Artikel als pdf-File herunterladen. - Katrin Zita
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ARCHITECTURE & DESIGN<br />
Michele Bönan ist Architekt aus<br />
Florenz mit österreichischen<br />
und ungarischen Wurzeln. Er<br />
arbeitet vornehmlich in Italien<br />
und den USA und entwirft<br />
Apartments, Hotels und<br />
Geschäfte für Industriemagnaten<br />
und berühmte Persönlichkeiten,<br />
wie beispielsweise die.<br />
Lungarno Collection der Familie<br />
Ferragamo. Vor kurzem wurde<br />
im schönen Salzburger Land<br />
das von ihm renovierte Jagd-<br />
Chalet „Wachtelhof“ eröffnet.<br />
INTERVIEW: KATRIN ZITA<br />
FOTOS: MASSIMO LISTRI<br />
Bereits <strong>als</strong> junger Student erhielt der<br />
renommierte, � orentinische Architekt<br />
Michele Bönan den ersten Auftrag für ein<br />
Projekt, das bereits dam<strong>als</strong> in Fachkreisen<br />
Anerkennung fand.<br />
Seitdem konnte er sein besonderes Können,<br />
historischem Gebäudebestand frischen<br />
Wind einzuhauchen, vielfältig beweisen. Er<br />
brachte aber auch viele neue Projekte auf<br />
den Weg, die in der ganzen Welt zu � nden<br />
sind (New York, Miami, London, Paris, Capri,<br />
Florenz, etc.). Aufgrund seines ausgeprägten<br />
Stil-Gefühls und seiner Sensibilität für Details<br />
wird er von der Fachpresse <strong>als</strong> „Architetto<br />
eclecttico“ bezeichnet. Denn immer identi� -<br />
ziert er sich ganz mit dem jeweiligen Projekt,<br />
dem Standort und der Persönlichkeit des<br />
Auftraggebers: „Wenn ich ein Projekt annehme,<br />
stelle ich mich emotional darauf ein und<br />
beginne umfassend zu denken. Ähnlich einem<br />
Film, in dem ich die Hauptrolle zu übernehmen<br />
habe, läuft die Inszenierung ab, in Bezug<br />
auf Kleidung, Identität, Wünsche und Vorstel-<br />
24<br />
INTERVIEW:<br />
„Als wär´s ein Film,<br />
in dem ich die<br />
Hauptrolle spiele ...“<br />
lungen, die mit Poesie und ästhetisch-kultureller<br />
Sensibilität einhergehen kann“. Michele<br />
Bönan ist ein „Perfektionist der Harmonie“. Er<br />
behauptet, dass ein Projekt aufgrund vieler<br />
Vorbilder leicht zu gestalten sei, ihn reize jedoch,<br />
etwas Spezielles zu kreieren und jedem<br />
Bauvorhaben Seele einzuhauchen. Seine<br />
Projekte lassen daher immer seine besondere<br />
Handschrift erkennen – Natürlichkeit und<br />
Eleganz von unglaublicher Leichtigkeit. Doch<br />
er ließ nicht nur Häuser bauen, er designt<br />
auch Marken-Boutiquen (MALO, BALLAN-<br />
TYNE), Motorboote und Segelschiffe, Möbel,<br />
Lampen und Teppiche und rundet damit sein<br />
großes Schaffenswerk ab. Vor allem „seine“<br />
Hotels � nden weltweit Beachtung und sind<br />
schon mit vielen Preisen versehen worden.<br />
Zum Beispiel das JK Place Florenz, JK Capri,<br />
Hotel Lungarno Florenz, Hotel Continentale<br />
Florenz, Hotel Gallery Art Florenz sowie das<br />
Hotel Portrait Suites Rom, Ristorante-Hotel<br />
„Casa Tua“ Miami, Cipriani Ocean Resort<br />
Miami, Palazzo Tornabouni Florenz und das<br />
Boutique Hotel Heidelberg Suites.<br />
Michele Bönan is Florentine architect<br />
with Austrian and Hungarian<br />
roots. He mainly works in Italy and the<br />
U.S., designing apartments, hotels,<br />
and stores for tycoons and celebrities.<br />
As a young student already, Michele Bönan<br />
entered the limelight of his profession.<br />
Since then, he has continuously proven his<br />
exceptional skill of revitalizing historic edi-<br />
� ces, while <strong>als</strong>o designing new projects all<br />
around the world. Bönan always identi� es<br />
himself with the current project, its location<br />
and the client’s personality. “Whenever I<br />
accept a project, I emotionally attune and<br />
begin to think extensively. It is like having<br />
the leading role in a movie.” As he states, it<br />
would be easy to base any project on role<br />
models. However, he seeks to do something<br />
special, a project with a soul - always<br />
