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Dermatologie Verena Kaiser Wintersemester 2011/12 - anthropia

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Medizinische Universität Innsbruck<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Modul 3.14<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong><br />

<strong>Wintersemester</strong> <strong>2011</strong>/<strong>12</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

Einführung in die <strong>Dermatologie</strong> und Venerologie ............................................................................................................... 1<br />

Einteilung der Hautkrankheiten .................................................................................................................................................................... 1<br />

Die häufigsten Hautkrankheiten ................................................................................................................................................................... 1<br />

Einteilung nach Ätiologie .............................................................................................................................................................................. 2<br />

Physikalisch chemische Schäden ................................................................................................................................................................... 2<br />

Papulöse-lichenoide Dermatosen ...................................................................................................................................... 3<br />

Lichen ruber planus ....................................................................................................................................................................................... 3<br />

Lichenoide Gewebsreaktion: ......................................................................................................................................................................... 4<br />

Prurigo-Gruppe ............................................................................................................................................................................................. 5<br />

Pityriasis rubra pilaris .................................................................................................................................................................................... 5<br />

Urtikaria ............................................................................................................................................................................ 7<br />

Definition ...................................................................................................................................................................................................... 7<br />

Klassifikation ................................................................................................................................................................................................. 7<br />

Akute Urtikaria .............................................................................................................................................................................................. 8<br />

Spontane = idiopathische Urtikaria ............................................................................................................................................................... 9<br />

Chronische physikalische Urtikaria................................................................................................................................................................ 9<br />

Chronische Urtikaria – Sonderformen ......................................................................................................................................................... 10<br />

Isoliertes Angioödem .................................................................................................................................................................................. 11<br />

URTIKARIA - Differentialdiagnosen ............................................................................................................................................................. <strong>12</strong><br />

Penicillinallergie .............................................................................................................................................................. <strong>12</strong><br />

Typ I Allergie ............................................................................................................................................................................................... <strong>12</strong><br />

Typ IV Allergie („Arzneimittelexanthem“) ................................................................................................................................................... 14<br />

Betalactamallergie - Situation bei Kindern .................................................................................................................................................. 16<br />

Schwere nicht-IgE-mediierte Reaktionen auf Medikamente ....................................................................................................................... 16<br />

Bakterielle Infektionen der Haut ...................................................................................................................................... 17<br />

Schutzmechanismen der Haut gegen bakterielle Infekte ............................................................................................................................ 17<br />

Residente Keimflora: Kommensalismus, Überwucherung, Infektion .......................................................................................................... 17<br />

Wie kommen bakterielle Infekte der Haut zustande? ................................................................................................................................. 17<br />

Anatomie der Haut, Lokalisation von Infektionen, Organismen.................................................................................................................. 18<br />

Streptokokken ............................................................................................................................................................................................. 18<br />

Erysipel (Rotlauf) ......................................................................................................................................................................................... 19<br />

Weichteilinfektionen und Penicillinallergie ................................................................................................................................................. 21<br />

Nekrotisierende Fasziitis: ............................................................................................................................................................................ 21<br />

Bildgebung bei Weichteilinfektionen .......................................................................................................................................................... 21<br />

Bisse (insbesondere Katzen, Hund, Mensch) .............................................................................................................................................. 21<br />

Borreliose .................................................................................................................................................................................................... 21<br />

Weichteilinfektionen durch atypische Mykobakterien ............................................................................................................................... 22<br />

Diabetischer Fuß: ........................................................................................................................................................................................ 22<br />

Staphylokokken ........................................................................................................................................................................................... 23<br />

Meningokokken .......................................................................................................................................................................................... 26<br />

Mykosen .......................................................................................................................................................................... 27<br />

Pilzkrankheiten der Haut ............................................................................................................................................................................. 27<br />

Dermatophyten: Erreger der Dermatomykosen ......................................................................................................................................... 27<br />

Candidamykosen ......................................................................................................................................................................................... 29<br />

Mycobakterien und Epizoonosen ..................................................................................................................................... 33<br />

Mykobakterien: ........................................................................................................................................................................................... 33<br />

Hauttuberkulose ......................................................................................................................................................................................... 33<br />

Lepra ........................................................................................................................................................................................................... 34<br />

Atypische Mykobakterien ........................................................................................................................................................................... 35<br />

Epizoonosen ................................................................................................................................................................................................ 36<br />

Borreliose .................................................................................................................................................................................................... 36<br />

Skabies ........................................................................................................................................................................................................ 37<br />

Pediculosis (Lausbefall) ............................................................................................................................................................................... 37<br />

Cimicosis ..................................................................................................................................................................................................... 38<br />

Pulicosis –Flohbefall .................................................................................................................................................................................... 38<br />

Tungiasis (Sandflohbefall) ........................................................................................................................................................................... 39<br />

Trombidiose –Erntekrätze, Herbstbeiß ....................................................................................................................................................... 39<br />

Zweiflügler als Ektoparasiten ...................................................................................................................................................................... 39<br />

Exantheme bei Viruserkrankungen der Haut .................................................................................................................... 40<br />

Herpes-Viren: .............................................................................................................................................................................................. 40<br />

Fallbeispiel: ................................................................................................................................................................................................. 41<br />

Papillomavirus (HPV):.................................................................................................................................................................................. 41<br />

Erythematosquamöse Dermatosen .................................................................................................................................. 43<br />

Fallbeispiel 1 ............................................................................................................................................................................................... 43<br />

Fall 2:........................................................................................................................................................................................................... 43<br />

Psorisis vulgaris ........................................................................................................................................................................................... 43<br />

Psoriasis-Gruppe: ........................................................................................................................................................................................ 46<br />

Seite i<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Psoriasis-Arthritis ........................................................................................................................................................................................ 46<br />

Psoriasis pustulosa ...................................................................................................................................................................................... 46<br />

Psoriasis: extrakutane Manifestationen ...................................................................................................................................................... 47<br />

Differentialdiagnosen der Psoriasis ............................................................................................................................................................. 48<br />

Neutrophile Dermatosen ................................................................................................................................................. 48<br />

Pyoderma gangränosum ............................................................................................................................................................................. 48<br />

Akute neutrophile Dermatose (Sweet-Syndrom) ........................................................................................................................................ 49<br />

Granulomatöse Dermatosen ............................................................................................................................................ 49<br />

Granuloma anulare ..................................................................................................................................................................................... 49<br />

Nekrobiosis lipoidica ................................................................................................................................................................................... 50<br />

Hautmanifestationen der Sarkoidose ......................................................................................................................................................... 50<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong><br />

Seite ii


Einführung<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

11.10.11 - Schmuth<br />

- <strong>Dermatologie</strong><br />

- Venerrrologie<br />

- Sonderfächer<br />

Einführung in die <strong>Dermatologie</strong> und Venerologie<br />

Viele Geschlechtskrankheiten gehen mit typischen Hautveränderungen einher, daher entwickelte sich die Venerologie als<br />

Teil der <strong>Dermatologie</strong><br />

Patient 1:<br />

- Scharf begrenzte kleine rote Flecken<br />

∙ Bei einzelnen Flecken leichte Erhabenheit tastbar<br />

∙ Unterschiedliche Rottöne<br />

∙ Nicht wegdrückbar<br />

- Bei der Aufnahme Ganzkörperexanthem, Pat. Berichtet über Durchfall zu Beginn<br />

∙ Jetzt nur mehr an Armen und Handrücken<br />

- Auf der Hand Sekundäreffloreszenzen sichtbar: Kruste<br />

- Kein Juckreiz<br />

- Allergie gegen Augmentin bekannt<br />

- DD: Arzneimittelexanthem, Virusexanthem, Kontaktekzem (typischerweise ausgeprägte Sekundäreffloreszenzen),<br />

Autoimmun/Vaskulitis (nicht wegdrückbar, daher Vaskulitis möglich)<br />

- Diagnostik: Histopathologie<br />

∙ Zeigte Vaskulitis: Infiltration der kleinen Gefäße der Haut mit Entzündungszellen (Segmentkernige und<br />

Leukos), zusätzlich Erythrozytenextravasation<br />

∙ Außerdem Immunhistochemie: wenn IgA: Schönlein-Hennoch-Vaskulitis (war hier nicht der Fall)<br />

∙ Labor: ANCA und ANA negativ, zirkulierende Immunkomplexe, Komplement, Entzündungsparameter →<br />

war nicht konklusiv genug um Diagnose zu stellen → daher Biopsie<br />

- Vaskulitis der Haut kann auch im Rahmen einer generalisierten Vaskulitis auftreten, bei der innere Organe<br />

mitbeteiligt sind (dieser Patient entwickelte eine Colitis<br />

Ältere Menschen haben eher Hautkrankheiten, v.a. die Prävalenz von Hautkrebs steigt mit dem Alter an<br />

Einteilung der Hautkrankheiten<br />

- Lebensbedrohliche<br />

∙ Melanom, andere Tumoren, lebensbedrohliche Arzneimittelreaktionen (z.B. toxische epidermale<br />

Nekrolyse), anaphylaktischer Schock<br />

- Chronische Leiden<br />

∙ Ichthyosen, Psoriasis, atopisches Ekzem (= Neurodermitis)<br />

- Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />

- Befindlichkeitsstörungen<br />

Nachbarn der <strong>Dermatologie</strong><br />

- Innere Medizin<br />

- Pathologie<br />

- Plastische Chirurgie<br />

- Psychiatrie<br />

∙ Z.B. Trichotillomanie (Ausreißen der Haare)<br />

- U.a.<br />

Die häufigsten Hautkrankheiten<br />

- Pigmentnävi<br />

- Urticaria, Ekzeme<br />

- Seborrhoische Warzen<br />

- Exsikkose der Haut<br />

- Androgenetisches Effluvium<br />

- Akne vulgaris, Seborrhoe<br />

- Atopische Dermatitis (besonders häufig im Kindesalter)<br />

- Psoriasis vulgaris<br />

- Etc.<br />

Seite 1<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Einführung<br />

Einteilung nach Ätiologie<br />

- Physikalisch chemische Schäden<br />

- Intoleranzreaktionen<br />

- Infektionskrankheiten<br />

- Systemkrankheiten mit Hautsymptomatik<br />

∙ Stoffwechselstörungen<br />

∙ Autoimmunkrankheiten<br />

- Genetisch bedingte Hautkrankheiten<br />

- Tumoren<br />

- Autochthone Hautkrankheiten (nur an der Haut zu finden, nicht mit Krankheiten anderer Organe vergleichbar)<br />

- Hautkrankheiten unklarer Genese<br />

Zusammenwirken exogener und endogener Faktoren bei Dermatosen<br />

Umweltfaktoren<br />

Organspezifische<br />

Reaktionen<br />

Faktoren seitens<br />

des Organismus<br />

Physikalisch chemische Schäden<br />

- Mechanische (Exkoriation, Wunde, Hämatom)<br />

- Akuter (Verbrennung) und chronischer Wärmeschaden<br />

- Akuter (Erfrierung) und chronischer Kälteschaden<br />

∙ Bei akutem Kälteschaden Blasenbildung<br />

- Akuter und chronischer aktinischer Schaden<br />

- Verätzung – Paravasate!<br />

Verätzungen<br />

- Gewebszerstörungen durch Kontakt mit aggressiven Chemikalien<br />

- Koagulationsnekrose:<br />

∙ Lederartiger, trockener Eindruck, scharf begrenzt<br />

- Kolliquationsnekrose<br />

Therapie der Verätzung<br />

- Spülung<br />

- Topische Kortikoide<br />

- Ev. chirurgisch<br />

Mechanisch bedingte Blasen bei Diabetikern relevant: hier können Keime eindringen und sich durch die schlechte<br />

Durchblutung schnell und leicht vermehren<br />

Erosionen betreffen nur die Epidermis, Ulcerationen gehen bis ins subcutane Bindegewebe<br />

Chondrodermatitis nodularis helicis (Entzündung der Ohrmuschel durch Druck hervorgerufen)<br />

Clavus: Hyperkeratose im Bereich der Zehe<br />

Combustio II°: keine weißlichen Areale, daher eher keine drittgradige Verbrennung<br />

Cutis marmorata 8Livedo reticularis): netzartige Zeichnungen auf der Haut: wenn regelmäßig: nicht pathologisch im<br />

Gegensatz zu krankhaften Livedoveränderungen = Livedo racemosa (sehr unregelmäßig: Vaskulopathie)<br />

Raynaud-Symptomatik: Gefäßdysregulation im Bereich der Finger: plötzlich weiß werdende Finger, Tricolore Zeichen,…<br />

kann im Rahmen von Autoimmunerkrankungen oder isoliert auftreten<br />

Kältepanniculitis: Entzündung des Fettgewebes durch Kälte (besonders an den Oberschenkeln)<br />

Fragen:<br />

- Der Terminus technicus für eine Verbrennung ist: Combustio<br />

- Erstversorgung bei Verbrennung durch: Kühlung<br />

Poikilodermie: buntes Bild der Haut<br />

Starker Sonnenbrand: durch Cytokinproduktion der Keratinozyten (IL6, IL8) kann es zu Fieber kommen: NSAR<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 2


Papulöse-lichenoide Dermatosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

18.10.11 – Schmuth<br />

Papulöse-lichenoide Dermatosen<br />

Patient: violette bis rosarote Plaques an Unterschenkeln (peripher heller) in der Umgebung auch einzelne Papeln;<br />

Sekundäreffloreszenzen: Krusten und Narben<br />

Seit 30a, in den letzten Jahren schlimmer geworden<br />

Keine Schmerzen, aber Juckreiz<br />

DD: Neurodermitis (dafür spricht Juckreiz, dagegen die Verteilung: war hier mehr an den Streckseiten – außerdem hat der<br />

Patient anamnestisch keine Allergien), Psoriasis (Juckreiz passt, Plaques passen, normalerweise treten aber bei einer<br />

Psoriasis festhaftende Schuppen auf, Verteilung an den Streckseiten passt auch), Epidermomykose (hat normalerweise<br />

auch Schuppen, kann jucken, muss aber nicht)<br />

Diagnose: Lichen ruber planus: Plaques und Papeln an den Extremitäten - typische Färbung – Juckreiz ist immer vorhanden<br />

(Krusten normalerweise nicht → sind wahrscheinlich Kratz-bedingt)<br />

Lichen ruber: zur Diagnosesicherung sollte Biopsie gemacht werden<br />

Papulöse lichenoide Dermatosen<br />

- Lichen ruber<br />

- Pityriasis rubra pilaris<br />

- Prurigo-Gruppe<br />

- Differentialdiagnose Pruritus<br />

Lichen ruber planus<br />

Eine relativ häufige (Prävalenz ~1%), meist harmlose und selbstlimitierte „klassische“<br />

Dermatose unbekannter Ursache.<br />

Klinisches Merkmal: in Gruppen stehende entzündliche Papeln (erscheinen wie abgeflacht<br />

Lichen ruber: allgemeine Charakteristika<br />

- Typische Effloreszenzen:<br />

∙<br />

„pyramidenstumpfartige“ Papeln – Reflexion des Lichts von den platten Oberflächen, teilweise<br />

Konfluenz<br />

- 2 Verlaufstypen: umschrieben und exanthematisch<br />

- Schleimhautbefall häufig (Mund, Genitale) - 30%<br />

- Labor unauffällig<br />

- Durchschnittliche Bestandsdauer bis Spontanheilung: 8 Monate (aber auch chronischer Verlauf möglich → siehe<br />

Patient oben)<br />

- Schubartiger Verlauf, starker Juckreiz<br />

- Köbner-Phänomen = Isomorpher Reizeffekt: wenn Patient sich an einer Stelle kratzt und daraufhin (durch den<br />

mechanischen Reiz) dort lichenoide Hautläsionen auftreten<br />

Prädilektionsstellen: Handbeugen, Mundschleimhaut, Genitale, Streckseiten der Unterschenkel, sakral<br />

Lichen ruber verrucosus → vehementer Juckreiz!<br />

Lichen ruber der Haut: exanthematisch (max. Ausprägung:<br />

erythrodermatisch)<br />

Griech. Lichen = Flechte<br />

Latein. Planus = Flach<br />

Welches ist ein typisches Zeichen für den Schleimhautbefall des Lichen ruber?<br />

- Weißliches Netzwerk (Farnkraut-Zeichnung)<br />

Lichen ruber der Schleimhaut<br />

- meist Mundschleimhaut (30%), seltener genitoanal<br />

- weißlich (Hyperkeratose!), Netzwerk („Farnkraut“-Zeichen, „Wickham-Streifen“), ggf. auch papulös, plaqueartig<br />

- ~ symptomlos<br />

- DD: Leukoplakie, Soorstomatitis<br />

Seite 3<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Papulöse-lichenoide Dermatosen<br />

Erosive/Ulzeröse Sonderformen<br />

Erosiver Lichen ruber: vorwiegend der Mund-, selten Genitalschleimhaut. Sehr schmerzhaft, langwierig, oft<br />

therapieresistent. Relativ häufig<br />

Ulzeröser Lichen ruber: vorwiegend der Plantarhaut. Sehr selten, Gehunfähigkeit.<br />

Lichen ruber der Schleimhäute:<br />

Lokalisation<br />

- Mundschleimhaut<br />

- Nasenschleimhaut<br />

- Larynx<br />

- Ösophagus<br />

- Konjunktiva<br />

- Genitalschleimhaut<br />

- Urethra<br />

- Anus<br />

Lichen ruber: Histologie<br />

Akanthose, Hyperkeratose, Hypergranulose, Vakuolisierung bzw. Fehlen von Basalzellen, sichelförmige Spaltbildung, cytoid<br />

bodies (Apoptose der Basalzellen), dichtes lymphozytäres Infiltrat der papillären Dermis (bandförmig).<br />

Pathophysiologie: zytotoxische T-Lymphozyten treiben Basalzellen in Apoptose, als Reaktion epidermale Hyperproliferation,<br />

verstärkte Verhornung. Bei besonders ausgeprägter Spaltbildung auch klinisch sichtbare Blasenbildung<br />

Hypothesen: Autoimmunprozess? (– Ähnlichkeit mit chron. GvHReaktion), Intoleranzreaktion gegen von Keratinozyten<br />

präsentierte Antigene?<br />

Prototyp der sog, „lichenoiden Gewebsreaktion“: zelluläres Infiltrat der papillären Dermis (TH-1, zytotoxische T-Zellen)<br />

Läsionen eines Lichen ruber finden sich typischerweise in welcher Lokalisation?<br />

A. Handgelenke Beugeseite<br />

B. Glans penis<br />

C. Buccale Mukosa<br />

D. Capillitium<br />

E. Alle Antworten<br />

Lichen ruber der Hautanhangsgebilde<br />

Lichen ruber follicularis: vernarbende Alopezie, durch lichenoide Reaktion an Haarmatrix. Selten, keine Hautherde!<br />

Klinisch typisch: Büschel gesunder Haare.<br />

DD: Alopecia areata → Lichen ruber führt zu einer Vernarbung (keinen Haarfollikel mehr sichtbar), die Alopecia areata<br />

nicht! → Alopecia araeta kann daher auch ad integrum wieder abheilen<br />

Lichen ruber-Nägel: progrediente (Zer)Störung der Nagelmatrix durch lichenoides Infiltrat. Klinisch typisch: Verdünnung,<br />

Längsriefelung, Nagelverlust (oft mit Pterygium unguis)<br />

DD: Onychodystrophie (z.B. durch exogene Faktoren: häufiger Wasserkontakt oder Kontakt mit Detergentien),<br />

