Nervus ischiadicus, Parese - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...
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PDF 01423<br />
<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />
<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
<strong>Nervus</strong> <strong>ischiadicus</strong>, <strong>Parese</strong><br />
Synonyme<br />
Ischiaslähmung<br />
Englischer Begriff<br />
Sciatic nerve paralysis<br />
Definition<br />
Läsion des Hauptstamms des N. <strong>ischiadicus</strong>, die zum Ausfall der ischiokruralen Muskulatur sowie der<br />
Unterschenkel- <strong>und</strong> der Fußmuskulatur führt.<br />
Pathogenese<br />
Mechanische Ursachen: Beckenfrakturen, Luxationsfrakturen, insbesondere hintere Luxation, Operationen am<br />
Hüftgelenk, Totalendoprothese der Hüfte (TEP), Hämatome in der ischiokruralen Muskulatur,<br />
Antikoagulantienblutung im M. piriformis, Glutealarterienaneurysma, Tumore in Nähe des N. <strong>ischiadicus</strong>,<br />
Tumore des N. <strong>ischiadicus</strong> (Schwannone, Neurofibrome, hochmaligne Neurofibrosarkome), Druckparesen<br />
während langer operativer Eingriffe, im Koma, selten bei älteren Männern nach Sitzen auf der Stuhlkante,<br />
Endometriose bei Frauen.<br />
Injektionsschäden nach intraglutäaler Injektion.<br />
Symptome<br />
Je nach Ursache <strong>und</strong> Lokalisation der Läsion Schmerzen <strong>und</strong> sensomotorische Ausfälle. Eine Läsion des<br />
Hauptstamms des N. <strong>ischiadicus</strong> (siehe <strong>Nervus</strong> <strong>ischiadicus</strong>) führt zur Lähmung aller Kniebeuger – wobei eine<br />
Kniebeugung jedoch noch durch den M. gracilis (N. obturatorius) <strong>und</strong> den M. sartorius (N. femoralis) möglich<br />
ist – sowie zum Ausfall der durch den N. tibialis (siehe <strong>Nervus</strong> tibialis) <strong>und</strong> N. peronaeus (siehe <strong>Nervus</strong><br />
peroneus, Lähmung) versorgten Muskulatur.<br />
Häufig ist auch bei Läsionen des Hauptstamms nur der peroneale Anteil des N. <strong>ischiadicus</strong> vom<br />
Funktionsverlust betroffen. Bei Injektionsschäden treten Ausfälle meist 24–36 St<strong>und</strong>en nach Injektion ein, nur<br />
10 % der Patienten haben sofort Schmerzen, typisch verzögert einsetzendes Schmerzsyndrom, welches<br />
kausalgiformen Charakter hat.<br />
Diagnostik<br />
Klinisch-neurologische Untersuchung; Elektroneurographie: je nach Schädigungsschwere Verlust der<br />
elektrischen Erregbarkeit des Nervs; Elektromyographie: Zeichen der neurogenen Schädigung der betroffenen<br />
Muskeln, 10–14 Tage nach Läsion pathologische Spontanaktivität <strong>und</strong> neurogener Umbau der<br />
Muskelaktionspotentiale.<br />
Differenzialdiagnose<br />
Plexusläsionen, weiter periphere Läsionen des N. peroneus oder des N. tibialis, Kompartmentsyndrome am<br />
Unterschenkel <strong>und</strong> Fuß.<br />
Therapie<br />
Konservative Therapie bei Injektionsschäden, frühzeitige Neurolyse bei fehlender Erholung; operative Therapie<br />
bei mechanischen Verletzungen bzw. Druck auf den Nerven durch Endometriose, Tumor, Abszesse.<br />
Akuttherapie<br />
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to026570.html[12.10.2010 07:25:34]
PDF 01423<br />
Injektionsläsionen: 50–100 ml Kochsalzinjektion unter den M. gluteus maximus zur Verdünnung der<br />
Injektionslösung; operative Freilegung.<br />
Konservative/symptomatische Therapie<br />
Allgemein: ausreichende Schmerztherapie, Ruhigstellung; Kompression des M. piriformis: Injektion von<br />
Kortikoiden <strong>und</strong> Lokalanästhetika; lagerungsbedingte Ischiadikusparese: besonders postoperativ zunächst<br />
konservativ.<br />
Operative Therapie<br />
Dekompression des Nervs bei Frakturen, Hämatomen <strong>und</strong> Abzessen; Resektion bei Tumorkompression.<br />
Dauertherapie<br />
Selbstständige Krankengymnastik.<br />
Bewertung<br />
Je länger <strong>und</strong> je schwerer die Symptome, umso schlechter die Prognose. Bei Tumoren von Primärerkrankung<br />
abhängig. Ansonsten bei proximaler Schädigung sprosst der Nerv 3 cm pro Monat aus, daher recht hohe Gefahr<br />
der Atrophie der distalen Muskulatur.<br />
Nachsorge<br />
Eventuell vorübergehende Ruhigstellung, ansonsten intensive Physiotherapie, Elektrostimulation.<br />
Autor<br />
Iris Reuter<br />
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