz/Erzgeb.,<br />
bin Schriftsteller. Nach Veröffentlichung meines<br />
Buches „Die wunderbaren Jahre“ in Frankfurt am Main 1976,<br />
die meinen Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR<br />
und öffentliche Forderungen nach strafrechtlichen Maßnahmen<br />
zur Folge hatte, durften wir die DDR verlassen, da der<br />
Staatsspitze nicht an einem Prozess gelegen war, der dem Ansehen<br />
der DDR hätte schaden können. Seitdem wohnen wir<br />
in Obernzell-Erlau, nahe Passau, wo wir 2006 die Reiner und<br />
Elisabeth Kunze-Stiftung gründeten.<br />
Stiftungsziel Ausstellungshaus<br />
Im Umfeld meiner Bücher haben sich in den vergangenen<br />
50 Jahren u. a. historisch relevante Bild- und Tondokumente,<br />
eintausend ausgewählte und z.T. kommentierte Briefe, Kopien<br />
von Akten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und<br />
zahlreiche Werke zeitgenössischer Bildender Kunst angesammelt,<br />
die in ihrer Komplexität nicht nur rational, sondern auch<br />
emotional nachvollziehbar machen, was es hieß, sich der allgegenwärtigen<br />
Indoktrination einer Diktatur zu erwehren,<br />
und die die nachträgliche Verklärung dieser Diktatur ebenso<br />
ad absurdum führen wie die ideologische Verblendung vieler<br />
Intellektueller <strong>im</strong> Westen, die in den totalitären Staaten des<br />
Ostens einen neuen Anfang für die Menschheit sahen. Die Stiftung<br />
soll sicherstellen, dass diese Dokumente und Kunstwerke<br />
nach unserem Tod beisammenbleiben und in unserem<br />
Haus in Dauerausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />
werden.<br />
Dokumentiert werden soll der Hintergrund der Bücher, das<br />
Erlebte, aus dem sie hervorgegangen sind, und von dem bereits<br />
heute die meisten Menschen kaum noch etwas wissen. Zu diesem<br />
Hintergrund gehören nicht nur die Verhältnisse in der<br />
Aus dem Fundus der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung: Links: Klaus Hirsch „Halt mich! Für Elisabeth und Reiner Kunze“, Lithographie 2002<br />
Mitte: Johann-Peter Hinz (t): „Mann, der sich vor Schmerz in die eigene Hand beißt“, Petschaft R.K., getropftes Metall, Halberstadt 1977.<br />
Rechts: Elly-Viola Nahmmacher (t): Relief mit dem Celan-Vers „Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt“, Kupfer mit Türkis und<br />
Bernstein auf thüringischem Dachschiefer, um 1965. Fotos: Peter Geins<br />
54 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Aktuelles<br />
Links: Die Stifter Dr. Elisabeth und Reiner Kunze, Erlau 2012. Foto: Jürgen Bauer. Rechts: Koreanischer Poesie-Pavillon „Unterkunft des Re<strong>im</strong>es der Windglocke“,<br />
Geschenk von Frau Prof. Dr. Young-Ae Chon und Familie an die Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung. Frau Young-Ae Chon ist eine Dichterin<br />
und Professorin für Germanistik an der National-Universität Seoul. Der Pavillon wurde in Seoul gebaut, in seine Teile zerlegt, per Schiff nach Bremerhaven<br />
und von dort nach Erlau gebracht, wo ihn eigens eingeflogene koreanische Z<strong>im</strong>merleute und Spezialdachdecker 2012 auf dem Stiftungsgelände<br />
errichteten. Der Pavillon soll „die Kraft der Poesie bezeugen, Kontinente miteinander zu verbinden, und mahnend an das gemeinsame Schicksal<br />
beider Länder erinnern – an Teilung und Diktatur“. Foto: Reiner Kunze<br />
DDR, in der z. B. ein junger Theologe, weil er George Orwells<br />
Buch „1984“ vier Personen zu lesen gegeben hatte, eine Gefängnisstrafe<br />
von zweieinhalb Jahren und vier Monaten erhielt,<br />
oder ein Ingenieur wegen angeblicher staatsfeindlicher Hetze,<br />
die das Gericht in seinen he<strong>im</strong>lich geöffneten Briefen an mich<br />
feststellte, sowie wegen einer Zuarbeit zu dem Buch „Die wunderbaren<br />
Jahre“ zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde.<br />
„Schönheit, neben der Freiheit<br />
meine größte Sorge“<br />
Zum Hintergrund der Bücher gehört u. a. auch die <strong>im</strong> Westen<br />
proklamierte folgenschwere Doktrin, alles Schöne sei reaktionär,<br />
da es über den wahren Zustand der Gesellschaft hinwegtäusche<br />
und den Willen schwäche, sie radikal zu verändern.<br />
Der Widerstand gegen das politische System äußerte sich in<br />
der DDR nicht zuletzt in der Kunst, und da diese über die Fähigkeit<br />
verfügt zu beglücken, war sie Teil der Antwort auf die<br />
Frage, woher die Kraft kam zu widerstehen. Die Kunstwerke,<br />
die in unserem Haus zu sehen sein werden, nehmen verschlüsselt<br />
oder offen Bezug auf verbotene Texte oder sind<br />
durch ihre zeitlose Vollkommenheit Zurufe von Rang. Wer<br />
Hand an das Schöne legt, legt Hand an den Menschen. Unser<br />
Haus soll eine Stätte der Zeitzeugenschaft und ein Ort des<br />
Schönen werden. In den Tagebüchern von Albert Camus heißt<br />
es: „Schönheit, neben der Freiheit meine größte Sorge.“ Wir<br />
teilen diese Doppelsorge.<br />
Zu unseren Lebzeiten besteht die Hauptaufgabe der Stiftung<br />
darin, die inhaltlichen, finanziellen und, soweit schon möglich,<br />
baulichen Voraussetzungen für das Ausstellungshaus zu schaffen.<br />
Zum Beispiel entstanden in einem mehr als einjährigen<br />
Prozess, gefördert von der Sparkasse Passau, die Entwurfspläne<br />
für den Hausumbau, für die das vielfach preisgekrönte Architekturbüro<br />
Brückner & Brückner, Tirschenreuth und Würzburg,<br />