Onychomykose (mikrobiologische Untersuchung)<br />

Therapie des Lichen ruber:<br />

Topisch<br />

- Corticosteroide<br />

- Calcineurininhibitoren<br />

Systemisch<br />

- Corticosteroide<br />

- Retinoide<br />

- PUVA (UV-Therapie zusammen mit Photosensibilisator)<br />

- Ev. auch Kombination von Retinoiden und PUVA<br />

Falsch: Bei der Behandlung von Hautkrankheiten gibt es nur die Wahl zwischen Kortison und gar nichts. Das hat nie<br />

zugetroffen, und heute weniger denn je.<br />

Lichenoide Gewebsreaktion:<br />

Lichenoides Arzneimittelexanthem<br />

- Anti-Malaria Medikamente<br />

- Furosemid<br />

- Thiazid Diuretika<br />

- Beta-Blocker<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 4


Papulöse-lichenoide Dermatosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

- ACE-Hemmer<br />

- Gold<br />

- Sildenafil<br />

Chronische Graft-vs-Host- Krankheit<br />

Falsch: Alle Hautkrankheiten jucken<br />

Richtig: Juckreiz ist eine spezifische Empfindung des Hautorgans, die tatsächlich viele Hautkrankheiten begleitet, aber nur<br />

bei einzelnen so stark ausgeprägt ist, dass es betont zu werden braucht.<br />

Prurigo-Gruppe<br />

Exogene punktuelle Ekzemreaktion, durch Kratzen<br />

maximale Lichenifikation<br />

Crescendo<br />

Prurigo simplex acuta<br />

Prurigo simplex subacuta<br />

Prurigo simplex chronica<br />

Prurigo nodularis<br />

Prurigo simplex acuta: komplett exogen, irritierende Pflanzenpartikel, Milben etc. Bläschen auf urticarieller Basis<br />

Prurigo simplex chronica: Moegliche Mischung aus endogenen und exogenen Ursachen bzw. neurogener oder psychischer<br />

Pruritus mit Exkoriationen<br />

Fallbericht: 72jähriger Mann mit Prurigo simplex chronica<br />

- Diabetische Nephropathie seit 10 Jahren<br />

- Kreatinin/Serum bis 2,0 mg%, Harnstoff bis 75mg%<br />

- Persistierender generalisierter Juckreiz seit 5 Jahren, vorwiegend nachts, Intensität langsam progredient<br />

- Haut ursprünglich symptomfrei, zunehmend übersät mit Kratzeffekten<br />

- Therapie: Besserung durch lokale Corticosteroidsalben, UV-B – Bestrahlung<br />

Beachte: Prurigoläsionen nur an Stellen, die in Reichweite der kratzenden Hand liegen!<br />

Prurigo/Pruritus - DD Ursachen:<br />

- nephrologische<br />

- hepatologische (cholestatisch)<br />

- hämatologische (Eisenmangel, Polyzythämie)<br />

- endokrinologische (Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes)<br />

- maligne Erkrankung (Lymphome, Karzinoid)<br />

- Medikamente (Opioide)<br />

Pruritus sine materia: Juckreiz ohne Läsionen<br />

Pityriasis rubra pilaris<br />

Seltene, Psoriasis-ähnliche, extrem chronische Dermatose unbekannter Ursache<br />

Infantiler und adulter Typ, schubhafter Verlauf<br />

Beginn mit follikulären, orange-roten Papeln, Übergreifen auf interfollikuläre Haut,<br />

mündet meist in Erythrodermie, psoriasiforme Schuppung<br />

Klinisch typisch: samtartig rauhe Beschaffenheit des Gesichts, pergamentartige<br />

Verdickung der Palmoplantarhaut, Inseln unbefallener Haut in Erythrodermie<br />

(Läsionen können zuerst isoliert in den Beugen auftreten und dann bis zu einer<br />

Erythrodermie konfluieren<br />

Histologie: analog Psoriasis, Parakeratose nur im Follikelbereich<br />

Therapie:<br />

topisch<br />

- Corticosteroidsalben<br />

- Vitamin D Analoga<br />

- Calcineurin Inhibitoren<br />

- Cave: PUVA<br />

Seite 5<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Papulöse-lichenoide Dermatosen<br />

systemisch<br />

- Retinoide<br />

- Methotrexat<br />

- Infliximab<br />

Falsch: Hautkrankheiten sind ansteckend. → Bei nur wenigen infektiösen Hautkrankheiten besteht reale Infektionsgefahr<br />

bei bloß „sozialen“ Kontakten. Nichtinfektiöse Dermatosen – und das sind die meisten – sind natürlich keinesfalls<br />

ansteckend.<br />

Falsch: Hautkrankheiten sind unästhetisch.<br />

Richtig: Keine Krankheit ist ästhetisch, weil sie dem Ideal der Gesundheit entgegengesetzt ist – unabhängig vom Organ, das<br />

befallen ist.<br />

Falsch: Hautkrankheiten sind meist „allergisch“<br />

Richtig: Intoleranzreaktionen der Haut sind tatsächlich häufig, aber nur wenige sind definierbare immunologische<br />

Reaktionen.<br />

Falsch: Hautkrankheiten beruhen oft auf falscher Ernährung<br />

Richtig: Die Rolle von Nahrungsmitteln bzw. deren Unverträglichkeit als Ursache von Hautkrankheiten wird stark<br />

überschätzt.<br />

Falsch: Hautkrankheiten haben oft psychische Ursachen<br />

Richtig: Eine Überschätzung – psychische Faktoren mögen fallweise Hautkrankheiten verschlechtern oder sogar<br />

verursachen, in der Regel ist es jedoch umgekehrt – chronische quälende Hautkrankheiten können die Psyche angreifen.<br />

Falsch: Bei der Behandlung von Hautkrankheiten gibt es nur die Wahl zwischen Kortison und gar nichts. Das hat nie<br />

zugetroffen, und heute weniger denn je.<br />

Falsch: An Hautkrankheiten stirbt man nicht, man wird sie aber auch nicht los<br />

Richtig: Man stirbt tatsächlich relativ selten an Hautkrankheiten, aber die Therapiemöglichkeiten sind heute sehr gut –<br />

sicherlich nicht schlechter als in den anderen Fachdisziplinen<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 6


Urtikaria<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

25.10.11 – Reider<br />

Urtikaria<br />

Definition<br />

prinzipieller Pathomechanismus: Freisetzung von Histamin aus Mastzellen mit Permeabilitätserhöhung und Vasodilatation<br />

rasches Auftreten von Quaddeln<br />

1. zentrales Ödem der papillären Dermis + Reflexerythem<br />

2. begleitender Juckreiz (Reiben, nicht Kratzen!)<br />

3. Flüchtigkeit (< 24 h)<br />

evt. Angioödem (auch Urtikaria ist im Prinzip ein Angioödem, das Angioödem laut Def. liegt aber tiefer)<br />

1. analoge Veränderungen in Dermis, Subkutis und Submukosa<br />

2. eher schmerzhaft als juckend<br />

3. Rückbildung langsamer (bis 72 h)<br />

Urtikaria hat im Bereich zur Dermatitis keine epidermale Komponente (daher keine Schuppung oder andere<br />

DSekundäreffloreszenzen; die Haut glänzt)<br />

Prävalenz<br />

- 1.5% der Bevölkerung<br />

- Lebenszeitinzidenz akute Urtikaria 20%<br />

- Lebenszeitinzidenz chronische Urtikaria 0.5%<br />

Klassifikation<br />

- nach Dauer<br />

∙ akut ≤ 6 Wochen<br />

∙ chronisch<br />

- Mechanismus<br />

∙ spontan (Euphemismus für idiopathisch oder keine Ahnung woher) 80%<br />

∙ physikalisch >10%<br />

∙ Sonderformen


<strong>Dermatologie</strong><br />

Urtikaria<br />

Akute Urtikaria<br />

- definiert als < 6 Wochen Dauer, meist Tage – 1 Woche<br />

- Mechanismus allergisch (IgE) oder nicht-allergisch<br />

- evt als Teilsymptom einer Anaphylaxie<br />

- Auslöser häufig klar assoziiert<br />

∙ Infekte<br />

∙ NSAR, Opiate, Antibiotika, Nahrungsmittel....<br />

∙ IgE: Insekten, Penicillin, Latex, Nahrungsmittel...<br />

- oft als kumulatives Geschehen!<br />

Pseudoallergische Anaphylaxie<br />

- unspezifische H-liberation: Infekte; Stress, Schmerz, Medikamente<br />

- Hemmung der DAO: Clavulansäure, Sekretolytika<br />

- Mangel an DAO: Histaminintoleranz<br />

- erhöhte Zufuhr: Nahrung (Käse, Wein,…)<br />

→ Histaminspiegel steigt<br />

Urtikaria / Anaphylaxie als gemeinsame Endstrecke akuter allergischer und pseudoallergischer Reaktionen<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 8


<strong>Dermatologie</strong><br />

Urtikaria<br />

Wärmeurtikaria<br />

- extrem selten<br />

- Auslöser<br />

∙ lokale Wärme; NICHT Anstrengung, Schwitzen...<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ Wärmetestung<br />

- spezielle Therapie<br />

∙ Hydroxychloroquin?<br />

Druckurtikaria<br />

- Anamnestisch: Fußsohlen schmerzen, bei Tragen einer Handtasche Schmerzen an der Riemenstelle<br />

- Auslöser<br />

∙ lokaler Druck (plantar, Schultern, Hände)<br />

∙ verzögertes Auftreten! 4-8 Stunden<br />

∙ verzögerte Rückbildung! 30 Stunden<br />

∙ häufig unspezifische Allgemeinsymptome (grippeartig)<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ Drucktestung – Spätablesung 4-6-8-20 Stunden<br />

- spezielle Therapie<br />

∙ sehr therapieresistent<br />

Solare Urtikaria (Lichturtikaria)<br />

- Auslöser<br />

∙ UVA (B) und / oder sichtbares Licht (Fensterglas)<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ Beschränkung der Klinik auf exponierte Areale<br />

∙ Lichttestung UVB, UVA, sichtbares Licht (Projektor)<br />

∙ DD: SLE, Erythropoetische Protoporphyrie, PLE<br />

- spezielle Therapie<br />

∙ (Photohardening), Lichtschutz<br />

- Lichturtikaria ≠ Sonnenallergie<br />

Urticaria factitia<br />

- Ähnlich wie urtikarieller Dermographismus (Urtikaria an Kratzstellen)<br />

- Auslöser<br />

∙ Scherkräfte<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ Dermographismustest<br />

∙ Abgrenzung zu urtikariellem Dermographismus<br />

∙ (dieser: kein Juckreiz, kein Krankheitswert)<br />

∙ U. factitia eventuelle Ursache bei Dyspareunie, Vulvodynie<br />

- spezielle Therapie<br />

Vibrationsurtikaria<br />

- sehr selten!<br />

- Auslöser<br />

∙ Vibration; oft mit Angioödem; verzögert<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ schwierig, da Frequenz entscheidend; Schüttelmixer<br />

- spezielle Therapie<br />

Chronische Urtikaria – Sonderformen<br />

Autoreaktive Urtikaria & Autoimmunurtikaria<br />

- Viertel der Fälle?<br />

- Urtikarielle Reaktion im Autologous serum skin test* bei einem Teil der Patienten (=Autoreaktivität)<br />

- Teil der ASST+ Patienten hat Auto-AK gegen FcεRI oder IgE (=Autoimmunität)<br />

- diese AK sind funktionell aktiv (Degranulation von Mastzellen)<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 10


Urtikaria<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

* Quaddelbildung nach i.c. Injektion von patienteneigenem Serum<br />

- Autologous serum skin test<br />

∙ Fehlen verblindeter Studien<br />

∙ Messung im technischen Grenzbereich<br />

∙ keine Nachweis von Autoantikörpern<br />

- Autoantikörpernachweise<br />

∙ nicht standardisiert<br />

∙ nicht reproduzierbar<br />

- → insgesamt von sehr fraglicher Relevanz<br />

Cholinerge Urtikaria<br />

- Auslöser<br />

∙ erhöhte Körperkerntemperatur durch Anstrengung, passive Überwärmung, psychischen Stress<br />

∙ im Gegensatz zur Wärmeurtikaria auch durch körperliche Anstrengung auslösbar<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ Fahrradergometrie mit Temperaturmessung<br />

∙ typisch stecknadelkopfgroße Quaddeln, rasch auftretend<br />

- DD food-dependent exercise-induced anaphylaxis<br />

∙ Quaddeln größer, etwas verzögert, längeres Bestehen, Kombination mit Kohlenhydraten, v.a.<br />

Weizenmehl<br />

- spezielle Therapie<br />

∙ Antihistaminika präventiv<br />

Aquagene Urtikaria<br />

- sehr selten!<br />

- Auslöser<br />

∙ Wasser, unabhängig Temperatur<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ körperwarme feuchte Umschläge<br />

- spezielle Therapie<br />

∙ Antihistaminika präventiv<br />

Kontakturtikaria<br />

- Auslöser<br />

∙ IgE-mediiert Latex, Nahrungsmittel, Tierhaare<br />

∙ nicht-IgE-mediiert Quallen, Erdbeeren, Brennnesseln<br />

- spezielle Diagnostik<br />

∙ Anamnese, produktspezifische Testung<br />

- spezielle Therapie<br />

∙ Meidung<br />

Isoliertes Angioödem<br />

(meistens „nur“ als Begleitphänomen der Urtikaria - hier Alarmsignal für höhergradige Anaphylaxie)<br />

Hereditäres Angioödem<br />

- www.berinet.at<br />

- funktioneller Mangel des C1-Esterase-Inhibitors<br />

- Pathomechanismus ungeklärt<br />

∙ Kinin-like C2 Fragment ± Bradykinin<br />

- Typ 1 85%: Fehlen oder Mangel von C1 INH<br />

- Typ 2 15%: inaktiver C1 INH<br />

- C1-INH-spiegel quantitativ bei Typ 1 im Mittel bei<br />

∙ 15-20% der Norm (> 60% = normal!), bei Typ 2 normal<br />

- C1-INH-spiegel qualitativ bei Typ 1 und 2 erniedrigt<br />

Diagnostik<br />

- klinische Verdachtsmomente:<br />

∙ positive FA<br />

∙ nur Angioödem, keine Urtikaria<br />

∙ häufig Koliken, Larynxödem<br />

∙ Therapieresistenz gegen Antihistaminika und Kortison<br />

∙ Auftreten mit Traumen, Stress, SS, Pille<br />

- Labordiagnose:<br />

- C4 fast immer erniedrigt (Screeningparameter)<br />

- C1-INH quantitativ und qualitativ bei dringendem Verdacht<br />

Seite 11<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Urtikaria<br />

Therapie<br />

- im Anfall<br />

∙ C1-INH (Berinert)<br />

- im Intervall:<br />

∙ C1-INH<br />

∙ Danazol<br />

∙ (Bradykininrezeptorantagonisten)<br />

∙ (rec. Kallikreininhibitor)<br />

- Erworbener C1-INH-Mangel<br />

∙ mit lymphoproliferativen Erkrankungen assoziiert<br />

- andere Ursachen für isoliertes Angioödem<br />

∙ ACE-Hemmer und Angiotensin-2-Antagonisten<br />

DD Angioödem<br />

- Melkerson-Rosenthal-Syndrom<br />

- obere Einflussstauung<br />

- capillary leak Syndrome<br />

- allergische Conjunktivitis<br />

- akute Kontaktdermatitis.......<br />

URTIKARIA - Differentialdiagnosen<br />

- Urtikarielle Vaskulitis<br />

∙ Persistenz der Quaddeln<br />

∙ feine Purpura<br />

∙ postinflammatorische Veränderungen<br />

∙ Allgemeinsymptome & Organbeteiligung (Lunge! Niere!)<br />

∙ Diagnose: Histo, direkte IF, BSG, circ. IK<br />

- Mastozytose<br />

∙ Urticaria pigmentosa<br />

∙ Darier-zeichen (in Histaminreichen Mastozytomen kann Histaminfreisetzung erzielt und dadurch eine<br />

Quaddelreaktion ausgelöst werden)<br />

∙ Tryptase<br />

- sehr selten!<br />

∙ X Muckle-Wells-Syndrom<br />

• Urtikaria<br />

• Taubheit<br />

• Arthralgien<br />

∙ X Schnitzler‘s Syndrom<br />

• Urtikaria<br />

• Monoklonale Gammopathie in IgM<br />

• Arthralgien<br />

• LK, Hepatosplenomegalie<br />

Penicillinallergie<br />

Typ I Allergie<br />

- IgE-vermittelt<br />

- Klassischer Weise innerhalb von Minuten nach erster oder zweiter Gabe<br />

- Cave: selten Sensibilisierung erst während Therapie → Sofortreaktion nach frühestens 7 Tagen<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite <strong>12</strong>


Urtikaria<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Schockstadien<br />

0 lokale Hautreaktion<br />

I Flush, Urticaria; Rhinitis, Konjunktivitis; Cephalea, Unruhe<br />

II Flush, Urtikaria; Tachykardie, Hypotension; Larynxödem, leichte Dyspnoe; Stuhldrang, Nausea<br />

III schwere Dyspnoe +/- Hypotension, Bronchospasmus, Blässe, Bewußtseinstrübung, Stuhl- und Harnabgang<br />

IV Herz-Kreislaufstillstand<br />

Beta-Laktam-AB<br />

Penicilline<br />

Cephalosporine<br />

Carbapeneme<br />

Monobactame<br />

→ haben alle den Beta-Laktam-Ring gemeinsam: ist der Patient auf den Beta-Laktam-Ring sensibilisiert, hat dies die<br />

größte Konsequenz => Kreuzallergie gg. alle Beta-Laktame<br />

1. Sensibilisierung auf Betalactamring<br />

- Als einzige Struktur allen Betalactamantibiotika gemeinsam<br />

- → größte Konsequenz, weil breiteste Kreuzreaktion<br />

- Nur 20% aller Typ-I-Reaktionen auf Penicilline (Beta-Laktam-Ring)<br />

- Aber 60% aller Typ-I-Reaktionen auf Cephalosporine!!<br />

Praktische Konsequenz:<br />

- Sofortreaktion auf ein Cephalosporin ist wahrscheinlich auf Betalactamring zurückzuführen und die Gefahr einer<br />

Kreuzreaktion auf andere Betalactame relativ groß*<br />

- umgekehrt kann bei Reaktion auf Penicillin in 80% ein anderes Betalactam gegeben werden<br />

- *Literatur widersprüchlich bez. Carbapenemen und Monobactamen<br />

Diagnostik<br />

- Spez. IgE Penicillin G, V, Ampicillin, Amoxicillin, Cefaclor<br />

∙ müsste auf alle positiv sein<br />

- Hauttest mit PPL und MDM (minor determinant metabolite - Metaboliten des β-Lactamrings)<br />

∙ müsste positiv sein<br />

- Hauttest auf Betalactame müsste positiv sein<br />

- Spezifität hoch, Sensitivität sinkt nach 3-5 Jahren stark → zeitliche Latenz beachten!<br />

- Evt CAST, Provokation<br />

Fallbeispiel 1<br />

- 31-jähriger Patient mit geplanter Kiefer-OP und notwendiger Antibiotikaprophylaxe<br />

