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Spuren der Geschichte - Die Rolandstadt Calbe (Saale)

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Rundblick vom Wartenberg<br />

preußischen provinz Sachsen eingesetzt wurde. in dieser Straße<br />

befand sich einst auch eine bedeutende Kreisdruckerei. in dem<br />

stattlichen Gebäude vom Ende des 19. Jhs. auf <strong>der</strong> westlichen<br />

Seite war im 20. Jh. eine Bank und danach eine Bibliothek untergebracht.<br />

am östlichen oberen Ende <strong>der</strong> Breite ist <strong>der</strong> Fußweg<br />

„Hinter <strong>der</strong> mauer“ und gegenüber befindet sich ein gut erhaltenes<br />

großbäuerliches Börde-Hoftor.<br />

abstecher zur Querstraße (heute 12 Wilhelm-Loewe-Straße):<br />

Westliche Seite: gegenüber <strong>der</strong> Hofeinfahrt die aus einer Hauswand<br />

herausragenden Reste <strong>der</strong> inneren Stadtmauer. Östliche<br />

Seite: Das Haus nr. 13, in dem <strong>der</strong> 1848er-Revolutionär und arzt<br />

Dr. Wilhelm loewe in den 1840er Jahren praktizierte. Schöne<br />

Häuser aus dem 18. und 19. Jh. gibt es in <strong>der</strong> einstigen Hauptstraße<br />

(=Querstraße) <strong>Calbe</strong>s.<br />

abstecher zur weiter westlich gelegenen 13 Bahnhofstraße: in<br />

westlicher Richtung kommen Sie jenseits <strong>der</strong> Straßenkreuzung<br />

zum magazinplatz (hier stand ein Wollmagazin aus altpreußischer<br />

Zeit) und zur abzweigenden Hospitalstraße, in <strong>der</strong> das 1868 errichtete<br />

Krankenhaus und das 1878 daneben erbaute Hospital<br />

für ältere Bürger stehen (s. Tafel am Magazinplatz). in <strong>der</strong> Bahnhofstraße<br />

kann man Villen und Betriebe sehen, die im Gemüseproduktions-Grün<strong>der</strong>zeit-Boom,<br />

ein Haus sogar im Bauhausstil,<br />

entstanden sind. Der Bahnhof am Ende <strong>der</strong> Bahnhofstraße ist<br />

1878 erbaut worden und gehörte zur strategischen Bahn Berlinnordhausen<br />

– und weiter nach lothringen („Kanonenbahn“)<br />

(s. Tafel am Magazinplatz).<br />

abstecher zu den Wartenberganlagen: auf dem Glöther Weg<br />

gelangt man zum höchsten punkt <strong>der</strong> Wartenberg-Hügelkette. auf<br />

ihm stehen Objekte, die vom Verschönerungsverein <strong>Calbe</strong> um 1900<br />

und von engagierten Bürgern in <strong>der</strong> Gegenwart geschaffen wurden<br />

(Wotanstor, tiergehege, Blockhütte, Bären-„Bollen“zwinger,<br />

Bismarckturm, Gaststätte usw.). Der Wartenberg war schon im<br />

19. Jh. ein beliebtes ausflugsziel <strong>der</strong> <strong>Calbe</strong>nser geworden.<br />

loewestraße Krankenhaus<br />

<strong>Rolandstadt</strong> am <strong>Saale</strong>bogen<br />

14 Lorenz und Kirche St. Laurentii: Wenn Sie den lorenz als<br />

teil <strong>der</strong> Bernburger Vorstadt von <strong>der</strong> neustadt her betreten, sehen<br />

Sie auf <strong>der</strong> Ostseite das „Haus des Kindes“ (Kin<strong>der</strong>garten), den<br />

ersten sozialpolitischen Bau in <strong>Calbe</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg,<br />

und auf <strong>der</strong> Westseite das Feuerwehrgebäude von 1928 (s. Tafel<br />

an <strong>der</strong> Arnstedtstraße/Ecke Feldstraße). Der name „neustadt“ kommt<br />