gewonnen werden konnte.<br />
Hauptaufgabe zu Lebzeiten<br />
Der erste Bauabschnitt (ca. 40 % des Gesamtumbaus) wurde<br />
mit Unterstützung des Kulturfonds Bayern 2012 verwirklicht.<br />
Frau Susanne Asenkerschbaumer, Absolventin der Universität<br />
der Künste Berlin, entwarf eigens für die Reiner und Elisabeth<br />
Kunze-Stiftung eine nach den Maßstäben heutiger Ausstellungskultur<br />
hochmoderne Präsentationskonzeption. Inwieweit<br />
es uns gelingen wird, das Ausstellungshaus zukunftsfest zu machen,<br />
hängt davon ab, ob wir noch die Mittel einzuwerben vermögen,<br />
die wir zur Aufstockung des Stiftungskapitals dringend<br />
benötigen. Sollte sich eine Person, Firma oder Institution dazu<br />
entschließen, sich entscheidend an der Zukunftsicherung des<br />
Hauses zu beteiligen, würden wir das Haus nach der Zustifterin<br />
oder dem Zustifter benennen und den Namen unverzüglich in<br />
den Stiftungsnamen einfügen. Die Stiftung würde dann heißen<br />
„Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung <strong>im</strong> [XY]-Haus“. ◆<br />
www.reiner-kunze.com<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 55
Aktuelles<br />
Gut.es zu tun.<br />
Gala-Abend der Sparkasse Dachau für Engagierte der Region –<br />
Iris Berben ruft zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung auf<br />
„Erfolg ist niemals nur ich, Erfolg ist <strong>im</strong>mer auch<br />
wir“, dieser Satz stand <strong>im</strong> Rahmen eines Gala-<br />
Abends für das Stiftungsengagement der Sparkasse<br />
Dachau. In einer mitreißenden Rede fordert die engagierte<br />
Schauspielerin Iris Berben die Zuhörer auf:<br />
„Engagieren wir uns!“. Iris Berben setzt sich u. a. in<br />
der Initiative „Gesicht zeigen“ gegen Rassismus und<br />
Antisemitismus ein. Von ihren Großeltern habe sie<br />
gelernt nicht weg zu schauen. Berben zitierte dabei<br />
ihre Großmutter, die zu sagen pflegte: „Schau hin,<br />
hör zu und hilf, wo du kannst und gebrauchst wirst.“<br />
Die Sparkasse Dachau geht in diesem Sinne mit<br />
gutem Beispiel voran. Sie stellte sechs Millionen<br />
Euro für die Stiftungsinitiative zur Verfügung. Bereits<br />
seit 2005 gibt es die Sparkassen-Stiftung für Kunst<br />
und Kultur. Ergänzt wurde diese durch Stiftungen<br />
für Bildung und Wissenschaft, Umwelt, Soziales,<br />
Sport und Vereinsleben. Daneben unterstützte die Sparkasse<br />
bei der Gründung von 14 Bürgerstiftungen in Landkreisgemeinden<br />
und von privaten Namensstiftungen.<br />
Wichtige Projekte, die bereits von der Sparkasse Dachau<br />
unterstützt werden, wie der Integrationskindergarten H<strong>im</strong>melreich,<br />
das Mehrgenerationenhaus der AWO, der Seniorenfitnesspark<br />
St. Josef/Karlsfeld, der Kreisfeuerwehrverband<br />
Dachau und der Fackellauf der Special Olympics in Schönbrunn,<br />
wurden in einem Videofilm kurz vorgestellt.<br />
Der Vorstandsvorsitzende Hermann Krenn zeichnete zusammen<br />
mit seinem Stellvertreter Thomas Schmid vier Persönlichkeiten<br />
mit Ehrenpreisen aus. Olympiasieger Michael<br />
Teuber erhielt den Ehrenpreis in der Kategorie Vorbild, in der<br />
Kategorie Kultur ging der Ehrenpreis an Franz Striegler, den<br />
Begründer der Kleinkunstbühne<br />
Leierkasten für Kinder<br />
und Erwachsene. Für das kommunale<br />
Miteinander in der Gemeinde<br />
Vierkirchen erhielt<br />
Bürgermeister Heinz Eichinger<br />
den Ehrenpreis in der Kategorie<br />
Netzwerke. Der Ehrenpreis<br />
in der Kategorie Mensch<br />
wurde an Markus Tolksdorf,<br />
Geschäftsführer des Franziskuswerkes<br />
Schönbrunn, verliehen.<br />
Krenn gab den Zuhörern<br />
am Ende des Abends<br />
noch einen Wunsch mit auf<br />
den Weg: „Schön wäre, wenn<br />
die Übernahme gesellschaftlicher<br />
Verantwortung selbstverständlich<br />
wäre.“ ◆<br />
www.sparkasse-dachau.de<br />
56 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Lernen und dazulernen<br />
Die Stiftungswelt auf dem Weg zur Lerngemeinschaft<br />
Berichte und Kampagnen<br />
Seit zehn Jahren bietet die EBS Business School <strong>im</strong> Rheingau<br />
die Weiterbildung zum Stiftungsmanager an. Mittlerweile<br />
haben annähernd 300 Absolventen den Abschluss gemacht und<br />
das Zertifikat „Stiftungsmanager EBS“ erhalten.<br />
Die Akteure waren ihrer Ausbildung nach sehr verschieden<br />
voneinander: Juristen, Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler,<br />
Ökonomen. Hinzu kamen verschiedene Berufsbilder innerund<br />
außerhalb der Stiftungen: Stiftungsreferenten, Geschäftsführer,<br />
Vorstände, ehren- und hauptamtliche Mitwirkende; Wirtschaftsprüfer,<br />
Steuerberater, Vermögensmanager – und auch<br />
aktive und angehende Stifter.<br />
Heute steht wohl allen Akteuren der kleinen, aber einflussreichen<br />
Stiftungswelt vor Augen, dass die Übertragung von<br />
Kenntnissen und Methoden verschiedener Wissensgebiete auf<br />
das Stiftungshandeln von greifbarem Nutzen ist: Strategieentwicklung<br />
brauchen nicht nur große Stiftungen, sondern<br />
ebenso kleine und mittlere.Wer seine Ziele nicht klar definiert,<br />
seine Projekte<br />
und Förderungen<br />
nicht schärft,<br />
kommt womöglich<br />
ganz woanders<br />
an als gewünscht.<br />
Diesen<br />
Erfahrungsschatz<br />
aufzubereiten<br />
und weiterzugeben,<br />
ist eine<br />
wichtige Aufgabe,<br />
die sich die EBS<br />