- habe „Penizillinallergie“<br />

- Anamnestisch vor 14 Jahren wegen eines Furunkels Ospamox bekommen<br />

- 30 min nach erster Einnahme flüchtige Flecken, Lippenschwellung, Dyspnoe und Schwindel (typische Symptome<br />

für eine Sofortreaktion)<br />

Abklärung<br />

- Spez. IgE<br />

∙ Penicillin G, V, Ampicillin, Amoxicillin neg<br />

- Hauttest (Prick, i.c.)<br />

∙ PPL, MDM, Penicillin V, Ampicillin, Amoxicillin neg<br />

- Kein Hinweis für Penizillinallergie??<br />

Anamnese stark hinweisend auf Typ I Allergie:<br />

- Harte Parameter wie Urtikaria<br />

- Reaktion kurz nach erster Einnahme<br />

- Indikation Furunkel (nicht fraglicher viraler Infekt)<br />

∙ Wichtigste DD für Urtikaria: infektinduzierte Reaktion (Quaddeln)<br />

Abklärung II<br />

- CAST negativ<br />

- → Gabe von 1000mg Ospamox zur „Boosterung“ ohne Vorsichtsmaßnahmen als Einzelgabe (Titer sind so niedrig,<br />

dass der Patient darauf nicht reagiert)<br />

- Nach 3 Wochen neuerliche IgE-Bestimmung:<br />

∙ Ampicillin 2.48 kU/l (CAP-Klasse 2)<br />

∙ Amoxicillin 0.70 kU/l (Klasse 1-2)<br />

- Penicillinallergie!!<br />

Seite 13<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Urtikaria<br />

Botschaft<br />

- Anamnese entscheidend → Befunde können falsch negativ sein<br />

- RAST bei Penicillin nur wenige (1-2) Jahre positiv<br />

- Hauttest jedenfalls anzuschließen (mindestens 5 Jahre positiv)<br />

- Bei entsprechender Klinik weitere Abklärung<br />

2. Sensibilisierung auf Thiazolidinring<br />

- Kommt nur in Penicillinen vor → keine Gefahr einer Reaktion auf andere Betalactame<br />

- Vermutlich selten<br />

Diagnostik<br />

- RAST Penicilline positiv, Cefaclor (Cephalosporine) negativ<br />

- Hauttest Penicillin positiv, aber PPL+MDM negativ<br />

3. Sensibilisierung auf Seitenketten<br />

- Spezifisch für die jeweilige Substanz(-untergruppe)<br />

- Am häufigsten bei Aminopenicillinen<br />

- Keine Gefahr einer Reaktion auf andere Untergruppen<br />

Diagnostik<br />

- RAST (falls vorhanden) nur positiv auf konkreten Auslöser<br />

- Hauttest idem, PPL und MDM negativ<br />

Typ I Allergie – Zusammenfassung<br />

- Exakte Anamnese sticht<br />

∙ welches Präparat?<br />

∙ welche Indikation?<br />

∙ welche Reaktion? Flüchtigkeit? Bestandsdauer?<br />

∙ wann aufgetreten?<br />

∙ wie lange her?<br />

- Positiver RAST / Hauttest hilfreich für Einschätzung von Kreuzallergien<br />

- Negativer RAST kritisch zu hinterfragen<br />

∙ Hauttest<br />

∙ CAST<br />

∙ Provokation<br />

Szenario: Dringende Indikation, keine Abklärung möglich<br />

- 1. RAST abnehmen, Ergebnis nicht abwarten<br />

- 2. Gewünschtes Betalactam in vorgesehener Verdünnung i.c.<br />

∙ (0.05 ml), 15 min warten. Wenn negativ:<br />

- 3. 1 ml (ca 20 gtt) – 2ml – 5ml i.v., je 15 min warten; wenn negativ: Chance für Verträglichkeit sehr hoch<br />

- „Desensibilisierung“<br />

∙ Im Notfall möglich, Dauer ca 4h<br />

∙ Abbufferung von IgE → Toleranz nur für die Zeit der Gabe, nach Therapiepause Schockgefahr!<br />

Typ IV Allergie („Arzneimittelexanthem“)<br />

- Treten u.U. erst nach Absetzen des Medikaments auf!!! (verzögertes Auftreten)<br />

- Zellvermittelte Reaktion auf Molekularstruktur oder Metabolit (!)<br />

- Makulopapulöse oder makulourtikarielle Exantheme nach 7-10 Tagen<br />

∙ Im Vergleich zu Urtikaria viel papulöser, nicht so ödematös<br />

- Cave: bei bereits Sensibilisierten schon nach 1-2 Tagen<br />

∙ auch erst 1-2 Tage nach Therapieende möglich<br />

∙ Zunahme nach Absetzen nicht ungewöhnlich<br />

- Bild unspezifisch für Auslöser<br />

- Weitaus am häufigsten durch Aminopenicilline<br />

- DD Virusexanthem oder Kombination (EBV!, CMV, HIV, …)<br />

Fallbeispiel 2<br />

- 16 jährige Patientin<br />

- „Mandelentzündung“ → Amoxicillin 1g 1-0-1<br />

- d6: maculo-papulöses, stark juckendes Exanthem:<br />

- Stamm, Gesicht > Extremitäten<br />

Befunde<br />

- LFP, BB: normwertig<br />

- Diff. BB:<br />

∙ Leukozyten 4.700<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 14


Urtikaria<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

∙ Lymphozyten: 43,7% (13,0 – 43,0)<br />

∙ Monozyten: normwertig<br />

∙ Eosinophile Granulozyten: normwertig<br />

- Kein Fieber<br />

- Ausgeprägte Lymphadenopathie<br />

- EBV-Serologie:<br />

• IgG (ELISA) positiv<br />

• IgM (ELISA) positiv<br />

• EBNA (EBV nukläres Antigen) - Antikörper negativ<br />

• EA (early antigen) - Antikörper positiv<br />

∙ Beurteilung: Verdacht auf frische/vor kurzem abgelaufene Infektion mit EBV<br />

- HIV negativ<br />

Verdachtsdiagnose<br />

- Amoxicillin-Exanthem bei EBV-Infektion.<br />

Diagnostik<br />

- Epicutantest:<br />

∙ PPL negativ<br />

∙ MDM negativ<br />

∙ Penicillin V negativ<br />

∙ Amoxicillin ++ positiv!!<br />

- Ausschluss Typ I Allergie<br />

∙ (spez. IgE + Prick / i.c. neg)<br />

Diagnose:<br />

- Amoxicillin-Exanthem bei EBV-Infektion<br />

UND<br />

- Arzneimittelexanthem auf Amoxicillin<br />

Diagnostik Typ IV Reaktion<br />

- Epikutantest oder Spätablesung i.c. Test mit Auslöser spezifisch, aber wenig sensitiv<br />

- Weitaus häufigster Auslöser Aminopenicilline (Prävalenz 10%)<br />

- Im Normalfall ungefährlich, Antibiotikum kann sogar weiter gegeben werden<br />

- Reexpositionsrisiko nur etwa 15%<br />

CAVE<br />

- BB und Diff<br />

∙ a) DD Virusexanthem<br />

∙ b) Eosinophilie?<br />

- Erhöhung<br />

∙ Eosinophile<br />

∙ Transaminasen<br />

∙ LDH<br />

- + evt Fieber, Arthralgien<br />

- → = Hinweis für Hypersensitivitätssyndrom<br />

- → schwererer Verlauf, Leber, Gerinnung, Reexpositionsrisiko höher<br />

- assoziiert mit Virusreaktivierung (HHV6)<br />

- ECT häufig positiv<br />

Fallbeispiel 3<br />

- 68-jährige Patientin mit Pneumonie → Amoxicillin/Clavulansäure 625 mg 1-1-1<br />

- d2: nicht flüchtiges, makulopapulöses, konfluierendes, stark juckendes Exanthem an Stamm > Extremitäten<br />

- Übelkeit, Schüttelfrost, Fieber (39,5°)<br />

- Lymphadenopathie und Hepatomegalie<br />

Diagnostik<br />

- Penicillin-Rast: Klasse 0<br />

- Penicillin-Prick/Intrakutantest: negativ.<br />

- Epicutantest:<br />

- Amoxicillin/Clavulansäure: ++<br />

Diagnose<br />

- Hypersensitivitätssyndrom*<br />

- durch Amoxicillin/Clavulansäure<br />

- * = HSS = DRESS (drug related eosinophilia and skin syndrome) = DIHS<br />

Seite 15<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Urtikaria<br />

Betalactamallergie - Situation bei Kindern<br />

2 prospektive Studien:<br />

1.<br />

- 256 Kinder mit negativer Testung auf Betalactame<br />

- Fragebogen per Post<br />

- 141 /256 (55%) Rücklauf<br />

- 93/141 (66%) neuerlich Betalactam erhalten<br />

- 7 / 93 fragliche Reaktion<br />

- 6 / 7 Hauttest und orale Provokation<br />

- 5 / 6 negativ<br />

- → Negative Testung sicher<br />

- → Großteil der „allergischen“ Reaktionen infektbedingt<br />

2.<br />

- 166 Kinder mit anamn. Betalactamallergie (150 Penicill.)<br />

- 10 /166 (6%) positive Testung<br />

- 71 Follow up nach 3 Jahren<br />

- 59 / 71 neuerlich Betalactam erhalten<br />

- 1 / 59 (1.7%) Exanthem nach Aminopenicillin, kein Test<br />

- → Die meisten „Penicillinallergien“ bei Kindern sind keine<br />

Zusammenfassung - Penicillinallergie bei Kindern<br />

- Selten vorkommend<br />

- DD Sofortreaktion: infektinduzierte Urtikaria<br />

- DD Arzneimittelexanthem: Virusexanthem<br />

- positive Testung: hohe prädiktive Aussagekraft<br />

- negative Testung: ausRASTen ist nicht genug!<br />

- …Anamnese, Anamnese, Anamnese!!!<br />

- …Hauttest ist keine Kindesmisshandlung und hilft in der Differenzierung enorm<br />

Schwere nicht-IgE-mediierte Reaktionen auf Medikamente<br />

- Häufigste Auslöser:<br />

∙ Allopurinol<br />

∙ Sulfonamide<br />

∙ Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Lamotrigin<br />

∙ Minocyclin<br />

∙ Diclofenac<br />

∙ Ciprofloxacin<br />

∙ ……………<br />

∙ Aminopenicilline<br />

- Multilokuläres fixes Arzneimittelexanthem<br />

∙ Brennende, scheibenförmige Flecken<br />

∙ Oft fliederfarben<br />

- Stevens-Johnson-Syndrom<br />

∙ Hautablösung → klinisch zu betrachten wie eine großflächige Verbrennung<br />

∙ 30% Hautablösung<br />

- Erythema multiforme<br />

∙ Schießscheibenphönomen<br />

∙ Hauptauslöser HSV<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 16


Bakterielle Infektionen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

10.01.<strong>12</strong> – Zangerle<br />

Bakterielle Infektionen der Haut<br />

Schutzmechanismen der Haut gegen bakterielle Infekte<br />

- Trockenheit<br />

- Niedriger pH-Wert (ca. 5,5)<br />

- Körpereigene Abwehrstoffe<br />

∙ freie Fettsäuren, Lipide<br />

∙<br />

∙<br />

Lysozym<br />

antimikrobielle Peptide (Defensine, Cathelicidine)<br />

• Krankheiten, bei denen die Defensine vermehrt sind: z.B. Psoriasis<br />

• Bei der atopischen Dermatitis sind die Defensine vermindert, daher treten hier vermehrt<br />

Infektionen der Haut auf<br />

∙ sekretorisches IgA<br />

- Symbiontische Keimflora<br />

∙ Erschwert die Vermehrung pathogener Keime<br />

Residente Keimflora: Kommensalismus, Überwucherung, Infektion<br />

- Koagulasenegative Staphylokokken<br />

∙ Staph. epidermidis, hominis, saprophyticus etc.<br />

- Mikrokokken<br />

∙ M. luteus – Keratoma sulcatum, Schweißgeruch<br />

- Coryneforme Bakterien<br />

∙ C. minutissimum – Erythrasma, Tr. palmellina<br />

∙ Propionibakterien – Acne vulgaris<br />

∙ Brevibacterium, Dermabacter – Schweißgeruch<br />

- Gramneg. Bakterien<br />

∙ Acinetobacter. Passager resident: E. coli<br />

- Malassezia furfur: Pityriasis versicolor<br />

Normalerweise helfen diese Bakterien (und Pilze), pathogene Keime in Schach zu halten; nur in seltenen Fällen können die<br />

residenten Keime überwuchern und damit ebenfalls zu Symptomen führen.<br />

Überwucherungssyndrome durch Coryneforme<br />

Der Übergang zwischen Besiedelung, Überwucherung und Infektion ist schwer zu trennen.<br />

- Akne<br />

∙ Ist keine Infektion, kann aber zu Problemen führen, wenn Bakterien in den Follikeln wuchern;<br />

- Erythrasma<br />

∙ Diakret erhabener Plaque (z.B. in der Axilla) durch Überwucherung von Coryneformen (sehr selten, da<br />

nur bei schlechter Hygiene)<br />

- Trichomykosis palmellina<br />

∙ Umscheidung der Haare durch Bakterien (nicht Pilze) bei mangelnder Hygiene<br />

Wie kommen bakterielle Infekte der Haut zustande?<br />

- exogen<br />

- per continuitatem oder hämatogen<br />

Exogene Infektionen müssen die natürliche Barriere durchbrechen:<br />

- Eintrittspforte, Inokulation<br />

- Schädigung der Barriere (bei Hautkrankheiten, Wunden)<br />

- Überwucherung (residente Flora)<br />

- Beispiel für Eintrittspforte: Erysipel: Eintrittspforte ist häufig Mykose zwischen den Zehen<br />

- Beispiel für Infektionen durch Schädigung der Barriere: Impetigo, „Impetiginisation“<br />

- Beispiel für Infektionen durch Überwucherung: Follikulitis<br />

∙ Es gibt Möglichkeiten, wo die Follikulitis rein übertragen wird (z.B. durch warmes Wasser)<br />

Seite 17<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

bakterielle Infektionen<br />

Anatomie der Haut, Lokalisation von Infektionen, Organismen<br />

Die Phlegmone ist nur ein tiefer<br />

liegender Prozess, sie ist nicht von<br />

sich aus einschmelzend!<br />

Streptokokken<br />

- Kettenförmig angeordnete grampositive Kokken<br />

- Große, wichtige und heterogene Keimgruppe<br />

- Meist Tierpathogene und Kommensalen der Schleimhäute (kaum der Haut! - perianal)<br />

Klassifikation:<br />

- molekulare Klassifikation ausständig!<br />

- Hämolyse (a-, ß-Hämolyse)<br />

- Lancefield (A-U, nach C-Polysaccharid-Antigen Zellwand)<br />

- Serotyp (M-, T-Antigen - Membranproteine)<br />

Hauptsächliches Pathogen:<br />

- Streptococcus pyogenes (ß-hämolytisch, Gruppe A)<br />

Streptococcus pyogenes<br />

- 90 Serotypen (antigen verschiedene M-Proteine!)<br />

- M-Protein: wichtigster Virulenzfaktor.<br />

∙ hochinvasive Str.: M1, M3, M18 etc,<br />

• Invasivität auf der Haut = nekrotisierende Fasziitis<br />

∙ „nephritogene“ Str. M<strong>12</strong>,<br />

∙ hautpathogene Str. M2, M49 etc.<br />

- Andere Virulenzfaktoren: Exotoxine (Streptokokken-Pyrogene Exotoxine – SPE-A, -B. -C), Streptolysine (O und S),<br />

diverse Enzyme (DNasen, Hyaluronidase, Proteinase, C5a-Peptidase u.a.), Lipoteichonsäure, Faktor F ....<br />

- Keimträger: Erwachsene 10%, Kinder 5% (Tonsillen)<br />

- Häufigste Manifestation (heute): Tonsillitis (Erysipel schon deutlich seltener)<br />

- Infektion der Haut: Eintrittspforte erforderlich<br />

- Typische Folgekrankheiten: akutes rheumatisches Fieber (heute sehr selten), akute Glomerulonephritis, reaktive<br />

Arthritis (Immunkomplexerkrankung nach einer Infektion), Erythema nodosum, div. Dermatosen (z.B. Psoriasis<br />

guttata - tröpfchenförmig)<br />

- Hautinfekte durch Str. pyogenes lösen kaum je ein rheumatisches Fieber aus, in bis 15% jedoch Nephritis (milde<br />

Nephritis, die folgenlos ausheilt – daher sinnlos, bei einer Streptokokkeninfektion die Nieren anzuschauen)<br />

Streptokokkeninfekte<br />

- ohne Toxinsymptomatik<br />

∙ Impetigo, Ekthyma<br />

∙ Erysipel, Phlegmone<br />

∙ Lymphangitis, -adenitis<br />

- mit Toxinsymptomatik<br />

∙ Scharlach<br />

∙ Streptokokken-toxisches-Schock-Syndrom<br />

∙ nekrotisierende Fasziitis<br />

- SPE (S. pyrogene Exotoxine): Stark immunogene Peptide (20-30 kD), Superantigene<br />

∙ Leber-, Nieren-, ZNS-, Herz-Toxizität, Exanthem, potentiell letaler Schock<br />

∙ Fähigkeit als Superantigen zu wirken ist der Grund für die Entstehung einer nekrotisierenden Fasziitis<br />

- SPE-A: potentestes Toxin, vor 60 Jahren Zurückdrängung durch SPE-B und -C, seit 1985 Wiederkehr<br />

∙ („Killerkokken“ – SPE-A + M-Protein 1,3)<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 18


Bakterielle Infektionen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Haut- und Weichteilinfektionen<br />

Erysipel (Rotlauf)<br />

- Entzündung der Lymphspalten und -gefäße der oberen Dermis durch Str. pyogenes. → Durch die Füllung der<br />

Lymphgefäße der oberflächlichen Dermis bei einer Entzündung führt zu einer Spannung der Epidermis darüber =><br />

die Haut glänzt (= wichtiges differentialdiagnostisches Zeichen)<br />

- Häufig, alle Altersstufen.<br />

- Akuter Beginn, Systemzeichen (Fieber bis 400 C, Übelkeit, CRP↑, Leukozytose).<br />

- Eintrittspforten: Verletzungen („Wundrose“), Erosionen, Rhagaden z.B. bei Mykosen<br />

- Prädilektionsstellen: Bein, Gesicht, (Mamma)<br />

- Klinik: Rötung und Schwellung, relativ scharf begrenzt, stufenartig erhaben, flammenartige Ausläufer zentripetal,<br />

schnelle Ausbreitung, begleitende Lymphangitis und –adenitis.<br />

∙ Findet sich die Pathologie relativ oberflächlich, ist die Läsion immer scharf begrenzt!<br />

∙ Je tiefer die Pathologie, desto weniger scharf begrenzt (z.B. Phlegmone: unscharf begrenzt)<br />

Risikofaktoren für Erysipel des Beins<br />

Erhöhung des Risikos um<br />

Unterbrechung der Hautbarriere (Geschwüre, Wunden,<br />

23.8<br />

eingerissene Zwischenzehenräume, u.a.)<br />

Lymphödem 71.2<br />

Venöse Insuffizienz 2.9<br />

Beinödeme 2 5<br />

Übergewicht 2.0<br />

Keine Assoziation mit Diabetes, Alkohol oder Rauchen<br />

Erysipel: Differentialdiagnose und Therapie<br />

- Phlegmone (teigig, unscharf begrenzt)<br />

∙ Bei uns wird nicht wirklich zwischen Erysipel und Phlegmone unterschieden (außer, wenn eine Drainage<br />

des Abszesses geplant ist)<br />

∙ Phlegmone ist unscharf begrenzt und fühlt sich teigig an (kann eingedrückt werden); ein Erysipel ist prall<br />

elastisch und lässt sich nicht eindrücken<br />

- Akutes Ekzem (matte Oberfläche, Spongiose)<br />

- tiefe Thrombose<br />

- Insektenstich<br />

- Erysipeloid (kaum mehr)<br />

- Akuter Gichtanfall<br />

- inflammatorisches Mammakarzinom<br />

- Akrodermatitis atrophicans<br />

Erysipel oder Insektenstich?<br />

- Verhältnis Schwellung zu Rötung<br />

- Schmerz vs. Juckreiz<br />

- Fieber<br />

- Leukozytose<br />

Seite 19<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

bakterielle Infektionen<br />

Welcher Patient hat Rotlauf?<br />

Erysipel: glatt, glänzend, schmerzhaft<br />

Kontaktdermatitis: matt, rauh, juckend<br />

→ Bei Erkrankungen der Epidermis ist die Haut immer rau<br />

Komplikationen<br />

- Zwar spontane Rückbildungstendenz, ohne Behandlung treten jedoch oft Rückfälle (Rezidive), durch Verkleben<br />

der Lymphbahnen / Störungen des Lymphabflusses (sekundäres Lymphödem bis Elephantiasis) eines Armes oder<br />

