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Das Werte stiften Interview: Transparenz im Stiftungswesen

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<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong><br />

www.werte-<strong>stiften</strong>.de<br />

12.2012 . 4. Jahrgang<br />

5,80 Euro<br />

Magazin für Stifter, Stiftungen<br />

und engagierte Menschen<br />

Mehr als ein Restaurant<br />

Restaurantprojekt der AIDS-Hilfe<br />

schafft Zukunftsperspektiven<br />

„Dein Einsatz ist<br />

auch mein Einsatz“<br />

Katholische Familienstiftung<br />

für Soldaten<br />

<strong>Das</strong> christliche Hilfswerk Nehemia hilft weltweit Menschen in Not<br />

Damit sie leben<br />

können


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

„Es ist noch Luft nach oben“, meinte der Nürnberger Stadtkämmerer<br />

Harald Riedel während des 2. Nürnberger Stiftertages<br />

in Bezug auf das <strong>Stiftungswesen</strong> in der Frankenmetropole.<br />

Sein Amt habe ausgerechnet, dass hier in Nürnberg,<br />

wenn ein Prozent des in zehn Jahren erworbenen<br />

Vermögens gestiftet werden würde, die Stadt 300 Millionen<br />

Euro für gute Zwecke übrig hätte. Bei einer Durchschnittsverzinsung<br />

von vier Prozent wären das 12 Millionen<br />

Euro jedes Jahr, die zur Verfügung stünden, das vierfache<br />

der aktuellen kommunalen Stiftungen. Nürnberg will<br />

deshalb am Ball bleiben, die Zahl der Stiftungen soll sich erhöhen.<br />

Deswegen wurde während der Tagung ein „Nürnberger<br />

Appell zum <strong>Stiftungswesen</strong>“ verabschiedet, um<br />

künftig noch mehr Menschen zu ermutigen, Geld für die<br />

gute Sache bereit zu stellen. Die Verantwortlichen in Nürnberg<br />

zeigten sich aber mit der bisherigen Entwicklung<br />

nicht unzufrieden. Denn die Zahl der von der Stadt verwalteten<br />

Stiftungen hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als<br />

verdoppelt und zwar von damals 20 auf nunmehr 44. Auf<br />

der Tagung wurde darauf hingewiesen, wie wichtig die Zusammenarbeit<br />

mit den verschiedensten Menschen und Organisationen<br />

auch <strong>im</strong> <strong>Stiftungswesen</strong> ist. <strong>Das</strong> ist eben nicht<br />

nur die Stadt, nicht nur die Banken, es sind auch die Kirchen,<br />

die Unternehmen und viele privat engagierte Menschen,<br />

die sich in diesem Netzwerk austauschen und ergänzen<br />

können. (Aus dieser Zusammenarbeit ergibt sich<br />

zwangsweise auch das Thema Kooperationen.)<br />

Luft nach oben scheint es auch bundesweit zu geben.<br />

Denn die deutschen Verbraucher lassen sich die Konsumlaune<br />

von der abflachenden Konjunktur nicht verderben.<br />

Aus Angst vor einer Inflation flüchten viele nach wie vor<br />

in Immobilien, Schmuck und in die unterschiedlichsten<br />

Sachwerte. Die St<strong>im</strong>mung der deutschen Verbraucher jedenfalls<br />

ist nach einer Erhebung der Nürnberger Gesellschaft<br />

für Konsumforschung GfK so gut wie seit Jahren<br />

nicht mehr. Die Angst auch vor einer Inflation lässt viele<br />

Verbraucher aber auch Altersruheständler nach Möglichkeiten<br />

Ausschau halten, ihr Geld sicher anzulegen. Viele<br />

haben sich zum Ziel gesetzt, ihr Vermögen erhalten zu wollen<br />

und dennoch Erträge zu erwirtschaften. Einer der Möglichkeiten<br />

so ein Vermögen anzulegen, ist eine Stiftung. Da<br />

nur die Erträge aus der Kapitalanlage für Projektarbeit zur<br />

Verfügung stehen, bleibt das Vermögen auf Dauer erhalten.<br />

Stiftungen können so besonders nachhaltig arbeiten. Ihr<br />

eigenes Kapital macht sie unabhängig von politischen Strömungen<br />

und/oder wirtschaftlichen Zwängen. <strong>Das</strong>s der Stifter/die<br />

Stifterin sicher sein kann, dass seine/ihre Stiftung<br />

seine/ihre Absichten auch nach dem Tod weiter umsetzt,<br />

sorgt auch die staatliche Stiftungsaufsicht, die die Aktivitäten<br />

der Stiftung überprüft. Wo anders sonst gibt es eine<br />

derartige Sicherheit?<br />

In diesem Sinne<br />

Dr.Wolf-R. Scharff<br />

Chefredakteur<br />

dr.wolf-r.scharff@werte-<strong>stiften</strong>.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 3


4 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong><br />

Tabaluga Haus Duderstadt:<br />

Professor Hans Georg Näder<br />

engagiert sich gemeinsam<br />

mit Peter Maffay für Kinder.<br />

Seite 50


Inhalt<br />

Portraits<br />

8 Ein bisschen mehr als ein normales Restaurant<br />

Restaurantprojekt der AIDS-Hilfe schafft<br />

Zukunftsperspektiven<br />

14 Engagiert für und in der Region<br />

MAUSS-Daeschler-Stiftung unterstützt regionale<br />

Projekte aus u. a. Kunst, Kultur, Wissenschaft<br />

24 Handicap International<br />

25 15.000 Euro Preisgelder vergeben<br />

25 „Eine Chance für Kinder“ mit neuer Schirmherrin<br />

Aktuelles<br />

26 Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth schüttet aus<br />

16 „Dein Einsatz ist auch mein Einsatz“<br />

Soldat sein betrifft die ganze Familie:<br />

Die Katholische Familienstiftung für Soldaten<br />

18 Therapeut auf vier Pfoten<br />

Stiftung fördert Projekte mit Therapie- und<br />

Begleithunden<br />

Meldungen<br />

22 Familienentlastung wird groß geschrieben<br />

22 Jeder Antrag ein Schicksal<br />

23 Stiftung hautnah<br />

30 Kein Kind darf verloren gehen<br />

Entdecken, entwickeln, fördern<br />

32 <strong>Das</strong> <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> <strong>Interview</strong>:<br />

<strong>Transparenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Stiftungswesen</strong><br />

34 Die Bernhard Lang-Stiftung<br />

Schicksal eines jungen Menschen soll anderen helfen<br />

36 Stiftungen <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

Der zweite Nürnberger Stiftertag<br />

37 Vielfältige Weihnachtsdarstellungen<br />

Krippenausstellung der Sankt-Lukas-Stiftung<br />

23 Hilfe für ehemalige Stubentiger<br />

24 Kampfkunst trotz Handicap<br />

24 Fördermittelführer 2013 erschienen<br />

38 Mit gutem Beispiel voran<br />

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz gegründet<br />

40 Dauerhaft <strong>Werte</strong> schaffen<br />

17 Bürgerstiftungen <strong>im</strong> Landkreis Schweinfurt<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 5


42 José Carreras Leukämie-Stiftung<br />

43 Damit sie leben können<br />

Hilfswerk Nehemia<br />

Berichte und Kampagnen<br />

57 Lernen und dazulernen<br />

Die Stiftungswelt auf dem Weg<br />

zur Lerngemeinschaft<br />

44 Der 3. Stiftertag der Sparkasse Leipzig<br />

46 Gemeinschaft hilft krebskranken Jugendlichen<br />

und deren Geschwistern<br />

47 Mit Weitsicht gegen den Hunger<br />

Cash-for-Work-Projekt für afrikanische Kleinbauern<br />

48 Stiften hilft dauerhaft<br />

Neuer Stifter in der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong><br />

50 <strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt<br />

Kinder gehören in unsere Mitte<br />

52 Weihnachtszeit, Spendenzeit, Stifterzeit<br />

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein-Nahe<br />

53 „Stiftung der Gemeinde Benediktbeuern“<br />

54 Stätte der Zeitzeugenschaft und Ort des Schönen<br />

Porträt der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung<br />

56 Gut.es zu tun.<br />

Gala-Abend der Sparkasse Dachau für Engagierte<br />

58 Suchtprävention 2.0<br />

Stiftung SehnSucht<br />

59 Deutschlands Beste Arbeitgeber<br />

Bayernstift nahm wiederholt<br />

Auszeichnung entgegen<br />

60 Qualvolle Hundetransporte aus Thailand<br />

nach Laos und Vietnam<br />

Tierschutzorganisation KowaNeu e. V.<br />

61 Ein Zufluchtsort<br />

Haifa-He<strong>im</strong> für verarmte Holocaustüberlebende<br />

62 Damit alt sein nicht in Not sein heißt<br />

Vermögen und Finanzen<br />

63 Hoch professionell und konservativ<br />

Studie zum Anlageverhalten von Stiftungen<br />

Recht und Steuern<br />

64 Wird das Gemeinnützigkeitsrecht wirklich<br />

„entbürokratisiert“?<br />

Kommentar zu einem Gesetzentwurf<br />

der Bundesregierung<br />

Herausgeber (V. i. S. d. P.):<br />

Dieter Weisner (dieter.weisner@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />

Stephan Bühring (stephan.buehring@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />

Verlag:<br />

Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR<br />

Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen<br />

Telefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89<br />

www.werte-<strong>stiften</strong>.de, info@werte-<strong>stiften</strong>.de<br />

Chefredakteur:<br />

Dr. Wolf-R. Scharff (dr.wolf-r.scharff@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />

Impressum<br />

Redaktion:<br />

Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,<br />

Andrea Löb, Johannes Eichhammer, Jennifer Kohlert<br />

Autoren:<br />

Andrea Drese, Klaus Schulz, Dr. Rupert Graf Strachwitz,<br />

Christiane Esch-Rupprecht,Andrea Rupprecht<br />

Anzeigen:<br />

Monika Rockrohr (monika.rockrohr@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />

Petra Lutter (petra.lutter@werte-<strong>stiften</strong>.de)<br />

Telefon 0 91 31.5 30 20-83<br />

Produktion:<br />

bühring design und werbeagentur, Erlangen<br />

www.buehring-media.de<br />

Abonnement:<br />

Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus<br />

Auflage 10.000 Stück. <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> erscheint vier Mal<br />

<strong>im</strong> Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft<br />

GbR und die Anzeigenpreisliste vom<br />

01.01.2011<br />

6 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Portraits<br />

Ein bisschen mehr als ein<br />

normales Restaurant<br />

Restaurantprojekt der AIDS-Hilfe schafft Zukunftsperspektiven<br />

von Michael Kniess<br />

„Ich bin Koch aus Leidenschaft“, sagt Mario Löscher. Allein<br />

wenn der 39-jährige Nürnberger über Lebensmittel und deren<br />

Zubereitung spricht, wird diese Leidenschaft greifbar. Wenn er<br />

sich an den Herd stellt, erst recht. Aus vermeintlich langweiligen<br />

Erbsen kreiert Mario Löscher <strong>im</strong> Handumdrehen eine<br />

gar nicht mehr öde Vorspeise: Erbsen- und Forellenmousse an<br />

Friseesalat. „Dazu eine schöne Vinaigrette.“ Mario Löscher<br />

gerät ins Schwärmen. „Ich liebe das Zusammenspiel von süß,<br />

sauer und scharf“, sagt er. „Da ergeben sich wahre Geschmacksexplosionen<br />

<strong>im</strong> Mund.“<br />

Egal ob Sternegastronomie oder gehobene asiatische<br />

Küche, bekannte Restaurants in Deutschland oder <strong>im</strong> benachbarten<br />

Ausland: Ausprobiert hat Mario Löscher auf seiner<br />

kulinarischen Reise bereits vieles. „Für mich stand <strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />

Vordergrund, so vieles wie möglich an Erfahrung mitzunehmen,<br />

mich weiterzuentwickeln und in die verschiedensten<br />

Kochtöpfe hineinzuschnuppern, egal ob indisch, thailändisch,<br />

orientalisch oder gut bürgerlich.“<br />

Wenn ein persisches Gericht für die Karte gesucht wird,<br />

muss Mario Löscher nicht <strong>im</strong> Internet suchen oder dicke<br />

Kochbücher wälzen. „Ich bin ein wandelndes Kochbuch“, sagt<br />

er. Couscous, Tofu, Halloumikäse mit gerilltem Gemüse. Die<br />

Einflüsse aus seiner Zeit als weltenbummelnder Koch bringt<br />

Mario Löscher heute <strong>im</strong> he<strong>im</strong>ischen Franken auf die Karte.<br />

Er steht nicht in der Küche eines großen Hotels oder eines<br />

mit Stern dekorierten Restaurants. Mario Löscher arbeitet <strong>im</strong><br />

Nürnberger Gastronomieprojekt Estragon. Als Koch über eine<br />

„Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung“. Für<br />

einen Stundenlohn von 1,25 Euro. Mario Löschers kleines Küchenparadies<br />

ist eines auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Auf dem<br />

ersten hat er keine Chance. Er ist stark eingeschränkt. Aufgrund<br />

seiner fortgeschrittenen HIV-Infektion.<br />

Von seiner Erkrankung erfährt Mario Löscher, als er seinen<br />

Traum gerade erst zu leben beginnt. Als 21-jähriger Kochazubi,<br />

in einem renommierten Nürnberger Hotel. Die Diagnose<br />

wird ihm „an den Kopf geknallt“, wie er sagt. Ohne Vorwarnung.<br />

Sein Traum scheint beendet zu sein, noch bevor er<br />

überhaupt richtig begonnen hat. Er bricht seine Ausbildung<br />

ab. „Ich konnte sie einfach nicht zu Ende machen, ich musste<br />

erstmal selbst damit klar kommen und verstehen was es heißt,<br />

HIV-positiv zu sein.“<br />

Doch nicht nur seine eigene Psyche verhindert ein Fortführen<br />

der Ausbildung. „Meine Kollegen haben sehr schnell<br />

mitbekommen, dass ich HIV-positiv bin. Ein normales Arbeiten<br />

war so nicht mehr möglich“, sagt Mario Löscher. Kein Einzelfall,<br />

wie eine aktuelle, von der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung beauftragte Studie der Deutschen AIDS-<br />

Hilfe belegt.<br />

Der passionierte Koch ist<br />

zur Untätigkeit verdammt<br />

Diese zeigt, dass 61 Prozent der befragten HIV-Positiven<br />

ihre Infektion am Arbeitsplatz verschweigen – häufig aus Angst<br />

vor Benachteiligung. Eine Befürchtung, die nicht unbegründet<br />

ist, haben 77 Prozent der befragten Menschen mit HIV <strong>im</strong> Jahr<br />

vor der Erhebung Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>im</strong> Alltag erlebt.<br />

Auch zuhause findet Mario Löscher keinen Rückhalt. Vielmehr<br />

ist er auch dort nur mit weiteren Vorurteilen konfrontiert.<br />

Von seinen Eltern wird er regelrecht isoliert. „Ich hatte<br />

8 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Portraits<br />

„Ich bin Koch aus Leidenschaft“: Im Estragon kann Mario Löscher endlich wieder das tun, was er am liebsten<br />

macht: Am Herd stehen und eigene Gerichte kreieren. Fotos: AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V.<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 9


Portraits<br />

mein eigenes Geschirr, darauf war mit wasserfestem Stift mein<br />

Name geschrieben.“ Dieses durfte sonst niemand benutzen.<br />

Seine Wäsche wurde gesondert gewaschen.<br />

Mario Löscher bricht seine Zelte in Nürnberg ab. „Ich<br />

konnte so nicht mehr leben und musste erstmal weg“, sagt<br />

er. „Was willst du jetzt eigentlich“ – diese Frage habe er sich<br />

<strong>im</strong>mer wieder gestellt. „Es fehlt einem ja erstmal nichts, man<br />

hat nur die Diagnose.“ Mario Löscher schiebt seine Erkrankung<br />

in den Hintergrund. Er beginnt seine kulinarische Erfahrungsreise,<br />

die ihn bis an die äußersten Grenzen seiner Belastbarkeit<br />

führt. Zunächst verdingt sich Mario Löscher als<br />

Küchenhilfe, Saisonkraft und Beikoch. In München beendet<br />

er die angefangene Ausbildung schließlich doch. Erfolgreich.<br />

Seine Erkrankung macht er in dieser Zeit nie zum Thema. Er<br />

hat sie für sich selbst ausgeblendet. „Ich habe keinen Gedanken<br />

mehr an den Virus verschwendet, ihn nach einer gewissen<br />

Zeit nicht einmal mehr akzeptiert. Er war für mich<br />

schlichtweg nicht existent.“<br />

Mario Löscher funktioniert, wie man funktionieren muss,<br />

um erfolgreich in der Gastronomie zu sein. Er gibt Vollgas, hält<br />

dem Leistungsdruck stand, weil er merkt, dass es funktioniert.<br />

„Für mich war es kein Problem, 14 Stunden zu arbeiten, sechs<br />

Tage in der Woche, ohne Pause.“ Lange Zeit geht es gut. Bis<br />

der Punkt erreicht ist, an dem sein Körper die Notbremse<br />

zieht. Mario Löscher erleidet einen Zusammenbruch, sein<br />

Leben hängt am seidenen Faden.<br />

„Meine <strong>Werte</strong> waren katastrophal“, sagt er. Mario Löscher<br />

bekommt eine doppelseitige Lungenentzündung, liegt lange<br />

Zeit <strong>im</strong> Krankenhaus. Dazu kommen psychische Probleme.<br />

Kein Mitleidsbonus: <strong>Das</strong> Estragon will mit Qualität überzeugen. Mit Erfolg, es hat sich<br />

den Ruf eines Feinschmeckerlokals erworben. 2007 wurde das Restaurantprojekt von<br />

der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet.<br />

Mit dem schwindenden Traum verliert Mario Löscher zunehmend<br />

auch seinen Lebensmut. „<strong>Das</strong> war wie ein Strudel, der<br />

einen <strong>im</strong>mer weiter nach unten zieht“, sagt er. Die finanzielle<br />

Lage verschärft sich, die Tagesstruktur geht verloren. „<strong>Das</strong><br />

Schl<strong>im</strong>mste war, dass ich nicht mehr in meinem geliebten<br />

Beruf arbeiten konnte.“ Der passionierte Koch ist zur Untätigkeit<br />

verdammt.<br />

Fragen nach der Zukunftsgestaltung<br />

<strong>im</strong> Fokus<br />

Sein Arzt macht Mario Löscher klar, dass er seine Leistung<br />

entweder komplett zurückfahren und mit einer Therapie beginnen<br />

muss oder das nächste Silvester nicht erleben wird.<br />

„Dann hat es bei mir <strong>im</strong> Kopf Klick gemacht, so lebensmüde<br />

war ich dann doch nicht.“ Er beschließt seinem Körper die<br />

nötige Ruhe zu geben. Es beginnt ein langer, steiniger Weg.<br />

Mario Löscher kehrt zurück nach Nürnberg, fängt bei null<br />

an. Ohne eigene Wohnung, ohne ein soziales Umfeld, ohne<br />

Kontakt zu den Eltern. Halt findet Mario Löscher bei der AIDS-<br />

Hilfe. Dort engagiert er sich ehrenamtlich. Und er lernt Helmut<br />

Ehrhardt kennen. Genau zur richtigen Zeit. Im Jahr 2005.<br />

Helmut Ehrhardt, der seit 1994 bei der AIDS-Hilfe tätig ist,<br />

kommt selbst aus der Gastronomie. Er ist gelernter Hotelfachmann<br />

und initiiert zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit<br />

Kollegen das Restaurantprojekt Estragon.<br />

„Der Grund war, dass sich das Bild des Immunschwächevirus<br />

verändert hatte“, sagt der 39-jährige Nürnberger Helmut<br />

Ehrhardt. Durch neue Therapien ging es vielen Betroffenen zunehmend<br />

besser und auch die Lebenserwartung<br />

stieg deutlich an. Heute leben nahezu<br />

doppelt so viele Menschen mit HIV bzw.<br />

AIDS in Deutschland, als noch vor 15 Jahren.<br />

Dadurch haben sich auch die Aufgaben der<br />

Beratungsstellen gewandelt. „Vielen unserer<br />

Klienten ging es dank der neuen Therapiemöglichkeiten<br />

besser und sie haben vermehrt<br />

nach neuen Aufgaben oder einer Beschäftigungsmöglichkeit<br />

gesucht.“ Standen<br />

in den Beratungsstellen einst die Themen<br />

Sterben, Tod und Trauer <strong>im</strong> Fokus, waren es<br />

nun Fragen nach der Zukunftsgestaltung.<br />

„Die meisten unserer Klienten waren schon<br />

lange Zeit <strong>im</strong> Arbeitslosengeldbezug, in der<br />

Grundsicherung oder bereits verrentet. Demnach<br />

war uns klar, dass wir diese nicht ohne<br />

Weiteres wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

positionieren können, weil es auf diesem<br />

schlichtweg keine Chance auf passende Arbeitsplätze<br />

gibt“, sagt Helmut Ehrhardt. <strong>Das</strong>s<br />

es ein Beschäftigungsprojekt <strong>im</strong> gastronomi-<br />

10 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Portraits<br />

Bringt seine Erfahrung als gelernter Hotelfachmann<br />

ins Restaurant ein: Helmut<br />

Ehrhardt, Prokurist des Estragon, initiierte<br />

das Beschäftigungsprojekt 2005 gemeinsam<br />

mit Kollegen der AIDS-Hilfe.<br />

schen Bereich wurde,<br />

war schnell klar. „Fahrräder<br />

reparieren oder<br />

Kleidungsstücke<br />

nähen konnte niemand<br />

aus unserem<br />

Team, also haben wir<br />

gesagt, wir machen<br />

das, was wir wenigstens<br />

halbwegs können.“<br />

Dann geht alles<br />

schnell: Innerhalb von<br />

vier Monaten wird gemeinsam<br />

mit einer Sozialarbeiterin<br />

ein Konzept<br />

erstellt, ein passendes<br />

Lokal <strong>im</strong> Herzen<br />

Nürnbergs gefunden,<br />

renoviert und<br />

schließlich <strong>im</strong> Februar<br />

vor sieben Jahren eröffnet. In Eigenregie und mit viel ehrenamtlichem<br />

Engagement der späteren Mitarbeiter, denn der Start<br />

des Estragon fällt in eine Zeit, in der Beschäftigungsprojekte<br />

nicht <strong>im</strong> Fokus der Förderungen stehen. „Zudem waren wir zu<br />

klein, um Festanstellungen schaffen zu können, welche es wiederum<br />

ermöglicht hätten, anderweitig Gelder abzurufen.“<br />

Nach einem schwierigen Start entwickelt sich das Estragon<br />

zu einer kleinen Erfolgsgeschichte. Sind es in den Anfangszeiten<br />

gerade einmal fünf Gäste, die am Abend an den Tischen Platz<br />

nehmen, muss man heute lange <strong>im</strong> Voraus reservieren, um<br />

einen der begehrten 50 Plätze <strong>im</strong> Restaurant zu bekommen.<br />

„Wir wollen mit Qualität überzeugen und keinen Mitleidsbonus“,<br />

sagt Helmut Ehrhardt, der seine Erfahrung aus der Branche<br />

als Prokurist in das Projekt einbringt. <strong>Das</strong> Konzept geht auf.<br />

Im Jahr 2007 wird das Projekt von der Initiative „Deutschland<br />

– Land der Ideen“ ausgezeichnet. Darauf, dass die Gäste nicht<br />

aufgrund des Sozialtouchs kommen, ist Helmut Ehrhardt besonders<br />

stolz. Mittlerweile hat sich das Restaurant den Ruf eines<br />

richtigen Feinschmeckerlokals erworben.<br />

Aus den anfänglich fünf Projektteilnehmern wurden mittlerweile<br />

31, die gemeinsam mit acht Auszubildenden ein bisschen<br />

mehr als nur ein Restaurant auf die Beine stellen. Denn<br />

das Estragon bietet nicht nur Menschen in schwierigen Lebenslagen<br />

beruflich neue Perspektiven. Ein Rabattkartensystem<br />

ermöglicht es auch mit wenig Einkommen vergünstigt<br />

in den Genuss von gesunden, frischen und vitaminreichen<br />

Speisen zu kommen. Darüber hinaus können Klienten der lokalen<br />

AIDS-Hilfe seit Kurzem bis zu zehnmal <strong>im</strong> Jahr kostenlos<br />

<strong>im</strong> Estragon essen. Immer dann, wenn in akuten Notlagen<br />

gar kein Geld mehr vorhanden ist.<br />

Mehr als ein Job:<br />

Schritt zurück in den Alltag<br />

Daran, dass dies überhaupt möglich wurde, habe die Deutsche<br />

AIDS-Stiftung einen großen Anteil, sagt Helmut Ehrhardt.<br />

„Gerade in den Anfangszeiten hat uns die Stiftung hohe Beträge<br />

zugeschossen, um dieses Rabattsystem überhaupt anbieten zu<br />

können.“ Auch hinsichtlich der Qualifizierung und Schulung<br />

der HIV-positiven Mitarbeiter sei die Deutsche AIDS-Stiftung in<br />

finanzieller Hinsicht <strong>im</strong>mer eine große Hilfe gewesen.<br />

Und Schulungsbedarf gibt es großen. Die wenigsten der Mitarbeiter<br />

<strong>im</strong> Estragon kommen aus der Gastronomie, von einer<br />

abgeschlossenen Berufsausbildung ganz zu schweigen. Gemeinsam<br />

haben sie alle eines: Es ist eine bunte Mischung aus<br />

Menschen mit starken Vermittlungshemmnissen, die andernorts<br />

kaum eine Möglichkeit bekommen, sich zu beweisen.<br />

Denn nicht nur für Menschen mit HIV-Infektion bietet das<br />

Estragon einen ersten Schritt zurück in den Arbeitsalltag und<br />

darüber in einen strukturierten Alltag. „Wir haben in unserem<br />

Team auch Jugendliche mit Lernbehinderung, ehemalige Drogenabhängige<br />

oder Menschen, deren Lebensweg bisher aus<br />

anderen Gründen nicht in geordneten Bahnen verlaufen ist“,<br />

sagt Helmut Ehrhardt. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen<br />

und finden <strong>im</strong> Estragon eine sinnvolle Beschäftigung und<br />

damit eine neue Perspektive.<br />

Mehr Förderung, weniger Leistungsdruck<br />

Menschen wie Mario Löscher. Der passionierte Koch kann<br />

endlich wieder das tun, was er liebt. Als er gefragt wird, ob das<br />

Projekt nicht etwas für ihn sei, muss er nicht lange überlegen.<br />

Mithilfe des Projekts der AIDS-Hilfe schafft es Mario Löscher<br />

trotz der Krankheit in seinen erlernten Beruf zurückzukehren.<br />

12 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Portraits<br />

„Ich bin wieder Teil der Gesellschaft“, sagt Mario Löscher. Vorbei<br />

die Zeiten, in denen er tagelang nicht aus dem Haus ging,<br />

vorbei die Lethargie und Antriebslosigkeit. Besonders glücklich<br />

ist er darüber, dass er seine Krankheit nicht mehr verhe<strong>im</strong>lichen<br />

muss. „<strong>Das</strong> Versteckspiel hat ein Ende, diese Last<br />

ist endlich weg“, sagt er. Er kann sich mit seinen Kollegen austauschen.<br />

Statt Ablehnung trifft er auf Verständnis.<br />

20 bis 30 Stunden pro Woche arbeitet Mario Löscher <strong>im</strong><br />

Estragon, je nachdem, wie viel sein momentaner Gesundheitszustand<br />

zulässt. Im Restaurantprojekt kann er seinem<br />

Körper die benötigten Ruhepausen geben, ohne dabei um seinen<br />

Job fürchten zu müssen.<br />

Denn bei aller Perfektion und Professionalität gibt es <strong>im</strong><br />

Estragon Grenzen. „Wir nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse<br />

unserer Projektteilnehmer“, sagt Helmut Ehrhardt. Wenn sich<br />

ein Mitarbeiter während der Arbeitszeit nicht gut fühlt, weil<br />

er beispielsweise mit den Nebenwirkungen seiner HIV-Medikamente<br />

zu kämpfen hat, kann er sich eine Auszeit nehmen.<br />

„In der normalen Gastronomie ist das undenkbar, weil<br />

alles so eng getaktet ist, dass selbst normale Pausen oft<br />

schlichtweg unmöglich sind“, sagt Mario Löscher. Im Estragon<br />

bedeutet dagegen auch ein längerer Krankheitsausfall<br />

nicht das Aus. „Wenn ich krank werde, dann richtig. Nicht selten<br />

falle ich gleich längere Zeit aus“, sagt Mario Löscher. Im<br />

Estragon stellt man sich darauf ein. Anderswo bräuchte er<br />

schnell nicht wieder zu kommen. „Ich bin vielleicht nicht<br />

ganz so leistungsfähig, wie ein kerngesunder Mensch, dennoch<br />

kann und will ich etwas leisten.“<br />

<strong>Das</strong>s gerade dies <strong>im</strong>mer noch weitgehend verkannt wird,<br />

deckt sich mit den Erfahrungen von Helmut Ehrhardt. Einer<br />

der Hauptgründe, warum es Menschen mit einer HIV-Infektion<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer haben, sei jene verminderte<br />