übrigens von <strong>der</strong> Stadterweiterung im 18. Jh.. Das daran anschließende<br />

Vorstadtgebiet heißt „lorenz“ nach dem namenspatron <strong>der</strong><br />

Kirche, dem Heiligen laurentius (lorenz). <strong>Die</strong> parkanlage war bis<br />

in die mitte des 19. Jh. <strong>der</strong> Vorstadt- und nach <strong>der</strong> Schließung des<br />

Kirchhofes (Kirchplatz) im 16. Jh. auch <strong>der</strong> zweite Stadtfriedhof<br />

(s. Tafel an <strong>der</strong> Laurentiikirche). Der dritte (heutige) Stadtfriedhof<br />

wurde 1844 etwas weiter westlich an <strong>der</strong> arnstedtstraße angelegt.<br />

<strong>Die</strong> St.-laurentii-Kirche ist schon sehr früh errichtet worden, wahrscheinlich<br />

am Ende des 10. Jhs. o<strong>der</strong> im 11. Jh. im Zuge <strong>der</strong> großen<br />

Welle von Kirchengründungen, die im nachklang des historischen<br />

Sieges Ottos i. über die Ungarn (955) dem Heiligen laurentius geweiht<br />

wurden. im Verlaufe des mittelalters baute man die lorenzkirche<br />

teilweise gotisch um. im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt,<br />

wurde die Kirche in altpreußischer Zeit wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />

und dabei statt des alten Kirchturmes ein barockes Fachwerk-Reitertürmchen<br />

aufgesetzt. Der calbische Verschönerungsverein nahm<br />

1876 eine Verbesserung <strong>der</strong> innen-ausstattung und eine Entfernung<br />

un passen<strong>der</strong> gotischer Elemente vor (s. Tafel an <strong>der</strong> Laurentiikirche).<br />

15 Bernburger Straße, <strong>Saale</strong>mauer und 16 Gefallenen-<br />

Ehrenmal: Gehen Sie nun durch die Kirchgasse zur Bernburger<br />

Straße und (nördlich) zurück in Richtung markt. Einen guten Blick<br />

hat man von <strong>der</strong> 120 meter entfernt liegenden <strong>Saale</strong>mauer am<br />

Ehrenmal. Sie sehen noch einmal das Wehr und Gottesgnaden.<br />

Beides ist schon am anfang des Rundganges vorgestellt worden.<br />

in fast südlicher Richtung thront über dem <strong>Saale</strong>bogen eine tuchmacherfabrik<br />

aus dem 19. Jh., heute ein Senioren-Wohnheim. Dort<br />

stand in mittelalterlicher Zeit eine Vorburg-anlage (Sudenburg)<br />

des Königshofes. Unter <strong>der</strong> Fabrik, dem heutigen Wohnheim, zieht<br />

sich in <strong>der</strong> Kleinen Fischerei die Reihe <strong>der</strong> schmucken Häuschen<br />

auf Wie<strong>der</strong>sehen in <strong>Calbe</strong><br />

Streichelgehege am Wartenberg Denkmal und St. laurentii-Kirche<br />

ehem. Café „Hohen-Zollern“ Gefallenenehrenmal-<strong>Saale</strong>mauer Seniorenheim, früher Wolldeckenfabrik<br />

Wartenberg<br />

für Werksangehörige hin (s. Tafel an <strong>der</strong> Bernburger Straße/Ecke Neustadt).<br />

<strong>Die</strong>se kleine Straße deutet u. a. darauf hin, dass östlich <strong>der</strong><br />

lorenz-Vorstadtsiedlung im mittelalter Fischer, meist slawischer<br />

Herkunft, lebten. lorenz und Fischerei gehörten zur dörflichen<br />

Bernburger Vorstadt. Das Ehrenmal, vor dem wir stehen, ist den<br />

über 1 000 Gefallenen <strong>der</strong> beiden Weltkriege aus <strong>Calbe</strong> gewidmet,<br />

wobei die erhebliche Zahl <strong>der</strong> zivilen Opfer, die durch Hunger,<br />