Beines.<br />

- Thrombophlebitis, z.B. Hirnvenenthrombose (Erreger in Kollateralvenen).<br />

- Nekrotisierende Fasziitis („Killerbakterien“)<br />

∙ Ist KEINE Komplikation des Erysipels!<br />

∙ Aber: Verwechslung mit Erysipel im Anfangsstadium möglich.<br />

Erysipel<br />

- Auslöser:<br />

∙ Streptokokken Gruppe A<br />

∙ gelegentlich Streptokokken der Gruppe B, C, G<br />

∙ Staph.aureus (selten, aber schwierig ausschließbar)<br />

- Therapie:<br />

Mittel der Wahl ist ein Cephalosporin der ersten oder zweiten Generation<br />

∙ Cefazolin/Cefuroxim/Cefotiam 1 g/1.5 g/2 g alle 8 h<br />

oder<br />

∙ Amoxycillin/Clavulansäure 1.1 oder 2.2 g alle 8 h<br />

oder<br />

∙ Oxacillin oder Äquivalent 2 g alle 4-6h<br />

oder<br />

∙ Penicillin 2 Mill IU alle (4-)6 h (= 2x 10 Mill IU??), bei spontanem Erysipel am Bein bei Patienten ohne<br />

Diabetes mellitus: solange keine Einschmelzung bzw. Phlegmone auftritt.<br />

oder<br />

∙ Cefalexin 1 g alle (6-) 8h<br />

- Ruhigstellung – untere Extremitäten stationäre Therapie,<br />

- bei Mobilisation (Abheilung) Kompressionsverband<br />

Specific Anatomical Variants of Cellulitis and Causes of Predisposition to the Condition<br />

a<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 20


Bakterielle Infektionen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Weichteilinfektionen und Penicillinallergie<br />

- Häufig keine allergische Typ I Reaktion, Austestung!!<br />

∙ Häufig Exanthem auf Amoxicillin: ist unbedeutend für die Wiederverwendung eines Penicillins<br />

- Kreuzallergie gegen Cephalosporine: ~10%<br />

- Makrolidresistenz von S. pyogenes: ~10%<br />

- Alternativen: Clindamycin, Fosfomycin<br />

- Wenn MRSA in Betracht zu ziehen ist:<br />

∙ Vancomycin 2 x 1 g<br />

∙ Linezolid 2 x 0.6 g<br />

∙ Daptomycin 4 mg/kg KG qd<br />

Nekrotisierende Fasziitis:<br />

- Typ 1: polymikrobiell (Anarobier + Gramneg. und –pos. Aerobier<br />

- Typ 2: Streptococcus pyogenes<br />

- Extrem rasch progredienter Prozess (Stunden!); Starke Schmerzen, zu Beginn relativ geringe Hautreaktion, toxisch<br />

(Schocksymptomatik, toxic appearance, Patient sieht schwer krank aus), Diagnose MRI (CT);<br />

- Wichtig: rasches Debridement<br />

Bildgebung bei Weichteilinfektionen<br />

- MRI scheint die sensitivste Methode zu sein, nekrotische von nicht-nekrotischen Weichteilinfektionen zu<br />

unterscheiden<br />

- Röntgen und CT können Gasbildung zeigen, die klinisch nicht palpabel ist!<br />

- Gasbildung durch Enterobacteriaecae, anaerobe Streptococcus sp,, Bacteroides sp., Clostridien<br />

Bisse (insbesondere Katzen, Hund, Mensch)<br />

- Kein Cephalexin sondern Amoxycillin/Clavulansäure<br />

∙ Keimgewinnung wichtig!<br />

- Z.B. Cellulitis (=Phlegmone) Due to Pasteurella multocida after a Cat Bite<br />

Übertragung der Borreliose<br />

- Wie groß war die Zecke?<br />

∙ Nymphe ist verantwortlich für die Borrelienübertragung, daher kleine gefährlich<br />

- War die Zecke angeheftet?<br />

- Wie lange war die Zecke angeheftet? Über 48 h?<br />

- Erythema chronicum migrans nach Zeckenbiss<br />

∙ Multiple ECM durch hämatogene Streuung<br />

∙ DD: Spinnenbiss<br />

Borreliose<br />

Klinisches Syndrom<br />

Akute Borreliose<br />

Chronische (Unbehandelt)<br />

Chronische (Behandelt)<br />

Ursache<br />

B. burgdorferi Infektion<br />

B. burgdorferi Infektion<br />

B. burgdorferi Infektion<br />

? Ko-Infektion<br />

? Irreversible Schädigung<br />

? Autoimmunreaktion (v.a. Gelenke)<br />

Borreliosis Syndromes<br />

Seite 21<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

bakterielle Infektionen<br />

Therapie der Borreliosen<br />

- Optimale Therapie ist nicht bekannt<br />

∙ Es scheint, dass eine 3-wöchige Therapie den Erreger eradiziert. Eine Behandlung länger als 1 Monat<br />

bringt keinen Vorteil.<br />

- Zeckenbiss/-stich<br />

∙ 1x200 mg Doxyciclin? Oder wenn Zecke lange adhäriert >72 h (48h)<br />

- Frühe Erkrankung (auch multiples ECM oder Fazialisparese ohne Meningitis), 14-21 d (10d)<br />

∙ Doxycyclin 100 mg bid<br />

∙ Amoxycillin 500 mg tid<br />

bei Doxyciclin/Amoxycillin Unverträglichkeit:<br />

∙ Cefuroxim axetil 500 mg bid<br />

∙ Clarithromycin 500 mg bid<br />

- Späte Erkrankung, 21-30 d<br />

∙ Ceftriaxon 2g qd (Doxycyclin 100 mg bid)<br />

Erysipeloid („Schweinerotlauf“, „Walfinger“)<br />

Sehr selten (früher bei Metzgern häufig)<br />

Infektion mit Mycobacterium marinum bei Zierfischhändler<br />

- Mycobacterium marinum wächst typischerweise bei 30°C<br />

- Üblicherweise ein oder zwei Knoten<br />

- Häufig bei Aquarienbesitzern<br />

Weichteilinfektionen durch atypische Mykobakterien<br />

- Erreger: Ø<br />

∙ M. fortuitum<br />

∙ M. chelonae (Kultur bei 30° + 35°)<br />

∙ M. abscessus<br />

∙ M. marinum (Kultur bei 30° + 35°)<br />

∙ M. ulcerans (Australien + Tropen)<br />

- Therapie:<br />

∙ Clarithromycin (Azithromycin?)<br />

∙ Moxifloxacin<br />

∙ Minocin (M. marinum)<br />

∙ Ethambutol + Rifampicin (M. marinum)<br />

- Therapiedauer: mindestens 3 Monate, meist 6 Monate, oft länger.<br />

Phlegmone durch Pseudomonas aeruginosa meist mit Osteomyelitis (MRI!)<br />

- Risikofaktoren: Nägel! (eingetretene, rostige Nägel → typischerweise Pseudomonas aerug.)<br />

<strong>Dermatologie</strong>: „ekkrine Hidradenitis<br />

- Pseudomonas-Infektion vor allem bei Kindern nach Schwimmbad oder Schuhwerk mit starkem Schwitzen<br />

(selbstlimitierend)<br />

Diabetischer Fuß:<br />

- mehrere Keime möglich, Prognose abhängig von Durchblutung<br />

- Bisher unbehandelt, nicht Extremitäten bedrohend, keine Osteomyelitis: grampositive Kokken<br />

∙ Clindamycin<br />

∙ Cephalosporin 1. oder 2. Generation<br />

∙ Amoxycillin/Clavulansäure<br />

∙ Cotrimoxazol + Rifampicin (wo MRSA häufig)<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 22


Bakterielle Infektionen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

- Chronisch, rezidivierend, Extremitäten bedrohend: Polymikrobiell; aerobe Kokken, gramnegative Bazillen,<br />

Anaerobier<br />

∙ nicht septisch: Ciprofloxacin + Clindamycin (wo MRSA selten)<br />

∙ septisch: Imipenem oder Meropenem oder Ertapenem<br />

• Piperacillin/Tazobactam<br />

- Osteomyelitis: Polymikrobiell; aerobe Kokken, gramnegative Bazillen, Anaerobier<br />

∙ siehe oben<br />

Meleney's Synergistische Gangrän: Interaktion zwischen Staph. aureus und mikroaerophilen Streptokokken.<br />

- Im Gegensatz zur klassischen nekrotisierenden Fasziitis relativ langsam ablaufend<br />

- Nach Operationen im Bereich chirurgischer Wunden<br />

Staphylokokken<br />

- Haufen-Kokken<br />

- Omnipräsent, häufigster pathogener Keim<br />

- Zahlreiche apathogene Staph. (z.B. epidermidis) Teil der residenten Keimflora<br />

- Nur ein pathogener Keim: Staph. aureus (ß-hämolytisch!), bei ca. 30% der Menschen in „transient residenter“<br />

Flora – Haarfollikel!<br />

- Keimträger: Nasenraum!<br />

- Enzyme: Koagulase (Fibringerinnsel fördern Wachstum), Sphingomyelase, DNase, Penicillinase<br />

- Toxine: zytolytische Toxine (α-δ), Leukozidin, Exfoliatin A und B, Toxisches Schocksyndrom Toxin (TSST-1),<br />

Enterotoxin A-C u.a.m.<br />

∙ Toxisches Schocksyndrom ist kein infektiöses Syndrom, sondern bedingt durch eine Ansammlung von<br />

Toxinen<br />

Staphylokokkeninfekte der Haut<br />

- Follikuläre bzw. an Schweißdrüsen gebundene:<br />

∙ Folliculitis, Furunkel, Karbunkel, Hidradenitis suppurativa<br />

- Nicht-follikuläre:<br />

∙ Staphylokokken-Impetigo (großblasige), Bulla repens, Paronychie, Panaritium<br />

- Toxinkrankheiten:<br />

∙ aphylococcal scalded skin-Syndrom<br />

∙ Staphylokokken-toxisches Schock-Syndrom<br />

Haut- und Weichteilinfektionen<br />

Streptokokken-Impetigo<br />

- Oberflächlich (Epidermis)<br />

- Kinder, oft epidemisch (hoch kontagiös)<br />

- Hygiene („Schmutzflechte“)<br />

- Eintrittspforte: Insektenstiche, Schürfwunden<br />

- Klinik: schnell platzende dünnwandige Bläschen, honiggelbe Krusten, schnelle Ausbreitung (Kratzen!), keine<br />

Allgemeinsymptome.<br />

Staph-Impetigo: große Blasen, Strep-Impetigo: kleine Blasen<br />

Nicht-Follikuläre Staphylokokken-Infekte<br />

- Staphylokokken-Impetigo (analog der Streptokokken-Impetigo, „schwefelgelbe“ Krusten)<br />

- Bullöse Impetigo: bei Exfoliatin-Bildnern (Phagengruppe II)<br />

- Bulla repens (umschriebene bullöse Impetigo)<br />

∙<br />

Blase am Finger; platzt nicht, da hier das Stratum corneum sehr dick ist → kann um den ganzen Finger<br />

laufen<br />

- SSSS (eigentlich: Toxinkrankheit)<br />

- Paronychie<br />

- Panaritium<br />

Seite 23<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

bakterielle Infektionen<br />

Ekthyma<br />

- Ähnlich Impetigo, jedoch mit nekrotischem Grund. (Ulkus → viele DD)<br />

- Heute selten prädisponierende Faktoren: schlechte Hygiene, mechanischer Druck, Kältetrauma<br />

∙ V.a. bei Immunsuppression<br />

- DD: metastatische Hautläsionen bei Pseudomonas aeruginosa-Sepsis<br />

∙ Wichtig: wie lange? → hier wenige Wochen<br />

Follikulitis, Furunkel, Karbunkel<br />

- Entzündung des Haarfollikels durch Staph. aureus<br />

- Oberflächlich (infundibulär) vs. tief (Furunkel, Karbunkel)<br />

- Einschmelzend vs. nicht-einschmelzend<br />

- Furunkel: ein Follikel betroffen<br />

∙ Erythematöser Knoten<br />

∙ Unscharfe Begrenzung, weil tief liegend (im Gegensatz zur Follikulitis)<br />

- Karbunkel: mehrere benachbarte Follikel<br />

- Furunkulose: chronisch rezidivierende Furunkel<br />

- Differentialdiagnose: follikuläre Infektionen durch gramnegative Bakterien, Dermatophyten, inflammierte<br />

Talgzysten<br />

- Bakterielle Follikulitis – grampositive Kokken, Pseudomonas sp.<br />

Furunkel/Abszesse<br />

- Lokalisation: Orte mit Reibung und Feuchigkeit (Nacken, BH-Linie, Gesäß, Axillen)<br />

- Organismen: Staphylococcus aureus<br />

- Behandlung:<br />

∙ warme Kompressen oder Rotlicht/Ichtholan<br />

∙ Inzision und Drainage<br />

• 1) nicht bei Lippen- und Nasenfurunkel (Gefahr der Sinusthrombose)<br />

• 2) immer Antiobiotika bei Risiko für Herzklappenins.<br />

∙ Penicillinase-resistente Penicilline oder Cephalosporin<br />

∙ oder Amoxycillin/Clavulansäure für umgebendes Erysipel<br />

- Rezidiv:<br />

∙ keine Wirtsabwehr vorhanden<br />

∙ Clindamycin 150mg für 1 Monat<br />

∙ Chlorhexidin Lösung<br />

∙ Mupirocin intranasal für 5d → lokale AB-Therapie, um den Trägerstatus zu beeinflussen<br />

Diabetischer Fuß:<br />

- mehrere Keime möglich, Prognose abhängig von Durchblutung<br />

- Scheinbar verwirrende Therapie-Empfehlungen:<br />

∙ Häufiges Auftreten von MRSA in bestimmten Regionen (v.a. CA-MRSA)<br />

∙ Unterschiedliche Frequenz der induzierbaren Clindamycinresistenz<br />

∙ Neue Antiibiotika gegen MRSA (Linezolid, Daptomycin)<br />

∙ Neue Antibiotika aus existierenden Klassen (Ertapenem, Tigecyclin, Moxifloxacin)<br />

Scharlach<br />

- Exanthematische (Erst)infektion mit SPE-Bildnern.<br />

- Früher häufig, hohe Mortalität, drastischer Rückgang schon vor Pencillinära.<br />

- Eintrittspforte: Mundhöhle (Tonsillopharyngitis); Wundscharlach<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 24


Bakterielle Infektionen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

- Verlauf: akute Pharyngotonsillitis, Fieber bis 40,0°, Systemzeichen<br />

∙ 1) schwere Verläufe mit Dissemination von Erregern („septischer Scharlach“) heute selten<br />

∙ Meist typische S.p. Pharyngotonsillitis, jedoch mit Enanthem und Exanthem<br />

- Enanthem: Rötung der Mundschleimhaut, Erdbeerzunge, Tonsillen geschwollen, gelbliche Beläge<br />

- Exanthem: kleinfleckig, Gesicht und Hals → schnelle Ausbreitung, Betonung der Beugen, Petechien, Rauigkeit.<br />

Abschuppung nach 4-5 Tagen („handschuhartig“)<br />

- Abheilung mit Ausbildung typen- aber nicht gruppenspezifischer Immunität (Reinfektion möglich, dann jedoch<br />

Tonsillitis ohne Exanthem)<br />

- Bei schwerem Verlauf Systemzeichen wie bei Streptokokken-Toxischem-Schocksyndrom<br />

- Differentialdiagnose: infektiöse, medikamentös-toxische Exantheme und Exantheme bei Systemkrankheiten (z.B.<br />

LE).<br />

- Therapie: Penicillin<br />

Staphylokokken-Scalded-Skin-Syndrome<br />

- Blasen, die gemeinsam mit einer Rötung auftreten sind immer gefährlich<br />

- Prodromi: Kind weinerlich, berührungsscheu<br />

- Stadium erythematosum: großflächige hellrote Erytheme, große Beugen und Gesicht<br />

- Stadium exfoliativum: positives Nikolskizeichen, großflächiges fetziges Abgehen der oberflächlichen Epidermis,<br />

ausgedehnte Erosionen. Schleimhäute frei!<br />

- Stadium desquamativum: diffuse feinblättrige Abschuppung, Restitutio ad integrum (im Gegensatz zur toxischen<br />

epidermalen Nekrolyse).<br />

Exotoxins Produced by Staphylococcus aureus and Streptococcus pygenes<br />

Bacteria Toxin Superantigen Associated Clinical Disease<br />

S.aureus Epidermolytic toxins A and B*<br />

Enterotoxin A-E<br />

TSS toxin-i (enterotoxin F); perhaps enterotoxins<br />

B and C also<br />

No<br />

No<br />

Yes<br />

Scalded skin syndrome<br />

Food poisoning<br />

Toxic shock syndrome<br />

S. pyogenes<br />

group A<br />

Erythrogenic toxin<br />

Steptococcal pyogenic exotoxin A and/or B<br />

No<br />

Yes<br />

Scarlet fever<br />

Toxic shock syndrome<br />

* also referred to as exfolitative toxins.<br />

Toxic Shock Syndrom ist bei Strep pyogenes eine infektiöse Komplikation, bei Staph aureus allerdings rein toxisch!<br />

Exotoxin-produzierende Syndrome<br />

S. aureus<br />

Scalded Skin<br />

syndrome<br />

S. aureus<br />

Toxic Shock Syndrome<br />

S. pyogenes<br />

Scharlach<br />

Fieber + + + +<br />

Hinweis für fokale - - +/- +<br />

invasive Infektion<br />

Generalisierte<br />

+ + (>90%) + +<br />

Erythrodermie<br />

Nikolsky‘s Zeichen + - - -<br />

Desquamation + (early) + (late) + +/- (20%)<br />

Nausea, Erbrechen, - + (>90%) - +/-<br />

und/oder Diarrhoe<br />

Bakteremie - - - +/- (60%)<br />

Hypotension - + - +<br />

Multiorganversagen - + - +<br />

+ = vorhanden; - = fehlend<br />

S. pyogenes<br />

Toxic Shock syndrome<br />

Nikolsky-Zeichen positiv: Beim Drücken auf die Blase wandert diese; bzw. auf einer geröteten Hautstelle lässt sich die Haut<br />

verschieben<br />

Disseminierte Gonokokkeninfektion:<br />

- Knötchen: kleine tastbare Veränderungen<br />

- Bräunlich verfärbt → sieht wie eingetrocknetes Blut aus, ist aber nicht wegwischbar<br />

- = palpable Purpura → immer höchstverdächtig auf eine Vaskulitis<br />

∙ Bei wenigen akralen Läsionen: septische Vaskulitis , z.B. bei einer disseminierten<br />

Gonokokkeninfektion (aber auch bei Meningokokken möglich)<br />

∙ Tastbar sind Purpura nur bei einer septischen Vaskulitis !!!<br />

Entwicklung eines Ekthyma gangraenosum: Sepsis mit Pseudomonas aeruginosa bei Granulozytopenie<br />

- Sonderform<br />

- Sieht fast aus wie im Niveau der Haut (nicht leicht als erhaben zu identifizieren<br />

Seite 25<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

bakterielle Infektionen<br />

Meningokokken<br />

- Gramnegative Diplokokken; ca 30% Keimträger, Erwachsene zu >75% geschützt. Hautsymptome im Rahmen der<br />