Leistungsfähigkeit. Diese Rückmeldung bekomme er<br />

<strong>im</strong>mer wieder. „Da muss meiner Meinung nach mehr gefördert<br />

werden. Zudem muss sich gesellschaftlich etwas verändern.<br />

Der generelle Leistungsdruck in der Arbeitswelt, der<br />

auch gesunde Menschen <strong>im</strong>mer öfter an die Grenzen der Belastbarkeit<br />

bringt, muss verringert werden.“ Nicht zuletzt aufgrund<br />

dieser Erfahrungen hat sich auch die Zielsetzung des<br />

Restaurantprojekts geändert. Vom ursprünglichen Anspruch,<br />

alle Projektteilnehmer nach einer Verweildauer von rund<br />

einem Jahr wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren,<br />

hat man Abstand genommen. „Ein Teil schafft den Sprung in<br />

den ersten Arbeitsmarkt, wir sind aber zunehmend auch gefordert,<br />

Dauerarbeitsplätze zu schaffen“, sagt Helmut Ehrhardt.<br />

Auch für Mario Löscher ist der erste Arbeitsmarkt kein<br />

Thema mehr. „Da komme ich trotz aller Qualifikation nicht<br />

mehr rein“, sagt er. <strong>Das</strong> Resultat seines inzwischen offenen Umgangs<br />

mit der Infektion. „Es ist <strong>im</strong>mer noch ein Tabuthema. Man<br />

wird nach wie vor diskr<strong>im</strong>iniert.“ Zwar bekomme er selbstverständlich<br />

nie eine direkte Absage aufgrund seiner Erkrankung,<br />

„als Gründe werden stattdessen <strong>im</strong>mer die vermehrten<br />

Ausfalltage oder die verminderte Leistungsfähigkeit angeführt.“<br />

Eine Festanstellung ist auch für das Restaurantprojekt der<br />

AIDS-Hilfe nicht zu stemmen. Nur zwei Mitarbeiter und ein<br />

Auszubildender können derzeit frei finanziert werden. Alle anderen<br />

Beschäftigten sind über Maßnahmen oder Förderungen<br />

<strong>im</strong> Projekt. Was Mario Löscher bleiben sind seine 1,25<br />

Euro Gehalt pro Stunde, die er zusätzlich zu seinem Arbeitslosengeld<br />

II bekommt. Wenig zwar, doch mit der Entlohnung<br />

ist für ihn weit mehr verbunden.<br />

Der größte Wunsch:<br />

Weiterhin am Herd stehen<br />

„Für mich ist nur wichtig, dass ich am Herd stehen kann und<br />

etwas mache, wovon andere einen Nutzen haben“, sagt Mario<br />

Löscher. Sein einziger Wunsch: Weiterhin eigene Gerichte kreieren.<br />

„Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, wenn die Leute<br />

davon begeistert sind, dass sie etwas auf den Teller bekommen,<br />

was es vielleicht sonst nirgends gibt.“ Mario Löscher, das ist<br />

nicht der HIV-Positive, sondern der Koch aus Leidenschaft. ◆<br />

www.estragon-nuernberg.de, www.aidshilfe-nuernberg.de,<br />

www.aids-stiftung.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 13


Portraits<br />

Engagiert für und in der Region<br />

MAUSS-Daeschler-Stiftung unterstützt regionale Projekte aus u. a. Kunst, Kultur, Wissenschaft<br />

von Jennifer Kohlert<br />

Ein hochwertiges kulturelles Angebot ist ein Merkmal für die<br />

gehobene Lebensqualität in einer Stadt. Da aber Kunst und<br />

Kultur heute auf Unterstützung angewiesen sind, ist ein Engagement<br />

der ansässigen Wirtschaft notwendig. In Erlangen<br />

ist hier in besonderer Weise die MAUSS-Daeschler-Stiftung<br />

aktiv. Sie engagiert sich für und in der Region und hilft so, den<br />

Lebensstandard in Erlangen auf einem konstant hohen Niveau<br />

zu halten.<br />

Gegründet wurde die Stiftung <strong>im</strong> Jahr 2005 vom MAUSS-<br />

Inhaber Reinhard Daeschler. Der Fokus der Stiftungsarbeit<br />

liegt auf der Förderung regionaler Einrichtungen und Projekte<br />

aus den Bereichen Kunst,<br />

Kultur, Wissenschaft und<br />

Naturschutz. Die Spendengelder<br />

für die förderungswürdigen<br />

Einrichtungen<br />

Reinhard Daeschler (rechts), der bis<br />

2007 an der Spitze des Familienunternehmens<br />

MAUSS Bau Erlangen<br />

stand, erhielt bereits <strong>im</strong> Jahr 2008<br />

von Oberbürgermeister Dr. Siegfried<br />

Balleis die Bürgermedaille der Stadt<br />

Erlangen. Foto: glasow fotografie<br />

stammen aus den Zinserlösen<br />

des Stiftungskapitals,<br />

das bei der Gründung<br />

307.000 Euro betrug. Im<br />

Jahr 2008 wurde Reinhard<br />

Daeschler die Bürgermedaille<br />

der Stadt Erlangen<br />

verliehen. Zum Dank für<br />

diese Ehrung hat der Stiftungsgründer<br />

das Kapital<br />

um weitere 200.000 Euro<br />

auf 507.000 Euro erhöht. Zum 125-jährigen Jubiläum des Unternehmens<br />

MAUSS erhöhte Reinhard Daeschler 2012 das<br />

Stiftungskapital erneut: auf 1.000.000 Euro, was nun deutlich<br />

umfangreichere Zuwendungen ermöglicht.<br />

„In einer langfristigen, nachhaltigen Partnerschaft kann einiges<br />

mehr bewegt werden, als mit einer kurzfristigen Unterstützung“,<br />

erklärt Reinhard Daeschler die Spendenphilosophie<br />

der Stiftung. Aus diesem Grund werden Förderungen<br />

nur auf Basis einer fundierten Analyse des jeweiligen Projekts<br />

zugesagt. Schließlich übern<strong>im</strong>mt die Stiftung eine langfristige<br />

Partnerschaft – und damit auch viel Verantwortung. Nur durch<br />

eingehende Prüfung kann festgestellt werden, welches Projekt<br />

sich für eine langjährige Kooperation eignet. „Daher können<br />

wir kurzfristige Anfragen zumeist nicht berücksichtigen“,<br />

sagt Reinhard Daeschler. Im Herbst jeden Jahres wird entschieden,<br />

wie die Spendengelder verteilt werden.<br />

Seit Gründung der Stiftung wurden auf diesem Weg bereits<br />

123.000 Euro an verschiedene Einrichtungen gespendet.<br />

Unter den Begünstigten finden sich beispielsweise das Erlanger<br />

Musikinstitut e.V., der gVe (Gemeinnütziger Theater- und<br />

Konzertverein Erlangen) e.V. sowie die Kulturstiftung Erlangen,<br />

deren Kunstpreisvergabe unterstützt wurde. Die Spenden<br />

der Stiftung beschränken sich aber nicht nur auf Kunst<br />

und Kultur. So finden sich unter den Begünstigten auch Einrichtungen<br />

aus dem sozialen Bereich, wie beispielsweise das<br />

Zentrum für Selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben Behinderter e.V., das <strong>im</strong><br />

Jahr 2008 eine Spende erhielt. Mit jeder Spendenvergabe ist<br />

es das Anliegen der MAUSS-Daeschler-Stiftung, dazu beizutragen,<br />

dass es allen Erlangern ermöglicht wird, die hohe Lebensqualität<br />

der Stadt zu genießen. ◆<br />

www.mauss-bau.de


Portraits<br />

„Dein Einsatz<br />

ist auch mein Einsatz“<br />

Soldat sein betrifft die ganze Familie: Die Katholische Familienstiftung für Soldaten<br />

von Michael Kniess<br />

Wird meine Ehe die monatelange Trennung überstehen? Wird<br />

mich der Einsatz verändern? Komme ich heil und gesund<br />

nach Hause? Und wer hilft meinem Partner, den Kindern und<br />

meinen in die Jahre gekommenen Eltern <strong>im</strong> Alltag, während<br />

ich weg bin? – Fragen, die für Soldaten Teil des Alltags sind. Sie<br />

sind Teil ihres Berufs.<br />

Der Dienst in Uniform fordert von den Soldaten ein hohes<br />

Maß an Einsatz und Verantwortungsbereitschaft. Und die Belastungen<br />

steigen: Immer häufiger ist die Bundeswehr <strong>im</strong> Ausland<br />

<strong>im</strong> Einsatz, beinahe täglich werden Soldaten in Kampfhandlungen<br />

verwickelt. Selbst in Friedensmissionen kommen<br />

vermehrt Waffen zum Einsatz.<br />

Soldat sein ist kein Beruf wie jeder andere, er betrifft die<br />

ganze Familie. Dies hat häufig schwerwiegende Folgen: Monatelange<br />

Auslandseinsätze entfremden Eheleute sowie Eltern<br />

und Kinder voneinander. Traumatische Erlebnisse verletzen<br />

die Seele und können die Persönlichkeit verändern. Ängste<br />

vor Verwundung und Tod belasten nicht nur die Soldaten, sondern<br />

auch die Menschen, die sie lieben. Und wiederkehrende<br />

Versetzungen an andere Standorte reißen Familien aus ihrem<br />

sozialen Umfeld oder führen dazu, dass Partner und Familien<br />

sich nur selten sehen.<br />

Die <strong>im</strong> Mai 2012 gegründete Katholische Familienstiftung<br />

für Soldaten hilft den Soldaten dabei, jene besonderen beruflichen<br />

Herausforderungen mit ihrer Verantwortung in Beziehung,<br />

Ehe und Familie besser in Einklang bringen zu können.<br />

„Ehen und Familien von Soldaten müssen besonders stark<br />

sein, um die Bewährungsproben zu bestehen und ihren Kindern<br />

ein stabiles Zuhause zu bieten“, sagt Rainer Krotz, Geschäftsführer<br />

der Stiftung. „Denn jede Familie hat das Potenzial,<br />

glücklich zu werden. Es muss nur gestärkt werden.“<br />

Genau das leistet die kirchliche, unselbstständige Förderstiftung<br />

bürgerlichen Rechts, die unter dem Dach der vom Katholischen<br />

Militärbischof Franz-Josef Overbeck gegründeten<br />

Dachstiftung Katholische Soldatenseelsorge agiert. „Soldaten<br />

und deren Familien erhalten von der Stiftung unbürokratisch<br />

und konkret Hilfe, damit diese die berufsbedingten Herausforderungen<br />

gestärkt bestehen können“, sagt Rainer Krotz.<br />

Diese Angebote richten sich an alle Angehörigen der Bundeswehr,<br />

deren Partner und Verwandte.<br />

Drei Institutionen, die gemeinsam ihre<br />

Erfahrung und ihr Know-how einsetzen<br />

Forschungsvorhaben widmen sich den komplexen Auswirkungen,<br />

die Auslandseinsätze, Wochenendbeziehungen<br />

und existenzielle Ängste auf die Beziehung zwischen Partnern<br />

und Familienmitgliedern haben. <strong>Das</strong> so gewonnene Wissen<br />

bildet das Fundament für die Weiterbildung von Militärseelsorgern<br />

und für die Entwicklung wirksamer Unterstützungsangebote<br />

für Paare und Familien.<br />

Vor, während und nach belastenden Einsatz- und Trennungszeiten<br />

begleiten erfahrene Experten die Soldaten und<br />

deren Familien. Sie haben ein offenes Ohr für ihre Anliegen,<br />

helfen den Familienmitgliedern einander zu verstehen und<br />

über schwierige Themen zu sprechen. Die Angebote reichen<br />

von mehrtägigen Intensivkursen über die Begleitung <strong>im</strong> Einsatzgebiet<br />

bis zur Paar- und Familienberatung <strong>im</strong> Krisenfall.<br />

Familienwochenenden und Familienfreizeiten bieten Eltern<br />

und Kindern darüber hinaus gemeinsame Erlebnisse und stärken<br />

ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. „Bei Sport, Spiel und<br />

Spaß vertiefen Kinder ihr Vertrauen in Vater und Mutter, auch<br />

wenn diese als Soldaten nicht <strong>im</strong>mer bei ihnen sein können“,<br />

sagt Rainer Krotz.<br />

Die Stiftung unterstützt Soldatenfamilien auch dabei, Kontakt<br />

zu Gleichgesinnten zu finden und setzt sich anwaltschaftlich<br />

für ihre Interessen ein. „Damit tragen wir dazu bei,<br />

dass diese Familien Verständnis und gesellschaftliche Unter-<br />

16 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Portraits<br />

Soldat sein ist kein Beruf wie jeder andere, er betrifft die ganze<br />

Familie: Ehen und Familien von Soldaten müssen besonders stark<br />

sein, um die Bewährungsproben zu bestehen und ihren Kindern<br />

ein stabiles Zuhause zu bieten.<br />

stützung erfahren“, sagt Rainer Krotz. „Schließlich leisten Soldaten<br />

ihren Dienst für uns alle.“<br />

Um diese konkreten Hilfestellungen leisten zu können,<br />

haben sich in der Stiftung drei Institutionen zusammengefunden,<br />

die gemeinsam ihre Erfahrung und ihr Know-how<br />

einsetzen: die Katholische Militärseelsorge, die Katholische<br />

Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) und das<br />

Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft der Katholischen<br />

Universität Eichstätt-Ingolstadt. „Mit dieser einzigartigen<br />

Zusammenarbeit können Seelsorge, Hilfsprojekte und<br />

wissenschaftliche Forschung ineinander übergreifen und die<br />

besten Ergebnisse für die Familien erzielen“, sagt der frühere<br />

Generalinspekteur der Bundeswehr, General a.D. Wolfgang<br />

Schneiderhan, der Schirmherr der Stiftung.<br />

Unterstützung, damit Beziehungen<br />

nicht auseinanderbrechen<br />

Wege, um die Stiftungsarbeit sinnvoll zu unterstützen, gibt<br />

es viele. Mit einer Zuwendung in Höhe von 85 Euro kann man<br />

einer Familie oder einem Paar zu einer Familiencoachingsitzung<br />

verhelfen, in der die Teilnehmenden lernen, den Herausforderungen<br />

und Belastungen begegnen zu können.<br />

Mit einer Spende von 150 Euro<br />

ermöglicht man beispielsweise<br />

einer kinderreichen Soldatenfamilie<br />

einen Tag erholsamen Familienurlaub<br />

mit seelsorgerlicher<br />

Begleitung. „Die Familie erlebt<br />

dabei intensive Gemeinschaft<br />

und kann sichere Bindungen<br />

untereinander aufbauen, die<br />

auch über Zeiten der Abwesenheit<br />

tragen“, sagt Rainer Krotz.<br />

„Nach einem Einsatz hilft ein solcher<br />

Urlaub, wieder in den Alltag<br />

zu finden.“<br />

Mit 10 000 Euro kann man <strong>im</strong><br />

Unbürokratische und konkrete<br />

Hilfe: Die Angebote der<br />

Stiftung richten sich an alle<br />

Angehörigen der Bundeswehr.<br />

Rainer Krotz ist deren<br />

Geschäftsführer.<br />

Rahmen eines neunmonatigen Forschungsprojekts die Untersuchung<br />

spezifischer Fragestellungen unterstützen, so zum<br />

Beispiel die Erforschung, wie sich Ängste von Kindern <strong>im</strong><br />

Kontext von Einsätzen auswirken. Eine Unterstützung, die den<br />

Soldaten hilft, mit den drängenden Fragen umgehen zu können<br />

und eines nicht erleben zu müssen: dass ihre Beziehungen<br />

auseinanderbrechen. ◆<br />

www.katholische-familienstiftung.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 17


Portraits<br />

18 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Portraits<br />

Therapeut<br />

auf vier Pfoten<br />

Stiftung fördert Projekte mit Therapie- und Begleithunden<br />

von Klaus Schulz<br />

Bereits seit seiner frühen Kindheit hat Helmut Lindner Hunde<br />

als treue Begleiter erleben dürfen. Am 10. November des vergangenen<br />

Jahres ging für den Bankbetriebswirt und zertifizierten<br />

Stiftungsmanager ein lang gehegter Traum in Erfüllung:<br />

Er gründete seine eigene Stiftung, die staatlich anerkannte<br />

HundeHelfenHeilen-Stiftung.<br />

„Es hat mich sehr betroffen gemacht, dass emotional bedürftige<br />

Menschen von der Gesellschaft häufig alleine gelassen<br />

werden“, sagt Helmut Lindner. „Unsere schnelllebige Zeit<br />

ist geprägt von Profit und Stress. Aufgrund der veränderten<br />

Familiensituationen leiden inzwischen, neben älteren Menschen<br />

in Senioren- und Pflegehe<strong>im</strong>en sowie Menschen mit<br />

Behinderungen, auch <strong>im</strong>mer mehr Kinder und Jugendliche<br />

an großer Einsamkeit.“ Mit seiner Stiftungsgründung möchte<br />

Helmut Lindner dafür ein Bewusstsein schaffen und diesem<br />

Trend nachhaltig entgegen wirken.<br />

Durch die Förderung und Unterstützung von Besuchs- und<br />

Therapiehunden will die HundeHelfenHeilen-Stiftung die Lebensqualität<br />

von Menschen in Senioren- und Pflegehe<strong>im</strong>en<br />

deutlich verbessern, damit diese wieder mehr Lebensfreude<br />

erhalten. Die Hunde werden dabei zum „Seelsorger“, denn<br />

das Streicheln des Tieres ruft Erinnerungen an die Vergangenheit<br />

wach und bewirkt eine positive Grundst<strong>im</strong>mung.<br />

Auch gemeinsame Unternehmungen werden gefördert, beispielsweise<br />

mit kurzen Ausflügen gemeinsam mit dem Therapiehund.<br />

Bei bettlägrigen Patienten hilft das Streicheln des<br />

Tieres: Es gibt den schwerkranken Patienten emotionalen Halt<br />

und diese gewinnen wieder mehr Lebenskraft. Nicht zuletzt<br />

wirken die Hunde der Vereinsamung entgegen.<br />

Des Weiteren hat sich die HundeHelfenHeilen-Stiftung das<br />

Ziel gesetzt, behinderten und psychisch erkrankten Menschen<br />

wieder Mut zum Leben zu geben und auch deren Lebens-<br />

„Es hat mich sehr betroffen gemacht, dass emotional bedürftige<br />

Menschen von der Gesellschaft häufig alleine gelassen werden“:<br />

Mit seiner Stiftungsgründung möchte Helmut Lindner diesem<br />

Trend nachhaltig entgegen wirken. Foto: HundeHelfenHeilen-Stiftung<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 19


Portraits<br />

Aufs Lesen gekommen: Durch das „LeseHund-Projekt“ des Münchner Vereins Tiere-helfen-Menschen<br />

wird Kindern nicht nur Spaß am Lesen vermittelt, sondern sie bekommen vor allem auch<br />

eine große Portion Selbstvertrauen. Foto: Tiere-helfen-Menschen<br />

qualität zu erhöhen. Durch den regelmäßigen Kontakt mit den<br />

Hunden können physische und psychische Leiden gelindert<br />

werden. Der Körperkontakt zu den Tieren verstärkt die Sinneswahrnehmung<br />

und wirkt beruhigend und ausgleichend.<br />

Bei Kindern mit Mehrfachbehinderungen helfen die Therapiehunde,<br />

indem sie die Feinmotorik stärken und verbessern.<br />

Hunde helfen Heilen:<br />

Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten<br />

In Einrichtungen des Erziehungs- und Unterrichtswesens<br />

sollen zudem die soziale Entwicklung der Schüler verbessert<br />

und die Kommunikation der Schüler<br />

untereinander erhöht werden. Der<br />

„Schulhund“ gibt den Kindern emotionalen<br />

Halt und durch den Kontakt erhalten<br />

sie neues Selbstvertrauen. Die<br />

Tiere helfen auf diese Weise bei der Ausbildung<br />

der eigenen Persönlichkeit.<br />

Auch der Schulalltag wird bereichert.<br />

Durch die Anwesenheit des Hundes<br />

entsteht ein effektiveres und disziplinierteres<br />

Arbeiten <strong>im</strong> Klassenverband.<br />

Therapieeinsatz von<br />

Hunden ist nicht neu<br />

Der Hund sorgt dafür, dass Ängste abgebaut,<br />

Vertrauen aufgebaut, Zutrauen gewonnen<br />

und Gefühle ausgetauscht werden.<br />

Daneben können Verhaltensauffälligkeiten<br />

reduziert und die soziale Entwicklung<br />

der Schüler gefördert werden.<br />

Durch das Erlernen eines verantwortungsbewussten<br />

Umgangs mit dem<br />

Hund wird die Kommunikation der<br />

Schüler untereinander erhöht.<br />

„Die besonders positive Wirkung des Hundes auf Menschen<br />

jeden Alters wird heutzutage selbst wissenschaftlich nicht<br />

mehr in Frage gestellt“, sagt Helmut Lindner. „Es ist inzwischen<br />

belegt und allgemein anerkannt, dass die tiergestützte<br />

Therapie eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität zu<br />

Folge hat. Ebenso nachgewiesen sind die positiven Auswirkungen<br />

des Einsatzes von Besuchs- und Therapiehunden <strong>im</strong><br />

Schulalltag.“<br />

Der Einsatz von Tieren in Therapie und Pädagogik ist<br />

dabei nicht neu. Die Anfänge reichen weit in die Geschichte<br />

zurück. So berichten schon Florence Nightingale (1820 bis<br />

1910, Begründerin der modernen westlichen Kranken-


Portraits<br />

pflege) und John Locke (1632 bis<br />

1704, englischer Philosoph und Vordenker<br />

der Aufklärung) über die positive<br />

Wirkung von Tieren auf Menschen,<br />

vor allem auf Kinder und Jugendliche.<br />

„Ein Hund steigert das Wohlbefinden<br />

erheblich und erhöht spürbar<br />

die Lebensfreude. <strong>Das</strong> Tier begegnet<br />

einem Menschen <strong>im</strong>mer völlig wertfrei“,<br />

sagt Helmut Lindner. „Er ist ein<br />

Vermittler zwischen Menschen, ein<br />

Therapeut auf vier Pfoten und für<br />

viele ein unentbehrlicher Begleiter.“<br />

Hunde bringen Kindern<br />

Spaß am Lesen<br />

Hunde als „Seelsorger“: Durch die Förderung und<br />

Unterstützung von Besuchs- und Therapiehunden<br />

will die HundeHelfenHeilen-Stiftung die Lebensqualität<br />

von Menschen in Senioren- und Pflegehe<strong>im</strong>en<br />

verbessern..<br />

Foto: Therapiehunde Franken e.V.<br />

Derzeit ist die Stiftung neben<br />

ihren eigenen operativen Aktivitäten,<br />

zudem fördernd bei gemeinnützigen<br />

Vereinen engagiert. Darunter ist unter anderem<br />

das ehrenamtliche „LeseHund-Projekt“ des Vereins Tierehelfen-Menschen.<br />

Es bietet Schülern<br />

die Möglichkeit, wöchentlich kostenlos<br />

einem „LeseHund“ eine Geschichte<br />

vorzulesen. „Mein Sohn<br />

geht in die 3. Klasse. Er ist begeisterter<br />

Lesehunde-Fan, obwohl das<br />

Lesen nicht wirklich seine Stärke ist.<br />

Dadurch hat er Spaß am Lesen bekommen<br />

und vor allen Dingen eine<br />

große Portion Selbstvertrauen“, so<br />

ein Elternbericht.<br />

Zu den weiteren Kooperationspartnern<br />

zählen die Therapiehunde<br />

Franken e.V., die Streichelbande e.V.<br />

sowie der Tierschutzverein München<br />

mit seiner Stiftung. „Unser Anliegen<br />

ist es nicht nur Projekte <strong>im</strong><br />

gesamtbayerischen Raum zu fördern<br />

und auch selbst umzusetzen“, sagt<br />

Helmut Lindner. „Wir möchten<br />

zudem die Idee ‚Hunde <strong>im</strong> Therapieeinsatz‘<br />

in ganz Deutschland bekannter machen.“ ◆<br />

www.hundehelfenheilen-stiftung.de


Meldungen<br />

Familienentlastung wird<br />

groß geschrieben<br />

Die Bärenherz Stiftung fördert zwei<br />

Kinderhospize und ein Kinderhaus<br />

Philipp* war sechs Monate alt als er <strong>im</strong> Herbst 2012 <strong>im</strong> Kinderhospiz<br />