natural, elegant, and of unbelievable lightness.<br />
Bönan <strong>als</strong>o designs boutiques, boats<br />
and ships, furniture and interiors. “His” hotels<br />
have received numerous awards.<br />
Homes & Lifestyle Magazin: Ihr neuestes<br />
Projekt, das Small Luxury Hotel Wachtelhof<br />
in Maria Alm, ist Mitte Dezember eröffnet<br />
worden: Welche Gefühle hat man<br />
<strong>als</strong> Ästhet und baulicher Schöpfer in solchen<br />
Momenten?<br />
Michele Bönan: Ein Traum ist Realität geworden.<br />
Ich entdeckte diese wunderschöne<br />
Alpenregion Maria Alm – Hinterthal durch<br />
meine Ehefrau Christine und vor vielen<br />
Jahren verliebten wir uns in dieses Objekt<br />
„Wachtelhof“, leider mit verschlossenen<br />
Türen. Ein Chalet, umringt von einer einmaligen<br />
Alpenkette, Natur und Tradition mit viel<br />
Charme und einer Ausstrahlung, die man<br />
sich erträumt. So kamen wir darauf: „Warum<br />
ARCHITECTURE & DESIGN<br />
Homes & Lifestyle Magazine: Your<br />
latest project Small Luxury Hotel Wachtelhof<br />
in Maria Alm was opened last<br />
December. As an esthete and designer,<br />
what do you feel in such moments?<br />
Michele Bönan: As if a dream has come<br />
true. I discovered this Alpine region<br />
thanks to my wife Christine. Many years<br />
ago, we fell in love with - then closed -<br />
“Wachtelhof”. A charming chalet with<br />
personality surrounded by a unique<br />
mountains, nature and tradition. So<br />
“Why not realize a dream? We live to<br />
make our dreams come true.”<br />
H & L Magazine: Which architectural<br />
structures were of special value?<br />
Where did you choose new elements?<br />
Michele Bönan: It was a hunting chalet<br />
and I wanted it to stay that way. The<br />
building’s energy was not to be shaken<br />
or changed. I only combined Austrian<br />
tradition with international in�uences.<br />
H & L Magazine: You enjoy the reputation<br />
of a star architect <strong>als</strong>o experi<br />
25
ARCHITECTURE & DESIGN<br />
nicht einen Traum in die Wirklichkeit umsetzen.<br />
„Wir leben, um unsere Träume zu verwirklichen“,<br />
das ist mein Lebenselexier.<br />
H & L Magazin: Welche baulichen Strukturen<br />
waren für Sie bei der Erhaltung besonders<br />
wertvoll? In welchen Bereichen haben<br />
Sie sich für neue Elemente entschieden?<br />
Michele Bönan: Dieses Objekt war ein Jagd-<br />
Chalet, es sollte <strong>als</strong> solches erhalten bleiben.<br />
Die Energie des Gebäudes durfte nicht<br />
erschüttert oder verändert werden. Die Symbiose<br />
zwischen österreichischer Tradition<br />
und internationalen Ein�üssen war die wesentlichste<br />
Veränderung, die ich vornahm.<br />
H & L Magazin: Sie gelten <strong>als</strong> Stararchitekt,<br />
der vor allem auch in Bezug auf das Thema<br />
Hotelbau sehr versiert ist. Welche „Spielregeln“<br />
gelten bei solch differenzierten<br />
Entwurfsaufgaben? Und wie meistert man<br />
solche baulichen Herausforderungen?<br />
Michele Bönan: Jedes Projekt hat seine<br />
„Anima“, seine Seele, daraufhin sind alle<br />
Aufträge verschieden und stimulieren mich<br />
immer wieder aufs Neue. Die Geschichte,<br />
die Natur und Kultur beein�ussen meine Regie<br />
und meine Entwürfe. Alle meine Projek-<br />
te sind sehr persönlich und ich behandle sie<br />
dementsprechend individuell. Ich sehe mich<br />
nicht <strong>als</strong> Architekt in meinen Hotelprojekten,<br />
sondern eher <strong>als</strong> ein anspruchsvoller Gast.<br />
H & L Magazin: Architektur ist ein gel(i)ebtes<br />
Thema in Österreich: Wen würden Sie<br />
<strong>als</strong> herausragenden entwurfstechnischen<br />
Visionär in diesem Land bezeichnen?<br />
Michele Bönan: Meine familiären Wurzeln<br />
sind aus Ungarn und Österreich und dementsprechend<br />
verbinden viele Eindrücke<br />
dieser beiden Länder meine Architektur. Ich<br />
fühle mich sehr verbunden mit zwei österreichischen<br />
Visionären, die die Geschichte<br />
der Architektur beein�ussten: Otto Wagner<br />