Business School<br />
Studieren an der EBS Business School in Schloss<br />
Reichartshausen <strong>im</strong> Rheingau<br />
zur Profession gemacht hat. Für 2013 ist deshalb auch die Zusatzausbildung<br />
zum Stiftungsberater konzipiert worden. ◆<br />
www.ebs.edu
Berichte und Kampagnen<br />
Suchtprävention 2.0<br />
Mit interaktiver und authentischer Projektarbeit Kinder vor Sucht schützen –<br />
Stiftung SehnSucht kommt auf Anfrage bundesweit an jede Schule<br />
„Die Übung mit den Brillen, die einen Rausch symbolisiert<br />
haben, war interessant und auch, dass jemand dabei war, der<br />
aus eigener Erfahrung sprechen konnte und dass man so<br />
offen mit ihnen reden konnte…“ so der Kommentar einer<br />
Schülerin aus der 9. Klasse auf der Internetseite der Stiftung<br />
SehnSucht.<br />
Mit den Brillen waren so genannte „Rauschbrillen“ gemeint.<br />
Sie s<strong>im</strong>ulieren optisch den Zustand bei Beeinträchtigung<br />
durch Alkohol und/oder andere psychotrope (das Gehirn<br />
beeinflussende) Substanzen. So werden eingeschränkte<br />
Rundumsicht, Doppelsehen, Fehleinschätzungen für Nähe und<br />
Entfernungen, Verwirrung, verzögerte Reaktionszeit und das<br />
Gefühl von Verunsicherung dargestellt und durch die Rauschbrillen<br />
erlebbar. Durchgeführt werden diese und andere interaktive<br />
Übungen von der Stiftung SehnSucht, einer gemeinnützigen<br />
Organisation, die bundesweit Suchtprävention für<br />
Kinder und Jugendliche in Schule und Freizeit betreibt. Ziel<br />
der Stiftung SehnSucht ist es, vor Sucht zu schützen.<br />
Die Veranstaltungen werden von Pädagogen geleitet, die<br />
teils von speziell geschulten Menschen mit eigener Suchterfahrung<br />
unterstützt werden. Dies führt zu hoher Authentizität<br />
und kommt bei den Jugendlichen gut an. „...es war nicht wie<br />
Schule. Wir konnten auch unsere eigene Meinung sagen und<br />
diskutieren. Die ganze Veranstaltung war locker, aber auch<br />
sehr informativ“, sagt Alina.<br />
Allerdings geht es bei der Stiftung SehnSucht nicht nur um<br />
Drogen- oder Alkoholsucht. Speziell die neuen Medien bergen<br />
eine Suchtgefahr, wenn sie falsch eingesetzt werden. Die<br />
Stiftung SehnSucht hat sich auf die Prävention in diesem Bereich<br />
spezialisiert. Medienpädagogen konzipieren Projekte,<br />
bei denen Jugendliche den sinnvollen, lebensbereichernden<br />
Umgang erlernen.<br />
Immer wieder ist auch Kai Pflaume in der Schule dabei.<br />
Als Botschafter setzt er sich sehr engagiert für die Ziele der<br />
Stiftung SehnSucht ein und beteiligt sich auch selbst aktiv an<br />
den Projekten: „Wir<br />
dürfen Kinder und Jugendliche<br />
mit dem<br />
Thema Sucht nicht alleine<br />
lassen, sie brauchen<br />
Aufklärung, Rat<br />
und kompetente Ansprechpartner.<br />
Sehn-<br />
Sucht spricht die<br />
richtige Sprache und<br />
bietet ein überzeugendes<br />
Konzept.“<br />
„Aufklärung, Beratung<br />
und Projekte zur<br />
Selbstbewusstseinsund<br />
Interessensförderung<br />
greifen ineinander<br />
und werden dem<br />
ganzheitlichen Anspruch<br />
von Sehn-<br />
Präventionsprojekt mit Kai Pflaume<br />
Sucht gerecht. Gemeinsam<br />
mit Pädagogen, Psychologen und ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern realisieren wir das umfassende Projektangebot.<br />
Die Prävention betrifft sowohl den Umgang mit Suchtmitteln<br />
wie Alkohol, Zigaretten und Drogen als auch die Verhinderung<br />
anderer missbräuchlicher Verhaltensweisen bezüglich<br />
Computer-, Internet-, Essen-, Shoppingverhalten. Jede Schule<br />
in Deutschland kann unsere Veranstaltungen buchen“, so<br />
Tanja Henlein, die die Stiftung 2005 gegründet hat. Die damalige<br />
Filmregie-Studentin hat den Entzug einer Gleichaltrigen<br />
begleitet und dies zum Anlass genommen, sich dafür einzusetzen,<br />
dass Jugendlichen ein Leben in der Sucht erspart<br />
bleibt. Spendenkonto 3 750 990 099 bei der Bank für Sozialwirtschaft,<br />
BLZ 700 205 00. ◆<br />
www.stiftung-sehnsucht.de
Berichte und Kampagnen<br />
Deutschlands „Beste Arbeitgeber“ <strong>im</strong><br />
Gesundheitswesen 2012 ausgezeichnet<br />
Bayernstift aus Erlangen nahm wiederholt in Berlin Auszeichnung entgegen<br />
<strong>Das</strong> Great Place to Work Institut Deutschland hat erneut die<br />
diesjährigen Gewinner bekannt gegeben. Unter ihnen die Bayernstift<br />
GmbH aus Erlangen, die unter anderem auch das Seniorenwohnzentrum<br />
am Röthelhe<strong>im</strong>park betreibt.<br />
Gerd Hoofe, Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesministerium für Arbeit<br />
und Soziales,Arthur Montada, stellvertretender Hauptgeschäftsführer<br />
der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst<br />
und Wohlfahrtspflege (BGW) und Frank Hauser, Leiter Great<br />
Place to Work Germany, zeichneten über 30 Kliniken und Pflegeeinrichtungen<br />
für ihre Leistungen bei der Schaffung einer<br />
guten Arbeitsplatzkultur für die Beschäftigten aus.<br />
Der Auszeichnung vorausgegangen waren ausführliche Befragungen<br />
der Mitarbeiter zu zentralen Arbeitsplatzthemen<br />
wie Führung, Zusammenarbeit,Anerkennung, berufliche Entwicklung<br />
und Gesundheit sowie eine Analyse aktueller Maßnahmen<br />
der Personalarbeit. Die Bayernstift GmbH beteiligte<br />
sich mit ihren acht Pflegeeinrichtungen an den Untersuchungen<br />