Bärenherz in Wiesbaden verstarb. Ein ähnlich<br />

schweres Schicksal teilten auch die Kinder der rund 200 Familien,<br />

die seit dem Jahr 2002 <strong>im</strong> Kinderhospiz Aufnahme gefunden<br />

haben. Für diese lebensverkürzend erkrankten und<br />

mehrfach-behinderten Kinder, die der dauerhaften medizinischen<br />

Pflege und interdisziplinärer Betreuung bedürfen, setzt<br />

sich die Bärenherz Stiftung ein. Sie unterstützt Einrichtungen<br />

für Familien mit Kindern, die unheilbar erkrankt sind und nur<br />

noch eine geringe Lebenserwartung haben.<br />

Die Bärenherz Stiftung fördert, größtenteils mit Spendengeldern<br />

sowie aus den Erlösen des Stiftungskapitals, derzeit<br />

die Kinderhospize in Wiesbaden, Markkleeberg bei Leipzig<br />

und ein Kinderhaus in Heidenrod-Laufenselden <strong>im</strong> Rheingau-<br />

Taunus-Kreis, eine Dauerpflegeeinrichtung für schwerstbehinderte<br />

und -kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.<br />

Familienentlastung spielt in den Einrichtungen eine besonders<br />

wichtige Rolle. Von der Betreuung der Geschwisterkinder<br />

bis hin zu Trauerwochenenden reicht das Angebot für<br />

die Familien. Für die drei Häuser, die nur zum Teil pflegesatzfinanziert<br />

sind, werden derzeit von der Stiftung pro Jahr rund<br />

zwei Millionen Euro ausgeschüttet, Tendenz steigend. Öffentliche<br />

Gelder gibt es keine.<br />

„Bärenherz hat uns ein Stück Lebensqualität zurückgebracht<br />

…“ – ein schönes Fazit einer betroffenen Mutter, die<br />

auf den Punkt bringt, was ein Kinderhospiz bieten möchte:<br />

Sterbenskranken Kindern einen menschenwürdigen Abschied<br />

aus dem Leben zu ermöglichen und den leidgeprüften<br />

Eltern liebevolle Beratung, ganzheitliche Entlastung, Beistand<br />

und Trost zu geben, von der Diagnose bis hin zum Tod<br />

des Kindes und darüber hinaus. Spendenkonto 70 700 bei der<br />

Wiesbadener Volksbank, BLZ 510 900 00. ◆<br />

* Name geändert<br />

www.baerenherz.de<br />

Jeder Antrag ein Schicksal<br />

75.000ste Hilfsanfrage an die<br />

Deutsche AIDS-Stiftung<br />

Man stelle sich alle abgehefteten Hilfsanfragen aus 25 Jahren<br />

Deutsche AIDS-Stiftung übereinander gestapelt vor – es wäre<br />

ein Aktenturm von 225 Metern Höhe. Zum Vergleich: der Kölner<br />

Dom ist 160 Meter hoch. In jedem Zent<strong>im</strong>eter und jedem<br />

einzelnen Antrag steckt ein Schicksal. Denn viele, die sich an<br />

die Stiftung wenden, haben gleich mehrere Päckchen zu tragen.<br />

Nicht selten ist Diskr<strong>im</strong>inierung und ein ständiges Verstecken<br />

der Krankheit eines davon, je nach Stadium der Infektion<br />

und Therapie belasten auch heftige körperliche Beschwerden<br />

den Alltag. Eine schwere Last ist <strong>im</strong>mer Gepäck der<br />

betroffenen Menschen, die sich an die Deutsche AIDS-Stiftung<br />

wenden: finanzielle Sorgen. Es fehlt deshalb nicht selten am<br />

Nötigsten zum Kochen, Schlafen oder für die Kinder. Mit ihrer<br />

finanziellen Unterstützung kann die Stiftung diese Menschen<br />

wenigstens erst einmal von einer ihrer Sorgen befreien. In diesem<br />

Jahr, in dem die Stiftung 25 Jahre alt geworden ist, hatten<br />

die Mitarbeiter die 75.000ste Hilfsanfrage in den Händen.<br />

Nicht nur zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember ist Solidarität<br />

mit betroffenen Menschen gefragt – und Spenden, damit die<br />

Deutsche AIDS-Stiftung möglichst vielen Männern und Frauen<br />

helfen kann. Spendenkonto 400 bei der Bank für Sozialwirtschaft<br />

Köln, BLZ 370 205 00. ◆<br />

www.aids-stiftung.de<br />

22 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Meldungen<br />

Hilfe für ehemalige Stubentiger<br />

Katzenschutzbund Köln sucht Unterstützer<br />

<strong>Das</strong> Ehepaar Dr. Elisabeth und Reiner Kunze mit Renate Braun (li.)<br />

und Dr. Hartmann Beck (re.)<br />

Stiftung hautnah<br />

Die Sparkasse Passau startet eine neue<br />

Veranstaltungsreihe zum Thema<br />

Stiftungen und Stiftergemeinschaft<br />

Die „Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung“ stand <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

der Veranstaltung „Stiftung hautnah“, zu der die Sparkasse<br />

Passau am 21. November in ihr „Beratungszentrum<br />

Neue Mitte“ geladen hatte.<br />

Reiner Kunze erzählte in bewegenden und sehr persönlichen<br />

Worten aus dem familiären Leben in der früheren DDR<br />

und den Gründen, die seine Gattin und ihn dazu bewogen,<br />

die „Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung“ als eine „Stätte der<br />

Zeitzeugenschaft und des Schönen“ zu gründen. Renate<br />

Braun, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau, moderierte<br />

die Gesprächsrunde mit Dr. Reiner Kunze.<br />

Im Jahr 2006 gründeten Dr. Elisabeth und Reiner Kunze die<br />

Stiftung um sicherzustellen, dass nach ihrem Tod die in ihrem<br />

Besitz befindlichen Bild-, Ton- und Schriftdokumente, Kunstwerke<br />

und andere Zeitzeugnisse, die Auskunft geben über das<br />

Leben <strong>im</strong> geteilten und wiedervereinigten Deutschland, in<br />

ihrem Haus in Erlau bei Passau der Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht werden können. In Dauerausstellungen sollen sie der<br />

Verklärung der Vergangenheit entgegenwirken und nachvollziehbar<br />

machen, woher die Kraft kam zu widerstehen.<br />

Mit der abschließenden halbstündigen Lesung, die einen<br />

Querschnitt aus seinem Werk wiedergab, bot Dr. Reiner Kunze<br />

den Besuchern einen emotionalen Höhepunkt am Veranstaltungsabend.<br />

Die Zuhörer dankten dem Schriftsteller mit lang<br />

anhaltendem Applaus. Bevor Dr. Reiner und Elisabeth Kunze<br />

den Abend bei Gesprächen ausklingen lassen konnten, erfüllte<br />

Dr. Kunze zahlreiche Signierwünsche mit sehr persönlichen<br />

Worten. (siehe auch Artikel auf Seite 55) ◆<br />

www.sparkasse-passau.de<br />

Sie leben auf Friedhöfen, Fabrikgeländen, in Hinterhöfen oder<br />

Schrebergärten – geschätzt 20.000 verwilderte Katzen gibt<br />

es allein in Köln. Meist sind es ehemalige Hauskatzen, entlaufen<br />

oder von ihren Besitzern ausgesetzt, sowie deren Nachwuchs.<br />

Sie sind hungrig, scheu, krank und verenden oft elendiglich.<br />

Leider sind <strong>im</strong>mer noch viele Menschen der Meinung,<br />

Katzen kämen auch ohne menschliche Hilfe zurecht.<br />

Hilfe leistet hier der Katzenschutzbund e.V. aus Köln, der<br />

allerdings kein eigenes Tierhe<strong>im</strong> betreibt, sondern die Tiere<br />

in Privathaushalten und Pflegestellen aufn<strong>im</strong>mt, bis neue Besitzer<br />

gefunden wurden. Per Tageszeitung, Mundpropaganda<br />

und auch über das Internet wird dann ein neues liebevolles<br />

He<strong>im</strong> für die Katzen gesucht. „Bei einer Vermittlung sind unsere<br />

Katzen in der Regel kastriert, tätowiert, ge<strong>im</strong>pft und<br />

selbstverständlich parasitenfrei“, sagt Cerstin Heinrichs, 2. Vorsitzende<br />

des Vereins. Der Verein bittet herzlich um Spenden<br />

für Tierarzt- und Futterkosten: Spendenkonto 554461000 bei<br />

der Kölner Bank eG, BLZ 37160087. ◆<br />

www.katzenschutzbund-koeln.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 23


Meldungen<br />

Fördermittelführer 2013<br />

Neue erweiterte und aktualisierte Ausgabe<br />

des Förderlotse-Verlags erschienen<br />

Schwertkampf-Workshop für Menschen mit Handicap<br />

Kampfkunst trotz Handicap<br />

Spendenerlöse von Kampfkunst-Benefiz-<br />

Seminaren ermöglichen kostenloses<br />

Training für Menschen mit Handicap<br />

Der Nürnberger Sportverein ZANCHIN-Kampfkunst e.V. organisierte<br />

am 3. November 2012 sein fünftes Kampfkunst-<br />

Benefiz-Seminar. Über fünfzig Kampfkunst-Begeisterte kamen<br />

und „kämpften“ sich einen Tag lang durch unterschiedliche<br />

Kampfkunst-Workshops mit japanischer, europäischer und<br />

chinesischer Schwertkunst. Aber auch das sanfte Taichi, die<br />

wirbelnde philippinische Stockkampfkunst Escr<strong>im</strong>a und Ju-<br />

Jitsu standen auf dem Programm. Die Teilnahme am Seminar<br />

war kostenlos – als „Gegenleistung“ wurde gern gespendet.<br />

Die Spendenerlöse ermöglichen das gebührenfreie Kampfkunst-Training<br />

für Menschen mit Handicap, das ZANCHIN<br />

Kampfkunst e.V. in Kooperation mit Nürnberger Behinderteneinrichtungen<br />

anbietet. Denn fast jeder Mensch mit Handicap<br />

ist in der Lage, eine Kampfkunst zu erlernen. Be<strong>im</strong> Regenschirm-Taichi<br />

liegt der Trainingsschwerpunkt <strong>im</strong> Erlernen<br />

von Selbstverteidigungsmethoden.<br />

Die Partnerübungen sind bei allen Angeboten ein wichtiger<br />

Bestandteil der Trainingsstunden, zusätzlich zum Vermitteln<br />

der einzelnen Bewegungen und Techniken. Kampfkunst-Training<br />

ist nicht nur eine interessante Abwechslung<br />

zur Monotonie des Alltags, sondern auch ein Weg zu lernen,<br />

Schwächen und Schwierigkeiten als Herausforderung und<br />

nicht als unüberwindbare Hindernisse zu erleben. Be<strong>im</strong><br />

Üben stößt man oft an seine persönlichen Grenzen und<br />

muss sich mit seiner Behinderung auseinandersetzen. Dabei<br />

erwirbt man die Fähigkeit, sich klar und realistisch einzuschätzen<br />

und sich trotz seiner Einschränkungen anzunehmen.<br />

Man lernt, die eigenen Stärken einzusetzen und schafft<br />

es so, sein Ziel zu erreichen. ◆<br />

www.zanchin.de<br />

Für den Fördermittelführer wurden<br />

von Experten über 1.800 Finanzierungsquellen<br />

auf die Wichtigkeit<br />

für den gemeinnützigen Bereich<br />

geprüft. Die dabei ausgewählten<br />

Ausschreibungen werden<br />

in praktischer Steckbriefform dargestellt.<br />

58 Förderinstitutionen<br />

und 70 Finanzierungsmöglichkeiten<br />

– davon 40 Förderprogramme<br />

– wurden neu in das Nachschlagewerk<br />

aufgenommen. Erstmals wurden auch die 30 wichtigsten<br />

Förderpreise und Förderwettbewerbe für den gemeinnützigen<br />

Bereich in Deutschland berücksichtigt.<br />

Förderlotse Fördermittelführer 2013 für gemeinnützige<br />

Organisationen und Projekte, Hardcover, 272 Seiten, ISBN<br />

Nummer: 978-3-9814394-4-1, Preis: 68,00 Euro. ◆<br />

www.foerdermittelfuehrer.de<br />

Unter allen „<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>“-Lesern verlosen wie drei Exemplare<br />

des neuen Fördermittelführers. Interessierte melden sich<br />

bitte bis 12.12.2012 per E-Mail unter info@werte-<strong>stiften</strong>.de.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Handicap International<br />

Thomas Schiffelmann übern<strong>im</strong>mt Marketingleitung<br />

der humanitären Hilfsorganisation<br />

Der 34-jährige Diplom-Kaufmann und erfahrene Nonprofit-<br />

Management-Experte Thomas Schiffelmann ist seit Anfang Juli<br />

Leiter der Marketingabteilung der humanitären Hilfsorganisation<br />

Handicap International in Deutschland. Die französische<br />

Organisation mit Hauptsitz<br />

in Lyon setzt sich in über 60 Ländern<br />

mit mehr als 300 Projekten<br />

insbesondere für Menschen mit<br />

Behinderung ein. Präventionsund<br />

Rehabilitationsmaßnahmen<br />

fördern deren Autonomie und<br />

echte Integration in die Gesellschaft<br />

für ein aufrechtes Leben. ◆<br />

www.handicap-international.de<br />

24 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Meldungen<br />

„Eine Chance für Kinder“<br />

mit neuer Schirmherrin<br />

Fernsehmoderatorin Gabi Bauer<br />

übern<strong>im</strong>mt Amt von von Bettina Wulff<br />

Stifter und Preisträger bei der feierlichen Preisverleihung des Kroschke<br />

Förderpreises „Beispielhafte Hilfe für kranke Kinder“ in Braunschweig.<br />

Foto: Kroschke Stiftung/Susanne Hübner<br />

15.000 Euro Preisgelder<br />

vergeben<br />

Projekt Fuge erhält Kroschke Förderpreis<br />

Feierliche St<strong>im</strong>mung herrschte bei der 9. Verleihung des<br />

Kroschke Förderpreises „Beispielhafte Hilfe für kranke Kinder“.<br />

Rund 250 Besucher waren in die 800 Jahre alte St. Martini<br />

Kirche am Braunschweiger Altstadtmarkt gekommen, um<br />

die Preisverleihung zu verfolgen. Der mit 10.000 Euro dotierte<br />

Förderpreis ging in diesem Jahr an das Bremer Projekt Fuge,<br />

Familienassistenz in Familien mit chronisch kranken Kindern<br />

der Kinder- und Jugendhilfe Bremen. Ausgebildete, ehrenamtliche<br />

Helfer unterstützen bei diesem Projekt Familien mit<br />

chronisch kranken Kindern bei<br />

der Umsetzung der medikamentösen<br />

Therapie und bei der<br />

Bewältigung des Alltags. Die<br />

beiden Anerkennungspreise in<br />

Höhe von je 2.500 Euro wurden<br />

dem Verein „Anderes<br />

Sehen“ aus Berlin verliehen<br />

und dem Verein „Große Hilfe<br />

für kleine Helden“ aus Heilbronn.<br />

In einer Talkrunde, moderiert<br />

von Stiftungs-Geschäftsführer<br />

Gerd-Ulrich Hartmann,<br />

hatten die Gewinner Gelegenheit,<br />

Arbeitsweise und Ziele<br />

ihrer Projekte vorzustellen. ◆<br />

www.kinderstiftung.de<br />

www.afj-jugendhilfe.de<br />

www.anderes-sehen.de<br />

www.grosse-hilfe.de<br />

Die ARD-Fernsehmoderatorin<br />

Gabi Bauer ist neue Schirmherrin<br />

der Stiftung „Eine Chance<br />

für Kinder“ in Hannover. Sie tritt<br />

die Nachfolge von Bettina Wulff<br />

an. Die Ehefrau des früheren<br />

Bundespräsidenten Christian<br />

Wulff hatte das Amt von 2008 an<br />

inne. Die <strong>im</strong> Jahr 2000 gegründete<br />

Stiftung will Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung<br />

verhindern. Unter dem Leitwort „Stark machen für<br />

die Schwächsten“ konzentrierte sie sich laut eigenen Angaben<br />

auf Einsatz und Qualifikation von Familienhebammen.<br />

Diese betreuen Frauen und Familien in besonders belasteten<br />

Lebenssituationen bis zum ersten Geburtstag der Kinder.<br />

„Ich möchte dazu beitragen, dass möglichst viele Kinder<br />

von Anfang an gesund in ihren Familien aufwachsen können“,<br />

so Gaby Bauer. Als Mutter von Zwillingen wisse sie, wie viel<br />

Kraft in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt<br />

nötig sei, um Säuglingen gerecht zu werden. Deshalb müssten<br />

Mütter und Väter stark gemacht werden für einen liebevollen<br />

Umgang mit dem Nachwuchs. ◆<br />

www.eine-chance-fuer-kinder.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 25


Aktuelles<br />

Mit einer soliden Ausbildung in Schulen und in der Vorbereitung<br />

auf den Beruf, kann man die Zukunft von Kindern<br />

und Jugendlichen auf ein solides Grundgerüst stellen.<br />

Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />

Fürth schüttet über 39.250 Euro aus<br />

Die vor sechs Jahren gegründete Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth lässt<br />

zahlreiche Institutionen aus der Region von ihren Erträgen profitieren<br />

Am 20. November wurden bei der Sparkasse Fürth wieder die<br />

Erträge der Stiftergemeinschaft ausgeschüttet. Die Stiftungen<br />

von Dietmar und Margit Rothe, Eva Maria Popper und Luise<br />

Beck unterstützen die Gesellschaft zur Förderung des Klinikums<br />

Fürth, die Rolf Mergenthaler Stiftung die Kinder- und<br />

Jugendklinik Fürth, die Hildegard und Hans-Georg Mathias<br />

Stiftung das Stadtmuseum Fürth und die Peter und Else Wirl<br />

Stiftung die Fürther Tafel.<br />

Stiftungen deren Gründer anonym bleiben möchten, bedachten<br />

den Patriarchalischen Orden vom Heiligen Kreuz zu<br />

Jerusalem, die Altstadtfreunde Nürnberg, die Katholische Kirchenstiftung<br />

St. Johannes in Oberasbach, den Landeskirchlichen<br />

Gemeinschaftsverband e. V., den Markt Roßtal und die<br />

Stadt Oberasbach für Jugendarbeit, Besonders begabte Kinder<br />

e.V. und die Stiftung „Der Schülercoach“. Aus Themenstiftungen<br />

wurden die Kinderarche Fürth gGmbH und das<br />

Kinderhe<strong>im</strong> St. Michael begünstigt. „Die Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Fürth ist keine Stiftung der Sparkasse, sondern<br />

sie besteht aus einzelnen Namens- oder Themenstiftungen unserer<br />

Kunden“, betonte Hans Wölfel, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums<br />

ausdrücklich. „Mit der Errichtung einer Stiftung<br />

in eigenem Namen kann jede gemeinnützige, mildtätige<br />

oder kirchliche Institution unterstützt werden. Die Stiftergemeinschaft<br />

bietet den Stiftern die Möglichkeit, gemeinnütziges<br />

Wirken individuellen Interessen und Bedürfnissen anzupassen.<br />

Dabei ist von Vorteil, dass Stifter den geförderten Zweck ihren<br />

Lebensumständen entsprechend verändern können“, berichtete<br />

Horst Ohlmann von der Deutschen Stiftungstreuhand AG<br />

in Fürth. Bereits mit Beträgen ab 25.000 Euro kann eine Stiftung<br />

schon zu Lebzeiten in eigenem Namen errichtet werden.<br />

Auch die Änderungen verbesserten Abzugsmöglichkeiten <strong>im</strong><br />

Bereich der Einkommensteuer machen die Gründung einer Stiftung<br />

überlegenswert.<br />

Der Schulleiter der Martin-Segitz-Schule (Staatliche Berufsschule<br />

III) kommentierte: „Wir können endlich für unsere Kfz-<br />

Lehrwerkstatt ein neues Analysegerät zur Kfz-Mechatroniker-<br />

26 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Ausbildung anschaffen. Für unser altes gibt es keinerlei Software-Updates<br />

mehr. Unsere Lehrkräfte bilden in diesem Bereich<br />

<strong>im</strong>merhin 300 Lehrlinge aus, die auf dem neuesten Stand der<br />

Technik sein müssen. Außerdem fließt ein Teil des Geldes in<br />

soziale Projekte, die z. B. die Teamfähigkeit unserer Berufsschüler<br />

fördern soll.“ Die Martin-Segitz-Schule bildet junge<br />

Menschen in den Bereichen Elektrotechnik, IT-Technik, Medientechnik<br />

und Metalltechnik aus. In der Ottostraße in Fürth<br />

werden rund 1.700 Schülerinnen und Schüler, insbesondere<br />

aus der Stadt und dem Landkreis Fürth, unterrichtet.<br />

Gemeinsam helfen wir Kindern<br />

in Stadt und Landkreis Fürth<br />

mit der Stufenzins-Stifteranleihe<br />

Unter dem Slogan „Ein Geschenk, das allen Freude<br />

macht!“ hat die Sparkasse Fürth wieder Ihre beliebte Stufenzins-Stifteranleihe<br />

aufgelegt. Bis 21.12.2012 können sich Interessierte<br />

hieran beteiligen. Dabei werden pro 1.000 Euro<br />

Anlagesumme 3 Euro an die Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />

Fürth überwiesen und zwischen den nachfolgend genannten<br />

sechs Stiftungen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen<br />

in Stadt und Landkreis Fürth aufgeteilt:<br />

Kinderhe<strong>im</strong> St. Michael. Nicht alle Kinder haben die Wurzeln,<br />

die sie brauchen, um sich – wie ein Baum – zu entwickeln und<br />

zu ihrer eigenen Stärke finden zu können. Ihnen fehlt die familiäre<br />

Sicherheit. Gerade diese Jungen und Mädchen brauchen<br />

dringend Geborgenheit und Rückhalt. Zum Beispiel <strong>im</strong><br />

Kinderhe<strong>im</strong> St. Michael. Die Kosten der Unterbringung werden<br />

staatlich über Mittel der Jugendämter finanziert. Diese reichen<br />

jedoch bei weitem nicht aus, um ein familienähnliches<br />

Leben zu gestalten: mit Geschenken, Ausflügen oder Feiern.<br />

Hinzu kommen dringend notwendige Neubau- und Sanierungsmaßnahmen.<br />

Hier ist das Kinderhe<strong>im</strong> auf Spenden und<br />

Stiftungszuwendungen angewiesen, um diese Einrichtung<br />

auch weiterhin als Zufluchtsort in unserer Region zu erhalten.<br />

Kinderarche Fürth. Die Familie, wie wir sie uns als Idealbild<br />

vorstellen, existiert kaum noch. Hierfür sind gesellschaftliche<br />

Veränderungen, individuelle Voraussetzungen aber auch der<br />

Verlust der Generationen-Gemeinschaft verantwortlich. Ein<br />

harmonisches Familienleben ist durch den alltäglichen Stress<br />

<strong>im</strong>mer schwerer zu realisieren. Grundlegende Bedürfnisse unserer<br />

Kinder nach Zuwendung und Begleitung werden mittlerweile<br />

viel zu oft hinten angestellt. Die Folge sind: familiäre<br />

Konflikte und Entwicklungsdefizite bei den Heranwachsenden.<br />

Hier bietet die Kinderarche akute und auch langfristige<br />

Unterstützung an. Ziel der Stiftung Kinderarche Fürth ist es,<br />

die wichtige Arbeit dieser Einrichtung zu unterstützen und<br />

auszubauen.


Aktuelles<br />

Landkreis-Stiftung Fürth. Etwas von dem weitergeben,<br />

was man <strong>im</strong> Leben erhalten hat, gesellschaftliche<br />

Verantwortung übernehmen<br />

und damit ein persönliches Andenken an die<br />

Nachkommen schaffen. Als Stifter und Spender<br />

kann man aus den Erträgen der Zuwendung<br />

zu fördernde Einrichtungen individuell<br />

best<strong>im</strong>men oder auch persönlich repräsentieren<br />

– z. B. bei der Überreichung eines<br />

Schecks an die geförderte Einrichtung oder<br />

durch Mitwirkung <strong>im</strong> Stiftungsrat. Die Landkreis-Stiftung<br />

Fürth wirkt in der He<strong>im</strong>at mit<br />

Förderschwerpunkten für gemeinnützige Projekte<br />

von Jugend und Familie.<br />

Foto: Sparkasse Fürth<br />

Hans Wölfel (Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Fürth) freut sich gemeinsam mit<br />

Dr. Thomas Jung (Oberbürgermeister der Stadt Fürth), Matthias Dießl (Landrat des Landkreises<br />

Fürth), Horst Ohlmann (Vorstandsvorsitzender DT Deutsche Stiftungstreuhand AG)<br />

und Vertretern der begünstigten Einrichtungen bei der Überreichung der Spendenschecks.<br />

Fürther Stiftung für Menschen mit Down-<br />

Syndrom.Alle 800 Geburten kommt ein Kind<br />

mit Down-Syndrom zur Welt. In Deutschland<br />

leben rund 50.000 Menschen mit Down-Syndrom,<br />

in Europa 350.000 und weltweit<br />

5.000.000. Die Fürther Stiftung für Menschen mit Down-<br />

Syndrom sammelt Kapital für den langfristigen Unterhalt der<br />

Thomas-Benjamin-Kinle-Beratungsstelle und möchte sicher<br />

stellen, dass die Menschen dort auch in Zukunft Rat und Begleitung<br />

finden. Die Thomas-Benjamin-Kinle-Beratungsstelle<br />

ist seit 2010 geöffnet. Sie steht Menschen mit Down-Syndrom<br />

und ihren Familien offen. Ziel ist es, Eltern zu stärken und<br />

ihnen zu vermitteln, dass sie das Leben mit einem betroffenen<br />

Kind bewältigen können Sie hilft bei der Diagnosebewältigung,<br />

in Krisen- oder Überlastungssituationen. Begleitet<br />

Menschen bis es ihnen wieder besser geht. Hilft auch dann,<br />

wenn sich die verletzte und belastete Seele über chronische<br />

Beschwerden an die Oberfläche meldet.<br />

Stiftung „Der Schülerchoach“ nach dem „Cadolzburger Modell“.<br />

Um Schüler auf den richtigen Weg zu bringen ist heutzutage<br />

weitaus mehr gefragt als bloße Nachhilfe. Mangelnde<br />

Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Schulabbruch und fehlende<br />

Perspektiven der Jugendlichen haben sich zu gesellschaftlichen<br />

Problemen entwickelt. Bei dieser Stiftung steht die Wegbegleitung<br />

der Kinder und Jugendlichen nach dem dreigliedrigen<br />

„Cadolzburger Modell“ <strong>im</strong> Vordergrund: Persönlichkeit<br />

– Schule – Beruf. Ein Coach steht seinem Schützling (Schülerinnen<br />

und Schülern ab der 7. Klasse) bei der persönlichen<br />

Entfaltung und in allen Lebensbereichen zur Seite.<br />

Begabtenförderung Fürth. Diese Stiftung fördert begabte Kinder<br />

in Stadt- und Landkreis Fürth. Zweck der Stiftung ist die Erkennung<br />

und Förderung besonders begabter Kinder und Jugendlicher<br />

<strong>im</strong> kommunalen Bildungswesen, wobei unter Begabung<br />

nicht nur kognitive, sondern auch musischkreative, handwerklich-technische<br />

und soziale Begabungen zu verstehen sind.<br />

Spendenkonto 9 953 563 für Stiftungen der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Fürth, BLZ 762 500 00. ◆<br />

www.die-stifter.de, www.sparkasse-fuerth.de


Aktuelles<br />

Kein Kind darf verloren gehen<br />

Entdecken, entwickeln, fördern: Die Stiftung Persönlichkeit will<br />

Kinder zu vielfältigen Persönlichkeiten machen<br />

von Michael Kniess<br />

„Für uns war schon <strong>im</strong>mer klar, dass wir uns <strong>im</strong> Kinder- und<br />

Jugendbereich engagieren müssen, wenn wir an der Gesellschaft<br />

nachhaltig etwas ändern wollen“, sagt Helmut Gierse.<br />

„Wenn man wirklich etwas zum Positiven verändern möchte,<br />

dann muss man den Teufelskreis durchbrechen, dass Kinder<br />

in dieselben Fußstapfen treten, wie ihre Eltern.“ Eine Idee,<br />

die Helmut Gierse und seine Frau Gerlinde schon seit Studentenzeiten<br />

mit sich herumtragen. Eine Überzeugung, die<br />

beide 2007 schließlich zu Stiftern machte. Sie gründeten die<br />

Stiftung Persönlichkeit.<br />

Kinder- und Jugendprojekte fördern, das ist das Anliegen<br />

der Stiftung. Die Idee hinter dem Engagement: Kindern einen<br />

bunten Strauß an Erfahrungen aus den Bereichen Musik, Theater,<br />

Kunst und Sport anzubieten, damit diese sich zu vielfältigen<br />

Persönlichkeiten entwickeln können. Von der Wichtigkeit<br />

einer vielseitig ausgeprägten Persönlichkeit ist der Diplom-<br />

Ingenieur nicht zuletzt aufgrund von 37 Jahren Industrieerfahrung,<br />

davon 32 bei Siemens zuletzt als Vorsitzender des<br />

Heute an morgen denken: „Für uns war schon <strong>im</strong>mer klar, dass wir uns <strong>im</strong> Kinder- und Jugendbereich<br />

engagieren müssen, wenn wir an der Gesellschaft nachhaltig etwas ändern wollen“, sagt Stiftungsgründer<br />