Meningokokkensepsis.<br />

- Verlauf: Besiedelung des Nasopharynx; schnelle Produktion protektiver Ak, daher nur selten kllinische Symptome<br />

- Prodromi: hohes Fieber, Kopfschmerz, Meningismus, Stupor<br />

- Hautsymptome: (ca 75%) makulo-urticarielle, petechiale Exantheme.<br />

Common Peripheral Manifestations of Infective Endocarditis.<br />

Splinter hemorrhages (Panel A) are normally seen under the<br />

fingernails or toenails. They are usually linear and red for the first<br />

two to three days and brownish thereafter. Panel B shows<br />

conjunctival petechiae. Osler's nodes (Panel C) are tender,<br />

subcutaneous nodules, often in the pulp of the digits or the thenar<br />

eminence. Janeway's lesions (Panel D) are nontender erythematous,<br />

hemorrhagic, or pustular lesions, often on the palms or soles.<br />

Janeway-Läsionen = palpable Purpura!<br />

Osler’sche Knötchen = Immunkomplexerkrankung<br />

Endokarditis: in etwa 30% Hautläsionen<br />

„Septische Vasculitis“:<br />

- seltene Manifestation einer milde verlaufenden Streptokokken-Sepsis (z.B. Endocarditis lenta).<br />

- Pathogenese: Bakterien-Immunglobulinemboli,<br />

- Prädilektion der Akren<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 26


Mykosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

11.01.<strong>12</strong> – Zangerle<br />

Pilzkrankheiten der Haut<br />

Mykosen<br />

- Häufig (jeder zumindest einmal im Leben)<br />

- Nicht so häufig wie Volksmund (und Ärzte) meinen<br />

- Systemmykosen vs. Hautmykosen - in Mitteleuropa fast nur Hautmykosen und Candidamykosen<br />

- Dermatophyten: keratinophile Fadenpilze, Erreger der Dermatomykosen (Epidermo-, Tricho- und<br />

Onychomykosen)<br />

- Hefepilze: Candidamykosen (opportunistischer Pilz)<br />

- Schimmelpilze: Aspergillus sp. (opportunistischer Pilz - Systeminfektion bei Immundefizienz)<br />

- Dimorphe Pilze: in Mitteleuropa extrem selten. Beispiele: Histoplasmose, Blastomykose, Coccidioidomykose<br />

Candida: typischerweise<br />

Pseudohyphen, kann aber<br />

in seltenen Fällen auch<br />

echte Hyphen aufweisen<br />

Dimorphe Pilze können<br />

sowohl Hyphen als auch<br />

Knospen ausbilden (je<br />

nach Temperatur in der<br />

Umgebung)<br />

Dermatophyten: Erreger der Dermatomykosen<br />

- 3 Genera:<br />

∙ Trichophyton<br />

∙ Mikrosporum<br />

∙ Epidermophyton<br />

- 3 Erscheinungsformen:<br />

∙ Epidermomykose (interfolliikulär)<br />

∙ Trichomykose (Haarfollikel)<br />

∙ Onychomykose (Nagel)<br />

- Begriffe: Myzel, Sporen (Konidien), asexuelle Vermehrung, zoophile/anthropophile/geophile Dermatophyten<br />

Wichtige humanpathogene Dermatophyten<br />

Anthropophile häufiger milde und chronisch<br />

Zoophile und Geophile akut und selbstlimitiert.<br />

Seite 27<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Mykosen<br />

Bevorzugte Wirte wichtiger zoophiler Dermatophyten<br />

Nur sehr beschränkte Erregerspezifität!<br />

(Mikrosporie, Favus etc)<br />

Epidermomykosen (Befall nur der interfollikulären Epidermis)<br />

- Zwei Erscheinungsformen:<br />

∙ E. palmoplantaris<br />

∙ E. corporis<br />

- Diagnose („Pilzbefund“): Geschabsel vom Rand in KOH, ev. Calcofluor-White<br />

- Charakterisiert durch eine scharfe Begrenzung (nur die Epidermis ist betroffen); die Begrenzung ist durch einen<br />

Randwall betont<br />

- Plaque = flächenhafte Erhabenheit<br />

- Sonderform: Interdigitalmykose („athlete´s foot“)<br />

E. corporis<br />

- Die Infektion breitet sich vom Punkt der Infektion kreisförmig peripher aus, Regression im<br />

Zentrum, zentrale Rezidive möglich (konzentrische Ringe)<br />

E. palmoplantaris<br />

- Flächiger Befall der Handfläche, charakteristisch die pityriasiforme/dyshidrosiforme<br />

(diskrete) Schuppung der Handlinien<br />

- meist einseitig!<br />

Differentialdiagnosen: Psoriasis, Ekzem, Mykose !!!<br />

Therapie der Epidermomykosen<br />

- Lokal Azole, bei ausgedehntem Befall und palmoplantar systemische Therapie<br />

Epidermomykose bei lokaler Immunsuppression (Corticosteroidsalbe):<br />

- maskiert, atypisch, ausgedehnt („Tinea incognita“); zirzinäre Ränder!<br />

- Beispiel:<br />

periodisch Steroidsalben, dann Biopsie (Dg. oberfl. Trichomykose, Abheilung<br />

unter Itrakonazol<br />

- Epidermomykose bei systemischer Immunsuppression: ausgedehnt, atypisch<br />

∙ Bei T-Zell-Defizienz treten vermehrt Eepidermomykosen auf (z.B. Mb. Hodgkin, HIV)<br />

Trichomykosen: Befall der Haarfollikel<br />

- oberflächliche<br />

∙<br />

- tiefe<br />

∙<br />

∙<br />

∙<br />

(„Kerion Celsi“)<br />

Knoten, beim Zusammendrücken tritt Eiter aus<br />

Kann mit Karbunkeln verwechselt werden<br />

• Die tiefe Trichomykose soll aber nicht drainiert werden → hier ist eine<br />

systemische Antimykotika-Therapie indiziert<br />

- Sonderformen (Mikrosporie, Favus)<br />

- Therapie: systemisch (Itrakonazol, Flukanozol, Terbinafin)<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 28


Mykosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Sykosis barbae (Trichomykosen des Bartbereiches)<br />

- Oberflächliche T. führt zu passagerer<br />

- Tiefe T. zu dauernder Alopezie!<br />

- Therapie: Itrakonazol Flukonazol, Terbinafin<br />

- → Inzision bei tiefer Trichomykose nutzlos<br />

Sonderformen von Trichomykosen<br />

- selten<br />

- Favus (heute fast nicht mehr)<br />

∙ T. schönleini, endemisch (naher Osten), „Scutula“, permanente fleckige<br />

∙ Alopezie<br />

- Mikrosporie<br />

∙ M. audouinii, gypseum, epidemisch, kaum entzündlich, Haare<br />

∙ brechen über dem Follikelostium ab; Grünfluoreszenz im Woodlicht<br />

- beide häufig innerhalb der Familie übertragen<br />

Onychomykose (Dermatophyten)<br />

- häufig, 2. Lebenshälfte, Fuß >> Hand, Voraussetzung: Basisschaden der Nagelmatrix (Trauma, vaskuläre<br />

Insuffizienz)<br />

∙ 1. periphere subunguale (häufigste Form)<br />

∙ 2. proximale subunguale<br />

∙ 3. oberflächliche „weiße“<br />

- Therapie: systemisch! (Azole, Terbinafin)<br />

∙ Nagelextraktion: wenig sinnvoll! → weiteres Trauma für die Nagelmatrix<br />

∙ Auch antimykotische Nagellacke sind sinnlos → systemisch therapieren<br />

- DD: Onychodystrophie<br />

Ein normal wachsender Zehennagel bekommt keine Mykose, weil das Wachstum des Nagels das Festsetzen eines Pilzes<br />

verhindert. Kommt es aber zu einer Schädigung der Nagelmatrix und damit zu einem reduzierten Nagelwachstum, können<br />

sich Pilze auf dem Nagel vermehren (daher kommen Mykosen auch fast nie auf Finger-, sondern meistens nur auf<br />

Zehennägeln vor (Fingernägel wachsen viel schneller)<br />

Pityriasis versicolor<br />

- Erreger: Malassezia furfur, „dimorpher“, obligat lipophiler Hefepilz – Ölagar!<br />

- Ursache: Kolonisierung der Haut aus Follikel (feuchte Kammer-Atmosphäre); Hefe → Mycelform<br />

- Klinik: rotbräunliche Flecken perifolliculär, Konfluenz zu großflächigem Befall (obere Körperhälfte). Kleienförmige<br />

Schuppung. Subjektiv symptomlos.<br />

- PV alba: Farbumschlag (weißlich) einige M. furfur bildet aus L-Tryptophan braune Fluorochrome – grüne<br />

Fluoreszenz im Wood-Licht Wochen nach UV-Bestrahlung (Toxinwirkung der Azelainsäure)<br />

- Therapie: Azol-haltige Shampoos, (ev. Systemisch)<br />

DD Pityriasis alba bei atopischer Dermatitis<br />

Candidamykosen<br />

Opportunistische Hefepilze<br />

- Ubiquitär<br />

- Saprophyten der Mund-, Darm- und (weiblichen) Genitalschleimhaut<br />

- Hauttyp, Schleimhauttyp<br />

- Kommensalismus - Kolonisierung – Infektion<br />

- Krank: „very young, very old, very sick“<br />

- Manche Candida Species sind azolresistent (bis zu 5% der C. Vaginitis)<br />

Seite 29<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Mykosen<br />

Associations of etiologic agents of systemic fungal infections with specific predisposing factors<br />

- Traumatized skin<br />

- Neutropenia<br />

∙ Candida species<br />

∙ Candida species<br />

∙ Malassezia furfur*<br />

∙ Aspergillus species<br />

- Ketoacidosis acidosis<br />

∙ Agents of mucormycosis<br />

∙ Agents of mucormycosis<br />

- Corticosteroids<br />

- Injecting drug use<br />

∙ Candida species<br />

∙ Candida species<br />

∙ Aspergillus species<br />

∙ Agents of mucormycosis<br />

- Broad spectrum antibiotics<br />

- Abdominal, cardiac surgery<br />

∙ Candida species<br />

∙ Candida species<br />

∙ Aspergillus species<br />

- Hyperalimentation<br />

- Impaired cell-mediated immunity<br />

∙ Candida species<br />

∙ Candida species**<br />

- Central venous catheters<br />

∙ Cryptococcus neoformans<br />

∙ Candida species<br />

∙ Histoplasma capsulatum<br />

∙ Aspergillus species<br />

∙ Coccidioides immitis<br />

∙ Penicillium marneffei<br />

* Lipid emulsions i.v.; **usually mucocutaneous<br />

Candida der Haut:<br />

- düsterrote Erosionen, randständige matsche Pusteln<br />

- prädisponierende Schädigungen des Epithels (z.B. intertriginöse Ekzeme,<br />

Fettschürzen) wichtiger als Störungen des Immunsystems (Diabetes, T-Zelldefekt)<br />

- feuchte Regionen<br />

typisch: in den großen Beugen Plaques mit Satellitenpusteln am Rand<br />

Andere Hautmanifestationen:<br />

- Infektion beruht auf permanenter Durchfeuchtung<br />

- Candida-Paronychie: aus ihr kann eine Candida-Onychomykose entstehen.<br />

∙ Pflegepersonal! DD bakterielle chronische Paronychie<br />

- Erosio interdigitalis candidomycetica: Gastgewerbe etc.<br />

Soorstomatitis<br />

- Beginn mit Erythemen, dann wegwischbare Beläge, bei längerem Bestand Hypertrophie des Epithels<br />

- Erythematöse atrophe Form häufig nach Antibiotika-Gebrauch oder bei Prothesenträgern → Diagnose selten<br />

gestellt = Beginn einer Candidiasis im Mund<br />

- Häufigkeit und Schweregrad korreliert mit der Progression einer T-Zell-Defizienz<br />

- Hypertrophe Candidiasis extrem selten, weil „vorher“ Therapie<br />

Erythematös-atropher Soor<br />

Pseudomembranöser Soor<br />

- Therapie:<br />

∙ lokal: Nystatin, Amphotericin, Azole<br />

∙ systemisch: Azole (Flukonazol!), bevorzugt (auch von Patienten)<br />

Vulvovaginale Candidiasis<br />

- Fluor haftend, bröckelig<br />

- Vulva Juckreiz, Dermatitis<br />

- Lokale Therapie:<br />

∙ Azol, je nach Stärke 1-7(14)d<br />

- Systemische Therapie:<br />

∙ 150 mg Flukonazol 1d<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 30


Mykosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Management der rezidivierenden vulvavaginalen Candidiasis (≥6x pro Jahr)<br />

- Pilzkultur<br />

∙ viele Patienten mit „rezidivierender VVC“ haben keine Candidiasis<br />

∙ Non-albicans (5%, C. tropicalis, C. glabrata) weniger auf Azole sensibel<br />

- Induktionstherapie<br />

∙ Topische Behandlung für 7-14d<br />

∙ Flukonazol 150 mg am Tag 1 (und ev.4)<br />

- Erhaltungstherapie für 6 Monate<br />

∙ Flukonazol 100-150 mg wöchentlich oral<br />

∙ Clotrimazol 500 mg wöchentlich vaginal<br />

- Supprimierungstherapie?<br />

∙ Flukonazol 100-150 mg monatlich<br />

Candidabalanitis<br />

- „STI“ bei Nicht-Beschnittenen<br />

- Selbstlimitiert<br />

- Lokale Azoltherapie<br />

Subkutane und Systemmykosen mit Hautbeteiligung, sehr selten (kein Prüfungsstoff!)<br />

- Per se Subkutane Mykosen: Infektion durch Inokulation kontaminierter Dornen etc. Erreger sind Bewohner<br />

rottenden Pflanzenmaterials. Landwirtschaft.<br />

- Hauptvertreter: Sporotrichose, Chromoblastomykose, Myzetom<br />

- Aspergillose bei stark immundefizienten Patienten und Katheder (schwärzlicher Knoten dort wo Katheder die<br />

Haut durchdringt)<br />

- Systemische Mykosen mit Dissemination zur Haut: Opportunistische: Candidiasis, Kryptokokkose u.a.<br />

- (Nicht)-Opportunistische: Histoplasmose, Blastomykose, Kokzidioidomykose u.a.m.<br />

- Außer der Aspergillose sind die Erreger fast durchwegs sog. dimorphe Pilze (saprophytäre Phase: Sprosspilzform,<br />

parasitäre Myzelform).<br />

Systemische Candida-Infektion:<br />

- Entsteht meist über vermehrte Kolonisation des GI-Trakts, Candidämie (asymptomatisch), Sepsis.<br />

- Hautherde: knotig-ulzeröse Läsionen<br />

- Therapie: Azole Amphoptericin B Echinocandine<br />

- Hautherde bei syst. Candidiasis, Grunderkrankung chronische myeloische Leukämie<br />

Chromoblastomykose (in Mittel/Westeuropa extrem selten, kein Prüfungsstoff)<br />

-<br />

- 72- jähriger Landwirt in Tirol, häufig Verletzungen bei<br />

- Holzarbeit; Therapie: Excision, Rezidiv, Excision,<br />

- Itrakonazol über Monate<br />

Sporotrichose<br />

- Erreger: Sporothrix schenckii. Vorkommen selten auch in Europa.<br />

- Infektion durch Inokulation (Landwirtschaft)<br />

- Klinik: Infektion der Haut und Lymphwege: knotige entzündliche Infiltrate entlang der Lymphbahnen<br />

(„sporotrichoides Bild“, kann auch bei anderen Infektionen auftreten (z.B. atypischen Mykobakteriosen –<br />

„Schwimmbadgranulom“). Sehr selten Dissemination.<br />

- Therapie: Itrakonazol<br />

Kryptokokkose<br />

- Erreger: Cryptococcus neoformans, weltweit verbreitet; opportunistischer Erreger bei schwerer zellulärer<br />

Immundefizienz ( HIV, Lymphome u.a.).<br />

- Infektion: Inhalation von infektiösem<br />

- Vogelmist (Tauben, Taubengitter in der klinik!).<br />

- Klinik: Lungen-, ZNS-Befall. Haut: wächserne, später nekrotisch zerfallende Knötchen (knoten).<br />

- Therapie: Amphotericin B +/- Flucytosin, in milden Fällen Flukonazol, Erhaltungstherapie solange Immundefizienz<br />

besteht.<br />

Seite 31<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Mykosen<br />

Hautfarbene Knötchen:<br />

- Häufig genabelt, exulzeriert, sezernierend<br />

- DD:<br />

∙ Cryptococcus neoformans<br />

∙ Penicillium marneffei<br />

∙ Pneumocystis carinii<br />

∙ M. tuberculosis<br />

∙ M. avium complex<br />

∙ Molluscum contagiosum Virus (Poxvirus)<br />

- Eine Differentialdiagnose für Experten, nicht Studenten<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 32


Mykobakterien und Epizoonosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

13.01.<strong>12</strong> – Sarcletti<br />

Mykobakterien:<br />

Mycobakterien und Epizoonosen<br />

- Säurefeste, aerobe Stäbchen<br />

- Meist sehr langsames Wachstum<br />

- Gramfärbung schwach positiv<br />

- Hoher Lipidgehalt der Zellwand:Karbolfuchsin wird trotz Säureeinwirkung nicht abgegeben (Ziehl-Neelsen<br />

Färbung)<br />

Arten von Mykobakterien<br />

- Mykobakterium tuberkulosis Komplex<br />

∙ M. tuberculosis<br />

∙ M. bovis<br />

∙ M. africanum<br />

∙ M. microti<br />

- Mykobakterium leprae<br />

- Atypische Mykobakterien<br />

∙ M. avium complex<br />

∙ M. kansasii<br />

∙ M. marinum<br />

∙ M. fortuitum<br />

∙ M. abscessus<br />

∙ M. chelonae<br />

∙ M. ulcerans (Australien + Tropen)<br />

∙ ...<br />

Hauttuberkulose<br />

Seltene Form der Tuberkulose (< 0,5 %), in Europa Rarität<br />

Klassifikation:<br />

- primäre Hauttuberkulose (selten, Entwicklungsländer)<br />

- postprimäre Hauttuberkulose (endogen, exogen)<br />

in Industrieländern:<br />

- Lupus vulgaris (häufigste Form)<br />

- Skrophuloderm (zweithäufigste)<br />

Das klinische Bild wird von zwei Faktoren bestimmt:<br />

- Spezifische Immunlage: bestimmt Größe der Läsion, Progredienz, Ausbildung von Granulomen („produktive“<br />

Komponente) und von Nekrose (Verkäsung), Ausbreitung (hämatogen bei Hyp-/Anergie)<br />

- Anatomischer Sitz: oberflächlich (Inokulationstuberkulosen, Lupus vulgaris)tief (Skrophuloderm, metastatisches<br />

Gumma).<br />

Klassifikation der Hauttuberkulose<br />

- Primäre: Primärkomplex der Haut<br />

- Postprimäre<br />

∙ Endogen: Lupus vulgaris, Skrophuloderm, metastatischer Abszess, Miliartuberkulose<br />

∙ Inokulation: Tuberculosis verrucosa cutis, Tuberculosis ulcerosa cutis/mucosa, (selten: Lupus vulgaris,<br />

Skrophuloderm)<br />

- [Impftuberkulose (Bacille Calmette-Guérin: BCG)]<br />

Lupus vulgaris<br />

- Häufigste Form der Hauttuberkulose in Industrieländern<br />

- Gesicht, Nasenschleimhaut, Extremitäten<br />

- endogen (meist lymphogen, hämatogen) → d.h. bei so einer Form der Tbc muss nach einem anderen Tbc-Herd<br />

gesucht werden<br />

- bei ~50%: aktive extrakutane Tuberkulose<br />

- Symptome:<br />

∙ braun-rote, leicht schuppende Herde<br />

∙ Schleimhaut: grauglasige Knötchen<br />

∙ Diaskopie (= mit Glasspatel draufdrücken): Apfelgelee-artige Farbe<br />

∙ Sondendruck: Einbrechen ins Gewebe<br />

∙ Spärlich Erreger<br />

Seite 33<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Mykobakterien und Epizoonosen<br />