und einer unabhängigen Überprüfung ihrer Arbeitsplatzkultur<br />
durch das Institut „Great Place to Work“.<br />
„Diese Auszeichnung steht für ein glaubwürdiges Management,<br />
das fair und respektvoll mit den Mitarbeitern zusammenarbeitet“<br />
so Silvia Herlan, Geschäftsführerin der Bayernstift<br />
GmbH, „unsere Mitarbeiter identifizieren sich mit<br />
ihrer Arbeit, sie schätzen die Strukturen, arbeiten <strong>im</strong> Team zusammen<br />
und sind hochmotiviert. Besonders gespannt sind sie<br />
von links: A. Montada (Berufsgen.sch. GW), S. Daeschler, Geschäftsleitung<br />
Mauss-Bau, S. Herlan, Geschäftsführung BayernStift, J. Porzler,<br />
Leitung Jahnpark, G. Hoofe (Staatssekretär <strong>im</strong> Arbeitsministerium).<br />
Foto: Gero Breloer<br />
auf die Unternehmens-Wissensplattform, die in Kürze ans<br />
Netz geht; hier stellen Mitarbeiter ihr Wissen ein und rufen<br />
Informationen und Fachwissen jederzeit ab“. ◆<br />
www.bayernstift.de
Berichte und Kampagnen<br />
Diese Hunde hatten Glück – sie wurden am 8. November diesen Jahres – bereits transportfertig – in letzter Minute gerettet<br />
Qualvolle Hundetransporte aus<br />
Thailand nach Laos und Vietnam<br />
Ein Erfahrungsbericht von Bettina Kowalewski von der Tierschutzorganisation KowaNeu e. V.<br />
Illegaler Hundefleischtransport: Viele der Tiere verenden schon während<br />
der tagelangen Fahrt qualvoll.<br />
„Immer wieder erreichen uns neue Hilferufe, in denen von Tieren<br />
berichtet wird, die unter unwürdigen Bedingungen ihr <strong>Das</strong>ein<br />
fristen müssen. In den letzten Jahren konnten wir auf zahlreiche<br />
Hilferufe aus dem In- und Ausland reagieren – sei es aktiv<br />
vor Ort, mit Sach-/Futterspenden als auch finanziell. Seit eineinhalb<br />
Jahren leisten wir auch Unterstützung be<strong>im</strong> Bau eines<br />
Tierhe<strong>im</strong>s in Rumänien. Darüber und über die Arbeiten vor Ort<br />
wurde in der VOX TV-Sendung „Hundkatzemaus“ berichtet.<br />
Es sind Erfolge, die wir nur gemeinsam mit Hilfe vieler tierlieber<br />
Menschen erzielen konnten. Aktuell liegt unser Augenmerk<br />
auf der Unterstützung be<strong>im</strong> Bau einer Quarantänestation<br />
<strong>im</strong> Lager Khemmarat in Thailand. Dort befindet sich derzeit<br />
ein Auffanglager, welches zum Tierhe<strong>im</strong> ausgebaut werden<br />
soll. Die Hunde aus den illegalen Transporten finden dort Zuflucht<br />
und erhalten einen Platz auf Lebenszeit, falls sie nicht<br />
vermittelt werden. Hunde, die der brutalen Fleischproduktion<br />
dienen sollen, benötigen daher dringend unsere Hilfe. Täglich<br />
werden dort Straßenhunde und solche, die in Familien leben,<br />
eingefangen, um sie dann – in enge Drahtkäfige gestopft – auf<br />
tagelangen Transporten über die Grenze nach Laos und Vietnam<br />
zu schaffen. Die Hunde sind die ganze Zeit der glühenden<br />
Sonne ausgesetzt, können sich kaum bewegen und bekommen<br />
weder Wasser noch Futter. Viele überleben dieses<br />
Martyrium gar nicht oder brechen sich während des Transportes<br />
die Knochen. Die überlebenden Tiere werden zwangsgefüttert,<br />
da auch hier der Profit vom Gewicht abhängt. Danach<br />
müssen sie weiter durch die Hölle gehen, bis sie als<br />
Mahlzeit auf dem Tisch landen. Der Bau dieser Quarantänestation<br />
ist daher sehr dringend nötig, um die kranken, geretteten<br />
Hunde aus diesen Transporten medizinisch zu versorgen.<br />
Es wird kein Tierhospital sein, weil es keinen Tierarzt gibt,<br />
der Vollzeit dort sein kann. Den Tieren kann dort aber eine<br />
spezielle Behandlung geboten werden. Die Hunde, die diese<br />
Tortur überlebt haben, sind so dankbar und zeigen es den freiwilligen<br />
Helfern vor Ort täglich. Nur mit Hilfe von Spenden ist<br />
es möglich, den Hunden eine Chance auf ein besseres Leben<br />
zu ermöglichen. Wir alle sind ehrenamtlich <strong>im</strong> Tierschutz tätig<br />
und werden <strong>im</strong>mer wieder mit kleinen Erfolgen für unsere<br />
Arbeit belohnt, z. B. wenn wir in die vielen, glücklichen Hundeaugen<br />
schauen.“ Spendenkonto 6505005 000 bei der Volksbank<br />
Unna/Zwgnl. Dortmund, BLZ 44160014. ◆<br />
www.tierhilfe-kowaneu.com<br />
60 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Berichte und Kampagnen<br />
Ein Zufluchtsort<br />
Haifa-He<strong>im</strong> gibt verarmten Holocaustüberlebenden ein Zuhause<br />
In den letzten drei Jahren hat die Internationale Christliche<br />
Botschaft Jerusalem (ICEJ) eine besondere betreute Wohngemeinschaft<br />
in Haifa in Israel aufgebaut. <strong>Das</strong> Haifa-He<strong>im</strong> ist zu<br />
einem besonderen Zufluchtsort für 80 verarmte und einsame<br />
Holocaustüberlebende geworden,<br />
die dort ein Zuhause<br />
gefunden haben.<br />
Eine von ihnen ist die 87-<br />
jährige Leokadia Szlag, die<br />
Auschwitz und Dachau<br />
überlebt hat und ihre ganze<br />
Familie <strong>im</strong> Holocaust verlor.<br />
„Ich bin der Internationalen<br />
Christlichen Botschaft<br />
sehr dankbar, dass sie uns<br />
ein He<strong>im</strong> gebaut hat, nach<br />
allem, was wir erleben<br />
mussten“, sagt sie. „Ich<br />
werde den Rest meines Lebens<br />
hier verbringen und<br />
möchte allen von Herzen danken, die uns helfen.“<br />
Wie Leokadia Szlag konnten sich auch viele andere Bewohner<br />