Kälte und Seuchen umkamen, nicht mitgerechnet ist. Der<br />

schmale Eingang zur alt-Stadt zeigt an, dass hier eines <strong>der</strong> drei<br />

Stadttore stand, durch das die Reisenden auf <strong>der</strong> alten Heer- und<br />

Salzstraße nach Halle o<strong>der</strong> Dessau gelangten. <strong>Die</strong> sog. neustadt<br />

(westlich abzweigende Straße) ist im 18. Jh. entstanden. Hier<br />

können Sie noch teile <strong>der</strong> südlichen Stadtbefestigung sehen. an<br />

<strong>der</strong> Bernburger Straße/Ecke neustadt steht das ehemalige Cafe<br />

„Hohenzollern“ vom Ende des 19. Jh. im schmucken Jugendstil<br />

(s. Tafel an <strong>der</strong> Bernburger Straße/Ecke Neustadt). Der kurze Weg zurück<br />

zum marktplatz führt vorbei an patrizierhäusern aus dem<br />

18. Jh., von denen manche noch mit dem Giebel zur Straße hin stehen,<br />

so wie im mittelalter vorwiegend gebaut wurde. Einige dieser<br />

Häuser waren Hospize (termineien) für pilger.<br />

abstecher in die 17 Kuhgasse: an <strong>der</strong> Kuhgasse/Ecke Ritterstraße<br />

stehen die Reste <strong>der</strong> Johannis-Baptistae-taufkapelle des untergegangenen<br />

Königshofes <strong>Calbe</strong>. in <strong>der</strong> Kuhgasse, Ritterstraße und<br />

Entengasse waren außer in <strong>der</strong> Breite im 19. Jh. eine ganze Reihe<br />

von tuchmacher-Fabriken entstanden, <strong>der</strong>en Relikte noch sichtbar<br />

sind.<br />

Sie können nun wie<strong>der</strong> zurück zur Bernburger Straße o<strong>der</strong> durch die<br />

Ritterstraße und über den Kirchplatz zum nahe gelegenen Marktplatz<br />

gehen. Wir hoffen, dass Ihnen unser Rundgang gefallen hat,<br />

und würden uns freuen, wenn Sie uns demnächst einmal wie<strong>der</strong><br />

besuchen würden. Über die lange, reiche und wechsel volle <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>Calbe</strong>s erfahren Sie mehr in <strong>der</strong> Heimatstube <strong>Calbe</strong> am<br />

