Artikel als pdf-File herunterladen. - Katrin Zita
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[ IM FOKUS: GOlfTourismus ]<br />
Es war Mitte der Achtzigerjahre, Österreich<br />
zählte gerade mal 5.000 Golfspieler, <strong>als</strong> Gisela<br />
und Wilhelm Holleis ihre Leidenschaft für diesen<br />
Sport entdeckten und den Bau eines Golfplatzes<br />
in Zell am See initiierten. Und auch<br />
heute noch sprühen die Pioniere des Golf-Tourismus<br />
vor guten Ideen …<br />
Interview: <strong>Katrin</strong> <strong>Zita</strong><br />
Fotos: Jürgen Pletterbauer<br />
Am liebsten würde er seine<br />
Frau in einem Pinzgauer<br />
Steh-Ruderboot über den<br />
Zeller See schippern, weil<br />
man in diesem einander zugewandt<br />
ist „und ich ihr dann in die Augen<br />
schauen könnt’“, drückt der charismatische<br />
und charmante Hotelier Wilhelm<br />
Holleis (85) seine Zuneigung zu seiner<br />
Frau Gisela (80) aus. Den nächsten Wienbesuch<br />
plant er übrigens zum Opernball.<br />
Und zwar in dem Jahr, in dem seine achtjährige<br />
Nichte diesen dann <strong>als</strong> Debütantin<br />
eröffnen könnte. Wie man sieht, hat er<br />
noch viel vor, und dies war schon immer<br />
seine Stärke: der zielgerichtete Blick in die<br />
Zukunft!<br />
An einem lassen die beiden keinen<br />
Zweifel: Große Ziele erreicht man im<br />
Team. Sei es <strong>als</strong> Ehepaar – die beiden feiern<br />
2012 ihre diamantene Hochzeit – <strong>als</strong><br />
auch gemeinsam mit den Menschen aus<br />
der eigenen Region. Gisela Holleis führt<br />
auch heute noch versiert und voller Energie<br />
die Agenden des einzigen Fünf-Sterne-<br />
Hotels in Zell am See, des Salzburgerhofs,<br />
und freute sich am Tag unseres Interviews<br />
über eine weitere Auszeichnung: 4 Lilien<br />
mit der Höchstbewertung von 20 Punkten<br />
im Relax Guide sowie der Platz 1 ebendort<br />
im Gourmet-Top-Ranking.<br />
„Das ist die Freude an der Arbeit“,<br />
winkt Gisela Holleis bescheiden ab und<br />
verschwindet zu einem Besprechungstermin,<br />
während wir unser Gespräch mit<br />
ihrem Mann fortsetzen.<br />
Perfect Eagle: Herr Holleis, wie ist es<br />
um Ihr Golfspiel bestellt?<br />
Wilhelm Holleis: Am Donnerstag steht<br />
immer unsere „Runde der Giganten“ auf<br />
Das Ruder immer<br />
Freude an der Arbeit merkt man<br />
sowohl Gisela <strong>als</strong> auch Wilhelm<br />
Holleis an. Die Hoteliers nahmen<br />
sich gerne Zeit, um uns die schönsten<br />
Seiten in Zell am See zu zeigen.<br />
20 * 03 / 11 * PERFECT EAGLE
fest in der Hand<br />
Sie sitzen nicht nur gerne im selben<br />
Boot, sie lenken auch gerne gemeinsam<br />
die Geschicke der Region:<br />
Gisela und Wilhelm Holleis sind<br />
stark <strong>als</strong> Team, und das bereits seit<br />
über 60 Jahren.<br />
PERFECT EAGLE * 03 / 11 * 21
[ IM FOKUS ]<br />
PERFECT EAGLE-Autorin <strong>Katrin</strong> <strong>Zita</strong> traf mit Wilhelm Holleis<br />
einen der Pioniere des österreichischen Golf-Tourismus.<br />
dem Programm. Von dort komme ich gerade.<br />
Unser Flight bringt beachtliche 350<br />
Jahre zusammen, der Jüngste von uns ist<br />
82 Jahre alt. Derzeit liegt mein Handicap<br />
bei –25, ich hab heute zwei schöne Par gespielt<br />
und bin auch mit meinen Annäherungen<br />
durchwegs zufrieden.<br />
Wie haben Sie ursprünglich Ihre Freude am<br />
Golf entdeckt?<br />
Nachgefragt<br />
Was waren die ersten 18 Löcher in<br />
Zell am See?<br />
Die Löcher 1 bis 9 vom „Kitzsteinhorn“<br />
sowie vom später entstandenen Platz<br />
„Schmittenhöhe“ die Löcher 1, 2, 6, 7, 14,<br />
15, 16, 17 und 18.<br />
Die berühmtesten Gäste am Golfplatz?<br />