Helmut Gierse (Mitte). Foto: Peter Roggenthin<br />

Bereichs Automation and Drives, überzeugt. „Während meines<br />

gesamten Berufslebens konnte ich <strong>im</strong>mer wieder feststellen,<br />

dass Menschen, die ihre Kraft nicht nur aus deren<br />

Fachgebieten, sondern auch aus anderen Bereichen schöpfen<br />

können, ein Team, das unter höchstem Druck arbeiten muss,<br />

viel stärker machen, als solche, die nur exzellente Ingenieure<br />

oder exzellente Finanzfachleute sind“, sagt Helmut Gierse. „Es<br />

ist natürlich einfacher diese Vielfalt einem jungen Menschen<br />

zu vermitteln, als einem 50-Jährigen.“<br />

Nach dem Anstoß folgten das finanzielle und persönliche<br />

Engagement. Seit Mitte 2010 fördert die Stiftung beispielsweise<br />

das Programm „MUBIKIN“ (Musikalische Bildung für Jugendliche<br />

in Nürnberg). <strong>Das</strong> Programm steht für eine umfassende<br />

musikalische Bildung aller Kinder und Jugendlichen in der<br />

fränkischen Metropole, ergänzend zu den bestehenden Angeboten<br />

in den Kindertageseinrichtungen und dem regulären<br />

Musikunterricht an den Schulen. Wesentliche Elemente sind<br />

neben der Ausstattung der Teilnehmer mit Musikinstrumenten,<br />

die spezifische Weiterbildung<br />

der Erzieher und Lehrer sowie der<br />

Unterricht durch externe Musikpädagogen,<br />

der <strong>im</strong> Tandem mit den Erziehern<br />

und Lehrern abgehalten<br />

wird. Im aktuellen Schuljahr erhalten<br />

bereits etwa 1.200 Kinder eine<br />

intensivere musikalische Bildung.<br />

„Die erfolgreiche Zwischenbilanz<br />

von MUBIKIN bestätigt uns in der<br />

Entscheidung vom letzten Jahr, dieses<br />

Projekt in einer Partnerschaft<br />

zwischen Stadt, Stiftungen und<br />

Hochschulen auf den Weg zu bringen“,<br />

sagt Ulrich Maly, Oberbürgermeister<br />

der Stadt Nürnberg. „Wir<br />

sehen <strong>im</strong> Programm einen echten<br />

Gewinn für die Nürnberger Bildungslandschaft<br />

und ein bundesweites<br />

Vorzeigeprojekt.“<br />

Mittelfristig sollen alle Kinder und<br />

Jugendlichen in Nürnberg erreicht<br />

30 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

werden. „Um sich in der <strong>im</strong>mer komplexer werdenden Welt<br />

zurecht finden und diese mitgestalten zu können, ist die<br />

durch das Programm geförderte vielfältige Persönlichkeit<br />

enorm wichtig“, sagt Helmut Gierse.<br />

Den Kindern Kultur näher bringen<br />

Mit dem „Kulturrucksack“, einem weiteren von der Stiftung<br />

Persönlichkeit seit 2009 geförderten Projekt, wird Drittklässlern<br />

in Nürnberg bei gemeinsamen Ausflügen Kulturgenuss<br />

ermöglicht. Pro Schuljahr werden jeweils vier Kulturausflüge<br />

und vier vertiefende pädagogische Workshops in unterschiedlichen<br />

Kulturbereichen angeboten. Die Ausflüge führen<br />

zu Theater-, Museums-, Konzert-, Ausstellungs- und Tanzveranstaltungen.<br />

„<strong>Das</strong> erfolgt <strong>im</strong>mer nach demselben Strickmuster: Kinder<br />

erleben ein Thema mit den jeweiligen Topprofis aus der Region“,<br />

sagt Helmut Gierse. „Sie erleben Theater <strong>im</strong> Theater<br />

Mummpitz und spielen dann selbst Theater, sie erleben Tanz<br />

in der Tafelhalle und tanzen selbst, sie erleben Kunst <strong>im</strong><br />

Neuen Museum und machen selbst Kunst, sie erleben Musik<br />

<strong>im</strong> Opernhaus und machen selbst Musik. Dieses Wechselspiel<br />

aus Aufnehmen und aktivem Erklären finde ich spannend und<br />

bringt ungemein viel.“<br />

Der Vorstand der Stiftung Persönlichkeit: Helmut, Gerlinde und Tochter<br />

Cora Gierse. Foto: Stiftung Persönlichkeit<br />

Mit ihren unterstützten Projekten verfolgt die Stiftung Persönlichkeit<br />

<strong>im</strong>mer einen ähnlichen Ansatz: Kinder werden jeweils<br />

mit Topprofis zusammengebracht. Denn ein solcher<br />

könne einen für alles begeistern, so die Idee.<br />

„Wenn wir die Ressourcen in Deutschland wirklich nutzen<br />

wollen, ist es ein Witz, dass wir eine flächendeckende Talentförderung<br />

nur <strong>im</strong> Fußball machen, weshalb wir <strong>im</strong> Fußball<br />

auch so gut sind“, sagt Helmut Gierse. „Auch in anderen Bereichen<br />

müssen wir das hinbekommen.“<br />

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Aktuelles<br />

<strong>Das</strong> <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> <strong>Interview</strong>: <strong>Transparenz</strong> <strong>im</strong> <strong>Stiftungswesen</strong><br />

Müssen die deutschen Stiftungen transparenter werden? Wenn es nach Helmut Gierse geht, gibt es auf diese Frage nur eine Antwort:<br />

Ja. Seine eigene Stiftung, die Stiftung Persönlichkeit, misst der <strong>Transparenz</strong> höchste Bedeutung bei. Diese verpflichtet sich<br />

zu den Grundsätzen der guten Stiftungspraxis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Im <strong>Interview</strong> mit <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> erklärt<br />

Helmut Gierse, warum deutsche Stiftungen mehr <strong>Transparenz</strong> zeigen und ihre Effizienz offenlegen müssen.<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>: Ist das Thema <strong>Transparenz</strong> für Stiftungen Ihrer<br />

Meinung nach eine Grundvoraussetzung oder eher in die Kategorie<br />

„nice to have“ einzuordnen?<br />

Helmut Gierse: Für mich ist <strong>Transparenz</strong> eine Verpflichtung und<br />

demnach keinesfalls nur „nice to have“. Aus meiner Sicht wird<br />

das eines der Themen in der Zukunft sein. Wir bekommen Menschen<br />

nur dann motiviert sich zu engagieren, wenn sie sehen,<br />

was mit ihrem Einsatz passiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob<br />

sich jemand finanziell engagiert oder mit seiner Zeit einbringt.<br />

Jeder möchte die Wirkmächtigkeit seines Tuns erleben.<br />

Hinsichtlich der <strong>Transparenz</strong> gegenüber staatlichen Stellen,<br />

wie der Stiftungs- oder Finanzaufsicht, gibt es gesetzliche Regelungen.<br />

Inwiefern lohnt es sich für eine Stiftung darüber<br />

hinaus gegenüber der Gesellschaft, Spendern bzw. Zustiftern<br />

oder Kooperationspartnern transparent zu sein?<br />

Hinsichtlich der Gesellschaft ist die Überlegung die, dass derjenige,<br />

der finanziell in eine Stiftung investiert, sei es in Stiftungskapital<br />

oder in Spenden, <strong>im</strong> Prinzip der Gesellschaft<br />

Steuerabgaben entzieht. Wenn man davon ausgeht, dass derjenige,<br />

der in der Bundesrepublik die Steuern verteilt, das Gemeinwohl<br />

<strong>im</strong> Sinn hat. Vor diesem Hintergrund sollte man der<br />

Gesellschaft klar erklären, wie man unterwegs ist und dass<br />

man sein Geld einer sinnvollen und effizienten Verwendung<br />

zuführt. Man gewinnt somit gesellschaftliche Akzeptanz.<br />

Dem entgegen spricht, meiner Meinung nach, das tradierte<br />

und falsche Verständnis, dass man Dinge sehr gut alleine machen<br />

kann. Da gibt es einen schönen Satz, der das auf den<br />

Punkt trifft: Wer einen 100-Meter-Lauf läuft, der tut das am besten<br />

alleine ohne Partner, diese lenken nur ab. Wer dagegen<br />

einen Marathon läuft, der tut das am besten in einer Gruppe,<br />

um sich von den anderen mitziehen zu lassen. Mit den Stiftungen<br />

laufen wir <strong>im</strong> übertragenen Sinne einen Marathon.<br />

Demnach ist es besser, zu kooperieren. Die Vorteile sieht<br />

man genauso bei Industrieunternehmen: Solche, die auf Augenhöhe<br />

miteinander kooperieren, sind extrem erfolgreich.<br />

Und diejenigen, die versuchen alles alleine zu machen, verschwinden<br />

über kurz oder lang von der Bildfläche. Eine solche<br />

Kooperation funktioniert auch nur dann effizient und erfolgreich,<br />

wenn man transparent ist. <strong>Das</strong> ist der Punkt. Dann<br />

weiß nämlich derjenige, mit dem man zusammenarbeitet, wie<br />

man funktioniert. <strong>Das</strong> erspart unnötige Umwege und Missverständnisse,<br />

weil man sich von Beginn an richtig versteht.<br />

Auf diese Weise kommt eine Stiftung schneller zu erfolgreichen<br />

Kooperationsvereinbarungen und damit einhergehend<br />

haben die einzelnen Projekte auch eine höhere Qualität. Ich<br />

lerne jemanden kennen und merke, dass derjenige in meinem<br />

Sinne arbeitet. So gewinne ich ihn als Kooperationspartner<br />

oder Co-Finanzier. Dieses Vertrauen bekomme ich wieder<br />

über die <strong>Transparenz</strong>.<br />

Was gilt für Spender bzw. Zustifter?<br />

Mit Blick auf potenzielle Spender und Zustifter ist der Gedanken<br />

folgender: Ich bin überzeugt, dass es nur dann gelingen<br />

wird, in Deutschland <strong>im</strong> Stiftungsbereich wirklich nachhaltig<br />

etwas in Gang zu bringen, wenn man transparent ist. Uns entgeht<br />

ein riesiges Potenzial. Wenn ich die Zahl richtig <strong>im</strong> Kopf<br />

habe, spendet jeder Deutsche, der als Spender in Frage kommt,<br />

30 Euro <strong>im</strong> Jahr. <strong>Das</strong> muss man sich mal vorstellen, das ist eigentlich<br />

ein Skandal. Viele könnten ohne eigene Einschränkungen<br />

20 Prozent ihres zu versteuernden Einkommens spenden.<br />

Deshalb stellt sich die Frage, wie man die Menschen dazu<br />

bekommt. Die Antwort: Nur dann, wenn ich ihnen ganz konkret<br />

sage, was das Thema meiner Stiftungsarbeit ist. Letztlich<br />

generiere ich auf diese Art ein höheres Spendenaufkommen.<br />

Wie sieht es ganz konkret mit den Kooperationspartnern aus?<br />

Als Drittes gilt es Kooperationspartner mit ins Boot zu holen.<br />

Wie können Stiftungen nun <strong>Transparenz</strong> zeigen?<br />

Als erstes muss eine Stiftung ganz klar sagen, welche Ziele sie<br />

verfolgt. Und das nicht blumig, sondern möglichst präzise.<br />

Dann muss eine Stiftung zudem genauso präzise erklären, wie<br />

sie diese Ziele erreichen will. Als Drittes muss eine Stiftung<br />

ganz konkret Auskunft darüber geben, wo sie hinsichtlich der<br />

jeweiligen Zielerreichung steht. Und eine Stiftung muss natürlich<br />

erklären, woher ihre finanziellen Mittel stammen. All<br />

das muss transparent sein.<br />

Wie gehen Sie in Ihrer Stiftungsarbeit ganz konkret mit dem<br />

Thema <strong>Transparenz</strong> um?<br />

Zum einen bemühen wir uns darum, die <strong>Transparenz</strong> generell<br />

empfängerorientiert zu gestalten. <strong>Das</strong> heißt nicht, dass<br />

jeder sofort mit der Satzung erschlagen wird. Es bringt überhaupt<br />

nichts, wenn ich sage ich bin transparent und die Interessierten<br />

müssen sich durch zig Seiten wühlen, bis sie an<br />

32 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

die Daten kommen, die sie interessieren. Wer auf unsere<br />

Homepage geht, sieht auf den ersten Blick unsere Vision,<br />

unsere Mission, unser Ziel und kann unsere Mittelvergabe<br />

nachvollziehen. Alles ohne Umschweife. Wer sich beispielsweise<br />

das Testat unseres Wirtschaftsprüfers ansehen<br />

möchte, der findet das.<br />

Dann erklären wir ganz präzise woher unser Stiftungskapital<br />

und unsere Spenden stammen. <strong>Transparenz</strong> heißt für<br />

mich aber nicht, dass ich den Namen jedes Spenders nennen<br />

muss. Möchte das jemand nicht, ist das völlig in Ordnung.<br />

Problematisch würde es in meinen Augen nur dann,<br />

wenn dieser 80 oder 90 Prozent unserer gesamten Spendensumme<br />

ausmachen würde. In diesem Fall würde ich den<br />

Namen genannt haben wollen. Genau aus diesem Grund<br />

sind bei unserer Stiftung übrigens die Spenden von meiner<br />

Frau und mir auch deutlich als solche gekennzeichnet.<br />

Auch wie man ein Projekt einreichen und eine Förderung<br />

beantragen kann, ist bei uns ganz klar gegliedert. Wir zeigen<br />

transparent auf, was wir fördern und was nicht. In diese Reihe<br />

gehört auch das Thema Evaluation beziehungsweise Projektabschlussbericht.<br />

Wir schreiben einen solchen zwingend vor,<br />

sonst fließt kein Geld. Ein solches Vorgehen ist auch ganz<br />

wichtig, um die Arbeit zu reflektieren und das Ziel eines Projekts<br />

nicht aus den Augen zu verlieren. Nur über solche Prozesse<br />

kann man kontinuierlich besser werden. Nur so bekommt<br />

man einen schärferen Blick für sinnvolle Projekte.<br />

Ihren Ausführungen folgend wäre es nur logisch, wenn jede<br />

Stiftung größtes Augenmerk auf <strong>Transparenz</strong> legen würde.<br />

Sie sagen selbst, dass weniger als 50 Prozent der deutschen<br />

Stiftungen ausreichend transparent sind. Warum ist dies<br />

Ihrer Ansicht nach der Fall?<br />

Viele Stifter verweigern sich der <strong>Transparenz</strong>, weil sie in der<br />

Sekunde, in der sie transparent sind, überprüfbar sind. Sie<br />

machen sich messbar. Und das machen sie nur, wenn sie<br />

stark und sich ihres Tuns sicher sind. Nur wer Diskussionen<br />

aushält, was beispielsweise eine Förderzusage und -absage<br />

angeht, handelt transparent. Es gibt <strong>im</strong>mer noch den ein<br />

oder anderen Stifter, der es genießt, Geld nach Gutsherrenart<br />

zu verteilen. <strong>Das</strong> geht natürlich leichter, wenn man nicht<br />

transparent ist. Eine weitere, ganz s<strong>im</strong>ple Erklärung: Viele<br />

Stiftungen sind schlicht und einfach noch gar nicht mit der<br />

überzeugenden Logik der <strong>Transparenz</strong> konfrontiert worden<br />

und haben daher bisher noch nicht intensiv darüber nachgedacht.<br />

Ich erlebe <strong>im</strong>mer wieder Stifter, die ganz überrascht<br />

sind, wenn ich zum Thema <strong>Transparenz</strong> referiere. Der<br />

Weg vom überzeugt sein bis zur Umsetzung ist dann natürlich<br />

<strong>im</strong>mer noch ein weiter. <strong>Das</strong> erklärt vielleicht auch<br />

ein wenig, warum bisher auch nur etwa 15 Prozent der<br />

deutschen Stiftungen leitlinienorientiert sind. ◆<br />

<strong>Das</strong> <strong>Interview</strong> führte Michael Kniess.<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 33


Aktuelles<br />

Sparkassendirektor Stephan Kirchner, Johannes und Monika Lang, Ines<br />

Hofferberth, Staatssekretärin Melanie Huml und Jochen Hack, Stiftungsberater<br />

der Sparkasse Bamberg (v.l.n.r.)<br />

Die Eltern Monika und Johannes Lang sowie Schwester Kristina sind<br />

froh, dass die neue Stiftung auch an das Schicksal ihres verstorbenen<br />

Sohnes bzw. Bruders Bernhard erinnert.<br />

Die Bernhard Lang-Stiftung<br />

<strong>Das</strong> Schicksal eines jungen Menschen soll anderen helfen<br />

von Andrea Rupprecht<br />

Schicksale berühren uns. Sie machen betroffen. Oft sind sie<br />

nur schwer zu ertragen. Schicksale können aber auch helfen.<br />

Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch scheint, löst<br />

sich bei genauerem Hinsehen jenes Schicksals auf:<br />

Ein junger Mann scheidet freiwillig aus dem Leben. Es geschah<br />

am 18. April 2009. Sein Name war Bernhard Lang. Er<br />

wurde nur 28 Jahre alt. Dreieinhalb Jahre später erinnern<br />

seine Eltern Johannes und Monika Lang an sein Schicksal.Anlass<br />

ist die Gründung einer Stiftung, die seinen Namen trägt<br />

und die psychisch kranke Kinder und Jugendliche unterstützen<br />

will. „Wir hoffen, dass mit der Stiftung diesen Patienten<br />

frühzeitig geholfen werden kann und sich bei ihnen das<br />

Schicksal unseres Sohnes nicht wiederholt“, sagte Johannes<br />

Lang in der Sparkasse Bamberg, die zur Errichtung der Stiftung<br />

eingeladen hat. Der Freundes- und Förderkreis der Kinderklinik<br />

Bamberg e.V. hat die Stiftung, die unter dem Dach<br />

der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg angesiedelt<br />

ist, ins Leben gerufen.<br />

Bernhard Lang war ein Sohn, wie ihn sich Eltern nur wünschen<br />

können, erinnert sich der Vater: zielstrebig, pflichtbewusst,<br />

korrekt. Nach seiner Ausbildung <strong>im</strong> Groß- und Außenhandel,<br />

die er in Rekordzeit absolvierte, machte er neben seinem<br />

Job den Handelsfachwirt und begann eine universitäre<br />

Ausbildung <strong>im</strong> Bereich internationales Management. „Bernhard<br />

führte ein Leben auf der Überholspur“, erinnert sich<br />

seine Schwester Kristina. Doch eines Tages habe seine Freun-


Bernhard Lang bei seinem<br />

USA-Urlaub<br />

din bemerkt, dass irgendetwas mit<br />

ihm nicht st<strong>im</strong>mte und er völlig<br />

überarbeitet war. Ein konsultierter<br />

Psychiater stellte die Diagnose Burnout.<br />

Daraufhin unterzog sich<br />

Bernhard Lang einer dreiwöchigen<br />

Therapie in Erlangen. Danach<br />

schien alles wieder in Ordnung zu<br />

sein. Mit seiner Freundin unternahm<br />

Bernhard eine achtwöchige<br />

Reise durch die USA. Am 18. April<br />

2009 kam er zurück und sprang an<br />

jenem Samstag von einer Autobahnbrücke in den Freitod.<br />

Die Bernhard Lang-Stiftung soll an das Schicksal jenes jungen<br />

Mannes erinnern und psychisch kranken Kindern und Jugendlichen<br />

helfen. Initiiert hatte sie der Vater von Bernhards<br />

Freundin mit Unterstützung von Professor Gerhard Seitz,<br />

einem langjährigen Freund der Familie Lang. Mit Spenden anlässlich<br />

des Todes wurde der erste Grundstock für die Stiftung<br />

gelegt. Als Schirmherrin konnte Melanie Huml, Bayerische<br />

Staatssekretärin für Umwelt und Gesundheit, gewonnen werden.<br />

Während der Gründungsfeier betonte sie: „Bereits bei 22<br />

Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gibt es<br />

heute Hinweise auf allgemeine psychische Auffälligkeiten.<br />

Über die Hälfte der Betroffenen weist Anzeichen einer spezifischen<br />

psychischen Störung auf. Umso wichtiger ist eine professionelle<br />

und vor allem mitmenschliche Hilfe.“ So stehen<br />

bayernweit insgesamt 31 Einrichtungen mit 577 Betten und<br />

413 tagesklinischen Plätzen zur Verfügung. Dazu zählt auch<br />

die neue Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in<br />

Bamberg, die vor kurzem eröffnet wurde.<br />

Bereits seit 17 Jahren unterstützt der Freundes- und Förderkreis<br />

der Kinderklinik Bamberg kranke Kinder. In den letzten<br />

zehn Jahren hat er die Kinderklinik mit einem sechsstelligen<br />

Betrag unterstützt. Schon 2006 hat der Verein eine Stiftung<br />

für chronisch kranke Kinder unter dem Dach der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Bamberg ins Leben gerufen.<br />

Vorsitzende Ines Hofferberth dankte daher der Sparkasse für<br />

ihr Engagement und der stetigen Unterstützung, mit der auch<br />

die Gründung der Bernhard Lang-Stiftung ermöglicht wurde.<br />

Direktor Stephan Kirchner hob hervor, dass sich die Sparkasse<br />

Bamberg nicht nur dem Bankgeschäft widmet, sondern sich<br />

auch für die Region engagiert, beispielsweise mit der Stiftergemeinschaft,<br />

die mittlerweile 49 Stiftungen mit einem Stiftungsvermögen<br />

von 6,5 Millionen Euro umfasst. „Hinter jeder<br />

Stiftung steckt eine Geschichte. Mit einer Stiftung, die dauerhaft<br />

und nachhaltig angelegt ist, soll ideell aber natürlich auch<br />

mit Geld geholfen werden“, so Kirchner. Für die Bernhard<br />

Lang-Stiftung spendete die Sparkasse Bamberg anlässlich der<br />

Stiftungserrichtung 2.500 Euro. ◆<br />

www.sparkasse-bamberg.de<br />

Medizinrecht<br />

Stiftungsrecht<br />

Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezialisierte<br />

Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwerpunktmäßig<br />

auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizinrecht<br />

und dem Stiftungsrecht.<br />

Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählen<br />

Ärzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behörden<br />

und Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unserer<br />

beratenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir für<br />

unsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mit<br />

denen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

stellen können.<br />

Unser Beratungsangebot <strong>im</strong> Stiftungsrecht richtet sich<br />

an Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen und<br />

andere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegehe<strong>im</strong>e,<br />

Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnützige<br />

Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.<br />

Preißler Ohlmann & Partner Rechtsanwälte<br />

Alexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.<br />

Telefon: 09 11 / 7 40 76-0<br />

Telefax: 09 11 / 7 40 76-76<br />

E-Mail: kanzlei@proh.de<br />

www.medizinrecht-kanzlei.de


Aktuelles<br />

Stiftungen <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

Der zweite Nürnberger Stiftertag bot ein breites Programm für Stifter und Interessierte<br />

„STIFTUNG.MACHT.STADT“ – unter diesem Motto stand der<br />

zweite Nürnberger Stiftertag <strong>im</strong> September. Beleuchtet wurde<br />

die konkrete Praxis von einzelnen Stiftungen, von Stiftungskooperationen<br />

und von Partnern der Stiftungen. <strong>Das</strong> breite<br />

Informationsprogramm mit 16 Foren und einer frühabendlichen<br />

Festveranstaltung für Stiftungen, Stiftungsinteressierte<br />

und die Partner von Stiftungen, stieß – wie schon die Premiere<br />

<strong>im</strong> Vorjahr – auf reges Interesse.<br />

„Die traditionsreichen Stiftungen sind in den letzten Jahren<br />

zu <strong>im</strong>mer wichtigeren Partnern für Innovationen und Engagement<br />

geworden – nicht nur, aber besonders auch auf kommunaler<br />

Ebene“, so Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly.<br />

„Sie gestalten die Stadt in bedeutendem Umfang mit und üben<br />

dabei Einfluss aus.“ Diese Doppelrolle wurde in der Überschrift,<br />

„STIFTUNG.MACHT.STADT“, zum Ausdruck gebracht.<br />

Darauf bezogen standen viele Fragen angesichts der Rolle<br />

von Stiftungen in der Gesellschaft <strong>im</strong> Vordergrund: Haben Stiftungen<br />

genug Einfluss oder haben sie schon zu viel Macht?<br />

Sind Stiftungen demokratisch und transparent genug aufgebaut?<br />

Ist die Förderung von Stiftungen zu gering?<br />

Wie bereits <strong>im</strong> Vorjahr war auch der Stiftertag in diesem<br />

Jahr in die „Woche des Bürgerschaftlichen Engagements“ eingebettet.<br />

Die Stadt hat sich viel vorgenommen: Im <strong>Stiftungswesen</strong><br />

sollen noch mehr Bürger ins Boot einer „solidarischen<br />

Stadtgesellschaft“ mitgenommen werden. In diesem Zusammenhang<br />

wurde ein so genannter „Nürnberger Appell zum<br />

<strong>Stiftungswesen</strong>“ unterzeichnet, der sich an die Öffentlichkeit<br />

richtet. „Wir wollen damit erneut dokumentieren, dass Stiftungen<br />

für uns untrennbar zur solidarischen Stadtgesellschaft<br />

gehören“, so der Nürnberger Stadtkämmerer Harald Riedel.<br />

Es gelte Potenziale und Ziele zu nennen, „die wir gemeinsam<br />

in unserer Stadt be<strong>im</strong> Thema Stiftungen realisieren wollen“.<br />

Zu den Festrednern gehörten unter anderem auch der Publizist<br />

Christian Nürnberger, der unter anderem für die Süddeutsche<br />

Zeitung und Die Zeit schreibt und die Geschäftsführerin<br />

der Robert-Bosch-Stiftung, Ingrid Hamm. Christian Nürnberger<br />

verteidigte in seinem hintergründigen Vortrag, der die<br />

Dokumentieren, dass Stiftungen untrennbar zur solidarischen Stadtgesellschaft<br />

gehören: Im Rahmen des Stiftertags wurde der Nürnberger Appell<br />

unterzeichnet. Es unterschreibt Ingrid Hamm, die Geschäftsführerin<br />

der Robert-Bosch-Stiftung, beobachtet von Oberbürgermeister Ulrich<br />

Maly (links daneben) sowie weiteren Erstunterzeichnern (rechts).<br />

Besucher gleichzeitig mit vielen Pointen <strong>im</strong>mer wieder auch<br />

zum Schmunzeln und Lachen brachte, das Gutmenschentum.<br />

„Die entscheidende Frage für mich heute ist:Was werden<br />

meine Kinder und deren ganze Generation mal sagen können,<br />

wenn sie 60 sind und auf ihr Leben zurückblicken? Werden<br />

sie auch sagen können, nie etwas anderes kennengelernt<br />

zu haben als Frieden und Freiheit und Wohlstand?“, so Christian<br />

Nürnberger. Nach dem Motto „seid realistisch, versucht<br />

das Unmögliche“, seien alle dazu angehalten, als Gutmenschen<br />

einen Beitrag zu leisten, damit der Traum der künftigen<br />

Generation, gefahrlos, friedlich, in Wohlstand und zufrieden<br />

leben zu können, wahr werden könne. Ingrid Hamm unterstrich<br />

in ihrem Vortrag die wichtige Rolle der Stiftungen für<br />

die Gesellschaft. „Stifter übernehmen mit ihren Stiftungen<br />

eine enorme Verantwortung für und gegenüber der Gesellschaft.<br />

Viele Stifter und Wohltäter fühlen sich <strong>im</strong> besonderen<br />

Maße der Erfüllung des Artikels 14 des Grundgesetzes verbunden:<br />

Eigentum verpflichtet.“ Stiftungen seien wie keine<br />

andere Organisationsform dafür prädestiniert, Eigeninitiative<br />

zu mobilisieren, indem sie Eigentum und Vermögen mit der<br />

Wahrnehmung sozialer Verantwortung verbinden.◆<br />

www.stifterinitiative.nuernberg.de


Aktuelles<br />

Vielfältige Weihnachtsdarstellungen<br />

Die Bad Wörishofer Sankt-Lukas-Stiftung macht <strong>im</strong> Dezember und Januar erneut mit<br />

einer Krippenausstellung auf sich aufmerksam, die ihresgleichen sucht. Gezeigt wird ein<br />

Ausschnitt aus einer der größten Privatsammlungen religiöser Kunst in Deutschland.<br />