Marktplatz („Brauner Hirsch“) und aus dem dort zur Verfügung<br />

stehenden Informations-Material.<br />

Bahnhofstraße Friedens-<br />

Häveckerstr.<br />

Hospitalstraße<br />

Feldstraße<br />

Friedhofstraße<br />

Kl. Mühlenbreite<br />

An <strong>der</strong> Kath. Kirche<br />

13<br />

Magazinstraße<br />

Mühlenstraße<br />

Brumbyer Weg<br />

Hinter den Gärten<br />

platz<br />

Feldstraße<br />

Neue G.<br />

Mittelstr.<br />

Kontakt:<br />

Gärtnereiweg<br />

Arnstedtstraße<br />

12<br />

Arnstedtstraße<br />

Wilhelm-Loewe-Str.<br />

Neuer Markt<br />

Lorenz<br />

Großer<br />

11<br />

Breite<br />

Entengasse<br />

14<br />

Neustadt<br />

Kirchgasse<br />

Schulstr.<br />

Kl. Lorenz<br />

10<br />

Kanalgasse<br />

August-Bebel-Straße<br />

Bernburger<br />

Ritterstraße<br />

Straße<br />

Grabenstraße<br />

Lampengasse<br />

Kuhgasse<br />

Fr.-Schiller-Str.<br />

Ziegeleistr.<br />

Magdeburger Straße<br />

Gartenstraße<br />

Tuchmacherstraße<br />

Kirchplatz<br />

Sonnengasse<br />

Hinter <strong>der</strong> Mauer<br />

Rosmarien<br />

str.<br />

Gerbergasse<br />

Markt<br />

Bernburger Straße<br />

Scheunenstraße<br />

Rathaus<br />

Kleine Fischerei<br />

Salzer Straße<br />

Ba<strong>der</strong>g.<br />

Schloßstraße<br />

Große Fischerei<br />

Nicolaistr<br />

Ketzereibreite<br />

H.-Löns-Str.<br />

Fleischergasse<br />

Friedrich-Ebert-Straße<br />

Sie<strong>der</strong>gasse<br />

Salzer Straße Gr. Deichstraße<br />

Friedrich-Ebert-Straße<br />

M.-Scheele-<br />

Str.<br />

■ Touristen-Information <strong>Calbe</strong> (<strong>Saale</strong>)<br />

markt 18<br />

39240 <strong>Calbe</strong> (<strong>Saale</strong>)<br />

tel.: 039291 563<br />

Fax: 039291 56500<br />

E-mail: stadt@calbe.de<br />

9<br />

2<br />

15<br />

3<br />

17<br />

1<br />

16<br />

Deutschbeinweg<br />

W a s se r t or<br />

4<br />

8<br />

Karl-Marx-Straße<br />

Schloßstraße<br />

Gribehner<br />

Weg<br />

Kl. Angergasse<br />

Gr. Angergasse<br />

7<br />

Eisenwerkstr.<br />

Cityplan<br />

Karl-Marx-Straße<br />

6<br />

Am Schloßanger<br />

Barbyer Straße<br />

Kl. Deichstraße<br />

Lessingstraße<br />

Erich-Weinert-<br />

Straße<br />

Am Damm<br />

5<br />

Gottesgnaden<br />

CALBE<br />

<strong>Spuren</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

mit Cityplan


Blick auf <strong>Calbe</strong> von nW St.-Stephani<br />

markt – Westseite markt Fähre Gottesgnaden<br />

Entdecken Sie <strong>Calbe</strong>! <strong>Spuren</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> Stadt mit marktprivilegien <strong>Calbe</strong> im Reformationsgeschehen<br />

Entlang historischer Straßen<br />

■ Liebe Besucherinnen und Besucher! in diesem tourismusführer stellen<br />

wir ihnen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten einer <strong>der</strong> ältesten deutschen<br />

Städte vor und empfehlen ihnen damit, einen kleinen Rundgang<br />

auf den <strong>Spuren</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> durch <strong>Calbe</strong> an <strong>der</strong> <strong>Saale</strong> zu unternehmen.<br />

Wir laden Sie außerdem zum Verweilen ein und würden uns freuen,<br />

wenn Sie uns demnächst einmal wie<strong>der</strong> besuchen würden.<br />

<strong>Calbe</strong> wurde 936 erstmals in einer Urkunde Kaiser Ottos i. erwähnt.<br />

„Calvo“ war ein alter – möglicherweise schon karolingischer – Königshof<br />

und mittelpunkt eines Burgward-Bezirkes, <strong>der</strong> an einer alten Heer-<br />

und Salzstraße lag. nachdem Otto i. den Königshof an das moritzstift<br />

magdeburg übergeben hatte, begann 968 eine jahrhun<strong>der</strong>telange Herrschaft<br />

<strong>der</strong> magdeburger Erzbischöfe, die den ehemaligen Königshof und<br />

später das Schloss zu ihrem Zweitsitz auserkoren.<br />

aus dem Burgwardium mit mühle und Siedlung wuchs eine bedeutende<br />

Stadt mit Marktprivilegien heran, die beson<strong>der</strong>s Handelsbeziehungen<br />

in die östlichen Gebiete unterhielt. im 12. und im 14. Jh. nahm die<br />

wirtschaftliche Stärke <strong>Calbe</strong>s durch die För<strong>der</strong>ung zweier Erzbischöfe zu:<br />