Es finden sich einige illustre Namen in der<br />
Besucherriege, von Keke Rosberg über die<br />
Golfer Greg Norman, Bernhard Langer, John<br />
Daly und Severiano Ballesteros bis hin zur<br />
Schauspiellegende Sean Connery. Letzterer<br />
hatte sich sogar den Kauf einer Wohnung im<br />
Grand Hotel überlegt, weil ihm die Gegend<br />
und der Patz so gut gefielen.<br />
Was erwartet die Golfer im GC Zell am See?<br />
Perfekt gepflegte Fairways und Greens in<br />
einem flachen, parkähnlichen Gelände mit<br />
zahlreichen Biotopen und Seen, gepaart mit<br />
einem traumhaften Alpenpanorama: Das ist<br />
der Championship Course „Schmittenhöhe“.<br />
Eingebettet in das sonnige und weite Salzachtal,<br />
ist unser Championship Course „Kitzsteinhorn“<br />
durch sein parkähnliches, flaches<br />
Gelände charakterisiert. Die ideale Lage im<br />
Talboden des sonnigen Salzacht<strong>als</strong> gewährleistet<br />
üblicherweise eine Bespielbarkeit von<br />
April bis November.<br />
www.golf-zellamsee.at<br />
WH: Meine Frau und ich waren in Bad<br />
Wörishofen im Allgäu, um uns die Kneipp-<br />
Kur für unser Hotel anzusehen. Dort hat<br />
dies nämlich Tradition, Sebastian Kneipp<br />
lebte in der Gegend. Und weil so ein<br />
Kuraufenthalt auch viel Zeit lässt, hat man<br />
uns den dortigen Golfplatz empfohlen.<br />
Nur mal um einen Kübel abzuschlagen.<br />
„Schaut’s euch das an“, meinte man zu uns.<br />
Was soll ich sagen? Es hat uns gefallen<br />
(lacht). Meine Frau hat dann gemeint: „Das<br />
müssen wir auch machen, das ist was für<br />
uns. Wir brauchen einen Golfplatz!“<br />
Und wie ging es dann weiter bis zur Eröffnung<br />
des Golfplatzes in Zell am See?<br />
WH: Ja, das war schon noch ein weiter<br />
Weg. Zuerst natürlich die Suche nach dem<br />
geeigneten Platz. Wir wussten, dass wir<br />
keine 9-Loch-Anlage wollten, sondern<br />
gleich 18 Loch. Es schien nahezu unmöglich,<br />
aus den vielen landwirtschaftlichen<br />
Kleinobjekten ein zusammenhängendes<br />
Areal verfügbar zu machen. Der bekannte<br />
Golfplatzarchitekt Donald Harradine, der<br />
für den schönen Platz in Seefeld verantwortlich<br />
zeichnete, gab uns Tipps, und wir<br />
holten ihn dann bald auch nach Zell am<br />
See. Anfangs noch gegen Kost und Logis –<br />
meine Frau stellte ein Zimmer zur Verfügung<br />
und ihre Mutter Juliane verwöhnte<br />
Harradine mit ihrem selbst gemachten<br />
Kaiserschmarr’n.<br />
Warum haben Ihre Frau und Sie sich persönlich<br />
so in das Golfplatzprojekt hineingehängt?<br />
WH: Wir hier in Zell haben eine der<br />
schönsten Landschaften. Und wir Pinzgauer<br />
sind eines: ehrlich und gastfreundlich<br />
(zwinkert). Wir freuen uns, wenn wir unseren<br />
Gästen unsere schöne Heimat zeigen<br />
können. Im Winter sind die Skigebiete eine<br />
sensationelle Visitenkarte. Und wir wollten<br />
auch im Sommer – neben dem Wandern<br />
und dem schönen Zeller See – etwas bieten.<br />
Und nachdem wir selbst so viel Freude am<br />
Golfspielen hatten und dabei gemeinsam<br />
Zeit verbringen konnten, war klar: Das<br />
müssen wir auch bei uns haben. Und nun<br />
sind wir schon seit Jahren auf unseren<br />
„Leading Golfcourse of Austria“ stolz.<br />
Das klingt nach sehr viel Überzeugungsarbeit<br />
und auch persönlichem finanziellen<br />
Input. Wie haben Sie das alles geschafft?<br />
WH: 1980 wurde der Golfausschuss in der<br />
Europa-Sportregion Marketing GmbH gegründet.<br />
Doch <strong>als</strong> ich das passende Grundstück<br />
schlussendlich mit einem unterzeichneten<br />
Kaufvertrag gesichert hatte,<br />
lehnte das Europa-Sportregion-Marketing<br />