Es ist wohl die besondere Zusammenstellung<br />

von Krippen, Kunstobjekten<br />

und Andachtsgegenständen, verbunden<br />

mit der aufwendigen Gestaltung von<br />

Räumen, die seit vielen Jahren die Besuchermassen<br />

anlockt, wenn der Bad<br />

Wörishofer Hotelier Bartholomäus<br />

Ernst Krippenausstellungen veranstaltet.<br />

In diesem Jahr ist es wieder soweit:<br />

Mittlerweile ist ein Teil der riesigen Privatsammlung<br />

der gemeinnützigen<br />

Sankt-Lukas-Stiftung übertragen worden.<br />

Die Stiftung soll für den Erhalt der<br />

Sammlung sorgen sowie von Zeit zu<br />

Zeit Objekte präsentieren. <strong>Das</strong> Ziel von<br />

Bartholomäus Ernst ist die Auseinandersetzungen<br />

mit den christlichen Inhalten.<br />

Die religiöse Kunst, egal ob von<br />

großen Künstlern oder aus dem Bereich der Volkskunst stammend,<br />

versteht der passionierte Kunstsammler als ein Vehikel,<br />

mit Hilfe dessen der Glaube vermittelt werden kann.<br />

„Wenn ich eine Krippe betrachte, dann wird die frohe Botschaft<br />

greifbar, sie wird sinnlich erfahrbar“, erklärt Bartholomäus<br />

Ernst.<br />

Viele Krippen aus allen Kontinenten werden auch in der<br />

diesjährigen Ausstellung zu sehen sein. Sie trägt ihr Motto, das<br />

aus dem Johannesevangelium stammt: „Und das Wort ist<br />

Fleisch geworden“. Im Zentrum stehen dieses Jahr gemalte<br />

Krippen, Krippen aus Papier oder auf Porzellan. Aber auch<br />

die bei Kindern, wie bei Erwachsenen<br />

beliebte bewegliche Krippe wird erneut<br />

zu sehen sein. „Wir wollen zeigen,<br />

wie unterschiedlich Weihnachten dargestellt<br />

wird“, betont Bartholomäus<br />

Ernst, der bei der Vorbereitung und<br />

Durchführung der Ausstellung auf rund<br />

50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer<br />

bauen kann. Über mehrere Wochen<br />

hinweg sind diese Mitarbeiter, darunter<br />

mehrere Floristen, mit dem Aufbau<br />

und der Gestaltung der Krippen beschäftigt.<br />

Dabei gilt es, in kurzer Zeit<br />

ein Hotel in einen Ausstellungsraum zu<br />

verwandeln. Gleichzeitig können die<br />

Hotelz<strong>im</strong>mer genutzt werden, um die<br />

Krippen in einer he<strong>im</strong>eligen Atmosphäre<br />

zu platzieren. „Darum geht es ja<br />

an Weihnachten. Gott kam zu uns, in diese Welt“, hebt Bartholomäus<br />

Ernst hervor und hofft auf viele Besucher, die sich<br />

für die Kunst, aber besonders auch für die Glaubensinhalte,<br />

die die Sankt-Lukas-Stiftung vermitteln will, interessieren.<br />

Die Ausstellung ist vom 8. Dezember 2012 bis zum 13. Januar<br />

2013 täglich, außer montags, von 14.30 Uhr bis 18 Uhr<br />

geöffnet. Am 24. und am 25. Dezember, sowie an Neujahr ist<br />

sie geschlossen. Gruppen können Führungen unter der Telefonnummer<br />

08247 96180 buchen. ◆<br />

www.sankt-lukas-stiftung.de<br />

von Bernhard Ledermann


Aktuelles<br />

Mit gutem Beispiel voran<br />

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz gegründet –<br />

Sparkasse betritt mit eigener Mitarbeiterstiftung ab 2013 Neuland<br />

Mit der „Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz“ hat<br />

die Sparkasse Vorderpfalz eine Möglichkeit für Bürgerinnen<br />

und Bürger geschaffen, eigene Stiftungen ohne großen Aufwand<br />

einzurichten. „Die Sparkasse Vorderpfalz leistet damit<br />

Pionierarbeit in Ludwigshafen und Schifferstadt und startet mit<br />

einer Stiftergemeinschaft, deren Erträge vielfältigen Zwecken<br />

<strong>im</strong> Geschäftsgebiet zu Gute kommen sollen“, erläutert Thomas<br />

Traue, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftergemeinschaft<br />

und Vorstandsmitglied der Sparkasse Vorderpfalz. Die<br />

neue Stiftergemeinschaft wurde mit einem anfänglichen Dotationskapital<br />

in Höhe von 50.000 Euro ausgestattet.<br />

Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse bietet für private<br />

Stifter viele Vorteile: Ab einem Kapital von 10.000 Euro kann<br />

bereits eine eigene Stiftung eingerichtet werden. Der Stifter<br />

legt dabei den Namen seiner Stiftung und den Empfänger der<br />

Stiftungserträge fest. Um Stiftungsmanagement und Vermögensverwaltung<br />

kümmert sich der Stiftungstreuhänder DT<br />

Deutsche Stiftungstreuhand AG, die Sparkasse Vorderpfalz und<br />

der persönliche Geldberater, auch nach dem Ableben des Stiftungsgründers.<br />

„Bei der Festlegung des Stiftungszweckes<br />

muss sich der Stifter nicht auf alle Zeit binden, sondern kann<br />

bei geänderten Bedürfnissen auch andere Satzungszwecke<br />

der Stiftergemeinschaft auswählen“, betont Traue. „Diese Flexibilität<br />

unterscheidet unsere Stiftergemeinschaft deutlich<br />

von klassischen Stiftungen.“<br />

Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Linnebank (rechts) und Vorstandsmitglied<br />

Thomas Traue freuen sich gemeinsam mit ihren Mitarbeitern<br />

über die Errichtung der neuen Mitarbeiterstiftung. Foto: Stefan Blume<br />

Doch damit nicht genug:Auf<br />

Vorschlag eines Mitarbeiters<br />

der Sparkasse wird zum 1.<br />

Januar 2013 eine Mitarbeiterstiftung<br />

innerhalb der<br />

Stiftergemeinschaft gegründet.<br />

„Die Sparkasse Vorderpfalz<br />

wird <strong>im</strong> kommenden<br />

Jahr 125 Jahre alt. Dieses<br />

Jubiläum nehmen wir zum<br />

Anlass, um <strong>im</strong> Bereich der<br />

Stiftungsarbeit abermals<br />

Pionierarbeit zu leisten“,<br />

so Thomas Traue, der sich,<br />

ebenso wie der Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Rüdiger<br />

Linnebank, auch persönlich<br />

an der Gründung beteiligt.<br />

s Sparkasse<br />

Vorderpfalz<br />

Ludwigshafen - Schifferstadt<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> mit der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Vorderpfalz<br />

In der ausführlichen Broschüre zur<br />

Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />

Vorderpfalz erfahren Interessierte<br />

alles rund um die neue Treuhandstiftung<br />

der Sparkasse Vorderpfalz.<br />

Die Idee der Mitarbeiterstiftung ist einfach, aber effektiv:<br />

Formal erfolgt eine Stiftungsgründung innerhalb der Stiftergemeinschaft.<br />

Der Clou: Stifter ist in diesem Fall keine Einzelperson,<br />

sondern ein Kollektiv aus eigenen Mitarbeitern,<br />

welche einen Betrag ab 250 Euro beisteuern. Ein eigens gegründeter<br />

Stiftungsrat, der aus einigen der beteiligten Mitarbeiter<br />

besteht, entscheidet jährlich über die Verwendung des<br />

Stiftungserlöses. Bis Ende November war es möglich, sich als<br />

Gründungsmitglied zu beteiligen, jedoch ist eine spätere Beteiligung<br />

jederzeit noch möglich. Darüber hinaus kann die<br />

Mitarbeiterstiftung auch mit Spenden in beliebiger Höhe unterstützt<br />

werden.<br />

Mitarbeiterstiftung kommt<br />

bei den Kollegen gut an<br />

<strong>Das</strong> Mindestkapital in Höhe von 10.000 Euro konnte kurz<br />

nach dem Aufruf, sich als Mitarbeiter an der Stiftung zu beteiligen,<br />

erreicht werden. Sehr zur Freude des Vorstandes:<br />

„<strong>Das</strong> Zustandekommen der Mitarbeiterstiftung zeigt, dass unsere<br />

Mitarbeiter mit dem Haus und der Region verbunden<br />

sind, und die Chance nutzen wollen, Ludwigshafen und Schifferstadt<br />

voranzubringen“, so Traue. ◆<br />

www.sparkasse-vorderpfalz.de<br />

38 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

Gemeinde Euerbach<br />

Gemeinde Niederwerrn<br />

von links: Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer), Arthur Arnold<br />

(1. Bürgermeister), Johannes Rieger (Vorstandsvorsitzender),<br />

Jürgen Wagenpfahl (Marktbereichsleiter, stv. Vorstandsmitglied)<br />

von links: Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer), Johannes<br />

Rieger (Vorstandsvorsitzender), Peter Seifert (1. Bürgermeister),<br />

Nadine Schemmel (Leitung Filiale Niederwerrn)<br />

Dauerhaft <strong>Werte</strong> schaffen<br />

Unter dem Dach einer Stiftergemeinschaft der Sparkasse Schweinfurt wurden<br />

bereits 17 kommunale Bürgerstiftungen <strong>im</strong> Landkreis ins Leben gerufen<br />

Nach dem Motto „aus der Region, für die Region“ hat die Sparkasse<br />

Schweinfurt in diesem Jahr eine Stiftergemeinschaft auf<br />

den Weg gebracht, unter deren Dach die Kommunen <strong>im</strong> Landkreis<br />

Schweinfurt ohne großen bürokratischen Aufwand aber<br />

mit voller Hoheit über die Mittelverwendung eigene Bürgerstiftungen<br />

errichten können. „Wir gehen hiermit verstärkt auf<br />

die Bedürfnisse der Menschen in unserem Geschäftsgebiet<br />

ein“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Schweinfurt,<br />

Johannes Rieger. „Gutes zu tun n<strong>im</strong>mt einen <strong>im</strong>mer<br />

höher werdenden Stellenwert in unserer Gesellschaft ein.“<br />

Die Kommunen <strong>im</strong> Landkreis Schweinfurt, die das Angebot<br />

zur Errichtung einer Bürgerstiftung bereits in Anspruch<br />

genommen haben, können dies bestätigen - in kürzester Zeit<br />

wurden 17 Bürgerstiftungen ins Leben gerufen: Gerolzhofen,<br />

Werneck, Dittelbrunn, Schonungen, Euerbach, Bergrheinfeld,<br />

Schwebhe<strong>im</strong>, Grettstadt, Stadtlauringen, Niederwerrn, Waigolshausen,<br />

Poppenhausen, Geldershe<strong>im</strong>, Üchtelhausen, Röthlein-Heidenfeld-Hirschfeld,<br />

Wasserlosen sowie Sennfeld<br />

1,50 Euro je Bürger als Anreiz<br />

Neben der Bereitstellung des administrativen Rahmens engagiert<br />

sich die Sparkasse Schweinfurt zudem dadurch, dass<br />

sie sich am Gründungskapital, das mindestens bei 20.000 Euro<br />

liegen muss, beteiligt. Der Betrag der Sparkasse orientiert sich<br />

an der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde. „Mit diesem<br />

Verfahren erreichen wir eine Gleichbehandlung aller Gemeinden<br />

gemäß ihrer Einwohnerzahl“, sagt Johannes Rieger.<br />

Jeder kann Stifter werden<br />

Hierfür ist kein großes Vermögen nötig. Stifter investieren<br />

nachhaltig in gemeinnützige und soziale Projekte. Bürgerstiftungen<br />

bieten den Kunden und auch Nichtkunden der Sparkasse<br />

Schweinfurt eine große Bandbreite an Möglichkeiten,<br />

um Gutes zu tun und die Zukunft nachhaltig zu verbessern.<br />

Mit einem Beitrag wird das Stiftungsvermögen erhöht und<br />

somit auch der jährlich zur Verfügung stehende Stiftungsertrag,<br />

mit dem Vereine, Organisationen oder Projekte unterstützt<br />

werden können. Zuwendungen bis zu einer Höhe von<br />

200 Euro werden direkt ausgeschüttet.<br />

Stiftungstreuhand bürgt<br />

Welche Rolle spielt in der Konstruktion eigentlich die Stiftergemeinschaft<br />

als Dachorganisation? Sie wurde mit einem<br />

40 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Gemeinde Schonungen<br />

Aktuelles<br />

Gemeinde Schwebhe<strong>im</strong><br />

von links: Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer),<br />

Johannes Rieger (Vorstandsvorsitzender), Stefan Rottmann<br />

(1. Bürgermeister), Adolf Walter (Leitung Filiale Schonungen)<br />

von links: Mario Müller (Leitung Filiale Schwebhe<strong>im</strong>), Hans Fischer<br />

(1. Bürgermeister), Johannes Rieger (Vorstandsvorsitzender),<br />

Norbert Reuß (Kommunalkundenbetreuer)<br />

Gründungskapital von 50.000 Euro ausgestattet und steht für<br />

landkreisweite Ausschüttungen <strong>im</strong> gesamten Geschäftsgebiet<br />

bereit. In diese können die Kunden Geld einbringen oder auch<br />

eigene Namensstiftungen gründen, wenn sie den Stiftungszweck<br />

nicht auf konkrete kommunale Projekte oder einzelne<br />

Gemeinden beschränken wollen. Auch hier wird das Geld<br />

„konservativ“ angelegt und damit gesichert. Die beteiligten<br />

Partner garantieren den Stiftungszweck über den Tod hinaus.<br />

„Stiftungen müssen ewig funktionieren“, sagt Johannes<br />

Rieger. Im konkreten Fall bürgt hierfür nicht nur die Sparkasse<br />

Schweinfurt mit der Dachstiftung, sondern auch die DT Deutsche<br />

Stiftungstreuhand AG als Stiftungstreuhänderin.Die Sparkasse<br />

wiederum steht den einzelnen Bürgerstiftungen unter<br />

dem Dach ihrer Stiftergemeinschaft vielfältig zur Seite. Neben<br />

der Beteiligung am Gründungskapital schießt sie bei unterschiedlichen<br />

Anlässen<br />

zusätzliche Mittel in den<br />

Kapitalstock ein. In Gerolzhofen<br />

geschah dies<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Gründung<br />

anlässlich des<br />

175-jährigen Jubiläums<br />

der einstigen Kreissparkasse<br />

Gerolzhofen.<br />

Für Werneck sind <strong>im</strong><br />

Jahr 2014 aus demselben<br />

Anlass ebenfalls<br />

10.000 Euro versprochen.<br />

„Wir sind eine<br />

kommunale Sparkasse,<br />

In der Broschüre der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Schweinfurt erhalten<br />

Interessierte Antworten auf Fragen, die sich <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit einer Stiftungserrichtung stellen.<br />

unsere Eigentümer sind die Bürgerinnen und Bürger“, so<br />

Johannes Rieger.<br />

Finanzielle Unterstützung für<br />

die erste Ausschüttung<br />

Die gemeinnützigen Ausschüttungen werden jährlich und<br />

nur aus den Erträgen vorgenommen. Um diese kurz nach<br />

Gründung der Bürgerstiftungen zu erhöhen, erhalten alle 17<br />

Bürgerstiftungen, die unter dem Dach der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Schweinfurt bisher errichtet wurden, eine finanzielle<br />

Unterstützung durch die Sparkasse Schweinfurt in<br />

Höhe von je 2.000 Euro. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung<br />

mit einem Vortrag von Herrn Dieter Weisner, DT<br />

Deutsche Stiftungstreuhand AG, am 13. Dezember 2012, werden<br />

die Spenden in den Räumlichkeiten der Sparkasse<br />

Schweinfurt an die jeweiligen Bürgermeister/-innen und Stiftungsräte<br />

übergeben. ◆<br />

www.sparkasse-sw.de<br />

Ehrgeiziges Ziel: Die Stiftungsberater der Sparkasse Schweinfurt Erich<br />

Kuhn und Georg Voit sowie der Kommunalkundenbetreuer Norbert<br />

Reuß wollen bis Anfang 2013 insgesamt 20 Bürgerstiftungserrichtungen<br />

begleitet haben. (von links)<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 41


Aktuelles<br />

José Carreras Leukämie-Stiftung<br />

José Carreras: „Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem.“<br />

Diagnose Leukämie. Blutkrebs. Danach ist alles anders. Die<br />

Sicht auf das Leben – die Aussicht auf den Tod? Jedes Jahr erkranken<br />

in Deutschland rund 12.000 Menschen. Doch sicher<br />

ist: Gegen Leukämie lässt sich etwas unternehmen. Nicht<br />

<strong>im</strong>mer und nicht bei jedem endet der Kampf erfolgreich. Jedenfalls<br />

noch nicht. Einer, der das ändern will, weil er selbst die<br />

Leukämie besiegt hat, ist der spanische Tenor José Carreras.<br />

1987 traf den Weltstar die schockierende Diagnose. Eine<br />

Knochenmarktransplantation rettete ihm das Leben. Seither<br />

widmet er sich aus Dankbarkeit und mit ganzer Kraft dem<br />

Kampf gegen die Leukämie. 1995 initiierte er die Deutsche<br />

José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. mit Sitz in München.<br />

Deren Ziel hat der Künstler klar formuliert: „Leukämie muss<br />

heilbar werden. Immer und bei jedem.“ Seit ihrer Gründung<br />

Foto: Philipp Lahm Camp Babirad Pictures<br />

hat die Stiftung über 900 Projekte gefördert. Wissenschaftler,<br />

die Ursachen und Therapiemöglichkeiten erforschen, sowie<br />

Kliniken und Nachsorgestationen wurden und werden<br />

ebenso unterstützt wie Elterninitiativen, Selbsthilfegruppen<br />

und vieles mehr. Finanziert wird das Engagement ausschließlich<br />

aus Spenden, Vermächtnissen und Einnahmen aus Benefizaktionen,<br />

wobei das DZI Spenden-Siegel und eine jährliche<br />

freiwillige Prüfung durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

sicher stellen, dass die Spenden tatsächlich<br />

dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden.<br />

Zur <strong>Transparenz</strong> gehört auch der bewusste öffentliche<br />

Auftritt. So veranstaltete die DJCLS 2011 und 2012 gemeinsam<br />

mit der Philipp Lahm Stiftung Sommercamps für junge<br />

Leukämiepatienten. Und <strong>im</strong> Juli 2012 starteten zahlreiche Prominente<br />

be<strong>im</strong> 1. José Carreras International Yacht Race vor<br />

der Küste Mallorcas. Höhepunkt<br />

der Aktionen ist die jährliche<br />

„José Carreras Gala“. 2012 strahlt<br />

die ARD die Show am 13. Dezember<br />

um 20.15 Uhr aus. Und auch<br />

hier hat José Carreras ein klares<br />

Ziel vor Augen: „Mit unserem<br />

wunderbaren Publikum möchten<br />

wir die Gesamtsumme von 100<br />

Millionen Euro an Spenden erreichen<br />

und damit nach 18 Galas in<br />

der ARD einen in Deutschland<br />

Stiftungsgründer und<br />

Star-Tenor José Carreras<br />

einmaligen Spendenrekord als Höhepunkt setzen.“ Spendenkonto<br />

319 966 601 bei der Commerzbank, BLZ 700 800 00. ◆<br />

www.carreras-stiftung.de


Aktuelles<br />

Nehemia bringt Freude in das Leben von Kindern. Nehemia Kinderhe<strong>im</strong> in Tansania.<br />

Damit sie leben können<br />

<strong>Das</strong> christliche Hilfswerk Nehemia setzt sich zusammen mit nationalen und internationalen<br />

Partnern seit über 20 Jahren auf 4 Kontinenten in rund 40 Ländern für Menschen in Not ein<br />

Hunger, Seuchen, Katastrophen, bewaffnete Konflikte: am<br />

stärksten betroffen sind Kinder. Nehemia leistet bedürfnisorientierte<br />

humanitäre Hilfe: schnell, unbürokratisch und effektiv.<br />

Hilfe für alle Generationen: <strong>Das</strong> Arbeitsspektrum von Nehemia<br />

ist breit gefächert und umfasst Hilfe für alle Generationen;<br />

Kindern gilt besondere Fürsorge. Hier ein kleiner Einblick<br />

in die umfangreiche Arbeit von Nehemia. Kinder- und Waisenhe<strong>im</strong>e<br />

geben Kindern Halt und ein liebevolles Zuhause. Schulprojekte<br />

ermöglichen tausenden Kindern den Zugang zu Bildung<br />

und dadurch einen hoffnungsvollen Start in die Zukunft.<br />

Ausbildungsprojekte sind der zweite Schritt zu einem selbstständigen<br />

Leben. Straßenkinder erhalten aufrichtige Zuwendung<br />

und umfangreiche Hilfe. Brunnenbauprojekte, Suppenküchen<br />

und ambulante Kliniken helfen nicht nur Kindern, sondern<br />

allen Generationen. Hilfe, die ankommt. Die Zusammenarbeit<br />

mit Partnern in den betroffenen Ländern garantiert,<br />

dass die Hilfe bei den Bedürftigen wirklich ankommt.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe eröffnet den Betroffenen den Weg zu<br />

einem selbstbest<strong>im</strong>mten, menschenwürdigen Leben. In Katastrophenfällen<br />

arbeitet Nehemia seit vielen Jahren erfolgreich<br />

mit dem Auswärtigen Amt zusammen.<br />

Nehemia finanziert sich durch Spenden. Jede einzelne<br />

trägt dazu bei, dass Not gelindert werden kann. Bedürftige in<br />

aller Welt brauchen unsere und Ihre Unterstützung – damit<br />

sie leben können. Spendenkonto 4001508 bei der Evangelischen<br />

Kreditgenossenschaft eG, BLZ 52060410. ◆<br />

www.nehemia.org<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 43


Aktuelles<br />

Der 3. Stiftertag der Sparkasse Leipzig<br />

Experten des Kreditinstituts trumpfen mit eigenem Know-how<br />

von Andrea Drese<br />

Von 1930 bis 1937 prägte Carl Friedrich Goerdeler als Stadtoberhaupt<br />

die Entwicklung Leipzigs. Und auch heute ist sein<br />

Name allgegenwärtig. Zahlreiche Straßen oder Denkmäler erinnern<br />

an den Juristen. Seit 1995 bewahrt zudem die Carl und<br />

Anneliese Goerdeler-Stiftung sein Wirken. Mittlerweile gibt<br />

es bundesweit fast 19.000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />

Rechts. Rund 40 davon – darunter auch die Carl und Anneliese<br />

Goerdeler-Stiftung – folgten am 6. Oktober der Einladung<br />

zum 3. Stiftertag der Sparkasse Leipzig in den Mediencampus<br />

Villa Ida.<br />

Gekommen waren insgesamt rund 90 Gäste. Dabei trafen<br />

Menschen mit ganz verschiedenen Motivationen, um zu Stiften<br />

aufeinander. Eines hatten sie dennoch gemeinsam: Sie alle<br />

haben den Wunsch, etwas zu bewegen. Daher nutzten sie den<br />

Stiftertag, um Neues und Wissenswertes aus der Stiftungslandschaft<br />

zu erfahren. Zu den Referenten der Veranstaltung<br />

zählte beispielsweise die Gastrednerin Dr. Helga Breuninger.<br />

Die Geschäftsführerin der Breuninger Stiftung GmbH Stuttgart<br />

ermöglichte Einblicke in ihre Stiftungsarbeit und gab den<br />

Teilnehmern wertvolle Hinweise für das eigene Stiftervorhaben.<br />

Ihren Fokus richtete die engagierte Volkswirtin und Politologin<br />

auf die Möglichkeiten, eine Stiftung modern zu halten.<br />

Gleichzeitig unterstrich sie die große Bedeutung, regionale<br />

Mitstreiter für den guten Zweck zu gewinnen.<br />

Federführend bei der Organisation der Veranstaltung<br />

waren die Private Banking-Experten der Sparkasse Leipzig.<br />

<strong>Das</strong> Besondere: Neben der reinen Planung der Fachveranstaltung,<br />

waren es vor allem die Private Banker selbst, die inhaltlich<br />

das Programm füllten. Als Referenten führten sie die zahlreichen<br />

Gäste durch die Workshops. Dabei standen folgende<br />

Inhalte <strong>im</strong> Mittelpunkt: „Rücklagenbildung bei gemeinnützigen<br />

Körperschaften“ (mit Unterstützung der IQ Steuerberatungsgesellschaft<br />

mbH), "Nachfolgeplanung und Stiftungsgründung<br />

zu Lebzeiten", "Kapitalerhalt des Stiftungsvermögens"<br />

und "Die Bedeutung von Testamentsvollstreckung bei<br />

der Stiftungsgründung nach dem Tod".<br />

<strong>Das</strong> Generationenmanagement<br />

als interne Expertise<br />

Die Private-Banking-Experten der Sparkasse Leipzig bieten umfassende<br />

Beratung <strong>im</strong> Stiftungsmanagement von der Stiftungsgründung über die<br />

Stiftungsbetreuung bis hin zur Vermögensverwaltung.<br />

Dieses interne Know-how bündelt die Sparkasse Leipzig<br />

seit 2006 in der Abteilung Private Banking. Dort erhalten vermögende<br />

Kunden eine ganzheitliche Vermögensbetreuung.<br />

Die in ein 18-köpfiges Team eingebetteten fünf Private Banking-Spezialisten<br />

der Sparkasse beraten ihre Kunden zu den<br />

Themen Finanzplanung, Finanzierungen, Vorsorgeplanung, Liquiditätsplanung<br />

Vermögensverwaltung und Generationenmanagement.<br />

Die Nachfrage der Kunden nach diesen Beratungsleistungen<br />

nahm in den vergangenen sechs Jahren stetig<br />

zu. „<strong>Das</strong>s wir mit unserem Private Banking weiter auf der<br />

Überholspur sind, belegen die Zahlen. <strong>Das</strong> Volumen der neu<br />

eingeworbenen Kundengelder betrug 2011 über 41 Millionen<br />

Euro“, so Ute Endesfelder, Leiterin des Private Banking der<br />

Sparkasse Leipzig.<br />

Entsprechend dem deutschlandweiten Trend, spielt das<br />

Thema Stiftung eine <strong>im</strong>mer größere Rolle in den Beratungs-<br />

44 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

gesprächen. Der deutschlandweite<br />

Stiftungsboom ist auch in Leipzig<br />

spürbar. Um den Weg zur eigenen<br />

Stiftung zu erleichtern, begleitet der<br />

Bereich Generationenmanagement<br />

der Sparkasse Leipzig Stiftungsinteressenten<br />

von der ersten Gründungsidee<br />

bis zur Umsetzung. „In unserem<br />

Stiftungsmanagement betreuen wir<br />

derzeit rund 60 aktive Stiftungen.<br />

Unser Portfolio umfasst unter anderem<br />

die Errichtung und Betreuung<br />

der Stiftung sowie die Verwaltung<br />

des Stiftungsvermögens. Auf Wunsch<br />

der Stifter können zusätzlich ausgewählte<br />

Fachleute unseres Hauses <strong>im</strong><br />

Stiftungsvorstand mitwirken“, so Ute<br />

Endesfelder.<br />

Der wichtigste Grund, eine Stiftung<br />

ins Leben zu rufen, besteht<br />

meist darin, sein Vermögen oder<br />

einen Teil davon für wohltätige<br />

Zwecke zur Verfügung zu stellen. Solch bürgerschaftliches Engagement<br />

war es auch, das die Impulse für die Gründung der<br />

„Insbesondere als Instrument<br />

der Unternehmensnachfolge<br />

gewinnen Stiftungen<br />

zunehmend an Bedeutung.“<br />

Martin Bücher, Privatkundenvorstand<br />

der Sparkasse Leipzig<br />

ersten Sparkassen vor rund 200 Jahren<br />

gab. Noch heute ist dieser öffentliche<br />

Auftrag grundlegendes Wesensmerkmal<br />

aller Sparkassen. Sparkassenstiftungen<br />

sind ein zentrales Element<br />

des damit verbundenen gesellschaftlichen<br />

Engagements. Mit der<br />

Medienstiftung, der Kultur- und Umweltstiftung<br />

Leipziger Land und der<br />

Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz<br />

erweitert die Sparkasse<br />

Leipzig nachhaltig ihr vielfältiges gesellschaftliches<br />

Engagement.<br />

In Zeiten, in denen öffentliche<br />

Haushalte häufig an ihre Grenzen<br />

stoßen, sind Stiftungen ein wichtiges<br />

Signal und ein wesentlicher Baustein<br />

für soziale und gesellschaftliche Projekte.<br />

Die Sparkasse Leipzig unterstützt<br />

Stifter bei ihrem Vorhaben von<br />

Beginn an, leistet mit ihren eigenen<br />

Stiftungen einen zusätzlichen wichtigen<br />

gesellschaftlichen Beitrag und tut so dauerhaft Gutes. ◆<br />

www.sparkasse-leipzig.de


Aktuelles<br />

Gemeinschaft hilft krebskranken<br />

Jugendlichen und deren Geschwistern<br />

Unterstützung für Betroffene durch „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e. V.“<br />

