Goldene Räume und amorphe Skulptur - Art Salzburg
Goldene Räume und amorphe Skulptur - Art Salzburg
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<strong>Art</strong><br />
<strong>Salzburg</strong><br />
INTERNATIONAL<br />
FINE ART FAIR<br />
2011<br />
<strong>Art</strong> <strong>Salzburg</strong> Magazin<br />
Seite<br />
72<br />
<strong>Goldene</strong> Räume<br />
<strong>und</strong> <strong>amorphe</strong> <strong>Skulptur</strong><br />
In ihrer weitläufigen Galerie in der Schmiede gibt Christine Stieger Grafiken,<br />
Gemälden <strong>und</strong> <strong>Skulptur</strong>en den nötigen Raum, um Wirkung zu entfalten. Auf der <strong>Art</strong><br />
<strong>Salzburg</strong> zeigt sie Arbeiten von Rudolf Leitner-Gründberg <strong>und</strong> Hubert Hanghofer<br />
Galerie in der Schmiede, Linz-Pasching<br />
Seit 19 Jahren gilt die Galerie in der Schmiede in Linz-<br />
Pasching als eine der ersten Adressen für zeitgenössische<br />
österreichische Grafik, Malerei <strong>und</strong> <strong>Skulptur</strong>.<br />
Auf über 500 Quadratmetern werden in regelmäßigen<br />
Abständen Schwerpunktausstellungen ausgewählter<br />
Positionen gezeigt <strong>und</strong> vermittelt. Renommierte<br />
Künstler wie F.J. Altenburg, Franz Blaas, Gunter Damisch,<br />
Oliver Dorfer, Anselm Glück, Manfred Hebenstreit,<br />
Alfred Klinkan, Karl Korab, Alois Mosbacher,<br />
Maria Moser, Markus Prachensky, Markus Redl, Alois<br />
Riedl, Gottfried Salzmann, Roman Scheidl, Hans Staudacher,<br />
Wolfgang Stifter <strong>und</strong> viele andere mehr sind<br />
laufend im Ausstellungsprogramm vertreten.<br />
Zur <strong>Art</strong> <strong>Salzburg</strong> präsentiert Galeristin Christine Stieger<br />
aktuelle Werke des Bildhauers Hubert Hanghofer<br />
<strong>und</strong> des Malers <strong>und</strong> Konzeptkünstlers Rudolf Leit-<br />
Abb. Christine Stieger, Linz-Pasching
<strong>Art</strong> <strong>Salzburg</strong> Magazin<br />
Seite<br />
73<br />
Rudolf Leitner-Gründberg (*1955), Der wiedergef<strong>und</strong>ene<br />
Reif, 2008/09, Öl, Blattgold, Goldblech auf Leinwand,<br />
115 x 94,5 cm<br />
ner-Gründberg in großzügigem Ambiente. Luft zum<br />
Atmen <strong>und</strong> die Weite des Raumes sind das Elixier, um<br />
die großformatigen, räumlich strukturierten Goldbildnisse<br />
des 1955 in Linz geborenen Leitner-Gründberg<br />
in ihrer immateriellen Schwerelosigkeit vollkommen<br />
zur Geltung zu bringen. Die Werke entfalten, insbesondere<br />
bei Einbindung in einen räumlichen Kontext,<br />
eine stark sakrale Wirkung. Leitner-Gründberg selbst<br />
sieht in seinen „<strong>Goldene</strong>n Bildern“, die eine Position<br />
in seinem von drei Hauptsträngen durchzogenen Werk<br />
markieren, „das Bildlichwerden von etwas Unsichtbarem,<br />
das ein Geschehen an einem Ort hinterlässt,<br />
das meist als rätselhaftes, irritierendes <strong>und</strong> unbestimmtes<br />
Gefühl empf<strong>und</strong>en wird. Für mich sind diese<br />
Bilder Abstraktion <strong>und</strong> Konzentrat von Gefühlsdichte.<br />
Diese ist für mich ein Schlüssel zu einem überzeitlichen<br />
Weltgefühl. In den Bildern werden Vergangenheit<br />
<strong>und</strong> Zukunft gegenwärtig.“<br />
Man kann die prachtvoll aus sich heraus leuchtenden<br />
Kompositionen aber auch mit Märchenhaftem <strong>und</strong><br />
Königlichem assoziieren. So geschehen bei dem 5-teiligen<br />
Tafelbild in der <strong>Art</strong> einer Krone. Hierin sieht der<br />
Künstler ein „Symbol für das hierarchische Gesetz in<br />
uns. Die Krone steht für die höchste Ausformung, die<br />
wir in unserem Leben erreichen können. Das Königliche<br />
wurde in unserem Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> in unserer<br />
Gegenwart nicht zugelassen. Nun tritt das Königliche<br />