Wichmanns und <strong>Die</strong>trichs. im Reformationsgeschehen spielte <strong>Calbe</strong> eine<br />

bedeutende Rolle, weil sich <strong>der</strong> Gegenspieler martin luthers, Erzbischof<br />

albrecht iV., eine Zeit lang ins Schloss von <strong>Calbe</strong> zurückgezogen hatte.<br />

in den Glaubenskriegen des 16. Jh., beson<strong>der</strong>s aber im Dreißig jährigen<br />

Krieg, erlitten <strong>Calbe</strong> und das nahe gelegene prämonstratenser-Stift<br />

„Gottes Gnade“ schwere Verluste.<br />

mit <strong>der</strong> Zugehörigkeit zu Brandenburg (später preußen) seit 1680 und <strong>der</strong><br />

Zuwan<strong>der</strong>ung französisch-hugenottischer manufakturisten begann ein<br />

erneuter, aber durch Krisen unterbrochener wirtschaftlicher aufschwung<br />

<strong>Calbe</strong>s, diesmal als Tuchmacher-Stadt. nach dem Übergang zur Fabrikproduktion<br />

und nach <strong>der</strong> Reichseinigung 1871 erlebte die Kreisstadt<br />

<strong>Calbe</strong> die Epoche ihrer größten wirtschaftlichen und kulturellen Blüte,<br />

die jäh durch den Ersten Weltkrieg beendet wurde.<br />

in <strong>der</strong> Folgezeit fristete die Stadt ein Dasein vorwiegend als Gurken-<br />

und Zwiebel-Produzent („Bollen-<strong>Calbe</strong>“). <strong>Die</strong> Gemüseproduktion in<br />

<strong>der</strong> fruchtbaren Gegend hatte sich quasi als zusätzliches wirtschaftliches<br />

„Standbein“ <strong>der</strong> <strong>Calbe</strong>nser allmählich schon seit dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

entwickelt.<br />

Der beachtliche aufschwung als DDR-industrie-Standort mit Nie<strong>der</strong>schachtofenwerk<br />

und Metallleichtbaukombinat war nur von geschichtlich<br />

kurzer Dauer und endete schon vor <strong>der</strong> „Wende“ von 1989/90.<br />

1 Alter Markt: Der platz gehört zum ältesten Kern <strong>der</strong> städtischen<br />

Siedlung „Calvo“. Sehenswert sind Gebäude aus dem 19. Jh.: <strong>Die</strong><br />

ehemalige Superintendentur Schlossstraße nr. 114, wo die Schriftstellerin<br />

und Sozialreformerin marie nathusius (1817-1857) ihre Kindheit<br />

und Jugend verlebte, das Kaiserliche postamt i. Klasse von 1887/88<br />

und gegenüber dem postamt das Königliche amtsgericht von 1879.<br />

(s. Tafelinformation auf dem Alten Markt)<br />

2 Kirchplatz: St.-Stephani-Kirche: Eine frühe St.-Stephani-Kirche<br />

wurde im 10. Jh. an <strong>der</strong> Stelle des Chorraumes <strong>der</strong> heutigen Hallenkirche<br />

erbaut. im 15. Jh. entschloss man sich, eine geräumige spätgotische<br />

Hallenkirche zu errichten, die 1495 fertig gestellt werden<br />

konnte. auf den Strebepfeilern sitzen 14 Steinfiguren zur abwehr<br />

böser Kräfte. an <strong>der</strong> sog. Wrangel-Kapelle mit einem Backsteinportal<br />

sind ein stark verwittertes Sandstein-Kruzifix, eine Sonnenuhr<br />

und das Wappen des Erzbischofs Ernst von Sachsen-Wettin zu sehen.<br />

am Kirchplatz ebenfalls sehenswert: Reste <strong>der</strong> mädchen-Volksschule<br />

von 1880 (die Knaben-Volksschule von 1857 wich einem parkplatz)<br />

und in <strong>der</strong> Ritterstraße 1 ein Rittersitz aus dem 15. Jh., 1715 erneuert,<br />