eine Ausfallhaftung ab. Aber an diesem<br />
Punkt konnte und wollte ich nicht mehr<br />
aufgeben, und so nahm eine akribische Pilgerreise<br />
ihren Lauf: Ich wollte das Geld für<br />
den Bau der ersten neun Löcher mit Hilfe<br />
von Golfinteressierten und der lokalen Hotellerie<br />
aufstellen. Dafür haben wir Anteilscheine<br />
am künftigen Golfplatz verkauft:<br />
Für 80.000 Schilling war ein Gründungsanteil<br />
zu haben, die Eintrittsgebühr kostete<br />
dam<strong>als</strong> 15.000 Schilling.<br />
Das klingt nach einem enormen Kraftakt!<br />
Wie lange dauerte es, bis Sie mit dem Bau<br />
des Golfplatzes beginnen konnten?<br />
WH: Es war eine Tour zwischen Pontius<br />
und Pilatus, ich besuchte viele Hoteliers<br />
unserer Region. Aber bereits nach neun<br />
Monaten hatten wir unser Etappenziel erreicht:<br />
Neun Millionen Schilling Fremdfinanzierung<br />
waren gesichert und somit<br />
die Bausumme für neun Löcher, die der<br />
wieder eingeflogene Engländer David Harradine<br />
in die Tat umsetzte. Im Juli 1984<br />
wurden im Rahmen eines Journalistenturniers<br />
erstm<strong>als</strong> neun Löcher am ersten<br />
Golfplatz der Region Zell am See-Kaprun<br />
bespielt. Bei der offiziellen Eröffnung am<br />
23. September 1984 waren dann bereits alle<br />
18 Löcher bespielbar. Und heute umfasst<br />
die Anlage zwei hochinteressante 18-Loch-<br />
Anlagen und ist von April bis November<br />
bespielbar.<br />
Ihre Frau und Sie sind Visionäre und gelten<br />
<strong>als</strong> Ihrer Zeit immer weit voraus: Welche<br />
neuen Ideen haben Sie für den Golfsport in<br />
Ihrer Region?<br />
WH: Wir haben heute zwei wunderschöne<br />
Championship-Kurse. Wo wir einen großen<br />
Bedarf sehen, ist ein Kur-Golfplatz.<br />
Damit sind 9 Loch gemeint, am besten in<br />
der Mitte der beiden bestehenden Golfplätze<br />
und an das Clubhaus angebunden.<br />
Harradine sagte mal so schön: „Das Geld<br />
beim Golfen haben die älteren Menschen.<br />
Die können es sich leisten und haben auch<br />
die Zeit dafür.“<br />
Ein Kurplatz? Was meinen Sie damit genau?<br />
WH: Der Platz soll leicht zu spielen sein<br />
und mit einer Vielzahl von Ruheplätzen<br />
ausgestattet sein. Also da ein Bankerl zum<br />
Hinsetzen und dort ein hübsches Platzerl<br />
zum Ausruhen. Es soll einfach ein gemütlicher<br />
Platz entstehen, speziell für ältere und<br />
Ruhe suchende Menschen, wo man ohne<br />
Hektik spielt und die Natur genießt. Nicht<br />
so wie manche, die nur ihre 18 Löcher<br />
„durchrennen“.<br />
22 * 03 / 11 * PERFECT EAGLE
»Wo wir einen großen<br />
Bedarf sehen, ist ein<br />
Kur-Golfplatz […], wo<br />
man ohne Hektik spielt<br />
und die Natur genießt.<br />
Nicht so wie manche,<br />
die nur ihre 18 Löcher<br />
›durchrennen‹.«<br />
wilhelm holleis<br />
Die Hotels der<br />
Familie Holleis<br />
Der Salzburgerhof, geführt von Gisela Holleis,<br />
ist das Herzstück. Das 5-Sterne-Hotel gilt<br />
<strong>als</strong> Luxus-Hideaway und entscheidet die<br />
Wertungen des Relax Guides immer wieder<br />
für sich. www.salzburgerhof.at<br />
Sohn Wilfried Holleis, bereits <strong>als</strong> Hotelier<br />
des Jahres ausgezeichnet, führt das zweite<br />
Haus in Zell am See, das schmucke 4-Sterne-<br />
Haus Grand Hotel, und weiters auch das<br />
Hotel Miramar im kroatischen Opatija.<br />
www.grandhotel-zellamsee.at und<br />
www.hotel-miramar.info<br />
Ganz hoch oben, auf 2.315 Meter in der<br />
Weißsee Gletscherwelt, gibt’s die Familie<br />
Holleis auch nochm<strong>als</strong> <strong>als</strong> Gastgeber –<br />
im Berghotel Rudolfshütte.<br />
www.rudolfshuette.at<br />
PERFECT EAGLE * 03 / 11 * 23