und Adolf Loos.<br />
H & L Magazin: Mittlerweile sind weltweit<br />
Hotels, die sie architektonisch umgesetzt<br />
haben, in Betrieb. Dazu zählen<br />
auch Häuser an solch mondänen Orten<br />
wie Miami, Capri, Florenz und auch das<br />
Schwesternhotel zum Wachtelhof, die<br />
Heidelberg Suiten. Welche spezielle The-<br />
„Die De�nition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu<br />
tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein)<br />
26<br />
matik verbinden Sie mit der Architektur<br />
auf österreichischem Boden?<br />
Michele Bönan: Das Chalet „Wachtelhof“ hat<br />
mich wieder an meine Familientraditionen<br />
erinnert, meine österreichischen und ungarischen<br />
Vorfahren. Familiengemälde, Jagderinnerungen<br />
meines Großvaters und natürlich<br />
die Familienverbindung meiner Gattin und<br />
meines Schwagers Peter Hütter. Die Verwurzelungen<br />
unserer Familien in diesem Ort sind<br />
sehr stark, deshalb die Betonung auf Tradition,<br />
Kultur und österreichischen Flair und Charme.<br />
enced in hotels. What are the dos<br />
and don’ts, what are the challenges?<br />
Michele Bönan: Each project has its<br />
“anima”, its soul, so no two projects are<br />
ever the same. History, nature, and culture<br />
in�uence my work. All my projects<br />
are quite personal and I treat each of<br />
them individually.<br />
H & L Magazine: Architecture is both<br />
lived and loved in Austria. Who are<br />
your Austrian visionaries?<br />
Michele Bönan: My family is from Hungary<br />
and Austria, so my architecture is<br />
connected to these countries. I can especially<br />
relate to Otto Wagner and Adolf<br />
Loos.<br />
H & L Magazine: You have designed<br />
hotels all around the world. Is there<br />
anything special between architecture<br />
and Austria?<br />
Michele Bönan: Chalet Wachtelhof reminded<br />
me of my family traditions, experiences,<br />
my wife, and my brother-inlaw<br />
Peter Hütter.<br />
H & L Magazine: What are the advantages<br />
of your “symbiosis of countries”<br />
when it comes to client wishes?<br />
H & L Magazin: Ihre familiären Wurzeln<br />
gehen auf ungarischen und auch österreichischen<br />
Boden zurück? Als Architekt sind<br />
Sie jedoch derzeit in Florenz ansässig. Welche<br />
Vorteile hat solch eine „Ländersymbiose“<br />
in einer Person beim Erspüren der<br />
Bedürfnisse unterschiedlicher Bauherren?<br />
Michele Bönan: Ich bin Italiener und lebe in<br />
Florenz, einer Kultur- und Kunststadt, mit<br />
Handwerkern, die mich verstehen und mit mir<br />
meine Träume verwirklichen. Ich arbeite international<br />
und doch zieht es mich immer wieder<br />
zurück nach Florenz, wo ich die Liebe für Details<br />
und individuelle Handarbeit noch �nde.<br />
H & L Magazin: Zurück zu Ihrem aktuellen<br />
Vorzeigeprojekt, dem Wachtelhof: Was<br />
würden Sie <strong>als</strong> die herausragenden Elemente<br />
in diesem Haus hervorheben? Wodurch<br />
unterscheidet sich Ihrer Meinung<br />
nach dieses Haus markant von anderen<br />
derzeit neu eröffnenden Spa-Hotels?<br />
Michele Bönan: Wachtelhof ist ein „Wellness-Chalet“,<br />
das alle Sinne anregt und<br />
für Wohlgefühl bei den Gästen sorgt. Der<br />
Gast betritt das Chalet und wird umhüllt<br />
von warmen Farb- und Lichttönen, Duft-<br />
und Musiknoten, bis hin zur mediterranen<br />
Küche und der kuscheligen SPA-Anlage.<br />
Das Gefühl von Intimität und persönlicher<br />
Betreuung, das Gefühl eine Oase gefunden<br />
zu haben, Komfort und Technik, um die sich<br />
mein Schwager Peter Hütter sehr gekümmert<br />
hat, sorgen für ein Wohlgefühl unserer<br />
Gäste, das heutzutage nur auf Insel-Resorts<br />
auf�ndbar ist. Wachtelhof ist von seiner<br />
Lage, Atmosphäre und Natur eine wahre<br />
„Wellness-Insel“ inmitten der Alpen.<br />
H & L Magazin: Der Wachtelhof liegt<br />
direkt an einer Skipiste und inmitten der<br />
schönen Bergwelt von Maria Alm. Ihrem<br />
architektonischen Geschick wird attestiert,<br />