ein reguläres israelisches Altershe<strong>im</strong> nicht leisten, einige<br />
von ihnen lebten sogar auf der Straße, bevor sie einen<br />
Platz <strong>im</strong> Haifa-He<strong>im</strong> bekamen, heißt es seitens der ICEJ. Etwa<br />
ein Drittel der 200.000 israelischen Holocaustüberlebenden<br />
lebe unterhalb der Armutsgrenze. Aufgrund der Traumata der<br />
Konzentrationslager sei es ihnen oft nicht gelungen, in der israelischen<br />
Gesellschaft Fuß zu fassen oder einer geregelten<br />
Arbeit nachzugehen. Explodierende Medikamentenkosten<br />
und schwerfällige bürokratische Antragsverfahren würden<br />
dazu führen, dass viele <strong>im</strong> Alter durch das soziale Netz fielen.<br />
Zufluchtsort für verarmte und einsame Holocaustüberlebende: Betreute<br />
Wohngemeinschaft in Haifa der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem<br />
(ICEJ) sorgt für die Betreuung der Überlebenden.<br />
Genau an diesem Punkt setzt die Hilfe der ICEJ an. Finanziert<br />
durch Spendengelder konnten zwei Häuser in Haifa gekauft,<br />
renoviert und umgebaut werden. Für die Betreuung<br />
der Überlebenden sorgen Angestellte des Rambam-Krankenhauses<br />
sowie weitere<br />
ehrenamtlich Tätige. Die<br />
Mitarbeiter der ICEJ feiern<br />
mit den Bewohnern regelmäßig<br />
jüdische Feste, besuchen<br />
mit ihnen Konzerte<br />
oder hören ihnen<br />
einfach nur zu. Gerade in<br />
Gesprächen und Begegnungen<br />
mit Besuchern aus<br />
Deutschland finde ein<br />
Stück Heilung statt, so die<br />
ICEJ. „Trotz oder gerade<br />
wegen der traurigen Vergangenheit<br />
der Bewohner<br />
wird <strong>im</strong> Haifa-He<strong>im</strong> das<br />
Leben gefeiert. Traurigkeit und Freude liegen oft nah beieinander“,<br />
sagt ICEJ-Mitarbeiterin Lisa Schmid aus Deutschland.<br />
„Bei einem Besuch zum Chanukka-Fest dauerte es<br />
keine fünf Minuten, bis uns die Senioren zum Tanz aufforderten.“<br />
<strong>Das</strong> Haifa-He<strong>im</strong> soll nochmals erweitert werden, die Wartelisten<br />
bedürftiger Überlebender sind lang. Auch die Betreuungskosten<br />
der Bewohner werden hauptsächlich aus Spenden<br />
gedeckt, weitere Unterstützung ist daher notwendig.<br />
Spendenkonto 40 20 200, BLZ 520 604 10, Verwendungszweck<br />
„Helfende Hände.“ ◆<br />
www.icej.de
Berichte und Kampagnen<br />
Damit alt sein nicht in Not sein heißt<br />
HelpAge Deutschland e.V. setzt sich weltweit für Ältere ein<br />
Der demografische Wandel ist ein globaler Prozess, der uns<br />
alle betrifft. Die Vereinten Nationen bezeichnen ihn als zweitgrößte<br />
Herausforderung unserer Zeit, direkt nach dem Kl<strong>im</strong>awandel.<br />
Gerade in Entwicklungsländern leben ältere Menschen<br />
<strong>im</strong>mer häufiger in ärmsten, isolierten Verhältnissen, obwohl<br />
sie bis zu ihrem Tod arbeiten und Großes leisten.<br />
Um dieses Problem in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen<br />
und konkret in der Entwicklungspolitik anzugehen, ist<br />
der gemeinnützige Verein HelpAge Deutschland <strong>im</strong> Jahr 2005<br />
gegründet worden. „Unsere langjährigen Erfahrungen haben<br />
gezeigt, wie wichtig alte Menschen bei der Bewältigung von<br />
Armut und Hunger sind. Sie leisten einen enormen Beitrag,<br />
werden aber oft übersehen“, so Geschäftsführer Lutz Hethey.<br />
Der Ansatz von HelpAge Deutschland ist deshalb klar: Alte<br />
Menschen sind keine reinen Hilfeempfänger, sondern aktive<br />
Mitglieder ihrer Gesellschaften. Ihre Fähigkeiten sollen genutzt<br />
und anerkannt werden, um ihnen ein Leben in Würde<br />
zu ermöglichen.<br />
So würdigt etwa die von Hannelore Hoger als Schirmherrin<br />
unterstützte Kampagne „Jede Oma zählt“ die Leistungen<br />
afrikanischer Großmütter bei der Bewältigung der Aids-Krise.<br />
Vor allem ältere Frauen tragen die Hauptlast der Epidemie,<br />
indem sie ihre todkranken Kinder pflegen und ihre verwaisten<br />
Enkelkinder versorgen und großziehen. HelpAge<br />
Deutschland unterstützt die Großmütter mit monatlichen<br />
Renten, um das Überleben der Familien zu sichern. Neben der<br />
Grundsicherung stehen auch Gesundheitsversorgung sowie<br />
Nothilfe <strong>im</strong> Fokus der Projekte. Gerade bei Katastrophen<br />
gehen alte Menschen und ihre Bedürfnisse häufig unter. Help-<br />
Age Deutschland versorgt sie gezielt mit Hilfsgütern und behandelt<br />
sie in speziell ausgerüsteten Lagern.<br />
„Wir beschränken uns jedoch nicht nur auf Hilfeleistungen,<br />
sondern nutzen das Wissen Älterer und versetzen sie in<br />
die Lage, ihre Rechte einzufordern“, ergänzt Hethey. In Nepal<br />
werden Altersgruppen gegründet, die sich bei der Regierung<br />
für eine Verbesserung ihrer Situation einsetzen. In Peru geben<br />
die Alten ihr Wissen um den Kartoffelanbau an jüngere Generationen<br />
weiter. <strong>Das</strong> Prinzip des generationsübergreifenden<br />
Miteinanders spielt dabei eine wichtige Rolle, auch in<br />
Deutschland. Bei der Aktion „Schüler helfen Senioren“ arbeiten<br />
zum Beispiel Schüler für Senioren und lassen sich dafür<br />
sponsern. Mit ihrem „Lohn“ stocken die jungen Menschen<br />
nicht etwa ihr Taschengeld auf, sondern unterstützen damit<br />
Ältere in den ärmsten Ländern der Welt. Gelebte Solidarität<br />
über Generationen und Kontinente hinweg. ◆<br />
www.helpage.de<br />
Foto: Barbara Trottnow<br />