als lebensbildende <strong>und</strong> kulturschaffende Kraft in<br />
unsere Gegenwart“. Frei nach dem Beuysschen Postulat<br />
„In jedem Menschen steckt ein Künstler“ erkennt<br />
Leitner-Gründberg: „In jedem Menschen schläft ein<br />
König“. Schon seit 1990 zieht sich das Thema Krone,<br />
Krönung, Kaiser <strong>und</strong> König durch sein Werk <strong>und</strong><br />
wurde immer wieder in teilweise Aufsehen erregenden<br />
Großinszenierungen realisiert, ohne jedoch auch nur<br />
ansatzweise in die begriffliche Nähe von Royalismus<br />
abzudriften. Wie leuchtende Sterne in der Galaxis<br />
prangen die Bildnisse des Bazon-Brock-Schülers – losgelöst<br />
von Raum <strong>und</strong> Zeit. Visionär, metaphysisch,<br />
explosiv wie eine Supernova <strong>und</strong> ihr jenseitiges Licht.<br />
In seinen neueren Arbeiten thematisierte Leitner-<br />
Gründberg zunehmend die Begriffsdimensionen von<br />
Raum <strong>und</strong> Haus.<br />
Die Position der Zeitlosigkeit lässt sich auch in den biomorphen,<br />
ohne Anfang <strong>und</strong> Ende gestalteten <strong>Skulptur</strong>en<br />
Hubert Hanghofers erkennen. Wie entmaterialisierte<br />
Bewegung kreisen <strong>und</strong> schwingen sie im Raum,<br />
sind energetisch <strong>und</strong> kontemplativ. „Musikalische<br />
Raumgestalten“ nennt Frau Dr. Brigitte Reutner vom<br />
Lentos Kunstmuseum Linz die aus goldglänzender<br />
Bronze oder poliertem Stahl von handschmeichlerischer<br />
Glätte gebildeten, fließenden R<strong>und</strong>ungen.<br />
1951 in Freistadt in Oberösterreich geboren, sind<br />
bereits Hanghofers frühe Arbeiten ab 1976 biomorph<br />
<strong>und</strong> doch konkret. Sie beanspruchen <strong>und</strong> greifen ein<br />
in den umgebenden Raum, bilden Kraftfelder <strong>und</strong><br />
Massepunkte. Ihr Hintergr<strong>und</strong> bildet die geistige<br />
Durchdringung natürlicher Strömungskörper, wie<br />
sie sich auch in der Natur <strong>und</strong> im Universum finden.<br />
Mathematik <strong>und</strong> Astrophysik dienen als Inspirationsquellen.<br />
Bis zu einem Jahr kann die Formfindung dauern,<br />
ehe sich im Unbewussten des Künstlers aus einem<br />
„biomorphen Formprozess“ ein Objekt herauskristallisiert<br />
hat <strong>und</strong> zu „bewegter Ruhe“ manifestiert. Glätte,<br />
Leuchtkraft, Spiegelung, in sich kursierende oder<br />
von innen nach außen drängende Bewegung sind die<br />
elementaren formalen Bestandteile der <strong>Skulptur</strong>en<br />
Hubert Hanghofers.<br />
Auch hieraus kann man die Verdinglichung menschlichen<br />
Strebens ableiten, den Anfang allen Werdens,<br />
allen Seins. Gespeist aus einer übergeordneten,<br />
überirdischen Kraft, wie sie sich im Makro-, aber auch<br />
dem Mikrokosmos mit vergleichbarer Vehemenz offenbart<br />
<strong>und</strong> das Leben bis an die Grenzen unserer Wahrnehmung<br />
bestimmt. Triebfeder des Schaffensprozesses<br />
sind innere <strong>und</strong> visuelle Wahrnehmungen, die sich<br />
irgendwann Bahn brechen, einen Ausdruck suchen<br />
<strong>und</strong> zur Plastik verdichten. Wie etwa bei der <strong>Skulptur</strong><br />
„Zwei Seelen“ aus einem Paar tanzender, einander<br />
züngelnd entgegenstrebender Schwünge, sich spielerisch<br />
umkreisend, ineinander geschmiegt, heiter <strong>und</strong><br />
luftig. Schwebende Eleganz, gleichsam losgelöst von<br />
den Gesetzen der Statik, verleiht den Kompositionen<br />
jenseits ihres philosophischen Tiefgangs Leichtigkeit<br />
<strong>und</strong> Schönheit, wohl austariert <strong>und</strong> ausgewogen halten<br />
sie Balance. In den <strong>Skulptur</strong>en Hanghofers finden<br />
Figuration <strong>und</strong> Abstraktion zur Symbiose. C.O.<br />
Händleradresse siehe S. 98