ein Relikt des Königshofes aus ottonischer Zeit. (s. Tafel am Kirchplatz)<br />

3 Marktplatz: <strong>Die</strong>ser platz wurde für die erstarkende Handelsstadt<br />

<strong>Calbe</strong> unter Erzbischof Wichmann in den 1160er Jahren neben dem alten<br />

markt angelegt. 1376 errichtete man ein Rathaus und stellte davor<br />

einen Roland als Zeichen kaiserlichen Schutzes auf. Das Rathaus wurde<br />

1876 im neo-Renaissance-Backsteinstil neu erbaut, die Rolandfigur ist<br />

schon die dritte und stammt aus dem Jahr 1976. Der turm hinter dem<br />

Rathaus ist ein alter Wachturm, <strong>der</strong> als Gefängnis und archiv diente.<br />

Weil hier auch <strong>der</strong> Zauberei beschuldigte menschen einsaßen (u. a. Ursula<br />

Wurm, 1634 verbrannt), hieß er im Volksmund <strong>der</strong> „Hexenturm“.<br />

Sehenswert ist auch <strong>der</strong> „Braune Hirsch“ von 1653 als <strong>der</strong> älteste noch<br />

betriebene Gasthof <strong>der</strong> Stadt (mit <strong>der</strong> musealen „Heimatstube“). im<br />

Durchgang zur <strong>Saale</strong>mühle ist eine Kanonenkugel aus dem Dreißigjährigen<br />

Krieg eingemauert. (s. Tafel auf dem Marktplatz)<br />

4 <strong>Saale</strong>-Mühle, Wehr und Mühlgraben: mühle, Wehr und mühlgraben<br />

gehören zu den ältesten anlagen von „Calvo“. Sie werden in<br />

Verbindung mit dem Königshof <strong>Calbe</strong> genannt und gehen auf das<br />

10. Jh., sicherlich aber auf eine noch frühere Zeit zurück. Zur Umgehung<br />

des Wehres und <strong>der</strong> mühle benutzten früher die Schiffe eine<br />

Flutrinne, heute dient dazu eine Schleuse (s. Tafel an <strong>der</strong> Schleuse).<br />

Der Erzbischof verschenkte die bedeutende mühle im 12. Jh. an<br />

das prämonstratenserstift (s. Tafeln in Gottesgnaden). Später wurde<br />

sie Erbpachtmühle, und im 19. Jh. erweiterte sie ein Unternehmer<br />

erheblich unter Einbeziehung ältester teile und wandelte die Seite<br />

rechts des mühlgrabens in eine papierfabrik um. (s. Tafeln an <strong>der</strong><br />

Mühle)<br />

abstecher nach 5 Gottesgnaden: mit einer <strong>der</strong> wenigen Gierseilfähren<br />

Deutschlands (s. Tafel an <strong>der</strong> Mühle) gelangen Sie zum so<br />

genannten merianblick (s. Tafel östlich an <strong>der</strong> Fähranlegestelle), zu den<br />

Über re sten des mittelalterlichen prämonstratenserstiftes „Gottes<br />

Gnade“ (s. Tafeln in Gottesgnaden) und zur Schleuse aus den 1930er<br />

Jahren (s. Tafel dort).<br />

abstecher zum Heger, zum Schlossanger und zum Mägdesprung:<br />

Wenn Sie dem Fußweg, statt nach Gottesgnaden überzusetzen,<br />

weiter nordwärts folgen, gelangen Sie zum Heger<br />

(s. Tafel an <strong>der</strong> Mühle) mit dem Schwimmbad und den Sportanlagen.<br />

(Fluss-) Schwimm bä<strong>der</strong> hatte <strong>Calbe</strong> schon seit <strong>der</strong> mitte des<br />