Wenn ein junger Mensch an Krebs erkrankt, verändert sich<br />

von einem Tag auf den anderen sein ganzes Leben – nichts<br />

bleibt mehr wie es war. Die existenzielle Bedrohung durch<br />

die Krankheit, verbunden mit Schmerzen, Krankenhausaufenthalten,<br />

langen belastenden Therapien mit starken Nebenwirkungen<br />

und Zukunftsängsten, best<strong>im</strong>men das Denken und<br />

Fühlen der Jugendlichen.<br />

Gesunde junge Menschen setzen sich <strong>im</strong> Jugendalter mit<br />

den Eltern um neue Freiheiten auseinander und beginnen,<br />

sich abzunabeln. Krebskranke Jugendliche hingegen geraten<br />

in Unsicherheit und eine engere Abhängigkeit. Sie werden<br />

durch die Erkrankung aus einer entscheidenden Entwicklungsphase<br />

herausgerissen. Die Heilungschancen für junge<br />

Krebspatienten haben sich aufgrund der medizinischen Fortschritte<br />

deutlich verbessert – sie liegen heute bei nahezu 80 %.<br />

Somit gewinnt die Erhaltung der Lebensqualität und Normalität<br />

während der Erkrankung für Kinder und Jugendliche eine<br />

<strong>im</strong>mer größere Bedeutung.<br />

Jugendliche Patienten erfahren die Krankheit und die belastende<br />

Therapie in anderer Weise als kleinere Kinder. Aber<br />

auch die heranwachsenden Geschwister krebskranker Kinder<br />

und Jugendlicher haben einige Krisen zu bewältigen. Sie<br />

müssen zurückstecken, sind oft alleine, werden von Eifersucht<br />

und Neid geplagt, weil die Eltern sich auf das kranke Kind<br />

Die positive St<strong>im</strong>mung in der Gemeinschaft macht sich auch <strong>im</strong><br />

Miteinander der Jugendlichen deutlich bemerkbar.<br />

konzentrieren und leiden häufig an diffusen Schuldgefühlen<br />

und Ängsten. Deshalb ist ein besonderes Angebot für diese<br />

Altersgruppe außerordentlich wichtig, nicht zuletzt für die<br />

psychische Stabilität der jungen Menschen.<br />

Der 1983 von betroffenen Eltern gegründete Verein „Hilfe<br />

für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.“ bietet den betroffenen<br />

Jugendlichen diverse Aktivitäten <strong>im</strong> Familienzentrum, ein umfangreiches<br />

Freizeitprogramm, Workshops zu best<strong>im</strong>mten Themen<br />

und eine jährlich stattfindende 6-tägige Städtereise an.<br />

Diese Jugendfahrt ist für die Jugendlichen das wichtigste Ereignis,<br />

denn dabei können sie ein annähernd normales <strong>Das</strong>ein<br />

mit Freiheit, Abenteuer und Unbeschwertheit erleben.<br />

Heilungchancen junger<br />

Krebspatienten bei nahezu 80 %<br />

In der Gruppe haben die krebskranken Jugendlichen,<br />

deren Geschwister, aber auch die Geschwister, die eine<br />

Schwester oder einen Bruder durch Krebs verloren haben,<br />

die Möglichkeit, sich zwanglos mit anderen Betroffenen über<br />

ihre Erfahrungen auszutauschen. Sie alle teilen das gleiche<br />

Schicksal und können sich gegenseitig eine große Hilfe und<br />

Stütze sein.<br />

Die gemeinsamen Unternehmungen lassen die seelischen<br />

und körperlichen Belastungen für die jungen Menschen eine<br />

gewisse Zeit in den Hintergrund treten und sie helfen, aus<br />

dem Gefühl der Hilflosigkeit, der Passivität und der Isolation<br />

herauszukommen. Die Jugendlichen haben Spaß miteinander,<br />

sie lachen und feiern zusammen.Aber sie teilen auch ihre Sorgen<br />

und Ängste und unterstützen sich gegenseitig, sie setzen<br />

sich mit dem Sterben und dem Tod auseinander und trauern<br />

gemeinsam um verstorbene Freundinnen und Freunde aus<br />

der Gruppe.<br />

Die Jugendgruppe des Vereins „Hilfe für krebskranke Kinder<br />

Frankfurt e.V.“ mit den vielen Treffs und Aktivitäten ist ein<br />

wichtiger Bestandteil in der psychosozialen Begleitung der<br />

Betroffenen während und nach der langen Krebstherapie geworden<br />

und ist aus dem Angebot des Vereins nicht mehr wegzudenken.<br />

Der Verein finanziert seine Arbeit ausschließlich<br />

aus Spendengeldern. Spendenkonto 620050 bei der Frankfurter<br />

Sparkasse, BLZ 50050201. ◆<br />

www.kinderkrebs-frankfurt.de<br />

46 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

Die Projekte von Caritas international geben dem Kleinbauern Sekou<br />

Coulibaly die Möglichkeit, zusätzlich Geld für Lebensmittel zu verdienen.<br />

Ein Glück für die Kleinsten: Die Hungerkatastrophe blieb aus.<br />

Fotos: Caritas international<br />

Mit Weitsicht gegen den Hunger<br />

Caritas international setzt sich mit Cash-for-Work-Projekt für afrikanische Kleinbauern ein<br />

Die befürchtete Hungerkatastrophe in Westafrika blieb 2012<br />

aus. Projekte zur Armutsbekämpfung und zum Wassermanagement<br />

sollen langfristig helfen.<br />

Der Kleinbauer Sekou Coulibaly hebt Schaufel für Schaufel<br />

trockenen Sand aus. Bald wird ein weiterer Abschnitt des Bewässerungskanals<br />

fertig gestellt sein. Schweiß rinnt ihm über<br />

Gesicht und Körper. Es ist eine harte Arbeit, aber sie lohnt sich<br />

– für den verarmten Bauern und für die gesamte Region.<br />

Wie Sekou Coulibaly haben über 4.000 Männer und Frauen<br />

in Projekten von Caritas international, dem Hilfswerk der deutschen<br />

Caritas, Arbeit gefunden. In fünf Regionen Malis führt<br />

das Hilfswerk mit seinem lokalen Partner ENDA sogenannte<br />

Cash-for-Work-Maßnahmen (Geld für Arbeit) durch. <strong>Das</strong> Besondere:<br />

Mit dem Bargeld, das sie für diese Arbeit erhalten, können<br />

sich die Kleinbauern, die wegen des letztjährigen schlecht<br />

verteilten Regen keine Ernte eingefahren haben und denen<br />

die Nahrungsmittelvorräte ausgegangen sind, mit einer sinnvollen<br />

Arbeit auf würdevolle Weise Geld verdienen. <strong>Das</strong> Geld<br />

geben sie auf den lokalen Märkten aus und stützen somit die<br />

regionalen Handelsstrukturen. Dies ist ein gewaltiger Vorteil<br />

gegenüber Hilfslieferungen von Nahrungsmitteln, die sich<br />

<strong>im</strong>mer fatal auf den vorhandenen, lokalen Handel auswirken.<br />

Denn es gibt genug Lebensmittel auf den afrikanischen Märkten.<br />

Doch nach den Ernteausfällen <strong>im</strong> vergangenen Jahr sind<br />

die Preise extrem in die Höhe geschnellt und für die Ärmsten<br />

kaum erschwinglich. Durch das Cash-for-Work-Projekt können<br />

sich Menschen wie Sekou Coulibaly mit eigener Kraft helfen.<br />

Sie verdienen insgesamt rund 150 Euro, das reicht zum Beispiel<br />

für vier 50-Kilogramm-Säcke Reis.<br />

So haben Sekou Coulibalys und viele andere Familien die<br />

Dürrezeit überstanden. Im Herbst ist <strong>im</strong> Sahel der langersehnte<br />

Regen gefallen. <strong>Das</strong> ist wichtig, denn <strong>im</strong> Juli hatten<br />

die Bauern ihre Saat auf die Felder gebracht. Jetzt wachsen<br />

Getreide und Gemüse. Und mehr noch: Durch die gebauten<br />

Kanäle und Dämme können die Menschen künftig den<br />

Regen besser nutzen. Wasserrückhaltebecken, Deiche und<br />

Bewässerungssysteme sollen, so die Zielsetzung von Caritas<br />

international, die landwirtschaftliche Produktivität in der Region<br />

dauerhaft verbessern. Damit auch die nächste Dürre<br />

nicht zur Katastrophe wird. Spendenkonto 202, BFS Karlsruhe,<br />

BLZ 660 205 00. ◆<br />

www.caritas-international.de


Aktuelles<br />

Stiften hilft dauerhaft<br />

„Junge Familien in Not“ – mit der Pfarrer-Wolfgang-Kuntze-Stiftung gibt es<br />

einen neuen Stifter in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong><br />

von Christiane Esch-Rupprecht<br />

Ein Faltblatt informiert Interessierte über<br />

die Stiftung „Junge Familien in Not“ von<br />

Pfarrer Wolfgang Kuntze<br />

He<strong>im</strong>at ist geprägt vom zwischenmenschlichen Miteinander<br />

der Bürgerinnen und Bürger. Wenn die Lebensqualität einer<br />

Region sinkt, weil Kindergärten geschlossen, Schulen baufällig<br />

oder Vereine wegen Nachwuchsmangel aufgelöst werden,<br />

dann verliert die He<strong>im</strong>at an Attraktivität. Spätestens dann sind<br />

diejenigen gefragt, die <strong>im</strong> Leben mit hoher Leistungsbereitschaft<br />

und viel Verantwortung für andere beweisen, wie man<br />

Dinge zum Wohle einer Region verändert. Mit der Stiftergemeinschaft<br />

unter dem Motto „Spuren in der Zukunft hinterlassen“<br />

will die Sparkasse Forchhe<strong>im</strong> das bürgerschaftliche<br />

Engagement in der Region fortwährend<br />

stärken. Die Stiftung „Junge Familien<br />

in Not“, gegründet von Wolfgang<br />

Kuntze, Pfarrer <strong>im</strong> Ruhestand,<br />

aus Weißenohe, ist die jüngste Stiftung<br />

in der Gemeinschaft. Kuntze<br />

freut sich sehr: „Nun können Eltern,<br />

die ihre Kinder zu Hause erziehen<br />

möchten, auch finanziell unterstützt<br />

werden.“ Er selbst hat 30.000 Euro<br />

in die Stiftung eingebracht und<br />

hofft nun auf weitere Stiftungszuwendungen<br />

oder Spenden. Der Caritasverband <strong>im</strong> Landkreis<br />

Forchhe<strong>im</strong> ist die begünstigte Einrichtung der Stiftung. Peter<br />

Ehmann, Geschäftsführer des Verbandes, freut sich sehr darüber<br />

und dankt Pfarrer Kuntze für die Initiative. Dr. Ewald<br />

Maier, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong>, würdigte<br />

ebenfalls das Engagement des Pfarrers und zeigte sich<br />

begeistert über die inzwischen 13 Einzelstiftungen, die unter<br />

dem Dach der Stiftergemeinschaft treuhänderisch verwaltet<br />

werden. Sein Ziel für die Zukunft: 50 Stiftungen bis zum Ende<br />

seiner Amtszeit.<br />

Spuren hinterlassen<br />

Schon länger arbeitet die Sparkasse Forchhe<strong>im</strong> daran, den<br />

Stiftungsgedanken stärker in der Region zu verankern und<br />

damit die Lebensqualität in vielen Bereichen der Gesellschaft<br />

zu verbessern. Dr. Ewald Maier betont: „Als größter Finanzdienstleister<br />

in der Region verbindet die Sparkasse Forchhe<strong>im</strong><br />

Kompetenz und Vertrauen in Finanzfragen mit sozialer Verantwortung<br />

und nachhaltigem Denken und Handeln.“ Zum<br />

einen gründete die Sparkasse eine eigene Zukunftsstiftung<br />

zur Förderung verschiedener Projekte in Stadt und Landkreis<br />

Forchhe<strong>im</strong>. Mit einem Stiftungsvermögen von mittlerweile<br />

drei Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren Projekte<br />

mit rund 200.000 Euro gefördert.<br />

48 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

Freuen sich gemeinsam bei der Überreichung der Stiftungsurkunde:<br />

Dr. Ewald Maier, Pfarrer Kuntze und Peter Ehmann (von links)<br />

Der zweite Schritt war die Schaffung einer Stiftungsstruktur,<br />

die es engagierten Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, auf<br />

einfache Art und Weise ihre persönliche Stiftung zu errichten<br />

– die Stiftergemeinschaft unter dem Motto „Spuren in der Zukunft<br />

hinterlassen“, wurde gegründet. Mit den erzielten Erträgen<br />

aus den getätigten (Zu-)Stiftungen oder Spenden für<br />

Vereine, Verbände und Organisationen in der Region Forchhe<strong>im</strong><br />

ist es möglich, lieb gewonnene kulturelle, soziale und<br />

sportliche Einrichtungen zu unterstützen, damit diese auch<br />

für die Zukunft erhalten werden. Der Stifter kann die aus den<br />

Erträgen seines Stiftungskapitals zu fördernde Einrichtung individuell<br />

best<strong>im</strong>men. Selbstverständlich kann er die Stiftung<br />

auch persönlich repräsentieren, zum Beispiel bei der Überreichung<br />

eines Schecks an die geförderte Einrichtung. <strong>Das</strong> Engagement<br />

des Stifters wird vom Staat durch die steuerliche<br />

Abzugsfähigkeit der Stiftungszuwendung innerhalb best<strong>im</strong>mter<br />

Höchstgrenzen gefördert. <strong>Das</strong> Stiftungskapital wird<br />

gemeinsam verwaltet und angelegt, die Verwaltung der Stiftungen<br />

wird von der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG zentral<br />

übernommen.<br />

Ein weiterer Schritt, den Stiftungsgedanken in der Region<br />

zu leben, war die Schaffung der Möglichkeit, gemeinsam mit<br />

den hiesigen Kommunen, das bürgerschaftliche Engagement<br />

vor Ort noch stärker zu unterstützen. <strong>Das</strong> Angebot zur Errichtung<br />

von Bürgerstiftungen unter dem Dach der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Forchhe<strong>im</strong> war somit nur konsequent.<br />

Die Kommunen Eggolshe<strong>im</strong> und Dormitz haben das<br />

Angebot bereits angenommen und ihre Bürgerstiftungen ins<br />

Leben gerufen.<br />

Pfarrer Wolfgang Kuntze wollte Gutes tun. Mit dem Thema<br />

Familie und Erziehung hat er sich lange auseinandergesetzt<br />

und viel Fachliteratur gelesen. Dabei sei er auf Untersuchungen<br />

gestoßen, die belegen, dass Verhaltensstörungen, Konzentrationsmängel<br />

und Interesselosigkeit von Kindern und<br />

Jugendlichen sich vermeiden ließen, wenn Kinder unter drei<br />

Jahren in ihrer Familie elterliche Nähe, Zuwendung, Liebe und<br />

He<strong>im</strong>at erführen. „Leider ist das für etliche Familien nicht<br />

praktikabel. Sie können es sich nicht leisten, auf einen Arbeitslohn<br />

zu verzichten, um für ihr Kind da zu sein“, schildert<br />

der Geistliche seine Erfahrungen. Er ist auch der Ansicht, dass<br />

die Kita-Betreuung nicht das leisten kann, was Eltern leisten.<br />

Und genau für diese Fälle hat er seine Stiftung „Junge Familien<br />

in Not“ ins Leben gerufen. Von diesem Geld sollen die Familien<br />

unterstützt werden, die ihre Kinder zu Hause erziehen<br />

möchten. Bedürftige Eltern können sich mit ihrem Anliegen<br />

an den Caritasverband <strong>im</strong> Landkreis Forchhe<strong>im</strong> e. V. wenden,<br />

der als begünstigte Einrichtung der Stiftung über die Mittelvergabe<br />

entscheidet. „Der Kreis hilfsbedürftiger Familien ist<br />

groß“, betont Peter Ehmann, „und die Familiengründung wird<br />

zunehmend zum Armutsrisiko.“ Daher sei diese Stiftung ein<br />

wertvoller Impuls für unsere Gesellschaft. ◆<br />

www.sparkasse-forchhe<strong>im</strong>.de


Aktuelles<br />

Vertrauen in sich selbst und andere.<br />

Kinder für die Zukunft stark machen.<br />

<strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt<br />

Kinder gehören in unsere Mitte<br />

<strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt bietet Kindern und Jugendlichen<br />

sowie ihren Betreuern auf rund 1.000 Quadratmetern<br />

Wohnfläche erholsame Aktivaufenthalte <strong>im</strong> Eichsfeld. In zwei<br />

frisch renovierten, größtenteils barrierefreien Fachwerkhäusern<br />

finden kranke, behinderte und benachteiligte Kinder mitten<br />

in der Innenstadt Duderstadts einen geschützten Raum, in<br />

dem sie Kraft schöpfen und sich von ihrem belastenden Alltag<br />

erholen können. Individuelle Natur- und Erlebnisprogramme<br />

geben den Kindern neue Erfahrungen, stärken ihr Selbstbewusstsein<br />

und vermitteln einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn<br />

sowie eine positive Lebenseinstellung. Dabei verfolgt das<br />

Projekt Schutzräume für Kinder Duderstadt die Philosophie,<br />

die <strong>im</strong> Eichsfeld ansässigen Institutionen und Organisationen<br />

in den Aufenthalt der Gruppen zu integrieren. Zum festen Programm<br />

des Hauses gehören Ausflüge in die Natur des Eichsfelds.<br />

In Kooperation mit der Heinz Sielmann Stiftung besuchen<br />

die Gruppen eine der zahlreichen Attraktionen der Stiftung<br />

<strong>im</strong> Naturschutzgroßprojekt Grünes Band Eichsfeld-Werratal.<br />

Dort gehen sie auf Tuchfühlung mit bedrohten Tier- und<br />

Pflanzenarten und erfahren viel über die hiesige Natur. Bei Mitmachaktionen<br />

wie der Apfelwerkstatt lernen sie die Ursprünglichkeit<br />

von einfachen Produkten und ihren Herstellungsweg<br />

– vom Pflücken bis in die Flasche – kennen.<br />

Durch Haus und Hecken von Hektik und Lärm geschützt,<br />

können die Kinder <strong>im</strong> Garten des Tabaluga Hauses auf Spielund<br />

Sonnenwiese toben, aber auch entspannen. Am Lagerfeuer-<br />

und Grillplatz können die Gäste die Abende gemütlich<br />

ausklingen lassen. Im eigenen Kräutergarten warten spannende<br />

Gerüche und Geschmäcker, mit denen be<strong>im</strong> gemeinsamen<br />

Kochen fleißig exper<strong>im</strong>entiert werden kann.<br />

Fest in das therapeutische Konzept des Tabaluga Hauses<br />

integriert, stärkt das gemeinsame Einkaufen der Lebensmittel<br />

und die Zubereitung der Mahlzeiten den Jugendlichen und<br />

Kindern den Zusammenhalt der Gruppe. Be<strong>im</strong> Kochen können<br />

sie den Weg vom ursprünglichen zum fertigen Produkt<br />

weiter verfolgen. In der Gemeinschaftsküche lernen die Kinder<br />

einfache Rezepte, die auch zu Hause zusammen mit der<br />

Familie nachgekocht werden können.<br />

Im Wohn- und Aufenthaltsraum des Hauses können Kinder<br />

und Betreuer ihre Freizeit gemeinsam gestalten. Der Multifunktionsraum<br />

bietet mit Matten und ausreichend Platz die<br />

Möglichkeit für Gymnastik und Bewegungsspiele sowie theaterpädagogische<br />

Einheiten.<br />

Die nötige Ruhe und Entspannung finden die Kinder in<br />

der Leseecke, <strong>im</strong> Kaminz<strong>im</strong>mer, oder <strong>im</strong> Meditationsraum des<br />

Hauses. Dort können die Gäste in stillen Momenten Energie<br />

und Kraft schöpfen, mit Klangkörpern exper<strong>im</strong>entieren, die<br />

Erlebnisse des Tages reflektieren und ihren Träumen nachgehen.<br />

Traum und Phantasien verschmelzen be<strong>im</strong> Malen und<br />

Basteln <strong>im</strong> Kreativraum des Hauses oder bei der gemeinsamen<br />

Erkundung der Instrumente <strong>im</strong> Musikraum.<br />

<strong>Das</strong> Tabaluga Haus ermöglicht Kinder- und Jugendgruppen<br />

von vier bis sechzehn Jahren und deren Betreuern fünfbis<br />

zehntägige Aufenthalte. <strong>Das</strong> Haus ist zu großen Teilen bar-<br />

50 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

Kraft schöpfen in vertrauter Umgebung.<br />

rierefrei konzipiert und kann Gruppen bis zu 18 Personen beherbergen.<br />

In neuer Umgebung sind Bezugspersonen oft<br />

wichtig, um den Kindern zusätzliche Sicherheit zu geben,<br />

damit sie ihren Aufenthalt voller Freude genießen und die nötige<br />

Ruhe und Geborgenheit erfahren können. <strong>Das</strong> Angebot<br />

richtet sich neben den Kindern also auch an ihre Betreuerinnen<br />

und Betreuer sowie Eltern. <strong>Das</strong> Tabaluga Haus ergänzt<br />

durch sein Aktivprogramm mit externen Kooperationspartnern<br />

sowie Fachkräften und rundet das Betreuungspaket ab.<br />

Die Unterbringung der Gäste erfolgt in Räumlichkeiten mit<br />

Appartementcharakter. Den Gruppen stehen Schlafräume mit<br />

ein bis zwei Schlafmöglichkeiten sowie jeweils ein vom<br />

Schlafraum zugängliches Badez<strong>im</strong>mer zur Verfügung. Von den<br />

insgesamt sieben Appartements verfügen drei über ein barrierefreies<br />

Bad.<br />

<strong>Das</strong> Tabaluga Haus ist als Projekt unter Freunden entstanden.<br />

Professor Hans Georg Näder, Inhaber der Firmengruppe<br />

Ottobock, hegte bereits lange den Wunsch „Kinder, die nicht<br />

so behütet aufgewachsen sind“, zu unterstützen.Aus dieser Intention<br />

und seiner Freundschaft zu Peter Maffay entwickelte<br />

sich das Projekt Schutzräume für Kinder in Duderstadt. Es ist<br />

Ausdruck ihres gemeinsamen Wunsches, Kindern Selbstbewusstsein<br />

und eine positive Lebenseinstellung zu vermitteln.<br />

Nach der Startfinanzierung durch den Geschäftsführer der<br />

Schutzräume für Kinder Duderstadt gGmbH, Professor Hans<br />

Georg Näder, finanziert sich das Projekt überwiegend durch<br />

Spenden. Neben zahlreichen kleineren Spenden konnten<br />

auch schon Großspender gewonnen werden. So finanzierte<br />

die Sparkasse Duderstadt mit 75.000 Euro einen Großteil der<br />

Einrichtung des Hauses und den Aufenthalt der ersten Kindergruppe<br />

Ende September.<br />

<strong>Das</strong> Tabaluga Haus Duderstadt ist als eigenständig geführte<br />

Einrichtung der Gemeinnützigen Gesellschaft Schutzräume<br />

für Kinder in das Angebot der Peter Maffay Stiftung integriert.<br />

Ergänzend zu den bestehenden Angeboten der Stiftung richtet<br />

sich das Tabaluga Haus in Duderstadt speziell an Kinder<br />

mit eingeschränkter Mobilität. Durch die Reichweite der Stiftung,<br />

die weitere Einrichtungen dieser Art betreibt, verspricht<br />

sich der verantwortliche Gesellschafter Professor Hans Georg<br />

Näder noch mehr Kindern helfen zu können. „Kinder haben<br />

es nicht in der Hand, in welche Lebensumstände sie hineingeboren<br />

werden“, sagt Peter Maffay. „Wir helfen Kindern, die<br />

in Not geraten sind. Bitte helfen auch Sie.“ ◆<br />

www.petermaffaystiftung.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 51


Aktuelles<br />

Weihnachtszeit, Spendenzeit, Stifterzeit<br />

Die <strong>im</strong> Frühling 2009 errichtete Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein-Nahe<br />

möchte weiter wachsen, um die Region unterstützen zu können<br />

Die Abende werden kürzer, die Tage kälter.<br />

Man kommt etwas zur Ruhe, denkt über<br />

das mittlerweile fast vergangene Jahr<br />

nach. Weihnachten kommt mit jedem Tag<br />

ein Stückchen näher – und damit auch die<br />

Zeit des Gebens und Teilens.<br />

Viele Mitmenschen möchten in dieser<br />

Zeit auch anderen Gutes tun, ein bisschen<br />

weitergeben an die, die es dringend notwendig<br />

haben. Die Medien sind voll von<br />

Spendenaufrufen für Projekte der verschiedensten<br />

Art, fast täglich findet man<br />

Spendenzahlscheine in seinem Briefkasten.<br />

Projekte in der ganzen Welt rufen<br />

nach Hilfe.<br />

Im Gegensatz dazu steht die Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Rhein-Nahe, die<br />

mit ihren Ausschüttungen pr<strong>im</strong>är „vor der<br />

Haustüre“ wirken und helfen möchte –<br />

und das Konzept kommt an: Immer mehr<br />

Menschen entscheiden sich dazu, sich<br />

dort zu engagieren, wo sie ihren Lebensmittelpunkt<br />

haben. Unzählige Organisationen<br />

vor Ort, sind für jeden Euro dankbar.<br />

Und Spender und Stifter können sich<br />

vor Ort ansehen, was mit den Fördergeldern<br />

geschieht.<br />

Die regionale Tafel, ein Kindergarten<br />

oder eine Schule die dringend renoviert<br />

werden müssen, ein Sportverein, der neue<br />

Bälle für die Jugendmannschaft benötigt<br />

oder das örtliche Tierhe<strong>im</strong>, das Futter kaufen<br />

muss – dass sind mögliche Projekte,<br />

die durch die Stiftergemeinschaft der Sparkasse<br />

Rhein-Nahe gefördert werden. „Wir<br />

unterstützen Projekte in unserer Region,<br />

Der örtliche Denkmalschutz, das Traditionelle<br />

Brauchtum, die He<strong>im</strong>atpflege und -kunde und<br />

der Karneval sind nur einige Beispiele möglicher<br />

Stiftungszwecke <strong>im</strong> Rahmen der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Rhein-Nahe.<br />

durch Zuwendungen, die wir in unserer<br />

Region von unseren Kunden erhalten<br />

haben“, sagt Sparkassendirektor Peter<br />

Scholten.<br />

Im Sommer diesen Jahres wurden<br />

durch die Stiftergemeinschaft Erträge von<br />

insgesamt 7.500 Euro an gemeinnützige<br />

Organisationen in der Region Bad Kreuznach<br />

ausgeschüttet. Diese Erträge stammen<br />

aus den Kapitalerträgen des Stiftungsvermögens<br />

und aus eingegangenen<br />

Spenden von Sparkassenkunden.<br />

„Auch <strong>im</strong> nächsten Jahr möchten wir<br />

erreichen, dass die Stiftergemeinschaft<br />

einen stolzen Betrag an Institutionen in<br />

unserer Region ausschüttet. Vor dem Hintergrund,<br />

dass die Erträge durch das aktuelle<br />

Zinsniveau deutlich rückläufig sind,<br />

sind Spenden und Zustiftungen wichtiger<br />

denn je“, so Peter Scholten.<br />

Daher wird die Sparkasse Rhein-Nahe<br />

in den nächsten Wochen verstärkt Werbung<br />

für ihre Stiftergemeinschaft machen<br />

und aktiv auf ihre Kunden zugehen. So<br />

werden z. B. Spendenzahlscheine bei der<br />

Ausgabe der traditionellen He<strong>im</strong>atkalender<br />

beiliegen und Sparkassenmitarbeiter<br />

werden Kunden gezielt auf die Möglichkeit<br />

der Spende zu Gunsten der Region<br />

ansprechen.<br />

Selbstverständlich sollen auch weitere<br />

Zustiftungen oder Neugründungen von eigenen<br />

Namensstiftungen erfolgen. „Gerade<br />

in der heutigen unsicheren Zeit sind<br />

Initiativen wie die Stiftergemeinschaft der<br />

Sparkasse eine einfache Möglichkeit, bereits<br />

mit kleinen Beträgen nachhaltig und<br />

sinnvoll in der Region zu wirken und zu<br />

helfen“, erklärt Andreas Baumhardt, Stiftungsexperte<br />

bei der Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Rhein-Nahe. ◆<br />

www.sk-rhein-nahe.de<br />

52 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

Grundstein für „Stiftung der<br />

Gemeinde Benediktbeuern“ gelegt<br />

Neue Stiftung in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen errichtet<br />