62 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Hoch professionell und konservativ<br />
<strong>Das</strong> Anlageverhalten der kapitalstärksten deutschen Stiftungen<br />
Vermögen und Finanzen<br />
Auch der Stiftungssektor war und ist von der internationalen<br />
Finanzkrise betroffen. Mit einer groß angelegten Studie<br />
„Anlageverhalten der kapitalstärksten deutschen Stiftungen“<br />
hat das Centrum für soziale Investitionen und Innovationen<br />
(CSI) der Universität Heidelberg in Kooperation mit dem<br />
Bundesverband Deutscher Stiftungen und mit einer Förderung<br />
der Banque de Luxembourg das Anlageverhalten der<br />
200 kapitalstärksten deutschen Stiftungen untersucht. Ziel<br />
der Studie war es, die Reaktionen auf die Finanzkrise <strong>im</strong> Anlageverhalten<br />
und in den Organisationsstrukturen zu ermitteln.<br />
Über die Hälfte der befragten Stiftungen haben keine<br />
maßgeblichen Veränderungen bei ihrem Anlageverhalten vorgenommen,<br />
sondern vertrauen weiterhin bewährten Strategien<br />
und Verfahrensweisen. Sie agieren eher konservativ.<br />
Viele investieren jetzt weniger risikoreich (55 % der Stiftungen<br />
die angegeben haben, ihr Anlageverhalten <strong>im</strong> Zuge der<br />
Krise angepasst zu haben). Die Ergebnisse der Studie zeigen<br />
konkret, dass die obere Liga des deutschen Stiftungssektors<br />
in der Vermögensanlage professionell und mit soliden Führungs-<br />
und Entscheidungsstrukturen arbeitet. Allerdings zeigt<br />
sich ebenso, dass auch unter den 200 kapitalstärksten deutschen<br />
Stiftungen über 50 % nicht aus eigenen Kräften dazu<br />
in der Lage sind, ihr Finanzmanagement so stark zu professionalisieren,<br />
dass sie eine eigene Abteilung für Vermögensverwaltung<br />
aufbauen könnten. Nur eine sehr kleine Anzahl<br />
an Stiftungen bildet ihre Vermögensanlage<br />
selbst professionell ab; fast<br />
drei Viertel der Stiftungen sind auf<br />
die Inanspruchnahme externer Expertise<br />
angewiesen. Für die Zusammenarbeit<br />
mit externen Experten ,<br />
wie auch mit Blick auf die Formulierung<br />
der Anlagestrategie selbst, offenbart<br />
die Studie Verbesserungschancen,<br />
vor allem hinsichtlich der<br />
Nutzung von Steuerungs- und Kontrollmechanismen.<br />
Beispielsweise<br />
besteht <strong>im</strong> deutschen Stiftungssektor<br />
offenbar ein großes ungenutztes Potenzial,<br />
die Verwirklichung des Stiftungszwecks,<br />
durch Entscheidungen<br />
der Vermögensanlage zu unterstützen.<br />
Der zukünftige Ausbau eines solchen<br />
„Mission Investing“, also von<br />
Anlageentscheidungen unter Berücksichtigung sozialer, ökologischer<br />
oder ethischer Kriterien <strong>im</strong> Sinne des Stiftungszwecks<br />
könnte die Erreichung der eigenen Satzungsziele zusätzlich<br />
stärken. Zu den Ergebnissen sagt Dr. Volker Then, geschäftsführender<br />
Direktor des Centrums für soziale Investitionen<br />
und Innovationen: „Mit der Studie schärfen wir das<br />
Wissen über den deutschen Stiftungssektor und stellen fest,<br />
dass die großen deutschen Stiftungen ihre Vermögensverwaltung<br />
mit allen professionellen Mitteln auf Ertragskraft für<br />
das Gemeinwohl ausrichten. Gleichzeitig zeichnen sich Verbesserungschancen<br />
durch mehr Gremienmitglieder mit<br />
Kompetenz in der Vermögensverwaltung, regelmäßigere<br />
Überprüfung der Anlagestrategien und mehr <strong>Transparenz</strong> bei<br />
der Berichterstattung ab. Abhängigkeiten von externem Rat<br />
werden mit wachsender Komplexität globalisierter Finanzmärkte<br />
eher noch zunehmen, daher kommt es in der Stiftungs-Governance<br />
vor allem auf Kontrollmechanismen externer<br />
Beratung an.“<br />
Für die Studie wurden <strong>im</strong> Dezember 2011 die 200 mutmaßlich<br />
kapitalstärksten deutschen Stiftungen befragt. Die<br />
Auswahl und Ansprache der Stiftungen erfolgte in Zusammenarbeit<br />
mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen in<br />
Berlin. Eine statistisch gesehen „mittlere“ Stiftung in unserer<br />
Stichprobe verfügt über anlagefähiges Kapital in Höhe von<br />
33 Mio. Euro und über jährliche Mittel von 1,9 Mio. Euro.<br />
<strong>Das</strong> Centrum für soziale Investitionen<br />
und Innovationen (CSI) der Universität<br />
Heidelberg forscht, lehrt, informiert<br />
und berät zu neuen Formen<br />
des gemeinnützigen Engagements<br />
und der „sozialen Investitionen“ in<br />
unsere Gesellschaft. Es versteht sich<br />
als interdisziplinäres Forschungs-, Bildungs-,<br />
Beratungs- und Informationszentrum<br />
für den „Dritten Sektor“, d.<br />
h. die Zivilgesellschaft. Es wurde <strong>im</strong><br />
Juli 2006 als zentrale wissenschaftliche<br />
Einrichtung der Universität Heidelberg<br />
gegründet, um dazu beizutragen,<br />
die Arbeit von Non Profit-Organisationen<br />
und Stiftungen zu unterstützen<br />
und den Gemeinwohlund<br />
Stiftungsgedanken zu fördern. ◆<br />
www.csi.uni-heidelberg.de<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 63
Recht und Steuern<br />
Wird das Gemeinnützigkeitsrecht<br />
wirklich „entbürokratisiert“?<br />
Kommentar zu einem Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />
von Dr. Rupert Graf Strachwitz<br />
Am 28. November stand der Entwurf des Gesetzes zur Entbürokratisierung<br />
des Gemeinnützigkeitsrechts erstmals auf<br />