dass Sie ein wahres „Ski-in and Skiout“-Hideaway<br />
geschaffen haben. Wie<br />
gelang Ihnen diese wohldosierte Balance<br />
zwischen Ästhetik und Balance?<br />
Michele Bönan: Beim Eintritt in das Hotel<br />
Wachtelhof vergisst jeder seinen Alltagsstress.<br />
Die verlorene Energie wird hier wiedergegeben,<br />
ob durch Aktivitäten in der<br />
Natur, von Skiwanderungen bis hin zu Heliskiing,<br />
oder bei Entspannung total im SPA,<br />
im Home-Cinema, bei Kutschenfahrten<br />
oder in der Library wird der Gast angenehm<br />
animiert, sein Gleichgewicht wieder zu<br />
�nden. Dasselbe Gleichgewicht, mit welchem<br />
das Chalet mit verschiedenen architektonischen<br />
und dekorativen Elementen die<br />
österreichische Tradition in eine modernere<br />
Form verwandelt.<br />
H & L Magazin: Welche Lieblingsplätze<br />
haben Sie selbst in diesem Hotel?<br />
Michele Bönan: Lounge und Spa sind mein<br />
Spiegelbild der Bergwelt.<br />
H & L Magazin: Ihr ausgeprägtes Raumgefühl<br />
zeigen Sie auch <strong>als</strong> Interior-Designer<br />
und entwerfen edle und unverwechselbare<br />
Wohnaccessoires. Wie sehr wird<br />
dieses ganzheitliche Denken seitens Ihrer<br />
Auftraggeber geschätzt?<br />
Michele Bönan: Die Individualität meiner<br />
Projekte ist aufgebaut auf Harmonie, Ironie<br />
und Details. Sicherlich schätzen meine<br />
Auftragsgeber das sogenannte „unico“,<br />
das nur zu erhalten ist aufgrund der Details.<br />
Heutzutage ist es sehr einfach, durch Messen<br />
und Internet geschmackvoll einzurichten,<br />
aber immer schwieriger, ein Ambiente<br />
mit etwas Speziellem und Unerwartetem zu<br />
kreieren. Dazu fällt mir ein <strong>Zita</strong>t von Albert<br />
Einstein ein: „Follia è fare sempre la stessa<br />
cosa e aspettarsi risultati diversi“.<br />
H & L Magazin: Welche Bauprojekte würden<br />
Sie sich für Ihr nächstes Projekt wünschen?<br />
Michele Bönan: Alle meine Projekte sind<br />
Träume, die <strong>als</strong> solche bestehen bleiben sollen,<br />
ohne sich in Alpträume zu verwandeln.<br />
“Tutti progetti sono nati per me come un<br />
sogno, tale deve rimanere e deve rimanere<br />
occupandosi di non diventare un incubo.”<br />
ARCHITECTURE & DESIGN<br />
Michele Bönan: I am Italian and live in<br />
Florence, a city of arts and culture. Although<br />
I work internationally, I always<br />
return to Florence. Here I �nd my love<br />
for details and individual craftsmanship.<br />
H & L Magazine: What are the prominent<br />
features of Wachtelhof?<br />
Michele Bönan: Wachtelhof is a comfortable<br />
chalet for all senses: warm colors<br />
and lights, odors and music, Mediterranean<br />
cuisine, and a cozy spa. It is a feeling<br />
of intimacy and personal service - of<br />
having found an oasis.<br />
H & L Magazine: How did you achieve<br />
this sensitive balance of<br />
esthetics and harmony?<br />
Michele Bönan: Chalet Wachtelhof helps<br />
you to forget your daily stress. You can<br />
recharge your batteries either through<br />
sports or by relaxing at the spa, watching<br />
a movie, etc.<br />
H & L Magazine: Where are your favorite<br />
spots at Wachtelhof?<br />
Michele Bönan: For me, the lounge and<br />
spa re�ect the mountain landscape.<br />
H & L Magazine: You <strong>als</strong>o design exclusive<br />
interiors. Do your clients appreciate<br />
that?<br />
Michele Bönan: My projects’ individuality<br />
is based on harmony, irony, and details.<br />
Trade fairs and the internet have<br />
made it easy to �nd nice interiors but it<br />
has become rather hard to create something<br />
special and unexpected. As Albert<br />
Einstein once said, “Insanity is doing the<br />
same thing over and over again and expecting<br />
different results”.<br />
H & L Magazine: What would you like<br />
to do next?<br />
Michele Bönan: All my projects are<br />
dreams and stay that way without becoming<br />
nightmares.<br />
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