- Verlauf: Chronisch-progredient, Narbenbildung, Mutilationen, Hyperkeratosen: Präkanzerose, Karzinom in<br />

Lupusnarben (4%)<br />

Tuberculosis cutis colliquativa - Skrophuloderm<br />

- Subkutane Tuberkulose<br />

- endogen, per continuitatem<br />

- Prädilektionsstelle: Hals (stets extrakutane Tuberkulose, meist Lymphknoten)<br />

- Symptome: Subkutane, entzündliche Knoten, „kalte Abszesse“, ulzerös-nekrotisierend, Einschmelzung<br />

- Verlauf: Perforation, Fisteln, bizarre Narbenbildung<br />

Therapie der Hauttuberkulose*<br />

für 2 Monate:<br />

mg/kgKG/d Maximum/Tag<br />

Isoniazid (+ Vitamin B6!) 5 300mg<br />

+ Rifampicin<br />

oder Rifabutin<br />

10<br />

5<br />

600mg<br />

300mg<br />

+ Pyrazinamid 15-30 2000mg<br />

+ Ethambutol 15-25 Bei Dissemination<br />

für weitere 4-7 Monate:<br />

Isoniazid (+ Vitamin B6)<br />

+ Rifampicin(oder Rifabutin)<br />

* Wenn INH Resistenzrate


Mykobakterien und Epizoonosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Therapie für pauci-und multibazilläre Lepra (WHO)<br />

paucibazillär<br />

Läsionen 1 -5 > 5<br />

multibazillär<br />

täglich: Dapson100 mg Dapson100 mg,<br />

Clofazimin50 mg<br />

monatlich: Rifampicin600 mg Rifampicin600 mg,<br />

Clofazimin300 mg<br />

Dauer: 6 Monate (6 -) <strong>12</strong> Monate<br />

Monatliche Therapie: DOT (direkt observierte Therapie).<br />

Alternativmedikamente: Rifabutin, Clarithromycin, Minocyclin, Fluorchinolone<br />

Atypische Mykobakterien<br />

- Bewohner von Erdböden, Gewässern bzw. als Saprophyten im Tierreich weit verbreitet.<br />

- Meistens opportunistische Keime, einzelne obligat pathogen (M. ulcerans), oder Saprophyten (M. smegmatis).<br />

- Regional unterschiedliche Verteilung(z.B.: M. kansasii: USA, M. ulcerans: Afrika).<br />

- Infektion meist durch Inhalation (seltener Inokulation: Haut).<br />

- Kaum Übertragung von Mensch zu Mensch.<br />

- Disseminierte Infektionen bei Immundefizienz (Neutropenie, AIDS!)<br />

Manifestationen durch atypische Mykobakterien<br />

- Progrediente abszedierende Pneumonie<br />

∙ vorbestehende Lungenerkrankungen, ältere Patienten (M. avium complex, M. kansasii)<br />

- Periphere Lymphadenitis<br />

∙ meist cervical, Kinder (M. scrofulaceum, M. avium complex , M. malmoense)<br />

- Disseminierte Infektion<br />

∙ bei fortgeschrittener Immundefizienz (M. avium complex , M. kansasii,…)<br />

- Haut-und Weichteilinfektionen<br />

∙ meist durch direkte Inokulation (M. marinum, M. abscessus, M. fortuitum, M. ulcerans)<br />

Haut-und Weichteilinfektionen durch atypische Mykobakterien<br />

- Erreger:<br />

∙ M. fortuitum<br />

∙ M. chelonae (Kultur bei 30°-35°)<br />

∙ M. abscessus<br />

∙ M. marinum(Kultur bei 30°-35°)<br />

∙ M. ulcerans (Australien + Tropen)<br />

- Therapie:<br />

∙ Clarithromycin (Azithromycin?)<br />

∙ Moxifloxacin<br />

∙ Minocin (M. marinum)<br />

∙ Ethambutol + Rifampicin (M. marinum)<br />

- Therapiedauer: mindestens 3 Monate, meist 6 Monate, oft länger.<br />

Mykobakterium marinum „Schwimmbadgranulom“<br />

- 50% Kontakt mit Aquarien, 30% mit Fisch/Meeresfrüchten; 10% Salzwasser<br />

- 90% obere Extremität<br />

- Lokale Infektion<br />

- Selten Lymphadenitis oder Dissemination<br />

- Histologie: nicht beweisend, tuberkuloide Granulome, säurefeste Stäbchen in 5-<strong>12</strong>%,<br />

Kultur! (32°C, 6 Wochen)<br />

- Therapie: mindestens 3 Monate; bis 4-6 Wochen nach Abheilen<br />

Therapie:<br />

- mindestens 3 Monate; bis 4-6 Wochen nach Abheilen<br />

∙ Clarithromycin<br />

∙ Oder Minocyclin<br />

∙ Oder Doxycyclin<br />

∙ Oder Rifampicin + Ethambutol<br />

- in vitro Aktivität: Cipro-, Gati-, Moxifloxacin<br />

- Eventuell Exzision der Knoten<br />

Seite 35<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Mykobakterien und Epizoonosen<br />

Epizoonosen<br />

- Hautkrankheit durch tierische Parasiten auf der Körperoberfläche<br />

∙ Skabies (Krätzmilbe)<br />

∙ Pediculosis (Kopf-,, Filz-, Kleiderläuse)<br />

∙ Cimicosis (Wanzen)<br />

∙ Pulicosis (Flöhe)<br />

∙ Trombidiose (Erntekrätze)<br />

∙ Durch Zecken übertragene Krankheiten: Borreliose, Ehrlichose, Babesiose, Rickettsiose, FSME<br />

Durch Zeckenbiss übertragbare Erreger<br />

- Borrelia burgdorferi* → Lyme Borreliose: häufigste durch Zeckenübertragene Erkrankung<br />

- Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Viren*<br />

- Anaplasma (Ehrlichia) phagocytophilum*<br />

- Babesien*<br />

- Francisella tularensis*<br />

- Listerien*<br />

- Rickettsien*, **<br />

- Bunyaviren**<br />

* Mitteleuropa (meist Ixodes rizinus)<br />

** Mittelmeerraum, Südosteuropa (andere Zeckenarten)<br />

Borreliose<br />

Erreger und Übertragung<br />

- In Europa humanpathogen: Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii, Borrelia garinii<br />

- Überträger in der Regel Zecken (Durchseuchung 5 -40%), Europa: meist Ixodes ricinus (transstadiale<br />

Übertragung).<br />

- Serokonversion nach Biss 2,5 -5.6% (Erkrankung 0,3 -1,4%)<br />

- Übertragung hauptsächlich durch Nymphen (Keimträger, sehr klein, schwer zu erkennen, lange Saugzeit)<br />

∙<br />

Hauptrisiko für Übertragung ist die lange Dauer des Stichs, kleinere Zeckenformen (Nymphen) werden<br />

nicht so schnell gefunden und daher auch nicht so schnell entfernt und sind deshalb die<br />

Hauptüberträger der Borrelien<br />

- Als weitere Überträger diskutiert: Bremsen, Stechmücken und Laufmilben (Trombiculidae), heimische<br />

Herbstmilbe (Neotrombicula autumnalis)<br />

- Direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.<br />

- Auftreten meist spätes Frühjahr, Sommer, früher Herbst<br />

- Zecken an Unterseite von Gräsern (Blättern), gelangen durch direkten Kontakt zum Wirt (detektieren Wärme,<br />

CO2)<br />

- Zeit von Erstkontakt mit Wirt bis Blutmahlzeit (Biss): bis zu 24 Stunden<br />

- bei Entfernung der Zecke vor Ende der Blutmahlzeit: Risiko für Übertragung < 1 %<br />

- Höchstes Risiko für Übertragung der Borrelien: nach 36 -48 Stunden Bissdauer (Blutmahlzeit)<br />

Stadieneinteilung der Lyme-Borreliose<br />

Stadium I<br />

Frühinfektion<br />

Stadium II<br />

Disseminierte<br />

Frühinfektion<br />

Stadium III<br />

Spätinfektion<br />

Postinfektiöses<br />

Syndrom<br />

Therapieoptionen bei Lyme-Borreliose<br />

Erythema migrans<br />

Lymphozytom<br />

multiple Erythemata migrantia, Lymphozytome<br />

Fieber, Myalgien, Arthralgien, Lymphadenitis<br />

Meningitis, Radikulitis<br />

Haut<br />

Akrodermatitis chronica atrophicans<br />

Gelenke<br />

Akute intermittierende Arthritis, chronische Arthritis<br />

Herzmuskel Karditis mit AV-Block, Chronische Kardiomyopathie<br />

Nervensystem Meningoradikulomyeloneuritis (Bannwarth-Syndrom), Chronische<br />

Encephalomyelitis<br />

Augen<br />

Iritis, Chorioretinitis<br />

Immunologisch bedingte Beschwerden nach Therapie<br />

Frühinfektion<br />

Antibiotikum (p.o.)<br />

Erwachsene<br />

Dosis/Tag<br />

Kinder<br />

Dosis/kg KG/Tag<br />

Dauer<br />

Tage<br />

Doxycyclin 2×100mg Ab 9.Lj2–4mg (10-) 21<br />

Amoxicillin 3×500-1000mg 50mg (10-) 21<br />

Cefuroxim 2×500-1000mg 30mg (10-) 21<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 36


Mykobakterien und Epizoonosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Azithromycin 2×250mg 10mg (5-) 10<br />

Spätinfektion<br />

Neuroborreliose<br />

Antibiotikum (i.v.)<br />

Erwachsene<br />

Dosis/Tag<br />

Kinder<br />

Dosis/kg KG/Tag<br />

Dauer<br />

Tage<br />

Penicilin G 4×5 Mio. IE 0,25-0,5 MioIE (14-30) 21<br />

Ceftriaxon 1×2g 50-100mg (14-30) 21<br />

Cefotaxim 3×2g 100mg (14-30) 21<br />

Ohne neurologischen Symptome<br />

Doxycyclin, Amoxicillin, Ceftriaxon (Dosis<br />

siehe oben)<br />

(14-30) 21<br />

Skabies<br />

- Sarcoptes scabiei var. hominis (Krätzmilbe)<br />

- humanpathogener, permanenter Ektoparasit<br />

- Übertragung durch engen direkten Kontakt (begattetes Milbenweibchen)<br />

- meist geringe Anzahl Milben pro Patient(außer Skabies norvegica)<br />

- Weibchen: Gänge Stratum corneum:Ei -Larve -Nymphe -Milbe (ca 3 Wochen)<br />

- Männchen: Hautoberfläche<br />

- Inkubationszeit: Tage -Wochen (Erregerzahl)<br />

- Symptome: Quälender Juckreiz, meist nachts Immunreaktion auf Milbenatigene (IgE)<br />

- Prädilektionstellen: Interdigital, Beugen, genital, Nabel (warme dünne Haut)<br />

- Exanthem: Papulo-vesikulo-squamokrustös, oft Impetiginisierung<br />

- Intrakutane Gänge: Mehrere Millimeter lang, dunkle Pünktchen (Skybala), Milbenhügel (Milbe)<br />

- Verlauf: Ohne Therapie chronisch (Spontanheilung nach Jahren möglich)<br />

Skabies Sonderformen<br />

Scabies incognita („gepflegte Skabies“)<br />

- häufigste Sonderform (häufiges Baden, unter Steroiden)<br />

- Juckreiz bei nur sehr diskreten Läsionen<br />

- Untersuchung des Genitals!<br />

Granulomatöse Skabies<br />

- knotige, entzündliche Infiltrate (Genital, Rumpf)<br />

- Genese: durch Kratzen in Tiefe verlagerte Milbenpartikel<br />

Scabies norvegica<br />

- bei Immundefizienz, Kachexie (HIV, Malignome, ...)<br />

- exzessive, psoriasiforme Erythrodermie<br />

- geringer Juckreiz<br />

- massenhaft Milben, hohe Infektiosität<br />

Skabies -Therapie<br />

- Eliminierung der Milbe<br />

- Reinfektion verhindern: alle Mitbewohner behandeln (CAVE: „Ping Pong“ Effekt)<br />

- Lokaltherapie<br />

∙ Permethrin 5% Creme Einmaltherapie<br />

• gesamtes Integument (unter Kinnlinie, 8 h belassen)<br />

• geringe Resorption (auch für Kleinkinder, in Gravidität)<br />

• hohe Wirksamkeit (>95%)<br />

∙ (Lindan, Benzylbenzoat, Crotamiton, Schwefelsalbe)<br />

- Systemische Therapie (massiver Befall, Scabies norvegica)<br />

∙ Ivermectin 200μg/kg KG Einmalgabe (fehlende Zulassung!)<br />

Pediculosis (Lausbefall)<br />

- Humanpathogene Insekten, permanente Parasiten, vom Wirt entfernt nicht überlebensfähig<br />

- Pediculus capitis-Kopflaus (2-3,5 mm)<br />

- Pediculus pubis–Filzlaus (1,5-2 mm)<br />

- Pediculus vestimenti–Kleiderlaus (3-4 mm)<br />

- Übertragung: direkter Kontakt, selten unbelebte Vektoren<br />

- Blutsauger; Speichel bei Biss: Juckreiz<br />

- Kratzeffloreszenzen, Ekzematisation, Sekundärinfektion, Lymphadenitis<br />

Seite 37<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Mykobakterien und Epizoonosen<br />

Pediculosis capitis<br />

- Diagnose: Inspektion<br />

∙ bewegliche schlanke Kopflaus(2-3,5 mm), lichtscheu, meist geringe Zahl pro Patient<br />

∙ Nissen: Eier an Haarschaft (basal, Laus legt 3-4 Eier/Tag, nach 8 Tagen: Larve)<br />

- Klinik<br />

∙ Juckreiz<br />

∙ entzündliche papulo-urticarielle Läsionen<br />

∙ Kratzeffloreszenzen, Ekzematisation, Sekundärinfektion, Lymphadenitis<br />

∙ bei exzessiven Befall: „Weichselzopf“ „plica polonica“<br />

Pediculosis pubis<br />

- Diagnose: Inspektion<br />

∙ kaum bewegliche plumpe Filzlaus(2 mm)<br />

∙ an Haaren festgekrallt (Hinterbeine)<br />

∙ Nissen: Eier an Haarschaft (Entwicklungszyklus 20d)<br />

- Klinik<br />

∙ Prädilektionsstellen: genital, axillär, Wimpern<br />

∙ Juckreiz gering, kaum Kratzeffloreszenzen<br />

∙ Maculae caeruleae („Taches bleues“): kleine bläuliche Erytheme (Extravasate um Bissstellen)<br />

- STD Screening!<br />

Pediculosis vestimenti<br />

- Diagnose: Inspektion<br />

∙ gut bewegliche schlanke Kleiderlaus(3-4 mm)<br />

∙ an Kleidung festgekrallt(nur zur Blutmahlzeit auf Haut)<br />

- Klinik<br />

∙ Prädilektionsstellen: bedeckte Körperstellen<br />

∙ Juckreiz, Kratzeffloreszenzen, Papeln, Urticae, Impetiginisierung<br />

∙ bei langer „Verlausung“: Lichenifikation, Hypo-und Hyperpigmentierung („Vagantenhaut“)<br />

- Übertragung<br />

∙ Direkter, indirekter Kontakt (Kleidung)<br />

Pediculosis -Therapie<br />

- Eliminierung der Läuse und Nissen<br />

- Reinfektion verhindern: Mitbewohner untersuchen, behandeln („Ping Pong“ Effekt)<br />

Lokaltherapie:<br />

∙ Permethrin 1% (Lösung, Creme)<br />

∙ Hexachlorcyclohexan (Lindan)<br />

∙ Malathion<br />

- töten Läuse und Nissen, Nissen mit Kamm ablösen<br />

- zur Sicherheit Therapie nach 7 Tagen wiederholen<br />

- Frei erhältliche Produkte: Öle (Soja-, Silikon-, Kokos-, etc)<br />

- Wäschedesinfektion (Filz-, Kleiderlaus)<br />

- Sexualpartner behandeln (Filzlaus)<br />

Cimicosis<br />

- Cimex lectularius (Bettwanze)<br />

- Übertragung: Einwandern (aktiv, passiv)<br />

- ovale flügellose Insekten (5mm), temporärer Ektoparasit<br />

- ohne Blutmahlzeit ca 1 Jahr überlebensfähig<br />

- lichtscheu, nachtaktiv, besuchen Wirt nur zur Blutmahlzeit (unbedeckte Körperstellen)<br />

- mehrere sukzessive Bisse („Wanzenstraße“)<br />

- urticarielle Läsionen, zentral Bissstelle, Juckreiz<br />

- Therapie: Entwesung der Wohnung, Antipruriginosa<br />

Pulicosis –Flohbefall<br />

- Pilex irritans (Menschenfloh)<br />

- temporärer Ektoparasit (2-4mm)<br />

- Sprunghöhe bis zu 50 cm<br />

- partielle Wirtsspezifität<br />

- Aufenthalt: Kleidung, Teppiche, Möbel<br />

- Stiche an bedeckten Körperstellen<br />

- heftig juckende erythemato-urtikarielle Läsionen<br />

- typische Dreierkonfiguration („breakfast-lunch-diner“)<br />

- Therapie: Entwesung der Wohnung, Antipruriginosa<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 38


Mykobakterien und Epizoonosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Tungiasis (Sandflohbefall)<br />

- Tunga penetrans (Sandfloh)<br />

- permanenter Parasit (tropische Regionen)<br />

- Weibchen bohrt sich in Fußhaut, Eiablage<br />

- Hinterende ragt über Haut<br />

- Sekundärinfektionen, Ulzerationen, Gangrän<br />

Trombidiose –Erntekrätze, Herbstbeiß<br />

- Trombicula autumnalis (Herbstmilbe)<br />

- temporärer Ektoparasit<br />

- Larve schlüpft im Herbst (Gras, Sträucher)<br />

- ernährt sich an Tier, Mensch<br />

- juckende, urticarielle Läsionen mit zentraler Rötung (Larve)<br />

- In bestimmten Gegenden endemisch<br />

- Spontanheilung (1-2 Wochen)<br />

Zweiflügler als Ektoparasiten<br />

- Mücken (Nematocera)<br />

∙ Stechmücken (Culicidae)<br />

• Gelsen<br />

• Anopheles(Überträger von Malaria)<br />

• Aedes ägypti(Überträger von Gelbfieber)<br />

∙ Sandmücken (Phlebotome)(Überträger von Leishmaniose)<br />

- Fliegen (Brachycera)<br />

∙ obligate Myiasis<br />

• Dermatobia hominis, Dassel-, Fleischfliege<br />

∙ fakultative, akzidentielle Myiasis<br />

• Schmeiss-, Stubenfliege<br />

Myiasis - Fliegenlarvenbefall<br />

- fakultative Myiasis (Schmeiss-, Stubenfliege)<br />

- Besiedelung von Wunden, Ulzera<br />

- durch extrakorporale Verdauung Reinigung der Nekrosen<br />

Seite 39<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Virusexantheme<br />

17.01.<strong>12</strong> - Höpfl<br />

Exantheme bei Viruserkrankungen der Haut<br />

Herpes-Viren:<br />

Die 8 Herpes Typen (DNA!)<br />

- Herpes I -II<br />

- HVZ: Windpocken - Zoster<br />

- EBV: Mononukleose - heterophile Ak; Duncan Syndrom (x-linked lymphoproliferative d.) cave: Ampicillin:<br />