der Tagesordnung des Bundestags-Finanzausschusses.Am 10.<br />
Dezember findet möglicherweise eine Anhörung dazu statt.<br />
Am 1. Februar 2013 soll das Gesetz in 2. und 3. Lesung <strong>im</strong> Bundestag<br />
beschlossen werden.<br />
Mit einem Gemeinnützigkeitsentbürokratisierungsgesetz will<br />
die Bundesregierung ihrer Verpflichtung aus dem Koalitionsvertrag<br />
nachkommen, Stiftungen und andere gemeinnützigen<br />
Organisationen weiter zu fördern. Der Entwurf enthält aber<br />
keineswegs nur Maßnahmen zum Abbau von Bürokratie, sondern<br />
auch zusätzliche bürokratische Belastungen und Best<strong>im</strong>mungen,<br />
die mit Bürokratie nichts zu tun haben. Insgesamt ist<br />
der Entwurf ein Dokument der Konzeptlosigkeit. Wieder wird<br />
an dem Rechtsrahmen der Zivilgesellschaft herumgeflickt. Die<br />
dringend notwendige Reform, die das Verhältnis zwischen<br />
Staat und Zivilgesellschaft auf eine Grundlage stellt, die der<br />
Realität des 21. Jahrhunderts angemessen wäre, ist er nicht.<br />
Erst gegen Ende des dritten Jahres der laufenden Legislaturperiode<br />
beschloss die Bundesregierung, sich des Teils der<br />
Koalitionsvereinbarung anzunehmen, in dem es um Rahmenbedingungen<br />
für zivilgesellschaftliche Organisationen geht.<br />
Nachdem die 2010 vom Kabinett verabschiedete Engagementstrategie<br />
hierzu nichts Brauchbares enthalten hatte, wurden<br />
die Spitzenverbände der gemeinnützigen Organisationen<br />
aufgefordert, hierzu Vorschläge zu machen – allerdings, so<br />
wurde <strong>im</strong> Bundeskanzleramt ausdrücklich dazu gesagt, sie<br />
dürften nichts kosten.<br />
Man war dann wohl eher erstaunt, dass das Bündnis für<br />
Gemeinnützigkeit, dem diese Verbände und einige Experten<br />
angehören, sofort einen ganzen Katalog mit 40 seit langem<br />
erarbeiteten Vorschlägen vorlegte und die Bundesregierung<br />
damit in Zugzwang brachte. Im ersten Durchgang lehnte das<br />
Bundesfinanzministerium 90 Prozent dieser Vorschläge kategorisch<br />
ab – in einem Stil, der die Fachleute vor den Kopf<br />
stieß. Auch das Bundesjustizministerium zeigte sich nicht gerade<br />
kooperativ. Doch waren nun auch die Parlamentarier auf<br />
den Plan gerufen. Es gelang, <strong>im</strong> Jahressteuergesetz ein paar<br />
Kleinigkeiten unterzubringen, und nun hat die Bundesregierung<br />
ein Gesetz zur Entbürokratisierung des Gemeinnützig-<br />
64 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>
Recht und Steuern<br />
keitsrechts, „kurz“ Gemeinnützigkeitsentbürokratisierungsgesetz<br />
(GEG) eingebracht, das einige gemeinsame Vorschläge<br />
der Verbände, aber auch einige Sondervorschläge aufgreift.<br />
Kosten für die Staatskasse sind damit in der Tat kaum verbunden.<br />
Dies ist <strong>im</strong> Prinzip auch richtig so. Die Zivilgesellschaft<br />
und das bürgerschaftliche Engagement brauchen nicht<br />
mehr Steuerprivilegien, sondern ermöglichende und ermutigende<br />
Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Zivil-, Steuer- und Zuwendungsrecht.<br />
Aber gerade das wird durch das neue, ausschließlich<br />
steuerliche Themen behandelnde Gesetz nicht erreicht.<br />
Eine durchdachte, womöglich sogar strategische Engagement-<br />
und Zivilgesellschaftspolitik, die diesen Namen verdient,<br />
ist hinter den Neuregelungen nicht erkennbar.<br />
Ein Beispiel: In den letzten Jahren ist die Erkenntnis gewachsen,<br />
dass nicht jede kleine Stiftung für „die Ewigkeit“ best<strong>im</strong>mt<br />
ist. <strong>Das</strong> wollen die Stifter nicht; auch dem Staat kann<br />
nicht daran gelegen sein, auf unabsehbare Zeit mit der Aufsicht<br />
über all diese Stiftungen belastet zu sein. Stiftungen mit eingebautem<br />
Ende, Verbrauchsstiftungen genannt, liegen daher<br />
<strong>im</strong> Interesse der Staatsverwaltung und der Gesellschaft. Trotzdem<br />
stellt das GEG klar, dass Zuwendungen zum Kapital einer<br />
Verbrauchsstiftung nicht wie andere Zuwendungen zu einem<br />
Stiftungskapital steuerlich geltend gemacht werden können.<br />
<strong>Das</strong> ist zu kurz gesprungen! Es wäre aus Sicht des Fiskus viel<br />
vernünftiger gewesen, eine Frist für den Erhalt des so steuerlich<br />
begünstigten Kapitals zu setzen: 10 oder 20, vielleicht<br />
auch 30 Jahre.<br />
relativ neue Best<strong>im</strong>mung, nach der best<strong>im</strong>mte, keineswegs gute<br />
Formulierungen wörtlich in jeder Vereins- und Stiftungssatzung<br />
auftauchen müssen.<br />
Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch einige positive<br />
Aspekte gibt: Die Haftung für versehentlich fehlerhafte<br />
Zuwendungsbestätigungen wird gelockert, die bisherige Vorläufige<br />
Anerkennung wird durch eine Gesonderte Feststellung<br />
ersetzt und der steuerlich absetzbare Betrag für Zuwendungen<br />
zum Kapital wird für Ehepaare verdoppelt.<br />
Allerdings zeigt gerade der letzte Punkt, wie konzeptlos<br />
das ganze ist. Deutschland geht mit seiner Privilegierung von<br />
Stiftungen gegenüber Vereinen einen eigenen Weg. Die einzige<br />
Erklärung – neben einem Lobbying-Erfolg des zuständigen<br />
Verbandes – ist das einseitige Schielen auf die Finanzkraft<br />
der Stiftungen zur Finanzierung staatlich geplanter Projekte.<br />
Die Realität ist eine ganz andere: Die Zahl der Neugründungen<br />
geht nach dem Boom der Jahre nach 2000 unter anderem deswegen<br />
