Offener Brief - Ãsterreichischer Zivil-Invalidenverband
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<strong>Offener</strong> <strong>Brief</strong> des ÖZIV zum Thema Wohnen<br />
Wien, 28. Mai 2013<br />
Sehr geehrte Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger!<br />
Wir sind erfreut, dass derzeit intensiv über das Thema leistbares Wohnen<br />
diskutiert wird. Wir begrüßen auch die Einrichtung einer eigenen Arbeitsgruppe<br />
bestehend aus Regierungsmitgliedern, die mit der Erarbeitung von Vorschlägen<br />
zu diesem Themenkomplex betraut ist.<br />
Aus diesem Grund appellieren wir an alle Entscheidungsträgerinnen und<br />
Entscheidungsträger in Sachen Wohnen, die Anliegen von Menschen mit<br />
Behinderungen bei ihren Überlegungen miteinzubeziehen. Denn allzu oft werden<br />
im Zuge der Identifizierung von sogenannten Einsparungspotenzialen im<br />
Wohnbau Maßnahmen zur barrierefreien Gestaltung von Wohnflächen genannt.<br />
Das ist auch angesichts der demografischen Entwicklung und des damit<br />
wachsenden Bedarfs an barrierefreien Wohnungen äußerst kurzsichtig gedacht<br />
und in der Folge teuer. Denn durch die große Zahl nicht barrierefreier<br />
Wohnungen sind viele alte Menschen gezwungen, ihre vertraute Umgebung zu<br />
verlassen und in ein Pflegeheim zu übersiedeln.<br />
Barrierefreies Bauen kommt allen Menschen zugute. Insofern ist es für uns<br />
unverständlich, dass junge Familien gegen alte bzw. auch behinderte Menschen<br />
ausgespielt werden, weil barrierefreies Bauen angeblich teurer ist. Eine im<br />
Auftrag der Bundesinnung Bau erstellte Studie kommt zu dem Schluss, dass<br />
barrierefreies Bauen kostenneutral sein kann, wenn es rechtzeitig geplant ist.<br />
Leistbares Wohnen muss für ALLE Menschen möglich sein. Gerade Menschen<br />
mit Behinderungen verfügen sehr häufig über ein geringes Einkommen, weil sie<br />
nicht Vollzeit berufstätig sein können oder weil sie überhaupt keinen<br />
Arbeitsplatz finden und auf staatliche Unterstützungsleistungen angewiesen<br />
sind. Darüber hinaus ist gerade diese Personengruppe auf Barrierefreiheit<br />
angewiesen.<br />
Österreichischer A – 1 1 1 0 Wien, Hauffgasse 3-5 / 3. OG, Bundessekretariat<br />
<strong>Zivil</strong>-<strong>Invalidenverband</strong> Tel: +43 (0)1 - 513 15 35 – 0, FAX: 11 DW, buero@oeziv.org<br />
Bundessekretariat http://www.oeziv.org ZVR: 453063823 DVR: 0917575
Wir fordern daher:<br />
- Zweckwidmung der Wohnbauförderung<br />
- Koppelung der Wohnbauförderung an Barrierefreiheit<br />
- Laufende Überprüfung der Barrierefreiheit (Planung, Umsetzung, Fertigstellung)<br />
durch ExpertInnen aus den Reihen der Menschen mit Behinderungen<br />
- Anpassung der Wohnflächen im geförderten Wohnbau, damit barrierefrei<br />
gebaute Wohnungen auch den Anforderungen der Wohnenden entsprechen<br />
- Eine bundesweite Vereinheitlichung/Harmonisierung der Bauordnungen mittels<br />
verpflichtender 15a-Vereinbarung, in der die Kriterien des barrierefreien Bauens<br />
nach ÖNORM 1600 festgeschrieben sind<br />
- Ausbau und bessere Verankerung der Barrierefreiheit in allen Bauordnungen<br />
- Abwendung geplanter bzw. Zurücknahme bereits beschlossener<br />
Verschlechterungen der Bauordnungen (siehe Beispiele Vorarlberg und<br />
Oberösterreich)<br />
- Maßnahmen zur Förderung von Barrierefreiheit bei bestehenden Gebäuden und<br />
Wohneinheiten sowie von begleitenden Beratungen.<br />
- Reform des Mietrechts: in § 3 der MRG muss eindeutig definiert werden, dass<br />
„ortsüblicher Standard“ auch das Thema Barrierefreiheit umfasst. Damit ist es<br />
klar, dass es eine Verpflichtung des Vermieters ist, Wohnflächen und Zugang zu<br />
Wohnungen barrierefrei zu gestalten.<br />
Fest steht: es darf keine Neubauten geben, die nicht den Kriterien des<br />
barrierefreien Bauens entsprechen! Das ist im Behindertengleichstellungsgesetz<br />
festgeschrieben und auch ein Erfordernis der UN Konvention über die Rechte<br />
von Menschen mit Behinderungen.<br />
Nur barrierefreies Bauen ist zukunftsorientiert und nachhaltig.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. Klaus Voget<br />
ÖZIV-Präsident<br />
Hedi Schnitzer-Voget, MAS<br />
ÖZIV-Geschäftsführerin<br />
Österreichischer A – 1 1 1 0 Wien, Hauffgasse 3-5 / 3. OG, Bundessekretariat<br />
<strong>Zivil</strong>-<strong>Invalidenverband</strong> Tel: +43 (0)1 - 513 15 35 – 0, FAX: 11 DW, buero@oeziv.org<br />
Bundessekretariat http://www.oeziv.org ZVR: 453063823 DVR: 0917575