Immunaktivierung: Exanthem<br />

- CMV<br />

- Herpes VI, VII: E subitum?<br />

- Herpes VIII: Kaposisarkom (Haemangiosarkoma haemorrhagicum multiplex) endemisch - iatrogen – HIV<br />

Herpes simplex:<br />

Herpesvirus Typ I:<br />

- Fieberblase,<br />

- Persistenz im Ganglion!<br />

- Therapie: phasengerechte Lokaltherapie, (Guanosinanaloga)<br />

- häufig nach Herpes: Erythema exsudativum multiforme<br />

- Eczema herpeticatum:<br />

∙ genabelte Bläschen! ausgestanzte Erosionen<br />

∙ herpetische Superinfektion bei atopischem (endogenem) Ekzem = Neurodermitis<br />

∙ Therapie: Aciclovir<br />

Herpes Typ II<br />

- schwere Vulvovaginitis herpetica bzw. meist unterhalb der Gürtellinie (Erstmanifestation)<br />

- Durchseuchung steigt in Adoleszenz<br />

- Partnerbehandlung?<br />

- Übertragung bei Geburt bei Erstmanifestation der Mutter: Herpesenzephalitis bei Neugeborenen!<br />

Varizellen:<br />

- Windpocken: eigentliche vermeidbare (reguläre Impfung in US, Deutschland)<br />

- Kindererkrankung durch Herpesvarizella-zoster (HVZ) Virus, bis 100% Durchseuchung<br />

- Tautropfen auf Rosenblatt (typischer Befall: Capillitium + SH)<br />

- DD Prurigo acuta, HIV (akute)<br />

- zunehmend Erwachsene (Pneumonitis! Mortalität)<br />

- Therapie: Aciclovir<br />

- (auch in SS zu diskutieren, Varizellen Fetopathie seit 1978 bekannt) Ig post Exposition<br />

Herpes zoster:<br />

- Endogene Reaktivierung (HVZ): herpetiforme Bläschen (in Dermatom)<br />

- Cave! Augenbefall, Ramsay-Hunt Syndrom (Taubheit), Immunschwäche??? postzosterische Neuralgie<br />

∙ bei Immunglobulinmangel kann Gürtelrose durch Streuung Windpocken vortäuschen<br />

- Therapie:<br />

∙ Guanosinanaloga: Aciclovir i.v.?!, Famciclovir, Valaciclovir;<br />

∙ Thymidinanalog: Brivudin<br />

∙ Pyrophophatanaloga: Foscarnet<br />

∙ Schmerztherapie, Steroid?<br />

Impfung:<br />

- Zosterimpfung:<br />

∙ hochpotenter (14-fach) attenuierter Lebendimpfstoff<br />

∙ ab 50. Lebensjahr (Booster!)<br />

∙ Inzidenz (400/100 000) und „burden of illness“ (postherpetische Neuralgie, Komplikationen) von Herpes<br />

zoster reduziert<br />

∙ erkranken Kinderärzte seltener!<br />

- Windpockenimpfung:<br />

∙ WHO Empfehlung (11-14 Monat) Schutzdauer? 2x<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 40


Virusexantheme<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Hand-foot-mouth-disease/Herpangina:<br />

- Coxsackieviren/Echo (enteric cytopathic human orphan)<br />

- Durchfall? selten Meningitis<br />

Herpetiform ist ein Begriff und kein Garant für die Ätiologie:<br />

- z.B. Herpes gestationis<br />

- Dermatitis herpetiformis Duhring?<br />

Mononucleose – EBV:<br />

- Monozytenangina (cave!!!!!!!! Ampicillin)<br />

- Milzschwellung, Hepatitis<br />

- mononucleoseartiges Exanthem<br />

- leukämieähnliches Duncan Syndrom (x-linked)<br />

- aber nicht das Burkitt Lymphom (Afrika)<br />

- DD:<br />

∙ HIV, Masern (Maseranergie) und Röteln (Embryopathie) Impfung?!<br />

∙ Arzneimittelexanthem<br />

DD Virusexanthem / Arzneimittelexanthem:<br />

- Fieber (DD: Drugfever), Lymphknoten – und Milzschwellung, Anamnese Schleimhautbefall, Nikolski!, Eos, LFB,<br />

Antikonvulsiv, Arenoide Serologie, Antigen/RNA<br />

- Hypersensitivitätssyndrom?<br />

Parapoxviren – Molluscipoxviren:<br />

- Tierkontakt<br />

- Mollusca contagiosa oder Dellwarzen: Schmierinfektion bei Kindern<br />

Antivirale Chemotherapie:<br />

- Nukleosid Analoga: Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir, Ganciclovir (Guanosin); Cidofovir (Cytosin); Zidovudine<br />

(AZThymidin) u. andere Reverse Transcriptase Hemmer;<br />

- Pyrophosphatanaloga: Foscarnet (Ribavirin /Triphosphat)<br />

- Nicht-Nukleosid RTI: Delaviridine, Efavirenz, Nevirapine<br />

- Peptidomimetische Proteaseinhibitoren (gp 41/gp<strong>12</strong>0): Indinavir, .... (cave: Zytochrom p450 Abbau)<br />

- Zytokine: (Peg)Interferone / Imiquimod<br />

- Neuraminidase Inhibitoren: Zanamivir, ...<br />

Fallbeispiel:<br />

- 16-jähriger Junge<br />

- Fieber (-39,6°C), Exanthem, cervikale Lymphknoten-Schwellung<br />

- 2 Wochen später zunehmendes Krankheitsgefühl<br />

- Vorerkrankungen: Z.n. Skabies vor 3 Monaten<br />

Erweiterte Anamnese: Tierkontakt?<br />

- Kontakt mit Hausratte “Jerry” 2 Wochen vor Exanthem<br />

- verendet<br />

- Kratzwunden, aber kein Biss<br />

- Katzen infizieren sich durch Nager mit Orthopoxviren (OPV) → Kuhpocken / Katzenpocken<br />

∙ Affenpocken<br />

∙ Echte Pocken<br />

Wiederauftreten vergessener Erkrankungen?<br />

- Nachlassende Kreuzimmunität nach Aufhebung der Pockenimpfung 1980 – vermehrtes Auftreten tierischer<br />

Orthopox-Virusinfektionen (Katzenpocken, Kuhpocken) als Zoonose<br />

- Üblicherweise exulcerierte lokalisierte Knoten an der Eintrittsstelle mit LK-Schwellung<br />

- Disseminierte Infektionen sind bisher nur bei immunsupprimierten Patienten oder Patienten mit atopischem<br />

Ekzem beschrieben.<br />

Papillomavirus (HPV):<br />

- Tropismus/onkogenes Potential<br />

- E6 /E7 inaktivieren p53/Rb (Immortalisierung)<br />

Mögliche Lokaltherapeutika für Warzen:<br />

- Säuren: ASS, Milchsäure, Trichloressigsäure;<br />

- Laser und Stickstoff, OP<br />

- Chemo<br />

Seite 41<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Virusexantheme<br />

- Gefahrensignal (Toll-like Rezeptor): Imiquimod Ist das eine “Krebscreme”?<br />

Mosaikwarzen , Dornwarzen<br />

- Therapie: hobeln!<br />

Buschke Löwenstein Tumor (verruköses Karzinom)<br />

- low risk Typen<br />

- metastasiert nicht<br />

Cervicale, anale, vulväre, penile intraepitheliale Neoplasien (CIN, AIN, VIN, PIN):<br />

- historischen Begriffe: Erythroplasie oder Mb Bowen (Synonym für Grad III)<br />

- bowenoide Papulose: multilokuläre pigmentierte Papeln häufig spontane Rückbildung<br />

Schleimhaut HPV:<br />

- low risk HPV 6, 11 in Kondylomen; high risk HPV 16, 18, 31 u.a. als Ursache für Zervix-, Vulva-, Penis-, Anal-<br />

Karzinome u.a. wie circa 50% der oralen Karzinome):<br />

Epidemiologie:<br />

- wahrscheinlich ein Großteil der sexuell aktive jungen Erwachsen mit HPV bereits in Berührung gekommen<br />

- Schmierinfektion (Befund ist daher kein Beweis für Sexualkontakt).<br />

- durch den Geschlechtsverkehr kommt es zur Infektion der vulnerablen Regionen wie Zervix oder Anus.<br />

- Nur in einem Bruchteil (jahrzehntelange Latenz) –Entartung.<br />

- Entscheidend für die Prognose = immunologische Überwachung (HIV?, TX?!)<br />

- Behandlungsindikation ist Risiko für Entartung (Histologie) oder das Beschwerdebild, nicht DNA Befund<br />

- Partnerbehandlung nicht zwingend; an das regelmäßige Pap- Screening (Zytologie) erinnern!<br />

Zytologie, Histologie:<br />

Zytologie (Pap I-V),<br />

- Papanicolaou and Trout 1943<br />

- Histologie Bethesda: high grade low grade SIL, ASCUS (uncertain)<br />

- München: CIN I-III (Histologie)<br />

- virologisch: high – low risk Typisierung bei Pap III (negativer prädiktiver Wert)<br />

- HPV-Typisierung nicht generell sinnvoll!<br />

mindestens 50 % Reduktion der Inzidenz:<br />

CIN I-III<br />

- 8 Ca /100 000 Frauen Ö (ca. 400 jährlich)<br />

- 4 Ca/100 000 Fr. Skandinavien<br />

- HPV-Übertragung bei Geburt ist eine Rarität:<br />

- gelegentlich allerdings hartnäckige<br />

- Larynxpapillome (HPV-6/11)<br />

Aktuelle Optionen bei HPV-Infektion<br />

Zuwarten, Beobachten, Screening (Zytologie)<br />

Salizylsäure, Milchsäure<br />

- Zytostatika lokal: Fluorouracil 0,5%, Podophyllotoxin 0,5% (1te Wahl bei Feigwarzen)<br />

- Immunaktivierung: Imiquimod 5%<br />

- Virustatika: Cidofovir-Gel 1%*, cave! Resorption<br />

- Grüner Tee (Polyphenon, 60% Catechine, Flavonoide),<br />

- In der Pipeline: therapeutische Impfung?<br />

HPV-Impfung zugelassen - Mission erfüllt?<br />

- Typen 6, 11 / 16, 18 Zulassung 8.Juni 2006<br />

- Tag 1, Monat 2,6: $360 + ..... 600 Euro?<br />

- 9 bis 15 a, Jugendliche<br />

- 16 bis 26 a, Frauen (Wirkung prophylaktisch!)<br />

- erweitert auf – 45 a (2010)<br />

- Auch Männer profitieren (Analkarzinom, Larynxkarzinom ....)<br />

- 100% effektiv? auch nach Infektion?<br />

„Weißer Hautkrebs“ Non Melanoma Skin Cancer<br />

- Risiko für NMSC 52-fach nach NTX<br />

- Epidermodysplasia verruciformis HPV-Typen?<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 42


Erythematosquamöse Dermatosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

25.01.<strong>12</strong> – Schmuth<br />

Fallbeispiel 1<br />

Erythematosquamöse Dermatosen<br />

- schuppende Plaques an den Händen und Unterschenkeln<br />

- Farbe: rosa-violett<br />

- Scharf begrenzt<br />

- Verteilung: streckseitenbetont an Händen und Unterschenkeln, auch en den Unterarmen und am Ellenbogen<br />

- Nägel: wellige, raue Oberfläche<br />

- Varizen an den Unteschenkeln<br />

- Seit 6-7 Jahren<br />

∙ Hat klein begonnen, immer mehr verschlechtert<br />

∙ Im Winter schlimmer<br />

- Selten leichter Juckreiz<br />

Differentialdiagnosen:<br />

Fall 2:<br />

- Psoriasis<br />

- Ekzem<br />

- Epidermomykose<br />

→ bei Plaques mit Schuppung immer an diese 3 Diagnosen denken!<br />

Anamnese:<br />

57-jährige Patientin, die seit 5 Jahren unter schuppenden Hautveränderungen leidet. Sie hat bisher keinen Anlass gesehen,<br />

etwas dagegen zu unternehmen.<br />

Ihr Vater hatte ähnliche, milde Hautprobleme und “Rheuma”. Seit 1 Monat im Rahmen einer “verschleppten Verkühlung”<br />

rasche Zunahme.<br />

Physikalische Untersuchung:<br />

Hellrote, scharf begrenzte, bis zu 2cm durchmessende Plaques mit festhaftender, weißlicher Schuppung an den Ellbögen,<br />

Kniestreckseiten und am Kopf. Ca. 15% der Körperoberfläche betroffen. “Kleine Grübchen” in den Fingernägeln.<br />

Druckschmerzhafte Trigeminus Austrittspunkte.<br />

Was ist die Diagnose?<br />

→ Psoriasis<br />

Psorisis vulgaris<br />

Psoriasis vulgaris ist eine häufige, durch epidermale Hyperproliferation und Entzündung gekennzeichnete Dermatose. Sie<br />

besitzt ein unverwechselbares klinisches Bild, hat eine Erbkomponente und verursacht eine schwere Beeinträchtigung der<br />

QoL.<br />

Psoriasis vulgaris: die Plaque:<br />

Scharf begrenzt, kreisrund<br />

Schuppung: grob- und großlamellös, silbrig-weiß, leicht in toto abhebbar (Wachstropfen), darunter manchmal punktförmige<br />

Blutungen (Auspitz-Phänomen)<br />

Erythem: ziegelrot<br />

Induration: nur in chronischen Plaques (lederartig)<br />

Subjektive Symptome: gering - Juckreiz und „Organgefühl“<br />

Superinfektion, Ekzematisation sehr selten!<br />

Isomorpher Reizeffekt (Köbner-Phänomen): die Fähigkeit der Haut, auf unspezifische Reize im Sinn der vorliegenden<br />

Dermatose zu reagieren.<br />

Reize: z.B. mechanisch, UV, irritierende Therapien, Entzündungen anderer Art<br />

Kommt vor bei: Psoriasis, Lichen ruber, Lichen sclerosus, Pemphigus etc…<br />

Merke: das Köbner-Phänomen ist nur bei aktiver Psoriasis positiv. Latenzzeit von einigen Tagen !!<br />

Seite 43<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Erythematosquamöse Dermatosen<br />

„persistierende Wundheilung“<br />

- Entzündungsreaktion mit Gefäßweitstellung<br />

- Beschleunigung der Keratinozyten-Proliferation<br />

- Differenzierungsdefizit<br />

- Barrieredefekt<br />

Histologie der Psoriasis-Plaque:<br />

- Akanthose, Papillomatose, Parakeratose<br />

∙ Parakeratose: Zellkerne in der verdickten Hornschicht<br />

- Lymphozytäres Infiltrat der Dermis (CD4>CD8)<br />

∙ Dominanz von CD4-Helfer-Zellen<br />

- Leukozyten-Diapedese, Munro-Mikroabszesse<br />

Psoriasis vulgaris: Eckdaten<br />

- Dispositionelle, chronische Krankheit<br />

- Häufigkeit: 2-5% der (weißen) Bevölkerung<br />

- Erbfaktor: polygen („autosomal dominant mit unregelmäßiger Penetranz“)<br />

- Verlauf: schubartig, unberechenbar<br />

- Bedeutung: wenig bei geringem Befall; mittel bis hoch bei ausgedehntem Befall und kompliziertem Verlauf<br />

Familiäre Belastung:<br />

- durchschnittlich ein Blutsverwandter 1. Grades befallen<br />

∙ 1 Elternteil befallen: Krankheitsrisiko 20%<br />

∙ Beide befallen: bis 75%<br />

∙ Konkordanz homozygoter Zwillinge: 70%<br />

∙ Konkordanz heterozygoter Zwillinge: 20%<br />

- „Male imprinting“: Prävalenz bei Männern gering höher<br />

Psoriasis ist eine Krankheit der Haut und Nägel<br />

- Nicht befallen: Schleimhäute<br />

- Psoriatische Arthropathie in 5-30%<br />

- Systemzeichen nur bei Erythrodermie (Katabolismus, kardiovaskuläre Belastung)<br />

- Keine Assoziation mit inneren Krankheiten (jedoch „metabolisches Syndrom“)<br />

- Keine Neigung zu Infektionen!<br />

Krankheitsbeginn in jedem Alter möglich, am häufigsten: 2.-3. Lebensdekade<br />

- „early onset“ vs. „late onset“-Typen<br />

- Kapriziöser Verlauf (schubartig vs dauernd)<br />

- Assoziationen: HLA-Cw6 (RR 10), HLA-B13, -17<br />

- Suszeptibilitätsgene: Psor 1- 8 Psor 1 (das wichtigste): HLA-Locus (6p21.3)<br />

- Trigger von Schüben: Infekte (Superantigene), Medikamente (Lithium), Immunstimulation<br />

Verlaufstypen: 2 „Pol-Typen“<br />

- Akute exanthematische Psoriasis<br />

∙ disseminierte Aussaat multipler kleiner Psoriasisplaques, häufig nach Infekten<br />

∙ Typische Initialmanifestation oder zu Beginn eines Schubes<br />

∙ Therapeutisch leichter zugängig<br />

- Chronische (stabile) Plaque-Psoriasis<br />

∙ Therapeutisch schwierig<br />

Entwicklung<br />

- Initial: punktförmige Läsion (P. punctata), peripheres Wachstum: (P. guttata, P. nummularis)<br />

- Konfluenz: (P. geographica)<br />

- Maximale Ausdehnung: P. erythrodermatica<br />

- Die Entwicklung kann an jedem Punkt stehen bleiben!<br />

- Abheilung: Annuläre Läsionen, Hypopigmentierung<br />

Prädilektionsstellen:<br />

- Behaarte Kopfhaut (keine Alopecie!)<br />

- Streckseiten der Extremitäten (Ellbögen, Knie, Fingerknöchel)<br />

- Präsacral<br />

„Inverse“ Psoriasis:<br />

- Intertrigostellen (Achseln, Leisten, Anogenitalregion)<br />

- Handflächen, Fußsohlen<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 44


Erythematosquamöse Dermatosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

P. der Kopfhaut: die Herde folgen dem Haaransatz und reichen etwas über ihn hinaus<br />

Palmoplantare P.: Schuppung nicht typisch (schwer abhebbar). Schwere Beeinträchtigung<br />

Nagelpsoriasis<br />

- Tüpfelnägel: häufig; typisch, aber nicht diagnostisch (DD: Ekzem)<br />

- Ölfleck: selten, diagnostisch<br />

- Subunguale Hyperkeratosen: häufig, diagnostisch (DD: Onychomykose)<br />

- Entstehung: Parakeratose der distalen Nagelmatrix (Tüpfelnagel), der proximalen (Ölfleck) bzw. des<br />

Hyponychiums<br />

Psoriasis vulgaris: Ätiologie und Pathogenese<br />

Komplexe Regulationsstörung<br />

4 Grundphänomene:<br />

- Entzündung<br />

- Chemoattraktion neutrophiler Leukozyten<br />

∙ Segmentkernige gruppieren sich zu Mikroabszessen<br />

- Epidermale Hyperproliferation<br />

- Epidermale Differenzierungsstörung<br />

Traditionelle Frage: liegt die Grundstörung im Keratinozyten oder in der Entzündungsreaktion?<br />

Trigger von Schüben sind?<br />

- Streptokokken-Angina<br />

- HIV-Infektion<br />

- Beta-Blocker<br />

- Lithium<br />

- Alkoholkonsum<br />

- Alle<br />

Psoriasis vulgaris: eine(Auto)Immunkrankheit?<br />

Beobachtungen, die dies nahelegen:<br />

- aktivierte T.Lymphozyten von Psoriatikern lösen im chimären Mausmodell Psoriasis aus<br />