Im November letzten Jahres wurde die Stiftergemeinschaft<br />

der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen gegründet und mit<br />

einem Grundkapital von 50.000 Euro ausgestattet. Damit hat<br />

die Sparkasse den Schritt zur Gründung einer Stiftung deutlich<br />

erleichtert, der ansonsten sehr aufwändig und mit vielen<br />

administrativen Aufgaben verbunden ist. In Zusammenarbeit<br />

mit der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, die die Verwaltung<br />

übern<strong>im</strong>mt, kümmert sich die Stiftergemeinschaft um<br />

alle notwendigen Maßnahmen. Rechtliche, steuerliche, organisatorische<br />

und abwicklungstechnische Details werden<br />

somit abgedeckt. Mit der Stiftergemeinschaft können Bürgerinnen<br />

und Bürger sowie Kommunen ohne großen Aufwand<br />

eine Stiftung gründen. Eine Namensstiftung ist ab 25.000 Euro<br />

möglich, eine Bürgerstiftung kann bereits ab 10.000 Euro ins<br />

Leben gerufen werden.<br />

30.000 Euro Startkapital<br />

Der Gemeinderat von Benediktbeuern hat in seiner Sitzung<br />

vom 05.07.2012 die Gründung der „Stiftung der Gemeinde<br />

Benediktbeuern“ beschlossen. Der Kommunalkundenbetreuer<br />

der Sparkasse, Anton Ortlieb, hat die Gemeinde<br />

dabei beraten und begleitet. Den Grundstock legte die Gemeinde<br />

Benediktbeuern mit 25.000 Euro, weitere 5.000 Euro<br />

steuerte die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen<br />

bei, so dass ein Startkapital<br />

von 30.000 Euro zur Verfügung<br />

steht. Bürgermeister Georg<br />

Rauchenberger sowie Dir. Walter<br />

Obinger und Kommunalkundenbetreuer<br />

Anton Ortlieb stellten gemeinsam<br />

die Stiftung der Gemeinde<br />

Benediktbeuern vor. Ein<br />

Flyer hat alle Daten und Fakten<br />

zur Stiftung zusammengefasst, informiert<br />

über die verschiedenen<br />

Zuwendungsmöglichkeiten und<br />

<strong>Das</strong> ausführliche Faltblatt der „Stiftung<br />

der Gemeinde Benediktbeuern“ ist kostenlos<br />

bei der Gemeinde Benediktbeuern<br />

erhältlich.<br />

Übergabe der Stiftungsurkunde an die Gemeinde Benediktbeuern (v. l.):<br />

Dir. Walter Obinger, Bürgermeister Georg Rauchenberger, 2. Bürgermeister<br />

Johann Kiefersauer und Kommunalkundenbetreuer Anton Ortlieb<br />

verweist auf steuerliche Vorteile. Möglich sind Spenden, Zustiftungen<br />

zu Lebzeiten, letztwillige Verfügungen und Zustiftung<br />

durch Erben.<br />

Es gibt viele Bürgerinnen und Bürger, die den Wunsch<br />

haben, etwas dauerhaft zu unterstützen oder der Gesellschaft<br />

etwas zurückgeben wollen. Mit der neuen Stiftung werden<br />

zukünftig Vereine, Organisationen, Institutionen, interessante<br />

Vorhaben und ehrenamtliches Engagement der Gemeinde gefördert.<br />

Jeder kann mit dazu beitragen und jeder Euro zählt.<br />

Über die jährliche Verwendung der Erträge entscheidet der<br />

Gemeinderat. Anträge und Vorschläge kann jeder Benediktbeurer<br />

Bürger einbringen.<br />

„Mit der Stiftung gibt es nun ein interessantes Angebot,<br />

das Leben in der Gemeinde zu unterstützen und noch lebensund<br />

liebenswerter zu machen“, so Bürgermeister Georg Rauchenberger.<br />

„Wir freuen uns auf viele Zustifter bzw. Spender.<br />

Je mehr uns diese hier nachhaltig unterstützen, desto besser<br />

für die Gemeinde und somit für die Bürgerinnen und Bürger“.<br />

Dir. Walter Obinger freute sich über den Schritt der Gemeinde<br />

Benediktbeuern, den die Sparkasse sehr gerne begleitet<br />

hat. „Dafür haben wir die Stiftergemeinschaft ins Leben<br />

gerufen und freuen uns auf weitere Gemeinden, die ebenfalls<br />

eine Stiftung gründen wollen“. Spendenkonto 11 111 176 bei<br />

der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, BLZ 70054306. ◆<br />

www.spktw.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 53


Aktuelles<br />

Stätte der Zeitzeugenschaft<br />

und Ort des Schönen<br />

Porträt der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung. Von Reiner Kunze<br />

Meine Frau und ich, wir verbrachten unser bewusstes Erwachsenendasein<br />

zur einen Hälfte in der DDR, zur anderen in<br />

der Bundesrepublik Deutschland. Meine Frau, geb. 1933 in<br />

Zna<strong>im</strong>/Südmähren, ist Medizinerin, ich, geb. 1933 in Oelsnitz/Erzgeb.,<br />

bin Schriftsteller. Nach Veröffentlichung meines<br />

Buches „Die wunderbaren Jahre“ in Frankfurt am Main 1976,<br />

die meinen Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR<br />

und öffentliche Forderungen nach strafrechtlichen Maßnahmen<br />

zur Folge hatte, durften wir die DDR verlassen, da der<br />

Staatsspitze nicht an einem Prozess gelegen war, der dem Ansehen<br />

der DDR hätte schaden können. Seitdem wohnen wir<br />

in Obernzell-Erlau, nahe Passau, wo wir 2006 die Reiner und<br />

Elisabeth Kunze-Stiftung gründeten.<br />

Stiftungsziel Ausstellungshaus<br />

Im Umfeld meiner Bücher haben sich in den vergangenen<br />

50 Jahren u. a. historisch relevante Bild- und Tondokumente,<br />

eintausend ausgewählte und z.T. kommentierte Briefe, Kopien<br />

von Akten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und<br />

zahlreiche Werke zeitgenössischer Bildender Kunst angesammelt,<br />

die in ihrer Komplexität nicht nur rational, sondern auch<br />

emotional nachvollziehbar machen, was es hieß, sich der allgegenwärtigen<br />

Indoktrination einer Diktatur zu erwehren,<br />

und die die nachträgliche Verklärung dieser Diktatur ebenso<br />

ad absurdum führen wie die ideologische Verblendung vieler<br />

Intellektueller <strong>im</strong> Westen, die in den totalitären Staaten des<br />

Ostens einen neuen Anfang für die Menschheit sahen. Die Stiftung<br />

soll sicherstellen, dass diese Dokumente und Kunstwerke<br />

nach unserem Tod beisammenbleiben und in unserem<br />

Haus in Dauerausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />

werden.<br />

Dokumentiert werden soll der Hintergrund der Bücher, das<br />

Erlebte, aus dem sie hervorgegangen sind, und von dem bereits<br />

heute die meisten Menschen kaum noch etwas wissen. Zu diesem<br />

Hintergrund gehören nicht nur die Verhältnisse in der<br />

Aus dem Fundus der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung: Links: Klaus Hirsch „Halt mich! Für Elisabeth und Reiner Kunze“, Lithographie 2002<br />

Mitte: Johann-Peter Hinz (t): „Mann, der sich vor Schmerz in die eigene Hand beißt“, Petschaft R.K., getropftes Metall, Halberstadt 1977.<br />

Rechts: Elly-Viola Nahmmacher (t): Relief mit dem Celan-Vers „Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt“, Kupfer mit Türkis und<br />

Bernstein auf thüringischem Dachschiefer, um 1965. Fotos: Peter Geins<br />

54 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Aktuelles<br />

Links: Die Stifter Dr. Elisabeth und Reiner Kunze, Erlau 2012. Foto: Jürgen Bauer. Rechts: Koreanischer Poesie-Pavillon „Unterkunft des Re<strong>im</strong>es der Windglocke“,<br />

Geschenk von Frau Prof. Dr. Young-Ae Chon und Familie an die Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung. Frau Young-Ae Chon ist eine Dichterin<br />

und Professorin für Germanistik an der National-Universität Seoul. Der Pavillon wurde in Seoul gebaut, in seine Teile zerlegt, per Schiff nach Bremerhaven<br />

und von dort nach Erlau gebracht, wo ihn eigens eingeflogene koreanische Z<strong>im</strong>merleute und Spezialdachdecker 2012 auf dem Stiftungsgelände<br />

errichteten. Der Pavillon soll „die Kraft der Poesie bezeugen, Kontinente miteinander zu verbinden, und mahnend an das gemeinsame Schicksal<br />

beider Länder erinnern – an Teilung und Diktatur“. Foto: Reiner Kunze<br />

DDR, in der z. B. ein junger Theologe, weil er George Orwells<br />

Buch „1984“ vier Personen zu lesen gegeben hatte, eine Gefängnisstrafe<br />

von zweieinhalb Jahren und vier Monaten erhielt,<br />

oder ein Ingenieur wegen angeblicher staatsfeindlicher Hetze,<br />

die das Gericht in seinen he<strong>im</strong>lich geöffneten Briefen an mich<br />

feststellte, sowie wegen einer Zuarbeit zu dem Buch „Die wunderbaren<br />

Jahre“ zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde.<br />

„Schönheit, neben der Freiheit<br />

meine größte Sorge“<br />

Zum Hintergrund der Bücher gehört u. a. auch die <strong>im</strong> Westen<br />

proklamierte folgenschwere Doktrin, alles Schöne sei reaktionär,<br />

da es über den wahren Zustand der Gesellschaft hinwegtäusche<br />

und den Willen schwäche, sie radikal zu verändern.<br />

Der Widerstand gegen das politische System äußerte sich in<br />

der DDR nicht zuletzt in der Kunst, und da diese über die Fähigkeit<br />

verfügt zu beglücken, war sie Teil der Antwort auf die<br />

Frage, woher die Kraft kam zu widerstehen. Die Kunstwerke,<br />

die in unserem Haus zu sehen sein werden, nehmen verschlüsselt<br />

oder offen Bezug auf verbotene Texte oder sind<br />

durch ihre zeitlose Vollkommenheit Zurufe von Rang. Wer<br />

Hand an das Schöne legt, legt Hand an den Menschen. Unser<br />

Haus soll eine Stätte der Zeitzeugenschaft und ein Ort des<br />

Schönen werden. In den Tagebüchern von Albert Camus heißt<br />

es: „Schönheit, neben der Freiheit meine größte Sorge.“ Wir<br />

teilen diese Doppelsorge.<br />

Zu unseren Lebzeiten besteht die Hauptaufgabe der Stiftung<br />

darin, die inhaltlichen, finanziellen und, soweit schon möglich,<br />

baulichen Voraussetzungen für das Ausstellungshaus zu schaffen.<br />

Zum Beispiel entstanden in einem mehr als einjährigen<br />

Prozess, gefördert von der Sparkasse Passau, die Entwurfspläne<br />

für den Hausumbau, für die das vielfach preisgekrönte Architekturbüro<br />

Brückner & Brückner, Tirschenreuth und Würzburg,<br />

gewonnen werden konnte.<br />

Hauptaufgabe zu Lebzeiten<br />

Der erste Bauabschnitt (ca. 40 % des Gesamtumbaus) wurde<br />

mit Unterstützung des Kulturfonds Bayern 2012 verwirklicht.<br />

Frau Susanne Asenkerschbaumer, Absolventin der Universität<br />

der Künste Berlin, entwarf eigens für die Reiner und Elisabeth<br />

Kunze-Stiftung eine nach den Maßstäben heutiger Ausstellungskultur<br />

hochmoderne Präsentationskonzeption. Inwieweit<br />

es uns gelingen wird, das Ausstellungshaus zukunftsfest zu machen,<br />

hängt davon ab, ob wir noch die Mittel einzuwerben vermögen,<br />

die wir zur Aufstockung des Stiftungskapitals dringend<br />

benötigen. Sollte sich eine Person, Firma oder Institution dazu<br />

entschließen, sich entscheidend an der Zukunftsicherung des<br />

Hauses zu beteiligen, würden wir das Haus nach der Zustifterin<br />

oder dem Zustifter benennen und den Namen unverzüglich in<br />

den Stiftungsnamen einfügen. Die Stiftung würde dann heißen<br />

„Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung <strong>im</strong> [XY]-Haus“. ◆<br />

www.reiner-kunze.com<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 55


Aktuelles<br />

Gut.es zu tun.<br />

Gala-Abend der Sparkasse Dachau für Engagierte der Region –<br />

Iris Berben ruft zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung auf<br />

„Erfolg ist niemals nur ich, Erfolg ist <strong>im</strong>mer auch<br />

wir“, dieser Satz stand <strong>im</strong> Rahmen eines Gala-<br />

Abends für das Stiftungsengagement der Sparkasse<br />

Dachau. In einer mitreißenden Rede fordert die engagierte<br />

Schauspielerin Iris Berben die Zuhörer auf:<br />

„Engagieren wir uns!“. Iris Berben setzt sich u. a. in<br />

der Initiative „Gesicht zeigen“ gegen Rassismus und<br />

Antisemitismus ein. Von ihren Großeltern habe sie<br />

gelernt nicht weg zu schauen. Berben zitierte dabei<br />

ihre Großmutter, die zu sagen pflegte: „Schau hin,<br />

hör zu und hilf, wo du kannst und gebrauchst wirst.“<br />

Die Sparkasse Dachau geht in diesem Sinne mit<br />

gutem Beispiel voran. Sie stellte sechs Millionen<br />

Euro für die Stiftungsinitiative zur Verfügung. Bereits<br />

seit 2005 gibt es die Sparkassen-Stiftung für Kunst<br />

und Kultur. Ergänzt wurde diese durch Stiftungen<br />

für Bildung und Wissenschaft, Umwelt, Soziales,<br />

Sport und Vereinsleben. Daneben unterstützte die Sparkasse<br />

bei der Gründung von 14 Bürgerstiftungen in Landkreisgemeinden<br />

und von privaten Namensstiftungen.<br />

Wichtige Projekte, die bereits von der Sparkasse Dachau<br />

unterstützt werden, wie der Integrationskindergarten H<strong>im</strong>melreich,<br />

das Mehrgenerationenhaus der AWO, der Seniorenfitnesspark<br />

St. Josef/Karlsfeld, der Kreisfeuerwehrverband<br />

Dachau und der Fackellauf der Special Olympics in Schönbrunn,<br />

wurden in einem Videofilm kurz vorgestellt.<br />

Der Vorstandsvorsitzende Hermann Krenn zeichnete zusammen<br />

mit seinem Stellvertreter Thomas Schmid vier Persönlichkeiten<br />

mit Ehrenpreisen aus. Olympiasieger Michael<br />

Teuber erhielt den Ehrenpreis in der Kategorie Vorbild, in der<br />

Kategorie Kultur ging der Ehrenpreis an Franz Striegler, den<br />

Begründer der Kleinkunstbühne<br />

Leierkasten für Kinder<br />

und Erwachsene. Für das kommunale<br />

Miteinander in der Gemeinde<br />

Vierkirchen erhielt<br />

Bürgermeister Heinz Eichinger<br />

den Ehrenpreis in der Kategorie<br />

Netzwerke. Der Ehrenpreis<br />

in der Kategorie Mensch<br />

wurde an Markus Tolksdorf,<br />

Geschäftsführer des Franziskuswerkes<br />

Schönbrunn, verliehen.<br />

Krenn gab den Zuhörern<br />

am Ende des Abends<br />

noch einen Wunsch mit auf<br />

den Weg: „Schön wäre, wenn<br />

die Übernahme gesellschaftlicher<br />

Verantwortung selbstverständlich<br />

wäre.“ ◆<br />

www.sparkasse-dachau.de<br />

56 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Lernen und dazulernen<br />

Die Stiftungswelt auf dem Weg zur Lerngemeinschaft<br />

Berichte und Kampagnen<br />

Seit zehn Jahren bietet die EBS Business School <strong>im</strong> Rheingau<br />

die Weiterbildung zum Stiftungsmanager an. Mittlerweile<br />

haben annähernd 300 Absolventen den Abschluss gemacht und<br />

das Zertifikat „Stiftungsmanager EBS“ erhalten.<br />

Die Akteure waren ihrer Ausbildung nach sehr verschieden<br />

voneinander: Juristen, Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler,<br />

Ökonomen. Hinzu kamen verschiedene Berufsbilder innerund<br />

außerhalb der Stiftungen: Stiftungsreferenten, Geschäftsführer,<br />

Vorstände, ehren- und hauptamtliche Mitwirkende; Wirtschaftsprüfer,<br />

Steuerberater, Vermögensmanager – und auch<br />

aktive und angehende Stifter.<br />

Heute steht wohl allen Akteuren der kleinen, aber einflussreichen<br />

Stiftungswelt vor Augen, dass die Übertragung von<br />

Kenntnissen und Methoden verschiedener Wissensgebiete auf<br />

das Stiftungshandeln von greifbarem Nutzen ist: Strategieentwicklung<br />

brauchen nicht nur große Stiftungen, sondern<br />

ebenso kleine und mittlere.Wer seine Ziele nicht klar definiert,<br />

seine Projekte<br />

und Förderungen<br />

nicht schärft,<br />

kommt womöglich<br />

ganz woanders<br />

an als gewünscht.<br />

Diesen<br />

Erfahrungsschatz<br />

aufzubereiten<br />

und weiterzugeben,<br />

ist eine<br />

wichtige Aufgabe,<br />

die sich die EBS<br />

Business School<br />

Studieren an der EBS Business School in Schloss<br />

Reichartshausen <strong>im</strong> Rheingau<br />

zur Profession gemacht hat. Für 2013 ist deshalb auch die Zusatzausbildung<br />

zum Stiftungsberater konzipiert worden. ◆<br />

www.ebs.edu


Berichte und Kampagnen<br />

Suchtprävention 2.0<br />

Mit interaktiver und authentischer Projektarbeit Kinder vor Sucht schützen –<br />

Stiftung SehnSucht kommt auf Anfrage bundesweit an jede Schule<br />

„Die Übung mit den Brillen, die einen Rausch symbolisiert<br />

haben, war interessant und auch, dass jemand dabei war, der<br />

aus eigener Erfahrung sprechen konnte und dass man so<br />

offen mit ihnen reden konnte…“ so der Kommentar einer<br />

Schülerin aus der 9. Klasse auf der Internetseite der Stiftung<br />

SehnSucht.<br />

Mit den Brillen waren so genannte „Rauschbrillen“ gemeint.<br />

Sie s<strong>im</strong>ulieren optisch den Zustand bei Beeinträchtigung<br />

durch Alkohol und/oder andere psychotrope (das Gehirn<br />

beeinflussende) Substanzen. So werden eingeschränkte<br />

Rundumsicht, Doppelsehen, Fehleinschätzungen für Nähe und<br />

Entfernungen, Verwirrung, verzögerte Reaktionszeit und das<br />

Gefühl von Verunsicherung dargestellt und durch die Rauschbrillen<br />

erlebbar. Durchgeführt werden diese und andere interaktive<br />

Übungen von der Stiftung SehnSucht, einer gemeinnützigen<br />

Organisation, die bundesweit Suchtprävention für<br />

Kinder und Jugendliche in Schule und Freizeit betreibt. Ziel<br />

der Stiftung SehnSucht ist es, vor Sucht zu schützen.<br />

Die Veranstaltungen werden von Pädagogen geleitet, die<br />

teils von speziell geschulten Menschen mit eigener Suchterfahrung<br />

unterstützt werden. Dies führt zu hoher Authentizität<br />

und kommt bei den Jugendlichen gut an. „...es war nicht wie<br />

Schule. Wir konnten auch unsere eigene Meinung sagen und<br />

diskutieren. Die ganze Veranstaltung war locker, aber auch<br />

sehr informativ“, sagt Alina.<br />

Allerdings geht es bei der Stiftung SehnSucht nicht nur um<br />

Drogen- oder Alkoholsucht. Speziell die neuen Medien bergen<br />

eine Suchtgefahr, wenn sie falsch eingesetzt werden. Die<br />

Stiftung SehnSucht hat sich auf die Prävention in diesem Bereich<br />

spezialisiert. Medienpädagogen konzipieren Projekte,<br />

bei denen Jugendliche den sinnvollen, lebensbereichernden<br />

Umgang erlernen.<br />

Immer wieder ist auch Kai Pflaume in der Schule dabei.<br />

Als Botschafter setzt er sich sehr engagiert für die Ziele der<br />

Stiftung SehnSucht ein und beteiligt sich auch selbst aktiv an<br />

den Projekten: „Wir<br />

dürfen Kinder und Jugendliche<br />

mit dem<br />

Thema Sucht nicht alleine<br />

lassen, sie brauchen<br />

Aufklärung, Rat<br />

und kompetente Ansprechpartner.<br />

Sehn-<br />

Sucht spricht die<br />

richtige Sprache und<br />

bietet ein überzeugendes<br />

Konzept.“<br />

„Aufklärung, Beratung<br />

und Projekte zur<br />

Selbstbewusstseinsund<br />

Interessensförderung<br />

greifen ineinander<br />

und werden dem<br />

ganzheitlichen Anspruch<br />

von Sehn-<br />

Präventionsprojekt mit Kai Pflaume<br />

Sucht gerecht. Gemeinsam<br />

mit Pädagogen, Psychologen und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern realisieren wir das umfassende Projektangebot.<br />

Die Prävention betrifft sowohl den Umgang mit Suchtmitteln<br />

wie Alkohol, Zigaretten und Drogen als auch die Verhinderung<br />

anderer missbräuchlicher Verhaltensweisen bezüglich<br />

Computer-, Internet-, Essen-, Shoppingverhalten. Jede Schule<br />

in Deutschland kann unsere Veranstaltungen buchen“, so<br />

Tanja Henlein, die die Stiftung 2005 gegründet hat. Die damalige<br />

Filmregie-Studentin hat den Entzug einer Gleichaltrigen<br />

begleitet und dies zum Anlass genommen, sich dafür einzusetzen,<br />

dass Jugendlichen ein Leben in der Sucht erspart<br />

bleibt. Spendenkonto 3 750 990 099 bei der Bank für Sozialwirtschaft,<br />

BLZ 700 205 00. ◆<br />

www.stiftung-sehnsucht.de


Berichte und Kampagnen<br />

Deutschlands „Beste Arbeitgeber“ <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen 2012 ausgezeichnet<br />

Bayernstift aus Erlangen nahm wiederholt in Berlin Auszeichnung entgegen<br />

<strong>Das</strong> Great Place to Work Institut Deutschland hat erneut die<br />

diesjährigen Gewinner bekannt gegeben. Unter ihnen die Bayernstift<br />

GmbH aus Erlangen, die unter anderem auch das Seniorenwohnzentrum<br />

am Röthelhe<strong>im</strong>park betreibt.<br />

Gerd Hoofe, Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesministerium für Arbeit<br />

und Soziales,Arthur Montada, stellvertretender Hauptgeschäftsführer<br />

der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst<br />

und Wohlfahrtspflege (BGW) und Frank Hauser, Leiter Great<br />

Place to Work Germany, zeichneten über 30 Kliniken und Pflegeeinrichtungen<br />

für ihre Leistungen bei der Schaffung einer<br />

guten Arbeitsplatzkultur für die Beschäftigten aus.<br />

Der Auszeichnung vorausgegangen waren ausführliche Befragungen<br />

der Mitarbeiter zu zentralen Arbeitsplatzthemen<br />

wie Führung, Zusammenarbeit,Anerkennung, berufliche Entwicklung<br />

und Gesundheit sowie eine Analyse aktueller Maßnahmen<br />

der Personalarbeit. Die Bayernstift GmbH beteiligte<br />

sich mit ihren acht Pflegeeinrichtungen an den Untersuchungen<br />

und einer unabhängigen Überprüfung ihrer Arbeitsplatzkultur<br />

durch das Institut „Great Place to Work“.<br />

„Diese Auszeichnung steht für ein glaubwürdiges Management,<br />

das fair und respektvoll mit den Mitarbeitern zusammenarbeitet“<br />

so Silvia Herlan, Geschäftsführerin der Bayernstift<br />

GmbH, „unsere Mitarbeiter identifizieren sich mit<br />

ihrer Arbeit, sie schätzen die Strukturen, arbeiten <strong>im</strong> Team zusammen<br />

und sind hochmotiviert. Besonders gespannt sind sie<br />

von links: A. Montada (Berufsgen.sch. GW), S. Daeschler, Geschäftsleitung<br />

Mauss-Bau, S. Herlan, Geschäftsführung BayernStift, J. Porzler,<br />

Leitung Jahnpark, G. Hoofe (Staatssekretär <strong>im</strong> Arbeitsministerium).<br />

Foto: Gero Breloer<br />

auf die Unternehmens-Wissensplattform, die in Kürze ans<br />

Netz geht; hier stellen Mitarbeiter ihr Wissen ein und rufen<br />

Informationen und Fachwissen jederzeit ab“. ◆<br />

www.bayernstift.de


Berichte und Kampagnen<br />

Diese Hunde hatten Glück – sie wurden am 8. November diesen Jahres – bereits transportfertig – in letzter Minute gerettet<br />

Qualvolle Hundetransporte aus<br />

Thailand nach Laos und Vietnam<br />

Ein Erfahrungsbericht von Bettina Kowalewski von der Tierschutzorganisation KowaNeu e. V.<br />

