XBG Games Sonderheft "Xbox One" 50 Xbox One Spiele (Vorschau)

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thief
Lange Finger sind an einem Controller
üblicherweise ein Nachteil. Hier gilt das nicht …
Die wenigen Lichter der Stadt waren
längst erloschen. Es roch nach feuchtem
Kopfsteinpflaster, morschem Holz und
dem Unrat der Straßen. Bassos Augen richteten
sich nach oben zur gusseisernen Uhr des nahen
Glockenturms – das gut getarnte Zuhause seines
Freundes Garrett. 15 Minuten nach Mitternacht.
Schon wieder. Mit einem zornigen Grummeln
zog der ganz in Schwarz gewandete Mann die
Hutkrempe tiefer in seine missmutig gerunzelte
Stirn. Bassos Laune war ähnlich miserabel
wie das Wetter: Der prasselnde Regen rann sein
fahles Gesicht herunter; ein Gesicht, dem ein Leben
mit nächtelangen Kartenspielen, reichlich
Alkohol und einer nicht immer erwiderten Zuneigung
vielen Frauen gegenüber tiefe Falten
beschert hatte.
Abende wie dieser waren exakt der Grund,
warum der Hehler zur Kommunikation mit der
lokalen Unterwelt gut trainierte Elstern bevorzugte.
Die cleveren Vögel erreichten meist ihr
Ziel, machten direkte Gespräche von Angesicht
zu Angesicht unnötig und schützten ehemalige
Tresorknacker vor nächtlichen Gewittern. Nun
reichte es! Voller Ungeduld rieb der Hehler sich
die dreckige Hand über sein stoppelbärtiges
Kinn, sah sich nervös nach links und rechts um,
bevor er seinem Ärger mit einigen dahergenuschelten
Worten dringend Luft machen musste:
„Warum kann dieser räudige Sohn einer Hündin
nie pünktlich sein?!“, zischte es zwischen Bassos
eingerissenen Lippen hervor. Und zu seiner Überraschung
wurde seine Frage von einer Stimme
hinter ihm sogleich beantwortet: „Vielleicht ja
deshalb, weil es in der Natur eines Diebes liegt,
seinem Gegenüber die Zeit zu stehlen?“ Der Hehler
zuckte zusammen – und drehte sich sofort
auf dem Absatz herum. Zwar rollte Basso ob des
schlechten Witzes genervt mit den Augen, doch
konnte er sich beim Anblick der drahtigen Gestalt
in seinem Rücken ein breites Schmunzeln
nicht verkneifen. Endlich waren sie wieder ein
Team! Basso als Auftraggeber, sein Gegenüber
als ausführende, wenn auch teure Hand: „Garrett!
Wie lange stehst du da schon rum? Wo warst
du nur die ganze Zeit?!“ Der hagere Meisterdieb
erwiderte fast unmerklich das Lächeln seines
Freundes und ließ sich – ob seiner Lederrüstung
bemerkenswert geräuschlos – zu einer tiefen Verbeugung
hinreißen: „Oh, Lord Basso, ich bitte um
Verzeihung. Habt ihr mich etwa vermisst?“
Doppeltes Exil
Wir würden zwar wetten, dass Thief-Fans vor dem
Bildschirm mit satten zehn Jahren Wartezeit seit
dem letzten Stelldichein der beliebten Stealth-
Adventure-Reihe die schlimmere Geduldsprobe
durchzumachen hatten, trotzdem musste auch
Basso im Rahmen der Spielhandlung lange auf
seinen kleptomanischen Kumpanen verzichten:
Seit über einem Jahr hat niemand in der namenlosen
Stadt, Schauplatz und Handlungsort des
neuesten Serienablegers, den legendären Dieb
mehr zu Gesicht bekommen. Kein anderer ist von
dieser Tatsache mehr überrascht als Garrett selbst
– der stets gut getarnte Beutegreifer erinnert sich
nur noch an einen äußert missglückten Einbruch
im Anwesen von Baron Northcrest vor etwa zwölf
Monaten, seines Zeichens tyrannischer und stinkreicher
Herrscher über die Steampunk-Stadt.
Garretts wichtigstes Handwerkszeug ist sein Bogen samt variantenreicher Pfeile – Feuergeschosse können Öllachen in Brand stecken.
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