19. Jhs. Über die leichtmetall-mühlgrabenbrücke gelangen Sie auf<br />

den Schloss anger mit den teichen, die aus Restlöchern <strong>der</strong> tonför<strong>der</strong>ung<br />

für die alten Ziegeleien entstanden sind. Heger und anger<br />

bilden die „Grüne lunge“ von <strong>Calbe</strong>. am nordende des angers<br />

stoßen Sie auf die alte Kultstätte des mägdesprunges (s. Tafel dort).<br />

Gehen Sie den plattenweg in Richtung Osten weiter, gelangen Sie<br />

zum Bahnhof <strong>Calbe</strong> (<strong>Saale</strong>)-Ost (Grizehne). Hier war die Bahnstation<br />

einer <strong>der</strong> ersten deutschen Eisenbahnlinien (1839 eröffnet).<br />

nördlich vor dem mägdesprung dehnen sich bis zum Bahnhof<br />

<strong>Calbe</strong> (<strong>Saale</strong>)-Ost (Grizehne) die Reste des ersten nie<strong>der</strong>schachtofenwerkes<br />

<strong>der</strong> Welt, entstanden in den 1950er Jahren, aus.<br />

6 Heger-Sporthalle und 7 Schiller-Gymnasium (an <strong>der</strong> Stelle<br />

des Schlosses): Geht man den Fußweg wenige meter hinter <strong>der</strong><br />

Fähr-anlegestelle nach links in Richtung Stadt, überquert man zunächst<br />

eine mühlgrabenbrücke und sieht linker Hand (südwärts)<br />

das Friedrich-Schiller-Gymnasium, hervorgegangen aus <strong>der</strong> ersten<br />

nach dem Krieg erbauten Oberschule <strong>Calbe</strong>s, und rechts (nordwärts)<br />

die Heger-Sporthalle. an <strong>der</strong> Stelle <strong>der</strong> neubauten des Schillergymnasiums<br />

stand seit dem 14. Jh. ein unter Erzbischof <strong>Die</strong>trich<br />

erbautes Schloss, die beliebte Zweitresidenz <strong>der</strong> landesherren.<br />

Hier wurde landesgeschichte geschrieben (s. Tafel in <strong>der</strong> Nähe des<br />

Schiller-Gymnasiums). in den 1950er Jahren riss man das bedeutende<br />

Gebäude ab.<br />

8 Heiliggeist-Kirche, Graben- und Schlossstraße: Eine <strong>der</strong><br />

ältesten Kirchen <strong>Calbe</strong>s (Schlossstraße/nahe Ecke Grabenstraße)<br />

ist schon durch ihr mittelalterliches Äußeres nicht zu übersehen. Sie<br />

war in den anfängen <strong>der</strong> Siedlung <strong>Calbe</strong> eine dem Heiligen nicolaus<br />

geweihte Kaufmanns-Kirche, die später zu einem Gotteshaus<br />

für ein Elenden-Hospital unter dem Schutz des Heiligen Geistes<br />

umfunktioniert wurde. Hier wirkten u. a. die bemerkenswerten Beginen<br />

(s. Tafel neben <strong>der</strong> Neuapostolischen Kirche). Jenseits <strong>der</strong> Kirche<br />

verlief die nördliche doppelte Stadtmauer mit dem später verfüllten<br />

Graben (Grabenstraße). nördlich davor lag die sog. Schlossvorstadt,<br />

eine dörfliche Siedlung (s. Tafel am Nordende <strong>der</strong> Schlossstraße).<br />

Hinter dem nordende <strong>der</strong> Schlossstraße stoßen Sie auf die „neue<br />

Wohnstadt“, die im Zuge <strong>der</strong> Errichtung des nie<strong>der</strong>schachtofenwerkes<br />

<strong>Calbe</strong> (s. oben) erbaut wurde. Wenige meter weiter nördlich von<br />

<strong>der</strong> Heiliggeistkirche entfernt stand <strong>der</strong> bedeutendste historische<br />

Gasthof <strong>Calbe</strong>s, <strong>der</strong> „Goldene Stern“ (Schlossstraße 83), in dem<br />

viele persönlichkeiten <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, u. a. Wallenstein, abstiegen.<br />

nicht weit von <strong>der</strong> Heiliggeistkirche entfernt befand sich in <strong>der</strong><br />