Illegaler Hundefleischtransport: Viele der Tiere verenden schon während<br />

der tagelangen Fahrt qualvoll.<br />

„Immer wieder erreichen uns neue Hilferufe, in denen von Tieren<br />

berichtet wird, die unter unwürdigen Bedingungen ihr <strong>Das</strong>ein<br />

fristen müssen. In den letzten Jahren konnten wir auf zahlreiche<br />

Hilferufe aus dem In- und Ausland reagieren – sei es aktiv<br />

vor Ort, mit Sach-/Futterspenden als auch finanziell. Seit eineinhalb<br />

Jahren leisten wir auch Unterstützung be<strong>im</strong> Bau eines<br />

Tierhe<strong>im</strong>s in Rumänien. Darüber und über die Arbeiten vor Ort<br />

wurde in der VOX TV-Sendung „Hundkatzemaus“ berichtet.<br />

Es sind Erfolge, die wir nur gemeinsam mit Hilfe vieler tierlieber<br />

Menschen erzielen konnten. Aktuell liegt unser Augenmerk<br />

auf der Unterstützung be<strong>im</strong> Bau einer Quarantänestation<br />

<strong>im</strong> Lager Khemmarat in Thailand. Dort befindet sich derzeit<br />

ein Auffanglager, welches zum Tierhe<strong>im</strong> ausgebaut werden<br />

soll. Die Hunde aus den illegalen Transporten finden dort Zuflucht<br />

und erhalten einen Platz auf Lebenszeit, falls sie nicht<br />

vermittelt werden. Hunde, die der brutalen Fleischproduktion<br />

dienen sollen, benötigen daher dringend unsere Hilfe. Täglich<br />

werden dort Straßenhunde und solche, die in Familien leben,<br />

eingefangen, um sie dann – in enge Drahtkäfige gestopft – auf<br />

tagelangen Transporten über die Grenze nach Laos und Vietnam<br />

zu schaffen. Die Hunde sind die ganze Zeit der glühenden<br />

Sonne ausgesetzt, können sich kaum bewegen und bekommen<br />

weder Wasser noch Futter. Viele überleben dieses<br />

Martyrium gar nicht oder brechen sich während des Transportes<br />

die Knochen. Die überlebenden Tiere werden zwangsgefüttert,<br />

da auch hier der Profit vom Gewicht abhängt. Danach<br />

müssen sie weiter durch die Hölle gehen, bis sie als<br />

Mahlzeit auf dem Tisch landen. Der Bau dieser Quarantänestation<br />

ist daher sehr dringend nötig, um die kranken, geretteten<br />

Hunde aus diesen Transporten medizinisch zu versorgen.<br />

Es wird kein Tierhospital sein, weil es keinen Tierarzt gibt,<br />

der Vollzeit dort sein kann. Den Tieren kann dort aber eine<br />

spezielle Behandlung geboten werden. Die Hunde, die diese<br />

Tortur überlebt haben, sind so dankbar und zeigen es den freiwilligen<br />

Helfern vor Ort täglich. Nur mit Hilfe von Spenden ist<br />

es möglich, den Hunden eine Chance auf ein besseres Leben<br />

zu ermöglichen. Wir alle sind ehrenamtlich <strong>im</strong> Tierschutz tätig<br />

und werden <strong>im</strong>mer wieder mit kleinen Erfolgen für unsere<br />

Arbeit belohnt, z. B. wenn wir in die vielen, glücklichen Hundeaugen<br />

schauen.“ Spendenkonto 6505005 000 bei der Volksbank<br />

Unna/Zwgnl. Dortmund, BLZ 44160014. ◆<br />

www.tierhilfe-kowaneu.com<br />

60 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Berichte und Kampagnen<br />

Ein Zufluchtsort<br />

Haifa-He<strong>im</strong> gibt verarmten Holocaustüberlebenden ein Zuhause<br />

In den letzten drei Jahren hat die Internationale Christliche<br />

Botschaft Jerusalem (ICEJ) eine besondere betreute Wohngemeinschaft<br />

in Haifa in Israel aufgebaut. <strong>Das</strong> Haifa-He<strong>im</strong> ist zu<br />

einem besonderen Zufluchtsort für 80 verarmte und einsame<br />

Holocaustüberlebende geworden,<br />

die dort ein Zuhause<br />

gefunden haben.<br />

Eine von ihnen ist die 87-<br />

jährige Leokadia Szlag, die<br />

Auschwitz und Dachau<br />

überlebt hat und ihre ganze<br />

Familie <strong>im</strong> Holocaust verlor.<br />

„Ich bin der Internationalen<br />

Christlichen Botschaft<br />

sehr dankbar, dass sie uns<br />

ein He<strong>im</strong> gebaut hat, nach<br />

allem, was wir erleben<br />

mussten“, sagt sie. „Ich<br />

werde den Rest meines Lebens<br />

hier verbringen und<br />

möchte allen von Herzen danken, die uns helfen.“<br />

Wie Leokadia Szlag konnten sich auch viele andere Bewohner<br />

ein reguläres israelisches Altershe<strong>im</strong> nicht leisten, einige<br />

von ihnen lebten sogar auf der Straße, bevor sie einen<br />

Platz <strong>im</strong> Haifa-He<strong>im</strong> bekamen, heißt es seitens der ICEJ. Etwa<br />

ein Drittel der 200.000 israelischen Holocaustüberlebenden<br />

lebe unterhalb der Armutsgrenze. Aufgrund der Traumata der<br />

Konzentrationslager sei es ihnen oft nicht gelungen, in der israelischen<br />

Gesellschaft Fuß zu fassen oder einer geregelten<br />

Arbeit nachzugehen. Explodierende Medikamentenkosten<br />

und schwerfällige bürokratische Antragsverfahren würden<br />

dazu führen, dass viele <strong>im</strong> Alter durch das soziale Netz fielen.<br />

Zufluchtsort für verarmte und einsame Holocaustüberlebende: Betreute<br />

Wohngemeinschaft in Haifa der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem<br />

(ICEJ) sorgt für die Betreuung der Überlebenden.<br />

Genau an diesem Punkt setzt die Hilfe der ICEJ an. Finanziert<br />

durch Spendengelder konnten zwei Häuser in Haifa gekauft,<br />

renoviert und umgebaut werden. Für die Betreuung<br />

der Überlebenden sorgen Angestellte des Rambam-Krankenhauses<br />

sowie weitere<br />

ehrenamtlich Tätige. Die<br />

Mitarbeiter der ICEJ feiern<br />

mit den Bewohnern regelmäßig<br />

jüdische Feste, besuchen<br />

mit ihnen Konzerte<br />

oder hören ihnen<br />

einfach nur zu. Gerade in<br />

Gesprächen und Begegnungen<br />

mit Besuchern aus<br />

Deutschland finde ein<br />

Stück Heilung statt, so die<br />

ICEJ. „Trotz oder gerade<br />

wegen der traurigen Vergangenheit<br />

der Bewohner<br />

wird <strong>im</strong> Haifa-He<strong>im</strong> das<br />

Leben gefeiert. Traurigkeit und Freude liegen oft nah beieinander“,<br />

sagt ICEJ-Mitarbeiterin Lisa Schmid aus Deutschland.<br />

„Bei einem Besuch zum Chanukka-Fest dauerte es<br />

keine fünf Minuten, bis uns die Senioren zum Tanz aufforderten.“<br />

<strong>Das</strong> Haifa-He<strong>im</strong> soll nochmals erweitert werden, die Wartelisten<br />

bedürftiger Überlebender sind lang. Auch die Betreuungskosten<br />

der Bewohner werden hauptsächlich aus Spenden<br />

gedeckt, weitere Unterstützung ist daher notwendig.<br />

Spendenkonto 40 20 200, BLZ 520 604 10, Verwendungszweck<br />

„Helfende Hände.“ ◆<br />

www.icej.de


Berichte und Kampagnen<br />

Damit alt sein nicht in Not sein heißt<br />

HelpAge Deutschland e.V. setzt sich weltweit für Ältere ein<br />

Der demografische Wandel ist ein globaler Prozess, der uns<br />

alle betrifft. Die Vereinten Nationen bezeichnen ihn als zweitgrößte<br />

Herausforderung unserer Zeit, direkt nach dem Kl<strong>im</strong>awandel.<br />

Gerade in Entwicklungsländern leben ältere Menschen<br />

<strong>im</strong>mer häufiger in ärmsten, isolierten Verhältnissen, obwohl<br />

sie bis zu ihrem Tod arbeiten und Großes leisten.<br />

Um dieses Problem in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen<br />

und konkret in der Entwicklungspolitik anzugehen, ist<br />

der gemeinnützige Verein HelpAge Deutschland <strong>im</strong> Jahr 2005<br />

gegründet worden. „Unsere langjährigen Erfahrungen haben<br />

gezeigt, wie wichtig alte Menschen bei der Bewältigung von<br />

Armut und Hunger sind. Sie leisten einen enormen Beitrag,<br />

werden aber oft übersehen“, so Geschäftsführer Lutz Hethey.<br />

Der Ansatz von HelpAge Deutschland ist deshalb klar: Alte<br />

Menschen sind keine reinen Hilfeempfänger, sondern aktive<br />

Mitglieder ihrer Gesellschaften. Ihre Fähigkeiten sollen genutzt<br />

und anerkannt werden, um ihnen ein Leben in Würde<br />

zu ermöglichen.<br />

So würdigt etwa die von Hannelore Hoger als Schirmherrin<br />

unterstützte Kampagne „Jede Oma zählt“ die Leistungen<br />

afrikanischer Großmütter bei der Bewältigung der Aids-Krise.<br />

Vor allem ältere Frauen tragen die Hauptlast der Epidemie,<br />

indem sie ihre todkranken Kinder pflegen und ihre verwaisten<br />

Enkelkinder versorgen und großziehen. HelpAge<br />

Deutschland unterstützt die Großmütter mit monatlichen<br />

Renten, um das Überleben der Familien zu sichern. Neben der<br />

Grundsicherung stehen auch Gesundheitsversorgung sowie<br />

Nothilfe <strong>im</strong> Fokus der Projekte. Gerade bei Katastrophen<br />

gehen alte Menschen und ihre Bedürfnisse häufig unter. Help-<br />

Age Deutschland versorgt sie gezielt mit Hilfsgütern und behandelt<br />

sie in speziell ausgerüsteten Lagern.<br />

„Wir beschränken uns jedoch nicht nur auf Hilfeleistungen,<br />

sondern nutzen das Wissen Älterer und versetzen sie in<br />

die Lage, ihre Rechte einzufordern“, ergänzt Hethey. In Nepal<br />

werden Altersgruppen gegründet, die sich bei der Regierung<br />

für eine Verbesserung ihrer Situation einsetzen. In Peru geben<br />

die Alten ihr Wissen um den Kartoffelanbau an jüngere Generationen<br />

weiter. <strong>Das</strong> Prinzip des generationsübergreifenden<br />

Miteinanders spielt dabei eine wichtige Rolle, auch in<br />

Deutschland. Bei der Aktion „Schüler helfen Senioren“ arbeiten<br />

zum Beispiel Schüler für Senioren und lassen sich dafür<br />

sponsern. Mit ihrem „Lohn“ stocken die jungen Menschen<br />

nicht etwa ihr Taschengeld auf, sondern unterstützen damit<br />

Ältere in den ärmsten Ländern der Welt. Gelebte Solidarität<br />

über Generationen und Kontinente hinweg. ◆<br />

www.helpage.de<br />

Foto: Barbara Trottnow<br />

62 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Hoch professionell und konservativ<br />

<strong>Das</strong> Anlageverhalten der kapitalstärksten deutschen Stiftungen<br />

Vermögen und Finanzen<br />

Auch der Stiftungssektor war und ist von der internationalen<br />

Finanzkrise betroffen. Mit einer groß angelegten Studie<br />

„Anlageverhalten der kapitalstärksten deutschen Stiftungen“<br />

hat das Centrum für soziale Investitionen und Innovationen<br />

(CSI) der Universität Heidelberg in Kooperation mit dem<br />

Bundesverband Deutscher Stiftungen und mit einer Förderung<br />

der Banque de Luxembourg das Anlageverhalten der<br />

200 kapitalstärksten deutschen Stiftungen untersucht. Ziel<br />

der Studie war es, die Reaktionen auf die Finanzkrise <strong>im</strong> Anlageverhalten<br />

und in den Organisationsstrukturen zu ermitteln.<br />

Über die Hälfte der befragten Stiftungen haben keine<br />

maßgeblichen Veränderungen bei ihrem Anlageverhalten vorgenommen,<br />

sondern vertrauen weiterhin bewährten Strategien<br />

und Verfahrensweisen. Sie agieren eher konservativ.<br />

Viele investieren jetzt weniger risikoreich (55 % der Stiftungen<br />

die angegeben haben, ihr Anlageverhalten <strong>im</strong> Zuge der<br />

Krise angepasst zu haben). Die Ergebnisse der Studie zeigen<br />

konkret, dass die obere Liga des deutschen Stiftungssektors<br />

in der Vermögensanlage professionell und mit soliden Führungs-<br />

und Entscheidungsstrukturen arbeitet. Allerdings zeigt<br />

sich ebenso, dass auch unter den 200 kapitalstärksten deutschen<br />

Stiftungen über 50 % nicht aus eigenen Kräften dazu<br />

in der Lage sind, ihr Finanzmanagement so stark zu professionalisieren,<br />

dass sie eine eigene Abteilung für Vermögensverwaltung<br />

aufbauen könnten. Nur eine sehr kleine Anzahl<br />

an Stiftungen bildet ihre Vermögensanlage<br />

selbst professionell ab; fast<br />

drei Viertel der Stiftungen sind auf<br />

die Inanspruchnahme externer Expertise<br />

angewiesen. Für die Zusammenarbeit<br />

mit externen Experten ,<br />

wie auch mit Blick auf die Formulierung<br />

der Anlagestrategie selbst, offenbart<br />

die Studie Verbesserungschancen,<br />

vor allem hinsichtlich der<br />

Nutzung von Steuerungs- und Kontrollmechanismen.<br />

Beispielsweise<br />

besteht <strong>im</strong> deutschen Stiftungssektor<br />

offenbar ein großes ungenutztes Potenzial,<br />

die Verwirklichung des Stiftungszwecks,<br />

durch Entscheidungen<br />

der Vermögensanlage zu unterstützen.<br />

Der zukünftige Ausbau eines solchen<br />

„Mission Investing“, also von<br />

Anlageentscheidungen unter Berücksichtigung sozialer, ökologischer<br />

oder ethischer Kriterien <strong>im</strong> Sinne des Stiftungszwecks<br />

könnte die Erreichung der eigenen Satzungsziele zusätzlich<br />

stärken. Zu den Ergebnissen sagt Dr. Volker Then, geschäftsführender<br />

Direktor des Centrums für soziale Investitionen<br />

und Innovationen: „Mit der Studie schärfen wir das<br />

Wissen über den deutschen Stiftungssektor und stellen fest,<br />

dass die großen deutschen Stiftungen ihre Vermögensverwaltung<br />

mit allen professionellen Mitteln auf Ertragskraft für<br />

das Gemeinwohl ausrichten. Gleichzeitig zeichnen sich Verbesserungschancen<br />

durch mehr Gremienmitglieder mit<br />

Kompetenz in der Vermögensverwaltung, regelmäßigere<br />

Überprüfung der Anlagestrategien und mehr <strong>Transparenz</strong> bei<br />

der Berichterstattung ab. Abhängigkeiten von externem Rat<br />

werden mit wachsender Komplexität globalisierter Finanzmärkte<br />

eher noch zunehmen, daher kommt es in der Stiftungs-Governance<br />

vor allem auf Kontrollmechanismen externer<br />

Beratung an.“<br />

Für die Studie wurden <strong>im</strong> Dezember 2011 die 200 mutmaßlich<br />

kapitalstärksten deutschen Stiftungen befragt. Die<br />

Auswahl und Ansprache der Stiftungen erfolgte in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen in<br />

Berlin. Eine statistisch gesehen „mittlere“ Stiftung in unserer<br />

Stichprobe verfügt über anlagefähiges Kapital in Höhe von<br />

33 Mio. Euro und über jährliche Mittel von 1,9 Mio. Euro.<br />

<strong>Das</strong> Centrum für soziale Investitionen<br />

und Innovationen (CSI) der Universität<br />

Heidelberg forscht, lehrt, informiert<br />

und berät zu neuen Formen<br />

des gemeinnützigen Engagements<br />

und der „sozialen Investitionen“ in<br />

unsere Gesellschaft. Es versteht sich<br />

als interdisziplinäres Forschungs-, Bildungs-,<br />

Beratungs- und Informationszentrum<br />

für den „Dritten Sektor“, d.<br />

h. die Zivilgesellschaft. Es wurde <strong>im</strong><br />

Juli 2006 als zentrale wissenschaftliche<br />

Einrichtung der Universität Heidelberg<br />

gegründet, um dazu beizutragen,<br />

die Arbeit von Non Profit-Organisationen<br />

und Stiftungen zu unterstützen<br />

und den Gemeinwohlund<br />

Stiftungsgedanken zu fördern. ◆<br />

www.csi.uni-heidelberg.de<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 63


Recht und Steuern<br />

Wird das Gemeinnützigkeitsrecht<br />

wirklich „entbürokratisiert“?<br />

Kommentar zu einem Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />

von Dr. Rupert Graf Strachwitz<br />

Am 28. November stand der Entwurf des Gesetzes zur Entbürokratisierung<br />

des Gemeinnützigkeitsrechts erstmals auf<br />

der Tagesordnung des Bundestags-Finanzausschusses.Am 10.<br />

Dezember findet möglicherweise eine Anhörung dazu statt.<br />

Am 1. Februar 2013 soll das Gesetz in 2. und 3. Lesung <strong>im</strong> Bundestag<br />

beschlossen werden.<br />

Mit einem Gemeinnützigkeitsentbürokratisierungsgesetz will<br />

die Bundesregierung ihrer Verpflichtung aus dem Koalitionsvertrag<br />

nachkommen, Stiftungen und andere gemeinnützigen<br />

Organisationen weiter zu fördern. Der Entwurf enthält aber<br />

keineswegs nur Maßnahmen zum Abbau von Bürokratie, sondern<br />

auch zusätzliche bürokratische Belastungen und Best<strong>im</strong>mungen,<br />

die mit Bürokratie nichts zu tun haben. Insgesamt ist<br />

der Entwurf ein Dokument der Konzeptlosigkeit. Wieder wird<br />

an dem Rechtsrahmen der Zivilgesellschaft herumgeflickt. Die<br />

dringend notwendige Reform, die das Verhältnis zwischen<br />

Staat und Zivilgesellschaft auf eine Grundlage stellt, die der<br />

Realität des 21. Jahrhunderts angemessen wäre, ist er nicht.<br />

Erst gegen Ende des dritten Jahres der laufenden Legislaturperiode<br />

beschloss die Bundesregierung, sich des Teils der<br />

Koalitionsvereinbarung anzunehmen, in dem es um Rahmenbedingungen<br />

für zivilgesellschaftliche Organisationen geht.<br />

Nachdem die 2010 vom Kabinett verabschiedete Engagementstrategie<br />

hierzu nichts Brauchbares enthalten hatte, wurden<br />

die Spitzenverbände der gemeinnützigen Organisationen<br />

aufgefordert, hierzu Vorschläge zu machen – allerdings, so<br />

wurde <strong>im</strong> Bundeskanzleramt ausdrücklich dazu gesagt, sie<br />

dürften nichts kosten.<br />

Man war dann wohl eher erstaunt, dass das Bündnis für<br />

Gemeinnützigkeit, dem diese Verbände und einige Experten<br />

angehören, sofort einen ganzen Katalog mit 40 seit langem<br />

erarbeiteten Vorschlägen vorlegte und die Bundesregierung<br />

damit in Zugzwang brachte. Im ersten Durchgang lehnte das<br />

Bundesfinanzministerium 90 Prozent dieser Vorschläge kategorisch<br />

ab – in einem Stil, der die Fachleute vor den Kopf<br />

stieß. Auch das Bundesjustizministerium zeigte sich nicht gerade<br />

kooperativ. Doch waren nun auch die Parlamentarier auf<br />

den Plan gerufen. Es gelang, <strong>im</strong> Jahressteuergesetz ein paar<br />

Kleinigkeiten unterzubringen, und nun hat die Bundesregierung<br />

ein Gesetz zur Entbürokratisierung des Gemeinnützig-<br />

64 ❚ <strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong>


Recht und Steuern<br />

keitsrechts, „kurz“ Gemeinnützigkeitsentbürokratisierungsgesetz<br />

(GEG) eingebracht, das einige gemeinsame Vorschläge<br />

der Verbände, aber auch einige Sondervorschläge aufgreift.<br />

Kosten für die Staatskasse sind damit in der Tat kaum verbunden.<br />

Dies ist <strong>im</strong> Prinzip auch richtig so. Die Zivilgesellschaft<br />

und das bürgerschaftliche Engagement brauchen nicht<br />

mehr Steuerprivilegien, sondern ermöglichende und ermutigende<br />

Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Zivil-, Steuer- und Zuwendungsrecht.<br />

Aber gerade das wird durch das neue, ausschließlich<br />

steuerliche Themen behandelnde Gesetz nicht erreicht.<br />

Eine durchdachte, womöglich sogar strategische Engagement-<br />

und Zivilgesellschaftspolitik, die diesen Namen verdient,<br />

ist hinter den Neuregelungen nicht erkennbar.<br />

Ein Beispiel: In den letzten Jahren ist die Erkenntnis gewachsen,<br />

dass nicht jede kleine Stiftung für „die Ewigkeit“ best<strong>im</strong>mt<br />

ist. <strong>Das</strong> wollen die Stifter nicht; auch dem Staat kann<br />

nicht daran gelegen sein, auf unabsehbare Zeit mit der Aufsicht<br />

über all diese Stiftungen belastet zu sein. Stiftungen mit eingebautem<br />

Ende, Verbrauchsstiftungen genannt, liegen daher<br />

<strong>im</strong> Interesse der Staatsverwaltung und der Gesellschaft. Trotzdem<br />

stellt das GEG klar, dass Zuwendungen zum Kapital einer<br />

Verbrauchsstiftung nicht wie andere Zuwendungen zu einem<br />

Stiftungskapital steuerlich geltend gemacht werden können.<br />

<strong>Das</strong> ist zu kurz gesprungen! Es wäre aus Sicht des Fiskus viel<br />

vernünftiger gewesen, eine Frist für den Erhalt des so steuerlich<br />

begünstigten Kapitals zu setzen: 10 oder 20, vielleicht<br />

auch 30 Jahre.<br />

relativ neue Best<strong>im</strong>mung, nach der best<strong>im</strong>mte, keineswegs gute<br />

Formulierungen wörtlich in jeder Vereins- und Stiftungssatzung<br />

auftauchen müssen.<br />

Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch einige positive<br />

Aspekte gibt: Die Haftung für versehentlich fehlerhafte<br />

Zuwendungsbestätigungen wird gelockert, die bisherige Vorläufige<br />

Anerkennung wird durch eine Gesonderte Feststellung<br />

ersetzt und der steuerlich absetzbare Betrag für Zuwendungen<br />

zum Kapital wird für Ehepaare verdoppelt.<br />

Allerdings zeigt gerade der letzte Punkt, wie konzeptlos<br />

das ganze ist. Deutschland geht mit seiner Privilegierung von<br />

Stiftungen gegenüber Vereinen einen eigenen Weg. Die einzige<br />

Erklärung – neben einem Lobbying-Erfolg des zuständigen<br />

Verbandes – ist das einseitige Schielen auf die Finanzkraft<br />

der Stiftungen zur Finanzierung staatlich geplanter Projekte.<br />

Die Realität ist eine ganz andere: Die Zahl der Neugründungen<br />

geht nach dem Boom der Jahre nach 2000 unter anderem deswegen<br />

zurück, weil Philanthropen andere Möglichkeiten zur<br />

Realisierung nutzen – trotz geringerer Steuervorteile. Und die<br />

Stiftungen wenden sich zunehmend von staatlichen Projekten<br />

ab und suchen sich ihre Partner lieber in der Zivilgesellschaft.<br />

Zur Ersatzfinanzierung bisher steuerfinanzierter Maßnahmen<br />

sind sie ohnehin quantitativ nicht <strong>im</strong> Entferntesten<br />

Ein zweites Beispiel: Schon wieder ist die sogenannte<br />

Übungsleiterpauschale <strong>im</strong> Sport heraufgesetzt worden, obwohl<br />

schon vor 10 Jahren die Enquete-Kommission des Bundestags<br />

auf die systematischen Probleme dieses Steuergeschenks<br />

aufmerksam gemacht hatte. Der Grund für die Anhebung<br />

ist Klientelpolitik gegenüber dem verbandlich organisierten<br />

Sport <strong>im</strong> Wahljahr. Überhaupt wird der Sport (etwa<br />

auch bei der Heraufsetzung der Freigrenze für wirtschaftliche<br />

Betätigungen) gut bedient. Der Kulturbereich kommt sehr<br />

viel schlechter weg, obwohl kulturelle Bildung und andere<br />

kulturelle Bereiche einen viel höheren zivilgesellschaftlichen<br />

Mehrwert erbringen.<br />

Drittes Beispiel: Trotz des vollmundigen Titels führt das Gesetz<br />

an manchen Stellen zu mehr Bürokratie. So wird <strong>im</strong>mer<br />

noch nicht mit dem Unsinn aufgeräumt, dass Empfänger von<br />

Lebensmitteln durch die sog. Tafeln ihre Bedürftigkeit <strong>im</strong> einzelnen<br />

nachweisen müssen, wie es das Bundesfinanzministerium<br />

seit einiger Zeit verlangen will. Schließlich wird beispielsweise<br />

jetzt sogar mit Gesetzesrang festgeschrieben, dass<br />

Zuwendungsbestätigungen keinen Dank enthalten dürfen<br />

(„nur auf der Rückseite“). Nicht beseitigt wird die absurde und<br />

<strong>Werte</strong> <strong>stiften</strong> ❚ 65


Recht und Steuern<br />

in der Lage. Der Anreiz beruht also weitgehend auf einer falschen<br />

Beurteilung der Lage.<br />

<strong>Das</strong> Maecenata Institut und viele andere machen seit Jahren<br />

auf die schweren Defizite unseres Gemeinnützigkeitsrechts<br />

(das in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1941(!)<br />

stammt) und anderer Rahmenbedingungen für zivilgesellschaftliches<br />

Handeln aufmerksam. Sie erinnern <strong>im</strong>mer wieder<br />

daran, dass andere Länder schon längst strategisch definiert<br />

haben, welchen Rang die Zivilgesellschaft in einer modernen<br />

Gesellschaft hat und wie Rahmenbedingungen aussehen<br />

müssen, die diesem Rang gerecht werden. Sie akzeptieren,<br />

dass bürgerschaftliches Engagement wesentlich nicht<br />

in billigen Dienstleistungen für staatlich gewünschte Projekte,<br />

sondern in einer eigenen Agenda und zumindest in Teilen in<br />

einer Wächter- und Anwaltsfunktion für die Bürgerinnen und<br />

Bürger besteht. Sie akzeptieren, dass die Grundhaltung von<br />

Politik und Verwaltung nicht patriarchalische Anerkennungsfloskeln<br />

am Sonntag und Misstrauen an den Werktagen, sondern<br />

ein umfassendes Verständnis von Subsidiarität beinhalten<br />

sollte. Hierzu zählen freilich auch Bedingungen, die den<br />

Verbänden nicht gefallen würden: ein striktes <strong>Transparenz</strong>gebot<br />

und die Einrichtung einer zentralen Fachbehörde nach<br />

englischem Vorbild.<br />

Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Worin<br />

die Handlungslogik und worin der ganz eigene Beitrag der Zivilgesellschaft<br />

zu unserer Demokratie bestehen, ist unserer<br />

politischen Klasse nach wie vor weitgehend fremd. Der zivilgesellschaftliche<br />

Mehrwert mit Elementen wie Inklusion, Integration,<br />

Partizipation und Gemeinschaftsbildung harrt weiter<br />

der Anerkennung ist nicht erkannt. Nur so ist zu erklären,<br />

dass wir wieder ein paar Pflästerchen auf eine demokratiepolitische<br />

Wunde bekommen, aber nicht die ersehnte Reformoperation.<br />

Auf eine kohärente Zivilgesellschafts- und Engagementpolitik<br />

müssen wir weiter warten. ◆<br />

www.maecenata.eu<br />

Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz ist<br />

seit mehr als 30 Jahren ehren- und<br />

hauptamtlich, praktisch, beratend,<br />

forschend und lehrend mit dem gemeinnützigen<br />

Bereich, heute meist<br />

Zivilgesellschaft genannt, befasst.<br />

1989 gründete er die Maecenata<br />

Management GmbH, München, als<br />

spezialisierte Dienstleistungs- und Beratungsgesellschaft<br />

für diesen Bereich und blieb bis 2011 dessen geschäftsführender<br />

Gesellschafter. 1997 wurde er auch Direktor<br />

des heutigen Maecenata Instituts für Philanthropie und<br />

Zivilgesellschaft an der Humboldt Universität zu Berlin.


Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung<br />

Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen, Sparkassen<br />

und Banken, Kommunen und gemeinnützige Einrichtungen<br />

bei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.<br />

Die Verwaltung zahlreicher Stiftungen <strong>im</strong> Auftrag von<br />

Sparkassen, Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungen<br />

zeugt von unserer Kompetenz.<br />

Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.<br />

DT Deutsche Stiftungstreuhand AG<br />

Alexanderstraße 26<br />

90762 Fürth<br />

Telefon (0911) 740 76 80<br />

Telefax (0911) 740 76 86<br />

info@stiftungstreuhand.com<br />

www.stiftungstreuhand.com

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