- Psoriasis wird bei allogener KMT von psoriatischen Spendern auf gesunde Empfänger übertragen; bei<br />

umgekehrter Situation verschwindet sie<br />

- Psor 1 liegt am HLA-Locus<br />

- Eliminierung aktivierter T-Memory-Zellen führt zum Verschwinden der Psoriasis<br />

- Alle guten Antipsoriatika sind Immunsuppressiva<br />

Psoriasis: Therapie<br />

- Keine einheitliche Therapie für alle Erscheinungsformen<br />

- Großes Spektrum; Modalitäten werden nach Ausdehnung, Entzündlichkeit, Therapieresistenz, Praktikabilität etc<br />

ausgewählt<br />

- Definition des Behandlungszieles, genaue Aufklärung des Patienten<br />

- grundsätzlich benigne Natur der Psoriasis macht Behandlung nicht unbedingt erforderlich, wird aber meist<br />

gewünscht<br />

Grundsätzliche Möglichkeiten:<br />

- Ausschalten des Fokus (Tonsillitis – Penicillin)<br />

- Lokaltherapie (Keratolyse, Steroidsalben, Vit D3-Derivate, Teer, Dithranol, Tazaroten)<br />

∙ Keratolyse: salizylathaltige Salben<br />

∙ Teer wird heute nicht mehr viel verwendet<br />

∙ Tazaroten = Vitamin-A Derivat (Retinoid)<br />

- Phototherapie (UV-B, PUVA systemisch oder als Balneophototherapie; Excimer-Laser; Sonne – Klima)<br />

- Systemtherapie: Acitretin, Fumarsäure, Immunsuppressiva (MTX, Ciclosporin, Macrolide)<br />

∙ Acitretin: Vitamin-A Derivat<br />

- Biologika (TNF alpha-Antagonisten, spezifische Hemmer der Immunpräsentation, Depletion der T Memory-Zellen)<br />

Therapiepläne<br />

- Supprimierende vs. zu langfristiger Remission führende Therapien (lokale Steroide vs. Dithranol oder PUVA)<br />

- Rotations- vs. Kombinationstherapien<br />

- Phasengerechte Behandlung (Beginn mit möglichst milden Modalitäten, z.B. Steroidsalben,<br />

nebenwirkungsreichere Modalitäten je nach Erfordernis)<br />

- Kontraindiziert: systemische Steroide<br />

- Wirkungslos: Diäten, (Psychotherapie)<br />

Seite 45<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Erythematosquamöse Dermatosen<br />

Psoriasis-Gruppe:<br />

- Psoriasis vulgaris häufig<br />

- Psoriasis arthropathica seltener<br />

- Psoriasis pustulosa sehr selten<br />

Psoriasis-Arthritis<br />

- Mit Psoriasis assoziierte, mit HLAB27 korrelierte seronegative Spondylarthritis<br />

- Inzidenz: schwere Arthritis 5% der Fälle von Psoriasis, leichte bis 30%<br />

- Häufiger bei ausgedehnter und schwerer Psoriasis<br />

- Verlauf von dem der Hautläsionen weitgehend unabhängig<br />

- Krankheitsbeginn: mittleres Erwachsenenalter<br />

- Manchmal Fehlen von Hautläsionen<br />

∙ Ev. nur Tüpfelnägel und Gelenksbeteiligung<br />

- In 70% der Fälle Hautläsionen zuerst, dann Arthritis<br />

- In 15% der Fälle Arthritis vor Hautläsionen (ca. 10-15 Jahre)<br />

- In 15% der Fälle gleichzeitig<br />

Pathogenese<br />

Klinik<br />

- zelluläre Immunreaktion gegen (unbekanntes) synoviales Antigen (CD4-CD8)<br />

- Villöse Hyperplasie und Entzündung der Synovia, Neovascularisation, Fibroblastenproliferation<br />

- Erweiterung des Gelenksspalts (typisches radiologisches Zeichen)<br />

- zelluläre Immunreaktion gegen (unbekanntes) synoviales Antigen (CD4-CD8)<br />

- Villöse Hyperplasie und Entzündung der Synovia, Neovascularisation, Fibroblastenproliferation<br />

- Erweiterung des Gelenksspalts (typisches radiologisches Zeichen)<br />

- Fibröse, später knöcherne Ankylose<br />

- Erosive Arthritis mit Resorption von Knorpel und Knochen<br />

- Analoge Veränderungen an Ligamenten und Sehnen (Enthesiopathie)<br />

Beginn meist schleichend. Schwellung, Hitzen, Druck und Spontanschmerzhaftigkeit, nach längerem Verlauf<br />

Formveränderungen (Auftreibung, Deviation, Verkürzung). Typischerweise asymmetrisch.<br />

- peripherer Typ: am häufigsten. Distale Interphalangealgelenke, „Wurstfinger“<br />

- Monarthritis großer Gelenke: Knie-, Hüft-, Sprung-, Kiefer-, Sternoclaviculargelenk<br />

- Axialer Typ: Sacroiliacalgelenke, Halswirbelsäule (Syndesmophyten)<br />

- Arthritis mutilans (Teleskop-Finger)<br />

Psoriasis-Arthritis: Diagnostik<br />

- Klinisch (Vorhandensein von Psoriasis), Anamnese, Radiologie.<br />

- Keine spezifische Labordiagnostik!<br />

- Rheumafaktor neg.<br />

- CRP, Senkung können erhöht sein.<br />

- Differentialdiagnose: (Seronegative) rheumatoide Arthritis, posttraumatische Arthritis, andere seronegative<br />

Spondylarthropathien<br />

Enthesiopathie !!!<br />

Schmerzen an den Ansatz-Punkten von Sehnen oder Gelenkskapseln am Knochen.<br />

Wichtiges Zeichen der Psoriasis arthropatica.<br />

Kann das einzige Symptom einer Psoriasis arthropatica sein.<br />

Psoriasis-Arthritis: Therapie<br />

- interdisziplinär<br />

- NSAID<br />

- Kryotherapie (akute Phase)<br />

- Physikalische Therapie<br />

- Steroidinjektion intraarticulär<br />

- Retinoide (Acitretin)<br />

- MTX, Ciclosporin<br />

- Biologika ( -Blocker: Infliximab, Etanercept)<br />

- Operative Behandlung<br />

Psoriasis pustulosa<br />

Übersteigerte Leukozyten-Attraktion. Folge: makroskopische sterile Pusteln<br />

Merke: Psoriasis pustulosa ist nicht eine superinfizierte Psoriasis!<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 46


Erythematosquamöse Dermatosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

- Generalisierte Psoriasis pustulosa: dramatisch, schwer (potentiell lebensbedrohliche)<br />

- Lokalisierte: chronisch, oft sehr therapieresistent. Psoriasis pustulosa ist nur ausnahmsweise mit typischen<br />

Psoriasisherden assoziiert!<br />

subkorneale, weißliche, konfluierende, rupturierende Pusteln, Erythem<br />

histologisches Korrelat: Mikroabszessbildung aus neutrophilen Granulozyten<br />

Formen<br />

- Generalisierte Psoriasis pustulosa, Typ Zumbusch<br />

- Generalisierte Psoriasis pustulosa, zirzinärer Typ<br />

- Impetigo herpetiformis in Schwangerschaft, Einnahme von Kontrazeptiva<br />

- Lokalisierte Psoriasis pustulosa: Typen Barber, Hallopeau<br />

Eine „typische“ Psoriasis vulgaris kann durch irritative Lokaltherapie partiell oder gänzlich in eine Psoriasis pustulosa<br />

übergeführt werden -> „Psoriasis cum pustulatione“<br />

Psoriasis pustulosa, Typ Zumbusch<br />

Akut auftretende Erythrodermie, hohes intermittierendes Fieber (40oC), Leukozytose, Schwächegefühl, Arthralgien, .<br />

Haut: massive synchrone Schübe oberflächlicher steriler Pusteln, Konfluenz zu „Eiterseen“, nach kurzem Bestand Platzen<br />

der Pusteln und Abschuppen.<br />

Ein Pustelschub „jagt“ in kurzen Intervallen den nächsten.<br />

Verlauf: unbehandelt: Pustelschübe durch viele Wochen, schließlich Spontanremission.<br />

Entkräftung, Katabolismus, Hypokalziämie.<br />

Mögliche Todesursache Herzversagen.<br />

Psoriasis pustulosa palmoplantaris Barber<br />

Seltene, gynäkotrope, extrem chronische Dermatose der Handflächen und Fußsohlen.<br />

Korrelation mit Rauchen!<br />

Schubartig auftretende subcorneale sterile Pusteln an Handflächen und Fußsohlen, festhaftende groblamellöse<br />

Schuppenkrusten.<br />

Psoriasis pustulosa<br />

- Reaktionstyp der Psoriasis<br />

- Hyperproliferation und Schuppung im Hintergrund<br />

- Leukozytenattraktion mit Ausbildung von subkornealen Pusteln im Vordergrund<br />

Therapie: Psoriasis pustulosa<br />

- lokale Steroide<br />

- PUVA<br />

- Retinoide<br />

- Biologika<br />

Psoriasis: extrakutane Manifestationen<br />

Psoriasis Uveitis<br />

- Selten (


<strong>Dermatologie</strong><br />

Erythematosquamöse Dermatosen<br />

Differentialdiagnosen der Psoriasis<br />

Pityriasis rosea<br />

- Relativ häufig<br />

- Selbstlimitierend, aber erst nach Monaten<br />

- Biphasischer Verlauf: beginnt oft mit einer Primärplaque, dann schubartig viele kleinere Läsionen<br />

- Besonders rumpfbetont<br />

- Meist, aber nicht immer symptomlos (Juckreiz)<br />

- Möglicherweise infektiologische Genese<br />

- Collarette Schuppung<br />

- DD: P. guttata, Virusexantheme (auch akute HIV-Infektion), Lues II, seborrhoisches Ekzem,<br />

Arzneimittelexantheme)<br />

- Nicht hereditär!<br />

Bei welcher Hautkrankheit ist die Familienanamnese von geringer Bedeutung?<br />

- Pityriasis rosea<br />

Neutrophile Dermatosen<br />

„neutrophile Dermatosen“: ein heterogenes Spektrum von Hautkrankheiten unklarer Ursache, die durch Anhäufung von<br />

neutrophilen Granulozyten verursacht werden<br />

Man unterscheidet:<br />

- oberflächliche (Epidermis) vs tiefe (Dermis)<br />

- einschmelzende (Eiter!) vs. nicht-einschmelzende ND<br />

Oberflächlich-einschmelzend:<br />

1. Akute generalisierte Pustulose<br />

(akral-betont, episodisch auftretend)<br />

Ursache: Meist bakterieller Infekt<br />

Therapie: Antibiotika<br />

2. Akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP)<br />

Intoleranzreaktion (Hypersensibilität auf Medikamente):<br />

- großflächige Erytheme mit zahllosen winzigen Pusteln, die bald spontan abschuppen<br />

- hohes Fieber, Leukozytose<br />

- in >90% gegen Medikamente (AB, PPI)<br />

- oft Begleitsyndrom von DRESS;<br />

- Therapie: Absetzen des Medikaments<br />

- Kortikosteroidstoss meist nicht erforderlich<br />

Pyoderma gangränosum<br />

- Eine nicht seltene Dermatose unbekannter Ursache, in ca. 50% mit Systemkrankheiten assoziiert (Colitis ulcerosa,<br />

M. Crohn, monoklonale Gammopathie, Myelom, rheumatoide Arthritis)<br />

- Sehr schmerzhaft, (unbehandelt) langwierig<br />

- Test: in die Haut einstechen → wie reagiert die Haut auf diesen Stich?<br />

∙ Bei Pyoderma: Verfärbung, schmerzhaft, papulöse/pustulöse Veränderung = Pathergie-Phänomen<br />

- Aus dieser Papel kann sich dann ein Ulcus bilden → typisch für diese Erkrankung<br />

- „glosende Lunte“ → langsames, schwelendes Fortschreiten in der Peripherie<br />

- Beginnt durch eine Verletzung → Papel → Pustel → Ulcus: breitet sich immer weiter aus<br />

- Zentrale Nekrose<br />

- Auch iatrogen kann dieses Phänomen ausgelöst werden: z.B. bei Bauchoperationen: Wunddehiszenz<br />

- Systemzeichen meistens unspezifisch<br />

- Abheilung mit Narben, sehen aus wie gestrickt (ungregelmäßiges Narbenmuster)<br />

Vermuteter Mechanismus: Funktionsanomalien der Neutrophilen (abnorme Aktivierung, unzureichende Inaktivierung<br />

durch Gewebs-Proteinase-Inhibitoren).<br />

- Beginn mit nekrotisierender Pustel (Pathergie-Phänomen), schrankenlose periphere Ausbreitung („glosende<br />

Lunte“)<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 48


Neutrophile Dermatosen<br />

<strong>Dermatologie</strong><br />

Histologie<br />

Klinik:<br />

DD:<br />

- Eigentlich ist Pyoderma gangränosum eine klinische Ausschlussdiagnose; erst wenn alle anderen Ursachen eines<br />

Ulcus ausgeschlossen wurden, wird histologisch auf diese Erkrankung geprüft<br />

- Abszedierende Entzündung von Epidermis und Dermis, Nekrosen, keine Vasculitis!<br />

- Matschig, periphere Pusteln, zentrale Nekrose, Ulcus (oft bis ins Fettgewebe), Rand livid, manchmal unterminiert<br />

- „Abgrasen“ der umgebenden Haut, mm bis cm/Tag. Einzelherde können sich monatelang ausbreiten, schließlich<br />

spontane Abheilung<br />

- Auslösung durch Verletzungen (Cave: „Platzbauch“ bei Bauchoperationen)<br />

- Verlauf chron.-rezidivierend mit oft jahrelangen Intervallen<br />

- Unspezifische Systemzeichen (außer bei Vorhandensein einer Grundkrankheit)<br />

- Gangrän, „gewöhnliche“ Pyodermien, Herpes simplex vegetans, Wegener´sche Granulomatose, venöse Ulzera,<br />

Livedo-Vasculitis<br />

Therapie:<br />

- syst. Corticosteroide<br />

- Cyclosporin A<br />

- TNF-α-Blocker (Biologika)<br />

Frage: Pyoderma gangränosum nicht assoziiert mit?<br />

- Atopischer Dermatitis<br />

- Mb. Crohn<br />

- Myelom<br />

- Colitis ulcerosa<br />

- Rheumatoide Arthritis<br />

Akute neutrophile Dermatose (Sweet-Syndrom)<br />

- Intoleranzreaktion gegen bakterielle oder virale Infekte, in 20% assoziiert mit myeloischer Leukämie (kann<br />

jahrelang vorhergehen). Nicht abszedierend!<br />

- Klinik: Fieber, Leukozytose, typisches Exanthem. Erhebliche Systemzeichen. Schubartig (episodisch oder<br />

chronisch-rezidivierend)<br />

- Haut: „Pseudovesikel“ – hellrote, prall gespannte, durchscheinende konfluierende Papeln; Gesicht, Hals,<br />

Extremitäten → so prall, dass sie wie Blasen erscheinen (aber keine Blasen, ursächlich ist das starke Ödem)<br />

„Pseudovesikel“<br />

- Histologie: hochgradiges Ödem der papillären Dermis, dichtes neutrophiles Infiltrat. Keine Nekrosen!<br />

- DD: Erythema multiforme, Herpes simplex<br />

- Therapie: syst. Kortikosteroide, Dapson<br />

Granulomatöse Dermatosen<br />

Unterscheidung: nicht verkäsende vs. verkäsende (Tuberkulose)<br />

→ Nicht verkäsende granulomatöse Dermatosen<br />

Palisadengranulome: Granuloma anulare, Nekrobiosis lipoidica<br />

Sarkoidale Granulome: Sarkoidose<br />

Granuloma anulare<br />

- Ein häufiges, harmloses Palisadengranulom unbekannter Ursache<br />

- Meist Streckseiten der Extremitäten betroffen<br />

- Selbstlimitierend (Monate)<br />

- Häufiger bei Kindern und Jugendlichen und bei Frauen<br />

- Klinisch: Plaques, hautfarben bis rötlich, Randbetonung: sehen aus, als wären sie aus multiplen Knötchen<br />

aufgebaut (Pallisadengranulom)<br />

- Histologie:<br />

∙ Granulomatöse Entzündung, nicht verkäsend<br />

∙ Pallisadenartige Umrahmung mit Mykropahgen, Histiozyten<br />

∙ Sonderfärbung: Alcian: Ansammlung von sauren Mucopolysacchariden in den Granulomen<br />

- Therapie oft nicht notwendig, man kann aber mit Cortisoninjektionen therapieren (Salbe kommt nicht bis in die<br />

Tiefe des Granuloms); systemische Corticosteroide nur bei sehr großen Läsionen<br />

- Dapson kann auch hier verwendet werden (als systemische Therapie, wenn Patienten besonders ausgedehnte<br />

Läsionen haben)<br />

Seite 49<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>


<strong>Dermatologie</strong><br />

Granulomatöse Dermatosen<br />

Nekrobiosis lipoidica<br />

- DD zum Granuloma anulare – Läsionen ähnlich<br />

- Hier bräunlicher Farbton, am Rand verstärkt, zentrale Aufhellung<br />

- Prädilektion an Unterschenkelstreckseiten<br />

- Gehäuft bei Diabetikern (50% der Betroffenen: DM, aber nur 0,3% der Diabetiker haben NL)<br />

- Herde relativ groß, Lipideinlagerung, atroph (Verletzungsgefahr!)<br />

∙ Neigen zur Ulceration<br />

- Therapie: lokal Cortison<br />

Hautmanifestationen der Sarkoidose<br />

Bei 25% unspezifische Zeichen: Erythema nodosum (ist eine Panniculitis), Prurigo, Verkalkungen<br />

Spezifische Zeichen: sarkoidale Infiltrate: papulöse, plaqueförmige, sarcoidale Panniculitis, Lupus pernio<br />

Papulöse Sarkoidose<br />

- Aggregierte Knötchen<br />

- an Rumpf, Gesicht, prox. Extremitäten.<br />

- Auf Spateldruck apfelgeleeartige Farbe<br />

- Akute Verlaufsform, Spontanremissionen, Rezidive<br />

Plaqueförmige Sarkoidose<br />

- Chronische Verlaufsform assoziiert mit chronisch-persistenten (progredienten) Organsymptomen<br />

- Häufig Anuläre Läsionen (Randbetonung), Hypopigmentierung<br />

- Auch hier Apfelgeleefarbe bei Spateldruck<br />

Lupus pernio<br />

- Selten, charakteristisch für den chronisch-progressiven fibrotischen Verlaufstyp – ungünstige Prognose.<br />

- Derbe, gebuckelte Infiltrate, manchmal Exulzeration.<br />

- Oft assoziiert mit Befall des oberen und tiefen Respirationstrakts und innerer Organe<br />

- Sieht aus wie Frostbeulen<br />

- Eher ungünstige Prognose<br />

- Kann auch exulzerieren und mit Beteiligung anderer Organe einhergehen<br />

Systemmanifestationen der Sarkoidose<br />

- Fieber<br />

- Lunge (Stadium I bis IV, bzw. Löfgren-Syndrom: E.nodosum, Fieber, Arthralgien, bihiläre Lymphadenopathie)<br />

- Knochen (Polyarthritis, Knochenzysten)<br />

- Augen (Iritis, Iridozyklitis, Uveitis)<br />

- HNO (Parotitis)<br />

- Kardiovaskulär<br />

- Gastrointestinal<br />

- Neurologisch<br />

Das Löfgren-Syndrom ist eine Manifestation der:<br />

- Sarkoidose<br />

Nicht zum Löfgren Syndrom gehören:<br />

- Hämaturie<br />

- Fieber<br />

- Bihiläre Lymphadenopathie<br />

- E. nodosum<br />

- Pan…<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 50

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