Scheunenstraße 26 ein alterssitz des bedeutenden hugenottischen<br />

tuchunternehmers Jean tournier, heute <strong>der</strong> „Kin<strong>der</strong>- und Jugendhof<br />

<strong>Calbe</strong> des Katholischen Dekanats“.<br />

9 August-Bebel-Straße (vormals Poststraße): <strong>Die</strong>se Straße wurde<br />

zusammen mit dem gesamten Stadtviertel und dem sog. Breiteviertel<br />

(s. Tafel in <strong>der</strong> Breite) im 14. Jh. unter Erzbischof <strong>Die</strong>trich neu angelegt.<br />

Sehenswert in dieser Straße sind (s. Tafel in <strong>der</strong> August-Bebel-Str.):<br />

das Kreishaus und landratsamt (37/38) mit Blauem turm im Hof,<br />

das logenhaus <strong>der</strong> Freimaurer (36), ein harmonisch wie<strong>der</strong> hergerichteter<br />

ackerbürgerhof von W. Wickmann (46), das große patrizier-<br />

und ackerbürger-Haus (48), <strong>der</strong> alte „Central-Gasthof“ (5) vom<br />

Ende des 19. Jh. für die vielen Saison-arbeiter in <strong>der</strong> landwirtschaft<br />

und das aus dem 16. Jh. stammende Bürgerhaus an <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong><br />

Ecke august-Bebel-Str. / Wilhelm-loewe-Str. (W.-loewe-Str. nr. 16),<br />

das liebevoll von Familie Wolfram restauriert wurde.<br />

abstecher zur 10 St.-Norberti-Kirche und zum „Stift <strong>der</strong> Heiligen<br />

Elisabeth“ in <strong>der</strong> magdeburger Straße: Vom nordende <strong>der</strong> august-<br />

Bebel-Straße sind es 190 meter (westlich) bis zu den imposanten<br />

kirchlichen Gebäuden, die im Zuge <strong>der</strong> Rekatholisierung in <strong>der</strong><br />

zweiten Hälfte des 19. Jh. errichtet wurden (s. Tafel vor dem Eingang<br />

zur St.-Norberti-Kirche).<br />

11 <strong>Die</strong> Breite: <strong>Die</strong> „Breite“ wurde zusammen mit dem Breite-Stadtviertel<br />

und dem Stadtviertel um die heutige august-Bebel-Straße<br />

im 14. Jh. unter Erzbischof <strong>Die</strong>trich neu angelegt. Hier standen viele<br />

vornehme patrizierhäuser. Während <strong>der</strong> altpreußischen- und <strong>der</strong><br />

Franzosenzeit diente die Breite als paradestraße, in <strong>der</strong> bedeutende<br />

Stabsoffiziere und Generäle residierten. Sehenswerte Bauten sind<br />

(s. Tafel in <strong>der</strong> Breite): am unteren Ende auf <strong>der</strong> Westseite die 1936<br />

auf dem Gelände eines Gutsherrenhofes aus dem 17. Jh. errichtete<br />

Sparkasse (am Eingang rechts eine Steintafel des Gutsherrn und<br />

Stadtbeamten Lemmer), um die Ecke in <strong>der</strong> Wilhelm-loewe-Straße<br />

<strong>der</strong> Hofeingang und im Hofinnenraum die Reste eines taubenturmes.<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Sparkasse sieht man die nach dem Brand<br />

eines frühneuzeitlichen patrizierhauses übrig gebliebenen wertvollen<br />

portale. Hier stand eine bedeutende tuchmanufaktur des<br />

18. Jh., in <strong>der</strong> im 19. Jh. eine <strong>der</strong> ersten Dampfmaschinen in <strong>der</strong><br />

Hospitalkirche Gottesgnaden luftbild Heger Gymnasium Heiliggeist-Kirche Ehem. landratsamt<br />

St. norberti-Kirche Breite<br />

Sparkasse<br />

Sitznischenportal Breite 43 lemmer-Hof<br />

Breite westl. teil

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