zurück, weil Philanthropen andere Möglichkeiten zur<br />
Realisierung nutzen – trotz geringerer Steuervorteile. Und die<br />
Stiftungen wenden sich zunehmend von staatlichen Projekten<br />
ab und suchen sich ihre Partner lieber in der Zivilgesellschaft.<br />
Zur Ersatzfinanzierung bisher steuerfinanzierter Maßnahmen<br />
sind sie ohnehin quantitativ nicht <strong>im</strong> Entferntesten<br />
Ein zweites Beispiel: Schon wieder ist die sogenannte<br />
Übungsleiterpauschale <strong>im</strong> Sport heraufgesetzt worden, obwohl<br />
schon vor 10 Jahren die Enquete-Kommission des Bundestags<br />
auf die systematischen Probleme dieses Steuergeschenks<br />
aufmerksam gemacht hatte. Der Grund für die Anhebung<br />
ist Klientelpolitik gegenüber dem verbandlich organisierten<br />
Sport <strong>im</strong> Wahljahr. Überhaupt wird der Sport (etwa<br />
auch bei der Heraufsetzung der Freigrenze für wirtschaftliche<br />
Betätigungen) gut bedient. Der Kulturbereich kommt sehr<br />
viel schlechter weg, obwohl kulturelle Bildung und andere<br />
kulturelle Bereiche einen viel höheren zivilgesellschaftlichen<br />
Mehrwert erbringen.<br />
Drittes Beispiel: Trotz des vollmundigen Titels führt das Gesetz<br />
an manchen Stellen zu mehr Bürokratie. So wird <strong>im</strong>mer<br />
noch nicht mit dem Unsinn aufgeräumt, dass Empfänger von<br />
Lebensmitteln durch die sog. Tafeln ihre Bedürftigkeit <strong>im</strong> einzelnen<br />
nachweisen müssen, wie es das Bundesfinanzministerium<br />
seit einiger Zeit verlangen will. Schließlich wird beispielsweise<br />
jetzt sogar mit Gesetzesrang festgeschrieben, dass<br />
Zuwendungsbestätigungen keinen Dank enthalten dürfen<br />
(„nur auf der Rückseite“). Nicht beseitigt wird die absurde und<br />
<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 65
Recht und Steuern<br />
in der Lage. Der Anreiz beruht also weitgehend auf einer falschen<br />
Beurteilung der Lage.<br />
<strong>Das</strong> Maecenata Institut und viele andere machen seit Jahren<br />
auf die schweren Defizite unseres Gemeinnützigkeitsrechts<br />
(das in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1941(!)<br />
stammt) und anderer Rahmenbedingungen für zivilgesellschaftliches<br />
Handeln aufmerksam. Sie erinnern <strong>im</strong>mer wieder<br />
daran, dass andere Länder schon längst strategisch definiert<br />
haben, welchen Rang die Zivilgesellschaft in einer modernen<br />
Gesellschaft hat und wie Rahmenbedingungen aussehen<br />
müssen, die diesem Rang gerecht werden. Sie akzeptieren,<br />
dass bürgerschaftliches Engagement wesentlich nicht<br />
in billigen Dienstleistungen für staatlich gewünschte Projekte,<br />
sondern in einer eigenen Agenda und zumindest in Teilen in<br />
einer Wächter- und Anwaltsfunktion für die Bürgerinnen und<br />
Bürger besteht. Sie akzeptieren, dass die Grundhaltung von<br />
Politik und Verwaltung nicht patriarchalische Anerkennungsfloskeln<br />
am Sonntag und Misstrauen an den Werktagen, sondern<br />
ein umfassendes Verständnis von Subsidiarität beinhalten<br />
sollte. Hierzu zählen freilich auch Bedingungen, die den<br />
Verbänden nicht gefallen würden: ein striktes <strong>Transparenz</strong>gebot<br />
und die Einrichtung einer zentralen Fachbehörde nach<br />
englischem Vorbild.<br />
Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Worin<br />
die Handlungslogik und worin der ganz eigene Beitrag der Zivilgesellschaft<br />
zu unserer Demokratie bestehen, ist unserer<br />
politischen Klasse nach wie vor weitgehend fremd. Der zivilgesellschaftliche<br />
Mehrwert mit Elementen wie Inklusion, Integration,<br />
Partizipation und Gemeinschaftsbildung harrt weiter<br />
der Anerkennung ist nicht erkannt. Nur so ist zu erklären,<br />
dass wir wieder ein paar Pflästerchen auf eine demokratiepolitische<br />
Wunde bekommen, aber nicht die ersehnte Reformoperation.<br />
Auf eine kohärente Zivilgesellschafts- und Engagementpolitik<br />
müssen wir weiter warten. ◆<br />
www.maecenata.eu<br />
Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz ist<br />
seit mehr als 30 Jahren ehren- und<br />
hauptamtlich, praktisch, beratend,<br />
forschend und lehrend mit dem gemeinnützigen<br />
Bereich, heute meist<br />
Zivilgesellschaft genannt, befasst.<br />
1989 gründete er die Maecenata<br />
Management GmbH, München, als<br />
spezialisierte Dienstleistungs- und Beratungsgesellschaft<br />
für diesen Bereich und blieb bis 2011 dessen geschäftsführender<br />
Gesellschafter. 1997 wurde er auch Direktor<br />
des heutigen Maecenata Instituts für Philanthropie und<br />
Zivilgesellschaft an der Humboldt Universität zu Berlin.
Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung<br />
Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen, Sparkassen<br />
und Banken, Kommunen und gemeinnützige Einrichtungen<br />
bei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.<br />
Die Verwaltung zahlreicher Stiftungen <strong>im</strong> Auftrag von<br />
Sparkassen, Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungen<br />
zeugt von unserer Kompetenz.<br />
Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.<br />
DT Deutsche Stiftungstreuhand AG<br />
Alexanderstraße 26<br />
90762 Fürth<br />
Telefon (0911) 740 76 80<br />
Telefax (0911) 740 76 86<br />
info@stiftungstreuhand.com<br />
www.stiftungstreuhand.com